DIPLOMOVÁ PRÁCE Ondřej Dušek Zum ... - Univerzita Karlova

unserer Ehre zu beleidigen und uns Diebe zu nennen, weil wir […] […] ...... Herr Doc. PhDr. František Štícha, CSc. ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Gram-.
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Univerzita Karlova v Praze Filozofická fakulta Ústav germánských studií

DIPLOMOVÁ PRÁCE

Ondřej Dušek Zum Vergleich der tschechischen und deutschen Valenzwörterbücher Konfrontace českých a německých valenčních slovníků Confrontation of Czech and German valency lexicons

Vedoucí práce: PhDr. Vít Dovalil, Ph. D.

2013

Chtěl bych poděkovat PhDr. Vítu Dovalilovi, Ph. D. za vedení a inspiraci této práce, své ženě Janě za lásku a trpělivost a celé své rodině za podporu.

Můj dík též patří všem, kteří byli ochotni se účastnit mého výzkumu: Mgr. Věře Kloudové, Ph. D., Jacqueline Kubczak, Mgr. Evě Lehečkové, Ph. D., Doc. RNDr. Markétě Lopatkové, Ph. D., Prof. PhDr. Jarmile Panevové, DrSc., Doc. PhDr. Františku Štíchovi, CSc., Doc. PhDr. Marii Vachkové, Ph. D. a Dr. Astrid Winter.

3

Prohlašuji, že jsem tuto diplomovou práci vypracoval samostatně, že jsem řádně citoval všechny použité prameny, literaturu a další odborné zdroje a že práce nebyla využita v rámci jiného vysokoškolského studia či k získání jiného nebo stejného titulu.

V Praze dne 2. srpna 2013

Ondřej Dušek

5

Inhaltsverzeichnis

Abstract

9

Abkürzungsverzeichnis

11

1

Einführung

11

2

Valenztheorie

15

2.1

Der Valenzbegriff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

15

2.2

Ansätze zur Beschreibung der Valenz . . . . . . . . . . . . . . . . . .

16

2.3

Ergänzungen und Angaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

19

2.4

Testverfahren für die Identifizierung von Ergänzungen und Angaben

21

3

4

5

Valenzwörterbücher

25

3.1

Formen der Valenzwörterbücher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

25

3.2

Deutsche Valenzwörterbücher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

28

3.3

Tschechische Valenzwörterbücher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

32

Methodische Basis der Untersuchung

37

4.1

Zur Wahl der Valenzwörterbücher und Verben . . . . . . . . . . . . .

37

4.2

Methoden der Korpusforschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

38

4.3

Verwendete Korpora . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

40

4.4

Zur Methode der Befragung der Linguisten

. . . . . . . . . . . . . .

42

4.5

Art und Weise der Interviews . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

44

4.6

Analyse der gewonnenen Daten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

46

Korpuslinguistische Auswertung der Wörterbuchangaben

49

5.1

Ausgewählte Verben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

49

5.2

Zum Ablauf der Analyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

51

5.3

Einzelfälle: Ausgangssprache Deutsch . . . . . . . . . . . . . . . . . .

52

7

6

7

5.4

Einzelfälle: Ausgangssprache Tschechisch . . . . . . . . . . . . . . . .

60

5.5

Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

71

Interviews mit Linguisten und ihre Analyse

73

6.1

Zur Durchführung der Interviews . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

73

6.2

Auswahl und Vorstellung der Interviewten . . . . . . . . . . . . . . .

76

6.3

Interviews: Theoretische Themen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

80

6.4

Interviews: Anwendung der Valenzwörterbücher . . . . . . . . . . .

84

6.5

Interviews: Vergleich von E-VALBU und VALLEX . . . . . . . . . . .

89

6.6

Interviews: Das ideale Valenzwörterbuch . . . . . . . . . . . . . . . .

93

6.7

Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

99

Schlussbemerkungen

103

Literaturverzeichnis

107

Verzeichnis der verwendeten Korpora

117

A Beispiele der Valenzwörterbücher-Artikel

119

B Transkripte der Interviews

127

Věra Kloudová . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127 Jacqueline Kubczak . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129 Eva Lehečková . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131 Markéta Lopatková . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134 Jarmila Panevová . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141 František Štícha . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149 Marie Vachková . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157 Astrid Winter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161

8

English Abstract This master thesis deals with a comparison of the most common German and Czech valency lexicons, focussing on the dictionaries E-VALBU and VALLEX in particular. It employs two different methods: a confrontation of selected verbal translation pairs using corpus analysis and taking the introspective valency tests of the individual dictionaries into account, as well as qualitative research among the linguists – the authors and users of valency dictionaries. The thesis proves the usability of corpus analysis for this kind of research and shows that most differences in dictionary entries are not caused by a different behavior of the respective verbs in both languages, but rather by divergent theoretical bases of the dictionaries. The interviews with selected linguists confirm the theoretical discrepancies, but also show many similar opinions and experiences, in particular those regarding practical work with the dictionaries: a stress on the user-friendliness of the dictionaries and the use of real language data from the corpora. Keywords valency, valency lexicon, qualitative research, linguists, corpus analysis

Český abstrakt Tato diplomová práce se zabývá srovnáním nejběžnějších německých a českých valenčních slovníků, přičemž se zaměřuje zejména na slovníky E-VALBU a VALLEX. Používá k tomu dvě různé metody: srovnání vybraných překladových párů sloves za pomoci korpusové analýzy s přihlédnutím k introspektivním valenčním testům jednotlivých slovníků a kvalitativní výzkum mezi lingvisty – autory a uživateli valenčních slovníků. Práce dokládá použitelnost korpusové analýzy pro tento druh výzkumu a ukazuje, že většina rozdílných údajů nezávisí na rozdílném chování sloves v obou jazycích, ale na odlišných teoretických základech slovníků. Interview s vybranými lingvisty potvrzují teoretické rozdíly, ukazují však zejména vzhledem k praktické práci se slovníky většinou velmi podobné názory a zkušenosti: důraz na uživatelskou přívětivost slovníku a práci s reálným korpusovým materiálem. Klíčová slova valence, valenční slovník, kvalitativní výzkum, lingvisté, korpusová analýza

9

Deutscher Abstract Diese Magisterarbeit beschäftigt sich mit dem Vergleich der üblichsten deutschen und tschechischen Valenzwörterbücher, indem sie vor allem die Wörterbücher EVALBU und VALLEX in den Mittelpunkt stellt. Zwei verschiedene Methoden werden verwendet: ein Vergleich ausgewählter verbaler Übersetzungspaare mithilfe der Korpusanalyse mit Berücksichtigung der introspektiven Valenztests der einzelnen Wörterbücher sowie eine qualitative Sozialforschung unter den Linguisten – den Autoren und Benutzern der Valenzwörterbücher. Die Arbeit belegt die Verwendbarkeit der Korpusanalyse für diese Art von Untersuchung und zeigt, dass die meisten Unterschiede in den Wörterbucheinträgen nicht auf sprachlichen Diskrepanzen, sondern auf verschiedenen theoretischen Basen der Lexika beruhen. Die Interviews mit den ausgewählten Linguisten bestätigen die theoretischen Unterschiede, zeigen jedoch auch viele ähnliche Ansichten und Erfahrungen, vor allem hinsichtlich der praktischen Arbeit mit den Wörterbüchern: die Betonung der Benutzerfreundlichkeit der Wörterbücher und der Arbeit mit realen sprachlichen Daten aus den Korpora. Keywords Valenz, Valenzwörterbuch, qualitative Sozialforschung, Linguisten, Korpusanalyse

10

Abkürzungsverzeichnis CNK-SYN

Český národní korpus – SYN (‚Tschechisches Nationalkorpus‘)

DaF

Deutsch als Fremdsprache

DeReKo

Deutsches Referenz-Korpus

FGB

Funktionale generative Beschreibung

FGD

Functional Generative Description (‚Funktionale generative Beschreibung‘)

FGP

Funkční generativní popis (‚Funktionale generative Beschreibung‘)

GDTAW

Das Große deutsch-tschechische akademische Wörterbuch

GVV

Gramatický větný vzorec (‚Grammatisches Satzmuster‘)

IDS

Institut für deutsche Sprache (Mannheim)

IFAL

Institut für formale und angewandte Linguistik (Karls-Universität Prag)

KU

Karls-Universität (Prag)

KVL

Kleines Valenzlexikon deutscher Verben

KWIC

Key Word in Context

PDT

Prague Dependency Treebank (‚Prager Dependenzbaumbank‘)

SPP

Slovesa pro praxi

STTS

Stuttgart-Tübingen-Tagset

SVS

Slovník slovesných, substantivních a adjektivních vazeb a spojení

SVV

Sémantický větný vzorec (‚Semantisches Satzmuster‘)

TüBa-VL

Verbliste der Tübinger Baumbank TüBa D/Z

ViF

Verben in Feldern

VVD

Wörterbuch zur Valenz und Distribution deutscher Verben

WVevW

Wörterbuch der Valenz etymologisch verwandter Wörter

11

1

Einführung

Einen festen Bestandteil nicht nur der europäischen strukturellen Linguistik bildet schon mehrere Jahrzehnte die Idee der Valenz – die Vorstellung, dass ein Element als Kern eines sprachlichen „Moleküls“, am öftesten ein Verb, an sich weitere Elemente bindet und somit seine Umgebung syntaktisch und semantisch zu strukturieren vermag. Die Anzahl und Natur der abhängigen Elemente, die auch Argumente genannt werden, ist dabei durch den lexikalischen Inhalt des Kernelements gegeben. Diese Eigenschaft wird praktisch in zahlreichen Valenzwörterbüchern erfasst, die für viele verschiedene Sprachen und mit unterschiedlicher Motivation entstanden sind. Daher ist nicht überraschend, dass die Lexika1 auf ähnliche Fragen oft deutlich abweichende Antworten geben. Diese Arbeit versucht, einen Einblick in die sehr bunte Landschaft der Valenzwörterbücher aus deutsch-tschechischer kontrastiver Sicht zu bieten. Sie zieht verschiedene Valenzlexika beider Sprachen heran, wobei vor allem zwei neuere Werke im Mittelpunkt stehen, und vergleicht sie unter Einsatz von zwei sehr verschiedenen Methoden: der Korpusanalyse und der qualitativen Sozialforschung. Die Arbeit setzt sich somit zum Ziel, vor allem zwei Fragen näher zu untersuchen und teilweise zu beantworten: Erstens, wieweit sind die abweichenden Informationen in den deutschen und tschechischen Valenzlexika nur durch unterschiedliche theoretische Voraussetzungen bedingt und im welchem Ausmaß ist hier die Verschiedenheit der zwei Sprachen im Spiel? Und zweitens, welche Stellung nehmen die 1

In dieser Arbeit werden die Ausdrücke Wörterbuch und Lexikon synonymisch verwendet.

13

linguistischen Experten,2 unter die sowohl die Verfasser der Lexika als auch ihre begeisterten und sachverständigen Benutzer zählen, diesen Unterschieden gegenüber, bzw. welche Vorstellungen haben sie von den Valenzwörterbüchern überhaupt? Bei der ersten Frage wird zur korpusgestützten Forschung gegriffen, da die sprachlichen Korpora eine hervorragende Möglichkeit bieten, die Einträge in den Valenzlexika mit realen sprachlichen Daten inklusive authentischer Paralleltexte zu konfrontieren. Als Ausgangspunkt dienen abweichende Wörterbucheinträge in beiden Sprachen, bei ihrer anschließenden Auswertung werden quantitativer und qualitativer Ansatz zur Korpusanalyse kombiniert und mit den Valenztests der Lexika verglichen. Dabei handelt es sich um keinen allumfassenden Vergleich der Lexika; wegen des begrenzten Umfangs der Arbeit und um einen detaillierten Blick zu bieten, werden nur einige Verben für den Vergleich ausgewählt. Auf statistische Auswertung des Vergleichs wird aus denselben Gründen verzichtet; die Arbeit konzentriert sich hier vielmehr auch auf die Erforschung der Möglichkeiten und Grenzen des gewählten Ansatzes zur korpuslinguistischen Untersuchung der Valenz. Die Befragung der linguistischen Experten basiert auf der Methode der qualitativen Sozialforschung, bzw. des qualitativen Interviews. Es handelt sich hier demnach auch um keine statistische Auswertung eines vorgefertigten Fragebogens, sondern um einen Versuch, die Befragten ihre Meinungen selbst formulieren zu lassen und somit ein detailliertes Bild der für die Linguisten wichtigen Fragen zu diesem Thema zu bekommen. Die Arbeit ist in folgende Teile gegliedert: in Kapitel 2 und 3 werden die für diese Arbeit notwendigen Grundlagen der Valenztheorie erklärt und die gängigen Arten der Valenzlexika und ihre verschiedene Bestimmungen beschrieben, dabei werden auch die bei der Analyse berücksichtigten deutschen und tschechischen Wörterbücher vorgestellt. Kapitel 4 behandelt die Auswahl und Eigenschaften der verwendeten Forschungsmethoden und geht auch auf die Wahl der für die Untersuchung primären Wörterbücher sowie der herangezogenen sprachlichen Korpora ein. Im Kapitel 5 werden dann der Ablauf und die Ergebnisse der korpusanalytischen Untersuchung ausführlich beschrieben. Kapitel 6 ist den qualitativen Interviews mit den Sprachexperten gewidmet – es erläutert die genaue Durchführung der Interviews und die behandelten Themen, stellt alle Teilnehmer der Befragung vor und präsentiert die Ergebnisse der qualitativen Analyse ihrer Aussagen. Kapitel 7 vergleicht schließlich die 2

Hier ist zu betonen, dass mit den männlichen personenbezogenen Pluralformen in dieser Arbeit stets sowohl die weibliche als auch die männliche Form gemeint ist. Diese Form wurde lediglich wegen besserer Lesbarkeit gewählt.

14

Ergebnisse beider Richtungen der Untersuchung und fasst die ganze Arbeit zusammen. Im Anhang der Arbeit werden edierte Transkripte der Gespräche und E-Mails der Experten mit ihrer Zustimmung abgedruckt, da sie eine viel reichere Quelle an Erfahrungen und Expertise zu diesem Thema repräsentieren, als die Analyse mit ihrem begrenzten Umfang erfassen kann.

15

2

Valenztheorie

Dieses Kapitel bietet eine sehr kurze Einführung in die Fragen der Valenz, die sich vor allem auf Verweise auf detailliertere Werke zu diesem Thema stützt. In Abschnitt 2.1 wird zuerst der Valenzbegriff für die Zwecke der vorliegenden Arbeit definiert, dann folgt eine Zusammenfassung der verschiedenen Ansätze zur Beschreibung der Valenz in Abschnitt 2.2. Abschnitt 2.3 und 2.4 sind der Beschreibung und Abgrenzung der valenznotwendigen und nicht-valenznotwendigen Satzglieder gewidmet.

2.1 Der Valenzbegriff Als Valenz wird in linguistischen Arbeiten und gängigen Lexika üblicherweise die Fähigkeit der Verben und zu einem geringeren Grad auch anderer Wortarten, weitere Elemente in ihrer Umgebung zu erlauben, zu fordern oder mitzubestimmen (Allerton, 2006; Flämig, 1991, S. 380ff.; Ágel, 2000, S. 15ff.). Der Begriff ist eine Anspielung auf die chemische Bindung; als dessen Urheber wird traditionell Lucien Tesnière mit dem zum ersten Mal 1959 erschienenen Werk Éléments de syntaxe structurale (Tesnière, 1980) betrachtet (Askedal, 2004). Auch in früheren Werken stößt man jedoch auf Ideen, die dem Konzept der Valenz sehr nahe stehen (Panevová, 1980, S. 22f.; Urešová, 2011a, S. 6). Diese intuitive Definition gilt auch für die vorliegende Arbeit. Da sie aber nur der Verbvalenz gewidmet ist, bezieht sich der Ausdruck Valenz hier nur auf die Verben.1 1

Das bedeutet selbstverständlich nicht, dass manche Aussagen nicht auch auf andere Wortarten, v. a. Substantive und Adjektive, übertragen werden können.

17

Manche syntaktische Theorien operieren auch mit einer enger oder breiter angelegten Definition des Valenzbegriffs, siehe dazu Abschnitt 2.2. Die Verben, präziser die Verben in ihren einzelnen Bedeutungsvarianten,2 sind also aufgrund ihres lexikalischen Inhalts fähig, durch die Anforderungen an ihre Begleiter den Aufbau der ganzen Aussage zu organisieren. So fordert beispielsweise im Satz (2.1) das Verb geben die Angabe der schenkenden Person, des Adressaten und des gegebenen Objekts. Fehlt eine von diesen Informationen, ist der resultierende Satz ungrammatisch, wie in (2.2): (2.1)

Peter gab seinem Freund ein Buch.

(2.2)

*Peter gab. / *Gab ein Buch.

Darüber hinaus bestimmt das Verb auch die oberflächliche Form seiner Begleiter. In (2.1) muss deshalb die erste Nominalphrase als Subjekt im Nominativ stehen, die weiteren zwei dann als Dativ- und Akkusativobjekt.

2.2 Ansätze zur Beschreibung der Valenz Das Tesnièresche Valenzkonzept fand vor allem in der europäischen Linguistik einen breiten Anklang und wurde seit den 1960er Jahren im großen Maße weiterentwickelt und präzisiert. Obwohl die grundlegende Idee der Valenz unverändert bleibt, sind die Ansätze zu ihrer Beschreibung in ihrer Terminologie und theoretischen Einzelheiten sehr unterschiedlich (vgl. z. B. Karlík, 2000; Ágel, 2000). Dies ist wahrscheinlich auch dadurch bedingt, dass sich Valenz auf mehreren Ebenen der sprachtheoretischen Beschreibung zeigt, wie auch die Beispiele in Abschnitt 2.1 zeigten. Das Verb bestimmt nämlich sowohl die Anzahl und die semantischen Eigenschaften seiner Begleiter, als auch ihre syntaktische Realisierung und morphologischen Eigenschaften. Dementsprechend werden auch in manchen Theorien verschiedene „Arten“ der Valenz unterschieden. So setzt Helbig (1992, S. 7ff.) drei Ebenen der Valenz voraus. Die höchste oder eher tiefste ist die logische Valenz, die sich auf der Ebene der logischen Prädikate zeigt. Hier fungiert das Verb als ein Prädikat, das eine bestimmte Menge Argumenten fordert. Die semantische Valenz auf der semantischen Ebene definiert die semantischen Eigenschaften der Argumente aufgrund ihrer Bedeutungsmerkmale. Die syntaktische Valenz schließlich behandelt die Notwendigkeit der Erwähnung und die morphosyntaktische Struktur der Argumente. 2

Weiterhin werde ich von Verben immer als von Verben in einer konkreten Bedeutung sprechen, d. h. von bestimmten lexikalischen Einheiten, falls nicht anders angedeutet. Der Ausdruck (Verb-)lexem bezieht sich dagegen auf alle Bedeutungsvarianten des Verbs.

18

Andere Auffassungen nehmen eine Zweiteilung vor: Heidolph u. a. (1981, S. 163ff.) unterscheiden die semantische Valenz als Beziehungen zwischen Wortbedeutungen und die syntaktische Valenz, die die syntaktischen Eigenschaften und Funktionen der Argumente bestimmt. Viele Varianten der Valenztheorie gehen von einer einheitlichen Auffassung dieses Konzepts aus. Die ursprüngliche Arbeit Tesnières arbeitete mit einer Mischung von semantischer Auffassung des Satzes und formal-syntaktischen Kriterien für die Unterscheidung seiner Elemente (Daneš und Hlavsa, 1981, S. 10f.). In späteren Arbeiten wird auch bei einheitlicher Valenzauffassung zwischen den Sprachebenen unterschieden. Die Funktionale generative Beschreibung (FGB; Sgall, 1967; Sgall u. a., 1986) betrachtet dabei die semantische (tektogrammatische) Ebene als für Valenz primär, die morphosyntaktischen Phänomene werden dann als Auswirkungen der Valenz auf der Oberfläche verstanden. Herbst (2004) geht dagegen von einer formalsyntaktischen Beschreibung der Valenz aus, schreibt jedoch auch den valenzbedingten semantischen Beschränkungen einen wichtigen Status zu. In der vorliegenden Arbeit setze ich auch einen einheitlichen Valenzbegriff mit gleichzeitiger Unterscheidung der morphosyntaktischen und semantischen Ebene voraus. Eine Entscheidung über den Primat einer der Ebenen ist aber für diese Untersuchung nicht ausschlaggebend und wird deshalb nicht getroffen. Orthogonal zu der vorgestellten Teilung nach den Sprachebenen kann man auch über quantitative und qualitative Valenz sprechen, d. h. über die Anzahl der Argumente, die ein Verb fordert, bzw. deren Eigenschaften (Herbst, 2004, S. x-xiii). Da die Eigenschaften der Argumente ihre Anzahl voraussetzen, berücksichtige ich hier diese Teilung nicht und betrachte die Valenz als für sowohl die Anzahl als auch die Form der Argumente zuständig. Eine detailliertere Zusammenfassung der Entwicklung der Valenztheorie ist z. B. bei Urešová (2011a, S. 5ff.) zu finden, hier sei im Folgenden nur auf einige weitere wichtige Ansätze zur Beschreibung der Valenz aufmerksam gemacht. In der tschechischen syntaktischen Theorie ist neben der FGB auch das Satzmuster-Modell von Daneš und Hlavsa (1981) von Bedeutung, das die Valenz aufgrund der Beziehung zwischen dem formal-grammatischen und semantischen Satzmuster, d. h. zwischen Syntax und Semantik, darstellt. Dieser Ansatz wird in Karlíks (2000) Modifizierter Valenztheorie erweitert. Hier wird die semantische und syntaktische Valenz unterschieden und einige Prinzipien der Chomskyschen Generativen Transformationsgrammatik (siehe unten) eingebaut.

19

In der deutschen Linguistik wurden auch verschiedene Ansätze zur Valenz entwickelt. Während Helbig (1992) drei und Flämig (1991) zwei Ebenen der Valenz unterscheiden, geht Engel (1996) von einer primär syntaktischen Auffassung der Valenz aus; die Semantik wird aber auch berücksichtigt. Jacobs (1994) vertritt sogar in seinem Kontra Valenz benannten Werk die Meinung, „Valenz“ sei nur ein Sammelbegriff für acht verschiedene syntaktische oder semantische Relationen. So schreibt z. B. seine Relation NOT vor, dass ein Begleiter des Verbs nicht weglassbar ist, wenn der Satz grammatisch korrekt bleiben soll. Eine andere Relation, FOSP, besagt, dass die morphosyntaktische Form des Begleiters durch das Verb spezifiziert wird. Jacobs versucht zu beweisen, dass die einzelnen Relationen voneinander ganz unabhängig fungieren. Das Bedeutung-Text-Model von Mel'čuk (1988) legt viel Wert auf die Semantik, seine Auffassung der Valenz basiert jedoch auf der oberflächlichen Syntax. Neben der aktiven Valenz, die mit dem hier präsentierten Valenzbegriff ungefähr übereinstimmt, spricht diese Theorie auch über die passive Valenz – die Fähigkeit der Wörter, an andere Wörter gebunden zu werden, bzw. die Spezifikation der bindenden Wörter (Mel'čuk, 1988, S. 112f.). Mit der Valenz verwandte Ansätze finden sich auch in der Chomskyschen Generativen Transformationsgrammatik (Chomsky, 1965, u. a.), die nicht auf dem Abhängigkeitsverhältnis zwischen Wörtern basiert, sondern auf der graduellen Einteilung des Satzes in Konstituenten: über Verbal-, Präpositional- und Nominalphrasen bis zu den einzelnen Wörtern. Die sog. Standard Theory operiert mit Subkategorisierungsrahmen, die das syntaktische Aussehen der vom Verb geforderten Nominal- oder Präpositionalphrasen bestimmen. In seiner späteren Rektion- und Bindungstheorie führt Chomsky (1993, S. 34ff.) das Konzept der Theta-Rollen ein, die dazu noch semantische Einschränkungen hinzufügen. Auch weitere Theorien, die mit der Phrasenstruktur arbeiten, bemühen sich um eine Beschreibung der Valenz. Fillmores (1968) Kasusgrammatik befasst sich mit dem semantischen Aspekt der Valenz, indem sie Forderungen der Verben auf die Tiefenkasus ihrer Argumente beschreibt. Die Lexikalisch-Funktionale Grammatik (Kaplan und Bresnan, 1995) arbeitet mit dem Prinzip der Unifikation, aus dem sich die Erfüllung syntaktischer und semantischer Einschränkungen bei der Kombination der Wörter ergibt.3 3

Siehe auch Hajičová u. a. (2002, S. 32-82) für eine zusammenfassende Beschreibung der amerikanischen syntaktischen Theorien.

20

Allen erwähnten Arbeiten ist trotz Mannigfaltigkeit der Ansätze gemeinsam, dass sie sich um eine Beschreibung desselben Phänomens bemühen, das dem hier vorgestellten Konzept der Valenz entspricht.

2.3 Ergänzungen und Angaben Schon aus der Definition des Begriffs „Valenz“ ergibt sich, dass nicht alle Satzglieder, die ein Verb im konkreten Satz begleiten, durch die Valenz des Verbs gefordert oder bestimmt werden. Deshalb ist schon seit Tesnières Zeit für praktisch jede Variante der Valenztheorie die Unterscheidung zwischen valenznotwendigen und nichtvalenznotwendigen Begleitern4 des Verbs eine fundamentale Frage, die gelöst werden muss und gelöst wird. Die Anwesenheit der valenznotwendigen Begleiter, oder auch Aktanten, Ergänzungen oder Komplemente, wird durch das Verb bestimmt; sie bilden mit ihm eine kompakte Bedeutungseinheit. Die anderen Begleiter, die auch freie Angaben oder Supplemente genannt werden, schildern lediglich äußere Umstände der Situation und dürfen beliebig hinzugefügt oder ausgelassen werden.5 Tesnière nannte diese zwei Gruppen actants und circonstants (Askedal, 2004, S. 90) und verglich die Situation mit einer Theaterszene: Wechselt man aus der Wirklichkeit des Dramas auf die Ebene der strukturalen Syntax über, so entspricht dem Geschehenen das Verb, den Akteuren die Aktanten und den Umständen die Angaben.6 (Tesnière, 1980, S. 93)

Man kann demnach in (2.3) sehen, dass die Ausdrücke „gestern“ und „in der Schule“ im Gegensatz zu den anderen drei Satzgliedern nur die Umstände der Situation wiedergeben: (2.3)

Peter gab gestern in der Schule seinem Freund ein Buch.

Sie dürfen ausgelassen werden, ohne dass die Kernbedeutung der Situation beeinflusst wird. Dies ist mit den Ausdrücken „Peter“, „seinem Freund“ und „ein Buch“ nicht der Fall. Deshalb werden diese drei als Ergänzungen und die anderen zwei als Angaben betrachtet. 4

Der Ausdruck Begleiter wurde hier als eine neutrale Bezeichnung für sowohl die valenznotwendigen, als auch die nicht-valenznotwendigen zusammen mit einem Verb vorkommenden Satzglieder gewählt. 5 Im folgenden Text werde ich die Ausdrücke Angaben, freie Angaben synonymisch verwenden. 6 Ulrich Engel übersetzt in der deutschen Ausgabe Tesnières Werks circonstants als Angaben.

21

Diese Beschreibung der zwei Gruppen gilt jedoch nur für die zwei Extreme oder die typischen Fälle, bei denen sich die meisten Linguisten auch einigen würden. Es gibt auch andere Verbbegleiter, bei denen die Unterscheidung bei weitem nicht so eindeutig ist – und daher auch viele Meinungen darüber, wie man die Teilung ausführen sollte. Tesnière selbst wählte eine sehr enge Definition seiner Aktanten. Ihre Anzahl wurde auf maximal drei beschränkt und sie mussten immer nur durch Substantive oder deren Äquivalente repräsentiert werden (Tesnière, 1980, S. 93f.). Das heißt, dass z. B. präpositionale Objekte ausgeschlossen waren und im Satz (2.4) der Ausdruck „auf seine Freundin“ als circonstant aufzufassen wäre: (2.4)

Peter wartet auf seine Freundin.

Dies steht im Kontrast zu den meisten späteren Theorien, in denen Präpositionalobjekte, aber zumeist auch einige Arten von Adverbialbestimmungen als mögliche Aktanten betrachtet werden. Viele Autoren arbeiten mit einer feineren Unterscheidung. Helbig und Schenkel (1973, S. 33ff.) teilen die Aktanten noch in obligatorische und fakultative ein. Die Aktanten werden mit einem Test identifiziert, der das Satzglied in einen selbständigen Satz zu transformieren versucht; Obligatheit der Aktanten wird dann aufgrund ihrer Weglassbarkeit herausgestellt (siehe unten). Diesem Ansatz folgen weitgehend auch Zifonun u. a. (1997, S. 1026ff.), die jedoch andere Kriterien für die Abgrenzung der Supplemente von den fakultativen Komplementen anwenden. Ähnlich sprechen Daneš und Hlavsa (1981, S. 61f.) von obligatorischen, potenziellen und fakultativen Satzpositionen. Die ersten zwei Gruppen konstituieren die Bedeutung des Prädikats, nur die erste Gruppe ist aber für einen grammatisch korrekten Satz notwendig. Herbst (2004, S. xxxi f.) unterscheidet sogar drei Arten der Ergänzungen: obligatorische, fakultative und kontextuell-fakultative, die einen sehr spezifischen Kontext erfordern, um weggelassen werden zu dürfen: (2.5)

Wallis painted, as he said, to keep himself company.

(2.6)

Does Hannah know?

Das direkte Objekt ist demnach in (2.5) ganz fakultativ und erfordert keinen speziellen Kontext, aber in (2.6) ist es nur kontextuell-fakultativ – diese Frage darf erst nach der Erwähnung dessen stehen, was Hannah möglicherweise wissen könnte. Auf der anderen Seite nehmen Heidolph u. a. (1981, S. 384, 388f.) eine detailliertere Teilung der freien Angaben vor. Neben ganz freien Angaben werden in ihrem Werk 22

nämlich auch valenzmögliche Satzglieder beschrieben, die zwar auch zum Bereich der freien Angaben gehören, sind aber im Unterschied zu den ganz freien Satzgliedern nur auf bestimmte Verbklassen beschränkt und mit anderen semantisch unvereinbar; als Beispiel sei die Instrumentalangabe genannt. Die FGB spricht auch von Aktanten und Umständen, ihre Unterscheidung basiert aber nicht auf Valenznotwendigkeit, sondern auf Verbspezifizität und Wiederholbarkeit: die Aktanten sind immer für das bestimmte Verb in der bestimmten Bedeutung spezifisch und dürfen bis auf Koordination nicht wiederholt werden. Die Umstände können dagegen bei der überwiegenden Mehrheit der Verben stehen, und zwar auch wiederholt (Panevová, 1980, S. 32ff.): (2.7)

In Prag treffen wir uns auf dem Hauptbahnhof beim Seiteneingang.

Im Satz (2.7) wird die Ortsangabe dreimal ohne Koordinierung wiederholt, aber der Satz bleibt grammatisch. Die Aktanten werden in fünf grobe syntaktisch-semantische Klassen (Tiefenkasus, Funktoren in der FGB-Terminologie) eingeteilt – Aktor, Patiens, Adressat, Origo, Effekt –, wobei die ersten drei eher syntaktisch angelegt sind und Tesnières Aktanten entsprechen. Die zwei übrigen Aktanten haben eine eigene grobe Semantik (Quelle, bzw. Resultat des Geschehens), die Umstände werden auch nach ihrer Semantik eingeteilt (Sgall u. a., 1986, S. 111ff.). Die Frage der Valenznotwendigkeit der Aktanten und Umstände ist dazu ganz komplementär. Die FGB-Theorie verwendet eben für dieses Phänomen die Termini obligatorisch und fakultativ, die die meisten anderen Theorien für die syntaktische Weglassbarkeit reservieren. Um Verwirrung zu vermeiden, werde ich im Folgenden auch bei der FGB die Bezeichnungen valenznotwendig und nicht-valenznotwendig verwenden, oder von der semantischen Obligatheit bzw. semantischen Fakultativität sprechen.

2.4 Testverfahren für die Identifizierung von Ergänzungen und Angaben Praktisch jede Variante der Valenztheorie hat ihr eigenes Verfahren, das sie für die Unterscheidung der Ergänzungen und Angaben anwendet. Seit den 1960er Jahren wird dabei oft mit verschiedenen syntaktischen Tests gearbeitet. Als Beispiel seien hier die drei bei Zifonun u. a. (1997, Bd. 2, S. 1043ff.) angegebenen Tests erwähnt.

23

Der auch in anderen Werken am häufigsten benutzte Test ist die sog. Weglassprobe, auch Eliminierungstest genannt. Er identifiziert die Ergänzungen aufgrund ihrer syntaktischen Notwendigkeit – falls mit ihrer Auslassung der Satz ungrammatisch wird, sind sie als valenznotwendig zu betrachten. Demnach sind die Ausdrücke „Peter“, „seinem Freund“ und „ein Buch“ in (2.2) und (2.3) valenznotwendig (siehe auch Abschnitt 2.1). Weiter wird der Folgerungstest verwendet: Ist aus einem Satz, in dem das getestete Satzglied nicht erwähnt wird, gerade auf dieses Satzglied zu schließen, dann handelt es sich um eine Ergänzung. Bei dem Satz (2.8) muss man schlussfolgern, dass Peter „etwas“ isst, daher ist dieses „etwas“ zwar fakultativ (weglassbar), aber valenznotwendig. (2.8)

Peter isst. → Peter isst (etwas).

Das dritte Beispiel ist der Anschlusstest: Wenn der Anschluss des betreffenden Elements an den Rest des Satzes in einer mit „und das“ eingeleiteten Phrase die Akzeptabilität des Ganzen nicht stört, handelt es sich eher um eine freie Angabe. (2.9)

Karl fand im Wald eine Mark.

→ Karl fand eine Mark, und das im Wald. (2.10) Karl schimpfte auf die Regierung

→ Karl schimpfte, und das auf die Regierung.

Der Satz (2.9) gilt als akzeptabel, deshalb kann man „im Wald“ als freie Angabe bezeichnen. Der Satz (2.10) ist eher unakzeptabel, die Phrase „auf die Regierung“ ist demnach eher den Ergänzungen zuzurechnen. Die FGB führt dagegen einen Valenztest auf der semantischen Ebene ein – den sog. Dialogtest (Panevová, 1974; Panevová, 1978; Panevová, 1980, S. 29ff.). Dieser setzt voraus, dass in einem Dialog der Sprecher dem Hörer entweder alle valenznotwendigen Informationen vermitteln muss, oder nachträgliche Fragen des Hörers nach ihnen beantworten können. Wenn dies nicht der Fall ist, wird das Gespräch gestört: (2.11)

A: Die Eltern sind gekommen. B: Woher? A: Ich weiß nicht.

(2.12)

A: Die Eltern sind gekommen. B: Wohin?

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A: *Ich weiß nicht.

Der Satz (2.11) ist ganz korrekt und das Gespräch kann fließend fortsetzen, weil die Lokalangabe „woher“ nicht valenznotwendig ist. In (2.12) wird der Dialog aber gestört, weil die Lokalangabe „wohin“ von dieser Bedeutung des Verbs „kommen“ gefordert wird. Dabei braucht sie in beiden Fällen nicht explizit erwähnt zu werden und die Sätze bleiben grammatisch korrekt. Wie schon in Abschnitt 2.3 besprochen wurde, nennt die FGB eben die mit diesem Test identifizierten valenznotwendigen Begleiter des Verbs (semantisch) obligatorisch und die übrigen (semantisch) fakultativ. Die introspektiven Tests wurden z. T. in Frage gestellt (Ágel, 2000, S. 167ff.). So teste z. B. die Weglassprobe nach Jacobs (1994, S. 14ff.) nur eine der acht ValenzRelationen, NOT. Schumacher u. a. bemerken zu den drei oben erwähnten syntaktischen Tests: Die Aussagekraft dieser Tests ist gerade bei den Zweifelsfällen recht gering. Oft ist die Entscheidung, ob der Test positiv oder negativ ausfällt, bei mehreren kompetenten Sprechern verschieden. (Schumacher u. a., 2004, S. 27)

Andere Auffassungen der Valenz arbeiten mit keinen abstrakten Denkoperationen und stützen sich lediglich auf die Spezifizität der Ergänzung für die bestimmte Verbklasse: Wörter oder Wortgruppen, die als Satelliten zu sämtlichen Elementen einer Wortklasse treten können, fungieren als Angaben des regierenden Elements; Wörter oder Wortgruppen, die als Satelliten nur zu einer Subklasse einer Wortklasse treten können, fungieren als Ergänzungen des betreffenden Elements. (Engel, 1996, S. 23)

Das heißt, dass wenn eine (syntaktisch/semantisch definierte) Art Ergänzung bei einem Verb und nicht bei allen Verben stehen darf, wird sie automatisch als Ergänzung angesehen. Nach Kubczak (2011, S. 125f.) bringt dies eine Erhöhung der Anzahl der Aktanten mit sich, diese sei aber in der Praxis nicht schädlich.

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3

Valenzwörterbücher

Hier werden die Valenzwörterbücher, d. h. der eigentliche Gegenstand der vorliegenden Untersuchung, vorgestellt. Abschnitt 3.1 präsentiert die Valenzwörterbücher im Allgemeinen, ihre Verwendungsweisen und Formen ihrer Verarbeitung. In Abschnitt 3.2 und 3.3 werden die deutschen und tschechischen Valenzwörterbücher beschrieben, die ich bei dieser Arbeit verwendet habe.1 Aus den meisten von ihnen sind in Anhang A Beispiele abgebildet.

3.1 Formen der Valenzwörterbücher Valenzwörterbücher stellen im Grunde die Umsetzung der Idee der Valenz in die Praxis dar. Seit dem wahrscheinlich ersten Wörterbuch dieser Art überhaupt, dem Wörterbuch zur Valenz und Distribution deutscher Verben (Helbig und Schenkel, 1973, 1. Aufl. 1969), gibt es heute Dutzende Wörterbücher für viele, zumeist europäische Sprachen, die die verschiedensten Varianten der Valenztheorie verwenden und auch in der Weise der lexikographischen Verarbeitung, in der Anzahl der enthaltenen Einträge und im beabsichtigten Verwendungsbereich differieren. In Abschnitt 3.2 und 3.3 werde ich mehrere deutsche und tschechische Valenzwörterbücher übersichtlich beschreiben, hier erwähne ich nur einige Beispiele, um die Buntheit dieses Umfelds und die Unterschiede in der Verarbeitung zu illustrieren. Eine viel ausführlichere Übersicht verschiedener Valenzwörterbücher bietet z. B. 1

Ich habe alle Valenzlexika berücksichtigt, die mir zur Verfügung standen. Es handelt sich m. E. um die Mehrheit der Wörterbücher zur Verbvalenz in beiden Sprachen.

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Žabokrtský (2005, S. 15ff.), Aufzählungen der deutschen und anderssprachigen Lexika findet man bei Schumacher (2006a), bzw. Busse (2006). Wahrscheinlich die wichtigste Dimension, nach der die Valenzwörterbücher einzuteilen sind, ist der intendierte Benutzer. Nach dem Adressat sollte sich nämlich die Art und Weise der Verarbeitung der Lemmata richten. Vernerová (2011) zählt die folgenden Gruppen möglicher Benutzer eines Valenzlexikons auf: Fremdsprachenlerner, Muttersprachler, Linguisten und Systeme automatischer Sprachverarbeitung. Selbstverständlich richten sich manche Lexika an mehrere Benutzergruppen. Die Linguisten haben an den Wörterbüchern ein vor allem sprachtheoretisches Interesse, deshalb sind sie als Benutzer bei praktisch jeder Art Valenzwörterbücher denkbar; immer stehen sie auch bei der Verfassung der Lexika und beeinflussen diese mit ihrem theoretischen Hintergrund. Die Wörterbücher regen dann sowohl zur weiteren theoretischen Auseinandersetzung mit dem Valenzphänomen, als auch zur näheren Beschreibung weiterer sprachlicher Einzelheiten an. Sie können auch bei der Bearbeitung von anderen Wörterbüchern oder Grammatiken und Lehrbüchern dienen (Herbst, 2004, S. vii). Die Linguisten sind aber eine sehr enge Gruppe und werden deshalb zumeist nicht als die einzige Benutzergruppe bei der Bearbeitung der Valenzlexika visiert. Fremdsprachenlerner sind die wahrscheinlich am häufigsten genannte Zielgruppe der Valenzwörterbücher – an sie richtet sich schon das erste Wörterbuch von Helbig und Schenkel (1973, S. 5). Die Valenzwörterbücher sind vor allem als Hilfsmittel für die Sprachproduktion in der Fremdsprache gedacht: In ihnen sollten die Lerner eine ausführliche Anleitung zur richtigen Verwendung des jeweiligen Verbs finden. Damit unterscheiden sich die Valenzwörterbücher von den allgemeinen Wörterbüchern, die in der ersten Reihe das Verstehen fremder Ausdrücke erleichtern (Schumacher, 2006a, S. 1396f.). Die Valenzwörterbücher für Fremdsprachenlerner konzentrieren sich daher v. a. auf die syntaktische Beschreibung, da sich die verschiedenen Sprachen auf dieser Ebene am sichtbarsten voneinander abheben und da hier auch sehr oft Fehler entstehen (vgl. Cornell, 2003, S. 129f.). Beim Unterricht wird auch viel Wert auf Beispiele gelegt, deshalb sind diese in der Regel in den Lerner-Valenzlexika reich vertreten. Sonst variiert jedoch die Verarbeitung der Lemmata sehr stark – von einer sehr formaler Beschreibung wie bei Helbig und Schenkel (1973) und Engel und Schumacher (1978) bis zu auf Beispielen basierenden Einträgen bei Sommerfeldt und Schreiber (1996). Auch auf die Sortierung der Lemmata wird unterschiedlich eingegangen – neben der alphabetischen Reihenfolge (z. B. Herbst, 2004) findet sich auch die Glie28

derung nach semantischer Verwandtschaft (Helbig und Schenkel, 1973; Sommerfeldt und Schreiber, 1996). Außer den häufigeren einsprachigen Valenzlexika sind auch mehrere kontrastive zweisprachige Werke entstanden, deren Übersicht z. B. bei Schumacher (2006b) zu finden ist. Eine wichtige Frage bei den didaktischen Valenzwörterbüchern ist, ob sie auch tatsächlich im Unterricht brauchbar sind. Cornell (2003) spricht sich positiv über die Verwendung des Valenzkonzepts im DaF-Unterricht aus. Es sei hilfreich für das Verstehen der Verhaltensweise der Verben und der Möglichkeiten, die syntaktische Struktur zu erweitern: A pragmatic application of valency grammar in practical language work can sensitize learner to patterns in such a way that their cognitive grasp of the structural pecularities of the language is much enhanced. (Cornell, 2003, S. 142)

Mit dem eigentlichen Gebrauch der Valenzwörterbücher im Unterricht scheint die Lage aber nicht mehr so positiv zu sein. Bielińska (2003) berichtet über mehrere Untersuchungen zum Gebrauch der Valenzwörterbücher, die eher einen Misserfolg der Lexika andeuten; hier sei nur ein Beispiel erwähnt: Die Lehrer des Deutschen als Fremdsprache auf der Mittel- und Fortgeschrittenenstufe, die von den Verfassern als potentielle Adressaten gesehen wurden, benutzen Valenzwörterbücher als Quelle sprachlichen Wissens kaum, die tatsächlichen Adressaten, intendierten Konsumenten und potentiellen Nutznießer des in ihnen enthaltenen Wissens, die Lerner, überhaupt nicht. (Dębski, 1999, S. 42, zit. nach Bielińska, 2003, S. 245)

Bielińska schlussfolgert, die Lexika sollten mehr der intendierten Verwendungsweise angepasst werden, d. h. für Lerner verständlicher, für Linguisten oder Lexikographen detaillierter sein, und das auch um den Preis der Aufspaltung der existierenden Wörterbücher. Majorin (2008, S. 53) gibt hinzu, dass es den Valenzlexika vor allem an „Benutzerfreundlichkeit“ mangelt, obwohl sie bei der Erklärung der Grammatik brauchbar wären. Die Verwendungsweise der Valenzwörterbücher bei den Muttersprachlern ist der bei den Fremdsprachenlernern sehr ähnlich – sie sollten nach einem Valenzwörterbuch im Fall der Unsicherheit bei der Sprachproduktion greifen. Selbstverständlich handelt es sich hier eher um feinere Details der Sprache, was auch die derart ausgerichteten Lexika berücksichtigen müssen; ihr Umfang sollte deshalb größer als bei den Lernerwörterbüchern sein (vgl. dazu Svozilová u. a., 2005; Busse, 2006, S. 1427).

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Eine ganz andere Welt stellen jedoch Valenzwörterbücher dar, die aus dem Bereich der Computerlinguistik stammen. Sie können dann für verschiedene computerlinguistische Aufgaben eingesetzt werden, wie z. B. die automatische Markierung der semantischen Rollen (Gildea und Jurafsky, 2002). Das FrameNet-Projekt (Baker u. a., 1998) ist eine der größten Leistungen dieser Art. Es handelt sich um eine Datenbank semantischer Situationen und deren Teilnehmer, auf die verschiedene verwandte und synonyme Ausdrücke projiziert werden. So gehören z. B. die Verben buy und sell derselben Situation an, nur die Perspektive ist geändert. Manche computerlinguistische Lexika werden auch direkt mit Baumbanken – syntaktisch oder semantisch annotierten Korpora – verknüpft, die dann die Verwendungsweisen der in ihnen enthaltenen Verben direkt und detailliert dokumentieren. Als Beispiel sei hier PropBank (Palmer u. a., 2005) erwähnt, eine Ebene semantischer Propositionen, die auf der in der Chomskyschen Tradition aufgebauten Baumbank Penn TreeBank aufbaut und auch eine Liste der Verben und ihrer Argumente mit einer informellen Beschreibung enthält. Die computerlinguistisch angelegten Valenzwörterbücher unterscheiden sich in der Regel von den didaktischen auch in ihrer Präsentationsform – sie sind zumeist nur in elektronischer Form vorhanden –, und ähnlich wie die Lexika für Muttersprachler auch in ihrem Umfang. Während die meisten Lernerwörterbücher einige Hunderte bis ein Tausend Einträge enthalten, erfordert die elektronische Sprachverarbeitung eine deutlich breitere Abdeckung des Vokabulars – solche Lexika umfassen dann zumeist einige Tausende Verben. In der Computerlinguistik finden sich mehrere Arbeiten, die die Verwendung der Valenzwörterbücher dokumentieren, vor allem bei der schon erwähnten Markierung der semantischen Rollen, d. h. bei der automatischen semantischen Analyse.2 Die Lexika werden aber auch bei dem Aufbau der syntaktisch oder semantisch annotierten Korpora eingesetzt, wo sie die Konsistenz der Annotation überprüfen (Hinrichs und Telljohann, 2009; Hajič u. a., 2003). Sie können auch bei der automatischen Sprachgenerierung behilflich sein (Ptáček und Žabokrtský, 2006).

3.2 Deutsche Valenzwörterbücher Hier werden die bei dieser Arbeit berücksichtigten deutschen Valenzwörterbücher chronologisch aufgelistet und in groben Zügen beschrieben. Die Liste ist gemäß dem 2

Siehe dazu auch meine frühere Arbeit (Dušek, 2010), in der ich PropBank zur semantischen Analyse eingesetzt habe. Ebenda befinden sich auch weitere Literaturhinweise.

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Thema dieser Arbeit auf Wörterbücher begrenzt, in denen Angaben zur Verbvalenz enthalten sind, und konzentriert sich v. a. auf die neueren Werke. Eine komplettere Darstellung auch der älteren Lexika befindet sich bei Schumacher (2006a).

Wörterbuch zur Valenz und Distribution deutscher Verben (VVD) Die meisten deutschen Valenzwörterbücher sind in der ersten Reihe für die Zwecke des Unterrichts Deutsch als Fremdsprache entstanden. Dies war auch mit dem ersten Wörterbuch von Helbig und Schenkel (siehe Abb. A.1) der Fall: Es wollte den Lernenden einen „festen Regelmechanismus“ (Helbig und Schenkel, 1973, S. 5) zur Beurteilung der Grammatizität der Sätze bieten. Im Einklang mit diesem Ziel sind seine ca. 500 Einträge3 sehr formal aufgebaut – in nummerierten Punkten werden bei jeder Bedeutungsvariante eines Verbs die Anzahl seiner Aktanten und die Glosse angegeben, gefolgt von einer symbolischen Aufzählung der Aktanten und ihrer semantischen Merkmale, bei denen auch Beispiele angegeben werden. Die Aktanten tragen morphosyntaktische Bezeichnungen wie Sn für „Substantiv im Nominativ“ oder NSdaß für ein dass-Nebensatz. Die Verben werden nicht alphabetisch, sondern nach ihrer inhaltlichen Verwandtschaft aufgelistet.

Kleines Valenzlexikon deutscher Verben (KVL) Das Kleine Valenzlexikon deutscher Verben (siehe Abb. A.2) von Engel und Schumacher (1978) setzt sich ebenfalls zum Ziel, ein Hilfsmittel beim DaF-Unterricht zu werden, v. a. für die Lehrer. Es enthält etwa 450 alphabetisch geordnete Verblexeme, die fast ausschließlich aus der syntaktischen Hinsicht beschrieben werden. Die einzelnen Bedeutungsvarianten werden lediglich nach dem Satzbauplan und den Beispielen unterschieden. Die Typen der Ergänzungen werden syntaktisch definiert und nummeriert, im Satzbauplan steht dann z. B. 01(3 für Nominativergänzung, Akkusativergänzung und fakultative Dativergänzung. Die fakultativen Ergänzungen werden auch in den Beispielen mit Klammern gekennzeichnet. Weiter wird noch die Passivfähigkeit und bei den Satzergänzungen auch die Notwendigkeit eines Korrelat-es angegeben. 3

Im Folgenden bezieht sich der Ausdruck (Lexikon-)Eintrag auf die Informationen über ein Verblexem, d. h. alle Bedeutungsvarianten des Verbs. Der Ausdruck Artikel entspricht hier einer Bedeutungsvariante des Verbs.

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Verben in Feldern (ViF) Das Valenzlexikon Verben in Feldern (Schumacher, 1986) zielt auch auf die Verwendung beim Deutschunterricht ab, legt jedoch mehr Wert auf Semantik als die zwei früheren. Die Autoren haben hier die Auflistung nach semantischer Verwandtschaft gewählt; zu jeder Gruppe verwandter Verben gibt es noch eine allgemeine Einführung. Die Artikel4 sind sehr ausführlich aufgebaut (siehe Abb. A.3): bei jedem Verb wird die Konjugationsart und die formalen Eigenschaften seiner Ergänzungen angegeben, dazu kommt eine formal-semantische Beschreibung mithilfe von Variablen, Angabe der Passivfähigkeit, weitere Anmerkungen und Textbeispiele. Das Wörterbuch beschreibt zwar über 1000 Verben, aber nur ein Teil davon verfügt über selbständige Artikel.

Wörterbuch der Valenz etymologisch verwandter Wörter (WVevW) Die Wortfelder werden in diesem Wörterbuch von Sommerfeldt und Schreiber (1996) noch radikaler angewandt: die über 1000 Ausdrücke werden nach den semantischen Feldern aufgeteilt, dabei werden etymologisch verwandten Wörter in demselben Artikel zusammengefasst, auch wenn es sich um verschiedene Wortarten handelt (siehe Abb. A.4). So heißt ein Eintrag z. B. fliehen / entfliehen / flüchten - flüchtig - Flucht. Jedes Wortfeld ist wie bei ViF mit einer kurzen Einführung versehen. In den Artikeln wird von Beispielsätzen ausgegangen, in denen die einzelnen Ergänzungen markiert werden; dann werden diese auch semantisch und syntaktisch beschrieben. Die syntaktischen Angaben sind notwendigerweise nach der Wortart getrennt und werden in ähnlicher Notation wie bei Helbig und Schenkel (1973) angegeben.

VALBU Das Werk VALBU: Valenzwörterbuch deutscher Verben (Schumacher u. a., 2004) knüpft an die früheren Wörterbücher des Instituts für Deutsche Sprache (IDS) (Engel und Schumacher, 1978; Schumacher, 1986) an und bietet eine sehr ausführliche Beschreibung der ca. 600 für das Zertifikat Deutsch geforderten Verblexeme (siehe Abb. A.5). Bei jedem Eintrag werden Betonung und Konjugation angegeben; für die einzelnen Varianten folgen dann Bedeutungserklärung und Satzbauplan mit den sog. Belegungsregeln: Diese enthalten eine nähere syntaktische und semantische Beschreibung der Ergänzungen (z. B. Arten der Präpositionalphrasen, semantische Merkmale) 4

Hier werden wegen des Wortfeld-Ansatzes die einzelnen Bedeutungsvarianten an unterschiedlichen Stellen angeführt.

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und Beispiele, in denen die jeweiligen Ergänzungen im Druck hervorgehoben werden. Es folgen noch Passiv- und Wortbildungsinformation sowie weitere Anmerkungen. Die Arten der Ergänzungen in VALBU werden syntaktisch benannt: Nominativ-, Akkusativ-, Adverbial- oder Präpositionalergänzung sind einige Beispiele. Man unterscheidet hier obligatorische und fakultative Ergänzungen, die von den Angaben mithilfe der in Abschnitt 2.4 beschriebenen syntaktischen Tests von Zifonun u. a. (1997, Bd. 2, S. 1043ff.) – Reduktions-, Folgerungs- und Anschlusstests – abgegrenzt werden. Falls die Tests nicht eindeutig ausgehen, werden solche Satzglieder eher als Ergänzungen abgestuft und somit in das Wörterbuch aufgenommen (Schumacher u. a., 2004, S. 27).

E-VALBU Das Wörterbuch VALBU wird heute in einer elektronischen, teilweise überarbeiteten Form auf der Webseite des IDS unter dem Namen E-VALBU dargeboten (Kubczak, 2009).5 Die Verbliste wurde ein wenig erweitert; im Vergleich zu VALBU, wo es nur „Kurzartikel“ zu Bedeutungsvarianten gab, die für das Zertifikat Deutsch nicht erforderlich sind, sind hier alle Artikel in voller Form ausgeführt. Die Art der Präsentation ist der Druckversion ähnlich, nutzt aber die Möglichkeiten des neuen Mediums (siehe Abb. A.6): Viele Abkürzungen werden jetzt in voller Form geschrieben, die einzelnen Ergänzungen werden in den Beispielen farbig gekennzeichnet. Neben der formal angegebenen Liste der Ergänzungen findet sich auch eine Umschreibung mit Pronomen, z. B. „jemand isst etwas“. Manche Begrifflichkeiten werden hier anders genannt – statt Ergänzungen und Angaben spricht man von Komplementen und Supplementen. Die Nominativergänzung wird hier Subjektkomplement genannt, im Grunde bleibt aber die Liste der möglichen Valenzergänzungen gleich. E-VALBU ist mit der elektronischen Grammatik GRAMMIS6 (Strecker, 2005) eng verknüpft und verweist auf die in ihr enthaltene Beschreibung der Valenz, die wieder von der IDS-Grammatik (Zifonun u. a., 1997) ausgeht. 5 6

http://hypermedia2.ids-mannheim.de/evalbu/ (Stand 17.07.2013) http://hypermedia.ids-mannheim.de (Stand 17.07.2013)

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SALSA und TüBa D/Z Informationen über Valenz in elektronischer Form findet man auch in den folgenden zwei Quellen, die jedoch nicht für den DaF-Unterricht, sondern als Datenmaterial für die elektronische Sprachverarbeitung konzipiert sind. Im Projekt SALSA (Burchardt u. a., 2006)7 handelt es sich um eine semantisch annotierte Baumbank, die sich auf die Theorie und teilweise auch die semantischen Rahmen aus FrameNet (Baker u. a., 1998) stützt. Die Rahmen bilden ein Lexikon, das fast ausschließlich semantische Informationen enthält, d. h. Rollen der Teilnehmer der entsprechenden semantischen Situationen. Durch das Korpus sind sie aber mit textuellen Daten verbunden, die daneben auch über syntaktische Annotation verfügen. Die SALSA-Baumbank baut nämlich auf der Grundlage der syntaktisch annotierten TIGER-Baumbank (Brants u. a., 2002). Ein mit syntaktisch annotierter Baumbank verbundenes Lexikon gibt es auch für das TüBa-D/Z-Korpus (Telljohann u. a., 2004).8 Die Baumbank verfügt nämlich auch über eine syntaktische Beschreibung aller in ihr vorkommenden Verben (TüBa-VL; Hinrichs und Telljohann, 2009). Diese wird hauptsächlich für die Konsistenzprüfung der Annotation verwendet, kann aber auch als Liste der möglichen Valenzrahmen mit syntaktischer Information und Beispielen angesehen werden (siehe Abb. A.7). Die beiden letztgenannten Quellen enthalten Informationen über eine viel größere Anzahl Verben als die didaktischen Lexika (einige Tausende), ihre Präsentationsform und Detaillierungsgrad ist aber dem Ziel der automatischen Bearbeitung untergeordnet.

3.3 Tschechische Valenzwörterbücher Auf der tschechischen Seite sind nicht so viele Valenzlexika entstanden, die ersten wurden erst in den 1990er Jahren erstellt. Wahrscheinlich wegen der niedrigen Anzahl der tschechisch lernenden Nichtmuttersprachler ist keines von ihnen primär für den Fremdsprachenunterricht bestimmt. Hier werden wieder alle bei der vorliegenden Arbeit berücksichtigten Valenzwörterbücher behandelt; eine ausführlichere Liste findet sich bei Žabokrtský (2005, S. 9ff.) und Urešová (2011a, S. 10ff.). 7

http://www.coli.uni-saarland.de/projects/salsa/ (Stand 17.07.2013) http://www.sfs.uni-tuebingen.de/de/ascl/ressourcen/corpora/tueba-dz.html 17.07.2013) 8

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(Stand

Slovesa pro praxi (SPP) Das wahrscheinlich erste tschechische Valenzwörterbuch Slovesa pro praxi (‚Verben für die Praxis‘; Svozilová u. a., 1997) stützt sich auf den theoretischen Rahmen des Satzmuster-Modells (Daneš und Hlavsa, 1981) und richtet sich v. a. auf Linguisten, aber auch auf Pädagogen, Studenten, Übersetzer oder Redakteure; hier wird also an Muttersprachler gedacht. Die über 700 Lexeme9 umfassenden Artikel (siehe Abb. A.9) enthalten unter der Glosse das Satzmuster, in dem die Valenzergänzungen nur nummerisch identifizert werden; auf die Unterscheidung obligatorischer und fakultativer Aktanten wurde jedoch verzichtet. Das Satzmuster wird ähnlich wie bei E-VALBU (siehe Abschnitt 3.2) mit Pronomen umschrieben. Nach dem Muster folgt eine nähere syntaktische und semantische Beschreibung der Ergänzungen mithilfe von kodierten syntaktischen Bezeichnungen (wie S nom für Substantiv im Nominativ) und semantischen Merkmale (z. B. [hum] oder [loc] stehen für Menschen bzw. Ortsbezeichnung). Am Ende des Artikels findet man viele Beispiele und mitunter auch Anmerkungen bei Spezialfällen.

Slovník vazeb a spojení (SVS) Das Lexikon Slovník slovesných, substantivních a adjektivních vazeb a spojení (‚Wörterbuch der verbalen, nominalen und adjektivischen Verbindungen‘; Svozilová u. a., 2005) knüpft an das frühere Wörterbuch derselben Autorinnen (SPP, siehe oben) an und richtet sich auf dasselbe Publikum, enthält jedoch über 15.000 Einträge,10 darunter auch deverbale Substantive und Adjektive. Auf der anderen Seite sind die einzelnen Artikel in der Regel viel kürzer (siehe Abb. A.8); sie verzichten auf detaillierte semantische Beschreibungen und präsentieren die syntaktische Bindungen mit einer Mischung von Abkürzungen und pronominalen Umschreibungen wie z. B. někoho2 („jemand“ in Genitiv) oder Vvzt (Relativsatz). Die Bedeutungserklärungen finden sich nur dort, wo sie Bedeutungsvarianten unterscheiden. Auch die Beispiele sind knapper als bei dem älteren Wörterbuch. 9

Da die tschechische Sprache über die Kategorie des Aspekts verfügt, nach der die Verben in der Regel Paare mit perfektivem und durativem Teil bilden, muss hier immer unterschieden werden, ob die beiden Aspektvarianten als dasselbe Lexem, oder zwei unterschiedlichen Lexeme betrachtet werden. In SPP werden die Aspektvarianten der Verben als nur ein Lexem aufgefasst. 10 Bei den Verben werden hier die Aspektvarianten getrennt.

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VALLEX Das Valenzwörterbuch VALLEX (Lopatková u. a., 2008) wird am Institut für formale und angewandte Linguistik (IFAL) an der Fakultät für Mathematik und Physik der Karls-Universität Prag (KU) entwickelt und basiert auf der FGB-Theorie. Das Wörterbuch ist sowohl in Druck- als auch in elektronischer Form verfügbar;11 es richtet sich an menschliche Sprachbenutzer und Systeme automatischer Sprachverarbeitung zugleich. Die über 2.700 Einträge12 sind sehr formal ausgestaltet, die meisten Angaben werden mit verschiedenen Abkürzungen markiert (siehe Abb. A.10). Die Artikel enthalten jeweils kurze Bedeutungserklärung, Valenzrahmen, Beispiele, und Angaben über Passivfähigkeit, reflexive Konstruktionen, Kontrolle (unausgedrücktes Subjekt des untergeordneten Infinitivs) und semantische Klasse des Verbs. Die Beispiele sind zumeist sehr kurz, es wird nur das Verb mit den Aktanten angegeben; bei einer kleinen Gruppe der Verben sind ausführlichere Korpusbeispiele als ganze Sätze inklusive Kontext zu finden. Die Valenzrahmen halten sich an die Definitionen der FGB (vgl. Abschnitt 2.3): Es werden Aktanten und Umstände angegeben, beide Gruppen dürfen jedoch dabei semantisch obligatorisch oder semantisch fakultativ sein. Dazu führt VALLEX noch sog. quasi-Aktanten (quasi-valency complementations) ein, die an der Grenze zwischen Aktanten und Umständen stehen und semantisch als Differenz, Hürde (obstacle) und Absicht (intent) definiert werden (Lopatková und Panevová, 2006). Bei jedem Rahmen werden alle (quasi-)Aktanten ungeachtet der Valenznotwendigkeit/semantischer Obligatheit angegeben, dazu alle valenznotwendigen Umstände und sehr oft auch einige typische Umstände, die zwar nicht valenznotwendig sind, aber häufig mit dem Verb zusammen vorkommen. Jedes Mitglied des Valenzrahmens erhält auch eine kodierte morphosyntaktische Beschreibung, z. B. 4 für ein Substantiv im Akkusativ oder pro+4 für eine Präpositionalphrase (angegeben wird die konkrete Präposition und der Kasus).13 11

Die letzte Version 2.6 ist unter http://ufal.mff.cuni.cz/vallex/ (Stand: 17.07.2013) zu finden. Die Buchform entspricht der Version 2.5. Hier stütze ich mich auf die elektronische Version. 12 Die Aspektvarianten der Verben werden hier wie bei SPP als eine Einheit betrachtet. 13 Im Tschechischen werden die Kasus traditionell mit den Nummern 1–7 bezeichnet, den Akkusativ nennt man also „der vierte Kasus“.

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PDT-VALLEX PDT-VALLEX (Hajič u. a., 2003; Urešová, 2011b) wurde ebenfalls am IFAL entwickelt, wird aber in der ersten Reihe zur Konsistenzprüfung in den semantisch annotierten Dependenzbaumbanken verwendet, mit denen es eng verbunden ist: Die Prager Dependenzbaumbank (Hajič u. a., 2006) und Die Prager Englisch-Tschechische Dependenzbaumbank (Bojar u. a., 2012). Das Lexikon stützt sich ebenfalls auf die FGB und besteht sowohl in elektronischer als auch in gedruckter Version.14 Das Lexikon enthält über 7.000 Einträge für Verben,15 die noch formaler als bei VALLEX aussehen, wobei sehr ähnliche Abkürzungen Anwendung finden (siehe Abb. A.11). Bei jeder Wortbedeutung werden die Vorkommenshäufigkeit in den Baumbanken und der Valenzrahmen angegeben, darunter die Glosse und kurze Beispiele. In der elektronischen Form kann man die vollen Beispiele aus den Baumbanken abrufen. Die Valenzrahmen in PDT-VALLEX sind den von VALLEX ähnlich, verwenden jedoch keine quasi-Aktanten und führen die typischen nicht-valenznotwendigen Umstände nicht an.

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Die elektronische Version befindet sich unter http://ufal.mff.cuni.cz/PDT-Vallex/ (Stand: 17.07.2013) und sollte der Buchform entsprechen, enthält aber volle Beispielsätze aus den Baumbanken, die im Buch nicht abgedruckt sind. 15 In diesem Lexikon werden die Aspektvarianten getrennt.

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Methodische Basis der Untersuchung

In diesem Kapitel werden die bei der Untersuchung verwendeten Vorgehensweisen und Methoden vorgestellt und ihre Wahl begründet. Am Anfang wird in Abschnitt 4.1 die Auswahl der Valenzwörterbücher und Verben für einen eingehenderen Vergleich erklärt. Im Übrigen, da sich meine Untersuchung aus zwei Teilen zusammensetzt, werde ich zuerst in Abschnitt 4.2 und 4.3 die Methode der Korpusuntersuchung und die dabei verwendeten Korpora behandeln, in Abschnitt 4.4–4.6 wird dann der ausgewählte methodische Ansatz zur Befragung der linguistischen Experten, ihr geplanter Ablauf und die Schritte der Analyse der gesammelten Daten erklärt.

4.1 Zur Wahl der Valenzwörterbücher und Verben Für den Vergleich habe ich von den in Abschnitt 3.2 und 3.3 vorgestellten Wörterbüchern E-VALBU auf der deutschen Seite, VALLEX auf der tschechischen als primär ausgewählt. Der Hauptgrund dafür war die Tatsache, dass die beiden Wörterbücher im Internet ganz frei verfügbar sind und somit einen breiten Benutzerkreis ansprechen können. Diese zwei Wörterbücher sind auch relativ neueren Datums und werden noch – auch dank der elektronischen Form – instand gehalten. Dieselben Gründe sind zwar auch auf PDT-VALLEX anwendbar, VALLEX hat aber den Vorteil der ein wenig ausführlicheren Artikel. In meinem Studium war ich darüber hinaus eben mit E-VALBU und VALLEX bekannt gemacht worden, deshalb wusste ich auch, dass diese beim universitären Unterricht verwendet werden. Bei der Analyse wird also von

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diesen zwei Wörterbüchern ausgegangen, die anderen Lexika werden aber mitunter auch zum Vergleich konsultiert. Die Verben für den Vergleich im Korpus sollen weitgehend zufällig ausgewählt werden. Die Anzahl der untersuchten Verben muss aber begrenzt sein, um ein detaillierteres Bild zu erreichen. Deshalb beziehe ich nur solche Verben in die Untersuchung mit ein, bei denen die beiden Valenzwörterbücher eine unterschiedliche Anzahl Valenzergänzungen angeben, um das Potenzial des Vergleichs zu vergrößern. Dies hat die Tatsache zur Folge, dass in die Untersuchung vor allem Verbvarianten mit komplexeren Valenzrahmen aufgenommen werden. Weil diese Arbeit auf keine allgemeine Statistik der beiden Lexika abzielt,1 sondern auf die Beschreibung und Erklärung ihrer Unterschiede, schadet eine solche Wahl der Untersuchung nicht. Damit der Vergleich überhaupt möglich ist, müssen selbstverständlich äquivalente oder beinahe äquivalente Bedeutungsvarianten der Verben in beiden Wörterbüchern enthalten sein. Die Bedeutungsäquivalenz überprüfe ich in gängigen zweisprachigen Lexika: in dem vierbändigen Wörterbuch von Siebenschein (1964, 1968) und in dem großen elektronischen Wörterbuch von Lingea (2001). Es ist zu erwarten, dass sich in den Lexika wegen unterschiedlicher semantischer Granularität nicht immer eine 1:1-Korrespondenz der Bedeutungsvarianten findet. Deshalb muss bei jeder Untersuchung eine Sprache als Quelle ausgewählt und dem Quellverb dann ein oder mehrere Zielverben für den Vergleich zugeordnet werden. Um keiner Sprache den Vorrang zu leisten, habe ich mich entschieden, bei einer Hälfte der Verben Deutsch, bei der zweiten Hälfte Tschechisch als Ausgangssprache zu verwenden. Bei den tschechischen Quellverben wähle ich der Einfachheit halber immer nur eine Aspektvariante aus.

4.2 Methoden der Korpusforschung Vor allem seit der zweiten Hälfte der 1990er Jahre finden große elektronische sprachliche Korpora allgemeine Verbreitung. Mit der wachsenden Anzahl elektronisch verfasster Texte und der immer größer werdenden Speicherkapazität der Computer hat sich auch der Umfang der größten Korpora erheblich vergrößert (siehe dazu auch Abschnitt 4.3). Die Linguisten haben somit eine unvergleichbar größere Menge an sprachlichen Daten für die Zwecke ihrer Untersuchung zur Verfügung; sie sind nicht 1

Eine Statistik, z. B. die Anzahlen ähnlicher und unterschiedlicher Valenzrahmen würden eine Zuordnung der Übersetzungsäquivalente bei allen, oder zumindest bei einem statistisch wesentlichen Teil der Valenzrahmen in den beiden Wörterbücher erfordern, was ein enorm aufwendiges Unterfangen bedeuten würde.

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mehr nur auf Introspektion, Karteien, zufälliges Sammeln und Fragebögen angewiesen. Die Daten sind in den Korpora sehr einfach verfügbar, auch die Möglichkeiten ihrer Durchsuchung haben sich radikal erweitert (Cvrček und Kováříková, 2011). Selbstverständlich hat die korpusgestützte linguistische Untersuchung auch ihre Grenzen. Das Korpus kann bei weitem nicht alle Aussagen der jeweiligen Sprache umfassen (Cvrček und Kováříková, 2011, S. 130) und enthält neben authentischen fehlerhaften Aussagen auch Fehler in der Datenverarbeitung. Die Abfragesprachen sind auch mehr oder weniger limitiert. Von einer Gruppe Linguisten werden die Korpora als Untersuchungsinstrument sogar prinzipiell abgelehnt – v. a. Noam Chomsky kritisierte, dass das Korpus den Kern der Sprache, die menschliche Sprachkompetenz, nicht erfasse (vgl. dazu McEnery und Wilson, 2001, S. 5ff., McEnery und Hardie, 2011, S. 25, Lemnitzer und Zinsmeister, 2006, S. 19ff.). Mehrheitlich werden die Korpora jedoch für die Untersuchung akzeptiert. Ich betrachte sie auch trotz ihrer Limits als ein für die vorliegende Arbeit günstiges Werkzeug. In der Korpuslinguistik werden zwei grundsätzliche methodische Ansätze zur Forschung unterschieden – die corpus-based oder korpusgestützte Untersuchung und die corpus-driven oder korpusbasierte Untersuchung (Tognini-Bonelli, 2001, S. 65ff.).2 Bei dem ersteren Ansatz werden die Korpora lediglich als Hilfsmittel für die Bestätigung, Korrektur oder Widerlegung einer vorher festgelegten Hypothese. Die letztere Methode macht das Korpus zum Ausgangspunkt der ganzen Untersuchung – erst aufgrund der Beobachtung sprachlicher Daten werden Hypothesen formuliert und stufenweise präzisiert. Diese Arbeit geht bei den Korpusrecherchen von den Einträgen in den Valenzwörterbüchern aus, deswegen ist ihr grundsätzlicher Ansatz eher corpus-based/korpusgestützt. Eine andere grundsätzliche Verzweigung der korpuslinguistischen Methoden besteht in der Dichotomie quantitative versus qualitative Korpusforschung, die folgendermaßen definiert werden kann: Whereas in quantitative research we classify features, count them and even construct more complex statistical models in an attempt to explain what is observed, in qualitative research the data are used only as a basis for identifying and describing aspects of usage in the language and to provide ‘real-life’ examples of particular phenomena. (McEnery und Wilson, 2001, S. 76) 2

Die deutschen Ausdrücke stützen sich auf (Lemnitzer und Zinsmeister, 2006, S. 18f.). Sie treffen zwar auf die beschriebenen Forschungsmethoden zu, sind jedoch leider im Vergleich mit den englischen Termini irreführend.

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Der quantitative Ansatz stützt sich also auf Anzahlen verschiedener Merkmale und Erstellung von Statistiken, ggf. auch Signifikanztests wie t-Test oder Log-LikelihoodRatio (Manning und Schütze, 1999, S. 162ff.). Der qualitative Ansatz verfährt dagegen exploratorisch und besteht in einer eingehenden Analyse sorgfältig ausgewählter Beispiele, die die Fokussierung auf feine linguistische Details ermöglicht (Hasko, 2012). Nach Schmied u. a. (1993) sind die zwei Methoden komplementär und können miteinander bei der Untersuchung gut kombiniert werden. In dieser Arbeit wähle ich gerade die Kombination beider Ansätze: die erste, quantitative Untersuchung fungiert als Basis für die qualitative Analyse ausgewählter Detailfälle. Im Allgemeinen besteht der Verlauf einer Korpusanalyse aus der Erstellung einer passenden Suchanfrage, der Kontrolle des Key Word in Context (KWIC) und einer weiteren Analyse (Kennedy, 1998, S. 244ff.). Da sich der Untersuchungsgegenstand, das Phänomen der Valenz, auf der syntaktischen und semantischen Ebene zeigt, ist hier die manuelle Analyse geeigneter als die automatische Auswertung (Mair, 1991, S. 69) und angesichts der Annotation der Korpora praktisch die einzige Möglichkeit (vgl. Abschnitt 4.3). Deshalb kann sie sich nur über eine begrenzte Anzahl Korpustreffer ausstrecken. Auf Tests statistischer Signifikanz wird hier aus zwei Gründen verzichtet: Erstens würde die relativ kleine Anzahl der analysierten Treffer die Tests wegen hoher Varianz unbrauchbar machen und zweitens wird in den Auffassungen der Valenz in den untersuchten Wörterbüchern das Konzept der Vorkommenshäufigkeit nicht als Teil der Definitionen verwendet.3 Die Vorkommenshäufigkeiten der einzelnen Phänomene werden also eher als ungefähre Indizien berücksichtigt und mit der detaillierten qualitativen Auswertung kombiniert. Für eine so angelegte Untersuchung ist die Frage der Repräsentativität der Korpora (Köhler, 2005, S. 5) nicht primär: Sie ist vor allem für die statistischen Tests wesentlich und kann bei der manuellen Analyse weitgehend kompensiert werden.

4.3 Verwendete Korpora Für beide Sprachen gibt es mehrere frei verfügbare Korpora, die in ihrem Umfang und der Art der verwendeten Annotation stark variieren. Bei dem Umfang gilt eine unbestrittene Regel: „je größer, desto besser“. Die Annotation wird von manchen Linguisten abgelehnt, da sie immer einen gewissen Grad Interpretation in sich birgt und nie ganz konsequent und fehlerfrei durchgeführt werden kann; auf der anderen Seite 3

Theoretisch werden verschiedene Ansätze zur Valenz und zur Abgrenzung der Valenzergänzungen in Kapitel 2 beschrieben, die untersuchten Wörterbücher werden dann in Kapitel 3 vorgestellt.

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erweitert sie dem Forscher die Möglichkeiten der Erstellung einer Suchanfrage (vgl. McEnery und Hardie, 2011, S. 28, 31ff.). Für die Untersuchung der Valenz wäre es ideal, syntaktisch oder semantisch annotierte Korpora zu Rate zu ziehen. Wegen der großen Diskrepanz in der verwendeten theoretischen Basen und des relativ kleinen Umfangs solcher Korpora habe ich aber diesen Weg nicht gewählt: Die tschechische Prager Dependenzbaumbank (Hajič u. a., 2006) und das deutsche Tiger/SALSA-Corpus (Brants u. a., 2002; Burchardt u. a., 2006; vgl. auch Abschnitt 3.2) sind auf der semantischen Ebene manuell annotiert. Das erstere verwendet dabei ein Dependenzschema, während das letztere mit Phrasenstruktur arbeitet. Ihr Umfang beträgt wegen der aufwendigen Annotation nur ca. 1 Mio. Wörter; bei einem automatisch annotierten Korpus wäre dabei die Frequenz der Fehler zu hoch: Die Genauigkeit4 der automatischen syntaktischen oder semantischen Annotation liegt heute bei etwa 80-90 % (Hajič u. a., 2009). Wenn man auf extensive strukturelle Annotation verzichtet, stehen viel umfangreichere Korpora zur Verfügung – die größten monolingualen sind das Deutsche Referenz-Korpus (DeReKo) mit ca. 6,1 Mrd. Wörtern (vgl. Kupietz und Keibel, 2009)5 und das Synchrone Korpus des Tschechischen Nationalkorpus (ČNK-SYN), das heute ca. 1,3 Mrd. Wörter beträgt.6 Im Rahmen des Tschechischen Nationalkorpus läuft auch das Projekt des parallelen Korpus InterCorp (Rosen und Vavřín, 2012), das für das Paar Deutsch-Tschechisch zurzeit über 53 Mio. Wörter bietet.7 Das DeReKo verfügt nur in einem Teil über morphologische Annotation, der aber selbst über 1 Mrd. Wörter enthält. Man kann hier sogar aus zwei verschiedenen morphologischen Tagsets auswählen: CONNEXOR-Tagset8 oder Stuttgart-Tübingen-Tagset (STTS) (Schiller u. a., 1995). Der letztere Tagset wurde auch für deutsche Texte im InterCorp verwendet, deshalb habe ich es auch für die Zwecke dieser Arbeit gewählt.9 Sowohl die tschechische Seite des InterCorp als auch ČNK-SYN wurde mit dem tschechischen positionellen Tagset (Hajič, 2004; Jelínek, 2008) annotiert, für die tschechischen Suchanfragen wird also diese Markierung verwendet. 4

Der Anteil der korrekt annotierten Wörter in einem Test-Set (Carstensen u. a., 2010, S. 154ff.). http://www.ids-mannheim.de/kl/projekte/korpora/ (DeReKo Release 2013-I, Stand 13.07.2013). 6 http://www.korpus.cz (Stand 13.07.2013). 7 http://www.korpus.cz/intercorp (Version 6, Stand 13.07.2013). Die Anzahl der Wörter betrifft die deutsche Hälfte. Wenn die beiden Sprachen zusammen gezählt würden, würde sich der Umfang auf etwa 100 Mio. Wörter belaufen. 8 http://www.connexor.eu (Stand 14.07.2013). 9 Im DeReKo werden trotzdem nach Möglichkeit vorrangig Suchanfragen ohne morphologische Markierung verwendet, um den Zugriff zu einer größeren Menge Daten zu erhalten. 5

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Die Annotation aller Korpora wurde in Hinsicht auf ihren Umfang selbstverständlich automatisch durchgeführt – die deutschen Texte sind mit TreeTagger (Schmid, 1994) annotiert, für die tschechischen werden regelbasierte Module mit Morče-Tagger kombiniert (Petkevič, 2006; Spoustová u. a., 2007). Die Genauigkeit der morphologischen Annotation liegt dabei über 95 %; sie ist also bei weitem nicht perfekt, aber für die Untersuchung brauchbar. Neben der morphologischen Markierung führen die beiden Tagger auch Lemmatisierung durch. Eine regelbasierte Lemmatisierung ist ferner auch im nicht morphologisch annotierten Teil des DeReKo verfügbar. Das Parallelkorpus InterCorp enthält ein automatisches Satzalignment (Varga u. a., 2007): Die einzelnen Sätze sind mit ihren wahrscheinlichsten Gegenübern automatisch verknüpft, man muss aber auch mit den Fehlern des automatischen Tools rechnen. Für diese Arbeit habe ich vor allem wegen der Möglichkeit, eine authentische Übersetzung in der anderen Sprache zu sehen, das Korpus InterCorp als Primärquelle gewählt. In Einzelfällen werde ich aber auch ČNK-SYN und DeReKo verwenden, da ihr Umfang um zwei Größenordnungen höher liegt. Keines der Korpora ist nach den Textsorten ausgewogen: die beiden einsprachigen Korpora enthalten mehrheitlich Zeitungsartikel, das Parallelkorpus setzt sich v. a. aus Europäischer Legislative, Reden im Europäischen Parlament und Belletristik zusammen, Nachrichten und Kommentare sind in einem kleineren Umfang einbezogen. Wie ich schon in Abschnitt 4.2 erklärt habe, ist die Textsorte für diese Arbeit nicht primär, obwohl sie auch nicht außer Acht gelassen wird. Falls nicht anders angegeben, werde ich also die ganzen Korpora bei den Untersuchungen verwenden.

4.4 Zur Methode der Befragung der Linguisten In der sozialen Forschung lassen sich zwei grundsätzliche methodische Richtungen unterscheiden – der quantitative und der qualitative Ansatz. Diese weisen im Großen und Ganzen sehr ähnliche Merkmale auf wie der quantitative und qualitative Ansatz zur Untersuchung im sprachlichen Korpus (vgl. Abschnitt 4.2). Die quantitative Forschung (Punch, 2005, S. 62ff., Horvath, 2013) geht gewöhnlich von einer vorformulierten Hypothese aus. Sie arbeitet vor allem mit dem Vergleich von zwei oder mehr Testgruppen hinsichtlich verschiedener Variablen, die nach der Anfangshypothese identifiziert werden, und mit statistischer Auswertung der Ergebnisse (vgl. Rietveld und van Hout, 2005). Um die statistische Signifikanz zu gewährleisten, muss die Datenerhebung streng formalisiert sein. Deshalb werden bei der quantitativen Untersuchung vor allem hoch standardisierte Fragebögen verwendet,

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die oft nur eine Auswahl zwischen einigen vordefinierten Möglichkeiten erlauben. Der quantitative Ansatz zur Sozialforschung erlaubt die Aufnahme einer hohen Anzahl Probanden in die Untersuchung und ermöglicht ein statistisch belegtes Urteil über die anfängliche Hypothese. Die qualitative Forschung (Yin, 2011, S. 7ff.) ist dagegen in ihren Zielen viel offener – sie formuliert im Idealfall keine Hypothesen im Voraus und basiert auf einem kommunikativen Umgang mit den Probanden. Sie versucht, die Probanden tiefer zu verstehen und ihre Ansichten zu erklären; sie lässt sich daher als „methodisch kontrolliertes Fremdverstehen“ beschreiben (Kallmeyer, 2005, S. 979). Lamnek (2010, S. 19ff.) hebt dazu noch die Prozessualität und Reflexivität der Untersuchung hervor, d. h. in ihrem Ablauf wird die Recherche vom Forscher reflektiert und kann ihre Richtung verändern. Die Datenerhebung erfolgt entweder in Form der Beobachtung, oder als Befragung, welche sich für die vorliegende Arbeit besser eignet (Kallmeyer, 2005, S. 982ff.; vgl. auch Lamnek, 2010, S. 301ff.). Die Befragung ist dabei in der Regel nicht standardisiert; die Probanden wählen selbst die für sie wichtigen Themen und äußern sich zu ihnen unbegrenzt. Die beiden Methoden der Sozialforschung stehen nicht in kompletter Opposition und sind in der Praxis auch kombinierbar (Newman, 1998; Punch, 2005, S. 240ff.; Silverman, 2008, S. 56f.). Für die Wahl der Methode einer konkreten Untersuchung sind mehrere Faktoren relevant, v. a. die Art der Fragestellung und die Richtung des Interesses des Forschers:10 What kind of focus on my topic do I want to achieve? Do I want to study this phenomenon or situation in detail? Or am I mainly interested in making standardized and systematic comparisons and in accounting for variance? (Silverman, 2008, S. 11)

Wichtig sind aber auch die frühere Literatur zum Thema, praktische Aspekte der Studie (Anzahl und Verfügbarkeit der möglichen Probanden, Dauer usw.) und nicht zuletzt die Sympathien des Forschers den Methoden gegenüber (Punch, 2005, S. 239f.). Für meine Untersuchung der Ansichten der Linguisten über die Valenzwörterbücher habe ich aus mehreren Gründen den qualitativen Ansatz gewählt: Erstens, ich möchte die Ergebnisse der Umfrage offen halten und die Experten ihre Meinungen selbst formulieren lassen, auch wenn ich nach meiner Korpusuntersuchung schon selbst zu diesem Problem einige Ansichten oder Hypothesen haben werde. Zweitens, die Anzahl der möglichen Probanden, die mit Valenzwörterbüchern in Kontakt kom10

Vgl. dazu auch (Aufenanger, 2011, S. 98)

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men, ist wahrscheinlich eher begrenzt (vgl. Abschnitt 3.1). Bei einer breit angelegten Befragung besteht das Risiko einer niedrigen Rücklaufquote, die die statistische Auswertung problematisieren würde (Bortz und Döring, 2002, S. 257). Drittens, da es sich bei den zu Befragenden über linguistische Experten handelt, ist eine tiefere Einsicht in ihre Aussagen erwünscht. Viertens, auch für meine allgemeine Auseinandersetzung mit dem Problem der Valenz betrachte ich es als wichtig, mit den Ansichten erfahrener Spezialisten vertraut zu sein.

4.5 Art und Weise der Interviews Auch im Rahmen des qualitativen Ansatzes kämen verschiedene Varianten der Interviews in Frage. Hinsichtlich der allgemeinen Form bieten sich ein Einzelinterview, ein Gruppeninterview (z. B. Punch, 2005, S. 171f.) oder die sog. Delphi-Methode, bei der die Probanden in mehreren Runden befragt werden, wobei sie auf die Antworten ihrer Kollegen reagieren können (Atteslander, 2005, S. 971; vgl. auch Ammon, 2009). In dieser Arbeit werde ich das Einzelinterview verwenden, da sie den Prinzipien des qualitativen Interviews (Lamnek, 2010, S. 303) und auch meinem Ziel, die persönlichen Meinungen der einzelnen Experten kennenzulernen, am nächsten steht. Technisch lässt es sich überdies mit Rücksicht auf die Teilnehmer und deren zeitliche Möglichkeiten am einfachsten organisieren. Das qualitative Interview sollte den allgemeinen Prinzipien des qualitativen Ansatzes (vgl. Abschnitt 4.4) entsprechen – im Idealfall soll sie offen und flexibel bleiben und die Perspektive des Befragten berücksichtigen. Der Interviewer sollte sich daher nach dem Motto „Listen more, talk less“ (Seidman, 2006, S. 78) zurückhalten. Eine ideale Gesprächssituation beim qualitativen Interview ähnelt der Alltagskommunikation (Yin, 2011, S. 132ff.). In der Literatur zur Sozialforschung lassen sich jedoch verschiedene Varianten des qualitativen Interviews finden, die sich vereinfacht auf einer Achse nach dem Grad ihrer Strukturiertheit/Standardisiertheit einordnen lassen (Punch, 2005, S. 169ff.). Auf dem einen Ende steht das völlig offene narrative Interview, bei dem der Forscher eher nur dem Informanten zuhört (Lamnek, 2010, S. 326ff.), auf dem anderen Ende geht die völlig standardisierte Befragung in quantitative Methoden über. Das vorliegende Problem, d. h. die Befragung einer Gruppe Experten hinsichtlich ihrer eigenen Ansichten und Erfahrungen, liegt auf der Achse etwa in der Mitte: Ein gegebenes Thema und z. T. auch mögliche Hypothesen sind vorhanden, den Probanden soll aber dennoch ein breiter Raum für ihre Ansätze freigelassen und keine

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vorgegebenen Antwortmöglichkeiten aufgezwungen werden. Somit stimmt diese Position mit der des Leitfadeninterviews/halbstrukturierten Interviews (Aufenanger, 2011, S. 100ff.; Bortz und Döring, 2002, S. 313ff.) überein, das sich weitgehend mit Lamneks (2010, S. 332ff.) problemzentriertem Interview deckt. Bei dieser Art des Interviews werden zumeist zielorientierte Fragen nach einem vorher verfassten Leitfaden – einer Liste relevanter Problembereiche – gestellt. Der Ablauf des Interviews bleibt aber sehr flexibel: Die Reihenfolge oder die Ausführlichkeit, mit der diese Problembereiche behandelt werden, liegt in den Händen der Befragten, die auch weitere Themen erwähnen dürfen. Die alltagsnahe Kommunikationssituation sollte dabei möglichst weit erhalten bleiben. Nach Lamnek (2010, S. 334) können auch konkretere Nachfragen gestellt werden, das Gespräch soll jedoch allgemein anfangen, damit die Hypothesen des Forschers die Probanden nicht beeinflussen. Die Befragung der Experten ist auch als eine ganz spezielle Art von soziologischen Interviews aufzufassen – das Experteninterview (Aufenanger, 2011, S. 104ff.; Liebold und Trinczek, 2009; Lamnek, 2010, S. 655ff.). Diese operiert auch mit gezielten Fragen zu einem bestimmten Thema, bzw. mit einem Leitfaden, der Status des Befragten ändert jedoch die gesellschaftliche Situation, in der das Interview entsteht. Der Experte steht nicht nur für sich selbst, sondern auch als Repräsentant seiner Organisation, das Interview kann somit weniger offen werden und bleibt näher auf den Problembereich fokussiert, es entfernt sich also von der alltäglichen Kommunikation. Vom Forscher sind beim Experteninterview tiefere Kenntnisse des behandelten Themas zu erwarten, was in sich auch die Gefahr birgt, dass er zum „Co-Experten“ wird und die Antworten des Befragten durch eigene Strukturierung der Situation beeinflusst. Deshalb ist hier noch einmal die Zurückhaltung des Forschers zu betonen. Das qualitative Interview sollte nach Lamnek (2010, S. 312f.) und Aufenanger (2011, S. 97) im typischen Fall mündlich geführt werden. Bortz und Döring (2002, S. 308) halten die schriftliche Form beim halbstrukturierten Interview für eher selten und nicht so gut geeignet, aber möglich. Um den potenziellen Informanten sowohl in ihren oft begrenzten zeitlichen Möglichkeiten, als auch in ihrer bevorzugten Weise der Kommunikation entgegenzukommen, habe ich mich entschieden, den Experten die Wahl zwischen der mündlichen und schriftlichen Befragung anzubieten. Im Fall des Experteninterviews sollte die schriftliche Form relativ wenig stören, da das Gespräch auch in der mündlichen Form eher auf den Forschungsgegenstand fokussiert bleibt. Die gestellten Fragen werden auch bei der schriftlichen Form möglichst offen gehalten, um die Perspektive der Befragten beizubehalten.

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Nicht nur das Medium des Interviews, sondern auch sein Umfang – die Dauer und die Anzahl der gestellten Fragen – wird in der ersten Reihe von den Interviewten bestimmt. Dies ist auch bei der Protokollierung der mündlichen Interviews der Fall: ideal sollte immer Tonaufnahme eingesetzt werden (Lamnek, 2010, S. 323, 359), auf Wunsch der Befragten bin ich aber bereit, Feldnotizen (z. B. Yin, 2011, S. 161ff.) zu verwenden. Bei der Wahl der Teilnehmer der Untersuchung möchte ich vor allem Vertreter mehrerer Arbeitsstellen oder Fachgebiete ansprechen, die mit der Valenz in Kontakt kommen und deren Ansichten deshalb für die Studie relevant sein sollten, d. h. „typische Personen“ (Lamnek, 2010, S. 351), auch wenn diese Bezeichnung hier nur teilweise zutrifft. Aus rein praktischen Gründen interessierte ich mich vor allem für in Prag ansässige Experten. Die geplante Anzahl der Informanten war 5–6, sie hat sich aber im Laufe der Untersuchung ein wenig erhöht (siehe Kapitel 6).

4.6 Analyse der gewonnenen Daten Die anschließende Analyse der Gespräche soll den Prinzipien des qualitativen Ansatzes möglichst weit folgen: Qualitative Sozialforschung zielt in der Auswertung auf die Erfassung und Rekonstruktion der grundlegenden Interaktionsmuster oder Kommunikationsstrukturen, ohne dabei die Originalität und Individualität der einzelnen Untersuchten aufgeben zu wollen. (Lamnek, 2010, S. 214)

Der Ablauf der Analyse richtet sich in groben Zügen nach (Yin, 2011, S. 176ff.) und (Lamnek, 2010, S. 367ff.) und soll in folgenden Schritten fortgehen: 1. Transkription der Aufnahmen und Kompilation der schriftlichen Befragungen 2. Einzelanalysen, „Zerlegung“ der Interviews 3. Analyse nach verwandten Themenbereichen 4. Interpretative Zusammenfassung 5. Kontrollphase Im Allgemeinen wird eine möglichst detaillierte Transkription der Tonaufnahmen empfohlen (Seidman, 2006, S. 115f.; Silverman, 2008, S. 226ff.), doch mit Hinsicht auf das Ziel der Untersuchung (Aufenanger, 2011, S. 111). Da das Thema des Interviews

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akademisch ist und nicht die emotionale Sphäre der Befragten berührt, wäre hier eine detaillierte Aufzeichnung inklusive Sprechpausen, überlappende Passagen und Füllwörter nicht angebracht; deshalb verwende ich nur gängige Interpunktionszeichen. Die Veröffentlichung der Transkripte richtet sich ebenfalls grundsätzlich nach den Präferenzen der Interviewpartner – um ihre Würde zu respektieren, wird ihnen die Möglichkeit einer edierten Version angeboten, die der Schriftsprache angepasst ist und irrelevante Stellen auslässt (vgl. Abschnitt 6.1). Dies stimmt mit dem angestrebten Prinzip der „Harmlosigkeit“ der Interviews überein: Das forschungsmethodische Interview darf eigentlich keine – jedenfalls keine negativen – Folgen für die Interviewten haben […] (Aufenanger, 2011, S. 97)

Ich wähle hier also eine möglichst nachvollziehbare Protokollierung der Untersuchung (vgl. Lamnek, 2010, S. 356), bei der gleichzeitig der Schutz der Informanten gewährleistet wird. Dabei muss angemerkt werden, dass den Befragten die Anonymität zwar angeboten wird, aber in diesem Fall nur begrenzt erreichbar ist: Mindestens ihre Arbeitsstelle oder Fachrichtung sollte bekannt sein, damit die Aussagen in den wissenschaftlichen Kontext eingeordnet werden können; dies zeigt aber schon auf eine sehr kleine Gruppe Wissenschaftler, in der der Befragte von seinen Kollegen nach dem Inhalt des Interviews möglicherweise identifiziert werden könnte. Bei den Einzelanalysen und thematischen Vergleichen wird z. T. auf Qualitative Inhaltsanalyse (Mayring, 2000; Lamnek, 2010, S. 470ff.), Directed Content Analysis (Hsieh und Shannon, 2005) und Analyse thematischer Zusammenhänge (Seidman, 2006, S. 125ff.) zurückgegriffen, die Methoden werden aber dem vorliegenden Thema angepasst. Ich werde immer die Entstehungssituation und das Material des Interviews beschreiben und dann den Text nach den Kategorien oder „Codes“ analysieren, die vor allem den vorgesehenen Themenbereichen aus dem Leitfaden entsprechen sollten (vgl. Aufenanger, 2011, S. 105); der Text wird immer auch auf weitere, zuvor unerwartete Inhalte geprüft. Da es sich hier vor allem um die Erfassung der Ansichten der Experten handelt, geht die Interpretation weitgehend deskriptiv vor; in ausgewählten Fällen wird auch Explikation vorgenommen (vgl. Yin, 2011, S. 208ff.). Bei der Interpretation müssen nicht nur die vom Befragten gelieferten Fakten, sondern auch das Handeln des fragenden Forschers und die Situation der Interviews berücksichtigt werden. Der Forscher ist nämlich bei aller Zurückhaltung nicht aus dem Gespräch wegzudenken; das Interview muss somit als „coconstruction of meaning“ (Talmy, 2010, S. 132) betrachtet werden.

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Korpuslinguistische Auswertung der

Wörterbuchangaben

Dieses Kapitel zeigt die Ergebnisse meiner näheren korpuslinguistischen Untersuchung von 14 ausgewählten Wörterbuchartikeln, bzw. bedeutungsäquivalenten Verben, die in den Lexika unterschiedlich dargestellt werden. Zuerst werden die ausgewählten Verben in Abschnitt 5.1 vorgestellt, dann wird der Ablauf der Analyse in Abschnitt 5.2 näher beschrieben. Die Ergebnisse werden in Abschnitt 5.3 und 5.4 präsentiert und schließlich in Abschnitt 5.5 übersichtlich zusammengefasst.

5.1 Ausgewählte Verben Die Auswahl der Verben habe ich nach den in Abschnitt 4.1 beschriebenen Kriterien durchgeführt, d. h. ich habe zufällige Verben in E-VALBU und VALLEX ausgesucht, deren Übersetzungsäquivalente im anderen Valenzwörterbuch unterschiedliche Valenzrahmen besitzen. Daher handelt es sich großenteils um Verben mit komplexeren Valenzrahmen, bei denen die Abweichungen ganz einfach zu finden waren; in manchen Fällen sind auch mehrere Begleiter der Verben unterschiedlich klassfiziert. Die Anzahl der Verben für die Analyse habe ich auf sieben in jeder Sprache begrenzt, um den Umfang der manuell durchgesehenen Korpusbeispiele in Grenzen zu halten und ausgewählte Fälle detaillierter untersuchen zu können. Es handelt sich hier also um einen Kompromiss zwischen dem Detailgrad und der Abdeckung verschiedener Fälle.

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Lexem abheben behindern beleidigen sich erkundigen erscheinen gewinnen zahlen

Bedeutungsvariante ,Geld o. Ä. wegnehmen‘ ‚(aktiv) hemmen‘ ‚verletzen, kränken‘ ‚Auskunft erwerben‘ ‚Anschein erwecken‘ ‚siegen‘ ‚bezahlen‘

Schwerpunkt der Analyse Richtung, Ort Mittel Mittel/Grund, Hinsicht Informationsquelle Wahrnehmender Kampf, Gegner, Art und Weise Adressat, Betrag

Tabelle 5.1: Ausgewählte Verben: Ausgangssprache Deutsch Lexem bít hlásit se chránit krátit mávat modlit se vládnout

Bedeutungsvariante ‚schlagen, hauen, prügeln‘ ‚eigene Anwesenheit ankündigen‘ ‚schützen‘ ‚kürzen‘ ‚(mit etwas) schwenken, winken‘ ‚beten‘ ‚(aktiv) herrschen, regieren‘

Schwerpunkt der Analyse Instrument Adressat, Ort Gefahr, Mittel Umfang/Differenz Adressat, Instrument Gottheit, Gebet, Absicht Beherrschte, Ort, Zeit

Tabelle 5.2: Ausgewählte Verben: Ausgangssprache Tschechisch

Die ausgewählten deutschen Verben werden in Tabelle 5.1 angezeigt, die tschechischen dann in Tabelle 5.2. Die ausgewählte Bedeutungsvariante entspricht immer einem Artikel im Quellwörterbuch, in der Zielsprache handelt es sich im Regelfall um mehrere Bedeutungsvarianten, die zu mehreren Lexemen gehören können. Die Erfassung dieser Bedeutung in den verschiedenen Valenzlexika wird jeweils am Anfang der Analyse kurz erklärt. In Tabellen 5.1 und 5.2 werden auch die Begleiter der Verben aufgelistet, bei denen E-VALBU und VALLEX voneinander abweichen. Für die Beschreibung der Begleiter der Verben in diesem Kapitel werde ich v. a. ihre semantischen Funktionen verwenden, um Problemen mit abweichenden morphosyntaktischen Realisierungen zwischen den Sprachen (vgl. Štícha, 2003, S. 555ff.) und mit theoretischer Vielfalt der Lexika vorzubeugen. Der Einfachheit halber werden hoch abstrakte semantische Funktionen zumeist vermieden – die Benennung der semantischen Funktionen wird jedem Verb angepasst. Darin ähnelt die Benennung der Theorie der Semantischen Rahmen und FrameNet bzw. SALSA (vgl. Abschnitt 3.2 und Baker u. a., 1998; Burchardt u. a., 2006), basiert

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aber ausschließlich auf praktischen Gründen der Überbrückung der zwei Sprachen und mehreren Theorien.

5.2 Zum Ablauf der Analyse Bei jedem analysierten Verb werden zuerst die relevanten Artikel aus den in Kapitel 3 vorgestellten Valenzlexika und die in ihnen enthaltenen Valenzergänzungen kurz beschrieben. Die Daten aus E-VALBU und VALLEX sind dabei primär. Der Ablauf der Korpusanalyse basiert auf den in Kapitel 4 vorgestellten Prinzipien. Immer werden zu dem jeweiligen Lemma Beispiele im deutsch-tschechischen Teil des Parallelkorpus InterCorp ausgesucht und unter ihnen die betreffende Bedeutung unterschieden. Falls bei der konkreten Analyse nichts anderes angegeben wird, wurde bei der Suchanfrage die Lemmatisierung von InterCorp verwendet. Um den Umfang der manuellen Arbeit in praktisch brauchbaren Grenzen zu halten, habe ich die Anzahl der geprüften Beispiele bei jedem Verb auf 250 beschränkt; diese werden aus den Korpustreffern zufällig ausgewählt, um alle enthaltenen Textsorten zu berücksichtigen.1 Bei den Überlegungen über die Valenznotwendigkeit der einzelnen Begleiter der Verben stütze ich mich in der ersten Reihe auf die Korpusbeispiele – auf die expliziten Erwähnungen der Begleiter oder ihre Erschließbarkeit aus dem Kontext. Ein breiterer Kontext kann dabei aus rein praktischen Gründen nur in Einzelfällen berücksichtigt werden. Bei manchen Fragen werde ich die aufgrund der InterCorp-Beispiele formulierten Hypothesen in größeren Korpora (ČNK-SYN, DeReKo) testen; hier wird immer die konkrete Suchanfrage in der entsprechenden Abfragesprache in einer Fußnote angegeben. Die Valenztests von (E-)VALBU2 und VALLEX (siehe Abschnitt 2.4, 3.2 und 3.3) werden bei der Analyse auch konsultiert. Bei der Analyse werde ich mich vor allem auf die Begleiter der Verben konzentrieren, bei denen die einzelnen Lexika voneinander abweichen. Die Korpusanalyse soll deutlicher machen, wie oft diese wirklich bei dem Verb erwähnt werden oder bekannt sind und ob sich die Unterschiede der Wörterbücher aus den verschiedenen theoretischen Grundlagen erklären lassen oder ob es hier zwischensprachliche Diskrepanzen gibt. Die Unterschiede bei der Gliederung der Bedeutungsvarianten in den einzelnen Wörterbüchern werden dabei auch berücksichtigt. 1

Für das tschechische Lemma krátit befinden sich im InterCorp nur 181 Beispiele, deshalb wurde hier eine niedrigere Anzahl in Betracht gezogen. 2 Die Informationen in E-VALBU und VALBU stimmen meist überein, daher werden in Verweisen auf die beiden Lexika ihre Namen im Folgenden auf diese Weise verkürzt.

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5.3 Einzelfälle: Ausgangssprache Deutsch Für ein deutsches Quellverb waren in der Regel dank ihrem Umfang in den tschechischen Valenzlexika mehrere Übersetzungsvarianten zu finden. Diese können voneinander abweichen, was im Folgenden auch berücksichtigt wird.

abheben Das deutsche Verb abheben im Sinne von ‚Geld o. Ä. von etwas wegnehmen‘, was der ersten Bedeutung in E-VALBU entspricht, wird nach den Wörterbüchern ins Tschechische als vybrat/vybírat oder vyzvednout/vyzvedávat3 übersetzt. Die deutschen Valenzlexika (E-VALBU, VALBU, VVD) führen hier die direktivische Ergänzung der Richtung als fakultativ, aber valenznotwendig an. Die Angaben bei den Übersetzungsäquivalenten in VALLEX sind interessant: Bei vybrat-34 wird diese Ergänzung auch aufgelistet, bei vyzvednout-4 jedoch nicht. Hier steht lediglich eine „typische“ Lokalangabe. In PDT-VALLEX sieht die Situation gleich aus; SVS führt den Ort und die Richtung auch bei vyzvednout-3 an. Von 250 zufälligen Treffern für das Lemma abheben in InterCorp habe ich in dieser Bedeutung nur 13 Beispiele identifiziert.5 Die meisten werden wirklich als vybrat/vybírat oder vyzvednout übersetzt. Dabei konnte ich keinen Unterschied zwischen den zwei tschechischen Ausdrücken feststellen. Das Richtungsadverbiale wäre eher als Ergänzung zu bestimmen, da es in der Mehrheit der Fälle wirklich erwähnt wird. Im tschechischen könnte die Bindung vielleicht ein wenig lockerer sein, wie aus dem Übersetzungspaar (5.1) zu sehen ist: Tschechisch ist hier die Ausgangssprache, der Übersetzer ins Deutsche musste sich daher das Sparbuch, das auch im tschechischen Kontext nicht zu finden ist, ausdenken. Selbstverständlich müsste dies aber eine breitere Analyse bestätigen. (5.1)

Honza neřekl ani slovo, vyzvedl si patnáct set a koupil si mopeda. Hans sagte kein Wort, hob seine fünfzehn Hunderter vom Sparbuch ab und kaufte sich ein Moped, […]6

3

Die Aspektvarianten der tschechischen Verben werden auf diese Weise angegeben. Bei den Lexikoneinträgen wird der Kürze wegen jeweils nur eine der Varianten angegeben, auch wenn beide Varianten als eine Einheit bearbeitet werden. 4 Die Nummern mit dem Bindestrich entsprechen der Nummerierung der Bedeutungsvarianten im betreffenden Wörterbuch. 5 Da es sich hier um ein trennbares Verb handelt, wurde auch nach abgetrennten Beispielen mit der folgenden Suchanfrage gesucht: [lemma="abheben"] | ([lemma="heben"] []0,10 [lemma="ab"]). 6 Jan Werich: Fimfarum / Fimfárum. InterCorp, de:Werich-Fimfarum:0:868:1 / cs:WerichFimfarum:0:977:1.

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Die in VALLEX angeführte Lokalangabe bei vyzvednout-4 ist hier jedoch auch nicht unangebracht: Sowohl bei vyzvednout und vybrat, als auch bei abheben steht gelegentlich auch ein Ortsadverbiale, das die semantische Funktion der Direktivergänzung ausübt. Die in (E-)VALBU und VVD angegebene Präposition von ist also nicht die einzige Möglichkeit – man kann Geld von, in oder bei der Bank oder am Geldautomaten abheben, wie mir eine Kurze Recherche in DeReKo bestätigte.7 Dies zeigt darauf, dass abheben, vybrat/vybírat und vyzvednout eine fakultative Orts- oder Richtungsergänzung fordern.

behindern Nach (E-)VALBU ist das Verb behindern-1, d. h. ‚jemanden (aktiv) hemmen‘, viervalent. Es bindet neben den Behindernden und den Behinderten fakultativ auch den Gegenstand des Behinderns und das Mittel, d. h. „womit“ behindert wird. In VALLEX wird das Mittel bei den Übersetzungsäquivalenten překážet, rušit und bránit lediglich als eine typische Angabe bezeichnet; in PDT-VALLEX und TüBa-VL figuriert es gar nicht. VVD führt nicht einmal den Gegenstand des Behinderns an. In SPP und SVS kann man das Mittel bei bránit finden, bei překážet, rušit, zabraňovat in SVS erscheint es nicht mehr. Bei meiner Untersuchung in InterCorp habe ich mich nach der Bedeutungsunterscheidung in E-VALBU gerichtet und schloss alle Fälle aus, wo im Subjekt das Hindernis stand. VALLEX z. B. berücksichtigt diesen Unterschied nicht und enthält nur einen Rahmen für beide Situationen.8 Mit einem aktiven Behinderer habe ich 53 Beispiele gefunden, davon nur drei, wo ein Mittel explizit erwähnt wird. Die tschechischen Äquivalente sehen weitgehend ähnlich aus, wenn sie keine größeren Umformulierungen vornehmen. Wenn man sich den Kontext der Sätze anschaut, kann sich in vielen Fällen das Mittel, oder vielmehr die Art und Weise erschließen, auf die in der jeweiligen Situation behindert wird. Doch finden sich Sätze wie (5.2), die auch im Kontext keine konkretere Information liefern. (5.2)

„Wir brauchen viele Observatores an vielerley Orten der Welt, die bereitwillig cooperiren zum Höheren Ruhme Gottes, ohne einander gegenseitig auß Neyd und Missgunst zu behindern.9

7 Für die Phrase von /+w1 der /+w1 Bank /+w1 &abheben bekam ich 97 Treffer, die Varianten mit bei und in ergaben 46, bzw. 3 Treffer. Die Phrase am Geldautomaten &abheben wurde 32-mal gefunden. 8 Dies entspricht der FGB-Theorie, wo der Aktor nur syntaktisch unterschieden wird. 9 Umberto Eco: Die Insel des vorigen Tages. InterCorp, de:eco-ostrov_vcerejsiho:0:1124:1.

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Die Situation erscheint also nicht eindeutig. Hier wurde höchstwahrscheinlich in (E-)VALBU die Regel angewendet, die die Zweifelsfälle eher als Ergänzungen abstuft (vgl. Abschnitt 3.2); es handelt sich jedoch m. E. eher um die Art und Weise als um ein Mittel – die Phrase „mit/durch etwas“ kann nämlich semantisch auch als Modaladverbiale aufgefasst werden. Dieses würde dann viel wahrscheinlicher als Angabe bezeichnet.

beleidigen Bei dem Verb beleidigen wird in E-VALBU nur eine Bedeutung als ‚verletzen, kränken‘ angeführt; VALBU unterscheidet noch eine Variante im Sinne von ‚herabwürdigen‘.10 In E-VALBU und in VALBU bei der ersten Variante werden vier Ergänzungen angeführt: der Täter, der Beleidigte, das Mittel/die Ursache und die Hinsicht des Beleidigens, die im Beispielsatz aus E-VALBU (5.3) anschaulich präsentiert werden: (5.3)

Mit dem Vorwurf des Plagiats hat der Kritiker ihn zutiefst in seiner künstlerischen Ehre beleidigt.11

Die zwei letzteren Ergänzungen sind als fakultativ markiert. In WVevW steht dagegen die Hinsicht nicht, VVD, KVL und TüBa-VL führen beleidigen als nur zweivalent an. Ins Tschechische wird dieses Verb als urazit/urážet oder ublížit/ubližovat übertragen. In VALLEX findet man sowohl bei urazit-2 als auch bei ublížit-1 nur die ersten zwei Aktanten, das Mittel wird als eine typische Angabe hinzugefügt. PDT-VALLEX verhält sich übereinstimmend. SVS enthält bei urazit-2a und ublížit-a das Mittel, die Hinsicht aber nicht. Die Situation mit der Angabe des Mittels würde auf den ersten Blick ähnlich wie bei dem Verb behindern aussehen. Die Korpusuntersuchung zeigte aber ein teilweise anderes Bild: Das Mittel wird nämlich bei etwa 1/3 der Fälle explizit im Satz angegeben oder in einem Nebensatz wie in (5.4) erwähnt. (5.4)

Sie stellen eine ganz besondere Delikatesse dar, und wir würden die Eingeborenen tödlich beleidigen, wenn wir sie nicht annähmen.12

10

Die Verbindung beider Varianten finde ich sinnvoll, weil mir die Grenze zwischen ihnen nicht ganz deutlich ist. 11 E-VALBU, Beispiel (1) bei dem Lemma beleidigen. 12 Clark Darlton: Planet der Mock. InterCorp, de:darlton-planeta_mocku:0:1316:2.

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Wenn man dazu auch Beispiele zählt, bei denen das Mittel ins Subjekt verschoben ist, wird die Anzahl noch ein wenig höher.13 Das Mittel ist hier darüber hinaus üblicherweise eine einmalige Tat, während man bei behindern zumeist nur über ein komplizierteres oder abstrakteres Handeln sprechen kann. Dieses Satzglied bei beleidigen nur als ein Modaladverbiale zu bezeichnen wäre demnach zu grob. Ich fand auch kein Indiz, das auf Unterschiede zwischen den Sprachen zeigen würde. Somit ist das Mittel oder der Grund des Beleidigens eher den Ergänzungen zuzurechnen; die Testverfahren der einzelnen Lexika können hier unterschiedlich ausfallen, deshalb ist diese Diskrepanz v. a. auf sie zuruckzuführen. Die Bezeichnung der Hinsicht, in der jemand beleidigt wird, kommt aber deutlich seltener vor, in meiner untersuchten Gruppe fand ich nur drei solche Fälle, davon nur einmal eine Präpositionalphrase mit in in (5.5), die aber im Tschechischen unterschiedlich auskommt: Hier wird die Hinsicht ins Objekt verschoben. (5.5)

[…] und weil er ein grober Deutscher ist, kann er nicht weggehen, ohne uns in unserer Ehre zu beleidigen und uns Diebe zu nennen, weil wir […] […] a poněvadž je to hrubý Němec, nedokáže odejít, aniž urazil naši čest a nenazval nás zloději , protože jsme […]14

In meiner kurzen Recherche in ČNK-SYN und DeReKo habe ich gefunden, dass die Phrase „jemanden in etwas beleidigen“/„urazit někoho v něčem“ wirklich öfter im Deutschen vorkommt. In beiden Sprachen ist sie aber eher selten.15 Obwohl man bei beleidigen wahrscheinlich fast immer auf eine Hinsicht oder Eigenschaft schließen könnte, scheint es meist weder notwendig noch üblich. Demnach würde ich die Information über die Hinsicht als eine zwar spezifische, aber doch freie Angabe bezeichnen. 13

Ich habe 152 Beispiele als eine Verwendung des Verbs beleidigen identifiziert, in anderen Fällen handelte es sich um eine falsch annotierte adjektivische Form „beleidigt“. Davon wird das Mittel bei 43 erwähnt, bei weiteren 20 ins Subjekt verschoben. 14 Franz Kafka: Amerika / (Nezvěstný) Amerika. InterCorp, de:kafka-amerika:0:1307:1 / cs:kafkaamerika:0:430:5. 15 Die Suchanfrage in ČNK-SYN [lemma=ürazit"] []{0,5} [lemma="v"] [tag="ˆ....6.*"] within und ihre Variante in der anderen Reihenfolge ergaben etwa 200 Treffer, wovon aber nur 2 relevant waren. Das Verb allein kommt dagegen über 17.000-mal vor. In DeReKo fand ich für die Suchanfrage &in /+w5 &beleidigen fast 2400 Treffer, von den ersten 100 entsprachen aber nur 6 der gewünschten Bedeutung; das Verb ist insgesamt 37.000-mal zu finden. Mit der Einbeziehung des Umfangs der beiden Korpora entspricht dies größenordnungsmäßig einer zehnfach höheren Vorkommenshäufigkeit als im tschechischen Korpus. Selbstverständlich ist aber diese Einschätzung sehr grob und bedürfte einer näheren Untersuchung.

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sich erkundigen Für sich erkundigen wird in (E-)VALBU nur eine Bedeutung angegeben: ‚Fragen stellen, um Auskunft zu bekommen‘. Neben dem Fragenden ist hier das Thema der Befragung als obligatorische und der Befragte als fakultative Ergänzung aufgelistet; die Umschreibung heißt: „jemand erkundigt sich bei jemandem nach/über etwas/jemanden“. In SALSA wird dieses Verb dem Rahmen Questioning zugeordnet, in dem alle diese drei Informationen als Core Elements bezeichnet werden. TüBA-VL führt zwei Varianten des Rahmens für sich erkundigen an: mit dem Befragten und ohne ihn. Dieses Verb wird ins Tschechische auf verschiedene Weisen übersetzt: ptát se, zeptat se, optat se, tázat se, dotazovat/dotázat se, informovat se usw. In VALLEX finden wir dazu zwei Arten der Valenzrahmen – bei tázat se und ptát se, was vielleicht dem deutschen fragen besser entspricht, wird der Adressat als obligatorisch bezeichnet; bei informovat se als semantisch fakultativ (nicht valenznotwendig). PDT-VALLEX erwähnt den Adressaten bei informovat se gar nicht. In SVS findet man dagegen die Phrase „u někoho“, die den Befragten bezeichnet, auch bei informovat se. Aus meiner Untersuchung im Korpus ergab sich, dass der Adressat wirklich relativ oft genannt wird – in einer sicheren Mehrheit der Fälle, wenn man auch die direkte Rede mitzählt.16 Nur in 13 Fällen entspricht dem Verb erkundigen der Ausdruck informovat se im Tschechischen. Hier sieht die Situation nur ein wenig anders aus – in 7 Beispielen wird die Herkunft der Information nicht benannt. Die Übersetzungen entsprechen einander dabei ganz gut. Man muss zugeben, dass in manchen Fällen der Befragte auch im Kontext nicht genannt wird und für den Text ganz unwichtig ist, wie am Anfang eines neuen Paragraphen in (5.6): (5.6)

Bartleboom hatte sich erkundigt: Die Anchers wohnten in Hollenberg, vierundfünfzig Kilometer nördlich von Bad Hollen gelegen. Er machte sich auf die Reise.17

Doch kann auf ihn praktisch bei jeder Verwendung des Verbs gefolgert werden. Hier ergibt die Untersuchung also keine eindeutige Antwort; der Befragte scheint hier eher eine Ergänzung zu sein, aber nur im Randbereich. Die Unterschiede hängen hier auch eher mit den verwendeten Valenztests zusammen als mit einem radikal unterschiedlichen Gebrauch in den beiden Sprachen. 16

Ich habe in InterCorp 103 Beispiele mit der Bezeichnung des Adressaten, 82 mit der direkten Rede und 65 ohne eine Bezeichnung des Befragten gefunden. 17 Allessandro Baricco: Oceano Mare. InterCorp, de:baricco-ocean_more:0:1838:1.

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erscheinen Das Verb erscheinen wird hier in seiner Bedeutungsvariante ‚den Anschein erwecken‘ von Interesse sein, die nach den Übersetzungswörterbüchern ins Tschechische als zdát se, jevit se oder připadat übertragen wird. Dabei strukturieren die beiden Sprachen die Situation gleich: im Subjekt steht die Erscheinung, der Wahrnehmende wird im Dativ ausgedrückt. Nach (E-)VALBU fordert die entsprechende Bedeutungsvariante erscheinen-1 ein Subjektkomplement, ein Prädikativkomplement und ein fakultatives Dativkomplement, das aber in VALLEX bei zdát se-3 und jevit se-1 nur als typische Angabe – Benefaktiv – angegeben wird. Bei připadat-I-6 wird dagegen der Wahrnehmende als der Aktor angeführt, die Erscheinung als Patiens. Denselben Valenzrahmen findet man in PDT-VALLEX sowohl bei připadat-1, als auch bei jevit se-1 und zdát se-1. Alle entsprechenden Rahmen SVS und SPP enthalten die Dativphrase als eine Ergänzung. Dies ist auch in TüBa-VL der Fall. Bei der Korpusuntersuchung konzentrierte ich mich deswegen auf die Übersetzungen des Ausdrucks. Am häufigsten lässt sich zdát se oder jevit se finden, připadat kommt aber auch vor. Es werden auch andere Verben verwendet, wie z. B. být (sein) in (5.7), oder auch verschiedene Umschreibungen. (5.7)

[…] ab einem bestimmten Punkt wird der asiatische Markt von größerer Bedeutung erscheinen als der amerikanische. […] asijský trh jednou bude větší hrozbou než trh americký. 18

Der Wahrnehmende wird in etwa einem Drittel der Fälle in der Dativphrase erwähnt, bei einigen wenigen weiteren kann er aus dem Kontext erschlossen werden. Dabei ist aber vorauszusetzen, dass in der Regel der Autor des Textes als der Wahrnehmende implizit fungieren kann; seine Nichterwähnung kann dann wahrscheinlich der Aussage nur einen „objektiveren“ Anschein verleihen. Der Wahrnehmende wäre dann eher als eine Ergänzung zu betrachten; auch nach dem FGB-Valenztest (vgl. Abschnitt 2.4) sollte der Sprecher immer sagen können, wem die Sache so erscheint. Einen Unterschied zwischen zdát se und jevit se auf der einen Seite und připadat auf der anderen konnte ich aber trotzdem feststellen. Aus 12 Fällen von meinen Korpustreffern, bei denen erscheinen als připadat übersetzt wird, wird der Wahrnehmende in 10 Fällen genannt – deutlich öfter als bei den anderen Varianten. Eine kurze Recherche in ČNK-SYN hat die Situation bestätigt, wenn auch der Unterschied dort nicht so 18

Joseph S. Nye: „Die Machtstellung Amerikas“ / „Americká moc a kampaň roku 2004“, In: Project Syndicate. InterCorp, de:_SYNDICATE:nye7:11:3 / cs:_SYNDICATE:nye7:10:3.

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radikal aussieht.19 Dies lässt darauf schließen, dass bei dem Verb připadat doch die Bindung des Wahrnehmenden fester ist als bei den anderen zwei Synonymen.

gewinnen Bei dem Verb gewinnen habe ich mir für die Analyse die Bedeutung ‚siegen‘ ausgewählt, die in (E-)VALBU als gewinnen-2 mit vier Ergänzungen aufgelistet wird: neben dem obligatorischen Subjektkomplement werden als fakultative Ergänzungen die Informationen über den Kampf oder Wettbewerb (im Akkusativ), den Gegner (in einer Präpositionalphrase mit gegen) und die Art und Weise des Siegs genannt. Die anderen Valenzlexika verhalten sich nämlich anders: bei KVL und VVD erscheint neben dem Subjekt nur die fakultative Akkusativergänzung, in SALSA und TüBa-VL ist auch die Nennung des Gegners zu finden. Die tschechischen Wörterbücher weichen voneinander auch bei der Übersetzung vyhrát/vyhrávat und vítězit/zvítězit ab: in VALLEX und PDT-VALLEX ist nur der Sieger immer valenznotwendig, der Wettbewerb wird bei vítězit/zvítězit als semantisch fakultativ bezeichnet, der Gegner bei beiden Übersetzungsvarianten. SPP sieht die Bezeichnung des Gegners und des Wettbewerbs als zwei nicht vereinbare Alternativen, SVS erwähnt dagegen bei dem Verb vyhrát-1 alle in (E-)VALBU aufgelisteten Ergänzungen. Unter den untersuchten Korpusbeispielen aus InterCorp findet sich die betreffende Bedeutung von gewinnen 58-mal. Davon wird der Wettbewerb 35-mal explizit genannt, bei den restlichen Fällen ist er aber in der Regel aus dem Kontext zu erschließen. Daraus lässt sich folgern, dass die Akkusativphrase bei dem Verb gewinnen wirklich als valenznotwendig aufzufassen ist. Im Tschechischen ist die Situation bei dem Verb vyhrát/vyhrávat gleich. Das Verb vítězit/zvítězit unterscheidet sich zwar dadurch, dass hier der Wettbewerb ausschließlich in einer Präpositionalphrase mit v (‚in‘) erwähnt werden kann, aus der Situation ist jedoch auch immer auf einen Wettbewerb, ein Spiel oder einen Kampf zu schlussfolgern. Anders sieht es mit den zwei übrigen Begleitern des Verbs gewinnen aus: diese werden unter meinen Beispielen in InterCorp nur fünfmal, bzw. zweimal erwähnt. Der oder die Gegner sollten zu der Situation immer semantisch gehören, in Fällen 19

Hier habe ich nur das Vorkommen einer Dativphrase in der Nähe des Verbs gesucht, z. B. mit der Suchanfrage [lemma="připadat"] []{0,3} [tag="ˆ....3.*"], und die Anzahl der Treffer mit der Vorkommenshäufigkeit des Verbs allein verglichen. Bei připadat kommt die Dativphrase etwa zweimal öfter vor als bei zdát se und jevit se. Die falschen Treffer waren nicht frequent genug, um dieses Bild zu verzerren.

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wie (5.8) sind sie aber zweitrangig, im FGB-Dialogtest dürften sie wahrscheinlich dem Sprecher unbekannt bleiben. (5.8)

Der Minister […] der ausländerfeindlichen Partei schiebt die Schuld der Niederlagen [der italienischen Nationalmannschaft] auf eine „irrsinnige Sportstrategie“ die dazu geführt hat, dass Teams wie Inter Milan die Champions League mit einer ausschließlich ausländischen Mannschaft gewannen.20

Im Fall des Gegners könnten also die Valenztests der einzelnen Wörterbücher unterschiedlich ausgehen. Die Art und Weise des Gewinnens scheint aber auch für die semantische Situation nicht immer notwendig: bei Kriegen, manchen Brettspielen oder einer Wette wie in (5.9) kann man über keinen Punktestand o. Ä. sprechen. (5.9)

Till: Wetten? Er hält dem Kaiser die Hand hin. Zögernd schlägt der Kaiser ein. Kaiser: Und wenn ich gewinne?21

Selbstverständlich kann man immer eine sehr abstrakte Art und Weise des Gewinnens nennen, dies ist aber grundsätzlich fast mit jedem Verb möglich (vgl. auch das Verb behindern in diesem Kapitel). Deshalb würde ich die Information über die Art und Weise des Siegs eher als freie Angabe bezeichnen.

zahlen Bei dem Verb zahlen gibt es in (E-)VALBU für die semantische Situation, in der jemand einen Geldbetrag an jemanden anderen hergibt, zwei alternierende Valenzrahmen, die sich am einfachsten mit ihren Umschreibungen vorstellen lassen: zahlen-1

jemand zahlt jemandem bzw. an jemanden etwas

zahlen für-2

jemand zahlt jemandem bzw. an jemanden für etwas irgendwieviel22

Im ersten Fall steht der Grund der Zahlung in der Akkusativphrase, im zweiten in der Präpositionalphrase mit für. Ich möchte mich hier v. a. auf die zweite Variante konzentrieren. Alle Mitglieder des vorgestellten Valenzrahmens sind auch in SALSA als Kernelemente angeführt, nach TüBa-VL sind sie ebenfalls als valenzgebunden zu betrachten. KVL enthält nur einen der Variante zahlen-1 entsprechenden Rahmen. Dieses Verb entspricht den tschechischen Ausdrücken platit, zaplatit. PDT-VALLEX nimmt eine sehr ähnliche Unterscheidung wie (E-)VALBU vor mit platit-1 und 20

„Italien weint, Lega Nord feiert“, In: PRESSEUROP. InterCorp, de:_PRESSEUROP:281681:4:6. Christa Wolf: Till Eulenspiegel. Erzählungen für den Film. InterCorp, de:wolf-till_eulenspiegel: 0:193[67].*. 22 E-VALBU, Strukturbeispiele für zahlen-1 und zahlen für-2. 21

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zaplatit-2 gegen platit-8 und zaplatit-2. Das zweite Paar sollte einen Geldbetrag im Akkusativ haben. In VALLEX, SVS und SPP ist eine solche Unterscheidung nicht zu finden. Dabei wird in VALLEX und PDT-VALLEX der Grund der Zahlung und der Adressat als semantisch fakultativ betrachtet. Bei meiner Korpusrecherche hat sich gezeigt, dass hier die Unterscheidung der Bedeutungsvarianten schwierig ist. Es finden sich nämlich Beispiele wie (5.10) und (5.11), die als beide Varianten erklärt werden können. (5.10) Die Weltgemeinschaft wird auch weiterhin einen hohen Preis für das nukleare Patt zahlen, […]23 (5.11) Sie zahlte der Gärtnerei gutes Geld, damit der Garten stets sorgsam gepflegt und gemäht war.24

Es handelt sich dabei auch immer um dieselbe Situation. Deshalb halte ich die Vereinigung dieser zwei Valenzrahmen, wie sie in VALLEX erscheint, für günstiger. Die Teilung könnte aber auch mit den Möglichkeiten des gewählten Formalismus oder mit der Absicht zusammenhängen, dem Benutzer die häufigsten Verwendungsmuster vorzustellen. Was die Valenznotwendigkeit der einzelnen Mitglieder der Rahmen betrifft, wird sowohl das Bezahlte als auch der Adressat relativ oft genannt. Die Bindung der beiden Begleiter an das Verb scheint hier relativ eng zu sein und würde eher den Ergänzungen entsprechen; zwischen den zwei Sprachen habe ich keine signifikanten Unterschiede festgestellt. Die Unterschiede hängen hier wahrscheinlich von den Valenztests ab.

5.4 Einzelfälle: Ausgangssprache Tschechisch Vor allem (E-)VALBU verfügt über eine sehr feine Gliederung der Bedeutungsvarianten, deshalb entsprechen dem tschechischen Ausdruck zumeist mehrere Varianten desselben deutschen Lexems. Die Unterscheidung zwischen ihnen wird hier auch angegangen. 23

Anas Alhajji: „Iran: Nuklearkrise ohne Ende“, in: Project Syndicate. InterCorp, de:_SYNDICATE: alhajji4:12:1. 24 Sandra Brown: Crush (Gier). InterCorp, de:brown-chut_lasky:0:229:6.

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bít Das tschechische Verb bít in der Bedeutung ‚schlagen, hauen, prügeln‘25 ist nach dem Artikel bít-1 in VALLEX zweivalent: der Schlagende und der Geschlagene werden gefordert. Dieselbe Information steht auch in PDT-VALLEX und SPP; SVS führt auch das Instrument an. In (E-)VALBU wird bei dem Verb schlagen-II-2 das Instrument als fakultativ und valenznotwendig angeführt. KVL bei dem Verb schlagen und VVD bei prügeln ähneln dagegen dem Artikel in VALLEX. TüBa-VL enthält einen Rahmen für schlagen mit einem fakultativen Präpositionalobjekt und einen weiteren ohne ihn, was auch den Einträgen bei hauen und prügeln entspricht. Bei meiner Korpusuntersuchung konzentrierte ich mich deshalb auf die Erwähnung des Instruments. Es hat sich gezeigt, dass es relativ selten explizit erwähnt wird – in 13 der insgesamt 90 Fälle,26 die auf diese Bedeutung zutrafen. Bei den deutschen Äquivalenten findet man praktisch dieselbe Situation, es muss jedoch angemerkt werden, dass neben den drei Übersetzungen aus den Wörterbüchern auch viele andere Varianten vorkommen, wie z. B. „einschlagen“, „angehen“ oder „aufs Maul geben“. Das Instrument ist in vielen Fällen irrelevant und bleibt auch im Kontext unbekannt, wie in (5.12). Zwischen dem Deutschen und dem Tschechischen gibt es hier keinen Unterschied. (5.12) Jestli ho jako první našly jeho stíny, budou ho bít, dokud jim neřekne, kde jsou peníze. Wenn die Schatten ihn zuerst gefunden hatten, dann würden sie ihn schlagen , bis er ihnen gesagt hatte, wo das Geld war.27

Doch muss man sich immer bei dem Schlagen irgendein Instrument vorstellen, obwohl das im Standardfall nur die Hand ist. Hier können demnach die einzelnen Valenztests unterschiedliche Ergebnisse ausgeben; der Unterschied liegt hier also eher an der theoretischen Basis der Wörterbücher als an Diskrepanzen zwischen den Übersetzungsäquivalenten. 25

Bei den tschechischen Verben in diesem Abschnitt entspricht die Beschreibung der Bedeutungsvariante der deutschen Übersetzungen nach den Wörterbüchern. 26 Hier habe ich aus der Suche die juristischen Texte in InterCorp (ACQUIS) ausgeschlossen, weil sie wegen Annotationsfehler viele slowenische und niederländische Sätze enthielten. Trotzdem konnte ich viel mehr als 250 Treffer finden. 27 John Grisham: Partner / Der Partner. InterCorp, cs:Grisham-Partner:0:362:1 / de:GrishamPartner:0:356:1.

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hlásit se Die hier behandelte Variante des tschechischen Verbs hlásit se wird als sich melden im Sinne von ‚eigene Anwesenheit bekanntgeben‘ ins Deutsche übertragen. Bei diesem Verb unterscheiden sich schon die tschechischen Lexika: VALLEX hält nämlich nur den Aktor für valenznotwendig, der Adressat, d. h. der Benachrichtigte, wird als semantisch fakultativ bezeichnet; PDT-VALLEX betrachtet dagegen auch den Adressaten als semantisch obligatorisch. Bei sich melden in (E-)VALBU entsprechen dem einen Artikel aus den tschechischen Lexika gleich vier (sich melden-1/2/4/5), bei denen neben dem Subjektkomplement verschiedene andere Ergänzungen alternieren: „bei jemandem“, „irgendwo mit irgendetwas“, „irgendwoher“, „irgendwo/irgendwann“. Im letzten Fall handelt es sich um ein unbelebtes Subjekt – v. a. körperliche Vorgänge wie Schmerz oder Hunger –, das jedoch in (PDT-)VALLEX nicht unterschieden wird. Einen ähnlichen Ansatz findet man in SPP und SVS, wo dieselben Ergänzungen als alternierende Möglichkeiten bei einer einzigen Bedeutung angeführt werden. KVL enthält zwei Valenzrahmen für sich melden, einmal mit einer fakultativen Situativergänzung, einmal nur mit dem Subjekt – in diesem Fall einem unbelebten. Der Benachrichtigte tritt hier also gar nicht auf. TüBa-VL erlaubt die einvalente Variante auch für belebte Subjekte. SALSA dagegen identifiziert mit dem Rahmen Contacting auch den Adressaten als Kernelement. Bei der Korpusanalyse musste ich dieses Verb vor allem von seiner nicht-reflexiven Variante unterscheiden.28 In den 61 zu dieser Bedeutung passenden Beispielen wird nur bei einer Hälfte neben dem Subjekt eine andere Information erwähnt, und zwar fast ausschließlich der Ort oder der Adressat des Meldens. Zwischen den beiden Sprachen habe ich keine deutlichen Unterschiede gefunden. Die Bedeutungen aus (E-)VALBU lassen sich meist unterscheiden; Probleme entstehen dort, wo das Subjekt allein steht, oder auch in Beispielen wie (5.13), wo der Ort und der Adressat verschmelzen. (5.13) […] Ráno se hlaste u nadporučíka Lukáše.“ […] Früh melden Sie sich bei Oberleutnant Lukasch.“ 29 28

Die Suchanfrage zielte demnach auf das Vorkommen der Reflexivpartikel se in der Nähe des Verbs: (meet [lemma="hlásit"] [lemma="se"] -10 10). 29 Jaroslav Hašek: Osudy dobrého vojáka Švejka za světové války / Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk. InterCorp, cs:Hasek-OsudyDobrehoVvSV:0:1358:2 / de:Hasek-OsudyDobrehoVvSV: 0:1373:2.

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Es handelt sich aber grundsätzlich mit der Ausnahme der körperlichen Vorgänge um dieselbe semantische Situation. Nur ein bis zwei Bedeutungsvarianten wären hier also möglicherweise einfacher. Was die Valenznotwendigkeit betrifft, scheint der Adressat hier der wahrscheinlichste Kandidat auf eine Ergänzung, da er immer mindestens implizit präsent ist. Bei dem Ort ist die Frage nicht so eindeutig, weil sich praktisch jede Handlung örtlich bestimmen lässt und weil hier der Ort teilweise den Adressaten ersetzt; auf der anderen Seite wird er relativ oft explizit genannt.30 Die verschiedenen Valenztests liegen hier wahrscheinlich den Unterschieden zugrunde. Die Phrasen „mit irgendetwas“ oder „irgendwoher“ habe ich jeweils nur einmal gefunden. Sie erlauben wahrscheinlich die Unterscheidung der feineren Bedeutungsvarianten in (E-)VALBU. Wenn die Varianten vereinigt wären, wären diese Informationen eher als freie Angaben aufzufassen.

chránit Das Verb chránit hat nach (PDT-)VALLEX nur eine Bedeutung, die sich ins Deutsche u. a. als ‚schützen, beschützen, schirmen, wehren, hüten‘ übersetzen lässt. In den beiden Lexika wird es mit zwei valenznotwendigen Aktanten, dem Schützer und dem Geschützten, angeführt. Die drohende Gefahr wird als semantisch fakultativ betrachtet. In SPP und SVS lässt sich neben der Gefahr noch das Mittel des Schützens finden; dem entspricht auch die Angabe in (E-)VALBU bei schützen-1. (E-)VALBU unterscheidet noch schützen-2 im Sinne des gesetzlichen Schutzes und schützen-3 für passive, unbelebte Subjekte, deren Valenzrahmen nur zwei, bzw. drei Mitglieder haben. In KVL und VVL ist bei schützen neben dem Schützer und dem Geschützten auch die Gefahr zu finden; TüBa-VL führt dazu bei schützen, wehren und beschützen noch zweigliedrige Varianten an. Das tschechische Verb chránit erscheint zwar in den deutschen Übersetzungen der Korpusbeispiele in vielen Varianten und wird auch gelegentlich substantiviert, wie in (5.15), seine semantischen Begleiter entsprechen sich aber in ihrer Vorkommenshäufigkeit relativ gut in beiden Sprachen. Die in (E-)VALBU angegebenen drei Bedeutungsvarianten lassen sich fast immer eindeutig auch im Tschechischen bestimmen; nur bei gesetzlichem Schutz kommt Naturschutz oder Verbraucherschutz öfter vor als der in den E-VALBU-Beispielen prominent vertretene Markenschutz. Beim „passiven“ Schutz entspricht das Subjekt semantisch in der Regel eigentlich dem Schutz30

14-mal wird ein Ort genannt, dazu noch in 6 Fällen kann man die Verschmelzung des Orts und des Adressaten konstatieren.

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mittel, deshalb wird das Schutzmittel auch nicht mehr selbständig genannt – dies stimmt auch mit dem Valenzrahmen schützen-3 in (E-)VALBU überein. Bei den zwei übrigen Varianten wird das Mittel aber auch eher selten genannt, oft lässt es sich nur als eine abstraktere Art und Weise aus dem Kontext erschließen. Beim gesetzlichen Schutz steht es seltener als beim allgemeinen Schutz,31 da hier immer ein gesetzliches Verfahren im Hintergrund steht, ist aber im Grunde möglich. Im Deutschen habe ich für eine direkte Erwähnung in einer Präpositionalphrase nur einen Beleg (5.14) gefunden, im Tschechischen sind solche Fälle häufiger, z. B. in (5.15) wird im Deutschen das Schutzmittel ins Subjekt gestellt. (5.14) […] je možné zemědělce chránit prostřednictvím intervenčních opatření […] […] so kann man sie durch Interventionsmaßnahmen schützen […]32 (5.15) Začleněním těchto dvou bodů do našich vztahů […] bychom mohli zachovat konkurenceschopnost evropských společností a zároveň přitom chránit spotřebitele […] Die […] Berücksichtigung dieser beiden Punkte in unseren Beziehungen würde der Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Unternehmen bei gleichzeitigem Schutz der Verbraucher dienen […]33

Bei einer kurzen Recherche in DeReKo konnte ich jedoch auch Belege für die Präpositionalphrasen beim gesetzlichen Schutz, wie z. B. (5.16), finden; hier wäre deshalb wahrscheinlich eine breitere Analyse notwendig. (5.16) Die Technik dafür wird mit mehreren Patenten und Patent-Anmeldungen geschützt.34 )

Bei beiden Bedeutungsvarianten gibt es Beispiele, bei denen das Schutzmittel wirklich nur bedingt denkbar ist, wie in (5.17): (5.17) I my ještě známe profesionální čest a stejně jako ostatní pojmy cti ji chráníme před „pochybením“ a před „znehodnocováním“. Auch wir kennen noch die Berufsehre und schützen sie wie andere Ehrbegriffe vor „Verletzung“ und „Herabsetzung“.35 31

Beim allgemeinen Schutz habe ich 15 Erwähnungen unter 103 Beispielen festgestellt, beim gesetzlichen Schutz 10 unter 122. 32 Europäische Legislative (ACQUIS). InterCorp, cs:_ACQUIS:jrc31966R0136:19:1 / de:_ACQUIS: jrc31966R0136:19:1. 33 Verhandlungen des europäischen Parlaments (EUROPARL). InterCorp, cs:_EUROPARL: ep-08.05.07-017-23101:3:1 / de:_EUROPARL:ep-08.05.07-017-23101:3:1. 34 Braunschweiger Zeitung, 18.10.2012; „Erfindungen sind die wahre Würze“. DeReKo, BRZ12/OKT.09011. 35 Ferdinand Seibt: Ta stará ošklivá melodie / Das alte böse Lied. InterCorp, cs:seibt-stara_melodie: 0:490:12 / de:seibt-stara_melodie:0:491:12

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Aufgrund solcher Beispiele und der allgemeinen niedrigen Vorkommenshäufigkeit ist hier das Schutzmittel eher als freie Angabe der Art und Weise zu betrachten. Die Gefahr dagegen wird ca. zweimal häufiger erwähnt und ist semantisch sogar der Grund für den Schutz, wäre deshalb viel eher als eine Ergänzung aufzufassen. Der Unterschied ist hier wieder wahrscheinlich durch die Basistheorien der Wörterbücher verursacht.

krátit Bei dem Verb krátit, das ins Deutsche als ‚kürzen, verkürzen, abkürzen, kürzer machen‘ übersetzt wird, interessierte ich mich für die Valenznotwendigkeit des Ausmaßes der Kürzung. In VALLEX wird dieses bei krátit-1 von drei semantisch fakultativen Aktanten repräsentiert: Origo (ursprüngliche Länge/Größe), Effekt (Ziellänge) und Differenz. In PDT-VALLEX findet man nur die ersten zwei (vgl. dazu Lopatková und Panevová, 2006). In SVS findet man diese Information gar nicht, dagegen wird noch die Bedeutung ‚(die Zeit) angenehmer machen‘ unterschieden, die sich in VALLEX und PDT-VALLEX nicht findet. In den deutschen Lexika findet sich kürzen in VVD als zweivalent, in E-VALBU mit der Differenz als drittem Valenzglied. In beiden Quellen wird neben der räumlichen Bedeutung eine finanzielle unterschieden. ViF zählt die Differenz auch als fakultative Ergänzung bei den Verben kürzen und verkürzen mit. In TüBa-VL finden sich für diese Verben sowie abkürzen Valenzrahmen mit der Differenz und ohne sie. Die Korpusuntersuchung hat gezeigt, dass das Verb krátit im Tschechischen viel breitere Verwendung hat als kürzen oder verkürzen im Deutschen. Vor allem die Bedeutung ‚die Zeit vertreiben‘ kam sehr häufig vor, es ließen sich aber auch Beispiele wie (5.18) finden. Die Erwähnungen der Differenz waren nicht sehr häufig, sie kamen v. a. mit der finanziellen Bedeutung vor. Wenn es sich um eine zeitliche Kürzung handelte, waren sie wirklich ungewöhnlich; hier wurde im Deutschen öfter das Verb verkürzen als kürzen eingesetzt, wie z. B. in (5.19). (5.18) […] Harryho pot se spéká a krátí mu dech. Sein Schweiß trocknet ein, und er kann kaum atmen.36 (5.19) […] proto, že malířův vtip, kerý se stran pointy nikdy nezdráhal, který nešetřil císaře ani kancléře a už vůbec ne cech dvorních zpodobitelů, krátil to nehybné vysedávání. 36

John Updike: Králíku, utíkej / Hasenherz. InterCorp, cs:Updike-Kraliku_utikej:0:1958:19 / de:Updike-Kraliku_utikej:0:1927:21.

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[…] weil ihm des Malers nie um Pointen verlegener Witz, der weder Kaiser noch Kanzler und schon gar nicht die hofmalende Zunft schonte, das anstrengende Stillsitzen verkürzte.37

Wegen der breiteren Verwendung von krátit im Tschechischen und der daraus resultierenden großen Vielfalt in den Übersetzungen liefern hier die Korpusbeispiele über die Valenznotwendigkeit der Differenz keine eindeutige Antwort. Die Unterschiede der zwei Lexika könnten hier teilweise durch die verschiedene Verwendung der Verben in den zwei Sprachen erklärt werden. Der Einfluss der feineren semantischen Unterscheidung in den deutschen Wörterbüchern und der unterschiedlichen Valenztests zwischen E-VALBU und ViF auf der einen Seite und VVD auf der anderen ist jedoch auch nicht zu vernachlässigen.

mávat Das tschechische Verb mávat bedeutet ‚(mit etwas) in der Luft hin und her bewegen‘ oder ‚winken‘. In VALLEX und PDT-VALLEX wird diese Bedeutung unter mávat-1 erfasst. Bereits diese zwei Lexika unterscheiden sich – in VALLEX ist das mit dem Instrumental auszudrückende bewegte Objekt als valenznotwendig markiert, nach PDT-VALLEX ist es semantisch fakultativ. PDT-VALLEX erwähnt noch den nichtvalenznotwendigen und entweder im Dativ oder in der Präpositionalphrase mit na (‚an, auf‘) stehenden Adressaten, in VALLEX werden diese zwei Oberflächenformen getrennt und als typische Angaben – Benefaktiv und Ziel – bezeichnet. SVS führt alle möglichen Begleiter des Verbs an: Objekt, Adressat, Ausgangspunkt („woher“), Absicht. Von den möglichen deutschen Übersetzungen winken, schwenken, schwingen findet sich in E-VALBU nur die erste. Der tschechischen Bedeutung entsprechen winken-1 und winken-2,38 wobei der erste Valenzrahmen neben dem Subjekt noch den Adressaten (im Dativ) und das Mittel des Winkens enthält, der zweite noch den Ausgangspunkt; alle Ergänzungen außer dem Subjekt sind fakultativ. Ähnlich sehen die Artikel in KVL aus, wo jedoch das Mittel fehlt. In TüBa-VL findet man bei winken einen Rahmen nur mit dem Subjekt und einen auch mit den Adressaten; bei schwenken und schwingen ist auch das bewegte Objekt zu finden. 37

Günter Grass: Širé pole / Ein weites Feld. InterCorp, cs:Grass-Sire_pole:0:173:2 / de:GrassSire_pole:0:167:2. 38 Hier weicht die Reihenfolge der Valenzrahmen in E-VALBU von der Druckversion ab; die hier verwendete Nummerierung gilt für die elektronische Version.

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Wie auch aus den nicht-synonymen Übersetzungen ins Deutsche zu erwarten war, bestätigen die Korpusbeispiele eine breitere Verwendung des tschechischen mávat, als es bei dem deutschen winken der Fall ist. Zwei Varianten des tschechischen mávat, die als ‚schwingen‘, bzw. ‚winken‘ übersetzt werden könnten, lassen sich in der Mehrheit der Fälle unterscheiden. In den deutschen Übersetzungen der ersten Variante erscheinen noch andere Varianten wie „fuchteln“ oder „wedeln“; die zweite wird oft auch als „zuwinken“ oder „nachwinken“ übertragen. Das Instrument des Winkens wird in der Mehrheit der Fälle erwähnt,39 öfter bei der Variante ‚schwingen‘; in der Regel handelt es sich aber um die Hand, wenn nichts anderes gesagt wird. Deshalb wäre es hier mindestens in der Bedeutungsvariante ‚schwingen‘ als eindeutige Ergänzung zu betrachten. Bei der Variante ‚winken‘ ist die Tendenz nicht so stark, aber doch ist das Instrument eher den Ergänzungen zuzuordnen. Die tschechische Dativphrase und die Präpositionalphrase sind in ihrer Funktion ganz austauschbar und werden beide ins Deutsche mit dem Dativ übertragen, wie in (5.20) und (5.21). (5.20) Vystoupil na můstek, stál na palubě a dlouho nám mával, nám, starým hradbám, mohutné Dívčí věži […] Er bestieg die Gangway, stand auf Deck und winkte noch lange, uns, der alten Mauer, dem breiten Mädchenturm […]40 (5.21) Kam jen dohlédl, všude stál kupec a mával na něj. Wohin er auch sah, überall stand ein Krämer und winkte ihm.41

Dies lässt auf nur eine Ergänzung – den Adressaten – schließen, was dem PDTVALLEX-Artikel entspricht. Der Adressat wird bei der Variante ‚winken‘ relativ häufig erwähnt oder lässt sich aus dem Kontext identifizieren. Die Ausnahme bilden Beispiele wie (5.22), die der E-VALBU-Bedeutung winken-2 entsprechen. Trotzdem kann man auch in Fällen wie (5.22) aus der Situation die Existenz irgendwelcher Adressaten folgern. Die Adressaten können auch in solchen Fällen explizit erwähnt werden, wie in (5.23), obwohl das eher selten ist.42 39

Genauer gesagt in 157 der 250 untersuchten Fälle. Kurban Said: Alí a Nino / Ali und Nino (wie sie im Zauberkreis der Liebe die Fährnisse stürmischen Zeiten erlebten). InterCorp, cs:said-ali_a_nino:0:1950:1 / de:said-ali_a_nino:0:1826:1. 41 Selma Lagerlöf: Podivuhodná cesta Nilse Holgerssona Švédskem / Wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen. InterCorp, cs:Lagerlof-Podiv_cesta:0:1070:2 / de:LagerlofPodiv_cesta:0:1070:2. 42 Die Suchanfrage &winken /+w0:3 ("den" oder "mir" oder "ihm" oder "ihr") /+w0:3 &aus in DeReKo lieferte mir einige relevante Beispiele. 40

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(5.22) Když se vlak rozjel, mávali rukama z okna […] Als der Zug zu fahren begann, winkten sie mit den Händen aus dem Fenster […]43 (5.23) Diego Maradona winkte den Fans aus dem Mannschaftsbus. 44

Nach den Ergebnissen der Untersuchung wären also zwei Bedeutungsvarianten von mávat im Tschechischen zu unterscheiden; die Grenze zwischen winken-1 und winken-2 in E-VALBU scheint dagegen weniger scharf.

modlit se Der tschechische Ausdruck modlit se entspricht im Deutschen am besten dem Verb beten. Auf der tschechischen Seite findet man nur eine Bedeutungsvariante. Nach VALLEX und PDT-VALLEX ist nur der Betende valenznotwendig, das Gebet und das Ziel/die Absicht des Betenden werden als semantisch fakultativ betrachtet. VALLEX erwähnt als nicht-valenznotwendig auch die Gottheit; in PDT-VALLEX fehlt sie ganz. SVS führt alle erwähnten Begleiter als alternierende Möglichkeiten an. (E-)VALBU unterscheidet drei Varianten von beten: allgemeines Beten mit der fakultativen Gottheit, das Aufsagen eines (als obligatorisch betrachteten) Gebets und das Beten zu einem bestimmten Zweck („für/um etwas“), wo die Gottheit wieder als fakultativ auftritt. TüBA-VL enthält verschiedene Varianten des Valenzrahmens und erlaubt dem Subjekt, mit dem Verb allein zu stehen. Die in (E-)VALBU aufgelisteten Varianten lassen sich in den Korpusbeispielen nach den begleitenden Phrasen auch im Tschechischen ganz gut unterscheiden. Es handelt sich aber bei allen um fast dieselbe semantische Situation; man könnte vielleicht nur ein Gebet mit einer bestimmten Absicht und ohne sie unterscheiden. Die Absicht wird auch von den drei Informationen am häufigsten explizit genannt; das Gebet dagegen am seltensten. Man kann das Gebet auch in Kombinationen mit anderen möglichen Begleitern des Verbs finden, die in E-VALBU im entsprechenden Rahmen nicht enthalten sind: die Absicht war auch unter meinen Beispielen in InterCorp zu finden, z. B. in (5.24), der Adressat des Gebets findet sich wirklich selten – hier musste ich zur allgemeinen Suchmaschine (Google) greifen. Ich konnte jedoch Belege (5.25) und (5.26) finden, bei denen alle drei Informationen explizit erwähnt werden. 43

Franz Kafka: (Nezvěstný) Amerika / Amerika. InterCorp, cs:kafka-amerika:0:1141:8 / de:kafkaamerika:0:3606:1. 44 Hamburger Morgenpost, 06.07.2010, S. 41. DeReKo, HMP10/JUL.00593.

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(5.24) […] zatímco matka s dcerami se za zbloudilou dceru a sestru společně modlily růženec. […] während Mutter und Schwestern im Chor den Rosenkranz für die verirrte Tochter beteten. 45 (5.25) […] Chci, abyste přišli příštího 13. a modlili se růženec k Panně Marii Růžencové, abyste obdrželi mír a skončila válka, protože jen Ona vám může pomoci. 46 (5.26) Wir beten den Rosenkranz zur Mutter Gottes, dass wir einander als Geschwister im Herrn aufnehmen47

Als Adressat des Gebets wird in der Regel der christliche Gott gemeint, wenn kein anderer erwähnt wird. Es finden sich aber auch Fälle wie (5.27), bei denen es sich nur um ängstliches Nachdenken handeln könnte. (5.27) O přestávkách si sedala do nejvzdálenějšího a nejskrytějšího kouta na dvoře […] a zároveň se modlila, aby si jí nikdo nevšiml. In den Pausen setzte sie sich in den entlegensten und verstecktesten Winkel des Hofs […] und gleichzeitig betend, daß niemand sie bemerke.48

Die Korpusbeispiele lassen also sowohl die einheitliche Auffassung der Bedeutung in den tschechischen Lexika, als auch die drei verschiedenen Valenzrahmen in E-VALBU erklären. Sie bestätigen, dass es sich hier um unterschiedliche Entscheidungen bei der Erstellung der Wörterbucheinträge und um keine signifikanten zwischensprachlichen Unterschiede handelt.

vládnout Das Verb vládnout-1 aus VALLEX lässt sich auf Deutsch als ‚regieren, herrschen, beherrschen‘ erklären. VALLEX zählt nur den Herrscher als valenznotwendig, dazu führt es noch die Beherrschten als semantisch fakultativen Aktanten an, der Ort des Herrschens fungiert hier als typische Angabe. PDT-VALLEX betrachtet dagegen die Beherrschten als semantisch obligatorisch. SPP und SVS führen die Beherrschten oder 45

Isabel Allende: Dcera štěstěny / Fortunas Tochter. InterCorp, cs:allende-dcerastesteny:0:180:3 / de:allende-dcerastesteny:0:166:4 46 Lumen de Lumine – Papežové Fatimy. http://www.lumendelumine.cz/index.php?page=4-cast (Stand 22.07.2013) 47 Pfarrbrief vom 08.–23. Oktober 2011 der Pfarreiengemeinschaft Benningen. http://www. bistum-augsburg.de/index.php/bistum/content/download/43678/584157/file/vom%20%2008.10. %20-%2023.10.2011.pdf (Stand 22.07.2013) 48 Isabel Allende: Dům duchů / Das Geisterhaus. InterCorp, cs:allende-dum_duchu:0:1327:1 / de:allende-dum_duchu:0:881:8

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den Ort/die Zeit als Alternativen an, SPP erlaubt aber auch einen eingliedrigen Valenzrahmen. In (E-)VALBU sind die Artikel herrschen-2 und regieren-1 relevant. Bei dem ersteren werden der Ort und die Untertanen angeführt, bei den letzteren sind diese Informationen als Alternativen (im Akkusativ oder in einer Präpositionalphrase mit über) aufgefasst und es wird noch die Zeit als eine fakultative Ergänzung angegeben. TüBa-VL enthält für beide Verben u. a. auch Rahmen, in denen das Subjekt allein steht. KVL führt zum Verb regieren den Ort oder eine Akkusativphrase als Alternativen, VVD nennt die Akkusativphrase bei beherrschen und eine fakultative Lokal- oder Temporalergänzung bei herrschen. Unter meinen Korpustreffern für vládnout werden all die erwähnten semantischen Begleiter relativ häufig erwähnt, die Beherrschten und der Ort in etwa 40 % der Fälle, die Zeit zweimal seltener.49 Aus dem Kontext lassen sich in der Regel alle drei Informationen erschließen, wenn es sich nicht um Negation oder Hypothesen handelt. Dabei habe ich keine markanten Abweichungen zwischen den zwei Sprachen oder unter den deutschen Synonymen gefunden. Interessant ist, dass der Ort und die Beherrschten oft verschmelzen; dies ist v. a. im Tschechischen in (5.28) sichtbar. Ich konnte auch die Verbindung „irgendwo regieren“ im Deutschen, die in KVL steht, nicht aber in E-VALBU, mit (5.29) und einer Recherche in DeReKo bestätigen.50 (5.28) „Zdá se, že nejsme coby národ způsobilí vládnout své zemi. „Anscheinend sind wir als Volk nicht dazu fähig, unser Land zu regieren.51 (5.29) Im „Sudetenland“ regierte ein im Mai 1939 ernannter „Reichsstatthalter“.52

Hinsichtlich der Valenznotwendigkeit der einzelnen Informationen ergab die Recherche kein eindeutiges Resultat; die Zeit scheint jedoch nicht so fest an die Verben gebunden wie die Beherrschten und der Ort. Die Abweichungen sind hier aber wieder aus den verschiedenen Testverfahren der einzelnen Lexika zu erklären. Unterschiede zwischen herrschen und regieren konnte ich nicht bestätigen, hier wäre aber eine detailliertere Analyse notwendig. 49

Aus 132 Beispiele in InterCorp fand ich eine Erwähnung der Beherrschten 55-mal, des Orts 47-mal und der Zeit 19-mal direkt im Satz. 50 Die Suchanfrage &in /+w0:3 ®ieren ergab über 11.000 Treffer, eine überwiegende Mehrheit davon schien relevant zu sein. 51 Erdal Balci: „Evropské soudnictví je turecká specialita“ / „Europa von Rechts wegen“, In: PRESSEUROP. InterCorp, cs:_PRESSEUROP:195071:10:3 / de:_PRESSEUROP:195071:10:3 52 Ferdinand Seibt: Das alte böse Lied. InterCorp, de:seibt-stara_melodie:0:600:9.

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5.5 Fazit Trotz der Unterschiede in der Basistheorie und in der Darstellungsart der Wörterbücher lassen sich die Valenzrahmen problemlos auch zwischen den Sprachen aufeinander beziehen und vergleichen (vgl. dazu auch Cinková, 2006). Der Vergleich macht deutlich, dass sich die Valenzrahmen in den verschiedenen Lexika in den untersuchten Fällen auch innerhalb einer Sprache oft erheblich unterscheiden. Die Häufigkeit der Diskrepanzen in dieser Untersuchung ist zwar auch durch die Auswahl der Verben bedingt, abweichende Valenzrahmen lassen sich aber im Grunde ganz einfach finden (vgl. auch Majorin, 2008, S. 54). Die Unterschiede in den Wörterbuchartikeln zwischen den zwei Sprachen, die hier v. a. auf VALLEX und E-VALBU verfolgt werden, sind in der Regel nicht größer als die Unterschiede innerhalb einer Sprache und lassen sich zumeist durch die Verschiedenheit der verwendeten Valenztests erklären. Die Untersuchung im Korpus hat sich als eine brauchbare Methode für die Beurteilung der Ergänzungen und Angaben erwiesen – man kann aufgrund der Häufigkeit der Erwähnungen eines Verbbegleiters oder seiner Erschließbarkeit aus dem vorangehenden Kontext die Festigkeit der Bindung dieses Begleiters an das Verb einschätzen. Ähnlich wie die auf syntaktischen Transformationen und abstrakten Denkoperationen basierenden Valenztests hat auch diese Methode ihre Grenzen – in vielen Fällen ergibt sie keine eindeutige Antwort. Mit den introspektiven Valenztests teilt sie auch das Problem, das die subjektive Interpretation nicht ganz auszuschließen ist; schon bei der Identifizierung der Korpusbeispiele mit der relevanten Bedeutungsvariante müssen teilweise subjektive Entscheidungen getroffen werden. Bei manchen Verben haben freiere Übersetzungen, Umformulierungen oder auch Fehler im automatischen Satzalignment den zwischensprachlichen Vergleich ein wenig komplizierter gemacht. Die Korpusuntersuchung hat gezeigt, dass einige v. a. in E-VALBU angeführten Komplemente eher im Randbereich stehen und zu den freien Angaben gezählt werden könnten, wie z. B. die Hinsicht („in etwas“) bei beleidigen oder die Art und Weise bei gewinnen oder schützen. Selbstverständlich sollten diese Informationen aus dem Wörterbuch nicht verschwinden, da sie für praxisorientierte Benutzer immerhin hilfreich sind. Einige in VALLEX aufgelistete nicht-valenznotwendige Begleiter sind dagegen mit dem Verb wirklich eng verbunden und sollten eher dem Bereich der Ergänzungen angehören. Dies ist z. B. der Fall des Lokal- oder Direktivadverbials bei vyzvednout (‚abheben‘) oder der Gefahr bei chránit (‚schützen‘).

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Bei einigen Verben habe ich auch Unterschiede zwischen den Sprachen oder zwischen den Synonymen in derselben Sprache festgestellt. Dies ist bei krátit (‚kürzen, verkürzen‘) und mávat (‚winken, schwingen, schwengen‘) der Fall, die einen breiteren Verwendungsbereich haben als ihre Übersetzungen ins Deutsche, oder bei připadat (‚erscheinen, Eindruck erwecken‘), das sich anders verhält als seine Synonyme jevit se und zdát se. Die im Vergleich mit VALLEX feineren Bedeutungsvarianten von E-VALBU lassen sich bei manchen Verben, wie chránit (‚schützen‘), auch im Tschechischen nachweisen. Bei anderen Verben, z. B. modlit se (‚beten‘) oder platit, zaplatit (‚zahlen‘), ist ihre Identifizierung aber nicht immer eindeutig. Ihre Unterscheidung zeigt auf den verwendeten Formalismus oder die Absicht, dem Benutzer die häufigsten Verwendungsweisen anschaulich zu präsentieren, als mögliche Gründe. In diesen Fällen ähnelt E-VALBU dem Ansatz der Corpus Pattern Analysis von Hanks (2004). Die Bedeutungsunterscheidung an sich ist aber ein komplexes und z. T. subjektives Unternehmen, wo die Übereinstimmung mehrerer Annotatoren oft schwierig zu erreichen ist (vgl. auch Cinková u. a., 2012). Die Übereinkunft mehrerer Personen über die einzelnen Korpusbeispiele wäre daher hilfreich, um bei der Analyse aussagekräftigere Schlüsse zu erreichen, zugleich aber sehr aufwendig.

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Interviews mit Linguisten und ihre Analyse

Dieser Teil der Arbeit ist den qualitativen Interviews mit linguistischen Experten über das Thema der Valenzwörterbücher gewidmet. Zuerst wird in Abschnitt 6.1 über den Ablauf der Interviews berichtet, Abschnitt 6.2 ist der Auswahl und Vorstellung der Befragten gewidmet. In Abschnitt 6.3-6.6 werden dann die Ergebnisse der qualitativen Analyse der Interviews nach den einzelnen behandelten Themenbereichen vorgestellt. Abschnitt 6.7 schließlich fasst die Befunde der Analyse zusammen.

6.1 Zur Durchführung der Interviews Hier werden zuerst die ausgewählten Fragen bzw. Themenbereiche vorgestellt, die ich bei den Interviews1 den Linguisten vorgelegt habe. Dann werden die Situation der Interviews und meine eigene Ausgangsposition und Handeln nach den in Abschnitt 4.6 vorgestellten Prinzipien besprochen. Zum Schluss werde ich auch über den Ablauf der Interviews kurz berichten. Dabei wird immer auf die in Abschnitt 4.4-4.6 vorgestellten methodischen Grundsätze zurückgegriffen. 1

Der Ausdruck „Interview“ bezieht sich im Folgenden sowohl auf die mündliche, als auch auf die schriftliche Form der Befragung. Mit dem Ausdruck „Gespräch“ werden dagegen ausschließlich die mündlichen Befragungen bezeichnet.

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Die gestellten Fragen Nach der in Abschnitt 4.5 beschriebenen Methode des problemzentrierten Interviews habe ich vor den Interviews den Leitfaden erstellt, auf dem die zu behandelnden Fragen aufgelistet waren. Um dabei den Prinzipien der qualitativen Forschung gerecht zu werden, habe ich die Fragen oder eher Themenbereiche dabei so offen wie möglich gehalten; sie wurden auch immer z. T. dem konkreten Befragten und seiner Fachrichtung angepasst, um seine Expertise und konkreten fachlichen Erfahrungen in Betracht zu ziehen. Die Themen der Interviews drehen sich bei weitem nicht nur um die Durchführung und die Ergebnisse des in Kapitel 5 präsentierten korpusgestützten Vergleichs der zwei Valenzlexika. Ich habe mich entschieden, vor allem allgemeinere Fragen und Probleme der Valenzwörterbücher zu behandeln, um ein vollständigeres Bild der Situation zu bekommen und auch die theoretischen Ausgangspunkte der Befragten zu verstehen. Außerdem ist eine so angelegte Untersuchung auch für die Linguisten interessanter und einem breiteren Spektrum der Fachrichtungen zugänglich als eine bloße Behandlung der einzelnen Verben. Nicht zuletzt steht auch eine breitere Untersuchung mit allgemeineren Fragen den Prinzipien der qualitativen Untersuchung näher (vgl. Abschnitt 4.4). Den Vergleich von E-VALBU und VALLEX blieb immerhin ein Teil der Untersuchung. Der Leitfaden für die Interviews setzte sich daher aus den sieben folgenden Themenbereichen zusammen: • Die Auffassung und Betrachtungsweise der Valenz im Allgemeinen • Das Ziel oder die Anwendungsbereiche der Valenzwörterbücher • Valenzfehler und Valenzwörterbücher im Unterricht • Das Verhältnis der Valenzwörterbücher zu allgemeinen Wörterbüchern • Die wichtigen Bestandteile eines Valenzwörterbuch-Eintrags • Die Wichtigkeit der Unterscheidung zwischen obligatorischen und fakultativen Ergänzungen, bzw. zwischen Ergänzungen und Angaben – allgemein und in den Wörterbüchern • Der konkrete Vergleich von E-VALBU und VALLEX anhand meiner Korpusuntersuchung

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Wie schon angedeutet, wurde diese Liste immer dem Schwerpunkt des jeweiligen Befragten angepasst; die konkreten gestellten Fragen können den Transkripten in Anhang B entnommen werden. Alle diese Themenbereiche, sowie auch andere, die von den Befragten selbst angesprochen wurden, werden in Abschnitt 6.3–6.6 im Einzelnen analysiert.

Situation der Interviews Ich habe meine Position als Germanistikstudent und das Ziel der vorliegenden Arbeit – Vergleich der Valenzwörterbücher – immer schon bei der Bitte um das Interview angeführt, die ich den ausgewählten Experten per E-Mail verschickte. Die Tatsache, dass ich gleichzeitig Computerlinguistik am IFAL studiere, habe ich nur bei den Gesprächen erwähnt; sie war außerdem manchen Befragten im Voraus bekannt. Da ich mich am IFAL ausschließlich der statistischen Sprachverarbeitung widme, die mit Valenzwörterbüchern nur am Rande zusammenhängt, ist mein dortiges Studium für die Untersuchung nur in der Hinsicht relevant, dass ich die Befragten am IFAL schon vorher gekannt habe. Die soziale Situation, in der die Interviews entstanden sind, deckt sich mit der Konstellation des Experteninterviews (siehe Abschnitt 4.5), ist jedoch der typischen Kommunikationssituation v. a. bei den Universitätsdozenten ähnlicher, da diese daran gewöhnt sind, mit Studenten ihre Probleme zu konsultieren. Deshalb wurde ich nicht als „fremdes Element“ betrachtet und in allen Fällen kollegial angenommen. Vor allem bei den Gesprächen hat sich herausgestellt, dass die Befragten oft einander kennen, selbst wenn sie auf verschiedenen Arbeitsstellen tätig sind. Die Kommunikation wurde also nicht durch die Fremdheit gestört, es müssen jedoch noch zwei Aspekte der Situation in Betracht gezogen werden: Erstens, die Forscher könnten kontroverse Themen vermeiden, um keinen Streit mit ihren Kollegen anzufangen. Zweitens, die Forscher möchten ihre Expertise in bestem Licht zeigen. Wie in Abschnitt 6.5 verdeutlicht wird, hat sich die erste Gefahr höchstens an einer milderen Wortwahl gezeigt, wenn überhaupt: Die Befragten waren zur sachlichen Kritik bereit. Das zweite Phänomen könnte sich vielleicht in einer ausführlicheren Begründung der Standpunkte der Experten ausgewirkt haben, dies schadet aber gar nicht meinem Ziel, sachliche Ansichten zum akademischen Thema zu bekommen, ganz im Gegenteil. Nicht zuletzt drohte hier aber v. a. bei den Gesprächen die Gefahr des „Co-Experten“ (vgl. Abschnitt 4.5). Sowohl aus meinem Studium der Valenz und der beiden behandelten Lexika, als auch aus meiner gleichzeitig mit den Interviews durchge-

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führten Korpusanalyse hatte ich eine nicht geringe Menge an Vorwissen und präformulierte Hypothesen. Dies war also ein weiterer Grund dafür, die Interviews ganz allgemein anzufangen und vor allem sehr offene Fragen zu stellen. In der Mehrheit der Fälle ist es mir gelungen, auf die konkreteren Fragen erst am Ende des Interviews einzugehen; oft haben die Forscher in den Gesprächen auch schon reagiert, ehe ich die Frage zu Ende ausgesprochen habe (siehe auch Anhang B). Bei der Analyse werden zudem vorrangig die Fälle in Betracht gezogen, wo meine Intervention minimal bleibt.

Zum Ablauf der Interviews Der Ablauf der Interviews hing vor allem von den Möglichkeiten und Präferenzen der befragten Experten ab. Genau die Hälfte der Interviews wurde deshalb mündlich durchgeführt, die andere Hälfte per E-Mail. Bei den schriftlichen Interviews konnte ich nur begrenzt mit Rückfragen rechnen, deshalb schickte ich immer die ganze Frageliste in derselben Nachricht. Alle Fragen wurden jedoch sehr allgemein gestellt und die Forscher konnten sich ganz frei äußern. Bei den Gesprächen wurde der oben vorgestellte Leitfaden verwendet, aber nur wenn das natürliche Gespräch stockte oder zur Kontrolle der behandelten Themen. Sonst ergab sich der Ablauf der Gespräche zumeist aus dem thematischen Zusammenhang der Fragen; oft wurden auch weitere Probleme angesprochen. Alle mündlich Interviewten haben sich die Veröffentlichung eines Transkripts in einer edierten und von ihnen gesichteten Version gewünscht; dabei wurden aber keine relevanten inhaltlichen Änderungen vorgenommen. Bei der Analyse hatte ich die vollständigen Transkripte zur Verfügung, in Abschnitt 6.3–6.6 wird jedoch aus denselben Gründen aus den edierten Versionen zitiert. Alle Befragten waren mit der Veröffentlichung ihres Namens einverstanden (vgl. dazu auch Abschnitt 4.6), was auch die akademische Gültigkeit ihrer Aussagen bestätigt.

6.2 Auswahl und Vorstellung der Interviewten Bei der Auswahl der Experten für die Interviews bin ich den in Abschnitt 4.5 vorgestellten Grundlagen gefolgt, indem ich mich vor allem für Linguisten an Prager Lehrstühlen interessierte, die sich der Valenz und/oder dem deutsch-tschechischen Kontrast widmen. Um verschiedene Meinungen und auch Informationen über die Position der Valenzwörterbücher in mehreren Studienfächern zu erhalten, wandte ich 78

mich an Experten aus mehreren Institutionen. Die Autoren der beiden für meine Korpusuntersuchung primären Lexika – E-VALBU und VALLEX (siehe Abschnitt 3.2, 3.3 und 4.1) – habe ich hinsichtlich der Umfrage auch angesprochen. Ursprünglich habe ich angesichts des begrenzten Umfangs dieser Arbeit fünf oder sechs Interviews geplant, durch Verweise auf weitere relevante Personen ist ihre Anzahl auf insgesamt acht gewachsen. Vertreten sind Dozenten aus vier Lehrstühlen der Philosophischen Fakultät und der Fakultät für Mathematik und Physik an der KU Prag und Forscher des Instituts für tschechische Sprache der Tschechischen Akademie der Wissenschaften und des Instituts für deutsche Sprache in Mannheim. Im Folgenden werden die Wissenschaftler vorgestellt, die bereit waren, mir Fragen zur Valenz und zu den Valenzwörterbüchern zu beantworten. Es werden jeweils auch die Art und Weise des betreffenden Interviews und meine Beziehung zu dem Befragten angegeben. Die Liste ist alphabetisch, sowie auch die Liste der InterviewTranskripte im Anhang B, und reflektiert daher nicht den zeitlichen Ablauf der Interviews; das Datum des Gesprächs oder der Antwort-E-Mail wird aber immer zusammen mit anderen Umständen hier unten angegeben.2

Věra Kloudová Frau Mgr. Věra Kloudová, Ph.D.3 ist Dozentin am Institut für Translatologie an der Philosophischen Fakultät der KU Prag, wo sie sich mit der deutsch-tschechischen kontrastiven Grammatik befasst. Sie ist ferner am Projekt des Großen deutsch-tschechischen akademischen Wörterbuchs (GDTAW) unter Leitung von Marie Vachková (siehe unten) beteiligt und widmet sich auch der übersetzerischen Praxis.4 Früher kam ich mit Frau Kloudová nur vor längerer Zeit durch einige wenige EMails in Kontakt, die die Arbeit am GDTAW betrafen. Sie beantwortete meine Fragen per E-Mail zwischen 7. und 9. Juli.

Jacqueline Kubczak Frau Jacqueline Kubczak ist wissenschaftliche Angestellte in der Abteilung Grammatik des IDS Mannheim, wo sie sich u. a. auf Valenz spezialisiert. Sie war Mitglied des 2

Alle Daten beziehen sich auf das Jahr 2013. Die vollen akademischen Titel der Befragten werden aus Gründen der besseren Lesbarkeit nur bei der ersten Erwähnung angegeben. 4 http://lexarchiv.ff.cuni.cz/lexikograficka-sekce/vera-markova (Stand 26.07.2013). 3

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Autorenteams der Valenzwörterbücher ViF und VALBU und leitet das Projekt des elektronischen Wörterbuchs E-VALBU.5 Die Bitte um das Interview war mein erster Kontakt mit Frau Kubczak. Sie hat meine Fragen in einer E-Mail vom 4. Juli beantwortet, gab mir aber schon früher den Hinweis auf ihren Artikel (Kubczak, 2011).

Eva Lehečková Frau Mgr. Eva Lehečková, Ph.D. ist Direktorin des Instituts für tschechische Sprache und Kommunikationstheorie an der Philosophischen Fakultät der KU Prag. Ihr Schwerpunkt ist u. a. die Verbgrammatik und die Kategorie der Aktionsart.6 Diese Untersuchung war meine erste Kommunikation mit Frau Lehečková. Sie beantwortete meine Frageliste in einer E-Mail am 21. Juli.

Markéta Lopatková Frau Doc. RNDr. Markéta Lopatová, Ph.D. ist Direktorin des IFAL an der Fakultät für Mathematik und Physik der KU Prag. Sie widmet sich der formalen Syntax und automatischen Sprachanalyse und leitet das Projekt des tschechischen Valenzwörterbuchs VALLEX.7 Da ich Doktorand an demselben Institut bin (siehe Abschnitt 6.1), ist Frau Lopatková meine Vorgesetzte. Ich kenne sie seit meinem Magisterstudium am IFAL vor einigen Jahren, habe aber mit ihr nie direkt an demselben Projekt zusammengearbeitet. Ich besprach mit ihr das Thema der Valenzwörterbücher am IFAL am 18. Juni.

Jarmila Panevová Frau Prof. PhDr. Jarmila Panevová, DrSc. ist Professorin am IFAL der Fakultät für Mathematik und Physik der KU Prag. Sie war schon seit den Anfängen als eine der leitenden Persönlichkeiten an der Entwicklung der FGB-Theorie beteiligt, wobei sie sich vor allem auf Valenz konzentrierte. Sie konsultiert die theoretischen Fragen auch mit den Autoren der Wörterbücher VALLEX und PDT-VALLEX.8 Ich kenne Frau Panevová ebenfalls seit meinem Studium am IFAL, habe aber auch mit ihr noch an keinem gemeinsamen Projekt zusammengearbeitet. Sie beantwortete meine Fragen in einem Interview am IFAL am 4. Juli. 5

http://www1.ids-mannheim.de/gra/personal/kubczak.html (Stand 26.07.2013). http://ucjtk.ff.cuni.cz/?q=node/286 (Stand 26.07.2013). 7 http://ufal.mff.cuni.cz/~lopatkova/ (Stand 26.07.2013). 8 http://ufal.mff.cuni.cz/~panevova/ (Stand 26.07.2013). 6

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František Štícha Herr Doc. PhDr. František Štícha, CSc. ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Grammatikabteilung des Instituts für tschechische Sprache der Tschechischen Akademie der Wissenschaften in Prag. Er befasst sich mit der tschechischen Grammatik und konzentriert sich auch auf den deutsch-tschechischen kontrastiven Blick (vgl. Štícha, 2003).9 Diese Untersuchung war mein erster Kontakt mit Herrn Štícha. Er gab mir ein Interview über das vorliegende Thema im Gebäude des Instituts für tschechische Sprache am 26. Juni 2013.

Marie Vachková Frau Doc. PhDr. Marie Vachková, Ph.D. lehrt am Institut für germanische Studien der Philosophischen Fakultät der KU Prag. Sie widmet sich vor allem der Lexikologie, Lexikografie und Korpuslinguistik, u. a. bei der Leitung des GDTAW-Projekts (Vachková, 2011), befasst sich aber auch mit der Übersetzungswissenschaft.10 Ich kenne Frau Vachková aus meinem Studium am Institut für germanische Studien und habe auch für das von ihr geleitete Wörterbuch-Projekt einige Lemmata bearbeitet. Sie gab mir die Antworten auf meine Fragen in einer E-Mail-Konversation zwischen 6. und 9. Juni, anschließend haben wir über das Thema auch persönlich am 13. und 14. Juni am Institut für germanische Studien gesprochen. Ich habe keine Aufnahme des Gesprächs gemacht, sondern nur Feldnotizen. Diese wurden später von Frau Vachková gesichtet.

Astrid Winter Frau Dr. Astrid Winter ist Dozentin am Institut für Translatologie der Philosophischen Fakultät der KU Prag. Sie studierte Slawistik und Kunstgeschichte und widmet sich der Methodik des Übersetzens und der Fachübersetzung.11 Für die vorliegende Arbeit ist v. a. ihre Erfahrung mit der praktischen Übersetzung und mit dem translatologischen Unterricht relevant. Früher habe ich Frau Winter vom Sehen gekannt, weil ich Mitglied des Organisationsteams der Studentenkonferenz PRAGESTT12 war, deren Organisierung sie als 9

http://www.ujc.cas.cz/zakladni-informace/pracovnici/sticha-frantisek.html http://lexarchiv.ff.cuni.cz/lexikograficka-sekce/marie-vachkova/ (Stand 26.07.2013) 11 http://utrl.ff.cuni.cz/UTRLFF-38.html (Stand 26.07.2013) 12 http://pragestt.ff.cuni.cz (Stand 26.07.2013) 10

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Vertreterin des Deutschen Akademischen Austausch-Dienstes unterstützte. Ich habe mit ihr über das Thema der Valenzwörterbücher in ihrem Büro im Gebäude des Goethe-Instituts Prag am 19. Juni gesprochen.

6.3 Interviews: Theoretische Themen Das erste große thematische Umfeld der Gespräche war die Theorie der Valenz. Ich wollte v. a. den allgemeinen Ansatz der befragten Wissenschaftler zur Valenztheorie kennenlernen und interessierte mich auch für die Kriterien der Unterscheidung zwischen Ergänzungen und Angaben (vgl. auch Abschnitt 2.4), die für sie von Bedeutung sind. Bei der Analyse der Texte hat sich gezeigt, dass sich die meisten Experten zu verschiedenen Ausprägungen der Valenztheorie öfters kritisch äußerten; deshalb habe ich auch das spezielle Thema der Theorie-Kritik in dieses Umfeld eingeschlossen.

Auffassung der Valenz Meine Frage nach den Vorstellungen von Valenz bei den einzelnen Forschern war sehr allgemein formuliert und v. a. bei den Gesprächen jedes Mal ein wenig anders, deshalb wurde sie auch sehr unterschiedlich interpretiert. Trotzdem oder gerade deswegen bietet sie in groben Zügen ein Bild darüber, was Valenz eben für die Befragten bedeutet. In mehreren Fällen haben die Experten die Valenz nach ihrer Auffassung für mich definiert. Hier stimmten sie im Grunde alle miteinander überein, die Definitionen ähnelten alle der in (6.1) wiedergegebenen von Jacqueline Kubczak. (6.1)13 OD: Was stellen Sie sich (sehr allgemein) unter dem Begriff „Valenz“ vor? JK: Sehr allgemein gesehen, bedeutet Valenz für mich „Bindung“. […] Bindungskraft, die vom Vollverb ausgeht und das Vorkommen von anderen Satzgliedern sowie deren Realisierungsform beeinflusst, und zwar so, dass ein semantisch vollständiger und syntaktisch korrekter Satz gebildet werden kann. […]

Wichtig ist hier für die Experten vor allem die Tatsache, dass sich Valenz sowohl auf der syntaktischen, als auch auf der semantischen Ebene manifestiert. In Details findet man selbstverständlich Abweichungen, worauf noch später eingegangen wird. Nur einige Linguisten weisen bei der Auffassung der Valenz auf eine bestimmte Theorie hin; zumeist handelt es sich um das Satzmuster-Modell von Daneš – so bei 13

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Siehe Anhang B – Jacqueline Kubczak (S. 129).

Eva Lehečková, František Štícha und Markéta Lopatková.14 In der Regel kommt aber nicht nur eine Theorie zu Wort, d. h. die Theorien werden immer aktiv interpretiert, verglichen, bewertet oder bearbeitet. Einige Experten teilten dagegen ihre praktische Erfahrung mit dem Phänomen der Valenz mit; hier richtet sich das Bild nach dem konkreten Forschungsinteresse, z. B. bei Marie Vachková handelt es sich um die Erfassung der Valenz und Wortverbindungen bei der lexikographischen Arbeit, František Štícha sprach über seine Untersuchung der Diathese.15 Hier ist die konkrete theoretische Beschreibung eher zweitrangig, mit dem Valenzverhalten muss aber in den verschiedensten Bereichen der linguistischen Forschung gerechnet werden.

Theorie-Kritik Hinsichtlich der Kritik an der linguistischen Theorie könnte man die Forscher sehr grob in zwei Gruppen einteilen: die einen arbeiten mit einer konkreten Theorie und betrachten ihre Vor- und Nachteile, die anderen äußern ihre Skepsis gegenüber den linguistischen Theorien im Allgemeinen, zumal diese nicht auf ausreichender Untersuchung realen Sprachmaterials basieren. Die meiste konkrete Kritik wird an der FGB-Theorie geübt, und zwar vor allem von denen, die sie selbst aktiv anwenden. So seien nach (6.2) und (6.3) die Funktoren (syntaktisch-semantische Funktionen, siehe Abschnitt 2.3) nicht immer ganz semantisch passend für die Situation. (6.2)16 ML: Čím dál tím víc musím říct, že systém aktantů ve FGD pokládám za syntaktické nálepky, které jsou dost různorodé. […] Aktor totiž taky není sémantický aktor, patiens není zasažený objekt, to mi přijde také trošku zavádějící … (6.3)17

EL: […] cena, kterou za to teorie FGP platí, se mi někdy zdá přílišná – viz např. určení aktoru všude tam, kde je obsazena pozice subjektu, bez lišení životnosti/akčnosti vkladu příslušného doplnění […]

Immer werden die Nachteile jedoch als Kompromiss gegen andere Vorteile verstanden – Frau Lehečková hebt die praktische Umsetzung der FGB in der Prager Dependenzbaumbank hervor, Frau Lopatková nennt die praktische Anwendbarkeit der Definitionen.18 14

Siehe Anhang B – Eva Lehečková (S. 132), František Štícha (S. 150), Markéta Lopatková (S. 140). Siehe Anhang B – Marie Vachková (S. 157), František Štícha (S. 150). 16 Siehe Anhang B – Markéta Lopatková (S. 139). 17 Siehe Anhang B – Eva Lehečková (S. 132). 18 Siehe Anhang B – Eva Lehečková (S. 132), Markéta Lopatková (S. 140). 15

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Auch andere Theorien werden kommentiert, aber nicht so oft wie die FGB, so z. B. das nicht immer ganz detailliert ausgearbeitete Satzmuster-Modell von Daneš oder die zu hohe Anzahl Aktanten bei Mel'čuk.19 Auf der anderen Seite wird im Allgemeinen die mangelnde empirische Basis mancher Theorien kritisiert, wie in (6.4): (6.4)20

FŠ: Jedna věc jsou jazykové teorie, které té empirie moc nepotřebují. Druhá věc je jazyková realita, která je tak bohatá, že si to i málokterý lingvista dokáže představit. To odhalují v posledních letech korpusy.

Herrn Štícha schließt sich auch Frau Vachková an, die für eine „theoretisch unvoreingenommene Empirie“ plädiert.21 Dies steht nicht im Widerspruch mit der Verwendung einer konkreten Theorie, diese müsste jedoch den realen Stand der Dinge berücksichtigen. Im Allgemeinen sind sich die Experten zumeist darin einig, dass ein so komplexes Phänomen wie die Valenz sich nur schwierig theoretisch erfassen lasse. Jede Theorie beschreibe nämlich gewisse Phänomene präziser und andere dagegen nur verwickelt oder zu grob; Frau Vachková vergleicht die Theorie mit „Schachteln“, in die manche Sachen besser passen als andere.22 Die Wichtigkeit der Korpusuntersuchung bleibt auch weitgehend unbestritten (siehe auch Abschnitt 6.6), sowie die Ansicht, in der Sprache gebe es nur wenige ganz feste Regeln, z. B. in (6.5) von Markéta Lopatková formuliert: Nur mehr oder weniger überwiegende Tendenzen seien zumeist der Fall. (6.5)23 ML: V lingvistice nejsou definice, ke každému jevu je nějaký popis, a ten je přesnější nebo míň přesný. O tvrdém/měkkém „i“ se dá říct, jestli je špatně, nebo správně, ale spousta věcí nemá jednoznačné řešení.

Valenztests Die Wichtigkeit der Unterscheidung von Ergänzungen und Angaben wird nicht bezweifelt. Die Experten sind sich zugleich dessen bewusst, dass die praktische Umsetzung dieser Grundlagen nicht immer eindeutig ausfällt, wie Jacqueline Kubczak in (6.6) zusammenfasst.

19

Siehe Anhang B – Eva Lehečková (S. 132), Jarmila Panevová (S. 141). Siehe Anhang B – František Štícha (S. 153). 21 Siehe Anhang B – Marie Vachková (S. 160). 22 Siehe Anhang B – Marie Vachková (S. 160). 23 Siehe Anhang B – Markéta Lopatková (S. 140). 24 Siehe Anhang B – Markéta Lopatková (S. 131). 20

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(6.6)24

JK: Die Unterscheidung ist wichtig, sie bildet ja die Grundlage der Valenztheorie (egal von welcher). Leider kenne ich keinen Test, der objektiv, klar und unwiderruflich Supplemente von Komplementen trennt, es bleibt immer ein Rest Subjektivität.

Beide Forscherinnen vom IFAL nennen zu diesem Punkt den von Jarmila Panevová entwickelten FGB-Dialogtest als brauchbare Grundlage, bestätigen jedoch, dass auch hier in manchen Fällen der Raum für Subjektivität offen bleibt. Frau Lopatková erklärt dazu, dass man in der Praxis nur aufgrund zahlreicher Beispiele die Valenztests anzuwenden lernt.25 František Štícha plädiert für eine intersubjektive Bestätigung der Valenztests und schlägt Korpusuntersuchung oder Umfragen vor.26 Frau Kubczak setzt ihre oben zitierte Antwort mit der Bemerkung fort, die Grenze zwischen den Ergänzungen und Angaben sei „theorieabhängig“, was ich in Kapitel 5 nur bestätigen konnte. Hinsichtlich der Gliederung in Ergänzungen und Angaben war auch die Ansicht sehr deutlich, es handele sich eher um eine fortlaufende Skala als um zwei klare Gruppen. Herr Štícha zieht Danešs Dreiteilung in obligatorische, potenzielle und fakultative Partizipanten der Zweiteilung vor, betrachtet jedoch die Skala auch im Wörterbuch als die beste Lösung. Frau Lehečková erinnert hier an die Ebenen der Valenz – manche Elemente werden durch die Valenz nur semantisch, manche syntaktisch bedingt –, Jarmila Panevová und Markéta Lopatková sprechen auch von der Hierarchie oder inneren Struktur der Aktanten: oft dürfe man einen Aktanten nicht weglassen, wenn man den anderen erwähnen will.27 Bei den Vorstellungen darüber, wie weit man den Valenzrahmen in der Praxis konzipieren sollte, herrscht keine Einheit, wie schon die Bemerkung über Theorieabhängigkeit der Valenztests andeutete. Frau Kubczak plädiert für einen „weite[n] Valenzrahmen“, weil der Benutzer „für jede Information dankbar“ sei. Frau Vachková spricht sich ähnlich aus – der merheitliche Benutzer bevorzuge detailliertere Beispiele.28 Jarmila Panevová wäre eher dagegen mit der oben erwähnten Bemerkung, Mel'čuk habe „zu viele“ Aktanten, und mit der Aussage, typische Angaben gehören theoretisch nicht in ein Valenzwörterbuch. Auch sie erkennt jedoch die praktische 25

Siehe Anhang B – Jarmila Panevová (S. 147), Markéta Lopatková (S. 140). Siehe Anhang B – František Štícha (S. 155f.). 27 Siehe Anhang B – František Štícha (S. 152), Eva Lehečková (S. 132), Jarmila Panevová (S. 146) und Markéta Lopatková (S. 141). 28 Siehe Anhang B – Jacqueline Kubczak (S. 129), Marie Vachková (S. 160). 26

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Brauchbarkeit der weit gefassten Valenzrahmen an – eben deshalb seien auch die „typischen Angaben“ in VALLEX angeführt, wie auch Frau Lopatková bestätigt.29 Viele Linguisten sprechen auch von der praktischen Brauchbarkeit, obligatorische und fakultative Ergänzungen zu unterscheiden, wie z. B. Astrid Winter in (6.7): (6.7)30 OD: Sollte man in Wörterbüchern die obligatorischen und fakultativen Ergänzungen unterscheiden? AW: Das wäre wichtig, denn dabei werden häufig Fehler gemacht. […]

František Štícha betont die Unterschiede zwischen den Sprachen in dieser Hinsicht, wobei er seine Aussage mit Beispielen wie (6.8) belegt: (6.8)31

FŠ: […] Představte si takovou triviální situaci, že někomu něco podáváte a vyzýváte ho, aby to zahodil do koše. Takže mu to podáte, no a co řeknete: „Prosím tě, zahoď to do koše“, že ano. Řeknete tam to „to“ vždycky? OD: Asi ano… FŠ: To je tam pragmaticky zbytečné, absolutně zbytečné. Ale je to pevná norma. „Zahoď to“. Ale v ruštině ne. OD: Aha. FŠ: I francouzština se v tom liší. Rusové zájmenné objekty ve výpovědích často lexikálně nerealizují. […] Rus řekne jenom […] „Bros!“ místo „Zahoď to“.

Dabei kommen mehrmals die praktischen Probleme mit dieser Unterscheidung zur Sprache. Frau Kloudová erwähnt das komplexe Zusammenspiel mehrerer Komplemente – dies hängt auch mit den Aussagen der IFAL-Forscherinnen über die innere Struktur der Aktanten zusammen.32 Herr Štícha bemerkt, dass man fast immer Kontexte finden könne, wo es sich von der Obligatheit abweichen ließe.33 Dies ist auch mit den im vorigen Absatz erwähnten Aussagen über die nicht hundertprozentige Geltung der meisten sprachlichen Regeln im Einklang.

6.4 Interviews: Anwendung der Valenzwörterbücher Bei den Interviews habe ich die Linguisten nach den möglichen Anwendungsbereichen der Valenzwörterbücher gefragt, um an die in Abschnitt 3.1 erwähnte Diskussion anzuknüpfen. Hier wird vor allem die Erfahrung der Befragten mit der praktischen Anwendung der Wörterbücher im Allgemeinen und beim Unterricht bespro29

Siehe Anhang B – Jarmila Panevová (S. 145), Markéta Lopatková (S. 140). Siehe Anhang B – Astrid Winter (S. 161). 31 Siehe Anhang B – František Štícha (S. 152). 32 Siehe Anhang B – Věra Kloudová (S. 128). 33 Siehe Anhang B – František Štícha (S. 151). 30

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chen; damit hängt auch die Häufigkeit der Valenzfehler zusammen. Diese Diskussion wird um das Thema der zweisprachigen Valenzwörterbücher und des Vergleichs mit traditionellen Wörterbüchern ergänzt.

Anwendungsbereiche der Valenzwörterbücher Als Zielgruppen der Valenzlexika wurden alle möglichen von Vernerová (2011) erwähnten und in Abschnitt 3.1 aufgezählten Benutzer erwähnt: Fremdsprachenlerner, Linguisten, Muttersprachler und Systeme automatischer Sprachanalyse. Nur die zwei ersten Gruppen bleiben jedoch weitgehend unbestritten; der Fremdsprachenunterricht wird dabei zumeist als primär wahrgenommen, wie es Frau Kubczak in (6.9) zusammenfasst: (6.9)34

JK: Nach meiner Erfahrung (wir bekommen ziemlich viel Resonanz seitens der Benutzer von E-VALBU) werden Valenzwörterbücher vor allem von Nicht-Muttersprachlern bei der Sprachproduktion benutzt und zwar in akuten Sprach-Unsicherheiten.

Die Brauchbarkeit der Valenzwörterbücher wird auch mit eigener Erfahrung der Linguisten mit dem aktiven Gebrauch einer Fremdsprache unterstrichen;35 Astrid Winter bezeugt dagegen in (6.10), dass sie für das Tschechische in der Praxis eher Korpora als Valenzlexika verwendet: (6.10)36 OD: Verwenden Sie Valenzwörterbücher? AW: Bei der Formulierung tschechischer Texte ist es für mich natürlich wichtig zu wissen, mit welchen Ergänzungen sich ein Verb verbindet. Allerdings schaue ich selten ins Valenzwörterbuch, sondern eher in digitale zweioder einsprachige Wörterbücher und – je nach Textsorte – in TerminologieDatenbanken und Glossare. Daneben verwende ich die tschechische Online-Grammatik des Ústav pro jazyk český. Kontextbelege von Wortverbindungen suche ich auch im Český národní korpus und manchmal zur Bestätigung der Gebrauchsfrequenz in Internetsuchmaschinen wie Google oder Seznam und natürlich in Paralleltexten.

Die theoretische Nutzbarkeit der Valenzlexika im Fremdsprachenunterricht bezweifelt aber auch sie nicht. Was die Muttersprachler betrifft, sei die Brauchbarkeit der Valenzwörterbücher den Experten zufolge viel geringer: Marie Vachková zählt die Lehrer und Lehrbuch34

Siehe Anhang B – Jacqueline Kubczak (S. 129). Siehe siehe Anhang B – Jarmila Panevová (S. 141), František Štícha (S. 154). 36 Siehe Anhang B – Astrid Winter (S. 161). 35

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autoren, Redakteure, Schriftsteller und Übersetzter auf, d. h. die Hüter und Mitschöpfer der Sprachnormen.37 Eva Lehečková bezeichnet die Zielgruppe als „Sprachexperten, aber nicht nur Linguisten“.38 Jarmila Panevová ist in diesem Fall eher skeptisch: auch bei den Editoren o. Ä. sei die Brauchbarkeit nur begrenzt.39 Die Verwendung bei der automatischen Sprachverarbeitung wird vor allem von den Linguistinnen am IFAL erwähnt, wo mit diesem Ziel gleich zwei Wörterbücher entstanden sind, aber auch von Jacqueline Kubczak. Markéta Lopatková räumt jedoch ein, dass die Brauchbarkeit für die Sprachanalyse im Fall von VALLEX auch wegen der Entwicklung der stochastischen Methoden in diesem Bereich nicht ganz deutlich bestätigt wurde – ein Valenzlexikon der Substantive wäre ihr zufolge nützlicher. VALLEX sei dagegen viel mehr von menschlichen Benutzern verwendet, als ursprünglich geplant wurde.40

Valenz im Unterricht Die Verwendung der Valenzwörterbücher im Unterricht haben mir alle befragten Universitätsdozentinnen bestätigt – Valenzwörterbücher werden demnach sowohl den Studenten der Übersetzung Deutsch-Tschechisch als auch den angehenden Bohemisten vorgestellt; im ersteren Fall handele es sich um E-VALBU, im letzteren sei es v. a. VALLEX.41 Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass auch künftige Germanisten und Computerlinguisten mit den Valenzlexika bekannt gemacht werden, deshalb habe ich die Dozenten dieser Fächer danach nicht mehr gefragt. Die Verfasser der beiden Lexika haben dieses Bild bestätigt.42 Der Verwendung der Valenzwörterbücher oder gar Valenz im Unterricht außerhalb der Universität stehen die Experten eher skeptisch gegenüber, wenn auf dieses Thema die Rede kommt. Hier handelt es sich selbstverständlich nicht um direkte Erfahrungen. Frau Vachková meint, die Gymnasiallehrer empfehlen den Schülern eher traditionelle Wörterbücher, wenn überhaupt irgendwelche,43 Frau Panevová übt in (6.11) Kritik an der traditionellen Grammatik im Schulgebrauch, die Subjekt und Prädikat den Vorrang gibt und die Kinder ungrammatische Sätze bilden lässt: 37

Siehe Anhang B – Marie Vachková (S. 158). Diese Gruppen entsprechen weitgehend den normsetzenden Instanzen von Ammon (1995, S. 73ff.). 38 Siehe Anhang B – Eva Lehečková (S. 132). 39 Siehe Anhang B – Jarmila Panevová (S. 143). 40 Siehe Anhang B – Markéta Lopatková (S. 134f.). 41 Siehe Anhang B – Věra Kloudová (S. 128), Astrid Winter (S. 161), Eva Lehečková (S. 133f.). 42 Siehe Anhang B – Markéta Lopatková (S. 135), Jacqueline Kubczak (S. 129). 43 Siehe Anhang B – Marie Vachková (S. 158). 44 Siehe Anhang B – Jarmila Panevová (S. 142).

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(6.11)44

JP: […] Ve výuce češtiny je letitý problém, že žáci jsou učeni najít větu holou. Nevím, jestli jste to ještě na gymnáziu měl… OD: Ano, podmět a přísudek… JP: Pokyn byl: „Najděte přísudek, pak hledejte podmět a máte takzvanou holou větu.“ Holá věta je proti intuici, protože vzniknou věty jako: „Otec dopravil.“ A ne, co kam dopravil. Vznikají tak nesmyslné – a negramatické – věty, které musí dětem v době, kdy se to učí, vadit.

Valenz sollte demnach auch in der Schulgrammatik mehr zur Geltung gebracht werden.

Valenzfehler Mit dem Thema des Unterrichts sind auch die Fehler verbunden. Valenzfehler kommen nach den Dozentinnen der Translatologie bei den Übersetzungen sehr oft vor, vor allem bei dem Verfassen eines Textes in der Fremdsprache, wo man „die tschechische Grammatik auf den deutschen Satzbau“ projiziere.45 Auch in der Muttersprache unterlaufen einem häufig Interferenzfehler, wie Věra Kloudová in (6.12) bezeugt; kontrastive Valenz stelle ihr zufolge noch einen zusätzlichen „Level“ dar: (6.12)46 OD: Setkáváte se při výuce nebo překládání často s chybami souvisejícími se slovesnými vazbami? VK: Ano, jednoznačně. Při výuce je tomu tak velmi často, některé z mých hodin jsou zaměřené právě na nacvičení těchto vazeb. Při překládání samozřejmě také – ať už při svém vlastním, kdy je občas těžké odhlédnout od vazby v originále a přijít na příslušnou v překladu, nebo při revizi překladů, kdy je toto opravdu časté a k interferencím prostě dochází, i když se překladatel mnohdy snaží sebevíc. […]

Was die Valenzfehler in der Muttersprache betrifft, haben František Štícha und Marie Vachková Nachlässigkeiten beim Sprechen und modische Redewendungen kritisiert, die auch zu Fehlern in den verbalen Verbindungen führen.47 Jarmila Panevová berichtete über einige Fälle, bei denen sich im Tschechischen der Usus in den letzten Jahren verändert hat, betrachtet dies aber eher neutral als ein Phänomen der Sprachentwicklung und hält die Fehler in der Muttersprache für nicht so häufig.48 Dies steht im Einklang mit dem oben besprochenen engen Raum für die Valenzwörterbücher bei den Muttersprachlern. 45

Siehe Anhang B – Astrid Winter (S. 161). Siehe Anhang B – Věra Kloudová (S. 128). 47 Siehe Anhang B – František Štícha (S. 156f.), Marie Vachková (S. 158). 48 Siehe Anhang B – Jarmila Panevová (S. 142f.). 46

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Vergleich mit klassischen Wörterbüchern Auf die Frage nach dem Vergleich der Valenzlexika mit allgemeinen Wörterbüchern reagierten die Linguisten auf zweierlei Weise: erstens mit dem eigentlichen Vergleich, d. h. mit der Beschreibung des aktuellen Zustands, und zweitens mit Vorschlägen und Idealen für die Zukunft. Was den heutigen Stand betrifft, bestätigen Věra Kloudová, Marie Vachková und Markéta Lopatková, dass die Anwendung der traditionellen Wörterbücher breiter ist; Frau Vachková nennt ihre einfachere Zugänglichkeit, Frau Lopatková dann ihre breitere Abdeckung des Wortschatzes:49 Jacqueline Kubczak stützt sich auf die unterschiedliche Funktionen der beiden Lexikonarten: Valenzwörterbücher seien vorwiegend für die Sprachproduktion bestimmt, d. h. die richtige Verwendung eines bekannten Wortes, allgemeine Wörterbücher dagegen hauptsächlich für das Verstehen unbekannter Wörter.50 Dagegen seien die Valenzinformationen in den heutigen allgemeinen Lexika nicht ausreichend – sie führen zwar Verbverbindungen an, ihre Liste pflege jedoch nicht vollständig zu sein, so Frau Kloudová. Jarmila Panevová fügt noch hinzu, dass es für Tschechisch kein großes und zugleich aktuelles Bedeutungswörterbuch gebe. Bei den Einträgen in allgemeinen Wörterbüchern werde zudem die Bedeutung nicht so fein wie in den Valenzlexika gegliedert.51 Wenn sie ihre Wünsche und Ideen für die Zukunft aussprechen, sind sich die Experten einig: „Das Valenzwörterbuch sollte irgendwie ein Teil des allgemeinen Wörterbuchs sein“, so Markéta Lopatková;52 Eva Lehečková, Jacqueline Kubczak, Astrid Winter und Marie Vachková plädieren ebenfalls dafür, dass die Valenzinformationen auch in den allgemeinen Wörterbüchern vermittelt werden, die Letztgenannte plane dies auch in ihrem eigenen Wörterbuchprojekt in die Praxis umzusetzen. Frau Kubczak und Frau Vachková erwähnten auch einige bestehende Lexika, in denen Valenzinformationen in höherem Maße enthalten seien.53 : Die Valenzinformationen sollten aber nach der Aussage (6.13) von Frau Winter nicht allzu formalisiert sein: (6.13)54 OD: Wäre es dann auch nützlich, wenn in klassischen Wörterbüchern die Valenz mehr formal beschrieben wäre? AW: Solche Einträge schrecken eher ab, würde ich sagen. 49

Siehe Anhang B – Věra Kloudová (S. 127), Marie Vachková (S. 158), Markéta Lopatková (S. 136). Siehe Anhang B – Jacqueline Kubczak (S. 129). 51 Siehe Anhang B – Věra Kloudová (S. 127), Jarmila Panevová (S. 143). 52 Siehe Anhang B – Markéta Lopatková (S. 136). 53 Siehe Anhang B – Eva Lehečková (S. 133), Jacqueline Kubczak (S. 129), Astrid Winter (S. 161), Marie Vachková (S. 158). 54 Siehe Anhang B – Astrid Winter (S. 161). 50

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Die Valenztheorie solle also mehr Einfluss auf die Erstellung der allgemeinen Wörterbücher haben, die Einträge in ihnen sollten jedoch anders als in Valenzwörterbüchern aufgebaut sein.

Zweisprachiges Valenzwörterbuch Die Linguistinnen, die nach der Brauchbarkeit eines zweisprachigen Valenzwörterbuchs gefragt wurden, gaben alle eindeutig positive Antworten, ähnlich wie Astrid Winter in (6.14). (6.14)55 OD: Meinen Sie, dass vielleicht ein zweisprachiges Valenzwörterbuch nützlicher wäre? AW: Für die Übersetzung wäre es sehr sinnvoll, da man damit gerade die auf Interferenzen beruhenden Fehler vermeiden könnte und im Unterricht spezielle kontrastive Übungen entwickeln könnte. […]

Marie Vachková warnte, es drohe die „Explosion der Möglichkeiten auf beiden Seiten“ – ein solches Projekt wäre sehr aufwendig, wenn es einen in der Praxis brauchbaren Detailgrad erreichen sollte.56 Nach Jarmila Panevová sei es jedoch möglich, zwei einsprachige Valenzlexika miteinander zu verlinken, sofern sie kompatibel seien.57 Markéta Lopatková deutete auch auf den Zusammenhang mit der maschinellen Übersetzung und der Möglichkeit hin, zweisprachige Valenzinformationen mindestens in einer sehr groben Form aus einem Parallelkorpus zu extrahieren.58

6.5 Interviews: Vergleich von E-VALBU und VALLEX Ich habe die linguistischen Experten auch danach gefragt, ihre Eindrücke von den zwei in dieser Arbeit als primär behandelten Wörterbüchern zu vergleichen. Dies wurde zumeist erst am Ende des Interviews behandelt, aber für die Analyse ist v. a. wichtig, aus den Vergleichen allgemeinere Schlüsse abzuleiten, die später in Abschnitt 6.6 behandelt werden. Für den Vergleich habe ich bei manchen Interviews einen Fall von den in Kapitel 5 untersuchten Verben ausgewählt, um sowohl die Präsentationsform als auch die Unterschiede in den Valenzrahmen besprechen zu können. Hier hat sich gezeigt, dass die befragten Forscher wirklich bereit waren, auch auf ein möglicherweise kontroverses Thema einzugehen (vgl. Abschnitt 6.1). 55

Siehe Anhang B – Astrid Winter (S. 161). Siehe Anhang B – Marie Vachková (S. 160). 57 Siehe Anhang B – Jarmila Panevová (S. 149). 58 Siehe Anhang B – Markéta Lopatková (S. 136). Für ein Experiment in dieser Richtung vgl. auch die im Interview erwähnte Arbeit von Rosa u. a. (2013). 56

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Im Folgenden werden zuerst die allgemeinen Bewertungen der zwei Wörterbücher wiedergegeben, später auch die Diskrepanzen der Valenzrahmen, die ich freilich nur in Gesprächen detailliert erörtern konnte.

E-VALBU Generell bekam E-VALBU immer sehr gute Noten – praktisch alle Befragten lobten vor allem seine Präsentationsform als sehr benutzerfreundlich und übersichtlich;59 nach Jarmila Panevová in (6.15) sei das Wörterbuch besser als VALLEX organisiert: (6.15)60

JP: Na mě ten slovník zapůsobil moc dobře. Říkala jsem si, že to mají přehledněji uspořádané než my, designově je to skvěle udělané. Oni uvádějí poměrně hodně příkladů, ale zase se na ně nemusíte dívat, když nechcete.

František Štícha zieht die gedruckte Version VALBU wegen der Darstellungsweise und der reichen zusätzlichen Information den Wörterbüchern SPP und Valency Dictionary of English (Herbst, 2004) vor. Auch Frau Panevová bewertet die Informationen wie Passivfähigkeit oder Reziprozität positiv.61 Die farbige Markierung der Komplemente wurde (nicht nur) von Astrid Winter hervorgehoben, sowie auch die Präsentation der Einträge auf zwei Ebenen, wo man die gewünschte Bedeutungsvariante im Detail mit einem Mausklick auswählt.62 Nur in Einzelheiten wird Kritik geäußert. Nach Frau Vachková könnten die verwendeten Termini manchen Benutzern Probleme bereiten, die meisten greifen jedoch vor allem nach den Beispielen.63 Herr Štícha bemerkt in (6.16), dass er einige Einträge nicht ganz zuverlässig finde. (6.16)64

FŠ: Bohužel nelze předpokládat, že ani tento slovník není absolutně spolehlivý. […] Už jsem zmiňoval „erklären“, že je češtině i v němčině nepochybně rozdíl mezi „Můžete mi to vysvětlit“ a „Můžete to vysvětlit“. A tady je „mi“ jenom v závorce a uvedeno, že je to fakultativní. V některých příkladech ten dativní objekt je, jinde není, a teď uživateli, něco si z toho vyber.

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Siehe z. B. Anhang B – Marie Vachková (S. 159). Siehe Anhang B – Jarmila Panevová (S. 146f.). 61 Siehe Anhang B – František Štícha (S. 153), Jarmila Panevová (S. 147). 62 Siehe Anhang B – Astrid Winter (S. 162). 63 Siehe Anhang B – Marie Vachková (S. 159). Hier spricht Frau Vachková wahrscheinlich primär über die gedruckte Version des Wörterbuchs, die Behauptung lässt sich jedoch ohne Probleme auch auf die elektronische Version übertragen. 64 Siehe Anhang B – František Štícha (S. 154). 60

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Öfters sei er auch auf den begrenzten Umfang von VALBU gestoßen und habe das gesuchte Verb nicht gefunden.65 Frau Panevová betrachtet die Bezeichnungen Subjektkomplement und Akkusativkomplement in E-VALBU als zu zwei verschiedenen Sprachebenen gehörig und daher inkompatibel. Sie bemerkt auch, dass sich die Darstellungsweise von E-VALBU nicht so gut für die automatische Sprachverarbeitung eignet,66 was auch Jacqueline Kubczak selbst erwähnt.67 E-VALBU wird also im Großen und Ganzen positiv bewertet; es gibt selbstverständlich auch Raum für Verbesserung, auf die noch näher in Abschnitt 6.6 eingegangen wird. Zur Verwendbarkeit für die Tools der automatischen Sprachanalyse kann ich nur anmerken, dass diese mehr vom inneren Dateiformat des Wörterbuchs abhängt als von der Darstellungsweise.68

VALLEX Das Wörterbuch VALLEX schneidet bei manchen Experten vor allem wegen seiner Präsentationsform schlechter ab als E-VALBU. Die Verwendung der englischen Abkürzungen für die FGB-Tiefenkasus und andere Teile der Einträge wird von Marie Vachková als „Barrieren“ für die normalen Benutzer bezeichnet, von denen die Bedienungsanleitung erst als die letzte Instanz verwendet werde.69 Dies bestätigt in (6.17) auch Astrid Winter: (6.17)70 AW: Im tschechischen elektronischen Valenzwörterbuch erscheinen mir die vielen Abkürzungen, die nicht ad hoc aufzulösen sind, weniger benutzerfreundlich. […]

Jacqueline Kubczak äußert sich zu den Abkürzungen ähnlich – in E-VALBU habe man „so viel wie möglich auf Terminologie verzichtet“. Außerdem wären ihr zufolge auch weitere, in VALLEX nicht enthaltene und nicht ganz mit Valenz zusammenhängende Informationen z. B. zur Konjugation, Stilebene oder Weglassbarkeit der Ergänzungen für die Benutzer hilfreich.71 Marie Vachková und Eva Lehečková erwähnen 65

Siehe Anhang B – František Štícha (S. 154). Siehe Anhang B – Jarmila Panevová (S. 147 und 148). 67 Siehe Anhang B – Jacqueline Kubczak (S. 131). 68 Beide Wörterbücher sind auf der XML-Technologie aufgebaut (Žabokrtský, 2005, S. 81ff.; Schneider, 2008), VALLEX kann man im maschinenlesbaren XML-Format auch frei downloaden. 69 Siehe Anhang B – Marie Vachková (S. 159). 70 Siehe Anhang B – Astrid Winter (S. 162). 71 Siehe Anhang B – Astrid Winter (S. 131). 66

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auch die zu knappen und oft offensichtlich nicht auf Korpusrecherchen basierenden Beispiele.72 Für Linguisten und diejenigen, die über seine Handhabung instruiert worden sind, sei VALLEX jedoch durchaus übersichtlich, wie Věra Kloudová in (6.18), aber auch z. B. Eva Lehečková und František Štícha bestätigen.73 (6.18)74 VK: E-VALBU využívám při výuce, VALLEX jsem dosud nepoužívala, ale možná zařadím též. VALLEX se mi zdá méně přehledný a jasný, nicméně pro informovaného uživatele, který se vyzná v příslušných zkratkách, je to OK.

VALLEX wird also, was die Darstellungsweise betrifft, ambivalent bewertet. Es sei für Fachleute hilfreich und in Systemen automatischer Sprachverarbeitung verwendbar, was auch mit seiner ursprünglichen Bestimmung korrespondiert. Die nur für geschulte Benutzer durchsichtigen Abkürzungen seien aber zugleich sein größter Mangel, gefolgt von spärlichen Beispielen. Das letztere Problem werde Markéta Lopatková zufolge in den kommenden Monaten beseitigt: VALLEX werde mit dem zweiten IFAL-Valenzlexikon PDT-VALLEX und dadurch mit zahlreichen Beispielen aus der Prager Dependenzbaumbank (siehe Abschnitt 3.3) verlinkt.75

Vergleich der konkreten Wörterbucheinträge Um die Experten dazu anzuregen, neben der Präsentationsform auch die Unterschiede der Valenzrahmen in E-VALBU und VALLEX zu kommentieren, habe ich mir für manche Vergleiche den Fall des Übersetzungspaars beleidigen-urazit ausgewählt. Die entsprechenden Valenzrahmen dieses Paars unterscheiden sich nämlich in zwei Mitgliedern: der Grund und die Hinsicht der Beleidigung erscheinen in E-VALBU als Ergänzungen, nicht aber in VALLEX. Meine gleichzeitig durchgeführte Korpusuntersuchung deutete zudem an, dass der erstgenannte Begleiter des Verbs eher valenznotwendig ist, der andere eher eine freie Angabe (siehe Abschnitt 5.3). Mehr Beispiele zu besprechen wäre mit Hinsicht auf die zeitlichen Möglichkeiten der Befragten, die anderen zu behandelnden Themen und die Tatsache nicht angebracht gewesen, dass keiner der Befragten vorher mit beiden Wörterbüchern vertraut gewesen war. Ich wollte jedoch bei den Vergleichen die Offenheit der Untersuchung 72

Siehe Anhang B – Marie Vachková (S. 160), Eva Lehečková (S. 133). Siehe Anhang B – Eva Lehečková (S. 133), František Štícha (S. 155). 74 Siehe Anhang B – Věra Kloudová (S. 128). 75 Siehe Anhang B – Markéta Lopatková (S. 136). 73

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bewahren und bat die Linguisten nur sehr allgemein darum, die Wörterbücher anhand dieses Paars zu vergleichen. Die Experten äußerten sich in der ersten Reihe zur Darstellungsweise der beiden Wörterbücher, die Unterschiede der Valenzrahmen hat keiner der Befragten ohne weitere Nachfragen kommentiert.76 Diese waren nur in den Gesprächen möglich; hier wiesen Jarmila Panevová und Markéta Lopatková auf theoretische Unterschiede hin,77 František Štícha erwähnte die möglichen Unterschiede zwischen den zwei Sprachen, die ich in Abschnitt 5.3 z. T. bestätigen konnte.78 Die relative Unwichtigkeit der abweichenden Valenzrahmen für die Befragten lässt sich dadurch erklären, dass sie die theoretischen Unterschiede als gegeben voraussetzen und die verschiedentlich ausgehenden Valenztests nicht überraschend finden. Die Ursache kann jedoch auch auf der nicht ganz unmittelbaren Verbindung zwischen den Sprachen oder an den viel offensichtlicheren Unterschieden in der Darstellung liegen, die die theoretischen Diskrepanzen in den Schatten stellen.

6.6 Interviews: Das ideale Valenzwörterbuch Dieser Abschnitt lässt sich vielleicht am besten mit der auf VALBU bezogenen Aussage František Štíchas (6.19) charakterisieren: (6.19)79

FŠ: Pokrok lingvistiky by měl spočívat v tom, že by jednou vznikl nový valenční slovník němčiny, který bude ještě lepší než tento. […]

Aus den Antworten auf die direkte Frage nach dem idealen Wörterbucheintrag, aber auch aus den Aussagen der Linguisten bei dem in Abschnitt 6.5 behandelten Vergleich von E-VALBU und VALLEX lassen sich nämlich viele Zukunftsentwürfe für die Valenzwörterbücher zusammenstellen. Die Experten haben die Darstellung im Allgemeinen kommentiert, sowie auch die einzelnen Elemente, die Teil eines Wörterbucheintrags sein sollten, ferner die Spezifizierung des Valenzrahmens, die Gliederung der Bedeutungsvarianten und die Form der Beispiele. Diese Themen werden jetzt eines nach dem anderen behandelt. 76 Siehe Anhang B – Marie Vachková (S. 159), Markéta Lopatková (S. 138ff.), Jarmila Panevová (S. 147), František Štícha (S. 154ff.), Věra Kloudová (S. 128). 77 Siehe Anhang B – Jarmila Panevová (S. 140), Markéta Lopatková (S. 147). 78 Siehe Anhang B – František Štícha (S. 156). 79 Siehe Anhang B – František Štícha (S. 154).

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Allgemeiner Charakter des Wörterbuchs Nach dem gewünschten allgemeinen Charakter des Valenzwörterbuchs habe ich nicht spezifisch gefragt, trotzdem lassen sich mehrere Stellungnahmen zu diesem Punkt in den Interviews finden, die v. a. auf dem Vergleich von E-VALBU und VALLEX basieren (siehe 6.5). Sie betreffen sowohl die Darstellung der Einträge, als auch den Umfang und das Medium des Wörterbuchs. Die ideale Präsentationsform sei nach Marie Vachková und Věra Kloudová v. a. von der Zielgruppe abhängig;80 dies entspricht auch den Aussagen der anderen Wissenschaftler. Wenn es sich um einen breiteren Benutzerkreis handeln sollte, lässt sich die gewünschte Darstellungsweise in der ersten Reihe mit dem Attribut verständlich beschreiben. Eben der Mangel an Verständlichkeit für den ungeschulten Benutzer wurde sowohl bei VALLEX als auch bei den älteren Valenzwörterbüchern kritisiert,81 bei E-VALBU dagegen die Lesbarkeit der Einträge ohne Bedarf nach einer Anleitung hervorgehoben.82 In einem vorwiegend für Linguisten bestimmten Valenzwörterbuch seien jedoch nach Věra Kloudová auch formalere Einträge möglich.83 Zum Umfang eines gewünschten Wörterbuchs hat nur František Štícha seinen Kommentar (6.20) gegeben, als er über den begrenzten Umfang von VALBU sprach: Das ideale Valenzlexikon solle „mehrere E-VALBU Bände“ umfassen, sodass auch fortgeschrittene Fremdsprachenlerner Auskunft über seltenere Verben finden. (6.20)84

FŠ: […] A pak by ten valenční slovník měl mít takovýchto svazků několik, protože tady [VALBU] je asi 600 sloves. Samozřejmě, že ty nejběžnější, tak tady je řekněme 50 % informací, které nepotřebuju ani já. Nebo možná 80 %. Čím víc bude svazků, tím se podíl informací, které nebudu potřebovat, bude zmenšovat.

Öfter wird von den Linguisten das Medium des Wörterbuchs angesprochen, wobei sie ausschließlich die Online-Verfügbarkeit mit Lob quittieren, v. a. die beiden Translatologinnen: Nach Věra Kloudová bedeute dies eine Erweiterung des Benutzerkreises; Astrid Winter bestätigt, dass der Online-Zugriff für Übersetzer entscheidend sei.85 Eva Lehečková schlägt zusätzlich in (6.21) erweiterte Funktionen vor, die das Internet als interaktives Medium ermögliche: 80

Siehe Anhang B – Marie Vachková (S. 158f.), Věra Kloudová (S. 127f.). Siehe Anhang B – z. B. Marie Vachková (S. 158), Astrid Winter (S. 162). 82 Siehe Anhang B – František Štícha (S. 153). 83 Siehe Anhang B – Věra Kloudová (S. 127f.). 84 Siehe Anhang B – František Štícha (S. 154). 85 Siehe Anhang B – Věra Kloudová (S. 128), Astrid Winter (S. 162). 81

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(6.21)86

EL: […] Jen by to mohlo celé být interaktivnější – například propojené s korpusem, abych se mohla podívat na reálné doklady, nebo s uvedením frekvence/preference/typičnosti jednotlivých vzorců/realizací, případně v podobě sítě společných vzorců u různých sloves apod. Elektronická online verze by toto všechno umožňovala.

Struktur des Eintrags Auf die Frage nach dem gewünschten Inhalt eines Valenzwörterbucheintrags gaben die Linguisten sowohl Teile der bestehenden Einträge in E-VALBU oder VALLEX, als auch verschiedene weitere Informationstypen an. Als ganz unbestritten gilt die Auflistung der einzelnen Valenzrahmen, auf deren Form noch unten näher eingegangen wird. Die Glossen zu den einzelnen Bedeutungsvarianten gehören auch zum „Standard“.87 Nach Frau Kubczak sollte der Eintrag auch so viele zusätzliche Informationen als möglich enthalten, die ein Nicht-Muttersprachler bei der aktiven Verwendung des Verbs gebrauchen könnte.88 Dies wird von den anderen Befragten nicht so explizit ausgedrückt, die von ihnen genannten zusätzlichen Informationen stimmen jedoch mit dieser Bestimmung weitgehend überein. Die Möglichkeit der Passivbildung wird von mehreren Befragten genannt, die weiteren Informationstypen kamen in den Interviews meist nur einmal vor. Frau Kubczak erwähnt das Konjugationsmuster, die stilistische Einordnung und die mit dem betreffenden Verb verbundenen Phraseme, die das Valenzverhalten beeinflussen können. Jarmila Panevová hält die Informationen über die Bildung der reziproken und resultativen Konstruktionen für wichtig, František Štícha erscheinen auch die Anleitungen für die Setzung eines Korrelats im Objektsatz besonders hilfreich. Astrid Winter würde auch die Information über die typische Reihenfolge der einzelnen Ergänzungen begrüßen.89 : Eva Lehečková nennt als einzige noch einen eher theoretisch-linguistischen Informationstyp – die semantischen Verbklassen/Aktionsarten. Zusammen mit Marie Vachková plädiert sie auch für die Beschreibung der verschiedenen Varianten der Valenzrahmen samt ihrer Häufigkeit.90 86

Siehe Anhang B – Eva Lehečková (S. 133). Siehe z. B. Anhang B – Markéta Lopatková (S. 135), aber auch die unten genannten Stellen in anderen Interviews. 88 Siehe Anhang B – Jacqueline Kubczak (S. 129f.). 89 Siehe Anhang B – Jacqueline Kubczak (S. 130), Jarmila Panevová (S. 143f.), František Štícha (S. 153). 90 Siehe Anhang B – Eva Lehečková (S. 133), Marie Vachková (S. 159). 87

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Die als wichtig bezeichneten Informationstypen hängen teils mit den Forschungsschwerpunkten der Befragten zusammen, praktisch alle können jedoch als Anleitungen für die richtige Verwendung eines unbekannten Verbs gelten.

Form des Valenzrahmens Über die grundlegende Struktur der Valenzrahmen herrscht praktisch unter allen Befragten Einigkeit – er solle sowohl morphosyntaktische, als auch semantische Beschreibung der Ergänzungen enthalten.91 Jarmila Panevová macht darauf aufmerksam, dass ohne die semantische Unterscheidung der Komplemente in manchen Fällen ihre Verwechslung drohe. Die semantische Beschreibung sei für den normalen Benutzer nicht absolut unverzichtbar, da sich dieser vor allem nach den Beispielen richte; für ein tieferes Verständnis des Verhaltens des betreffenden Verbs sei die semantische Spezifizierung notwendig, sowie auch für die automatische Sprachverarbeitung.92 Věra Kloudová liefert ein weiteres Argument für die semantische Beschreibung – die Semantik könne nämlich die üblichen grammatischen Muster stören.93 Bei der konkreten Form der syntaktischen und semantischen Beschreibung lassen sich schon Unterschiede finden, v. a. in den Aussagen der Verfasserinnen beider Valenzwörterbücher. Jacqueline Kubczak meint, die semantische Beschreibung mit Tiefenkasus sei für einen ungeschulten Benutzer unverständlich, deshalb habe sie das E-VALBU-Autorenteam vermieden (siehe auch Abschnitt 6.5).94 Die IFALForscherinnen arbeiten dagegen primär mit den FGB-Tiefenkasus, das genaue Spektrum der Bezeichnungen für die einzelnen Ergänzungen sei jedoch nach Markéta Lopatkovás Aussage (6.22) nicht so wichtig: (6.22)95 OD: Ještě by mě zajímalo, jestli by vám víc vyhovoval tenhle způsob zápisu doplnění – je tady vyloženě napsané, že to je subjekt, akuzativní, předložkové, adverbiální – nebo ta VALLEXová, tam je aktor, patiens … ML: Tohle je taky jenom nějaká konvence, protože subjekt v pasivní větě bude, předpokládám, objekt. Ta informace je v zásadě, myslím, stejná. Minimálně aktor a patiens je syntaktický „label“. Pak je úplně jedno, jestli tam bude Ksub nebo ACT.

Sie würde demnach auch syntaxbasierte Labels für die Ergänzungen akzeptieren; es handelt sich also um keine absolute Opposition. 91 Siehe Anhang B – Eva Lehečková (S. 133) sowie die unten erwähnten Stellen bei den anderen Forschern. 92 Siehe Anhang B – Jarmila Panevová (S. 142, 146). 93 Siehe Anhang B – Věra Kloudová (S. 127f.). 94 Siehe Anhang B – Jacqueline Kubczak (S. 131). 95 Siehe Anhang B – Markéta Lopatková (S. 139).

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Viele der befragten Forscher sprechen sich sehr ähnlich für die Kennzeichnung der obligatorischen und fakultativen Ergänzungen im Wörterbuch aus; dies bestätigt auch ihre in Abschnitt 6.3 behandelten Meinungen über die Brauchbarkeit dieser Unterscheidung.96 Nach František Štícha wäre hier sogar eine Platzierung der Komplemente auf einer Skala vom Obligatorischen bis zum Fakultativen die beste Lösung.97 Herr Štícha und Frau Panevová erwähnen noch ein Phänomen, das in den Valenzrahmen zu markieren sei, und zwar die „phraseologisierte Auslassung einer Ergänzung“, wie es Frau Panevová genannt hat.98 In manchen Situationen oder bei manchen Verben wird nämlich bei der Nichterwähnung einer Ergänzung eine ganz spezifische Füllung ihrer Stelle vorausgesetzt, wie das Beispiel Herrn Štíchas (6.23) verdeutlicht. (6.23)99

FŠ: […] Ale tady zase jde o to, že když nepojmenujeme ten objekt, máme zpravidla na mysli jeden typ objektu – u „číst“ je to kniha nebo nějaký zábavný text. Obvykle to nebudou noviny a už vůbec ne třeba dopis. OD: M-hm… to asi ne. FŠ: Když budu sedět u počítače a číst si maily, přijde manželka a zeptá se: „Co děláš?“, tak neřeknu: „Čtu.“ Ani: „Čtu si.“ Řeknu: „Čtu si maily.“ U slovesa „otevřít“ to zase budou dveře. A ve specifických situacích… to je třeba všechno v té valenci brát v úvahu… u zubaře sedíte v křesle a on říká „otevřete si“, „vypláchněte si“ – zpravidla s tím dativním reflexivním „si“. Ale mimo tuto situaci můžeme prohlásit, že „Eva si vypláchla“ je negramatická věta. Protože tam ten objekt – ústa nebo cokoli – je tam obligatorně lexikálně třeba pojmenovat. […]

Frau Panevová bemerkt weiter, dieses Phänomen ließe sich relativ schwierig in den Korpora untersuchen. Dieses Phänomen könnte möglicherweise auch mit den Ergebnissen meiner Korpusuntersuchung im Fall des Verbs bít (siehe Abschnitt 5.4) zusammenhängen, wo es sich bei der Nichterwähnung des Instruments typisch um die Hand handelt; dieser Fall bedürfte aber einer näheren Untersuchung.

Bedeutungsunterscheidung Die Frage der Feinheit der Bedeutungsunterscheidung wurde nur in den mündlichen Interviews angesprochen. Hier sprach sich vor allem František Štícha für eine „so fein wie mögliche“ Gliederung der Bedeutungsvarianten aus. Jarmila Panevová gab 96

Siehe Anhang B – Jacqueline Kubczak (S. 130), Markéta Lopatková (S. 141), Astrid Winter (S. 161). Siehe Anhang B – František Štícha (S. 154). 98 Siehe Anhang B – Jarmila Panevová (S. 144). 99 Siehe Anhang B – František Štícha (S. 152f.). 97

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hierzu den Kommentar, der Valenzansatz schreie geradezu nach der Unterscheidung der Polysemie.100 Trotzdem warnen die beiden Forscherinnen am IFAL, dass es bei der Bedeutungsunterscheidung oft keine eindeutig richtige Antwort gibt, wie Frau Panevová in (6.24) oder Markéta Lopatková mit ihrer Bemerkung, die Bedeutungsunterscheidung sei „das Schwierigste“ bei dem Aufbau eines Lexikoneintrags.101 (6.24)102 OD: Některá slovesa [v E-VALBU] mají podle mě hodně významů. Třeba „gewinnen“ – „vyhrát“ nebo „získat“ – má asi 12 významů a já bych tam viděl tak čtyři možná… JP: V tomhle nemáte oporu nikde a nikdy. Je to vždycky věc těch dvou, tří lidí, kteří to heslo zpracovávají. Nechci tomu říkat „anotátorská shoda“, ale diskutují o tom, kde mají problém. A počet významů je předmětem té diskuse.

Dies entspricht z. T. auch den Ergebnissen meiner Korpusuntersuchung in Kapitel 5 – bei manchen Verbpaaren lassen sich Argumente sowohl für eine gröbere Bedeutungsgliederung nach VALLEX, als auch für eine feinere nach E-VALBU finden.

Beispiele Was die Anführung der Beispielsätze und -verbindungen in das Valenzwörterbuch betrifft, sind alle Befragten, die sich zu diesem Thema ausgedrückt haben, eindeutig dafür.103 Jarmila Panevová zieht in (6.25) die Beispiele der Glosse vor: (6.25)104 OD: Ještě by mě zajímalo, jak moc důležité vám přijdou příklady u hesel ve slovníku. JP: Co teď řeknu, bude subjektivní názor: Bez příkladů není žádný slovník – nejen valenční – dobrý. Někdy bych řekla, že je příklad důležitější než výklad toho hesla, protože pro popis významu neexistuje vymezený metajazyk. V jazyce výkladů hesel neexistují závazná pravidla, jsou to více méně volné parafráze. V tradičních slovnících je patrné, že tohle heslo zpracovával jiný člověk než támhleto, protože ten popis používá úplně jiná slova. Pro mě je příklad jeden z nejdůležitějších. Myslím si, že pro normálního uživatele, ne lingvistu, je to taky důležité.

Die Wichtigkeit der Beispiele hänge nach Markéta Lopatková auch mit der menschlichen Fähigkeit zusammen, aus den Daten allgemeine Regeln zu abstrahieren. Das 100

Siehe Anhang B – František Štícha (S. 154), Jarmila Panevová (S. 143). Siehe Anhang B – Markéta Lopatková (S. 135). 102 Siehe Anhang B – Jarmila Panevová (S. 148). 103 Siehe Anhang B – Eva Lehečková (S. 133), Věra Kloudová (S. 128) und die unten erwähnten Stellen. 104 Siehe Anhang B – Jarmila Panevová (S. 144). 101

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entspricht auch der Bemerkung Marie Vachkovás über die typische Art und Weise, wie mit Wörterbüchern gearbeitet wird (vgl. Abschnitt 6.5).105 Deshalb gelte generell das Prinzip „je mehr, desto besser“ – nach Astrid Winter und Jarmila Panevová freilich bis zu einer eher praktisch bestimmten Grenze des Umfangs; diese werde jedoch durch die Möglichkeiten der elektronischen Version aufgehoben.106 Die meisten Befragten bevorzugen reale Beispiele aus den Korpora, manche von ihnen gestehen jedoch auch den introspektiven Beispielen gewisse Vorteile zu – nach Marie Vachková und Markéta Lopatková sind solche Beispiele oft unter den Wörterbuchbenutzern sehr beliebt, weil sie das Verhalten des Verbs oft sehr gut charakterisieren und dadurch eine schnellere Abstraktion ermöglichen.107 Jarmila Panevová fügt hinzu, die Sprache beschränke sich nicht nur auf die im Korpus enthaltenen Daten.108 Die Forscherinnen sind sich doch auch der Probleme der introspektiven Beispiele bewusst, wie die Bemerkung (6.26) von Astrid Winter verdeutlicht: (6.26)109 AW: […] Da fragt man sich dann als Benutzer: Wer hat diese Beispielsätze erfunden?

Nach Jarmila Panevová könne ein Kompromiss dadurch erreicht werden, dass man die ursprünglich aus den Korpora stammenden Beispiele verkürzt oder umbaut, um sie übersichtlicher zu machen.110

6.7 Fazit Die Interviewten haben mir nur mit minimalen Hemmungen ihre authentischen Erfahrungen und Ansichten zum Thema Valenzwörterbücher mitgeteilt, jeweils aus einer anderen, durch die akademische Ausrichtung des Befragten bedingten Perspektive. Die gewonnenen Texte bilden somit eine wertvolle Sammlung an Informationen nicht nur zum Vergleich der zwei konkreten ausgewählten Wörterbücher, sondern auch zur praktischen Erfahrung mit der Verwendung von Valenzwörterbüchern und des Valenzkonzepts überhaupt, sowie auch viele praktische Ansichten zum Aufbau künftiger Valenzlexika. Die Auffassungen der Valenz bei den einzelnen Forschern weichen angesichts der unterschiedlichen theoretischen Hintergründe voneinander ab, das grundlegende Konzept bleibt jedoch gleich. Zudem sind sich die Befragten nicht nur der Un105

Siehe Anhang B – Marie Vachková (S. 159). Siehe Anhang B – Astrid Winter (S. 161), Jarmila Panevová (S. 144. 107 Siehe Anhang B – Marie Vachková (S. 160), Markéta Lopatková (S. 139). 108 Siehe Anhang B – Jarmila Panevová (S. 145). 109 Siehe Anhang B – Astrid Winter (S. 161). Vgl auch Anhang B – Jarmila Panevová (S. 145). 110 Siehe Anhang B – Jarmila Panevová (S. 145). 106

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terschiede zwischen verschiedenen Theorien ganz bewusst, sondern auch der praktischen Probleme der eigenen Theorie und der theoretischen Beschreibung der Sprache überhaupt; daher erkennen auch die befragten Wörterbuchautorinnen einen gewissen Grad Subjektivität bei der praktischen Durchführung der Valenztests an. Oft wurde die Unschärfe und Schwankung des Sprachgebrauchs angesprochen und auf die Notwendigkeit der Konfrontation mit realem Sprachmaterial hingewiesen. Bei dem konkreten Vergleich der Wörterbücher E-VALBU und VALLEX war vor allem die Präsentationsform und die praktische Verarbeitung der Lexika von Bedeutung, den unterschiedlich aussehenden Valenzrahmen bei dem ausgewählten Übersetzungspaar wurde eine geringere Wichtigkeit zugeordnet. Dies könnte auf die Tatsache zurückgeführt werden, dass die Linguisten über die Unterschiedlichkeit der theoretischen Ansätze wissen und von den daraus resultierenden praktischen Diskrepanzen nicht überrascht sind; die Art und Weise der Darstellung ist dagegen auch zwischen verschiedenen Theorien übertragbar und deshalb attraktiver. Der eher indirekte Vergleich zwischen zwei Sprachen spielte hier aber gewiss ebenfalls eine Rolle. Die beiden Wörterbücher wurden als grundsätzlich gelungen und brauchbar bewertet, bei VALLEX wurde aber von manchen Befragten die Unübersichtlichkeit der Darstellung für uninstruierte Benutzer bemängelt. Die befragten Experten haben im Grunde alle in Abschnitt 3.1 vorgestellten möglichen Gruppen der Valenzwörterbuch-Benutzer bestätigt, ihre Aufmerksamkeit richtet sich dabei mehrheitlich auf die Fremdsprachenlerner, bzw. Nicht-Muttersprachler im Allgemeinen, ist aber großenteils auch durch ihre Fachrichtung gegeben. Die Befragten haben auch die Brauchbarkeit der Valenzidee und z. T. auch der Valenzlexika für den Sprachunterricht, sei es in der Fremd- oder Muttersprache, aus eigener Erfahrung bestätigt; manche sprachen sich auch für eine breitere Anwendung der Valenz in klassischen Wörterbüchern. Mehrmals wurde vor allem die Verständlichkeit und Übersichtlichkeit der Valenzwörterbücher auch für den nicht linguistisch ausgebildeten Benutzer betont. Die Online-Verfügbarkeit der Lexika wurde eindeutig positiv eingeschätzt. Die von den einzelnen Forschern genannten wichtigen Teile eines Eintrags im Valenzlexikon hängen oft mit ihren Forschungsschwerpunkten zusammen, dabei spielen beim realen Sprachgebrauch immerhin praktisch alle erwähnten Informationstypen eine Rolle und könnten daher für die Wörterbuchbenutzer relevant sein. Hier entsteht ein Bild, das weit über die Auflistung der Ergänzungen und Angaben hinausreicht und auch die in dieser Arbeit behandelten Lexika übertrifft. Die meisten

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Befragten waren sich über die Notwendigkeit der semantischen Beschreibung der Komplemente sowie auch über die Nutzbarkeit der realen Korpusbeispiele einig. Im Grunde widersprechen sich die Aussagen der einzelnen Linguisten nur minimal; dies ist zudem oft nur auf die an verschiedenen theoretischen Hintergründen basierenden Details begrenzt – bei den praktischen Fragen herrscht überwiegend Einigkeit, die nur hinsichtlich der mit Fachrichtung zusammenhängenden Wichtigkeitszuschreibung der einzelnen Probleme variiert.

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Schlussbemerkungen

Die Ergebnisse dieser Arbeit sind von zweierlei Art und entsprechen somit der am Anfang vorgestellten Fragestellung. Die Befunde der korpuslinguistischen Untersuchung und der qualitativen Fallstudie bei den linguistischen Experten wurden schon vereinzelt im Detail in Abschnitt 5.5 bzw. 6.7 aufgezählt und beschrieben; es bleibt also nur übrig, sie kurz zusammenzufassen und vor allem zu vergleichen. Die kontrastive korpuslinguistische Untersuchung bietet anhand von 14 Problemfälle einen Einblick in das Grenzgebiet zwischen den valenznotwendigen Ergänzungen und freien Angaben, sowie auch in die Fragen der Bedeutungsunterscheidung und konfrontiert die in den gängigen deutschen und tschechischen Valenzlexika angebotenen Lösungen dieser Probleme mit realem Sprachmaterial. Die verwendete Methode – eine Kombination des quantitativen und qualitativen Ansatzes zur Korpusanalyse – hat sich als für das Problem geeignet erwiesen. Die Korpusbeispiele erlauben zumeist eine relativ genaue Abstufung der einzelnen semantischen Begleiter der Verben auf der Skala zwischen Ergänzungen und Angaben. Diese lässt sich anhand von Paralleltexte auch im kontrastiven Blick durchführen; hier werden auch die Unterschiede zwischen den Sprachen sichtbar. Wie die Untersuchung zeigt, ist die Einordnung der Begleiter in die eine oder die andere Gruppe am Ende vor allem von der verwendeten Variante der Valenztheorie abhängig. Auch bei der Korpusuntersuchung ist ein gewisser Grad der Subjektivität nicht zu vermeiden, weil die Sprachdaten bei einem erst auf der Tiefenebene sichtbaren Phänomen immer der Interpretation unterliegen; trotzdem bleiben die Ergebnisse aussagekräftig. Eine in-

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tersubjektive Überprüfung, wie sie z. B. bei der Annotation der Baumbanken zu sehen ist (Burchardt u. a., 2006), würde die Genauigkeit der Methode erhöhen. Die Interviews mit ausgewählten Linguisten haben viel breitere Ergebnisse zum Thema Valenzwörterbücher erbracht. Der Ansatz des qualitativen Experteninterviews konnte relativ problemlos auf diesen Fall angewendet werden. Die Befragten haben mir ihre Ansichten und Erfahrungen unbefangen mitgeteilt, die akademische Gültigkeit ihrer Aussagen wurde durch die soziale Situation der Interviews nicht gestört. Die Analyse der Interviews hat neben dem konkreten Vergleich zweier Valenzwörterbücher auch die Themenbereiche der Valenztheorie, der Anwendung der Valenzlexika und der Vorstellungen und Erwartungen von einem Valenzwörterbuch behandelt. Es hat sich gezeigt, dass sich die befragten Forscher, obwohl ihre Aussagen ihre Forschungsschwerpunkte und theoretische Hintergründe reflektieren, in vielen Punkten einig sind, besonders wenn es sich um praktische Fragen handelt. Ihre im Anhang B abgedruckten Antworten bilden eine reiche Quelle an Erfahrungen und Ansichten zu der Gestaltung der Valenzlexika. Die am öftesten erwähnten Wünsche zielen vor allem auf die Übersichtlichkeit auch für ungeschulte Benutzer und auf ein reiches Spektrum an verschiedenen Informationen zur aktiven Verwendung der Verben. Was den Vergleich der zwei hier als primär ausgewählten Lexika – E-VALBU und VALLEX – betrifft, hat die Korpusanalyse die meisten in ihnen enthaltenen Aussagen mit der Einbeziehung der ihnen zugrunde liegenden Theorien bestätigt. In einigen wenigen Fällen zeigte sich in den Korpora eine abweichende Tendenz, nur ausnahmsweise spielten dabei die Unterschiede zwischen dem Deutschen und dem Tschechischen eine Rolle. Die theoretischen Unterschiede wurden auch von den befragten Linguisten bestätigt, die diese m. E. eher als gegeben betrachten und sich v. a. auf den Vergleich der Präsentationsform der beiden Lexika konzentrieren. Hier wurde zumeist E-VALBU als benutzerfreundlicher denn VALLEX bewertet. Die Aussagen der befragten Experten korrespondieren in einiger Hinsicht ganz gut mit den Befunden der Untersuchung im Korpus – hier handelt es sich v. a. um die bei weitem nicht immer eindeutige Gliederung der Bedeutungsvarianten (vgl. Abschnitt 5.5 und 6.6) oder die Bemerkungen über die „Unschärfe“ der sprachlichen Erscheinungen, die dem oft nicht ganz deutlichen Resultat der Bestimmung eines Verbbegleiters als Ergänzung oder Angabe sehr gut entsprechen (vgl. Abschnitt 5.5 und 6.3). Der korpuslinguistische Ansatz als solcher liegt zudem den Vorstellungen mancher befragter Linguisten über die Methode der Erstellung eines Valenzwörterbuchs sehr nahe. 106

Die Korpusanalyse sowie die qualitative Befragung haben also sowohl E-VALBU als auch VALLEX trotz aller ihrer Unterschiede als hilfreich und brauchbar bestätigt, dabei zeigte sich im kleinen Ausschnitt auch die enorme Menge an Problemen und Entscheidungen, mit denen sich die Wörterbuchverfasser auseinandersetzen müssen. Daher kann ich mich nur den Wünschen der meisten befragten Sprachexperten nach übersichtlicheren, mit reicheren Informationen und Beispielen versehenen und größeren Valenzwörterbüchern anschließen, freilich (genauso wie die Befragten) im vollen Bewusstsein, dass diese Parameter immer auch durch ganz praktische Gegebenheiten und Entscheidungen bestimmt werden müssen.

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118

Verzeichnis der verwendeten Korpora

ČNK-SYN Český národní korpus – SYN. Ústav Českého národního korpusu FF UK, Praha. URL: http://www.korpus.cz (Stand 13.07.2013) DeReKo Das Deutsche Referenzkorpus DeReKo, Institut für Deutsche Sprache, Mannheim. URL: http://www.ids-mannheim.de/kl/projekte/korpora/ (DeReKo Release 2013-I, Stand 13.07.2013) InterCorp Český národní korpus – InterCorp. Ústav Českého národního korpusu FF UK, Praha. URL: http://www.korpus.cz/intercorp (Ver. 6, Stand 13.07.2013)

119

A

Beispiele der Valenzwörterbücher-Artikel

Abbildung A.1: Wörterbuch der Valenz und Distribution deutscher Verben

Abbildung A.2: Kleines Valenzlexikon deutscher Verben

121

Abbildung A.3: Verben in Feldern

122

Abbildung A.4: Wörterbuch der Valenz etymologisch verwandter Wörter

Abbildung A.5: VALBU: Valenzwörterbuch deutscher Verben

123

beleidigen Aussprache:

be'leidigen

Stammformen:

beleidigt - beleidigte - hat beleidigt

Konjugationsmuster:

schwach

1 beleidigen

jemanden in etwas verletzen

1 beleidigen Strukturbeispiel:

jemand/etwas beleidigt jemanden/etwas mit/durch irgendetwas in etwas

Im Sinne von:

jemand/etwas verletzt jemanden/etwas mittels irgendetwas in etwas; kränken.

Satzbauplan:

K sub , K akk , (K Kprp ) , (K Kadv )

Beispiele:

(1) Mit dem Vorwurf des Plagiats hat der Kritiker ihn zutiefst in seiner künstlerischen Ehre beleidigt. (2) Die Beispiele dafür, wie ein Staatssystem seine Bürger belügt, unterdrückt, in ihrer Würde beleidigt, sind in diesem Film gar nicht mehr zu zählen. (nach die tageszeitung, 31.01.1991, S. 16) (3) Herr Müller hat meine Mandantin mit Worten und Gesten beleidigt. (4) Mit diesem Wahlplakat beleidigt die regierende Partei die Opposition. (5) Er hat meine Religion, meinen Propheten, die Gesetze, nach denen ich lebe, beleidigt. (nach Spiegel, 22/93, S. 240 (6) [Valenzreduktion] [Kprp als Kakk] Die Menschen reagieren unterschiedlich, wenn man ihren Stolz beleidigt. (7) [Valenzreduktion] [Kadv als Ksub] Diese abfällige Bemerkung hat ihn schwer beleidigt. (8) [Valenzreduktion] Der unter Bitzen verfasste Text sollte niemanden beleidigen oder verleugnen, vielmehr war es als Satire gedacht. (Diskussion: Bitzen, In: Wikipedia, 2011)

Belegungsregeln:

• K sub : NP im Nom/ProP im Nom/GWS • K akk : NP im Akk/ProP im Akk/GWS • K prp : in +Dat (9) Der Angeklagte hatte behauptet, er habe seine Frau im Affekt getötet, nachdem diese ihn in seiner Männlichkeit beleidigt habe. (Nürnberger Zeitung, 06.05.2010, S. 18)

• K adv : Mittel • mit +Dat: geistiges Produkt/Handlung [häufig Sprachhandlung] (10) Die Ausbürgerung des Autors wurde damit begründet, dass er mit seinen Texten wiederholt die Würde des Staats und seiner Repräsentanten beleidigt habe. (11) Mit diesem Zwischenruf hat der Angeklagte das Gericht beleidigt.

• durch +Akk: Handlung (12) Zuvor habe er die Polizisten durch „obszöne Gesten” beleidigt. (die tageszeitung, 01.10.2004, S. 1)

• SKadv mit obl. Korrelat dadurch/damit: • dass-S: (13) Er hat die Kollegin tief dadurch/damit beleidigt, dass er sie als krankhaft geltungssüchtig bezeichnet hat.

Passivkonstruktionen: Werden-, Sein-Passiv werden: (14) Besonders empfindlich und humorlos ist der Staat, wenn er beleidigt wird. (Zeit, 28.12.1984, S. 43)

sein: (15) Jetzt bist du beleidigt, wie? (Schrittmatter, S. 6)

Anmerkungen:

• In generischen Sätzen kann das K akk weggelassen werden: (16) Kann Kunst überhaupt beleidigen? (Zeit-Mag., S. 10)

Abbildung A.6: E-VALBU 124

zahlen: ON [zahlen] OA (R8-15) ======= Bsp: Hapag Lloyd zahlt Provisionen ON [zahlen] FOPP (für) (R8-5195) Bsp: Für alles weitere muß man extra zahlen ON [zahlen] OA PRED (R8-11085) Bsp: Sie zahlen zwei Prozent als Beitrag ON [zahlen] (R8-13309) Bsp: Wir zahlten ON [zahlen] OA FOPP (an, für) (R8-15687) Bsp: Die FDP sollte an die Parteien 300.000 Mark zahlen Bsp: wer zahle 20 Mark für ein Hauptgericht (R8-21441) ON [zahlen] OD OA (R8-18057) Bsp: Das zahlt ihm 900 Mark

Abbildung A.7: TüBa D/Z Verbliste

Abbildung A.8: Slovník slovesných, substantivních a adjektivních vazeb a spojení

125

Abbildung A.9: Slovesa pro praxi

126

ur ážet im pf , ur azit pf 1 ≈

im pf:

-frame:

odšt ip ovat ; oddělovat pf: od št ípnou t ; oddělit obl obl opt

ACT1 PAT4 OBSTo+ 4

-example: impf: urážel vršky ozdob pf: urazil hrdlo láhve o sloupek -rfl: pass: impf: urážely se vršky ozdob pf: hrdlo láhve se urazilo o sloupek -class: contact 2 ≈

d ot kn out se; způ sobit ur ážku obl typ MEANS7 impf: urážel všechny přítomné; matku podezření uráželo; uráželo ji, že je tak netaktní; uráželo ji poslouchat takové pomluvy o své -example: sestře pf: urazila ho svou poznámkou; matku poznámka urazila; urazilo ji, že je tak netaktní; urazilo ji poslouchat takové pomluvy o své sestře -control: PAT -rfl: pass: impf: urážel se tím dobrý vkus pf: urazil se tím dobrý vkus -rcp: ACT-PAT: impf: neustále se uráželi pf: vzájemně se urazili -class: psych verb im pf:

-frame:

3 ≈

im pf:

-frame:

dot ýkat se obl

pf:

ACT1,inf,že,cont PAT4

zdolávat vzd álenost obl obl

pf:

zdolat vzdálenost typ

ACT1 PAT4 MEANS7,na+ 6,v+ 6

-example: impf: autem urážel pravidelně celý okruh za rekordní čas -rfl: pass: impf: uráží se tak velká vzdálenost v krátkém čase -class: extent

pf: pf:

urazila 10 kilometrů za dvě hodiny urazí se tak velká vzdálenost za krátký čas

Abbildung A.10: VALLEX

Abbildung A.11: PDT-VALLEX

127

B

Transkripte der Interviews

In eckigen Klammern werden in den Gesprächen wichtige Anmerkungen zum aktuellen Kontext wiedergegeben, v. a. die Arbeit mit den Wörterbüchern. Diese werden in der Sprache des jeweiligen Interviews angeführt.

Věra Kloudová Transkript der E-Mails von 7.–9. Juli 2013 OD: Co si představíte pod pojmem „valence“? VK: Pojem valence je pro mě (v lingvistice) natolik jasně popsán a definován, že si nepředstavuji nic zvláštního nebo odlišného od definice; záleží na tom, zda o tomto pojmu přemýšlím obecně nebo v souvislosti s konkrétním slovesem (či jiným slovním druhem) – obecně je to samozřejmě mnohem abstraktnější. OD: Jaké je podle Vašeho názoru využití valenčních slovníků a jejich vztah ke klasickým slovníkům? VK: Využití valenčních slovníků je myslím o dost menší než slovníků klasických (myslíte-li využití např. širokou, ale i odbornou veřejností). Klasické slovníky občas uvádějí některé vazby, většinou ty notoricky známé, ale výčet asi nebývá vyčerpávající, často jsou také nedostatečně uváděny sporné případy; záleží tedy na zdroji daného slovníku – pokud vychází např. z korpusu, tyto údaje bývají vyváženější, neboť vycházejí více z úzu. OD: Které údaje by podle Vás u hesla ve valenčním slovníku neměly chybět? VK: Kromě případných základních údajů o gramatice (silné, slabé sloveso apod.) by základní strukturu měl tvořit výčet jednotlivých valenčních vzorců, co kterých se sloveso zapojuje, a to nějakou přístupnou formou. (Valenční slovník by mohl být jednak určen pro širokou veřejnost – pak by tyto údaje měly být rozluštitelné i předem jen málo poučenými uživateli – např. po přečtení krátkého návodu; není to ovšem zcela ostře vymezitelné, protože předpokládám, že ve valenčním slovníku přece jen nehledá úplně každý, jako je tomu u některých slovníků klasických; jednak by mohl existovat valenční slovník pro odborníky 129

– lingvisty, překladatele, učitele… – tam už by příslušné informace mohly být zpracovány i pomocí známých vzorců.) Zároveň ale není dobré se omezit jen na gramatické vzorce, zpracovány by měly být i vzorce sémantické – sémantika, jak známo, často nějakým způsobem onen gramatický vzorec nabourá. Roli může hrát i pragmatika, stylistika… – záleží, jak by byl slovník podrobný a co by autoři chtěli všechno zmínit. Téma valence je velmi zajímavé, ale má četná úskalí – např. právě někdy ne zcela jasnou vymezitelnost, neostré hranice… OD: Setkáváte se při výuce nebo překládání často s chybami souvisejícími se slovesnými vazbami? VK: Ano, jednoznačně. Při výuce je tomu tak velmi často, některé z mých hodin jsou zaměřené právě na nacvičení těchto vazeb. Při překládání samozřejmě také – ať už při svém vlastním, kdy je občas těžké odhlédnout od vazby v originále a přijít na příslušnou v překladu, nebo při revizi překladů, kdy je toto opravdu časté a k interferencím prostě dochází, i když se překladatel mnohdy snaží sebevíc. Obojí ve ovlivněno druhým jazykem – valence v kontrastivním podání je ještě takový „level“ navíc, protože ne vždy si valenční vazby samozřejmě odpovídají. OD: Používá se pojem valence, popř. i valenční slovníky při výuce translatologie? VK: Ano, já obojí používám, valence je jedním z témat kontrastivní gramatiky, seznamuji posluchače s nejznámějšími českými a německými valenčními slovníky. OD: Mohla byste se krátce podívat na slovníky E-VALBU a VALLEX a popsat mi, jak na Vás působí (např. na překladovém páru „beleidigen“-„urazit“, ale i jiným způsobem)? VK: E-VALBU využívám při výuce, VALLEX jsem dosud nepoužívala, ale možná zařadím též. VALLEX se mi zdá méně přehledný a jasný, nicméně pro informovaného uživatele, který se vyzná v příslušných zkratkách, je to OK. U Vámi uvedených sloves jde ještě o rozdíl v sémantice, české sloveso je vícevýznamové, tak i proto možná na první pohled chvíli trvá, než se uživatel zorientuje. Jinak je jedině dobře, že valenční slovníky jsou online, protože jinak by po nich běžný uživatel myslím sáhl opravdu zřídka. Bude-li ale vědět o jejich snadné dostupnosti, jejich užívání se určitě ještě rozšíří – to by bylo jenom dobře. OD: Je pro Vás důležité, aby se ve valenčním slovníku rozlišovala obligatorní a fakultativní doplnění? VK: Teoreticky by bylo hezké, kdyby ve slovníku mohlo být rozlišováno mezi obligatorními a fakultativními doplněními; ale spousta sloves se chová dost nevyzpytatelně a v závislosti na sémantice a vzájemné kombinaci se i obligatorní a fakultativní doplnění proměňují, takže – ano, tuto informaci bych ve slovníku uvítala, ale s vyčerpávajícím množstvím příkladů v různých kombinacích nebo alespoň poznámkou, že jsou situace, kdy to ne vždy platí. V menším slovníku to podle mého názoru být nutně nemusí.

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Jacqueline Kubczak Transkript der E-Mail von 4. Juli 2013 OD: Was stellen Sie sich (sehr allgemein) unter dem Begriff „Valenz“ vor? JK: Sehr allgemein gesehen, bedeutet Valenz für mich „Bindung“. Präziser: Bindungskraft, die von einem Element ausgeht und das Vorkommen von anderen Elementen fordert oder beeinflusst. Auf Verbvalenz bezogen: Bindungskraft, die vom Vollverb ausgeht und das Vorkommen von anderen Satzgliedern sowie deren Realisierungsform beeinflusst, und zwar so, dass ein semantisch vollständiger und syntaktisch korrekter Satz gebildet werden kann. Auch diese Definition ist sehr allgemein, da Valenz ein Phänomen ist, das sich semantisch und syntaktisch auf vielfacherweise auswirkt. OD: Wo finden Valenzwörterbücher nach Ihrer Meinung am meisten Anwendung? JK: Nach meiner Erfahrung (wir bekommen ziemlich viel Resonanz seitens der Benutzer von E-VALBU) werden Valenzwörterbücher vor allem von Nicht-Muttersprachlern bei der Sprachproduktion benutzt und zwar in akuten SprachUnsicherheiten. Valenzwörterbücher dienen auch häufig als Materialsammlung für den Unterricht an Universitäten, und sie werden inzwischen immer mehr von Linguisten bei der Herstellung von Programmen zur automatischen Sprachanalyse o. Ä. eingesetzt. OD: Wie ist Ihrer Ansicht nach das Verhältnis der Valenzwörterbücher und der allgemeinen Wörterbücher? JK: Valenzwörterbücher sind spezielle Wörterbücher, die vorwiegend bei der Sprachproduktion benutzt werden. Sie sind weniger eine Hilfe beim Verstehen von unbekannten Wörtern, als beim Bilden eines korrekten Satzes, wenn sich der Schreiber schon für ein Wort entschieden hat (meistens für ein Verb oder ein Substantiv) und unsicher ist, wie es weiter geht im Satz. Schön wäre es, wenn man allgemeine Wörterbücher mit Valenzinformationen hätte. Ansätze dazu gibt es in den sogenannten Lernerwörterbüchern und in einigen Übersetzungswörterbüchern. OD: Was sollte ein Eintrag im Valenzwörterbuch enthalten? JK: Da solche Wörterbücher in sprachlichen Notsituationen zur Rate gezogen werden, sollte meiner Meinung nach der Valenzbegriff so weit wie möglich gefasst werden. Der Benutzer ist für jede Information dankbar. Es sollte also ein weiter Valenzrahmen geboten werden. Da der Valenzrahmen eng mit der Bedeutung des Verbs verknüpft ist, sollten im Wörterbuch die verschiedenen Bedeutungen des Valenzträgers dargestellt werden und jeweils mit dem passenden Valenzrahmen gekoppelt werden, wobei die Verbindung zwischen Komponenten der Verbbedeutung („Seme“ oder wie man sie auch sonst nennen möchte) und valenzgebundenen Satzgliedern in irgendeiner Form gezeigt werden sollte. In E-VALBU z.B. funktioniert es über die Farben (die „Seme“ in der Bedeutungserklärung tragen die Farben der Kom-

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plemente, die sie syntaktisch realisieren). In der Printversion wird der Bezug explizit dargestellt. Nehmen wir z.B. das Verb stehlen: Bedeutungserklärung: jemand nimmt etwas widerrechtlich von jemandem weg. Strukturbeispiel: jemand stiehlt jemandem etwas bzw. jemand stiehlt etwas von jemandem Ksub: derjenige, der etwas widerrechtlich wegnimmt: NP/ProP im Nom Kakk: dasjenige, das weggenommen wird: NP/ProP im Akk Kdat oder Kprp: derjenige, von dem etwas weggenommen wird: NP/ProP im Dat oder von +Dat

Diese Vorgehensweise erlaubt es, den Unterschied zu bestehlen zu zeigen (wichtig diesmal für den Dozenten für Deutsch als Fremdsprache): bestehlen: jemand nimmt jemandem eine Sache widerrechtlich weg Ksub: derjenige, der eine Sache widerrechtlich wegnimmt: NP/ProP im Nom Kakk: derjenige, dem ein Sache weggenommen wird: NP/ProP im Akk

In den VALBUs sind „etwas“ usw. Platzhalter für Komplemente. Da bei bestehlen dasjenige, das weggenommen wird, nicht dargestellt wird, steht hier „Sache“ und nicht „etwas“. Auf der semantischen Ebene sind auch Angaben zur kategorialen Bedeutung wichtig, z.B. dass beim Verb entlassen das direktivische Komplement sich nicht nur auf Institutionen bezieht (aus dem Krankenhaus, aus dem Gefängnis), sondern auch auf Zustände (aus der Haft, in die Freiheit o. ä.). Das Wörterbuch sollte auch darüber informieren, welche Satzglieder syntaktisch absolut notwendig sind, und welche Satzglieder unter welchen Bedingungen weglassbar sind, darüber hinaus sollten natürlich die syntaktischen Realisierungsformen der abhängigen Satzglieder angegeben werden. Das wäre das Minimalprogramm. Zusätzlich ist es interessant zu erfahren, • ob, das Verb passivfähig ist und welche Passive gebildet werden können (mit Beispielen, so dass der veränderte Valenzrahmen sichtbar wird) • welche festen Fügungen (Phraseme) mit dem behandelten Verb gebildet werden (denn hier wird gelegentlich der normale Valenzrahmen außer Kraft gesetzt oder eingeengt) • welche nicht valenzgebundenen Einheiten häufig mit dem Verb vorkommen • wie das Verb stilistisch einzuordnen ist • wie es konjugiert wird • ob es einen sein- oder haben-Perfekt bildet. Diese Informationen sind zwar genau genommen keine Valenzinformationen mehr, aber sie sind wichtig, wenn man bedenkt, wann jemand ein Valenzwörterbuch benutzt. 132

OD: Welche Wichtigkeit ordnen Sie der Unterscheidung zwischen Komplementen und Supplementen zu? JK: Die Unterscheidung ist wichtig, sie bildet ja die Grundlage der Valenztheorie (egal von welcher). Leider kenne ich keinen Test, der objektiv, klar und unwiderruflich Supplemente von Komplementen trennt, es bleibt immer ein Rest Subjektivität. Es gibt zwar klare Fälle: Es hat seine Erdbeeren schon auf dem Feld beim Pflücken gegessen. (Supplemente) Ich esse gerne im Restaurant. Schon bei diesem Beispiel kann man ins Grübeln kommen. Bedeutet „essen“ in diesem Satz genau das Gleiche wie im vorherigen? Oder eher „eine Mahlzeit einnehmen“ und müsste man dann nicht eine zweite Bedeutung von „essen“ einführen und die Ortsbestimmung als Komplement einstufen? Es gibt einen Unterschied zwischen Komplementen und Supplementen, aber die Grenze zwischen beiden ist theorieabhängig. (S. meinen Aufsatz: Die Wunderwelt der Adverbialergänzungen; Kubczak, 2011) OD: Ich würde gerne Ihre Eindrücke vom tschechischen Valenzwörterbuch VALLEX kennen – aber nur wenn Sie das trotz der fremden Sprache für sinnvoll halten würden. JK: Ich habe mir das tschechische Valenzwörterbuch angesehen. Es arbeitet mit Tiefenkasus. Die haben wir in den VALBUSs vermieden, weil der Benutzer sich in diesem Fall erst die Definitionen anschauen soll, bevor er das Wörterbuch benutzen kann. (Unser imaginärer Benutzer ist nicht unbedingt ausgebildeter Linguist). Ich habe keine Definitionen der Tiefenkasus oder der Funktoren gefunden, aber das hängt vielleicht daran, dass ich kein Tschechisch kann. Wenn ich es richtig sehe, werden außer Angaben zu den Tiefenkasus, die von den Komplementen realisiert werden, keine weiteren semantischen Angaben zu den Komplementen gemacht. Das tschechische Valenzwörterbuch scheint mir eher für Linguisten geschrieben. Es enthält viele Informationen für Linguisten, z.B. zu welcher inhaltlichen Verbklasse ein Verb gehört usw. Die eher technische Darstellung der Valenzangaben kommt der Verwendungsweise durch Informatiker sicher eher entgegen als unsere. E-VALBU enthält hingegen mehr Informationen für den Sprachnutzer (Konjugationsmuster, Stil, Informationen zu den unterschiedlichen Weglassungsmöglichkeiten der Komplemente, besondere Gebrauchsweisen usw.) Es wurde auch so viel wie möglich auf Terminologie verzichtet. Die dennoch verwendeten Termini sind erklärt, der Valenzbegriff auch usw. Es gibt noch viel mehr Unterschiede, aber da ich kein Tschechisch kann, und mir dadurch vieles entgeht, möchte ich es bei dem oben dargestellten allgemeinen Eindruck belassen.

Eva Lehečková Transkript der E-Mail von 21. Juli 2013 OD: Zkuste popsat, co si Vy osobně představujete pod pojmem „valence“. 133

EL: Moje pojetí valence není v základu odlišné od standardního pojetí, jaké nacházíme např. u F. Daneše, J. Panevové a ve Funkčním generativním popisu, u P. Karlíka apod., stejně jako u generativních nebo kognitivních a konstrukčních gramatiků. Všichni se shodují na tom, že ve větné/syntaktické struktuře existují výrazy, které mají speciální schopnost otevírat ve struktuře pozice pro syntaktické prvky a mnohdy i určovat, jakou formální podobu, event. sémantické vlastnosti tyto prvky budou mít. (Toho, že řídící slovo ovlivňuje svá doplnění formálně i sémanticky, jsou si vědomy jak přístupy, které striktně oddělují valenci a intenci, tak ty, které s tímto rozlišením nepracují – z toho hlediska fakt explicitního lišení těchto pojmů považuji spíše za povrchový, nikoliv za fundamentální rozdíl.) To je, myslím, popis nezávislý na speciální teorii. Dále bych řekla, že všichni jsou zajedno v tom, že je nutné rozlišovat těsnější/ více ovlivněné/„více valenční“ pozice/elementy a více nezávislé elementy, stejně jako rozlišovat, zda je prvek určen pouze formálně, pouze sémanticky, nebo kombinací obého. Stejně tak se lingvisté shodují na tom, že schopnost otevírat valenční pozice, tedy mít určitý valenční potenciál, je zakódována v lexikální struktuře daného slovesa (v určitém významu, abychom zohlednili polysémii). Klíčovým bodem, který zakládá zásadní rozdíly mezi přístupy, je podle mého soudu to, zda k popisu valenčních rámců přistupují od formální roviny (jako např. Panevová nebo generativní přístupy), nebo zda je derivují od konceptuální roviny vtělené do roviny významové (jako Daneš a C. Fillmore). My našim studentům představujeme jak formální přístup Panevové, tak přístup Danešův, který však považujeme za do jisté míry nepropracovaný model, v němž jsou některé analytické postupy nejasné, ne dost vysvětlené, event. promyšlené (což je dáno tím, že tato teorie se od poloviny 80. let již aktivně příliš nerozvíjí). Z tohoto hlediska má oproti ní teorie FGP, operacionalizovaná pro PDT, nespornou výhodu. Nicméně cena, kterou za to teorie FGP platí, se mi někdy zdá přílišná – viz např. určení aktoru všude tam, kde je obsazena pozice subjektu, bez lišení životnosti/akčnosti vkladu příslušného doplnění, případně reflexe toho, zda je daný subjekt subjektem predikátu stavového, prostě dějového, událostního… Za podstatné totiž považuji, že větné vzorce jsou úzce propojeny s dějovou sémantikou predikátu, z níž nenáhodně vyplývají sémantické rysy doplnění a gramatikalizací i formální podoba těchto doplnění (viz např. český dativ pro adresáta, instrumentál pro prostředek apod.). V současné době se do výkladu snažíme zakomponovat poznatky novějších konceptuálních/sémantických teorií valence, např. Fillmorovu sémantiku rámců nebo konstrukční přístup A. Goldbergové. Jejich výhoda je mimo jiné v tom, že a) pracují s prototypickou organizací kategorií, tedy i množin větných vzorců, a b) na základě a) připouštějí netypická, ale možná užití (například kontextovou elizi obvykle obligatorního doplnění apod.) OD: Jaké by podle Vás mělo být určení a využití valenčních slovníků?

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EL: Mně to stále přijde nejvíce jako nástroj pro odborníky, kteří se zabývají jazykem (nejen jazykovědci). Ale poznatky valenční teorie by se měly promítat do běžných výkladových slovníků a tam by se s valencí měla setkávat i veřejnost, která by si mohla ověřovat, zda používá větné rámce správně. OD: Kdybyste si představila heslo ve valenčním slovníku, co by v něm podle Vás nemělo chybět? EL: Mně se líbí podoba navržená ve VALLEXu. Jen by to mohlo celé být interaktivnější – například propojené s korpusem, abych se mohla podívat na reálné doklady, nebo s uvedením frekvence/preference/typičnosti jednotlivých vzorců/realizací, případně v podobě sítě společných vzorců u různých sloves apod. Elektronická online verze by toto všechno umožňovala. Přimlouvala bych se také (oproti VALLEXu) za specifikaci slovesné sémantiky (viz teorie událostních/eventualitních/situačních typů, Filip, 1999, Smith, 1997, Levin, 1993, též Daneš apod.). Zda bude sémantika a forma popsána na jedné rovině, nebo na dvou, je mi srdečně jedno – ale možná preferuji ten jeden zápis, tedy GVV i SVV dohromady. OD: Setkávají se nějakým způsobem s valencí, popř. i valenčními slovníky, studenti bohemistiky? EL: Jistě. Pochopení valence a schopnost její aplikace na český jazykový materiál považujeme s kolegy za nutnou znalost a dovednost absolventa bakalářského studia bohemistiky. Po zralé úvaze jsme během inovace jazykovědné složky bakalářského studia českého jazyka a literatury, probíhající v letech 2011–2013, rozhodli, že problematika valence je součástí přednášky a semináře ze syntaxe. (Studenti se s ní tedy setkávají v momentě, kdy z prvního ročníku mají dobré povědomí o větněčlenské analýze a závislostním přístupu k větě, zahrnujícím jak formální, tak sémantickou rovinu). Při výkladu tématu seznamujeme studenty jak s tzv. formálnějším přístupem Panevové a Prague Dependency Treebank, tak se sémantizujícím pojetím Danešovým. Nicméně studentům doporučujeme pracovat především se slovníkem VALLEX, a to z několika důvodů: a) připadá nám přehlednější; b) připadá nám jednoznačnější; c) je dostupný elektronicky; d) neustále se rozvíjí (viz nová verze 2.6); e) existuje k němu a k celému přístupu FGP podrobný manuál, který v rámci dané teorie objasňuje vše potřebné. Mírné nevýhody tohoto slovníku spatřujeme pouze v tom, že a) jeho příkladové věty jsou mnohdy z omezených zdrojů, evidentně uměle vymyšlené, ne vždy se zakládají na korpusových sondách apod.; b) neobsahuje valenci neslovesných slovních druhů, tj. substantiv a adjektiv; c) určitým nedostatkem, leč na rozdíl od prvních dvou neodstranitelným, je to, že pracuje podle teorie FGP pouze s pěti valenčními sémantickými rolemi/aktanty, viz poznámka výše. 135

Nicméně diskusi o bodu c) zařazujeme spíše do úrovně navazujícího magisterského studia, pro bakalářskou úroveň je tato námitka irelevantní.

Markéta Lopatková Transkript des Gesprächs am IFAL der KU Prag vom 18. Juni 2013 OD: Co si představujete pod pojmem „valence“ obecně? U Vás asi můžu předpokládat, že vycházíte z Funkčního generativního popisu… ML: Pod pojmem valence si představuji abstrahovanou syntaktickou situaci. Valence je nějakým způsobem jazykem strukturovaná situace, která se týká nějaké události, komunikační jednotky. To znamená, že mluvím/píšu o situaci, která má nějaké účastníky a popisuje vztahy mezi nimi. A když je ta situace strukturovaná jazykem, tak to je přesně valence – tedy strukturace té situace. OD: Takže to vždy vychází z významu nebo z té situace… ML: Z toho, co chceme popsat. Máme nějakou reálnou nebo myšlenou situaci, náš jazyk ji nějakým způsobem zpracuje a najde tam nějaké entity, účastníky té situace, a vztahy mezi nimi. To je sémantika té situace a způsob, jakým se promítá do jazyka, to je valence. OD: Dobře. A když chcete zachycovat valenci ve slovníku, nebo když jste ji zachycovala ve VALLEXu, na jaké účely nebo použití jste při tom myslela? ML: Když jsme začali připravovat VALLEX, tak jsme měli pocit, že ho potřebujeme kvůli počítačovému zpracování přirozeného jazyka (NLP). Když jsme začínali (v roce 2001), tak sice už byly aktuální statistické metody, ale pořád se kladl velký důraz na pravidlové metody, a ty vycházely ze slovníkové informace. Takže to byl ten prvotní účel. Na konci 90. let se pořád říkalo: Když budeme mít slovník, na jeho základě můžeme stanovit takováto pravidla pro parsing. Na druhou stranu je pravda, že v současné době přínos slovníku pro NLP nikdo pořádně neověřil. Aspoň ne přínos valenčního slovníku sloves. Možná že přínosnější by byl valenční slovník substantiv, protože defaultně všechno „visí“ na slovesech. Kdybychom věděli pozitivně, že něco visí na substantivu, může to parseru pomoct. OD: A třeba rozlišování významu? Že už jen podle těch věcí, co na tom „visí“, můžu poznat význam? ML: Rozlišování významů na základě slovníku je strašně těžký úkol. A tam je otázka, pro jaké účely slovník budujeme, protože asi víte, že různé slovníky mají různou granularitu. Například ve WordNetu, který můžeme brát jako slovník, jsou něktrá slova strašně jemně dělená, a jiná naopak hrubě. To platí i pro slovesa – navíc hierarchie sloves jsou poměrně „ploché“. Tedy ano, měli jsme na to několik prací; viděli jsme, že rozlišování významu na základě VALLEXu je asi o 10 % úspěšnější, než když se používal PDT-VALLEX. Nicméně úspěšnost i tak byla kolem 80 % správně přiřazených významů. OD: To je vlastně docela hodně.

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ML: Ale výchozí úspěšnost (baseline) – když se vzal nejčastější rámec – byla přes 60 %. To ale znamená, že když známe nejčastější rámec, máme už nějakou hodně podstatnou informaci. OD: To je pravda. Takže kdyby to byl úplně náhodný, tak to bude mnohem míň. ML: Tak to bude mnohem míň. A bylo by to asi o nějaká procenta víc než třeba pro PDT-VALLEX. OD: To je vlastně hrozně moc, když se vezme, že PDT-VALLEX ten rozdíl proti baseline tak velký nemá. ML: Abych byla spravedlivá, nedělalo se to na těch samých datech. K PDT-VALLEXu jsou data z PDT, VALLEX s nimi zatím není provázaný (a doufám, že do konce roku bude). S VALLEXem se to dělalo na skupině 100 sloves, která mají vlastní anotace – ne celé syntaktické anotace, jen věty přiřazené danému rámci. Je v nich jen desambiguované sloveso, nic víc. Takže jsem to zkreslila – výsledky jsou na jiných datech. OD: Takže hlavní účel toho slovníku bylo NLP a původně se ani nepředpokládalo, že přijdou lidé jako já a začnou se v něm hrabat ručně? ML: Ne, že by se to úplně nepředpokládalo. Ale že se využívá, aspoň co víme, výrazně víc – třeba pro výuku češtiny – to nás potěšilo. Podle logů [záznamů o přístupu na webovou stránku] se totiž čas od času stane, že VALLEX stáhne během tří týdnů třeba 10 studentů z Nizozemí, takže evidentně dostali za úkol se na to podívat. OD: Takže i cizinci se na VALLEXu můžou učit česky nebo ho používat při učení se češtiny. ML: To byl spíš takový ne záměrný, ale velice potěšitelný výsledek. OD: To bych vlastně ani nečekal… mám pocit, že člověk musí docela slušně umět česky, aby se ve VALLEXu orientoval. ML: Já si myslím, že oni se drží morfologické informace. OD: To je pravda. ML: A ke každému slovesu jsou tam glosy. OD: Jasně. Asi se v tom nějak vyznají – předpokládám, že to asi budou pokročilí studenti. ML: Budou to zřejmě studenti z univerzity – bakalářští nebo magisterští studenti bohemistiky. OD: Co by u hesel ve valenčním slovníku nemělo nikdy chybět – co si myslíte, že by tam mělo být uvedené? ML: A co tam není? Nebo to teď myslíte obecně? OD: Obecně, nejen k VALLEXu. Ale jestli myslíte, že tam má být přesně to, co je ve VALLEXu, to je taky samozřejmě možnost… ML: Já si myslím, že základní informace, která by měla být ve VALLEXu, je rozlišení na významy – to je ta nejtěžší záležitost – a ke každému významu možná syntaktická a morfologická strukturace. A samozřejmě doprovodné příklady a glosy, pokud to má číst člověk. Jaké to má „nálepky“ (labely), jestli to je aktor nebo patiens nebo adresát, to je jedno, jde tam o počet doplnění a jejich struktu-

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raci. A co nejvíc příkladů. Aspoň nevím, jak jste na tom vy, ale když já si hledám slovíčka v anglickém slovníku, jsou pro mě nejpřínosnější příklady. OD: Asi máte pravdu. Když si třeba vezmu nějaké ty jednoduché překladové slovníky, kde vidím jen překlady, tak potom stejně jdu ještě jednou do výkladového slovníku … ML: A díváte se … OD: A dívám se na příklady, jak se to používá. Vlastně musím říct, že mi pomáhají i glosy – už jen to, jakým způsobem to opíšou, mi pomůže víc než synonymum nebo překlad. ML: Myslím, že člověk docela dobře abstrahuje na základě dat. Když vidí pět příkladů, tak si dovede daleko líp představit, jak to slovo použít, než když tam ty příklady nemá. Myslím, že tady má VALLEX mezery. OD: Že těch příkladů … ML: Je málo. OD: Takže myslíte, že by jich mělo být víc – pro další verze. ML: První krok teď bude doplnění příkladů. Jednak jsme již doplnili korpusové příklady ve VALLEXu aspoň právě u těch sta sloves, která se používala pro automatickou desambiguaci. Tam je ke každému slovesu až 100 vět. Teď navíc Eda Bejček propojuje VALLEX s PDT-VALLEXem. OD: Takže to budou věty z PDT. ML: A přes PDT-VALLEX s větami z PDT. OD: To zní dobře. Dál bych se chtěl zeptat, jak si představujete vztah valenčního slovníku a běžného slovníku, třeba výkladového. ML: Myslím, že valenční slovník by měl být nějakým způsobem součástí výkladového slovníku. Valenční slovník sice zachycuje význam, ale výkladový slovník je nutně obecnější, protože jenom některé třídy slov nesou valenční charakteristiku. Přitom ale valence je jednou z informací, která by ve výkladovém slovníku určitě měla být. OD: Myslíte si, že by byl vhodný překladový valenční slovník mezi dvěma jazyky? ML: Myslím, že by byl vhodný. Nevím, jakým způsobem se to implicitně projevuje ve statistických metodách. V okamžiku, kdy máme zarovnaná („alignovaná“) data… OD: Takže myslíte, že by bylo možné ho vytvořit z dat? ML: Nahrubo. OD: Něco takového teď vlastně zkoušel Rudolf Rosa v diplomce. Mám pocit, že to bylo hodně nahrubo. ML: Je to hodně nahrubo, protože z dat zatím neumíme udělat ani jednojazyčný valenční slovník. To zkoušel Dan Zeman koncem 90. let a výsledky nebyly dobré, bylo to příliš hrubé. Teď máme daleko víc dat, než bylo v té době k dispozici, takže by to třeba fungovalo líp. Původní idea byla, že z analyticky anotovaných dat se dají vytáhnout hrubé slovníky. Když se bude anotovat tektogramatická rovina PDT a valence, budou to dělat lingvisté, kteří tomu přece rozumí – až bude PDT hotové, vezme se z něj slovník. Ale to nefunguje. Zjistilo se, že anotátoři nemají kapacitu na to, aby přemýšleli o jednotlivých jevech. K anotaci

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tedy byly potřeba nějaké valenční seznamy a PDT-VALLEX tak vznikal během anotování a právě podle těchto seznamů. Když se přestalo v roce 2003 anotovat, Zdeňka Urešová strávila čištěním PDT-VALLEXu rok a zpětně se změny promítaly do dat. OD: A PDT-VALLEX vlastně původně sloužil taky pro kontrolu dat? ML: Ukázalo se, že anotátoři nejsou schopni valenci anotovat bez toho, aby k tomu měli aspoň seznamy sloves a jejich valenčního chování. Ty byly původně vybrané ze všech teoretických článků a seznam se postupně obohacoval o další rámce. Dokonce v roce 2002 měly oba slovníky, PDT-VALLEX a VALLEX, společnou verzi – a potom… OD: Takže pak to zas divergovalo. ML: Potom se to zase rozjelo. Takže se to budovalo takto postupně. OD: Takže stejně slovník musí svým způsobem předcházet anotaci dat. ML: Nebo se slovník a anotace musí dělat iterativně. OD: A tak se to vlastně teď dělá. ML: Tak se to teď dělá, líp to neumíme. OD: Já si myslím, že to funguje docela dobře … ML: Bez dat, nebo bez konfrontace s daty to nejde. OD: To si asi ani nedokážu představit. ML: Dřív když se dělaly slovníky, tak byly excerpce. OD: Ale přece jen dnes jsou ta data nepoměrně větší … ML: Mimochodem, když se dělal VALLEX, tak my jsme měli k dispozici BRIEF, což je vlastně… OD: To je z ten z Brna? ML: To je slovník z Brna. Zakládá se na osmidílném Slovníku spisovného jazyka českého. Ten byl naskenovaný, byly z něj vzaty morfo-sémantické informace o jednotlivých doplněních. Bohužel při zpracování se u každéhou slovesa slily všechny významy. V tom slovníku samozřejmě je rozlišení významů – „dělat 1, 2, 3 až 17“ – ale protože je pro lidi, není tam explicitní charakteristika, je tam jen uvedeno několik příkladů. A oni vzali ze všech 17 popisů morfologickou charakteristiku a životnost, nic víc. A smíchali to dohromady… OD: Takže tam byla doplnění nesouvisejících významů vedle sebe? ML: Ano. U slovesa „koupit“ byl jeden rámec „koupit něco“. Druhý rámec „koupit něco pro někoho“, třetí rámec „koupit něco někomu“. Nebo „odpovídat“ – mají tam smíchané: „odpovědět někomu“, „odpovědět někomu něco“, „odpovědět někomu na něco“, „odpovídat něčemu“ (požadavkům). OD: Takže to vypadá, že několik rámců odpovídá jednomu a tomu samému významu a neliší se nijak … ML: Není to rozlišené. „Chovat prase“ a „chovat děti“ bude jedno akuzativní doplnění. To je ten opačný případ. OD: Tedy dělení jenom na základě morfologie…

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ML: Plus životnost. Myslím, že to rozhodnutí bylo nešťastné, protože zbude jen kombinatorický potenciál slovesa, bez návaznosti na význam. Asi ta nejpracnější informace, která je v SSJČ, se při převodu ztratila. Nicméně tím, že jsme měli k dispozici BRIEF, jsme věděli o všech možných – aspoň slovníkem podchycených – morfologických kombinacích. VALLEX určitě není úplný, ale snažili jsme se popsat všechny formy, které byly v BRIEFu – nebo dohledat, co to vlastně znamená, když nás to nenapadalo. OD: Takže jste vlastně spojovali ty rámce do významů. ML: Zkusili jsme udělat asi na 100 slovesech takový pokus, že jsme vzali brněnské rámce a zkoušeli je ručně pospojovat. Hanka Skoumalová, která vycházela taky z Funkčního generativního popisu a pracovala se slovníkem BRIEF, společně s paní profesorkou Panevovou navrhla algoritmus, jak to udělat automaticky nebo poloautomaticky. Toto předzpracování jsme taky využívali. A zjistili jsme, že to neumíme – že je míň pracné vytvořit slovníkové položky od začátku. OD: A potom jenom zkontrolovat, jestli jste pokryli ta morfologická doplnění. Na BRIEF jsem se chtěl taky podívat, ale zjistil jsem, že není veřejně viditelný … ML: Není. OD: … že bych asi musel psát do Brna, jestli mě k němu pustí. ML: Brňáci BRIEF používali, když dělali Verbalex. Verbalex je navázán na český WordNet, jednotlivým synsetům jsou přiřazeny valenční rámce v trochu jiné teorii než FGD. Mají tam sémantické preference, které vycházejí z „base concepts“ WordNetu. To je snad k dispozici a je to pro hodně sloves. Ale já jsem vždycky viděla jen nějakou demoverzi nebo část toho slovníku, kterou mají na webu. OD: Z Verbalexu jsem viděl asi jedno heslo. ML: Člověk se musí přihlásit a dostane přístup právě k té části slovníku. OD: To se na něj možná ještě podívám. Ještě bych Vám teď chtěl ukázat, jak vypadá německý valenční slovník. Kdybyste mi mohla říct, jak to na vás působí [vytištěné sloveso „beleidigen“]. ML: Jasně. Já tedy neumím německy, takže jen tak zhruba … OD: Kdyžtak můžu překládat… V originále je to barevné … ML: Předpokládám, že tohle je glosa … OD: Tomu říkají „struktruní příklad“ a znamená to: „někdo urazí někoho něčím v něčem“. A tady je glosa – ten smysl. ML: Tady máme pozice – to je pozice subjektová … OD: To je seznam doplnění – tady je subjektové, akuzativní… ML: Předložkové … OD: Adverbiální. A pak jsou tu příklady a v nich jsou ta doplnění vybarvená odpovídající barvou. ML: A tady jsou povrchové možnosti vyjádření … s příkladem. A možnost pasivizace.

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OD: Tady je ještě poznámka. Často mám pocit, že sémantické dělení – u tohohle slovesa to není vidět – je jemnější než VALLEX. ML: Je jemnější? Protože tady to není vidět … OD: Možná, že bych vám mohl ukázat nějaké sloveso, které má víc významů. Tady je to asi trochu víc vidět [„gewinnen“ zobrazené na tabletu]. „Gewinnen“ je „vyhrát“ nebo „získat“ – jako anglické „win“. Tady si můžu rozkliknout význam, na začátku je mám jen popsané – to jsou vlastně glosy… a takhle vypadají ty barvičky. ML: To je hezky udělané. OD: V těch příkladech jsou ta doplnění zabarvená. A mám pocit, že jako první příklad je většinou taková umělá věta. ML: Totiž ty umělé věty mají jedno velké plus – umělé příklady jsou často hodně vypovídající. Když vám někdo řekne nějaké sloveso, okamžitě na to reagujete příkladovou větou nebo konstrukcí jako: „někdo řekl něco“. A to je, myslím si, hodně relevantní. To, co vám přijde na mysli napoprvé, je většinou v těch umělých příkladech a obvykle to docela dobře charakterizuje ten rámec. Chápu, že mají být uváděné korpusové příklady, ale myslím si, že je opodstatněné mít tam jeden umělý příklad, který je esencí toho, co sloveso v daném významu znamená. To se mi naopak líbí. OD: Ještě by mě zajímalo, jestli by vám víc vyhovoval tenhle způsob zápisu doplnění – je tady vyloženě napsané, že to je subjekt, akuzativní, předložkové, adverbiální – nebo ta VALLEXová, tam je aktor, patiens … ML: Tohle je taky jenom nějaká konvence, protože subjekt v pasivní větě bude, předpokládám, objekt. Ta informace je v zásadě, myslím, stejná. Minimálně aktor a patiens je syntaktický „label“. Pak je úplně jedno, jestli tam bude Ksub nebo ACT. Čím dál tím víc musím říct, že systém aktantů ve FGD pokládám za syntaktické nálepky, které jsou dost různorodé. Takže je mi to jedno, obojí mi přijde mi jako docela dobré řešení. Aktor totiž taky není sémantický aktor, patiens není zasažený objekt, to mi přijde také trošku zavádějící … OD: U VALLEXu – že to člověku evokuje, že to je zasažený objekt, i když třeba je to jenom… ML: Třeba jako „vykopat jámu“ – to je něco, co vznikne, „sníst buchtu“ je něco, co zanikne… „informovat Marii“ je recipient – není to zasažený objekt. OD: Která doplnění by tam podle vás měla být vyjmenována? Jsou pro vás důležitá obligatorní doplnění … ML: Nevím teď úplně přesně, na co se ptáte. Určitě je důležité mít ve slovníku vnitřní doplnění. V FGD je tektogramatická rovina z hlediska valence trošku nesourodá. Máme pět aktantů, dva až tři jsou výrazně syntaktické, další dva až tři jsou někde mezi syntaxí a sémantikou; potom máme zhruba čtyřicet doplnění, která jsou ryze sémantická. A v PDT se navíc uplatňují hodně formálně. Myslím, že rozlišovat „manner“ – MANN a deset různých specifičtějších doplnění způsobu je nekonzistentní s tím, že máme pět aktantů. Mám pocit, že je potřeba mít jak nálepky tektogramatické roviny, tak nějakou bližší sémantickou specifikaci, ale myslím si, že na tektogramatické rovině se to trochu směšuje. Já nejsem lingvista – a díky tomu můžu říct: Máme pět aktantů a máme čtyři místní doplnění, protože ty se velice dobře poznají. A potom by asi mělo být způsobové

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doplnění. Ale jestli je něco způsob vyjádřený jako kritérium – CRIT nebo „accompany“ – ACMP … Takže ve VALLEXu máme volná doplnění hrubší, zůstáváme v zásadě na úrovni způsobu. Na druhou stranu, pokud chceme mluvit o valenci, tak se z tektogramatické roviny nemáme k čemu vztahovat. Když popisujeme morfologii, vztahujeme se k syntaxi. Když popisujeme povrchovou syntax, vztahujeme se k tektogramatice – když se třeba rozhodujeme, jestli slovo „se“ je objekt, nebo syntaktická částice. Vždycky mám pocit, že potřebujeme nějakou hlubší rovinu, abychom si stanovili kritéria, jak něco rozlišovat. Pomocně používáme tu jazykovou situaci, o které jsem mluvila (je to Danešův koncept vycházející z ruské lingvistiky) a koncept sémantických rámců a jejich elementů z FrameNetu, abychom byli schopni mluvit o tektogramatické rovině. Teď vám ale neodpovídám na tu otázku … OD: Vlastně svým způsobem ano … Přijde mi zajímavé, že ve VALLEXu se rozlišuje u aktantů, jestli jsou obligatorní nebo nepovinné, a uvádějí se tam povinná volná doplnění a zároveň další, která jsou zapsána jako typická. V E-VALBU je takové rozlišení, že mám… ML: Tady to, co máte v závorkách… OD: To, co mám v závorkách, je podle mě syntakticky vypustitelné. Ale zároveň je to víceméně obligatorní. A typická doplnění tu nejsou. Když se podívám na tenhle význam ve VALLEXu, tak některá doplnění, která tady jsou, tam budou napsaná jen jako typická. ML: To protože my máme daná kritéria na to, jak se pozná obligatorní doplnění. Máme test – a nikdy nevím, jestli dialogový, nebo otázkový… OD: Vím, který. ML: A snažíme se postupovat podle toho testu. Na druhou stranu nechceme ztrácet informace, které nám přijdou signifikantní. Proto jsme si zavedli typická doplnění jako pomocnou informaci. To je nějaká naše úlitba, protože se držíme definic ve FGD. Něčeho nám ale bylo líto, tak jsme tam přidali další informaci, která je označená – tudíž se nemusí respektovat … OD: Mně to přijde dobré, protože vidím, co je valenční a co se jenom často objevuje. V EVALBU některá z valenčních doplnění podezřívám z toho, že jsou jen typická – jako tady: „vyhrát v nějakém zápase“ – „někdo vyhraje něco proti někomu nějak“. „Nějak“ je v příkladech často jako skóre – a to si nemyslím, že je povinné. Podle toho otázkového testu, když se mě někdo zeptá, tak nemusím vědět … ML: O kolik vyhrál… Myslím, že ten otázkový test je dobré kritérium – je to aspoň nějaké kritérium. V lingvistice nejsou definice, ke každému jevu je nějaký popis, a ten je přesnější nebo míň přesný. O tvrdém/měkkém „i“ se dá říct, jestli je špatně, nebo správně, ale spousta věcí nemá jednoznačné řešení. Je mnoho alternativních řešení, každé má nějaké výhody a nějaké nevýhody a nedá se říct, které je lepší. Nějaký jev se v jednom teoretickém rámci popisuje líp než v jiném. Ale nemůžeme říct, že složková syntax je lepší než závislostní, protože každá má své výhody a nevýhody. Tak je to i ve valenčních teoriích. FGD je podle mě přínosné v tom, že když definuje nějaké pojmy, snaží se aspoň zhruba říct, jak je poznat. To je třeba test pro obligatornost nebo dvě kritéria pro to, co je aktant a co ne. Druhá věc je, že musíme umět ta kritéria používat – a to se naučíme tak, 142

že si projdeme spousty příkladů – je to trochu jako strojové učení. Naučíme se: Tohle sloveso se podobá jinému slovesu, tak to budeme řešit takhle, aby to bylo konzistentní s touhle skupinou sloves … ale aspoň nějaká základní kritéria tu jsou. OD: A myslíte si, že je podstatné rozlišovat, co je tam povinně a co tam je jen typicky? ML: Já si myslím, že to má několik stupňů. Jsou doplnění, která nemůžete vyhodit, aniž byste pokazil syntaktickou korektnost. Většinou to ale závisí na tom, jaká další doplnění u slovesa máte. Asi to, bez čeho nejde postavit věta, by tam určitě mělo být. A potom je to škála. Ale je s tím problém – když máte dativní a akuzativní doplnění a obě dvě jsou obligatorní, typicky to akuzativní nemůžete vypustit a dativní nechat. Musíte tam zachovat aspoň zájmeno. Je tam vnitřní strukturace, kterou ale já neumím popsat. Zase se nedá říct, že každé akuzativní doplnění musí být vyjádřeno, aby se dala vyjádřit jiná doplnění. V nějaké konstelaci se to akuzativní vypouští jako poslední. Nějaká informace o tom, co se vůbec nedá vypustit, by ve valenčním rámci ovšem být měla.

Jarmila Panevová Transkript des Gesprächs am IFAL der KU Prag vom 4. Juli 2013 JP: Viděl jste ten valenční slovník od Helbiga a Schenkela? Pro mě to byl první. OD: Docela zběžně, ale viděl. JP: Byl to vlastně průlom, že se něco takového vůbec dělá. OD: Určitě. Mě docela překvapilo, že pro ně tehdy valence znamenala jen počet těch argumentů a… JP: To ale pro Tesnièra taky – někdo to, čemu my říkáme funktory, nemá. V ruské tradici je to taky zvykem. I Meľčuk, který dělá hodně sémantiky, má z tohohle hlediska první argument, druhý argument, třetí argument. Ale protože jich v modelu „smysl-text“ rozlišují hrozně moc, může mít sloveso až sedm, osm valenčních pozic. OD: Já jsem chodil, jak tady byl ten profesor… JP: Iomdin. OD: Iomdin, na jeho přednášky jsem chodil. Tam jsem taky viděl, že i adjektivum má pro ně „pasivní valenci“ v tom smyslu, že se váže k substantivu… JP: Tomu bych tak neříkala, to je jiná terminologie. Ale je ruské sloveso „komandirovať“, což znamená „vyslat na služební cestu“. U něj máte „kdo“, „koho“, „kam“, „na jak dlouho“, snad ještě „za kolik“… sedm jich je, takže jsem dvě z nich zapomněla. Tak to je zase „zu viel“. OD: Můžu u Vás s pojetím valence vycházet z toho, že souhlasíte s Funkčním generativním popisem? JP: Ano. OD: Potom bych se tedy chtěl zeptat k valenčním slovníkům – kde si myslíte, že je pro ně hlavní využití? Jaký by měl být jejich cíl?

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JP: Myslím, že je to hrozně důležité pro výuku. V tradičních slovnících, když jsou dobré, je taky takzvaná rekce. Není ale popsaná úplně a v tom se jazyky – i příbuzné – hodně liší. Sama vím, že mám problémy s některými anglickými slovesy. Musela jsem si zapamatovat, že „enter“ je tranzitivní. My říkáme „obejít se bez“ a angličtina má „dispense with“… OD: Aha, to sloveso asi neznám. Ale máte pravdu, že v angličtině se taky člověk musí všechny ty vazby naučit. JP: Jinak neutvoří větu. Tak to je jeden cíl. A druhý cíl – pro automatické zpracování jazyka. Já se nechci vyjadřovat ke statistickým metodám v NLP, ale když tam je nějaká pravidlová komponenta, např. u strojového překladu, sloveso s valencí tvoří jádro věty. Když ho rozpoznáme, už máme poloviční úspěch. Proto je dobré mít ve valenčním slovníku také formu, nezanedbávat ji. A pojmenování už je na autorovi, na pojetí nebo cíli. Ty naše funktory nesedí úplně vždycky. Díky teorii aspoň víme, co je valenční – v jazyce nikdy nevíme všechno – ale víme, co zhruba znamenají. Patiens ale není ve FGP vždycky patiens, ten zasažený předmět. Pro strojový překlad je například důležité rozlišit, co je aktor a co je patiens. Pro výuku to asi zas tak důležité není, tam potřebuju vědět formu. Protože nějaký model už mám přeci jenom v hlavě. OD: Takže pro výuku by vám přišly ty nálepky vcelku druhotné. JP: Je hezké, že říkáte „nálepky“, já tomu taky občas říkám nálepky. Obecně asi ano, ale na druhé straně v teorii máme, že když najdu patiens slovesa, už u téhož slovesa žádný další patiens nemůže být. Některá doplnění se můžou opakovat a některá ne. A to se připisuje funktorům. Problém je i v tom, že každá teorie má přidělování „nálepek“ jinak. OD: K té výuce bych se ještě zeptal – máte na mysli hlavně výuku češtiny jako cizího jazyka, nebo i jako mateřštiny? JP: Mateřštiny ani ne. A nejen češtiny, jakéhokoliv cizího jazyka, který se učíte. Ve výuce češtiny je letitý problém, že žáci jsou učeni najít větu holou. Nevím, jestli jste to ještě na gymnáziu měl… OD: Ano, podmět a přísudek… JP: Pokyn byl: „Najděte přísudek, pak hledejte podmět a máte takzvanou holou větu.“ Holá věta je proti intuici, protože vzniknou věty jako: „Otec dopravil.“ A ne, co kam dopravil. Vznikají tak nesmyslné – a negramatické – věty, které musí dětem v době, kdy se to učí, vadit. I učitelé češtiny se dělí na ty, kteří uznávají valenční syntax, a kteří ji neuznávají. Ti pořád učí tak, že se udělá ta šipka od přísudku k podmětu, anebo naopak … OD: Nacházíte často chyby ve valenci nebo obecně ve vazbách při čtení? JP: Vznikají nové vazby, jako „jsem rád za něco“, což v mém úzu dosud neexistovalo, podobně jsem si musela zvyknout na „Příslušné orgány konají“, prostě mi tam něco chybí. Nebo akuzativ vytlačuje genitiv u „dosáhl co“ a „dosáhl čeho“. Ale kromě toho takové chyby v rodném jazyce asi člověk moc nedělá, pokud se nechytá módních obratů. V cizím jazyce to dělá, a tak se to potřebuje naučit. Ale vy jste se ptal na dvě věci – jak byla druhá půlka té otázky – jestli dělají chyby…

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OD: Spíš, jestli se s tím setkáváte často… JP: Často ne. Kdybyste zavolal do jazykové poradny v ÚJČ, tak by vám možná řekli, že ano, protože k nim chodí dotazy právě na ty problematické případy. Ale já bych se s tím mohla setkat jenom jako čtenář, a to zas není tak časté. OD: Takže myslíte, že třeba pro jazykové korekce ty slovníky spíš nejsou až tak důležité? JP: Asi jsem strašný realista. A chce se mi říct ne. Nechci to odmítnout úplně, ale sama si říkám: Dívám se já do Svozilové-Jirsové-Prouzové? Ve VALLEXu hledám samozřejmě často, protože gramatický modul musí hrát se slovníkem a zachycení téhle souhry je úkolem lingvisty. Ale vy se ptáte, jestli korektoři nebo editoři… OD: Nebo tak, někdo… JP: Asi se občas musí podívat, právě když tam někdo použije něco neočekávaného. Ale že by bez toho korektoři a běžní uživatelé nemohli žít, to asi tak není. OD: Ještě bych se chtěl zeptat, jestli by si právě nevystačili s běžným slovníkem, nebo jak moc si valenční slovník s bežným slovníkem konkuruje. JP: V podstatě asi by si vystačili, pokud ten běžný výkladový slovník je dobře udělaný. Na druhé straně my nemáme moc moderní slovník současné češtiny, všechny trošku časově zaostávají. Poslední je Slovník spisovné češtiny pro školu a veřejnost. V podstatě v tradičním slovníku musí být nutně míň údajů a zřejmě se tam tolik neprojevuje polysémie sloves. Valenční pojetí přímo volá po tom, aby se rozlišovala polysémie. OD: Takže co nejjemnější dělení těch významů. JP: Ano. My ještě máme ve VALLEXu takový princip: Když má jedno sloveso – jeden lexém – dva rámce, tak už z toho plyne, že to jsou dva významy. Ale ne naopak. OD: To znamená, že jeden rámec může příslušet více významům. JP: Ano. Klasický příklad je „chovat dítě“ a „chovat králíky“, oboje je akuzativ. Ti, kdo dělají valenční slovníky, si musí být vědomi, že se nemají strefovat do jednoho hesla. Účelem není, aby bylo jedno heslo, ale aby se štěpilo podle polysémie. OD: To znamená, že valenční slovník by měl mít z definice jemnější rozlišení významů než klasické slovníky, kde se očekává, že jsou jenom nahrubo. JP: No, valenční slovník by to měl mít. Ale je to příliš silné tvrzení, tradiční slovníky mají zase jiné užitečné údaje. OD: Co si myslíte, že by určitě nemělo chybět u hesla ve valenčním slovníku? Jsou to pro Vás přesně ty věci, které jsou ve VALLEXu, nebo třeba něco navíc? Nebo tam naopak něco není tak důležité? JP: Zásadní pro tento přístup je funktor a jeho forma. Některé věci jsou jakoby navrch a ve VALLEXu jsou zachyceny jenom zčásti, protože v době jeho vzniku ještě nebyly teoreticky popsané. Například tam je u příslušných aktantů napsáno, že se mohou účastnit reciprocity. „Líbat“ může být reciproční, protože z z valenčního zachycení toho hesla ve slovníku chci odvodit: „Pavel líbá Marii“ a

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„Pavel a Marie se líbají“. Teď si nejsem jistá, jestli tam jsou omezení na pasivum. Není totiž pravda, že každé tranzitivní sloveso tvoří pasivum. Ještě se vrátím k jedné věci, která je zásadnější. Pokud v tom jazyce existuje vid jako v češtině, musí tvůrce slovníku taky rozhodnout, jestli bude mít dvě hesla, nebo jedno. Teoreticky by bylo optimální, aby měl jedno. Ale i pravé vidové dvojice se liší ve valenci. Sloveso „uklidila“ můžete říct bez objektu a „uklízela“ taky a není to negramatická struktura. Podobně „zametla“ a „zametala“. Jiný je ale vztah např. u vidové dvojice „neruš ho, když pije“ proti negramatickému „už vypil“. OD: Já bych řekl i „zametla“ i „zametala“… ale u „zametla“ to implikuje, že určitě zametla něco… JP: Určitě něco, a ještě navíc nejspíš podlahu. Ale ptáte se, které další údaje. Řekla jsem ty základní – funktor, forma, reciprocita, omezení na pasivum. Pak ještě jsme takoví fajnšmekři, že jsme zavedli kategorii rezultativu. To je možná pro srovnání s nemčinou docela zajímavé. Například věty jako: „Matka uvařila synovi“ a „Syn má uvařeno“ – tu druhou konstrukci lze chápat buď jako syntagma, nebo to můžu prohlásit za morfologickou kategorii, jak to už v jisté podobě navrhoval Mathesius. Tohle ve VALLEXu ještě není, to ještě rozpracováváme – jestli sloveso může tvořit objektový rezultativ „je uvařeno“ a „má uvařeno“, rezultativ posesivní. Takže pasivum, rezultativ, reciprocita… pak je ještě taková věc, o které říkám, že by se měla udělat, ale nevím, jak. To je případ toho „zametla“ – když tam nic neřeknete, vyrozumívá se „podlahu“. Když máte telefonát a řeknete: „On rychle zavěsil,“ nemusíte říkat, že sluchátko, dokonce by to znělo divně. A u některých sloves ten akuzativ vynechat prostě nejde. Tomuhle jevu říkám frazeologizované vypuštění valenčního členu. Ale jak zjistit, u kterých sloves to je možné, je větší problém – ale empirický. OD: To je asi problém, protože to tam vlastně není… JP: Vlastně to ve velkém korpusu [ČNK] nemůžete hledat, protože to tam není. OD: Ještě by mě zajímalo, jak moc důležité vám přijdou příklady u hesel ve slovníku. JP: Co teď řeknu, bude subjektivní názor: Bez příkladů není žádný slovník – nejen valenční – dobrý. Někdy bych řekla, že je příklad důležitější než výklad toho hesla, protože pro popis významu neexistuje vymezený metajazyk. V jazyce výkladů hesel neexistují závazná pravidla, jsou to více méně volné parafráze. V tradičních slovnících je patrné, že tohle heslo zpracovával jiný člověk než támhleto, protože ten popis používá úplně jiná slova. Pro mě je příklad jeden z nejdůležitějších. Myslím si, že pro normálního uživatele, ne lingvistu, je to taky důležité. Ale když je příkladů moc, tak to moc nabobtná, což taky není žádoucí… OD: A když je to na webu, třeba… JP: Když je to online, tak je jedno, jestli to nabobtná. Víte, než jsem přišla na to, že v tom německém slovníku si můžu heslo rozvinout, tak mi to taky chvilku trvalo, ale… člověk si může otevřít takovou zónu hesla, kterou potřebuje. VALLEX je snad v podstatě taky tak dělaný. Obecně řečeno si myslím, že bez příkladů to není správný slovník. 146

OD: A je pro vás důležité, aby byly příklady z korpusu… nebo stačí nějaký vymyšlený… JP: Donedávna jsme neměli korpus, takže to muselo stačit bez něj. Ve VALLEXu jsou myslím právě i takové řídké, frazeologizované významy, že jsou introspektivní. Dělá to inteligentní člověk, tak si ten příklad vymyslí. Samozřejmě je reprezentativnější když je příklad z korpusu. OD: Já jsem taky od někoho slyšel, že mu ty vymyšlené příklady přijdou vlastně jednodušší na zacházení. Že z nich je vždycky hned vidět… zatímco v korpusu je často spousta balastu, kterou si člověk musí odmyslet. JP: To je pravda, ale ta korpusová věta se dá jakožto příklad nějakého jevu okleštit, tedy zjednodušit. Jde pak o to, jestli tam napíšu, že to je z korpusu, nebo ne. OD: Takže jde hlavně o to, aby to bylo čitelné a přehledné. A korpus je hezký, ale není úplně nutný. JP: Máte pravdu, že přehlednější a jednodušší jsou příklady, které si někdo vymyslel. Mně ale pak přijde, že tam někdo plácne věcně nesmysl, jen aby daný jev demonstroval. „Umělé“ příklady musí být rozumné. OD: V podstatě ano, spolehlivost těch údajů je taky docela důležitá. JP: Korpus je strašně užitečný, ale nemůže se říkat: Není to v korpusu, tak to v češtině není. A když je to v korpusu, tak to ještě není záruka, že je to česky – je tam spousta chyb. Člověk je rád, že ten korpus existuje, že nemusí vypisovat kartičky. Čeština ale není ohraničená korpusem. OD: Myslíte, že je pro valenční slovník důležité uvádět, která doplnění jsou obligatorní a která jenom fakultativní? JP: Myslím si, že je to důležité, určitě pro výuku a pro automatické zpracování – protože obligatorní doplnění ve větě prostě musí být. A nebyl by to valenční slovník, kdyby se to nerozlišilo, protože je to principiální dichotomie v teorii valence. Vy pracujete s VALLEXem taky, že? Tam mají typická doplnění. A proti tomu já teoreticky protestuji, protože to do valence nepatří. Autoři slovníku si to prosadili s ohledem na užitečnost při automatickém zpracování jazyka. Argumentují tím, že mnohem častěji se vyskytují doplnění typická než třeba fakultativní . Ale z hlediska čisté teorie valence to tam nepatří. OD: Mně ta typická doplnění přijdou užitečná. Kdybych se učil jazyk, tak by se mi možná hodilo vidět, jak vypadá typická věta, která obsahuje to dané sloveso. JP: To možná ano. Teď jsem protestovala jako člověk, který dělá FGP i teoreticky. Říkala jsem, že valence ve slovníku je dobrá pro automatické zpracování, a proto chápu, že typická jsou taky důležitá, protože je vysoká pravděpodobnost, že se s tím daným slovesem najdou. OD: Potom ještě k těm nálepkám: Mě by zajímalo, jestli vám přijde jako velký rozdíl, když v tom německém slovníku jsou dané jako akuzativní doplnění, nominativní doplnění; jestli je to důležité. Jestli je lepší mít ty nálepky vyloženě sémanticky, nebo jestli nevadí, když jsou jenom syntakticky definované.

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JP: To by asi vadilo… Já říkám „nálepka“ jenom zkratkám pro funktory. Bez nich vzniknou problémy s interpretací valenčních pozic - „dát někomu něco“, „infornovat někoho o něčem“ – který z argumentů je druhý a který třetí? Nechceme, aby „lékař informoval příbuzné o pacientovi“ mělo stejné ohodnocení jako „lékař informoval pacienta o příbuzných“, což by se bez „nálepek“ mohlo stát. OD: V německém mají vypsané nominativní, akuzativní, dativní nebo předložkové doplnění… Je to vlastně trochu obecnější, třeba ty předložky nevypisují přímo. JP: Protože je jich hodně. OD: Často je u toho slovesa jen jedna konkrétní předložka, ale tu se člověk dozví až v příkladech. Vlastně je tam ještě taková věta, že „někdo něco někomu“, a tam jsou ty předložky ještě vyjmenované. JP: Takže otázka zní tak, jestli si poradím s takovým valenčním rámcem, kde bude rovnou nominativ, dativ, akuzativ… OD: V podstatě ano. JP: Pak je to ovšem valence v trochu jiném významu, v české tradice se tak popisuje „rekce“, tedy něco čistě povrchového. Pro jisté účely s tím, na co jste se ptal, vystačím, tak je to v podstatě zachyceno vběžných výkladových slovnících. Ale třeba když sloveso připouští pasivum, tak bych měla vědět, která z valenčních pozic se stane na povrchu subjektem. To by mělo ve valenčním slovníku být vyznačeno, protože v našem pojetí to je nejen patiens, ale někdy je to adresát, někdy je to efekt… Asi bych odpověděla, že běžný uživatel na tom nebude lpět a nebude to pro něj tak důležité. Ale jakmile se chci o tom jazyce něco dovědět, vlastně tím pronikám do základů syntaktické stavby. O aktoru se říká, že je hierarchicky nejvýš, a podobně. OD: Takže je to důležité hlavně pro porozumění té syntaxi, ale kdyby se někdo do toho slovníku chtěl podívat jen kvůli nějaké vazbě, potom to až tak důležité není. JP: Ledaže by tam někdo našel nominativ-dativ-akuzativ a omylem dal to, co je v akuzativu, do dativu – nějaké české příklady jsem už zmínila. OD: Vím, co myslíte – kdyby ty doplnění prohodil… JP: Kdyby to prohodil. To se vlastně u méně známých sloves může stát, ale… OD: V němčině jsem byl u slovesa „beneiden“ strašně dlouho ovlivněný češtinou. To znamená „závidět“, ale my závidíme „něco někomu“, zatímco v němčině je „beneiden jemanden um etwas“, vlastně „někoho o něco“. A já to nevěděl a do akuzativu dával tu záviděnou věc a ne toho člověka. JP: Taky argument ve prospěch „nálepek“. Navíc do toho slovesa líp kognitivně vidíte, když máte označené, že dativ je adresát a ne něco jiného. OD: Takže ten vhled do té sémantické situace. Dobře. JP: Říkal jste, že mi něco ukážete. OD: Chtěl jsem se zeptat, jak na vás bude působit jedno sloveso [„beleidigen“ zobrazené na tabletu], které jsem si vybral z toho německého slovníku – způsob zpracování a tak, nebo i ta doplnění…

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JP: Na mě ten slovník zapůsobil moc dobře. Říkala jsem si, že to mají přehledněji uspořádané než my, designově je to skvěle udělané. Oni uvádějí poměrně hodně příkladů, ale zase se na ně nemusíte dívat, když nechcete. Tady Sub znamená subjekt? OD: To je subjekt. Potom Akk, to je akuzativ… JP: To je divné, to je taková směs. A tohle je předložkový pád a tohle je adverbium. OD: Ano. JP: A ten předložkový pád a adverbium tam nemusí být, kdežto tyhle dva… OD: A znamená to „urazit“ – „někdo urazí někoho něčím a v něčem“. JP: „Někdo někoho něčím a v něčem“… to bych souhlasila. Myslím, že to mají hezky propracované, pokud bych to mohla z těch tří sloves posoudit. Je to pěkné. Taky se mně na tom líbí, že v příkladech jsou jsou i ta doplnění, která nejsou valenční… nebo jsou nepovinná. OD: Já jsem to pochopil tak, že jsou považované za valenční… ale fakultativní. JP: Asi ano. Ocenila jsem, že se tu udává tvorba pasiva – Sein-Passiv. Taky jsem tu viděla údaj o reciprocitě. A tady je ještě poznámka… OD: Ano. „V generických větách se může vynechat i akuzativní doplnění.“ Tady je příklad: „Může umění vůbec urážet?“ JP: To je takový ten typický příklad – jak jsem mluvila o „zamést“ a „zavěsit“. Říkala jsem si, že bychom to taky měli mít taky takhle graficky hezké. Ty zóny se tu dobře oddělují. Design se mi líbí, teoreticky bychom bychom se zřejmě rozcházeli. Nelíbí se mi např. to, že akuzativ a subjekt se používají ve stejné kolonce hesla. To jsou přece pojmy z různých oblastí, rovin jazyka. OD: Mně třeba přijde divné, že „něčím někoho urazit“ a „v něčem ho urazit“ jsou považovány za nějakým způsobem valenční, i když fakultativní. Ve VALLEXu je „někdo urazí někoho“ a tím to končí. Ještě je tam „něčím“ jako typické doplnění. JP: Tohle je samozřejmě empiricky hrozně důležitá otázka – jak to rozlišit. Pokud to jde, používáme dialogový test. Když se zeptám, čím ho urazil, tak ten druhý může říct „nevím“, že. Vím, že je uražený. Ten dialogový test sice funguje, ale někdy se zeptám a ten druhý neví, jestli má říct „nevím“, nebo ne. Většinou funguje, ale tohle by byl zrovna příklad toho, kdy bych chvilku váhala. Aby byl uražený, musím vědět, že mu někdo něco provedl. Musí mluvčí vědět, co se mu přihodilo, kdo ho čím urazil? Spíš nemusí, takže tato pozice není valenční. Ty příklady jsou z korpusu? OD: Ta první věta, kde jsou skutečně všechna doplnění, tak ta je podle mě – tam není napsaný korpus, u těch ostatních je většinou je dopsaný… JP: Pramen. OD: To mají docela podrobně. Ale tadyta věta z korpusu není a u většiny vět z korpusu nejsou ta doplnění všechna. JP: To už taky něco ukazuje, to už je taky docela dobré kritérium. Když to ve větách není, tak to asi má být v závorkách, nebo tam nebýt. OD: Oni na to mají nějaké testy – jestli se to dá z té věty vypustit a pořád bude gramatická…

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JP: To je ten zásadní test… To je první kritérium – když ta věta bez toho bude negramatická, tak prostě to valenční je. Tam nemůže být spor v teoriích, v příkladech, v ničem. A začíná to být problematické, když to tam být nemusí, prostě v těch „bolavých“ případech. OD: Nebo jestli se dá použít vytknutí do konstrukce s „a to“. JP: Pokud se jim toto kritérium osvědčilo, proč ne. Já s ním zkušenosti nemám. Jinak se mi ten německý valenční slovník líbí – to je z Mannheimu, že ano? OD: Ano, to je z Mannheimu. Mně se na tom hrozně líbí, že jednotlivá doplnění jsou v příkladech barevně vyznačená. Pak je to hrozně přehledné. Ale občas právě mám pocit, že tam jednak jsou doplnění navíc a jednak to dělení významů mně přijde často až moc jemné. Ale možná je to jenom subjektivní… JP: Najděte tam to „besuchen“ – zdálo se mi, že se tam jeden rámec opakuje. OD: Teď nevím, který myslíte… JP: Subjekt, akuzativ… OD: Vlastně opakují se jim rámce. Nemají tady pravidlo, že ty rámce se nesmí opakovat. Vlastně je to vždycky „někdo navštíví něco“. Nevím, já bych to vůbec nerozlišoval – tenhle význam je napsaný jako „někdo je někde zapsán, aby dostal nějaké vzdělání“. To je první význam – „navštěvovat“, asi univerzitu. Tady je „někdo se něčeho účastní jako posluchač“. Přijde mi, že to je úplně to samé. Ale nejsem si jistý. Možná, že v češtině bychom asi řekli tady „navštěvovat“ a tady „navštívit“. Ale v němčině tenhle rozdíl nemáte. JP: Mimochodem, to ve VALLEXu pokládají taky za důležitý rozlišovací rys – když se to různě překládá do angličtiny nebo jiného jazyka.. OD: Tady je vlastně víceméně taky to samé – „něco si prohlédnout“, „navštívit Prahu“ jako turista. Nevím, jestli „navštívit koncert“ a „navštívit Prahu“ je rozdílný význam. Já bych to považoval za to samé. JP: Já bych jim vytkla, že to je stejně zapsané. Ale ono to je rozlišené v tomhle řádku, ne? OD: Tady. Tady je „jemand ist an etwas eingeschrieben“ a tady „jemand nimmt an etwas teil“. JP: Ta výtka by byla, jestli to nemá být výš – aby to bylo vidět, proč tam je „besuchen 1“. Ale to už je technické, to není důležité. OD: Některá slovesa mají podle mě hodně významů. Třeba „gewinnen“ – „vyhrát“ nebo „získat“ – má asi 12 významů a já bych tam viděl tak čtyři možná… JP: V tomhle nemáte oporu nikde a nikdy. Je to vždycky věc těch dvou, tří lidí, kteří to heslo zpracovávají. Nechci tomu říkat „anotátorská shoda“, ale diskutují o tom, kde mají problém. A počet významů je předmětem té diskuse. OD: Už jsem to našel, je jich dokonce 13. Tady je „vyhrát nějakou cenu“, „vyhrát nějaký zápas“… tohle nevím, co je… přinést cenu… JP: „Kein passiv möglich“. To je pěkné. Zajímavé je, že v češtině to pasivizovat jde. OD: To znamená, že nějaké číslo vyhrává. A to je něco jiného, než když já vyhraju něco v loterii…

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JP: Jen to asi není pro automatické zpracování – tam je všechno slovy… OD: Není. JP: Proto my píšeme „-pas“ a „+pas“, aby se to dalo nějak zakódovat. OD: V zásadě by se dalo někde mít tabulku, která by říkala, že když my máme „-pas“, tak v tom slovníku na webu může být napsáno… JP: Celá tahle věta. OD: Přišel by vám zajímavý dvojjazyčný valenční slovník? JP: Jeden francouzský doktorand, který studuje slovinštinu, uplatnil metodiku a notaci z VALLEXu v kontrastivním pohledu a jednou nám výsledky na semináři předváděl. Zejména se mi líbí – to je ale zase takové subjektivní – zachycení valence tam, kde jsou odchylky. Na tom tradičním „někdo něco“ toho zas tak moc není, ale kdyby tam bylo takové to „závidět“ a „obejít se s“ v angličtině a „bez“ v češtině… OD: Takže myslíte, že by ten dvojjazyčný slovník byl dobrá věc… JP: Asi ano. Když máte mateřský jazyk a cizí jazyk, v kterém si máte osvojit to sloveso s valencí, bylo by dobré vidět to kontrastivně. OD: Mně přijde jako jediný problém, že se zase budou muset dělat oba směry. Že asi se to nedá udělat obousměrně… JP: Ne, no by neměl být problém… OD: Myslíte, že to půjde udělat? JP: Pokud to bude ekvivalent, tak by se teoreticky měly lišit jen formy. Ale může se stát, že to sloveso v jiném jazyce bude mít dokonce i jiné funktory, nejen formy. Pak to znamená, že strukturuje význam v každém jazyce jinak. Takže i tím by to bylo užitečné, nejenom ty formy. OD: Takže by byl jeden český rámec a jeden německý a jednotlivá doplnění by se na sebe musela nějak namapovat. To by vlastně ospravedlňovalo ten systém, že se dělí významy, když se to překládá jiným způsobem. Tady by se to muselo použít určitě. JP: Ano.

František Štícha Transkript des Gesprächs am Institut für tschechische Sprache der Tschechischen Akademie der Wissenschaften in Prag vom 26. Juni 2013 FŠ: Tak povídejte, co byste si přál. OD: Mně by šlo hlavně o vaše názory a zkušenosti… FŠ: Specifické zkušenosti s valenčními slovníky mám velmi malé a útržkovité a amatérské. A názorů mám asi ještě míň než zkušeností, nad tvorbou ani využíváním valenčních slovníků jsem se nikdy soustavněji nezamýšlel. Spíš je mám k dispozici, vím, jak vypadají a že je každý jiný. Tady vidíte tyto tři [Valency dictionary of English, VALBU, Slovesa pro praxi]… Ten druhý český knižní je zase jiný než tady ten, který dělala Prouzová a kolektiv. Je to celkem přirozené, tak jako každá gramatika je jiná, tak i každý valenční slovník je jiný. 151

OD: Já to zkusím obecněji… jaká je vaše představa o valenci? FŠ: Samozřejmě každý syntaktik musí mít nějakou představu o valenci, dříve nebo později se musí s tím pojmem seznámit a více či méně s ním přichází do styku a zamýšlí se nad tím. Podobně jsem na tom byl i já. Já jsem se zabýval hlavně takzvanou diatezí, což vyšlo z mého zájmu o zvratná slovesa. Od něj jsem se dostal k pasivu, k rezultativním konstrukcím a k diatezi, kde o valenci jde spíš prakticky než teoreticky. Tam jde o to, jak se ty komponenty jedné struktury různě přemisťují. Do styku s valencí jsem se dostal prakticky, když jsem uvažoval o různých strukturách diateze, co je primární, co je sekundární. Tam člověk pracuje s valenčními strukturami, ale nezabývá se teorií valence. OD: Ale nějaké pojetí vám může být příjemnější pro práci, nebo užitečnější… FŠ: Jistě, ale já jsem nikdy nebyl teoretik tohohle typu, mně nešlo v prvé řadě o vytváření teorií, koncepcí, ale o poznávání jazyka. I když jsem sepisoval něco teoretického, primárně mi šlo o to, poznat jazyk, poznat soustavy struktur, které jsou skryty v množství textů a nelze je vyčíst z jednotlivých vět – teprve ze srovnávání určitého množství textu. Pochopitelně jsem četl řadu pojednání o valenci a vždycky mě zajímalo, do jaké míry ty teoretické koncepty vycházejí z reality jazyka. Bohužel tomu tak často není. OD: Takže nějaký teoretický koncept vám přijde až druhotná věc, hlavní je zaměřit se na jazykový materiál… FŠ: Tak by se to dokonce dalo říct, ano. V teorii valence jsou určité opěrné body, ale toho je poměrně málo. Východiskem může být rozlišení těch dvou aspektů, kterým se většinou říká sémantická valence a syntaktická valence. Další aspekt je obligatornost nebo neobligatornost komplementu přítomného ve valenční struktuře, možná by bylo lépe to v prvním kroku vidět takto dichotomicky. Známý je přístup Františka Daneše, který pracoval s trichotomií: obligatorní, potenciální, fakultativní. Danešův přístup se mně dost líbil, ale většinou se pracuje s dvojčlennou subpozicí. Upřímně řečeno nevím, proč, moc to nechápu, Danešova trichotomie se mi líbí víc a sám přirozeně tíhnu k tomu, abych z ní vycházel. Když se řekne „obligatorní komplement“, tak si myslím, že bychom tomu měli rozumět tak, že ten komplement je skutečně nejen systémově potenciálně přítomen v nějaké predikační struktuře, ale že bude přítomen i v konkrétní větě, vždy. OD: To znamená, že ho z té věty nemůžu vypustit… FŠ: Ano, nikdy prostě – ani když je kontext zcela jasný, tak nelze to slovo z té věty elidovat. Ale jestliže se pracuje s dichotomií obligatorní-fakultativní, tak se obligatornost zřejmě pojímá nějak obecněji a snad i vágněji, nevím. A tou obligatorností se myslí jednak to, co jí myslel Daneš, ale i potencialita. Já si ale myslím, že je prakticky užitečné rozlišovat, jestli máme absolutní obligatornost nebo jenom potenciální. Vezměme třeba jeden z nejznámějších příkladů, „číst“. V Danešově pojetí bude objektový komplement potenciální, ale ve všech jiných pojetích je obligatorní. Ale přece je třeba rozlišovat „naše Evička už čte“ a „Eva čte noviny“, kdy ty „noviny“ nemůžete vypustit, protože „Eva čte“ znamená „knihu“. Kdyby tam bylo nějaké adverbium – „už“ – „naše Evička už čte“ – tak to má dispoziční vý-

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znam. Takže máte nejrůznější případy – „Eva čte“ – něco konkrétního, kontext, situace určí, co. Nebo „Eva čte“ – umí číst. Ale obvykle ne v této holé větě, ale v nějaké větě, kde jsou nějaké specifikátory, které indikují konkrétní význam. „Naše Evička“ – to deminutivum… v našich podmínkách nebude mít smysl říkat o dospělé ženě, že umí číst. Tím už narážím na spoustu aspektů valence, od ryze formálních záležitostí – počtu a konfigurace typů komplementů – až po pragmatiku a znalosti světa a sociální realitu. Toto všechno hraje roli v jazyce vůbec, takže i ve valenci. Takže bych byl pro to, rozlišovat obligatorní a potenciální. Ale je to třeba ještě specifikovat. Vždycky musíme říct, co tou obligatorností rozumíme, protože absolutně v jazyce nefunguje skoro nic – vyjma formální morfologie, tam jsou absolutní normy. Možná, že jsou některé i syntaktické, pořadí příklonek, třeba. Ale pokud jde o to, zda nějaký komplement je ve větě absolutně nutný nebo ne, tady absolutní normy nejsou. Myslím, že nelze říci o žádném komplementu, že je absolutně nutný v nějaké větě v jakémkoliv textu. A to nemám na mysli jenom expresivitu humoru a podobně. V úvodních partiích prací o valenci lze často najít takové triviální příklady, jako že v češtině nemáme větnou strukturu: „Naše teta navštívila“, že tam vždycky musí být objekt „koho“, a že tedy sloveso „navštívit“ je dvouvalenční, implikuje subjekt a objekt v akuzativu. Ale zejména v umělecké próze má často autor velmi specifické důvody pro to, aby třeba napsal „Naše tetička ještě nikdy nenavštívila“. Teď si vzpomínám na jeden příklad… to je z nějaké prózy, je věta, která končí tranzitivním slovesem, jeho objekt není lexikálně vyjádřen a následuje: „Objekty si libovolně dosazuje podle potřeby“, nebo něco takového. O absolutní obligatornosti by se tedy nemělo mluvit. Mohli bychom mluvit o tom, že objektový komplement je obligatorní dejme tomu za normálních okolností, ve standardním spisovném textu, nemá-li jít o nějaký zvláštní efekt a podobně. Pak bychom mohli říci, že sloveso „navštívit“ vyžaduje obligatorní objekt a že věty jako „Eva navštívila“ jsou negramatické. Já tahkle postupuju a říkám relativně negramatické. OD: Jasně. FŠ: Poměrně málo se to ví, ale má to značný smysl myslím hlavně proto, že různé jazyky se v těchto normách velmi odlišují. Kde je v jednom jazyce relativně obligatorní objekt, v jiném jazyce není. To jsem třeba tady nalistoval ve valenčních slovnících: U slova „vysvětlit“ v základním významu „vysvětlit někomu něco, čemu nerozumí“ v češtině i němčině obligatorně slovně vyjádříte ve větě, zejména psané, oba ty objekty. "Můžeš mi to vysvětlit?"Ale máme zvláštní případy, kdy se v češtině i v němčině ve stejné funkci ten dativní objekt, adresát, eliduje: „Můžete to vysvětlit?“, obrací se novinář na politika. To ale většinou znamená nějaké stanovisko, nějaký názor, a jde tedy o trochu specifický význam. Myslím, že když se nad tím zamyslíme a podíváme se do korpusu, tak se ukáže jako zcela evidentní, že mezi „Můžete mi to vysvětlit“ a „Můžete to vysvětlit“ je významový rozdíl, poměrně výrazný. OD: Takže nemyslíte, že třeba ten jeden… FŠ: Náhoda? V syntaxi je výjimečně něco zcela fakultativní, zcela libovolné, náhodné – výjimečně. To je moje mnoholetá zkušenost.

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OD: Já jsem spíš myslel známé z kontextu. FŠ: To principiálně nehraje vůbec roli. Jestli něco je více či méně známé z kontextu, ze situace, znalostí světa, nehraje roli v tom, jak je obvyklé ten komplement ve větě lexikálně pojmenovávat. Bohužel často slyšíte nebo čtete opak. Říká se: „Vše, co lze vyvodit ze situace, z kontextu, lze elidovat.“ To zdaleka není pravda. Představte si takovou triviální situaci, že někomu něco podáváte a vyzýváte ho, aby to zahodil do koše. Takže mu to podáte, no a co řeknete: „Prosím tě, zahoď to do koše“, že ano. Řeknete tam to „to“ vždycky? OD: Asi ano… FŠ: To je tam pragmaticky zbytečné, absolutně zbytečné. Ale je to pevná norma. „Zahoď to“. Ale v ruštině ne. OD: Aha. FŠ: I francouzština se v tom liší. Rusové zájmenné objekty ve výpovědích často lexikálně nerealizují. Třeba v ruštině je běžné: „Zab'ju!“ Z hlediska češtiny tam jsou elidovány dva zájmenem vyjádřené komplementy: mluvčí – „já“ a adresát – „tě“. Ze vzteku říkáme: „Já bych tě nejradši zabil!“ – „Já tě zabiju!“. Rus řekne jenom „zab'ju“. Nebo „Bros!“ místo „Zahoď to“. Nevím, kolik je takových případů. Já jsem kdysi srovnával současnou češtinu, starou češtinu a ruštinu. Vypůjčil jsem si scénář ruského filmu a z něj excerpoval řadu případů typu „bros“. S tím vysvětlováním… v angličtině – „explain“ – to máte tady [Valency dictionary of English]. Přečtu jeden příklad: „I really should explain, began Bunbury…“ To je: „Opravdu bych ti to měl vysvětlit“ – oba ty objektové komplementy jsou elidované. To je běžné, to znám z anglické prózy. Podobně ve francouzštině: „Tu peux expliquer?“ – to je doslova „Ty můžeš vysvětlit?“ Tedy: „Můžeš mi to vysvětlit?“ Takže mě na valenci nejvíc zaujalo právě toto – ten úzus a normy pro lexikální nevyjadřování potenciálních komplementů. Protože právě se v tom jazyky liší – liší se čeština od němčiny, od angličtiny a francouzštiny. Ve všech těch jazycích celý život čtu, tak si toho všímám. Dokonce mám o tom v jednom sborníku studii. Na to téma existuje dost zajímavé literatury, celé monografie pro francouzštinu. Vzpomínám si i na jeden článek o „deletable objects“ v angličtině, tam je teorie a empirie vyvážená. Jmenuje se to „Verbs and deletable objects“, autorkou je Adrienne Lehrer. OD: Přijde mi zajímavé, že byste určitě byl pro dělení na tři skupiny těch participantů… FŠ: Nejméně. OD: To znamená, že třeba radši nějakou škálu od nuly do sta, nebo něco takového? FŠ: Ano, škálovitě to pojmout. Od absolutně obligatorní, relativně obligatorní „Eva navštívila“ až po vyloženě fakultativní případy typu „Eva si čte“. Ale tady zase jde o to, že když nepojmenujeme ten objekt, máme zpravidla na mysli jeden typ objektu – u „číst“ je to kniha nebo nějaký zábavný text. Obvykle to nebudou noviny a už vůbec ne třeba dopis. OD: M-hm… to asi ne.

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FŠ: Když budu sedět u počítače a číst si maily, přijde manželka a zeptá se: „Co děláš?“, tak neřeknu: „Čtu.“ Ani: „Čtu si.“ Řeknu: „Čtu si maily.“ U slovesa „otevřít“ to zase budou dveře. A ve specifických situacích… to je třeba všechno v té valenci brát v úvahu… u zubaře sedíte v křesle a on říká „otevřete si“, „vypláchněte si“ – zpravidla s tím dativním reflexivním „si“. Ale mimo tuto situaci můžeme prohlásit, že „Eva si vypláchla“ je negramatická věta. Protože tam ten objekt – ústa nebo cokoli – je tam obligatorně lexikálně třeba pojmenovat. Jedna věc jsou jazykové teorie, které té empirie moc nepotřebují. Druhá věc je jazyková realita, která je tak bohatá, že si to i málokterý lingvista dokáže představit. To odhalují v posledních letech korpusy. Čím větší je korpus a čím intenzivněji se s ním pracuje, tím víc člověk žasne a tím víc se ukazuje, jak je jazyk opravdu bohatý a složitý systém. Obsahuje stovky nebo tisíce pravidel a tendencí, norem, o kterých ani lingvistika dosud netušila, že existují. Teď jsem to možná trochu zjednodušil a přehnal, ale snad mi rozumíte, jak jsem to myslel. V popisu je tedy třeba zachytit škálovitost a mnohoaspektovost – formální syntax, sémantika, pragmatika, sociální realita a frekvence, distribuce v textech, poměry variant. Tím jsem se zabýval i ve svém článku o lexikálně nevyjádřených objektech – jde tu o znalost jazyka, jazykové normy „an sich“, o znalost světa a kontextu. Všechny aspekty se na tom podílejí. Jak identifikujeme objekt ve větě: „Eva postavila kufr na zem a otevřela“? V češtině to zpravidla budou dveře, ale v němčině spíš ten kufr. Když se podíváte do německého korpusu, tak zjistíte, že „otevřít dveře“ ku „otevřít“ se v německém korpusu vyskytuje třeba v poměru 10:1. A v češtině je to naopak 1:10. Čili v němčině zpravidla… Vidíte, jak je to nesmírně komplikované. A dělat nějakou takovou pustou chomskiánskou teorii, to na můj přístup k jazyku prakticky nemá smysl. OD: Když si vezmete nějaké heslo ve valenčním slovníku, co je pro vás důležité, aby tam opravdu bylo? FŠ: Já začnu úplně prakticky, máme tady tři valenční slovníky – a pro mě jednoznačně je nejlepší ten německý, VALBU. Je v něm všechno, co by podle mě v takovém slovníku mělo být, a navíc je přehledný. Tenhle [Valency dictionay of English] se mi zdá méně přehledný. I když si ve VALBU nepřečtete úvod nebo teoretický výklad, tak to pochopíte. Tady máte infinitiv – „erklären“, pod tím jsou významy „erklären 1, 2, 3 až 6“ a tady vidíte SBP – proto se podíváte do seznamu zkratek – Satzbauplan. Belegungsregeln – tady máte příklady na obsazení. I když jste to třeba nikdy neviděl, pochopíte, že NomE bude Nominativergänzung. Další – objekt a obsazení prvního objektu, druhého objektu a podobně. Pak jsou tady údaje o pasivizaci a o užívání korelátů, což si nevzpomínám, že by to v jakémkoli slovníku, obecném výkladovém nebo valenčním, bylo uvedeno. To je velmi důležité – pro větné komplementy v hlavní větě je nebo není takzvaný korelát. Někdy tam musí být, někdy tam nesmí být, někdy tam může být. OD: Vím, co myslíte. Kdysi jsem se to marně snažil najít v nějaké gramatice… FŠ: Já o tom mám poměrně dost v té srovnávací gramatice… OD: Tu jsem bohužel v tu dobu neznal.

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FŠ: Ve druhém vydání to bude ještě líp zpracované – do dvou let vyjde druhé přepracované vydání. Je tam odstraněno mnoho chyb a stovky nových dokladů. Pomohl mi s tím Marcus Gieger, který to velmi svědomitě četl. Tady mám zatrženo [ve VALBU] – u těch větných korelátů: „Diese Regeln sind verbabhängig.“ Možná to neplatí tak úplně doslova, ale principiálně to asi tak je. Rozhodně platí, že člověk, jemuž není němčina mateřským jazykem a chce ji ovládnout co nejdokonaleji, by si to měl ve většině případů ověřit – buď ve speciálním valenčním slovníku, nebo ve velkém výkladovém slovníku, kde by ty informace také být měly, ale zatím tam nejsou! VALBU je jediný slovník, kde jsou explicitní údaje o korelátech. Bohužel nelze předpokládat, že ani tento slovník není absolutně spolehlivý. Teď tedy nejde o koreláty, to myslím obecně. Už jsem zmiňoval „erklären“, že je češtině i v němčině nepochybně rozdíl mezi „Můžete mi to vysvětlit“ a „Můžete to vysvětlit“. A tady je „mi“ jenom v závorce a uvedeno, že je to fakultativní. V některých příkladech ten dativní objekt je, jinde není, a teď uživateli, něco si z toho vyber. Pokrok lingvistiky by měl spočívat v tom, že by jednou vznikl nový valenční slovník němčiny, který bude ještě lepší než tento. V tom smyslu, že bude obsahovat vše pozitivní z tohoto a navíc tam budou ještě informace, které tady scházejí. Konkrétně, že bude rozlišena ta škála od absolutní obligatornosti k absolutní fakultativnosti těch komplementů. To znamená, že u „erklären“ ten dativní komplement je někdy skoro obligatorní v určitém specifickém významu, v jiném specifickém významu zase je téměř obligatorní jeho absence. OD: Takže byste byl pro nějaké hodně jemné rozlišení významů… FŠ: Určitě, co nejjemnější – všechno, co v tom jazyce existuje. To je přirozené, že bychom se měli snažit to reflektovat, zjistit, identifikovat, popsat. Že se nám to vždycky nepodaří, je věc druhá. Ale musíme se o to snažit, v tom je podle mě hlavní smysl lingvistiky. A pak by ten valenční slovník měl mít takovýchto svazků několik, protože tady je asi 600 sloves. Samozřejmě, že ty nejběžnější, tak tady je řekněme 50 % informací, které nepotřebuju ani já. Nebo možná 80 %. Čím víc bude svazků, tím se podíl informací, které nebudu potřebovat, bude zmenšovat. OD: Chápu. Takže co největší pokrytí. FŠ: Samozřejmě. A spíš ty méně frekventované jevy. Za několik let, co mám ten slovník, jsem se do něj párkrát podíval, dejme tomu dvacetkrát. A z toho osmnáctkrát mi to nepomohlo, protože tam nebylo, co jsem hledal. To je samozřejmě takový hrubý odhad. OD: Já jsem se zkoušel koukat na některá slovesa a srovnávat je v E-VALBU a VALLEXu. A taky jsem měl pocit, že když vezmu sloveso z VALLEXu a hledám v E-VALBU jeho překlad, většinou nenajdu. Opačným směrem jsem většinou našel, protože VALLEX je větší – tam je tři tisíce sloves, možná ještě víc. FŠ: No vidíte, to je rozdíl, jestli 600 sloves, nebo 3000. Já se ke své velké hanbě přiznám, že jsem si támhleten slovník ještě pořádně neprohlédl. Člověk nemůže dělat všechno. Já mám spoustu jenom lingvistických zájmů a kromě toho ještě řadu jiných.

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OD: Já jsem si vytisknul jedno sloveso [„beleidigen“ – „urazit“], na které jsem se díval, z E-VALBU a VALLEXu. A chtěl bych zeptat, jak to na vás působí, nebo co vám přijde lepší… FŠ: A oč jde konkrétně? OD: Mně jde třeba o to, že tady těch doplnění je jiný počet… a třeba i o to zpracování. FŠ: Vám jde o to, porovnat ty koncepce? OD: V podstatě ano. FŠ: To takhle narychlo nezvládnu… „Beleidigen“ odpovídá tady tomu druhému významu, že. Ano, „způsobit urážku“. Patiens je obligatorní, v akuzativu, co znamená MEANS? OD: To je instrument a je to typické… FŠ: Aha, to je zajímavé, typické. To mě ještě nenapadlo. To registruju prvně v životě, že se ve valenci pracuje s pojmem typický komplement. Mně se to okamžitě zalíbilo. „Urazila ho svou poznámkou“, tady to je. To typické, to mě zajímá. Hned mě láká se podívat do korpusu, jak často se tenhle typ komplementu vyskytuje v reálných textech. Můj subjektivní dojem je takový, že to časté nebude, ale jestliže to má být typické, tak by to mělo být i časté. Pokud ne, mělo by v tom slovníku být dost přesně vysvětleno, co to znamená. OD: Řekněme, že když se to vyskytuje více než tolika a tolika procentech případů, tak to můžeme považovat za typické? FŠ: Anebo by to taky mohlo možná být nějak komunikačně závažné. OD: Jasně. FŠ: Mně se to zdá přehledné. Co znamená ACT? OD: To je aktor… FŠ: To je ten nominativ… subjekt, podmět… OD: Víceméně je to hodně syntaktická funkce… FŠ: Je to ten první komplement. Je obligatorní, jasně… a teď je důležité, že ten akuzativní komplement je taky obligatorní. Ale v jakém smyslu obligatorní? Nějaký spisovatel by určitě dokázal vytvořit větu, kde by ten objekt nemusel být lexikálně pojmenovaný. Například – v tom obecném smyslu to lze téměř vždy: „Rád uráží“. O tom jsem mluvil. Ten pojem obligatornosti nebo ten fenomén, status obligatornosti je třeba se pokusit nějak definovat. OD: Tam si myslím, že ta definice je založená na Funkčním generativním popisu. To rozlišení tam bylo založené no tom, jestli v dialogu, pokud já ten komplement nepoužiju… FŠ: Otázkový test. OD: Ano, jestli to je normální průběh nebo ne. A třeba v E-VALBU jsou takové syntaktické testy… jestli ta věta je pořád gramatická, když to vypustím, jestli to můžu vytknout… FŠ: Dobře, ale tyhle testy počítají zase s introspekcí a s něčím, čemu bychom mohli říct běžný úzus. Ale kdo o tom rozhodne? Rozhoduje buď úzus a frekvence, na to jsou korpusy, nebo funkce. Jestliže něco je takové, pak z toho něco plyne. Ta funkce může být strukturní, anebo sdělná, komunikační, a to je nejproblematičtější, protože tam může být ryzí subjektivno. Bylo by třeba to vyvozovat

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buď zase z korpusového úzu, nebo dělat sociolingvistické výzkumy, dotazníky a takové věci, ale to se dnes už nedělá. Už na to není ani nálada ani peníze, nebo na to není čas, všechno dohromady. OD: To by bylo asi hodně náročné… FŠ: Velkou roli jistě hraje vid. „Eva urazila“ nebo „Eva urazí“, to mimo kontext jednoznačně můžeme považovat za negramatické. Hlavně kvůli těm třem různým významům je to zcela nesrozumitelná věta. Ale když užijeme imperfektivní formu: „Eva uráží“, už je to jiné. A když tam doplníte „ráda“, tak už je to úplně jasné – „Eva ráda uráží“. Tu obligatornost můžeme definovat tak, že je to nutná přítomnost za určitých podmínek… v holé větě, u dokonavého vidu… nevím. Ale zas by bylo třeba zkoumat ty texty, kde se věty typu „Ona ráda uráží“ vyskytují. Na tyhlety věci korpus nikdy není dost velký. OD: Ještě by mě zajímalo, co říkáte na to, že tady je „jemand beleidigt jemanden mit irgendetwas in etwas“ – „něčím“ a ještě „v něčem“. Ten příklad je „Mit dem Vorwurf des Plagiats hat der Kritiker ihn zutiefst in seiner künstlerischen Ehre beleidigt“… FŠ: „Urazil ho v“… tím se může němčina lišit od češtiny. Tím doplněním – tím „in etwas“. Nám to zní zvláštně, ale v němčině je to možná běžnější. Člověk by měl okamžitě pojmout podezření, že nejde o chybu autorů, ale odlišnost jazyků. OD: Když jsem se na to díval v korpusu, tak jsem neměl pocit, že by se to nějak moc lišilo… ale… FŠ: „Urazit v něčem“, to bych v češtině pokládal za divné, až možná negramatické. Můžeme se podívat do korpusu – mám se podívat do korpusu? Ne, teď ne, když to natáčíte… OD: Já se na to určitě ještě budu dívat. Mám nějaké příklady z paralelního korpusu. Zatím jsem prošel jen ty německé a přišlo mi, že to „v něčem“ se tam se vyskytuje spíš málokdy. FŠ: Bylo by potřeba se podívat do českého i německého a porovnat to. Kdybychom zjistili několikanásobně větší výskyt v německém korpusu, tak by se potvrdil náš předpoklad, že v němčině to je obvyklé nebo normální, v češtině ne. OD: Ještě by mě zajímalo, jestli se často setkáváte s tím, že lidé v těchhle věcech chybují… FŠ: Teď vám přesně nerozumím – myslíte Češi v němčině, nebo Němci v češtině? OD: Oboje. Anebo Češi v češtině taky… FŠ: S tím asi nemám žádnou zkušenost. Ale sám se sebou mám zkušenost. Když víte, že v němčině jsou korelativa v souvětí častější, máte tendenci dávat je i tam, kde v němčině nejsou – vzpomínám si, že několikrát už mi rodilý němec škrtnul „es“, kde já jsem ho užil. To jsou z hlediska běžného uživatele naprosto pominutelné detaily, i když rodilý uživatel toho jazyka se často zasměje, když čte takovou větu. Jádro toho, čemu říkáme valence, je to, čemu se říká běžněji „slovesná vazba“. A ve vazbách se chybuje a ve vazbách chybují i rodilí mluvčí běžně. Vzniká – to popsal už Šmilauer – atrakce, zeugma, to jsou velmi běžné jevy. Když jde o nějaké nedbalostní zkřížení vazeb a podobně, v kterém evidentně nelze shledat funkčnost, tak to je možno považovat za chybu. Dejme tomu, když někdo řekne místo: „Uvažujeme o tom“ „Uvažujeme s tím“ – podle „Počítáme s tím“.

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OD: Taková interference… FŠ: Obecně tomu lze asi nejlíp říct interference, opravdu. Když dojde k evidentně komunikačně nefunkční interferenci, tak je to chyba. OD: Takže považujete za docela důležité, aby se na vazby dbalo. FŠ: Ty vazby jsou desítky, stovky let v bežném úzu a nikomu to nevadí, naopak to prospívá našemu dorozumívaní, že rozlišujeme „počítat s něčím“ a „uvažovat o něčem“. Když najednou po 50 nebo po 300 letech čirou náhodou někdo v médiích pronese „uvažujeme s tím, že…“ a je třeba celebrita, tak to hned celý národ začne opakovat. Tak to je jeden z problémů našeho života – napodobování je nutné, ale mělo by mít jisté hranice, nemělo by být bezbřehé. Jazyk tvoří průměr. S tím se musíme smířit. A většinou je to v pořádku. Je úžasné, že do tvorby jazyka nezasahují jenom spisovatelé a publicisti, ale kdokoli. Dokonce pokud jde o češtinu, tak to se tak obecně ví, že češtinu udržoval lid… možná dokonce po několik set let, od Bílé hory po národní obrození.

Marie Vachková Transkript der E-Mails von 6.–9. Juni 2013 OD: Zkuste popsat, co si Vy osobně představujete pod pojmem „valence“. MV: Nebudu tedy vypočítávat odkazy na valenční teorie, ale držet se těch „představ“. a) Když jsem studovala, tak se mi se slovem valence vždycky jako úplně první vybavovala moje oblíbená chemie. b) Dnes – pod vlivem lexikografické práce – se mi vybaví valence jako memento: při zpracování hesel (a to nejen sloves, ale zatím především při revizích valenčně velmi zanedbávaných substantiv a adjektiv) pořád dbát na to, aby člověk podchytil všechny podstatné vazby a nejčastější variabilitu jejich lexikální a syntaktické podoby. S tím patří potíže podchytit instruktivním způsobem sémantickou a logickou valenci. Je to dost dobrodružné, i u substantiv často dochází k překvapení: jak v němčině, tak v češtině! Vždy by se měla zohlednit frekvence, postupovat od nejčastějších a nejpevnějších kolokací/koligací k těm periferním (méně frekventovaným). Velmi často zaznamenávám velkou „rozkolísanost“ (do uvozovek dávám proto, že právě ona je zajímavá z kognitivního hlediska): Tak např. „Beurteilung über ein Hotel“ vs. méně zastoupené „Beurteilung eines Hotels“. Co všechno nám toto „kolísání“ prozradí? (etw4 beurteilen + über jemanden, etwas urteilen; dále velmi zajímavé preference lexikální, kde se frekvence dost mění s výměnou kolokačních partnerů atd. atd.) A zde musím asociativně říci, že nenalézám odpovědi tam, kde bych je chtěla najít, srov. další otázka. c) Často se zabývám filosofickou dimenzí valence. Jelikož valence je odvozena od slova valeur, nabízí se celá řada paralel na obecnější úrovni, tu 159

lidskou nevyjímaje. Cena prvku nějakého souboru je dána vztahy/kvalitou vztahů, které prvek navazuje/je schopen navázat s ostatními prvky. OD: Jaké by podle Vás mělo být určení valenčních slovníků? Kde nejspíš najdou využití? MV: Adresáty valenčních slovníků by samozřejmě neměli být jen lingvisté. Měli by to být hlavně učitelé, redaktoři, spisovatelé, překladatelé – tedy lidé, kteří hlídají a spoluvytvářejí normu. Také autoři učebnic češtiny a slovníkáři. Velký zájem o valenční slovníky panuje vždy u těch, kdo studují cizí jazyk. Porušování normy v oblasti valence se vyskytuje hlavně v mluveném jazyce („přemýšlel na to, jak se tam dostane“), ve škole se i toto velkoryse toleruje, protože k vlastním chybám se neradi vracíme, málo se navzájem opravujeme. Ale toto je pouze součást většího problému – malá úcta k jazyku v běžné komunikaci. Nevím, zda učitelé na nějakém gymnáziu doporučují valenční slovníky. Spíše asi naivně vkládají naději do slovníků klasických – výkladových a překladových, pokud je toto vůbec trápí. Vím, že práce se slovníky v osnovách je, ale v praxi patří na většině škol k periferii. OD: Jaký je podle Vás vztah valenčních slovníků a slovníků klasických? MV: Tato otázka je velmi obecná, dávám tedy obecnou odpověď. Valenční slovníky jsou slovníky speciální, zaměřené na valenci sloves, substantiv, adjektiv (viz staré svazky dvojice autorů Helbig-Sommerfeldt). Tyto byly/ jsou pro běžného uživatele kvůli formalizaci popisu dost těžko přístupné a kromě toho představují pouze výběr slovní zásoby. Kvůli nedostatečné materiálové základně taky někdy nepopisují valenci vyčerpávajícím způsobem. Slovník výkladový jednojazyčný by měl zprostředkovávat údaje o valenci vhodným výběrem struktur a měl podchytit relevantní sémantickou i logickou valenci. OD: Zvlášť Vás bych se rád zeptal, jak se pracuje se slovesnými vazbami ve Velkém akademickém slovníku, který připravujete. MV: Na slovesa se teprve chystáme, jelikož dáváme nyní do internetu po částech hesla adjektivní a později i ta substantivní, tedy vše, co prošlo revizemi. Vzhledem k tomu, že je těchto ca. 100 000, jde to (bez peněz) pomalu (i když jistě) dopředu. Koncepce sloves byla vloni přepracována, mohu Vám dát k dispozici rastr. Hlavní zásadou je, že u většiny sloves valenční struktury určují princip organizace heslové statě. Protože člověk, který dešifruje cizí jazyk, se často orientuje podle slovesných vazeb. Vodítkem je Langenscheidt GWDaF. Velmi důležitou pomůckou bude kookurenční analýza a pro kontrolu též VALBU. OD: Když si představíte heslo ve valenčním slovníku, co by v něm podle Vás nemělo chybět? MV: Valenčních slovníků může být tolik typů, kolik je cílových skupin – adresátů! Podle adresáta se bude řídit 1. koncepce 2. obšírnost informační nabídky 3. míra formalizace 4. layout a hlavně náročnost příkladových syntagmat/vět.

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Pokud půjde o valenční slovník pro školní užití (např. němčina jako cizí jazyk), půjde určitě o jiný typ organizace dat než u cílové skupiny s vědeckými ambicemi, např. pro vysokoškolskou výuku. Co by nemělo chybět: lidsky organizovaná heslová stať. Výmluvné příklady. A taky deskripce kolísání s poznámkami. Minimum formalizace. Pro vědce – viz níže. OD: Mohla byste se podívat na „beleidigen/1“ v E-VALBU a „urážet/urazit-2“ ve VALLEXu a popsat mi, jak na Vás tento překladový pár působí? MV: E-VALBU: Mně se to zdá krásné a přehledné. Ale jsem na layout zvyklá. Tvůrkyni tohoto slovníku, který se nota bene v Německu skvěle prodává, znám: je to velmi prakticky uvažující paní a věrná žákyně prof. Ulricha Engela (viz její kolokvium k jeho poctě cca. před dvěma lety, o němž je zpráva v čas. Sprachreport IDS Mannheim). Dovedu si ale představit, že termíny budou dělat nezasvěceným potíže, a proto se vsadím, že uživatelé se vrhají napřed na příklady. Mám ověřeno, že po významu některých zkratek se čtenář pídí až poté, co s nimi intuitivně nehne. Úvody čtou lidé liknavě dle zásady: If anything fails, read the instruction! Něco jiného je, pokud se VALBU používá ve výuce na univerzitě a podá se i teoretický základ. Na slovníku existuje velmi intenzivní kooperace s Maďary (prof. Bassola). VALLEX: Tahle otázka je na dlouhou debatu. Komu je slovník určen? Asi předně lingvistům, že? Obdivuji práci za slovníkem ukrytou, ale myslím si, že pro běžného uživatele je popisný aparát plný bariér. Soudím podle toho, jak mí studenti pracují s obyčejným slovníkem. Musím je napřed text naučit číst. A to tam nejsou formalizace a zkratky tak náročné jako ve VALLEXu. Do dešifrace toho formálního popisu se uživatel opravdu nepohrne. Formální popis je určený pro odborníka, příklady pro veřejnost. Vůbec nechci snižovat toto dílo, naopak, obdivuji ho. Jen odpovídám na otázky, jak to na mě jako pedagoga působí. Lingvistu toto dílo zaručeně velmi potěší. Edierte Notizen aus den Gesprächen am Institut für germanische Studien der KU Prag vom 13. und 14. Juni 2013 VALLEX • Určená cílová skupina – lingvisté a počítačové zpracování jazyka – je dost úzká. • Styl prezentace s anglickými zkratkami je pro běžného uživatele kryptický a tedy odrazující. • Běžný ne-lingvista si asi nebude chtít významy zkratek dohledávat. Člověk si obvykle pamatuje větší množství zkratek až tehdy, když je delší dobu používá. • Hodně by pomohlo zkratky nahradit českými slovy.

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• Příklady jsou uváděné až příliš zkráceně, lepší by byly celé věty s vyznačenými doplněními. Teorie při tvorbě slovníku • Teorie fungují jako „škatulky“, do kterých se něco vejde líp a něco hůř. Na základě empirické analýzy vnímám jazyk jako něco, pro jehož popis platí kategorie „spíše ano“/„spíše ne“. • Teorie valence někdy může vypadat jako střecha – dům má ale námi neprobádané základy, o které se nikdo moc nestará. Jsem pro teoreticky nepředpojatou empirii velkého materiálu, a při zkoumání valence pro důsledné zohlednění kookurence, nejen kolokability – tedy popis lexikálně-syntaktického kontinua. • Při tvoření slovníku nelze začínat od hotové teorie. Je ji třeba postupně upravovat, mít ji jen jako vodítko a přiznat si, že jazyk je natolik mnohorozměrný, že nelze upřednostnit jen jeden teoretický pohled. Velmi inspirativní je občasné setkání se vzdělanými překladateli a redakčními praktiky. • Valence je vícedimenzionální jev a každá teorie ten počet dimenzí omezuje, takže se valence na základě jedné teorií těžko zachycuje ve své komplexnosti. Podoba slovníkového hesla, obligatorní doplnění • Hesla sestavuje vždy skupina lidí, takže některá se povedou víc a některá méně, v každém se zračí naturel toho, kdo heslovou stať tvoří (viz i Janko-Siebenschein, kde některá jsou výrazně obsažnější než jiná) • Někdy uživatelé slovníku skutečně můžou chtít jen znát „kostru“ – pouze valenčně nutná doplnění, ale většina uživatelů preferuje detailnější příklady, tedy i valenčně nepovinná doplnění, popř. rozvitá doplnění, protože i ta mohou mít vlastní valenci. • Uživatelé často preferují vymyšlené příklady, které sloveso ilustrují „exemplárněji“ než korpusové doklady. Zde se ale názory liší. Dvojjazyčný valenční slovník • Dvojjazyčný valenční slovník by určitě byl užitečný. • Přístup, který hodně zohledňuje slovesné vazby, se dá najít např. v nizozemskočeském slovníku. • Aby byl výsledek skutečně použitelný, bylo by potřeba hesla vypracovat velmi detailně – na obou stranách pak hrozí exploze možností. Nastává otázka, co je centrální a co periferní jev – odpověď na ni se řídí – jako všechny ostatní parametry slovníku – potřebami jeho adresátů.

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Astrid Winter Transkript des Gesprächs im Gebäude des Goethe-Instituts vom 19. Juni 2013 OD: Verwenden Sie Valenzwörterbücher? AW: Bei der Formulierung tschechischer Texte ist es für mich natürlich wichtig zu wissen, mit welchen Ergänzungen sich ein Verb verbindet. Allerdings schaue ich selten ins Valenzwörterbuch, sondern eher in digitale zwei- oder einsprachige Wörterbücher und – je nach Textsorte – in Terminologie-Datenbanken und Glossare. Daneben verwende ich die tschechische Online-Grammatik des Ústav pro jazyk český. Kontextbelege von Wortverbindungen suche ich auch im Český národní korpusund manchmal zur Bestätigung der Gebrauchsfrequenz in Internetsuchmaschinen wie Google oder Seznam und natürlich in Paralleltexten. OD: Meinen Sie, dass vielleicht ein zweisprachiges Valenzwörterbuch nützlicher wäre? AW: Für die Übersetzung wäre es sehr sinnvoll, da man damit gerade die auf Interferenzen beruhenden Fehler vermeiden könnte und im Unterricht spezielle kontrastive Übungen entwickeln könnte. Bei der Übersetzung ins Deutsche – in die Fremdsprache der Studenten – projizieren die Anfänger, die noch nicht mit der Übersetzungsmethodik vertraut sind, oft die tschechische Grammatik auf den deutschen Satzbau. Die Folge sind häufig tatsächlich Valenzfehler. OD: Wäre es dann auch nützlich, wenn in klassischen Wörterbüchern die Valenz mehr formal beschrieben wäre? AW: Solche Einträge schrecken eher ab, würde ich sagen. OD: Sollte man in Wörterbüchern die obligatorischen und fakultativen Ergänzungen unterscheiden? AW: Das wäre wichtig, denn dabei werden häufig Fehler gemacht. Die Unterscheidung könnte auch in normale Wörterbücher aufgenommen werden – aber nicht in formalisierter Notation, sondern anhand realer Beispiele. Natürlich ist besonders die Reihenfolge der Ergänzungen wichtig. OD: Ich glaube, die Reihenfolge ist auch von der Thema-Rhema-Gliederung abhängig. AW: Sicherlich, aber auch hierin unterscheiden sich die beiden Sprachen voneinander und oft wird bei der Übersetzung die Reihenfolge aus dem Tschechischen direkt ins Deutsche übernommen, was häufig falsch ist. OD: Sind für Sie Beispiele im Wörterbuch wichtig? AW: Ja, allerdings kommt man dann nicht nur mit einem Beispiel aus. Bei den gedruckten Wörterbüchern sind diese Angaben sicherlich nicht beliebig zu erweitern, es kommt auf den zur Verfügung stehenden Platz und die Anzahl der Lemmata usw. an – wobei nicht nur grundsätzliche systematische, sondern auch kommerzielle Entscheidungen eine Rolle spielen. OD: Bei den Beispielen gibt es auch das Problem, dass sie manchmal künstlich sind… AW: Das stimmt. Da fragt man sich dann als Benutzer: Wer hat diese Beispielsätze erfunden? OD: Verwenden Sie Valenzwörterbücher im Unterricht?

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AW: Die Studenten werden zu Beginn des Studiums z. B. im Rahmen des kontrastiven Grammatikunterrichts mit verschiedenen Wörterbucharten und Recherchemöglichkeiten bekannt gemacht. Da ich hauptsächlich Fachübersetzung (ins Deutsche) unterrichte, weise ich zwar auf Valenzwörterbücher hin, benötige sie aber als Muttersprachlerin selbst nicht. OD: Werden Valenzwörterbücher auch von Studenten oder Übersetzern verwendet? AW: Aus der Praxis betrachtet glaube ich, dass sie nicht so häufig verwendet werden, weil die Benutzung mit einem relativ hohen Zeitaufwand verbunden ist. Die Studenten können nämlich die für sie relevanten Informationen – auch über die Valenz der Verben – in normalen Wörterbucheinträgen und anderen Quellen finden. Übersetzer arbeiten viel mit Online-Wörterbüchern, Datenbanken, Paralleltexten und mit Übersetzungsmanagement-Software wie z. B. TRADOS. Für sie ist es sehr wichtig, ortsunabhängig alle Quellen digital und online zur Verfügung zu haben. OD: Dann wäre ein Valenzwörterbuch erst das dritte oder vierte Mittel, das man verwenden würde? AW: Bei der computergestützten Übersetzung ist es möglich, in verschiedenen digitalen Quellen, Paralleltext-Datenbanken usw. gleichzeitig zu recherchieren. Hier könnte man auch digitale Valenzwörterbücher einbinden. OD: Wie finden Sie die Valenzwörterbücher E-VALBU und VALLEX? AW: Im deutschen Valenzwörterbuch des IDS finde ich die Übersichtlichkeit durch verdeckte Ebenen sehr sinnvoll – man kann zwischen verschiedenen Bedeutungsvarianten der einzelnen Verben wählen und erst dann detailliertere Informationen anklicken. Das ist in gedruckter Form natürlich so nicht möglich. Vor allem gefällt mir die farbige Unterscheidung der Komplemente. Insgesamt eine sehr gelungene, transparente Form der Visualisierung mit modernen, realen Beispielen und Zitaten. Im tschechischen elektronischen Valenzwörterbuch erscheinen mir die vielen Abkürzungen, die nicht ad hoc aufzulösen sind, weniger benutzerfreundlich. Außerdem ist die Darstellungsweise weniger anschaulich. Allerdings kann man das Vorkommen eines Verbs bei Bedarf auch in komplexeren Zitaten überprüfen, die über die Satzlänge meistens hinausgehen.

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