DIVSI Milieu-Studie zu Vertrauen und Sicherheit im Internet

le. L a g e. Haben & Genießen. Sein & Verändern. Modernisierung/Individualisierung. Machen & Erleben Grenzen überwinden. Neuorientierung. M ittle re. M itte.
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DIVSI Milieu-Studie zu Vertrauen und Sicherheit im Internet Aktualisierung 2013

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DIVSI Milieu-Studie zu Vertrauen und Sicherheit im Internet Aktualisierung 2013

Eine Grundlagenstudie des SINUS-Instituts Heidelberg im Auftrag des Deutschen Instituts für Vertrauen und Sicherheit im Internet (DIVSI)

Hamburg, Dezember 2013

Deutsches Institut für Vertrauen und Sicherheit im Internet (DIVSI) Mittelweg 142, 20148 Hamburg Matthias Kammer, Direktor Joanna Schmölz, Wissenschaftliche Leitung

SINUS-Institut, Heidelberg Projektleitung: Dr. Silke Borgstedt Projektteam: Ingo Roden, Norbert Schäuble, Manfred Tautscher

© 2013 Deutsches Institut für Vertrauen und Sicherheit im Internet (DIVSI)

Einführung Sichere und vertrauenswürdige digitale Wirtschafts- und Sozialräume können nur entwickelt werden, wenn man weiß, n welche Menschen sich wie und warum darin bewegen, n welche Motive und Barrieren ihr Handeln steuern sowie n welche Einstellungen und Bedürfnisse daraus resultieren. In der „DIVSI Milieu-Studie zu Vertrauen und Sicherheit im Internet“, die 2011 durchgeführt und Anfang 2012 veröffentlicht wurde, hat DIVSI erstmals die Landschaft der digitalen Lebenswelten in Deutschland ermittelt und beschrieben. Die Grundlagenstudie wurde repräsentativ für die deutsche Wohnbevölkerung ab 14 Jahre erstellt. Erforscht wurden wichtige Alltagsbereiche aus der jeweiligen subjektiven Sicht der Personen, die diesen Alltag erleben. Die auf den Sinus-Milieus® basierenden DIVSI Internet-Milieus fassen Menschen zu Gruppen Gleichgesinnter zusammen, die sich in punkto n Lebensauffassung, n Lebensweise, n Wertorientierung, n sozialer Lage, n Lebensstil und n Geschmack sowie vor allem in ihren n Einstellungen und Verhaltensweisen hinsichtlich Vertrauen und Sicherheit im Internet ähneln. Damit ist dieser ganzheitliche Ansatz weit mehr als eine reine Nutzertypologie, die lediglich erfassen würde, wer wie häufig wo im Netz unterwegs ist. Als in dieser Form einzigartige Segmentierung sollen die DIVSI Internet-Milieus als Zielgruppenwährung im digitalen Kontext etabliert werden. Hierzu gehört die regelmäßige Aktualisierung, um eventuelle Größenveränderungen und Neu-Formationen der einzelnen Gruppen rechtzeitig zu erfassen. Nur dann lassen sich auf Dauer stabile Zeitreihen generieren. Vor diesem Hintergrund wurden im Sommer 2013 die Daten erneut erhoben, um zu überprüfen, wie sich die digitale Gesellschaft in Deutschland in den letzten beiden Jahren entwickelt hat.

1

Kurzcharakteristik der sieben Internet-Milieus Digital Outsiders Internetferne Verunsicherte

Überforderte Offliner bzw. Internet-Gelegenheitsnutzer. Selbstgenügsamkeit, Sittlichkeit und Anstand. Bedürfnis nach Schutz und Kontrollmechanismen.

Ordnungsfordernde Internet-Laien

Bürgerlicher Mainstream mit Wunsch nach Ordnung und Verlässlichkeit. Defensiv-vorsichtige Internet-Nutzung.

Digital Immigrants Verantwortungsbedachte Etablierte

Aufgeklärtes Establishment mit Führungsbewusstsein. Selektive Internet-Nutzer. Verantwortungsorientierte Grundhaltung gegenüber digitalem Fortschritt.

Postmaterielle Skeptiker

Zielorientierte InternetAnwender mit kritischer Einstellung zu kommerziellen Strukturen und „blinder“ Technik-Faszination.

Digital Natives Unbekümmerte Hedonisten

Fun-orientierte Internet-User auf der Suche nach Entertainment und Erlebnis. Unkonventionell – nicht risikosensibilisiert.

2

Effizienzorientierte Performer

Leistungsorientierte InternetProfis mit ausgeprägter Convenience- und NutzenOrientierung. Professionalisierung als Leitprinzip.

Digital Souveräne

Digitale Avantgarde mit ausgeprägter individualistis tischer Grundhaltung. Suche nach Unabhängigkeit in Denken und Handeln.

Landkarte der digitalen Gesellschaft in Deutschland (2013)

Oberschicht/ Obere Mittelschicht

Digital Outsiders (37%) Digital Immigrants (19%) Verantwortungsbedachte Etablierte 10% Postmaterielle Skeptiker 9% Ordnungsfordernde InternetLaien 10% Soziale Lage

Mittlere Mittelschicht Untere Mittelschicht/ Unterschicht

Digital Natives (44%)

Internetferne Verunsicherte 27%

Effizienzorientierte Performer 16%

Digital Souveräne 16%

Unbekümmerte Hedonisten 12% © SINUS 2013

Grundorientierung

Haltung gegenüber Internet

Festhalten Bewahren Tradition

Haben & Genießen Sein & Verändern Modernisierung/Individualisierung

Verunsicherung Überforderung Exklusion

Verantwortungsbewusstsein Skepsis

Machen & Erleben Grenzen überwinden Neuorientierung Multioptionalität, vernetzt-entgrenzt

DIVSI Politische Einstellungen 2013, Basis: 1.045 Fälle

Die sieben Internet-Milieus unterscheiden sich in n ihrem lebensweltlichen Hintergrund n ihren Einstellungen zu Sicherheit und Datenschutz im Internet n ihrem tatsächlichen Internet-Nutzerverhalten

3

Entwicklung der DIVSI Internet-Milieus Segmente im Stichprobenvergleich 2011*

2013** 15%

Digital Souveräne Effizienzorientierte Performer

Digital Natives 41%

Unbekümmerte Hedonisten Postmaterielle Skeptiker

12% Digital Immigrants 20%

Verantwortungsbedachte Etablierte Ordnungsfordernde Internet-Laien

10% 10% 12%

Digital Outsiders 39%

Internetferne Verunsicherte

*DIVSI Milieu-Studie 2012, Basis: 2.000 Fälle

4

14%

27%

16%

16%

Digital Natives 44%

12% 9% 10%

Digital Immigrants 19%

10%

27%

Digital Outsiders 37%

**DIVSI Politische Einstellungen 2013, Basis: 1.045 Fälle

Die Verteilung der DIVSI Internet-Milieus bleibt konstant In der Verteilung der Befragten über die verschiedenen digitalen Lebenswelten zeigen sich 2013 im Unterschied zu 2011 leichte Verschiebungen: n Das Segment der Digital Natives nimmt insgesamt um drei Prozentpunkte zu und steigt damit von 41 Prozent auf 44 Prozent der Bevölkerung – bedingt durch leichte Zuwächse bei den Digital Souveränen und den Effizienzorientierten Performern. n Das Segment der Digital Immigrants bleibt annähernd konstant mit leicht abnehmender Tendenz von 20 auf 19 Prozent. n Das Segment der Digital Outsiders verkleinert sich insgesamt um zwei Prozentpunkte (von 39 Prozent auf 37 Prozent der Bevölkerung). Diese Veränderung ist allerdings nur bei den Ordnungsfordernden Internet-Laien beobachtbar, die Internetfernen Verunsicherten bleiben mit 27 Prozent konstant.

· ·

Grundlegende Einstellungen zu Vertrauen und Sicherheit im Internet verändern sich nicht kurzfristig.

Die Erweiterung digitaler Nutzungsmuster impliziert nicht zwangsläufig Veränderungen in der digitalen Denkweise.

5

Interpretation der Befunde n Insgesamt zeigt die Erhebung, dass die DIVSI Internet-Milieus trotz der rasanten digitalen Entwicklung stabil bleiben, weil sie die Motive und Barrieren der Internet-Nutzung ganzheitlich betrachten. Die Milieus bleiben damit über einen längeren Zeitraum ein belastbares Instrument, mit dem die digitale Gesellschaft „vermessen“ werden kann und sich ihr Zustand zuverlässig beschreiben lässt. n Eine weitreichende Interpretation der Befunde ist auf Basis von zwei Messzeitpunkten zwar noch nicht möglich - erst ab drei Messungen können Veränderungen als Entwicklungstendenzen interpretiert werden. Nach den zwei aufeinanderfolgenden Befragungswellen lassen sich jedoch erste Tendenzen erkennen und einschlägige Vermutungen auf ihre potenzielle Belastbarkeit prüfen. n So wird häufig davon ausgegangen, dass der rasante technologische Fortschritt unablässig neue „digitale Generationen“ hervorbringt (Generation@, Generation Smartphone etc.). Die vorliegenden Ergebnisse zeigen allerdings, dass Einstellungsmuster hinsichtlich digitaler Themenfelder relativ konstant bleiben. Die Entwicklungen in der digitalen Gesellschaft lassen sich nicht allein von technischen Innovationen beeinflussen. n Die Gründe für oder gegen die Internet-Nutzung speisen sich aus den grundsätzlichen Einstellungen der Menschen, ihrer Wertorientierung und Lebensweise sowie ihrem Bildungsgrad und ihrer sozialen Lage. n D.h.: Auch wenn die technische Ausstattung jährlich aktualisiert wird, ändert sich nicht auch gleichzeitig die digitale Denkweise; ein Verantwortungsbedachter Etablierter wird auch mit neuem Tablet weiterhin durch Zurückhaltung und Selbstschutzmaßnahmen sein persönliches Risiko im Internet zu mindern versuchen. n Zum anderen zeigt auch ein Blick in die Entwicklung der sozialen Milieus in Deutschland, dass übergeordnete Einstellungsmuster und die Zugehörigkeit von Menschen zu bestimmten Gruppen relativ stabil sind und sich qualitativ neue Formationen einer Gesellschaft in der Regel eher in langsamen Schritten von acht bis zehn Jahren entwickeln.

6

Methodische Vorgehensweise Vergleich zweier Datensätze hinsichtlich Milieu-Verteilung und soziodemographischer Daten Studie: DIVSI Milieu-Studie zu Vertrauen und Sicherheit im Internet n Repräsentative Befragung der deutschen Wohnbevölkerung ab 14 Jahre n N = 2.000 (CAPI)

n Befragungszeitraum: Sept./Okt. 2011

Studie: Politische Einstellungen in den DIVSI Internet-Milieus n Repräsentative Befragung der deutschen Wohnbevölkerung ab 18 Jahre; plus Zusatzsample repräsentativ für die deutsche Wohnbevölkerung von 14 bis 17 Jahre

n N = 1.000 (plus N = 45 Zusatzsample) CAPI n Befragungszeitraum: Mai/Juni 2013

7

DIVSI Veröffentlichungen

Studien Milieu-Studie zu Vertrauen und Sicherheit im Internet, 2012 Meinungsführer-Studie: Wer gestaltet das Internet?, 2012 Entscheider-Studie zu Vertrauen und Sicherheit im Internet, 2013 Freiheit versus Regulierung im Internet, 2013 Reden Roman Herzog: Internet und Menschenwürde, 2013 Olaf Scholz: Braucht das Internet Vertrauen?, 2013 Diskussionsbeiträge Dominic Völz, Timm Christian Janda: Thesen zur Netzpolitik – Ein Überblick, 2013 Christina Heckersbruch, Ayten Öksüz, Nicolai Walter, Jörg Becker, Guido Hertel: Vertrauen und Risiko in einer digitalen Welt, 2013 Göttrik Wewer: Digitale Agenda 2013 - 2017 – Netzpolitik im neuen Deutschen Bundestag, 2013 Miriam Meckel, Christian Fieseler, Jan Gerlach: Der Diskurs zur Netzneutralität, 2013 DIVSI Magazin Ausgabe März 2012 Ausgabe Juni 2012 Ausgabe November 2012 Ausgabe März 2013 Ausgabe Juli 2013 Ausgabe Oktober 2013 Ausgabe Dezember 2013 Förderungen Thomas Fischermann/Götz Hamann: Zeitbombe Internet, Gütersloher Verlagsgruppe, 2012 Hans Peter Bull: Netzpolitik – Freiheit und Rechtsschutz im Internet, Nomos-Verlag, 2013