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„Doch waren es!“ Es waren goldene Spermien, auf schwarzen. Stoff. Ich glaubte, mein Schwein pfiff! Manche. Menschen litten echt unter Geschmacksverir- rung!
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Jule Matthies

Gechillt Roman

© 2013 AAVAA Verlag Alle Rechte vorbehalten 1. Auflage 2013 Umschlaggestaltung: AAVAA Verlag, Berlin Coverbild: iStock_8445347-Two Hearts Tropical Waters Printed in Germany ISBN 978-3-8459-0259-3 AAVAA Verlag www.aavaa-verlag.com eBooks sind nicht übertragbar! Es verstößt gegen das Urheberrecht, dieses Werk weiterzuverkaufen oder zu verschenken! Alle Personen und Namen innerhalb dieses Romans sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt .

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Kapitel 1

Endlich! Wieder einmal Sommerferien… „Mama, wo ist mein Bikini?“, schrie ich durch das ganze Haus. Meine Freundinnen schreckten vom Sofa hoch und guckten mich entgeistert an. Kurz vor den Sommerferien gab es bei uns immer den legendären Packstress. „Der müsste noch unten auf der Wäscheleine hängen!“, schrie Mama aus ihrem Schlafzimmer. Meine Freundinnen Lisa, Jette und Kaja beschäftigten sich derweil immer noch mit unseren Matheaufgaben, die uns Herr Muster extra für die Ferien mitgegeben hatte.

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„Damit ihr auch ja nicht aus der Übung kommt“, hatte er am Montag mit einem breiten Grinsen verkündet. Er gab uns vier Zettel mit binomischen Formeln, Logarithmus, Polynomdivision und noch vielem mehr. Die Überschrift lautete: „Mathematische Anwendungen, die man in der neunten Klasse kennen sollte“. „Der hat doch einen riesigen Knall!“ Lisa pfefferte die Zettel in die Ecke. „Welcher Mensch hat bloß diesen ganzen mathematischen Schwachsinn erfunden? Und vor allem, wozu?“, fragte Jette und gab ebenfalls auf, die Formeln zu verstehen. Ich selbst hatte mehr als die Hälfte von den Aufgaben schon abgearbeitet, denn schließlich wollte ich die nicht auch noch mit in den Urlaub nehmen. Aber momentan hatte ich keine Zeit irgendetwas zu erklären. Deshalb sammelte ich die Zettel zusammen und schaltete den Fernseher an. Somit waren die drei erst einmal versorgt und ich konnte meine Tasche packen. Schließlich wollten wir am nächsten Tag in den Urlaub fahren. „Hier, bitte schön.“ 4

Meine Oma stand im Türrahmen und reichte mir meinen frisch gewaschenen Bikini. „Danke Oma, wenigstens eine auf die man sich hier verlassen kann.“ „Ich verstehe euch nicht, ihr könnt doch ein paar Tage früher anfangen zu packen.“ Oma runzelte die Stirn, als sie das Chaos in meinem Zimmer sah. „Ach, das verstehst du nicht“, antwortete ich. Dabei hatte sie verdammt noch mal Recht! Es war wirklich jedes Jahr das Gleiche. Stress ohne absehbares Ende! Jedes Jahr fuhren wir in den Sommerferien mit unserem Segelboot vier Wochen weg, das konnte ja immer nur Stress bedeuten. Schließlich musste man für alle Wetterlagen gewappnet sein, die „Delta Papa 07" voraussagte. Somit wurden Klamotten vom Bikini bis zum Gummistiefel eingepackt. Gegen Abend hatte ich es dann tatsächlich geschafft, die Tasche mit Gewalt zu zubekommen. „Ciao Sophie, wegen Mathe müssen wir dann noch mal gucken. Ansonsten fragen wir einfach Justin, ob er das für uns macht“, verabschiedeten

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meine Freundinnen sich, um den Heimweg anzutreten. Hinterlassen hatten sie allerdings ein noch größeres Chaos, als das was vorhin beim Packen in meinem Zimmer herrschte. Es blieb mir nichts anderes übrig, als die Krümel vom Bett zu saugen und die Colaflecken vom Boden zu wischen. Zum Glück hatte ich PVC verlegen lassen und keinen Teppich! Ich überlegte noch ein letztes Mal, ob ich auch wirklich alles eingepackt hatte und um halb drei lag ich dann auch endlich im Bett. Ich musste dringend Kraft tanken, um den morgigen Tag zu überstehen. Schon um Viertel nach acht kam Papa in mein Zimmer gerast, riss mir die Decke weg und den Rollladen hoch, öffnete das Fenster und sagte, mit nicht sehr leiser Stimme, dass ich nun aufstehen sollte. Mittlerweile beeindruckte mich sein Aufwachritual nicht mehr. Ich griff nach der nächstbesten Decke und drehte mich auf die andere Seite, um noch ein paar Minuten zu dösen. Doch Papa gab so schnell nicht auf. Nach der dritten Mahnung stand ich dann doch widerwillig auf und schleppte mich ins Bad. 6

Nach dem Frühstück packten wir die Taschen und Kühlschranksachen ins Auto. Meine kleine Schwester und ich verabschiedeten uns von unseren Kaninchen, auf die Oma und Opa nun aufpassen mussten. Opa brachte uns die zwei Kilometer bis zum Hafen, wo unser Boot lag. Papa war schon mit seinem Fahrrad losgefahren und baute die Plane ab. Als Opa am Seitenstreifen parkte, damit wir die Taschen aus dem Kofferraum räumen konnten, kam mir sofort meine beste Freundin Lena mit zwei vollen Reisetaschen entgegen. Ich überlegte kurz, wofür man so viele Klamotten brauchte, wenn man doch nur eine Woche durch die Gegend tuckerte. Mit Sack und Pack ging es dann die Brücke zum Steg hinunter. Papa schrubbte inzwischen auf der „Meteor“ das Deck. Wir hatten das Boot 2005 in den Niederlanden gekauft und seitdem fuhren wir die Elbe auf und ab. Wenn wir mal etwas mehr Zeit hatten, sprich zum Beispiel in den Sommerferien, fuhren wir auch auf der Nord- oder Ostsee. Bisher hatten wir zwar mit der Ostsee bessere Erfahrungen gemacht, aber in diesem Urlaub wollte Papa un7

bedingt auch mal auf der Nordsee fahren. Wir verstauten unser Gepäck und legten ab. Dieses Jahr wollten wir nach Cuxhaven segeln, wo Lenas Eltern sie wieder abholen wollten. Danach wollten wir weiter bis Sylt um noch ein paar Wochen in der Sonne zu brutzeln. Das Leben konnte so schön sein! Das Thermometer zeigte vierunddreißig Grad Celsius an, die Sonne schien und wir hatten sechs Wochen Ferien, zu genial! Während Lena mir half, die Taue aufzuschießen und die Fender reinzuholen, kochte Mama unten in der Kombüse Ravioli. Meine Leib- und Magenspeise! Derweil steuerte Papa immer weiter Richtung Westen. Nachdem wir drei Dosen Ravioli gegessen hatten, waren alle satt und zufrieden. Etwa eine halbe Stunde später hatten wir dann auch schon die Hafeneinfahrt von Wedel vor der Nase. Nun ging alles von vorne los, nur umgekehrt. Leinen klar machen, Fender raushängen und einen geeigneten Liegeplatz finden, was jedes Mal eine neue Herausforderung war. „Ey Ilo, ist da eine Box frei?“, rief Papa nach vorne. „Ne du, da ist rot!“, kam es von Mama zurück. 8

„Okay, dann nehmen wir doch die Box dahinten.“ Als wir dann endlich in der viel zu kleinen Box fest gemacht hatten, war es schon Kaffeezeit. Der Hafen war ziemlich voll, somit war der Andrang beim Hafenmeister groß. Wir beschlossen, noch in die „Badebucht“ zu gehen und packten unsere Sachen zusammen. Papa wollte an Bord bleiben, um noch ein bisschen „Klarschiff“ zu machen und außerdem hatte er Rückenschmerzen. Auf dem Weg zum Schwimmbad hatten Lena und ich so viel Langeweile, dass wir anfingen, die Schafe auf dem Deich zu zählen. „Boah ey, das Schaf hat ja einen roten Punkt auf dem Rücken“, schrie meine kleine Schwester. Franzi war zehn Jahre alt und eigentlich ganz in Ordnung. Nur ab und zu konnte sie etwas nerven, wie momentan. Lena versuchte ihr zu erklären, dass das Markierungen waren, damit der Bauer seine Schafe wieder erkennen konnte. Doch an Franzis Gesichtsausdruck merkte ich schon, dass sie das nicht kapierte oder es einfach nicht kapieren wollte. Wie dem auch gewesen sei, kam plötzlich ein Schrei von Mama: 9

„Diese doofen Mistviecher! Wieso müssen die überall hinkacken?“ Ganz ehrlich, um das herauszufinden, musste sie uns doch nicht fragen, sondern die Schafe. Denn schließlich war das ja nicht ich, die da auf den Weg machte. Als wir endlich im Schwimmbad ankamen, war es schon brechend voll. Im Schwimmbecken waren lauter Rentner, kleine Kinder mit Schwimmflügel und im Whirlpool saßen zwei verliebte Pärchen. Nachdem ich meinen frisch gewaschenen Bikini angezogen hatte und Lena mir ihr neues Oberteil zeigte, wagten wir es, uns langsam in die Menge zu stürzen. Ganz hinten in der letzten Ecke hatte Lena noch eine Liege für uns gesichtet, neben der zwei aufgestylte Mädchen saßen. Ungefähr fünfzehn Jahre schätzte ich die beiden schon. Oh mein Gott, sahen die schlimm aus! Lena und ich konnten uns das Lachen kaum verkneifen. Doch weil wir so nette Menschen waren, gingen wir auf die beiden zu und fragten ganz freundlich, ob die Liege neben ihnen noch frei sein würde. Da sie das war, pfefferten wir unsere Sachen einfach darauf und liefen zum Becken. 10

„Hey, da sind ja auch Franzi und Mama“, sagte ich leise zu Lena. „Lass uns Franzi mal ein bisschen ärgern.“ Nachdem wir Franzi ein paar Mal untergluckerten, spürte ich plötzlich ein Ziehen an meinem Bikinioberteil. „Ey Lena, kannst du das nächste Mal nicht ein bisschen besser aufpassen?“, fauchte ich sie an. „Das war ich doch gar nicht.“ Neben mir tauchte plötzlich ein Junge auf, der mir irgendwie bekannt vorkam. „Hi Sophie, was machst du denn hier?“, fragte er verwirrt. Ich glaubte es nicht, vor mir stand Chris! Der Chris, mit dem ich bis jetzt jedes Jahr aufs Neue nach Amrum gefahren bin! Der Chris, der in Hausbruch bei uns quasi kurz um die Ecke wohnte und ein guter Kumpel von mir war! Der Chris, dessen Spezialität es war, die Bikinioberteile von Mädchen zu öffnen! „Ähm, ich… äh… schwimmen. Aber was machst du hier?“, fragte ich ihn, nachdem ich mich von dem Schock wieder erholt hatte.

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„Womöglich das Gleiche wie du. Ich bin mit Vanessa und Teresa hier. Die beiden haben mich sozusagen gezwungen, mit hierher zu kommen.“ „Du meinst doch nicht etwa die beiden Tussis da hinten?“, gab Lena ihren Senf dazu. „Ah, ihr kennt die beiden also schon…“ „Du Armer! Wie kannst du das mit diesen komischen Menschen bloß aushalten? Hast du nicht Bock ein bisschen mit uns zu chillen?“, fragte ich ihn, weil er wirklich zu bemitleiden war. „Echt, du hast was Besseres verdient, als die beiden dahinten!“, rief Lena so laut, dass sich alle zu uns umdrehten. „Meint ihr? Dann hole ich schnell unsere Handtücher und wir setzen uns wo anders hin. Mit Vanessa und Teresa ist das echt nicht zum Aushalten.“ „Ne brauchst du nicht, ich mach das schon, dann fällt das nicht so auf“, entschied Lena. Fünf Minuten später kam sie mit unseren Handtüchern wieder. „Meine Fresse, das sind ja richtige Zicken! Ich wollte doch nur Chris’ Handtuch mitnehmen. 12

Doch die beiden haben gleich angefangen mich auszufragen, was ich damit will, woher ich Chris kenne und so weiter!“ Kaum hatte Lena uns von den beiden berichtet, liefen hinter uns zwei Gestalten lang, die auf 180 waren. „Was hast du denn mit denen gemacht?“, fragte Chris mit einem breiten Lächeln. „Och, ich hab denen nur meine Meinung gesagt“, gestand Lena. Wir schwammen schnell in eine verlassene Ecke und fingen laut an zu lachen. „So etwas Dummes hab ich wirklich noch nie gesehen! Seit wann geht man denn mit Schminke und allem Drum und Dran ins Schwimmbad?“, prustete Lena los. „Na ja, die beiden wollen mich echt unbedingt haben! Aber danke, dass ihr mich vor diesen Monstern gerettet habt.“ Wir lachten noch eine Weile, und als uns der Bauch vor Lachen wehtat, ließen wir uns erschöpft auf unsere gerade frei gewordenen Liegen fallen. „Man hab ich ein Hunger!“, kam es plötzlich von Chris. 13

„Hast du das nicht immer? Na ja, so ganz wenig Hunger hab ich aber auch nicht, komm lass uns doch etwas essen gehen“, schlug ich vor. Das ließ sich keiner zweimal sagen und schon saßen wir, jeder mit einer großen Portion Pommes, oben im Restaurant. Vanessa und Teresa waren mittlerweile schon abgerauscht, die waren nicht mehr so happy. Wir redeten noch ein bisschen von früher, bis Chris meinte, er müsste jetzt dringend nach Hause, weil er nachher noch zum Fußball müsste. Wir beschlossen, dass wir uns irgendwann mal wieder treffen müssten. Nachdem Chris gegangen war, war uns eine Zeit lang ziemlich langweilig. Wir setzten uns auf unsere Liege und hörten ein wenig Musik. Als ich schon halb eingepennt da lag, spürte ich plötzlich einen kurzen Schmerz an meinem Arm. „Hey Sophie! Guck dir den mal an! Zum Weglachen!“, schrie Lena mich an. Ich musste erst mal wieder zu mir kommen, um das alles zu realisieren. Gerade eben war eine Clique lauter Jungs mit lautem Geschrei ins Wasser gesprungen. „Hast du die Badehose von dem Typen gesehen?“, fragte Lena aufgeregt. 14

„Ne hab ich nicht. Was war denn damit?“ Ich war verwirrt. „Der hatte irgendwie solche komischen Figuren darauf. Komm das sehen wir uns mal genauer an.“ Schon zog mich meine Freundin mit ins Wasser. Nachdem wir dem Typen zwanzig Minuten hinterher gelaufen waren, um des Rätsels Lösung zu finden, konnten wir uns vor Lachen kaum noch halten. „Das waren doch nicht etwa…?“ „Doch waren es!“ Es waren goldene Spermien, auf schwarzen Stoff. Ich glaubte, mein Schwein pfiff! Manche Menschen litten echt unter Geschmacksverirrung! Und dieser Junge war der eindeutige Beweis dafür. Um uns ein wenig abzureagieren, checkten wir, was in der Rutsche so abging. Doch dort trafen wir ausgerechnet die Clique von vorhin wieder. Lena und ich konnten uns ein Schmunzeln nicht verkneifen, als der Typ mit seiner Badehose vor uns stand. Zu allem Überfluss zog er, kurz bevor er losrutschte, seine Badehose komplett runter, sodass sein Hintern uns 15