Familie in Schule Workshop Präsi

Alle bekannten Konzepte, Eltern in Schule zu integrieren basieren auf den Multifamilientherapie-Ansatz von Eia Asen (Marlborough-Center). • Ziel: Schüler und ...
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Familie in Schule Workshop im Rahmen der SG-Tagung 2018 Referenten: Hartmut Reisdorf Tobias Haselbusch !1

Zunehmende Aufgaben an Grundschule • Früher: Ort der Wissensvermittlung • Verstärkter Druck durch Eltern, dass Schüler erfolgreich sein müssen • Verstärkter Anspruch an Schule als sozialer Lernort, Eltern durch Berufstätigkeit weniger präsent • Zunehmend mehr Aufgaben durch Inklusion und Einbindung von Schülern mit Teilleistungsschwächen und sozialen und emotionalen Verhaltensrepertoire • Auflösung der Förderschulen in NRW, Sonderpädagogen on Tour

Zunehmende Aufgaben an Grundschule • Grenzen des Systems Schule werden zunehmend aufgezeigt • Grundschulen sind aufgefordert, sich zunehmend alternativen Konzepten zu öffnen oder diese zu entwickeln • Verstärkte Zusammenarbeit von System Jugendhilfe und System Schule • Familie in Schule als Inklusions- und Integrationskonzept

Einordnung der verschiedenen Konzepte • Alle bekannten Konzepte, Eltern in Schule zu integrieren basieren auf den Multifamilientherapie-Ansatz von Eia Asen (Marlborough-Center) • Ziel: Schüler und Schülerinnen mit Verhaltensschwierigkeiten und Anpassungsschwierigkeiten zu integrieren • Ziel: Kommunikation zwischen Schule und Elternhaus verbessern • Schwellenängste der Eltern abbauen, Beratung auf gleicher Augenhöhe mit Eltern • Vorhandene Ressourcen der Eltern aktivieren • Wenig Unterschiede zwischen den Konzepten „Familienklassenzimmer“, FiSch, alle basieren auf der MFT

Geschichte von Familie in Schule • Ende der 90er Jahre erste Multifamilientherapeutische Konzepte im schulischen Kontext durch das Marlborough Model of Multi Family Therapy (Asen/Dawson/McHugh), London • Familie in Schule seit 2006 im Helios Klinikum in Schleswig und Tagesklinik Flensburg (Behme-Matthiessen/Pletsch), zunächst klinischer Kontext, dann Ausweitung auf Regelschulen • Ausweitung für schulmüde Jugendliche ab 12 Jahren an drei Oberschulen in Bremen 2009 • Weitere Familienklassen in Bochum und im Lahn-Dill-Kreis • Seit 2016 Projekt in 2 Hürther Grundschulen, insgesamt 3 Durchläufe durch Perspektiven für Kinder

Multisystemisches Konzept

Schulamt Schule Klassenlehrer Sonderpädagogen

Jugendhilfe Schulsozialarbeit Träger

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Schüler Kind

Eltern

Fragestellungen 4 Systeme Schule Eltern Schüler Jugendhilfe Fragestellung: Welches Subsystem hat welche Anliegen • Welche Unterschiede sind erkennbar? • Welche Gemeinsamkeiten sind erkennbar? • Welche unterschiedlichen Haltungen sind erkennbar?

Kopplungsqualitäten

Lose Kopplung • gelegentlich • indirekt • möglicherweise • plötzlich • unstrukturierte Form

Enge Kopplung • kontinuierlich • direkt • sicher • geplant • prägnante Form

Kopplungsqualitäten • Koppelungen werden fester indem folgende Aspekte intensiviert werden: • Ernsthaftigkeit, Klarheit, Anzahl der Regeln und im Hinblick auf ihre Toleranz bezüglich Abweichungen. • Konsens über Regeln: Je höher der Konsens über den Inhalt der Regeln, über das, was eine Abweichung darstellt sowie die Art und Weise, wie mit Abweichungen umgegangen wird, desto fester die Kopplung. • Feedback: je eher Rückmeldungen über die Wirkungen von Handlungen erfolgen, desto fester.... - Konstante Aufmerksamkeit stabilisiert Kopplungen. Fluktuiert die Aufmerksamkeit werden Verbindungen variabel.

Kopplungsqualitäten

Nur so • Kann die Situation aus mehreren Perspektiven betrachtet werden • Verfügt jeder kontinuierlich über neue Informationen • Können möglicherweise neue Kategorien geschaffen werden, anhand derer die Informationen verstanden werden

I-L-DI-KO • „Gruppen sind zweckdienliche Zusammenschlüsse von Individuen auf Zeit“ • Identitätssicherung • Integration in eine Gruppe setzt Eigensicherung voraus Akzeptanztreppe Wertschätzung Achtung Respekt

persönliches Empfinden konzeptionelle Einstellung beobachtbares Verhalten

Lokomotion • Zielorientierung ist der sinnstiftende Motor für Gruppen • Gruppen als soziale Systeme sind »sinnforciert“ (Luhmann), ohne gemeinsame Aufgaben und Ziele erleiden sie einen Plausibilitätsverlust

I-L-DI-KO Distanz und Nähe • Autonomiebestrebungen und Zugehörigkeitsbedürfnisse werden über Distanz und Nähe ausbalanciert • Autonomie vs. Zugehörigkeit • Abstand vs. Nähe • Unterschiedlichkeit vs. Gleichheit Kohäsion • Kohäsion als Ausdruck des Zusammenhalts wird über • Musterbildungen und Symbolisierungen nach außen und über •

Loyalitätserwartungen nach innen gezeigt.

Eltern in Schule - Vorstellung

•Eltern in Schule als Reintegrationsmodell •Eltern in Schule als Präventionsmodell •Schuldzuweisungen zwischen Eltern und Lehrern zu verhindern oder abbauen •Kooperation zwischen Schule und Jugendhilfe stärken !13

Zielsetzung von Familie in Schule • Kopplung Elternhaus – Schule stärken • Die Eltern für das Verhalten ihrer Kinder zu sensibilisieren • Eltern im Umgang mit ihren Kindern zu unterstützen und • die elterlichen Handlungsmöglichkeiten zu erweitern Stärkung der elterl. Präsenz! • Gegenseitige Unterstützung statt Abwertung

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Methodisches Vorgehen

• Einbindung von Methoden des Elterncoachings • Einbindung durch Methoden der Multifamilientherapie

Elterncoaching • Konzept von Hain Omer und Arist von Schlippe • Stärkung der elterlichen Präsenz • Wiedererlangung der Handlungsfähigkeit der Eltern • Kernaussage: “Das Eisen schmieden wenn es kalt ist“ • Deeskalation: Ausbrechen aus dem Teufelskreis der komplementären Konflikte (Nachgeben, Verstärkte Forderungen, Explosion)

Elterncoaching • Gewaltloser Widerstand und Wiedergutmachung als Grundprinzipien • Präsenz vs. Macht • Beharrlichkeit: “Ich bin an Dir interessiert und bin für Dich da“ • Gesten der Beziehung und Versöhnung • Auflösung der Isolation, Einbindung des sozialen Umfeldes in Lösungmöglichkeiten

Konzept der MFT • Konzept von Eia Asen • Familien zusammenbringen und deren Ressourcen nutzen • Gegenseitige Unterstützung durch Schaffung eines wertschätzenden und neugierigen Kontext • Distanz zwischen „Experten“ und „Eltern“ reduzieren • Eltern als Experten für ihre Kinder und ihren Kontext • Detaillierte Beobachtung von konkreten ‘Alltagsproblematiken’ mit anschließenden konkreten Interventionen

Der Nutzen der MFT • Förderung von Solidarität: „wir sind im gleichen Boot“ • (schambedingte) Isolation und Stigmatisierung überwinden Anregung zu neuen Sichtweisen • Perspektiven Voneinander ‘Modell-lernen’ • Sich in anderen ‘gespiegelt’ sehen Positive Nutzung des Gruppendrucks: Gegenseitige Unterstützung • Rückmeldung Von ‘hilflos’ zu ‘hilfreich’ werden: Kompetenzen entdecken und erweitern • Treibhauseffekt schaffen und Hoffnung wecken • Üben von neuen Verhaltens-/Erziehungsmustern im ‚Schonraum‘ • Stärkung von Selbstreflexion und Offenheit durch ‚öffentlichen Austausch

Aufgaben des systemischen Therapeuten Systemische Therapeuten als • Kontext-Leser • Kontext-Schaffer • Kontext-Manager

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MFT – Die 5-Schritte 1.Beobachtung • "Ich sehe gerade, dass das Kind unkonzentriert arbeitet„ 2.Wahrnehmung abgleichen • "Nehmen Sie das auch wahr?„ 3.Bewertung • "Ist das etwas, wo wir/Sie eingreifen müssen?„ 4.Veränderungswunsch • "Was sollte sich verändern? Gibt es Ideen von andern Eltern?“ 5.Intervention/Aktion • "Welche Handlung kann nun Folgen, wie kann die passende Idee umgesetzt werden?"

Übung 5-Schritte Arbeitsauftrag •

Bilden Sie 3 Gruppen



Legen Sie die Rolle eines Schülers fest



Legen Sie die Rolle eines Therapeuten fest



Die übrigen spiele Eltern in einer MFT Situation



Der Schüler denkt sich originelle Verhaltensweisen in einer Unterrichtssituation aus und zeigt diese



Erarbeiten Sie nach der 5-Schritte-Methode eine Intervention aus

Organisation im Vorfeld • Vorstellung des Konzeptes im Jugendamt • Vorstellung des Konzeptes im Schulamt • Anschreiben von Schulen, insbesondere Kooperation mit Schulsozialarbeit und Sonderpädagogen • Klärung der Finanzierung • Auswahl von Kindern und Eltern durch die Schulsozialarbeit, Schulleitung und Therapeuten • Vorstellung des Konzeptes bei Eltern

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Dauer des Projektes

• 12 Wochen, einmal wöchentlich •

Follow Up nach 3 Monaten



Zielsetzung: Festigung des gelernten durch Wiederholung

• Aufgebaute Netzwerke der Eltern reaktivieren • Monatliche Teamsitzungen mit Sonderpädagogen uns Schulsozialarbeit

Zielgruppe von Familie in Schule • Schüler mit externalisierten Verhaltensauffälligkeiten (ADHS, Hyperaktivität) • Schüler mit starkem Vermeidungsverhalten • Schüler mit Teilleistungsschwächen • Familien, die das System Schule eher ablehnen • Eltern mit Multiproblem-Background

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Aufgaben der Lehrkraft • Vermitteln des Unterrichtsstoffes • Austausch mit Klassenlehrern aus der Herkunftsschule bezüglich Lehrmaterial und Lernstand • Ständige Rückkopplung mit Coach • Jedoch nicht: Arbeit am Sozialverhalten, Abgeben der Verantwortung an Eltern und Coach • Daher im Vorfeld Rollenklärung notwendig

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Aufgaben des systemischen Therapeuten •Gesprächsatmosphäre schaffen •Austausch anregen •Gemeinsame Lösungssuche •Erproben von Alternativen •Experimentierfeld

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Familie in Schule – Teilnehmer



4-6 Grundschulkinder mit Verhaltensproblemen



ein Elternteil pro Kind



ein Lehrer, vorzugsweise Sonderpädagoge



ein Elterncoach

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Ablauf des FiSCH-Tages Lehrkraft

Coach

8.30h – 8.45h Kinderrunde Elternrunde 8.45h – 9.20h Einführungsrunde mit Eltern und Kindern gemeinsam 9.20h – 9.30h Pause: Frühstück am Platz 9.30h – 9.50h Pause: Schulhof 9.50h – 10.35h

1. Unterrichtseinheit Fachliche Unterstützung der Kinder

1. Unterrichtseinheit Austausch mit und Einbindung der Eltern bzgl. Sozialverhalten

10 Min. Puffer 10.45h – 11.30h

Bei Bedarf kurze Flitzepause 2. Unterrichtseinheit Fachliche Unterstützung der Kinder

11.30h – 11.45h

Pause: Schulhof

11.45h – 12.30h

Abschlussrunde mit Eltern und Kindern gemeinsam

2. Unterrichtseinheit Austausch mit und Einbindung der Eltern bzgl. Sozialverhalten

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Ablauf des FiSch-Tages • 4 Zeitstunden • Zu Beginn: Elternrunde • Gesprächsrunde & Wochenbilanz • 2 Stunden Unterricht • Auswertung beider Schulstunden 
 (Tagesbilanz)

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Elternrunde



Reflexion der vergangenen Schulwoche



Ziele und Wünsche der Eltern für diesen Tag



Prognose für den heutigen Vormittag

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Eingangsrunde mit Kindern



Warm Up



Wochenbilanz



Besprechen der Ziele für den heutigen Tag

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FiSch – Familie in Schule


• Kinder arbeiten an 3-4 Zielen die gemeinsam erarbeitet und kleinschrittig formuliert werden •Ziele müssen erreichbar sein • Enge Kooperation zwischen Klassenlehrer und FiSCH-Lehrkraft • Standardisierte Bewertung jeder Unterrichtsstunde durch den Klassenlehrer/Fachlehrer (Skalierung)

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Wochenauswertung


Ich erledige meine Aufgaben in der vorgegebenen Zeit

Ich spreche freundlich

Ich erledige meine Aufgaben selbstständig

Ich melde mich, wenn ich etwas sagen möchte

C

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Auswertung beider Schulstunden (Tagesbilanz) • Interview mit Selbsteinschätzung des Kindes • Eigene Ziele des Kindes erheben (Elterntausch) • Vorstellung des Interviews • Einschätzung: Eltern/Gruppe/Lehrer • Bewertung und Belohnung der Schüler • Fragen: Wie habe ich mein Ziel erreicht, welche Unterstützung hat mir dabei geholfen

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Evaluation: Nutzen von FiSch… …aus Sicht der Eltern

•Veränderungen beim Kind im Arbeitsverhalten •Veränderungen an sich selbst •Mehr Verständnis für Lehrkräfte •Engere Kopplung zur Schule

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Evaluation: Nutzen von FiSch…

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Evaluation: Nutzen von FiSch… …aus Sicht der Lehrkräfte

•Veränderung der Lernsituation durch andere Strukturierung der Aufgabenstellung •Notwendigkeit von Lob und Zuspruch •Positiver Kontakt zum Elternhaus

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Evaluation: Auswertung durch Lehrer

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Literatur Behme-Matthiesse, Ulrike; Pletsch, Thomas et al.: Handbuch Familienklasse - Multifamiliencoaching im Unterricht, Shaker 2012 Asen, Eia; Scholz, Michael: Praxis der Multifamilientherapie, Carl Auer, 2009 Omer, Haim; von Schlippe, Arist: Stärke statt Macht - Neue Autorität in Familie, Schule und Gemeinde, Vandenhoek & Ruprecht, 2016 Infos zum FiSCH-Projekt in Schleswig und Fortbildungangebote unter www.fisch-online.info www.pfk-web.de