Ein Freiraum für die Jugend

09.10.2012 - die Schweiz kam, im Jugendtreff im. Gundeli ... www.bfa-basel.ch. Aus dem Hut gezaubert. ... Per Handy sei er auch in den Ber- gen erreichbar ...
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Basel.Stadt.

 | Dienstag, 9. Oktober 2012 | Seite 15

Ein Freiraum für die Jugend

Campus

Zeit zu leben, Zeit zu arbeiten

Jubiläumsrevue «fyrimmerjung» im Schauspielhaus schwelgt in Erinnerungen Von Tina Hutzli Basel. Auf der Bühne im Schauspiel-

haus proben die Schauspieler Philippe Graff und Vera von Gunten die Besetzung des Sommercasinos. Diese ist über 30 Jahre her. Christian Platz sitzt im leeren Zuschauerraum und schwelgt in Erinnerungen. «Bei dieser Besetzung wurde ich zum ersten Mal verhaftet», erzählt der Präsident der Basler Freizeitaktion (bfa). Danach folgte noch die eine oder andere Verhaftung. Zum Beispiel, als er einen Lastwagen mit einer Punkband auf der Ladefläche auf den Marktplatz gefahren habe – pünktlich zu einer Regierungsratssitzung. Platz kennt die bfa gut aus seiner eigenen Jugend. Die rebellischen Zeiten hat er längst hinter sich gelassen. Heute kümmert er sich selber darum, dass die Jugendlichen Freiräume erhalten. Zum 70-Jahr-Jubiläum der bfa hat er aber noch einmal ganz tief in der Vergangenheit gegraben, auch in den Jahren vor seiner eigenen adoleszenten Rebellion. Aus Bildern, Jahresberichten, Erzählungen und eigenen Erinnerungen hat Platz eine Revue geschrieben. «Fyrimmerjung» heisst die bunte Reise durch 70 Jahre Basler Jugendkultur, die Regisseur Tom Ryser am kommenden Wochenende auf die Bühne des Schauspielhauses bringen wird.

Webstube als Mädchentreff Aus «Sorge um die Jugend» wurde die bfa 1942 gegründet. Weil das Freizeitverhalten der Jugendlichen als bedrohliche Dunkelzone wahrgenommen wurde. «Es wurden sinnvolle, unbedenkliche Beschäftigungen angeboten. Zum Beispiel eine Webstube für Mädchen», sagt Christian Platz. So seltsam sich das heute anhört, solche Angebote seien damals rege besucht worden. Gerade die Mädchen erhielten dadurch eine Möglichkeit, sich ausserhalb ihres Elternhauses zu treffen. Im Gegensatz zu damals will die bfa heute nicht mehr behüten, sondern begleiten und unterstützen, sagt Platz. Die Jugendlichen sollen den Raum haben, sich selber zu verwirklichen. Viele haben diese Chance ergriffen. Ein Beispiel ist für Platz besonders aktuell: Burim Jusufi, der als Junge aus dem Balkan in die Schweiz kam, im Jugendtreff im Gundeli Breakdance für sich entdeckte und seit einigen Monaten in Las Vegas lebt. Als Tänzer in der Beatles-Show «Love» des Cirque du Soleil.

Unschickliche Annäherung Noch sitzt der Text nicht perfekt, wie der eine oder andere Blick in das Skript beweist. Dafür legen Graff und von Gunten Improvisationstalent an den Tag. Einen Unterbruch von Regisseur Tom Ryser nutzen die beiden, um den beiden einzigen Probenzuschauern in bestem 50er-Jahre-Beamtendeutsch die Meinung über die unschickliche Annäherung der Geschlechter zu ­sagen: Was falle uns eigentlich ein, sich in einem derart leeren Saal direkt nebeneinander zu setzen und möglicherweise im Dunkel des Zuschauerraums heimlich zu schäkern? Christian Platz solle sofort seine Hand vom Knie der Journalistin nehmen. Gopfertoori ­nonemol. Die Basler Beatles-Coverband mit bfa-Vergangenheit, die nach diesem Improvisationsfeuerwerk angesagt wird, muss man sich während der Probe noch vorstellen. Zusammengefügt wird die ganze Revue – Schauspiel, Musiker und Bands, eine Breakdance-Truppe – erst kurz vor der Premiere am kommenden Freitag. Diese findet zeitgleich mit der Lancierung des neuen Vereinsnamens statt: Aus der Freizeitaktion wird offiziell die Jugendarbeit, aus dem Kürzel bfa wird JuAr. «Eigentlich ist eine solche Revue für uns gar nicht machbar, schon allein unsere Finanzen reichen hinten und vorne nicht», sagt Christian Platz. Weil die Auftretenden aber alle selber in ihrer Jugend mit der bfa zu tun hatten, von den Musikern über 70 bis zum 13-jährigen Teen­ ager, sei für sie das Mitwirken Ehren­ sache. «Darum machen wir die Revue einfach trotzdem.»

Ich schlafe schlecht und gehe seit einem Monat nicht in den Ausgang, weil ich bald meine Masterarbeit abgeben muss. Nun könnte man annehmen, das sei löbliches Verhalten, die Enthaltsamkeit ein Zeugnis von Fleiss und Disziplin. Weit gefehlt. Was ich mache, wenn ich eigentlich an der Master­arbeit schreiben sollte, ist schnell beantwortet: Quatsch. Und ein bisschen Haushalt. Kurioserweise sind Arbeiten im Haushalt urplötzlich eine meiner Lieblings­ beschäftigungen, obwohl ich Besseres zu tun hätte. Die Wohnung ist nie so sauber wie zu Lernzeiten. Oder eben zu Zeiten, in denen eine Masterarbeit geschrieben werden sollte. Die Zeit, die hiefür zur Verfügung steht, ist tückischerweise lang. Viel zu lang. Viel Zeit für Quatsch also. Andere Aktivitäten, denen ich in Lernzeiten extensiv nachgehe, sind Internet­ surfen und Rumliegen, beides auch in Kombination. Sie glauben nicht, wie viel Zeit man in diesem Internet verbringen kann. Herrlich, man kann sich wunderbar in diesem weltweiten Netz verfangen und die Zeit Zeit sein lassen. Das Perfide an meiner Surfaktivität ist, dass ich mich pseudo-bilde dabei. Fast kommt es mir vor, als würde mich mein schlechtes Gewissen Gutmenschen­themen wie Tier- und Umweltschutz sowie Menschenrechten googeln lassen. Ich lese Reportagen über burmesische Meeresschildkröten, die vom Aussterben bedroht sind. Oder ich konsultiere Wikipedia, wenn ich das genaue Geburtsjahr von Jane Good­all wissen möchte. Es wäre interessant, zu erfahren, was genau im Gehirn eines durchschnittlichen Studenten passiert, wenn er eine Deadline bekommt, denn ich habe an anderen ein ähnlich merkwürdiges Verhalten beobachtet und diagnostiziert. Vor Kurzem hat mir eine Kollegin erzählt, bei ihr sei alles anders, seit sie ein Kind habe. Man schlafe wenig und es sei viel Arbeit, vor allem im Haushalt, aber alles in allem sei es toll. Ausserdem nehme sie Themen wie Umweltschutz und dergleichen viel bewusster wahr, seit sie Verantwortung für ein Kind trage. Natürlich könne man das gar nicht nachvollziehen, wenn man keine Kinder habe, sagte sie mit diesem leicht selbstgefälligen Mutterlächeln im Gesicht. «Doch, doch, ich glaube schon», entgegnete ich mit einem leicht unverschämten Studentengrinsen.

Premiere der bfa-Revue «fyrimmerjung» im Schauspielhaus Basel: Freitag, 12. Oktober, um 20 Uhr. Die zweite Vorstellung findet am Samstag, 13. Oktober, um 20 Uhr statt. www.bfa-basel.ch

 nja-Elena Brandis ist Mitarbeiterin der A ­Studierendenzeitung «Gezetera» und erzählt in der Rubrik «Campus» ihre p ­ ersönlichen Geschichten rund um das Studentenleben an der Uni Basel.

Durch sieben Jahrzehnte führen Philippe Graff und Vera von Gunten, die beiden jungen Schauspieler des Theaters Basel in «fyrimmerjung». Vom misslungenen Auftaktkonzert im Sommercasino (es wurde Jazz gespielt, aus Angst vor dem aufrührerischen Poten­ zial des Rock ’n’ Roll) über die Jugendaufstände in den 80ern bis zu den Rappern von heute. Mit Zylinder und Frack ausstaffiert, geben sie mal besorgte Eltern, mal aufmüpfige Jugendliche, ­ kuschen vor dem Pfarrer oder bringen lärmbelästigte Damen zur Weissglut.

Basel. An der Pädagogischen Hochschule der Fachhochschule Nordwest­ schweiz wurden die Studierenden der Studiengänge Sekundarstufen I und II, Erweiterungsstudien und Master of Arts in Educational Sciences diplomiert. Lehrdiplome für Maturitätsschulen Arnold Priska Adelheid, Basler Dominique, Beckert Christine, Bissig Sabine, Bleiker Evelyne, Bossart Irina, Botti Claudio, ­Breitung Ilinca, Bunzel Nora, Carone David, ­Cordin Carla, Dürig-Stathopulos Helen, Ehrensperger Judith Estelle, Eichenberger Patrick, Eisenring Michael, Eyer Matthias, Flubacher Moritz, Frei Markus Eugen, ­Gutierrez Rolf, Hänzi Thomas, Harouga Rebecca, Hartmann Michael, Häusermann Jeanine, Henseler Nino, Höltschi Patrick, Holzer Nora, Koenig Hans-Christian, Kohler Andrea, Kowalski Karolina Zofia, Maciejczak Karin, Mettler Claude, Müller Christoph, ­Müller Corinne, Nünlist Nadia, Nussbaumer Damaris, Pabst Sébastien, Pegoraro-Meier Peter, Pulfer Andreas, Ramseier Susanne, Ritter Hans Jakob, Schafroth Stephanie, Schlumpf Sandra, Schnell Barbara, Spreiter Gianmarco, Stadler Nina, Steinmann Julia, Stücheli Sandro, Sturm Markus Johannes Emmeran, Tester Regula, Ward Isla, ­Wehren Thomas, Weisbrod Zenker Christin Jeanne, Wenger Katharina, Wettstein Fabio, Widmer Giannina Leonie, Wyss Benedikt, Wyss Cathrin, Züger Claudia.

Aus dem Hut gezaubert. Bei den Proben zu «fyrimmerjung» beweisen Vera von Gunten (links) und Philippe Graff Improvisationstalent.  Foto Tim Loosli

Auch Politiker brauchen Ferien

Gebildet Pädagogische Hochschule

Von Anja-Elena Brandis

Lehrdiplome für die Sekundarstufe I (bisheriger Studiengang) Alig Franco, Anderson-Schweizer Svenja, Barandun Martina, Bernbach Julia, Bietenhader Claudia, Blind Noëlle, Cueni Denise, Fretz-Widmer Astrid, Halal Anissa, Koller ­Stefan, Meng Dorothee, Müller Jael, Munz Livia, Oser Michael, Puppato Peter, Rohrer Benjamin, Schenk Jasmin, Schwarz Jonas, Spitaleri ­Alessandro, Stich Rebekka, Sucker Susanne, Sunier Mylène, Tedesco Maria, Tenebruso Laura, Thommen Bettina, Villani Cosimo. Lehrdiplome für die Sekundarstufe I (neuer Studiengang) Bruderer Sarah, Koller Stephanie, Poland Sonja, Seiler David, Weber Michael Matthias. Lehrberechtigungen Ergänzungs­ studium Sekundarstufe I (bisheriger Studiengang) Baumer Susanne, Benassi Wilde Germana, Graf Tobias, Herter Rolf, Hess Ramon, Jeker Patrick, Makhdoomi Caterina, Müller-Dick Katharina, Rhinisperger Ludwig. Lehrdiplome Erweiterungsstudium Sekundarstufe I (neuer Studiengang) Pauli Andrea, Rhyn Emmanuel, Schönen­ berger Heidi Judith, Vinzens-Nouaïmi Najat. Master of Arts in Educational Sciences (Joint Master der Uni Basel und der Pädagogischen Hochschule der FHNW) Dierdorf Michael Raphael, Fiechter Marlen, Füeg Jeanine Tamara, Greiner De Pedrini Denise, Heinrich Seline, Hohl Natascha, ­Horner Nina, Meier Patrick, Oberthaler Urs, ­Staehelin Christine, von Mühlenen Barbara, Zaugg Lea, Zberg Ulrich.

www.fhnw.ch

Drei Wochen vor den Wahlen fahren die Parteipräsidenten noch weg Von Andrea Fopp Basel. Sie sind dann mal schnell weg,

unsere Basler Parteipräsidenten. Drei Wochen vor den Wahlen sind Schulferien. Wir probierens per Telefon bei Urs Müller, BastA!-Präsident. Er nimmt ab. Und schwärmt vom Bündner Panorama: «Ich sehe von hier bis ins Albulatal.» Per Handy sei er auch in den Bergen erreichbar, per Mail aber nicht. Auch die SP ist gerade führungslos. Präsident Martin Lüchinger ist in Triest, wie er am Handy sagt. So viel zur Linken. Doch auch die Mitte war weg. Markus Lehmann, CVPChef, verbrachte letzte Woche vier Tage im Lötschental, FDP-Parteipräsident und Bald-Nationalrat Daniel Stolz im Piemont. Stramm die Stellung hält die SVP. «Weiss Gott bin ich nicht in den Ferien», sagt Sebastian Frehner. «Der Chef muss hier sein.» Und der Chef, das ist Frehner. Die Partei sei wie ein KMU und die Wahlen der wichtigste Zeitpunkt. «Da geht es um die Wurst.» Es gäbe extrem viel zu tun momentan, zum Beispiel Pressekonferenzen abhalten. Auch Unstimmigkeiten zwischen den Kandidaten, bei denen er vermitteln müsse, kämen vor.

Nehmen die anderen Parteipräsidenten die Wahlen zu locker? «Ich habe hin und her überlegt, ob ich wirklich weg will», sagt Lüchinger. Er ist Lehrer und hat Schulferien. Am Schluss entschied er sich fürs Wegfahren. «Danach bin ich ausgeruht und kann noch einmal Vollgas geben.» Müller sagt: «Im Milizsystem muss es einfach drinliegen, dass man abwesend ist.» Mit Politikern, die Tag und Nacht in Basel seien, könne er ohnehin nichts anfangen. «Denen fehlt die nötige Ruhe und Distanz.» Und vielleicht auch Zeit für die Familie? Müllers Ehefrau wollte ihren 60. Geburtstag im Familienhaus in Graubünden feiern. «Sie liebt dieses Haus», sagt Müller, «das ist eine emotionale Geschichte.» Wer fit sein will, muss ausruhen Die Beziehung leide immer zuerst, wenn man an der Freizeit spare, sagt Stolz. Das politische Basel hatte letzte Woche auf seine Rückkehr aus dem Piemont gewartet. Denn er war genau zu der Zeit weg, als die FDP vor der Entscheidung stand, wer für den verstorbenen Peter Malama nachrücken sollte. Die Auszeit habe ihm gutgetan, sagt Stolz. Er habe den Tod des Parteikolle-

gen ein wenig verarbeiten können. Offenbar hat der Freisinnige die Freitage auch sonst gebraucht. Im Sommer habe er keine Ferien gehabt, sagt Stolz. «Und vor Weihnachten waren diese Tage meine letzte Chance.» Unsere Politiker brauchen auch mal frei. Und sie stehen dazu. Der Zeitgeist gibt ihnen dafür auch ein gutes Argument: die Gesundheit. Lehmann sagt: «Am Schluss endest du sonst wie Natalie Rickli im Burn-out oder Martin Bäumle mit einem Schwächeanfall», sagt Lehmann. Richtig erholt hat sich der CVPMann im Lötschental aber nicht. Dazu müsse man ins Ausland, und zwar ohne Handy und Computer. Gönnen tuts ihm offenbar niemand. «Da wird mir dann nachher vorgeworfen, ich sei nicht erreichbar gewesen», sagt Lehmann. «Doch manchmal muss man aufs eigene Hemdchen schauen – wir Politiker arbeiten schliesslich auch noch.» Aufs Hemdchen schauen und gleichzeitg Wahlkampf machen, das geht bei den Grünen. Die haben nämlich zwei Präsidentinnen. Letzte Woche war Mirjam Ballmer weg, diese Woche Elisabeth Ackermann. «Das ist toll am Co-Präsidium», sagt Ballmer, «man kann sich aufteilen.»