Farang und Lotusblüten

les, Politik, Privates, ja sogar über Intimes, halt über Gott und die. Welt. Spannend waren ... Unsere Nerven lagen blank und wir verschoben unsere Fluchtpläne.
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Franky Kuchenbecker

Farang und Lotusblüten Mit dem Rucksack durch die Mekongregion

Reisebericht

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© 2014 AAVAA Verlag Alle Rechte vorbehalten 1. Auflage 2014 Umschlaggestaltung: AAVAA Verlag Coverbild und Fotos: Franky Kuchenbecker Printed in Germany

AAVAA print+design Taschenbuch: Großdruck: eBook epub: eBook PDF: Sonderdruck:

ISBN 978-3-8459-0906-6 ISBN 978-3-8459-0907-3 ISBN 978-3-8459-0908-8 ISBN 978-3-8459-0909-7 Mini-Buch ohne ISBN

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort und Vorgeschichte Fredy geht nach Thailand Klara Mit dem Motorrad in den Bergen Nordthailands Im einstigen Indochina Insel Ko Chang Ban Peh, Ko Samet und Pattaya Taucherinsel Ko Tao und Partyinsel Ko Phangan

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Vorwort und Vorgeschichte

Mein Name ist Alex. Ich wohne in Köln und bin seit vielen Jahren in einem großen Chemieunternehmen beschäftigt. Wir verarbeiten Erdöl. Mittlerweile wird die meiste Arbeit von Maschinen und Computern erledigt. Das war vor 25 Jahren anders. Da musste man noch richtig Hand anlegen. Große Ventile wurden mit Muskelkraft auf- und zugedreht. Damals waren gute Arbeitskräfte Mangelware. Es war an einem kalten Oktobertag im Jahr 1989. Ich arbeitete im Außenbereich und war damit beschäftigt, einige Ventile zu öffnen, eine Knochenarbeit. Mein Boss kam und stellte mir einen neuen Kollegen vor, einen blonden, großen, kräftigen Mann, so um die 30 Jahre alt. „Das ist einer von drüben. Ein Ossi. Mit dem wirst du von jetzt an zusammenarbeiten. Er heißt Fred. Lern ihn gut an! Im Osten hat er in einer Schwimmhalle gearbeitet. Da mussten sie auch Ventile aufund zudrehen.“ Dabei lachte er. „Leute wie ihn können wir gebrauchen.“ Ein wenig verunsichert stand der Neue da. Man sah ihm an, dass er in den letzten Wochen viel durchgemacht hatte. Mit Frau und zwei Kindern war er aus Ostdeutschland geflohen. Froh darüber einen Gehilfen zu bekommen, streckte ich ihm meine Hand entgegen. „Ich heiße Alexander. Meine Freunde nennen mich Alex. Herzlich willkommen im Westen.“

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Sein Gesicht hellte sich auf. Mit einem kräftigen Handschlag und Berliner Akzent antwortete er freudig: „Meine Freunde nannten mich Fredy. Ick bin neu hier. Wat kann ick tun?“ Der Meister ließ uns alleine und ich zeigte, wie man mit einer Ratsche Ventile und Schieber auf- und zudreht. Freudig ging Fredy an die Arbeit: „Det ist ja wie Rudern mit´n Boot. Davon kriegt man Muckis und die D-Mark jibt´s oben druff. Det jefällt ma.“ Viele Jahre arbeiteten wir zusammen. Gesprochen wurde über alles, Politik, Privates, ja sogar über Intimes, halt über Gott und die Welt. Spannend waren seine Geschichten über sich und das Leben in der DDR. Was er alles erlebt hatte! Mit 14 Jahren war er sportlich richtig gut drauf und belegte sogar einen zweiten Platz bei einer DDR-Kanumeisterschaft. Aber seine politische Einstellung verhinderte eine sportliche Karriere. Man hatte Angst, er würde von internationalen Wettkämpfen im kapitalistischen Ausland nicht zurückkehren. Zu Recht, schließlich ist er später tatsächlich mit Frau und Kindern getürmt. Ich fragte ihn, was denn so schlecht an der DDR sei, dass Leute ihr Leben aufs Spiel setzen, um in die Freiheit zu gelangen. Er antwortete: „Freiheit, das ist das richtige Wort. Wir waren nicht frei. Wir waren eingesperrt in einem kommunistischen Weltsystem und wurden von Stasischergen bespitzelt. Aber das Leben meiner Familie setzte ich niemals aufs Spiel. Wir wollten über Ungarn nach Österreich fliehen. Dort wurde im Sommer 1989 der „Eiserne Vorhang“ abgebaut. Wir tarnten einen Fluchtversuch mit Urlaub am Plattensee. Tagsüber fuhr ich mit meinen Trabi zur ungarisch-österreichischen Grenze und erkundete die Umgebung. Alles sah so einfach aus. Probehalber lief ich sogar einmal hinüber. Nichts passierte. Grenz6

soldaten sahen mich nicht. Das versuchte ich dann abends auch mit Frau und Kindern. Es misslang. Mehrmals wurden wir kontrolliert und aufgefordert zurückzugehen. Beim letzten Mal wurden wir verhört und man drohte, uns an die DDR auszuliefern. Dann kämen die Kinder ins Kinderheim und wir Eltern ins Zuchthaus. So etwas geschah leider öfters. Die Kinder gab man dann zur Adoption frei. Unsere Nerven lagen blank und wir verschoben unsere Fluchtpläne auf die Herbstferien. Das habe ich dann besser vorbereitet und wie du siehst: es hat geklappt.“ „Das ist an Kuriosität kaum zu überbieten.“, antwortete ich. „Den Wunsch von vielen Millionen hast du einfach mal als Spaziergang gemeistert. Schließlich sind da einige von euch draufgegangen.“ Irgendwie beneidete ich ihn. Mein Leben verlief geradlinig: Schule, Ausbildung, Beruf. Interessant waren nur meine schönen Urlaubsreisen. Wenn ich von exotischen Ländern schwärmte, hörte Fredy aufmerksam zu. Das war was für ihn. Da hatte er viel Nachholbedarf. Als DDR-Bürger durfte er ja maximal bis Bulgarien oder Ungarn reisen. Fredy war ehrgeizig. Nach Feierabend drückte er noch einmal vier Jahre die Schulbank und erlernte unseren Beruf. Das zahlte sich aus. Nach einigen Jahren im Westen hatten er und seine Frau Barbera ein kleines Vermögen angespart. Barbera arbeitete als Krankenschwester in einem Krankenhaus. Unser Rheinischer Frohsinn und der Köll´sche Karneval, das war ihre Welt. Fredy feierte auch gerne, aber so richtig gefiel es ihm nicht bei uns. Er mochte die Natur. Nachdem die Mauer, die Deutschland einst teilte, gefallen war, zog es ihn oft in seine ehemalige ostdeutsche Heimat.

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„Da kannste den janzen Tach über Flüsse und Seen mit nem Kanu paddeln und bejegnest keene Menschenseele. Als Kind bin ick sojar mit nem Faltboot zur Schule jepaddelt.“ Aus Spaß an der Freude gründete Fredy dort in den neunziger Jahren ein kleines Kanuunternehmen. Er bot, wenn er vor Ort war, geführte Kanutouren an. Das wurde tatsächlich angenommen. Nach 15 Jahren Leben und Arbeiten im Westen, beschloss er zurückzugehen. Fredy wollte im Osten mit dem ersparten Geld eine neue Existenz aufbauen. Anfangs war auch Barbera von dieser Idee begeistert. Sie kauften Land und bauten ein Haus. Fredy war oft vor Ort. Zu oft, wie es sich bald herausstellte. Er hoffte, mit Frau und Kindern dort einmal den Lebensabend zu verbringen. Aber Barbera wollte nicht wirklich zurück. Sie mochte die Partys und Reisen mit ihren Freundinnen vom Karnevalsverein. Dabei blieben kleine Flirts mit anderen Männern nicht aus. Schlimm war es, wenn wir Nachtschicht hatten. Fredy befürchtete, dass Barbera es mit einem anderen treibt, während wir schufteten. So etwas passierte in unserer Branche allzu oft. „Sie muss doch bald alt und hässlich sein, dass sie kein anderer Mann mehr anschaut.“, klagte Fredy mir sein Leid. Aber seine Barbera war noch lange nicht alt und hässlich auch nicht! So kam es, wie es kommen musste: Barbera verliebte sich in einen anderen Mann und wollte die Scheidung. Mehrere Versuche, sie umzustimmen misslangen. 25 Jahre waren sie verheiratet und nun das. Sein Lebenswerk, seine Familie war zerstört. Er wollte nur noch zurück. Er hoffte, im Osten eine neue Partnerin zu finden, mit der er noch einmal von vorne anfangen könnte. Etwas später scheiterte Barberas neue Beziehung. Sie wollte ihren Fredy zurück. Aber da war es zu spät, nun wollte Fredy nicht mehr. Die Würfel waren gefallen. Er kündigte seinen Job in unserer Firma. 8

So ein Blödmann!, dachte ich damals. Solch ein Unternehmen wie das unsrige verlässt man doch nicht. Nirgendwo konnte man so gut Geld verdienen wie hier. Zugegeben, landschaftlich ist es im Osten schöner und Fredy liebte diese Landschaft. Das Leben bei uns war nichts für ihn. Wahrscheinlich hat er es nur seiner Familie zuliebe so lange durchgehalten. Aber das mit der Familie war nun Vergangenheit. Beim Ausscheiden aus der Firma bekam er eine Abfindung. Mit diesem Geld zahlte er seine Frau aus und konnte so das Haus nebst Grundstück behalten. In den letzten Wochen und Monaten, in denen wir zusammen arbeiteten, war er oft traurig und bedrückt. Die Scheidung machte ihm zu schaffen. Aber er gab die Hoffnung für einen Neuanfang nicht auf. Fredy ging zurück in den Osten. Er hatte sich in den Kopf gesetzt, seine eigene Firma aufzubauen. Mit geführten Kanutouren, Hausmeisterservice und kleinen Reparaturdiensten eröffnete er ein Unternehmen. Wenig später errichtete er auf seinem Grundstück einen kleinen Campingplatz. Das funktionierte und so schrieb er bald schwarze Zahlen. Zusätzlich arbeitete Fredy in einem Strandbad als Rettungsschwimmer. Leicht hatte er es am Anfang nicht. Der Gewinn den er machte, ging in den ersten Jahren für Kreditraten und Unterhaltszahlungen für seine jüngste Tochter drauf. Eine neue Frau lernte er bald kennen, sie hieß Marina. Diese Beziehung hielt nicht lange. Marina war Chefin eines insolventen Hotels. Dieses konnte sie ohne einen Bankkredit nicht halten. Geld von der Bank bekäme sie aber nur, wenn jemand eine Bürgschaft übernähme. Da kam ihr Fredy mit seinem Haus und Grundstück gerade recht.

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Aber Fredy lehnte ab, er war vorsichtig. Mit Geld umzugehen, hatte er im Westen gelernt. Nachdem Marina klar wurde, dass Fredy sich finanziell nicht an ihrem Hotel beteiligen wollte, beendete sie die Beziehung und angelte sich einen reichen Holzfabrikanten. Mit dem war sie aber auch nicht lange zusammen. Auch er wollte nicht in das marode Hotel investieren. Bald wurde das Hotel zwangsversteigert und Marina ging in die Schweiz. Man sagt, sie habe dort einen Millionär kennengelernt und diesen geheiratet. Und wenn sie nicht gestorben ist, dann lebt sie dort noch heute. Später lernte Fredy Sabrina kennen und lieben. Sabrina war fleißig, jung und attraktiv. Sie war ihm mit Ihren Erfahrungen eine große Hilfe. Die Firma florierte und warf Gewinn ab. Jedes Jahr kam ich einmal zu Besuch. Jedes Mal sah ich, wie es aufwärts ging. Unser Wiedersehen war immer herzlich. Nach vier gemeinsamen Jahren mit Sabrina gönnten sich die beiden eine kleine Weltreise. Sie wollten noch einmal verrückt sein, und reisten als Rucksacktouristen um die halbe Welt. Sie besuchten Malaysia, Thailand und Neuseeland. Eigentlich waren sie ein glückliches Paar, wenn da nicht Sabrinas unheilbare psychische Krankheit gewesen wäre. Fredy wollte helfen. Aber Sabrina ließ sich nicht helfen. Ärztliche Hilfe lehnte sie ab. Depressionen arteten in Aggressionen aus. Immer öfter kam es zu handgreiflichen Auseinandersetzungen. Das ging einige Male so weit, dass Polizei und Notarzt gerufen werden mussten. Nur eine Trennung konnte sie vor schlimmerem bewahren. Aber Sabrina liebte ihren Fredy abgöttisch und wollte das nicht. Selbst eine von der Polizei verhängte Bannmeile hielt Sabrina nicht ab, Fredy weiter zu belästigen.

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