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20. 3.2.1. Hauptlinie: Christentum, Judentum, Islam. 20. 3.2.2. Buddhismus, Hinduismus und weitere. 21. 3.2.3. Begrenztheit der Aussagekraft .... schaft zu bestimmen, wird die Aufgabe dieser auf die theorie- und literatur- bezogenen Studie sein. Die Bearbeitung des Themas folgt ausschließlich dem Zweck, dieses Feld für.
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Marion Röbkes

Religion, Ernährung und Gesellschaft

Ernährungsregeln und -verbote in Christentum, Judentum und Islam

Diplomica Verlag

Röbkes, Marion: Religion, Ernährung und Gesellschaft: Ernährungsregeln und -verbote in Christentum, Judentum und Islam. Hamburg, Diplomica Verlag GmbH 2014 Buch-ISBN: 978-3-8428-9311-5 PDF-eBook-ISBN: 978-3-8428-4311-0 Druck/Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2014 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

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1 Inhaltsverzeichnis 2

EINLEITUNG

5

3

RELIGION – DEFINITIONEN UND FORMEN

9

3.1 Definitionen 3.1.1 Spiritualität 3.1.2 Glauben 3.1.3 Rituale/Riten 3.1.4 Religion 3.1.5 Religiosität 3.1.6 Moral 3.1.7 Ethik 3.1.8 Konfession

9 10 11 12 14 16 17 18 19

3.2 Welche Formen der Religion werden betrachtet? 3.2.1 Hauptlinie: Christentum, Judentum, Islam 3.2.2 Buddhismus, Hinduismus und weitere 3.2.3 Begrenztheit der Aussagekraft

20 20 21 22

4

24

RELIGION UND SOZIOLOGIE

4.1

Ausgewählte religionssoziologische Theorien und Modelle

25

4.2

Privatisierung und Individualisierung der Ernährung als implizite Handlungsform einer unsichtbaren Religion

29

Wie kommt die Religion zum Menschen?

32

4.3

5

EINE SOZIOLOGIE DES RELIGIÖS MOTIVIERTEN ESSENS 36

5.1 Die gesellschaftlichen Ebenen 5.1.1 Die Makroebene 5.1.2 Die Meso-Ebene 5.1.3 Die Mikroebene

36 36 37 38

5.2

40

Eine allgemeine Soziologie des Essens und der Ernährungssozialisation

5.3 Die Soziologie des religiös motivierten Essens 5.3.1 Geschmack 5.3.2 Kapital und Einkommen 5.3.3 Verfügbarkeit, Institutionalisierung und Sozialbeziehungen 5.3.4 Vorstellungen von Reinheit und Heiligkeit 5.3.5 Sinn 5.3.6 Systeme, Subsysteme und Funktionen 5.3.7 Grundlagen religiös motivierter Ernährung

43 44 44 46 46 48 48 50

6

DIE RELIGIÖSEN VORSTELLUNGEN VOM RICHTIGEN ESSEN UND RICHTIGEN SPEISEN

6.1

54

Beispiele der Formen des religiös motivierten Essens und der Speisenbereitung

56

6.2

Der Produktionsprozess

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6.3

Verbindendes und Trennendes

57

6.4

Askese und Fasten

59

6.5

Speisengebote

61

6.6

Speiseverbote

62

6.7

Die Folgen von Missachtung der religiös motivierten Ernährungsregeln

64

7

HIN UND WIEDER ZURÜCK – DIE BEDEUTUNG DER ERNÄHRUNGS- UND SPEISEREGELN IN DER POSTKONFESSIONELLEN GESELLSCHAFT DES 21. JAHRHUNDERTS

66

Ein Kurzabriss der historischen und gegenwärtigen Entwicklung von Ernährungs- und Speiseregeln 7.1.1 Ein Reflektion der Zivilisations- und Reformprozesse

67 67

7.1

7.2

Grobe Linien der Veränderung der Ernährungsformen und Speisezubereitungen im 20. Jahrhundert 7.2.1 Religiöse Speisezubereitung im Umfeld von Fast-Food und Rationalisierungsprozessen 7.2.2 Essen in der Stadt und auf Reisen 7.2.3 Das Internet und die Versorgung mit speziellen Nahrungsmitteln

7.3

Veränderung der konfessionellen Zusammensetzung von Gesellschaften durch Zuwanderungen und Abwanderungen am Beispiel von Deutschland im 20. Jahrhundert

Religion ohne Bedeutung der Ernährung – oder Ernährung ohne Bedeutung der Religion? 7.4.1 Absinken von Ernährungs- und Speiseregeln in Alltagshandlungen ohne religiösen Bezug - Aufsteigen von Ernährungs- und Speiseregeln zu Pseudo-religiösen Normen 7.4.2 Neo- und pseudo-religiöse Formen der Ernährung oder: Was isst, wer an nichts glaubt?

69 69 71 72

74

7.4

8

SCHLUSSBETRACHTUNGEN UND AUSBLICK

78

78 79

82

9

ANLAGEN

87

9.1

Anlage 1 – Speisevorschriften Lebensmittel

88

9.2

Anlage 2 – Fastenzeiten

92

9.3

Anlage 3 – Fastenkalender der Russisch-Orthodoxen Kirche in 2012

95

9.4

Anlage 4 –Amtliche Statistik - Religionszugehörigkeit

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9.5

Anlage 5 - Zeitaufwand für Zubereitung der Mahlzeiten in der Familie

98

10

LITERATURVERZEICHNIS

99

10.1

Printfassungen – Artikel, Monographien, Herausgeberwerke

99

10.2

Internetdokumente

111

10.3

Graphiken/Abbildungen

113

2 Einleitung Erste auslösende Momente der Auseinandersetzung mit dem Thema Soziologie der religiös motivierten Ernährung, die zu dieser Studie führten, waren die Berührungen mit Phänomenen wie Ramadan und Fastenzeiten, Schulfesten, Geburtstagsfeiern und Grillabenden mit konfessionell verschiedenen Teilnehmern. Insbesondere Kindergartengruppen und Schulklassen sind heute kleine multiethnische und multikonfessionelle Gemeinschaften, die im Jahresverlauf auch mit Eltern und Geschwistern zu Treffen und Feierlichkeiten zusammenkommen. Kollegen- und Freundeskreise weisen nicht mehr die konfessionellen Homogenitäten auf, die – in Deutschland - noch vor Jahrzehnten eher typisch waren. Arbeitsessen und Schulbuffets, gemeinsame Restaurantbesuche und Festlichkeiten, wie auch die Versorgung in Gemeinschaftsverpflegungen erfordern einen Blick auf die Ernährungsgewohnheiten der Gesellschaft und der Teilgesellschaften und dessen, was der Mensch für sich als gesund oder ungesund bzw. essbar und nicht-essbar akzeptiert oder ablehnt. Diese Ernährungsgewohnheiten können dabei zum einen dem Geschmack zugerechnet werden, aber auch der Gewöhnung. Die Lebensmittel, die wir verzehren, sind ebenfalls durch unsere gesellschaftlichen Bedingungen mitbestimmt. Nicht alles, was ernährungsphysiologisch essbar wäre, darf auch in einem sozialen Umfeld verzehrt werden. Nahrungsgebote und –verbote, wie auch die Regeln der Zubereitung und die Zeiten der Nahrungsaufnahme unterliegen gesellschaftlichen Rahmenvorgaben. Diese wiederum fußen, so die erhobene Behauptung, auch auf konfessionell beziehungsweise religiös begründeten Verhaltensvorschriften. Diesem nachzugehen und die Schnittstellen, wie auch die möglichen Herausforderungen für die Gegenwartsgesellschaft zu bestimmen, wird die Aufgabe dieser auf die theorie- und literaturbezogenen Studie sein.

Die Bearbeitung des Themas folgt ausschließlich dem Zweck, dieses Feld für weitere Untersuchungen aufzuschließen. Sowohl die Einzelaspekte Soziologie des Essens als auch Religionssoziologie sind für sich genommen schon betrachtet worden. Aus Sicht der Religionssoziologie sind hier Themenkomplexe von Interesse, die sich auf

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„die religiös-ethische Fundierung des Wirtschaftsverhaltens, des generativen und des Erziehungsverhaltens sowie des politischen Verhaltens; ferner die gesellschaftliche Bedingtheit religiöser Organisationsformen, insbesondere religiöser Spaltungen sowie der schichtenspezifische Charakter von religiösen Verhaltensweisen, Glaubensformen und Glaubens1 inhalten“

beziehen. Diese Fragestellungen sollen im Nachfolgenden betrachtet werden, wenn dies – aufgrund des vorgegebenen Umfangs - allerdings auch nur in punktueller Hinsicht geschehen kann. Hierzu ist eine Betrachtung des zu untersuchenden Feldes erforderlich. Dies bedeutet, dass in dieser Untersuchung die Anschlussfähigkeit an verschiedene soziologische Theorien gesucht wird, die späterhin die empirische Validierung ermöglichen können. Insofern handelt es sich auch um die Entwicklung einer „Theorie als beobachtungsleitende Annahme“, die festlegen will, „was der Gegenstand soziologischer Forschung sein und wie empirische Daten erzeugt werden sollen.“2 Die Durchführung weitergehender qualitativer oder quantitativer Untersuchungen muss hier aus Platzgründen jedoch unterbleiben und an anderem Ort erfolgen.3 Auf empirische Daten, sofern diese überhaupt schon erhoben wurden, wird entsprechend verwiesen. Die Datenlage ist bislang jedoch sehr gering.

Einleitend wird zunächst eine Klärung der notwendigen Schlagworte in Bezug auf die Unterscheidungen Spiritualität, Religion, Religiosität, Konfession und weiterer relevanter Begriffe vorgenommen. Anknüpfend daran wird dargelegt, welche Religionsgemeinschaften oder Weltansichten hier im Zentrum der Betrachtung stehen sollen.

Dem schließt sich die Schilderung einzelner religionssoziologischer Theorien an, die für die Erschließung des Themenkomplexes als fruchtbar erachtet werden.4 Auch wird ein Grundmodell vorgestellt, wie die Religion zum Menschen kommt bzw. auf welche Art und Weise religiöse Vorstellungen im gesellschaftlichen Kontext gefunden, ausgehandelt und weitergegeben werden. Dies 1

MATTHES 2007, 550. KALTHOFF 2008, 12. 3 Auf die grundsätzlichen und ausführlichen Diskussionen um die methodischen Probleme der einzelnen Untersuchungsverfahren (Einzelfalluntersuchung/geringe Fallzahlen/ Repräsentativität) kann hier nicht eingegangen werden. 4 Andere Zugänge sind durchaus denkbar, müssten wegen der Ausführlichkeit des Vergleichs hinsichtlich ihrer Anschlussfähigkeit und des hier gegebenen Umfangs aber an anderem Ort untersucht werden. 2

6

gilt als Voraussetzung, für die Tradierung und Sozialisierung bestehender Normen an nachkommende Generationen. An dieser Stelle soll dann auch kurz beleuchtet werden, wie und welcher Art religiöse Vorstellungen wieder in die allgemein soziale Welt hineinwirken. Diese Voraussetzungen erscheinen für die Betrachtung der nachfolgenden Detailsicht als relevant.

Das Essen und die Ernährung als Alttagshandlung ist verschiedentlich bereits in das Blickfeld soziologischer Theorien und Untersuchungen geraten, dies soll hier in der gebotenen Kürze für den allgemeinen Überblick dargestellt werden. Daran anschließend wird ein spezialisierter Blick auf die Soziologie der religiös motivierten Ernährung geworfen. Welche Formen lassen sich hier finden? Dies erfordert auch eine Auseinandersetzung mit den sie begründenden Normen der Ernährung und der Speisenbereitung. Hieraus lässt sich der Anschluss an die zuvor dargelegten religionssoziologischen Theorien herstellen.

Dem normativen Aspekt der religiösen Speisevorschriften soll im danach folgenden Abschnitt Aufmerksamkeit gewidmet werden. Welcher Art sind also die Regeln und mit welchen Folgen ist die Beachtung oder Nichtbeachtung für den Einzelnen und für die religiöse Gemeinschaft oder das Individuum verbunden?

Religiös motivierte Ernährungsvorstellungen können derart historisch untersucht werden und dies ist für ein allgemeines Verständnis des Phänomens durchaus hilfreich und Ziel führend. Für die Soziologie stellt sich aber darüber hinaus die Frage, wie derartige Erkenntnisse sich für die Gegenwart fruchtbar machen lassen und welcher Art weiterführende Untersuchungen des Komplexes sein können. Wie kommen hier traditionale, konfessionelle oder religiöse Nahrungs- und Ernährungsgewohnheiten mit modernen Ansichten und Bestimmungen zusammen? Wie wirken religiöse Speisevorschriften in die heutige Gesellschaft hinein? Und wie spiegelt die heutige Gesellschaft mit ihren Ansprüchen an Ernährung und Nahrung auf die konfessionellen Ansichten zurück? Diese Betrachtungen beziehen sich hier konkret hauptsächlich auf Deutschland im 20. und gerade begonnenen 21. Jahrhundert. Die Frage nach der Säkularisierung bzw. De- oder Re-Sakralisierung oder einer Entsäkulari7

sierung wird an dieser Stelle nicht berücksichtigt werden, da sie zwar interessante Aspekte zum möglichen Wertewandel beinhaltet, aber hier den inhaltlichen Rahmen sprengen würde.

In den Schlussbetrachtungen sollen die vorausgegangenen Inhalte dann noch einmal kurz zusammengefasst werden und ein Ausblick auf mögliche zukünftige Forschungssituationen erfolgen. Welche der aufgeworfenen Fragen ließen sich gut durch die theoretische Reflexion beantworten, wo werden weiterführende empirische Untersuchungen erforderlich? Wo ergaben sich erste Fingerzeige auf mögliche Wertewandel sowohl in Bezug auf die religiösen Ernährungsregeln als auch auf die gesellschaftlichen Bedingungen für die Integration dieser Normen? Welche Grundbedingungen und interessanten Aspekte für fortgesetzte Studien sind gefunden worden?

Doch zunächst zu den Definitionen.

8

3 Religion – Definitionen und Formen Vorausgeschickt werden soll an dieser Stelle, dass die Studie religionssoziologisch orientiert ist. Und wie PICKEL herausstellt „ist es in der Religionssoziologie nicht das Ziel, Religion in Bezug auf ihre Wahrhaftigkeit zu prüfen, sondern es wird eine Definition gesucht, die in der Lage ist, sie als einen sozialen Tatbestand derart abzubilden, dass sie nach wissenschaftlichen Regeln und mit deren Instrumentarien untersucht werden kann.“5

Problematisch ist dabei, dass die Definitionsversuche von Religion so zahlreich sind, wie die gleichermaßen jeweils erhobenen Kritiken dazu.6 Aus diesem Grunde wird hier zunächst auch nur auf die werkbezogene Anschlussfähigkeit der jeweiligen Definitionen und Theorien abgezielt. Die nachfolgenden Definitionen weisen also zum einen auf die möglichen Deutungsversuche zu den jeweiligen Begriffen hin, sollen aber zugleich abschließend eine Deutungsleitlinie für das Verständnis der vorliegenden Untersuchung bilden. Es handelt sich also um Entwürfe, die durchaus einer weiteren Diskussion unterzogen werden können. Manche dieser Begriffe müssen aufgrund ihrer Eigenheit allerdings inhaltlich offen - bzw. weit gefasst - bleiben, wie sich zeigen wird. Dort, wo sich im Verlaufe der Auseinandersetzung unterschiedliche Deutungsschemata zu den jeweiligen Begriffen finden, werden diese explizit herangezogen – in allen anderen Fällen gilt die vorgelegte Bedeutung.

3.1 Definitionen Werden Definitionen vorangestellt, setzt man sich mehreren potentiellen Vorwürfen aus, nämlich sich a) nicht intensiv genug der theoretischen und methodischen Problematik gewidmet zu haben, um die zugrunde zu legenden Begriffe hinreichend vor der weiterführenden Fragestellung zu klären, b) es aufgrund der verkürzten Darstellung an Eloquenz in den Definitionen fehlen zu lassen oder zumindest c) fachwissenschaftliche Diskurse stark zu verkürzen oder den Eindruck zu erwecken, sie zu ignorieren. 5 6

PICKEL, 2011, S. 16 (Hervorhebung wie im Original). GABRIEL 2003, 110.

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