Eine Brücke als Tor zur Hölle

15.01.2016 - Online-Netzwerke haben nach ei- nem Urteil des deutschen ... Facebook, sondern alle Online-. Dienste, die es ... haus finanziert. SN, dpa.
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MEDIEN 11

FREIT A G, 15. JÄNNER 20 16

Facebook darf keine E-Mails mehr an Freunde schicken Facebook und andere Online-Netzwerke haben nach einem Urteil des deutschen Bundesgerichtshofs künftig weniger Spielraum bei der Werbung neuer Nutzer über Einladungs-E-Mails. Die Karlsruher Richter werteten es am Donnerstag als unzulässige belästigende Werbung, wenn Nichtmitglieder per E-Mail zur Registrierung aufgefordert werden, ohne dass sie dem zugestimmt haben. Dabei spiele es keine Rolle, ob das Netzwerk als Absender auftauche oder der Bekannte. Im konkreten Fall geht es um den „Freundefinder“ von Facebook in seiner Version von 2010. Dort wurde Nutzern bei der Registrierung angeboten, ihre EMail-Kontakte durchsuchen zu lassen, um „Freunde“ bei Facebook zu finden. Einladungs-E-Mails gingen dabei auch an nicht bei Facebook registrierte Bekannte. Facebook machte in einer ersten Reaktion darauf aufmerksam, dass der „Freundefinder“ in der beanstandeten Form nicht mehr existiere. Sobald das ausformulierte Urteil vorliege, werde man es „gründlich prüfen, um den Einfluss auf unsere aktuellen Dienste zu bewerten“. Die Entscheidung betreffe nicht nur Facebook, sondern alle OnlineDienste, die es anböten, Freunde auf sie hinzuweisen. Angestrengt hatten den Rechtsstreit die VerSN, apa braucherzentralen.

KARLSRUHE.

Colonel Nicholson (Alec Guinness) und der japanische Kommandant Saito (Sessue Hayakawa, r.) vor der prächtigen Brücke.

BILD: SN/© COLUMBIA PICTURES INDUSTRIES

Eine Brücke als Tor zur Hölle Wie das Filmepos „Die Brücke am Kwai“ die Sinnlosigkeit des Krieges und die einhergehende Verrohung vor allem mit psychologischen Meisterleistungen für alle Zeit vermittelt. PIERRE A. WALLNÖFER SALZBURG. Die Hass-Liebe zwischen dem Regisseur David Lean und dem Schauspieler Alec Guinness hat ein gutes Stück britischer Filmgeschichte geprägt. Trotz aller persönlichen Ressentiments hat die Zusammenarbeit der beiden Titanen den Zuschauern Filme wie „Lawrence von Arabien“, „Doktor Schiwago“, „Reise nach Indien“ und – allen voran – „Die Brücke am Kwai“ beschert. Dieser Film arbeitet den Zwiespalt zwischen bedingungsloser militärischer Befehlshierarchie einer Truppe, auch wenn sie in Gefangenschaft geraten ist, und dem Widerstand gegen den Feind heraus.

Im von Japan besetzten Burma sollen im Zweiten Weltkrieg gefangen genommene britische Soldaten eine Holzbrücke über den Kwai bauen. Dabei kommt es zu einem vor allem psychologischen Duell zwischen dem brutalen japanischen Befehlshaber und dem nicht weniger rigorosen britischen Colonel Nicholson, den Alec Guinness mit beispielloser Hingabe verkörpert. Nicholson willigt zwar ein, die Eisenbahnbrücke von seinen Männern bauen zu lassen. Er erreicht aber auch eine menschliche Behandlung seiner Leute und dass er die Befehlsgewalt über die gefangenen Briten behält sowie dass die ebenfalls festgesetzten Offiziere sich nicht an der Arbeit beteiligen

Die Inkarnation des Bösen ist tot SALZBURG. Mit den „Stirb langsam“(„Die Hard“)-Filmen und der „Harry Potter“-Serie verankerte sich der britische Schauspieler Alan Rickman in der Filmgeschichte. Neben den erwähnten Kino-Blockbustern war Rickman auch in vielen Theaterstücken sowie anderen Filmen zu sehen. Die ersten beiden „Stirb langsam“-Thriller 1988 und 1990 gaben Rickman die Gelegenheit, einen schier genialen und gleichzeitig ganz „bösen“ Bösewicht zu spielen, schlicht die Inkarnation der Verwerflichkeit. Noch bekannter war Rickman nur noch als äußerst zwielichtiger Professor Severus Snape in den „Harry Potter“-Filmen. Dass er auch ganz anders konnte, bewies er 1989 in dem knisternden Krimi „Im Zeichen der Jungfrau“

müssen. Das verzögert den Bau natürlich. Insofern erfüllt er seine Pflicht, den Feind zu schädigen. Gleichzeitig packt ihn aber der Ehrgeiz, die Brücke möglichst schnell und perfekt zu bauen, um den Japanern die (überlegenen) Fähigkeiten der Briten zu beweisen. Dass dies gleichzeitig gelingt und misslingt, kann als Botschaft verstanden werden. Dennoch wurde der militärische Gehorsam im Dienst des Feindes beim Start des Films 1957 heftig kritisiert. Allerdings hat die energische, pflichtbewusste Interpretation des Colonels durch Alec Guinness genau jene Wirkung, die der akribische Regisseur David Lean beabsichtigte: den Stolz zu bewahren

„Wir Staatskünstler“ im Wahljahr vier Mal im Programm Gerade in einem Wahljahr ist diese Sendung besonders wichtig: „Wir Staatskünstler“ kommt 2016 mit vier Folgen ins ORF-Programm. Vier Mal können sich die Zuschauerinnen und Zuschauer auf satirische Rückblicke von Thomas Maurer, Robert Palfrader und Florian Scheuba alias „Wir Staatskünstler“ in ORF eins freuen. Mit drei Saisonbilanzen im April, Juni und Oktober sowie einer großen Jahresbilanz im Dezember will das bisher stets messerscharfe Satireformat das Jahr resümieren. Dabei werfen die Kabarett-Stars in gewohnter und gefürchteter Art und Weise Blicke auf das Zeitgeschehen. Besonders hinsichtlich der Wahl des Bundespräsidenten im Frühjahr darf man sich auf überraschende Einsichten freuen. paw SALZBURG.

Alan Rickman, genialer Bösewicht. BILD: SN/APA/AFP/G. BOUYS

(„The January Man“). Dort verkörperte er neben dem Charmeur Kevin Kline, der liebreizenden Mary Elizabeth Mastrantonio sowie Susan Sarandon den hinreißend skurrilen und witzigen Mathematikquerdenker und Querkopf Ed, dessen eigenwillige Methoden einem Serienmörder zum Verhängnis werden. Der 1946 in London geborene Rickman ist ebendort im Alter von 69 Jahren dem Vernehmen nach an Krebs gestorben. paw

und sich ungeachtet der Situation nicht erniedrigen zu lassen. Die Geschichte basiert auf einem Roman von Pierre Boulle, die beiden Drehbuchautoren, denen die ausgefeilten Szenen sowie Guinness’ prächtige Rolle zu verdanken sind, waren Michael Wilson („Lawrence von Arabien“) und Carl Foreman („High Noon“). Weil die beiden auf den schwarzen Listen der McCarthyÄra in den 1950ern standen, wurden sie nicht im Vorspann aufgeführt. Fazit: sieben Oscars. Die Brücke am Kwai ist am kommenden Sonntag ab 20.15 Uhr in Arte zu sehen.

US-Version von Al-Dschasira wird eingestellt Der US-Ableger des arabischen Nachrichtensenders AlDschasira stellt seinen Betrieb nicht einmal drei Jahre nach seiner Gründung ein. Das Programm aus den Vereinigten Staaten werde Ende April beendet, erklärte Senderchef Al Anstey am Donnerstag. Er begründete den Schritt mit der wirtschaftlichen Situation in der Medienlandschaft. Das Geschäftsmodell des auf den US-Markt fokussierten „Al Jazeera America“ sei „nicht nachhaltig“ gewesen. Al-Dschasira wird vom katarischen Herrscherhaus finanziert. SN, dpa

DOHA.

Ein „Tatort“ aus dem Giftschrank Ein Triebtäter im Mainzer Karnevalsmilieu und die erste Kommissarin der deutschen Kultserie „Tatort“: Vor über drei Jahrzehnten entstand „Der gelbe Unterrock“ als Folge 109 der Reihe. Der Film lagerte jahrelang unter Verschluss – nicht, weil sich damals viele Zuschauer über das düstere Porträt des Karnevals geärgert hatten. Der Streifen verschwand in der Versenkung, weil ihn die Sendeverantwortlichen selbst für nicht gelungen hielten. Morgen, Samstag, wird er endlich im Südwestrundfunk (SWR) gezeigt. In den vergangenen 40 Jahren mit mehr als 950 „Tatort“-Krimis hat es allerdings mehrere Folgen gegeben, die im sogenannten Giftschrank landeten.

MAINZ.

Erzählt wird die Geschichte des psychisch gestörten Harry, der Frauen quält und unter Mordverdacht gerät. Kommissarin Marianne Buchmüller (Nicole Heesters, heute 78) gerät dabei auch ins Mainzer Karnevalsmilieu. Das reichlich wirre Geschehen mit kruden Dialogen und langen Einstellungen stellt die inzwischen an schnelle Erzählweise gewöhnten Zuschauer zweifellos auf eine Geduldsprobe. Der stimmungsvollen Zeitreise in die deutsche Vergangenheit lässt sich dennoch etwas abgewinnen – etwa die Begegnungen mit den jungen Rolf Zacher (heute 74) und Barbara Sukowa (heute 65). Da es noch kein Privatfernsehen gab, sahen 14,12 (!) Millionen Zuschauer den Krimi – 43 Prozent Marktanteil. Kaum fassbar.