feminismus & tierrechte

Allegra Wolff mit der Frage, wie Fleischkonsum mit der veralteten Männerrolle zusammenhängt und wieso intersektionaler* Feminismus alle unterdrück-.
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KULTUR & GESELLSCHAFT

FEMINISMUS & TIERRECHTE TEXT: ALLEGRA WOLFF, ILLUSTRATION: CAROLINA FLORES

GIBT ES EINE VERBINDUNG ZWISCHEN FEMINISMUS UND ETHISCHEM VEGANISMUS? PASST ES ZU EINER FEMINISTISCHEN HALTUNG, PRODUKTE ZU KONSUMIEREN, DIE DURCH AUSBEUTUNG UND UNTERDRÜCKUNG ENTSTANDEN SIND? KRITISCHE GEDANKEN ZU EINEM HEIKLEN THEMA.

Tierrechte sind für mich eine feministische Angelegenheit. Das mag für die eine oder andere Person weithergeholt klingen – doch das sehe ich nicht so. Der Feminismus kämpft gegen die Objektifizierung der Frau und erkennt, dass der weibliche Körper oft als blosses Objekt porträtiert wird. Objektifiziert zu werden bedeutet, dass der eigene Körper und das eigene Leben ausschliesslich für den Profit einer anderen Person oder Personengruppe existieren. Sobald Körper also objektifiziert werden, sehen wir sie als Dinge, die uns in irgendeiner Weise dienen. Was das mit Tieren und Veganismus zu tun hat? Auch Tiere werden auf ihren Körper reduziert. In unserer Gesellschaft sind sie selten mehr als Produkte, die konsumiert werden. Sie sind Versuchsobjekte, an denen experimentiert wird und dienen in Zoos und Zirkussen der menschlichen Unterhaltung. Besonders weibliche Tiere werden aufgrund ihres Geschlechts unterdrückt und ausgebeutet. Milch, Eier und Fleisch können nur entstehen, wenn ein weibliches Tier reproduziert. Die Tierindustrie institutionalisiert ein System der Ausbeutung und Unterdrückung. Mit Hilfe sogenannter “Rape Racks” (offizielle Bezeichnung!) werden weibliche Kühe und Schweine wiederholt künstlich befruchtet. Denn ohne weiteren Nachwuchs können Kühe beispielsweise nicht ständig Milch produzieren. Und auch die Fleischindustrie braucht

pausenlos Nachschub. Mich interessiert: Worin unterscheidet sich diese „Objektifizierungskultur“ von derjenigen, gegen die FeministInnen kämpfen? An dieser Stelle möchte ich ausdrücklich klarstellen, dass ich mit diesen Ausführungen (sexuelle) Gewalt gegenüber Frauen unter keinen Umständen verharmlosen möchte. Viel mehr geht es mir darum, aufzuzeigen, dass hier tatsächlich einige Parallelen existieren. Tiere können uns ihre Zustimmung oder Ablehnung nicht verbal und klar verständlich mitteilen – der sonst so wichtige Consent scheint hier aussen vor gelassen zu werden. Sollten FeministInnen daher nebst den Rechten der Frauen nicht auch für Tierrechte und Veganismus plädieren? Auch wenn das ganze Thema sehr komplex ist: Ja, meiner Meinung nach sollten sie das.

Der zweite Teil dieser Kolumne findet sich online auf www.vlowers.ch/blog. Hier befasst sich die Autorin Allegra Wolff mit der Frage, wie Fleischkonsum mit der veralteten Männerrolle zusammenhängt und wieso intersektionaler* Feminismus alle unterdrückten Gruppen einschliessen sollte – auch die Tiere. *intersektional: Überschneidung (engl. intersection = Schnittpunkt, Schnittmenge) von verschiedenen Diskriminierungsformen in einem Individuum.

VLOWERS MAGAZIN

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