Energie aus Milchzucker - Gefu Oberle Gruppe

gewinnt an Bedeutung. Die 10 Millionen Franken teu- re Biogasanlage erzeugt jährlich. 2,7 Mio m3 Biogas (Swissfarmpo- wer Inwil 1,9 Mio m3). Sie liefert.
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Energie aus Milchzucker Eröffnung / Die Gefu AG vergärt in der Biogasanlage überschüssigen Milchzucker und gewinnt damit Gas, Strom und Wärme für die Herstellung von Kälberfutter aus Molke. RICKENBACH

■ «Wir wollen Kalbfleisch aus tiergerechter Haltung möglichst CO2-neutral produzieren», erklärte Jörg Oberle, Inhaber der Gefu Produktionsanlagen und der Gefu Swisskalb in Rickenbach. Die Basis bilden dabei die jährlich 250 Millionen Liter überschüssige Molke aus 80 bis 100 Käsereien der Schweiz. Um möglichst viel Transportenergie sparen zu können, wird die Molke regional gesammelt und mittels Membranentechnik in regionalen Zentren eingedickt. Das Konzentrat, es bleiben noch rund 80 Millionen Liter pro Jahr, wird zur Weiterverarbeitung nach Rickenbach gebracht. Hier trennt die Ultrafiltration das Milcheiweiss vom Milchzucker. Das Eiweiss aus der Molke wird zu Kälberfutter aufgearbeitet, das grossteils in dickflüssiger Form bei den Gefu-Swisskalb-Produzenten eingesetzt wird, ergänzt mit etwas Pulver. So wird jährlich Kalbfleisch produziert im Wert von rund 50 Millionen Franken. Der Milchzucker, immer noch in flüssiger Form, wird zusammen mit dem Betriebsabwasser der Biogasanlage zugeführt, wo Gas entsteht, das in Mikrogasturbinen Strom erzeugt und nebenbei noch genügend Abwärme liefert, um im Sprühturm Milchpulver herzustellen. Das Restwasser aus der Vergärung wird einer betriebseigenen Kläranlage zugeführt.

Günstige CO2-Bilanz gewinnt an Bedeutung Die 10 Millionen Franken teure Biogasanlage erzeugt jährlich 2,7 Mio m3 Biogas (Swissfarmpower Inwil 1,9 Mio m3). Sie liefert die Strommenge für 1500 Haushaltungen und spart mit der erzeugten Wärme 1300 Tonnen Heizöl pro Jahr. Der Gefu-Pro-

Jörg Eberle vor der Biogasanlage in Rickenbach, die aus Milchzucker Gas, Strom und Wärme herstellt. (Bild Josef Kottmann)

duktionsbetrieb in Rickenbach kann eine beachtliche CO2-Bilanz vorweisen, so Betriebsleiter Toni Habermacher: «Mit der Biogasanlage werden jährlich 6,5 Mio KWh Strom, 6,5 KWh Dampf und 6,5 KWh Heissluft erzeugt und insgesamt 1300 Tonnen Heizöl ersetzt.» Dank diversen Massnahmen von 2001 bis 2011 spart die Gefu Rickenbach bereits 15 000 Tonnen CO2 pro Jahr. Bezüglich CO2-neutralem Kalbfleisch doppelte Jörg Oberle nach: «Heute können wir belegen, dass wir pro Kilo GefuSwisskalb-Fleisch bloss noch zwei Kilo CO2 produzieren, während die reine Pulvermast im EU-Raum immer noch bei 27 Kilo liegt.» Die günstige CO2-Bilanz

verschaffe dem Gefu-Swisskalb einen Wettbewerbsvorteil, denn der «ökologische Fussabdruck» spiele im Verhalten von Konsumenten und bei den Grossverteilern eine immer wichtigere Rolle, bestätigte Oberle.

Spannende Diskussion an der Eröffnung Nationalrat Otto Ineichen, bekannt als Förderer von Alternativenergien, hielt die Festansprache. «Ich habe die Ausführungen von Oberle und Habermacher aufmerksam verfolgt. Ich muss zugeben, ich bin total erschlagen von der enormen Innovation in Sachen Alternativenergie, welche die Gefu AG hier in Rickenbach an den Tag legt», so Inei-

chen. Der Landwirtschaft empfahl er, ihre Stärken bei der Nutzung von alternativen Energieträgern tatkräftig umzusetzen und künftig einen Teil des Einkommens als Energiewirt zu holen. «Bei der Umsetzung ist die fenaco viel zu wenig innovativ», so Ineichen, «denn sie müsste die Führungsrolle und Koordination bei der Umsetzung übernehmen.» Eugen Brühlmeier, Mitglied der fenaco-Geschäftsleitung konterte: «Die fenaco engagiert sich vor allem in der Nahrungsmittelversorgung, denn das ist unsere primäre Aufgabe.» Dass die fenaco in Sachen Alternativenergie innovativ sei, habe sie mit Swissfarmpower in Inwil bewiesen. Josef Kottmann