farbpasten - Harold Scholz & Co GmbH

Das AgBB-Schema nahm das Deutsche Institut für Bau- technik zur Grundlage der Entwicklung der „Grundsätze zur gesundheitlichen Bewertung von ...
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FARBPASTEN Das Leben ist nicht nur schwarz und weiß von Gerhard Nemecek, Vertriebsleiter für Pigmentpräparationen, Harold Scholz & Co. GmbH, Recklinghausen, e-mail: [email protected] In der heutigen Welt treffen wir überall auf eine Vielfalt von Beschichtungs- und Baustoffen, die neben funktionellen Eigenschaften auch das weite Spektrum der Farben widerspiegelt. Hersteller von diesen Gütern sind mit einer Vielfalt von zu berücksichtigenden Umweltzeichen, z. B. dem Blauen Engel, und Bewertungsschemata zur Messung und Beurteilung der Innenraumluftbelastung, wie jenes vom AgBB, konfrontiert. Damit ist ein wichtiges Auswahlkriterium bei Rohstoffen, somit auch bei Pigmentpasten, ob diese für sich oder im fertigen Produkt diese Anforderungen erfüllen.

Die bunte Welt aus Sicht des Blauen Engels und den Kriterien der Richtlinie RAL-UZ 102 Der Blaue Engel ist das erste und bekannteste Umweltzeichen, das bereits seit 1978 einen Umweltstandard darstellt, der Zeichen und Maßstäbe setzt. Die Mehrheit der Endverbraucher kennen den Blauen Engel und schätzen ihn als zuverlässige Informationsquelle und als Entscheidungskriterium für einen umwelt- und gesundheitsbewussten Einkauf. Produzenten von Wandfarben müssen bereits bei der Auswahl der Rohstoffe beachten, dass sie Kriterien der Richtlinie RAL-UZ 102 zu erfüllen haben. Ein beträchtlicher Anteil an Wandfarben wird mit verschiedenen Pigmentpasten abgetönt. Deswegen sind auch die Pigmentpastenproduzenten gefordert, qualitativ hochwertige Rohstoffe einzusetzen, damit das verkaufsfertige abgetönte Produkt die Richtlinie zur Vergabe des Umweltzeichens erfüllt. Die Präparationshersteller waren vor allem damit konfrontiert, dass APEO-frei formuliert werden musste. Der VOC-Gehalt muss kleiner als 700 ppm sein, und der Einsatz von vielen bis dahin verwendeten Konservierungsstoffen wurde sehr stark limitiert beziehungsweise verboten. Bisher sind nur sehr wenige Pastensysteme am Markt, die alle diese Bedingungen erfüllen. Dies macht es für Farben- und Lackhersteller schwierig, die strengen Vorgaben diverser Umweltstandards auch für getönte Systeme einzuhalten. Es wurde viel Arbeit investiert, um Additive zu finden, die das Antrocknen am Dosierventil aufgrund des minimal erlaubten VOC-Gehaltes verhin-

Abbildung 1: Euronox/Euronyl LF2 Pastensystem der Firma Harold Scholz für wasserbasierende Wandbeschichtungen

dern. Das weitaus schwierigere Problem war, Ersatzprodukte für die durch die Richtlinie verbotenen oder nur eingeschränkt erlaubten Konservierungsstoffe, im speziellen für die Topfkonservierung, zu finden. Zudem mussten bei den Produzenten von Pasten auch hohe Investitionen in die Produktionsanlagen erfolgen, um mikrobiologische Verunreinigungen zu vermeiden. Ein Beispiel für ein Pastensystem, das die RAL-UZ 102 erfüllt ist in Abbildung1 dargestellt.

Abbildung 2: Viskositätsbeeinflussung bei einer Dispersionsfarbe durch die jeweilige Zugabe von 5% Euronox /Euronyl–Pasten

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FARBPASTEN

Abbildung 3: Beispiel eines Pastensystems bestehend aus den Euronox/Euronyl W Pasten der Firma Harold Scholz

Laboruntersuchen mit diesem System haben bewiesen, dass auch beim Einsatz von alternativen Rohstoffen die Endprodukteigenschaften nur sehr gering beeinflusst werden. In Abbildung 2 ist beispielhaft der Einfluss auf die Viskosität dargestellt.

Farbenfrohe Innenräume aus Sicht des Bewertungsschemas des AgBB Der Konsument gestaltet seinen privaten Wohnbereich bunter. Aber gerade Bauprodukte können eine bedeutsame Quelle für die Belastung der Innenraumluft durch flüchtige organische Verbindungen (kurz: VOC) darstellen. Der „Ausschuss zur gesundheitlichen Bewertung von Bauprodukten“ (AgBB) hat deswegen Prüfkriterien erarbeitet und daraus ein Bewertungsschema für VOCEmissionen aus innenraumrelevanten Bauprodukten entwickelt. Es werden rund 170 für relevant erachtete NIKWerte geprüft und bewertet. Das AgBB-Schema nahm das Deutsche Institut für Bautechnik zur Grundlage der Entwicklung der „Grundsätze zur gesundheitlichen Bewertung von Bauprodukten in Innenräumen“. Diese sind  maßgeblich relevant zur Erlangung des Ü-Zeichens im Rahmen  der allgemeinen technischen Zulassung. In der Abbildung 3 ist ein Mischsystem dargestellt, welches dem Beschichtungshersteller ermöglicht, dem Kundenwunsch nach einer farbenfrohen Wohnung Rechnung zu tragen. Erzeuger von den verschiedensten Bauprodukten sind interessiert, ihren Kunden individuelle Lösungen anzubie-

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Abbildung 4: Einfluss unterschiedlicher Zugabemengen an Euronyl/Euronox-W-Pasten auf den Glanz einer wässrigen Beschichtung

ten. Als Beispiel sei hier eine 2-K selbstverlaufende Bodenbeschichtung auf Epoxidbasis erwähnt. Neben der Erfüllung des Bewertungsschemas des AgBB ist für Produzenten dieser Art von Bodenbeschichtung wichtig, dass die Farbpasten keinen beziehungsweise nur einen sehr geringen Einfluss auf den Verlauf, Entgasung und auf das Erscheinungsbild (wie den Glanz) haben. Pasten sollten natürlich nicht nur bei Bodenbelägen, sondern auch bei jeder anderen Beschichtung diese Eigenschaften minimal beeinflussen (Abbildung 4).

Fazit Durch die immer größere Anzahl an Richtlinien, Bewertungsschemata und Empfehlungen stehen nicht nur die Beschichtungshersteller, sondern auch die Pigmentpastenhersteller vor neuen Herausforderungen, entsprechende Entwicklungs- und Forschungsarbeiten sind zu betreiben, um die Vorgaben der Umweltstandards erfüllen zu können und gleichzeitig die gewünschten Produkteigenschaften beizubehalten.

Quellen www.umweltbundesamt.de/produkte/beschaffung/ gebaeudeinnenausstattung/wandfarben.html www.umweltbundesamt.de/produkte/bauprodukte/agbb.htm