Etienne, der nicht weniger mit Blut verschmiert ge- wesen ... - Buch.de

Das Kind, welches sie wie ihr eigen Fleisch und Blut liebte. Sie und ihr Mann hatten Eli adoptiert, das Glück auf eigene Kinder war ihnen versagt geblieben. ... hatte die Gesichter der Leute nicht sehen können. Es war ein undurchsichtiger Schleier davor gewesen, wie. Nebel. Die Leute hatten sich zu fünft versammelt, ...
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Sophie R. Nikolay

König der Vampire Wolfskind Roman freie edition © 2011 AAVAA Verlag UG (haftungsbeschränkt) Quickborner Str. 78 – 80, 13439 Berlin Alle Rechte vorbehalten www.aavaa-verlag.de 1. Auflage 2011 eBooks sind nicht übertragbar! Es verstößt gegen das Urheberrecht, dieses Werk weiterzuverkaufen oder zu verschenken!

Umschlaggestaltung: Sophie R. Nikolay Printed in Germany ISBN 978-3-8459-0159-6

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Dieser Roman wurde bewusst so belassen, wie ihn die Autorin geschaffen hat, und spiegelt deren originale Ausdruckskraft und Fantasie wider. Alle Personen und Namen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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Für meinen Daddy. Ich werde dich nie vergessen.

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Prolog Ein jahrhunderte - ja sogar jahrtausende alter Krieg herrschte zwischen dem Vampirvolk und dem Wolfsclan. Die Ursache dafür wusste heute keiner mehr. Die Alten, die den Krieg angestiftet hatten, lebten schon lange nicht mehr. Seit einem Jahr herrschte nun Ruhe auf beiden Seiten. Es war ein Waffenstillstand vereinbart worden. Die Angst, die Ruhe könnte schnell vorbei sein, begleitete jeden. Doch die Zeit für den endgültigen Frieden stand kurz bevor. Vincent spürte es, er musste seinen Zögling finden. Und dafür sorgen, dass sie überlebte, denn sie war es, die den Frieden brachte. Dank Etienne hatte er es schon lange gewusst, noch bevor Elisabetha Catherina geboren worden war. Nur, seit dem Mord an ihren Eltern war sie verschwunden. Der Krieg war grausam, niemand wusste das besser als Vincent. Einer dieser Kämpfe schlich sich in sein Gedächtnis. Wie lange war das jetzt her? Anfang des neunzehnten Jahrhunderts musste das gewesen sein. Er war noch nicht zum 5

König ernannt worden, zu dieser Zeit war Vincent noch Soldat, im Dienste des alten Königs, gewesen. Sie hatten die Spur einer Gruppe Wölfe verfolgt, die wahllos Vampire in ihren Häusern überfielen. Wobei „abschlachten“ das bessere Wort gewesen wäre. Etienne und Nathan hatten ihn begleitet. Die fünf Werwölfe, die sie verfolgten, ließen sich leicht am Geruch nach Vampirblut ausmachen. An einem Bauernhaus holten sie die Wölfe dann ein. Ohne Mühe waren die Tiere mit den schweren Körpern durch die Fenster gesprungen. Das dünne Glas gab widerstandslos nach. Die Bewohner, eine sechsköpfige Vampirfamilie, waren hilflos. Sie waren einfache Zivilisten gewesen, die in Ruhe und geschützt vor den Menschen dort gelebt hatten. Einer nach dem anderen wurde von den Wölfen angegriffen. Bis Vincent und seine beiden Mitstreiter kurz nach den Wölfen am Haus angekommen waren. Vincent war die beste Waffe gegen die Wölfe gewesen, die ihnen zur Verfügung gestanden hatte. Seine Gabe war einzigartig und vor allem äußerst nützlich. Innerhalb eines Sekundenbruchteils hatte Vincent die Lage erfasst, und alle im Haus in eine Starre ver6

setzt. Mit wachem Geist, aber gefangen in einem Körper, der von einem Fremden kontrolliert wurde. Etienne und Nathan waren ans Werk gegangen. Sie hatten die Vampire aus den Klauen der Wölfe heraus gezogen. Vincent hatte ihre Körper wieder freigelassen. Die der Wölfe jedoch nicht. Sie waren seine Gefangenen geblieben. Einer nach dem anderen hatte sein Herz verloren. Vier waren erledigt, den fünften hatten Nathan und Etienne zu Vincent geschoben. „Das ist deiner“, hatte Etienne hämisch gegrinst. Vincent hatte nur knapp genickt, und war auf den Wolf zugegangen. Kurz bevor er ihn erreichte, hatte er die Gedankenkontrolle über den Körper fallen gelassen. Der Wolf unterlag augenblicklich der Versuchung, zu flüchten. Doch Vincent war viel zu schnell für ihn gewesen. Er hatte in den Nacken gegriffen und das Fell fest mit einer Hand gepackt, dann hatte er den Wolf auf den Rücken geworfen. Seine Rechte war hervor geschnellt, und mit geschickten und geübten Fingern zwischen die Rippen gestoßen. Das Fell und die Haut waren dabei kein Hindernis gewesen.

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Die Kraft, die Vincent innewohnte, war kaum zu übertreffen. Auch heute nicht. Er brauchte keine Waffen, Messer schon gar nicht. Seine große Hand hatte sich um das pumpende Herz geschlossen, und es schwungvoll aus der Brust des Wolfs gerissen. Die Rippen waren unter dem Ruck geborsten. Wie ein Pokal hatte er das Ding hochgehalten, ein letztes kurzes Pumpen erfolgte und das Organ war tot gewesen. Blut war über Vincents Arm gelaufen, doch es hatte ihn in keinster Weise gestört. Es war wieder einer weniger gewesen, der die Vampire hatte angreifen können. Und doch schien es ein schier endloser Kampf gewesen zu sein. Nacht für Nacht hatten Vampire und Wölfe gleichermaßen ihr Leben verloren. Und ein Ausweg war nicht in Sicht gewesen. Vincent hatte das Herz fallen gelassen, und angewidert zu Etienne gesehen. Der war völlig weggetreten gewesen. Eine Vision. Vincent war das schon bekannt gewesen. Nathan hatte derweil die Vampire versorgt, drei von ihnen waren verletzt worden. Für die anderen drei war jede Hilfe zu spät gekommen. 8

Etienne, der nicht weniger mit Blut verschmiert gewesen war als Vincent, war aus seiner Vision wieder aufgetaucht. „Es wird eine Vampirin kommen, die den Frieden bringt“, hatte er gesagt. Unvermittelt, wie immer. An diesem Abend waren sie auch Dorian begegnet, der einer anderen Soldatentruppe angehört hatte. Dorian war mit dieser allerdings so zerstritten gewesen, dass er kurzerhand zu Vincents Gruppe gewechselt war. Ohne ihn oder Etienne und Nathan überhaupt gekannt zu haben. Ein halbes Jahr später hatte Cosimo die Truppe komplett gemacht. Jahrzehnte hatten sie damit verbracht, die Wölfe zu jagen. Und auch heute waren diese vier Vampire Vincents engste Vertraute. Vincent wusste genau, dass Etiennes Visionen immer der Wahrheit entsprachen. Egal, wie weit die Geschehnisse auch in der Ferne lagen. Und für diese eine besondere Vision war die Zeit gekommen.

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Erster Teil

Erstes Kapitel

Mit einem gellenden Schrei wachte sie auf. Dieser Schmerz! „Schscht...“, flüsterte es an ihrem Ohr. Liebevolle Hände umschlossen sie, versuchten zu trösten. Versuchten Halt zu vermitteln, den sie nicht fand. Elisabeth krümmte sich. Ihr Körper stand in Flammen. Ihre Muskeln waren verhärtet und verkrampft. Der Schmerz raubte ihr den Atem. Ihr Verstand hatte sich abgeschaltet, es gab keinen Platz mehr für Gedanken. Nur die Pein. Doch der andere Mensch bei ihr konnte denken. Er kam beinahe um vor Sorge. Ines drückte ihre Tochter an sich. Das Kind, welches sie wie ihr eigen Fleisch und Blut liebte. Sie und ihr Mann hatten Eli adoptiert, das Glück auf eigene Kinder war ihnen versagt geblieben. Als die Schwestern 10

des ortsansässigen Ordens die Kleine vor deren Tür fanden, erschien es wie ein Wunder, dass sie ausgerechnet Ines anboten, das Kind aufzunehmen. Das Mädchen, heute eine junge Frau von zwanzig Jahren, war der ganze Stolz des Elternpaares. Und nun erdrückte sie die Sorge. Dies war die zweite Nacht, in der Eli schreiend aufgewacht war. Die Krämpfe und die Schmerzen, die sie litt, waren unübersehbar für Ines. Ihr brannten Tränen in den Augen. Was war nur los mit ihrem Kind? Welche Krankheit konnte solches Leid hervor rufen? Langsam kehrte Elis Bewusstsein zurück. Der Schmerz ließ nach. Es war wie in der vergangenen Nacht. Sie hatte Verwirrendes geträumt und schreckte auf, als der Schmerz sie quälte. Ihre Atmung wurde ruhiger, ihr Herzschlag verlangsamte sich. „Besser?“, fragte ihre Mommy sie. Eli nannte sie immer so, in ihrem Herzen war sie ihre Mutter. „Ich glaube, es hört auf“, sagte sie.

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„Du musst dich untersuchen lassen. Das muss eine Ursache haben. Es ist furchtbar für mich, dich so leiden zu sehen.“ „Ich werde später zu Dr. Torisch gehen“, bestätigte Eli und drückte ihre Mommy. „Soll ich dich begleiten?“ „Nein, ich denke nicht. Aber es wäre lieb, wenn du mich für heute krankmeldest.“ „Mach ich. Jetzt versuche noch etwas zu schlafen, Kleines. Wenn du mich brauchst ...“, sie ließ den Satz unvollendet, Eli hatte sie auch so verstanden. Nachdem Ines das Zimmer verlassen hatte, lag Elisabeth da und starrte an die Decke. Was stimmte denn mit ihr nicht? Sie schloss die Augen und hatte sogleich die Bilder aus dem Traum wieder vor Augen. Heute war es länger und detaillierter als gestern gewesen. Wölfe. Sie hatte Wölfe gesehen. Wunderschöne Tiere mit leuchtenden Augen, die in den verschiedensten Farben geschimmert hatten. Auch das Fell war unterschiedlich gefärbt gewesen, von grau über schwarz, braun, rötlich und weiß. 12

Der Weiße hatte sich hervorgehoben, eine Majestät und Herrlichkeit ausgestrahlt, dass es sicherlich das anführende Tier gewesen war. Ihr Instinkt sagte Eli, dass es sich um einen weiblichen Wolf gehandelt haben musste. Eigenartiger hätte es nicht sein können. Die Wölfe hatten sich nämlich nicht in einem Wald, sondern in einem großen Saal befunden. Ein richtiges Prunkstück. Mit Verzierungen an den Wänden und einem wundervollen Mosaik-Fußboden. Es hatte den Anschein gehabt, als sprachen die Wölfe mit einer Gruppe von Leuten. Sie standen sich gegenüber aber Eli hatte die Gesichter der Leute nicht sehen können. Es war ein undurchsichtiger Schleier davor gewesen, wie Nebel. Die Leute hatten sich zu fünft versammelt, ebenso die Wölfe. Sie kannten sich allem Anschein nach und es hatte eine Diskussion zwischen ihnen stattgefunden. Eine fast greifbare Aggression war in dem Saal, die Eli Angst gemacht hatte. Wie ein Geist war sie zwischen den Wesen umher gewandert, niemand hatte Notiz von ihr genommen. Zu ihrer Angst bekam sie auch noch Panik. Ein unbe-

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schreiblicher Durst hatte sie gequält. Noch nie im Leben war sie so durstig, so ausgetrocknet gewesen. Dann hatte die Gruppe innegehalten und sich aufmerksam umgesehen. Die Leute, Eli hatte erkannt, dass es ausnahmslos Männer gewesen waren, standen still. Einer von ihnen war einen Schritt vorgetreten, hatte kurz gestockt und war dann auf Eli zugegangen. Sie hatte sein Gesicht noch immer nicht sehen können, seine Statur aber sehr wohl. Und die hatte sie sehr geängstigt. Er hatte den trainierten Körper eines Soldaten gehabt. Dazu war eine Macht von ihm ausgegangen, die sie eingeschüchtert hatte und sie dazu drängen wollte wegzulaufen. Doch Eli hatte sich nicht bewegen können. Ihr Körper hatte den Befehl zu laufen verweigert, ihr Mund war staubtrocken gewesen und ihre Kehle brennend. Nah vor ihr war der Mann stehen geblieben. Sein Geruch war so überwältigend gewesen, dass sie nicht wusste, ob sie ihn fürchten oder begehren sollte. „Nur ich habe, was du brauchst. Aber ich kann dich nicht sehen. Ich kann dich nicht finden“, raunte er. Eli war nicht in der Lage gewesen, zu antworten.

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Der gesichtslose Mann war noch näher gekommen, beinahe hatte er sie berührt. Ihre Augen weiteten sich vor Panik und dann hatte sie es gesehen. Das Pulsieren, das Pochen an seinem Hals. Oh ja, das war es gewesen, was sie wollte! Der Durst hatte in ihr gebrannt, und ihr Körper geschmerzt. Und an dieser Stelle wachte sie auf. Bis zum Morgen lag sie da. Schlaflos in ihrem Bett, abwechselnd die Decke anstarrend und die Augen schließend. Die Bilder ließen sie nicht los. Die weiße Wölfin, da war sie sich sicher, hatte sie gewittert. Aber es ging nichts Feindliches von ihr aus. Die Männer ohne Gesicht machten ihr Angst. Besonders der Anführer, dessen Geruch sie verfolgte. Seufzend stand sie auf. Nach einer ausgiebigen Dusche zog sie sich an und lief die Treppe herunter in die Küche. Ihre Mommy blickte auf, als sie in den Raum trat. Die Sorgen standen ihr auf das Gesicht geschrieben. „Geht es dir besser?“, fragte Ines. „Ja. Keine Schmerzen mehr. Aber ich gehe trotzdem zu Dr. Torisch. Sie soll mich mal auf 15