Diplomarbeit - QuinScape GmbH

11.03.2013 - Landesgartenschau in. Norderstedt bei Hamburg steht .... Coach an. Die Nachfrage von- ... aber zuerst die Führungskräfte. Diese könnten eine ...
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Diplomarbeit Mehrkriterielle evolutionäre Optimierung von Zeitungslayouts

Robert Später 11. März 2013

Betreuer: Prof. Dr. Günther Rudolph Dr. Stephan Lehmke

Fakultät für Informatik Algorithm Engineering (Ls11) Technische Universität Dortmund http://ls11-www.cs.tu-dortmund.de

Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 1.1 Motivation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2 Einordnung und Abgrenzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.3 Aufbau der Diplomarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 Einführung in die Thematik 2.1 Grundlagen der Zeitungsgestaltung 2.2 Bewertbare Kriterien . . . . . . . . 2.3 Problemstellung . . . . . . . . . . . 2.4 Ziele . . . . . . . . . . . . . . . . .

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1 1 3 4

5 . 5 . 8 . 11 . 12

3 Problemanalyse 15 3.1 Einordnung Komplexität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 3.1.1 Das 2D-Bin-Packing-Problem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 3.1.2 Das Floorplanning Problem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 4 Mehrkriterielle evolutionäre Optimierung 4.1 Einführung Optimierung . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2 Einführung in evolutionäre Algorithmen . . . . . . . . 4.2.1 Simulierte Evolution vs. natürlicher Evolution . 4.2.2 Formalisierung evolutionärer Algorithmen . . . 4.2.3 Evolutionäre Standardverfahren . . . . . . . . . 4.3 Mehrkriterielle evolutionäre Optimierung . . . . . . . 5 Vorhandene Lösungsansätze 5.1 Templates . . . . . . . . . . 5.2 Künstliche neuronale Netze 5.3 Simulated Annealing . . . . 5.4 Genetischer Algorithmus . .

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6 Umsetzung 6.1 Globale Komponenten . . . . 6.1.1 DocScape . . . . . . . 6.1.2 Ellyot . . . . . . . . . 6.2 Schematischer Systementwurf 6.3 Templates . . . . . . . . . . . 6.4 Ellyot . . . . . . . . . . . . . 6.4.1 Eingabedaten . . . . . 6.4.2 Ausgabedaten . . . . .

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INHALTSVERZEICHNIS 6.4.3 6.4.4

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7 Tests 7.1 Testdaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.2 Analysedaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.3 Definierte Tests . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.3.1 Test der Bewertungskriterien . . . . . . . . . . 7.3.2 Test der Gewichtung der Mutationsoperatoren 7.3.3 Finale Tests . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.4 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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6.4.5

Invarianten . . . . . . . . . . . . . . . . . . Evolutionäre Komponenten . . . . . . . . . 6.4.4.1 Repräsentation der Individuen . . 6.4.4.2 Genotyp und Phänotyp . . . . . . 6.4.4.3 Startpopulation erzeugen . . . . . 6.4.4.4 Zielfunktion . . . . . . . . . . . . 6.4.4.5 Elternselektion . . . . . . . . . . . 6.4.4.6 Mutationsoperatoren . . . . . . . 6.4.4.7 Rekombination . . . . . . . . . . . 6.4.4.8 Bewertung . . . . . . . . . . . . . 6.4.4.9 Behandlung ungültiger Individuen 6.4.4.10 Bewertungskriterien . . . . . . . . 6.4.4.11 Umweltselektion . . . . . . . . . . 6.4.4.12 Abbruchkriterien . . . . . . . . . . Einordnung evolutionäres Verfahren . . . .

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8 Schluss 87 8.1 Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 8.2 Schlusswort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90 A Ergebnisse

93

B Nachweis Internetquellen

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Abbildungsverzeichnis

121

Algorithmenverzeichnis

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Literaturverzeichnis

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Erklärung

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Datenträger

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Kapitel 1

Einleitung Ein Wunsch, ein Wille, eine Idee. Wie in den meisten Fällen innovativer Prozesse lieferte diese Kausalität auch die Geburtsstunde für die nachfolgende Diplomarbeit. Initialisiert durch einen konkreten Kundenwunsch, der an die Firma Quinscape GmbH herangetragen wurde, manifestierte sich ziemlich schnell der Wille, eine automatisierte Softwarelösung zu entwickeln. Worum ging es überhaupt: Anfang des Jahres 2012 trat das niederländische Unternehmen Kirk & Leven an die Quinscape GmbH heran und formulierte folgenden Wunsch für eine erstrebenswerte Softwarelösung: Die wöchentliche Auflage von über 500 verschiedenen Regionalblättern sollte automatisiert generiert werden. Dabei sollte ein über die Jahre gereiftes und effizientes Konglomerat aus Redakteuren und Mediengestaltern1 jedoch nicht ersetzt werden; Vorrangiges Ziel sollte vielmehr sein, die Prozesse zwischen den einzelnen Akteuren zu vereinfachen und den Gesamtprozess noch effizienter zu gestalten. „The first rule of any technology used in a business is that automation applied to an efficient operation will magnify the efficiency. The second is that automation applied to an inefficient operation will magnify the inefficiency“. – Bill Gates [BG] – Eine klare und wahre Aussage. So bringt sie Effizienz und Ineffizienz unter dem Aspekt der Automatisierung in einen direkten Zusammenhang, der besagt, dass Effizienzsteigerung durch Automatisierung nur dann wirklich lohnt, wenn die inhärente Ineffizienz eines Prozesses dadurch noch unattraktiver wird. Idealerweise sollte der involvierte Benutzer aus freien Zügen gewillt sein komplizierte Teilaspekte abzulegen oder zu ersetzen. In der Automatisierung ein wichtiger Aspekt, denn menschliche Aufgaben an einen Rechner zu übertragen – allgemeiner gesprochen neue Softwaresysteme einzuführen – bedürfe gemäß des Technologie-Akzeptanzmodells von Davis [Dav93] einer geringen Einstiegshürde, um einer hohen Akzeptanz zu genügen. Davis versucht damit die Akzeptanz anhand der folgenden zwei subjektiv wahrgenommenen Kriterien zu messen: Benutzerfreundlichkeit und Nutzen.

1.1

Motivation

In Anlehnung an die Anforderung, den Kunden bei bereits effizient funktionierenden Prozessen zu unterstützen, entstand die Idee, nicht nur theoretische Erkenntnisse im 1

Korrekte Berufsbezeichnung in Deutschland laut [BAA] „ Mediengestalter/in Digital und Print – Gestaltung u. Technik“

1

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KAPITEL 1. EINLEITUNG

Rahmen einer Diplomarbeit zu gewinnen. Zusätzlich sollte eine Lösung entwickelt werden, die Potenzial für einen späteren, praktischen Nutzen aufweist. Der Aufgabenbereich eines Mediengestalters umfasst unter anderem Datenaufbereitung, Textsatz und Layoutaufgaben, aus denen als Resultat ein druckfertiges Dokument hervorgeht. Dieser als Druckvorstufe (Vergleiche [HF06, S. 102]) bezeichnete Prozess, ist heutzutage weitestgehend automatisiert und wird, wie in der nachfolgenden, stark vereinfachten und beispielhaft dargestellten Schematisierung angewendet. Artikel und Bilder der Redakteure werden mittels spezialisierten Programmen wie InDesign in vorgefertigte Dokumentvorlagen, sogenannte Templates, importiert und anschließend manuell nachbearbeitet. Allerdings erfolgt die Nachbearbeitung des Dokuments durch den Mediengestalter nur auf struktureller Ebene. Eine inhaltliche Nachbearbeitung der Artikel hat meistens durch die zuständigen Redakteure zu erfolgen. Dieses Vorgehen ist jedoch von mehreren Iterationen geprägt, in denen Artikel von Redakteuren angepasst, sprich gekürzt, verlängert oder neu formatiert werden, weil sie nicht in das Layout passen oder sich nicht in ansprechendem Maße in der Zeitung platzieren lassen. Der Begriff ansprechend formuliert dabei ziemlich treffend, worum es eigentlich wirklich geht: Subjektives Gestaltungsempfinden eines Printmediums und Kreativität in einem mehr oder weniger stringenten Rahmen. In den meisten Fällen bekannter Zeitungen definieren nämlich ein vorgegebenes Layout und gewisse Layoutregeln den Bereich für Kreativität. Ein Mediengestalter ist demnach begrenzt in seiner gestalterischen Freiheit, was jedoch notwendig ist, um in erster Linie den Wiedererkennungswert einer Zeitung zu sichern. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass der Bereich zwischen Redakteur und Mediengestalter bereits durch Automatisierungsmechanismen unterstützt wird, sich aber durch die stark ins Gewicht fallenden manuellen Anpassungen und den Kommunikationsaufwand zwischen den Beteiligten viel Potenzial zu weiterer Automatisierung darbietet. Eine Lösungsidee könnte lauten, die Qualität der Ausgangsdokumente – sprich, die Anwendung von Templates – so stark zu erhöhen, dass ein Mediengestalter wenig oder gar keine Zeit dazu aufbringen muss, um nachträgliche, redaktionelle Anpassungen vornehmen zu lassen. Geschweige denn, selbst aufwändige Struktur- und Layoutanpassungen durchzuführen. Konkret müsste eine automatisierte Softwarelösung einen kreativen Aufgabenteil des Mediengestalters übernehmen. Allgemeiner formuliert sollte das System in der Lage sein Printmedien zu generieren, die einerseits festen Layoutregeln folgen und andererseits eine Menge an gestalterischen Kriterien berücksichtigen können. Diese Kriterien müssten dabei gezwungenermaßen mit dem Gestaltungsempfinden des Mediengestalter einhergehen, damit er selbst oder der Konsument ein generiertes Dokument als ansprechend beziehungsweise schön gestaltet empfindet. Die nachfolgende Diplomarbeit soll Raum bieten, um diese Idee aufzugreifen und eine solide Basis für eine einsetzbare Softwarelösung zu entwickeln. Dazu ist es notwendig, wichtige Kriterien der Zeitungsgestaltung zu sondieren, zu formalisieren und diese algorithmisch auszudrücken. Ziel sollte es sein, anhand dieser Kriterien ein Dokument automatisiert zu generieren, welches alle geforderten Kriterien so gut es geht erfüllt und bei widersprüchlichen Kriterien einen guten Kompromiss findet. In der Informatik gibt es ein weites Feld, welches sich genau damit beschäftigt. Es ist der Bereich, der unter dem Oberbegriff Optimierung zusammengefasst wird. Interessant für diese Diplomarbeit ist dabei das Teilgebiet der evolutionären Algorithmen, welches außerdem der künstlichen Intelligenz zuzuordnen ist. Evolutionäre Algorithmen zeichnen sich dadurch aus, dass sie akzeptable Lösungen durch eine simulierte Evolution zu finden versuchen. Verschiedene Lösungen werden dabei als Individuen einer Population betrachtet, die sich im Laufe der Optimierung durch Rekombination und Mutation verbessern können.

1.2. EINORDNUNG UND ABGRENZUNG

3

Eine detaillierte Einführung in den Bereich der evolutionären Algorithmen ist in Kapitel 4 gegeben.

1.2

Einordnung und Abgrenzung

Die Diplomarbeit gliedert sich nahtlos in die bestehende Landschaft von Optimierungsverfahren und gesammelten Erkenntnissen über ähnliche Probleme ein. Sie basiert dabei fest auf den theoretischen Grundlagen über evolutionäre Algorithmen und gewinnt in diesem Bereich keine neuen Erkenntnisse. Im Bereich der praktischen Erkenntnisse werden jedoch neue Ideen eingeführt und bestehende Ergebnisse aufgegriffen und erweitert. Es gibt bereits sehr viele, gut untersuchte Probleme, die einige Ähnlichkeiten zum vollautomatischen Layoutdesign einer Zeitung aufweisen. Insbesondere ist ein Problem aus dem Chipentwurf sehr verwandt und somit ein guter Ausgangspunkt. Beim Problem des Floorplanning geht es in erster Linie darum eine Menge von Schaltungen auf einem Chip anzuordnen, wobei die benötigte Gesamtfläche und der Materialverbrauch zum Verbinden der einzelnen Schaltungen minimiert werden soll. Lösungen für dieses Problem werden zur Zeit hauptsächlich durch Simulated Annealing berechnet, welches ein alternatives, aber stark verwandtes Optimierungsverfahren zu evolutionären Algorithmen darstellt. Wenn die Schaltungen als Artikel interpretiert werden, ist ein gemeinsamer Nenner zwischen Floorplanning und dem Thema dieser Diplomarbeit gefunden. Beides sind zweidimensionale Objekte mit einer Breite und Höhe, welche auf einer Fläche verteilt werden müssen. Der Unterschied besteht dabei in der Form der Optimierungsziele. Denn im Gegensatz zu einer minimalen Verdrahtungslänge ist eher die Ausgewogenheit einer Seite oder die Blickführung des Lesers von Belang. Soll beim Floorplanning vorrangig die Gesamtfläche minimiert werden, so gibt es bei einer Zeitung fest vorgegebene Maße. Und diese sollten nach Möglichkeit genau eingehalten werden. Denn zu viel verschenkter, leerer Raum auf einer Seite wäre in keinem Fall wünschenswert. Vor allem wäre eine generierte Zeitung völlig inakzeptabel, bei der Artikel über den Rand einer Seite ragen. Und zusätzlich besteht eine Zeitung aus mehreren Seiten; ein Chip dagegen nur aus einer Fläche. Aus diesem Grund wird in der Diplomarbeit folgender, neuartiger Ansatz verfolgt: Brauchbare Erkenntnisse aus dem Simulated Annealing Ansatz des Floorplannings werden extrahiert und mit einem evolutionären Algorithmus verknüpft. Somit wird der Simulated Annealing Ansatz auf ein alternatives Optimierungsverfahren übertragen und zusätzlich auch an neue Anforderungen – wie mehrere Flächen (Seiten) und abweichende Bewertungskriterien – mittels neuer Ideen angepasst. Zusätzlich wird die algorithmische Repräsentation einer Lösung mittels Schnittbaum aufgegriffen und zu einem Dokumentbaum erweitert. Es wird auch der Begriff des Bottom-Up Bewertungskriteriums eingeführt und dessen Vorteile aufgezeigt. Als letzte neue Idee wird der evolutionäre Algorithmus mit einem Tool namens DocScape verknüpft, um layouterische Informationen über die Daten zu gewinnen und diese innerhalb einer Lösungsberechnung zu nutzen. Denn in Abhängigkeit der verwendeten Typographie, Templates, Sprache und Worttrennungen sowie Daten, weisen Artikel immer wieder neue Gestaltungsmerkmale, Erscheinungsformen und Ausprägungen auf, die für eine Optimierung greifbar sein müssen. DocScape ist eine Eigenentwicklung der Quinscape GmbH und wird vielseitig in dem Bereich des vollautomatischen Printpublishings eingesetzt. Auf der Grundlage von TEX entwickelt, ermöglicht es, rasterbasierte Layoutregelwerke in beliebiger Komplexität zu verfassen. In der Landschaft von templatebasierten und datengetriebenen Verfahren ist DocScape letzterem zuzuordnen. Da automatisiertes Layoutdesign einer Zeitung immer von

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KAPITEL 1. EINLEITUNG

aktuellen und verwendeten Daten wie Texten und Bildern abhängig ist, zählt der verfolgte Ansatz dieser Diplomarbeit ebenfalls zu den datengetriebenen Verfahren.

1.3

Aufbau der Diplomarbeit

Als wichtigste Grundlage werden in Kapitel 2 einzelne Aspekte der Zeitungslayoutgestaltung beschrieben. Anhand derer ist es anschließend möglich, eine genaue Problembeschreibung zu definieren. Aufbauend auf der verfassten Problembeschreibung werden Ziele definiert, die langfristig erstrebenswert erscheinen und Ziele, die mit dieser Diplomarbeit erreicht werden sollen. Außerdem wird in Abschnitt 2.2 diskutiert, welche Kriterien geeignet wären, um aus Nutzersicht als schön und bewertbar zu gelten. Anschließend wird in Kapitel 3 das definierte Problem genau analysiert. Der herausgearbeitete Problemkern wird verwendet, um auf die berechenbarkeitstheoretische Komplexität – und den damit verbundenen Schwierigkeiten – hinzuweisen. Des Weiteren werden eng verwandte, gut untersuchte Probleme wie Floorplanning und VLSI Design eingeführt, für die bereits gute Lösungen implementiert wurden. Über diese Probleme existieren bereits sowohl theoretische, als auch praktische Erkenntnisse, was einen guten Ausgangspunkt liefert. In Kapitel 4 erfolgt eine Einführung in das Thema der evolutionären, mehrkriteriellen Optimierungsalgorithmen. Anschließend werden Arbeiten vorgestellt, die alternative Lösungsmöglichkeiten für automatisiertes Layoutdesign in Betracht ziehen. Die beschriebenen theoretischen Grundlagen bilden das Gerüst für die Umsetzung und Implementierung einer Softwarelösung, welche in Kapitel 6 ausführlich dargelegt sind. Dazu gehören einerseits die strukturelle Planung eines evolutionären Layoutoptimierungstools (Ellyot ), als auch die schematische Eingliederung von Ellyot in ein reguläres DocScape Projekt. Die genaue Rolle von DocScape wird dabei eingehend betrachtet. Ein kurzer Blick auf die Ein- und Ausgabedaten, sowie den Datenfluss zwischen DocScape und Ellyot , geben einen genauen Überblick über die Schnittstellen der einzelnen Komponenten und deren Interaktion. Um mit Ellyot verschiedene Strategien ausprobieren zu können, wurden entsprechende Komponenten und Konfigurationsmöglichkeiten umgesetzt. Eine Übersicht darüber findet sich ebenfalls in Kapitel 6. Weiterhin wurden für die einzelnen Konfigurationsmöglichkeiten aufeinander aufbauende Tests definiert und durchgeführt. Die entsprechenden Tests samt Ergebnissen werden in Kapitel 7 vorgestellt. Abgeschlossen wird die Diplomarbeit durch eine zusammenfassende Betrachtung der Ergebnisse. Insbesondere werden die Fragestellungen, die sich im nächsten Kapitel herauskristallisieren beantwortet. Neben einem Ausblick auf mögliche Erweiterungen und Verbesserungen der implementierten Softwarelösung erfolgt auch ein abschließendes Fazit.

Kapitel 2

Einführung in die Thematik Jeder, der schon einmal eine Zeitung in die Hand genommen hat, sollte den Ablauf kennen, der direkt nach dem Aufschlagen beginnt. Sofort fällt der Blick auf einen vermeintlich interessanten Artikel. Eine Vorahnung bezüglich des Inhaltes breitet sich in einem aus. Während der Blick nur kurz die Titelzeile gestreift hat, ist unbewusst klar, ob der Artikel eine positive oder negative Botschaft enthält. Setzt er sich mit einem wichtigen und interessanten Thema oder einem Randthema auseinander. Fordert, beziehungsweise weckt er Sympathie oder Empathie. Will ich ihn lesen oder lieber nicht? Was in diesem Prozess als Eigeninitiative wahrgenommen wird, hat in Wahrheit nur sehr wenig mit freiem Willen zu tun. Der Leser ist in erster Linie Konsument und damit die Marionette eines Puppenspielers, der eine Geschichte erzählt. Ihm, wie Alice dem Kaninchen ins Wunderland zu folgen, ist seine größte Intention. Im Großen und Ganzen dürfte klar sein, dass es für diese vermeintliche Magie einen Baukasten gibt, der psychologische und gestalterische Mittel sowie Wege bereitstellt, dies zu erreichen. Ein erster Ausgangspunkt ist es, sich dieser Mittel und Wege bewusst zu werden. Dazu erfolgt in diesem Kapitel ein kleiner Einblick in die Grundlagen und die Terminologie des Zeitungslayoutdesigns. Als Referenz für die Einführung in gestalterische Grundlagen dienen unter anderem Maxbauer [MM03] und Parker [Par04]. Aufgrund der guten Aufmachung und den vielen Beispielen lohnt sich ein Blick bei weiterführendem Interesse auf jeden Fall. Der Schwerpunkt liegt trotz einzelner Abschnitte zur Schriftgestaltung hauptsächlich auf der strukturellen Gestaltung von Seiten und einzelnen Artikeln.

2.1

Grundlagen der Zeitungsgestaltung

Bevor auf die allgemeinen Grundlagen eingegangen wird, verdeutlicht vorneweg ein Beispiel aus [MM03, S. 155] die gezielte Manipulation durch Gestaltung. Es beschreibt eine Zeitungsseite, welche den Titel „Alle liebten Doktor Tod“ trägt und ist in Abbildung 2.1 dargestellt. Maxbauer beschreibt anhand dieses Beispiels Bilder, die oben rechts stehen als kraftvoll. In viele Zeitungen sei dies die bevorzugte Position für „Spitzbuben“. Opfer hingegen, würden in den meisten Fällen gesammelt und am unteren, linken Rand platziert werden. Dadurch entstehe ein Kontrast zwischen einer starken und einzeln dargestellten Person, welche einen meist direkt anschaue und einer unscharfen Menge an Opfern. Außerdem würden Bilder von Tätern gerne an zwei gegenüberliegenden Seiten angeschnitten. Dadurch würde der Effekt verstärkt, dass diese Person etwas zu verstecken versucht. Es wird demnach sowohl

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KAPITEL 2. EINFÜHRUNG IN DIE THEMATIK

Abbildung 2.1: Beispiel für die gezielte Platzierung und Bearbeitung von Bildern. Es verdeutlicht den Kontrast zwischen Täter und Opfer durch gezielte Positionierung und Gestaltung.

die Positionierung als auch die Gestaltung des Bildes an sich verwendet, um die Aussage des Artikels zu unterstützen. Als Erstes werden nun die globalen Komponenten, die den Rahmen einer Zeitungsgestaltung aufspannen, erläutert. Den Anfang liefert dazu das Format, von dem, nach Abzug der Ränder, ein Bereich übrig bleibt, in den Text und Bilder platziert werden können; der Satzspiegel. Ein großzügig gewählter Rand bewirkt ein starkes Abgrenzen des Inhaltes zur Realität. Somit wird das Medium eigenständiger und einladender wahrgenommen. Im Fall eines nicht vorhandenen Randes würde ein Bild, welches mit den Seitenrändern abschließt, eher wirken, als ginge es in die umgebene Realität über. Die optische Abgrenzung zur Umgebung des Mediums wäre dadurch kleiner. Doch zurück zum Format: Zur besseren Vereinheitlichung wurde bereits 1922 vom Deutschen Normen-Ausschuss die DIN (Deutsche-Industrie-Normen)-Formate festgelegt. Das bekannteste unter Allen sei gemäß der Begriffserklärung laut [HF06, S. 92] die Reihe A, das sogenannte DIN-A Format. Es zeichnet sich besonders dadurch aus, dass es, egal wie oft es mittig gefaltet wird, √ seine Proportionen von 1 : 2 stets beibehält. Als größtes Format zählt das sogenannte Grundformat DIN-A0. Mit den Maßen 841×1189 mm weist es eine Fläche von genau einem Quadratmeter auf. Maxbauer führt an, dass es in der Welt der deutschen Zeitungen grob nur drei Formate gebe: Das Berliner Format (315×470 mm), das Rheinische Format (375×530 mm) sowie das Hamburger Format (400×570 mm). Allerdings ist dem Satzspiegel bei jedem der drei Formate etwas Spielraum gegeben, so dass sich Zeitungen trotz gleichen Formats darin signifikant unterscheiden können. Bis auf die Fuß- und Kopfzeile sind alle weiteren Inhalte einer Zeitung innerhalb des Satzspiegels angeordnet. Kopf- und Fußzeilen

2.1. GRUNDLAGEN DER ZEITUNGSGESTALTUNG

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stehen außerhalb, weil sie meist übergeordnete Informationen enthalten. Sie helfen damit dem Leser, sich schnell zurechtzufinden. Ein weitere, fundamentale Komponente ist ein Raster, welches dem Satzspiegel Struktur verleiht. Es ist eine Hilfskomponente, die nicht Teil des gedruckten Mediums ist. Wie genau es gewählt wird, hängt allein von der zu gestaltenden Seite ab. Jedoch wird empfohlen, dass ein Raster den Entwurf systematisieren und vereinfachen soll. Die Gestaltung muss sich demnach an das Raster anpassen und nicht andersherum. Im Zusammenhang mit einer Zeitung wäre es sinnvoll, ein Zeilenraster zu wählen, welches dem Zeilenabstand der Artikeltexte entspricht. Die Unterteilung der Seite in Rasterspalten sollte sich dabei an der Anzahl verwendeter Spalten der Zeitung orientieren. Üblich sind Layouts von zwei bis sieben Spalten. Zwar steigt mit der Anzahl der Spalten der gestalterische Freiraum, jedoch wird dadurch der verfügbare Platz für Text auf der Seite geringer, da mehr Zwischenräume zwischen Spalten entstehen. Gerade diese sollten nicht zu klein gewählt sein, da sonst ein Abgrenzen der einzelnen Spalten schwieriger wird. Der zweite Effekt von vielen Spalten bewirkt, dass die Schriftgröße kleiner gewählt werden muss. Insbesondere Schriftgröße und Spaltenbreite sind zwei Faktoren die stark zusammenhängen. Sinn der Spalten ist es, eine vertikale Orientierung für die Ausrichtung der Artikel und der Bilder zu ermöglichen. Bilder beispielsweise können so links und rechts sauber mit einem Textblock abschließen. Das wohl wichtigste Ziel einer Zeitung ist die sogenannte Registerhaltigkeit. Sie fordert, dass Zeilen nebeneinanderliegender Artikel ohne vertikalen Versatz zueinander ausgerichtet sind. Als Grundlinie wird die Linie bezeichnet, auf der eine Textzeile optisch aufliegt und diese stimmt im optimalen Fall genau mit dem Zeilenraster überein. Die Textzeilen aller Spalten müssen somit auf einer Linie liegen, welche sich vom linken bis zum rechten Rand einer Seite durchziehen lässt. Auch die Platzierung von Bildern ist vom Begriff Registerhaltigkeit betroffen. Wo immer es möglich ist, sollten Bilder mit ihrer Unterkante auf dem Zeilenraster und somit an der Grundlinie des Textes abschließen. Außerdem sollten Bildunterschriften verwendet werden, um Selbiges besser in das Gesamtbild des Textes zu integrieren. Die zweite, wichtige Bedeutung einer Bildunterschrift zeigt sich darin, dass Bildunterschriften unbewusst ähnlich zu Titelzeilen wahrgenommen und dementsprechend oft gelesen werden. Die Orientierung an einem Raster gibt insbesondere dem Blick des Lesers Halt und ermöglicht es, ihn gekonnter zu lenken, da er nicht verwirrt oder durch chaotische Strukturen abgelenkt wird. Das Gehirn ist meist faul und orientiert sich an gewohnten, und vor allem gleichmäßigen Strukturen; Unregelmäßigkeiten fallen sofort auf, lenken ab und lassen den Blick des Lesers verharren. Im schlimmsten Fall unterbricht er das Lesen eines Artikels und findet nicht wieder zurück. Dieser Effekt kann jedoch auch gezielt eingesetzt werden, um das Interesse des Lesers auf einen ganz bestimmten Punkt zu lenken. Ein rechteckiges, etwas schräg gestelltes Bild inmitten von gleichmäßigen Textblöcken weicht so sehr vom umgebenden Kontext ab, und erzeugt damit durch gekonnte Störung Aufmerksamkeit, dass der Blick des Lesers unweigerlich darauf fallen wird. In ihrer Gesamtheit wird eine Zeitung unterschieden in Titelseite, Innenseiten und Schlussseite. Die Unterscheidung ist essentiell notwendig; bezeichnet sie nicht nur die Unterteilung in erste, mittlere und letzte Seite. Die Titelseite ist meistens ausschlaggebend für den Kauf oder das Interesse des Lesers. Sie ist Aufhänger und Überblick über den Inhalt zugleich und damit die wichtigste Seite einer Zeitung. Die Innenseiten werden als Doppelseiten bezeichnet. Das Augenmerk der Gestaltung einer Doppelseite liegt meistens auf der Gestaltung als Gesamtfläche und weniger auf der Gestaltung zweier Einzelseiten. Der Bereich zwischen den beiden Satzspiegeln einer Doppelseite wird als Bundsteg bezeichnet. Je

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KAPITEL 2. EINFÜHRUNG IN DIE THEMATIK

größer Dieser gestaltet ist, desto entfernter und differenzierter wirken die Einzelseiten einer Doppelseite. Bei Zeitungen ist dieser Bereich häufig fast nicht vorhanden, da Doppelseiten oft nur ein Thema enthalten. Dadurch werden beide Seiten thematisch zusammengerückt. Nicht zu vernachlässigen ist auch die Bedeutung der Schlussseite. Mit Zusammenfassungen, Ausblicken und Werbung ist sie weniger Ende einer Zeitung als Einstiegspunkt und damit fast genauso wichtig wie die Titelseite. Der Inhalt einer Zeitung wurde bisher noch nicht erwähnt. Diesem doch wichtigsten Teil soll nun die gebührende Aufmerksamkeit gewidmet werden. Der Inhalt einer Zeitung besteht aus folgenden Elementen, die, je nach Zweck und vorhandenen Daten, platziert und kombiniert werden können. Das wichtigste Element dabei stellt sicherlich der Artikel dar. Dieser enthält, vereinfacht beschrieben, einen Titel, einen Untertitel, Text in Form von Absätzen und Bilder. Neben reinen informativen Daten wie Artikel, Bilder und Anzeigen gibt es noch gestalterische Elemente. Dazu zählen sogenannte Störer in Form von Bildern, Anzeigen und Weißraum. Weitere Elemente neben diesen Füllelementen sind Linien, Rahmen, Boxen, Symbole, farbige Hintergründe sowie Kopf- und Fußzeilen. Fakt ist, eine Zeitungsseite sollte mehr bieten, als nur mit möglichst viel Informationen vollgepackt zu sein. Eher sollte bei der Gestaltung berücksichtigt werden, dass Artikel gut voneinander abgetrennt sind. Es sollte beispielsweise erkennbar sein, welches Bild oder welcher Titel zu welchem Artikel gehört. Die Stichworte dabei weisen ganz klar in Richtung Abgrenzung und Zugehörigkeit. Aber auch das Interesse des Lesers sollte aufrechterhalten werden. Dies kann gewissermaßen über verschiedene Schriftarten oder Schriftgrößen auf einer Seite ermöglicht werden. Ein wichtiger Aspekt, der den Leser schnell zum Weglegen eines Printmediums bewegt, sind häufig Ermüdungserscheinungen. Zu enger Zeilenabstand eines Textes oder Eintönigkeit können dies begünstigen und sollten vermieden werden. Platzierte Artikel können in verschiedene Kategorien unterteilt werden. Normalerweise gibt es die folgenden drei Kategorien: Hauptartikel, Supportartikel und Füllartikel. Diese können außerdem mit einer Wichtigkeit oder Priorität versehen werden. Dabei gilt, je wichtiger ein Artikel ist, umso größer sollte die Schriftgröße der Titelzeile sein. Unbewusst nimmt der Leser dadurch die Prioritäten der Artikel einer Seite auf einen Blick grafisch wahr. Auch unterschiedliche Schriftarten bei unterschiedlichen Artikeln können solch eine optische Einordnung unterstützen. Ein Hauptartikel nimmt häufig den meisten Platz auf einer Seite ein. Da der Blick des Lesers ohnehin zuerst auf das oberste Drittel einer Seite fällt, sollten dort vorrangig auch die Hauptartikel platziert werden. Insbesondere sollte es wenig störende oder ablenkende Objekte auf der Seite geben, da der Blick des Lesers sonst vom Hauptartikel abgelenkt wird. Supportartikel sind meistens kleinere Artikel, die sich mit einem ähnlichen Thema des Hauptartikels beschäftigen und sollten in dessen unmittelbarer Nähe zu finden sein.

2.2

Bewertbare Kriterien

Zusätzlich zu dem handwerklichen Baukasten des Zeitungslayoutdesigns stellt sich die Frage nach der empfundenen Qualität einer Zeitung. Sicherlich ist diese von Leser zu Leser unterschiedlich, aber einen gemeinsamen Nenner sollte es doch geben. Was also ist es, was eine Zeitung, oder besser ein Zeitungslayout so besonders, so interessant für den Leser macht? Was ist das Geheimnis des Schönen und Ansprechenden, des Leitenden, Manipulierenden und auch des Interesse Erhaltenden? Und wenn es existiert, kann es extrahiert und formal ausgedrückt werden? Dies wäre eine Grundlage, um einen Ansatzpunkt für eine algorithmische Bewertung zu erhalten. Aus diesem Grund erfolgt nun der Versuch, zu

2.2. BEWERTBARE KRITERIEN

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erfassen und zu abstrahieren, was schön und bewertbar sein könnte. Was also bedeutet schön konkret in Bezug auf ein Zeitungslayout. Die Frage die sich dabei stellt, ist folgende: Welche Kriterien sind aus Nutzersicht wichtig? Dabei sind Nutzer sowohl Konsument als auch Mediengestalter, denn, obwohl beide einen unterschiedlichen Bezug zu dem Medium haben, bilden diese Kriterien trotzdem einen gemeinsamen Nenner. Der Leser möchte eine ansprechende Zeitung, die ihn lenkt, visuell nicht überfordert und ihm trotzdem gewisse Aufmerksamkeit abverlangt. Er möchte eine Zeitung, die er entdecken kann, weil sie ihn anspricht und interessiert. Der Mediengestalter muss sich deshalb genau mit diesen Fragen beschäftigen, wenn er eine entsprechende Wirkung beim Leser hervorrufen möchte. Denn ein zufriedener Leser ist sein täglich Brot. Gute Lesbarkeit Gute Lesbarkeit klingt erst einmal genauso subjektiv wie der Begriff schön. Allerdings ist eine gute Lesbarkeit fassbarer und besser formulierbarer. Eine gute Lesbarkeit geht einher mit einer sauber und einheitlich strukturierten Seite. Wie bereits im vorherigen Abschnitt erwähnt, liefert ein gut durchdachtes Raster dafür einen perfekten Ausgangspunkt. Neben einer klaren Strukturierung sollte der Blick des Lesers auch nicht abgelenkt werden, sondern gekonnt durch eine Gruppe von Artikeln geleitet werden. Fakt ist, dass beispielsweise die Augen des Lesers unbewusst dem Blick einer Person auf einem Foto folgen. Blickt also die Person auf dem Bild nach rechts unten, so wird der Blick des Lesers nach rechts unten wandern. Unter guter Lesbarkeit fällt also auch die Forderung nach wenig Ablenkung und gezielter Blickrichtungsführung. Diese sollte sich dabei an der konditionierten Blickrichtung der jeweiligen Gesellschaft orientieren. In einer westeuropäischen Gesellschaft wäre dies von links oben nach rechts unten, was der erlernten Schreib- und Leserichtung entspricht. Auch die nachstehend erläuterten Kriterien wie Kontrast, Dynamik und Ruhe können, wenn richtig eingesetzt, eine Verbesserung der Lesbarkeit bewirken. Kontrast Je nach Interesse des Gestalters kann ein hoher oder niedriger Kontrast erwünscht sein. Kontrast bedeutet eine ausgeglichene Anordnung von Text, Bildern und Weißraum, welche unterschiedlich stark oder dunkel wirken. Um Kontrast abstrakt zu erfassen, werden die einzelnen Objekte eines Artikels in unterschiedliche Gruppen mit unterschiedlichen Gewichten eingeteilt. Dabei würde ein Bild optisch gesehen am schwersten wiegen. Etwas leichter wirkt der Titel und der Text eines Artikels wäre vor dem Weißraum das leichteste Objekt. Wenn auf einer Seite also zwei Artikel auf der selben Höhe beginnen und sowohl Titel als auch Text der beiden nebeneinander liegen, so ist der Kontrast sehr gering, da immer Objekte mit gleichem optischen Gewicht aneinander liegen. Die Unterscheidung welcher Text in diesem Fall zu welchem Artikel gehört, fängt an zu verschwimmen. Einen hohen Kontrast erzeugt dagegen die Kombination von Objekten unterschiedlicher optischer Gewichtung. Dabei gilt, je höher die Differenz der optischen Gewichte ist, umso höher ist der Kontrast. Ein Bild neben einem Artikeltext oder einem Weißraum hätte einen ziemlich starken Kontrast. Genutzt wird der Kontrast meistens, um einzelne Artikel oder Bereiche auf einer Seite stärker voneinander abzugrenzen. Allerdings ist dabei auch wieder eine gewisse Vorsicht geboten: Ein Bild eines Artikels neben der Titelzeile eines anderen Artikels besitzt zwar einen gewissen Kontrast, der Leser aber wird unbewusst das Bild als der Titelzeile zugehörig interpretieren und damit das Bild mit dem falschen Artikel in Beziehung bringen.

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KAPITEL 2. EINFÜHRUNG IN DIE THEMATIK

Dynamik Eines der wichtigsten Elemente, um das Interesse des Lesers aufrechtzuerhalten ist die Dynamik. Ein starres, gleichmäßiges Layout führt schnell zu Desinteresse und Ermüdung. Dynamik wird erreicht, indem die Schriftgrößen der Titel, die Bildgrößen und auch die Artikelmaße variieren. Größere Titel und größere Bilder bei einem Hauptartikel dienen nicht nur der besseren Hervorhebung, sondern verbessern auch die Dynamik einer Seite. Ruhe Ruhe bedeutet in erster Linie eine ausgewogene und gleichmäßige Platzierung der Artikel und Bilder auf einer Seite. Wenn die Seite stark verkleinert als sogenannten Miniatur-Proof betrachtet wird, sollte sie möglichst gleichmäßig aussehen. Da der Text bei dieser Art der Betrachtung mit dem weißen Hintergrund verschwimmt, bildet sich ein Grauschleier auf der Seite, weshalb auch der Begriff Grauwertverteilung verwendet wird. Eine gleichmäßige Grauwertverteilung kann ein Maß für die Ruhe und Gleichmäßigkeit einer Seite sein. Symmetrie und Kontrast werden dadurch leicht visualisiert. Leider bildet sich an dieser Stelle schon der erste Konflikt mit einem anderen Kriterium, dem Kontrast. Ein hoher Kontrast wird sich auch in der Grauwertverteilung als starke, abgrenzende Linie sichtbar machen und die Ruhe der Seite stören. Ein weiteres Maß könnte sein, den optischen Schwerpunkt der Seite aus den einzelnen unterschiedlich gewichteten Objekten zu berechnen. Beispielsweise würde der Schwerpunkt eines Artikels mit einem Text der neben einem gleichbreiten Bild platziert ist, im Bereich des Bildes und nicht im Text liegen. Wenn dies über alle Objekte einer Seite berechnet wird, könnte eine Seite als ruhig betrachtet werden, wenn der optische Schwerpunkt nah am Mittelpunkt der Seite liegt. Abweichend wäre auch die Forderung möglich, dass dieser Punkt im Hauptartikel liegt. Dann wäre die Seite in Bezug auf den Hauptartikel als Mittelpunkt ruhig und würde diesen besser unterstützen. Konsistenz Eines der am schwierigsten zu erreichenden Kriterien ist Konsistenz. Bedeutet sie doch vorrangig Einschränkung der Vielfalt eines Dokuments. Die Gefahr dabei ist, dass eine Zeitung schnell zu symmetrisch, vorhersehbar und langweilig wird. Trotzdem sollte ein klar erkennbarer Stil sich vom Anfang bis zum Ende eines Dokuments zeigen. Dies bedeutet, besonders Wert auf gleiche Ränder und Abstände zu legen. Auch Schriftarten, Schriftgrößen und Zeilenabstände sollten einheitlich bleiben und nicht zu stark variieren. Konsistenz bedeutet auch, dass sich designerische Elemente wie Linien, Rahmen und Hintergründe wiederholen. Konsistenz bedeutet abstrakt gesehen Zurückhaltung und hängt damit stark mit dem nächsten Punkt zusammen. Zurückhaltung Zurückhaltung drückt aus, sich auf einige wenige Schriftarten, designerische Elemente und Grafiken zu beschränken. Insbesondere Farbverläufe, großflächige Hintergründe und viele Grafiken lassen eine Seite schnell überladen wirken. Auf solch einer Seite wird es schwierig, einzelne Akzente gezielt zu setzen. Die Aufmerksamkeit des Lesers wäre an zu vielen Stellen gefordert und die Seite kann gänzlich leer und inhaltslos erscheinen; trotz des zu genüge vorhandenen Inhaltes. Optisches Wohlempfinden Ein wichtiges objektives Kriterium, welches allgemein genutzt wird, um die subjektive Wirkung von bestimmten Anordnungen oder Formaten im Design und Bereichen der bildenden Kunst wie Malerei zu erklären, ist der goldene Schnitt. Mathematisch betrachtet ist der goldene Schnitt definiert als Φ = a ÷ b = (a + b) ÷ a mit a > b. Die Formel bedeutet, dass der größere Teil a im gleichen Verhältnis zum kleineren

2.3. PROBLEMSTELLUNG

11

Teil b steht, wie die Gesamtlänge a + b im Verhältnis zum größeren Teil a steht. Wenn diese Gleichung erfüllt ist, gilt Φ ≈ 1.618 was einem Verhältnis etwas über 16:10 und weniger als 16:9 bedeutet. Beide Formate sind deshalb nicht von ungefähr stark in der Multimediaindustrie bei Filmleinwänden und Bildschirmen vertreten. Die Idee ist somit, dass Artikelmaße und Seitenaufteilungen, die nah am goldenen Schnitt liegen das subjektive Wohlempfinden der Seite verbessern. Bisher wurde nur auf Elemente, Werkzeuge und Kriterien für ein einzelnes Dokument eingegangen. Ein weiterer, wichtiger Punkt ist auch ein handfestes und grundlegendes Design einer Zeitung, welches in allen Ausgaben wiederkehrt. Dies zeigt sich, indem die verwendeten Schriften, Abstände, Farben und Seitengestaltungen sowie der thematische Aufbau einer Zeitung über einen längeren Zeitraum weitestgehend identisch bleiben. Was einem Zeitungsverleger nicht nur einen guten Wiedererkennungswert sichert, sondern Routine und Vertrauen beim Leser schafft. Gerade aus diesem Grund ist es noch wichtiger, dass jede einzelne Zeitung – trotz identischen Designelementen – den Leser immer wieder auf ein Neues einfangen und begeistern kann. Beispiele für Zeitungen mit einem hohen Wiedererkennungswert und durchdachtem Design sind zum Beispiel Die Zeit oder die FAZ. Beide wurden bereits mit dem European Newspaper Award ausgezeichnet. Die Wochenzeitung der Zeitung Die Zeit bereits zweifach und zwar in den Jahren 2005 und 2012. Die Sonntagszeitung der FAZ im Jahre 2002. Diese Auszeichnung wird seit 1999 jährlich vergeben und berücksichtigt insbesondere Design und Konzeption. Bei weiterführendem Interesse zum Gesamtdesign von Zeitungen, inklusive anschaulicher Beispiele und Fallstudien, sei hier auf Mario R. Garcia und seine Webseite verwiesen1 . Er war maßgeblich am Redesign von Die Zeit beteiligt.

2.3

Problemstellung

An dieser Stelle wird zusammenfassend das eigentliche Problem formuliert, welches es mit einer langfristigen Softwarelösung zu lösen gilt. Gegeben sind dazu: • Eine feste Anzahl an Artikeln mit Titel, Untertitel, Text in Form von Absätzen, Klassifizierung, Priorisierung und Bild(ern) als Daten • Ein Seitenformat mit gegebenen Maßen und einer festen Anzahl Spalten • Eine Templatesammlung für den Gestaltungsrahmen von Artikeln • Ein grundlegendes Zeitungslayout Ziel ist es dann, mit diesen Eingabedaten eine druckbare PDF-Datei zu berechnen. Bei der Berechnung sollen sowohl die voranstehend genannten notwendigen und grundlegenden Werkzeuge zur Zeitungsgestaltung als auch die bewertbaren Kriterien für die Anordnung der Artikel berücksichtigt werden. Die Zeitung sollte dabei weniger zusammengepuzzelt als gestaltet werden. Und dies im Rahmen der verfügbaren Daten, Designvorgaben und Gestaltungsziele. Der Rahmen zur Gestaltung der einzelnen Artikel wird durch eine Templatesammlung vorgegeben. Sowohl die Anordnung in der Zeitung als auch die Wahl eines geeigneten Templates soll dabei möglichst gut die oben genannten, bewertbaren Kriterien erfüllen. Sicherlich könnte auch die Gestaltung eines Artikels komplett automatisiert werden. Was bedeuten könnte, dass ein Rechner selbst entscheidet, welche Parameter der Typografie 1

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KAPITEL 2. EINFÜHRUNG IN DIE THEMATIK

gewählt werden und wie die Anordnung von Titel, Text und Bild erfolgt. Jedoch ist die Gestaltung der Artikel an sich schon schwierig genug, benötigt dies doch Aspekte von einer angemessen Schriftgröße für Titel und Text über die richtige Schriftgröße bis hin zur richtigen Spaltenanzahl und der Positionierung und Gestaltung eines Bildes. Und dies alles in Abhängigkeit des Inhaltes und des thematischen Kontextes. Aus diesem Grund wird die Benutzung von Templates in Betracht gezogen, durch welche genau diese Parameter vorgegeben sind. Durch verschiedene Möglichkeiten zur Gestaltung eines Artikels durch verschiedene Templates ergibt sich somit trotzdem ein kreativer Rahmen, in dem sich eine Softwarelösung bewegen kann. Während der Platzierung der Artikel sollte es dem System freigestellt werden, zu entscheiden, auf welche Art und Weise ein Artikel dargestellt wird. Oberste Prämisse dabei ist, dass jeder Artikel auf genau eine Art und Weise und genau einmal in der Zeitung platziert wird.

2.4

Ziele

Aus dem vorangegangenen Abschnitt ergeben sich zwangsläufig mehrere Wünsche und Ziele, die mit einer automatisierten Softwarelösung erreicht werden sollten. Da der Umfang einer Diplomarbeit nicht ausreichend ist, um alle wünschenswerten Ziele zu erreichen, sind diese nachfolgend in zwei Kategorien unterteilt: Langfristige und kurzfristige Ziele. Langfristige Ziele Langfristige Ziele spielen im Zusammenhang mit dieser Diplomarbeit eher eine übergeordnete Rolle. Sie sollen in erster Linie einen Überblick darüber geben, welche Anforderungen an ein ganzheitliches System mit realen Einsatzmöglichkeiten in Betracht kommen könnten. Wenn ein Mediengestalter automatisiert eine Zeitung erstellen will, so wäre es einerseits wünschenswert, wenn die in Abschnitt 2.2 genannten Kriterien, welche subjektiv bewertbar sind, auch durch einen Rechner bewertet werden können. Ziel sollte es ein, dass der Benutzer mehrere dieser Kriterien wählen und unterschiedlich gewichten kann und diese während der Berechnung berücksichtigt werden. Vielleicht möchte der Benutzer mehr Wert auf Kontrast und Ruhe legen als auf Dynamik. Selbstverständlich muss auch der gesamte Werkzeugkasten formal erfasst und implementiert werden, denn dieser ist die Basis, mit der eine Zeitung gestaltet wird. Dazu zählen unter Anderem: • Inhaltliche und layouttechnische Unterscheidung in Titelseite, innere Doppelseite und Schlussseite • Verwendung optionaler Inhalte wie Füllbilder oder Füllartikel • Ermöglichen von Seitenumbrüchen innerhalb von Artikeln • L-förmige Darstellungsmöglichkeit von Artikeln • Einhalten des Seitenformats • Wenig Weißraum produzieren • Hauptartikel-Support • Inhaltliche und layouttechnische Berücksichtigung von Priorisierung und Kategorisierung der Artikel • Vorgabemöglichkeit der Gestaltung von Artikeln durch Templates oder Regeln (manuell oder automatisiert)

2.4. ZIELE

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• Vorgabemöglichkeit von Seitentemplates • Benutzung der vorgegebenen Schriften, Formatierungen, Farben, Abständen und so weiter • Einbringen von Werbeanzeigen • Bewertung der subjektiven Gestaltungskriterien wie gute Lesbarkeit, Kontrast, Dynamik, Ruhe, Konsistenz, Zurückhaltung und optisches Wohlempfinden Nachdem der Benutzer eine oder mehrere Lösungen erhalten hat, sollte er die Möglichkeit haben, die Lösungen zu bewerten, ein Dokument für den Druck zu wählen oder die Parameter neu zu justieren, um neue Lösungen berechnen zu lassen. Im schlimmsten Fall sollte er ein erzeugtes Dokument in seine gewohnte Arbeitsumgebung importieren können, um es an einigen Stellen noch manuell nachzubearbeiten. Kurzfristige Ziele Kurzfristige Ziele sind Teilziele der langfristigen Ziele, deren Umsetzung konkret mit dieser Diplomarbeit angestrebt wird. Dazu wird ein mehrkriterielles Layoutoptimierungstool Namens Ellyot entwickelt, welches in ein DocScapeProjekt integriert wird. Die Gesamtlösung besteht demnach aus den beiden Komponenten DocScape und Ellyot. Die genauen Aufgaben der einzelnen Komponenten und ihr Zusammenspiel werden in 6 genau erläutert. Die Infrastruktur soll dabei so gestaltet werden, dass das System leicht individualisierbar und anpassbar auf Kundenwünsche ist. Dabei sollen vor allem die Schnittstellen von Ellyot so definiert werden, dass keine notwendige Abhängigkeit zu DocScape besteht. Die in Kapitel 6.1 angeführten Aufgaben von DocScape können somit auch von jedem beliebigen Programm übernommen werden; sofern es einen vergleichbaren Ersatz gibt. Ellyot soll in der Lage sein anhand der eingegebenen Daten und Informationen eine Anordnung aller Artikel auf einer minimal benötigten Anzahl von Seiten zu platzieren. Oberstes Ziel ist dabei, dass sich das System strikt an die Vorgabe des Seitenformats hält und möglichst wenig Weißraum auf den Seiten produziert. Völlig tabu wären beispielsweise Lösungen, in denen eine Seite durch die Artikelplatzierung größer als das vorgegebene Seitenformat ist oder ein Großteil der Fläche aus Weißraum besteht. Neben den Rahmenbedingungen soll mindestens auch ein Gestaltungskriterium berücksichtigt und implementiert werden. Im Rahmen dieser Diplomarbeit wird die Umsetzung außerdem wie folgt eingeschränkt: Es erfolgt lediglich eine Einzelseitenoptimierung. Insbesondere wird nicht zwischen Titelseite, Innenseite und Schlussseite einer Zeitung unterschieden. Es wird angenommen, dass die zu platzierenden Artikel in jedem Fall kleiner als das Seitenformat sind und diese nur rechteckige Maße aufweisen. Bezüglich der langfristigen Ziele bedeutet dies, dass es im Zusammenhang mit dieser Diplomarbeit keine Seitenumbrüche innerhalb eines Artikels geben kann. Außerdem wird nur eine Lösung berechnet und es ist nicht möglich, diese Lösung als Ausgangspunkt für eine neue Berechnung mit neu oder feiner eingestellten Parametern zu benutzen. Allerdings wird für diese geforderten Restriktionen in Kapitel 8 ein Ausblick gegeben, wie diese im Nachhinein umgesetzt werden könnten, respektive der langfristigen Ziele.

14

KAPITEL 2. EINFÜHRUNG IN DIE THEMATIK

Kapitel 3

Problemanalyse Für eine geeignete Implementierung ist es notwendig, das gegebene Problem genau zu verstehen und dessen zentralen Aspekt herauszuarbeiten. Anhand dieses Problemkerns lässt sich die berechenbarkeitstheoretische Komplexität ermitteln, indem der Bezug zu verwandten Problemen hergestellt wird.

3.1

Einordnung Komplexität

Für eine Komplexitätsanalyse lässt sich das gegebene Problem wie folgt abstrakt betrachten: Unabhängig vom Erscheinungsbild einer gesetzten Zeitung oder deren Bewertung ist allen gemein, dass eine fest vorgegebene Menge an Artikeln auf eine oder mehrere Seiten mit festen Maßen verteilt werden. Artikel können dabei rechteckige oder L-förmige Umrisse aufweisen. Wenn davon Abstand genommen wird, wie ein Artikel konkret gestaltet ist, so beschränkt sich der zentrale Aspekt nur auf das Ausfüllen einer oder mehrerer zweidimensionaler Flächen mit unterschiedlich großen und unterschiedlich geformten, zweidimensionalen Objekten. Wobei die Objekte auf möglichst wenig Flächen (Seiten) verteilt werden sollen. Diese abstrakte Sichtweise stellt das absolute Minimum für eine Komplexitätsanalyse dar, denn jede Hinzunahme eines zusätzlichen Kriteriums würde das Problem in seiner Komplexität nicht einfacher werden lassen. Es gibt zwei gut untersuchte Probleme, die eine große Ähnlichkeit zu diesem Problemkern aufweisen. Das Bin-Packing- und das Floorplanning-Problem. Ist ersteres ein gut untersuchtes, theoretisches Problem, so stellt zweiteres – ebenfalls sehr gut untersucht und theoretisch fundiert – ein Problem mit hohem praktischen Nutzen dar. Auf beide Probleme wird nun genauer eingegangen.

3.1.1

Das 2D-Bin-Packing-Problem

Ein Problem, welches dem Problemkern nicht nur nahe kommt, sondern sogar exakt entspricht, ist das zweidimensionale Bin-Packing-Problem, kurz 2D-BPP. In [LMM02, S. 242] ist es wie folgt definiert: Gegeben sind n rechteckige Objekte als Menge N = {1, ..., n}. Jedes dieser Objekte besitzt eine Breite wi und eine Höhe hi . Weiterhin gibt es eine unendliche Anzahl an zweidimensionalen Behältern mit einer festen Breite W und einer festen Höhe H. Das zu lösende Problem besteht dann darin, alle n Objekte auf eine minimale Anzahl dieser Behälter zu verteilen, ohne die Maße dieser Behälter zu überschreiten. Die Platzierung der einzelnen Objekte erfolgt dabei so, das ihre Ränder immer parallel zum Rand des Behälters ausgerichtet sind. Ohne Einschränkung der Allgemeinheit kann gefordert 15

16

KAPITEL 3. PROBLEMANALYSE

werden, dass alle Objekte immer in einen Behälter passen. Es gilt deshalb wi < W und hi < H für alle i ∈ {1, ..., n}. Komplexität des 2D-BPP Eine generalisierte Sichtweise auf das BPP stellt die mehrdimensionale Betrachtung dar. Allgemeiner ist es auch als ein-, drei-, oder gar mehrdimensionales Problem definierbar. Aus diesem Grund handelt es sich auch um ein multidimensionales Bin-Packing-Problem (MD-BPP) und jede Festlegung auf eine konkrete Anzahl an Dimensionen stellt eine Einschränkung des MD-BPP dar. Für den Spezialfall des 1D-BPP zeigten Garey und Johnson in [GJ79, S. 124–127], dass dieses Problem nicht nur der Komplexitätsklasse NP zuzuordnen ist, sondern auch, dass es in seiner allgemeinen Form NP-vollständig ist. Durch Hinzufügen einer oder mehrerer Dimensionen wird das Problem nicht leichter, da es einer Erweiterung des 1D-BPP gleichkommt. Woraus direkt folgt, dass MD-BPP – und somit auch 2D-BPP – NP-vollständig ist. Entnommen aus [AB09, S. 38–44]) enthält die Klasse NP alle Probleme, deren Lösungen effizient, also in polynomieller Zeit, überprüft werden können. Das Stichwort dabei ist überprüfbar. Eine Lösung ist somit nicht effizient berechenbar, sondern eben nur effizient überprüfbar. Unter dem Aspekt, dass es verschiedene Lösungsmöglichkeiten geben kann, ist die naivste aller Herangehensweisen, alle diese Möglichkeiten effizient zu überprüfen, was als Brute-Force-Methode bezeichnet wird. Im Sinne eines Optimierungsproblems kann dann die beste Lösung ausgewählt werden. Das eigentliche Problem besteht darin, dass die Anzahl der Lösungsmöglichkeiten sehr groß sein kann und es mitunter sehr lange dauert, um alle Möglichkeiten effizient zu überprüfen. Eine Einschränkung des 1D-BPP auf nur einen Behälter stellt das Rucksackproblem dar. In diesem Fall besitzt jedes einzupackende Objekt nur eine Dimension, genannt Nutzen, und Ziel ist es, den Gesamtnutzen der eingepackten Gegenstände zu maximieren, ohne den Behälter zu überfüllen. Mittels Brute-Force müssten also alle Teilmengen der n-elementigen Menge überprüft werden, denn jedes Element kann eingepackt werden oder nicht. Für die Menge N mit endlich vielen Elementen n ergeben sich |P(N )| = 2|N | = 2n viele Kombinationsmöglichkeiten, was der Kardinalität der Potenzmenge von N entspricht. Somit existieren exponentiell viele Lösungsmöglichkeiten in Bezug zur Eingabegröße. Angenommen, ein Rechner ist in der Lage, 1.000.000 Lösungsmöglichkeiten in einer Sekunde zu überprüfen, so würde er bei 50 möglichen Gegenständen zum einpacken bereits 35 Jahre rechnen, um alle Möglichkeiten zu überprüfen1 und anschließend die beste Lösung auszugeben (Vergleiche [Jan07, S. 172]). Allen Bin-Packing Problemen ist außerdem gemein, dass die Objekte nicht rotiert werden dürfen. Sie müssen immer in der Ausrichtung Breite × Höhe platziert werden. Wenn diese Forderung fallengelassen wird, und es keine Seitenbeschränkung der Behälter gibt, stellt dies eine Verallgemeinerung des Bin-Packing-Problems, ein sogenanntes Platzierungsproblem dar, da es dann nur darauf ankommt, wie die Objekte genau platziert werden. Ziel ist es eher, möglichst viel Elemente auf eine möglichst geringe Fläche zu platzieren. Platzierungsprobleme sind ebenfalls NP-vollständig. 1

250 60·60·24·365·1.000.000

=

1.125.899.906.842.624 31.536.000.000.000

= 35, 7

3.1. EINORDNUNG KOMPLEXITÄT

3.1.2

17

Das Floorplanning Problem

Als Floorplanning bezeichnet [WL89] den ersten Schritt des VLSI2 -Layoutdesigns. Dabei sollen autonom funktionierende Schaltkreise auf einem Chip zusammengeführt und miteinander verknüpft werden. Das Problem des Ganzen sei es, sowohl die benötigte rechteckige Fläche zu minimieren als auch die Verdrahtungslänge der Schaltkreise möglichst gering zu halten. Folgende Problembeschreibung ist der bereits zitierten Arbeit von Wong und Liu [WL89] entnommen. Die Autoren unterscheiden dabei in rechteckige und L-förmige Schaltkreise, wobei erstere feste oder flexible Maße haben dürfen. Im ersten Fall wären die Schaltungen bereits fertig und müssten nur integriert werden. Im Falle, dass es sich um flexible Schaltkreise handelt, stellt dies einen interaktiven Prozess dar. Denn wenn bei der Anordnung bekannt ist, welche verschiedenen Maße ein Schaltkreis annehmen kann, so kann dies auch bei der Berechnung eines VLSI-Designs berücksichtigt werden. Flexibel bedeutet dabei, dass eine obere (si ) und untere Begrenzung (ri ) des Verhältnisses zwischen Breite wi und Höhe hi für jeden Schaltkreis i mit ri ≤ hi /wi ≤ si gegeben ist. Allerdings nur unter der Annahme, dass die Schaltkreise nicht um 90° rotiert werden dürfen. Sonst gilt: ri ≤ hi /wi ≤ si oder 1/si ≤ hi /wi ≤ 1/ri . Innerhalb dieser Begrenzung dürfen die Maße beliebig variieren. Durch das berechnete Layout ergeben sich dann die konkreten Maße eines jeden Schaltkreises. Die Menge der Floorplans lässt sich in zwei Kategorien einteilen. Ein sogenannter SlicingFloorplan für n rechteckige Schaltkreise ist dann gegeben, wenn eine rechteckige Fläche rekursiv in n Partitionen unterteilt werden kann. Jede Partition muss dabei mindestens so groß sein, dass ein zugeordneter Schaltkreis auch hinein passt. Eine rekursive Teilung der Flächen bedeutet, dass ein Rechteck durch eine horizontale oder vertikale Teilung in zwei kleinere Rechtecke aufgeteilt wird und diese Rechtecke wiederum geteilt werden können. Durch diese Art der Teilung ergibt sich eine Hierarchisierung der Teilungsoperatoren, was wiederum als Baum dargestellt werden kann. Ein Schnittbaum zu einem Floorplan für n Schaltkreise ist ein binärer Baum, dessen innere Knoten einer horizontalen oder vertikalen Teilung entsprechen und dessen n Blätter jeweils ein Rechteck für genau einen der n Schaltkreise repräsentieren. Dementsprechend wird die zweite Kategorie als Non-Slicing-Floorplans bezeichnet. Sie ist immer dann gegeben, wenn sich ein Floorplan nicht durch eine rekursive Teilung der Flächen – und somit nicht durch einen Schnittbaum – beschreiben lässt. Ein Beispiel ist das sogenannte Rad in Abbildung 3.1. Somit stellen Slicing-Floorplans eine Einschränkung der möglichen Lösungen dar, da nicht alle Floorplans als Slicing-Struktur repräsentiert werden können. Im folgenden Abschnitt wird gezeigt, dass die Menge der möglichen Lösungsmöglichkeiten trotz dieser Einschränkung immer noch exponentiell in der Menge der gegeben n Schaltkreise ist. Komplexität des Floorplanning-Problems Angesichts der Ähnlichkeit zum 2D-BPP liegt die Vermutung nahe, dass es sich auch bei diesem Problem um ein NP-vollständiges Problem handelt. Tatsächlich stellt das Floorplanning-Problem eine Generalisierung des Platzierungsproblems ([SD85, S. 602 ff.]) und somit des 2D-BPP dar. Der Unterschied ist die fixierte, rechteckige Form der Objekte bei einem Platzierungsproblem, welche beim Floorplanning nicht gefordert ist. Floorplanning ist somit auch NP-vollständig. Weiterhin ist es interessant, die genaue Menge an Lösungsmöglichkeiten zu kennen. In [VW02] erfolgt dazu die Angabe einer oberen und unteren Schranke der Lösungsmöglichkeiten für Slicing2

Very Large Scale Integration

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KAPITEL 3. PROBLEMANALYSE v

1 3 2

1

4 5 6

Slicing-Floorplan

h 1

h 2

v

???

5 h

3 4 5 6

Schnittbaum

2

4 3

Non-Slicing-Floorplan

Abbildung 3.1: Darstellung eines Slicing-Floorplans als Schnittbaum und Beispiel eines NonSlicing-Floorplans, welcher sich nicht als Schnittbaum darstellen lässt.

Floorplans die durch einen Schnittbaum repräsentiert werden können. Angenommen, es liegt der Fall vor, dass jeder innere Knoten – bis auf den tiefsten im Baum – links einen weiteren Teilungsoperator besitzt und rechts ein Blatt. Der tiefste innere Knoten stellt eine Ausnahme dar und besitzt links und rechts ein Blatt als Kind. Es handelt sich also um einen Baum mit maximaler Tiefe für n Blätter. Weiterhin gilt, dass ein binärer Baum mit n Blättern genau n − 1 innere Knoten besitzt ([Knu97a, S. 400]). Jeder innere Knoten kann dabei eine vertikale oder horizontale Teilung annehmen. Die Anzahl der Variationen für alle möglichen Ausprägungen der inneren Knoten ist somit gegeben durch 2n−1 , da die inneren Knoten als Binärstring der Länge n − 1 interpretierbar sind. Weiterhin können an allen n Blättern die Schaltkreise auf n! verschiedene Möglichkeiten zugeordnet werden. Unter der Annahme, dass solch ein Schnittbaum in Zeit O(n) konstruierbar ist, ergibt sich eine untere Schranke von Ω(n2n n!). Wurde für die untere Schranke ein einfaches Beispiel konstruiert und deren Ausprägung variiert, so wird für die obere Schranke die sukzessive Vergrößerung des Baumes betrachtet und auf die sich ergebenen Möglichkeiten zur Erweiterung hingewiesen. Im ersten Schritt kann genau ein Knoten mit zwei Blättern platziert werden. Da gilt, dass es bei n Blättern genau n − 1 innere Knoten geben muss, können ab dem zweiten Schritt genau noch n − 2 innere Knoten und Blätter eingefügt werden. Dazu wird ein Blatt durch einen inneren Knoten mit zwei Blättern als Kinder ersetzt. Die vorhandenen Blätter stellen die möglichen Erweiterungspunkte dar, welche in jeder Iteration um eins wachsen. Im zweiten Schritt gibt es also zwei Möglichkeiten, im dritten Schritt drei und so weiter. Die Menge der verschiedenen Kombinationsmöglichkeiten beträgt dann n!. Jede dieser Möglichkeiten kann wiederum auf 2n−1 Möglichkeiten bezüglich der Teilungsoperatoren variiert werden und die Zuordnungsmöglichkeiten der Schaltkreise zu den Blättern beträgt auch weiterhin n!. Resultierend daraus ergibt sich eine obere Schranke von O(n2n n!n!). Diesen Term angewendet auf das obige Beispiel mit n = 50 und einem Rechner der 1.000.000 Lösungsmöglichkeiten in der Sekunde testen kann, ergibt sich eine Laufzeit von 16512503610 · 10122 Jahren, um alle Möglichkeiten zu validieren. Während der Problemdefinition wurde festgelegt, dass Artikel durch verschiedene Templates dargestellt werden können. Was bedeutet, dass sie in ihren Abmessungen variieren können. Wenn diese Forderung auf das Floorplanning übertragen wird, entspricht das Problem dieser Diplomarbeit im Kern dem Floorplanning mit rechteckigen Schaltkreisen welche flexible Maße aufweisen können. Zusätzlich zu der eben erarbeiteten Komplexität kommt dann noch der Faktor ll hinzu, wenn es für jeden Artikel maximal l Varianten geben kann.

Kapitel 4

Mehrkriterielle evolutionäre Optimierung Nachdem das grundlegende Problem in Kapitel 2 beschrieben und in Kapitel 3 analysiert wurde, erfolgt nun die theoretische Vorbereitung auf eine Lösungsstrategie anhand eines evolutionären, mehrkriteriellen Optimierungsalgorithmus (EMOA).

4.1

Einführung Optimierung

Zwei Beispiele für Optimierungsprobleme wurden bereits in Kapitel 3 eingeführt: Das BinPacking-Problem und das Floorplanning-Problem für VLSI-Design. Nachstehende Aussage ist dem Buch „Computational Intelligence“ [KBK+ 11, (S. 158)] entnommen und liefert die mathematische Definition eines Optimierungsproblems. 4.1.1 Definition (Optimierungsproblem). Ein Optimierungsproblem ist definiert als ein 3-Tupel (Ω, f, ) mit einem Suchraum Ω, einer Bewertungsfunktion f : Ω → R und einer Relation  ∈ {}. Im Beispiel des BinPacking-Problems stellt der Suchraum Ω die Menge aller möglichen Bepackungen dar, wobei zwangsläufig nicht alle Suchpunkte eine gültige Lösung des Problems darstellen müssen. Bepackungen, in denen Behälter überlaufen, wären zwar möglich, ergeben jedoch keine zulässige Lösung. Aus diesem Grund werden Suchpunkte auch als Lösungskandidaten bezeichnet. Die Bewertungsfunktion f bildet jeden Lösungskandidaten auf eine Zahl im Bereich der reelen Zahlen R ab. Kürzer gesagt, sie werden bewertet. Der Bildbereich der Funktion f ist dabei nicht auf den Bereich der reelen Zahlen festgelegt. Im Prinzip kann die Bewertung auch durch jede andere, partiell geordnete Menge erfolgen. Die Forderung nach einer partiellen Ordnung, anstelle einer totalen Ordnung, ist für die Existenz von vergleichbaren Lösungen notwendig und ausreichend. Es müssen nicht alle Lösungen vergleichbar sein, jedoch vergleichbare Mengen existieren. Und jede totale Ordnung1 impliziert immer eine partielle Ordnung der Elemente. Weiterhin definiert die Relation  den Vergleichsoperator zwischen zwei Bewertungen und damit zwischen zwei Lösungskandidaten. In diesem Zusammenhang ist die Lösungsmenge eines Optimierungsproblems wie folgt gegeben: H = {x ∈ Ω | ∀x0 ∈ Ω : f (x)  f (x0 )} (4.1) 1

Beispiel: Relation x ≤ y für alle x, y ∈ R

19

20

KAPITEL 4. MEHRKRITERIELLE EVOLUTIONÄRE OPTIMIERUNG

Aus dieser Definition der Lösungsmenge geht leider nicht direkt hervor, ob sie sich auch auf unzulässige Lösungskandidaten bezieht. Im Allgemeinen kann jedoch von einer Einbeziehung ausgegangen werden, denn unzulässige Lösungen können immer als beliebig schlecht definiert werden. Somit bliebe jede gültige Lösung besser als eine ungültige. Der Bildbereich von f wäre weiterhin partiell geordnet und die Definition von H gültig. Im Folgenden wird die Relation  konkret als > definiert. Aus dieser Einschränkung ergibt sich, dass ab jetzt ausschließlich Maximierungsprobleme betrachtet werden. Dabei wird eine Lösungsmenge gesucht, deren Bewertung größer gleich allen anderen ist. Problematisch ist diese Einschränkung nicht; es gilt das Dualitätsprinzip zwischen Minimierungs- und Maximierungsproblemen ([Deb04, S. 7]) mit: min(f (x)) = −max(−f (x))

(4.2)

Als Ziel ergibt sich somit die Maximierung der Bewertungsfunktion f , weshalb diese Funktion auch als Zielfunktion bezeichnet wird. Die spannende Frage dabei ist, wie die Menge H gefunden beziehungsweise berechnet werden kann. Bisher wurde noch kein konkretes Wort über die Beschaffenheit oder Dimension des Suchraums, geschweige denn, die Art und Weise der Bewertung verloren. Dies ist vorerst nicht von Belang und wird, da stark problemspezifisch, für das Thema dieser Diplomarbeit in Kapitel 6 konkretisiert. Unabhängig davon können jedoch verscheiden Arten von Lösungsstrategien definiert werden. Die Autoren in [KBK+ 11, (S. 158/159)] weisen darauf hin, das die verschiedenen Lösungsansätze für Optimierungsprobleme generell in vier Kategorien unterteilbar seien. Die analytische Lösung sei dabei die effizienteste, allerdings nur sehr selten anwendbar, da sehr viel über das zu lösende Problem bekannt sein müsse. Ein vollständiges Durchsuchen des Suchraums Ω benötigt im Gegensatz dazu kein konkretes Wissen über das Problem, da einfach alle Lösungsmöglichkeiten sukzessiv betrachtet werden und am Ende die beste Lösung gewählt wird. Es wäre allerdings sehr ineffizient, da der Suchraum beliebig groß sein kann (Siehe Komplexität Bin-Packing und Floorplanning in Kapitel 3). Ein Einsatz wäre nur bei kleinen endlichen Suchräumen sinnvoll. Weiterhin existiere immer die Möglichkeit einer randomisierten Suche, bei der endlich viele Lösungskandidaten erraten und anschließend bewertet werden. Allerdings sei dieses Verfahren in den seltensten Fällen von annehmbarem Erfolg gekrönt. Die letzte Kategorie wird von den Autoren als gesteuerte Suche bezeichnet. Zu dieser Kategorie gehören, unter anderem, die evolutionären Algorithmen. Ihr Ziel ist es anhand der aktuellen Suchpunkte vorteilhafte Eigenschaften auszunutzen und durch Veränderung ähnliche Lösungskandidaten zu erzeugen, die eventuell bessere Eigenschaften aufweisen. Eine Einführung in evolutionäre Algorithmen erfolgt im nachstehenden Abschnitt.

4.2

Einführung in evolutionäre Algorithmen

Evolutionäre Algorithmen sind durch das natürliche Vorbild der biologischen Evolution inspiriert. Die moderne Vorstellung davon wurde im Jahre 1859 durch den britischen Naturforscher Charles Robert Darwin begründet, indem er das Buch “On the Origin of Species2 “ veröffentlichte. Die darin aufgestellten Theorien waren zur damaligen Zeit außergewöhnlich. So zwangen sie die Menschen von fortan zu akzeptieren, dass selbst komplexe, unnachahmliche Gebilde wie das Auge, mit ihrer Fähigkeit auf unterschiedliche Entfernungen 2 Der Originaltitel lautete „On the Origin of Species by Means of Natural Selection, or the Preservation of Favoured Races in the Struggle of Life“ und wurde erst 1872 mit der 6. Auflage in die o. g. Kurzform geändert.

4.2. EINFÜHRUNG IN EVOLUTIONÄRE ALGORITHMEN

21

und Lichtverhältnisse zu reagieren, einzig und allein durch natürliche Zuchtwahl über eine unzählige Anzahl an Generationen entstanden seien [Dar67, S. 224]. Bedeutet dies doch, dass alle Lebewesen miteinander verwandt wären. In erster Linie erscheint dieser Prozess zufällig. Jedoch zeigt Dawkins in „Der blinde Uhrmacher[...]“ [Daw08, S. 58], dass dieser Prozess alles andere als zufällig ist. Aufbauend auf so einfachen anfänglichen Lebewesen, dass sie zufällig entstanden sein könnten, erfolgt kumulativ eine wiederum so einfache Veränderung zufälliger Natur, bis ein komplexes Endprodukt entsteht. Gesteuert würde dieser Prozess laut Aussage des Autors durch sogenanntes nichtzufälliges Überleben. Lebewesen, die sich durch zufällige Veränderung in Ihrer aktuellen Umgebung einen Vorteil verschaffen, wären dadurch in der Lage, andere, benachteiligte Lebewesen zu überleben. Dieser, aus vielen zufälligen Einzelschritten bestehende Prozess ist somit nicht mehr zufällig, sondern ein Resultat aus vielen kleinen, aneinandergereihten, temporären Vorteilen. In Anlehnung an dieses natürliche Prinzip kann der Begriff der simulierten Evolution begründet werden. Dazu ist es notwendig, dass Begriffe aus der natürlichen Evolutionsbiologie auf die simulierte Evolution übertragen und formal definiert werden. Außerdem ist es erforderlich die simulierte Evolution eindeutig von dem natürlichen Vorbild abzugrenzen und deren Ziel zu definieren.

4.2.1

Simulierte Evolution vs. natürlicher Evolution

Der wichtigste Unterschied zwischen beiden Formen ist die Zeit und das Ziel. Da ein evolutionäres Verfahren als Lösungsstrategie für ein Optimierungsproblem verwendet werden soll, ist der Zeitraum der Simulation begrenzt. Und innerhalb dieser Zeit sollte, wenn möglich, die Menge H auch gefunden werden. Im Gegensatz dazu hat das natürliche Vorbild aus unserer Sicht kein erkennbares Ziel, außer, in erster Linie das Überleben der eigenen Art sicherzustellen. Wie gut ein Lebewesen in seiner natürlichen Umgebung ist, kann nur retrospektiv anhand seines Überlebens ermittelt werden, und eben, wie gut es sich im Laufe der Zeit an die umgebenden Umwelteinflüsse angepasst hat. Bei einer Simulation kann unmöglich eine so hochgradig komplexe Umgebung zur Verfügung gestellt werden, wie die Natur sie liefert. Die schwer fassbare Umwelt könne jedoch durch eine klar definierte Bewertungsfunktion ersetzt werden [Wei07, S. 24]. Dadurch wird der Kontext, in dem ein Lösungskandidat gut oder schlecht ist, formal vorgegeben. Ziel der simulierten Evolution ist es außerdem, Verbesserungen durch minimale Veränderungen der Lebewesen – respektive der Bewertungsfunktion – gezielt auszunutzen, Trends zu erkennen und möglichst schnell einen Status zu erreichen, an dem keine Verbesserung mehr möglich ist. Dies ist allerdings nur möglich, wenn ähnliche Lösungskandidaten des Suchraums Ω auch ähnliche Eigenschaften und eine ähnliche Bewertung aufweisen. Ansonsten wäre eine simulierte Evolution ungeeignet, da sich schrittweise Verbesserungen durch „kleine“ Veränderungen im Sinne Darwins nicht ausnutzen ließen. Insbesondere wäre es dann unmöglich sich, über Generationen kontinuierlich besser werdend, in eine gewünschte Richtung zu entwickeln. Enge Verwandtschaft von Lebewesen muss sich während einer Simulation somit durch Nähe im Suchraum, ähnliche Eigenschaften und ähnliche Bewertung auszeichnen; was unmittelbar zu folgenden Begriffen führt [KBK+ 11, S. 159 f.]: Individuum Als Individuum I wird fortan der Lösungskandidat innerhalb des evolutionären Algorithmus behandelt. Es stellt in der Simulation das Gegenstück zu den Lebewesen der natürlichen Evolution dar. Durch die einheitliche Verwendung des Begriffs Individuum wird im weiteren Verlauf der Diplomarbeit nicht mehr zwischen Lösungskandidat (Simulation) und Lebewesen (Natur) unterschieden.

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KAPITEL 4. MEHRKRITERIELLE EVOLUTIONÄRE OPTIMIERUNG

Phänotyp Der Phänotyp ω ∈ Ω beschreibt das Erscheinungsbild eines Individuums. Im Zusammenhang mit einem Optimierungsproblem würde dies die konkrete Umsetzung oder Implementierung eines Lösungskandidaten bedeuten. Damit entspräche die Menge der Phänotypen dem Suchraum eines Optimierungsproblems. Ab sofort wird nur noch der Begriff Phänotyp benutzt, jedoch weiterhin die selbe Bezeichnung Ω verwendet ,um die Bedeutung des Zusammenhangs weiterhin zu vergegenwärtigen. Genotyp Die Repräsentation eines Individuums innerhalb des evolutionären Algorithmus wird als Genotyp g ∈ G bezeichnet. Dies ist notwendig, um komplexe Phänotypen eines Individuums abstrakt in einem Rechner repräsentieren zu können. Mit G wird die Menge aller problemspezifischen Genotypen bezeichnet. Sie stellen den Suchraum auf Seiten des evolutionären Algorithmus dar. Selektion In der Natur erfolgt die Selektion durch Überleben. Eigentlich erfolgt sie sogar dadurch, dass schlechte Individuen durch frühzeitigeres Dahinscheiden aussortiert werden. In der simulierten Evolution hingegen erfolgt eine explizite Auswahl der Individuen, die sich vermehren oder eine nächste Generation bilden dürfen. In den entsprechenden Fällen wird der Begriff Elternselektion oder Selektion der Folgepopulation verwendet. Mutation Um die von Darwin erwähnten kleinen Veränderungen für Verbesserungen zu nutzen, muss es die Möglichkeit geben Individuen zu verändern. In diesem Fall wird der Begriff der Mutation verwendet. Mutation erfolgt, indem kleine Änderungen am Genotyp des Individuums vorgenommen werden. Rekombination Zusätzlich zur Mutation gibt es die Möglichkeit der Rekombination von Individuen. Dazu bilden Teilinformationen aus zwei selektierten Elternindividuen die Grundlage für ein neues Individuum. Dies entspricht der natürlichen Vorlage der sexuellen Fortpflanzung und wird in deutschsprachiger Fachliteratur auch mit dem englischen Begriff Crossover angegeben. Fitness Anhand der Eigenschaften eines Individuums ergibt sich seine Fitness. Sie repräsentiert den Grad der Tauglichkeit oder Angepasstheit eines Individuums. Verwendet wird sie, um die Überlebenschancen bzw. Vermehrungschancen eines Individuums zu bestimmen. Diese Information kann dann gezielt, auf unterschiedliche Art und Weise genutzt, oder ausgenutzt werden. Üblicherweise spricht nichts dagegen, wenn die Fitness identisch zu der Zielfunktion aus Definition 4.1.1 ist. Allerdings sollte spätestens bei der mehrkriteriellen Optimierung in Abschnitt 4.3 explizit zwischen Fitness und Zielfunktion unterscheiden werden. Vorausschauenderweise wird diese explizite Unterscheidung fortan ebenfalls vertreten. Population und Generation Eine Menge an Individuen wird als Population bezeichnet. Während der simulierten Evolution stellt eine Population zu einem bestimmten Zeitpunkt eine Generation dar. Abweichend gestaltet sich auch der Ablauf in einer Simulation. Dieser ist ausschließlich abstrakt und auf ein nötiges Minimum reduziert. Insbesondere entwickeln Individuen sich nicht, werden nicht älter, wachsen und lernen nicht, gehen nicht einkaufen. Auch wenn sie sich durch Rekombination fortpflanzen, so entwickeln sie doch keine Geschlechtsreife

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4.2. EINFÜHRUNG IN EVOLUTIONÄRE ALGORITHMEN Ausgabe

Startpopulation

ja

Bewertung

Abbruchbedingung

Umweltselektion

nein

Mutation

Elternselektion

Rekombination

Abbildung 4.1: Schematische Zyklendarstellung einer einfachen, simulierten Evolution

und keinen Fortpflanzungstrieb. Es spricht jedoch nichts dagegen, Elemente dieser Art in einer Simulation unterzubringen; sofern es einen Nutzen für die Optimierung hat. Allgemein betrachtet, und für diese Diplomarbeit völlig ausreichend, werden Individuen einfach generiert, bewertet, anschließend benutzt oder verworfen. Gemäß des Filmzitats: „Du wurdest gewogen, du wurdest gemessen und du wurdest für nicht gut genug befunden. In welcher Welt könntest du mich jemals schlagen. Solch einen Ort wird es niemals geben.3 “ In Abbildung 4.1 ist der Zyklus einer einfachen simulierten Evolution schematisch veranschaulicht. Der Zyklus enthält dabei die oben eingeführten Elemente der Selektion, Rekombination, Mutation und Bewertung. Atypisch für eine natürliche Evolution ist ein definierter Ausgangspunkt. An dieser Stelle ist es ausreichend anzunehmen, dass dieser Startpunkt eine zufällig erzeugte Population ist, wobei alle anfänglichen Individuen zufällig gewählte Lösungskandidaten des Suchraums sind. In der Realität gibt es außerdem kein Abbruchkriterium, welches nach jedem Zyklus überprüft wird und entscheidet, ob es eine nächste Generation gibt oder nicht. Dieses Kriterium ist notwendig, da meistens nicht ermittelt werden kann, wie weit die aktuellen Individuen von einem Optimum entfernt sind. Mit Kenntnis des Optimums eines Problems würde sich ein entsprechendes Optimierungsverfahren erübrigen. Üblicherweise wird eine feste Anzahl an Generationen vorgegeben oder überprüft, ob sich die Individuen seit den letzten x Generationen nicht verbessert haben. Eine neue Generation wird wie folgt gebildet: Aus der aktuellen Population der Größe µ ∈ N+ werden mittels Rekombination und Mutation λ ∈ N+ Nachkommen erzeugt und bewertet. Um die Nachkommen mit den Eltern zu vermischen, oder diese komplett zu ersetzen, gibt es verschiedene Strategien, welche unter 4.2.3 genauer erläutert werden.

4.2.2

Formalisierung evolutionärer Algorithmen als Lösungsstrategie für Optimierungsprobleme

Der nachfolgende Abschnitt orientiert sich inhaltlich an den bereits erwähnten Quellen [Wei07] und [KBK+ 11]. Weicker verfolgt in seinem Werk einen gesunden Formalismus, der bestens geeignet erscheint, um eine spätere Umsetzung zu fundieren. Alle weiteren Definitionen dieses Abschnittes sind deshalb den Definitionen aus Kapitel 2 seines Werkes nachempfunden. Kruse et al. gehen mehr auf die Probleme ein und liefern wertvolle Tipps für eine Implementierung und ein umfassendes Verständnis. Beide Quellen ergänzen sich gut und arbeiten mit vielen Beispielen. Konkret wird in [Wei07, S. 26–34] an einem weiteren NPvollständigen Problem – dem Problem des Handlungsreisenden – ein einfacher evolutionärer Algorithmus entwickelt. 3

Film: Ritter aus Leidenschaft

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KAPITEL 4. MEHRKRITERIELLE EVOLUTIONÄRE OPTIMIERUNG

Wie bereits im vorherigen Abschnitt erwähnt, benutzt ein evolutionärer Algorithmus eine abstrakte algorithmische Repräsentation, den Genotyp. Dazu ist es notwendig, eine Beziehung zwischen Phänotyp und Genotyp herzustellen. Um diese Beziehung zu formalisieren, ist der Begriff der Dekodierungsfunktion wie folgt gegeben. 4.2.1 Definition (Dekodierungsfunktion). Eine Dekodierungsfunktion ist definiert als die Funktion dec : G → Ω, die die Menge der Genotypen auf die Menge der Phänotypen abbildet. Solch ein Zwischenschritt ist notwendig, da die Bewertungsfunktion – und damit das Optimierungsproblem – in Definition 4.1.1 nicht über dem Genotyp definiert ist. Aus diesem Grund stellt die Dekodierungsfunktion eine Beziehung zwischen evolutionärem Algorithmus und Optimierungsproblem her. Im Falle, dass es keinen expliziten Genotyp gibt, gilt G = Ω und dec ≡ id. Es kann jedoch für mehrere Genotypen den selben Phänotyp geben oder auch Phänotypen, für die es keinen Genotyp gibt. Die Funktion dec kann deshalb nicht notwendigerweise als bijektiv vorausgesetzt werden. Aufbauend darauf ist es nun möglich ein Individuum zu definieren. Dieses besteht aus einer algorithmischen Repräsentation, dem Genotyp, eventuell benötigten Zusatzinformationen aus der Menge aller möglichen Zusatzinformationen Z und einem Fitnesswert. 4.2.2 Definition (Individuum). Ein Individuum ist ein 3-Tupel (g, z, fdec ) bestehend aus einem Genotyp g ∈ G, optionalen Zusatzinformationen z ∈ Z und einem Fitnesswert fdec = f (dec(g)) ∈ R. Zusatzinformationen werden auch als Strategieparameter bezeichnet, um die Entwicklung, soweit es möglich ist, in eine bestimmte gewünschte Richtung zu begünstigen. Die Fitness eines Individuums ist mit fdec angegeben und kann den konkreten Zielfunktionswert eines Individuums bedeuten oder entsprechend daraus berechnet sein. Dies geschieht immer unter Anwendung der Dekodierungsfunktion aus Definition 4.2.1. Unabhängig davon, ob Genotyp und Phänotyp verschieden sind oder nicht. Wie bereits erwähnt, scheinen die einzelnen Evolutionszyklen in der natürlichen Vorlage zufälligen Einflüssen zu unterliegen. Dieser Zufall muss demnach auch Bestandteil eines evolutionären Algorithmus sein. Um die Operatoren Mutation, Rekombination und Selektion formal zu definieren, ist es erforderlich, vorher einen kurzen Einblick in die Generierung von Zufallszahlen durch einen Rechner vorzunehmen. Auf den ersten Moment erscheint dies ein wenig widersprüchlich; sind doch generierte Zahlen eines Rechners in erster Linie berechnet und nicht zufällig erzeugt. Anders ist dies jedoch nicht möglich, da ein Rechner nicht würfeln kann. Für berechnete Zufallszahlen wird deshalb der Begriff der Pseudozufallszahlen verwendet. Sie wirken auf den ersten Blick zufällig, sind in Wirklichkeit aber nach einem festen, reproduzierbaren Muster berechnet. Realisiert wird dies durch sogenannte lineare Kongruenzgeneratoren, welche eine zufällig wirkende gleichverteilte Zahlenfolge des offenen Intervalls ]0, 1[ berechnen. Anhand dieser Grundlage lässt sich dann eine beliebige Zufallsverteilung – wie beispielsweise die Binomial-, Normal- oder Exponentialverteilung – generieren. Lineare Kongruenzgeneratoren Lineare Kongruenzgeneratoren produzieren iterativ eine Folge an ganzzahligen Zahlen ri wie folgt ([ST10, S. 24–49]): ri+1 = ari + b (mod d), a > 0, b ≥ 0, d > 0, r1 < d

(4.3)

4.2. EINFÜHRUNG IN EVOLUTIONÄRE ALGORITHMEN

25

Dabei wird a als Faktor, b als Inkrement und d als Modul bezeichnet. Die Eingabe s = r1 wird als Saat bezeichnet. Lineare Kongruenzgeneratoren sind ein Spezialfall der allgemeinen Kongruenzgeneratoren und werden für den Fall b = 0 als multiplikativer linearer Kongruenzgenerator bezeichnet. Für b 6= 0 findet die Bezeichnung gemischter linearer Kongruenzgenerator ihre Anwendung. Durch die Festlegung des Moduls ist der Generator in der Lage, maximal d Zahlen zu generieren, was als volle Periode bezeichnet wird. Danach produziert ein Generator die selbe Zahlenfolge der Länge d erneut. Er beginnt sich zu wiederholen. Wie leicht nachvollziehbar ist, können jedoch auch kürzere Perioden generiert werden. Ein Generator, der bei einem groß gewählten Modul immer nur die selben vier Zahlen in der selben Reihenfolge erzeugt ist sicherlich nicht der geeignetste. Deshalb sollte bei der Wahl der Parameter a, b und d einiges beachtet werden, damit der Generator gewisse Anforderungen erfüllt. Die erzeugten Pseudozufallszahlen sollten immer gleichverteilt und paarweise unabhängig voneinander sein. Weiterhin sollte eine Generator möglichst eine volle Periode oder zumindest eine sehr lange Periode erzeugen. Für die unterschiedlichen Arten von Generatoren wird eine volle Periodenlänge erreicht, indem bei der Wahl der Parameter nachstehende Bedingungen erfüllt werden. Für einen gemischten linearen Kongruenzgenerator ist dies gemäß [Knu97b, S. 10–26] der Fall, wenn als erste Bedingung der größte gemeinsame Teiler von b und d gleich eins ist. Konkreter: Inkrement und Modul sind relativ prim (teilerfremd) zueinander. Eine zweite Bedingung, die erfüllt sein muss, ist, dass alle Primfaktoren pi von d den Wert a − 1 teilen müssen (a mod pi = 1). Dritte und letzte Bedingung lautet, dass wenn das Modul d durch Vier teilbar ist, so muss auch a − 1 durch Vier teilbar sein (a mod 4 = 1). Ein multiplikativer linearer Kongruenzgenerator erzeugt eine volle Periode der Länge d − 1 falls d eine Primzahl und a die Primitivwurzel von d ist (ad−1 mod d = 1). Ob die erzeugten Zahlen unabhängig und normalverteilt sind, kann durch verschiedene statistische Test wie dem Chi-Quadrat Test oder dem Kolmogorow-Smirnow-Test nachgewiesen werden. Pseudozufallszahlen-Generatoren aufbauend auf linearen Kongruenzgeneratoren, die diese statistischen Tests bestehen und große Perioden erzeugen, sind in den Bibliotheken moderner Programmiersprachen meistens enthalten. Weicker gibt dazu in [Wei07] im Anhang C ein konkretes Beispiel zur eigenen Implementierung eines Solchen. Eine Änderung oder Verbesserung der Fitness F eines Individuums I wird durch die bereits eingeführten Begriffe der Mutation oder Rekombination realisiert. Anhand der zur Verfügung stehenden Informationen über ein Individuum aus Definition 4.2.2 lassen sich diese beiden Operatoren allgemein wie folgt definieren. 4.2.3 Definition (Mutations- und Selektionsoperator). Über die Menge der möglichen Genotypen G eines Individuums, der Menge der Zusatzinformationen Z und dem Zustand ξ ∈ Ξ eines Pseudozufallszahlengenerators gilt: M utξ : G × Z → G × Z

(4.4)

Rek ξ : (G × Z)r → (G × Z)s

(4.5)

Wobei r, s ∈ N+ mit r ≥ 2 Eltern und s ≥ 1 Kindern gilt. Ein weiterer, benötigter Operator ist der Selektionsoperator. Er wählt aus einer gegebenen Population eine Menge an Individuen aus. Die Definition lässt dabei vollkommen offen, wie Individuen selektiert werden. Es ist somit möglich, eine randomisierte oder deterministische Selektion an Individuen zu treffen. Im Falle einer randomisierten Auswahl ist es außerdem möglich, eine Selektion mit oder ohne Zurücklegen zu realisieren. Denn je

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KAPITEL 4. MEHRKRITERIELLE EVOLUTIONÄRE OPTIMIERUNG

nach Anwendungsfall könnte es sinnvoll sein, Individuen mehrfach oder nur einmalig zu selektieren. Im Gegensatz zu Mutationsoperatoren ist der Selektionsoperator vom aktuellen Fitnesswert f eines Individuums abhängig. Um solch eine allgemeine Definition, welche sich nicht auf die konkrete Realisierung festlegt, zu ermöglichen, führt Weicker [Wei07, S. 38] die Selektion anhand eines Fitnesswertes auf eine Indexselektion zurück. Zu diesem Zweck wird deshalb als Erstes die Indexselektion betrachtet und aufbauend darauf der Selektionsoperator definiert. 4.2.4 Definition (Indexselektion). Für r ∈ N+ Individuen einer Population mit gegebenen Fitnesswerten {f0 , ..., fr−1 }, ∀j ∈ N+ 0 : fj ∈ R ist die Indexselektion in Abhängigkeit eines Zustandes ξ ∈ Ξ eines Pseudozufallszahlengenerators definiert als: IS ξ : Rr → {0, ..., r − 1}s

(4.6)

4.2.5 Definition (Selektionsoperator). Sei P eine gegebene Population mit r Individuen Ij = (gj , zj , fj ) also P = (I0 , ..., Ir−1 ) und |P | = r. Dann gilt, unter Berücksichtigung eines Zustandes ξ ∈ Ξ eines Pseudozufallszahlengenerators, folgendes: Selξ : (G × Z × R)r → (G × Z × R)s , r, s ∈ N+ beliebig

(4.7)

hIj i0≤j fj (x0 ) ist nicht eindeutig benennbar, welche der beiden Lösungen besser ist. Jede Lösung ist in einem Punkt besser und gleichzeitig in einem anderen Kriterium schlechter gestellt. Die Entscheidung, welche Lösung besser ist als eine andere, erfolgt also auf einem m-dimensionalen Vektorraum, der sich nur partiell ordnen lässt. Elemente des Bewertungsraums sind deshalb nicht immer vergleichbar, was zu folgenden Begriffen führt: Pareto-Dominanz und Pareto-Front. Folgende Definitionen sind dazu [DGO05, S. 168 f.] entnommen und für ein Minimierungsproblem definiert. 4.3.2 Definition (Pareto-Dominanz). Seien x, y ∈ Ω zwei Lösungen. Genau dann dominiert x die Lösung y – geschrieben x ≺p y – wenn folgende zwei Bedingungen gelten: fi (x) ≤ fi (y), für alle i ∈ {1, ..., m} fj (x) < fj (y), für mindestens ein j ∈ {1, ..., m} Eine Lösung dominiert somit eine andere genau dann, wenn sie in allen Kriterien besser oder gleich gut ist und in mindestens einem Kriterium echt besser ist. Wenn eine Lösung ausschließlich andere Lösungen dominiert und selbst nicht dominiert wird, dann wird diese Lösung auch als nicht-dominierte Lösung bezeichnet. Anhand dieses Begriffes ist es möglich, die Pareto-Optimalität zu definieren. 4.3.3 Definition (Pareto-Optimalität). Die Menge der nicht-dominierten Lösungen im Lösungsraum wird als Pareto-Menge bezeichnet und ist gegeben durch H+ = {x ∈ Ω | x ≺p y für alle y ∈ Ω \ {x}}. Die zugehörige Menge F = {F (x) | x ∈ H+ } stellt die Pareto-Front dar. Anschaulich bedeutet die Pareto-Front eine Menge, in der eine Verbesserung der Zielfunktion nur erreicht werden kann, wenn dafür eine Verschlechterung in mindestens einem Kriterium in Kauf genommen wird. Deshalb wird die Pareto-Menge auch als die Menge der optimalen Kompromisse zwischen den einzelnen Kriterien bezeichnet. Elemente dieser Menge sind untereinander unvergleichbar. Wurde bei einem einkriteriellen Optimierungsproblem als Ziel die Berechnung einer möglichst guten Lösung angestrebt, so ist dies bei einem mehrkriteriellen Optimierungsproblem nicht erwünscht. Erklärtes Ziel ist es nämlich, eine Menge optimaler Kompromisse zu berechnen. Um dies zu erreichen, erklärt [Zit99, S. 19] Evolutionäre Algorithmen zu guten Kandidaten und definiert die Ziele eines multikriteriellen Optimierungsproblems etwas allgemeingültiger wie folgt: Durch ihren populationsbasierten Ansatz und einer Umweltselektion ist es möglich, dass sich die Individuen immer weiter der Pareto-Front

31

4.3. MEHRKRITERIELLE EVOLUTIONÄRE OPTIMIERUNG Lokale Pareto-Front Unvergleichbar

Von z dominiert Dominierte Punkte

z Dominieren z

Unvergleichbar Pareto-Front

Abbildung 4.2: Pareto-Dominanz und Pareto-Front für ein zweikriterielles Optimierungsproblem. (1.) Der Punkt z dominiert den blauen Bereich und wird von jedem Punkt des grauen Bereichs dominiert. Punkte im weißen Bereich sind unvergleichbar mit z. (2.) Lokale Pareto-Front, die sich durch einen evolutionären Algorithmus ergeben kann. Die Approximation dominiert alle grauen Punkte und wird selbst von der eigentlichen, unbekannten Pareto-Front dominiert.

annähern. In jeder Generation entspricht die Menge der nicht-dominierten Individuen in der Population einer temporären Approximation der eigentlichen Pareto-Front. Obwohl diese Menge der optimalen Kompromisse nicht bekannt ist, so solle die Entfernung der nicht-dominierten Individuen einer Population am Ende der Evolution zu dieser Menge doch sehr klein werden. Außerdem sei es wünschenswert, dass ein evolutionärer Algorithmus immer eine gute Lösung findet. Als letzten Punkt gibt Zitzler an, dass die Menge der nicht-dominierten Lösungen eine hohe Diversität (genetische Vielfalt) aufweisen solle. Es also viele, im Suchraum weit verteilte Lösungen gibt und sich nicht alle Lösungen in einer handvoll an Bereichen konzentrieren. Bevorzugt sind also viele unterschiedliche Kompromisslösungen gegenüber vielen ähnlichen. Zusammenfassend ist somit das Ziel eines evolutionären Algorithmus eine möglichst gute und weitreichende Approximation der Pareto-Front zu berechnen. Eine genaue Umsetzungsstrategie innerhalb der Umsetzung wird in Abschnitt 6.4.4.4 anhand einer theoretischen Vertiefung erarbeitet. Zum Lösen eines multikriteriellen Optimierungsproblems wird in zwei Herangehensweisen unterscheiden. Die a priori und die posteriori Verfahren. Bei Ersterem werden die zu optimierenden Kriterien durch den Anwender formuliert. Es werden Priorisierungen festgelegt, die ausdrücken wie wichtig ein einzelnes Kriterium sein soll. Zum Beispiel möchte der Anwender weniger Wert auf Kontrast als auf gut gefüllte Seiten legen. Die Parameter zur Optimierung werden also im Vornherein festgelegt und definieren damit interessante Teilbereiche der unbekannten Pareto-Menge. Ziel ist es jetzt, eine entsprechende Lösung zu finden. Der zweite Ansatz verzichtet auf eine vorherige Spezifizierung und löst ein mehrkriterielles Problem indem eine Approximation der gesamten Pareto-Front berechnet, und dem Anwender anschließend die Pareto-Menge präsentiert wird. Es ist dem Anwender dann möglich aus dieser Menge an optimalen Kompromissen eine Lösung nach seinem Geschmack zu wählen.

32

KAPITEL 4. MEHRKRITERIELLE EVOLUTIONÄRE OPTIMIERUNG

Kapitel 5

Vorhandene Lösungsansätze Aufgrund der Komplexität des Zeitungslayoutproblems ist es notwendig, geeignete Verfahren zu finden, die eine mehrkriterielle Optimierung in annehmbarer Zeit ermöglichen. Ein Ansatz wurde im vorherigen Kapitel bereits eingeführt; Evolutionäre Algorithmen. Allerdings gibt es noch eine breite Palette an anderen Möglichkeiten. Zur besseren Einordnung dieser Diplomarbeit erfolgt deshalb ein kurzer Einblick in bereits vorhandene Arbeiten, welche alternative Ansätze verfolgen.

5.1

Templates

Eine der ersten Veröffentlichungen stammt von [RKK77] aus dem Jahre 1977. Zentraler Aspekt der Umsetzung ist eine Templatesammlung, welche die Aufteilung der Seite ähnlich zu einem Slicing-Floorplan beschreibt. Anstelle der Schaltungen wird in vier Kategorien für platzierbare Objekte unterschieden; Artikeltext, Artikelbild, freies Bild und Anzeigen. Die Idee ist dabei, dass Anzeigen zu Beginn auf eine Menge von Seiten verteilt und dort pyramidenförmig am unteren Rand der Seite gestapelt werden. Die Platzierung von Artikeln gemäß eines Templates erfolgt dann immer auf Seiten, die bereits Anzeigen enthalten. Um den freien Bereich zu erkennen, wird deshalb für jede Spalte die aktuell verfügbare Fläche vom oberen Rand an in einem Array vorgehalten. Artikel werden dann gemäß eines Seitentemplates solange in freie Bereiche gesetzt, solange noch Platz verfügbar ist. Gestützt wird dieses Verfahren auf eine große Menge an Seitentemplates (in Tests 100.000), die alle angewendet werden. In der Hoffnung, dass es mindestens ein Template gibt, indem die Artikel geeignet platziert werden können. Eine weitere Optimierung der Layouts erfolgt allerdings nicht.

5.2

Künstliche neuronale Netze

Ein Verfahren, welches zum Beispiel mit der eben genannten Template-Variante zusammenarbeiten könnte, stellen künstliche neuronale Netze (ANN1 ) dar. Inspiriert durch das natürliche Vorbild eines Gehirns besteht ein ANN aus vernetzten, parallel arbeitenden Neuronen. Jedes Neuron hat mehrere, unterschiedlich gewichtete Eingabeschnittstellen mit Werten xi und eine Ausgabe y bezüglich aller Eingaben. Die Ausgabe wird durch ein Schwellenwertelement wie folgt berechnet: Falls die gewichtete Summe über alle xi größer als der Schwellenwert ist, so gib eins aus, ansonsten Null. Diese Ausgabe ist nun wiederum 1

Aus dem Englischen, für Artificial Neuronal Networks

33

34

KAPITEL 5. VORHANDENE LÖSUNGSANSÄTZE

Eingabe für benachbarte Neuronen. Der Schwellenwert gibt somit an, wann ein Neuron ausreichend durch Eingangssignale gereizt wurde, um darauf zu reagieren und eine Ausgabe zu produzieren. Zu einem bestehenden ANN können währen einer Trainingsphase Neuronen und Verbindungen hinzukommen oder gelöscht werden und bestehende Verbindungen, Schwellenwerte und Gewichtungen modifiziert werden. Dadurch ist das ANN in der Lage, sein Verhalten zu verändern und sich bestimmten neuen Gegebenheiten anzupassen. Es ist also in der Lage zu Lernen (Vergleiche [KBK+ 11, S. 7–14]). Ein ANN wird in der Arbeit von [Buh95] benutzt, um gute Layouts von schlechten zu unterscheiden. Dazu muss jedoch ein ANN zuerst entworfen und ausreichend trainiert werden. Ein angelerntes ANN wäre somit eine gute Ergänzung zu dem vorherigen TemplateAnsatz, um generierte Layouts zu selektieren. Ein ANN benötigt somit immer einen zusätzlichen Algorithmus der Layoutvorschläge generiert. Im der Arbeit von Buhr wird dazu eine sogenannte Bisektion-Suchstrategie benutzt. Dazu wird die Fläche zufällig vertikal oder horizontal in zwei kleinere, rechteckige Flächen zerteilt. Die Menge der zu platzierenden Artikel wird ebenfalls zufällig auf beide Bereiche aufgeteilt. Dadurch entstehen zwei Teilprobleme, die wiederum in zwei Teilprobleme aufgeteilt werden und so weiter. Auf der untersten Ebene dieses rekursiven Vorgehens werden dann zwei Artikel horizontal oder vertikal zu einem Bereich gruppiert. Während der Rekursionsrückschritte ergeben sich dadurch immer größer werdende Bereiche, die horizontal oder vertikal aneinander grenzen. Am Ende ergibt sich dadurch eine Verteilung der Artikel auf einer Fläche. Das Resultat ist somit ein Slicing-Floorplan, mit dem Unterschied, dass es sich um Artikel und nicht um Schaltungen handelt. Anschließend werden auf diese Art und Weise generierte Layouts durch ein trainiertes ANN verifiziert, angenommen oder verworfen. Buhr kommt selbst zu dem Schluss, dass sich der Ansatz eines ANN nicht lohnt, da die Nebenbedingungen für ein Layout von sehr vielen Faktoren abhängen, und ein ANN entsprechend auch sehr lange und ausgiebig trainiert werden müsste. Eine Idee ist jedoch nennenswert. Buhr definiert sogenannte Kollisionsmatrizen, die den Kontrast zwischen Artikeln gemäß der Priorisierung beschreiben. Damit lässt sich eine Seite in ein Raster unterteilen, in dem jede Zelle ein unterschiedliches Gewicht bekommt. Daran lässt sich erkennen, wo ein Hauptartikel auf der Seite platziert wurde und ob Nachbarartikel weniger priorisiert sind. In einer schwarzweiß-Darstellung dieses Rasters ergibt sich an solchen Stellen nämlich ein hoher Kontrast. Diese Idee könnte beispielsweise für den Hauptartikelsupport aufgegriffen werden.

5.3

Simulated Annealing

Erfolgreich und zufriedenstellend wird das Floorplanning-Problem durch ein Verfahren namens Simulated Annealing (SA) gelöst. Ebenfalls an einer natürlichen Vorlage inspiriert, simuliert es das Ausglühen stark erhitzter Metalle und die Neuordnung der Atome während der Abkühlung. Durch eine Absinkgeschwindigkeit der Temperatur bleibt den Atomen ein gewisser Zeitraum, um sich neu anzuordnen. Innerhalb dieser Zeit sollte ein stabiles Gleichgewicht der Atome erhalten werden. In Bezug zu einem mehrkriteriellen Optimierungsalgorithmus bezeichnet ein Atom einen Lösungskandidaten und ein stabiles Gleichgewicht eine Approximation der Pareto-Front. Ein Atom kann durch minimale Veränderung in einen benachbarten Punkt im Suchraum überführt werden. Ist der neue Zustand besser, so wird dieser Zustand immer angenommen. Ist er jedoch schlechter, so wird nur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit in den schlechteren Zustand gewechselt. Diese Wahrscheinlichkeit ist abhängig von der aktuellen Temperatur, was dazu führt, dass

35

5.4. GENETISCHER ALGORITHMUS

die Wahrscheinlichkeit schlechtere Zustände anzunehmen im Laufe der Abkühlung sinkt (Vergleiche [KGV83]). Mit [GMC+ 99] stellt González einen Online-Algorithmus für Onlinezeitungen vor, welcher den Simulated Annealing Ansatz verfolgt und in Javascript implementiert wurde. Dabei gibt die Bildschirmauflösung des Benutzers die Breite der Fläche vor und die Tiefe ist unbegrenzt. Vorrangiges Ziel des Algorithmus ist es, die Artikel auf einer minimal benötigten Tiefe anzuordnen. Das zu lösende Problem stellt einen Sonderfall des 2D-BinPacking dar und wird als 2D-Strip-Packing Problem bezeichnet (Vergleiche [LMM02, S. 242]). Ein Atom ist gegeben durch eine beliebige Permutation der m Artikel. Zur Darstellung wird eine Greedy-Heuristik verwendet, welche die Artikel gemäß der Permutation hintereinander weg auf der Seite platziert. Für einen Artikel wird dabei immer die am geringsten gefüllte Spalte ausgewählt. Sollte es mehrere geben, so erfolgt die Platzierung in der linkesten infrage kommenden Spalte. Zur Zustandsänderung eines Atoms werden zufällig zwei Artikel vertauscht, indem zwei Einträge in der Permutation vertauscht werden. Zur Optimierung wurden zwei Zielfunktionen angegeben. Sei dazu ci die Tiefe der Spalte i, C die Spalte mit der größten Tiefe und n die Anzahl der Artikel. Dann sind die zwei zu optimierende Zielfunktionen gegeben durch:

f1 =

n−1 X

C − ci

(5.1)

f2 = C − min{c1 , ..., cn }

(5.2)

i=1

5.4

Genetischer Algorithmus

Bei genetischen Algorithmen (GA) handelt es sich, wie bereits in 4.2.3 angeführt, um eine Variante der evolutionären Algorithmen. Im Folgenden werden zwei Ansätze beschrieben, die dieses Vorgehen nutzen. Ein klassischer Ansatz mit binärkodiertem Genotyp der Individuen ist in [PnM98] gegeben. Dazu wird für jeden der m Artikel mit festen und bekannten Maßen die Position (x, y) der oberen linken Ecke in Binärdarstellung gespeichert. Der komplette Genotyp eines Individuums ist dann gegeben durch ein Array A der Größe 2 · m. Auch in diesem Ansatz wird ein reines 2D-Strip-Packing Problem gelöst, mit Unterschied zu den bisherigen Verfahren, dass Artikel sich überlappen dürfen. Um trotzdem gültige Lösungen zu erhalten, verwenden die Autoren eine Zielfunktion, die die Gesamtfläche minimiert und zusätzlich mit Straftermen arbeitet. Lösungen mit sich überlappenden Artikeln werden dadurch schlechter bewertet. Dazu muss allerdings für jeden Artikel in jeder Bewertung ermittelt werden, wie viel Fläche er sich mit anderen Artikeln teilt. Für den evolutionären Prozess wurden jeweils ein Mutationsoperator und ein Rekombinationsoperator vorgestellt. Für Ersteren erfolgt eine Bitmutation auf den Koordinaten eines zufällig gewählten Artikels, wodurch sich seine Platzierung auf der Seite ändert. Für eine Rekombination der Arrays A1 und A2 verwenden die Autoren einen 2-Punkt Operator. Dazu werden zwei Indizes i, j zufällig gewählt, wodurch sich die Einträge A1 [i]...A1 [j] und A2 [i]...A2 [j] in beiden Arrays ergeben. Die Einträge werden dann in das jeweils andere Array und somit in das andere Individuum kopiert. Dadurch ändert sich die Platzierung mehrerer Artikel indem die Positionen aus einem anderen Individuum übernommen werden.

36

KAPITEL 5. VORHANDENE LÖSUNGSANSÄTZE

Bisher beschränkte sich die Optimierung der vorgestellten Verfahren auf eine einzelne Seite. Ricketts verfolgt in [Ric97] als Einziger den Ansatz mit mehreren Seiten. Dazu wird eine Erweiterung des Schnittbaums zur Individuenrepräsentation genutzt; ein sogenannter Maximaler Freiraumbaum. Jeder Knoten repräsentiert dabei einen freien Bereich mit Breite und Tiefe, sowie den Koordinaten (x, y) für die obere linke Ecke des Bereichs auf der Seite. Außerdem kann in einem freien Bereich ein Artikel an einer beliebigen Position platziert werden, solange er in diesen Bereich passt. Durch die Platzierung eines Artikels ergeben sich für einen freien Bereich vier neue Freiraumbereiche, nämlich darunter, darüber, links und rechts vom platzierten Artikel. Diese vier Bereiche stellen die Kinder des aktuellen Knotens dar, wobei sich die Koordinaten und Größe anhand des platzierten Artikels einfach berechnen lassen. In jedem dieser Bereiche kann somit wieder ein Artikel platziert werden, wodurch sich wiederum vier neue Freiraumbereiche je Knoten ergeben. Die Wurzel repräsentiert dabei eine komplette Seite mit den erlaubten Maßen und Koordinaten (0, 0). Ein Dokument besteht demnach aus mehreren solcher Bäume. Ein Individuum besteht immer aus einer Menge von Freiraumbäumen, einer Liste der Artikel und einem Einfügemodus. Der Einfügemodus stellt letztendlich die Anweisung dar, wie die Artikel der Liste zu Freiraumknoten zugeordnet werden. Daraus ergibt sich die exakte Platzierung auf den Seiten und entspricht der Dekodierungsfunktion von Genotyp zu Phänotyp. Dabei werden die Artikel entweder durch eine Tiefensuche oder eine Breitensuche auf dem Freiraumbaum in den ersten passenden Freiraumbereich eingefügt. Ein dritter Modus sortiert die Freiraumbereiche vor dem Einfügen nach ihrer Größe und arbeitet die sortierte Liste ab. Die Arbeitsweise des Algorithmus besteht darin, die Freiräume in den Bäumen, und somit auf den Seiten, zu minimieren. Dazu werden drei Mutationsoperatoren und ein Rekombinationsoperator vorgestellt. Die erste umgesetzte Mutationsvariante wählt ein beliebiges Paar an Artikeln aus und vertauscht diese in der Liste. Dadurch werden auch die Positionen im Dokument vertauscht. Als zweite Möglichkeit wird ein beliebiger zusammenhängender Teilbereich in der Artikelliste gewählt und die Reihenfolge invertiert. Als letzte Möglichkeit kann der Platzierungsmodus gewechselt werden, wodurch sich die komplette Anordnung der Artikel im Dokument ändert. Als Rekombinationsoperator wurde ein sogenannter single locus order crossover (OX) benutzt. Dazu werden die Artikellisten A und B zweier Individuen I A und I B zufällig in zwei gleich lange Teile A1 A2 und B1 B2 zerlegt. Da durch eine Kombination der Form A1 B2 und B1 A2 Artikel entfallen oder mehrfach vorkommen könnten, geht der OX Operator wie folgt vor: Wähle für I A als erstes die Liste A1 . Danach wird die komplette Liste B durchlaufen und die Artikel aus der Liste A2 gemäß ihrem Auftreten in B an A1 angefügt. Analog wird mit der Rekombination für I B vorgegangen. Eine Mischform aus SA und GA wird in [BiG08] vorgestellt. Dabei wird der SA-Algorithmus von González durch Mutationsoperatoren erweitert. Die Autoren bringen etwas mehr Problemwissen ein, um gezielte Veränderungen vorzunehmen. Dazu unterscheiden die Autoren in Hauptartikel, wichtige Artikel und Füllartikel. Ein optimales Ergebnis wird erzielt, wenn Hauptartikel möglichst weit oben und wichtige Artikel möglichst unter Hauptartikeln angeordnet sind. Der erste Mutationsoperator sucht deshalb gezielt nach Paaren von Artikeln mit ähnlichen Maßen und unterschiedlichen Priorisierungen. Ein Artikel befindet sich auf der Seite weiter oben, je weiter vorne er in der Permutation auftaucht. Deshalb tauscht der Mutationsoperator ein Paar ähnlicher Maße, wenn der hintere Artikel höher priorisiert ist. Der zweite Mutationsoperator sucht gezielt nach Hauptartikel und stellt diese an den Anfang der Permutation und somit an die linke obere Ecke der Seite.

Kapitel 6

Umsetzung Ein sinngemäß übersetztes französisches Sprichwort lautet: Keine Hände, keine Schokolade. Hände sind – bei näherer Betrachtung – eine gute Wahl beziehungsweise Voraussetzung, um sich Schokolade in den Mund zu befördern. Wenn also die Hände die Wissensgrundlagen darstellen, die in den vorangegangenen Kapiteln während der Einführung gewachsen sind, so besteht nun die Grundvoraussetzung, um in den sinnlichen Genuss von Schokolade zu kommen. Die Schokolade ist in diesem Fall das folgende Kapitel, in dem die unterschiedlichen Erkenntnisse aus bisherigen Arbeiten zu automatisiertem Layoutdesign und Floorplanning sowie Grundlagen aus den Bereichen mehrkriterielle evolutionäre Optimierung, Komplexität und verwandte Probleme zusammengeführt werden. Sie bilden ein stabiles Fundament auf das die nachfolgend beschriebene Umsetzung einer Softwarelösung aufbauen kann. Dazu erfolgt als erstes ein globaler Überblick über die einzelnen Komponenten. Sie werden erläutert und abschließend wird ein schematischer Systementwurf vorgestellt. In Diesem wird beschrieben, wie die einzelnen Komponenten zusammenwirken und die Schnittstellen zwischen den Komponenten funktionieren.

6.1

Globale Komponenten

Die Umsetzung einer geeigneten Softwarelösung besteht grob betrachtet aus zwei großen, miteinander verknüpften Komponenten: DocScape und Ellyot. Diese werden in den folgenden Abschnitten eingeführt. Auf kleinere Komponenten, insbesondere an den Schnittstellen zwischen den Beiden, wird während des schematischen Systementwurfs in Abschnitt 6.2 genauer eingegangen.

6.1.1

DocScape

DocScape findet im Feld des datengetriebenen Printpublishings seinen Einsatz. Es bietet dem Benutzer die Möglichkeit, mithilfe eines Layoutregelwerks aus verschiedenen Eingabedaten ein druckfertiges PDF zu erzeugen. Die Möglichkeiten der Eingabedaten sind vielfältig und reichen von Datenbanken über Bilder und Dateien bishin zu Texten und Dateisystemen. Den Kern von DocScape bildet dabei das Textsatzsystem TEX welches von Donald E. Knuth entwickelt wurde. Um ein Dokument zu generieren, wird ein in einer Beschreibungssprache mit XML-Syntax verfasstes Layoutregelwerk in ein TEX-Programm übersetzt und dieses ausgeführt. Die Stärke dieser Textsatzsprache besteht in der Möglichkeit, sogenannte Makros mit TEX selbst zu definieren. Ein Makro ist eine Zusammenfassung gewisser Programmschritte, die immer wieder gleich ablaufen; ähnlich zu einer Prozedur in 37

38

KAPITEL 6. UMSETZUNG

einer iterativen Programmiersprache. Nach Definition eines solchen Makros ist es dann möglich, dieses innerhalb von TEX als eigenen Befehl zu benutzen und dabei sowohl Daten als auch Parameter zu übergeben. Zusätzlich zu den Standardbefehlen stehen solche nachträglich definierten Makros als erweiternde Befehle zur Laufzeit zur Verfügung. Diese Idee greift DocScape auf und stellt in erster Linie eine ziemlich große Sammlung an TEX-Makros zur Verfügung, die eine einfachere Implementierung von Layoutregelwerken ermöglicht. DocScape bringt dadurch für den Entwickler eine Menge Eigenintelligenz mit, da Standardprozeduren und wiederkehrende Berechnungen zum Platzieren von Bildern und Texten als fester Bestandteil von DocScape in TEX implementiert wurden. Die Verwendung von XML für ein Layoutregelwerk ist der einfacheren Handhabung im Vergleich zur Programmierung mit TEX geschuldet und ermöglicht ein gezieltes Ansprechen und Benutzen der DocScape Makros. Sinngemäß kann dadurch sehr einfach beschrieben werden, dass ein Text der Größe B×H an Stelle xy mit Schriftgröße 12pt und Schriftart Helvetica auf einer Seite platziert werden soll. Auch sind weniger stringente Vorgaben möglich; DocScape sucht dann eigenständig nach der ersten freien Spalte oder Zeile, je nach Einstellung. Weiterhin ermöglichen die DocScape-Makros auszugsweise auch die Verwendung von Schleifen, Zuweisungen, typunabhängigen Variablen, Funktionen und Sequenzen auf Daten. Der eigentliche Clou von DocScape jedoch ist die Implementierung eines Rasters mit TEX, welches TEX von hause aus nicht mitbringt. Dies stellt die eigentliche Innovation dar. Wie in Abschnitt 2.1 gefordert, ermöglicht es diese Erweiterung, gezielt Bereiche einer Seite zu belegen und Objekte daran auszurichten. Es ist sogar möglich, mehrere, sich überlagernde Bereiche für verschiedene Daten anhand eines Rasters zu definieren und eine gegenseitige Synchronisation zwischen diesen herzustellen. Das bedeutet, wann immer ein Bild in einem vorgegebenen Bereich platziert wird, kann der eingenommene Bereich im Raster auch in den Bereichen für zum Beispiel Text gesperrt werden. Texte die dann u. a. in diesem Bereich platziert werden ,oder den bereits belegten Bereich enthalten, können das Bild dadurch gekonnt umfließen. Der Entwickler platziert dazu einfach Bild und Text übereinander und aktiviert den Modus Fließtext für den Text. Den Rest übernimmt DocScape dann eigenständig. Das Raster liefert somit immer Informationen darüber, wo genau auf der Seite bereits Elemente vorhanden sind und wo noch Platz ist. Die wichtigste Eigenschaft von DocScape für diese Diplomarbeit ist die Möglichkeit ein lokales Raster in einem temporären Objekt zu benutzen. In sogenannten Gruppen können Objekte und Daten analog zur Seite ausgegeben werden. Allerdings erscheinen sie noch nicht im Dokument. Durch die Definition eines beliebigen Rasters in der Gruppe, kann diese nach dem Platzieren der Daten genau ausgemessen werden. Es ist somit möglich, Informationen über ein Objekt, oder eine Menge von platzierten Objekten, bezüglich Breite und Höhe respektive eines Rasters in einem beliebigen Längenmaß zu gewinnen. Bei Bedarf kann die Gruppe dann so wie sie ist auf der Seite platziert oder verworfen werden. Eine Regel dazu könnte beispielsweise lauten, dass eine Gruppe, wenn Sie nicht mehr auf eine Seite, auf der bereits Daten platziert wurden, passt, nocheinmal auf eine andere Art und Weise aufgebaut wird (zum Beispiel ohne Bild) und dann erneut abgemessen wird. Sollte sie danach immer noch nicht in einen freien Bereich passen, so soll die ursprüngliche Gruppe mit Bild auf einer neuen Seite ausgegeben werden. Eine tiefgreifende Einführung in DocScape ist im Rahmen dieser Diplomarbeit leider nicht möglich. Zum einfacheren Verständnis wird deshalb anhand eines kleinen einführenden Beispiels die Idee vermittelt, die hinter der Arbeitsweise von DocScape steckt. In Abbildung 6.1 ist ein kleines Beispiel gegeben, wie eine Datendatei und ein Bild als Eingabe durch ein

39

6.1. GLOBALE KOMPONENTEN

Layout-Regelwerk

Eingabedaten Bild und Text

Abbildung 6.1: Verarbeitung der Eingabedaten (Bild und Text) durch ein DocScapeLayoutregelwerk zu einem fertigen Artikel.

passendes Layoutregelwerk zu einem Artikel verarbeitet werden. Die genauen Aufgaben von DocScape im Gesamtprozess werden in Abschnitt 6.2 beschrieben.

6.1.2

Ellyot

Das Hauptaugenmerk der Umsetzung im Rahmen dieser Diplomarbeit liegt auf dem evolutionären Layoutoptimierungstool, kurz Ellyot. Ziel dieses Tools ist es, die strukturelle Anordnung von Artikeln in einem Dokument gemäß einer gewählten Menge an Kriterien aus Abschnitt 2.2 möglichst optimal zu berechnen. Die Aufgabe von Ellyot ist es dabei nicht, ein Dokument zu generieren, sondern lediglich eine Anordnung der Artikel zu berechnen. Die Eingabe für Ellyot besteht aus Informationen über die Artikel wie Maße, Priorität, optischer Mittelpunkt oder optisches Gewicht. Die Ausgabe besteht dann aus Informationen,

40

KAPITEL 6. UMSETZUNG

PDF

XML XML

XML

DocScape

Generiere Kandidaten

Ellyot

DocScape

Filtere Kandidaten Extrahiere Informationen

Pdf erzeugen

Postprocessing

Preprocessing Optimierung

Abbildung 6.2: Schematische Darstellung der einzelnen Komponenten und deren Interaktion.

auf welcher Seite und an welcher Position ein Artikel zu platzieren ist. Die Aufgabe der Voranalyse und das Erzeugen eines Dokuments im Nachhinein können von jedem beliebigen, geeigneten Programm übernommen werden. Für die hier beschriebenen Umsetzung sollen diese Aufgaben von DocScape übernommen werden. Im nachfolgenden Abschnitt wird beschrieben, welche Aufgaben Ellyot im Gesamtprozess übernehmen soll und wie sich dieses Tool in ein DocScape Projekt integrieren lässt. Die ausführliche Planung und Umsetzung von Ellyot wird in Abschnitt 6.4 abgehandelt.

6.2

Schematischer Systementwurf

In diesem Abschnitt wird der Weg durch den Gesamtprozess nachvollzogen, und zwar beginnend bei den Eingabedaten bis zur Ausgabe einer druckfertigen PDF-Datei. Dazu wird auf die Einzelschritte aus Abbildung 6.2 genauer eingegangen und deren Aufgaben dargelegt. Zu Beginn stehen die Eingabedaten. Diese sind gegeben durch n Artikel mit Titel, Untertitel, Text in Form von Absätzen, Klassifizierung, Priorisierung und Bild. Ob die Daten in einer Datei oder in einer Datenbank oder einem gänzlich anderem Format vorliegen, ist unerheblich. DocScape akzeptiert allerdings nur XML Dateien in einem ganz bestimmten Format und ausschließlich PDF-Dateien oder JPEG-Dateien für einzubindende Bilder. Aus diesem Grund wird im Folgenden angenommen, dass es sich immer um XMLDateien für Texte und PDF-Dateien für Bilder als Eingabe handelt. Diese Forderung kann leicht erfüllt werden, indem die Daten in Vorverarbeitungsschritten aus Dateien und Datenbanken zusammengesucht, gefiltert, analysiert und entsprechend aufbereitet werden. Solche Vorverarbeitungsschritte sind allerdings für die Umsetzung uninteressant, solange die initiale Schnittstelle und das initiale Datenformat als Ausgangspunkt klar definiert sind. Die Eingabe besteht somit aus einer XML-Datei, welche die Artikel und deren Inhalte enthält. Zu diesen Artikeln sind keinerlei Layoutinformationen bekannt, weswegen auch Informationen darüber benötigt werden, was mit den Daten geschehen soll. An dieser Stelle kommt das erste Mal DocScape ins Spiel. Mit einem Layoutregelwerk werden eine feste Anzahl an Regeln formuliert. Sie geben Anweisung, wie ein Artikel in der Zeitung erscheinen

41

6.2. SCHEMATISCHER SYSTEMENTWURF Titel Text

Titel Text

Text

Titel Bild

Text

Text

Titel

Bild Text

Text

Bild

Text Text

Text

Abbildung 6.3: Unterschiedliche Darstellungsmöglichkeiten eines Artikels durch mehrere DocScapeTemplates und Veranschaulichung des optischen Gewichts der einzelnen Komponenten(weiß=leicht, hellgrau=normal, grau=schwer, blau=sehr schwer)

darf. Beispielsweise kann ein Artikel einspaltig und ohne Bild sein oder dreispaltig und mit zweispaltiger Überschrift sowie einem einspaltigem Bild neben dem Titel. Veranschaulicht ist dies in Abbildung 6.3). Weiterhin enthält dieses Layoutregelwerk zusätzliche, globale Layoutinformationen für eine Zeitungsseite. Darunter fallen ein Seitenformat mit Rändern und einer festen Anzahl an Zeitungsspalten sowie Schriftarten, Schriftgrößen, Textformatierungen und Farbdefinitionen. Die Grundidee ist, dass alle diese Regeln in einem DocScape-Prozess angewendet werden und jeder aufgebaute Artikel anschließend analysiert wird. Wie bereits erwähnt liegt die Stärke von DocScape in seinem rasterbasierten Ansatz, der eine detaillierte, rasterbasierte Analyse der gesetzten Artikel ermöglicht. Während der Anwendung einer Regel ist stets genau bekannt, an welcher Stelle sich Titel, Bild oder Text befinden, welche Abmessungen die einzelnen Objekte haben und wie groß die gesamte Abmessung des Artikels ist. Diese Informationen können problemlos durch DocScape extrahiert werden. Im Anschluss können diese Daten genutzt werden, um weitere Informationen wie optischer Schwerpunkt, optisches Gesamtgewicht oder Grauwertverteilung des Artikels zu berechnen. Der DocScape-Prozess spaltet sich deshalb in zwei Komponenten auf. Die erste ist ein Layoutregelwerk, welches alle möglichen Varianten eines Artikels definiert und darum auch als Templatesammlung bezeichnen wird. Die zweite Komponente ist ebenfalls ein DocScape-Layoutregelwerk, welches allerdings die Templatesammlung importieren kann, die Regeln anwendet und im Anschluss analysiert. Die Analysekomponente ist statischer Bestandteil des Systems, während erstere auch zu den Eingabedaten zu zählen ist. Der Vorteil, die Templates sind beliebig austauschbar. Die Abmessungen eines Artikels oder die Tiefe eines Titels hängen beispielsweise immer von der verwendeten Schriftgröße, dem Zeilenabstand, der verfügbaren Breite (evtl. soll der Titel nur zwei Spalten breit sein, der Artikel aber insgesamt vierspaltig), der Menge an Text und vor allem der verwendeten Schriftart ab. DocScape bietet hierbei den gewaltigen Vorteil, dass es den kompletten Textsatz inklusive Schriftarten, Zeilenumbrüche, Silbentrennung, Formatierungen und Textfluss abdeckt und beim Satz der Daten berücksichtigt. Nur aus den reinen Textdaten ist leider nicht ersichtlich, wie diese einmal in einer Zeitung aussehen. Deshalb erfolgt dieser erste Schritt mit Docscape als Analysetool. Artikel werden durch DocScape auf alle möglichen Arten generiert und anschließend analysiert. Eine weitere Aufgabe von DocScape in diesem Voranalyseschritt besteht darin ungeeignete Artikelvarianten auszusortieren. Dabei werden Artikel, die breiter oder länger als der verfügbare Bereich einer Zeitung sind aussortiert. Gemäß der gesetzten Einschränkungen aus Abschnitt 2.4 ist es kein Bestandteil dieser Diplomarbeit , dass Ellyot in der Lage ist Seitenumbrüche innerhalb eines Artikels zu berücksichtigen. Weiterhin sind Artikel uninteressant, deren Titel über sechs Spalten geht und eigentlich nur eine oder zwei Spalten benötigt und deren Absätze gerade einmal genug Text für eine Zeile hergeben. In diesem Fall wäre eine ein- oder zweispaltige Darstellung definitiv besser.

42

KAPITEL 6. UMSETZUNG

Die gesammelten Informationen werden dann von DocScape als XML-Datei gespeichert und dienen im nächsten Schritt als Eingabe für Ellyot. Da die Analysedaten aus DocScape nicht ganz dem geforderten Eingabeformat für Ellyot entsprechen, müssen diese mithilfe einer XSL-Transformation in das geforderte XML-Format gebracht werden. Die genaue Spezifikation des Eingabeformats für Ellyot erfolgt in Abschnitt 6.4.1. Anhand der Analyseinformationen über die einzelnen Artikelvarianten soll Ellyot eine möglichst gute strukturelle Anordnung der Artikel auf möglichst wenig Seiten berechnen. Völlig uninteressant ist an dieser Stelle der Inhalt eines einzelnen Artikels, denn Ellyot bezieht sich ausschließlich auf die Metadaten eines Artikels wie Breite und Höhe und so weiter. Ellyot arbeitet also rein strukturell. Insbesondere ist es Ellyot auch nicht möglich, etwas an einem einzelnen Artikel zu verändern. Solche Veränderungen wären nicht machbar, ohne das wiederum DocScape aufgerufen wird, um eine Anpassung gemäß einer Regel vorzunehmen und die Änderung auch noch zu analysieren. Um zu vermeiden, dass DocScape zur Laufzeit von Ellyot aufgerufen werden muss, werden eben alle möglichen Templates im Voranalyseschritt angewendet und analysiert. Ellyot stehen somit die Analysedaten über jede denkbare Artikelvariante zur Verfügung. Eine Änderung eines Artikels in der Zeitung während der Optimierung wird also erreicht, indem einfach eine andere Artikelvariante samt Analysedaten gewählt wird. Vereinfacht gesagt ist die Aufgabe von Ellyot , aus jedem Artikel genau eine Variante auszuwählen und zu entscheiden, wo diese am besten in der Zeitung platziert wird. Anschaulich entspricht dies dem Legen eines Puzzles, wobei es genau so viele Puzzleteile zu legen gilt, wie es Artikel gibt. Der Clou an diesem Spiel; ein Puzzleteil kann mehrere Varianten besitzen und durch ein Austauschen wird das Gesamtbild stark verändert. Um dieses NP-vollständige Problem (siehe Kapitel 3) zu lösen, verwendet Ellyot ein randomisiertes heuristisches Suchverfahren, welches, wenig überraschend, ein evolutionärer Algorithmus ist. Nachdem Ellyot mithilfe eines evolutionären Verfahrens eine Anordnung der Artikel und eine Auswahl der jeweiligen Artikelvariante berechnet hat, wird daraus eine Ausgabe generiert. Diese Ausgabe ist ebenfalls eine XML-Datei, welche die Informationen enthält, an welcher Stelle und auf welcher Seite ein Artikel platziert werden soll. Außerdem enthält die Ausgabe auch Informationen über die verwendete Artikelvariante, also welches Template zum Platzieren gewählt wurde. Die Idee ist nun, dass ein drittes Layoutregelwerk diese Ausgabe von Ellyot wiederum als Eingabe nimmt, dieselben Templates aus der Voranalyse importiert und dann die Anweisungen aus Ellyot einfach befolgt. Abstrakt gesprochen nimmt DocScape jeden Artikel, wendet das entsprechende Template an und platziert diesen an der vorgegebenen Position. Die Ausgabe von Ellyot entspricht leider auch nicht dem geforderten Eingabeformat für DocScape weswegen wiederum eine XSL-Transformation notwendig ist, um die Ausgabe von Ellyot in eine weitere Eingabe für DocScape zu transformieren. Die Ausgabe dieses letzten DocScape-Schrittes liefert dann eine PDF-Datei, welche die Artikel gemäß der DocScape-Templates und der berechneten Anordnung aus Ellyot enthält. Ein Gesamtsystem wurde wie folgt zusammengestellt. Der Kern der Umsetzung im Rahmen dieser Diplomarbeit ist, wie schon eingangs beschrieben das Tool Ellyot . Dieses wird als eigenständige Applikation entwickelt und anschließend in ein bestehendes DocScape-System integriert. Dazu wird Ellyot als jar-Datei in die Softwarebibliothek von DocScape kopiert. Der Vorteil ist, dass Ellyot durch diesen einfachen Schritt in der gesamten Ablaufsteuerung von DocScape zur Verfügung steht und ansonsten völlig unabhängig ist. Es kann somit auch in jedem anderen Kontext benutzt werden. Das DocScape-System

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6.3. TEMPLATES Titel Text

Titel

Titel Text

Text

Text

Titel

Text

Text

Text

Text

Text

Text

Text Text

Text

Text

Text Titel

Bild

Text

Text

Titel

Bild

Titel Text

Text

Titel Bild

Text

Text

Bild Text

Text

Text

Abbildung 6.4: Schematische Darstellung der implementierten Templates. Artikel können auf genau eine dieser acht Varianten im Dokument erscheinen.

kann in seiner Ablaufsteuerung so angepasst werden, dass der schematische Ablauf aus Abbildung 6.2 genau so stattfinden kann. Es wird somit die komplette Infrastruktur eines DocScape-System genutzt. Auch die Zwischenschritte, welche vorrangig zum Umwandeln von Daten zwischen DocScape und Ellyot dienen, können einfach durch einen Aufruf einer entsprechenden XSL-Transformation in der Ablaufsteuerung erreicht werden. Das Anpassen der Ablaufsteuerung von DocScape und die Umsetzung der einzelnen, benötigten XSL-Transformationen soll an dieser Stelle nicht weiter vertieft werden, da sie eins zu eins einer Programmierung der soeben eingeführten schematischen Systembeschreibung entsprechen.

6.3

Templates

Der Aspekt der Dynamik wurde komplett auf die Definition von Templates ausgelagert. Um eine gewisse Vielfalt zu gewährleisten, wurden acht verschiedene DocScape-Templates implementiert. Diese unterteilen sich in jeweils vier Templates mit und ohne Bild. Artikel ohne Bilder können dabei ein- bis vierspaltig gesetzt werden und Titel sowie Untertitel werden immer untereinander und zentriert in der entsprechenden Breite über den Artikeltext gesetzt. Artikel mit Bildern können drei oder vierspaltig gesetzt werden. Die dreispaltigen Templates erlauben einmal ein Bild, welches sich unter den Untertitel über alle drei Spalten erstreckt, wobei der Artikeltext dann darunter erscheint. Das Bild kann aber auch mit einer Breite von zwei Spalten am rechten Rand platziert werden. In diesem Fall erscheint der Text in der ersten Spalte neben dem Bild und in den weiteren Spalten unter dem Bild. Für vierspaltige Artikellayouts mit Bild ist es möglich, ein Bild in die mittleren zwei Spalten unter dem Titel zu platzieren. Anschließend wird das Bild vom Artikeltext umflossen. Das bedeutet, dass Text links, darunter und rechts erscheinen darf. Eine letztes Template platziert einen Titel zentriert in die ersten beiden Spalten und ein Bild auf gleicher Höhe in die letzten beiden Spalten. Unter dem Titel und dem Bild befindet sich dann der Artikeltext, welcher sich den Maßen des Titels und des Bildes anpasst. Der Textfluss erfolgt dabei

44

KAPITEL 6. UMSETZUNG

immer so, dass alle Spalten möglichst gleich lang sind. In Abbildung 6.4 sind alle acht Templates veranschaulicht. Allgemein ist die Schriftgröße der Artikeltexte immer auf einen festen Wert von 4mm gesetzt, während Titel und Untertitel gemäß Ihrer Priorisierung in einem Bereich von 18pt bis 30pt variieren können. Der Untertitel ist dabei immer um 4pt kleiner als der Titel. Verwendet wurde die Schriftart Helvetica. Diese Templates definieren den kreativen Rahmen, in dem sich das nachfolgend beschriebene Optimierungstool Ellyot bewegen darf, indem es sich für eines dieser Templates entscheidet.

6.4

Ellyot

Nachdem geklärt wurde, an welcher Stelle Ellyot in einem DocScape Projekt eingebunden werden soll und welche Aufgaben das Tool übernimmt, wird an dieser Stelle detailliert auf dessen Umsetzung eingegangen. Teil dieses Kapitels sind unter anderem die Eingabe- und Ausgabedaten sowie die Implementierung der benötigten Bestandteile eines evolutionären Algorithmus gemäß Kapitel 4.

6.4.1

Eingabedaten

Das wichtigste sind die Eingabedaten, weswegen diese auch als Erstes aufgegriffen werden. Zentrale Betrachtung liegt auf der Struktur und der Semantik. Unter anderem wird aufgezeigt, wie die Eingabedaten aussehen und deren konkrete Bedeutung erläutert. Dazu wird in zwei Kategorien unterscheiden: In zu verarbeitende Daten und in Parameter. Zu verarbeitende Daten Diese Daten bedeuten das Lebenselixier und enthaltenen Informationen, die absolut notwendig sind, um eine evolutionäre Optimierung überhaupt zu starten. Dabei ist der Inhalt eines Artikel völlig uninteressant. Es spielt keine Rolle, welches Bild der Artikel beinhaltet, ob er einen Untertitel besitzt oder aus fünf Absätzen besteht. Einzig und allein wichtig für die Optimierung sind Metainformationen über jeden Artikel, die sich aus der Anordnung der einzelnen Inhalte ergeben. Da jeder Artikel gemäß einer Templatesammlung durch eine feste Anzahl von Varianten dargestellt werden kann, enthalten die Eingabedaten zu jedem Artikel Analysedaten jedem anwendbaren Templates. Durch eine geeignete Voranalyse – in diesem Fall mit DocScape – ist eine Artikelvariante in Ellyot nur noch ein abstraktes, mehrdimensionales Objekt mit einer Menge an Zusatzinformationen, was in Abbildung 6.5 veranschaulicht ist. Solche Metainformationen müssen jedoch nicht ausschließlich aus einer vorangegangenen Analyse kommen. Sie können auch händisch eingegeben werden. Besonders Informationen wie Priorisierung, Kategorisierung oder die Blickrichtungsführung eines Bildes lassen sich nur sehr schwierig automatisch ermitteln. Für eine automatische Kategorisierung wäre eine Semantikanalyse des Inhaltes notwendig, um herauszufinden, ob es sich vorrangig um das Thema Sport oder Politik handelt. Bei einem Sportartikel über eine politische Entscheidung eines Sportclubs wäre dies sicherlich eine Herausforderung. Auch könnte anhand der relativen Größe eines Artikels versucht werden eine Priorisierung zu bestimmen. Um aktuelle Themen und Trends zu ermitteln könnte auch auf Datenbanken über aktuelle Webthemen oder Trends zugegriffen werden. Die Blickrichtungsführung könnte ziemlich leicht mit modernen EyeTracking-Verfahren berechnet werden. Diese bestimmen anhand der Augenanalyse eines Betrachters algorithmisch den Punkt, auf den der Blick fällt. Die meisten Tools nutzen dabei den Datenstrom

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6.4. ELLYOT Optischer Schwerpunkt Breite Grauwertverteilung Priorisierung

Tiefe

Optisches Durchschnittsgewicht

Randinformationen

Blickführung/Gravitation

Abbildung 6.5: Abstrakte Darstellung der Analysedaten eines Artikels.

zweier Kameras, die die Augen abfilmen. Theoretisch macht es keinen Unterschied, ob die Eingabe nun aus einer Folge von Bildern oder einem einzelnen Bild besteht. Guter Ausgangspunkt für eine Softwarekomponente die entsprechend angepasst werden könnte, wäre das OpenSource-Projekt OGAMA1 . Für die Benutzung von Ellyot ist es jedoch unerheblich, auf welche Art und Weise die Daten ermittelt wurden. Eine Unterscheidung ist innerhalb der Optimierung nicht mehr möglich. Deshalb wird im weiteren Verlauf davon ausgegangen, dass die jeweils benötigten Informationen in den Daten immer vorhanden sind. Entweder durch eine Analyse mit DocScape , geeignet automatisch ermittelt oder manuell hinterlegt. Die Eingabe dieser Daten erfolgt über eine XML-Datei, welche während des Starts spezifiziert werden muss. Der genaue Parameter wird im darauffolgenden Abschnitt eingeführt. Empfehlenswert ist es, dass die Eingabedaten auch Informationen darüber enthalten, um welchen Artikel es sich handelt und mit welchem Template welche Variante erzeugt wurde. Diese Informationen werden benötigt, um in der Ausgabe klar zuordnen zu können, welcher Artikel wo und mit welchem Template platziert werden soll. Für diese Daten gibt es keine syntaktische Vorgabe. Wenn solche, für Ellyot uninteressanten Daten vorhanden sind, werden sie bei der Ausgabe einfach wieder ausgegeben. Konkret für eine anschließende Dokumenterzeugung mit DocScape bedeutet dies, dass alle inhaltlichen Daten wie Texte, Titel und Bilder in den Eingabedaten vorhanden sind. Sie werden während der Optimierung nicht berücksichtigt und sind anschließend in der Ausgabe – also der Eingabe für eine Visualisierung mit DocScape – vorhanden und müssen nicht durch einen gesonderten Zwischenschritt importiert werden. Formalisierung der Eingabedaten Die Eingabe besteht formal betrachtet aus m abstrakten Artikeln, wobei jeder dieser m Artikel eine maximale Anzahl an l Artikelvari1

Abkürzung für Open Gaze and Mouse Analyzer

46

KAPITEL 6. UMSETZUNG

anten aufweist. Weiterhin gibt es o optionale Elemente wie Bilder, Texte und Anzeigen, die als Füllmaterial dienen. Somit ist die Eingabegröße wie folgt gegeben: n = m · l + o. Artikelvarianten werden nach dem Einlesen in einer Matrix der Größe m · l gespeichert. Um im weiteren Verlauf eine bestimmte Artikelvariante zu beschreiben, wird folgende Syntax verwendet: artikelj,k beschreibt die k-te Variante des Artikels j, wobei gilt 0 ≤ k < l und 0 ≤ j < m. Jede Variante artikelj,k besitzt grundlegende Attribute wie Breite, Tiefe, Kategorie, Priorisierung und so fort. Parameter Parameter dienen der genauen Konfiguration von Ellyot . Dabei wird unterschieden in notwendige und optionale Parameter. Erstere sind notwendig, um Einund Ausgabeverzeichnisse sowie entsprechende Dateien zu spezifizieren. Durch optionale Parameter können verschiedene Komponenten zur Optimierung an- oder abgeschaltet oder gewisse Verhaltensweisen in einem bestimmten Rahmen geändert werden. Für jeden optionalen Parameter gibt es im System einen Defaultwert. Da es sich bei der fertigen Applikation um eine jar-Datei handelt, welche innerhalb der Java-VM ausgeführt werden kann, wird für die notwendigen Parameter die bereits vorhandenen Schnittstelle der Systemparameter zwischen Java-Umgebung und Java-Programm genutzt. Diese werden während eines Aufrufs durch ein vorangestelltes "-D" gekennzeichnet. Der Parameter input würde somit über -Dinput=ellyotinput.xml definiert werden. Durch den Befehl System.getProperty("input") kann zur Laufzeit der Wert "ellyotinput.xml" ermittelt werden. Wenn der Parameter input nicht gesetzt wurde, dann liefert der Befehl den Wert NULL. Somit kann leicht überprüft werden, ob alle benötigten Parameter spezifiziert wurden. Falls nicht, so erfolgt ein Abbruch mit einer entsprechenden Fehlermeldung. Notwendige Parameter, welche als Systemparameter spezifiziert werden müssen, sind in Tabelle 6.1 gegeben. Name -Dinput -Doutputdir -Doutfile -Dproperties

Beschreibung Gibt den vollständigen Pfad zu der XMLEingabedatei an Gibt den vollständigen Pfad des Ausgabeverzeichnisses an Gibt den Namen der Ausgabedatei im Ausgabeverezichnis an Gibt den vollständigen Pfad zur Konfigurationsdatei an

Beispiel /home/ellyot/input.xml /home/ellyot/ausgabe output.xml /home/ellyot/config.xml

Tabelle 6.1: Notwendige Eingabeparameter

Mithilfe eine XML-Konfigurationsdatei können alle optionalen Parameter spezifiziert werden. Über den Parameter -Dproperties wird die entsprechende Datei dem Programm bekanntgegeben. Auf deren Syntax und Semantik wird als nächstes eingegangen. Dabei sei darauf hingewiesen, dass alle optionalen Parameter zur Spezifikation der evolutionären Komponenten dienen, welche erst in Abschnitt 6.4.4 behandelt werden. Die Parameter werden trotzdem an dieser Stelle eingeführt, obwohl deren Bedeutung eventuell noch nicht ganz nachvollziehbar erscheinen mag. Die Bedeutung sollte aber spätestens beim Lesen des entsprechenden Abschnittes klar werden. Die Wurzel des XML-Dokuments ist syntaktisch beliebig benennbar. Von Bedeutung sind nur die XML-Elemente die in der Baumstruktur des Dokuments direkt darunter hängen. Zur Benennung der Element gibt es nur drei Möglichkeiten:

6.4. ELLYOT

47

• • • Die Fragezeichen dienen als Platzhalter für einen beliebigen String als Eingabe. Jedes dieser drei Elemente kann beliebig oft und in beliebiger Reihenfolge verwendet werden. Die Gewichtung kann dabei jede beliebe natürliche Zahl größer null sein. Für einen Mutationsoperator P|M | mtoi wird anhand der Gewichtung gi die Auswahlwahrscheinlichkeit W(mtoi ) = gi / j=1 gj berechnet, wobei |M | die Anzahl der spezifizierten Mutationsoperatoren ist. Gewichtung und Referenzpunkt bei einem Bewertungskriterium sind notwendige Parameter für die Berechnung der Zielfunktion, wobei die Gewichtung analog zum Mutationsoperator behandelt wird und der Referenzpunkt eine beliebige reelle Zahl aus dem Intervall [0, 1] sein muss. Näheres zur Zielfunktion erfolgt unter Abschnitt 6.4.4.4. Für alle Parameter sind in Tabelle 6.2 die möglichen Namen aufgelistet. Bis auf den Parameter mutationsvariante bestehen die Eingabewerte aus natürlichen Zahlen größer null und können beliebig gewählt werden. Allerdings sollten dabei die empfohlenen Restriktionen eingehalten werden. Sicherlich kann maxStag oder popAuffrischIntervall größer als maxGens gewählt werden, sie entfalten jedoch gar keine Wirkung, da der evolutionäre Prozess nach maxGens Generationen abgebrochen wird. Ferner bestimmt die Startpopulationsgröße die Größe der Population über den gesamten Prozess hinweg. Was bedeutet, wann immer neue Individuen aus der Menge der Nachkommengeneration hinzukommen, werden genau so viele entfernt. Die Größe der Nachkommengeneration wird mittels anzahlNachkommen festgelegt. Die Defaultvariante im System entspricht dem Steady-State-Ansatz, bei dem immer nur ein Nachkommen erzeugt und in die Population aufgenommen wird. Außerdem ist es nicht sinnvoll, turnierteilnehmer zur Elternselektion größer als die Populationsgröße zu wählen. Für ein Turnier können maximal alle Individuen einer Population ausgewählt werden und in diesem Fall würde immer das beste Individuum gewinnen. Es sei denn, die zufällige Auswahl der Teilnehmer erfolgt mit Zurücklegen. Dann könnte der Wert für den Parameter turnierteilnehmer auch größer gewählt werden. Dies wurde jedoch nicht implementiert. Bei der Wahl der Mutationsvariante kann das Verhalten eingestellt werden, wie mehrere Mutationsoperatoren verwendet werden sollen. Bei jeder Mutation eines Individuums wird also entweder zufällig ein Mutationsoperator aus allen, in der Konfigurationsdatei angegeben ausgewählt oder in der angegebenen Reihenfolge iterativ und zirkulär angewendet. Bei der Variante BEST OF ALL werden alle Mutationsoperatoren ¯ ¯ auf ein Individuum angewendet. Anschließend wird derjenige Nachkommen gewählt, der die beste Verbesserung hervorgebracht hat. Weiterhin ist der Parameter minZielfkt auf 100% im System hinterlegt. Da solch eine Güte einer Lösung nicht immer erreicht werden kann, ist es möglich, dass der Anwender sich mit weniger guten Lösungen zufrieden gibt und einen kleineren Wert angibt. Ein Erreichen innerhalb der maxGen vielen Generationen kann jedoch nicht garantiert werden. Da es sich, wie bereits erwähnt, um optionale Parameter handelt, müssen diese nicht angegeben werden. In diesem Fall greift der in der obigen Tabelle angegebene, im System verankerte Defaultwert. Für den Parameter mutationsvariante ist der Defaultwert SINGLE RANDOM. ¯ Beliebige, im System vorhandene Mutationsoperatoren und Bewertungskriterien können jeweils mit einem eigenen Element aktiviert werden. Der zu verwendene Name ist momentan der Klassenname des implementierten Mutationsoperators oder des Bewertungskriteriums. Die Auswahl beziehungsweise Aktivierung erfolgt immer als explizite Einschränkung. Erst

48

KAPITEL 6. UMSETZUNG

Name anzahlNachkommen

Beschreibung Spezifiziert die Größe der Nachkommengeneration (λ)

Werte x ∈ N+ (Default: 1)

maxGens

Legt die maximale Anzahl an Generationen als Abbruchkriterium fest

x ∈ N+ (Default: 20000)

maxStag

Legt als Abbruchkriterium fest, wie viele Generationen hintereinander die Evolution maximal keine Verbesserungen hervorbringt darf

x ∈ N+ , mit x ≤maxGens (Default: ∞)

maxToleranz

Erlaubt eine begrenzte Anzahl ungültiger Individuen in der Population (η)

x ∈ N+ (Default: 0)

minZielfkt

Definiert als Prozent die minimale Güte einer Lösung

x ∈ [0, 1] (Default: 1 (100%))

mutationsvariante

Dient der Angabe des Auswahlverhaltens bei mehreren verwendeten Mutationsoperatoren

SINGLE_RANDOM, SHIFT_SINGLE, BEST_OF_ALL

popAuffrischIntervall

Gibt an, in welchen Abständen neue Individuen zufällig erzeugt und in die Population aufgenommen werden sollen

x ∈ N+ , mit x ≤maxGens (Default: 5)

startgroesse

Gibt an, wie groß die Startpopulation aus zufällig erzeugten Individuen sein soll (µ)

x ∈ N+ (Default: 100)

turnierteilnehmer

Spezifiziert die Teilnehmer der Individuen für eine Turnier-Elternselektion

x ∈ N+ , mit x ≤startgroesse (Default: 3)

Tabelle 6.2: Übersicht über mögliche, optionale Parameter und deren Wertebereich

49

6.4. ELLYOT

wenn keine Mutationsoperatoren angegeben wurden, lädt das System als Default immer alle vorhandenen Mutationsoperatoren. Analog verhält es sich mit den Bewertungskriterien. Vorgreifend erfolgt nun eine Übersicht über die Benennung der einzelnen Kriterien und Operatoren. Die genaue Bedeutung und Umsetzung wird in den Abschnitten 6.4.4.6 und 6.4.4.10 erläutert. Mutationsoperator InvertiereFolgeVonTeilungen PlatziereBlattAufSeiteDavor PlatziereBlattVonLetzterSeiteWeiterVorne VertauscheZweiBenachbartePlatzierungsobjekte TauscheBlattmitTeilungsoperator VertauscheZweiPlatzierungsobjekte WaehleNeuenArtikelkandidaten

6.4.2

Bewertungskriterium GoldenerSchnitt GueltigeSeitenmasseBreite GueltigeSeitenmasseTiefe WeissraumMinimieren

Ausgabedaten

Bei den Ausgabedaten handelt es sich um eine XML-Datei. Diese unterscheidet sich in zwei großen Aspekten von der Strukturierung der Eingabedaten. Zu jedem Artikel gibt es nur noch genau eine Variante, nämlich diejenige, die während der Optimierung gewählt wurde. Sie enthält zusätzlich eine zweidimensionalen Koordinate (x, y), welche die Positionierung des Artikel auf einer Seite beschreibt. Die Position bezieht sich dabei auf die linke obere Ecke des Artikels. Weiterhin sind die Artikel zu Seiten zusammengefasst. Dadurch ist eindeutig gegeben auf welche Seite und an welcher Position jeder Artikel platziert werden soll. Die Festlegung der Variante gibt weiterhin an, welches Template bei der Ausgabe verwendet werden soll. Diese Ausgabe stellt sozusagen eine Platzierungsanweisung dar, welche verarbeitet werden kann und ließe sich für jeden Artikel wie folgt lesen. Platziere den Artikel A mit Template z an Position (x, y) auf der i-ten Seite. Die Breite und die Höhe des Artikels ergibt sich aus der Anwendung des entsprechenden Templates. Formalisierung der Ausgabedaten Aus der Menge aller artikelj,k wird ein k 0 ∈ {k | 0 ≤ k < l} für alle 0 ≤ j < m gewählt. Wobei l die Anzahl der Varianten und m die Anzahl der Artikel darstellt. Für jeden Artikel wird somit genau eine Variante gewählt. Jedes der gewählten artikelj,k0 wird mit folgenden Attributen versehen: Breite, Tiefe, j, k 0 , der Seitennummer und der Seitenplatzierung (x, y) der linken oberen Ecke des Artikels. Die Angabe (x, y) erfolgt im mm und bezieht sich auf einen Koordinatenursprung (0, 0) an der linken oberen Ecke des Satzspiegels.

6.4.3

Invarianten

Um die Implementierung konsistent und einfacher zu gestalten, wurden einige Aspekte festgelegt, die während des evolutionären Prozesses immer gelten. Erster Aspekt dabei stellt die Populationsgröße |P | einer Population P dar. Einmal durch den Parameter startgroesse festgelegt, wird die Anzahl der gültigen Individuen einer Population in jeder Generation genau diesem Wert entsprechen. Ein ungebremstes Wachstum der Population ist aus speichertechnischen Gründen nicht wünschenswert und widerspricht der im folgenden Abschnitt beschriebenen Evolutionsstrategie. Weiterhin gilt, das während der Laufzeit die Population immer sortiert vorgehalten wird. Die Individuen sind dabei absteigend gemäß

50

KAPITEL 6. UMSETZUNG

ihres Zielfunktionswertes sortiert. Somit ist immer eine Rangfolge der Individuen in jeder Generation verfügbar und Operationen, die beispielsweise die i schlechtesten Individuen aussortieren oder das beste Individuum ermitteln, benötigen dafür immer konstante Zeit. Um dies zu erreichen, wird jedes erzeugte Individuum mittels binärer Suche an die richtige Position eingefügt. Dadurch wird vermieden, dass die Population in jeder Generation auf ein Neues sortiert werden muss. Nachdem ein Individuum erfolgreich eingefügt wurde, muss zwingend ein anderes Individuum – meistens das schlechteste – entfernt werden, um die Invariante der fixen Populationsgröße aufrecht zu erhalten. Die Population ist somit in jeder Generation sortiert und besitzt die Größe |P |. Ein Individuum kann deshalb immer mit Aufwand O(lg |P |) in die Population aufgenommen werden, ohne die Forderung nach einer sortierten Population zu verletzen. Weiterhin handelt es sich bei der Umsetzung um keine selbstadaptierende Lösungsstrategie. Insbesondere alle, im Vornherein festgelegten Parameter zur Optimierung wie Gewichtung der Bewertungskriterien oder der Mutationsoperatoren sind unveränderlich während der simulierten Evolution und passen sich nicht selbstständig gewissen Gegebenheiten an. Die Optimierung mittels Ellyot ist somit ein a priori Verfahren.

6.4.4

Evolutionäre Komponenten

Alle benötigten Zutaten für einen evolutionären Algorithmus wurden bereits in Kapitel 4 formal eingeführt. An dieser Stelle erfolgt nun die Umsetzungsbeschreibung. An dieser Stelle sollte klar sein, dass es für eine Umsetzung der Komponenten unzählige Möglichkeiten geben kann. Immerhin sind evolutionäre Algorithmen stark problemspezifisch und die Güte einer gefundenen Lösung hängt immer mit der konkreten Umsetzung dieser Komponenten zusammen. Zum Glück gibt die Literatur zu diesem Thema Aufschluss über viele Dinge, die beachtet werden sollten und welche Fehler vermeidbar sind. Deshalb wird an benötigten Stellen noch vertiefend auf die benötigte Theorie eingegangen, um gewisse Probleme aufzuzeigen und die letztendlich gewählte Lösungs- und Umsetzungsstrategie zu rechtfertigen. Um die Suppe zusammenzukochen, geben Groshan und Abraham in [GA11, S. 347] ein Kochrezept vor, an dem sich auch die Beschreibung der Umsetzung weitestgehend orientiert. Das Rezept dazu lautet: 1. Entwerfe eine geeignete Repräsentation der Individuen 2. Finde einen Weg, eine Startpopulation zu erzeugen 3. Gestalte eine Abbildung vom Genotyp auf den Phänotyp 4. Entwerfe Möglichkeiten, um Individuen zu überprüfen und zu bewerten 5. Lege fest, wie Elternindividuen selektiert werden 6. Entwerfe passende Mutationsoperatoren 7. Entwerfe passende Rekombinationsoperatoren 8. Lege fest, wie Nachkommen selektiert und Individuen aussortiert werden 9. Überlege Kriterien zum Abbruch der Evolution In dieser Anweisung finden sich alle Elemente wieder, die im Grundlagenkapitel eingeführt wurden. Punkt zwei beispielsweise entspricht der Definition einer Dekodierungsfunktion (siehe Definition 4.2.1). Gleiches trifft auch für Selektions-, Mutations- und Rekombinationsoperatoren zu. Durch die Konformität zwischen Rezept und Formalismus ist diese Vorgabe

6.4. ELLYOT

51

bestens für die Strukturierung der nun beschriebenen Umsetzung geeignet; wenn auch eine etwas anderen Reihenfolge verwendet wird. Der Schwerpunkt liegt jedoch nicht auf einer algorithmischen, Java-spezifischen Implementierung, sondern auf der Beschreibung der Kerngedanken. 6.4.4.1

Repräsentation der Individuen

Als Grundlage dient die Repräsentation eines Floorplans für VLSI-Design, welches in Abschnitt 3.1.2 bereits eingeführt wurde. In Anbetracht der Unterschiede zwischen VLSIDesign und dieser Diplomarbeit ist es notwendig, diese Idee nicht nur zu übertragen, sondern angemessen zu erweitern. Immerhin handelt es sich beim Floorplanning hauptsächlich um die Minimierung einer Fläche, wohingegen hier mehrere Flächen in Form von Seiten vorgegeben sind und deren Maße möglichst gut ausgelastet werden sollten. Um die Repräsentation zu übertragen, erfolgt deshalb vorneweg eine Einführung in die Individuenrepräsentation des Floorplannings. Anschließend wird deren notwendige Erweiterung beschrieben. Während der Einführung wurde bereits aufgeführt, dass es zwei verschiedene Klassen der Darstellung gibt sowie deren Komplexität erläutert. Es handelt sich dabei um Slicing-Floorplans und Non-Slicing-Floorplans. Obwohl Erstere eine Einschränkung des Suchraums darstellen, wird diese Idee aufgegriffen und verwendet. Um diese Wahl zu rechtfertigen, erfolgt im späteren Verlauf eine genaue Begründung. Slicing-Floorplans können, wie bereits angedeutet, als binärer Baum – ein sogenannter Schnittbaum – repräsentiert werden. In ihrer Veröffentlichung [WL86] von 1986 stellten Wong und Liu eine Teilmenge von Schnittbäumen vor, die als String ausgedrückt eindeutige Repräsentanten eines Slicing-Floorplans darstellen. Dadurch kann auf eine komplexe Speicherstruktur für einen Baum sowie aufwändige Operationen auf dieser Datenstruktur verzichtet werden, da alle notwendigen Operationen auf dem String durchgeführt werden können. Als Grundlage dient die sogenannte polnische Notation, welche auf die Verdienste von Jan Łukasiewicz2 in den 1920er Jahren zurück geht. Angewendet auf einen Schnittbaum für m Artikel mit den möglichen Knotenbezeichnern {v, h, b1 , ..., bm } entspricht die polnische Notation der Ausgabe einer Prefix-Traversierung des Selbigen. Dabei wird für jeden Knoten zuerst der linke und abschließend der rechte Teilbaum besucht. Laut [CLRS04, S. 256] ist die Prefix-Notation eine klammerfreie Schreibweise, bei der jeweils zwei Operanden mit einem vorangestellten Operator verknüpft werden. Dadurch ergibt sich eine eindeutige Verknüpfungshierarchie der Operatoren, zu der keine Klammern benötigt werden. Beispielsweise entspricht der Term (2 + 2) ∗ 3 der polnischen Notation ∗ + 223. Analog dazu ist genau dann eine Postfix-Notation gegeben, wenn der Operator hinter zwei Operanden steht. Im soeben genannten Beispiel entspricht 22 + 3∗ der Postfix-Notation und wird auch als umgekehrte polnische Notation, kurz UPN bezeichnet. Übertragen auf einen Schnittbaum entspricht ein Operator immer einem inneren Knoten mit den Labels {v, h} und die Blätter der Menge {b1 , ..., bm } entsprechen den Operanden. In Abbildung 6.6 ist die Beziehung zwischen einem Schnittbaum und den entsprechenden Notationen veranschaulicht. Das Problem der polnischen Notation besteht laut Wong und Liu [WL86, S. 102] darin, dass es zu einem Slicing-Floorplan durchaus mehrere Schnittbäume und somit auch mehrere polnische Notationen geben kann. Ein Beispiel ist in Abbildung 6.6 gegeben und zeigt auf, wie zwei Schnittbäume ein und die selbe Slicing-Struktur repräsentieren. Insgesamt gibt es in dem Beispiel vier Darstellungsmöglichkeiten in Stringnotation für ein und denselben Floorplan. Um diese Redundanz zu entfernen, schränken Wong und Liu die 2

Polnischer Mathematiker und Logiker

52

KAPITEL 6. UMSETZUNG v 2 1

1

4

v v h 4

3

v

oder

1 h

2 3

Slicing-Floorplan

Schnittbaum

4

2 3

Schnittbaum

UPN: 123h4vv

PN:

PN:

UPN: 123hv4v

v1vh234

vv1h234

nicht schief schief

Abbildung 6.6: Ein Slicing-Floorplan kann durch mehrere Schnittbäume dargestellt werden. Jeder dieser Schnittbäume ist außerdem mittels polnischer Notation (PN) oder umgedrehter polnischer Notation (UPN) repräsentierbar. Je nach Darstellungsart beschreibt die Stringnotation einen schiefen oder nicht schiefen Schnittbaum. Im Falle des schiefen Schnittbaums ist die Stringrepräsentation normalisiert, da keine zwei Operatoren benachbart sind.

Darstellungsmöglichkeiten durch einen Schnittbaum ein und übertragen diese Eigenschaften auf die polnische Notation. Was zu dem Begriff der normalisierten polnischen Notation führt. Die normalisierte Polnische Notation Der Ausgangspunkt der folgenden Beschreibung stellt die umgekehrte polnische Notation (UPN) dar, welche auch durch Wong und Liu verwendet wurde. Beginnend wird dazu die Menge der Schnittbäume eingeschränkt, indem eine zusätzliche Bedingung gefordert wird. Ein Schnittbaum wird als schiefer Schnittbaum bezeichnet, wenn kein innerer Knoten und sein rechtes Kind das gleiche Label aufweisen (Siehe Abbildung 6.6). In der UPN macht sich diese Einschränkung bemerkbar, indem keine zwei aufeinanderfolgenden Operatoren das selbe Label besitzen. Die normalisierte UPN wird jetzt, angelehnt an [WL86, S. 102] in mehreren Schritten formal definiert. 6.4.1 Definition (Balloting Sequence). Eine binäre Sequenz s1 s2 ...sn besitzt die Balloting-Eigenschaft, wenn gilt: Für alle k, mit 1 ≤ k ≤ n ist die Anzahl der Nullen in b1 , ...bk kleiner der Anzahl der Einsen. Wenn die Sequenz von links nach rechts gelesen wird, muss zu jedem Zeitpunkt, also bei jedem Zeichen, die Anzahl der bereits gelesenen Einsen die Anzahl der gelesenen Nullen dominieren. Dies lässt sich auch auf eine UPN übertragen, indem die Funktion σ : {v, h, b1 , ..., bm } → {0, 1} wie folgt definiert wird: σ(bi ) = 1, für alle 1 ≤ i ≤ m und σ(v) = σ(h) = 0. 6.4.2 Definition (Umgekehrte Polnische Notation). Eine Sequenz α1 α2 ...αm mit αi ∈ {v, h, b1 , ..., bm } ist ein Ausdruck in umgekehrter polnischer Notation der Länge 2m − 1 genau dann, wenn: 1. Jedes bi kommt in der Sequenz genau einmal vor und 2. σ(α1 )σ(α2 )...σ(α2n−1 ) besitzt die Balloting-Eigenschaft

6.4. ELLYOT

53

Die Balloting-Eigenschaft stellt dabei sicher, dass die UPN immer einen binären Baum beschreibt, in dem jeder innere Knoten genau zwei Kinder besitzt. Zu jeder Zeit muss die Anzahl der Blätter die Anzahl der inneren Knoten dominieren. Formal wird solch ein binärer Baum saturiert oder strikt genannt. Die Balloting-Eigenschaft eines Strings in polnischer Notation geht einher mit der Aussage, dass der dadurch repräsentierte Baum ein saturierter binärer Baum mit m Blättern und genau m − 1 inneren Knoten ist. Der String bbhv verletzt diese Eigenschaft. Der zugehörige Baum wäre zwar ein Binärbaum, jedoch kein saturierter binärer Baum, da der Knoten v nur das eine Kind h besitzt. Korrekte polnische Notationen für diesen String wären bbbhv oder bbhbv. Eine Sequenz ist eine normalisierte UPN, wenn sie die Anforderungen an eine UPN erfüllt und gleichzeitig keine zwei aufeinanderfolgenden Operatoren das gleiche Label besitzen. Eine normalisierte UPN beschreibt somit einen schiefen Schnittbaum und die vier Möglichkeiten der Darstellung eines Floorplans aus Beispiel 6.6 wurden somit auf eine begrenzt. Die Autoren Wong und Liu zeigen in dem Zusammenhang der Definitionen auch, dass es einen Isomorphismus zwischen der Menge der normalisierten UPN mit Länge 2m − 1 und der Menge der Slicing-Floorplans mit m Bereichen gibt. Durch diese Aussage wird die Eindeutigkeit zwischen Slicing-Floorplan und dem als normalisierte UPN dargestellten Schnittbaum garantiert. Und das, ohne eine weitere Einschränkung des Suchraums zu implizieren. Begründung der Festlegung auf Slicing-Flooplans In diesem Abschnitt soll kurz begründet werden, warum die Wahl zur Individuenrepräsentation auf Slicing-Floorplans mittels polnischer Notation gefallen ist. Immerhin stellt die Einschränkung eine Verkleinerung des Suchraums gegenüber Non-Slicing-Flooplans dar, in dem nicht mehr alle möglichen Lösungen repräsentiert werden können. Ein Beispiel wurde dafür bereits in 3.1.2 angeführt; das sogenannte Rad. Allerdings sind Schnittbäume um einiges einfacher zu handhaben und lassen sich, wie im vorangehenden Abschnitt aufgezeigt, eindeutig durch die normalisierte UPN darstellen. Hinzu kommt, dass Lai und Wong in ihrer Veröffentlichung [LW01] zeigen konnten, dass Schnittbäume vollkommen ausreichend sind, um auch Non-SlicingFloorplans zu beschreiben. Dazu führen sie den Begriff der maximalen Kompaktheit einer Platzierung ein, der besagt, dass kein Bereich horizontal oder vertikal verschoben werden kann. In Abbildung 6.7 ist der Unterschied zwischen einem nicht maximal kompakten Slicing-Floorplan und einem kompakten Non-Slicing-Floorplan dargestellt. Die Idee ist, dass aus einem Slicing-Floorplan alle möglichen maximal kompakten Platzierungen erzeugt werden können. Dazu definieren die Autoren zwei Operatoren, die x−Verdichtung und die y−Verdichtung. Deren sukzessive und alternierende Anwendung schiebt dabei alle Bereiche um den maximal möglichen Wert nach links oder nach unten. Anschließend beweisen Lai und Wong, dass es zu einer beliebigen maximal kompakten Platzierung immer einen Schnittbaum gibt, aus dem mittels der Verdichtungsoperatoren genau diese Platzierung erzeugt werden kann. Die Optimierung kann somit immer auf einem Schnittbaum erfolgen. Dazu wird der Schnittbaum einfach durch die Verdichtungsoperatoren in eine maximal kompakte Platzierung überführt, bevor er bewertet wird. Mit dem Hintergrund, dass die Repräsentation von Slicing-Strukturen bei Bedarf auch auf Non-Slicing-Strukturen erweitert werden kann und Slicing-Floorplans eindeutig durch eine normalisierte UPN dargestellt werden können, wurde die Umsetzung der Individuenrepräsentation ausschließlich auf Slicing-Strukturen festgelegt. Weiterhin wird für die folgende Individuenrepräsentation die normalisierte polnische Notation verwendet. Was bedeutet, dass der String im weiteren Verlauf immer als Prefix-Notation angegeben wird.

54

KAPITEL 6. UMSETZUNG

1

1

3

3

4

4

5

2

5

2

6 6

Maximal-kompakter Non-Slicing Floorplan

Nicht-maximal-kompakter Slicing Floorplan

Abbildung 6.7

Individuenrepräsentation mittels normalisierter polnischer Notation Um die Repräsentation mittels polnischer Notation für diese Diplomarbeit nutzen zu können, wurde die Darstellungsform entsprechend angepasst. Der Unterschied zwischen einem Floorplan und einer Zeitung betrifft die Anzahl der Flächen. Eine Zeitung hat nicht eine Fläche, die möglichst minimiert werden muss, sondern mehrere Seiten, deren Maße möglichst genau eingehalten werden sollen. Bei einen Slicing-Floorplan repräsentierte der Schnittbaum genau eine Fläche. Wenn also eine Zeitung mehrere Flächen in Form von Seiten besitzt, dann kann jede Seite durch einen Schnittbaum beschrieben werden, welcher wiederum durch eine normalisierte polnische Notation dargestellt werden kann. Um diese Schnittbäume in einem einzigen Baum und somit in einer einzigen polnischen Notation zu vereinen, wird nun eine Erweiterung des Schnittbaums eingeführt. Der Dokumentbaum Der Dokumentbaum für m Artikel ist über die Knotenbezeichner {d, s, v, h, b1 , ..., bm , } definiert. Er ist gültig, wenn jedes bi genau einmal als Blatt vorkommt, die Wurzel das Label d besitzt und die Kindsknoten der Wurzel ausschließlich mit dem Label s versehen sind. Der Dokumentbaum ist somit ein Baum, dessen Wurzel d das Dokument repräsentiert und maximal m Kinder haben kann, da die maximale Anzahl an Seiten durch m Artikel begrenzt ist. Weiterhin ist jedes Kind der Wurzel mit dem Label s versehen und repräsentiert eine Seite. Alle Seitenknoten haben genau ein Kind, nämlich die Wurzel eines Schnittbaums. Dies kann ein Teilungsoperator oder auch ein Blatt sein. Letzteres bedeutet, dass es nur einen Artikel auf der Seite gibt. In jedem Fall gilt aber, dass unterhalb eines Seitenknotens immer ein gültiger Schnittbaum hängt, der sich mittels polnischer Notation beschrieben lässt und die kürzlich definierten Eigenschaften erfüllt. Dieser Dokumentbaum kann jetzt einfach mittels einer Prefix-Traversierung durchlaufen und als String gespeichert werden. Ein Beispiel für die resultierende erweitere normalisierte polnische Notation ist in Abbildung 6.8 zu finden. In einem Dokumentbaum gibt es m Blätter, die jeweils einen Artikel repräsentieren. Um während der Bewertung auf die entsprechenden Artikel samt Informationen zugreifen zu können, werden die verwendeten Artikelvarianten in einem Array A gespeichert. Mittels i , wobei 0 ≤ i < m, wird die Zuordnung zwischen der Festlegung bi = A[i] = artikelj,k Artikelvariante und Blatt definiert. Alle Blätter sind dabei nach ihrem Auftreten von links nach rechts nummeriert. Die Informationen, welcher Artikel j mit welcher Variante

55

6.4. ELLYOT String: svbhvhbbbbshvbvbbvbhbb 2

7

6

8

d

4 1

s

10

3 9

v 11

5

Seite 1

l

v

v

Seite 2 v

Artikel

… Kandidaten …

h h

b

1

s

… …



… … …

v

b

b

h …

b

b

b

b

7

8

h b

b

10

11

m … …

b

b

2

3

… …

lm

A:

1

4

5

6

9

Abbildung 6.8: Darstellung zweier Seiten als Dokumentbaum in Stringnotation inklusive semantischer Bedeutung. Die Nummer eines Blattes repräsentiert einen Eintrag in einem Array, indem eine Referenz auf die zugehörigen Artikeldaten steht.

k beispielsweise zum dritten Blatt gehört, steht in Array A an dritter Stelle. Genauer gesagt steht in A[i] eine Referenz auf den Eintrag [j, k] der Artikelmatrix, in der alle notwendigen Informationen zu einer Artikelvariante zu finden sind. (Siehe Formalisierung der Eingabedaten auf Seite 45). Zusammenfassend besteht ein Individuum I = (SP (D), A, ~b) aus einem Dokumentbaum D, welcher als String SP (D) vorliegt und einer erweiterten normalisierten polnischen Notation entspricht, dem Array A, welches die Zuordnung der Artikelvarianten zu den ~ welcher die Fitnesswerte der einzelnen Blättern beschreibt und dem Bewertungsvektor B, Bewertungskriterien enthält. Festlegung der Ausrichtung Der bisher betrachtete schiefe Schnittbaum wird nochmal um eine semantische Eigenschaft erweitert. Ein Schnittbaum heißt laut [RBS01, S. 2] orientiert, wenn bei einem vertikalen Teilungsoperator das linke Kind immer im linken Bereich platziert wird und das rechte entsprechend rechts vom Teilungsoperator. Bei einem horizontalen Teilungsoperator wird das linke Kind immer im oberen Bereich und das rechte im unterhalb der Teilung platziert. Laut den Autoren stellt dies keine Einschränkung des Suchraums dar, da die umgekehrte Platzierung beziehungsweise Orientierung durch einfaches Tauschen eines linken und rechten Teilbaums samt Blättern realisierbar sei. Als Konvention wurde weiterhin festgelegt, dass Artikel in den zugewiesenen Bereichen nicht frei orientierbar sind. Genauer gesagt bedeutet dies, dass Artikel in zugeordneten Bereichen, die größer sind als die Artikelmaße nicht wahlweise unten rechts oder oben links oder mittig platziert werden können. Die Konvention beschränkt das Angebot der Platzierung eines Artikels in einem Bereich immer auf oben links. Zwei vertikal geteilte Artikel beginnen somit immer auf der selben Höhe. Analog sind zwei horizontal geteilte

56

KAPITEL 6. UMSETZUNG

Artikel immer linksbündig zueinander ausgerichtet. Insbesondere beginnt dadurch die Artikelplatzierung auf jeder Seite immer in der linken oberen Ecke. Diese Festlegung entspricht weitestgehend einem Verdichtungsschritt gemäß der xy-Verdichtung, um Slicing-Floorplans in maximal kompakte Non-Slicing–Floorplans zu überführen. Wichtig ist anzumerken, dass diese Festlegung zwar den Kompaktheitsgrad etwas erhöht, allerdings den Suchraum einschränkt. Es gibt beispielsweise keine rechtsbündig zueinander ausgerichteten Artikel, die links nicht bündig miteinander abschließen. Weißraum kann durch diese Einschränkung nur rechts oder unterhalb von Artikeln beziehungsweise von Bereichen auftreten. Diese Einschränkung wird begründet durch die Empfehlung, Leerraum für Anzeigen oder andere Füllelemente in der rechten unteren Ecke einer Seite anzusiedeln (vergleiche [Buh95, S. 62]). Außerdem gibt es ein Bewertungskriterium, welches den Weißraum bestraft, der entsteht, wenn ein Artikel kleiner als der verknüpfte Artikel ist. Ein Optimum wird somit immer erreicht, wenn zwei horizontal verknüpfte Artikel die gleiche Breite und zwei vertikal verknüpfte Artikel die gleiche Tiefe aufweisen. Also wenn ein Artikel genau so groß ist, wie der ihm zugewiesene Bereich auf der Seite. Und dann ist es egal, ob der Artikel links oben, mittig oder rechts unten ausgerichtet ist, da alle Ausrichtungen der selben Platzierung entsprechen würden. Die Festlegung auf eine Ausrichtung ist demnach nicht problematisch. 6.4.4.2

Genotyp und Phänotyp

Während des evolutionären Prozesses entspricht die eben eingeführte Individuenrepräsentation dem geforderten Genotyp. Er bestehend aus einem als String kodierten Baum und einem Array. Diese Informationen bilden die Grundlage für jegliche Operatoren wie Mutation und Rekombination, da sie immer auf dem Genotyp eines Individuums arbeiten (Siehe Definition 4.2.3). Aus dieser abstrakten Repräsentation lässt sich ein konkretes Dokument umsetzen, indem der Baum als Anweisung zur Platzierung der Artikel interpretiert wird. Was beispielsweise durch DocScape nach der Optimierung umgesetzt werden kann. Ein durch DocScape generierte Dokument wäre dann das dekodierte Erscheinungsbild des Individuums, der Phänotyp. Während des evolutionären Prozesses wird jedoch auf einen konkreten Phänotyp verzichtet, da das komplette, fertig gesetzte und druckfertige Dokument zur Bewertung gar nicht benötigt wird. Es muss lediglich die Anordnung der Artikel auf den Seiten analysiert und bewertet werden. Die im Vorschritt durch DocScape ermittelten Analysedaten sind dazu völlig ausreichend. In Anlehnung an die genetische Programmierung wird dazu die Individuenrepräsentation als Anweisung interpretiert und deren Ausführung simuliert. Eine Anweisung ist insofern gegeben, als dass sich zu jedem Artikel ermitteln lässt, auf welcher Seite, an welcher Position und durch welches Template er platziert werden soll. Durch diesen Zwischenschritt erfolgt die Bewertung immer auf einem abstrakten Phänotyp, der ausschließlich eine Verteilung der Artikel auf Seiten beschreibt. Genaueres dazu erfolgt in Abschnitt 6.4.4.8. 6.4.4.3

Startpopulation erzeugen

Bevor der evolutionäre Prozess starten kann, ist es unabdingbar, einen Ausgangspunkt zu schaffen. Dies geschieht in Form einer Startpopulation. Über den Parameter startgroesse kann in der Konfigurationsdatei festgelegt werden, wie groß diese Generation sein soll. Dazu wurde eine Heuristik implementiert, die sicherstellt, dass eine Startpopulation der gewünschten Größe erstellt wird, welche ausschließlich gültige Individuen enthält. Die Hoffnung dabei ist, dass gültige Individuen einen guten Ausgangspunkt für eine Evolution darstellen. In der anfänglichen Umsetzung zeigte sich, dass eine rein zufällige erzeugte

6.4. ELLYOT

57

Startpopulation im Laufe der Evolution selten gültige Individuen hervorbrachte. Vor allem, wenn die Startpopulation ausschließlich ungültige Individuen enthielt. Gültig bedeutet, dass die Artikel auf allen Seiten eines Dokuments deren Ränder nicht überragen. In einer fünfspaltigen Zeitung dürfen keine zwei Artikel mit jeweils drei Spalten nebeneinander platziert werden. Die Heuristik geht bei der Erzeugung eines einzelnen Individuums wie folgt vor: Als ersten Schritt wird für jeden der m Artikel genau eine Artikelvariante, indirekt also eins von allen möglichen Templates gewählt, mit denen der Inhalt des Artikels gesetzt werden kann. Die Ziehung erfolgt dabei über eine Gleichverteilung der Indizes aller Artikelvarianten {0, ..., l − 1} eines Artikels. Danach werden die Artikelvarianten in einem Array Atemp der Größe m abgelegt und zufällig umsortiert. Eine Permutation der Artikelvarianten wird berechnet, indem die Artikel zufällig gleichverteilt aus dem Array Atemp ohne zurücklegen gezogen werden. Diese zufällig berechnete Permutation wird in einem neuen Array A abgelegt und bildet das erste Element eines neuen Individuums; die Zuordnung der Blätter zu Artikeln. Da es aber noch keinen Baum mit Blättern gibt, muss passend zu diesem Array eine gültige Verteilung auf Seiten in einem Dokument, also ein Dokumentbaum D, berechnet werden. Der Baum muss dabei so aufgebaut werden, dass alle Artikel im Array A gültig auf Seiten verteilt werden, es keine leeren Seiten gibt und die Reihenfolge der Blätter genau der Reihenfolge der permutierten Artikelvarianten entspricht. Für jedes erzeugte i = A[i] erzeugt wurde. Blatt bi muss immer gelten, dass es für artikelj,k Dazu wird sequentiell dass Array A abgearbeitet und versucht, rekursiv einen Schnittbaum für eine Seite in normalisierter polnischer Notation zu erzeugen, solange noch Artikel auf die Seite passen. Wenn der betrachtete Artikel nicht mehr auf eine Seite passt, wird eine neue Seite angelegt. Auf dieser kann der Artikel an Position (0,0) platziert werden, da eine der Grundannahmen war, dass alle Artikel immer auf eine Seite passen. Das nachstehend beschriebene Vorgehen ist unterstützend in Abbildung 6.9 visualisiert. Der String SP (D) wird dazu wie folgt erzeugt: Initial ist SP (D) = ∅ der leere String. Eine erste Seite wird zum Dokumentbaum hinzugefügt, indem der Buchstabe s durch SP (D) ◦ s hinzugefügt wird. Der Operator ◦ wird als Konkatenationsoperator bezeichnet und verknüpft zwei Strings in angegebener Reihenfolge zu einem neuen. Danach wird der erste Artikel artikel0 = A[0] auf der Seite mit den Maßen B × H platziert. Laut der Festlegung einer fixierten Orientierung wird der Artikel oben links platziert. Danach entsteht möglicherweise ein leerer Bereich rechts neben dem Artikel oder unter dem Artikel. Durch einen Münzwurf wird jetzt entscheiden, ob artikel0 eine vertikale oder eine horizontale Teilung anhand seiner Maße erzeugt. Angenommen es wird eine vertikale Teilung gewählt, dann wird mit SP (D) ◦ v die Teilung zum Dokumentbaum hinzugefügt. Anhand des ersten Teilungsknotens u0 = v entstehen zwei Bereiche auf der aktuellen Seite; ein linker Bereich Bl0 und ein rechter Bereich Br0 . Um die Forderung eines orientierten Schnittbaums zu erfüllen, muss unterhalb dieser Teilung also erst der linke und dann der rechte Teilbaum erzeugt werden. Da artikel0 am Ende auch dem Blatt b0 , und damit dem linkesten Blatt entsprechen muss, ist es erforderlich, dass sich artikel0 im späteren Baum auch links des aktuellen Teilungsknotens wiederfindet. In Bereich Bl0 , welcher genau so breit ist wie artikel0 , ist jedoch durch die Platzierung des Artikels nur noch freier Platz unterhalb des Artikels vorhanden. In diesem wird jetzt versucht einen weiteren Artikel zu platzieren. Die Tiefe dieses Bereichs ist dabei gleich der Differenz aus Seitentiefe H und der Tiefe von artikel0 . Dazu muss der Bereich Bl0 so aufgeteilt werden, dass sich im oberen Bereich artikel0 und im unteren der verbliebene, freie Bereich befindet. Dies geschieht einfach durch die Wahl des komplementären Teilungsoperators zum aktuell gewählten. In diesem Fall wäre

58

KAPITEL 6. UMSETZUNG 𝐵𝑜 1

s

𝐴[0] 𝐵𝑙 0

𝑢0 = 𝑣

v

𝐵𝑟 0

𝑆𝑃 𝐷 = svhb…

𝑢1 = ℎ

h

???=𝐵𝑟 0

𝐵𝑢 1

b = 𝐵𝑜 1

? ? ? = 𝐵𝑢 1

???

A:

0

1

2

???

3

4

Abbildung 6.9: Platzierung der ersten Artikelvariante auf einer Seite. Dargestellt sind die sich ergebenden Bereiche Bl0 und Br0 , der Dokumentbaum und die polnische Notation, wenn der Artikel eine vertikale Teilung vorgibt. Außerdem die Bereiche Bu1 und Bo1 , die sich durch eine horizontale Teilung von Bl0 ergeben. In den Bereichen Bu1 und Br0 können dann weitere Artikel platziert werden. Ist beispielsweise der Bereich Bu1 für Artikel A[2] zu klein, so muss der Knoten h entfernt werden. Das Blatt für Artikel A[0] wandert dann an den übergeordneten Knoten uo =v.

es der horizontale Teilungsoperator. Es wird also SP (D) ◦ h durchgeführt und Bl0 wird in die Bereiche Bo1 und Bu1 aufgeteilt, wobei Bo1 = artikel0 gilt. Für den Bereich Bo1 ist damit die maximale Unterteilung erreicht. Der Bereich entspricht in seinen Maßen genau den Maßen von artikel0 und kann somit nicht weiter unterteilt werden. Im Schnittbaum besitzt der letzte eingefügte Teilungsknoten – was in diesem Fall h war – deshalb keinen linken Teilbaum, sondern ein Blatt. Mit der Operation SP (D) ◦ b wird es in den Dokumentbaum eingefügt. Durch die Platzierung des Artikels artikel0 , und der resultierenden vertikalen Teilung, ergeben sich zwei Bereiche, in denen weitere Artikel platziert werden können; Bu1 und Br0 . Für Diese wird, genau in dieser Reihenfolge, die selbe Prozedur aufgerufen, wobei die Maße für die entsprechenden Bereiche sich anhand des platzierten Artikels ergeben. Anhand Derer kann dann entscheiden werden, ob ein Artikel noch in einen Bereich passt oder nicht. Wenn ein Artikel nicht in einem freien Bereich platziert werden kann, erfolgt ein Rückschritt in der Rekursion. Es wird versucht den Artikel innerhalb, durch vorherige Teilungen entstandene, Bereiche zu platzieren. Bildlich gesprochen, wird für alle übergeordneten inneren Knoten versucht, den Artikel im rechten Teilbaum unterzubringen. Ist dies erfolglos, so endet die Rekursion in der Wurzel und somit auf der Ebene des ersten platzierten Artikels. Sollten sich zu dieser Zeit noch Artikelkandidaten in A befinden, die nicht zugeordnet werden konnten, so wird eine neue Seite in SP (D) eröffnet um Raum für weitere Platzierungen zu schaffen. Die gesamte rekursive Prozedur beginnt dann für die neue Seite von vorne. Ein Sonderfall ist zu beachten. Sollte in einem rechten Teilbaum kein Artikel platziert werden können, so muss der aktuelle Teilungsoperator wieder aus SP (D) entfernt werden. Der rechte Teilbaum wäre sonst nämlich leer und der Knoten ui hätte nur ein Kind. Dies würde jedoch gegen die Balloting-Eigenschaft verstoßen. Der entsprechende linke Teilbaum wird dann an den darüber gewählten Teilungsknoten gehangen. Laut Definition kann der linke Teilbaum nie leer sein, da ein Artikel – welcher immer auf eine Seite passt – eine Teilung vorgibt und das zugehörige Blatt sich immer links wiederfindet. Sollte ein Artikel nicht in einen betrachteten Bereich passen, so wird dort auch keine Teilung erzeugt.

6.4. ELLYOT

59

Schlussendlich sind somit auch Seiten möglich, in denen nur ein Artikel auf einer Seite platziert wurde. In diesem Fall gilt, SP (D) = sb. Abschließend wird gezeigt, dass diese Heuristik immer eine gültige Verteilung der Artikel auf Seiten in Form eines gültigen Dokumentbaums erzeugt. Dazu reicht es zu zeigen, dass die Schnittbäume einer jeden Seite als normalisierte polnischen Notation erzeugt werden, alle Artikel platziert werden und Artikel niemals über den Rand einer Seite ragen können. Laut Konvention passt jeder Artikel auf eine Seite. Die Heuristik erzeugt solange Seiten, bis alle Artikel platziert wurden. Also maximal m Seiten mit jeweils einem Artikel. Wurden weniger als m Seiten erzeugt, so muss es laut Schubfachprinzip mindestens eine Seite mit mindestens zwei Artikeln geben. Durch die Rekursion auf einer Seite werden die betrachteten Bereiche durch die Platzierung eines Artikels mit Maßen größer null immer kleiner. Ein Artikel wird platziert, wenn er in den entsprechenden Bereich passt, ansonsten nicht. Da die Rekursion mit den maximal möglichen Maßen B × H beginnt, können am Ende auch keine Artikel über den Seitenrand hinausragen. Damit die Stringrepräsentation SP (Sj ) von Seite j einen Schnittbaum anhand einer normalisierten polnischen Notation darstellt, müssen die Eigenschaften gemäß Abschnitt 6.4.4.1 gelten. Sei dazu mj ≤ m die Anzahl der Artikel auf Seite j. Die Balloting Eigenschaft stellte sicher, dass jeder innere Knoten im Schnittbaum genau zwei Kinder hat. Ausgedrückt wurde dies, indem die Anzahl der inneren Knoten in jedem Teilbaum um eins geringer sein muss als die Blätter des Teilbaums. Durch das Entfernen des aktuell erzeugten inneren Knotens ui beim Rekursionsrückschritt, also wenn der rechte Teilbaum leer ist, wird genau dies sichergestellt. Gezeigt wurde schon, dass laut Konstruktion der linke Teilbaum nie leer sein kann. Wenn also der rechte Teilbaum auch nicht leer ist, so muss es zu ui mindestens zwei Blätter geben. Die Balloting-Eigenschaft für den kleinstmöglichen String vbb oder hbb für den Teilbaum ui ist somit durch die Heuristik erfüllt und es gilt |innererKnoten| = |Blätter| − 1. Induktionsvoraussetzung wäre nun, dass die Eigenschaft für einen Knoten u0i sowohl für den linken als auch den rechten Teilbaum gelte. Seien die Wurzeln dieser Teilbäume Tl und Tr mit wl und wr gegeben. Dann gilt, dass es in beiden Teilbäumen zusammen genau zwei Blätter mehr gibt als innere Knoten. Insbesondere gibt es dann in dem Teilbaum mit Wurzel u0i und Kindern wl , wr genau ein Blatt mehr, als es innere Knoten gibt. Die Balloting-Eigenschaft ist also weiterhin erfüllt. Resultierend daraus gilt, dass durch die Heuristik für mj Artikel genau mj Blätter und somit auch mj − 1 innere Knoten erzeugt werden. Der String hat also eine Länge von 2mj − 1 was laut Definition gefordert war. Weiterhin wird eine Kette aus zwei Teilungsoperatoren im String nur erzeugt, wenn ein Blatt platziert wird. Da aber laut Konstruktion immer der komplementäre Teilungsoperator an SP (D) angehangen wird und nur Ketten der maximalen Länge von zwei (hv oder vh) erzeugt werden, generiert die Heuristik immer gültige normalisierte polnische Notationen der Länge 2mj − 1 für jede Seite j. Des Weiteren wird für jeden Teilungsknoten ui immer erst ein linker Teilbaum und dann ein rechter Teilbaum aufgebaut. Ein erstes entstandenes Blatt eines Teilbaums mit Wurzel ui immer das am weitesten links stehende und bildet somit im Teilbaum zum Elterknoten ui das am rechten Rand stehende Blatt. Falls der rechte Teilbaum leer ist, wurde der erzeugte Teilungsknoten der entsprechenden Rekursionsebene wieder entfernt. Dadurch rutsch aber nur der linke Teilbaum eine Ebene höher und bildet dort den rechten Teilbaum, ohne dass die Sortierung der Blätter geändert wird. Im Gesamtbaum betrachtet, wurden Blätter also von links nach rechts erzeugt. In Kombination mit einer Abbarbeitung i = A[i]. des Arrays A von links nach rechts, gilt am Ende bi = artikelj,k

60 6.4.4.4

KAPITEL 6. UMSETZUNG Zielfunktion

Die Zielfunktion stellt das Kernstück eines jeden Optimierungsalgorithmus dar. Sie bestimmt, welche Lösungen besser und welche schlechter sind. Erst eine zu maximierende oder minimierende Zielfunktion gibt einem Optimierungsproblem einen Sinn. Insbesondere bei mehrkriteriellen Optimierungsproblemen ist es notwendig sich intensiv mit der Zielfunktion auseinander zu setzen. Um Lösungen auf der Pareto-Front zu berechnen – oder zumindest eine gute Approximation – wird in zwei Verfahren unterscheiden: In aggregierende und nichtaggregierende Verfahren. Letztere nutzen zum Vergleich von Lösungen den m-dimensionalen Bewertungsvektor (f1 (x), ..., fm (x). Allerdings muss sich in diesem Fall mit dem Problem befasst werden, dass es unvergleichbare Lösungen geben kann (siehe Abschnitt 4.3). Ein Ansatz dafür ist die sogenannte nicht-dominierte Sortierung, welche in in [DPAM00] für einen genetischen Algorithmus genutzt wird. Dazu werden alle nicht-dominierten Individuen einer Generation ermittelt. Diese stellen dann die aktuell beste Approximation der eigentlichen Pareto-Front mit Rang eins dar. Sie beinhalten also die besten Individuen. Danach wird für die verbliebenen dominierten Individuen wiederum eine weitere Pareto-Front berechnet, welche den Rang zwei erhält. Dieses Verfahren wird solange iteriert, bis alle Individuen einen Rang erhalten haben. Es erfolgt somit eine Hierarchisierung der aktuellen Population in verschiedene lokale Fronten mit unterschiedlicher Güte. Anhand der Ränge kann dann eine Eltern- und Umweltselektion erfolgen. Ein alternatives Verfahren aus [BNR06] teilt die Population in dominierte und nichtdominierte Individuen. Falls es dominierte Individuen gibt, so wird das schlechteste, am meisten dominierte, aussortiert und durch einen Nachkommen ersetzt. Besteht die Population allerdings nur aus nicht-dominierten Individuen, so sind diese alle untereinander unvergleichbar. In diesem Fall wird das Individuum ersetzt, welches den kleinsten Bereich im Suchraum dominiert. Beide der vorgestellten Verfahren versuchen die lokale Pareto-Front von Generation zu Generation dichter an die eigentliche, unbekannte Pareto-Front zu bringen. Aggregierende Methoden hingegen nutzen eine einkriterielle Ersatzfunktion, die den m-dimensionalen Bewertungsvektor auf einen einzelnen, skalaren Wert abbildet. Dadurch sind zwar alle partiell geordneten Bewertungsvektoren vollständig geordnet, jedoch besteht die Herausforderung sicherzustellen, dass diese Verfahren auch prinzipiell alle Lösungen auf der Pareto-Front erreichen können. Nachfolgende, einführende Übersicht ist durch [MA04, S. 375 ff.] und [Mie99, S. 67–99] gerechtfertigt. Eine einfache Ersatzfunktion stellt die gewichtete Summe dar. Dazu wird jedem Bewertungskriterium eine Gewichtung zugeordnet, welche die Wichtigkeit ausdrückt. Die zu minimierende Zielfunktion für m Bewertungskriterien ergibt sich dann durch folgende Konvexkombination: F (x) =

m X i=1

wi · fi (x), mit

m X

wi = 1

(6.1)

i=1

Zwar ist es möglich, durch den Gebrauch dieser Zielfunktion eine Pareto-Optimale Lösung zu erhalten, allerdings hängt die gefundenen Lösung stark von den Gewichtungen ab und gefundene Lösungen können absolut inakzeptabel sein. Ein möglicher Behelf wäre, die Gewichtungen selbst zu optimieren, indem viele Variationen probiert würden oder diese zur Laufzeit anpassbar gestaltet würden. Großer Nachteil ist es, dass mittels dieser Zielfunktion nur Lösungen auf konvexen Abschnitten der Pareto-Front gefunden werden können. Eine Lösung in einem nicht-konvexen Bereich ist immer schlechter, obwohl sie ebenfalls eine Pareto-optimale Lösung darstellt.

61

6.4. ELLYOT

Eine weitere Möglichkeit liefert die lexikografische Methode. Dazu werden alle m Zielfunktionen gemäß ihrer Wichtigkeit sortiert. Anschließend wird jede Zielfunktion als einkriterielles Optimierungsproblem in dieser Reihenfolge gelöst. Allerdings kommen beim Lösen von fi alle bereits gefunden Optima der vorangegangenen Bewertungskriterien als Einschränkungen dazu. Das i-te, einkriterielle Optimum ist definiert als: f1o := min{f1 (x)} x∈X

(6.2) fio

:= min{fi (x) : f1 (x) = x∈X

f1o

∧ ... ∧ fi−1 (x) =

o fi−1 }

Die Optimierung erfolgt somit erst in eine Dimension. Anschließend wird das erhaltene Optimum als Begrenzung festgelegt und ausgehend davon die nächste Dimension optimiert o einer Lösung des m-kriteriellen Optimierungspround so weiter. Am Ende entspricht fm blems. Allerdings ist die gefundenen Lösung stark von der definierten Reihenfolge der fi abhängig. Eine ähnliche Methode, welche ebenfalls mit Einschränkungen arbeitet, stellt die Beschränkungsmethode dar. Dazu wird ausschließlich eines der m Bewertungskriterien als zu optimierende Zielfunktion fl festgelegt. Alle anderen Bewertungskriterien fi erhalten eine individuelle Beschränkung i . Formal gestaltet sich die Zielfunktion als: min{fl (x) : fi (x) ≤ i für alle i = 1, ..., m i 6= l}

x∈X

(6.3)

Im Gegensatz zur lexikografischen Methode beeinflusst die gewählte Funktion fi die Ergebnisse nicht so stark. Durch mehrfache Iterationen und systematische Variation der i sind auch pareto-optimale Lösungen auf nicht-konvexen Bereichen der Pareto-Front erreichbar. War bei diesem Verfahren die Beschränkung i als maximaler Wert gedacht, so ist es beim Goal-Programming erklärtes Ziel, den vorgegebenen Wert möglichst genau zu erreichen. Für jedes Bewertungskriterium wird deshalb ein Ziel zi definiert. Minimiert wird dann die Summe über alle Differenzen di = |f (x)i − zi |. Allerdings erfolgt eine Unterscheidung dahingehend, ob der Wert zi überschritten oder unterschritten wurde, also ob das Ziel noch − nicht erreicht oder mehr als erreicht ist. Seien d+ i und di die entsprechenden Bezeichner. Dann gilt, dass einer der beiden Werte immer größer null ist und der andere genau Null. Folgende Zielfunktion ist dann gegeben: min

x∈X,d+ ,d−

m X

− (d+ i + di )

(6.4)

i=1

− − + − + mit fi (x) + d+ i − di = zi , di , di ≥ 0, di · di = 0

Anschaulich definiert der Vektor z = (z1 , ..., zm )T einen genauen Punkt im Suchraum und durch die Zielfunktion wird versucht Lösungen zu erhalten, die möglichst nah an diesem Punkt liegen. Dieser Punkt wird auch als idealer Punkt oder Referenzpunkt bezeichnet. Wenn dieser Punkt außerhalb des gültigen Suchraums liegt, so sind Lösungen auf der gesamten Pareto-Front möglich, auch auf nicht-konvexen Bereichen. Sollte sich der Punkt allerdings innerhalb des Suchraums befinden und von der Pareto-Front dominiert werden, so ist es möglich, dass Lösungen zwar dicht am Referenzpunkt liegen, jedoch nicht paretooptimal sind. Da es andere nicht-dominierte Lösungen geben kann, wären diese besser, obwohl sie weiter entfernt sind. Es kann zwar dasjenige nicht-dominierte Individuum

62

KAPITEL 6. UMSETZUNG

gewählt werden, welches am dichtesten am Referenzpunkt liegt, allerdings ist es nicht immer gegeben, dass dieses Verfahren solche Lösungen findet. Die Idee eines Referenzpunktes zur mehrkriteriellen Optimierung wurde erstmals in [Wie80] vorgestellt. Diese Methode wird jetzt vorgestellt, da sie die Grundlage für eine konkrete Umsetzung darstellt. Beim letzten Ansatz wurde der tatsächliche Abstand gemessen, was dem euklidischen Abstand zwischen zwei Punkten entspricht. Eine Verallgemeinerung Dessen führt zur Definition eines Abstandsmaßes; einer Metrik. 6.4.3 Definition (p-Metrik). Seinen x = (x1 , ..., xm )T und y = (y1 , ..., ym )T zwei Punkte, dann ist die p-Metrik für p ≥ 1 definiert als: d(x, y) =k x − y kp =

m X

|xi − yi )|p

1

p

(6.5)

i=1

Die Metrik lässt somit zwischen zwei Punkten verschiedene Abstandsmaße zu. Für den Spezialfall p = 1 wird der Begriff Manhattan-Metrik verwendet. Der Abstand zwischen zwei Punkten summiert sich über die achsenparallelen Entfernungen der einzelnen Dimensionen; analog zu einem Straßennetz in Manhattan. Ein weiterer Spezialfall stellt p = 2 dar, denn es handelt sich dabei um den euklidischen Abstand. Der für die folgende Umsetzung wichtigste Fall ergibt sich, wenn p = ∞ ist. Konkret wird die ∞-Metrik auch als Maximum-Metrik oder Tschebyscheff-Metrik bezeichnet. Die entsprechende Distanzfunktion ergibt sich dann als: 6.4.4 Definition (Tschebyscheff-Distanz). lim

m X

p→∞

|xi − yi |p

1

p

= max{|xi − yi |}

i=1

i

(6.6)

Gemäß dieser Metrik entspricht der Abstand zwischen zwei Punkten dem maximalen Abstand in einer Dimension bezüglich aller Dimensionen. Sie ergibt sich als Grenzwert der p-Metrik für p → ∞. Zwischen den dreidimensionalen Punkten (2, 1, 1)T und (1, 4, 5)T beträgt die Tschebyscheff-Distanz demnach max{|2 − 1|, |1 − 4|, |1 − 5|} = max{1, 3, 4} = 4, da der größte Abstand in der dritten Dimension gegeben ist. Aufbauend darauf kann nun eine entsprechende Zielfunktion definiert werden. Dazu wird jedem Bewertungskriterium außerdem noch eine Gewichtung wi zugeordnet. Die Zielfunktion die sich daraus ergibt, wird auch als Min-Max Methode oder Tschebyscheff-Methode bezeichnet. 6.4.5 Definition (Tschebyscheff-Methode). min max{wi · |zi − fi (x)|}, mit

x∈X

i

m X

wi = 1

(6.7)

i=1

Die Idee dahinter ist es, den größten Abstand eines Bewertungskriteriums fi zu seinem vorgegebenen Ziel zu minimieren. Ein Individuum ist somit gemäß Zielfunktion immer genau so gut, wie das schlechteste Bewertungskriterium respektive Abstand zum Ziel und Gewichtung. Dieses Verfahren wurde wie folgt für eine Umsetzung genutzt. Umgesetzt wurde ein Maximierungsproblem, welches zwei Funktionen F : [0, 1]m → [0, 1] und G : ] − 1, 1]m → ] − 1, 0[ verwendet. Erstere dient zur Zielfunktionswertberechnung von gültigen Individuen und zweitere entsprechend für ungültige Individuen. Dadurch ist es möglich, ungültige Individuen immer schlechter als gültige zu kategorisieren und diese untereinander ebenfalls zu vergleichen. Ein Individuum ist ungültig, sobald mindestens

63

6.4. ELLYOT

ein Bewertungskriterium fi negativ ist. Dies wird bei der Bewertung der Einzelkriterien sichergestellt. Die genaue Behandlung von ungültigen Individuen ist in Abschnitt 6.4.4.9 erläutert. An dieser Stelle ist es ausreichend zu wissen, dass ein ungültiges Individuum immer genau so gut bewertet wird, wie das schlechteste ungültige Bewertungskriterium. Außerdem definiert der Referenzpunkt immer ein minimal zu erreichendes Ziel. Der Abstand zwischen einem Bewertungskriterium fi und dem Referenzpunkt zi ist immer null, wenn fi ≥ zi gilt. Abschließend wird vorgestellt, wie beide Funktionen definiert sind und wie sie genutzt werden, um einen einkriteriellen Zielfunktionswert zu berechnen. Dies geschieht anhand der zu maximierenden Zielfunktion H : ] − 1, 1]m → ] − 1, 1] und ist gegeben als:

H(x) =

  F (x) = 1 − max{wi · ∆(zi , fi (x))} falls x gültig i

 G(x) = min{fi (x)} i

(

∆(zi , fi (x)) = 6.4.4.5

zi − fi (x) falls fi (x) < zi 0 falls fi (x) ≥ zi

falls x ungültig

(6.8)

(6.9)

Elternselektion

Aufgrund des Verzichts auf Rekombinationsoperatoren (Siehe Abschnitt 6.4.4.7) werden auch keine zwei Eltern für neue Nachfahren benötigt. Lediglich ist dazu ein Individuum notwendig, welches dupliziert und anschließend durch einen Mutationsoperator verändert wird. Gemäß der Definition eines generischen Schemas für einen evolutionären Algorithmus ist dies möglich. Erinnernder Weise sei wiederholt, dass für ein Szenario, in dem k Eltern k 0 Nachkommen erzeugen, genau kk0 · λ Eltern insgesamt benötigt werden, um eine Nachkommenpopulation der Größe λ zu generieren (Siehe Definition 4.2.6). In jedem Fall gilt für die Nachkommengenerierung durch Kopieren und Mutieren k = 1 und k 0 = 1 und somit, dass insgesamt je Generation 1 · λ Eltern benötigt werden. Die Definition ist für beliebige Größen λ nicht verletzt, obwohl keine echte Rekombination stattfindet. Die folgende einführende Diskussion geht zurück auf die Inhalte von [Deb01, S. 84–88] und [Tal09, S. 206 ff.] und bezieht sich bei dem Begriff Fitness auf die unter Abschnitt 6.4.4.4 eingeführte einkriterielle Ersatzfunktion. Es sei darauf hingewiesen, dass die vorgestellten Varianten keineswegs vollständig, und das Maß der Dinge sind. Eine erste Möglichkeit wäre es, anhand der Fitness eine Auswahlwahrscheinlichkeit zu berechnen und anschließend ein Elternindividuum entsprechend dieser Wahrscheinlichkeiten auszuwählen. Die Wahrscheinlichkeit wird für jedes Individuum einer Population der Größe |P | wie folgt berechnet: f itness(I j ) W(I j ) = P|P | k k=1 f itness(I )

(6.10)

Die Summe der einzelnen Wahrscheinlichkeiten beträgt demnach eins und alle Wahrscheinlichkeiten können als sukzessiv aneinandergereihte oder auch disjunkte Teilintervalle des Intervalls [0,1] betrachtet werden. Formal entspricht das erste Individuum I 1 dem Intervall [0, W(I 1 )] und für I j bezeichnet [W(I j−1 ), W(I j )] das zugehörige Intervall. Ein Individuum kann jetzt gemäß seiner Wahrscheinlichkeit gewählt werden, indem gleichverteilt eine reelle Zahl des Intervalls [0, 1] gezogen wird. Das Individuum gewinnt, welches die gewählte Zahl innerhalb seines Teilintervalls aufweisen kann. Anschaulich entspricht dies einem

64

KAPITEL 6. UMSETZUNG

Glücksrad, auf dem für jedes Individuum ein Bereich entsprechend seiner Wahrscheinlichkeit reserviert ist, welches gedreht wird. Bessere Individuen werden durch diese Variante statistisch gesehen häufiger gezogen. Der Effekt wird auch als Selektionsdruck bezeichnet. Der Nachteil dieser Variante ist, dass bei einer Mehrfachauswahl – einem wiederholten Drehen des Glücksrads – Individuen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit eventuell gar nicht gezogen werden, obwohl es statistisch eigentlich passieren sollte. Das heißt, die Varianz der Elternauswahl ist bei dieser fitnessproportionalen Selektion sehr hoch. Dieser Nachteil kann zum Beispiel durch ein sogenanntes stochastisches universelles Ziehen von Zufallsvariablen umgangen werden. Die Zufallsvariable stellt dabei das gezogene Intervall und somit das gezogene Individuum dar. Eine Mehrfachauswahl von n Individuen wird dann simuliert, indem wiederum eine reele Zahl r zufällig gezogen wird. Gewählt werden dann alle Individuen, deren Intervalle die Zahlen {r, r + 1/n, ..., r + (n − 1)/n} modulo eins enthalten. Es werden also n Punkte mit gleichen Abständen um das Glücksrad gelegt und jedes Individuum mit einer Wahrscheinlichkeit 1/n wird mindestens einmal gewählt. Weiterer Nachteil ist es, dass ein Individuum sehr viel besser sein kann als alle anderen. Solch ein Superindividuum besitzt auf dem Rad ziemlich viel Fläche und dominiert alle anderen Individuen bei der Auswahl. Die Elternselektion wird somit stark verzerrt und die Population verliert sehr schnell an Vielfalt, da alle Individuen irgendwann von dem selben Superindividuum abstammen. Die Population wird dann als konvergiert bezeichnet. Der Verzerrungseffekt tritt auch auf, wenn alle Individuen eine ähnliche Fitness haben. Dann entspricht die Auswahl eher einer Gleichverteilung, als dass ein gutes Individuum sich durchsetzen kann. Ein Selektionsdruck ist in diesem Fall so gut wie gar nicht vorhanden. Ein weiteres Verfahren, welches nicht anfällig für Verzerrungen ist, stellt die rangbasierte Selektion dar. In diesem Fall ist es egal, wie stark die Fitnesswerte variieren. Die Wahrscheinlichkeit und die Varianz für jeden Rang ist in jedem Schritt identisch. Dazu wird jedem Individuum eine Fitness bezüglich des Ranges zugewiesen. Das beste Individuum mit Rang eins hat somit auch eine Fitness von eins. Egal wie Superindividuenhaft es ist oder nicht. Anhand dieser Rangfitness wird dann wie in der obigen Berechnung eine Wahrscheinlichkeit berechnet. Stochastisches universelles Auswählen oder ein rangbasiertes Verfahren werden beispielsweise bei genetischen Algorithmen bevorzugt eingesetzt. Wie bereits angedeutet, ist die Elternauswahl dabei hauptsächlich auf eine fitnessproportionale Selektion ausgerichtet (Siehe 4.2.3). Bisher mussten Fitnesswerte in jeder Generation aufwändig berechnet werden. Eine Möglichkeit, die weniger Aufwand bedarf, und gleichzeitig die bisher genannten Probleme vermeidet, ist die q-fache Turnierselektion. Sie ist unabhängig von jeder Wahrscheinlichkeit der einzelnen Individuen. Dazu werden q Individuen gleichverteilt aus der Population gezogen. Dasjenige Individuum gewinnt, welches den höchsten Fitnesswert besitzt. Gleichzeitig lässt sich über den Parameter q der Selektionsdruck steuern. Eine Wahl mit q = 1 bedingt eine gleichverteilte Auswahl der Eltern, während ein größer gewähltes q auch die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass bessere Individuen in der Turniermenge vorhanden sind, die dann auch gewinnen. Aus den eben aufgeführten Gründen wurde für die Umsetzung die q−fache Turnierselektion gewählt. Durch den optionalen Eingabeparameter turnierteilnehmer kann der Wert q spezifiziert werden. Die Kontrolle über den Selektionsdruck eines evolutionären Prozesses liegt somit in der Hand des Anwenders.

6.4. ELLYOT 6.4.4.6

65

Mutationsoperatoren

Zentraler Aspekt des umgesetzten evolutionären Algorithmus stellen die Mutationsoperatoren dar. Sie können entweder Änderungen am String SP (D), und somit am Dokumentbaum, bewirken, um die Struktur des Dokuments zu modifizieren oder die Artikelzuordnung im Array A neu gestalten. Dazu wurden aus [WL86, S. 102 ff.] drei Mutationsoperatoren aus dem Simulated Annealing-Ansatz des Floorplanning-Problems implementiert, um Änderungen auf einer zufällig gewählten Seite eines Individuums durchzuführen. Die Einschränkung auf eine Seite ist deshalb notwendig, da diese drei Mutationsoperatoren nur für eine Floorplanningstruktur definiert sind. Im Dokumentbaum sind allerdings mehrere Strukturen in Form von Seiten gegeben. Aus diesem Grund mussten neue Mutationsoperatoren entwickelt werden, die eine seitenübergreifende Mutation bewirken. Die nachfolgend beschriebenen sechs Mutationsoperatoren wurden implementiert. Dabei stellen M1–M3 die Mutationsoperatoren aus der Arbeit von Wong und Liu dar und M4–M7 die zusätzlich entwickelten. Die Autoren zeigen, dass die Operatoren M1–M3 ausreichend sind, um eine Nachbarschaftsbeziehung zwischen zwei normalisierten polnischen Notationen eines SlicingFloorplans herzustellen. Zwei solche Strings heißen benachbart, wenn sie durch eine der Operationen M1–M3 ineinander überführt werden können. Der von den Autoren definierte Nachbarschaftsbegriff ist außerdem abgeschlossen in seiner Anwendung, was bedeutet, dass jede normalisierte polnische Notation der Länge 2n − 1 durch konsekutive Anwendung wiederum eine normalisierte polnische Notation der Länge 2n − 1 generiert. Über die Nachbarschaftsbeziehung M1–M3 ist jeder beliebige mögliche Punkt des Suchraums bezüglich eines Slicing-Floorplans von jedem Punkt aus erreichbar. Um auch eine Nachbarschaftsbeziehung zwischen Mutationsoperatoren für einen Dokumentbaum zu ermöglichen, wurden M5–M7 eingeführt. Allerdings handelt es sich dabei nur um eine Pseudo-Nachbarschaft, da Artikel nur von hinteren Seiten auf vorangehende Seiten gebracht werden können. Ein m-seitiges Dokument kann dadurch in jedes k-seitige Dokument mit k ∈ {1, ..., m} überführt werden, jedoch gilt die Rückrichtung nicht für k < m. Vertausche zwei benachbarte Artikel (M1) Dieser Operator wurde ursprünglich auf dem String definiert, der den Schnittbaum des Floorplans beschreibt. Dazu wurden einfach zwei benachbarte Blätter im String vertauscht. Übertragen auf die Individuenrepräsentation müssen zwei Artikel A[i] und A[i + 1] im Array A vertauscht werden. Aus den möglichen Indizes wird dazu gemäß einer Gleichverteilung ein Index i0 < m − 1 gezogen. Anschließend werden die Inhalte von A[i0 ] und A[i0 + 1] vertauscht. Durch diesen Operator werden zwei benachbarte Artikel auf einer Seite vertauscht, was einer sehr kleinen Veränderung gleichkommt. Vertausche eine Kette von Teilungsoperatoren (M2) Eine Kette von Teilungsoperatoren im String SP (D) ist durch einen nichtleeren Teilstring maximaler Länge gegeben, der nur aus Teilungsoperatoren besteht. Gemäß der Forderung in einer normalisierten polnischen Notation keine zwei benachbarten Teilungsoperatoren des selben Typs zu haben, gibt es zu jeder Kette der Länge k genau zwei Möglichkeiten. Für eine Kette der Länge eins wären dies v oder h und eine Kette der Länge drei hätte die zwei möglichen Ausprägungen hvh oder vhv. Zu Beginn wird deshalb der String SP (D) durchlaufen, um jede dieser Ketten zu identifizieren. Dabei wird die Kette und deren Endposition gespeichert. Aus der Menge der identifizierten Ketten wird per Gleichverteilung eine Kette ausgewählt, invertiert und über die gespeicherte Endposition in SP (D) entsprechend ersetzt. Mittels dieses Mutationsoperators wird für einen beliebigen Bereich – welcher einem linken oder rechten Teilbaum

66

KAPITEL 6. UMSETZUNG

eines inneren Knotens im Schnittbaum entspricht – die komplette hierarchisierte Teilung in weitere Bereiche verändert. Die Modifikationsstärke dieses Operators ist im Vergleich zu M1 schon sehr groß, da sich im Speziellen die komplette Struktur einer Seite ändern kann. Vertausche ein Blatt mit einem Teilungsoperator (M3) Hinter diesem Operator steckt die Idee, kleine Bereiche (einzelne Artikel), die durch ein einzelnes Blatt repräsentiert werden, um die Teilungsstruktur eines nah gelegenen hierarchisch geteilten Bereiches zu erweitern. Dies ist immer dann möglich, wenn ein Blatt mit einem darauffolgenden Teilungsoperator vertauscht wird. Die Teilungsstruktur wird dabei unter den Elter des gewählten Blattes gehängt und das Blatt nimmt die Stelle des Teilbaums ein. Dies ist jedoch eine reine strukturelle Änderung und bedeutet, dass die Artikel im Array A nicht betroffen sind. Bei M1 und M2 konnten die Operatoren einfach an geeigneten Stellen durchgeführt werden konnten, welche leicht zu identifizieren waren. Der resultierende String entsprach weiterhin einer normalisierten polnischen Notation. Bei M3 müssen zwei Eigenschaften explizit erhalten werden: Die Balloting-Eigenschaft und keine gleichen benachbarten Teilungsoperatoren. Um die Balloting-Eigenschaft besser zu berechnen wird als erstes SP (D) invertiert, da die Balloting-Eigenschaft auf der umgedrehten polnischen Notation definiert ist. Allerdings ergibt die Spiegelung nicht die UPN-Darstellung des Baumes D, sondern des vertikal gespiegelten Baumes und somit der vertikal gespiegelten Seiten bezüglich der Aufteilung. Eine Überführung des Baumes D in polnischer Notation in seine entsprechende UPNNotation birgt die Gefahr, dass es sich danach bei den Seiten nicht mehr um schiefe Schnittbäume handelt (Siehe Beispiel 6.6). Hingegen dazu stellt die Invertierung einer polnischen Notation immer eine umgekehrte polnische Notation dar; nur repräsentiert diese dann eben die vertikale Spiegelung von D. Dies stellt jedoch kein Problem dar, da es egal ist, ob Strukturveränderungen auf D oder der Spiegelung stattfinden, solange der geänderte Baum am Ende wieder zurückgespiegelt wird. Sei der resultierende String als rev(SP (D)) = σ1 ...σn definiert. Dieser wird nun zeichenweise abgearbeitet. Sofern die entsprechenden Zeichen existieren, wird zu jedem Zeichen σi ein Fenster der Größe vier mit den Zeichen σi−1 σi σi+1 σi+2 betrachtet. Falls eines dieser σj nicht existieren sollte, gilt σj = ∅. Anhand dieses Fensters wird jetzt analysiert, ob σi σi+1 ein geeignetes Paar zum Vertauschen darstellt. Handelt es sich bei σi um einen Operator und bei σi+1 um ein Blatt, verletzt eine Vertauschung nie die Balloting-Eigenschaft. Wichtig ist nur zu überprüfen, ob σi 6= σi+2 gilt, damit keine Kette der Form vv oder hh entstehen kann. Im zweiten interessanten Fall kann es sich nur darum handeln, dass σi ein Blatt und σi+1 ein Operator darstellt. Um auch hierbei eine Kette gleicher Operatoren zu vermeiden, muss als Erstes σi+1 6= σi−1 gelten. Laut [WL86, S. 103] bleibt die Balloting-Eigenschaft für einen Schnittbaum in UPN – also für eine gespiegelte Seite – bei einer Vertauschung erhalten, wenn folgendes gilt: Sei dazu dk die Anzahl der Teilungsoperatoren im Teilstring σ1 ...σk einer UPN, dann gilt das die Balloting-Eigenschaft durch ein Vertauschen von σi σi+1 nicht verletzt wird, wenn 2 · di+1 < i gilt. Während der Iteration über alle σi kann diese Eigenschaft leicht getestet werden. Dazu wird ein Zähler dk verwaltet und mit 0 initialisiert. Immer wenn σi = {v, h} gilt, dann wird dk inkrementiert. Falls der zweite obige Fall eintritt, so gilt, dass σi+1 ein Operator ist und 2 · di+1 = 2 · (di + 1) < i kann leicht getestet werden. Zusätzlich muss die Überprüfung an den Dokumentbaum angepasst werden, da eine UPN immer nur für einen Schnittbaum definiert ist. In rev(SP (D)) werden erst alle Zeichen

67

6.4. ELLYOT 2 2

4

1

M1

M2

5

svbhvhbbbb

svbhvhbbbb

v 2

h

2

5

1

v

v

1

2

3

1

3

v h

5 4

v

2

v h

5 4

h

3

4

svbvhbvbbb

h v

5 4

3

M3/M4

svbvhvbbbb

v

v h

5

3

1

4

5

1

2

3

3

2

4

1

5 v

1 3

4

Abbildung 6.10: Anwendung Mutationsoperatoren. Rot definiert die zu ändernden Stellen in Schritt i und grün zeigt die resultierenden Änderungen in Schritt i + 1 auf. Im letzten Schritt wird erst M3 angewendet und anschließend M4 auf den Artikel 1.

der Seite gelesen, bis das Zeichen s gelesen wird. Somit ist erkennbar, wann eine Seite zu Ende ist und eine neue beginnt. Um die Routine also weiterhin zu nutzen, wird einfach bei jedem gelesenen Zeichen s der Zähler dk auf 0 zurückgesetzt und die Startposition l der aktuellen Seite gemerkt. Zu Beginn gilt l = 0. Der Test ist dann definiert als der Term 2 · d(i+1)−l < i − l. Alle Positionen i, an denen σi mit σi+1 vertauscht werden kann, werden während der Abbarbeitung von rev(SP (D)) gespeichert. Am Ende wird einer dieser Indizes per Gleichverteilung ausgewählt und die entsprechende Änderung im String durchgeführt. Das Resultat ist rev(SP (D))0 und die Rückgabe des Mutationsoperators ist rev(rev(SP (D))0 ). Wähle einen neuen Artikelkandidaten (M4) Um eine Artikelvariante gegen eine andere auszutauschen, und dadurch eventuell eine Verbesserung zu bewirken, wird zufällig i . Dazu gleichverteilt ein Index i < m gewählt. Der zugehörige Artikel in A[i] ist artikelj,k wird ein weiterer Index k 0 < l, k 0 6= k ebenfalls gleichverteilt gezogen, wenn l die Anzahl der i durch artikeli Varianten beschreibt. Danach wird in A[i] der Artikel artikelj,k j,k0 ersetzt. Vertausche zwei beliebige Artikel (M5) Um eine seitenübergreifende Vertauschung zweier Artikel zu ermöglichen, werden einfach zwei beliebige Indizes i, j < m, i 6= j mittels einer Gleichverteilung gewählt und anschließend die Artikel in A[i] und A[j] getauscht. Durch Anwendung dieses Mutationsoperators ist M1 abgedeckt und es können zusätzlich auch wesentlich weiter voneinander entfernte Artikel vertauscht werden. M4 ist somit eine Verallgemeinerung von M1. Versetze einen Artikel auf eine beliebige vorangehende Seite (M6) Bisher wurden nur Mutationsoperatoren definiert, welche den Schnittbaum einer einzelnen Seite

68

KAPITEL 6. UMSETZUNG

betrafen. Da die Seitenzuordnung durch die Startheuristik vorgegeben wird, besteht bisher auch keine Möglichkeit, Artikel auf anderen Seiten zu platzieren. Um Abhilfe zu schaffen, geht M6 wie folgt vor: Zuerst wird der String der Dokumentrepräsentation SP (D) in einzelne Strings bezüglich der |S| vielen Seiten zerteilt. Sei SP (Sj ) der String der Seite j. Per Gleichverteilung wird eine der Seiten S2 bis S|S|−1 gewählt, also alle bis auf die erste und die letzte Seite. Um jetzt möglichst kleine Änderungen an der gewählten Seite Sk vorzunehmen, wird diese nach geeigneten Positionen durchsucht. Entfernt werden können dabei vb oder hb falls es mindestens eine Teilung der Seite gibt und sb falls es nur einen Artikel auf der Seite gibt. Gesucht wird also ein Teilbaum der Tiefe eins, dessen Wurzel ein Teilungsoperator oder ein Seitenknoten ist und dessen linkes Kind ein Blatt darstellt. Gemäß Definition existiert auf einer Seite immer mindestens eine dieser drei Möglichkeiten. Nachdem alle möglichen Stellen zum Entfernen identifiziert wurden, wird wiederum mittels einer Gleichverteilung eine der Möglichkeiten ausgewählt. Anschließend wird der entsprechende Teilbaum aus SP (Sk ) entfernt. Handelt es sich dabei um den Teilbaum sb so verschwindet die komplette Seite. In diesem Fall stellt sb jedoch keinen gültigen Teilbaum dar, der auf einer anderen Seite eingefügt werden kann. Deshalb wird per Zufall entscheiden, ob das Blatt per vertikalem oder horizontalem Teilungsoperator eingefügt wird. Daraufhin wird mittels Gleichverteilung eine der vorherigen Seiten zum Einfügen ausgewählt, welche wiederum nach gültigen Einfügepositionen abgesucht werden muss. Unter Berücksichtigung, dass keine Ketten der Form vv oder hh entstehen dürfen, ergeben sich für jeden einzufügenden Teilbaum nur folgende Möglichkeiten. Der String vb kann jeweils zwischen die Buchstaben sb, bb oder hb eingefügt werden und hb nur zwischen sb, bb oder vb. Gemäß dieser Muster werden, passend zum einzufügenden Teilstring, alle Positionen identifiziert, woraus wiederum eine Möglichkeit gleichverteilt gezogen wird. Nachdem der Artikel samt Teilungsoperator in die neue Seite gehangen wurde, muss noch die Zuordnung zwischen Blättern des Baumes SP (D) und Artikeln des Arrays A korrigiert werden. Angenommen das Blatt bi mit i > j wurde samt Teilungsoperator vor Blatt bj eingefügt. Seien die neuen Indizes der Blätter dann i0 und j 0 . Nach Änderung in SP (D) gilt dann i0 = j, j 0 = j + 1, (j + 1)0 = j + 2 und so fort. Es gilt dadurch b0i = artikelj und b0j = artikelj+1 für alle nachfolgenden Artikel bis zum Index i. Die Artikelzuordnung im Array A muss also korrigiert werden. Dies geschieht, indem A[i] entfernt wird und anschließend alle A[k] mit j ≤ k < i nach A[k + 1] kopiert werden. Anschließend wird der ursprüngliche Artikel von A[i] an Stelle A[j] eingefügt und die korrekte Zuordnung aller Blätter zu den entsprechenden Artikeln ist wieder hergestellt. Versetzte einen Artikel der letzten Seite auf eine beliebige vorangehende Seite (M7) Dieser Mutationsoperator arbeitet im Kern exakt wie M6; allerdings mit zwei kleinen Unterschieden. Der erste Unterschied betrifft die Beschränkung auf die letzte Seite des Dokuments zur Auswahl eines zu versetzenden Artikels. Die Idee ist, dass Artikel auf der letzten Seite als Reservoir behandelt werden, die es zu verteilen gilt. Dadurch soll der Weißraum auf den vorherigen Seiten minimiert werden. Wenn dabei eine Seite komplett leer geräumt wird, so wird diese entfernt und die vorletzte Seite tritt an die Stelle der letzten Seite. Ein zweiter Unterschied betrifft die Bewertung des Individuums nach erfolgreicher Mutation durch M7. Wenn ein Artikel auf der letzten Seite entfernt wird, entsteht dort definitiv mehr Weißraum, was einer Verschlechterung entspricht. Erfolgt solch eine Mutation mehrfach auf einem Individuum, wird M7 irgendwann keine Verbesserung mehr erwirken, da die letzte Seite immer schlechter bewertet wird. Solche Individuen

6.4. ELLYOT

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würden in der Population nicht lange überleben. Aus diesem Grund wird nach Anwendung von M7 explizit die letzte Seite nicht in der Bewertung berücksichtigt. Das Individuum hat dadurch bessere Chancen länger in der Population zu verweilen und vor allem als Elter für ein neues Individuum gewählt zu werden. Ein Sonderfall ist zusätzlich zu betrachten. Sollte die letzte Seite nur noch einen Artikel beinhalten, so verschwindet diese nach Umsetzen des Artikels aus dem Dokument. Zum Zeitpunkt der Bewertung wäre die letzte Seite somit gar nicht mehr Teil des Dokumentbaums. In diesem Fall wird die Bewertung der letzten Seite nicht unterbunden, da sonst die ursprünglich vorletzte Seite nicht bewertet würde. 6.4.4.7

Rekombination

Bei der Umsetzung wurde auf die Implementierung eines Rekombinationsoperators verzichtet. Dazu wird kurz der Grund erläutert, indem Ideen für eine Rekombination beschreiben werden um anschließend zu zeigen, warum diese nicht geeignet sind. Rekombination bedeutet, dass aus zwei zufällig gewählten Individuen I1 und I2 als Eltern ein Nachfahre erzeugt wird, indem Teile des ersten Individuums mit Teilen des zweiten Individuums kombiniert werden. Das Problem, es können ungültige Individuen auf mindestens drei Art und Weisen entstehen. Seien A1 und A2 die Arrays der Artikelzuordnungen von I 1 und I 2 . Eine Rekombination könnte lauten, dupliziere I 1 zu I neu und setzte Aneu = A2 . Die Seitenaufteilung bliebe dabei gleich zu der von I 1 , jedoch mit einer neuen Artikelanordnung und eventuell auch anderen Variantenauswahlen. Im Grunde genommen entspricht Aneu somit einer zufälligen Permutation von A1 mit einer anschließenden Variation der Artikelvarianten. Um eine beliebige Permutation der Artikelanordnung mit anschließender Kandidatenvariation zu berechnen, muss nicht notwendigerweise ein Rekombinationsoperator implementiert werden. Dies wäre genauso durch einen Mutationsoperator zu erreichen, der eine komplette Umsortierung der Artikelzuordnungen mit anschließender Variantenvariation vornimmt. Zum Tauschen einer Artikelvariante wurde bereits in Abschnitt 6.4.4.6 ein entsprechender Mutationsoperator beschrieben. Ein Austauschen der Dokumentaufteilungen, also des Baumes, der die Seitenaufteilung beschreibt, stellt den selben Sachverhalt dar. Beide dieser Ideen haben zur Grundlage, dass jeweils getrennte Informationen zweier Individuen kombiniert werden. Die Information, wie beispielsweise die Blattzuordnung, würde dabei komplett ausgetauscht. Eine weitere Möglichkeit wäre es, nur Teile einer Information zu ersetzen. Diese Idee wird nun aufgegriffen und führt zu zwei weiteren Problemen. Kombinierbar wäre beispielsweise die Dokumentaufteilungen zweier Individuen. Dabei könnten jedoch nicht einfach Teile der jeweiligen Strings ausgetauscht werden, da dadurch ungültige Baumstrukturen entstehen können. Es wäre in diesem Fall eine Routine notwendig, die ungültige Bäume erkennen kann. Es wäre außerdem zu klären, wie das Individuum dann repariert werden würde. Einfacher wäre es, nur gültige Teilbäume zu tauschen. Dadurch würde die Struktur zumindest nicht beschädigt werden. Allerdings könnte es dann passieren, dass die Anzahl der Blätter im Baum nicht mehr mit den zugeordneten Artikeln übereinstimmt. Auch das Problem könnte umgangen werden, indem nur Teilbäume mit der gleichen Anzahl an Blättern getauscht werden. Solche gleichen Strukturen müssten allerdings gesucht werden, was mit einer Tiefensuche durch beide Bäume machbar wäre. Zwei passende Teilbäume könnten dann zufällig gewählt werden. Dies wäre jedoch auch als Mutation eines einzelnen Baumes interpretierbar und vor allem mit den bereits implementierten Mutationsoperatoren aus 6.4.4.6 zu bewerkstelligen. Der Vorteil, die Anzahl der Blätter

70

KAPITEL 6. UMSETZUNG

bleibt dabei immer gleich und die Struktur immer gültig. Und eine Reparaturroutine ist nicht notwendig. Als letzten Fall wird das Problem beschrieben, welches beim Kombinieren von Teilen der Blattzuordnung entstehen kann. Sei dazu ohne Beeinträchtigung der Allgemeinheit m gerade. Aneu wird aus der ersten Hälfte von A1 und aus der zweiten Hälfte von A2 gebildet. i in der ersten Hälfte von A1 und artikeli0 in der Dabei kann es passieren, dass artikelj,k j,k0 zweiten Hälfte von A2 zu finden ist. Der Artikel j wäre somit doppelt und eventuell sogar mit unterschiedlichen Varianten im Dokument vorhanden. Was der Forderung widerspricht, dass jeder Artikel nur einmal und in genau einer Ausprägung im Dokument vorhanden sein darf. Um das Problem zu umgehen, müssten disjunkte Teilmengen aus A1 und A2 zusammengefasst werden. Dies könnte erreicht werden, indem die erste Hälfte der Artikel zufällig aus A1 gezogen wird. Die fehlenden Artikel werden durch die fehlenden Kandidaten aus A2 aufgefüllt. Dann aber wäre Aneu wiederum nichts anderes als eine Permutation mit anschließender Kandidatenvariation und damit auch analog zum ersten Fall. Eine Rekombination lässt sich also in allen Fällen durch einfaches oder mehrfaches Anwenden von Mutationsoperatoren bewerkstelligen. Außerdem kann bei der Verwendung eines Mutationsoperators auf einen aufwendigen Reparaturmechanismus verzichtet werden. Weiterhin bedeutet ein mehrfaches Mutieren in einem Schritt auch eine deutlich größere Veränderung als eine einzelne Mutation. Dies widerspricht der Forderung, dass sich Nachkommen nur durch minimale Veränderungen verbessern sollen, um im Suchraum möglichst wenig hin und her oder sogar heraus zu springen. Ein weiterer Punkt ist, dass auch auf eine Suche geeigneter und tauschbarer Strukturen verzichtet werden kann. Ein Beispiel dazu findet sich in [Krö95]. Kröger beschreibt darin einen genetischen Algorithmus, der das Bin-Packing Problem anhand einer nicht normalisierten polnischen Notationsrepräsentation löst. Schwerpunkt ist der Rekombinationsoperator, welcher in zwei Elternindividuen nach Teilbäumen sucht, deren Blätter disjunkte Bereiche repräsentieren und diese dann kombiniert. Unschwer zu erkennen stellt dies eine Kombination der letzten beiden beschriebenen Fälle dar. In [VW02, S. 2] wird dies jedoch als äußerst umständlich und rechenzeitintensiv betitelt. Schlussendlich scheint es so, dass es sich auf den ersten Blick für diese Art der Problembeschreibung und Problemrepräsentation nicht lohnt, Rekombinationsoperatoren zu implementieren. Eine Beschränkung auf Mutationsoperatoren scheint ausreichend, weswegen auf Rekombinationsoperatoren komplett verzichtet wurde. 6.4.4.8

Bewertung

Nachdem klar ist, wie Individuen erzeugt und verändert werden können, stellt sich die Frage nach deren Bewertung. Bereits in Kapitel 2 wurde versucht subjektive und objektive Bewertungskriterien zu kategorisieren. Daran angelehnt wird nun die algorithmische Umsetzung dieser Kriterien beschrieben. Viel Wert wurde dabei auf eine einheitliche Bewertungsstrategie und einen einheitlichen Bewertungsraum gelegt. Für Letzteres musste deshalb festgelegt werden, dass: Bew : G × Z → R]−1,1]

(6.11)

für alle Bewertungskriterien gelten muss. Eine Bewertung von eins entspricht dabei einer vollständigen Erfüllung eines Bewertungskriteriums. Wenn zum Beispiel ein Dokument keine Lücken aufweist, dann ist die Bewertung des Weißraums im Dokument eben genau eins. Sind allerdings nur Objekte gleichen optischen Gewichts benachbart ist kein Kontrast vorhanden. In diesem Fall wäre die Bewertung des Kontrastes null, da er faktisch nicht

71

6.4. ELLYOT

vorhanden ist. Das Intervall ] − 1, 0[ eröffnet die Möglichkeit, Individuen beliebig schlecht zu bewerten. Ein Dokument, in welchem nur eine einzelne Seite die Seitenmaße überragt, ist ungültig und kann mit einem negativen Wert größer −1 immer schlechter als jedes gültige Individuum bewertet werden. Für die meisten umgesetzten Bewertungskriterien war es möglich, genau zu definieren, wann das Optimum von eins erreicht ist. Jedoch ist dies nicht immer realisierbar. Beispielsweise könnte ein Bewertungskriterium lauten, platziere möglichst viele Artikel auf einer Seite. Die Anzahl der Artikel wäre dann gleich der Bewertung, nach dem Motto: Um so mehr, um so besser. Zwar beschränkt die Seite die Anzahl der Artikel, jedoch ist dieses Maximum unbekannt. In einer theoretisch unendlich großen Seite wären unendlich viele Artikel möglich. Mit jedem platzierten Artikel würde das Dokument besser bewertet werden. Die oben genannte Einschränkung auf das Intervall [0, 1] wurde gewählt, weil es für unbeschränkt wachsende Kriterien immer möglich ist, diese  darauf abzubilden. Für die Folge n1 n∈N gilt, entnommen aus [Bri01, S. 256 ff.], Folgendes: lim 1 = 0. Brill verweist auf die Eigenschaft, dass diese streng monoton fallende Nullfolge n→∞ n das halboffene Intervall ]0, 1] abdeckt und führt den Beweis an, dass dies direkt aus dem Satz von Archimedes3 folgt. Durch den Term 1 − n1 ist es somit immer möglich die Bewertung auf das halboffene Intervall [0, 1[ abzubilden, wenn ein wachsendes n eine Verbesserung bedeutet. Dabei ist zwar der Wert eins nicht enthalten, aber die Bewertung ist beschränkt und weiterhin vergleichbar. Wenn ein wachsendes n eine Verschlechterung darstellt, kann 1 der Term 1+n benutzt werden. Eine Bewertung erfolgt dann auf dem halboffenen Intervall ]0, 1] Bottom-Up Bewertungsstrategie Alle Bewertungskriterien wurden als Bottom-Up Strategie realisiert. Grundlage dafür ist der String SP (D) eines Individuums, der die Dokumentaufteilung beschreibt und implizit einen Baum darstellt. Da es sich um einen String und nicht um einen echten Baum handelt, muss diese Information zum Bewerten als Erstes dekodiert werden. Dazu wird jedoch keine komplette Baumstruktur als Datenstruktur benötigt. Die Idee dahinter ist, dass der Baum – und somit die einzelnen Teilbereiche der Seite – schrittweise und von unten nach oben zusammengefasst und bewertet wird. Dazu bilden in jedem Schritt je ein Teilungsknoten mit zwei Blättern ein neues Blatt. Diese Artikelgruppierung kann dann wie ein Artikelobjekt behandelt werden und stellt einen komplett bewerteten Bereich der Seite dar. Dies wird solange iteriert, bis an jedem Seitenknoten nur noch eine Gruppierung (ein Blatt) hängt. In Diesem steht dann die Bewertung für die komplette Seite. Die benötigten Bewertungsinformationen werden somit im Baum nach oben durchgereicht. Abschließend wird die Bewertung aller Seiten zusammengefasst. In Abbildung 6.11 ist das Vorgehen visualisiert. Anschaulich wird dies erreicht, indem auf jedem binären Baum, der eine Seite im Dokument repräsentiert, eine Postorder-Traversierung vorgenommen wird. Gemeint ist damit gemäß [CLRS04, S. 256] eine rekursiv implementierte Suche, die ausgehend von der Wurzel eines Baumes, immer erst den linken Teilbaum Tl eines Knotens u betrachtet und dann den rechten Teilbaum Tr und anschließend eine Aktion gemäß u durchführt. Wenn beide Teilbäume abgearbeitet wurden, entsprechen sie einer bewerteten Gruppierung, also den Blättern bl und br . Diese können durch folgende, rekursiv definierte Funktionen zu einem neuen Blatt bu , und somit zu einer Artikelgruppierung mir entsprechenden Maßen, zusammengefasst werden: 3

Zu jeder reelen Zahl x > 0 gibt es eine natürliche Zahl n mit

1 n

< x.

72

KAPITEL 6. UMSETZUNG

6.4.6 Definition (Gruppierung von Teilbereichen). (

breite(bl ) + breite(br ), u= ˆ vertikale Teilung max{breite(bl ), breite(br )}, u = ˆ horizontale Teilung

(

max{tief e(bl ), tief e(br )}, u = ˆ vertikale Teilung tief e(bl ) + tief e(br ), u= ˆ horizontale Teilung

breite(bu ) = g(bl , br , u) = tief e(bu ) = tief e(bl , br , u) =

Die Vorgehensweise um dies zu realisieren, ohne den Baum komplett zu rekonstruieren, ist relativ simpel. Der String SP (D) wird zeichenweise eingelesen und für jedes Zeichen wird ein entsprechendes Objekt erzeugt und auf einen Stack S gepackt. Da es nur die Zeichen s, v, h und b gibt, existieren im Stack auch nur die folgenden Objekte: Seitenobjekte, Teilungsobjekte und Artikelobjekte (Blätter). Ein weiteres Objekt, das Gruppenobjekt, dient der Speicherung der benötigten Informationen bei einer Zusammenfassung von Artikeln. Im Anschluss wird jedoch nur noch von Seiten, Teilung, Artikeln oder Gruppen die Rede sein. Immer wenn ein Objekt auf dem Stack landet, findet ein sogenannter Eventhandler seine Anwendung. Er überprüft eine gewisse Anzahl an Objekten auf dem Stack und entscheidet, welches Event anwendbar ist. Zum Beispiel könnten zwei Artikel gemäß eines Teilungsoperators zusammengefasst und bewertet werden. Das Resultat wäre, dass die Artikel samt Teilung vom Stack verschwinden und ein Gruppenobjekt hinzukommt. Da sich durch etwaige Aktionen der Stackzustand auch ändern kann, wird nach jeder Aktion der Eventhandler erneut angewendet. Erst wenn kein Event mehr möglich ist, wird das nächste Zeichen eingelesen. Der Vorgang endet, wenn alle Zeichen von SP (D) gelesen wurden, auf den Stack gepackt wurden und keine Aktion mehr auf S anwendbar ist. Im Anschluss werden nun die einzelnen Stackevents gemäß ihrer Priorität betrachtet. Die Bewertung erfolgt dabei immer durch alle aktivierten Bewertungskriterien. 1. Stackevent Die Bedingung des ersten und wichtigsten Events überprüft die obersten drei Elemente von S, sofern es mindestens drei gibt. Wenn die obersten beiden Elemente jeweils ein Artikel oder eine Gruppierung sind und das dritte Element ein Teilungsoperator ist, wird das Event gestartet. Als String ausgedrückt bedeutet dies die Fälle "vbb", "vbg", "vgb"oder "vgg", wobei der Bezeichner g für eine Gruppierung von Artikeln, also einen bereits bewerteten Teil steht. Analog dazu sind die Fälle mit dem Teilungsoperator h definiert. Anhand des Teilungsoperators wird das weitere Vorgehen entscheiden. Die Beschreibung erfolgt hierbei für eine vertikale Teilung. Dabei wird nicht mehr zwischen Artikel oder Gruppierung unterscheiden sondern der Begriff belegter Bereich verwendet. Um also zwei vertikal benachbarte Bereiche B1 und B2 zu bewerten, wird als erstes der Bereich mit der kleineren Tiefe ermittelt. Sei dies o. B. d. A. B1 . Laut Konvention gilt, dass beide Bereiche auf der selben Höhe beginnen. Somit ist es möglich, dass Freiraum unterhalb eines Bereiches vorhanden ist. Bevor nun die beiden Bereiche zusammengefasst und bewertet werden können, muss B1 mit dem darunter vorhandenen Freiraum bewertet werden. Die Maße des Freiraums lassen sich dabei leicht errechnen. Er ist nämlich genauso breit wie B1 , unter dem er auftritt, und hat eine Tiefe von tief e(B2 ) − tief e(B1 ). Da dieser Freiraum nicht als Blatt in der Dokumentaufteilung des Individuums auftaucht, gibt es auch keinen Teilungsoperator. Anhand der aktuellen vertikalen Teilung ist jedoch einfach die horizontale Teilung wählbar. Aus dem beispielsweise gelesenen Teilbaum "vb1 b2 " wird durch diesen Zwischenschritt "vhb1 bb2 ", wobei das neue Blatt den Freiraumbereich repräsentiert. Nun

6.4. ELLYOT

73

wird B1 mit eben diesem Freiraum bewertet. Dabei ist es jedem Bewertungskriterium selbst überlassen, wie es mit der Gruppierung von belegten Bereichen und Freiraum umgeht. Nachdem dieser nichtvorhandene Teilbaum bewertet und gruppiert wurde, kann mit der eigentlichen Bewertung fortgefahren werden. Wobei B1 jetzt durch die Gruppierung aus der Bewertung von B1 und Freiraum ersetzt wurde. Das Hinzufügen dieses kleinen, nicht vorhandenen Teilbaums als Zwischenschritt stellt immer einen gültigen Baum dar, denn Definition 6.4.2 wird dabei nicht verletzt. Wenn der Zwischenschritt im rechten Teilbaum erfolgt, ist der gewählte Teilungsoperator nicht von Belang und im linken Teilbaum wird die Definition nie verletzt, da immer der komplementäre Teilungsoperator zum aktuellen Knoten gewählt wird. Die Balloting-Eigenschaft gilt weiterhin für jede Stelle, da fiktiv genau ein Blatt und ein Teilungsoperator eingefügt wurden. Falls jedoch beide Bereiche von vornherein die gleiche Tiefe aufweisen, kann dieser Zwischenschritt entfallen. Analog dazu funktioniert die Bewertung mit einer horizontalen Teilung. Dabei sind beide Bereiche laut Konvention linksbündig untereinander ausgerichtet und der Fokus zum eventuell vorhandenen Freiraum liegt auf der unterschiedlichen Breite. In jedem Fall werden nach der Bewertung die obersten drei Elemente vom Stack entfernt und ein entsprechendes, bewertetes Gruppenobjekt auf den Stack gepackt. 2. Stackevent Das zweite Event beschränkt sich nur auf die ersten zwei oberen Elemente von S. Getestet wird, ob an oberster Stelle eine Gruppierung und darunter eine Seite liegt. Als Baum betrachtet, bedeutet eine Gruppierung unter einer Seite, dass bereits alle Teilbäume auf der Seite zusammengefasst wurden und die Bewertung dieser Seite abgeschlossen werden kann. Dazu stellt jedes Bewertungskriterium eine Schnittstelle bereit, die die abschließende Bewertung einer Seite übernimmt. In den meisten Fällen wird der Bewertungsvektor der Gruppierung nur in die Seite übernommen. Danach wird die Gruppierung entfernt und die Seite verbleibt auf dem Stack. 3. Stackevent Als drittes Event werden wiederum die obersten zwei Elemente darauf überprüft, ob sie beides Seiten darstellen. Falls dieser Fall eintritt werden beide Seiten samt ihrer abgeschlossenen Bewertung zu einer Seite zusammengefügt. Dazu werden beide Seiten vom Stack entfernt und ein neues Seitenobjekt auf den Stack gelegt. Für jedes Bewertungskriterium wird dann der minimale Wert aus beiden Seitenbewertungen in die neue Seite übernommen. Denkbar wäre auch eine Mittelwertberechnung für jedes Kriterium implementieren, allerdings ist es dann möglich, dass eine gute Seite viele schlechte dominiert. Im Endeffekt würde dadurch ein Individuum bereits durch eine richtig gute Seite viel zu gut bewertet werden. Das Minimum hingegen vermeidet diesen Effekt. Ein Dokument ist demnach nur so gut, wie die am schlechtesten bewerteten Kriterien bezüglich aller Seiten. 4. Stackevent Als letztes Event wird getestet, ob das oberste Element explizit ein Artikel (keine Gruppierung) und das zweite eine Seite ist. Dieser Sonderfall muss betrachtet werden, da es möglich ist, dass nur ein einzelner Artikel auf einer Seite vorhanden ist. Da dieser nicht gruppiert werden kann, stellt jedes Bewertungskriterium dafür eine gesonderte Schnittstelle bereit um diesen Fall zu bewerten. Der Vorteil dieser Vorgehensweise ist, dass der String SP (D) nur einmal gelesen und auf einen Stack geschrieben werden muss. Und das unabhängig davon, wie viele Bewertungskriterien es gibt. Immer wenn durch den Eventhandler ein bewertbarer Zustand im Stack S

74

KAPITEL 6. UMSETZUNG

2

2

4

1

4

1

w

3

3

b b

b

5

5

h

g

g

svbhvhbbbb

svbhvhbbbb

v

v

v

g

v

v

h

h

h

h

b

b

b

b

v

v

v

v

s

s

s

s

Stack(t+1)

Stack(t+2)

1 v

3

h v

5 4

h 2

1

h

g

5

Stack(t)

4

Stack(t+3)

h 4

w

Abbildung 6.11: Vorgehen der Bottom-Up Bewertung. Ein Zeiger steht auf dem einzulesenden String und schreibt solange Zeichen in einen Stack, bis eines der vier Stackevents greift. Danach erfolgt die Bewertung des entsprechenden Teilbaums, welcher anschließend zu einer bewerteten Gruppierung zusammengefasst wird. Im zweiten Schritt erfolgt vor der eigentlichen Bewertung noch eine implizite Erweiterung des rechten Teilbaums mit anschließender Bewertung, da dieser Weißraum enthält.

entdeckt wurde, finden alle Bewertungskriterien ihre Anwendung. Ergebnis der Bewertung ist immer ein Bewertungsvektor, der genauso viele Dimensionen wie Bewertungskriterien aufweist. Momentan ist die Anwendung aller Bewertungskriterien sequenziell implementiert. Allerdings ist an dieser Stelle auch eine parallele Ausführung aller Bewertungskriterien möglich, um das Verfahren bei vielen Kriterien zu beschleunigen. Zwar muss der Baum in jeder Bewertung durch dieses Vorgehen rekonstruiert werden, aber es stellt einen enormen Vorteil in Sachen Speicherverbrauch dar, in jedem Individuum keine komplette Baumstruktur aus Objekten, Zeigern und Listen zu unterhalten; vor allem in Java. Formal gesehen beträgt die benötigte Zeit der Traversierung eines binären Baums mit n Knoten laut Cormen [CLRS04, S. 257]4 Θ(n). Obere und untere Schranke sind somit linear zur Eingabegröße. Anschaulich ist dies für die Bewertung leicht nachvollziehbar, denn jeder Eckpunkt (Blatt und innerer Knoten) wird während der Bewertung genau einmal auf den Stack gepackt, genau einmal durch eine Gruppierung ersetzt und genau einmal entfernt, wenn er in einer Gruppierung verschwindet. Weiterhin dauert jede dieser drei Operationen konstant viel Zeit. Für Löschen und Einfügen auf einem Stack ist dies leicht nachvollziehbar, es gilt aber auch für die Gruppierung. Denn von vornherein wurde die Anzahl der Bewertungskriterien festgelegt, was den Aufwand pro Knoten ebenfalls konstant hält. Dadurch das jede Seite durch einen binären Baum repräsentiert wird, wäre die Bewertung eigentlich noch abhängig von der Seitenzahl, welche unbekannt ist. Dies stellt jedoch kein Problem dar, da gefordert wurde, dass jeder der m Artikel genau einmal in einem Dokument vorkommen kann. 4

Inklusive Beweis.

6.4. ELLYOT

75

Es existieren laut Abschnitt 6.4.4.1 n = 2m − 1 Eckpunkte, wenn es nur eine Seite im Dokument gibt. Im String SP (D) gibt es dann 2m Zeichen, da noch das Zeichen s für die erste Seite hinzukommt. Wenn jetzt der Baum dieser Seite auf zwei Seiten aufgeteilt wird, dann kann ein beliebiger linker oder rechter Teilbaum T eines inneren Knotens u auf eine zweite Seite gesetzt werden. Der Knoten u im Baum für Seite eins hätte demnach nur noch ein Kind und müsste entfernt werden, wodurch der verbliebene Teilbaum an den Eltern von u gehangen würde. Für den entfallenen Knoten u kommt allerdings ein neuer Knoten s für die neue Seite hinzu. Dieser Knoten bildet jetzt die Wurzel von T . Auch in SP (D) kommt für das entfallende Zeichen der Teilung das Zeichen s hinzu. Es spielt somit keine Rolle, ob alle Artikel auf einer Seite oder jeder Artikel auf jeweils einer Seite platziert ist. Auch, auf wie viel Seiten – und damit disjunkte Schnittbäume für Seiten – die 2m − 1 Eckpunkte aufgeteilt werden, ist beliebig. Die Anzahl der Knoten im Dokumentbaum, und somit die Anzahl der Zeichen in SP (D), beträgt immer genau 2m. Weiterhin können während der Bewertung alle Artikel nur maximal dreimal durch ein Stackevent betrachtet werden. Insgesamt ist die Bewertung somit linear in der Anzahl der Artikel, da es maximal m Seiten und somit nicht mehr als 2m Eckpunkte geben kann. Weiterhin kann jeder Knoten genau einmal auf den Stack gepackt werden und durch Gruppierungen die Anzahl der Elemente auf dem Stack nur sinken. Somit ist der Speicherbedarf zur Bewertung ebenfalls linear in der Anzahl der Artikel. 6.4.4.9

Behandlung ungültiger Individuen

Die denkbar einfachste Möglichkeit um mit ungültigen Individuen umzugehen, stellt der sogenannte Krippentod dar. Ein solches Individuum bekommt kurzerhand keine Existenzberechtigung und wird sofort wieder verworfen. Ungültig bedeutet, dass ein erzeugtes Individuum eine der geforderten Einschränkungen im Sinne eines mehrkriteriellen Optimierungsproblems (Siehe Definition Seite 29) verletzt. Für die Umsetzung hat sich bisher nur eine einzige Forderung ergeben, die erfüllt werden muss: Generierte Artikelplatzierungen dürfen nicht mehr Platz einnehmen, als das vorgegebene Format eines Satzspiegels. Eine Verletzung konnte mittels des Bewertungskriteriums für Seitenmaße festgestellt werden. Der Zielfunktionswert wurde dadurch entsprechend negativ. Ein Manko gibt es allerdings am Krippentod. Während der Beschreibung der Mutationsoperatoren wurde anhand der Operatoren M1–M3 ein Nachbarschaftsbegriff etabliert, der besagte, dass jede Anordnung einer Seite in jede beliebige Anordnung respektive einer Slicing-Struktur überführt werden kann. Angenommen zwischen zwei gültigen Individuen liegt ein Pfad im Suchraum, der aus x ungültigen Individuen besteht, dann wird der evolutionäre Prozess diese Kluft nicht durch schrittweise Verbesserung überwinden können. Die Gefahr ist gegeben, dass somit die Distanz zur Pareto-Front sehr groß bleibt und keine optimalen Kompromisse gefunden werden. Höchstens eine sehr große Änderung am Genotyp oder ein zufällig neu erzeugtes Individuum könnten eine Brücke in den unerreichbaren Bereich erwirken. Kategorisierend führen [Tal09, S. 48–53] und [Wei07, S. 185–194] folgende Ansätze vor, um mit ungültigen Individuen umzugehen. Der erste Ansatz wurde bereits erwähnt. Ungültige Individuen nicht zuzulassen wird als restriktiver Ansatz bezeichnet. Einen weiteren Ansatz stellen tolerante Methoden dar. Realisiert werden kann dies beispielsweise über eine sogenannte Straffunktion. Eine Möglichkeit bestünde darin, für jede verletzte Bedingung ein Strafterm zu definieren, der zum Zielfunktionswert hinzugefügt wird. Ungültige Individuen sind somit schlechter als die eigentliche Bewertung, werden jedoch nicht entfernt. Somit können auch ungültige Individuen als Eltern ausgewählt werden. Tolerante Methoden liefern

76

KAPITEL 6. UMSETZUNG

zumindest die Möglichkeit, ungültige Bereiche im Suchraum zu überwinden. Der dritte Ansatz wird als Dekodierungsstrategie bezeichnet. Dabei wird versucht, den Genotypraum des evolutionären Algorithmus so zu definieren, dass die Abbildung in den Phänotypraum stets gültige Individuen ergibt. Im Zusammenhang mit der aktuellen Problemstellung ist der dritte Ansatz nicht realisierbar, da die Definition des Suchraums, und die der Mutationsoperatoren, nicht an den dynamisch gegebenen Seitenmaßrestriktion definiert werden kann. Jedenfalls nicht in der gewählten Darstellungsform eines Schnittbaums durch eine erweiterte polnische Notation. Eine Möglichkeit wäre es, ein ungültiges Individuum durch einen Reparaturmechanismus in ein gültiges zu überführen. Allerdings besteht dann wiederum die Möglichkeit, dass ebenfalls nicht alle Punkte im Suchraum erreicht werden können, da Klippen nur schwer überwindbar sind. Dementsprechend wurde eine tolerante Methode gewählt. Aus der vielfältigen Landschaft der Möglichkeiten wurde eine Umsetzung gemäß [JV99, S. 2 f.] ausgewählt. Als Begründung sei angeführt, dass diese Methode sich sehr gut mit der gewählten Umsetzung der Zielfunktion verträgt. Es wird eine neue Funktion g(x) : F (x) →] − 1, 0[ definiert, anhand derer für ein ungültiges Individuum der Zielfunktionswert berechnet wird. Mittels dieser Abbildung in das offene Intervall ] − 1, 0[ sind ungültige Individuen immer schlechter als gültige, da gültige in das geschlossenen Intervall [0, 1] abgebildet werden. Außerdem sind ungültige Individuen somit weiterhin vergleichbar und können in die Population aufgenommen. Laut Invariante gibt es immer so viele gültige Individuen, wie die gewählte Größe der Startpopulation. Über den Parameter maxToleranz wird die Anzahl der erlaubten, ungültigen Individuen festgelegt. Diese Individuen kommen als zusätzliche Individuen in die Population. Durch die Invariante der sortierten Population, und einer Heuristik, die anfänglich nur startgroesse viele gültige Individuen erzeugt, befinden sich gültige Individuen innerhalb einer Population an den Indizes [0, ..., startgroesse − 1] und ungültige Individuen an den Stellen [startgroesse, ..., k]. Wobei k den letzten Index bezüglich der Größe der Population angibt, mit startgroesse ≤ k < maxT oleranz. Genaueres zur Realisierung der Funktion g(x) findet sich unter der Beschreibung des Bewertungskriteriums für Seitenmaße auf Seite 78. 6.4.4.10

Bewertungskriterien

Zentraler Aspekt der Umsetzung, nebst Mutationsoperatoren, sind die Bewertungskriterien. Sie ermöglichen es, die Güte eines Individuums bezüglich gewisser Aspekte zu bestimmen. Resultierend daraus ergibt sich ein Vektor, der die einzelnen Bewertungskriterien beinhaltet und die Grundlage für die Berechnung eines Zielfunktionswertes und einer Fitness darstellt. Alle nun beschriebenen Bewertungskriterien wurden für den soeben beschriebenen BottomUp-Ansatz realisiert. Weißraum Um den Weißraum einer Seite zu messen, wurde in zwei verschiedene Weißraumbereiche für eine Seite unterscheiden. Den Anfang macht dabei Weißraum, welcher entsteht, wenn zwei gruppierte Artikel oder Bereiche unterschiedlich tief oder breit sind. Je nach zugehörigem Teilungsoperator. Die Identifizierung dieser Art von Weißraum wurde bereits unter 6.4.4.8 beschrieben und liefert die Grundlage für dieses Bewertungskriterium. Um die zweite Art von Weißraum zu beschreiben, muss etwas weiter ausgeholt werden. Gemäß Definition 6.4.6 stellt sich der größtmögliche belegte und bewertete Bereich einer Seite als Rechteck dar. Da laut Konvention Bereiche, die durch linke Teilbäume dargestellt werden, immer links oder oben der entsprechenden Teilung im Dokument platziert sind,

6.4. ELLYOT

77

beginnt dieses maximale Rechteck auch an der linken oberen Ecke einer Seite. Interpretierbar ist dies, als würde ein minimaler rechteckiger Rahmen um alle platzierten Artikel gelegt werden. Dieser Rahmen wird als Bounding-Box der Artikel beschrieben. Wenn dieser Bereich kleiner als die Seitenmaße sind, so entsteht Weißraum außerhalb dieser Bounding-Box. Und zwar zum rechten und zum unteren Rand einer Seite hin. Somit ist Weißraum unterteilbar nach seinem Auftreten: Innerhalb der Bounding-Box und außerhalb. Weißraum der sich außerhalb befindet, wird durch dieses Bewertungskriterium nicht berücksichtigt. Ein Annähern der Bounding-Box an die Seitenmaße, und damit ein Minimieren des außerhalb liegenden Weißraums, kann auch als Verbesserung der Seitenauslastung angesehen werden. Gemäß dieser Interpretation wurde dafür ein eigenes Bewertungskriterium unter Seitenmaße ab Seite 78 eingeführt. Bei der Bottom-Up Bewertung wird bei Weißraum in drei Kategorien bezüglich der zusammenzufassenden Bereiche Bl und Br zu Bereich Bu unterschieden. Der einfachste Fall stellt die Bewertung eines Artikels mit einem Weißraumbereich dar. Sei Bl dieser Weißraumbereich. In diesem Fall wird die Fläche des Weißraums Bl berechnet. Anschließend wird dieser Wert quadriert und beschreibt somit die quadratische Abweichung zum Optimum null. Größere Weißraumflächen werden somit auch größer bestraft und verringern entsprechend die Bewertung. Mittels Bew(Bu ) = 1/[1 + (breite(Bl ) · tief e(Bl ))2 ] erfolgt dann die Bewertung für Bu . Im zweiten Fall stellt ein Bereich eine Gruppierung und der andere einen Weißraum dar. Sei wieder Bl der Weißraum. Dann befindet sich in Br eventuell schon betrachteter und bewerteter Weißraum. Dazu wird erst eine lokale Bewertung Bew(Bu )tmp zwischen Bl und Br analog zur Bewertung aus dem vorherigen Fall berechnet. Die endgültige Bewertung erfolgt dann über den Term Bew(Bu ) = (Bew(Bu )tmp + Bew(Br ))/2. Der letzte Fall ist gegeben, wenn Bl und Br bereits gruppierte Bewertungen darstellen. In diesem Fall ergibt sich die Bewertung aus beiden Teilbewertungen als Bew(Bu ) = (Bew(Bu )tmp + Bew(Bl ) + Bew(Br ))/2 Wenn nur ein Artikel auf einer Seite vorhanden ist, so tritt der Sonderfall gemäß Stackevent 4 in Kraft. Die resultierende Bounding-Box entspricht dabei genau den Maßen dieses einen Artikels. Innerhalb der Bounding-Box ist somit kein Weißraum vorhanden, was eine Bewertung von eins rechtfertigt. Goldener Schnitt Bei der Berechnung des Goldenen Schnittes ist die Intention, ein zusammenfassendes Maß für alle Teilungen und somit für die Anordnung der Artikel auf einer Seite zu erhalten. Da ein großer Bestandteil der Seitenrepräsentation eines Individuums aus Teilungsoperatoren besteht, kann entsprechend einer horizontalen oder vertikalen Teilung das Verhältnis zwischen zwei Bereichen entsprechend berechnet werden. Bei einem vertikalen Teilungsoperator wird das Verhältnis der Breiten und bei einem horizontalen Teilungsoperator entsprechend die Tiefen miteinander ins Verhältnis gesetzt. Dies geschieht, indem der größere der beiden Werte jeweils durch den kleineren dividiert wird. Anschließend wird die quadratische Differenz zum Optimum berechnet. Das Optimum ist der goldene Schnitt, welcher als Näherungswert mit 1.6180339887498948482 fest hinterlegt wurde. Auch bei der Bewertung des goldenen Schnittes ergeben sich wieder drei Fälle um Bereich Bu aus Bl und Br zusammenfassen zu bewerten. Als erster Fall sind zwei Artikel gegeben. Bew(Bu ) wird dann entsprechend des Teilungsoperators wie oben angeführt berechnet. Sei beispielsweise Bl nun eine Gruppierung und Br ein Artikel. Dann wird erst das lokale Teilungsverhältnis zwischen Br und Bl berechnet. Da Bl bereits eine Bewertung enthält ergibt sich Bew(Bu ) = (Bew(Bu )tmp + Bew(Bl ))/2. Im letzten Fall

78

KAPITEL 6. UMSETZUNG

stellen beide Bereiche eine Gruppierung dar, deren Bewertung zusätzlich zum lokalen Teilungsverhältnis berücksichtigt werden müssen. Deshalb erfolgt die Bewertung durch Bew(Bu ) = (Bew(Bu )tmp + Bew(Bl ) + Bew(Br ))/3. Sollte nur ein Artikel auf einer Seite platziert werden, so gibt es keinen Teilungsoperator und somit auch keine Bewertungsgrundlage. Die Bewertung, welche durch Stackevent 4 ausgelöst wird, ist in dann Null. Seitenmaße Die Bewertung des gültigen Seitenformats (Satzspiegel) beinhaltet zwei Aufgaben. Einerseits wird bewertet, wie gut die Maße des Satzspiegels erreicht werden und andererseits wird das Individuum als sehr schlecht bewertet, wenn die platzierten Artikel diesen überragen. Es soll dazu dienen, dass die Seitenmaße möglichst gut ausgelastet werden. Ein Individuum wird dabei immer besser, je weiter sich die Bounding Box der Artikel an den Satzspiegel annähert. In Bezug auf die Weißraumbewertung betrachtet dieses Bewertungskriterium den Weißraum einer Seite, der von der Weißraumbewertung nicht erfasst wurde, nämlich den Weißraum außerhalb der Bounding Box. Dabei wird unterschieden in Seitenmaße bezüglich der Breite und der Tiefe. Beide Dimensionen werden gesondert bewertet und können auch unterschiedlich stark gewichtet werden. Sei u der aktuell betrachtete Knoten, deren Teilbäume bereits bewertet und zu Blättern bl und br zusammengefasst wurden. Beide Gruppierungen enthalten genaue Informationen zur Breite und Tiefe des belegten Bereichs Bl und Br , aus denen gemäß Definition 6.4.6 die Maße für Bu berechnet werden können. In jedem Zusammenfassungsschritt liegen demnach genaue Informationen darüber vor, wie groß der bereits bewertete Bereich ist. Nachdem beide Bereiche gemäß ihres Teilungsoperators gruppiert wurden, und die Maße von Bu vorliegen, kann die Bewertung für die Dimension der Breite wie folgt berechnet werden (Bewertung der Tiefe erfolgt entsprechend analog dazu): Als erstes wird getestet, ob die Breite des Bereichs Bu kleiner ist als der Satzspiegel. In diesem Fall passen alle Artikel auf eine Seite und es wird die Differenz x zur maximalen erlaubten Breite gebildet. Die Bewertung Bew(Bu ) ins halboffene Intervall ]0, 1] erfolgt dann anhand der Formel Bew(Bu ) = 1/(1 + x2 ), was bewirkt, dass größere Abstände zum Optimum null entschieden mehr bestraft werden. Ein Ergebnis von null signalisiert, dass die Breitenmaße der Seite genau erreicht sind. In diesem Fall wird die Bewertung eins und erreicht damit den optimalen Wert für das Bewertungskriterium. Sobald bei der Bewertung der belegte Bereich breiter ist als erlaubt, wird das Individuum schlechter als jedes gültige Individuum bewertet. Dies geschieht, indem die Bewertung wie für gültige Individuen berechnet und anschließend der Wert eins subtrahiert wird. Da ein Individuum, welches breiter als der Satzspiegel ist, keine Bewertung von eins erreichen kann, werden ungültige Individuen immer auf das offene Intervall ] − 1, 0[ abgebildet. Denn die Differenz zum Optimum ist in diesem Fall immer echt größer als Null. Durch dieses Verfahren bleiben ungültige Individuen weiterhin vergleichbar bezüglich eines Bewertungskriteriums und als ungültig identifizierbar (Siehe Abschnitt 6.4.4.9). Dies ist wichtig für die Berechnung der Zielfunktion, die über zwei verschiedene Funktionen definiert wurde. Einmal für gültige und einmal für ungültige Individuen. Da der bewertete Bereich im Laufe der Zusammenfassung gemäß Definition 6.4.6 immer größer wird, kann auch die Bewertung dabei nicht wieder kleiner werden. Wenn einmal während der Bewertung zwei Bereiche zu Bu zusammengefasst wurden, und dieser die Seitenbreite übersteigt, dann wird jeder Bereich, der mit Bu gruppiert wird, die Seitenbegrenzung ebenfalls übersteigen. Spätestens die letzte Gruppierung zweier Bereiche auf einer Seite wird demnach das Individuum ungültig werden lassen. Aus diesem Grund muss

6.4. ELLYOT

79

die Bewertung der Einzelbereiche – im Gegensatz zu den bisherigen Kriterien – während der Zusammenfassung nicht nach oben durchgereicht und berücksichtigt werden. Und interessant ist eigentlich auch nur die letzte Gruppierung, da diese die Maße der gesamten Bounding-Box beschreibt. Der Bottom-Up Ansatz dient hierbei ausschließlich dazu, die Abmessungen der zusammengefassten Bereiche im Baum nach oben durchzureichen. Es ist somit immer möglich, gültige und ungültige Individuen im Laufe der Bewertung zu unterscheiden und dementsprechend zu bewerten. Weiterhin musste für die Bewertung der Seitenmaße der Sonderfall gemäß Stackevent 4 implementiert werden. Wenn sich nämlich nur ein Artikel auf der Seite befindet, kann dieser entweder größer als die Seitenmaße sein oder in den gültigen Bereich passen. Bei Eintreten des ersten Falls wird das Individuum, wie eben beschrieben, entsprechend als ungültig bewertet. 6.4.4.11

Umweltselektion

Gemäß der bereits eingeführten Selektionsmethoden einer Evolutionsstrategie, wurde für eine Umsetzung die Plus-Strategie (µ + λ) gewählt. In Anbetracht einer Subpopulation, welche nur ungültige Individuen enthält, muss eigentlich die Notation ((µ + η) + λ) gewählt werden. Denn die Populationsgröße ist gegeben durch µ+η, wobei µ dem Eingabeparameter startgroesse entspricht und η dem Parameter maxToleranz. Die Auswahl der Individuen für eine nächste Elterngeneration läuft dabei wie folgt ab: Zuerst werden alle λ Nachkommen in die Population entsprechend ihres Zielfunktionswertes eingefügt. Da die Population sowohl im Bereich der gültigen Individuen als auch dem der Ungültigen sortiert vorliegt, können einfach die schlechtesten gültigen Individuen und die schlechtesten ungültigen entfernt werden. Dafür wird in der Population solange ein gültiges Individuum mit Index µ entfernt, bis das nächste nachgerückte Individuum entweder ungültig ist oder es kein weiteres mehr gibt. Die Population wurde somit auf die besten der µ vielen gültigen Individuen reduziert. Dies ist nur möglich, da die Heuristik für eine Startpopulation immer µ gültige Individuen erzeugt. Es gibt somit in jeder Elterngeneration immer µ gültige Individuen. Im nächsten Schritt wird diese Schleife mit dem Index µ + η wiederholt. Die schlechtesten ungültigen Individuen wurden danach ebenfalls aussortiert und die Population hat wieder die Größe µ + η. Aus dieser Generation können dann wieder Eltern ausgesucht und λ viele Nachkommen generiert werden. 6.4.4.12

Abbruchkriterien

Während der Einführung der optionalen Parameter in Abschnitt 6.2 tauchte bereits mehrmals der Begriff Abbruchkriterium auf. Es handelte sich dabei um die Parameter maxGens, maxStag und minZielfunktion. In diesem Abschnitt wird nun deren Bedeutung genauer dargelegt. Alle drei Abbruchkriterien sind gleich gewichtet. Im Falle, das eines davon erfüllt ist, bewirkt dies einen Abbruch des evolutionären Prozesses. Als letzte Instanz sollte dabei immer maxGens fungieren. Dieser Wert kann sehr groß gewählt werden und bestimmt die Anzahl der Generationen im schlechtesten Fall. Dadurch wird ein endloser Prozess verhindert. Um einen vorzeitigen Abbruch zu erzwingen können die verbliebenen Parameter spezifiziert werden. Sollte die Zielfunktion den vorgegebenen Wert überschreiten, so erfolgt ein Abbruch. Analog wird auch bei maxStag verfahren. Sollte sich die Evolution länger als der vorgegebene Wert stagnieren, dann erfolgt ebenfalls ein vorzeitiger Abbruch.

80

6.4.5

KAPITEL 6. UMSETZUNG

Einordnung evolutionäres Verfahren

Unter dem Begriff des evolutionären Verfahrens versteckt sich der globale Ablauf des Optimierungsalgorithmus. Sozusagen das Zusammenspiel zwischen Selektion, Rekombination, Mutation und Bewertung. Der umgesetzte evolutionäre Algorithmus lässt sich jedoch keinem der vier Verfahren genau zuordnen. Benutzt er einerseits ein Selektionsverfahren gemäß einer Evolutionsstrategie, so orientiert sich die Individuenrepräsentation doch eher an der Baumdarstellung der genetischen Programmierung. Außerdem wurde komplett auf Rekombination verzichtet und Mutationsoperatoren arbeiten nicht auf einem binären oder reelwertigem Vektor, was ein typisches Merkmal für evolutionäre Programmierung darstellt (Siehe dazu 4.2.3). Es ist also eine Mischform aller drei Varianten gegeben und es handelt sich definitiv nicht um einen genetischen Algorithmus, da die Inidividuenrepräsentation nicht explizit als Binärstring vorliegt. Zusammenfassend handelt es sich also um einen gemischten evolutionären Algorithmus, der zur Selektion der Eltern die k−fache Turnierselektion und zur Umweltselektion die pseudo-elitäre ((µ + η) + λ)-Strategie verwendet. Zur Nachkommengenerierung wird ausschließlich auf Mutationsoperatoren gesetzt, welche anhand ihrer vornherein festgelegten Wahrscheinlichkeiten angewendet werden. Weiterhin spezifiziert der Anwender a priori durch gewichtete Bewertungskriterien und einen Referenzpunkt die Suchraumlandschaft und somit lukrative Ergebnisse auf der Pareto-Front. Es handelt sich dabei nicht um ein reines mehrkriterielles Optimierungsverfahren, da eine einkriterielle Ersatzfunktion, die Min-Max Methode, verwendet wird. Außerdem konnte auf einen aufwändigen Reparaturmechanismus zur Behandlung von ungültigen Individuen verzichtet werden.

Kapitel 7

Tests Im folgenden Kapitel werden verschiedene Tests beschrieben und deren Ergebnisse präsentiert. Dazu werden erst einzelne Bewertungskriterien besonders stark gewichtet, um die entsprechenden Bereiche im Suchraum zu untersuchen. Dies ermöglicht eine genauere Vorstellung darüber, wie Lösungen in den jeweiligen Bewertungsregionen aussehen können und welche Zielfunktionswerte bereits gute Ergebnisse erzielen. Anhand dieser gewonnen Daten lässt sich dann eine Parameterwahl für weitere Tests begründen und weiterentwickeln. Am Ende sollen durch diese kontinuierliche Feinjustierung empfehlenswerte Einstellungen der Parameter hervorgehen, die gute und anschauliche Ergebnisse liefern. Für jeden Test wurden zehn Wiederholungen durchgeführt, Daten erhoben und grafisch aufbereitet. Die automatische Erzeugung von benötigten Diagrammen wurde mit JFreeCharts umgesetzt. Durch ein DocScape-Regelwerk wurden anschließend die entsprechenden Diagramme, Daten, Konfigurationsparameter und die ersten vier Seiten des besten Ergebnisses aus zehn Wiederholungen zusammengefasst. Ab Seite 93 sind die entsprechenden Ergebnisse dargestellt.

7.1

Testdaten

Die Testdaten basieren auf Echtdaten eines Kunden der Quinscape GmbH, dem evangelischen Pressedienst EPD. Da das Projekt mit Kirk & Leven nicht zustande kam, erteilte der EPD kurzerhand seine Erlaubnis zur Nutzung seiner Daten. Der EPD nutzt ein eigenes zentrales DocScape-System zur vollautomatischen Generierung seiner Tages- und Wochenzeitungen, die online und gedruckt erscheinen. DocScape stellt für jeden der sieben verschiedenen Landesdienste mit über 30 in Deutschland verteilten Standorten ein eigenes Layout für Druck- und Onlineexemplar zur Verfügung. Der Benutzer lädt nur seine Daten hoch und erhält in kürzester Zeit das entsprechende Dokument. Für die anschließenden Tests wurden aktuelle XML-Daten des Wochenspiegels verwendet. Die zugehörigen Bilder entsprechen jedoch nicht der zugrunde liegenden Ausgabe. Sie wurden für ein besseres Verhältnis zwischen Artikeln mit und ohne Bildern für Testzwecke zufällig zu Artikeln zugeordnet. Alle Tests wurden so gestaltet, dass sie eine gleichmäßige Anzahl an Artikeln mit und ohne Bilder beinhalten sowie ein gleichmäßiges Verhältnis zwischen großen und kleinen Artikeln aufweisen. Insgesamt wurden 20 Artikel als Eingabe verwendet. Als Seitenvorgabe wurde das Berliner Format (315mm × 470mm) mit einem sechsspaltigen Satzspiegel gewählt. Die oberen 50mm jeder Seite sind für den Seitenkopf reserviert. Abzüglich des linken, rechten und unteren Randes verbleibt ein Satzspiegel mit den Maßen 81

82

KAPITEL 7. TESTS

300mm × 400mm. Jede Textspalte erhielt eine Breite von 50mm inklusive 3mm Abstand zur nächsten Spalte.

7.2

Analysedaten

Zur Laufzeit eines Tests wurden folgende Daten erhoben und anschließend aufbereitet, zusammengefasst und visualisiert. • Entwicklung des besten Zielfunktionswertes • Entwicklung des mittleren Zielfunktionswertes einer Population • Entwicklung der einzelnen Bewertungskriterien • Erfolgs- und Versagensraten der Mutationsoperatoren • Anzahl der gültig/ungültig erzeugten Individuen • Anzahl Krippentod/kein Krippentod der Nachkommengenerationen • Anzahl ungültiger Elternteile, die gültiges Kind hervorgebracht haben Zielfunktionswert und mittlerer Zielfunktionswert wurden beide in einem gemeinsamen Liniendiagramm veranschaulicht. Dadurch soll visualisiert werden, wie stark ein gutes Individuum – oder gar ein Superindividuum – sich auf die Selektion auswirkt. Wenn es nämlich oft gewählt wird, könnte danach der mittlere Zielfunktionswert rapide ansteigen und die Diversität der Population zu rasch sinken. Auch denkbar ist, dass eine Erhöhung der mittleren Zielfunktionswerte eher langsam vonstatten geht und dadurch eine Verbesserung bewirkt. Weiterhin wird sichtbar, ob die Zielfunktion sprunghaft ansteigt oder sich langsam verbessert. Daraus könnten sich wichtige Hinweise bezüglich der Konvergenz einer Population ergeben. In einem lokalen Optimum sind ziemlich schnell alle Individuen ähnlich und die Diversität sehr klein. Der evolutionäre Algorithmus wird dann sehr wahrscheinlich keine weiteren Verbesserungen erzielen können. In einem Sterndiagramm ist die Entwicklung der einzelnen Bewertungskriterien dargestellt. Enthalten sind dazu der vorgegebene Referenzpunkt, die beste Lösung der Startpopulation und die beste ermittelte Lösung. In zwei Diagrammen wird einmal das beste Ergebnis aus allen Wiederholungen eines Test und einmal die Mittelwerte aus allen Wiederholungen visualisiert. Daraus lässt sich ablesen, wie gut sich die einzelnen Bewertungskriterien in Richtung ihres Referenzpunktes entwickeln und festlegen, bei welchem Wert ein akzeptables Ergebnis erreicht ist. Auch lässt sich ablesen, welche Kriterien bereits durch zufällig erzeugte Individuen gut oder schlecht waren und an welchen Stellen starke Verbesserungen erreicht wurden. In einem weiteren Liniendiagramm sind alle Mutationsoperatoren bezüglich ihrer Versagens- und Erfolgsraten visualisiert. Dargestellt wird, wie oft ein Mutationsoperator eine Verbesserung, Verschlechterung oder gar nichts bewirkte. Jede dieser drei Kategorien ist nocheinmal unterteilt in zwei Werte. Am Beispiel der Kategorie Verschlechterung bedeutet dies eine Darstellung sowohl der gesamten Anzahl an Verschlechterungen als auch der darin enthaltene Anteil an ungültig gewordenen Individuen. Die restlichen Daten werden immer in einer Tabelle dargestellt. Dazu wird jeweils der kleinste Wert, der Mittelwert und der beste Wert aus allen Wiederholungen eines Tests angegeben. Zusätzlich erscheint am kleinsten oder größten Wert ein grüner Daumen oder ein roter Daumen. Sie symbolisieren, ob der entsprechende Wert der schlechtesten

83

7.3. DEFINIERTE TESTS

oder der besten Lösung entspringt. Sichtbar wird dadurch einerseits die Streuung der ermittelten Werte und andererseits, ob beispielsweise viele ungültige Individuen oder viele Zielfunktionswertverbesserungen besser oder eher schlechter für ein anschauliches Ergebnis sind.

7.3

Definierte Tests

Als Ausgangsbasis einer kontinuierlichen Testentwicklung wurden die einzelnen Bewertungskriterien genauer untersucht. Für diese ersten Tests wurde ein Basistestszenario mit einem leichten Selektionsdruck und explizit erlaubten, ungültigen Individuen definiert. Die eingestellten Parameter sind in Tabelle 7.1 aufgeführt. Weiterhin wurden alle Mutationsoperatoren aktiviert und identisch gewichtet. Eine Auswahl erfolgte somit immer gleichverteilt. Als Abbruchkriterium galt die maximale Generationenanzahl. Es sei denn, der maximale Zielfunktionswert von eins wurde bereits vorher erreicht. Name maxGens minZielfkt maxToleranz turnierteilnehmer popAuffrischIntervall mutationsvariante startgroesse anzahlNachkommen

Wert 10000 1 20 2 2 SINGLE_RANDOM 50 5

Tabelle 7.1: Basistest-Konfiguration

7.3.1

Test der Bewertungskriterien

Die Tests 1–6 beinhalten die entsprechenden Ergebnisse für die in Tabelle 7.1 genannten Basiseinstellungen und den unterschiedlich gewichteten Bewertungskriterien. Um die verschiedenen Kriterien auf ihre Ausprägungen zu untersuchen, wurden als erstes nur die Bewertungskriterien zur Auslastung der Breite und der Tiefe aktiviert. In drei verschiedenen Tests wurde einmal die Breite 100-mal stärker als die Tiefe, die Tiefe 100-mal stärker als die Breite und beide Kriterien identisch gewichtet. Anschließend wurde in zwei weiteren Tests jeweils einmal Goldener Schnitt und einmal Weißraum als drittes Kriterium hinzugenommen. Breite und Tiefe wurden dabei gleich gewichtet und das jeweilige hinzugenommene Kriterium wiederum 100-mal stärker gewichtet. Abschließend wurden alle Bewertungskriterien aktiviert und erhielten eine identische Gewichtung. Die Tests 1–5 konnten das besonders herausgehobene Bewertungskriterium fast alle bis zum maximalen Zielfunktionswert optimieren. Der beste Zielfunktionswert von eins wurde in den Tests mit Schwerpunkt Breite und Weißraum erreicht. Die schlechtesten Wert wurde beim Test des goldenen Schnittes mit rund 0, 8 und bei der Tiefe mit 0, 85 erreicht. Da Abstände zum Optimum quadriert in die Zielfunktion eingehen, entspricht ein Wert von 0, 85 für die Tiefe einer Entfernung von weniger als 0, 4mm zum Optimum. Die Seitenmaße können in diesem Fall ohne schlechtes Gewissen als ausgelastet angesehen werden. Außerdem ist allen Tests gemeinsam, dass eine anfänglich beste Lösung tatsächlich mehrmals durch bessere Lösungen ersetzt werden konnte. Die Spanne erstreckt sich dabei

84

KAPITEL 7. TESTS

von drei bis 15 Verbesserungen. Auffällig ist hier, dass sich beim Test mit Schwerpunkt Breite der Zielfunktionswert nur sprungartig und in allen anderen gleichmäßiger und kurvenförmiger verbesserte. Dies ist jedoch dem Umstand geschuldet, dass die Breite sich nur in 50mm-Intervallen verbessern kann, während die Tiefe Millimeter für Millimeter besser ausgelastet wird. Die Ergebnisse mit Schwerpunkten Breite oder Tiefe zeigen keine Auffälligkeiten bezüglich der Ergebnisse, außer der Vernachlässigung der schwächer gewichteten Kriterien. Außerdem wird bei diesen Kriterien die größte Verbesserung über den Optimierungsprozess hinweg erreicht. Bei den Tests für goldenen Schnitt und Weißraum sieht es dagegen anders aus. Beide Kriterien bewirken hauptsächlich eine Stapelung der Artikel und wenig Verbesserung gegenüber der besten Anfangslösung. In den meisten Ergebnissen dieser Tests wurden oft nur zwei oder drei Artikel untereinander pro Seite gesetzt. Dies ist der Umsetzung der Kriterien geschuldet. Weißraum wird immer nur innerhalb der Bounding-Box der Artikel gemessen. Zwei Artikel untereinander mit der selben Breite erzeugen gemäß Bewertung eben keinen Weißraum. Auch liegen Aufteilungen näher am goldenen Schnitt, wenn es möglichst wenig Artikel und somit wenig Teilungen pro Seite gibt. Zu Gunsten der Maximierung dieser beiden Kriterien leidet die Auslastung der Seitenbreite und Seitentiefe sehr stark. Sie wird selten akzeptabel erreicht. Beide Kriterien dürfen für ein seitenfüllendes Ergebnis anhand der Gewichtung nicht so stark in den Vordergrund gestellt werden. Auch Test 6 erfüllt alle Kriterien sehr gut und zeigt keine Anomalien bezüglich der Anordnung. Bei einem Zielfunktionswert von knapp 0.9 wurde die Zielvorgabe fast vollständig erfüllt. Zwar ist die letzte Seite etwas leerer, aber dies wurde explizit so implementiert, dass diese Seite als Reservoir dient, von der aus Artikel weiter vorn platziert werden können, um Weißraum zu eliminieren. Eine weitere Gemeinsamkeit aller Tests betrifft die Mutationsstatistik. Am schlechtesten schneiden immer die Mutationsoperatoren ab, die Artikel von einer Seite auf eine andere versetzen. Sie erzeugen sehr oft schlechte und vor allem ungültige Individuen und selten bessere. Alle anderen Mutationsoperatoren erzeugen deutlich öfter Verbesserungen, bewirken Verschlechterungen aber meistens auch durch ungültig gewordenen Nachkommen. Weiterhin zeigt sich, dass Verbesserungen sehr oft aus ungültigen Individuen hervorgehen, indem gültige Nachkommen entstehen. Als Ausnahme dabei ist eindeutig der Mutationsoperator zu sehen, welcher Artikel von der letzten Seite ausgehend im Dokument verteilt. Verbesserungen entstehen bei ihm selten aus ungültigen Individuen. Auffällig ist außerdem Test 4. Der Mutationsoperator, der wahllos Artikel von einer beliebigen Seite auf eine beliebige vorangehende Seite setzt, er zeigt bei einer starken Gewichtung von Weißraum, im Gegensatz zu allen anderen Testfällen, einen sichtbaren Anstieg an Verbesserungen. Offenbar zeigt dieser Mutationsoperator bei der Verringerung von Weißraum seine Stärke und ist sonst eher schlecht.

7.3.2

Test der Gewichtung der Mutationsoperatoren

Bisher wurden alle Mutationsoperatoren gleich stark gewichtet. Ihre zufällige Auswahl erfolgte somit gleichverteilt. Um zu testen, ob die schlechteren Mutationsoperatoren einfach nur schlecht sind, oder nur schlechtere Erfolgsraten haben, wurden diese in Test 7 und Test 8 einmal doppelt und einmal viermal so stark gegenüber den bisher erfolgreicheren Mutationsoperatoren gewichtet. Sollten sie tatsächlich wenig Nutzen haben, dann sollte sich dadurch kein Anstieg der Verbesserungsrate zeigen. Sind sie aber doch zu gebrauchen, dann sollte die Wahrscheinlichkeistverstärkung auch deren Verbesserungsrate deutlich erhöhen. Und tatsächlich zeigt sich bei einer doppelt so häufigen Anwendung in Test 7 bereist eine

7.3. DEFINIERTE TESTS

85

ausgeglichene Erfolgsrate aller Mutationsoperatoren. In einer extremen Verstärkung in Test 8 können sie sogar den meisten Erfolg verbuchen. Sie sind somit nicht schlecht, sondern müssen nur häufiger angewendet werden um die Erfolgsrate zu verbessern. Weiterhin lohnt sich auch ein Blick auf die erfolgreicheren Mutationsoperatoren aus den anfänglichen Tests. Eventuell können Diese mit ihren größeren Erfolgsraten auch wesentlich bessere Ergebnisse erzielen. Dazu wurden diese Operatoren in Test 9 und Test 10 verstärkt benutzt. Beide Varianten konnten bezüglich des Referenzpunktes und der Zielfunktion gute Ergebnisse erzielen. Subjektiv betrachtet erscheinen jedoch die Ergebnisse der letzteren Konfiguration in Test 10 als die besseren. Im Gegensatz zu den anderen Konfigurationen wurden nämlich weniger verteilte Weißraumbereiche erzeugt. Außerdem wirkt das Ergebnis in sich ruhiger und ausgewogener als in den Tests 7–9.

7.3.3

Finale Tests

Aus den bisherigen Resultaten wird nun eine Konfiguration konstruiert und getestet. Sollte das Ergebnis den Erwartungen entsprechen, so würden damit die bisherigen Erkenntnisse bestätigt werden. Allerdings wäre es auch möglich, dass ein völlig unerwartetes Ergebnis berechnet wird. In diesem Fall wären die getätigten Beobachten rein zufälliger Natur. Für eine finale Testkonfiguration wurden die Basiskonfigurationen aus 7.1 genommen und die Bewertungskriterien und Mutationsoperatoren zusätzlich wie folgt gestaltet: Da Weißraum und Goldener Schnitt eine Tendenz zum stapeln zeigten, liegt es nahe, diese nicht so stark zu gewichten. Es sei denn, ein Stapellayout ist explizit erwünscht. Weiterhin wurden in beidem Kriterien seltener große Verbesserungen erreicht, wie für Breite und Tiefe. Da immer die Entfernung zum Referenzpunkt in die Zielfunktion eingeht, ist es ratsam, die Referenzpunkte für diese beiden Kriterien nicht auf eins zu setzen. Dadurch treten sie bei der Bewertung etwas in den Hintergrund und sind somit nicht die primär treibende Kraft für eine Verbesserung beziehungsweise einer Umweltselektion. Weißraumminimierung wurde dabei wichtiger als goldener Schnitt eingestuft. Als wichtigstes Kriterium wurde die Auslastung von Breite und Tiefe der Seiten angesehen. Dazu wurde die Breite als das wichtigste und treibenste aller Kriterien festgelegt. In den bisherigen Tests zeigte sich eine gute Seitenauslastung in der Tiefe bereits bei Zielfunktionswerten unter 0.5. Aus diesem Grund wurde der Referenzpunkt entsprechend mit 0.5 gewählt. Die Gewichtung zur Tiefenauslastung wurde wichtiger als Weißraumminimierung festgelegt. Die entsprechende Konfiguration aller eben beschriebenen Parameter ist im Anhang unter Test 11 zu finden. Für die Gewichtung der Mutationsoperatoren wurde sich anhand der Ergebnisse aus Abschnitt 7.3.2 folgendermaßen entschieden: Es erfolgt kein angleichen auf ein gleiches Erfolgsniveau. Ursprünglich bessere Mutationsoperatoren sollen weiterhin die höchsten Verbesserungsraten erzielen. Schlechtere werden nur leicht in ihrer Gewichtung angehoben. Die entsprechenden Gewichtungen sind ebenfalls unter Test 11 zu finden. Erwartet wurde ein Ergebnis, welches eher weniger große Weißraumbereiche als viele kleine verteilte aufweist. Außerdem wurde erwartet, dass die Seitenauslastung nahezu komplett erreicht wird. Die Lockerung des goldenen Schnittes und des Weißraums soll gestapelte Layouts vermeiden. Außerdem sollen nicht außschließlich Teilungen von vier zu zwei Spalten entstehen. Das erhaltene Ergebnis ist ein guter Erfolg. Die begründete Wahl der Parameter erzeugt ein Ergebnis wie erwartet. Es wird ein sehr guter Zielfunktionswert erhalten und der vorgegebene Referenzpunkt beinahe vollständig erreicht. Das Ergebnis enthält wenig kleine

86

KAPITEL 7. TESTS

Weißraumflächen, wirkt nicht gestapelt und füllt die Breite und Tiefe der Seiten vollständig aus. Außerdem wirken die Seiten auch nicht langweilig, gleichmäßig oder unruhig. Die begründete Wahl an Parametern kann damit als Erfolg verbucht werden und für das vorgegebene Testszenario als Empfehlung dienen.

7.4

Zusammenfassung

Sicherlich ist es notwendig, noch weitere Testsdurchzuführen. Immerhin kann das erhaltenen Ergebnis stark zufällig und vor allem von den verwendeten Daten abhängen. Es wurden auch noch weitere Tests mit 50 und mehr Artikeln durchgeführt. Allerdings zeigten sich dabei so gut wie keine Verbesserungen im Zielfunktionswert. Die Menge der Mutationsmöglichkeiten ist einfach exponentiell größer. Hier müsste geklärt werden, ob eine Veränderung der Basiskonfiguration noch Verbesserungen hervorbringen können. Bei 50 Artikeln lohnt sich eventuell eine größere Population, eine etwas kleinerer Selektionsdruck und eine größere Nachkommengeneration. Auch die Anzahl der Gesamtgenerationen könnte stark erhöht werden. Im schlimmsten Fall wäre die Erkenntnis, dass der Algorithmus bei einer großen Anzahl an Artikeln versagt. Dann müsste eventuell mehr Problemwissen eingebracht werden, um die Mutationen gezielter zu steuern. Anhand der getätigten Tests empfiehlt es sich, Szenarien immer mehrfach auszuführen. In Anbetracht der Laufzeit (in Test 11 keine drei Minuten) eines einzelnen Tests ist es auch kein Problem, zehn oder 100 Wiederholungen zu starten und das beste Ergebnis zu wählen. Auf jeden Fall ist es zu empfehlen, ungültige Individuen zu erlauben. Die meisten Verbesserungen entstanden nämlich aus ungültigen Individuen heraus. Sprungartige Verbesserungen ziehen immer die Durchschnittsfitness in sehr wenig nachfolgenden Generationen nach oben. Leider begünstigt ein langsamer Anstieg der Populationsfitness selten eine Zielfunktionswertverbesserung. Eher sorgte eine Verbesserung immer für ein anheben der Güte aller Individuen und somit für ein Absinken der Diversität. Weiterhin zeigte sich über alle Tests, dass viele kleine Zielfunktionswertverbesserungen oft das beste Ergebnis aus allen Wiederholungen generierten. Aus diesem Grund sollte, insbesondere für 50 und mehr Artikel noch Aufwand investiert werden, um eine hohe Diversität über einen langen Zeitraum aufrechtzuerhalten.

Kapitel 8

Schluss Im Anschluss erfolgt nun eine Zusammenfassung und eine Beantwortung der Fragestellung. Außerdem wird geklärt, welches die nächsten, wichtigen Schritte auf dem Weg zum Erreichen der langfristigen Ziel sind.

8.1

Ausblick

Unter Abschnitt 2.4 wurde eine Liste langfristiger und erstrebenswerter Ziele aufgelistet. Als Ausblick wird für diese Ziele eine Anregung gegeben, wie diese Ziele erreicht werden können. Abschließend werden noch ein paar Ideen eingebracht, um den evolutionären Prozess zu verbessern, wodurch eventuell bessere Lösungen gefunden werden könnten. Eine inhaltliche und layouttechnische Unterscheidung in Titelseite, innere Doppelseite und Schlussseite könnte bei der Bewertung einfach realisiert werden. Bewertungskriterien könnten berücksichtigen, welche Seite momentan bewertet wird und entsprechend agieren. Artikel könnten dafür eine Kategorisierung erhalten, die ausdrückt, dass sie für die Titelseite geeignet sind. Ein eigenes Bewertungskriterium könnte dann sicherstellen, dass möglichst viele davon auf der Titelseite platziert werden. Analog könnte mit den anderen Seiten verfahren werden. Thematische Gruppierung könnte auch über Kategorisierung der Artikel und ein Bewertungskriterium gelöst werden, allerdings ist dann schwerlich eine feste Reihenfolge umsetzbar. Die einfachste Lösung wäre es, jede Kategorie wie Politik, Sport und Wirtschaft aber auch Titelseite und Schlussseite gesondert in einem evolutionärem Optimierungsprozess zu setzen und die einzelnen Dokumente in der gewünschten Reihenfolge automatisiert zusammenzufassen. DocScape könnte dazu einfach alle Datensätze laden und ein entsprechendes Gesamtdokument erzeugen. Um Doppelseiten layouttechnisch von Titelseite und Schlussseite zu unterscheiden, wäre es möglich, die Seitenbreite einer Einzelseite zu verdoppeln. Anschließend könnte die erste Teilung der Seite als horizontale Teilung genau mittig erfolgen, wenn Doppelseiten strikt getrennt sein sollen. Dabei wäre es auch denkbar, die vertikale Orientierung des Schnittbaums für den rechten Teilbaum dieser ersten horizontalen Teilung zu invertieren. Anders als in 6.4.4.1 (Seite 55) wäre ein linkes Kind eines vertikalen Teilungsoperators dann Repräsentant für den rechten Bereich. Das rechte Kind wäre dann Repräsentant für den linken Bereich. Dadurch erfolgt die Platzierung der Artikel auf einer rechten Seite von rechts oben nach links unten. Andernfalls wäre es denkbar, die Doppelseite als Gesamtfläche zu behandeln. Eine Invertierung der vertikalen Orientierung ist dabei nicht notwendig. Artikel könnten dann von oben links nach rechts unten auch bundstegübergreifend platziert werden. 87

88

KAPITEL 8. SCHLUSS

Innerhalb von Themen sollte es außerdem möglich sein, Artikel zu priorisieren, um deren Wichtigkeit auszudrücken. Anhand dieser Priorisierung wäre es möglich, ein Bewertungskriterium für die günstige Platzierung eines Hauptartikels und dessen Unterstützung durch Begleitartikel umzusetzen. Ein Hauptartikel würde dabei zwischen Begleitartikeln verschwinden, wenn er bei der Bottom-Up-Bewertung in den gruppierten Bereichen vom Rand verschwindet. In einem bereits bewertetem Bereich, in dem ein Hauptartikel nur am oberen Rand platziert ist, müssen links, rechts und darunter belegte Bereiche vorhanden sein. Diejenigen Ränder, an denen ein Hauptartikel in einem bewerteten Bereich anliegt, können in jedem Zusammenfassungschritt leicht aktualisiert und nach oben im Baum durchgereicht werden. Auch kann die relative Positionierung eines Hauptartikels in jedem Zusammenfassungschritt aktualisiert werden. Die relative Position zueinander (oben, unten, links, rechts) kann für zwei Blätter anhand ihres Teilungsoperators leicht entscheiden werden. Beispielsweise steht ein Artikel, welcher durch eine horizontale Teilung über einem anderen Artikel platziert ist, immer noch oben, wenn beide Artikel mit einem weiteren Bereich über einen vertikalen Teilungsoperator verknüpft werden. Bei einer Gruppierung mittels horizontalem Teilungsoperator würde der entsprechende Artikel relativ zu den betrachteten Artikel eher mittig lokalisiert sein. In Bezug auf die Seitengröße, und die immer größer werdenden Bereiche während der Bottom-Up-Bewertung, ist es leicht möglich, die absolute Position eines Hauptartikels auf einer Seite zu ermitteln. Es wäre dann auch bewertbar, wie hoch und mittig ein Hauptartikel auf einer Seite platziert ist. Bisher wurde immer gefordert, dass Artikel in jeglicher Ausprägung auf eine Seite passen. Eine denkbare Erweiterung wäre es, Seitenumbrüche innerhalb von Artikeln zu ermöglichen. Dazu müssten zusätzliche Templates in DocScape hinterlegt werden, welche in der Lage sind, die Daten eines Artikels auf mehrere Bereiche aufzuteilen. Ein Artikel besteht dann zur Optimierung aus einem bis n Teilen, die möglichst auf benachbarten Seiten und in der richtigen Reihenfolge platziert werden sollen. Ein Dokument wäre demnach zusätzlich ungültig, wenn der zweite Teil eines Artikels vor dem ersten Teil platziert wurde. Ähnlich zum Mutationsoperator, welcher die Artikelvariante verändert, und damit das gewählte Template, so könnte auch diese Mutation als Veränderung der Variante aufgefasst werden. Ein Artikel der als Ganzes platziert wurde, kann dadurch beispielsweise auf zwei Bereiche aufgeteilt werden. Dadurch wird der Bereich, den er aktuell belegt kleiner und auf einer nachfolgenden Seite muss zufällig der zweite Teil eingefügt werden. Analog müssen die hinteren Bereiche entfernt werden, wenn ein Artikel, welcher auf drei Bereiche verteilt ist, wieder auf einen Bereich reduziert wird. Dadurch würde der Bereich, in dem der erste Teil platziert ist, entsprechend größer werden und die anderen Teile aus dem Dokument verschwinden. Weiterhin ist es auch notwendig, das System für Werbeanzeigen und optionale Inhalte zu erweitern. Diese könnten, analog zu Artikeln, ebenfalls im Dokument platziert werden. Ein Blatt im Schnittbaum repräsentiert dann nicht mehr nur einen Artikel, sondern ein Platzierungsobjekt. Bewertungskriterien und Mutationsoperatoren müssten dann entsprechend angepasst werden, um damit umgehen zu können. Weiterhin müssten auch Bewertungskriterien, Mutationsoperatoren oder problemspezifische Heuristiken implementiert werden, um Füllelemente zu platzieren, zu entfernen oder gezielt in Freiraum unterzubringen. Alternativ könnten Füllelemente auch nicht in den Schnittbaum mit aufgenommen werden. Stattdessen wird ein Array verwaltet, welches für jeden impliziten Weißraumbereich speichert, ob darin eine Anzeige, ein Füllartikel oder Weißraum platziert werden soll. Anzeigen und Texte könnten dabei nur platziert werden, wenn diese auch in den entsprechenden Bereich passen. Wie ein Weißraumbereich dann genau ausgestaltet wird, könnte, nachdem Weißraum bei der

8.1. AUSBLICK

89

Bottum-Up-Bewertung identifiziert wurde, angepasst und bei der Bewertung entsprechend berücksichtigt werden. Somit wäre jeder Weißraumbereich immer durch irgendein Element gefüllt (auch Weißraum), die Zuordnung wäre aber für jedes Individuum dynamisch über den gesamten Optimierungsprozess und müsste nicht gezielt durch Mutationsoperatoren erfolgen. In [WL89, S. 277–288] geben die Autoren eine Erweiterung an, die neben rechteckigen Bereichen auch L-förmige Bereiche erlaubt. Artikel könnten demnach auch L-förmig gestaltet werden. Dazu wird weiterhin die Repräsentation eines Schnittbaums in polnischer Notation genutzt, allerdings wird die Anzahl der Verknüpfungsoperatoren von zwei auf fünf erhöht. Ein Operator ist unär und beschreibt, wie ein L-förmiger Artikel einfach in einen rechteckigen Bereich platziert wird. Die anderen vier sind binäre Operatoren und setzen jeweils Artikel horizontal oder vertikal auf verschiedenste Art und Weisen zusammen. Anhand der jeweiligen Form der verknüpften Artikel, und des verwendeten Operators, definieren die Autoren 100 Verknüpfungsmöglichkeiten. Ein bisher nicht implementiertes subjektives Bewertungskriterium für Kontrast könnte wie folgt umgesetzt werden: Mittels DocScape lässt sich genau ermitteln, wo Titelzeile, Text und Bild platziert werden und welche Maße die einzelnen Objekte aufweisen. Für jeden Rand (oben, unten, links, rechts) könnte nun eine Liste definiert werden, die den Rand in disjunkte Bereiche unterteilt. Jeder Bereich erhält dazu eine Länge und einen Kontrastwert. Der Kontrastwert entspricht dabei den optischen Gewichten der einzelnen Objekte. Am Beispiel des linken Randes wir dies kurz veranschaulicht. Wenn die Titelzeile eine Höhe von 5cm besitzt, so grenzen die ersten 5cm des linken Randes an einen Titel. Darunter folgt ein Bild der Tiefe 3cm und darunter ein Text der Tiefe 10cm. Die linke Randinformation wäre dann gegeben als [(5, schwer), (3, sehr schwer), (10, normal)]. Der linke Rand, mit einer Länge von 18cm würde somit in drei Bereiche inklusive seiner Gewichtung aufgeteilt werden. Dadurch wäre es möglich den Kontrast zwischen zwei benachbarten Artikeln zu ermitteln, indem zwei Randinformationen übereinander gelegt werden. Anschaulich entspricht dies einem Test, ob die Titelzeile von Artikel A beispielsweise an ein Bild oder Text von Artikel B grenzt. Für die Gewichtungen müsste dann ein geeigneter Zahlenwert gefunden werden, über den der Kontrast für jeden, sich überlagernden Teilbereich berechnet werden könnte. Die Randinformationen wurden bereits in Abbildung 6.5 dargestellt. Für eine Erweiterung bezüglich der Lesbarkeit und Blickführungsrichtung, wäre es denkbar, zu jedem Artikel eine Richtung anzugeben, in die der Leser durch beispielsweise Bilder gelenkt wird. Richtungen könnten lauten: oben, oben mitte, oben rechts, mitte rechts, unten rechts, unten mitte, unten links und mitte links. Ein Bewertungskriterium könnte dann bewerten, wie lang die längsten Pfade sind, die sich ohne Unterbrechung fortführen lassen. Auch könnte getestet werden, ob solch ein Pfad in einem Hauptartikel endet und somit den Leser gezielt dahinführt. Als letzte Erweiterung wäre es auch denkbar, eine Layoutsammlung für komplette Seiten zu verwalten. Dazu könnten beispielsweise leere Schnittbäume definiert werden. Anfänglich wählt der Algorithmus dann für eine Seite ein Seitenlayout und verteilt die Artikel zufällig. Dabei sollten auf jeden Fall die Seitenmaße respektiert werden. Ein Mutationsoperator könnte dann zusätzlich das komplette Seitenlayout wechseln, indem zufällig ein anderes ausgewählt wird. Für eine nachträgliche Anpassung der Dokumente wäre eine Schnittstelle zwischen DocScape und einem entsprechenden pdf-Bearbeitungsprogramm denkbar. Zur Zeit findet sich eine Schnittstelle von DocScape nach InDesign in der Planung. Damit wäre es dem

90

KAPITEL 8. SCHLUSS

Benutzer möglich, die generierten Seiten einfach nachzubearbeiten, sofern es notwendig sein sollte. Während des evolutionären Prozesses wurde bisher auch auf einen Reparaturmechanismus verzichtet. Ungültige Individuen bleiben ungültig, werden aber in die Population aufgenommen, um eine höherer Erreichbarkeit aller Punkte im Suchraum zu gewährleisten. Ein Reparaturmechanismus könnte anhand der Arbeit von Stockmeyer ([Sto83]) umgesetzt werden. Stockmeyer zeigt dabei in seiner Arbeit, dass für einen gegebenen Floorplan, in dem Schaltkreise eine feste Anzahl an Varianten haben, die Frage nach einer optimalen Ausrichtung effizient und in polynomieller Zeit berechenbar ist. Für eine ungültige Seite würde dies bedeuten, dass eine Auswahl der Artikelvarianten an ihren, durch den Schnittbaum gegebenen Positionen für einen minimalen Platzverbrauch effizient berechnet werden kann. Mittels dieses Vorgehens könnte versucht werden, eine ungültige Seite gültig werden zu lassen oder zumindest dem benötigten Platz zu minimieren, so dass sie durch eine spätere Mutation eventuell schneller gültig wird. Ein weiterer wichtiger offener Punkt sind Tests, ob die algorithmische Umsetzung der Bewertungskriterien mit den Vorstellungen eines Benutzers oder Konsumenten einhergehen. Die interessanteste Frage dabei ist, ob bessere Lösungen gemäß Bewertungskriterien und Zielfunktion von einem Betrachter ähnlich eingestuft werden.

8.2

Schlusswort

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass alle gesetzten Ziele der Diplomarbeit erreicht wurden. Es wurde eine gute Basis für eine praktikable und leicht erweiterbare Lösung geschaffen, die DocScape nahtlos mit einem mehrkriteriellen evolutionärem Layoutoptimierungstool verknüpft. Um den evolutionären Algorithmus umzusetzen, wurden Ideen zur Individuendarstellung und Mutation aus dem Simulated-Annealing-Ansatz des VLSIDesigns erfolgreich adaptiert und problemspezifisch erweitert. Das Hauptziel bestand darin, die Seitenrestriktionen mit gegebener Breite und Tiefe möglichst gut auszulasten, eine erweiterte Individuenrepräsentation zu erstellen, eine Bewertungsstrategie zu entwerfen und Mutationsoperatoren für seitenübergreifende Veränderungen zu definieren. Immerhin gab es beim Floorplanning weder mehrere Flächen noch feste, vorgegebene Maße. Für alle diese Herausforderungen konnte eine Lösung gefunden werden und abschließend sehr zufriedenstellende Ergebnisse präsentiert werden, die die anfänglichen Erwartungen mehr als übertroffen haben. Dabei konnte auf einen aufwändigen Reparaturmechanismus für ungültige Individuen und das Einbringen von viel konkretem Problemwissen verzichtet werden. Ohne eine genaue Vorstellung über die definierte Suchraumlandschaft konnten sehr gute Ergebnisse erzielt werden. Insbesondere die Verknüpfung mit DocScape erwies sich als äußerst lohnenswert. Die erhaltenen Daten einer Voranalyse mit DocScape erlauben es Ellyot, eine genaue Vorstellung über die Artikel zu haben, ohne diese explizit selbst zu setzen. Außerdem sichert DocScape eine hohe Anschaulichkeit der erhaltenen Ergebnisse. Weiterhin wurde ein Ausblick gegeben, wie weitere Bewertungskriterien aus dem Bereich der Zeitungsgestaltung algorithmisch umgesetzt werden können. Eine Umsetzung würde sicherlich interessant und lohnenswert sein, um die Funktionen von Ellyot zu erweitern. Auch müssten dafür dann weitere und umfangreichere Tests durchgeführt werden. Interessant wären abschließend auch Benutzerumfragen, um zu bewerten, wie stark eine gute Lösung in Zahlen ausgedrückt auch einer subjektiv empfundenen guten Lösung entspricht. In den Tests zeigte sich schon, dass verschiedene Mutationsoperatoren und Bewertungskriterien charakteristische Ergebnisse liefern. Eine noch genauere Untersuchung der Stärken

8.2. SCHLUSSWORT

91

und Schwächen wäre ein guter Ansatz, um für verschiedene gewünschte Ergebnisse die richtigen Einstellungen zu tätigen. Etwas mehr konkretes Problemwissen und mehr Kenntnis über die Suchraumlandschaft könnten die bisher schon guten Ergebnisse wahrscheinlich noch erheblich verbessern. Das geschaffene Grundgerüst bietet somit viele Stellen, an denen geschraubt und erweitert werden kann. Eine Herausforderung, die es gilt anzunehmen, um eine praktikable Lösung für vollautomatischen Zeitungssatz zu erschaffen, in welchem auch subjektive Bewertungskriterien berücksichtigt werden. Das Bündnis zwischen DocScape und Ellyot bietet jedenfalls eine Menge Potenzial, um dies zu erreichen.

92

KAPITEL 8. SCHLUSS

Anhang A

Ergebnisse

93

94

Test 1: Schwerpunkt Breite

Ergebnis im Mittel

Bestes Ergebnis

GueltigeSeitenmasseBreite

GueltigeSeitenmasseBreite

GueltigeSeitenmasseTiefe

GueltigeSeitenmasseTiefe

Referenzpunkt

Ergebnis

Bestes Start

Referenzpunkt

Mutationsstatistik im Mittel

Ergebnis

Bestes Start

Zielfunktionswerte Bestes Ergebnis

10000

1,0 0,9 1000

Anzahl

0,8 0,7 100

Wert

0,6

10

0,5

... te rS te tz

0,2

Le

ei

on

itT

ttV

ttm

la

0,1

B

la

re

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en

0,4

0

1.000

2.000

3.000

schlechter

schlechter_ungültig

gleich

gleich_ungültig

4.000

5.000

6.000

7.000

Generation

Mutationsoperatoren besser

besser_gültig

Zielfunktion

Durchschnittswerte Population

Daten evolutionärer Prozess kleinster Wert

Mittelwert

größter Wert

4

9

13

216

324

509

56.106

57.39059999999999

58.921

3354

7951

10589

39411

42049

46646

Alle Nachkommen ungültig

3527

4907

7909

Mind. ein Nachkomme aufgenommen

2091

5093

6473

Ungültiges Elternteil selektiert

3800

3932

4068

109

171

275

Verbesserung Zielfunktion Verbesserung Mittelwert Zielfunktion Laufzeit (Sekunden) Gültig erzeugte Nachkommen Ungültig erzeugte Nachkommen

Gültiges Kind aus ungültigem Elternteil



95

Bestes Ergebniss Test 1

Wochenspiegel Ausgabe: pareto_breite

Wochenspiegel

March 3, 2013, Dortmund

Seite 1

Kirchen erteilen christlichem Zionismus Arbeitnehmerkammer: Berufskrankheiten Absage Die evangelischen Kirchen in Deutschland grenzen sich vom christlichen Zionismus ab. Dessen Lehren und Praxis verschärften den israelischpalästinensischen Konflikt und widersprächen dem biblischen Gebot der Versöhnung und der Feindesliebe, wird in dem Text Gelobtes Land? kritisiert, der am Mittwoch in Hannover veröffentlicht wurde. Darin wird christlich-zionistischen Positionen, die etwa in der Einwanderung der Juden nach Israel ein Zeichen für die baldige Erfüllung biblischer Bildunterschrift: Informationen zu Inhalt, Fotograf und Urheberrechten. Text Prophezeiungen sehen, auch zu Testzwecken erstellt. aus theologischer Sicht widersprochen. widerspreche den Grundsätzen Beginn der Endzeit und die Wiedes christlich-jüdischen Dialogs, derkehr des Messias. EinflussreiDer christliche Zionismus ba- heißt es. Überdies sei christlicher che Anhänger hat er vor allem siere auf einer Engführung bib- Zionismus, weil er das Existenz- unter christlichen Fundamentalislischer Aussagen, argumentieren recht der Kirchen in der Nahost- ten in den Vereinigten Staaten, die evangelischen Kirchen. Er Region verneine, unökumenisch. in Deutschland werden christlichkonstruiere endzeitliche Abläufe, zionistische Positionen nur von für die es nur bedingt biblische Der christliche Zionismus hat wenigen Gruppierungen vertreQuellen gebe. In dem Text wird seine Ursprünge in der pro- ten. zudem kritisiert, nach christlich- testantischen Erweckungsbewezionistischen Vorstellungen hät- gung des 19. Jahrhunderts. Er Die Orientierungshilfe wurde im ten Nichtjuden kein Lebensrecht propagiert die Vorstellung, das Auftrag der Evangelischen Kirin Israel und dürften nur als Land- gegenwärtige Zeitalter münde in che in Deutschland (EKD), der und Rechtlose dort wohnen. Das der Rückkehr aller Juden aus der Union Evangelischer Kirchen in verletzt den biblischen Wert der Diaspora in das Land Israel und der EKD, sowie der Vereinigten Gerechtigkeit und grundlegende in die Wiederherstellung Israels. Evangelisch-Lutherischen Kirche Menschenrechte. Seine Anhänger befürworten die Deutschlands erarbeitet. Sie sei israelische Siedlungstätigkeit in ein Beitrag zu einer NeubeAuch werde dem Judentum kein den besetzten Gebieten und leh- stimmung des Verhältnisses von eigener Wert zugestanden. Dies nen deren Rückgabe ab. Sie se- Christen und Juden, heißt es im sei im Kern judenfeindlich und hen darin ein Zeichen für den Vorwort. Ebenso trägt sie zur

unerlässlichen Frage bei, wie die evangelischen Kirchen ihre Solidarität mit dem Staat Israel mit dem Engagement für eine selbstbestimmte, gerechte und friedliche Zukunft aller Bewohner des Landes der Bibel verbinden können. Der Text skizziert die Kirchengeschichte des Heiligen Landes und die aktuellen Situation von Christen und Kirchen in der Region. Christen in den besetzten Gebieten litten unter Isolierung und eingeschränkter Bewegungsfreiheit. Als Folge seien viele Christen aus der Region ausgewandert. Die Schrift bekräftigt den Konsens über die verbleibende Verbundenheit der Christen mit Israel als dem erstberufenen Volk Gottes und bejaht das Existenzrecht des Staates Israel. Die Orientierungshilfe knüpft an frühere EKD-Studien zum Thema Christen und Juden sowie die Studie Kirche und Israel der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa an. In den meisten evangelischen Landeskirchen in Deutschland nimmt die Verfassung ausdrücklich auf das Verhältnis von Kirche und Judentum Bezug. (0067/10.10.12) epd lnb bas mir

Geld kaum Grund für Kirchenaustritt Erwartungen von Katholiken in Baden-Württemberg Drei von vier Katholiken in der Diözese Rottenburg-Stuttgart haben noch nie ernsthaft über einen Austritt aus ihrer Kirche nachgedacht. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Befragung von 3.176 Katholiken, die am Mittwoch in Stuttgart vorgestellt wurde. Wer über einen Abschied von der Kirche nachdenkt, tut dies der Umfrage zufolge in erster Linie, weil er sich entfremdet fühlt (35 Prozent). Finanzielle Gründe werden nur von 15 Prozent genannt.

leichter anerkennen

Die Bremer Arbeitnehmerkammer hat das Anerkennungsverfahren für Berufskrankheiten kritisiert und Erleichterungen gefordert. Im Land Bremen würden jährlich mehr als tausend Fälle mit Verdacht auf eine Berufskrankheit angezeigt, aber mit 360 weit weniger als die Hälfte anerkannt, sagte Kammerreferentin Barbara Reuhl am Mittwoch bei einer Arbeitsschutzkonferenz. Den Nachweis, dass ihre Erkrankung berufsbedingt sei, müssten die Betroffenen selbst erbringen. In vielen Fällen scheitert das Verfahren genau daran, sagte Reuhl. Ohne fachkundige Unterstützung hätten viele kranke Arbeitnehmer kaum Chancen auf eine Anerkennung, fügte sie hinzu. Das gelte, obwohl den Berufsgenossenschaften die Zusammenhänge zwischen Arbeitsbedingungen und Erkrankungsrisiken bekannt seien. Sie hätten eine Ermittlungspflicht bei Verdacht auf eine Berufskrankheit. Aus diesen Daten könnten die Krankenkassen dann Hinweise ableiten, ob Versicherte möglicherweise berufsbedingt erkrankt seien. Die Arbeitnehmerkammer fordert neben einem erleichterten Anerkennungsverfahren zudem mehr Prävention, um Berufskrankheiten von vornherein zu vermeiden. Unsere Gesellschaft kann es sich nicht leisten, dass immer weniger Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gesund bis zur Rente arbeiten können - hier ist auch die Politik gefordert, sagte Reuhl,

die eine Beratungsstelle unter dem Dach der Kammer leitet. Diese Stelle wurde im vergangenen Jahr eingerichtet, weil Betroffene bis dahin oft erfolglos versucht hatten, eine Anerkennung durchzukämpfen. So seien allein in Bremen nachweislich mehr als 5.000 Menschen durch den beruflichen Kontakt mit Asbestfasern an Asbestose, Lungen- oder Kehlkopfkrebs erkrankt, hieß es. Davon hätten lediglich 2.600 eine Entschädigung erhalten. Der Beweis, dass die Krankheit wirklich beruflich bedingt ist, ist nach Angaben des Beraters Rolf Spalek schwierig zu führen. Gesundheitliche Schäden zeigten sich oft erst viele Jahre später. Dazu komme, dass Unterlagen über die Belastung am Arbeitsplatz einer vor vielen Jahren ausgeführten Tätigkeit oft nicht mehr vorlägen. Deshalb dürften die Gesundheitsakten eines Betriebes auch dann nicht vernichtet werden, wenn die Firma pleitegehe. Die kostenlose Beratung der Arbeitnehmerkammer wird befristet bis Ende des Jahres mit EUGeldern gefördert. Sie wird wissenschaftlich begleitet und soll helfen, eine Datenbank aufzubauen. Zudem entwickelt sie ein Konzept, um Berufskrankheiten zu vermeiden. Betriebe sollen beim Arbeits- und Gesundheitsschutz unterstützt werden. (0188 /10.10.12) epd lnb sel mig

Die Kirchentreue der Katholiken ist in Baden-Württemberg ähnlich wie die der Protestanten: Eine Untersuchung unter evangelischen Christen hatte im vergangenen Jahr ergeben, dass auch bei ihnen 75 Prozent noch nie über einen Austritt nachgedacht haben. Fast jeder zweite Protestant betrachtet sich selbst als engagiertes Kirchenmitglied. Unter den von den Verfassern beschriebenen gesellschaftlichen Großes Interesse äußern Katho- Gruppen bilden die Gemeinwohlliken der neuen Studie zufolge Kommunizierer das Leitmilieu daran, dass sich ihre Kirche auch der katholischen Kirche. Reiner künftig in gesellschaftliche Be- App vom Pragma-Institut (Reutlange einmischt. Ganz oben auf lingen/Bamberg), das die Befrader Wunschliste steht dabei der gung ausführte, nannte diese Bereich Soziales, wo 23 Prozent Gruppierung auch das WinfriedBedarf für Engagement sehen. Kretschmann-Milieu. Es seien oft Auch Lebenshilfe und Gesell- ältere, sehr engagierte Kirchenschaftspolitik sind stark gefragt. mitglieder, die sich besonders für Geringes Interesse besteht da- gesellschaftliche Belange interes-

Anne Frank konnte nicht mehr über ihre Leidenszeit im Konzentrationslager berichten. Sie wurde nur 15 Jahre alt. Kurz vor Kriegsende starb die junge Jüdin im KZ Bergen-Belsen an Typhus. Für die Nachwelt verstummte Anne Franks Stimme mit ihrem letzten Tagebucheintrag vom 1. August 1944. Das nach ihrem Tod veröffentlichte Tagebuch, das sie in ihrem Versteck in einem Amsterdamer Hinterhaus bis zu ihrer Verhaftung geführt hatte, wurde zu einem der bekanntesten Zeugnisse aus der Zeit des Holocaust. Andere jüdische Verfolgte, die die systematische Vernichtungspolitik der Nationalsozialisten überlebten, konnten nach dem Ende ihres Martyriums ihre Erinnerungen weitergeben. Einige fanden erst Jahrzehnte nach dem Krieg die Kraft, über ihre Lebensgeschichte zu berichten. Es sind Menschen wie Max Mannheimer oder Inge Deutschkron, die auch im hohen Alter noch dazu beitragen, dass die Naziverbrechen nicht in Vergessenheit geraten. Die Erinnerungen dieser Zeitzeugen sind Mahnung und Warnung an die Nachgeborenen. Max Mannheimer hat als junger Mann unter anderem das KZ Auschwitz-Birkenau überlebt. Unzählige Male hat er in Klassenzimmern seinen Ärmel hochgekrempelt und den Schülern seine auf dem Unterarm eintätowierte Häftlingsnummer 99728 gezeigt. Der heute 92-Jährige verlor fast seine ganze Familie

Die Bremer evangelische Jugendkirche Garten Eden 2.0 feiert an diesem Freitag mit einem selbst produzierten Rockmusical zum Reformator Martin Luther (1483-1546) Premiere. In einer 45-minütigen Szenencollage unter dem Titel Luther setzt über gehe es um den Wunsch nach Veränderungen, Protest und Zivilcourage, erläuterte am Mittwoch die Leiterin der Jugendkirche, Almut Schmidt: Der Name Luther wird in dem Musical nicht genannt, aber man spürt seine Kraft.

Bildunterschrift: Informationen zu Inhalt, Fotograf und Urheberrechten. Text zu Testzwecken erstellt.

sierten. Dagegen habe der kon- bedauert, dass bei den Themen, servative Aktivist, der auch als mit denen sich die Kirche der Beextremer Traditionalist beschrie- fragung zufolge stärker beschäfben wurde, statistisch gesehen in tigen sollte, die Ökumene weit der katholischen Kirche eine ver- hinten rangiere. schwindend geringe Bedeutung. Andererseits wünschten sich fast Rund 72 Prozent der Befragten 90 Prozent ein engeres Miteinstimmten der Aussage ganz oder ander von kirchlichen und nichtüberwiegend zu, dass das Chris- kirchlichen Akteuren in der Getentum Fundament des westli- sellschaft. Die Kirche müsse sich chen Wertesystems bleiben wird. noch stärker in Diskussionen und 69 Prozent empfehlen der Kirche, Prozesse einmischen als Anwälweniger abgehoben und lebens- tin für ein Mehr an Humanität und naher zu kommunizieren. Dass Menschenwürde. Eine weitere sie offener kommunizieren und Folgerung des Bischofs: Seelihren Mitgliedern besser zuhören sorgeeinheiten dürfen nicht zu soll, ist ganz oder überwiegend anonymen Großorganisationen der Wunsch von 79 Prozent. werden, weil sonst die Entfremdung von Mitgliedern und daDiözesanbischof Gebhard Fürst mit ihre Austrittsbereitschaft versieht in den Ergebnissen einen stärkt würde. Beleg dafür, dass der Gottesglaube bei sehr vielen Men- Für die Gesamtstudie wurden schen nach wie vor tief veran- zwischen März und Juni vergankert sei. Die lange Zeit vorherr- genen Jahres 3.176 Katholiken schende Meinung, der Moderni- und 1.055 Nichtkatholiken besierungsprozess sei identisch mit fragt. fortschreitender Säkularisierung und Glaubensauflösung, hat sich epd lbw rks nicht bestätigt, sagte er. Fürst

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Gedenkstätten immer wichtiger. Auch für den Präsidenten des Zentralrates der Juden in Deutschland. Dieter Graumann, stellt sich die Frage, wie die Erinnerung an den Holocaust wachgehalten werden kann. Graumann plädiert für vielfältige Formen des Gedenkens. Dazu zählen nach seiner Auffassung feste Gedenktage und Erinnerungsorte. Mir ist ritualisiertes Gedenken lieber als planvolles Vergessen, sagte Graumann in einem Bildunterschrift: Informationen zu Inhalt, Fotograf und Urheberrechten. Text epd-Gespräch. Zudem empfiehlt er Besuche von Jugendlichen zu Testzwecken erstellt. in KZ-Gedenkstätten und in den Gaskammern. Der Mann dem will die Stiftung vor allem eine intensive Beschäftigung mit dem weißen Haar, der in junge Menschen zu Toleranz und mit Einzelschicksalen von München lebt, ist Vorsitzender Zivilcourage ermutigen. Am kom- NS-Opfern an den Schulen. der Lagergemeinschaft Dachau menden Mittwoch (30.1.) wird die und Vizepräsident des Internatio- heute 90-jährige Journalistin und Die Sorge, dass die Shoah nalen Dachau-Komitees. Wenn Buchautorin im Bundestag eine mit dem Verschwinden der Zeiter vom größten Verbrechen der Rede anlässlich des Holocaust- zeugen allmählich in VergesMenschheitsgeschichte erzählt, Gedenktages halten. senheit geraten könnte, teilt dann will er den Jugendlichen Graumann nicht. Der 1950 geauch klar machen, dass es sich Es gibt heute nur noch wenige borene Sohn von Holocaustlohnt, für die Demokratie einzu- Menschen wie Inge Deutschkron Überlebenden sieht vor allem treten. oder Max Mannheimer, die rund die Kinder der NS-Verfolgten, die 70 Jahre nach dem Holocaust Zeitzeugen der zweiten GeneraZu den jüdischen Zeitzeugen, die über ihre Verfolgung in der NS- tion, in der Pflicht, die Erinnein Vorträgen und Lesungen an Zeit erzählen können. In weni- rung lebendig zu halten. Diese die Judenverfolgung erinnern, ge- gen Jahren werden diese Zeit- müssten die Geschichten und hört auch Inge Deutschkron. In zeugen nicht mehr am Leben Emotionen ihrer Eltern weitergeder NS-Zeit entging die junge sein. Der Direktor der Stiftung ben. Auch unsere Kinder und alle Frau der Deportation, weil nicht- Brandenburgische Gedenkstät- weiteren Generationen werden jüdische Freunde sie zusammen ten, Günter Morsch, sieht im all- diese schrecklichen Verbrechen mit ihrer Mutter in Berlin versteck- mählichen Verlöschen der Zeit- bestimmt niemals vergessen, ist ten. Inge Deutschkron hat 2006 zeugenschaft einen großen uner- der Zentralrats-Präsident überin Berlin eine Stiftung gegrün- setzlichen Verlust. Mit dem Ver- zeugt. det, um das Andenken an diese schwinden der Zeitzeugen werstillen Helden wachzuhalten, die den nach Überzeugung des His- epd jup fu unter hohem persönlichen Ein- torikers die materiellen Zeugen satz den Verfolgten halfen. Zu- der NS-Verbrechen wie die KZ-

Die Lutherdekade steht unter dem Motto Luther 2017 - 500 Jahre Reformation und rückt Jahr für Jahr zentrale Einsichten des Reformators Martin Luther in den Mittelpunkt. In diesem Jahr wird etwa besonders die Bedeutung der Reformation für die Musik beleuchtet, 2013 steht das Thema Reformation und Toleranz im Mittelpunkt. Die folgenden Jahre stehen unter den Themen Politik, Bild und Bibel sowie die eine Welt. Die Theologin Margot Käßmann wirbt als Lutherbotschafterin für das Jubiläum. (0068/ 10.10.12)

Das Musical ist Teil der Lutherdekade, die seit 2008 auf das Reformationsjubiläum 2017 vorbereitet. Dann erinnert die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) an den 500. Jahrestag des legendären Thesenanschlags Martin Luthers an der Schlosskirche in Wittenberg. Das epd lnb sel mir

Der frühere Generalsekretär des Weltkirchenrates, Konrad Raiser, wurde am 25. Januar 75 Jahre alt. Der evangelische Pfarrer stand ein Jahrzehnt an der Spitze des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), der mehr als 340 Kirchen in 110 Ländern umfasst und nach eigenen Angaben rund 560 Millionen Christen repräsentiert. Der evangelische Theologe gilt seit den 1980er Jahren als Vordenker der Ökumene. Der Berliner evangelische Bischof Markus Dröge erklärte am Donnerstag, Raiser habe die weltweite Ökumene gestaltet und geprägt. In beeindruckender wissenschaftlicher Breite habe er sich mit den Fragen der Zeit beschäftigt und diese in die Kirche und die Gesellschaft hineingetragen. Bis heute bringe Raiser sich in den ökumenischen Diskurs ein. Dröge: Sie verdeutlichen in Ihrer

Der 1938 in Magdeburg geborene Raiser studierte Theologie in Tübingen, Bethel, Heidelberg und Zürich. Nach seinem Vikariat in Berlin und Stuttgart studierte er von 1965 bis 1966 Soziologie und Sozialpsychologie an der Harvard Universität. Konrad Raiser ist Autor zahlreicher Aufsätze und Bücher. Er ist verheiratet und hat vier Söhne. Seine Frau Elisabeth war evangelische Präsidentin des ersten Ökumenischen Kirchentages 2003 in Berlin. Beim Weltkirchenrat in Genf war er ab 1969 zunächst Studienreferent der Kommission für Glauben und Kirchenverfassung. 1973 wurde er zum stellvertretenden Generalsekretär er-

Kirche und Minister begrüßen Beschluss zur Beschneidung Politiker und Religionsvertreter haben den am Mittwoch von der Bundesregierung gebilligten Entwurf für ein Beschneidungsgesetz begrüßt. Niedersachsens Justizminister Bernd Busemann (CDU) sagte in Hannover, die Entscheidung des Kabinetts schaffe Rechtssicherheit für Juden und Muslime. Die Beschneidung von Jungen werde so auch in Zukunft unter Einhaltung medizinisch-fachlicher Regeln möglich sein: Ich glaube, hier haben wir ein Ergebnis, mit dem alle gut leben können. Aus Sicht der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) stellt der Entwurf klar, dass die Entscheidung jüdischer und muslimischer Eltern zur Beschneidung eines Sohnes Teil der elterlichen Sorge ist. Die angestrebte gesetzliche Regelung entspreche der jahrzehntelangen Rechtspraxis in der Bundesrepublik, sagte der Präsident des EKDKirchenamtes in Hannover, Hans Ulrich Anke. Der Gesetzesvorschlag berücksichtige, dass es zur elterlichen Sorge gehöre, ein Kind in das religiöse Leben der Familie hinein zu nehmen. Zugleich ziehe er die notwendigen Grenzen für den Schutz des Kindes.

Anti-Atom-Gruppen solidarisch mit Protesten in Lingen

Person, mit Ihrer Theologie und Ihrem Wirken, dass die Kirche nicht an nationalen Grenzen endet.

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nannt. Er nahm 1983 einen Ruf als Professor für Systematische Theologie an die EvangelischTheologischen Fakultät der RuhrUniversität Bochum an. Gleichzeitig war er Direktor des Ökumenischen Instituts dieser Fakultät.

fiel in eine Periode nachlassender Begeisterung in der ökumenischen Bewegung. Vor allem Spannungen zwischen orthodoxen und protestantischen Kirchen sowie leere Kassen schwächten den Dachverband. Dabei setzte sich Raiser für eine Einbindung Als erster Deutscher war Rai- der Orthodoxie in den Weltkirser 1992 zum Generalsekre- chenrat ein. tär des Ökumenischen Rates der Kirchen gewählt worden. epd cez rks Seine zehnjährige Amtszeit an der Spitze des Weltkirchenrates

Für den Zentralrat der Juden in Deutschland sagte der niedersächsische Verbandsvorsitzende Michael Fürst, das Kölner Urteil habe eine hysterische Debatte mit antisemitischen Zügen entfacht. Aus einem winzigkleinen Stückchen Haut wurde ein riesiges Problem. In keinem Land der Welt sei die religiöse Beschneidung verboten. Nur in Deutschland meinten einige, dies ändern zu müssen. Selbst im Dritten Reich gab es kein Verbot der Beschneidung. Fürst und Waldhoff begrüßten den Gesetzentwurf des Bundesjustizministeriums. (0168/10.10.12)

Mit dem Gesetzentwurf aus dem Bundesjustizministerium im Auftrag des Bundestages reagiert die Politik auf ein Urteil des Kölner Landgerichts. Die kleine Strafkammer des Gerichts hatte Ende Juni die Beschneidung eines muslimischen Jungen als Körperverletzung gewertet und damit für Rechtsunsicherheit bei Juden und Muslimen gesorgt. In beiden Religionen gehört die Entfernung der Vorhaut bei Jungen zur Tradition. epd lnb mig

Nach Angaben der Atomkraftgegner wird die 1979 in Betrieb genommene Brennelementefabrik Lingen vom französischen Konzern AREVA NP betrieben. Obwohl die Anlage Atomkraftwerke weltweit mit Brennstäben versorge, werde sie in dem sogenannten Atomausstiegsgesetz mit keinem Wort erwähnt, kritisieren sie in einer gemeinsamen Presseerklärung. (1037/ 11.10.12)

Die Bevölkerung soll eingelullt werden mit dem Hinweis, der Atomausstieg sei beschlossene Sache, erklärten die Demonstranten aus Osnabrück. Doch für die zwei deutschen Uranfabriken in Lingen und Gronau gebe es epd lnb lwd mig

Studie:

Nach dem Gesetzentwurf bleibt Beschneidung in Deutschland erlaubt. Voraussetzung ist, dass die Regeln der ärztlichen Kunst eingehalten werden. Eltern müssen sich außerdem über die Risiken des Eingriffs aufklären lassen. Der Entwurf macht die religiöse Motivation nicht zur Bedingung. Trotzdem wird die besondere jüdische Praxis berücksichtigt, wo- Zudem würden neun von zehn nach der Eingriff häufig von ei- Pflegekräften ihre Aufgabe als nem Beschneider vorgenommen wichtigen gesellschaftlichen Beiwird. trag werten und seien in ihrem Der Berliner Staatsrechtler Professor Christian Waldhoff wertete das Kölner Urteil rückblickend als juristischen Fehler. Es ist vermutlich ein Fehlurteil eines Untergerichtes, das nicht korrigiert werden konnte, weil keine Rechtsmittel eingelegt werden konnten, sagte er bei einer Diskussion der Leibniz-Universität Hannover. Eine religiöse Beschneidung sei nicht als Körperverletzung anzusehen, weil die Eltern stellvertretend für das Kind ihre Einwilligung gäben. Das sei inzwischen juristischer Konsens.

nicht einmal einen Abschalttermin. Dabei sorgten diese beiden Anlagen dafür, dass weltweit Atomkraftwerke betrieben werden könnten und hochgefährlicher Müll produziert werde, für den es kein Endlager gebe.

Pflegekräfte trotz hoher Belastung zufrieden und motiviert Trotz hoher Belastungen sind Pflegekräfte mit ihrer Arbeitssituation meist zufrieden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Universität Bielefeld im Auftrag der Stiftung Zentrum für Qualität in der Pflege, für die 297 Pflegekräfte schriftlich befragt wurden. Wie die Stiftung am Mittwoch in Berlin mitteilte, gehen 65 Prozent der Befragten gerne zur Arbeit.

Job hochmotiviert. Nach Angaben der Berliner Stiftung gaben die Teilnehmer in der nichtrepräsentativen Studie an, dass sie ihr Fachwissen bei der täglichen Arbeit sehr gut einbringen könnten.

könnten vorgesehene Pausen oft- verschärfenden Fachkräftemanmals nicht eingehalten werden. gels empfahl das Zentrum für Qualität in der Pflege in seiDiese Belastungen haben laut ner Mitteilung eine bessere Vorder Stiftung Auswirkungen auf sorgestrategie: Maßnahmen der den Gesundheitszustand: Jede betrieblichen Gesundheitsfördefünfte Pflegekraft klage täglich rung und Prävention werden imüber Rückenschmerzen. Zudem mer wichtiger, um die vorhanden arbeite jede vierte Pflegekraft Potenziale der professionell Pflemit Schmerzen im Schulter- und genden gezielt zu stärken und Nackenbereich weiter. Mehr als diese gesellschaftlich hochreleein Drittel der Befragten gab au- vante Berufsgruppe langfristig im ßerdem an, dass ihr Beruf nicht Beruf zu halten, sagte Ralf Suhr, mit ihrem Familienleben verein- Vorstandsvorsitzender des Zenbar sei. trums für Qualität in der Pflege.

Gleichzeitig berichtet die Studie von wachsender Belastung: Mehr als die Hälfte der befragten Personen gab an, dass sich der Zeitdruck negativ auf die Arbeit auswirke. Über 30 Prozent der Befragten müssten ihre Arbeit sehr oft unterbrechen, um an anderer Stelle einzuspringen. Dabei Vor dem Hintergrund des sich epd pc fu

Himmelszelt von Landesgartenschau zieht ins Kloster Das Himmelszelt der schleswig-holsteinischen Landesgartenschau in Norderstedt bei Hamburg steht künftig im niedersächsischen Kloster Loccum. Es soll dort als besonderer Ort für Andachten, Begegnungen, Konzerte und Vorträge genutzt werden, teilte der evangelische Kirchenkreis Hamburg-West am Mittwoch mit. Es sei erfreulich, dass das Himmelszelt in kirchlicher Nutzung bleibe, sagte Propst Karl-Heinrich Melzer. Das Kuppelzelt bestand aus einem Aluminium-Gerüst, das mit Klarsichtfolie bespannt war.

Bildunterschrift: Informationen zu Inhalt, Fotograf und Urheberrechten. Text zu Testzwecken erstellt.

Insgesamt hatten rund 90.000 Besucher das Himmelszelt besucht. 15 Paare wurden kirchlich getraut und zwölf Kinder getauft. Vor einem Jahr wurde es zum Ende der Landesgartenschau abgebaut. Mit dem Verkaufserlös sei das Kirchenprojekt mit einem Etat von rund 500.000 Euro

jetzt finanziell ausgeglichen ab- Es feiert im kommenden Jahr geschlossen, sagte Gunnar Ur- sein 850-jähriges Bestehen. Das bach, ehemaliger Pastor der Lan- Tor steht offen – das Herz noch desgartenschau. mehr, heißt es in der Einladung von Abt Horst Hirschler, dem Das 1163 gegründete Zisterzi- früheren Landesbischof in Hanenserkloster Loccum ist heute nover. (0204/10.10.12) evangelisches Predigerseminar, Tagungs- und Veranstaltungsort. epd lnb lnh mig

In Deutschland sind 2012 so viele fair gehandelte Rosen verkauft worden wie noch nie. Mit einem Plus von über 200 Prozent gegenüber dem Vorjahr erreichten die Fairtrade-Rosen einen Marktanteil von knapp 20 Prozent, erklärte die Initiative TransFair, die ein Siegel für fairen Handel vergibt, am Mittwoch in Köln. Damit sei Deutschland weltweit Marktführer im Absatz von fair gehandelten Rosen.

Interesse. Geplant sind auch faire andere Blumensorten wie Nelken, Schleierkraut oder Weihnachtssterne. Weltweit werden nach Angaben von TransFair auf 50 Plantagen unter fairen Bedingungen Blumen gezüchtet. Die meisten fairen Blumen auf dem deutschen Markt stammten aus Kenia und Äthiopien. Der deutsche Verein TransFair entstand 1992 mit dem Ziel, benachteiligten Kleinbauern und Arbeitern in Entwicklungsländern zu besseren Einkünften zu verhelfen. Der Verein handelt selbst nicht mit Produkten, sondern vergibt ein Siegel, wenn Kriterien wie Gesundheitsschutz eingehalten werden.

Die meisten Fairtrade-Rosen werden nach wie vor in Supermärkten vertrieben, erklärte TransFair-Geschäftsführer Dieter Overath. Rund 95 Prozent der 260 Millionen verkauften Rosen habe im vorigen Jahr der Lebensmitteleinzelhandel verkauft. Aber auch im Fachhandel wachse das epd lwd fu

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Das Osnabrücker FelixNussbaum-Haus präsentiert in diesem Herbst und Winter in den Abendstunden eine Lichtprojektion der Künstlerin Nikola Dicke. Vom 12. Oktober an erscheint bei Einbruch der Dunkelheit auf der Außenwand des turmartigen Gebäudeteils die projizierte Zeichnung eines Vogelkäfigs, teilte das Museum am Mittwoch mit. Hinzu kommen Projektionen von Vögeln, die das Museum zu umfliegen scheinen. Die Installation unter dem Titel inside out wird nach Angaben des Museums bis zum 27. Januar jeweils von 17 bis 24 Uhr zu sehen sein. Die Abfolge von Einzelzeichnungen erscheine dem Betrachter wie ein Film. Nikola Dicke habe ihre Motive mit Nadeln und Stiften in rußgeschwärzte Glasscheiben geritzt. Die in Osnabrück lebende und international ausstellende Künstlerin spiele außerdem mit optischen Täuschungen, wodurch die projizierten Vögel lebendig erschienen, hieß es. Die Installation ist nach ihren Angaben speziell für das Nussbaum-Haus entstanden. Der Betrachter solle sich die Zeit nehmen, über Freiheit und Gefangenschaft, über Schutz und Gefahr nachzudenken - und damit zugleich über die

Bildunterschrift: Informationen zu Inhalt, Fotograf und Urheberrechten. Text zu Testzwecken erstellt.

Bedingungen seiner Wahrnehmung und Existenz. Der jüdische Maler Felix Nussbaum wurde 1904 in Osnabrück geboren. Die Nationalsozialisten ermordeten ihn 1944 im Vernichtungslager Auschwitz.

Parallel zur Außen-Installation nur während der Öffnungszeiten gibt es im Felix-Nussbaum-Haus des Museums zu sehen. (0152/ eine Ausstellung mit den Original- 10.10.12) Arbeiten der Künstlerin. Der Besucher könne dabei den künstle- epd lnb mas mig rischen Entstehungsprozess verfolgen. Diese Präsentation ist

Wochenspiegel Seite 3

Anti-Atomkraftgruppen fordern erneut die sofortige Stilllegung aller Atomkraftwerke und Atomanlagen in Deutschland. Der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz in Bonn erklärte am Donnerstag seine Solidarität mit dem Protest von 15 Demonstranten von Robin Wood und Anti-Atominitiativen aus Osnabrück und dem Münsterland im niedersächsischen Lingen: Das AKW Lingen II und die UranBrennelementefabrik in Lingen müssen sofort stillgelegt werden.

Faire Rosen erreichen Marktanteil von 20 Prozent

Licht-Projektion am Felix-Nussbaum-Haus in Osnabrück

Ereignis markiert den Beginn der Reformation. Weltweit gibt es heute rund 400 Millionen Protestanten, die in der Reformation ihre geistlichen und konfessionellen Wurzeln sehen.

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March 3, 2013, Dortmund

Früherer ÖRK-Generalsekretär Raiser 75 Jahre alt

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Stimmen, die verstummen Nur noch wenige Zeitzeugen können vom Holocaust berichten

Wochenspiegel Ausgabe: pareto_breite

March 3, 2013, Dortmund

Rockmusical über Luther feiert Premiere

gegen in den Bereichen Sexuallehre und Zölibat, Seelsorge und Gemeindearbeit. Anlass für die Untersuchung war eine Welle von Kirchenaustritten in der Diözese RottenburgStuttgart. Sie verzeichnet seit 22 Jahren im Durchschnitt 10.650 Austritte pro Jahr. Einen Rekord gab es 2010 mit 15.650 Austritten nach Bekanntwerden von Fällen sexuellen Missbrauchs in der Kirche. Dass es in der Kirche eine unabhängige Kommission zu diesem Thema gibt, wird von den Befragten kontrovers beurteilt. 52 Prozent sagen, die Kirche habe dadurch an Glaubwürdigkeit gewonnen - 48 Prozent verneinen dies. Doch stimmen 87 Prozent der Aussage ganz oder eher zu, dass die Kirche weiterhin offensiv mit dem Thema Missbrauch umgehen solle.

Ausgabe: pareto_breite

Ausgabe: pareto_breite

Hilfswerke prangern Diskriminierung von Mädchen an Hilfsorganisationen haben zum ersten internationalen Mädchentag an diesem Donnerstag darauf aufmerksam gemacht, dass Mädchen in vielen Ländern und Gesellschaften diskriminiert und vernachlässigt werden. Mädchen würden bei der Versorgung mit Nahrung und Medizin benachteiligt, und Millionen weiblicher Föten würden noch immer gezielt abgetrieben, berichtete das Kinderhilfswerk terre des hommes am Mittwoch in Osnabrück.

In den Entwicklungsländern ist der Stiftung zufolge jedes dritte Mädchen mit 18 Jahren verheiratet. Zehn Prozent sind sogar jünger als 15 Jahre. Bis zum Jahr 2020 steige die Zahl der Ehefrauen unter 15 voraussichtlich auf 50 Millionen und damit auf das Doppelte.

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Expertin warnt vor Überforderung am Arbeitsplatz epd-Gespräch von: Martina Schwager Die Anti-Stress-Trainerin Monika Gruhl hat Unternehmen anlässlich der Woche der seelischen Gesundheit davor gewarnt, ihre Mitarbeiter zu überfordern. Aufgrund von Personalmangel müssten Angestellte in kürzerer Zeit immer komplexere Aufgaben erledigen, sagte Gruhl am Rande einer Veranstaltung im Kloster Wennigsen bei Hannover am Dienstag in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Es reicht nicht mehr aus, ordentlich seine Arbeit zu tun. Die Erwartungen sind riesig. Das führe häufig zu Erschöpfung und Burn-out.

Die Stiftung Weltbevölkerung prangerte die zunehmende Verbreitung von Kinderehen in Entwicklungsländern an. Die Folge seien frühe Schwangerschaften und ein früher Tod im Kindbett, weil der Körper der Mädchen noch nicht reif sei, sagte Geschäftsführerin Renate Bähr. Komplikationen bei der Schwangerschaft oder Geburt seien in Entwicklungsländern die Haupttodesursachen für Mädchen. Bildunterschrift: Informationen zu Inhalt, Fotograf und Urheberrechten. Text zu Testzwecken erstellt.

ter als die der Jungen, betonte Danuta Sacher von terre des hommes. Weltweit besuchten 75 Millionen Mädchen noch nicht einmal die Grundschule oder zumindest den untersten Jahrgang einer weiterführenden Schule: Die strukturelle Diskriminierung Auch die Bildungschancen von von Mädchen ist ein Skandal. Mädchen seien deutlich schlech-

Der Schlüssel für Verbesserungen liege in der Aufklärung der Eltern und der besseren Schulund Berufsausbildung für Mädchen. Wichtig sei auch, ihr Selbstwertgefühl zu stärken. Das hilft ihnen, sich in der Gemeinschaft gegen Zwang und Ausbeutung zur Wehr zu setzen. Der Internationale Mädchentag ist ein von

den Vereinten Nationen initiierter Aktionstag, der in diesem Jahr erstmals am 11. Oktober begangen wird. Er soll auf die weltweite Benachteiligung von Mädchen hinweisen. (0171/10.10.12) epd lnb mas mig

Ausstellung erinnert an Schlacht um Stalingrad Mit einer Ausstellung und einem ökumenischen Gottesdienst am 15. Oktober wird in Hildesheim an die Schlacht um Stalingrad vor 70 Jahren erinnert. Besonders die Kirche müsse die Erinnerung wachhalten, damit ein solches Ereignis nicht noch einmal passiert, sagte der evangelische Superintendent Helmut Aßmann am Montag in Hildesheim. Die Schlacht um das sowjetische Stalingrad und heutige Wolgograd gilt als eine der größten des Zweiten Weltkrieges, sie forderte mehr als 700.000 Todesopfer. Nach dem deutschen Angriff auf

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March 3, 2013, Dortmund

die Stadt wurden 1942 mehr als 230.000 Soldaten der Wehrmacht und ihrer Verbündeten durch die Rote Armee eingekesselt. Mehr als 100.000 Soldaten der Wehrmacht kehrten nicht aus der Kriegsgefangenschaft zurück. Die Ausstellung im Rathaus zeigt vom 15. Oktober bis zum 23. November die Geschichte von Soldaten aus dem Raum Hildesheim. Der Gottesdienst zur Eröffnung wird um 14 Uhr in der St.Andreas-Kirche gefeiert. (8134/ 08.10.12) Bildunterschrift: Informationen zu Inhalt, Fotograf und Urheberrechten. Text zu Testzwecken erstellt.

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resilient ist, kann Krisen überstehen. Mitarbeiter sollten sich mit ihren Stärken entfalten können und zum Beispiel nicht in ihrer Lösungssuche gebremst werden.

Resilienz sei nicht nur Stressbewältigung, sondern umfasse das gesamte Leben, erläuterte Gruhl. Gestärkte Menschen akzeptierten, was sie nachweislich nicht ändern könnten. Sie hätten Zuversicht und Selbstvertrauen. Und sie seien offen für Lösungsmöglichkeiten. Zu ihren Verhaltensstrategien in Krisenfällen gehört neben der Stressbewältigung auch die Suche nach Beziehungen, die ihnen helfen. Diese Die Sozialpädagogin hat 2005 Grundhaltungen und Strategien das sogenannte Resilienzzen- vermittle sie in ihren Trainingsprotrum in Osnabrück gegründet grammen, sagte Gruhl. Resilienz und ein Modell zur Stärkung der ist lernbar bis ins hohe Alter. eigenen Widerstandskraft entwickelt. Resilienz ist laut Gruhl die Zur bundesweiten Woche der Kraftreserve, die der Mensch in seelischen Gesundheit lädt seit Krisenzeiten mobilisieren kann, 2006 jährlich das Aktionsbündum diese Krisen zu überste- nis Seelische Gesundheit unter hen und sogar daran zu wach- Schirmherrschaft des Bundesgesen. Die Trainerin bietet Vorträge, sundheitsministers ein. Zu den Workshops und Seminare sowie mehr als 70 MitgliedsorganisaWeiterbildungen zum Resilienz- tionen zählen die SelbsthilfeverCoach an. Die Nachfrage von- bände der Betroffenen und Anseiten der Unternehmen habe in gehörigen sowie Vertreter aus den vergangenen Jahren stark den Bereichen Psychiatrie, Gezugenommen. sundheitsförderung und Politik. In mehr als 50 Städten und ReManchmal schickten die Firmen gionen sind in diesem Jahr vom zunächst ihre Mitarbeiter, die ler- Welttag der seelischen Gesundnen sollten mit Stress besser heit am 10. Oktober bis zum 21. umzugehen. Viel lieber seien ihr Oktober Aktionen zum Thema aber zuerst die Führungskräfte. psychische Gesundheit geplant. Diese könnten eine Kultur schaf- (9114/09.10.12) fen, die die Mitarbeiter stärkt. Nur ein Unternehmen, das insgesamt epd lnb mas cmo

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Test 2: Schwerpunkt Tiefe

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Wochenspiegel Ausgabe: pareto_tiefe

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Expertin warnt vor Überforderung am Arbeitsplatz

Rockmusical über Luther feiert Premiere Die Bremer evangelische Jugendkirche Garten Eden 2.0 feiert an diesem Freitag mit einem selbst produzierten Rockmusical zum Reformator Martin Luther (1483-1546) Premiere. In einer 45-minütigen Szenencollage unter dem Titel Luther setzt über gehe es um den Wunsch nach Veränderungen, Protest und Zivilcourage, erläuterte am Mittwoch die Leiterin der Jugendkirche, Almut Schmidt: Der Name Luther wird in dem Musical nicht genannt, aber man spürt seine Kraft.

Wochenspiegel

March 3, 2013, Dortmund

Ereignis markiert den Beginn der Reformation. Weltweit gibt es heute rund 400 Millionen Protestanten, die in der Reformation ihre geistlichen und konfessionellen Wurzeln sehen.

epd-Gespräch von: Martina Schwager Die Anti-Stress-Trainerin Monika Gruhl hat Unternehmen anlässlich der Woche der seelischen Gesundheit davor gewarnt, ihre Mitarbeiter zu überfordern. Aufgrund von Personalmangel müssten Angestellte in kürzerer Zeit immer komplexere Aufgaben erledigen, sagte Gruhl am Rande einer Veranstaltung im Kloster Wennigsen bei Hannover am Dienstag in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Es reicht nicht mehr aus, ordentlich seine Arbeit zu tun. Die Erwartungen sind riesig. Das führe häufig zu Erschöpfung und Burn-out.

Die Lutherdekade steht unter dem Motto Luther 2017 - 500 Jahre Reformation und rückt Jahr für Jahr zentrale Einsichten des Reformators Martin Luther in den Mittelpunkt. In diesem Jahr wird etwa besonders die Bedeutung der Reformation für die Musik beleuchtet, 2013 steht das Thema Reformation und Toleranz im Mittelpunkt. Die folgenden Jahre stehen unter den Themen Politik, Bild und Bibel sowie die eine Welt. Die Theologin Margot Käß- Die Sozialpädagogin hat 2005 mann wirbt als Lutherbotschaf- das sogenannte Resilienzzenterin für das Jubiläum. (0068/ trum in Osnabrück gegründet 10.10.12) und ein Modell zur Stärkung der

Das Musical ist Teil der Lutherdekade, die seit 2008 auf das Reformationsjubiläum 2017 vorbereitet. Dann erinnert die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) an den 500. Jahrestag des legendären Thesenanschlags Martin Luthers an der Schlosskirche in Wittenberg. Das epd lnb sel mir

eigenen Widerstandskraft entwickelt. Resilienz ist laut Gruhl die Kraftreserve, die der Mensch in Krisenzeiten mobilisieren kann, um diese Krisen zu überstehen und sogar daran zu wachsen. Die Trainerin bietet Vorträge, Workshops und Seminare sowie Weiterbildungen zum ResilienzCoach an. Die Nachfrage vonseiten der Unternehmen habe in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Manchmal schickten die Firmen zunächst ihre Mitarbeiter, die lernen sollten mit Stress besser umzugehen. Viel lieber seien ihr aber zuerst die Führungskräfte. Diese könnten eine Kultur schaffen, die die Mitarbeiter stärkt. Nur ein Unternehmen, das insgesamt resilient ist, kann Krisen überste-

hen. Mitarbeiter sollten sich mit Zur bundesweiten Woche der ihren Stärken entfalten können seelischen Gesundheit lädt seit und zum Beispiel nicht in ihrer 2006 jährlich das AktionsbündLösungssuche gebremst werden. nis Seelische Gesundheit unter Schirmherrschaft des BundesgeResilienz sei nicht nur Stress- sundheitsministers ein. Zu den bewältigung, sondern umfasse mehr als 70 Mitgliedsorganisadas gesamte Leben, erläuterte tionen zählen die SelbsthilfeverGruhl. Gestärkte Menschen ak- bände der Betroffenen und Anzeptierten, was sie nachweislich gehörigen sowie Vertreter aus nicht ändern könnten. Sie hätten den Bereichen Psychiatrie, GeZuversicht und Selbstvertrauen. sundheitsförderung und Politik. Und sie seien offen für Lösungs- In mehr als 50 Städten und Remöglichkeiten. Zu ihren Verhal- gionen sind in diesem Jahr vom tensstrategien in Krisenfällen ge- Welttag der seelischen Gesundhört neben der Stressbewälti- heit am 10. Oktober bis zum 21. gung auch die Suche nach Bezie- Oktober Aktionen zum Thema hungen, die ihnen helfen. Diese psychische Gesundheit geplant. Grundhaltungen und Strategien (9114/09.10.12) vermittle sie in ihren Trainingsprogrammen, sagte Gruhl. Resilienz epd lnb mas cmo ist lernbar bis ins hohe Alter.

Licht-Projektion am Felix-Nussbaum-Haus in Osnabrück Das Osnabrücker FelixNussbaum-Haus präsentiert in diesem Herbst und Winter in den Abendstunden eine Lichtprojektion der Künstlerin Nikola Dicke. Vom 12. Oktober an erscheint bei Einbruch der Dunkelheit auf der Außenwand des turmartigen Gebäudeteils die projizierte Zeichnung eines Vogelkäfigs, teilte das Museum am Mittwoch mit. Hinzu kommen Projektionen von Vögeln, die das Museum zu umfliegen scheinen. Die Installation unter dem Titel inside out wird nach Angaben des Museums bis zum 27. Januar jeweils von 17 bis 24 Uhr zu sehen sein. Die Abfolge von Einzelzeichnungen erscheine dem Betrachter wie ein Film. Nikola Dicke habe ihre Motive mit Nadeln

Der Berliner evangelische Bischof Markus Dröge erklärte am Donnerstag, Raiser habe die weltweite Ökumene gestaltet und geprägt. In beeindruckender wissenschaftlicher Breite habe er sich mit den Fragen der Zeit beschäftigt und diese in die Kirche und die Gesellschaft hineingetragen. Bis heute bringe Raiser sich in den ökumenischen Diskurs ein. Dröge: Sie verdeutlichen in Ihrer

Hilfsorganisationen haben zum ersten internationalen Mädchentag an diesem Donnerstag darauf aufmerksam gemacht, dass Mädchen in vielen Ländern und Gesellschaften diskriminiert und vernachlässigt werden. Mädchen würden bei der Versorgung mit Nahrung und Medizin benachteiligt, und Millionen weiblicher Föten würden noch immer gezielt abgetrieben, berichtete das Kinderhilfswerk terre des hommes am Mittwoch in Osnabrück. Die Stiftung Weltbevölkerung prangerte die zunehmende Verbreitung von Kinderehen in Entwicklungsländern an. Die Folge seien frühe Schwangerschaften und ein früher Tod im Kindbett, weil der Körper der Mädchen noch nicht reif sei, sagte Geschäftsführerin Renate Bähr. Komplikationen bei der Schwan-

gerschaft oder Geburt seien in Entwicklungsländern die Haupttodesursachen für Mädchen. In den Entwicklungsländern ist der Stiftung zufolge jedes dritte Mädchen mit 18 Jahren verheiratet. Zehn Prozent sind sogar jünger als 15 Jahre. Bis zum Jahr 2020 steige die Zahl der Ehefrauen unter 15 voraussichtlich auf 50 Millionen und damit auf das Doppelte. Auch die Bildungschancen von Mädchen seien deutlich schlechter als die der Jungen, betonte Danuta Sacher von terre des hommes. Weltweit besuchten 75 Millionen Mädchen noch nicht einmal die Grundschule oder zumindest den untersten Jahrgang einer weiterführenden Schule: Die strukturelle Diskriminierung von Mädchen ist ein Skandal.

Studie:

Die in Osnabrück lebende und international ausstellende Künstlerin spiele außerdem mit optischen Täuschungen, wodurch die projizierten Vögel lebendig erschienen, hieß es. Die Installation ist nach ihren Angaben speziell für das Nussbaum-Haus entstanden. Der Betrachter solle sich die Zeit nehmen, über Freiheit und Gefangenschaft, über Schutz und Gefahr nachzudenken - und damit zugleich über die Bedingungen seiner Wahrnehmung und Existenz. Der jüdische Maler Felix Nussbaum wurde 1904 in Osnabrück geboren. Die Nationalsozialisten ermordeten ihn 1944 im Vernichtungslager Auschwitz.

Trotz hoher Belastungen sind Pflegekräfte mit ihrer Arbeitssituation meist zufrieden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Universität Bielefeld im Auftrag der Stiftung Zentrum für Qualität in der Pflege, für die 297 Pflegekräfte schriftlich befragt wurden. Wie die Stiftung am Mittwoch in Berlin mitteilte, gehen 65 Prozent der Befragten gerne zur Arbeit.

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Person, mit Ihrer Theologie und Ihrem Wirken, dass die Kirche nicht an nationalen Grenzen endet. Der 1938 in Magdeburg geborene Raiser studierte Theologie in Tübingen, Bethel, Heidelberg und Zürich. Nach seinem Vikariat in Berlin und Stuttgart studierte er von 1965 bis 1966 Soziologie und Sozialpsychologie an der Harvard Universität. Konrad Raiser ist Autor zahlreicher Aufsätze und Bücher. Er ist verheiratet und hat vier Söhne. Seine Frau Elisabeth war evangelische Präsidentin des ersten Ökumenischen Kirchentages 2003 in Berlin. Beim Weltkirchenrat in Genf war er ab 1969 zunächst Studienreferent der Kommission für Glauben und Kirchenverfassung. 1973 wurde er zum stellvertretenden Generalsekretär er-

könnten vorgesehene Pausen oftmals nicht eingehalten werden.

Diese Belastungen haben laut der Stiftung Auswirkungen auf den Gesundheitszustand: Jede fünfte Pflegekraft klage täglich über Rückenschmerzen. Zudem arbeite jede vierte Pflegekraft mit Schmerzen im Schulter- und Nackenbereich weiter. Mehr als ein Drittel der Befragten gab außerdem an, dass ihr Beruf nicht Zudem würden neun von zehn mit ihrem Familienleben vereinPflegekräften ihre Aufgabe als bar sei. wichtigen gesellschaftlichen Beitrag werten und seien in ihrem Vor dem Hintergrund des sich Job hochmotiviert. Nach Anga- verschärfenden Fachkräftemanben der Berliner Stiftung ga- gels empfahl das Zentrum für ben die Teilnehmer in der nicht- Qualität in der Pflege in seirepräsentativen Studie an, dass ner Mitteilung eine bessere Vorsie ihr Fachwissen bei der tägli- sorgestrategie: Maßnahmen der chen Arbeit sehr gut einbringen betrieblichen Gesundheitsfördekönnten. rung und Prävention werden immer wichtiger, um die vorhanden Gleichzeitig berichtet die Studie Potenziale der professionell Pflevon wachsender Belastung: Mehr genden gezielt zu stärken und als die Hälfte der befragten Per- diese gesellschaftlich hochrelesonen gab an, dass sich der vante Berufsgruppe langfristig im Zeitdruck negativ auf die Arbeit Beruf zu halten, sagte Ralf Suhr, auswirke. Über 30 Prozent der Vorstandsvorsitzender des ZenBefragten müssten ihre Arbeit trums für Qualität in der Pflege. sehr oft unterbrechen, um an anderer Stelle einzuspringen. Dabei epd pc fu

Parallel zur Außen-Installation des Museums zu sehen. (0152/ gibt es im Felix-Nussbaum-Haus 10.10.12) eine Ausstellung mit den OriginalArbeiten der Künstlerin. Der Be- epd lnb mas mig sucher könne dabei den künstlerischen Entstehungsprozess verfolgen. Diese Präsentation ist nur während der Öffnungszeiten

Mit einer Ausstellung und einem ökumenischen Gottesdienst am 15. Oktober wird in Hildesheim an die Schlacht um Stalingrad vor 70 Jahren erinnert. Besonders die Kirche müsse die Erinnerung wachhalten, damit ein solches Ereignis nicht noch einmal passiert, sagte der evangelische Superintendent Helmut Aßmann am Montag in Hildesheim. Die Schlacht um das sowjetische Stalingrad und heutige Wolgograd gilt als eine der größten des Zweiten Weltkrieges, sie forderte mehr als 700.000 Todesopfer.

nannt. Er nahm 1983 einen Ruf als Professor für Systematische Theologie an die EvangelischTheologischen Fakultät der RuhrUniversität Bochum an. Gleichzeitig war er Direktor des Ökumenischen Instituts dieser Fakultät.

fiel in eine Periode nachlassender Begeisterung in der ökumenischen Bewegung. Vor allem Spannungen zwischen orthodoxen und protestantischen Kirchen sowie leere Kassen schwächten den Dachverband. Dabei setzte sich Raiser für eine Einbindung Als erster Deutscher war Rai- der Orthodoxie in den Weltkirser 1992 zum Generalsekre- chenrat ein. tär des Ökumenischen Rates der Kirchen gewählt worden. epd cez rks Seine zehnjährige Amtszeit an der Spitze des Weltkirchenrates

March 3, 2013, Dortmund

Stimmen, die verstummen Nur noch wenige Zeitzeugen können vom Holocaust berichten

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die Judenverfolgung erinnern, gehört auch Inge Deutschkron. In der NS-Zeit entging die junge Frau der Deportation, weil nichtjüdische Freunde sie zusammen mit ihrer Mutter in Berlin versteckten. Inge Deutschkron hat 2006 in Berlin eine Stiftung gegründet, um das Andenken an diese stillen Helden wachzuhalten, die unter hohem persönlichen Einsatz den Verfolgten halfen. Zudem will die Stiftung vor allem junge Menschen zu Toleranz und Zivilcourage ermutigen. Am kommenden Mittwoch (30.1.) wird die heute 90-jährige Journalistin und Max Mannheimer hat als jun- Buchautorin im Bundestag eine ger Mann unter anderem das Rede anlässlich des HolocaustKZ Auschwitz-Birkenau überlebt. Gedenktages halten. Unzählige Male hat er in Klassenzimmern seinen Ärmel hoch- Es gibt heute nur noch wenige gekrempelt und den Schülern Menschen wie Inge Deutschkron seine auf dem Unterarm eintä- oder Max Mannheimer, die rund towierte Häftlingsnummer 99728 70 Jahre nach dem Holocaust gezeigt. Der heute 92-Jährige über ihre Verfolgung in der NSverlor fast seine ganze Familie Zeit erzählen können. In weniin den Gaskammern. Der Mann gen Jahren werden diese Zeitmit dem weißen Haar, der in zeugen nicht mehr am Leben München lebt, ist Vorsitzender sein. Der Direktor der Stiftung der Lagergemeinschaft Dachau Brandenburgische Gedenkstätund Vizepräsident des Internatio- ten, Günter Morsch, sieht im allnalen Dachau-Komitees. Wenn mählichen Verlöschen der Zeiter vom größten Verbrechen der zeugenschaft einen großen unerMenschheitsgeschichte erzählt, setzlichen Verlust. Mit dem Verdann will er den Jugendlichen schwinden der Zeitzeugen werauch klar machen, dass es sich den nach Überzeugung des Hislohnt, für die Demokratie einzu- torikers die materiellen Zeugen treten. der NS-Verbrechen wie die KZGedenkstätten immer wichtiger. Zu den jüdischen Zeitzeugen, die in Vorträgen und Lesungen an Auch für den Präsidenten

des Zentralrates der Juden in Deutschland. Dieter Graumann, stellt sich die Frage, wie die Erinnerung an den Holocaust wachgehalten werden kann. Graumann plädiert für vielfältige Formen des Gedenkens. Dazu zählen nach seiner Auffassung feste Gedenktage und Erinnerungsorte. Mir ist ritualisiertes Gedenken lieber als planvolles Vergessen, sagte Graumann in einem epd-Gespräch. Zudem empfiehlt er Besuche von Jugendlichen in KZ-Gedenkstätten und eine intensive Beschäftigung mit Einzelschicksalen von NS-Opfern an den Schulen. Die Sorge, dass die Shoah mit dem Verschwinden der Zeitzeugen allmählich in Vergessenheit geraten könnte, teilt Graumann nicht. Der 1950 geborene Sohn von HolocaustÜberlebenden sieht vor allem die Kinder der NS-Verfolgten, die Zeitzeugen der zweiten Generation, in der Pflicht, die Erinnerung lebendig zu halten. Diese müssten die Geschichten und Emotionen ihrer Eltern weitergeben. Auch unsere Kinder und alle weiteren Generationen werden diese schrecklichen Verbrechen bestimmt niemals vergessen, ist der Zentralrats-Präsident überzeugt. epd jup fu

Faire Rosen erreichen Marktanteil von 20 Prozent In Deutschland sind 2012 so viele fair gehandelte Rosen verkauft worden wie noch nie. Mit einem Plus von über 200 Prozent gegenüber dem Vorjahr erreichten die Fairtrade-Rosen einen Marktanteil von knapp 20 Prozent, erklärte die Initiative TransFair, die ein Siegel für fairen Handel vergibt, am Mittwoch in Köln. Damit sei Deutschland weltweit Marktführer im Absatz von fair gehandelten Rosen.

Interesse. Geplant sind auch faire andere Blumensorten wie Nelken, Schleierkraut oder Weihnachtssterne. Weltweit werden nach Angaben von TransFair auf 50 Plantagen unter fairen Bedingungen Blumen gezüchtet. Die meisten fairen Blumen auf dem deutschen Markt stammten aus Kenia und Äthiopien. Der deutsche Verein TransFair entstand 1992 mit dem Ziel, benachteiligten Kleinbauern und Arbeitern in Entwicklungsländern zu besseren Einkünften zu verhelfen. Der Verein handelt selbst nicht mit Produkten, sondern vergibt ein Siegel, wenn Kriterien wie Gesundheitsschutz eingehalten werden.

Die meisten Fairtrade-Rosen werden nach wie vor in Supermärkten vertrieben, erklärte TransFair-Geschäftsführer Dieter Overath. Rund 95 Prozent der 260 Millionen verkauften Rosen habe im vorigen Jahr der Lebensmitteleinzelhandel verkauft. Aber auch im Fachhandel wachse das epd lwd fu

Arbeitnehmerkammer: Berufskrankheiten leichter anerkennen Die Bremer Arbeitnehmerkammer hat das Anerkennungsverfahren für Berufskrankheiten kritisiert und Erleichterungen gefordert. Im Land Bremen würden jährlich mehr als tausend Fälle mit Verdacht auf eine Berufskrankheit angezeigt, aber mit 360 weit weniger als die Hälfte anerkannt, sagte Kammerreferentin Barbara Reuhl am Mittwoch Bildunterschrift: Informationen zu Inhalt, Fotograf und Urheberrechten. Text bei einer Arbeitsschutzkonferenz. Den Nachweis, dass ihre Erkranzu Testzwecken erstellt. kung berufsbedingt sei, müssten Der Schlüssel für Verbesserun- den Vereinten Nationen initiierter die Betroffenen selbst erbringen. gen liege in der Aufklärung der Aktionstag, der in diesem Jahr In vielen Fällen scheitert das VerEltern und der besseren Schul- erstmals am 11. Oktober began- fahren genau daran, sagte Reuhl. und Berufsausbildung für Mäd- gen wird. Er soll auf die weltweite chen. Wichtig sei auch, ihr Selbst- Benachteiligung von Mädchen Ohne fachkundige Unterstützung hätten viele kranke Arbeitnehwertgefühl zu stärken. Das hilft hinweisen. (0171/10.10.12) mer kaum Chancen auf eine ihnen, sich in der Gemeinschaft Anerkennung, fügte sie hinzu. gegen Zwang und Ausbeutung epd lnb mas mig Das gelte, obwohl den Berufszur Wehr zu setzen. Der Internagenossenschaften die Zusamtionale Mädchentag ist ein von menhänge zwischen Arbeitsbedingungen und Erkrankungsrisiken bekannt seien. Sie hätten eine Ermittlungspflicht bei Verdacht auf eine Berufskrankheit. Aus diesen Daten könnten die Krankenkassen dann Hinweise ableiten, ob Versicherte möglicherweise berufsbedingt erkrankt seien.

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Die Arbeitnehmerkammer fordert neben einem erleichterten Anerkennungsverfahren zudem mehr Prävention, um Berufskrankheiten von vornherein zu vermeiden. Unsere Gesellschaft kann es sich nicht leisten, dass immer weniger Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gesund bis zur Rente arbeiten können - hier ist auch die Politik gefordert, sagte Reuhl,

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die eine Beratungsstelle unter dem Dach der Kammer leitet. Diese Stelle wurde im vergangenen Jahr eingerichtet, weil Betroffene bis dahin oft erfolglos versucht hatten, eine Anerkennung durchzukämpfen. So seien allein in Bremen nachweislich mehr als 5.000 Menschen durch den beruflichen Kontakt mit Asbestfasern an Asbestose, Lungen- oder Kehlkopfkrebs erkrankt, hieß es. Davon hätten lediglich 2.600 eine Entschädigung erhalten. Der Beweis, dass die Krankheit wirklich beruflich bedingt ist, ist nach Angaben des Beraters Rolf Spalek schwierig zu führen. Gesundheitliche Schäden zeigten sich oft erst viele Jahre später. Dazu komme, dass Unterlagen über die Belastung am Arbeitsplatz einer vor vielen Jahren ausgeführten Tätigkeit oft nicht mehr vorlägen. Deshalb dürften die Gesundheitsakten eines Betriebes auch dann nicht vernichtet werden, wenn die Firma pleitegehe. Die kostenlose Beratung der Arbeitnehmerkammer wird befristet bis Ende des Jahres mit EUGeldern gefördert. Sie wird wissenschaftlich begleitet und soll helfen, eine Datenbank aufzubauen. Zudem entwickelt sie ein Konzept, um Berufskrankheiten zu vermeiden. Betriebe sollen beim Arbeits- und Gesundheitsschutz unterstützt werden. (0188 /10.10.12) epd lnb sel mig

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Nach dem deutschen Angriff auf die Stadt wurden 1942 mehr als 230.000 Soldaten der Wehrmacht und ihrer Verbündeten durch die Rote Armee eingekesselt. Mehr als 100.000 Soldaten der Wehrmacht kehrten nicht aus der Kriegsgefangenschaft zurück. Die Ausstellung im Rathaus zeigt vom 15. Oktober bis zum 23. November die Geschichte von Soldaten aus dem Raum Hildesheim. Der Gottesdienst zur EröffBildunterschrift: Informationen zu Inhalt, Fotograf und Urheberrechten. Text nung wird um 14 Uhr in der St.- zu Testzwecken erstellt. Andreas-Kirche gefeiert. (8134/ 08.10.12) epd lnb cmo mir

Wochenspiegel

Andere jüdische Verfolgte, die die systematische Vernichtungspolitik der Nationalsozialisten überlebten, konnten nach dem Ende ihres Martyriums ihre Erinnerungen weitergeben. Einige fanden erst Jahrzehnte nach dem Krieg die Kraft, über ihre Lebensgeschichte zu berichten. Es sind Menschen wie Max Mannheimer oder Inge Deutschkron, die auch im hohen Alter noch dazu beitragen, dass die Naziverbrechen nicht in Vergessenheit geraten. Die Erinnerungen dieser Zeitzeugen sind Mahnung und Warnung an die Nachgeborenen.

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Ausstellung erinnert an Schlacht um Stalingrad Bildunterschrift: Informationen zu Inhalt, Fotograf und Urheberrechten. Text zu Testzwecken erstellt.

Ausgabe: pareto_tiefe

Anne Frank konnte nicht mehr über ihre Leidenszeit im Konzentrationslager berichten. Sie wurde nur 15 Jahre alt. Kurz vor Kriegsende starb die junge Jüdin im KZ Bergen-Belsen an Typhus. Für die Nachwelt verstummte Anne Franks Stimme mit ihrem letzten Tagebucheintrag vom 1. August 1944. Das nach ihrem Tod veröffentlichte Tagebuch, das sie in ihrem Versteck in einem Amsterdamer Hinterhaus bis zu ihrer Verhaftung geführt hatte, wurde zu einem der bekanntesten Zeugnisse aus der Zeit des Holocaust.

March 3, 2013, Dortmund

Hilfswerke prangern Diskriminierung von Mädchen an

Pflegekräfte trotz hoher Belastung zufrieden und motiviert

und Stiften in rußgeschwärzte Glasscheiben geritzt.

Früherer ÖRK-Generalsekretär Raiser 75 Jahre alt Der frühere Generalsekretär des Weltkirchenrates, Konrad Raiser, wurde am 25. Januar 75 Jahre alt. Der evangelische Pfarrer stand ein Jahrzehnt an der Spitze des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), der mehr als 340 Kirchen in 110 Ländern umfasst und nach eigenen Angaben rund 560 Millionen Christen repräsentiert. Der evangelische Theologe gilt seit den 1980er Jahren als Vordenker der Ökumene.

Ausgabe: pareto_tiefe

Wochenspiegel Seite 3

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March 3, 2013, Dortmund

Kirchen erteilen christlichem Zionismus Absage Die evangelischen Kirchen in Deutschland grenzen sich vom christlichen Zionismus ab. Dessen Lehren und Praxis verschärften den israelischpalästinensischen Konflikt und widersprächen dem biblischen Gebot der Versöhnung und der Feindesliebe, wird in dem Text Gelobtes Land? kritisiert, der am Mittwoch in Hannover veröffentlicht wurde. Darin wird christlich-zionistischen Positionen, die etwa in der Einwanderung der Juden nach Israel ein Zeichen für die baldige Erfüllung biblischer Bildunterschrift: Informationen zu Inhalt, Fotograf und Urheberrechten. Text Prophezeiungen sehen, auch zu Testzwecken erstellt. aus theologischer Sicht widersprochen. widerspreche den Grundsätzen Beginn der Endzeit und die Wiedes christlich-jüdischen Dialogs, derkehr des Messias. EinflussreiDer christliche Zionismus ba- heißt es. Überdies sei christlicher che Anhänger hat er vor allem siere auf einer Engführung bib- Zionismus, weil er das Existenz- unter christlichen Fundamentalislischer Aussagen, argumentieren recht der Kirchen in der Nahost- ten in den Vereinigten Staaten, die evangelischen Kirchen. Er Region verneine, unökumenisch. in Deutschland werden christlichkonstruiere endzeitliche Abläufe, zionistische Positionen nur von für die es nur bedingt biblische Der christliche Zionismus hat wenigen Gruppierungen vertreQuellen gebe. In dem Text wird seine Ursprünge in der pro- ten. zudem kritisiert, nach christlich- testantischen Erweckungsbewezionistischen Vorstellungen hät- gung des 19. Jahrhunderts. Er Die Orientierungshilfe wurde im ten Nichtjuden kein Lebensrecht propagiert die Vorstellung, das Auftrag der Evangelischen Kirin Israel und dürften nur als Land- gegenwärtige Zeitalter münde in che in Deutschland (EKD), der und Rechtlose dort wohnen. Das der Rückkehr aller Juden aus der Union Evangelischer Kirchen in verletzt den biblischen Wert der Diaspora in das Land Israel und der EKD, sowie der Vereinigten Gerechtigkeit und grundlegende in die Wiederherstellung Israels. Evangelisch-Lutherischen Kirche Menschenrechte. Seine Anhänger befürworten die Deutschlands erarbeitet. Sie sei israelische Siedlungstätigkeit in ein Beitrag zu einer NeubeAuch werde dem Judentum kein den besetzten Gebieten und leh- stimmung des Verhältnisses von eigener Wert zugestanden. Dies nen deren Rückgabe ab. Sie se- Christen und Juden, heißt es im sei im Kern judenfeindlich und hen darin ein Zeichen für den Vorwort. Ebenso trägt sie zur

unerlässlichen Frage bei, wie die evangelischen Kirchen ihre Solidarität mit dem Staat Israel mit dem Engagement für eine selbstbestimmte, gerechte und friedliche Zukunft aller Bewohner des Landes der Bibel verbinden können. Der Text skizziert die Kirchengeschichte des Heiligen Landes und die aktuellen Situation von Christen und Kirchen in der Region. Christen in den besetzten Gebieten litten unter Isolierung und eingeschränkter Bewegungsfreiheit. Als Folge seien viele Christen aus der Region ausgewandert. Die Schrift bekräftigt den Konsens über die verbleibende Verbundenheit der Christen mit Israel als dem erstberufenen Volk Gottes und bejaht das Existenzrecht des Staates Israel. Die Orientierungshilfe knüpft an frühere EKD-Studien zum Thema Christen und Juden sowie die Studie Kirche und Israel der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa an. In den meisten evangelischen Landeskirchen in Deutschland nimmt die Verfassung ausdrücklich auf das Verhältnis von Kirche und Judentum Bezug. (0067/10.10.12) epd lnb bas mir

Geld kaum Grund für Kirchenaustritt Erwartungen von Katholiken in Baden-Württemberg Drei von vier Katholiken in der Diözese Rottenburg-Stuttgart haben noch nie ernsthaft über einen Austritt aus ihrer Kirche nachgedacht. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Befragung von 3.176 Katholiken, die am Mittwoch in Stuttgart vorgestellt wurde. Wer über einen Abschied von der Kirche nachdenkt, tut dies der Umfrage zufolge in erster Linie, weil er sich entfremdet fühlt (35 Prozent). Finanzielle Gründe werden nur von 15 Prozent genannt.

gegen in den Bereichen Sexuallehre und Zölibat, Seelsorge und Gemeindearbeit. Anlass für die Untersuchung war eine Welle von Kirchenaustritten in der Diözese RottenburgStuttgart. Sie verzeichnet seit 22 Jahren im Durchschnitt 10.650 Austritte pro Jahr. Einen Rekord gab es 2010 mit 15.650 Austritten nach Bekanntwerden von Fällen sexuellen Missbrauchs in der Kirche. Dass es in der Kirche eine unabhängige Kommission zu diesem Thema gibt, wird von den Befragten kontrovers beurteilt. 52 Prozent sagen, die Kirche habe dadurch an Glaubwürdigkeit gewonnen - 48 Prozent verneinen dies. Doch stimmen 87 Prozent der Aussage ganz oder eher zu, dass die Kirche weiterhin offensiv mit dem Thema Missbrauch umgehen solle.

Die Kirchentreue der Katholiken ist in Baden-Württemberg ähnlich wie die der Protestanten: Eine Untersuchung unter evangelischen Christen hatte im vergangenen Jahr ergeben, dass auch bei ihnen 75 Prozent noch nie über einen Austritt nachgedacht haben. Fast jeder zweite Protestant betrachtet sich selbst als engagiertes Kirchenmitglied. Unter den von den Verfassern beschriebenen gesellschaftlichen Großes Interesse äußern Katho- Gruppen bilden die Gemeinwohlliken der neuen Studie zufolge Kommunizierer das Leitmilieu daran, dass sich ihre Kirche auch der katholischen Kirche. Reiner künftig in gesellschaftliche Be- App vom Pragma-Institut (Reutlange einmischt. Ganz oben auf lingen/Bamberg), das die Befrader Wunschliste steht dabei der gung ausführte, nannte diese Bereich Soziales, wo 23 Prozent Gruppierung auch das WinfriedBedarf für Engagement sehen. Kretschmann-Milieu. Es seien oft Auch Lebenshilfe und Gesell- ältere, sehr engagierte Kirchenschaftspolitik sind stark gefragt. mitglieder, die sich besonders für Geringes Interesse besteht da- gesellschaftliche Belange interes-

Bildunterschrift: Informationen zu Inhalt, Fotograf und Urheberrechten. Text zu Testzwecken erstellt.

sierten. Dagegen habe der kon- bedauert, dass bei den Themen, servative Aktivist, der auch als mit denen sich die Kirche der Beextremer Traditionalist beschrie- fragung zufolge stärker beschäfben wurde, statistisch gesehen in tigen sollte, die Ökumene weit der katholischen Kirche eine ver- hinten rangiere. schwindend geringe Bedeutung. Andererseits wünschten sich fast Rund 72 Prozent der Befragten 90 Prozent ein engeres Miteinstimmten der Aussage ganz oder ander von kirchlichen und nichtüberwiegend zu, dass das Chris- kirchlichen Akteuren in der Getentum Fundament des westli- sellschaft. Die Kirche müsse sich chen Wertesystems bleiben wird. noch stärker in Diskussionen und 69 Prozent empfehlen der Kirche, Prozesse einmischen als Anwälweniger abgehoben und lebens- tin für ein Mehr an Humanität und naher zu kommunizieren. Dass Menschenwürde. Eine weitere sie offener kommunizieren und Folgerung des Bischofs: Seelihren Mitgliedern besser zuhören sorgeeinheiten dürfen nicht zu soll, ist ganz oder überwiegend anonymen Großorganisationen der Wunsch von 79 Prozent. werden, weil sonst die Entfremdung von Mitgliedern und daDiözesanbischof Gebhard Fürst mit ihre Austrittsbereitschaft versieht in den Ergebnissen einen stärkt würde. Beleg dafür, dass der Gottesglaube bei sehr vielen Men- Für die Gesamtstudie wurden schen nach wie vor tief veran- zwischen März und Juni vergankert sei. Die lange Zeit vorherr- genen Jahres 3.176 Katholiken schende Meinung, der Moderni- und 1.055 Nichtkatholiken besierungsprozess sei identisch mit fragt. fortschreitender Säkularisierung und Glaubensauflösung, hat sich epd lbw rks nicht bestätigt, sagte er. Fürst

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Test 3: Schwerpunkt Breite und Tiefe

Ergebnis im Mittel

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Mind. ein Nachkomme aufgenommen

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Verbesserung Zielfunktion Verbesserung Mittelwert Zielfunktion Laufzeit (Sekunden) Gültig erzeugte Nachkommen Ungültig erzeugte Nachkommen

Gültiges Kind aus ungültigem Elternteil



größter Wert

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Bestes Ergebniss Test 3

Wochenspiegel Ausgabe: pareto_breite_tiefe

Früherer ÖRK-Generalsekretär Raiser 75 Jahre alt

Die Bremer evangelische Jugendkirche Garten Eden 2.0 feiert an diesem Freitag mit einem selbst produzierten Rockmusical zum Reformator Martin Luther (1483-1546) Premiere. In einer 45-minütigen Szenencollage unter dem Titel Luther setzt über gehe es um den Wunsch nach Veränderungen, Protest und Zivilcourage, erläuterte am Mittwoch die Leiterin der Jugendkirche, Almut Schmidt: Der Name Luther wird in dem Musical nicht genannt, aber man spürt seine Kraft.

Der 1938 in Magdeburg geborene Raiser studierte Theologie in Tübingen, Bethel, Heidelberg und Zürich. Nach seinem Vikariat in Berlin und Stuttgart studierte er von 1965 bis 1966 Soziologie und Sozialpsychologie an der Harvard Universität. Konrad Rai-

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ser ist Autor zahlreicher Aufsätze und Bücher. Er ist verheiratet und hat vier Söhne. Seine Frau Elisabeth war evangelische Präsidentin des ersten Ökumenischen Kirchentages 2003 in Berlin.

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Als erster Deutscher war Raiser 1992 zum Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen gewählt worden. Seine zehnjährige Amtszeit an der Spitze des Weltkirchenrates fiel in eine Periode nachlassender Begeisterung in der ökumenischen Bewegung. Vor allem Spannungen zwischen orthodoxen und protestantischen Kirchen sowie leere Kassen schwächten den Dachverband. Dabei setzte sich Raiser für eine Einbindung der Orthodoxie in den Weltkirchenrat ein.

Beim Weltkirchenrat in Genf war er ab 1969 zunächst Studienreferent der Kommission für Glauben und Kirchenverfassung. 1973 wurde er zum stellvertretenden Generalsekretär ernannt. Er nahm 1983 einen Ruf als Professor für Systematische Theologie an die EvangelischTheologischen Fakultät der RuhrUniversität Bochum an. Gleich- epd cez rks zeitig war er Direktor des Ökumenischen Instituts dieser Fakultät.

Geld kaum Grund für Kirchenaustritt Drei von vier Katholiken in der Diözese Rottenburg-Stuttgart haben noch nie ernsthaft über einen Austritt aus ihrer Kirche nachgedacht. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Befragung von 3.176 Katholiken, die am Mittwoch in Stuttgart vorgestellt wurde. Wer über einen Abschied von der Kirche nachdenkt, tut dies der Umfrage zufolge in erster Linie, weil er sich entfremdet fühlt (35 Prozent). Finanzielle Gründe werden nur von 15 Prozent genannt.

der Wunsch von 79 Prozent.

Bildunterschrift: Informationen zu Inhalt, Fotograf und Urheberrechten. Text zu Testzwecken erstellt.

eine Welle von Kirchenaustritten in der Diözese RottenburgStuttgart. Sie verzeichnet seit 22 Jahren im Durchschnitt 10.650 Austritte pro Jahr. Einen Rekord gab es 2010 mit 15.650 Austritten nach Bekanntwerden von Fällen sexuellen Missbrauchs in der Kirche. Dass es in der Kirche eine unabhängige Kommission zu diesem Thema gibt, wird von den Befragten kontrovers beurteilt. 52 Prozent sagen, die Kirche habe dadurch an Glaubwürdigkeit gewonnen - 48 Prozent verneinen dies. Doch stimmen 87 Prozent der Aussage ganz oder eher zu, dass die Kirche weiterhin offensiv mit dem Thema Missbrauch umgehen solle.

Großes Interesse äußern Katholiken der neuen Studie zufolge daran, dass sich ihre Kirche auch künftig in gesellschaftliche Belange einmischt. Ganz oben auf der Wunschliste steht dabei der Bereich Soziales, wo 23 Prozent Bedarf für Engagement sehen. Auch Lebenshilfe und Gesellschaftspolitik sind stark gefragt. Geringes Interesse besteht dagegen in den Bereichen Sexual- Unter den von den Verfassern belehre und Zölibat, Seelsorge und schriebenen gesellschaftlichen Gemeindearbeit. Gruppen bilden die GemeinwohlKommunizierer das Leitmilieu Anlass für die Untersuchung war der katholischen Kirche. Reiner

App vom Pragma-Institut (Reutlingen/Bamberg), das die Befragung ausführte, nannte diese Gruppierung auch das WinfriedKretschmann-Milieu. Es seien oft ältere, sehr engagierte Kirchenmitglieder, die sich besonders für gesellschaftliche Belange interessierten. Dagegen habe der konservative Aktivist, der auch als extremer Traditionalist beschrieben wurde, statistisch gesehen in der katholischen Kirche eine verschwindend geringe Bedeutung.

Ereignis markiert den Beginn der Reformation. Weltweit gibt es heute rund 400 Millionen Protestanten, die in der Reformation ihre geistlichen und konfessionellen Wurzeln sehen. Die Lutherdekade steht unter dem Motto Luther 2017 - 500 Jahre Reformation und rückt Jahr für Jahr zentrale Einsichten des Reformators Martin Luther in den Mittelpunkt. In diesem Jahr wird etwa besonders die Bedeutung der Reformation für die Musik beleuchtet, 2013 steht das Thema Reformation und Toleranz im Mittelpunkt. Die folgenden Jahre stehen unter den Themen Politik, Bild und Bibel sowie die eine Welt. Die Theologin Margot Käßmann wirbt als Lutherbotschafterin für das Jubiläum. (0068/ 10.10.12)

Das Musical ist Teil der Lutherdekade, die seit 2008 auf das Reformationsjubiläum 2017 vorbereitet. Dann erinnert die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) an den 500. Jahrestag des legendären Thesenanschlags Martin Luthers an der Schlosskirche in Wittenberg. Das epd lnb sel mir

Diözesanbischof Gebhard Fürst sieht in den Ergebnissen einen Beleg dafür, dass der Gottesglaube bei sehr vielen Menschen nach wie vor tief verankert sei. Die lange Zeit vorherrschende Meinung, der Modernisierungsprozess sei identisch mit fortschreitender Säkularisierung und Glaubensauflösung, hat sich nicht bestätigt, sagte er. Fürst bedauert, dass bei den Themen, mit denen sich die Kirche der Befragung zufolge stärker beschäftigen sollte, die Ökumene weit hinten rangiere.

Andererseits wünschten sich fast 90 Prozent ein engeres Miteinander von kirchlichen und nichtkirchlichen Akteuren in der Gesellschaft. Die Kirche müsse sich noch stärker in Diskussionen und Prozesse einmischen als Anwältin für ein Mehr an Humanität und Menschenwürde. Eine weitere Folgerung des Bischofs: Seelsorgeeinheiten dürfen nicht zu anonymen Großorganisationen werden, weil sonst die Entfremdung von Mitgliedern und daRund 72 Prozent der Befragten mit ihre Austrittsbereitschaft verstimmten der Aussage ganz oder stärkt würde. überwiegend zu, dass das Christentum Fundament des westli- Für die Gesamtstudie wurden chen Wertesystems bleiben wird. zwischen März und Juni vergan69 Prozent empfehlen der Kirche, genen Jahres 3.176 Katholiken weniger abgehoben und lebens- und 1.055 Nichtkatholiken benaher zu kommunizieren. Dass fragt. sie offener kommunizieren und ihren Mitgliedern besser zuhören epd lbw rks soll, ist ganz oder überwiegend

Das Himmelszelt der schleswig-holsteinischen Landesgartenschau in Norderstedt bei Hamburg steht künftig im niedersächsischen Kloster Loccum. Es soll dort als besonderer Ort für Andachten, Begegnungen, Konzerte und Vorträge genutzt werden, teilte der evangelische Kirchenkreis Hamburg-West am Mittwoch mit. Es sei erfreulich, dass das Himmelszelt in kirchlicher Nutzung bleibe, sagte Propst Karl-Heinrich Melzer. Das Kuppelzelt bestand aus einem Aluminium-Gerüst, das mit Klarsichtfolie bespannt war.

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Weltweit werden nach Angaben von TransFair auf 50 Plantagen unter fairen Bedingungen Blumen gezüchtet. Die meisten fairen Blumen auf dem deutschen Markt stammten aus Kenia und Äthiopien. Der deutsche Verein TransFair entstand 1992 mit dem Ziel, benachteiligten Kleinbauern und Arbeitern in Entwicklungsländern zu besseren Einkünften zu verhelfen. Der Verein handelt selbst nicht mit Produkten, sondern vergibt ein Siegel, wenn Kriterien wie Gesundheitsschutz eingehalten werden. epd lwd fu

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March 3, 2013, Dortmund

Bildunterschrift: Informationen zu Inhalt, Fotograf und Urheberrechten. Text zu Testzwecken erstellt.

Aus Sicht der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) stellt der Entwurf klar, dass die Entscheidung jüdischer und muslimischer Eltern zur Beschneidung eines Sohnes Teil der elterlichen Sorge ist. Die angestrebte gesetzliche Regelung entspreche der jahrzehntelangen Rechtspraxis in der Bundesrepublik, sagte der Präsident des EKDKirchenamtes in Hannover, Hans Ulrich Anke. Der Gesetzesvorschlag berücksichtige, dass es zur elterlichen Sorge gehöre, ein Kind in das religiöse Leben der Familie hinein zu nehmen. Zugleich ziehe er die notwendigen Grenzen für den Schutz des Kindes.

in Deutschland grenzen sich vom christlichen Zionismus ab. Dessen Lehren und Praxis verschärften den israelischpalästinensischen Konflikt und widersprächen dem biblischen Gebot der Versöhnung und der Feindesliebe, wird in dem Text Gelobtes Land? kritisiert, der am Mittwoch in Hannover veröffentlicht wurde. Darin wird christlich-zionistischen Positionen, die etwa in der Einwanderung der Juden nach Israel ein Zeichen für die baldige Erfüllung biblischer Der Berliner Staatsrechtler Pro- Prophezeiungen sehen, auch fessor Christian Waldhoff wertete aus theologischer Sicht das Kölner Urteil rückblickend als widersprochen. juristischen Fehler. Es ist vermutlich ein Fehlurteil eines Unterge- Der christliche Zionismus barichtes, das nicht korrigiert wer- siere auf einer Engführung bibden konnte, weil keine Rechts- lischer Aussagen, argumentieren mittel eingelegt werden konnten, die evangelischen Kirchen. Er sagte er bei einer Diskussion konstruiere endzeitliche Abläufe, der Leibniz-Universität Hannover. für die es nur bedingt biblische Eine religiöse Beschneidung sei Quellen gebe. In dem Text wird nicht als Körperverletzung anzu- zudem kritisiert, nach christlichsehen, weil die Eltern stellvertre- zionistischen Vorstellungen hättend für das Kind ihre Einwilli- ten Nichtjuden kein Lebensrecht gung gäben. Das sei inzwischen in Israel und dürften nur als Landjuristischer Konsens. und Rechtlose dort wohnen. Das verletzt den biblischen Wert der Für den Zentralrat der Juden in Gerechtigkeit und grundlegende Deutschland sagte der nieder- Menschenrechte. sächsische Verbandsvorsitzende Michael Fürst, das Kölner Urteil Auch werde dem Judentum kein habe eine hysterische Debatte eigener Wert zugestanden. Dies mit antisemitischen Zügen ent- sei im Kern judenfeindlich und facht. Aus einem winzigkleinen widerspreche den Grundsätzen Stückchen Haut wurde ein riesi- des christlich-jüdischen Dialogs, ges Problem. In keinem Land der heißt es. Überdies sei christlicher Welt sei die religiöse Beschnei- Zionismus, weil er das Existenzdung verboten. Nur in Deutsch- recht der Kirchen in der Nahostland meinten einige, dies ändern Region verneine, unökumenisch. zu müssen. Selbst im Dritten Reich gab es kein Verbot der Der christliche Zionismus hat Beschneidung. Fürst und Wald- seine Ursprünge in der prohoff begrüßten den Gesetzent- testantischen Erweckungsbewewurf des Bundesjustizministeri- gung des 19. Jahrhunderts. Er ums. (0168/10.10.12) Nach dem Gesetzentwurf bleibt Beschneidung in Deutschland erlaubt. Voraussetzung ist, dass die Regeln der ärztlichen Kunst eingehalten werden. Eltern müssen sich außerdem über die Risiken des Eingriffs aufklären lassen. Der Entwurf macht die religiöse Motivation nicht zur Bedingung. Trotzdem wird die besondere jüdische Praxis berücksichtigt, wonach der Eingriff häufig von einem Beschneider vorgenommen wird.

Mit dem Gesetzentwurf aus dem Bundesjustizministerium im Auftrag des Bundestages reagiert die Politik auf ein Urteil des Kölner Landgerichts. Die kleine Strafkammer des Gerichts hatte Ende Juni die Beschneidung eines muslimischen Jungen als Körperverletzung gewertet und damit für Rechtsunsicherheit bei Juden und Muslimen gesorgt. In beiden Religionen gehört die Entfernung der Vorhaut bei Jungen zur Tradition. epd lnb mig

der EKD, sowie der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands erarbeitet. Sie sei ein Beitrag zu einer Neubestimmung des Verhältnisses von Christen und Juden, heißt es im Vorwort. Ebenso trägt sie zur unerlässlichen Frage bei, wie die evangelischen Kirchen ihre Solidarität mit dem Staat Israel mit dem Engagement für eine selbstbestimmte, gerechte und friedliche Zukunft aller Bewohner des Landes der Bibel verbinden können.

Christen aus der Region ausgewandert.

Die Schrift bekräftigt den Konsens über die verbleibende Verbundenheit der Christen mit Israel als dem erstberufenen Volk Gottes und bejaht das Existenzrecht des Staates Israel. Die Orientierungshilfe knüpft an frühere EKD-Studien zum Thema Christen und Juden sowie die Studie Kirche und Israel der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa an. In den meisten evangelischen LandesDer Text skizziert die Kirchen- kirchen in Deutschland nimmt die geschichte des Heiligen Landes Verfassung ausdrücklich auf das und die aktuellen Situation von Verhältnis von Kirche und JudenChristen und Kirchen in der Re- tum Bezug. (0067/10.10.12) Die Orientierungshilfe wurde im gion. Christen in den besetzten Auftrag der Evangelischen Kir- Gebieten litten unter Isolierung epd lnb bas mir che in Deutschland (EKD), der und eingeschränkter BewegungsUnion Evangelischer Kirchen in freiheit. Als Folge seien viele

Expertin warnt vor Überforderung am Arbeitsplatz epd-Gespräch von: Martina Schwager

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Die Anti-Stress-Trainerin Monika Gruhl hat Unternehmen anlässlich der Woche der seelischen Gesundheit davor gewarnt, ihre Mitarbeiter zu überfordern. Aufgrund von Personalmangel müssten Angestellte in kürzerer Zeit immer komplexere Aufgaben erledigen, sagte Gruhl am Rande einer Veranstaltung im Kloster Wennigsen bei Hannover am Dienstag in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Es reicht nicht mehr aus, ordentlich seine Arbeit zu tun. Die Erwartungen sind riesig. Das führe häufig zu Erschöpfung und Burn-out. Die Sozialpädagogin hat 2005 das sogenannte Resilienzzentrum in Osnabrück gegründet und ein Modell zur Stärkung der eigenen Widerstandskraft entwickelt. Resilienz ist laut Gruhl die Kraftreserve, die der Mensch in Krisenzeiten mobilisieren kann, um diese Krisen zu überstehen und sogar daran zu wachsen. Die Trainerin bietet Vorträge,

tensstrategien in Krisenfällen gehört neben der Stressbewältigung auch die Suche nach Beziehungen, die ihnen helfen. Diese Grundhaltungen und Strategien vermittle sie in ihren Trainingsprogrammen, sagte Gruhl. Resilienz Manchmal schickten die Firmen ist lernbar bis ins hohe Alter. zunächst ihre Mitarbeiter, die lernen sollten mit Stress besser Zur bundesweiten Woche der umzugehen. Viel lieber seien ihr seelischen Gesundheit lädt seit aber zuerst die Führungskräfte. 2006 jährlich das AktionsbündDiese könnten eine Kultur schaf- nis Seelische Gesundheit unter fen, die die Mitarbeiter stärkt. Nur Schirmherrschaft des Bundesgeein Unternehmen, das insgesamt sundheitsministers ein. Zu den resilient ist, kann Krisen überste- mehr als 70 Mitgliedsorganisahen. Mitarbeiter sollten sich mit tionen zählen die Selbsthilfeverihren Stärken entfalten können bände der Betroffenen und Anund zum Beispiel nicht in ihrer gehörigen sowie Vertreter aus Lösungssuche gebremst werden. den Bereichen Psychiatrie, Gesundheitsförderung und Politik. Resilienz sei nicht nur Stress- In mehr als 50 Städten und Rebewältigung, sondern umfasse gionen sind in diesem Jahr vom das gesamte Leben, erläuterte Welttag der seelischen GesundGruhl. Gestärkte Menschen ak- heit am 10. Oktober bis zum 21. zeptierten, was sie nachweislich Oktober Aktionen zum Thema nicht ändern könnten. Sie hätten psychische Gesundheit geplant. Zuversicht und Selbstvertrauen. (9114/09.10.12) Und sie seien offen für Lösungsmöglichkeiten. Zu ihren Verhal- epd lnb mas cmo

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Insgesamt hatten rund 90.000 sucht. 15 Paare wurden kirchlich Vor einem Jahr wurde es zum Besucher das Himmelszelt be- getraut und zwölf Kinder getauft. Ende der Landesgartenschau ab- epd lnb lnh mig

Stimmen, die verstummen

Andere jüdische Verfolgte, die die systematische Vernichtungspolitik der Nationalsozialisten überlebten, konnten nach dem Ende ihres Martyriums ihre Erinnerungen weitergeben. Einige fanden erst Jahrzehnte nach dem Krieg die Kraft, über ihre Lebensgeschichte zu berichten. Es sind Menschen wie Max Mannheimer oder Inge Deutschkron, die auch im hohen Alter noch dazu beitragen, dass die Naziverbrechen nicht in Vergessenheit geraten. Die Erinnerungen dieser Zeitzeugen sind Mahnung und Warnung an die Nachgeborenen.

Hilfswerke prangern Diskriminierung von Mädchen an Hilfsorganisationen haben zum ersten internationalen Mädchentag an diesem Donnerstag darauf aufmerksam gemacht, dass Mädchen in vielen Ländern und Gesellschaften diskriminiert und vernachlässigt werden. Mädchen würden bei der Versorgung mit Nahrung und Medizin benachteiligt, und Millionen weiblicher Föten würden noch immer gezielt abgetrieben, berichtete das Kinderhilfswerk terre des hommes am Mittwoch in Osnabrück.

Bildunterschrift: Informationen zu Inhalt, Fotograf und Urheberrechten. Text zu Testzwecken erstellt.

die Judenverfolgung erinnern, gehört auch Inge Deutschkron. In der NS-Zeit entging die junge Frau der Deportation, weil nichtjüdische Freunde sie zusammen mit ihrer Mutter in Berlin versteckten. Inge Deutschkron hat 2006 in Berlin eine Stiftung gegründet, um das Andenken an diese stillen Helden wachzuhalten, die unter hohem persönlichen Einsatz den Verfolgten halfen. Zudem will die Stiftung vor allem junge Menschen zu Toleranz und Zivilcourage ermutigen. Am kommenden Mittwoch (30.1.) wird die heute 90-jährige Journalistin und Max Mannheimer hat als jun- Buchautorin im Bundestag eine ger Mann unter anderem das Rede anlässlich des HolocaustKZ Auschwitz-Birkenau überlebt. Gedenktages halten. Unzählige Male hat er in Klassenzimmern seinen Ärmel hoch- Es gibt heute nur noch wenige gekrempelt und den Schülern Menschen wie Inge Deutschkron seine auf dem Unterarm eintä- oder Max Mannheimer, die rund towierte Häftlingsnummer 99728 70 Jahre nach dem Holocaust gezeigt. Der heute 92-Jährige über ihre Verfolgung in der NSverlor fast seine ganze Familie Zeit erzählen können. In weniin den Gaskammern. Der Mann gen Jahren werden diese Zeitmit dem weißen Haar, der in zeugen nicht mehr am Leben München lebt, ist Vorsitzender sein. Der Direktor der Stiftung der Lagergemeinschaft Dachau Brandenburgische Gedenkstätund Vizepräsident des Internatio- ten, Günter Morsch, sieht im allnalen Dachau-Komitees. Wenn mählichen Verlöschen der Zeiter vom größten Verbrechen der zeugenschaft einen großen unerMenschheitsgeschichte erzählt, setzlichen Verlust. Mit dem Verdann will er den Jugendlichen schwinden der Zeitzeugen werauch klar machen, dass es sich den nach Überzeugung des Hislohnt, für die Demokratie einzu- torikers die materiellen Zeugen treten. der NS-Verbrechen wie die KZGedenkstätten immer wichtiger. Zu den jüdischen Zeitzeugen, die in Vorträgen und Lesungen an Auch für den Präsidenten

des Zentralrates der Juden in Deutschland. Dieter Graumann, stellt sich die Frage, wie die Erinnerung an den Holocaust wachgehalten werden kann. Graumann plädiert für vielfältige Formen des Gedenkens. Dazu zählen nach seiner Auffassung feste Gedenktage und Erinnerungsorte. Mir ist ritualisiertes Gedenken lieber als planvolles Vergessen, sagte Graumann in einem epd-Gespräch. Zudem empfiehlt er Besuche von Jugendlichen in KZ-Gedenkstätten und eine intensive Beschäftigung mit Einzelschicksalen von NS-Opfern an den Schulen. Die Sorge, dass die Shoah mit dem Verschwinden der Zeitzeugen allmählich in Vergessenheit geraten könnte, teilt Graumann nicht. Der 1950 geborene Sohn von HolocaustÜberlebenden sieht vor allem die Kinder der NS-Verfolgten, die Zeitzeugen der zweiten Generation, in der Pflicht, die Erinnerung lebendig zu halten. Diese müssten die Geschichten und Emotionen ihrer Eltern weitergeben. Auch unsere Kinder und alle weiteren Generationen werden diese schrecklichen Verbrechen bestimmt niemals vergessen, ist der Zentralrats-Präsident überzeugt. epd jup fu

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Die Stiftung Weltbevölkerung prangerte die zunehmende Verbreitung von Kinderehen in Entwicklungsländern an. Die Folge seien frühe Schwangerschaften und ein früher Tod im Kindbett, weil der Körper der Mädchen noch nicht reif sei, sagte Geschäftsführerin Renate Bähr. Komplikationen bei der Schwangerschaft oder Geburt seien in Entwicklungsländern die Haupttodesursachen für Mädchen.

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Auch die Bildungschancen von Mädchen seien deutlich schlechter als die der Jungen, betonte Danuta Sacher von terre des hommes. Weltweit besuchten 75 Millionen Mädchen noch nicht einmal die Grundschule oder zuIn den Entwicklungsländern ist mindest den untersten Jahrgang der Stiftung zufolge jedes dritte einer weiterführenden Schule: Mädchen mit 18 Jahren verhei- Die strukturelle Diskriminierung ratet. Zehn Prozent sind sogar von Mädchen ist ein Skandal. jünger als 15 Jahre. Bis zum Jahr 2020 steige die Zahl der Ehe- Der Schlüssel für Verbesserunfrauen unter 15 voraussichtlich gen liege in der Aufklärung der auf 50 Millionen und damit auf Eltern und der besseren Schuldas Doppelte. und Berufsausbildung für Mäd-

chen. Wichtig sei auch, ihr Selbstwertgefühl zu stärken. Das hilft ihnen, sich in der Gemeinschaft gegen Zwang und Ausbeutung zur Wehr zu setzen. Der Internationale Mädchentag ist ein von den Vereinten Nationen initiierter Aktionstag, der in diesem Jahr erstmals am 11. Oktober begangen wird. Er soll auf die weltweite Benachteiligung von Mädchen hinweisen. (0171/10.10.12) epd lnb mas mig

Anti-Atom-Gruppen solidarisch mit Protesten in Lingen Anti-Atomkraftgruppen fordern erneut die sofortige Stilllegung aller Atomkraftwerke und Atomanlagen in Deutschland. Der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz in Bonn erklärte am Donnerstag seine Solidarität mit dem Protest von 15 Demonstranten von Robin Wood und Anti-Atominitiativen aus Osnabrück und dem Münsterland im niedersächsischen Lingen: Das AKW Lingen II und die UranBrennelementefabrik in Lingen müssen sofort stillgelegt werden.

nicht einmal einen Abschalttermin. Dabei sorgten diese beiden Anlagen dafür, dass weltweit Atomkraftwerke betrieben werden könnten und hochgefährlicher Müll produziert werde, für den es kein Endlager gebe. Nach Angaben der Atomkraftgegner wird die 1979 in Betrieb genommene Brennelementefabrik Lingen vom französischen Konzern AREVA NP betrieben. Obwohl die Anlage Atomkraftwerke weltweit mit Brennstäben versorge, werde sie in dem sogenannten Atomausstiegsgesetz mit keinem Wort erwähnt, kritisieren sie in einer gemeinsamen Presseerklärung. (1037/ 11.10.12)

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Die Bevölkerung soll eingelullt werden mit dem Hinweis, der Atomausstieg sei beschlossene Sache, erklärten die Demonstranten aus Osnabrück. Doch für die zwei deutschen Uranfabriken in Lingen und Gronau gebe es epd lnb lwd mig

March 3, 2013, Dortmund

Studie:

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Licht-Projektion am Felix-Nussbaum-Haus in Osnabrück

Pflegekräfte trotz hoher Belastung zufrieden und motiviert Trotz hoher Belastungen sind Pflegekräfte mit ihrer Arbeitssituation meist zufrieden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Universität Bielefeld im Auftrag der Stiftung Zentrum für Qualität in der Pflege, für die 297 Pflegekräfte schriftlich befragt wurden. Wie die Stiftung am Mittwoch in Berlin mitteilte, gehen 65 Prozent der Befragten gerne zur Arbeit. Zudem würden neun von zehn Pflegekräften ihre Aufgabe als wichtigen gesellschaftlichen Beitrag werten und seien in ihrem Job hochmotiviert. Nach Angaben der Berliner Stiftung gaben die Teilnehmer in der nichtrepräsentativen Studie an, dass sie ihr Fachwissen bei der täglichen Arbeit sehr gut einbringen könnten.

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propagiert die Vorstellung, das gegenwärtige Zeitalter münde in der Rückkehr aller Juden aus der Diaspora in das Land Israel und in die Wiederherstellung Israels. Seine Anhänger befürworten die israelische Siedlungstätigkeit in den besetzten Gebieten und lehnen deren Rückgabe ab. Sie sehen darin ein Zeichen für den Beginn der Endzeit und die Wiederkehr des Messias. Einflussreiche Anhänger hat er vor allem unter christlichen Fundamentalisten in den Vereinigten Staaten, in Deutschland werden christlichzionistische Positionen nur von wenigen Gruppierungen vertreten.

Das 1163 gegründete Zisterzienserkloster Loccum ist heute evangelisches Predigerseminar, Tagungs- und Veranstaltungsort. Es feiert im kommenden Jahr sein 850-jähriges Bestehen. Das Tor steht offen – das Herz noch mehr, heißt es in der Einladung von Abt Horst Hirschler, dem früheren Landesbischof in Hannover. (0204/10.10.12)

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Kirche und Minister Kirchen erteilen christlichem Zionismus begrüßen Beschluss zur Absage Beschneidung Die evangelischen Kirchen Politiker und Religionsvertreter haben den am Mittwoch von der Bundesregierung gebilligten Entwurf für ein Beschneidungsgesetz begrüßt. Niedersachsens Justizminister Bernd Busemann (CDU) sagte in Hannover, die Entscheidung des Kabinetts schaffe Rechtssicherheit für Juden und Muslime. Die Beschneidung von Jungen werde so auch in Zukunft unter Einhaltung medizinisch-fachlicher Regeln möglich sein: Ich glaube, hier haben wir ein Ergebnis, mit dem alle gut leben können.

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gebaut. Mit dem Verkaufserlös sei das Kirchenprojekt mit einem Etat von rund 500.000 Euro jetzt finanziell ausgeglichen abgeschlossen, sagte Gunnar Urbach, ehemaliger Pastor der Landesgartenschau.

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March 3, 2013, Dortmund

Himmelszelt von Landesgartenschau zieht ins Kloster

Anne Frank konnte nicht mehr über ihre Leidenszeit im Konzentrationslager berichten. Sie wurde nur 15 Jahre alt. Kurz vor Kriegsende starb die junge Jüdin im KZ Bergen-Belsen an Typhus. Für die Nachwelt verstummte Anne Franks Stimme mit ihrem letzten Tagebucheintrag vom 1. August 1944. Das nach ihrem Tod veröffentlichte Tagebuch, das sie in ihrem Versteck in einem Amsterdamer Hinterhaus bis zu ihrer Verhaftung geführt hatte, wurde zu einem der bekanntesten Zeugnisse aus der Zeit des Holocaust.

In Deutschland sind 2012 so viele fair gehandelte Rosen verkauft worden wie noch nie. Mit einem Plus von über 200 Prozent gegenüber dem Vorjahr erreichten die Fairtrade-Rosen einen Marktanteil von knapp 20 Prozent, erklärte die Initiative TransFair, die ein Siegel für fairen Handel vergibt, am Mittwoch in Köln. Damit sei Deutschland weltweit Marktführer im Absatz von fair gehandelten Rosen. Die meisten Fairtrade-Rosen werden nach wie vor in Supermärkten vertrieben, erklärte TransFair-Geschäftsführer Dieter Overath. Rund 95 Prozent der 260 Millionen verkauften Rosen habe im vorigen Jahr der Lebensmitteleinzelhandel verkauft. Aber auch im Fachhandel wachse das Interesse. Geplant sind auch faire andere Blumensorten wie Nelken, Schleierkraut oder Weihnachtssterne.

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Nur noch wenige Zeitzeugen können vom Holocaust berichten

Faire Rosen erreichen Marktanteil von 20 Prozent

Erwartungen von Katholiken in Baden-Württemberg

Die Kirchentreue der Katholiken ist in Baden-Württemberg ähnlich wie die der Protestanten: Eine Untersuchung unter evangelischen Christen hatte im vergangenen Jahr ergeben, dass auch bei ihnen 75 Prozent noch nie über einen Austritt nachgedacht haben. Fast jeder zweite Protestant betrachtet sich selbst als engagiertes Kirchenmitglied.

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Rockmusical über Luther feiert Premiere

Der frühere Generalsekretär des Weltkirchenrates, Konrad Raiser, wurde am 25. Januar 75 Jahre alt. Der evangelische Pfarrer stand ein Jahrzehnt an der Spitze des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), der mehr als 340 Kirchen in 110 Ländern umfasst und nach eigenen Angaben rund 560 Millionen Christen repräsentiert. Der evangelische Theologe gilt seit den 1980er Jahren als Vordenker der Ökumene. Der Berliner evangelische Bischof Markus Dröge erklärte am Donnerstag, Raiser habe die weltweite Ökumene gestaltet und geprägt. In beeindruckender wissenschaftlicher Breite habe er sich mit den Fragen der Zeit beschäftigt und diese in die Kirche und die Gesellschaft hineingetragen. Bis heute bringe Raiser sich in den ökumenischen Diskurs ein. Dröge: Sie verdeutlichen in Ihrer Person, mit Ihrer Theologie und Ihrem Wirken, dass die Kirche nicht an nationalen Grenzen endet.

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March 3, 2013, Dortmund

Gleichzeitig berichtet die Studie von wachsender Belastung: Mehr als die Hälfte der befragten Personen gab an, dass sich der Zeitdruck negativ auf die Arbeit auswirke. Über 30 Prozent der Befragten müssten ihre Arbeit sehr oft unterbrechen, um an anderer Stelle einzuspringen. Dabei

Das Osnabrücker FelixNussbaum-Haus präsentiert in diesem Herbst und Winter in den Abendstunden eine könnten vorgesehene Pausen oft- Lichtprojektion der Künstlerin mals nicht eingehalten werden. Nikola Dicke. Vom 12. Oktober an erscheint bei Einbruch der Diese Belastungen haben laut Dunkelheit auf der Außenwand der Stiftung Auswirkungen auf des turmartigen Gebäudeteils den Gesundheitszustand: Jede die projizierte Zeichnung eines fünfte Pflegekraft klage täglich Vogelkäfigs, teilte das Museum über Rückenschmerzen. Zudem am Mittwoch mit. Hinzu kommen arbeite jede vierte Pflegekraft Projektionen von Vögeln, die das mit Schmerzen im Schulter- und Museum zu umfliegen scheinen. Nackenbereich weiter. Mehr als ein Drittel der Befragten gab au- Die Installation unter dem Titel ßerdem an, dass ihr Beruf nicht inside out wird nach Angaben mit ihrem Familienleben verein- des Museums bis zum 27. Januar bar sei. jeweils von 17 bis 24 Uhr zu sehen sein. Die Abfolge von EinVor dem Hintergrund des sich zelzeichnungen erscheine dem verschärfenden Fachkräfteman- Betrachter wie ein Film. Nikola Digels empfahl das Zentrum für cke habe ihre Motive mit Nadeln Qualität in der Pflege in sei- und Stiften in rußgeschwärzte ner Mitteilung eine bessere Vor- Glasscheiben geritzt. sorgestrategie: Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförde- Die in Osnabrück lebende und rung und Prävention werden im- international ausstellende Künstmer wichtiger, um die vorhanden lerin spiele außerdem mit opPotenziale der professionell Pfle- tischen Täuschungen, wodurch genden gezielt zu stärken und die projizierten Vögel lebendig diese gesellschaftlich hochrele- erschienen, hieß es. Die Instalvante Berufsgruppe langfristig im lation ist nach ihren Angaben Beruf zu halten, sagte Ralf Suhr, speziell für das Nussbaum-Haus Vorstandsvorsitzender des Zen- entstanden. Der Betrachter solle trums für Qualität in der Pflege. sich die Zeit nehmen, über Freiheit und Gefangenschaft, über epd pc fu Schutz und Gefahr nachzudenken - und damit zugleich über die

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Bedingungen seiner Wahrnehmung und Existenz. Der jüdische Maler Felix Nussbaum wurde 1904 in Osnabrück geboren. Die Nationalsozialisten ermordeten ihn 1944 im Vernichtungslager Auschwitz.

Ausstellung erinnert an Schlacht um Stalingrad Mit einer Ausstellung und einem ökumenischen Gottesdienst am 15. Oktober wird in Hildesheim an die Schlacht um Stalingrad vor 70 Jahren erinnert. Besonders die Kirche müsse die Erinnerung wachhalten, damit ein solches Ereignis nicht noch einmal passiert, sagte der evangelische Superintendent Helmut Aßmann am Montag in Hildesheim. Die Schlacht um das sowjetische Stalingrad und heutige Wolgograd gilt als eine der größten des Zweiten Weltkrieges, sie forderte mehr als 700.000 Todesopfer.

Nach dem deutschen Angriff auf die Stadt wurden 1942 mehr als 230.000 Soldaten der Wehrmacht und ihrer Verbündeten durch die Rote Armee eingekesselt. Mehr als 100.000 Soldaten der Wehrmacht kehrten nicht aus der Kriegsgefangenschaft zurück. Die Ausstellung im Rathaus zeigt vom 15. Oktober bis zum 23. November die Geschichte von Soldaten aus dem Raum Hildesheim. Der Gottesdienst zur EröffBildunterschrift: Informationen zu Inhalt, Fotograf und Urheberrechten. Text nung wird um 14 Uhr in der St.- zu Testzwecken erstellt. Andreas-Kirche gefeiert. (8134/ 08.10.12) epd lnb cmo mir

Workshops und Seminare sowie Weiterbildungen zum ResilienzCoach an. Die Nachfrage vonseiten der Unternehmen habe in den vergangenen Jahren stark zugenommen.

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Parallel zur Außen-Installation gibt es im Felix-Nussbaum-Haus eine Ausstellung mit den OriginalArbeiten der Künstlerin. Der Besucher könne dabei den künstlerischen Entstehungsprozess verfolgen. Diese Präsentation ist

nur während der Öffnungszeiten des Museums zu sehen. (0152/ 10.10.12) epd lnb mas mig

Arbeitnehmerkammer: Berufskrankheiten leichter anerkennen Die Bremer Arbeitnehmerkammer hat das Anerkennungsverfahren für Berufskrankheiten kritisiert und Erleichterungen gefordert. Im Land Bremen würden jährlich mehr als tausend Fälle mit Verdacht auf eine Berufskrankheit angezeigt, aber mit 360 weit weniger als die Hälfte anerkannt, sagte Kammerreferentin Barbara Reuhl am Mittwoch bei einer Arbeitsschutzkonferenz. Den Nachweis, dass ihre Erkrankung berufsbedingt sei, müssten die Betroffenen selbst erbringen. In vielen Fällen scheitert das Verfahren genau daran, sagte Reuhl. Ohne fachkundige Unterstützung hätten viele kranke Arbeitnehmer kaum Chancen auf eine Anerkennung, fügte sie hinzu. Das gelte, obwohl den Berufsgenossenschaften die Zusammenhänge zwischen Arbeitsbedingungen und Erkrankungsrisiken bekannt seien. Sie hätten eine Ermittlungspflicht bei Verdacht auf eine Berufskrankheit. Aus diesen Daten könnten die Krankenkassen dann Hinweise ableiten, ob Versicherte möglicherweise berufsbedingt erkrankt seien. Die Arbeitnehmerkammer fordert neben einem erleichterten Anerkennungsverfahren zudem mehr Prävention, um Berufskrankheiten von vornherein zu vermeiden. Unsere Gesellschaft kann es sich nicht leisten, dass immer weniger Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gesund bis zur Rente arbeiten können - hier ist auch die Politik gefordert, sagte Reuhl,

die eine Beratungsstelle unter dem Dach der Kammer leitet. Diese Stelle wurde im vergangenen Jahr eingerichtet, weil Betroffene bis dahin oft erfolglos versucht hatten, eine Anerkennung durchzukämpfen. So seien allein in Bremen nachweislich mehr als 5.000 Menschen durch den beruflichen Kontakt mit Asbestfasern an Asbestose, Lungen- oder Kehlkopfkrebs erkrankt, hieß es. Davon hätten lediglich 2.600 eine Entschädigung erhalten. Der Beweis, dass die Krankheit wirklich beruflich bedingt ist, ist nach Angaben des Beraters Rolf Spalek schwierig zu führen. Gesundheitliche Schäden zeigten sich oft erst viele Jahre später. Dazu komme, dass Unterlagen über die Belastung am Arbeitsplatz einer vor vielen Jahren ausgeführten Tätigkeit oft nicht mehr vorlägen. Deshalb dürften die Gesundheitsakten eines Betriebes auch dann nicht vernichtet werden, wenn die Firma pleitegehe. Die kostenlose Beratung der Arbeitnehmerkammer wird befristet bis Ende des Jahres mit EUGeldern gefördert. Sie wird wissenschaftlich begleitet und soll helfen, eine Datenbank aufzubauen. Zudem entwickelt sie ein Konzept, um Berufskrankheiten zu vermeiden. Betriebe sollen beim Arbeits- und Gesundheitsschutz unterstützt werden. (0188 /10.10.12) epd lnb sel mig

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Test 4: Schwerpunkt Weißraum

Ergebnis im Mittel

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Verbesserung Zielfunktion Verbesserung Mittelwert Zielfunktion Laufzeit (Sekunden) Gültig erzeugte Nachkommen Ungültig erzeugte Nachkommen Alle Nachkommen ungültig

Gültiges Kind aus ungültigem Elternteil



größter Wert

2.500

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Bestes Ergebniss Test 4

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Expertin warnt vor Überforderung am Arbeitsplatz

Studie: Pflegekräfte trotz hoher Belastung zufrieden und motiviert Trotz hoher Belastungen sind Pflegekräfte mit ihrer Arbeitssituation meist zufrieden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Universität Bielefeld im Auftrag der Stiftung Zentrum für Qualität in der Pflege, für die 297 Pflegekräfte schriftlich befragt wurden. Wie die Stiftung am Mittwoch in Berlin mitteilte, gehen 65 Prozent der Befragten gerne zur Arbeit.

Job hochmotiviert. Nach Angaben der Berliner Stiftung gaben die Teilnehmer in der nichtrepräsentativen Studie an, dass sie ihr Fachwissen bei der täglichen Arbeit sehr gut einbringen könnten.

könnten vorgesehene Pausen oft- verschärfenden Fachkräftemanmals nicht eingehalten werden. gels empfahl das Zentrum für Qualität in der Pflege in seiDiese Belastungen haben laut ner Mitteilung eine bessere Vorder Stiftung Auswirkungen auf sorgestrategie: Maßnahmen der den Gesundheitszustand: Jede betrieblichen Gesundheitsfördefünfte Pflegekraft klage täglich rung und Prävention werden imüber Rückenschmerzen. Zudem mer wichtiger, um die vorhanden arbeite jede vierte Pflegekraft Potenziale der professionell Pflemit Schmerzen im Schulter- und genden gezielt zu stärken und Nackenbereich weiter. Mehr als diese gesellschaftlich hochreleein Drittel der Befragten gab au- vante Berufsgruppe langfristig im ßerdem an, dass ihr Beruf nicht Beruf zu halten, sagte Ralf Suhr, mit ihrem Familienleben verein- Vorstandsvorsitzender des Zenbar sei. trums für Qualität in der Pflege.

Gleichzeitig berichtet die Studie von wachsender Belastung: Mehr als die Hälfte der befragten Personen gab an, dass sich der Zeitdruck negativ auf die Arbeit Zudem würden neun von zehn auswirke. Über 30 Prozent der Pflegekräften ihre Aufgabe als Befragten müssten ihre Arbeit wichtigen gesellschaftlichen Bei- sehr oft unterbrechen, um an antrag werten und seien in ihrem derer Stelle einzuspringen. Dabei Vor dem Hintergrund des sich epd pc fu

Kirche und Minister begrüßen Beschluss zur Beschneidung Politiker und Religionsvertreter haben den am Mittwoch von der Bundesregierung gebilligten Entwurf für ein Beschneidungsgesetz begrüßt. Niedersachsens Justizminister Bernd Busemann (CDU) sagte in Hannover, die Entscheidung des Kabinetts schaffe Rechtssicherheit für Juden und Muslime. Die Beschneidung von Jungen werde so auch in Zukunft unter Einhaltung medizinisch-fachlicher Regeln möglich sein: Ich glaube, hier haben wir ein Ergebnis, mit dem alle gut leben können. Aus Sicht der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) stellt der Entwurf klar, dass die Entscheidung jüdischer und muslimischer Eltern zur Beschneidung eines Sohnes Teil der elterlichen Sorge ist. Die angestrebte gesetzliche Regelung entspreche der jahrzehntelangen Rechtspraxis in der Bundesrepublik,

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sagte der Präsident des EKDKirchenamtes in Hannover, Hans Ulrich Anke. Der Gesetzesvorschlag berücksichtige, dass es zur elterlichen Sorge gehöre, ein Kind in das religiöse Leben der Familie hinein zu nehmen. Zugleich ziehe er die notwendigen Grenzen für den Schutz des Kindes.

Beschneidung in Deutschland erlaubt. Voraussetzung ist, dass die Regeln der ärztlichen Kunst eingehalten werden. Eltern müssen sich außerdem über die Risiken des Eingriffs aufklären lassen. Der Entwurf macht die religiöse Motivation nicht zur Bedingung. Trotzdem wird die besondere jüdische Praxis berücksichtigt, wonach der Eingriff häufig von eiMit dem Gesetzentwurf aus dem nem Beschneider vorgenommen Bundesjustizministerium im Auf- wird. trag des Bundestages reagiert die Politik auf ein Urteil des Der Berliner Staatsrechtler ProKölner Landgerichts. Die kleine fessor Christian Waldhoff wertete Strafkammer des Gerichts hatte das Kölner Urteil rückblickend als Ende Juni die Beschneidung ei- juristischen Fehler. Es ist vermutnes muslimischen Jungen als lich ein Fehlurteil eines UntergeKörperverletzung gewertet und richtes, das nicht korrigiert werdamit für Rechtsunsicherheit bei den konnte, weil keine RechtsJuden und Muslimen gesorgt. In mittel eingelegt werden konnten, beiden Religionen gehört die Ent- sagte er bei einer Diskussion fernung der Vorhaut bei Jungen der Leibniz-Universität Hannover. zur Tradition. Eine religiöse Beschneidung sei nicht als Körperverletzung anzuNach dem Gesetzentwurf bleibt sehen, weil die Eltern stellvertre-

tend für das Kind ihre Einwilligung gäben. Das sei inzwischen juristischer Konsens. Für den Zentralrat der Juden in Deutschland sagte der niedersächsische Verbandsvorsitzende Michael Fürst, das Kölner Urteil habe eine hysterische Debatte mit antisemitischen Zügen entfacht. Aus einem winzigkleinen Stückchen Haut wurde ein riesiges Problem. In keinem Land der Welt sei die religiöse Beschneidung verboten. Nur in Deutschland meinten einige, dies ändern zu müssen. Selbst im Dritten Reich gab es kein Verbot der Beschneidung. Fürst und Waldhoff begrüßten den Gesetzentwurf des Bundesjustizministeriums. (0168/10.10.12) epd lnb mig

epd-Gespräch von: Martina Schwager Die Anti-Stress-Trainerin Monika Gruhl hat Unternehmen anlässlich der Woche der seelischen Gesundheit davor gewarnt, ihre Mitarbeiter zu überfordern. Aufgrund von Personalmangel müssten Angestellte in kürzerer Zeit immer komplexere Aufgaben erledigen, sagte Gruhl am Rande einer Veranstaltung im Kloster Wennigsen bei Hannover am Dienstag in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Es reicht nicht mehr aus, ordentlich seine Arbeit zu tun. Die Erwartungen sind riesig. Das führe häufig zu Erschöpfung und Burn-out.

resilient ist, kann Krisen überstehen. Mitarbeiter sollten sich mit ihren Stärken entfalten können und zum Beispiel nicht in ihrer Lösungssuche gebremst werden.

Resilienz sei nicht nur Stressbewältigung, sondern umfasse das gesamte Leben, erläuterte Gruhl. Gestärkte Menschen akzeptierten, was sie nachweislich nicht ändern könnten. Sie hätten Zuversicht und Selbstvertrauen. Und sie seien offen für Lösungsmöglichkeiten. Zu ihren Verhaltensstrategien in Krisenfällen gehört neben der Stressbewältigung auch die Suche nach Beziehungen, die ihnen helfen. Diese Die Sozialpädagogin hat 2005 Grundhaltungen und Strategien das sogenannte Resilienzzen- vermittle sie in ihren Trainingsprotrum in Osnabrück gegründet grammen, sagte Gruhl. Resilienz und ein Modell zur Stärkung der ist lernbar bis ins hohe Alter. eigenen Widerstandskraft entwickelt. Resilienz ist laut Gruhl die Zur bundesweiten Woche der Kraftreserve, die der Mensch in seelischen Gesundheit lädt seit Krisenzeiten mobilisieren kann, 2006 jährlich das Aktionsbündum diese Krisen zu überste- nis Seelische Gesundheit unter hen und sogar daran zu wach- Schirmherrschaft des Bundesgesen. Die Trainerin bietet Vorträge, sundheitsministers ein. Zu den Workshops und Seminare sowie mehr als 70 MitgliedsorganisaWeiterbildungen zum Resilienz- tionen zählen die SelbsthilfeverCoach an. Die Nachfrage von- bände der Betroffenen und Anseiten der Unternehmen habe in gehörigen sowie Vertreter aus den vergangenen Jahren stark den Bereichen Psychiatrie, Gezugenommen. sundheitsförderung und Politik. In mehr als 50 Städten und ReManchmal schickten die Firmen gionen sind in diesem Jahr vom zunächst ihre Mitarbeiter, die ler- Welttag der seelischen Gesundnen sollten mit Stress besser heit am 10. Oktober bis zum 21. umzugehen. Viel lieber seien ihr Oktober Aktionen zum Thema aber zuerst die Führungskräfte. psychische Gesundheit geplant. Diese könnten eine Kultur schaf- (9114/09.10.12) fen, die die Mitarbeiter stärkt. Nur ein Unternehmen, das insgesamt epd lnb mas cmo

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March 3, 2013, Dortmund

Der frühere Generalsekretär des Weltkirchenrates, Konrad Raiser, wurde am 25. Januar 75 Jahre alt. Der evangelische Pfarrer stand ein Jahrzehnt an der Spitze des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), der mehr als 340 Kirchen in 110 Ländern umfasst und nach eigenen Angaben rund 560 Millionen Christen repräsentiert. Der evangelische Theologe gilt seit den 1980er Jahren als Vordenker der Ökumene. Der Berliner evangelische Bischof Markus Dröge erklärte am Donnerstag, Raiser habe die weltweite Ökumene gestaltet und geprägt. In beeindruckender wissenschaftlicher Breite habe er sich mit den Fragen der Zeit beschäftigt und diese in die Kirche und die Gesellschaft hineingetragen. Bis heute bringe Raiser sich in den ökumenischen Diskurs ein. Dröge: Sie verdeutlichen in Ihrer

Person, mit Ihrer Theologie und Ihrem Wirken, dass die Kirche nicht an nationalen Grenzen endet. Der 1938 in Magdeburg geborene Raiser studierte Theologie in Tübingen, Bethel, Heidelberg und Zürich. Nach seinem Vikariat in Berlin und Stuttgart studierte er von 1965 bis 1966 Soziologie und Sozialpsychologie an der Harvard Universität. Konrad Raiser ist Autor zahlreicher Aufsätze und Bücher. Er ist verheiratet und hat vier Söhne. Seine Frau Elisabeth war evangelische Präsidentin des ersten Ökumenischen Kirchentages 2003 in Berlin. Beim Weltkirchenrat in Genf war er ab 1969 zunächst Studienreferent der Kommission für Glauben und Kirchenverfassung. 1973 wurde er zum stellvertretenden Generalsekretär er-

Rockmusical über Luther feiert Premiere Die Bremer evangelische Jugendkirche Garten Eden 2.0 feiert an diesem Freitag mit einem selbst produzierten Rockmusical zum Reformator Martin Luther (1483-1546) Premiere. In einer 45-minütigen Szenencollage unter dem Titel Luther setzt über gehe es um den Wunsch nach Veränderungen, Protest und Zivilcourage, erläuterte am Mittwoch die Leiterin der Jugendkirche, Almut Schmidt: Der Name Lu-

ther wird in dem Musical nicht Ereignis markiert den Beginn der genannt, aber man spürt seine Reformation. Weltweit gibt es Kraft. heute rund 400 Millionen Protestanten, die in der Reformation Das Musical ist Teil der Lu- ihre geistlichen und konfessioneltherdekade, die seit 2008 auf len Wurzeln sehen. das Reformationsjubiläum 2017 vorbereitet. Dann erinnert die Die Lutherdekade steht unter Evangelische Kirche in Deutsch- dem Motto Luther 2017 - 500 land (EKD) an den 500. Jahres- Jahre Reformation und rückt Jahr tag des legendären Thesenan- für Jahr zentrale Einsichten des schlags Martin Luthers an der Reformators Martin Luther in den Schlosskirche in Wittenberg. Das Mittelpunkt. In diesem Jahr wird

etwa besonders die Bedeutung der Reformation für die Musik beleuchtet, 2013 steht das Thema Reformation und Toleranz im Mittelpunkt. Die folgenden Jahre stehen unter den Themen Politik, Bild und Bibel sowie die eine Welt. Die Theologin Margot Käßmann wirbt als Lutherbotschafterin für das Jubiläum. (0068/ 10.10.12) epd lnb sel mir

Drei von vier Katholiken in der Diözese Rottenburg-Stuttgart haben noch nie ernsthaft über einen Austritt aus ihrer Kirche nachgedacht. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Befragung von 3.176 Katholiken, die am Mittwoch in Stuttgart vorgestellt wurde. Wer über einen Abschied von der Kirche nachdenkt, tut dies der Umfrage zufolge in erster Linie, weil er sich entfremdet fühlt (35 Prozent). Finanzielle Gründe werden nur von 15 Prozent genannt.

gegen in den Bereichen Sexuallehre und Zölibat, Seelsorge und Gemeindearbeit. Anlass für die Untersuchung war eine Welle von Kirchenaustritten in der Diözese RottenburgStuttgart. Sie verzeichnet seit 22 Jahren im Durchschnitt 10.650 Austritte pro Jahr. Einen Rekord gab es 2010 mit 15.650 Austritten nach Bekanntwerden von Fällen sexuellen Missbrauchs in der Kirche. Dass es in der Kirche eine unabhängige Kommission zu diesem Thema gibt, wird von den Befragten kontrovers beurteilt. 52 Prozent sagen, die Kirche habe dadurch an Glaubwürdigkeit gewonnen - 48 Prozent verneinen dies. Doch stimmen 87 Prozent der Aussage ganz oder eher zu, dass die Kirche weiterhin offensiv mit dem Thema Missbrauch umgehen solle.

Bildunterschrift: Informationen zu Inhalt, Fotograf und Urheberrechten. Text zu Testzwecken erstellt.

Buchautorin im Bundestag eine Auffassung feste Gedenktage Rede anlässlich des Holocaust- und Erinnerungsorte. Mir ist Gedenktages halten. ritualisiertes Gedenken lieber als planvolles Vergessen, Es gibt heute nur noch wenige sagte Graumann in einem Menschen wie Inge Deutschkron epd-Gespräch. Zudem empfiehlt oder Max Mannheimer, die rund er Besuche von Jugendlichen 70 Jahre nach dem Holocaust in KZ-Gedenkstätten und über ihre Verfolgung in der NS- eine intensive Beschäftigung Zeit erzählen können. In weni- mit Einzelschicksalen von gen Jahren werden diese Zeit- NS-Opfern an den Schulen. zeugen nicht mehr am Leben sein. Der Direktor der Stiftung Die Sorge, dass die Shoah Brandenburgische Gedenkstät- mit dem Verschwinden der Zeitten, Günter Morsch, sieht im all- zeugen allmählich in Vergesmählichen Verlöschen der Zeit- senheit geraten könnte, teilt zeugenschaft einen großen uner- Graumann nicht. Der 1950 gesetzlichen Verlust. Mit dem Ver- borene Sohn von Holocaustschwinden der Zeitzeugen wer- Überlebenden sieht vor allem den nach Überzeugung des His- die Kinder der NS-Verfolgten, die torikers die materiellen Zeugen Zeitzeugen der zweiten Generader NS-Verbrechen wie die KZ- tion, in der Pflicht, die ErinneGedenkstätten immer wichtiger. rung lebendig zu halten. Diese müssten die Geschichten und Auch für den Präsidenten Emotionen ihrer Eltern weitergedes Zentralrates der Juden in ben. Auch unsere Kinder und alle Deutschland. Dieter Graumann, weiteren Generationen werden stellt sich die Frage, wie die diese schrecklichen Verbrechen Erinnerung an den Holocaust bestimmt niemals vergessen, ist wachgehalten werden kann. der Zentralrats-Präsident überGraumann plädiert für vielfältige zeugt. Formen des Gedenkens. Dazu zählen nach seiner epd jup fu

Himmelszelt von Landesgartenschau zieht ins Kloster Das Himmelszelt der schleswig-holsteinischen Landesgartenschau in Norderstedt bei Hamburg steht künftig im niedersächsischen Kloster Loccum. Es soll dort als besonderer Ort für Andachten, Begegnungen, Konzerte und Vorträge genutzt werden, teilte der evangelische Kirchenkreis Hamburg-West am Mittwoch mit. Es sei erfreulich, dass das Himmelszelt in kirchlicher Nutzung bleibe, sagte Propst Karl-Heinrich Melzer. Das Kuppelzelt bestand aus einem Aluminium-Gerüst, das mit Klarsichtfolie bespannt war.

sierten. Dagegen habe der kon- bedauert, dass bei den Themen, servative Aktivist, der auch als mit denen sich die Kirche der Beextremer Traditionalist beschrie- fragung zufolge stärker beschäfben wurde, statistisch gesehen in tigen sollte, die Ökumene weit der katholischen Kirche eine ver- hinten rangiere. schwindend geringe Bedeutung. Andererseits wünschten sich fast Rund 72 Prozent der Befragten 90 Prozent ein engeres Miteinstimmten der Aussage ganz oder ander von kirchlichen und nichtüberwiegend zu, dass das Chris- kirchlichen Akteuren in der Getentum Fundament des westli- sellschaft. Die Kirche müsse sich chen Wertesystems bleiben wird. noch stärker in Diskussionen und 69 Prozent empfehlen der Kirche, Prozesse einmischen als Anwälweniger abgehoben und lebens- tin für ein Mehr an Humanität und naher zu kommunizieren. Dass Menschenwürde. Eine weitere sie offener kommunizieren und Folgerung des Bischofs: Seelihren Mitgliedern besser zuhören sorgeeinheiten dürfen nicht zu soll, ist ganz oder überwiegend anonymen Großorganisationen der Wunsch von 79 Prozent. werden, weil sonst die Entfremdung von Mitgliedern und daDiözesanbischof Gebhard Fürst mit ihre Austrittsbereitschaft versieht in den Ergebnissen einen stärkt würde. Beleg dafür, dass der Gottesglaube bei sehr vielen Men- Für die Gesamtstudie wurden schen nach wie vor tief veran- zwischen März und Juni vergankert sei. Die lange Zeit vorherr- genen Jahres 3.176 Katholiken schende Meinung, der Moderni- und 1.055 Nichtkatholiken besierungsprozess sei identisch mit fragt. fortschreitender Säkularisierung und Glaubensauflösung, hat sich epd lbw rks nicht bestätigt, sagte er. Fürst

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March 3, 2013, Dortmund

Anti-Atom-Gruppen solidarisch mit Protesten in Lingen Anti-Atomkraftgruppen fordern erneut die sofortige Stilllegung aller Atomkraftwerke und Atomanlagen in Deutschland. Der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz in Bonn erklärte am Donnerstag seine Solidarität mit dem Protest von 15 Demonstranten von Robin Wood und Anti-Atominitiativen aus Osnabrück und dem Münsterland im niedersächsischen Lingen: Das

In Deutschland sind 2012 so viele fair gehandelte Rosen verkauft worden wie noch nie. Mit einem Plus von über 200 Prozent gegenüber dem Vorjahr erreichten die Fairtrade-Rosen einen Marktanteil von knapp 20 Prozent, erklärte die Initiative TransFair, die ein Siegel für fairen Handel vergibt, am Mittwoch in Köln. Damit sei Deutschland weltweit Marktführer im Absatz von fair

Nur noch wenige Zeitzeugen können vom Holocaust berichten Unzählige Male hat er in Klassenzimmern seinen Ärmel hochgekrempelt und den Schülern seine auf dem Unterarm eintätowierte Häftlingsnummer 99728 gezeigt. Der heute 92-Jährige verlor fast seine ganze Familie in den Gaskammern. Der Mann mit dem weißen Haar, der in München lebt, ist Vorsitzender der Lagergemeinschaft Dachau und Vizepräsident des Internationalen Dachau-Komitees. Wenn er vom größten Verbrechen der Menschheitsgeschichte erzählt, dann will er den Jugendlichen auch klar machen, dass es sich lohnt, für die Demokratie einzuAndere jüdische Verfolgte, die die treten. systematische Vernichtungspolitik der Nationalsozialisten über- Zu den jüdischen Zeitzeugen, die lebten, konnten nach dem Ende in Vorträgen und Lesungen an ihres Martyriums ihre Erinnerun- die Judenverfolgung erinnern, gegen weitergeben. Einige fanden hört auch Inge Deutschkron. In erst Jahrzehnte nach dem Krieg der NS-Zeit entging die junge die Kraft, über ihre Lebensge- Frau der Deportation, weil nichtschichte zu berichten. Es sind jüdische Freunde sie zusammen Menschen wie Max Mannheimer mit ihrer Mutter in Berlin versteckoder Inge Deutschkron, die auch ten. Inge Deutschkron hat 2006 im hohen Alter noch dazu bei- in Berlin eine Stiftung gegrüntragen, dass die Naziverbrechen det, um das Andenken an diese nicht in Vergessenheit geraten. stillen Helden wachzuhalten, die Die Erinnerungen dieser Zeitzeu- unter hohem persönlichen Eingen sind Mahnung und Warnung satz den Verfolgten halfen. Zuan die Nachgeborenen. dem will die Stiftung vor allem junge Menschen zu Toleranz und Max Mannheimer hat als jun- Zivilcourage ermutigen. Am komger Mann unter anderem das menden Mittwoch (30.1.) wird die KZ Auschwitz-Birkenau überlebt. heute 90-jährige Journalistin und

Bildunterschrift: Informationen zu Inhalt, Fotograf und Urheberrechten. Text zu Testzwecken erstellt.

AKW Lingen II und die Uran- min. Dabei sorgten diese beiBrennelementefabrik in Lingen den Anlagen dafür, dass weltweit müssen sofort stillgelegt werden. Atomkraftwerke betrieben werden könnten und hochgefährlicher Müll produziert werde, für den es kein Endlager gebe.

Die Bevölkerung soll eingelullt werden mit dem Hinweis, der Atomausstieg sei beschlossene Sache, erklärten die Demonstranten aus Osnabrück. Doch für die zwei deutschen Uranfabriken in Lingen und Gronau gebe es nicht einmal einen Abschaltter-

trieben. Obwohl die Anlage Atomkraftwerke weltweit mit Brennstäben versorge, werde sie in dem sogenannten Atomausstiegsgesetz mit keinem Wort erwähnt, kritisieren sie in einer gemeinsamen Presseerklärung. (1037/ Nach Angaben der Atomkraft- 11.10.12) gegner wird die 1979 in Betrieb genommene Brennelemen- epd lnb lwd mig tefabrik Lingen vom französischen Konzern AREVA NP be-

Faire Rosen erreichen Marktanteil von 20 Prozent

Stimmen, die verstummen

Anne Frank konnte nicht mehr über ihre Leidenszeit im Konzentrationslager berichten. Sie wurde nur 15 Jahre alt. Kurz vor Kriegsende starb die junge Jüdin im KZ Bergen-Belsen an Typhus. Für die Nachwelt verstummte Anne Franks Stimme mit ihrem letzten Tagebucheintrag vom 1. August 1944. Das nach ihrem Tod veröffentlichte Tagebuch, das sie in ihrem Versteck in einem Amsterdamer Hinterhaus bis zu ihrer Verhaftung geführt hatte, wurde zu einem der bekanntesten Zeugnisse aus der Zeit des Holocaust.

fiel in eine Periode nachlassender Begeisterung in der ökumenischen Bewegung. Vor allem Spannungen zwischen orthodoxen und protestantischen Kirchen sowie leere Kassen schwächten den Dachverband. Dabei setzte sich Raiser für eine Einbindung Als erster Deutscher war Rai- der Orthodoxie in den Weltkirser 1992 zum Generalsekre- chenrat ein. tär des Ökumenischen Rates der Kirchen gewählt worden. epd cez rks Seine zehnjährige Amtszeit an der Spitze des Weltkirchenrates

Geld kaum Grund für Kirchenaustritt

Wochenspiegel March 3, 2013, Dortmund

Bildunterschrift: Informationen zu Inhalt, Fotograf und Urheberrechten. Text zu Testzwecken erstellt.

nannt. Er nahm 1983 einen Ruf als Professor für Systematische Theologie an die EvangelischTheologischen Fakultät der RuhrUniversität Bochum an. Gleichzeitig war er Direktor des Ökumenischen Instituts dieser Fakultät.

Erwartungen von Katholiken in Baden-Württemberg

Die Kirchentreue der Katholiken ist in Baden-Württemberg ähnlich wie die der Protestanten: Eine Untersuchung unter evangelischen Christen hatte im vergangenen Jahr ergeben, dass auch bei ihnen 75 Prozent noch nie über einen Austritt nachgedacht haben. Fast jeder zweite Protestant betrachtet sich selbst als engagiertes Kirchenmitglied. Unter den von den Verfassern beschriebenen gesellschaftlichen Großes Interesse äußern Katho- Gruppen bilden die Gemeinwohlliken der neuen Studie zufolge Kommunizierer das Leitmilieu daran, dass sich ihre Kirche auch der katholischen Kirche. Reiner künftig in gesellschaftliche Be- App vom Pragma-Institut (Reutlange einmischt. Ganz oben auf lingen/Bamberg), das die Befrader Wunschliste steht dabei der gung ausführte, nannte diese Bereich Soziales, wo 23 Prozent Gruppierung auch das WinfriedBedarf für Engagement sehen. Kretschmann-Milieu. Es seien oft Auch Lebenshilfe und Gesell- ältere, sehr engagierte Kirchenschaftspolitik sind stark gefragt. mitglieder, die sich besonders für Geringes Interesse besteht da- gesellschaftliche Belange interes-

Ausgabe: pareto_weissraum

gebaut. Mit dem Verkaufserlös sei das Kirchenprojekt mit einem Etat von rund 500.000 Euro jetzt finanziell ausgeglichen abgeschlossen, sagte Gunnar Urbach, ehemaliger Pastor der Landesgartenschau.

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Das 1163 gegründete Zisterzienserkloster Loccum ist heute evangelisches Predigerseminar, Tagungs- und Veranstaltungsort. Es feiert im kommenden Jahr sein 850-jähriges Bestehen. Das Tor steht offen – das Herz noch mehr, heißt es in der Einladung von Abt Horst Hirschler, dem früheren Landesbischof in Hannover. (0204/10.10.12)

Insgesamt hatten rund 90.000 sucht. 15 Paare wurden kirchlich Vor einem Jahr wurde es zum Besucher das Himmelszelt be- getraut und zwölf Kinder getauft. Ende der Landesgartenschau ab- epd lnb lnh mig

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Früherer ÖRK-Generalsekretär Raiser 75 Jahre alt

gehandelten Rosen. Die meisten Fairtrade-Rosen werden nach wie vor in Supermärkten vertrieben, erklärte TransFair-Geschäftsführer Dieter Overath. Rund 95 Prozent der 260 Millionen verkauften Rosen habe im vorigen Jahr der Lebensmitteleinzelhandel verkauft. Aber auch im Fachhandel wachse das Interesse. Geplant sind auch

faire andere Blumensorten wie Ziel, benachteiligten Kleinbauern Nelken, Schleierkraut oder Weih- und Arbeitern in Entwicklungsnachtssterne. ländern zu besseren Einkünften zu verhelfen. Der Verein handelt selbst nicht mit Produkten, sondern vergibt ein Siegel, wenn Kriterien wie Gesundheitsschutz eingehalten werden.

Weltweit werden nach Angaben von TransFair auf 50 Plantagen unter fairen Bedingungen Blumen gezüchtet. Die meisten fairen Blumen auf dem deutschen Markt stammten aus Kenia und Äthiopien. Der deutsche Verein TransFair entstand 1992 mit dem

epd lwd fu

Arbeitnehmerkammer: Berufskrankheiten leichter anerkennen Die Bremer Arbeitnehmerkammer hat das Anerkennungsverfahren für Berufskrankheiten kritisiert und Erleichterungen gefordert. Im Land Bremen würden jährlich mehr als tausend Fälle mit Verdacht auf eine Berufskrankheit angezeigt, aber mit 360 weit weniger als die Hälfte anerkannt, sagte Kammerreferentin Barbara Reuhl am Mittwoch bei einer Arbeitsschutzkonferenz. Den Nachweis, dass ihre Erkrankung berufsbedingt sei, müssten die Betroffenen selbst erbringen. In vielen Fällen scheitert das Verfahren genau daran, sagte Reuhl. Ohne fachkundige Unterstützung hätten viele kranke Arbeitnehmer kaum Chancen auf eine Anerkennung, fügte sie hinzu. Das gelte, obwohl den Berufs-

genossenschaften die Zusammenhänge zwischen Arbeitsbedingungen und Erkrankungsrisiken bekannt seien. Sie hätten eine Ermittlungspflicht bei Verdacht auf eine Berufskrankheit. Aus diesen Daten könnten die Krankenkassen dann Hinweise ableiten, ob Versicherte möglicherweise berufsbedingt erkrankt seien. Die Arbeitnehmerkammer fordert neben einem erleichterten Anerkennungsverfahren zudem mehr Prävention, um Berufskrankheiten von vornherein zu vermeiden. Unsere Gesellschaft kann es sich nicht leisten, dass immer weniger Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gesund bis zur Rente arbeiten können - hier ist auch die Politik gefordert, sagte Reuhl,

die eine Beratungsstelle unter über die Belastung am Arbeitsdem Dach der Kammer leitet. platz einer vor vielen Jahren ausgeführten Tätigkeit oft nicht mehr Diese Stelle wurde im vergange- vorlägen. Deshalb dürften die Genen Jahr eingerichtet, weil Betrof- sundheitsakten eines Betriebes fene bis dahin oft erfolglos ver- auch dann nicht vernichtet wersucht hatten, eine Anerkennung den, wenn die Firma pleitegehe. durchzukämpfen. So seien allein in Bremen nachweislich mehr Die kostenlose Beratung der Arals 5.000 Menschen durch den beitnehmerkammer wird befristet beruflichen Kontakt mit Asbestfa- bis Ende des Jahres mit EUsern an Asbestose, Lungen- oder Geldern gefördert. Sie wird wisKehlkopfkrebs erkrankt, hieß es. senschaftlich begleitet und soll Davon hätten lediglich 2.600 eine helfen, eine Datenbank aufzuEntschädigung erhalten. bauen. Zudem entwickelt sie ein Konzept, um Berufskrankheiten Der Beweis, dass die Krankheit zu vermeiden. Betriebe sollen wirklich beruflich bedingt ist, ist beim Arbeits- und Gesundheitsnach Angaben des Beraters Rolf schutz unterstützt werden. (0188 Spalek schwierig zu führen. Ge- /10.10.12) sundheitliche Schäden zeigten sich oft erst viele Jahre später. epd lnb sel mig Dazu komme, dass Unterlagen

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Test 5: Schwerpunkt goldener Schnitt

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Hilfswerke prangern Diskriminierung von Mädchen an Hilfsorganisationen haben zum ersten internationalen Mädchentag an diesem Donnerstag darauf aufmerksam gemacht, dass Mädchen in vielen Ländern und Gesellschaften diskriminiert und vernachlässigt werden. Mädchen würden bei der Versorgung mit Nahrung und Medizin benachteiligt, und Millionen weiblicher Föten würden noch immer gezielt abgetrieben, berichtete das Kinderhilfswerk terre des hommes am Mittwoch in Osnabrück. Die Stiftung Weltbevölkerung prangerte die zunehmende Verbreitung von Kinderehen in Entwicklungsländern an. Die Folge seien frühe Schwangerschaften und ein früher Tod im Kindbett, weil der Körper der Mädchen noch nicht reif sei, sagte Geschäftsführerin Renate Bähr. Komplikationen bei der Schwangerschaft oder Geburt seien in Entwicklungsländern die Haupttodesursachen für Mädchen.

ter als die der Jungen, betonte Danuta Sacher von terre des hommes. Weltweit besuchten 75 Millionen Mädchen noch nicht einmal die Grundschule oder zumindest den untersten Jahrgang einer weiterführenden Schule: Die strukturelle Diskriminierung von Mädchen ist ein Skandal.

Das Osnabrücker FelixNussbaum-Haus präsentiert in diesem Herbst und Winter in den Abendstunden eine Lichtprojektion der Künstlerin Nikola Dicke. Vom 12. Oktober an erscheint bei Einbruch der Dunkelheit auf der Außenwand des turmartigen Gebäudeteils die projizierte Zeichnung eines Vogelkäfigs, teilte das Museum am Mittwoch mit. Hinzu kommen Projektionen von Vögeln, die das Museum zu umfliegen scheinen.

Der Schlüssel für Verbesserungen liege in der Aufklärung der Eltern und der besseren Schulund Berufsausbildung für Mädchen. Wichtig sei auch, ihr Selbstwertgefühl zu stärken. Das hilft ihnen, sich in der Gemeinschaft gegen Zwang und Ausbeutung zur Wehr zu setzen. Der InternaBildunterschrift: Informationen zu Inhalt, Fotograf und Urheberrechten. Text tionale Mädchentag ist ein von den Vereinten Nationen initiierter zu Testzwecken erstellt. Aktionstag, der in diesem Jahr In den Entwicklungsländern ist frauen unter 15 voraussichtlich erstmals am 11. Oktober begander Stiftung zufolge jedes dritte auf 50 Millionen und damit auf gen wird. Er soll auf die weltweite Mädchen mit 18 Jahren verhei- das Doppelte. Benachteiligung von Mädchen ratet. Zehn Prozent sind sogar hinweisen. (0171/10.10.12) jünger als 15 Jahre. Bis zum Jahr Auch die Bildungschancen von 2020 steige die Zahl der Ehe- Mädchen seien deutlich schlech- epd lnb mas mig

Die Installation unter dem Titel inside out wird nach Angaben des Museums bis zum 27. Januar jeweils von 17 bis 24 Uhr zu sehen sein. Die Abfolge von Einzelzeichnungen erscheine dem Betrachter wie ein Film. Nikola Dicke habe ihre Motive mit Nadeln

Der christliche Zionismus hat seine Ursprünge in der protestantischen Erweckungsbewegung des 19. Jahrhunderts. Er

Die in Osnabrück lebende und international ausstellende Künstlerin spiele außerdem mit optischen Täuschungen, wodurch die projizierten Vögel lebendig erschienen, hieß es. Die Installation ist nach ihren Angaben speziell für das Nussbaum-Haus entstanden. Der Betrachter solle sich die Zeit nehmen, über Freiheit und Gefangenschaft, über Schutz und Gefahr nachzudenken - und damit zugleich über die Bedingungen seiner Wahrnehmung und Existenz. Der jüdische Maler Felix Nussbaum wurde 1904 in Osnabrück geboren. Die Nationalsozialisten ermordeten ihn 1944 im Vernichtungslager Auschwitz.

Weltweit werden nach Angaben von TransFair auf 50 Plantagen unter fairen Bedingungen Blumen gezüchtet. Die meisten fairen Blumen auf dem deutschen Markt stammten aus Kenia und Äthiopien. Der deutsche Verein TransFair entstand 1992 mit dem Ziel, benachteiligten Kleinbauern und Arbeitern in Entwicklungsländern zu besseren Einkünften zu verhelfen. Der Verein handelt selbst nicht mit Produkten, sondern vergibt ein Siegel, wenn Kriterien wie Gesundheitsschutz eingehalten werden.

March 3, 2013, Dortmund

Himmelszelt von Landesgartenschau zieht ins Kloster Das Himmelszelt der schleswig-holsteinischen Landesgartenschau in Norderstedt bei Hamburg steht künftig im niedersächsischen Kloster Loccum. Es soll dort als besonderer Ort für Andachten, Begegnungen, Konzerte und Vorträge genutzt werden, teilte der evangelische Kirchenkreis Hamburg-West am Mittwoch mit. Es sei erfreulich, dass das Himmelszelt in kirchlicher Nutzung bleibe, sagte Propst Karl-Heinrich Melzer. Das Kuppelzelt bestand aus einem Aluminium-Gerüst, das mit Klarsichtfolie bespannt war. Insgesamt hatten rund 90.000 Besucher das Himmelszelt besucht. 15 Paare wurden kirchlich getraut und zwölf Kinder getauft. Vor einem Jahr wurde es zum Ende der Landesgartenschau abgebaut. Mit dem Verkaufserlös Bildunterschrift: Informationen zu Inhalt, Fotograf und Urheberrechten. Text sei das Kirchenprojekt mit ei- zu Testzwecken erstellt. nem Etat von rund 500.000 Euro Das 1163 gegründete Zisterzi- sein 850-jähriges Bestehen. Das nover. (0204/10.10.12) jetzt finanziell ausgeglichen ab- enserkloster Loccum ist heute Tor steht offen – das Herz noch geschlossen, sagte Gunnar Ur- evangelisches Predigerseminar, mehr, heißt es in der Einladung epd lnb lnh mig bach, ehemaliger Pastor der Lan- Tagungs- und Veranstaltungsort. von Abt Horst Hirschler, dem desgartenschau. Es feiert im kommenden Jahr früheren Landesbischof in Han-

Stimmen, die verstummen Nur noch wenige Zeitzeugen können vom Holocaust berichten Unzählige Male hat er in Klassenzimmern seinen Ärmel hochgekrempelt und den Schülern seine auf dem Unterarm eintätowierte Häftlingsnummer 99728 gezeigt. Der heute 92-Jährige verlor fast seine ganze Familie in den Gaskammern. Der Mann mit dem weißen Haar, der in München lebt, ist Vorsitzender der Lagergemeinschaft Dachau und Vizepräsident des Internationalen Dachau-Komitees. Wenn er vom größten Verbrechen der Menschheitsgeschichte erzählt, dann will er den Jugendlichen auch klar machen, dass es sich lohnt, für die Demokratie einzuAndere jüdische Verfolgte, die die treten. systematische Vernichtungspolitik der Nationalsozialisten über- Zu den jüdischen Zeitzeugen, die lebten, konnten nach dem Ende in Vorträgen und Lesungen an ihres Martyriums ihre Erinnerun- die Judenverfolgung erinnern, gegen weitergeben. Einige fanden hört auch Inge Deutschkron. In erst Jahrzehnte nach dem Krieg der NS-Zeit entging die junge die Kraft, über ihre Lebensge- Frau der Deportation, weil nichtschichte zu berichten. Es sind jüdische Freunde sie zusammen Menschen wie Max Mannheimer mit ihrer Mutter in Berlin versteckoder Inge Deutschkron, die auch ten. Inge Deutschkron hat 2006 im hohen Alter noch dazu bei- in Berlin eine Stiftung gegrüntragen, dass die Naziverbrechen det, um das Andenken an diese nicht in Vergessenheit geraten. stillen Helden wachzuhalten, die Die Erinnerungen dieser Zeitzeu- unter hohem persönlichen Eingen sind Mahnung und Warnung satz den Verfolgten halfen. Zuan die Nachgeborenen. dem will die Stiftung vor allem junge Menschen zu Toleranz und Max Mannheimer hat als jun- Zivilcourage ermutigen. Am komger Mann unter anderem das menden Mittwoch (30.1.) wird die KZ Auschwitz-Birkenau überlebt. heute 90-jährige Journalistin und

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Buchautorin im Bundestag eine Auffassung feste Gedenktage Rede anlässlich des Holocaust- und Erinnerungsorte. Mir ist Gedenktages halten. ritualisiertes Gedenken lieber als planvolles Vergessen, Es gibt heute nur noch wenige sagte Graumann in einem Menschen wie Inge Deutschkron epd-Gespräch. Zudem empfiehlt oder Max Mannheimer, die rund er Besuche von Jugendlichen 70 Jahre nach dem Holocaust in KZ-Gedenkstätten und über ihre Verfolgung in der NS- eine intensive Beschäftigung Zeit erzählen können. In weni- mit Einzelschicksalen von gen Jahren werden diese Zeit- NS-Opfern an den Schulen. zeugen nicht mehr am Leben sein. Der Direktor der Stiftung Die Sorge, dass die Shoah Brandenburgische Gedenkstät- mit dem Verschwinden der Zeitten, Günter Morsch, sieht im all- zeugen allmählich in Vergesmählichen Verlöschen der Zeit- senheit geraten könnte, teilt zeugenschaft einen großen uner- Graumann nicht. Der 1950 gesetzlichen Verlust. Mit dem Ver- borene Sohn von Holocaustschwinden der Zeitzeugen wer- Überlebenden sieht vor allem den nach Überzeugung des His- die Kinder der NS-Verfolgten, die torikers die materiellen Zeugen Zeitzeugen der zweiten Generader NS-Verbrechen wie die KZ- tion, in der Pflicht, die ErinneGedenkstätten immer wichtiger. rung lebendig zu halten. Diese müssten die Geschichten und Auch für den Präsidenten Emotionen ihrer Eltern weitergedes Zentralrates der Juden in ben. Auch unsere Kinder und alle Deutschland. Dieter Graumann, weiteren Generationen werden stellt sich die Frage, wie die diese schrecklichen Verbrechen Erinnerung an den Holocaust bestimmt niemals vergessen, ist wachgehalten werden kann. der Zentralrats-Präsident überGraumann plädiert für vielfältige zeugt. Formen des Gedenkens. Dazu zählen nach seiner epd jup fu

der Wunsch von 79 Prozent.

Austritt aus ihrer Kirche nachgedacht. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Befragung von 3.176 Katholiken, die am Mittwoch in Stuttgart vorgestellt wurde. Wer über einen Abschied von der Kirche nachdenkt, tut dies der Umfrage zufolge in erster Linie, weil er sich entfremdet fühlt (35 Prozent). Finanzielle Gründe werden nur von 15 Prozent genannt. Die Kirchentreue der Katholiken ist in Baden-Württemberg ähnlich wie die der Protestanten: Eine Untersuchung unter evangelischen Christen hatte im vergangenen Jahr ergeben, dass auch bei ihnen 75 Prozent noch nie über einen Austritt nachgedacht haben. Fast jeder zweite Protestant betrachtet sich selbst als engagiertes Kirchenmitglied.

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eine Welle von Kirchenaustritten in der Diözese RottenburgStuttgart. Sie verzeichnet seit 22 Jahren im Durchschnitt 10.650 Austritte pro Jahr. Einen Rekord gab es 2010 mit 15.650 Austritten nach Bekanntwerden von Fällen sexuellen Missbrauchs in der Kirche. Dass es in der Kirche eine unabhängige Kommission zu diesem Thema gibt, wird von den Befragten kontrovers beurteilt. 52 Prozent sagen, die Kirche habe dadurch an Glaubwürdigkeit gewonnen - 48 Prozent verneinen dies. Doch stimmen 87 Prozent der Aussage ganz oder eher zu, dass die Kirche weiterhin offensiv mit dem Thema Missbrauch umgehen solle.

Großes Interesse äußern Katholiken der neuen Studie zufolge daran, dass sich ihre Kirche auch künftig in gesellschaftliche Belange einmischt. Ganz oben auf der Wunschliste steht dabei der Bereich Soziales, wo 23 Prozent Bedarf für Engagement sehen. Auch Lebenshilfe und Gesellschaftspolitik sind stark gefragt. Geringes Interesse besteht dagegen in den Bereichen Sexual- Unter den von den Verfassern belehre und Zölibat, Seelsorge und schriebenen gesellschaftlichen Gemeindearbeit. Gruppen bilden die GemeinwohlKommunizierer das Leitmilieu Anlass für die Untersuchung war der katholischen Kirche. Reiner

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Anne Frank konnte nicht mehr über ihre Leidenszeit im Konzentrationslager berichten. Sie wurde nur 15 Jahre alt. Kurz vor Kriegsende starb die junge Jüdin im KZ Bergen-Belsen an Typhus. Für die Nachwelt verstummte Anne Franks Stimme mit ihrem letzten Tagebucheintrag vom 1. August 1944. Das nach ihrem Tod veröffentlichte Tagebuch, das sie in ihrem Versteck in einem Amsterdamer Hinterhaus bis zu ihrer Verhaftung geführt hatte, wurde zu einem der bekanntesten Zeugnisse aus der Zeit des Holocaust.

Geld kaum Grund für Kirchenaustritt

Christen aus der Region ausgewandert.

Die Schrift bekräftigt den Konsens über die verbleibende Verbundenheit der Christen mit Israel als dem erstberufenen Volk Gottes und bejaht das Existenzrecht des Staates Israel. Die Orientierungshilfe knüpft an frühere EKD-Studien zum Thema Christen und Juden sowie die Studie Kirche und Israel der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa an. In den meisten evangelischen LandesDer Text skizziert die Kirchen- kirchen in Deutschland nimmt die geschichte des Heiligen Landes Verfassung ausdrücklich auf das und die aktuellen Situation von Verhältnis von Kirche und JudenChristen und Kirchen in der Re- tum Bezug. (0067/10.10.12) Die Orientierungshilfe wurde im gion. Christen in den besetzten Auftrag der Evangelischen Kir- Gebieten litten unter Isolierung epd lnb bas mir che in Deutschland (EKD), der und eingeschränkter BewegungsUnion Evangelischer Kirchen in freiheit. Als Folge seien viele

Parallel zur Außen-Installation des Museums zu sehen. (0152/ gibt es im Felix-Nussbaum-Haus 10.10.12) eine Ausstellung mit den OriginalArbeiten der Künstlerin. Der Be- epd lnb mas mig sucher könne dabei den künstlerischen Entstehungsprozess verfolgen. Diese Präsentation ist nur während der Öffnungszeiten

Erwartungen von Katholiken in Baden-Württemberg

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der EKD, sowie der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands erarbeitet. Sie sei ein Beitrag zu einer Neubestimmung des Verhältnisses von Christen und Juden, heißt es im Vorwort. Ebenso trägt sie zur unerlässlichen Frage bei, wie die evangelischen Kirchen ihre Solidarität mit dem Staat Israel mit dem Engagement für eine selbstbestimmte, gerechte und friedliche Zukunft aller Bewohner des Landes der Bibel verbinden können.

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Interesse. Geplant sind auch faire andere Blumensorten wie Nelken, Schleierkraut oder Weih- Drei von vier Katholiken in der nachtssterne. Diözese Rottenburg-Stuttgart haben noch nie ernsthaft über einen

Die meisten Fairtrade-Rosen werden nach wie vor in Supermärkten vertrieben, erklärte TransFair-Geschäftsführer Dieter Overath. Rund 95 Prozent der 260 Millionen verkauften Rosen habe im vorigen Jahr der Lebensmitteleinzelhandel verkauft. Aber auch im Fachhandel wachse das epd lwd fu

propagiert die Vorstellung, das gegenwärtige Zeitalter münde in der Rückkehr aller Juden aus der Diaspora in das Land Israel und in die Wiederherstellung Israels. Seine Anhänger befürworten die israelische Siedlungstätigkeit in den besetzten Gebieten und lehnen deren Rückgabe ab. Sie sehen darin ein Zeichen für den Beginn der Endzeit und die Wiederkehr des Messias. Einflussreiche Anhänger hat er vor allem unter christlichen Fundamentalisten in den Vereinigten Staaten, in Deutschland werden christlichzionistische Positionen nur von wenigen Gruppierungen vertreten.

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und Stiften in rußgeschwärzte Glasscheiben geritzt.

Faire Rosen erreichen Marktanteil von 20 Prozent In Deutschland sind 2012 so viele fair gehandelte Rosen verkauft worden wie noch nie. Mit einem Plus von über 200 Prozent gegenüber dem Vorjahr erreichten die Fairtrade-Rosen einen Marktanteil von knapp 20 Prozent, erklärte die Initiative TransFair, die ein Siegel für fairen Handel vergibt, am Mittwoch in Köln. Damit sei Deutschland weltweit Marktführer im Absatz von fair gehandelten Rosen.

Die evangelischen Kirchen in Deutschland grenzen sich vom christlichen Zionismus ab. Dessen Lehren und Praxis verschärften den israelischpalästinensischen Konflikt und widersprächen dem biblischen Gebot der Versöhnung und der Feindesliebe, wird in dem Text Gelobtes Land? kritisiert, der am Mittwoch in Hannover veröffentlicht wurde. Darin wird christlich-zionistischen Positionen, die etwa in der Einwanderung der Juden nach Israel ein Zeichen für die baldige Erfüllung biblischer Prophezeiungen sehen, auch aus theologischer Sicht widersprochen.

Auch werde dem Judentum kein eigener Wert zugestanden. Dies sei im Kern judenfeindlich und widerspreche den Grundsätzen des christlich-jüdischen Dialogs, heißt es. Überdies sei christlicher Zionismus, weil er das Existenzrecht der Kirchen in der NahostRegion verneine, unökumenisch.

March 3, 2013, Dortmund

Licht-Projektion am Felix-Nussbaum-Haus in Osnabrück

Kirchen erteilen christlichem Zionismus Absage

Der christliche Zionismus basiere auf einer Engführung biblischer Aussagen, argumentieren die evangelischen Kirchen. Er konstruiere endzeitliche Abläufe, für die es nur bedingt biblische Quellen gebe. In dem Text wird zudem kritisiert, nach christlichzionistischen Vorstellungen hätten Nichtjuden kein Lebensrecht in Israel und dürften nur als Landund Rechtlose dort wohnen. Das verletzt den biblischen Wert der Gerechtigkeit und grundlegende Menschenrechte.

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App vom Pragma-Institut (Reutlingen/Bamberg), das die Befragung ausführte, nannte diese Gruppierung auch das WinfriedKretschmann-Milieu. Es seien oft ältere, sehr engagierte Kirchenmitglieder, die sich besonders für gesellschaftliche Belange interessierten. Dagegen habe der konservative Aktivist, der auch als extremer Traditionalist beschrieben wurde, statistisch gesehen in der katholischen Kirche eine verschwindend geringe Bedeutung.

Diözesanbischof Gebhard Fürst sieht in den Ergebnissen einen Beleg dafür, dass der Gottesglaube bei sehr vielen Menschen nach wie vor tief verankert sei. Die lange Zeit vorherrschende Meinung, der Modernisierungsprozess sei identisch mit fortschreitender Säkularisierung und Glaubensauflösung, hat sich nicht bestätigt, sagte er. Fürst bedauert, dass bei den Themen, mit denen sich die Kirche der Befragung zufolge stärker beschäftigen sollte, die Ökumene weit hinten rangiere.

Andererseits wünschten sich fast 90 Prozent ein engeres Miteinander von kirchlichen und nichtkirchlichen Akteuren in der Gesellschaft. Die Kirche müsse sich noch stärker in Diskussionen und Prozesse einmischen als Anwältin für ein Mehr an Humanität und Menschenwürde. Eine weitere Folgerung des Bischofs: Seelsorgeeinheiten dürfen nicht zu anonymen Großorganisationen werden, weil sonst die Entfremdung von Mitgliedern und daRund 72 Prozent der Befragten mit ihre Austrittsbereitschaft verstimmten der Aussage ganz oder stärkt würde. überwiegend zu, dass das Christentum Fundament des westli- Für die Gesamtstudie wurden chen Wertesystems bleiben wird. zwischen März und Juni vergan69 Prozent empfehlen der Kirche, genen Jahres 3.176 Katholiken weniger abgehoben und lebens- und 1.055 Nichtkatholiken benaher zu kommunizieren. Dass fragt. sie offener kommunizieren und ihren Mitgliedern besser zuhören epd lbw rks soll, ist ganz oder überwiegend

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Arbeitnehmerkammer: Berufskrankheiten leichter anerkennen Die Bremer Arbeitnehmerkammer hat das Anerkennungsverfahren für Berufskrankheiten kritisiert und Erleichterungen gefordert. Im Land Bremen würden jährlich mehr als tausend Fälle mit Verdacht auf eine Berufskrankheit angezeigt, aber mit 360 weit weniger als die Hälfte anerkannt, sagte Kammerreferentin Barbara Reuhl am Mittwoch bei einer Arbeitsschutzkonferenz. Den Nachweis, dass ihre Erkrankung berufsbedingt sei, müssten die Betroffenen selbst erbringen. In vielen Fällen scheitert das Verfahren genau daran, sagte Reuhl.

genossenschaften die Zusammenhänge zwischen Arbeitsbedingungen und Erkrankungsrisiken bekannt seien. Sie hätten eine Ermittlungspflicht bei Verdacht auf eine Berufskrankheit. Aus diesen Daten könnten die Krankenkassen dann Hinweise ableiten, ob Versicherte möglicherweise berufsbedingt erkrankt seien.

Die Arbeitnehmerkammer fordert neben einem erleichterten Anerkennungsverfahren zudem mehr Prävention, um Berufskrankheiten von vornherein zu vermeiden. Unsere Gesellschaft kann es sich Ohne fachkundige Unterstützung nicht leisten, dass immer weniger hätten viele kranke Arbeitneh- Arbeitnehmerinnen und Arbeitmer kaum Chancen auf eine nehmer gesund bis zur Rente Anerkennung, fügte sie hinzu. arbeiten können - hier ist auch Das gelte, obwohl den Berufs- die Politik gefordert, sagte Reuhl,

die eine Beratungsstelle unter über die Belastung am Arbeitsdem Dach der Kammer leitet. platz einer vor vielen Jahren ausgeführten Tätigkeit oft nicht mehr Diese Stelle wurde im vergange- vorlägen. Deshalb dürften die Genen Jahr eingerichtet, weil Betrof- sundheitsakten eines Betriebes fene bis dahin oft erfolglos ver- auch dann nicht vernichtet wersucht hatten, eine Anerkennung den, wenn die Firma pleitegehe. durchzukämpfen. So seien allein in Bremen nachweislich mehr Die kostenlose Beratung der Arals 5.000 Menschen durch den beitnehmerkammer wird befristet beruflichen Kontakt mit Asbestfa- bis Ende des Jahres mit EUsern an Asbestose, Lungen- oder Geldern gefördert. Sie wird wisKehlkopfkrebs erkrankt, hieß es. senschaftlich begleitet und soll Davon hätten lediglich 2.600 eine helfen, eine Datenbank aufzuEntschädigung erhalten. bauen. Zudem entwickelt sie ein Konzept, um Berufskrankheiten Der Beweis, dass die Krankheit zu vermeiden. Betriebe sollen wirklich beruflich bedingt ist, ist beim Arbeits- und Gesundheitsnach Angaben des Beraters Rolf schutz unterstützt werden. (0188 Spalek schwierig zu führen. Ge- /10.10.12) sundheitliche Schäden zeigten sich oft erst viele Jahre später. epd lnb sel mig Dazu komme, dass Unterlagen

Ausstellung erinnert an Schlacht um Stalingrad Mit einer Ausstellung und einem ökumenischen Gottesdienst am 15. Oktober wird in Hildesheim an die Schlacht um Stalingrad vor 70 Jahren erinnert. Besonders die Kirche müsse die Erinnerung wachhalten, damit ein solches Ereignis nicht noch einmal passiert, sagte der evangelische Superintendent Helmut Aßmann am Montag in Hildesheim. Die Schlacht um das sowjetische Stalingrad und heutige Wolgograd gilt als eine der größten des Zweiten Weltkrieges, sie forderte mehr als 700.000 Todesopfer. Nach dem deutschen Angriff auf die Stadt wurden 1942 mehr als 230.000 Soldaten der Wehrmacht und ihrer Verbündeten durch die Rote Armee eingekesselt. Mehr als 100.000 Soldaten der Wehrmacht kehrten nicht aus der Kriegsgefangenschaft zurück. Die Ausstellung im Rathaus zeigt Bildunterschrift: Informationen zu Inhalt, Fotograf und Urheberrechten. Text vom 15. Oktober bis zum 23. zu Testzwecken erstellt. November die Geschichte von heim. Der Gottesdienst zur Eröff- Andreas-Kirche gefeiert. (8134/ epd lnb cmo mir Soldaten aus dem Raum Hildes- nung wird um 14 Uhr in der St.- 08.10.12)

Rockmusical über Luther feiert Premiere Die Bremer evangelische Jugendkirche Garten Eden 2.0 feiert an diesem Freitag mit einem selbst produzierten Rockmusical zum Reformator Martin Luther (1483-1546) Premiere. In einer 45-minütigen Szenencollage unter dem Titel Luther setzt über gehe es um den Wunsch nach Veränderungen, Protest und Zivilcourage, erläuterte am Mittwoch die Leiterin der Jugendkirche, Almut Schmidt: Der Name Lu-

ther wird in dem Musical nicht Ereignis markiert den Beginn der genannt, aber man spürt seine Reformation. Weltweit gibt es Kraft. heute rund 400 Millionen Protestanten, die in der Reformation Das Musical ist Teil der Lu- ihre geistlichen und konfessioneltherdekade, die seit 2008 auf len Wurzeln sehen. das Reformationsjubiläum 2017 vorbereitet. Dann erinnert die Die Lutherdekade steht unter Evangelische Kirche in Deutsch- dem Motto Luther 2017 - 500 land (EKD) an den 500. Jahres- Jahre Reformation und rückt Jahr tag des legendären Thesenan- für Jahr zentrale Einsichten des schlags Martin Luthers an der Reformators Martin Luther in den Schlosskirche in Wittenberg. Das Mittelpunkt. In diesem Jahr wird

etwa besonders die Bedeutung der Reformation für die Musik beleuchtet, 2013 steht das Thema Reformation und Toleranz im Mittelpunkt. Die folgenden Jahre stehen unter den Themen Politik, Bild und Bibel sowie die eine Welt. Die Theologin Margot Käßmann wirbt als Lutherbotschafterin für das Jubiläum. (0068/ 10.10.12) epd lnb sel mir

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Test 6: kein Schwerpunkt

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Generation

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Zielfunktion

Durchschnittswerte Population

Daten evolutionärer Prozess kleinster Wert

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Alle Nachkommen ungültig

2345

3476

5671

Mind. ein Nachkomme aufgenommen

4328

6524

7654

Ungültiges Elternteil selektiert

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3904

3955

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415

Verbesserung Zielfunktion Verbesserung Mittelwert Zielfunktion Laufzeit (Sekunden) Gültig erzeugte Nachkommen Ungültig erzeugte Nachkommen

Gültiges Kind aus ungültigem Elternteil



größter Wert

9.000

105

Bestes Ergebniss Test 6

Wochenspiegel Ausgabe: pareto_alle_gleich

Geld kaum Grund für Kirchenaustritt Erwartungen von Katholiken in Baden-Württemberg

Großes Interesse äußern Katholiken der neuen Studie zufolge daran, dass sich ihre Kirche auch künftig in gesellschaftliche Belange einmischt. Ganz oben auf der Wunschliste steht dabei der Bereich Soziales, wo 23 Prozent Bedarf für Engagement sehen. Auch Lebenshilfe und Gesellschaftspolitik sind stark gefragt. Geringes Interesse besteht dagegen in den Bereichen Sexuallehre und Zölibat, Seelsorge und Gemeindearbeit. Anlass für die Untersuchung war eine Welle von Kirchenaustritten in der Diözese RottenburgStuttgart. Sie verzeichnet seit 22 Jahren im Durchschnitt 10.650 Austritte pro Jahr. Einen Rekord gab es 2010 mit 15.650 Austritten nach Bekanntwerden von Fällen sexuellen Missbrauchs in der Kirche. Dass es in der Kirche eine unabhängige Kommission zu diesem Thema gibt, wird von den Befragten kontrovers beurteilt. 52 Prozent sagen, die Kirche habe dadurch an Glaubwürdigkeit gewonnen - 48 Prozent

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Rockmusical über Luther feiert Premiere Die Bremer evangelische Jugendkirche Garten Eden 2.0 feiert an diesem Freitag mit einem selbst produzierten Rockmusical zum Reformator Martin Luther (1483-1546) Premiere. In einer 45-minütigen Szenencollage unter dem Titel Luther setzt über gehe es um den Wunsch nach Veränderungen, Protest und Zivilcourage, erläuterte am Mittwoch die Leiterin der Jugendkirche, Almut Schmidt: Der Name Luther wird in dem Musical nicht genannt, aber man spürt seine Kraft.

Drei von vier Katholiken in der Diözese Rottenburg-Stuttgart haben noch nie ernsthaft über einen Austritt aus ihrer Kirche nachgedacht. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Befragung von 3.176 Katholiken, die am Mittwoch in Stuttgart vorgestellt wurde. Wer über einen Abschied von der Kirche nachdenkt, tut dies der Umfrage zufolge in erster Linie, weil er sich entfremdet fühlt (35 Prozent). Finanzielle Gründe werden nur von 15 Prozent genannt. Die Kirchentreue der Katholiken ist in Baden-Württemberg ähnlich wie die der Protestanten: Eine Untersuchung unter evangelischen Christen hatte im vergangenen Jahr ergeben, dass auch bei ihnen 75 Prozent noch nie über einen Austritt nachgedacht haben. Fast jeder zweite Protestant betrachtet sich selbst als engagiertes Kirchenmitglied.

Wochenspiegel

March 3, 2013, Dortmund

therdekade, die seit 2008 auf das Reformationsjubiläum 2017 vorbereitet. Dann erinnert die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) an den 500. Jahrestag des legendären Thesenanschlags Martin Luthers an der Schlosskirche in Wittenberg. Das Ereignis markiert den Beginn der Reformation. Weltweit gibt es heute rund 400 Millionen Protestanten, die in der Reformation ihre geistlichen und konfessionellen Wurzeln sehen.

für Jahr zentrale Einsichten des Reformators Martin Luther in den Mittelpunkt. In diesem Jahr wird etwa besonders die Bedeutung der Reformation für die Musik beleuchtet, 2013 steht das Thema Reformation und Toleranz im Mittelpunkt. Die folgenden Jahre stehen unter den Themen Politik, Bild und Bibel sowie die eine Welt. Die Theologin Margot Käßmann wirbt als Lutherbotschafterin für das Jubiläum. (0068/ 10.10.12)

Die Lutherdekade steht unter epd lnb sel mir dem Motto Luther 2017 - 500 Das Musical ist Teil der Lu- Jahre Reformation und rückt Jahr

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verneinen dies. Doch stimmen 87 Prozent der Aussage ganz oder eher zu, dass die Kirche weiterhin offensiv mit dem Thema Missbrauch umgehen solle. Unter den von den Verfassern beschriebenen gesellschaftlichen Gruppen bilden die GemeinwohlKommunizierer das Leitmilieu der katholischen Kirche. Reiner App vom Pragma-Institut (Reutlingen/Bamberg), das die Befragung ausführte, nannte diese Gruppierung auch das WinfriedKretschmann-Milieu. Es seien oft ältere, sehr engagierte Kirchenmitglieder, die sich besonders für gesellschaftliche Belange interessierten. Dagegen habe der konservative Aktivist, der auch als extremer Traditionalist beschrieben wurde, statistisch gesehen in der katholischen Kirche eine verschwindend geringe Bedeutung. Rund 72 Prozent der Befragten stimmten der Aussage ganz oder überwiegend zu, dass das Christentum Fundament des westlichen Wertesystems bleiben wird. 69 Prozent empfehlen der Kirche, weniger abgehoben und lebensnaher zu kommunizieren. Dass sie offener kommunizieren und ihren Mitgliedern besser zuhören soll, ist ganz oder überwiegend der Wunsch von 79 Prozent. Diözesanbischof Gebhard Fürst sieht in den Ergebnissen einen

Beleg dafür, dass der Gottesglaube bei sehr vielen Menschen nach wie vor tief verankert sei. Die lange Zeit vorherrschende Meinung, der Modernisierungsprozess sei identisch mit fortschreitender Säkularisierung und Glaubensauflösung, hat sich nicht bestätigt, sagte er. Fürst bedauert, dass bei den Themen, mit denen sich die Kirche der Befragung zufolge stärker beschäftigen sollte, die Ökumene weit hinten rangiere.

Hilfswerke prangern Diskriminierung von Mädchen an

Hilfsorganisationen haben zum ersten internationalen Mädchentag an diesem Donnerstag darauf aufmerksam gemacht, dass Mädchen in vielen Ländern und Gesellschaften diskriminiert und vernachlässigt werden. Mädchen würden bei der Versorgung mit Nahrung und Medizin benachteiligt, und Millionen weiblicher Föten würden noch immer gezielt abgetrieben, berichtete das Andererseits wünschten sich fast Kinderhilfswerk terre des hom90 Prozent ein engeres Mitein- mes am Mittwoch in Osnabrück. ander von kirchlichen und nichtkirchlichen Akteuren in der Ge- Die Stiftung Weltbevölkerung sellschaft. Die Kirche müsse sich prangerte die zunehmende Vernoch stärker in Diskussionen und breitung von Kinderehen in EntProzesse einmischen als Anwäl- wicklungsländern an. Die Folge tin für ein Mehr an Humanität und seien frühe Schwangerschaften Menschenwürde. Eine weitere und ein früher Tod im KindFolgerung des Bischofs: Seel- bett, weil der Körper der Mädsorgeeinheiten dürfen nicht zu chen noch nicht reif sei, sagte anonymen Großorganisationen Geschäftsführerin Renate Bähr. werden, weil sonst die Entfrem- Komplikationen bei der Schwandung von Mitgliedern und da- gerschaft oder Geburt seien in mit ihre Austrittsbereitschaft ver- Entwicklungsländern die Hauptstärkt würde. todesursachen für Mädchen.

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chen. Wichtig sei auch, ihr Selbstwertgefühl zu stärken. Das hilft ihnen, sich in der Gemeinschaft gegen Zwang und Ausbeutung zur Wehr zu setzen. Der Internationale Mädchentag ist ein von den Vereinten Nationen initiierter Aktionstag, der in diesem Jahr erstmals am 11. Oktober begangen wird. Er soll auf die weltweite Benachteiligung von Mädchen hinweisen. (0171/10.10.12) epd lnb mas mig

Ausstellung erinnert an Schlacht um Stalingrad Mit einer Ausstellung und einem ökumenischen Gottesdienst am 15. Oktober wird in Hildesheim an die Schlacht um Stalingrad vor 70 Jahren erinnert. Besonders die Kirche müsse die Erinnerung wachhalten, damit ein solches Ereignis nicht noch einmal passiert, sagte der evangelische Superintendent Helmut Aßmann am Montag in Hildesheim. Die Schlacht um das sowjetische Stalingrad und heutige Wolgograd gilt als eine der größten des Zweiten Weltkrieges, sie forderte mehr als 700.000 Todesopfer. Nach dem deutschen Angriff auf die Stadt wurden 1942 mehr als 230.000 Soldaten der Wehrmacht und ihrer Verbündeten durch die Rote Armee eingekesselt. Mehr als 100.000 Soldaten der Wehrmacht kehrten nicht aus der Kriegsgefangenschaft zurück.

epd-Gespräch von: Martina Schwager Die Anti-Stress-Trainerin Monika Gruhl hat Unternehmen anlässlich der Woche der seelischen Gesundheit davor gewarnt, ihre Mitarbeiter zu überfordern. Aufgrund von Personalmangel müssten Angestellte in kürzerer Zeit immer komplexere Aufgaben erledigen, sagte Gruhl am Rande einer Veranstaltung im Kloster Wennigsen bei Hannover am Dienstag in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Es reicht nicht mehr aus, ordentlich seine Arbeit zu tun. Die Erwartungen sind riesig. Das führe häufig zu Erschöpfung und Burn-out. Die Sozialpädagogin hat 2005 das sogenannte Resilienzzentrum in Osnabrück gegründet und ein Modell zur Stärkung der eigenen Widerstandskraft entwickelt. Resilienz ist laut Gruhl die Kraftreserve, die der Mensch in Krisenzeiten mobilisieren kann, um diese Krisen zu überstehen und sogar daran zu wachsen. Die Trainerin bietet Vorträge,

Workshops und Seminare sowie Weiterbildungen zum ResilienzCoach an. Die Nachfrage vonseiten der Unternehmen habe in den vergangenen Jahren stark zugenommen.

tensstrategien in Krisenfällen gehört neben der Stressbewältigung auch die Suche nach Beziehungen, die ihnen helfen. Diese Grundhaltungen und Strategien vermittle sie in ihren Trainingsprogrammen, sagte Gruhl. Resilienz Manchmal schickten die Firmen ist lernbar bis ins hohe Alter. zunächst ihre Mitarbeiter, die lernen sollten mit Stress besser Zur bundesweiten Woche der umzugehen. Viel lieber seien ihr seelischen Gesundheit lädt seit aber zuerst die Führungskräfte. 2006 jährlich das AktionsbündDiese könnten eine Kultur schaf- nis Seelische Gesundheit unter fen, die die Mitarbeiter stärkt. Nur Schirmherrschaft des Bundesgeein Unternehmen, das insgesamt sundheitsministers ein. Zu den resilient ist, kann Krisen überste- mehr als 70 Mitgliedsorganisahen. Mitarbeiter sollten sich mit tionen zählen die Selbsthilfeverihren Stärken entfalten können bände der Betroffenen und Anund zum Beispiel nicht in ihrer gehörigen sowie Vertreter aus Lösungssuche gebremst werden. den Bereichen Psychiatrie, Gesundheitsförderung und Politik. Resilienz sei nicht nur Stress- In mehr als 50 Städten und Rebewältigung, sondern umfasse gionen sind in diesem Jahr vom das gesamte Leben, erläuterte Welttag der seelischen GesundGruhl. Gestärkte Menschen ak- heit am 10. Oktober bis zum 21. zeptierten, was sie nachweislich Oktober Aktionen zum Thema nicht ändern könnten. Sie hätten psychische Gesundheit geplant. Zuversicht und Selbstvertrauen. (9114/09.10.12) Und sie seien offen für Lösungsmöglichkeiten. Zu ihren Verhal- epd lnb mas cmo

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Die Ausstellung im Rathaus zeigt Andreas-Kirche gefeiert. (8134/ vom 15. Oktober bis zum 23. 08.10.12) November die Geschichte von Soldaten aus dem Raum Hildes- epd lnb cmo mir heim. Der Gottesdienst zur Eröffnung wird um 14 Uhr in der St.-

Die evangelischen Kirchen in Deutschland grenzen sich vom christlichen Zionismus ab. Dessen Lehren und Praxis verschärften den israelischpalästinensischen Konflikt und widersprächen dem biblischen Gebot der Versöhnung und der Feindesliebe, wird in dem Text Gelobtes Land? kritisiert, der am Mittwoch in Hannover veröffentlicht wurde. Darin wird christlich-zionistischen Positionen, die etwa in der Einwanderung der Juden nach Israel ein Zeichen für die baldige Erfüllung biblischer Bildunterschrift: Informationen zu Inhalt, Fotograf und Urheberrechten. Text Prophezeiungen sehen, auch zu Testzwecken erstellt. aus theologischer Sicht widersprochen. der Rückkehr aller Juden aus der friedliche Zukunft aller Bewohner Diaspora in das Land Israel und des Landes der Bibel verbinden Der christliche Zionismus ba- in die Wiederherstellung Israels. können. siere auf einer Engführung bib- Seine Anhänger befürworten die lischer Aussagen, argumentieren israelische Siedlungstätigkeit in Der Text skizziert die Kirchendie evangelischen Kirchen. Er den besetzten Gebieten und leh- geschichte des Heiligen Landes konstruiere endzeitliche Abläufe, nen deren Rückgabe ab. Sie se- und die aktuellen Situation von für die es nur bedingt biblische hen darin ein Zeichen für den Christen und Kirchen in der ReQuellen gebe. In dem Text wird Beginn der Endzeit und die Wie- gion. Christen in den besetzten zudem kritisiert, nach christlich- derkehr des Messias. Einflussrei- Gebieten litten unter Isolierung zionistischen Vorstellungen hät- che Anhänger hat er vor allem und eingeschränkter Bewegungsten Nichtjuden kein Lebensrecht unter christlichen Fundamentalis- freiheit. Als Folge seien viele in Israel und dürften nur als Land- ten in den Vereinigten Staaten, Christen aus der Region ausgeund Rechtlose dort wohnen. Das in Deutschland werden christlich- wandert. verletzt den biblischen Wert der zionistische Positionen nur von Gerechtigkeit und grundlegende wenigen Gruppierungen vertre- Die Schrift bekräftigt den KonMenschenrechte. ten. sens über die verbleibende Verbundenheit der Christen mit IsAuch werde dem Judentum kein Die Orientierungshilfe wurde im rael als dem erstberufenen Volk eigener Wert zugestanden. Dies Auftrag der Evangelischen Kir- Gottes und bejaht das Existenzsei im Kern judenfeindlich und che in Deutschland (EKD), der recht des Staates Israel. Die widerspreche den Grundsätzen Union Evangelischer Kirchen in Orientierungshilfe knüpft an früdes christlich-jüdischen Dialogs, der EKD, sowie der Vereinigten here EKD-Studien zum Thema heißt es. Überdies sei christlicher Evangelisch-Lutherischen Kirche Christen und Juden sowie die Zionismus, weil er das Existenz- Deutschlands erarbeitet. Sie sei Studie Kirche und Israel der recht der Kirchen in der Nahost- ein Beitrag zu einer Neube- Gemeinschaft Evangelischer KirRegion verneine, unökumenisch. stimmung des Verhältnisses von chen in Europa an. In den Christen und Juden, heißt es im meisten evangelischen LandesDer christliche Zionismus hat Vorwort. Ebenso trägt sie zur kirchen in Deutschland nimmt die seine Ursprünge in der pro- unerlässlichen Frage bei, wie Verfassung ausdrücklich auf das testantischen Erweckungsbewe- die evangelischen Kirchen ihre Verhältnis von Kirche und Judengung des 19. Jahrhunderts. Er Solidarität mit dem Staat Israel tum Bezug. (0067/10.10.12) propagiert die Vorstellung, das mit dem Engagement für eine gegenwärtige Zeitalter münde in selbstbestimmte, gerechte und epd lnb bas mir

Wochenspiegel Ausgabe: pareto_alle_gleich

Das Himmelszelt der schleswig-holsteinischen Landesgartenschau in Norderstedt bei Hamburg steht künftig im niedersächsischen Kloster Loccum. Es soll dort als besonderer Ort für Andachten, Begegnungen, Konzerte und Vorträge genutzt werden, teilte der evangelische Kirchenkreis Hamburg-West am Mittwoch mit. Es sei erfreulich, dass das Himmelszelt in kirchlicher Nutzung bleibe, sagte Propst Karl-Heinrich Melzer. Das Kuppelzelt bestand aus einem Aluminium-Gerüst, das mit Klarsichtfolie bespannt war.

gebaut. Mit dem Verkaufserlös sei das Kirchenprojekt mit einem Etat von rund 500.000 Euro jetzt finanziell ausgeglichen abgeschlossen, sagte Gunnar Urbach, ehemaliger Pastor der Landesgartenschau.

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Faire Rosen erreichen Marktanteil von 20 Prozent In Deutschland sind 2012 so viele fair gehandelte Rosen verkauft worden wie noch nie. Mit einem Plus von über 200 Prozent gegenüber dem Vorjahr erreichten die Fairtrade-Rosen einen Marktanteil von knapp 20 Prozent, erklärte die Initiative TransFair, die ein Siegel für fairen Handel vergibt, am Mittwoch in Köln. Damit sei Deutschland weltweit Marktführer im Absatz von fair gehandelten Rosen.

Das 1163 gegründete Zisterzienserkloster Loccum ist heute evangelisches Predigerseminar, Tagungs- und Veranstaltungsort. Es feiert im kommenden Jahr sein 850-jähriges Bestehen. Das Tor steht offen – das Herz noch mehr, heißt es in der Einladung Die meisten Fairtrade-Rosen von Abt Horst Hirschler, dem werden nach wie vor in SuBildunterschrift: Informationen zu Inhalt, Fotograf und Urheberrechten. Text früheren Landesbischof in Han- permärkten vertrieben, erklärte zu Testzwecken erstellt. TransFair-Geschäftsführer Dieter nover. (0204/10.10.12) Overath. Rund 95 Prozent der Insgesamt hatten rund 90.000 sucht. 15 Paare wurden kirchlich Vor einem Jahr wurde es zum 260 Millionen verkauften Rosen Besucher das Himmelszelt be- getraut und zwölf Kinder getauft. Ende der Landesgartenschau ab- epd lnb lnh mig habe im vorigen Jahr der Lebensmitteleinzelhandel verkauft. Aber auch im Fachhandel wachse das

Stimmen, die verstummen Nur noch wenige Zeitzeugen können vom Holocaust berichten Anne Frank konnte nicht mehr über ihre Leidenszeit im Konzentrationslager berichten. Sie wurde nur 15 Jahre alt. Kurz vor Kriegsende starb die junge Jüdin im KZ Bergen-Belsen an Typhus. Für die Nachwelt verstummte Anne Franks Stimme mit ihrem letzten Tagebucheintrag vom 1. August 1944. Das nach ihrem Tod veröffentlichte Tagebuch, das sie in ihrem Versteck in einem Amsterdamer Hinterhaus bis zu ihrer Verhaftung geführt hatte, wurde zu einem der bekanntesten Zeugnisse aus der Zeit des Holocaust. Andere jüdische Verfolgte, die die systematische Vernichtungspolitik der Nationalsozialisten überlebten, konnten nach dem Ende ihres Martyriums ihre Erinnerungen weitergeben. Einige fanden erst Jahrzehnte nach dem Krieg die Kraft, über ihre Lebensgeschichte zu berichten. Es sind Menschen wie Max Mannheimer oder Inge Deutschkron, die auch im hohen Alter noch dazu beitragen, dass die Naziverbrechen nicht in Vergessenheit geraten. Die Erinnerungen dieser Zeitzeugen sind Mahnung und Warnung an die Nachgeborenen.

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die Judenverfolgung erinnern, gehört auch Inge Deutschkron. In der NS-Zeit entging die junge Frau der Deportation, weil nichtjüdische Freunde sie zusammen mit ihrer Mutter in Berlin versteckten. Inge Deutschkron hat 2006 in Berlin eine Stiftung gegründet, um das Andenken an diese stillen Helden wachzuhalten, die unter hohem persönlichen Einsatz den Verfolgten halfen. Zudem will die Stiftung vor allem junge Menschen zu Toleranz und Zivilcourage ermutigen. Am kommenden Mittwoch (30.1.) wird die heute 90-jährige Journalistin und Max Mannheimer hat als jun- Buchautorin im Bundestag eine ger Mann unter anderem das Rede anlässlich des HolocaustKZ Auschwitz-Birkenau überlebt. Gedenktages halten. Unzählige Male hat er in Klassenzimmern seinen Ärmel hoch- Es gibt heute nur noch wenige gekrempelt und den Schülern Menschen wie Inge Deutschkron seine auf dem Unterarm eintä- oder Max Mannheimer, die rund towierte Häftlingsnummer 99728 70 Jahre nach dem Holocaust gezeigt. Der heute 92-Jährige über ihre Verfolgung in der NSverlor fast seine ganze Familie Zeit erzählen können. In weniin den Gaskammern. Der Mann gen Jahren werden diese Zeitmit dem weißen Haar, der in zeugen nicht mehr am Leben München lebt, ist Vorsitzender sein. Der Direktor der Stiftung der Lagergemeinschaft Dachau Brandenburgische Gedenkstätund Vizepräsident des Internatio- ten, Günter Morsch, sieht im allnalen Dachau-Komitees. Wenn mählichen Verlöschen der Zeiter vom größten Verbrechen der zeugenschaft einen großen unerMenschheitsgeschichte erzählt, setzlichen Verlust. Mit dem Verdann will er den Jugendlichen schwinden der Zeitzeugen werauch klar machen, dass es sich den nach Überzeugung des Hislohnt, für die Demokratie einzu- torikers die materiellen Zeugen treten. der NS-Verbrechen wie die KZGedenkstätten immer wichtiger. Zu den jüdischen Zeitzeugen, die in Vorträgen und Lesungen an Auch für den Präsidenten

des Zentralrates der Juden in Deutschland. Dieter Graumann, stellt sich die Frage, wie die Erinnerung an den Holocaust wachgehalten werden kann. Graumann plädiert für vielfältige Formen des Gedenkens. Dazu zählen nach seiner Auffassung feste Gedenktage und Erinnerungsorte. Mir ist ritualisiertes Gedenken lieber als planvolles Vergessen, sagte Graumann in einem epd-Gespräch. Zudem empfiehlt er Besuche von Jugendlichen in KZ-Gedenkstätten und eine intensive Beschäftigung mit Einzelschicksalen von NS-Opfern an den Schulen. Die Sorge, dass die Shoah mit dem Verschwinden der Zeitzeugen allmählich in Vergessenheit geraten könnte, teilt Graumann nicht. Der 1950 geborene Sohn von HolocaustÜberlebenden sieht vor allem die Kinder der NS-Verfolgten, die Zeitzeugen der zweiten Generation, in der Pflicht, die Erinnerung lebendig zu halten. Diese müssten die Geschichten und Emotionen ihrer Eltern weitergeben. Auch unsere Kinder und alle weiteren Generationen werden diese schrecklichen Verbrechen bestimmt niemals vergessen, ist der Zentralrats-Präsident überzeugt. epd jup fu

Interesse. Geplant sind auch faire andere Blumensorten wie Nelken, Schleierkraut oder Weihnachtssterne. Weltweit werden nach Angaben von TransFair auf 50 Plantagen unter fairen Bedingungen Blumen gezüchtet. Die meisten fairen Blumen auf dem deutschen Markt stammten aus Kenia und Äthiopien. Der deutsche Verein TransFair entstand 1992 mit dem Ziel, benachteiligten Kleinbauern und Arbeitern in Entwicklungsländern zu besseren Einkünften zu verhelfen. Der Verein handelt selbst nicht mit Produkten, sondern vergibt ein Siegel, wenn Kriterien wie Gesundheitsschutz eingehalten werden. epd lwd fu

Kirche und Minister begrüßen Beschluss zur Beschneidung Politiker und Religionsvertreter haben den am Mittwoch von der Bundesregierung gebilligten Entwurf für ein Beschneidungsgesetz begrüßt. Niedersachsens Justizminister Bernd Busemann (CDU) sagte in Hannover, die Entscheidung des Kabinetts schaffe Rechtssicherheit für Juden und Muslime. Die Beschneidung von Jungen werde so auch in Zukunft unter Einhaltung medizinisch-fachlicher Regeln möglich sein: Ich glaube, hier haben wir ein Ergebnis, mit dem alle gut leben können. Aus Sicht der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) stellt der Entwurf klar, dass die Entscheidung jüdischer und muslimischer Eltern zur Beschneidung eines Sohnes Teil der elterlichen Sorge ist. Die angestrebte gesetzliche Regelung entspreche der jahrzehntelangen Rechtspraxis in der Bundesrepublik, sagte der Präsident des EKDKirchenamtes in Hannover, Hans Ulrich Anke. Der Gesetzesvorschlag berücksichtige, dass es zur elterlichen Sorge gehöre, ein Kind in das religiöse Leben der Familie hinein zu nehmen. Zugleich ziehe er die notwendigen

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Arbeitnehmerkammer: Berufskrankheiten leichter anerkennen Die Bremer Arbeitnehmerkammer hat das Anerkennungsverfahren für Berufskrankheiten kritisiert und Erleichterungen gefordert. Im Land Bremen würden jährlich mehr als tausend Fälle mit Verdacht auf eine Berufskrankheit angezeigt, aber mit 360 weit weniger als die Hälfte anerkannt, sagte Kammerreferentin Barbara Reuhl am Mittwoch bei einer Arbeitsschutzkonferenz. Den Nachweis, dass ihre Erkrankung berufsbedingt sei, müssten die Betroffenen selbst erbringen. In vielen Fällen scheitert das Verfahren genau daran, sagte Reuhl. Ohne fachkundige Unterstützung hätten viele kranke Arbeitnehmer kaum Chancen auf eine Anerkennung, fügte sie hinzu. Das gelte, obwohl den Berufsgenossenschaften die Zusammenhänge zwischen Arbeitsbedingungen und Erkrankungsrisiken bekannt seien. Sie hätten eine Ermittlungspflicht bei Verdacht auf eine Berufskrankheit. Aus diesen Daten könnten die Krankenkassen dann Hinweise ableiten, ob Versicherte möglicherweise berufsbedingt erkrankt seien. Die Arbeitnehmerkammer fordert neben einem erleichterten Anerkennungsverfahren zudem mehr Prävention, um Berufskrankheiten von vornherein zu vermeiden. Unsere Gesellschaft kann es sich nicht leisten, dass immer weniger Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gesund bis zur Rente arbeiten können - hier ist auch die Politik gefordert, sagte Reuhl,

die eine Beratungsstelle unter dem Dach der Kammer leitet. Diese Stelle wurde im vergangenen Jahr eingerichtet, weil Betroffene bis dahin oft erfolglos versucht hatten, eine Anerkennung durchzukämpfen. So seien allein in Bremen nachweislich mehr als 5.000 Menschen durch den beruflichen Kontakt mit Asbestfasern an Asbestose, Lungen- oder Kehlkopfkrebs erkrankt, hieß es. Davon hätten lediglich 2.600 eine Entschädigung erhalten. Der Beweis, dass die Krankheit wirklich beruflich bedingt ist, ist nach Angaben des Beraters Rolf Spalek schwierig zu führen. Gesundheitliche Schäden zeigten sich oft erst viele Jahre später. Dazu komme, dass Unterlagen über die Belastung am Arbeitsplatz einer vor vielen Jahren ausgeführten Tätigkeit oft nicht mehr vorlägen. Deshalb dürften die Gesundheitsakten eines Betriebes auch dann nicht vernichtet werden, wenn die Firma pleitegehe.

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Die kostenlose Beratung der Arbeitnehmerkammer wird befristet bis Ende des Jahres mit EUGeldern gefördert. Sie wird wissenschaftlich begleitet und soll helfen, eine Datenbank aufzubauen. Zudem entwickelt sie ein Konzept, um Berufskrankheiten zu vermeiden. Betriebe sollen beim Arbeits- und Gesundheitsschutz unterstützt werden. (0188 /10.10.12) epd lnb sel mig

Studie: Pflegekräfte trotz hoher Belastung zufrieden und motiviert Trotz hoher Belastungen sind Pflegekräfte mit ihrer Arbeitssituation meist zufrieden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Universität Bielefeld im Auftrag der Stiftung Zentrum für Qualität in der Pflege, für die 297 Pflegekräfte schriftlich befragt wurden. Wie die Stiftung am Mittwoch in Berlin mitteilte, gehen 65 Prozent der Befragten gerne zur Arbeit. Zudem würden neun von zehn Pflegekräften ihre Aufgabe als wichtigen gesellschaftlichen Beitrag werten und seien in ihrem Job hochmotiviert. Nach Angaben der Berliner Stiftung gaben die Teilnehmer in der nichtrepräsentativen Studie an, dass sie ihr Fachwissen bei der täglichen Arbeit sehr gut einbringen

könnten. Gleichzeitig berichtet die Studie von wachsender Belastung: Mehr als die Hälfte der befragten Personen gab an, dass sich der Zeitdruck negativ auf die Arbeit auswirke. Über 30 Prozent der Befragten müssten ihre Arbeit sehr oft unterbrechen, um an anderer Stelle einzuspringen. Dabei könnten vorgesehene Pausen oftmals nicht eingehalten werden.

ßerdem an, dass ihr Beruf nicht mit ihrem Familienleben vereinbar sei. Vor dem Hintergrund des sich verschärfenden Fachkräftemangels empfahl das Zentrum für Qualität in der Pflege in seiner Mitteilung eine bessere Vorsorgestrategie: Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung und Prävention werden immer wichtiger, um die vorhanden Potenziale der professionell Pflegenden gezielt zu stärken und diese gesellschaftlich hochrelevante Berufsgruppe langfristig im Beruf zu halten, sagte Ralf Suhr, Vorstandsvorsitzender des Zentrums für Qualität in der Pflege.

Diese Belastungen haben laut der Stiftung Auswirkungen auf den Gesundheitszustand: Jede fünfte Pflegekraft klage täglich über Rückenschmerzen. Zudem arbeite jede vierte Pflegekraft mit Schmerzen im Schulter- und Nackenbereich weiter. Mehr als epd pc fu ein Drittel der Befragten gab au-

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March 3, 2013, Dortmund

Himmelszelt von Landesgartenschau zieht ins Kloster

March 3, 2013, Dortmund

Expertin warnt vor Überforderung am Arbeitsplatz

Kirchen erteilen christlichem Zionismus Absage

Auch die Bildungschancen von Mädchen seien deutlich schlechter als die der Jungen, betonte Danuta Sacher von terre des hommes. Weltweit besuchten 75 Millionen Mädchen noch nicht einmal die Grundschule oder zuFür die Gesamtstudie wurden In den Entwicklungsländern ist mindest den untersten Jahrgang zwischen März und Juni vergan- der Stiftung zufolge jedes dritte einer weiterführenden Schule: genen Jahres 3.176 Katholiken Mädchen mit 18 Jahren verhei- Die strukturelle Diskriminierung und 1.055 Nichtkatholiken be- ratet. Zehn Prozent sind sogar von Mädchen ist ein Skandal. fragt. jünger als 15 Jahre. Bis zum Jahr 2020 steige die Zahl der Ehe- Der Schlüssel für Verbesserunepd lbw rks frauen unter 15 voraussichtlich gen liege in der Aufklärung der auf 50 Millionen und damit auf Eltern und der besseren Schuldas Doppelte. und Berufsausbildung für Mäd-

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Grenzen für den Schutz des Kin- das Kölner Urteil rückblickend als des. juristischen Fehler. Es ist vermutlich ein Fehlurteil eines UntergeMit dem Gesetzentwurf aus dem richtes, das nicht korrigiert werBundesjustizministerium im Auf- den konnte, weil keine Rechtstrag des Bundestages reagiert mittel eingelegt werden konnten, die Politik auf ein Urteil des sagte er bei einer Diskussion Kölner Landgerichts. Die kleine der Leibniz-Universität Hannover. Strafkammer des Gerichts hatte Eine religiöse Beschneidung sei Ende Juni die Beschneidung ei- nicht als Körperverletzung anzunes muslimischen Jungen als sehen, weil die Eltern stellvertreKörperverletzung gewertet und tend für das Kind ihre Einwillidamit für Rechtsunsicherheit bei gung gäben. Das sei inzwischen Juden und Muslimen gesorgt. In juristischer Konsens. beiden Religionen gehört die Entfernung der Vorhaut bei Jungen Für den Zentralrat der Juden in zur Tradition. Deutschland sagte der niedersächsische Verbandsvorsitzende Nach dem Gesetzentwurf bleibt Michael Fürst, das Kölner Urteil Beschneidung in Deutschland er- habe eine hysterische Debatte laubt. Voraussetzung ist, dass die mit antisemitischen Zügen entRegeln der ärztlichen Kunst ein- facht. Aus einem winzigkleinen gehalten werden. Eltern müssen Stückchen Haut wurde ein riesisich außerdem über die Risiken ges Problem. In keinem Land der des Eingriffs aufklären lassen. Welt sei die religiöse BeschneiDer Entwurf macht die religiöse dung verboten. Nur in DeutschMotivation nicht zur Bedingung. land meinten einige, dies ändern Trotzdem wird die besondere jü- zu müssen. Selbst im Dritten dische Praxis berücksichtigt, wo- Reich gab es kein Verbot der nach der Eingriff häufig von ei- Beschneidung. Fürst und Waldnem Beschneider vorgenommen hoff begrüßten den Gesetzentwird. wurf des Bundesjustizministeriums. (0168/10.10.12) Der Berliner Staatsrechtler Professor Christian Waldhoff wertete epd lnb mig

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March 3, 2013, Dortmund

Licht-Projektion am Felix-Nussbaum-Haus in Osnabrück Das Osnabrücker FelixNussbaum-Haus präsentiert in diesem Herbst und Winter in den Abendstunden eine Lichtprojektion der Künstlerin Nikola Dicke. Vom 12. Oktober an erscheint bei Einbruch der Dunkelheit auf der Außenwand des turmartigen Gebäudeteils die projizierte Zeichnung eines Vogelkäfigs, teilte das Museum am Mittwoch mit. Hinzu kommen Projektionen von Vögeln, die das Museum zu umfliegen scheinen. Die Installation unter dem Titel inside out wird nach Angaben des Museums bis zum 27. Januar jeweils von 17 bis 24 Uhr zu sehen sein. Die Abfolge von Einzelzeichnungen erscheine dem Betrachter wie ein Film. Nikola Dicke habe ihre Motive mit Nadeln

und Stiften in rußgeschwärzte Glasscheiben geritzt. Die in Osnabrück lebende und international ausstellende Künstlerin spiele außerdem mit optischen Täuschungen, wodurch die projizierten Vögel lebendig erschienen, hieß es. Die Installation ist nach ihren Angaben speziell für das Nussbaum-Haus entstanden. Der Betrachter solle sich die Zeit nehmen, über Freiheit und Gefangenschaft, über Schutz und Gefahr nachzudenken - und damit zugleich über die Bedingungen seiner Wahrnehmung und Existenz. Der jüdische Maler Felix Nussbaum wurde 1904 in Osnabrück geboren. Die Nationalsozialisten ermordeten ihn 1944 im Vernichtungslager Auschwitz.

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Parallel zur Außen-Installation des Museums zu sehen. (0152/ gibt es im Felix-Nussbaum-Haus 10.10.12) eine Ausstellung mit den OriginalArbeiten der Künstlerin. Der Be- epd lnb mas mig sucher könne dabei den künstlerischen Entstehungsprozess verfolgen. Diese Präsentation ist nur während der Öffnungszeiten

Früherer ÖRK-Generalsekretär Raiser 75 Jahre alt Der frühere Generalsekretär des Weltkirchenrates, Konrad Raiser, wurde am 25. Januar 75 Jahre alt. Der evangelische Pfarrer stand ein Jahrzehnt an der Spitze des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), der mehr als 340 Kirchen in 110 Ländern umfasst und nach eigenen Angaben rund 560 Millionen Christen repräsentiert. Der evangelische Theologe gilt seit den 1980er Jahren als Vordenker der Ökumene. Der Berliner evangelische Bischof Markus Dröge erklärte am Donnerstag, Raiser habe die weltweite Ökumene gestaltet und geprägt. In beeindruckender wissenschaftlicher Breite habe er sich mit den Fragen der Zeit beschäftigt und diese in die Kirche und die Gesellschaft hineingetragen. Bis heute bringe Raiser sich in den ökumenischen Diskurs ein. Dröge: Sie verdeutlichen in Ihrer Person, mit Ihrer Theologie und Ihrem Wirken, dass die Kirche nicht an nationalen Grenzen endet. Der 1938 in Magdeburg geborene Raiser studierte Theologie in Tübingen, Bethel, Heidelberg und Zürich. Nach seinem Vikariat in Berlin und Stuttgart studierte er von 1965 bis 1966 Soziologie und Sozialpsychologie an der Harvard Universität. Konrad Rai-

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ser ist Autor zahlreicher Aufsätze und Bücher. Er ist verheiratet und hat vier Söhne. Seine Frau Elisabeth war evangelische Präsidentin des ersten Ökumenischen Kirchentages 2003 in Berlin.

Als erster Deutscher war Raiser 1992 zum Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen gewählt worden. Seine zehnjährige Amtszeit an der Spitze des Weltkirchenrates fiel in eine Periode nachlassender Begeisterung in der ökumenischen Bewegung. Vor allem Spannungen zwischen orthodoxen und protestantischen Kirchen sowie leere Kassen schwächten den Dachverband. Dabei setzte sich Raiser für eine Einbindung der Orthodoxie in den Weltkirchenrat ein.

Beim Weltkirchenrat in Genf war er ab 1969 zunächst Studienreferent der Kommission für Glauben und Kirchenverfassung. 1973 wurde er zum stellvertretenden Generalsekretär ernannt. Er nahm 1983 einen Ruf als Professor für Systematische Theologie an die EvangelischTheologischen Fakultät der RuhrUniversität Bochum an. Gleich- epd cez rks zeitig war er Direktor des Ökumenischen Instituts dieser Fakultät.

Anti-Atom-Gruppen solidarisch mit Protesten in Lingen

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Anti-Atomkraftgruppen fordern erneut die sofortige Stilllegung aller Atomkraftwerke und Atomanlagen in Deutschland. Der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz in Bonn erklärte am Donnerstag seine Solidarität mit dem Protest von 15 Demonstranten von Robin Wood und Anti-Atominitiativen aus Osnabrück und dem Münsterland im niedersächsischen Lingen: Das AKW Lingen II und die UranBrennelementefabrik in Lingen müssen sofort stillgelegt werden.

Die Bevölkerung soll eingelullt werden mit dem Hinweis, der Atomausstieg sei beschlossene Sache, erklärten die Demonstranten aus Osnabrück. Doch für die zwei deutschen Uranfabriken in Lingen und Gronau gebe es nicht einmal einen Abschalttermin. Dabei sorgten diese beiden Anlagen dafür, dass weltweit Atomkraftwerke betrieben werden könnten und hochgefährlicher Müll produziert werde, für den es kein Endlager gebe. Nach Angaben der Atomkraft-

gegner wird die 1979 in Betrieb genommene Brennelementefabrik Lingen vom französischen Konzern AREVA NP betrieben. Obwohl die Anlage Atomkraftwerke weltweit mit Brennstäben versorge, werde sie in dem sogenannten Atomausstiegsgesetz mit keinem Wort erwähnt, kritisieren sie in einer gemeinsamen Presseerklärung. (1037/ 11.10.12) epd lnb lwd mig

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Test 7: Verstärkung schlechter Mutationsoperatoren

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Bestes Ergebniss Test 7

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Für die Evaluation des Saarbrücker sozialwissenschaftlichen iSPO-Instituts wurden rund 725 Teilnehmer der Fastenaktion aus den Jahren 2010 bis 2012 befragt. Die Ergebnisse wurden am Freitag in Trier vorgestellt. Zu der

Ausgabe: test2

Die in Osnabrück lebende und international ausstellende Künstlerin spiele außerdem mit optischen Täuschungen, wodurch die projizierten Vögel lebendig erschienen, hieß es. Die Installation ist nach ihren Angaben speziell für das Nussbaum-Haus entstanden. Der Betrachter solle sich die Zeit nehmen, über Freiheit und Gefangenschaft, über Schutz und Gefahr nachzudenken - und damit zugleich über die

Der evangelische Theologieprofessor Michael Herbst hat den Kirchengemeinden empfohlen, mit sensiblen Angeboten und regionaler Zusammenarbeit soziale Milieugrenzen zu überschreiten. Stark seien Kirchen und Gemeinden in den traditionsorientierten und bürgerlichen Milieus, sagte der Greifswalder Professor für Praktische Theologie am Freitag auf dem Zukunfts-Kongress des Gnadauer Gemeinschaftsverbandes in Erfurt. Wenig verankert in Kirchengemeinden seien hingegen Menschen mit postmodernem Lebensstil und aus der Un-

betswoche für die Einheit der Christen bezeichnete der Papst die geistliche Einheit als Herz der Ökumene. Der Dialog der Konfessionen werde jedoch keine Ergebnisse bringen, wenn er nicht von konkreten Gesten begleitet wird, die die Heilung der Erinnerungen und der Beziehungen begünstigen. Grundlage des Gesprächs bleibe der Glauben, Bei einer ökumenischen Vesper ohne den die Ökumene auf Abin der Basilika St. Paul vor den kommen reduziert werde, denen Mauern zum Abschluss der Ge- es im gemeinsamen Interesse

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Bedingungen seiner Wahrnehmung und Existenz. Der jüdische Maler Felix Nussbaum wurde 1904 in Osnabrück geboren. Die Nationalsozialisten ermordeten ihn 1944 im Vernichtungslager Auschwitz.

Parallel zur Außen-Installation nur während der Öffnungszeiten gibt es im Felix-Nussbaum-Haus des Museums zu sehen. (0152/ eine Ausstellung mit den Original- 10.10.12) Arbeiten der Künstlerin. Der Besucher könne dabei den künstle- epd lnb mas mig rischen Entstehungsprozess verfolgen. Diese Präsentation ist

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Himmelszelt von Landesgartenschau zieht ins Kloster

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sein 850-jähriges Bestehen. Das nover. (0204/10.10.12) Tor steht offen – das Herz noch mehr, heißt es in der Einladung epd lnb lnh mig von Abt Horst Hirschler, dem früheren Landesbischof in Han-

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Weltweit werden nach Angaben von TransFair auf 50 Plantagen unter fairen Bedingungen Blumen gezüchtet. Die meisten fairen Blumen auf dem deutschen Markt stammten aus Kenia und Äthiopien. Der deutsche Verein TransFair entstand 1992 mit dem Ziel, benachteiligten Kleinbauern und Arbeitern in Entwicklungsländern zu besseren Einkünften zu verhelfen. Der Verein handelt selbst nicht mit Produkten, sondern vergibt ein Siegel, wenn Kriterien wie Gesundheitsschutz eingehalten werden.

Die Bremer Arbeitnehmerkammer hat das Anerkennungsverfahren für Berufskrankheiten kritisiert und Erleichterungen gefordert. Im Land Bremen würden jährlich mehr als tausend Fälle mit Verdacht auf eine Berufskrankheit angezeigt, aber mit 360 weit weniger als die Hälfte anerkannt, sagte Kammerreferentin Barbara Reuhl am Mittwoch bei einer Arbeitsschutzkonferenz. Den Nachweis, dass ihre Erkrankung berufsbedingt sei, müssten die Betroffenen selbst erbringen. In vielen Fällen scheitert das Verfahren genau daran, sagte Reuhl. Ohne fachkundige Unterstützung hätten viele kranke Arbeitnehmer kaum Chancen auf eine Anerkennung, fügte sie hinzu. Das gelte, obwohl den Berufsgenossenschaften die Zusammenhänge zwischen Arbeitsbedingungen und Erkrankungsrisiken bekannt seien. Sie hätten eine Ermittlungspflicht bei Verdacht auf eine Berufskrankheit. Aus diesen Daten könnten die Krankenkassen dann Hinweise

ableiten, ob Versicherte mögli- Der Beweis, dass die Krankheit cherweise berufsbedingt erkrankt wirklich beruflich bedingt ist, ist seien. nach Angaben des Beraters Rolf Spalek schwierig zu führen. GeDie Arbeitnehmerkammer fordert sundheitliche Schäden zeigten neben einem erleichterten Aner- sich oft erst viele Jahre später. kennungsverfahren zudem mehr Dazu komme, dass Unterlagen Prävention, um Berufskrankhei- über die Belastung am Arbeitsten von vornherein zu vermeiden. platz einer vor vielen Jahren ausUnsere Gesellschaft kann es sich geführten Tätigkeit oft nicht mehr nicht leisten, dass immer weniger vorlägen. Deshalb dürften die GeArbeitnehmerinnen und Arbeit- sundheitsakten eines Betriebes nehmer gesund bis zur Rente auch dann nicht vernichtet werarbeiten können - hier ist auch den, wenn die Firma pleitegehe. die Politik gefordert, sagte Reuhl, die eine Beratungsstelle unter Die kostenlose Beratung der Ardem Dach der Kammer leitet. beitnehmerkammer wird befristet bis Ende des Jahres mit EUDiese Stelle wurde im vergange- Geldern gefördert. Sie wird wisnen Jahr eingerichtet, weil Betrof- senschaftlich begleitet und soll fene bis dahin oft erfolglos ver- helfen, eine Datenbank aufzusucht hatten, eine Anerkennung bauen. Zudem entwickelt sie ein durchzukämpfen. So seien allein Konzept, um Berufskrankheiten in Bremen nachweislich mehr zu vermeiden. Betriebe sollen als 5.000 Menschen durch den beim Arbeits- und Gesundheitsberuflichen Kontakt mit Asbestfa- schutz unterstützt werden. (0188 sern an Asbestose, Lungen- oder /10.10.12) Kehlkopfkrebs erkrankt, hieß es. Davon hätten lediglich 2.600 eine epd lnb sel mig Entschädigung erhalten.

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Ereignis markiert den Beginn der Reformation. Weltweit gibt es heute rund 400 Millionen Protestanten, die in der Reformation ihre geistlichen und konfessionellen Wurzeln sehen. Die Lutherdekade steht unter dem Motto Luther 2017 - 500 Jahre Reformation und rückt Jahr für Jahr zentrale Einsichten des Reformators Martin Luther in den Mittelpunkt. In diesem Jahr wird etwa besonders die Bedeutung der Reformation für die Musik beleuchtet, 2013 steht das Thema Reformation und Toleranz im Mittelpunkt. Die folgenden Jahre stehen unter den Themen Politik, Bild und Bibel sowie die eine Welt. Die Theologin Margot Käßmann wirbt als Lutherbotschafterin für das Jubiläum. (0068/ 10.10.12)

Früherer ÖRK-Generalsekretär Raiser 75 Jahre alt Der frühere Generalsekretär des Weltkirchenrates, Konrad Raiser, wurde am 25. Januar 75 Jahre alt. Der evangelische Pfarrer stand ein Jahrzehnt an der Spitze des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), der mehr als 340 Kirchen in 110 Ländern umfasst und nach eigenen Angaben rund 560 Millionen Christen repräsentiert. Der evangelische Theologe gilt seit den 1980er Jahren als Vordenker der Ökumene. Der Berliner evangelische Bischof Markus Dröge erklärte am Donnerstag, Raiser habe die weltweite Ökumene gestaltet und geprägt. In beeindruckender wissenschaftlicher Breite habe er sich mit den Fragen der Zeit beschäftigt und diese in die Kirche und die Gesellschaft hineingetragen. Bis heute bringe Raiser sich in den ökumenischen Diskurs ein. Dröge: Sie verdeutlichen in Ihrer Person, mit Ihrer Theologie und Ihrem Wirken, dass die Kirche nicht an nationalen Grenzen endet. Der 1938 in Magdeburg geborene Raiser studierte Theologie in Tübingen, Bethel, Heidelberg und Zürich. Nach seinem Vikariat in Berlin und Stuttgart studierte er von 1965 bis 1966 Soziologie und Sozialpsychologie an der Harvard Universität. Konrad Rai-

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Jesus eröffne die Möglichkeit, dem Leben eine andere Richtung zu geben, sagte Schröder. So könnten Überlebende die Hand zur Versöhnung reichen, so übernähmen Nachkommen der Täter die Verantwortung, für Freiheit und Demokratie einzutreten, sagte die Superintendentin in epd lwd jup

Geld kaum Grund für Kirchenaustritt Erwartungen von Katholiken in Baden-Württemberg Drei von vier Katholiken in der Diözese Rottenburg-Stuttgart haben noch nie ernsthaft über einen Austritt aus ihrer Kirche nachgedacht. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Befragung von 3.176 Katholiken, die am Mittwoch in Stuttgart vorgestellt wurde. Wer über einen Abschied von der Kirche nachdenkt, tut dies der Umfrage zufolge in erster Linie, weil er sich entfremdet fühlt (35 Prozent). Finanzielle Gründe werden nur von 15 Prozent genannt.

Die Kirchentreue der Katholiken ist in Baden-Württemberg ähnlich wie die der Protestanten: Eine Untersuchung unter evangelischen Christen hatte im vergangenen Jahr ergeben, dass auch bei ihnen 75 Prozent noch nie über einen Austritt nachgeBildunterschrift: Informationen zu Inhalt, Fotograf und Urheberrechten. Text dacht haben. Fast jeder zweite zu Testzwecken erstellt. Protestant betrachtet sich selbst ser ist Autor zahlreicher Aufsätze Als erster Deutscher war Rai- als engagiertes Kirchenmitglied. und Bücher. Er ist verheiratet ser 1992 zum Generalsekreund hat vier Söhne. Seine Frau tär des Ökumenischen Rates Großes Interesse äußern KathoElisabeth war evangelische Präsi- der Kirchen gewählt worden. liken der neuen Studie zufolge dentin des ersten Ökumenischen Seine zehnjährige Amtszeit an daran, dass sich ihre Kirche auch Kirchentages 2003 in Berlin. der Spitze des Weltkirchenrates künftig in gesellschaftliche Befiel in eine Periode nachlassen- lange einmischt. Ganz oben auf Beim Weltkirchenrat in Genf der Begeisterung in der ökume- der Wunschliste steht dabei der war er ab 1969 zunächst Studi- nischen Bewegung. Vor allem Bereich Soziales, wo 23 Prozent enreferent der Kommission für Spannungen zwischen orthodo- Bedarf für Engagement sehen. Glauben und Kirchenverfassung. xen und protestantischen Kirchen Auch Lebenshilfe und Gesell1973 wurde er zum stellver- sowie leere Kassen schwächten schaftspolitik sind stark gefragt. tretenden Generalsekretär er- den Dachverband. Dabei setzte Geringes Interesse besteht danannt. Er nahm 1983 einen Ruf sich Raiser für eine Einbindung gegen in den Bereichen Sexualals Professor für Systematische der Orthodoxie in den Weltkir- lehre und Zölibat, Seelsorge und Theologie an die Evangelisch- chenrat ein. Gemeindearbeit. Theologischen Fakultät der RuhrUniversität Bochum an. Gleich- epd cez rks Anlass für die Untersuchung war zeitig war er Direktor des Ökumeeine Welle von Kirchenaustritnischen Instituts dieser Fakultät. ten in der Diözese RottenburgStuttgart. Sie verzeichnet seit 22 Jahren im Durchschnitt 10.650 Austritte pro Jahr. Einen Rekord gab es 2010 mit 15.650 Austritten nach Bekanntwerden von Fällen sexuellen Missbrauchs in der Kirche. Dass es in der Kirche eine unabhängige Kommission zu diesem Thema gibt, wird von den Befragten kontrovers beurteilt. 52 Prozent sagen, die Kirche habe dadurch an Glaubwürdigkeit gewonnen - 48 Prozent

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Die Wewelsburg sollte während des Nationalsozialismus zu einem ideologischen Zentrum der SS ausgebaut werden. KZHäftlinge aus dem nahe gelegenen Konzentrationslager Niederhagen wurden in den Mauern der Wewelsburg auf brutale Weise zu Bauarbeiten gezwungen. Heute sind in der Burg ein Museum sowie die Erinnerungs- und Gedenkstätte Wewelsburg untergebracht.

Ausgabe: test2

Politiker und Religionsvertreter haben den am Mittwoch von der Bundesregierung gebilligten Entwurf für ein Beschneidungsgesetz begrüßt. Niedersachsens Justizminister Bernd Busemann (CDU) sagte in Hannover, die Entscheidung des Kabinetts schaffe Rechtssicherheit für Juden und Muslime. Die Beschneidung von Jungen werde so auch in Zukunft unter Einhaltung medizinisch-fachlicher Regeln möglich sein: Ich glaube, hier haben wir ein Ergebnis, mit dem alle gut leben können. Aus Sicht der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) stellt der Entwurf klar, dass die Entscheidung jüdischer und muslimischer Eltern zur Beschneidung eines Sohnes Teil der elterlichen Sorge ist. Die angestrebte gesetzliche Regelung entspreche der jahrzehntelangen Rechtspraxis in der Bundesrepublik, sagte der Präsident des EKDKirchenamtes in Hannover, Hans Ulrich Anke. Der Gesetzesvorschlag berücksichtige, dass es zur elterlichen Sorge gehöre, ein Kind in das religiöse Leben der Familie hinein zu nehmen. Zugleich ziehe er die notwendigen

Unter den von den Verfassern beschriebenen gesellschaftlichen Gruppen bilden die GemeinwohlKommunizierer das Leitmilieu der katholischen Kirche. Reiner App vom Pragma-Institut (Reutlingen/Bamberg), das die Befragung ausführte, nannte diese Gruppierung auch das WinfriedKretschmann-Milieu. Es seien oft ältere, sehr engagierte Kirchenmitglieder, die sich besonders für gesellschaftliche Belange interessierten. Dagegen habe der konservative Aktivist, der auch als extremer Traditionalist beschrieben wurde, statistisch gesehen in der katholischen Kirche eine verschwindend geringe Bedeutung.

March 5, 2013, Dortmund

Beleg dafür, dass der Gottesglaube bei sehr vielen Menschen nach wie vor tief verankert sei. Die lange Zeit vorherrschende Meinung, der Modernisierungsprozess sei identisch mit fortschreitender Säkularisierung und Glaubensauflösung, hat sich nicht bestätigt, sagte er. Fürst bedauert, dass bei den Themen, mit denen sich die Kirche der Befragung zufolge stärker beschäftigen sollte, die Ökumene weit hinten rangiere.

Andererseits wünschten sich fast 90 Prozent ein engeres Miteinander von kirchlichen und nichtkirchlichen Akteuren in der Gesellschaft. Die Kirche müsse sich noch stärker in Diskussionen und Prozesse einmischen als Anwältin für ein Mehr an Humanität und Menschenwürde. Eine weitere Folgerung des Bischofs: Seelsorgeeinheiten dürfen nicht zu Rund 72 Prozent der Befragten anonymen Großorganisationen stimmten der Aussage ganz oder werden, weil sonst die Entfremüberwiegend zu, dass das Chris- dung von Mitgliedern und datentum Fundament des westli- mit ihre Austrittsbereitschaft verchen Wertesystems bleiben wird. stärkt würde. 69 Prozent empfehlen der Kirche, weniger abgehoben und lebens- Für die Gesamtstudie wurden naher zu kommunizieren. Dass zwischen März und Juni vergansie offener kommunizieren und genen Jahres 3.176 Katholiken ihren Mitgliedern besser zuhören und 1.055 Nichtkatholiken besoll, ist ganz oder überwiegend fragt. der Wunsch von 79 Prozent. epd lbw rks Diözesanbischof Gebhard Fürst sieht in den Ergebnissen einen

Grenzen für den Schutz des Kin- das Kölner Urteil rückblickend als des. juristischen Fehler. Es ist vermutlich ein Fehlurteil eines UntergeMit dem Gesetzentwurf aus dem richtes, das nicht korrigiert werBundesjustizministerium im Auf- den konnte, weil keine Rechtstrag des Bundestages reagiert mittel eingelegt werden konnten, die Politik auf ein Urteil des sagte er bei einer Diskussion Kölner Landgerichts. Die kleine der Leibniz-Universität Hannover. Strafkammer des Gerichts hatte Eine religiöse Beschneidung sei Ende Juni die Beschneidung ei- nicht als Körperverletzung anzunes muslimischen Jungen als sehen, weil die Eltern stellvertreKörperverletzung gewertet und tend für das Kind ihre Einwillidamit für Rechtsunsicherheit bei gung gäben. Das sei inzwischen Juden und Muslimen gesorgt. In juristischer Konsens. beiden Religionen gehört die Entfernung der Vorhaut bei Jungen Für den Zentralrat der Juden in zur Tradition. Deutschland sagte der niedersächsische Verbandsvorsitzende Nach dem Gesetzentwurf bleibt Michael Fürst, das Kölner Urteil Beschneidung in Deutschland er- habe eine hysterische Debatte laubt. Voraussetzung ist, dass die mit antisemitischen Zügen entRegeln der ärztlichen Kunst ein- facht. Aus einem winzigkleinen gehalten werden. Eltern müssen Stückchen Haut wurde ein riesisich außerdem über die Risiken ges Problem. In keinem Land der des Eingriffs aufklären lassen. Welt sei die religiöse BeschneiDer Entwurf macht die religiöse dung verboten. Nur in DeutschMotivation nicht zur Bedingung. land meinten einige, dies ändern Trotzdem wird die besondere jü- zu müssen. Selbst im Dritten dische Praxis berücksichtigt, wo- Reich gab es kein Verbot der nach der Eingriff häufig von ei- Beschneidung. Fürst und Waldnem Beschneider vorgenommen hoff begrüßten den Gesetzentwird. wurf des Bundesjustizministeriums. (0168/10.10.12) Der Berliner Staatsrechtler Professor Christian Waldhoff wertete epd lnb mig

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verneinen dies. Doch stimmen 87 Prozent der Aussage ganz oder eher zu, dass die Kirche weiterhin offensiv mit dem Thema Missbrauch umgehen solle.

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Kirche und Minister begrüßen Beschluss zur Beschneidung

Fernsehgottesdienst erinnert an NS-Opfer dem Gottesdienst, der von der Wewelsburg bei Paderborn übertragen wurde. Gerade als Deutsche sind wir aufgerufen, Freiheit und Menschenwürde als kostbares Gut zu begreifen, mahnte die Theologin.

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Wochenspiegel Seite 3

Paderborn In einem ZDFFernsehgottesdienst hat die Paderborner Superintendentin Anke Schröder zu Toleranz und Versöhnung aufgerufen. Anlässlich des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus am Sonntag sagte die evangelische Theologin, die Vergangenheit sei nicht vergessen. Das gelte sowohl für das Leid der Opfer als auch für die Schuld der Täter.

chen. Wichtig sei auch, ihr Selbstwertgefühl zu stärken. Das hilft ihnen, sich in der Gemeinschaft gegen Zwang und Ausbeutung zur Wehr zu setzen. Der Internationale Mädchentag ist ein von den Vereinten Nationen initiierter Aktionstag, der in diesem Jahr erstmals am 11. Oktober begangen wird. Er soll auf die weltweite Benachteiligung von Mädchen hinweisen. (0171/10.10.12)

Kirchen erteilen christlichem Zionismus Absage Die evangelischen Kirchen in Deutschland grenzen sich vom christlichen Zionismus ab. Dessen Lehren und Praxis verschärften den israelischpalästinensischen Konflikt und widersprächen dem biblischen Gebot der Versöhnung und der Feindesliebe, wird in dem Text Gelobtes Land? kritisiert, der am Mittwoch in Hannover veröffentlicht wurde. Darin wird christlich-zionistischen Positionen, die etwa in der Einwanderung der Juden nach Israel ein Zeichen für die baldige Erfüllung biblischer Bildunterschrift: Informationen zu Inhalt, Fotograf und Urheberrechten. Text Prophezeiungen sehen, auch zu Testzwecken erstellt. aus theologischer Sicht widersprochen. der Rückkehr aller Juden aus der friedliche Zukunft aller Bewohner Diaspora in das Land Israel und des Landes der Bibel verbinden Der christliche Zionismus ba- in die Wiederherstellung Israels. können. siere auf einer Engführung bib- Seine Anhänger befürworten die lischer Aussagen, argumentieren israelische Siedlungstätigkeit in Der Text skizziert die Kirchendie evangelischen Kirchen. Er den besetzten Gebieten und leh- geschichte des Heiligen Landes konstruiere endzeitliche Abläufe, nen deren Rückgabe ab. Sie se- und die aktuellen Situation von für die es nur bedingt biblische hen darin ein Zeichen für den Christen und Kirchen in der ReQuellen gebe. In dem Text wird Beginn der Endzeit und die Wie- gion. Christen in den besetzten zudem kritisiert, nach christlich- derkehr des Messias. Einflussrei- Gebieten litten unter Isolierung zionistischen Vorstellungen hät- che Anhänger hat er vor allem und eingeschränkter Bewegungsten Nichtjuden kein Lebensrecht unter christlichen Fundamentalis- freiheit. Als Folge seien viele in Israel und dürften nur als Land- ten in den Vereinigten Staaten, Christen aus der Region ausgeund Rechtlose dort wohnen. Das in Deutschland werden christlich- wandert. verletzt den biblischen Wert der zionistische Positionen nur von Gerechtigkeit und grundlegende wenigen Gruppierungen vertre- Die Schrift bekräftigt den KonMenschenrechte. ten. sens über die verbleibende Verbundenheit der Christen mit IsAuch werde dem Judentum kein Die Orientierungshilfe wurde im rael als dem erstberufenen Volk eigener Wert zugestanden. Dies Auftrag der Evangelischen Kir- Gottes und bejaht das Existenzsei im Kern judenfeindlich und che in Deutschland (EKD), der recht des Staates Israel. Die widerspreche den Grundsätzen Union Evangelischer Kirchen in Orientierungshilfe knüpft an früdes christlich-jüdischen Dialogs, der EKD, sowie der Vereinigten here EKD-Studien zum Thema heißt es. Überdies sei christlicher Evangelisch-Lutherischen Kirche Christen und Juden sowie die Zionismus, weil er das Existenz- Deutschlands erarbeitet. Sie sei Studie Kirche und Israel der recht der Kirchen in der Nahost- ein Beitrag zu einer Neube- Gemeinschaft Evangelischer KirRegion verneine, unökumenisch. stimmung des Verhältnisses von chen in Europa an. In den Christen und Juden, heißt es im meisten evangelischen LandesDer christliche Zionismus hat Vorwort. Ebenso trägt sie zur kirchen in Deutschland nimmt die seine Ursprünge in der pro- unerlässlichen Frage bei, wie Verfassung ausdrücklich auf das testantischen Erweckungsbewe- die evangelischen Kirchen ihre Verhältnis von Kirche und Judengung des 19. Jahrhunderts. Er Solidarität mit dem Staat Israel tum Bezug. (0067/10.10.12) propagiert die Vorstellung, das mit dem Engagement für eine gegenwärtige Zeitalter münde in selbstbestimmte, gerechte und epd lnb bas mir

Das Musical ist Teil der Lutherdekade, die seit 2008 auf das Reformationsjubiläum 2017 vorbereitet. Dann erinnert die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) an den 500. Jahrestag des legendären Thesenanschlags Martin Luthers an der Schlosskirche in Wittenberg. Das epd lnb sel mir

March 5, 2013, Dortmund

Arbeitnehmerkammer: Berufskrankheiten leichter anerkennen

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Rockmusical über Luther feiert Premiere Die Bremer evangelische Jugendkirche Garten Eden 2.0 feiert an diesem Freitag mit einem selbst produzierten Rockmusical zum Reformator Martin Luther (1483-1546) Premiere. In einer 45-minütigen Szenencollage unter dem Titel Luther setzt über gehe es um den Wunsch nach Veränderungen, Protest und Zivilcourage, erläuterte am Mittwoch die Leiterin der Jugendkirche, Almut Schmidt: Der Name Luther wird in dem Musical nicht genannt, aber man spürt seine Kraft.

Wochenspiegel Ausgabe: test2

Gemeinde und Gemeinschaften sollten durch Spezialisierung, regionale Kooperation und sensible Angebote Anknüpfungspunkte für möglichst viele Milieus schaffen, sagte der Direktor des Instituts zur Erforschung von Evangelisation und Gemeindeentwicklung. Der Präses des Gnadauer Verbandes, Michael Diener, warb dafür, dass die Gemeinschaften sich den verändernden gesellschaftlichen Bedingungen stellen.

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Auch die Bildungschancen von Mädchen seien deutlich schlechter als die der Jungen, betonte Danuta Sacher von terre des hommes. Weltweit besuchten 75 Millionen Mädchen noch nicht einmal die Grundschule oder zuIn den Entwicklungsländern ist mindest den untersten Jahrgang der Stiftung zufolge jedes dritte einer weiterführenden Schule: Mädchen mit 18 Jahren verhei- Die strukturelle Diskriminierung ratet. Zehn Prozent sind sogar von Mädchen ist ein Skandal. jünger als 15 Jahre. Bis zum Jahr 2020 steige die Zahl der Ehe- Der Schlüssel für Verbesserunfrauen unter 15 voraussichtlich gen liege in der Aufklärung der auf 50 Millionen und damit auf Eltern und der besseren Schuldas Doppelte. und Berufsausbildung für Mäd-

In Deutschland sind 2012 so viele fair gehandelte Rosen verkauft worden wie noch nie. Mit einem Plus von über 200 Prozent gegenüber dem Vorjahr erreichten die Fairtrade-Rosen einen Marktanteil von knapp 20 Prozent, erklärte die Initiative TransFair, die ein Siegel für fairen Handel vergibt, am Mittwoch in Köln. Damit sei Deutschland weltweit Marktführer im Absatz von fair gehandelten Rosen. Die meisten Fairtrade-Rosen werden nach wie vor in Supermärkten vertrieben, erklärte TransFair-Geschäftsführer Dieter Overath. Rund 95 Prozent der 260 Millionen verkauften Rosen habe im vorigen Jahr der Lebensmitteleinzelhandel verkauft. Aber auch im Fachhandel wachse das Interesse. Geplant sind auch faire andere Blumensorten wie Nelken, Schleierkraut oder Weihnachtssterne.

Das Himmelszelt der schleswig-holsteinischen Landesgartenschau in Norderstedt bei Hamburg steht künftig im niedersächsischen Kloster Loccum. Es soll dort als besonderer Ort für Andachten, Begegnungen, Konzerte und Vorträge genutzt werden, teilte der evangelische Kirchenkreis Hamburg-West am Mittwoch mit. Es sei erfreulich, dass das Himmelszelt in kirchlicher Nutzung bleibe, sagte Propst Karl-Heinrich Melzer. Das Kuppelzelt bestand aus einem Aluminium-Gerüst, das mit Klarsichtfolie bespannt war.

Das 1163 gegründete Zisterzienserkloster Loccum ist heute evangelisches Predigerseminar, Tagungs- und Veranstaltungsort. Es feiert im kommenden Jahr

Aber je stärker kirchliches Leben sich mit dem Lebensstil der älteren Milieus identifiziere, desto mehr schaffe dies Schranken, die Menschen anderer Milieus von Gemeindeleben fernhalte, warnte Herbst vor sozialer und geistlicher Milieuverengung. Ohne Überschreitung von Milieugrenzen werde das Selbstverständnis einer für alle offenen Kirche nicht erfüllt. Vor diesem Hintergrund empfahl der Theologe eine gesunde Neugier auf Menschen.

Hilfsorganisationen haben zum ersten internationalen Mädchentag an diesem Donnerstag darauf aufmerksam gemacht, dass Mädchen in vielen Ländern und Gesellschaften diskriminiert und vernachlässigt werden. Mädchen würden bei der Versorgung mit Nahrung und Medizin benachteiligt, und Millionen weiblicher Föten würden noch immer gezielt abgetrieben, berichtete das Kinderhilfswerk terre des hommes am Mittwoch in Osnabrück. Die Stiftung Weltbevölkerung prangerte die zunehmende Verbreitung von Kinderehen in Entwicklungsländern an. Die Folge seien frühe Schwangerschaften und ein früher Tod im Kindbett, weil der Körper der Mädchen noch nicht reif sei, sagte Geschäftsführerin Renate Bähr. Komplikationen bei der Schwangerschaft oder Geburt seien in Entwicklungsländern die Haupttodesursachen für Mädchen.

Faire Rosen erreichen Marktanteil von 20 Prozent

beizutreten gelte. Unterschiedliche Auffassungen in Glaubensfragen dürften nicht vernachlässigt werden, sondern müssten mutig in einem Geist der Brüderlichkeit und des gegenseitigen Respekts angegangen werden, mahnte der Papst im Beisein von Vertretern anderer Kirchen.

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Hilfswerke prangern Diskriminierung von Mädchen an

Ökumene stärkt Glaubwürdigkeit der Kirchen Papst Benedikt XVI. hat die sinkende Bedeutung des Christentums in vielen Ländern als Herausforderung für Kirchen unterschiedlicher Konfession bezeichnet. Die Einheit ist gewissermaßen Voraussetzung für eine immer glaubwürdigere Verkündigung des Glaubens, sagte er am Freitag in Rom.

March 5, 2013, Dortmund

Theologe Herbst: Kirchengemeinden müssen Milieugrenzen überschreiten

Klima-Schutz-Aktion Autofasten Das Osnabrücker Felixrufen die beiden großen Kirchen Nussbaum-Haus präsentiert im Südwesten Deutschlands so- in diesem Herbst und Winter wie in Luxemburg auf. in den Abendstunden eine Lichtprojektion der Künstlerin In den vergangenen 15 Jahren Nikola Dicke. Vom 12. Oktober beteiligten sich fast 20.000 Men- an erscheint bei Einbruch der schen in der Fastenzeit am Ver- Dunkelheit auf der Außenwand zicht aufs Autofahren und der des turmartigen Gebäudeteils Suche nach alternativen Mobili- die projizierte Zeichnung eines tätsformen. Die nächste Aktion Vogelkäfigs, teilte das Museum findet zwischen dem 25. Februar am Mittwoch mit. Hinzu kommen und dem 24. März statt. Träger Projektionen von Vögeln, die das der Aktion Autofasten sind die Museum zu umfliegen scheinen. Bistümer Trier, Mainz und Speyer, der Diözesanrat der Katholiken Die Installation unter dem Titel im Bistum Aachen, die evangeli- inside out wird nach Angaben schen Kirchen im Rheinland, in des Museums bis zum 27. Januar Hessen-Nassau und in der Pfalz jeweils von 17 bis 24 Uhr zu sowie die Katholische Kirche im sehen sein. Die Abfolge von EinGroßherzogtum Luxemburg. zelzeichnungen erscheine dem Betrachter wie ein Film. Nikola Diepd lwd fu cke habe ihre Motive mit Nadeln und Stiften in rußgeschwärzte Glasscheiben geritzt.

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Insgesamt hatten rund 90.000 Besucher das Himmelszelt besucht. 15 Paare wurden kirchlich getraut und zwölf Kinder getauft. Vor einem Jahr wurde es zum Ende der Landesgartenschau abgebaut. Mit dem Verkaufserlös sei das Kirchenprojekt mit einem Etat von rund 500.000 Euro jetzt finanziell ausgeglichen abgeschlossen, sagte Gunnar Urbach, ehemaliger Pastor der Landesgartenschau.

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Licht-Projektion am Felix-Nussbaum-Haus in Osnabrück

Autofasten wirkt nachhaltig Ein Autofasten verändert laut einer aktuellen Studie das Mobilitätsverhalten der Teilnehmer auch über die Aktion hinaus. In der Untersuchung gaben mehr als 50 Prozent der Teilnehmer an, dass sie auch nach dem Ende der Fastenaktion im Alltag häufiger öffentliche Verkehrsmittel nutzen würden, wie die Evangelische Kirche im Rheinland am Freitag in Düsseldorf mitteilte. Außerdem würden sie viel bewusster Auto fahren. Rund vier Prozent hätten ihr Auto sogar abgeschafft.

Wochenspiegel

March 5, 2013, Dortmund

Stimmen, die verstummen Nur noch wenige Zeitzeugen können vom Holocaust berichten Anne Frank konnte nicht mehr über ihre Leidenszeit im Konzentrationslager berichten. Sie wurde nur 15 Jahre alt. Kurz vor Kriegsende starb die junge Jüdin im KZ Bergen-Belsen an Typhus. Für die Nachwelt verstummte Anne Franks Stimme mit ihrem letzten Tagebucheintrag vom 1. August 1944. Das nach ihrem Tod veröffentlichte Tagebuch, das sie in ihrem Versteck in einem Amsterdamer Hinterhaus bis zu ihrer Verhaftung geführt hatte, wurde zu einem der bekanntesten Zeugnisse aus der Zeit des Holocaust. Andere jüdische Verfolgte, die die systematische Vernichtungspolitik der Nationalsozialisten überlebten, konnten nach dem Ende ihres Martyriums ihre Erinnerungen weitergeben. Einige fanden erst Jahrzehnte nach dem Krieg die Kraft, über ihre Lebensgeschichte zu berichten. Es sind Menschen wie Max Mannheimer oder Inge Deutschkron, die auch im hohen Alter noch dazu beitragen, dass die Naziverbrechen nicht in Vergessenheit geraten. Die Erinnerungen dieser Zeitzeugen sind Mahnung und Warnung an die Nachgeborenen.

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die Judenverfolgung erinnern, gehört auch Inge Deutschkron. In der NS-Zeit entging die junge Frau der Deportation, weil nichtjüdische Freunde sie zusammen mit ihrer Mutter in Berlin versteckten. Inge Deutschkron hat 2006 in Berlin eine Stiftung gegründet, um das Andenken an diese stillen Helden wachzuhalten, die unter hohem persönlichen Einsatz den Verfolgten halfen. Zudem will die Stiftung vor allem junge Menschen zu Toleranz und Zivilcourage ermutigen. Am kommenden Mittwoch (30.1.) wird die heute 90-jährige Journalistin und Max Mannheimer hat als jun- Buchautorin im Bundestag eine ger Mann unter anderem das Rede anlässlich des HolocaustKZ Auschwitz-Birkenau überlebt. Gedenktages halten. Unzählige Male hat er in Klassenzimmern seinen Ärmel hoch- Es gibt heute nur noch wenige gekrempelt und den Schülern Menschen wie Inge Deutschkron seine auf dem Unterarm eintä- oder Max Mannheimer, die rund towierte Häftlingsnummer 99728 70 Jahre nach dem Holocaust gezeigt. Der heute 92-Jährige über ihre Verfolgung in der NSverlor fast seine ganze Familie Zeit erzählen können. In weniin den Gaskammern. Der Mann gen Jahren werden diese Zeitmit dem weißen Haar, der in zeugen nicht mehr am Leben München lebt, ist Vorsitzender sein. Der Direktor der Stiftung der Lagergemeinschaft Dachau Brandenburgische Gedenkstätund Vizepräsident des Internatio- ten, Günter Morsch, sieht im allnalen Dachau-Komitees. Wenn mählichen Verlöschen der Zeiter vom größten Verbrechen der zeugenschaft einen großen unerMenschheitsgeschichte erzählt, setzlichen Verlust. Mit dem Verdann will er den Jugendlichen schwinden der Zeitzeugen werauch klar machen, dass es sich den nach Überzeugung des Hislohnt, für die Demokratie einzu- torikers die materiellen Zeugen treten. der NS-Verbrechen wie die KZGedenkstätten immer wichtiger. Zu den jüdischen Zeitzeugen, die in Vorträgen und Lesungen an Auch für den Präsidenten

Ausstellung erinnert an Schlacht um Stalingrad Mit einer Ausstellung und einem ökumenischen Gottesdienst am 15. Oktober wird in Hildesheim an die Schlacht um Stalingrad vor 70 Jahren erinnert. Besonders die Kirche müsse die Erinnerung wachhalten, damit ein solches Ereignis nicht noch einmal passiert, sagte der evangelische Superintendent Helmut Aßmann am Montag in Hildesheim. Die Schlacht um das sowjetische Stalingrad und heutige Wolgograd gilt als eine der größten des Zweiten Weltkrieges, sie forderte mehr als 700.000 Todesopfer.

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Nach dem deutschen Angriff auf die Stadt wurden 1942 mehr als 230.000 Soldaten der Wehrmacht und ihrer Verbündeten durch die Rote Armee eingekesselt. Mehr als 100.000 Soldaten der Wehrmacht kehrten nicht aus der Kriegsgefangenschaft zurück. Die Ausstellung im Rathaus zeigt vom 15. Oktober bis zum 23. November die Geschichte von Soldaten aus dem Raum Hildesheim. Der Gottesdienst zur EröffBildunterschrift: Informationen zu Inhalt, Fotograf und Urheberrechten. Text nung wird um 14 Uhr in der St.- zu Testzwecken erstellt. Andreas-Kirche gefeiert. (8134/ 08.10.12) epd lnb cmo mir

des Zentralrates der Juden in Deutschland. Dieter Graumann, stellt sich die Frage, wie die Erinnerung an den Holocaust wachgehalten werden kann. Graumann plädiert für vielfältige Formen des Gedenkens. Dazu zählen nach seiner Auffassung feste Gedenktage und Erinnerungsorte. Mir ist ritualisiertes Gedenken lieber als planvolles Vergessen, sagte Graumann in einem epd-Gespräch. Zudem empfiehlt er Besuche von Jugendlichen in KZ-Gedenkstätten und eine intensive Beschäftigung mit Einzelschicksalen von NS-Opfern an den Schulen. Die Sorge, dass die Shoah mit dem Verschwinden der Zeitzeugen allmählich in Vergessenheit geraten könnte, teilt Graumann nicht. Der 1950 geborene Sohn von HolocaustÜberlebenden sieht vor allem die Kinder der NS-Verfolgten, die Zeitzeugen der zweiten Generation, in der Pflicht, die Erinnerung lebendig zu halten. Diese müssten die Geschichten und Emotionen ihrer Eltern weitergeben. Auch unsere Kinder und alle weiteren Generationen werden diese schrecklichen Verbrechen bestimmt niemals vergessen, ist der Zentralrats-Präsident überzeugt. epd jup fu

Anti-Atom-Gruppen solidarisch mit Protesten in Lingen Anti-Atomkraftgruppen fordern erneut die sofortige Stilllegung aller Atomkraftwerke und Atomanlagen in Deutschland. Der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz in Bonn erklärte am Donnerstag seine Solidarität mit dem Protest von 15 Demonstranten von Robin Wood und Anti-Atominitiativen aus Osnabrück und dem Münsterland im niedersächsischen Lingen: Das AKW Lingen II und die UranBrennelementefabrik in Lingen müssen sofort stillgelegt werden.

nicht einmal einen Abschalttermin. Dabei sorgten diese beiden Anlagen dafür, dass weltweit Atomkraftwerke betrieben werden könnten und hochgefährlicher Müll produziert werde, für den es kein Endlager gebe. Nach Angaben der Atomkraftgegner wird die 1979 in Betrieb genommene Brennelementefabrik Lingen vom französischen Konzern AREVA NP betrieben. Obwohl die Anlage Atomkraftwerke weltweit mit Brennstäben versorge, werde sie in dem sogenannten Atomausstiegsgesetz mit keinem Wort erwähnt, kritisieren sie in einer gemeinsamen Presseerklärung. (1037/ 11.10.12)

Die Bevölkerung soll eingelullt werden mit dem Hinweis, der Atomausstieg sei beschlossene Sache, erklärten die Demonstranten aus Osnabrück. Doch für die zwei deutschen Uranfabriken in Lingen und Gronau gebe es epd lnb lwd mig

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Test 8: Verstärkung schlechter Mutationsoperatoren extrem

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Arbeitnehmerkammer: Berufskrankheiten leichter anerkennen Die Bremer Arbeitnehmerkammer hat das Anerkennungsverfahren für Berufskrankheiten kritisiert und Erleichterungen gefordert. Im Land Bremen würden jährlich mehr als tausend Fälle mit Verdacht auf eine Berufskrankheit angezeigt, aber mit 360 weit weniger als die Hälfte anerkannt, sagte Kammerreferentin Barbara Reuhl am Mittwoch bei einer Arbeitsschutzkonferenz. Den Nachweis, dass ihre Erkrankung berufsbedingt sei, müssten die Betroffenen selbst erbringen. In vielen Fällen scheitert das Verfahren genau daran, sagte Reuhl. Ohne fachkundige Unterstützung hätten viele kranke Arbeitnehmer kaum Chancen auf eine Anerkennung, fügte sie hinzu. Das gelte, obwohl den Berufs-

genossenschaften die Zusammenhänge zwischen Arbeitsbedingungen und Erkrankungsrisiken bekannt seien. Sie hätten eine Ermittlungspflicht bei Verdacht auf eine Berufskrankheit. Aus diesen Daten könnten die Krankenkassen dann Hinweise ableiten, ob Versicherte möglicherweise berufsbedingt erkrankt seien. Die Arbeitnehmerkammer fordert neben einem erleichterten Anerkennungsverfahren zudem mehr Prävention, um Berufskrankheiten von vornherein zu vermeiden. Unsere Gesellschaft kann es sich nicht leisten, dass immer weniger Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gesund bis zur Rente arbeiten können - hier ist auch die Politik gefordert, sagte Reuhl,

die eine Beratungsstelle unter über die Belastung am Arbeitsdem Dach der Kammer leitet. platz einer vor vielen Jahren ausgeführten Tätigkeit oft nicht mehr Diese Stelle wurde im vergange- vorlägen. Deshalb dürften die Genen Jahr eingerichtet, weil Betrof- sundheitsakten eines Betriebes fene bis dahin oft erfolglos ver- auch dann nicht vernichtet wersucht hatten, eine Anerkennung den, wenn die Firma pleitegehe. durchzukämpfen. So seien allein in Bremen nachweislich mehr Die kostenlose Beratung der Arals 5.000 Menschen durch den beitnehmerkammer wird befristet beruflichen Kontakt mit Asbestfa- bis Ende des Jahres mit EUsern an Asbestose, Lungen- oder Geldern gefördert. Sie wird wisKehlkopfkrebs erkrankt, hieß es. senschaftlich begleitet und soll Davon hätten lediglich 2.600 eine helfen, eine Datenbank aufzuEntschädigung erhalten. bauen. Zudem entwickelt sie ein Konzept, um Berufskrankheiten Der Beweis, dass die Krankheit zu vermeiden. Betriebe sollen wirklich beruflich bedingt ist, ist beim Arbeits- und Gesundheitsnach Angaben des Beraters Rolf schutz unterstützt werden. (0188 Spalek schwierig zu führen. Ge- /10.10.12) sundheitliche Schäden zeigten sich oft erst viele Jahre später. epd lnb sel mig Dazu komme, dass Unterlagen

Hilfswerke prangern Diskriminierung von Mädchen an Hilfsorganisationen haben zum ersten internationalen Mädchentag an diesem Donnerstag darauf aufmerksam gemacht, dass Mädchen in vielen Ländern und Gesellschaften diskriminiert und vernachlässigt werden. Mädchen würden bei der Versorgung mit Nahrung und Medizin benachteiligt, und Millionen weiblicher Föten würden noch immer gezielt abgetrieben, berichtete das Kinderhilfswerk terre des hommes am Mittwoch in Osnabrück. Die Stiftung Weltbevölkerung prangerte die zunehmende Verbreitung von Kinderehen in Entwicklungsländern an. Die Folge seien frühe Schwangerschaften und ein früher Tod im Kindbett, weil der Körper der Mädchen noch nicht reif sei, sagte Geschäftsführerin Renate Bähr. Komplikationen bei der Schwangerschaft oder Geburt seien in Entwicklungsländern die Haupttodesursachen für Mädchen. In den Entwicklungsländern ist der Stiftung zufolge jedes dritte Mädchen mit 18 Jahren verheiratet. Zehn Prozent sind sogar jünger als 15 Jahre. Bis zum Jahr 2020 steige die Zahl der Ehefrauen unter 15 voraussichtlich auf 50 Millionen und damit auf das Doppelte.

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March 5, 2013, Dortmund

Expertin warnt vor Überforderung am Arbeitsplatz epd-Gespräch von: Martina Schwager Die Anti-Stress-Trainerin Monika Gruhl hat Unternehmen anlässlich der Woche der seelischen Gesundheit davor gewarnt, ihre Mitarbeiter zu überfordern. Aufgrund von Personalmangel müssten Angestellte in kürzerer Zeit immer komplexere Aufgaben erledigen, sagte Gruhl am Rande einer Veranstaltung im Kloster Wennigsen bei Hannover am Dienstag in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Es reicht nicht mehr aus, ordentlich seine Arbeit zu tun. Die Erwartungen sind riesig. Das führe häufig zu Erschöpfung und Burn-out.

resilient ist, kann Krisen überstehen. Mitarbeiter sollten sich mit ihren Stärken entfalten können und zum Beispiel nicht in ihrer Lösungssuche gebremst werden.

Resilienz sei nicht nur Stressbewältigung, sondern umfasse das gesamte Leben, erläuterte Gruhl. Gestärkte Menschen akzeptierten, was sie nachweislich nicht ändern könnten. Sie hätten Zuversicht und Selbstvertrauen. Und sie seien offen für Lösungsmöglichkeiten. Zu ihren Verhaltensstrategien in Krisenfällen gehört neben der Stressbewältigung auch die Suche nach Beziehungen, die ihnen helfen. Diese Die Sozialpädagogin hat 2005 Grundhaltungen und Strategien das sogenannte Resilienzzen- vermittle sie in ihren Trainingsprotrum in Osnabrück gegründet grammen, sagte Gruhl. Resilienz und ein Modell zur Stärkung der ist lernbar bis ins hohe Alter. eigenen Widerstandskraft entwickelt. Resilienz ist laut Gruhl die Zur bundesweiten Woche der Kraftreserve, die der Mensch in seelischen Gesundheit lädt seit Krisenzeiten mobilisieren kann, 2006 jährlich das Aktionsbündum diese Krisen zu überste- nis Seelische Gesundheit unter hen und sogar daran zu wach- Schirmherrschaft des Bundesgesen. Die Trainerin bietet Vorträge, sundheitsministers ein. Zu den Workshops und Seminare sowie mehr als 70 MitgliedsorganisaWeiterbildungen zum Resilienz- tionen zählen die SelbsthilfeverCoach an. Die Nachfrage von- bände der Betroffenen und Anseiten der Unternehmen habe in gehörigen sowie Vertreter aus den vergangenen Jahren stark den Bereichen Psychiatrie, Gezugenommen. sundheitsförderung und Politik. In mehr als 50 Städten und ReManchmal schickten die Firmen gionen sind in diesem Jahr vom zunächst ihre Mitarbeiter, die ler- Welttag der seelischen Gesundnen sollten mit Stress besser heit am 10. Oktober bis zum 21. umzugehen. Viel lieber seien ihr Oktober Aktionen zum Thema aber zuerst die Führungskräfte. psychische Gesundheit geplant. Diese könnten eine Kultur schaf- (9114/09.10.12) fen, die die Mitarbeiter stärkt. Nur ein Unternehmen, das insgesamt epd lnb mas cmo

Der Schlüssel für Verbesserungen liege in der Aufklärung der Eltern und der besseren Schulund Berufsausbildung für Mädchen. Wichtig sei auch, ihr Selbstwertgefühl zu stärken. Das hilft ihnen, sich in der Gemeinschaft gegen Zwang und Ausbeutung zur Wehr zu setzen. Der Internationale Mädchentag ist ein von

den Vereinten Nationen initiierter Aktionstag, der in diesem Jahr erstmals am 11. Oktober begangen wird. Er soll auf die weltweite Benachteiligung von Mädchen hinweisen. (0171/10.10.12) epd lnb mas mig

Politiker und Religionsvertreter haben den am Mittwoch von der Bundesregierung gebilligten Entwurf für ein Beschneidungsgesetz begrüßt. Niedersachsens Justizminister Bernd Busemann (CDU) sagte in Hannover, die Entscheidung des Kabinetts schaffe Rechtssicherheit für Juden und Muslime. Die Beschneidung von Jungen werde so auch in Zukunft unter Einhaltung medizinisch-fachlicher Regeln möglich sein: Ich glaube, hier haben wir ein Ergebnis, mit dem alle gut leben können. Aus Sicht der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) stellt der Entwurf klar, dass die Entscheidung jüdischer und muslimischer Eltern zur Beschneidung eines Sohnes Teil der elterlichen Sorge ist. Die angestrebte gesetzliche Regelung entspreche der jahrzehntelangen Rechtspraxis in der Bundesrepublik, sagte der Präsident des EKDKirchenamtes in Hannover, Hans Ulrich Anke. Der Gesetzesvorschlag berücksichtige, dass es zur elterlichen Sorge gehöre, ein Kind in das religiöse Leben der Familie hinein zu nehmen. Zugleich ziehe er die notwendigen Grenzen für den Schutz des Kindes.

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AKW Lingen II und die Uran- min. Dabei sorgten diese beiBrennelementefabrik in Lingen den Anlagen dafür, dass weltweit müssen sofort stillgelegt werden. Atomkraftwerke betrieben werden könnten und hochgefährliDie Bevölkerung soll eingelullt cher Müll produziert werde, für werden mit dem Hinweis, der den es kein Endlager gebe. Atomausstieg sei beschlossene Sache, erklärten die Demons- Nach Angaben der Atomkrafttranten aus Osnabrück. Doch für gegner wird die 1979 in Bedie zwei deutschen Uranfabriken trieb genommene Brennelemenin Lingen und Gronau gebe es tefabrik Lingen vom französinicht einmal einen Abschaltter- schen Konzern AREVA NP be-

trieben. Obwohl die Anlage Atomkraftwerke weltweit mit Brennstäben versorge, werde sie in dem sogenannten Atomausstiegsgesetz mit keinem Wort erwähnt, kritisieren sie in einer gemeinsamen Presseerklärung. (1037/ 11.10.12) epd lnb lwd mig

Nach dem Gesetzentwurf bleibt Beschneidung in Deutschland erlaubt. Voraussetzung ist, dass die Regeln der ärztlichen Kunst eingehalten werden. Eltern müssen sich außerdem über die Risiken des Eingriffs aufklären lassen. Der Entwurf macht die religiöse Motivation nicht zur Bedingung. Trotzdem wird die besondere jüdische Praxis berücksichtigt, wonach der Eingriff häufig von einem Beschneider vorgenommen wird. Der Berliner Staatsrechtler Professor Christian Waldhoff wertete das Kölner Urteil rückblickend als juristischen Fehler. Es ist vermutlich ein Fehlurteil eines Untergerichtes, das nicht korrigiert werden konnte, weil keine Rechtsmittel eingelegt werden konnten, sagte er bei einer Diskussion der Leibniz-Universität Hannover. Eine religiöse Beschneidung sei nicht als Körperverletzung anzusehen, weil die Eltern stellvertretend für das Kind ihre Einwilligung gäben. Das sei inzwischen juristischer Konsens. Für den Zentralrat der Juden in Deutschland sagte der niedersächsische Verbandsvorsitzende Michael Fürst, das Kölner Urteil habe eine hysterische Debatte mit antisemitischen Zügen entfacht. Aus einem winzigkleinen Stückchen Haut wurde ein riesiges Problem. In keinem Land der Welt sei die religiöse Beschneidung verboten. Nur in Deutschland meinten einige, dies ändern zu müssen. Selbst im Dritten Reich gab es kein Verbot der Beschneidung. Fürst und Waldhoff begrüßten den Gesetzentwurf des Bundesjustizministeriums. (0168/10.10.12)

Mit dem Gesetzentwurf aus dem Bundesjustizministerium im Auftrag des Bundestages reagiert die Politik auf ein Urteil des Kölner Landgerichts. Die kleine Strafkammer des Gerichts hatte Ende Juni die Beschneidung eines muslimischen Jungen als Körperverletzung gewertet und damit für Rechtsunsicherheit bei Juden und Muslimen gesorgt. In beiden Religionen gehört die Entfernung der Vorhaut bei Jungen zur Tradition. epd lnb mig

Imposant ragt die Kathedrale St. Nikolaus über den mittelalterlichen Kern der Stadt Freiburg. Das Gotteshaus bildet den optischen und spirituellen Mittelpunkt der ehrwürdigen Schweizer Bischofsstadt. Und in den Gemäuern von St. Nikolaus findet sich eine wahre Schatzkammer: Gemälde, Skulpturen und Glasarbeiten, Gold und Silber. Doch jetzt ist ein Streit um einen Teil der Kostbarkeiten entbrannt: ein Streit um Gebeine des heiligen Nikolaus von Myra. Sie ruhen seit dem Spätmittelalter in Freiburg, dessen Schutzpatron der legendenumwobene Nikolaus ist. Heute ist die silberne Arm-Reliquie in der St.-MichaelKapelle der Kathedrale zu bestaunen.

Anti-Atom-Gruppen solidarisch mit Protesten in Lingen

March 5, 2013, Dortmund

Kirche und Minister begrüßen Beschluss zur Beschneidung

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ter als die der Jungen, betonte Danuta Sacher von terre des hommes. Weltweit besuchten 75 Millionen Mädchen noch nicht einmal die Grundschule oder zumindest den untersten Jahrgang einer weiterführenden Schule: Die strukturelle Diskriminierung Auch die Bildungschancen von von Mädchen ist ein Skandal. Mädchen seien deutlich schlech-

Anti-Atomkraftgruppen fordern erneut die sofortige Stilllegung aller Atomkraftwerke und Atomanlagen in Deutschland. Der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz in Bonn erklärte am Donnerstag seine Solidarität mit dem Protest von 15 Demonstranten von Robin Wood und Anti-Atominitiativen aus Osnabrück und dem Münsterland im niedersächsischen Lingen: Das

Ausgabe: test2

Ausgelöst hat den Zwist der türkische Archäologie-Professor Nevzat Çevik von der AkdenizUniversität in Antalya. Er fordert den Vatikan und das Bistum Lausanne, Genf und Freiburg auf, die

Autofasten wirkt nachhaltig

In den vergangenen 15 Jahren beteiligten sich fast 20.000 Menschen in der Fastenzeit am Verzicht aufs Autofahren und der Suche nach alternativen Mobilitätsformen. Die nächste Aktion findet zwischen dem 25. Februar und dem 24. März statt. Träger der Aktion Autofasten sind die Bistümer Trier, Mainz und Speyer, der Diözesanrat der Katholiken im Bistum Aachen, die evangelischen Kirchen im Rheinland, in Hessen-Nassau und in der Pfalz sowie die Katholische Kirche im Großherzogtum Luxemburg. epd lwd fu

Faire Rosen erreichen Marktanteil von 20 Prozent In Deutschland sind 2012 so viele fair gehandelte Rosen verkauft worden wie noch nie. Mit einem Plus von über 200 Prozent gegenüber dem Vorjahr erreichten die Fairtrade-Rosen einen Marktanteil von knapp 20 Prozent, erklärte die Initiative TransFair, die ein Siegel für fairen Handel vergibt, am Mittwoch in Köln. Damit sei Deutschland weltweit Marktführer im Absatz von fair gehandelten Rosen. Die meisten Fairtrade-Rosen werden nach wie vor in Supermärkten vertrieben, erklärte TransFair-Geschäftsführer Dieter Overath. Rund 95 Prozent der 260 Millionen verkauften Rosen habe im vorigen Jahr der Lebensmitteleinzelhandel verkauft. Aber auch im Fachhandel wachse das Interesse. Geplant sind auch faire andere Blumensorten wie Nelken, Schleierkraut oder Weihnachtssterne.

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Weltweit werden nach Angaben von TransFair auf 50 Plantagen unter fairen Bedingungen Blumen gezüchtet. Die meisten fairen Blumen auf dem deutschen Markt stammten aus Kenia und Äthiopien. Der deutsche Verein TransFair entstand 1992 mit dem Ziel, benachteiligten Kleinbauern und Arbeitern in Entwicklungsländern zu besseren Einkünften zu verhelfen. Der Verein handelt selbst nicht mit Produkten, sondern vergibt ein Siegel, wenn Kriterien wie Gesundheitsschutz eingehalten werden. epd lwd fu

Licht-Projektion am Felix-Nussbaum-Haus in Osnabrück Das Osnabrücker FelixNussbaum-Haus präsentiert in diesem Herbst und Winter in den Abendstunden eine Lichtprojektion der Künstlerin Nikola Dicke. Vom 12. Oktober an erscheint bei Einbruch der Dunkelheit auf der Außenwand des turmartigen Gebäudeteils die projizierte Zeichnung eines Vogelkäfigs, teilte das Museum am Mittwoch mit. Hinzu kommen Projektionen von Vögeln, die das Museum zu umfliegen scheinen. Die Installation unter dem Titel inside out wird nach Angaben des Museums bis zum 27. Januar jeweils von 17 bis 24 Uhr zu sehen sein. Die Abfolge von Einzelzeichnungen erscheine dem Betrachter wie ein Film. Nikola Dicke habe ihre Motive mit Nadeln und Stiften in rußgeschwärzte Glasscheiben geritzt. Die in Osnabrück lebende und international ausstellende Künstlerin spiele außerdem mit optischen Täuschungen, wodurch die projizierten Vögel lebendig erschienen, hieß es. Die Installation ist nach ihren Angaben speziell für das Nussbaum-Haus entstanden. Der Betrachter solle sich die Zeit nehmen, über Freiheit und Gefangenschaft, über Schutz und Gefahr nachzudenken - und damit zugleich über die

Streit um Nikolaus

gion Gottes war, betont Professor Çevik. Er will, dass die NikolausGebeine in dem leeren Grab in der Türkei ruhen. Der Professor setzt darauf, dass die türkische Regierung sich seine Forderung zu eigen macht. Bislang aber haben die politisch Verantwortlichen in Ankara noch keinen Nikolaus (geboren etwa 270, ge- Anspruch auf die Reliquien erhostorben etwa 342) wirkte im 4. ben. Jahrhundert als Bischof von Myra (heute Demre im türkischen Süd- Die Befürworter einer Rückgabe anatolien). Orthodoxe und katho- führen vor allem den Diebstahl lische Christen schreiben dem der Nikolaus-Gebeine im Jahr überaus populären Heiligen et- 1087 aus der Kirche zu Myra liche Wundertaten zu. Öl, das ins Feld: Christliche Seeleute aus seinen Gebeinen floss, soll entwendeten die Reliquien und Kranke geheilt haben. Der Über- brachten sie in das süditalienilieferung nach starb Nikolaus an sche Bari. Die Männer wollten die einem 6. Dezember, in Demre Schätze vor den muslimischen steht sein Sarkophag. Seit 1.500 Sarazenen schützen. Jahren pilgern Gläubige aus der ganzen Christenheit in den Ort. Doch wie gelangten einige der Knochen nach Freiburg? NachDer heilige Nikolaus ist auch für dem die Freiburger sich im 12. die muslimische Welt wichtig. Er Jahrhundert unter den Schutz hat versucht, das Christentum zu des heiligen Nikolaus gestellt verbreiten, das auch eine Reli- hatten, wurden Stimmen laut,

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Bedingungen seiner Wahrnehmung und Existenz. Der jüdische Maler Felix Nussbaum wurde 1904 in Osnabrück geboren. Die Nationalsozialisten ermordeten ihn 1944 im Vernichtungslager Auschwitz.

Parallel zur Außen-Installation gibt es im Felix-Nussbaum-Haus eine Ausstellung mit den OriginalArbeiten der Künstlerin. Der Besucher könne dabei den künstlerischen Entstehungsprozess verfolgen. Diese Präsentation ist

nur während der Öffnungszeiten des Museums zu sehen. (0152/ 10.10.12) epd lnb mas mig

Gebeine des Patrons in der Stadt aufzubahren. Im Jahr 1405 brachte ein Abt Reliqiuen von einer Pilgerfahrt von Rom nach Freiburg. Seit 1506 bewahrt die Kathedrale St. Nikolaus einige der Gebeine auf - auf Geheiß des Papstes. Und dort sollen sie auch für immer bleiben - so sagen es die Domherren. Niemals werden wir die Reliquien des heiligen Nikolaus hergeben, stellt der Propst Claude Ducarroz klar. Die Gebeine gehören der Kirche und dem Freiburger Volk, sie haben für uns eine enorme religiöse, historische und kulturelle Bedeutung. Von einem Diebstahl der Gebeine vor fast 1.000 Jahren will der Propst nichts wissen. Die Reliquien hätten sich immer in christlichen Händen befunden.

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epd her jup

March 5, 2013, Dortmund

Stimmen, die verstummen

Himmelszelt von Landesgartenschau zieht ins Kloster

Das Himmelszelt der schleswig-holsteinischen Landesgartenschau in Norderstedt bei Hamburg steht künftig im niedersächsischen Kloster Loccum. Es soll dort als besonderer Ort für Andachten, Begegnungen, Konzerte und Vorträge genutzt werden, teilte der evangelische Kirchenkreis Hamburg-West am Mittwoch mit. Es sei erfreulich, dass das Himmelszelt in kirchlicher Nutzung bleibe, sagte Propst Karl-Heinrich Melzer. Das Kuppelzelt bestand aus einem Aluminium-Gerüst, das mit Für die Evaluation des Saar- Klarsichtfolie bespannt war. brücker sozialwissenschaftlichen iSPO-Instituts wurden rund 725 Insgesamt hatten rund 90.000 Teilnehmer der Fastenaktion aus Besucher das Himmelszelt beden Jahren 2010 bis 2012 be- sucht. 15 Paare wurden kirchlich fragt. Die Ergebnisse wurden am getraut und zwölf Kinder getauft. Freitag in Trier vorgestellt. Zu der Vor einem Jahr wurde es zum Klima-Schutz-Aktion Autofasten Ende der Landesgartenschau abrufen die beiden großen Kirchen gebaut. Mit dem Verkaufserlös im Südwesten Deutschlands so- sei das Kirchenprojekt mit eiwie in Luxemburg auf. nem Etat von rund 500.000 Euro

Nach dem deutschen Angriff auf die Stadt wurden 1942 mehr als 230.000 Soldaten der Wehrmacht und ihrer Verbündeten durch die Rote Armee eingekesselt. Mehr als 100.000 Soldaten der Wehrmacht kehrten nicht aus der Kriegsgefangenschaft zurück. Die Ausstellung im Rathaus zeigt vom 15. Oktober bis zum 23. November die Geschichte von Soldaten aus dem Raum Hildesheim. Der Gottesdienst zur EröffInformationen zu Inhalt, Fotograf und Urheberrechten. Text nung wird um 14 Uhr in der St.- Bildunterschrift: zu Testzwecken erstellt. Andreas-Kirche gefeiert. (8134/ 08.10.12) epd lnb cmo mir

Wochenspiegel

March 5, 2013, Dortmund

Ein Autofasten verändert laut einer aktuellen Studie das Mobilitätsverhalten der Teilnehmer auch über die Aktion hinaus. In der Untersuchung gaben mehr als 50 Prozent der Teilnehmer an, dass sie auch nach dem Ende der Fastenaktion im Alltag häufiger öffentliche Verkehrsmittel nutzen würden, wie die Evangelische Kirche im Rheinland am Freitag in Düsseldorf mitteilte. Außerdem würden sie viel bewusster Auto fahren. Rund vier Prozent hätten ihr Auto sogar abgeschafft.

Mit einer Ausstellung und einem ökumenischen Gottesdienst am 15. Oktober wird in Hildesheim an die Schlacht um Stalingrad vor 70 Jahren erinnert. Besonders die Kirche müsse die Erinnerung wachhalten, damit ein solches Ereignis nicht noch einmal passiert, sagte der evangelische Superintendent Helmut Aßmann am Montag in Hildesheim. Die Schlacht um das sowjetische Stalingrad und heutige Wolgograd gilt als eine der größten des Zweiten Weltkrieges, sie forderte mehr als 700.000 Todesopfer.

Gebeine des heiligen Nikolaus aus der Schweiz und anderen Orten in sein Herkunftsland zurückzugeben - und das ist die heutige Türkei. In Freiburg reagiert man empört auf das Ansinnen, Medien berichten schon von einem aufziehenden Religionskrieg.

Wochenspiegel Ausgabe: test2

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Ausstellung erinnert an Schlacht um Stalingrad

Nur noch wenige Zeitzeugen können vom Holocaust berichten

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jetzt finanziell ausgeglichen ab- Es feiert im kommenden Jahr geschlossen, sagte Gunnar Ur- sein 850-jähriges Bestehen. Das bach, ehemaliger Pastor der Lan- Tor steht offen – das Herz noch desgartenschau. mehr, heißt es in der Einladung von Abt Horst Hirschler, dem Das 1163 gegründete Zisterzi- früheren Landesbischof in Hanenserkloster Loccum ist heute nover. (0204/10.10.12) evangelisches Predigerseminar, Tagungs- und Veranstaltungsort. epd lnb lnh mig

Geld kaum Grund für Kirchenaustritt Erwartungen von Katholiken in Baden-Württemberg Drei von vier Katholiken in der Diözese Rottenburg-Stuttgart haben noch nie ernsthaft über einen Austritt aus ihrer Kirche nachgedacht. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Befragung von 3.176 Katholiken, die am Mittwoch in Stuttgart vorgestellt wurde. Wer über einen Abschied von der Kirche nachdenkt, tut dies der Umfrage zufolge in erster Linie, weil er sich entfremdet fühlt (35 Prozent). Finanzielle Gründe werden nur von 15 Prozent genannt. Die Kirchentreue der Katholiken ist in Baden-Württemberg ähnlich wie die der Protestanten: Eine Untersuchung unter evangelischen Christen hatte im vergangenen Jahr ergeben, dass auch bei ihnen 75 Prozent noch nie über einen Austritt nachgedacht haben. Fast jeder zweite Bildunterschrift: Informationen zu Inhalt, Fotograf und Urheberrechten. Text Protestant betrachtet sich selbst zu Testzwecken erstellt. als engagiertes Kirchenmitglied. den Befragten kontrovers beur- Rund 72 Prozent der Befragten teilt. 52 Prozent sagen, die Kir- stimmten der Aussage ganz oder Großes Interesse äußern Katho- che habe dadurch an Glaubwür- überwiegend zu, dass das Chrisliken der neuen Studie zufolge digkeit gewonnen - 48 Prozent tentum Fundament des westlidaran, dass sich ihre Kirche auch verneinen dies. Doch stimmen chen Wertesystems bleiben wird. künftig in gesellschaftliche Be- 87 Prozent der Aussage ganz 69 Prozent empfehlen der Kirche, lange einmischt. Ganz oben auf oder eher zu, dass die Kirche wei- weniger abgehoben und lebensder Wunschliste steht dabei der terhin offensiv mit dem Thema naher zu kommunizieren. Dass Bereich Soziales, wo 23 Prozent Missbrauch umgehen solle. sie offener kommunizieren und Bedarf für Engagement sehen. ihren Mitgliedern besser zuhören Auch Lebenshilfe und Gesell- Unter den von den Verfassern be- soll, ist ganz oder überwiegend schaftspolitik sind stark gefragt. schriebenen gesellschaftlichen der Wunsch von 79 Prozent. Geringes Interesse besteht da- Gruppen bilden die Gemeinwohlgegen in den Bereichen Sexual- Kommunizierer das Leitmilieu Diözesanbischof Gebhard Fürst lehre und Zölibat, Seelsorge und der katholischen Kirche. Reiner sieht in den Ergebnissen einen Gemeindearbeit. App vom Pragma-Institut (Reut- Beleg dafür, dass der Gotteslingen/Bamberg), das die Befra- glaube bei sehr vielen MenAnlass für die Untersuchung war gung ausführte, nannte diese schen nach wie vor tief veraneine Welle von Kirchenaustrit- Gruppierung auch das Winfried- kert sei. Die lange Zeit vorherrten in der Diözese Rottenburg- Kretschmann-Milieu. Es seien oft schende Meinung, der ModerniStuttgart. Sie verzeichnet seit 22 ältere, sehr engagierte Kirchen- sierungsprozess sei identisch mit Jahren im Durchschnitt 10.650 mitglieder, die sich besonders für fortschreitender Säkularisierung Austritte pro Jahr. Einen Rekord gesellschaftliche Belange interes- und Glaubensauflösung, hat sich gab es 2010 mit 15.650 Aus- sierten. Dagegen habe der kon- nicht bestätigt, sagte er. Fürst tritten nach Bekanntwerden von servative Aktivist, der auch als bedauert, dass bei den Themen, Fällen sexuellen Missbrauchs in extremer Traditionalist beschrie- mit denen sich die Kirche der Beder Kirche. Dass es in der Kirche ben wurde, statistisch gesehen in fragung zufolge stärker beschäfeine unabhängige Kommission der katholischen Kirche eine ver- tigen sollte, die Ökumene weit zu diesem Thema gibt, wird von schwindend geringe Bedeutung. hinten rangiere.

Andererseits wünschten sich fast 90 Prozent ein engeres Miteinander von kirchlichen und nichtkirchlichen Akteuren in der Gesellschaft. Die Kirche müsse sich noch stärker in Diskussionen und Prozesse einmischen als Anwältin für ein Mehr an Humanität und Menschenwürde. Eine weitere Folgerung des Bischofs: Seelsorgeeinheiten dürfen nicht zu anonymen Großorganisationen werden, weil sonst die Entfremdung von Mitgliedern und damit ihre Austrittsbereitschaft verstärkt würde. Für die Gesamtstudie wurden zwischen März und Juni vergangenen Jahres 3.176 Katholiken und 1.055 Nichtkatholiken befragt. epd lbw rks

Anne Frank konnte nicht mehr über ihre Leidenszeit im Konzentrationslager berichten. Sie wurde nur 15 Jahre alt. Kurz vor Kriegsende starb die junge Jüdin im KZ Bergen-Belsen an Typhus. Für die Nachwelt verstummte Anne Franks Stimme mit ihrem letzten Tagebucheintrag vom 1. August 1944. Das nach ihrem Tod veröffentlichte Tagebuch, das sie in ihrem Versteck in einem Amsterdamer Hinterhaus bis zu ihrer Verhaftung geführt hatte, wurde zu einem der bekanntesten Zeugnisse aus der Zeit des Holocaust. Andere jüdische Verfolgte, die die systematische Vernichtungspolitik der Nationalsozialisten überlebten, konnten nach dem Ende ihres Martyriums ihre Erinnerungen weitergeben. Einige fanden erst Jahrzehnte nach dem Krieg die Kraft, über ihre Lebensgeschichte zu berichten. Es sind Menschen wie Max Mannheimer oder Inge Deutschkron, die auch im hohen Alter noch dazu beitragen, dass die Naziverbrechen nicht in Vergessenheit geraten. Die Erinnerungen dieser Zeitzeugen sind Mahnung und Warnung an die Nachgeborenen.

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Ökumene stärkt Glaubwürdigkeit der Kirchen Papst Benedikt XVI. hat die sinkende Bedeutung des Christentums in vielen Ländern als Herausforderung für Kirchen unterschiedlicher Konfession bezeichnet. Die Einheit ist gewissermaßen Voraussetzung für eine immer glaubwürdigere Verkündigung des Glaubens, sagte er am Freitag in Rom.

betswoche für die Einheit der Christen bezeichnete der Papst die geistliche Einheit als Herz der Ökumene. Der Dialog der Konfessionen werde jedoch keine Ergebnisse bringen, wenn er nicht von konkreten Gesten begleitet wird, die die Heilung der Erinnerungen und der Beziehungen begünstigen. Grundlage des Gesprächs bleibe der Glauben, Bei einer ökumenischen Vesper ohne den die Ökumene auf Abin der Basilika St. Paul vor den kommen reduziert werde, denen Mauern zum Abschluss der Ge- es im gemeinsamen Interesse

beizutreten gelte. Unterschiedliche Auffassungen in Glaubensfragen dürften nicht vernachlässigt werden, sondern müssten mutig in einem Geist der Brüderlichkeit und des gegenseitigen Respekts angegangen werden, mahnte der Papst im Beisein von Vertretern anderer Kirchen. epd bg fu

Rockmusical über Luther feiert Premiere Bildunterschrift: Informationen zu Inhalt, Fotograf und Urheberrechten. Text zu Testzwecken erstellt.

die Judenverfolgung erinnern, gehört auch Inge Deutschkron. In der NS-Zeit entging die junge Frau der Deportation, weil nichtjüdische Freunde sie zusammen mit ihrer Mutter in Berlin versteckten. Inge Deutschkron hat 2006 in Berlin eine Stiftung gegründet, um das Andenken an diese stillen Helden wachzuhalten, die unter hohem persönlichen Einsatz den Verfolgten halfen. Zudem will die Stiftung vor allem junge Menschen zu Toleranz und Zivilcourage ermutigen. Am kommenden Mittwoch (30.1.) wird die heute 90-jährige Journalistin und Max Mannheimer hat als jun- Buchautorin im Bundestag eine ger Mann unter anderem das Rede anlässlich des HolocaustKZ Auschwitz-Birkenau überlebt. Gedenktages halten. Unzählige Male hat er in Klassenzimmern seinen Ärmel hoch- Es gibt heute nur noch wenige gekrempelt und den Schülern Menschen wie Inge Deutschkron seine auf dem Unterarm eintä- oder Max Mannheimer, die rund towierte Häftlingsnummer 99728 70 Jahre nach dem Holocaust gezeigt. Der heute 92-Jährige über ihre Verfolgung in der NSverlor fast seine ganze Familie Zeit erzählen können. In weniin den Gaskammern. Der Mann gen Jahren werden diese Zeitmit dem weißen Haar, der in zeugen nicht mehr am Leben München lebt, ist Vorsitzender sein. Der Direktor der Stiftung der Lagergemeinschaft Dachau Brandenburgische Gedenkstätund Vizepräsident des Internatio- ten, Günter Morsch, sieht im allnalen Dachau-Komitees. Wenn mählichen Verlöschen der Zeiter vom größten Verbrechen der zeugenschaft einen großen unerMenschheitsgeschichte erzählt, setzlichen Verlust. Mit dem Verdann will er den Jugendlichen schwinden der Zeitzeugen werauch klar machen, dass es sich den nach Überzeugung des Hislohnt, für die Demokratie einzu- torikers die materiellen Zeugen treten. der NS-Verbrechen wie die KZGedenkstätten immer wichtiger. Zu den jüdischen Zeitzeugen, die in Vorträgen und Lesungen an Auch für den Präsidenten

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des Zentralrates der Juden in Deutschland. Dieter Graumann, stellt sich die Frage, wie die Erinnerung an den Holocaust wachgehalten werden kann. Graumann plädiert für vielfältige Formen des Gedenkens. Dazu zählen nach seiner Auffassung feste Gedenktage und Erinnerungsorte. Mir ist ritualisiertes Gedenken lieber als planvolles Vergessen, sagte Graumann in einem epd-Gespräch. Zudem empfiehlt er Besuche von Jugendlichen in KZ-Gedenkstätten und eine intensive Beschäftigung mit Einzelschicksalen von NS-Opfern an den Schulen.

Die Bremer evangelische Jugendkirche Garten Eden 2.0 feiert an diesem Freitag mit einem selbst produzierten Rockmusical zum Reformator Martin Luther (1483-1546) Premiere. In einer 45-minütigen Szenencollage unter dem Titel Luther setzt über gehe es um den Wunsch nach Veränderungen, Protest und Zivilcourage, erläuterte am Mittwoch die Leiterin der Jugendkirche, Almut Schmidt: Der Name Luther wird in dem Musical nicht genannt, aber man spürt seine Kraft.

Ereignis markiert den Beginn der Reformation. Weltweit gibt es heute rund 400 Millionen Protestanten, die in der Reformation ihre geistlichen und konfessionellen Wurzeln sehen. Die Lutherdekade steht unter dem Motto Luther 2017 - 500 Jahre Reformation und rückt Jahr für Jahr zentrale Einsichten des Reformators Martin Luther in den Mittelpunkt. In diesem Jahr wird etwa besonders die Bedeutung der Reformation für die Musik beleuchtet, 2013 steht das Thema Reformation und Toleranz im Mittelpunkt. Die folgenden Jahre stehen unter den Themen Politik, Bild und Bibel sowie die eine Welt. Die Theologin Margot Käßmann wirbt als Lutherbotschafterin für das Jubiläum. (0068/ 10.10.12)

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Das Musical ist Teil der Lutherdekade, die seit 2008 auf das Reformationsjubiläum 2017 vorbereitet. Dann erinnert die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) an den 500. Jahrestag des legendären ThesenanDie Sorge, dass die Shoah schlags Martin Luthers an der mit dem Verschwinden der Zeit- Schlosskirche in Wittenberg. Das epd lnb sel mir zeugen allmählich in Vergessenheit geraten könnte, teilt Graumann nicht. Der 1950 geborene Sohn von HolocaustÜberlebenden sieht vor allem die Kinder der NS-Verfolgten, die Zeitzeugen der zweiten Generation, in der Pflicht, die Erinne- Der frühere Generalsekretär des rung lebendig zu halten. Diese Weltkirchenrates, Konrad Raiser, müssten die Geschichten und wurde am 25. Januar 75 Jahre alt. Emotionen ihrer Eltern weiterge- Der evangelische Pfarrer stand ben. Auch unsere Kinder und alle ein Jahrzehnt an der Spitze des weiteren Generationen werden Ökumenischen Rates der Kirdiese schrecklichen Verbrechen chen (ÖRK), der mehr als 340 bestimmt niemals vergessen, ist Kirchen in 110 Ländern umfasst der Zentralrats-Präsident über- und nach eigenen Angaben rund zeugt. 560 Millionen Christen repräsentiert. Der evangelische Theologe epd jup fu gilt seit den 1980er Jahren als Vordenker der Ökumene.

Früherer ÖRK-Generalsekretär Raiser 75 Jahre alt

Der Berliner evangelische Bischof Markus Dröge erklärte am Donnerstag, Raiser habe die weltweite Ökumene gestaltet und geprägt. In beeindruckender wissenschaftlicher Breite habe er sich mit den Fragen der Zeit beschäftigt und diese in die Kirche und die Gesellschaft hineingetragen. Bis heute bringe Raiser sich in den ökumenischen Diskurs ein. Dröge: Sie verdeutlichen in Ihrer Person, mit Ihrer Theologie und Ihrem Wirken, dass die Kirche nicht an nationalen Grenzen endet. Der 1938 in Magdeburg geborene Raiser studierte Theologie in Tübingen, Bethel, Heidelberg und Zürich. Nach seinem Vikariat in Berlin und Stuttgart studierte er von 1965 bis 1966 Soziologie und Sozialpsychologie an der Harvard Universität. Konrad Rai-

Bildunterschrift: Informationen zu Inhalt, Fotograf und Urheberrechten. Text zu Testzwecken erstellt.

ser ist Autor zahlreicher Aufsätze und Bücher. Er ist verheiratet und hat vier Söhne. Seine Frau Elisabeth war evangelische Präsidentin des ersten Ökumenischen Kirchentages 2003 in Berlin.

Als erster Deutscher war Raiser 1992 zum Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen gewählt worden. Seine zehnjährige Amtszeit an der Spitze des Weltkirchenrates fiel in eine Periode nachlassender Begeisterung in der ökumenischen Bewegung. Vor allem Spannungen zwischen orthodoxen und protestantischen Kirchen sowie leere Kassen schwächten den Dachverband. Dabei setzte sich Raiser für eine Einbindung der Orthodoxie in den Weltkirchenrat ein.

Beim Weltkirchenrat in Genf war er ab 1969 zunächst Studienreferent der Kommission für Glauben und Kirchenverfassung. 1973 wurde er zum stellvertretenden Generalsekretär ernannt. Er nahm 1983 einen Ruf als Professor für Systematische Theologie an die EvangelischTheologischen Fakultät der RuhrUniversität Bochum an. Gleich- epd cez rks zeitig war er Direktor des Ökumenischen Instituts dieser Fakultät.

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Test 9: Verstärkung guter Mutationsoperatoren

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Alle Nachkommen ungültig

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Mind. ein Nachkomme aufgenommen

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Ungültiges Elternteil selektiert

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Laufzeit (Sekunden)

Gültiges Kind aus ungültigem Elternteil



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Bestes Ergebniss Test 9

Wochenspiegel Ausgabe: test1

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Expertin warnt vor Überforderung am Arbeitsplatz

Früherer ÖRK-Generalsekretär Raiser 75 Jahre alt Der frühere Generalsekretär des Weltkirchenrates, Konrad Raiser, wurde am 25. Januar 75 Jahre alt. Der evangelische Pfarrer stand ein Jahrzehnt an der Spitze des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), der mehr als 340 Kirchen in 110 Ländern umfasst und nach eigenen Angaben rund 560 Millionen Christen repräsentiert. Der evangelische Theologe gilt seit den 1980er Jahren als Vordenker der Ökumene. Der Berliner evangelische Bischof Markus Dröge erklärte am Donnerstag, Raiser habe die weltweite Ökumene gestaltet und geprägt. In beeindruckender wissenschaftlicher Breite habe er sich mit den Fragen der Zeit beschäftigt und diese in die Kirche und die Gesellschaft hineingetragen. Bis heute bringe Raiser sich in den ökumenischen Diskurs ein. Dröge: Sie verdeutlichen in Ihrer Person, mit Ihrer Theologie und Ihrem Wirken, dass die Kirche nicht an nationalen Grenzen en-

Wochenspiegel

March 5, 2013, Dortmund

Bildunterschrift: Informationen zu Inhalt, Fotograf und Urheberrechten. Text zu Testzwecken erstellt.

det. Der 1938 in Magdeburg geborene Raiser studierte Theologie in Tübingen, Bethel, Heidelberg und Zürich. Nach seinem Vikariat in Berlin und Stuttgart studierte er von 1965 bis 1966 Soziologie und Sozialpsychologie an der Harvard Universität. Konrad Rai-

ser ist Autor zahlreicher Aufsätze und Bücher. Er ist verheiratet und hat vier Söhne. Seine Frau Elisabeth war evangelische Präsidentin des ersten Ökumenischen Kirchentages 2003 in Berlin. Beim Weltkirchenrat in Genf war er ab 1969 zunächst Studienreferent der Kommission für

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Licht-Projektion am Felix-Nussbaum-Haus in Osnabrück Das Osnabrücker FelixNussbaum-Haus präsentiert in diesem Herbst und Winter in den Abendstunden eine Lichtprojektion der Künstlerin Nikola Dicke. Vom 12. Oktober an erscheint bei Einbruch der Dunkelheit auf der Außenwand des turmartigen Gebäudeteils die projizierte Zeichnung eines Vogelkäfigs, teilte das Museum am Mittwoch mit. Hinzu kommen Projektionen von Vögeln, die das Museum zu umfliegen scheinen. Die Installation unter dem Titel inside out wird nach Angaben des Museums bis zum 27. Januar jeweils von 17 bis 24 Uhr zu sehen sein. Die Abfolge von EinInformationen zu Inhalt, Fotograf und Urheberrechten. Text zelzeichnungen erscheine dem Bildunterschrift: zu Testzwecken erstellt. Betrachter wie ein Film. Nikola Dicke habe ihre Motive mit Nadeln entstanden. Der Betrachter solle Parallel zur Außen-Installation und Stiften in rußgeschwärzte sich die Zeit nehmen, über Frei- gibt es im Felix-Nussbaum-Haus Glasscheiben geritzt. heit und Gefangenschaft, über eine Ausstellung mit den OriginalSchutz und Gefahr nachzuden- Arbeiten der Künstlerin. Der BeDie in Osnabrück lebende und ken - und damit zugleich über die sucher könne dabei den künstleinternational ausstellende Künst- Bedingungen seiner Wahrneh- rischen Entstehungsprozess verlerin spiele außerdem mit op- mung und Existenz. Der jüdische folgen. Diese Präsentation ist tischen Täuschungen, wodurch Maler Felix Nussbaum wurde nur während der Öffnungszeiten die projizierten Vögel lebendig 1904 in Osnabrück geboren. Die des Museums zu sehen. (0152/ erschienen, hieß es. Die Instal- Nationalsozialisten ermordeten 10.10.12) lation ist nach ihren Angaben ihn 1944 im Vernichtungslager speziell für das Nussbaum-Haus Auschwitz. epd lnb mas mig

Glauben und Kirchenverfassung. 1973 wurde er zum stellvertretenden Generalsekretär ernannt. Er nahm 1983 einen Ruf als Professor für Systematische epd-Gespräch von: Martina Theologie an die EvangelischTheologischen Fakultät der RuhrSchwager Universität Bochum an. Gleichzeitig war er Direktor des Ökume- Die Anti-Stress-Trainerin Monika resilient ist, kann Krisen überstenischen Instituts dieser Fakultät. Gruhl hat Unternehmen anläss- hen. Mitarbeiter sollten sich mit lich der Woche der seelischen ihren Stärken entfalten können Als erster Deutscher war Rai- Gesundheit davor gewarnt, ihre und zum Beispiel nicht in ihrer ser 1992 zum Generalsekre- Mitarbeiter zu überfordern. Auf- Lösungssuche gebremst werden. tär des Ökumenischen Rates grund von Personalmangel müssder Kirchen gewählt worden. ten Angestellte in kürzerer Zeit Resilienz sei nicht nur StressSeine zehnjährige Amtszeit an immer komplexere Aufgaben er- bewältigung, sondern umfasse der Spitze des Weltkirchenrates ledigen, sagte Gruhl am Rande das gesamte Leben, erläuterte fiel in eine Periode nachlassen- einer Veranstaltung im Kloster Gruhl. Gestärkte Menschen akder Begeisterung in der ökume- Wennigsen bei Hannover am zeptierten, was sie nachweislich nischen Bewegung. Vor allem Dienstag in einem Gespräch nicht ändern könnten. Sie hätten Spannungen zwischen orthodo- mit dem Evangelischen Presse- Zuversicht und Selbstvertrauen. xen und protestantischen Kirchen dienst (epd). Es reicht nicht mehr Und sie seien offen für Lösungssowie leere Kassen schwächten aus, ordentlich seine Arbeit zu möglichkeiten. Zu ihren Verhalden Dachverband. Dabei setzte tun. Die Erwartungen sind riesig. tensstrategien in Krisenfällen gesich Raiser für eine Einbindung Das führe häufig zu Erschöpfung hört neben der Stressbewältigung auch die Suche nach Bezieder Orthodoxie in den Weltkir- und Burn-out. hungen, die ihnen helfen. Diese chenrat ein. Die Sozialpädagogin hat 2005 Grundhaltungen und Strategien das sogenannte Resilienzzen- vermittle sie in ihren Trainingsproepd cez rks trum in Osnabrück gegründet grammen, sagte Gruhl. Resilienz und ein Modell zur Stärkung der ist lernbar bis ins hohe Alter. eigenen Widerstandskraft entwickelt. Resilienz ist laut Gruhl die Zur bundesweiten Woche der Kraftreserve, die der Mensch in seelischen Gesundheit lädt seit Krisenzeiten mobilisieren kann, 2006 jährlich das Aktionsbündum diese Krisen zu überste- nis Seelische Gesundheit unter hen und sogar daran zu wach- Schirmherrschaft des Bundesgesen. Die Trainerin bietet Vorträge, sundheitsministers ein. Zu den Workshops und Seminare sowie mehr als 70 MitgliedsorganisaWeiterbildungen zum Resilienz- tionen zählen die SelbsthilfeverCoach an. Die Nachfrage von- bände der Betroffenen und Anseiten der Unternehmen habe in gehörigen sowie Vertreter aus den vergangenen Jahren stark den Bereichen Psychiatrie, Gezugenommen. sundheitsförderung und Politik. In mehr als 50 Städten und ReManchmal schickten die Firmen gionen sind in diesem Jahr vom zunächst ihre Mitarbeiter, die ler- Welttag der seelischen Gesundnen sollten mit Stress besser heit am 10. Oktober bis zum 21. umzugehen. Viel lieber seien ihr Oktober Aktionen zum Thema aber zuerst die Führungskräfte. psychische Gesundheit geplant. Diese könnten eine Kultur schaf- (9114/09.10.12) fen, die die Mitarbeiter stärkt. Nur ein Unternehmen, das insgesamt epd lnb mas cmo

Theologe Herbst: Kirchengemeinden müssen Milieugrenzen überschreiten Der evangelische Theologieprofessor Michael Herbst hat den Kirchengemeinden empfohlen, mit sensiblen Angeboten und regionaler Zusammenarbeit soziale Milieugrenzen zu überschreiten. Stark seien Kirchen und Gemeinden in den traditionsorientierten und bürgerlichen Milieus, sagte der Greifswalder Professor für Praktische Theologie am Freitag auf dem Zukunfts-Kongress des Gnadauer Gemeinschaftsverbandes in Erfurt. Wenig verankert in Kirchengemeinden seien hingegen Menschen mit postmodernem Lebensstil und aus der Unterschicht.

und geistlicher Milieuverengung. Ohne Überschreitung von Milieugrenzen werde das Selbstverständnis einer für alle offenen Kirche nicht erfüllt. Vor diesem Hintergrund empfahl der Theologe eine gesunde Neugier auf Menschen.

Gemeinde und Gemeinschaften sollten durch Spezialisierung, regionale Kooperation und sensible Angebote Anknüpfungspunkte für möglichst viele Milieus schaffen, sagte der Direktor des Instituts zur Erforschung von Evangelisation und Gemeindeentwicklung. Der Präses des Gnadauer Verbandes, Michael Aber je stärker kirchliches Le- Diener, warb dafür, dass die ben sich mit dem Lebensstil der Gemeinschaften sich den veränälteren Milieus identifiziere, de- dernden gesellschaftlichen Besto mehr schaffe dies Schran- dingungen stellen. ken, die Menschen anderer Milieus von Gemeindeleben fern- epd rc fu halte, warnte Herbst vor sozialer

Ausgabe: test1

March 5, 2013, Dortmund

Geld kaum Grund für Kirchenaustritt Erwartungen von Katholiken in Baden-Württemberg Drei von vier Katholiken in der Diözese Rottenburg-Stuttgart haben noch nie ernsthaft über einen Austritt aus ihrer Kirche nachgedacht. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Befragung von 3.176 Katholiken, die am Mittwoch in Stuttgart vorgestellt wurde. Wer über einen Abschied von der Kirche nachdenkt, tut dies der Umfrage zufolge in erster Linie, weil er sich entfremdet fühlt (35 Prozent). Finanzielle Gründe werden nur von 15 Prozent genannt. Die Kirchentreue der Katholiken ist in Baden-Württemberg ähnlich wie die der Protestanten: Eine Untersuchung unter evangelischen Christen hatte im vergangenen Jahr ergeben, dass auch bei ihnen 75 Prozent noch nie über einen Austritt nachgedacht haben. Fast jeder zweite Protestant betrachtet sich selbst als engagiertes Kirchenmitglied. Großes Interesse äußern Katholiken der neuen Studie zufolge daran, dass sich ihre Kirche auch künftig in gesellschaftliche Belange einmischt. Ganz oben auf der Wunschliste steht dabei der Bereich Soziales, wo 23 Prozent Bedarf für Engagement sehen. Auch Lebenshilfe und Gesellschaftspolitik sind stark gefragt. Geringes Interesse besteht dagegen in den Bereichen Sexuallehre und Zölibat, Seelsorge und Gemeindearbeit. Anlass für die Untersuchung war eine Welle von Kirchenaustritten in der Diözese RottenburgStuttgart. Sie verzeichnet seit 22 Jahren im Durchschnitt 10.650 Austritte pro Jahr. Einen Rekord gab es 2010 mit 15.650 Austritten nach Bekanntwerden von Fällen sexuellen Missbrauchs in der Kirche. Dass es in der Kirche eine unabhängige Kommission zu diesem Thema gibt, wird von den Befragten kontrovers beurteilt. 52 Prozent sagen, die Kirche habe dadurch an Glaubwürdigkeit gewonnen - 48 Prozent

Unter den von den Verfassern beschriebenen gesellschaftlichen Gruppen bilden die GemeinwohlKommunizierer das Leitmilieu der katholischen Kirche. Reiner App vom Pragma-Institut (Reutlingen/Bamberg), das die Befragung ausführte, nannte diese Gruppierung auch das WinfriedKretschmann-Milieu. Es seien oft ältere, sehr engagierte Kirchenmitglieder, die sich besonders für gesellschaftliche Belange interessierten. Dagegen habe der konservative Aktivist, der auch als extremer Traditionalist beschrieben wurde, statistisch gesehen in der katholischen Kirche eine verschwindend geringe Bedeutung. Rund 72 Prozent der Befragten stimmten der Aussage ganz oder überwiegend zu, dass das Christentum Fundament des westlichen Wertesystems bleiben wird. 69 Prozent empfehlen der Kirche, weniger abgehoben und lebensnaher zu kommunizieren. Dass sie offener kommunizieren und ihren Mitgliedern besser zuhören soll, ist ganz oder überwiegend der Wunsch von 79 Prozent. Diözesanbischof Gebhard Fürst sieht in den Ergebnissen einen

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Trotz hoher Belastungen sind Pflegekräfte mit ihrer Arbeitssituation meist zufrieden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Universität Bielefeld im Auftrag der Stiftung Zentrum für Qualität in der Pflege, für die 297 Pflegekräfte schriftlich befragt wurden. Wie die Stiftung am Mittwoch in Berlin mitteilte, gehen 65 Prozent der Befragten gerne zur Arbeit. Zudem würden neun von zehn Pflegekräften ihre Aufgabe als wichtigen gesellschaftlichen Beitrag werten und seien in ihrem Job hochmotiviert. Nach Angaben der Berliner Stiftung gaben die Teilnehmer in der nichtrepräsentativen Studie an, dass sie ihr Fachwissen bei der täglichen Arbeit sehr gut einbringen

könnten. Gleichzeitig berichtet die Studie von wachsender Belastung: Mehr als die Hälfte der befragten Personen gab an, dass sich der Zeitdruck negativ auf die Arbeit auswirke. Über 30 Prozent der Befragten müssten ihre Arbeit sehr oft unterbrechen, um an anderer Stelle einzuspringen. Dabei könnten vorgesehene Pausen oftmals nicht eingehalten werden.

Das Himmelszelt der schleswig-holsteinischen Landesgartenschau in Norderstedt bei Hamburg steht künftig im niedersächsischen Kloster Loccum. Es soll dort als besonderer Ort für Andachten, Begegnungen, Konzerte und Vorträge genutzt werden, teilte der evangelische Kirchenkreis Hamburg-West am Mittwoch mit. Es sei erfreulich, dass das Himmelszelt in kirchlicher Nutzung bleibe, sagte Propst Karl-Heinrich Melzer. Das Kuppelzelt bestand aus einem Aluminium-Gerüst, das mit Klarsichtfolie bespannt war.

gebaut. Mit dem Verkaufserlös sei das Kirchenprojekt mit einem Etat von rund 500.000 Euro jetzt finanziell ausgeglichen abgeschlossen, sagte Gunnar Urbach, ehemaliger Pastor der Landesgartenschau.

Ausgelöst hat den Zwist der türkische Archäologie-Professor Nevzat Çevik von der AkdenizUniversität in Antalya. Er fordert den Vatikan und das Bistum Lausanne, Genf und Freiburg auf, die

Streit um Nikolaus

Gebeine des heiligen Nikolaus aus der Schweiz und anderen Orten in sein Herkunftsland zurückzugeben - und das ist die heutige Türkei. In Freiburg reagiert man empört auf das Ansinnen, Medien berichten schon von einem aufziehenden Religionskrieg.

gion Gottes war, betont Professor Çevik. Er will, dass die NikolausGebeine in dem leeren Grab in der Türkei ruhen. Der Professor setzt darauf, dass die türkische Regierung sich seine Forderung zu eigen macht. Bislang aber haben die politisch Verantwortlichen in Ankara noch keinen Nikolaus (geboren etwa 270, ge- Anspruch auf die Reliquien erhostorben etwa 342) wirkte im 4. ben. Jahrhundert als Bischof von Myra (heute Demre im türkischen Süd- Die Befürworter einer Rückgabe anatolien). Orthodoxe und katho- führen vor allem den Diebstahl lische Christen schreiben dem der Nikolaus-Gebeine im Jahr überaus populären Heiligen et- 1087 aus der Kirche zu Myra liche Wundertaten zu. Öl, das ins Feld: Christliche Seeleute aus seinen Gebeinen floss, soll entwendeten die Reliquien und Kranke geheilt haben. Der Über- brachten sie in das süditalienilieferung nach starb Nikolaus an sche Bari. Die Männer wollten die einem 6. Dezember, in Demre Schätze vor den muslimischen steht sein Sarkophag. Seit 1.500 Sarazenen schützen. Jahren pilgern Gläubige aus der ganzen Christenheit in den Ort. Doch wie gelangten einige der Knochen nach Freiburg? NachDer heilige Nikolaus ist auch für dem die Freiburger sich im 12. die muslimische Welt wichtig. Er Jahrhundert unter den Schutz hat versucht, das Christentum zu des heiligen Nikolaus gestellt verbreiten, das auch eine Reli- hatten, wurden Stimmen laut,

Anti-Atom-Gruppen solidarisch mit Protesten in Lingen Anti-Atomkraftgruppen fordern erneut die sofortige Stilllegung aller Atomkraftwerke und Atomanlagen in Deutschland. Der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz in Bonn erklärte am Donnerstag seine Solidarität mit dem Protest von 15 Demonstranten von Robin Wood und Anti-Atominitiativen aus Osnabrück und dem Münsterland im niedersächsischen Lingen: Das AKW Lingen II und die UranBrennelementefabrik in Lingen müssen sofort stillgelegt werden.

Die Stiftung Weltbevölkerung prangerte die zunehmende Verbreitung von Kinderehen in Entwicklungsländern an. Die Folge seien frühe Schwangerschaften und ein früher Tod im Kindbett, weil der Körper der Mädchen noch nicht reif sei, sagte Geschäftsführerin Renate Bähr. Komplikationen bei der Schwangerschaft oder Geburt seien in Entwicklungsländern die Haupttodesursachen für Mädchen.

Nach Angaben der Atomkraftgegner wird die 1979 in Betrieb genommene Brennelementefabrik Lingen vom französischen Konzern AREVA NP betrieben. Obwohl die Anlage Atomkraftwerke weltweit mit Brennstäben versorge, werde sie in dem sogenannten Atomausstiegsgesetz mit keinem Wort erwähnt, kritisieren sie in einer gemeinsamen Presseerklärung. (1037/ 11.10.12) epd lnb lwd mig

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ter als die der Jungen, betonte Danuta Sacher von terre des hommes. Weltweit besuchten 75 Millionen Mädchen noch nicht einmal die Grundschule oder zumindest den untersten Jahrgang einer weiterführenden Schule: Die strukturelle Diskriminierung von Mädchen ist ein Skandal. Der Schlüssel für Verbesserungen liege in der Aufklärung der Eltern und der besseren Schulund Berufsausbildung für Mädchen. Wichtig sei auch, ihr Selbstwertgefühl zu stärken. Das hilft ihnen, sich in der Gemeinschaft gegen Zwang und Ausbeutung zur Wehr zu setzen. Der InternaBildunterschrift: Informationen zu Inhalt, Fotograf und Urheberrechten. Text tionale Mädchentag ist ein von den Vereinten Nationen initiierter zu Testzwecken erstellt. Aktionstag, der in diesem Jahr In den Entwicklungsländern ist frauen unter 15 voraussichtlich erstmals am 11. Oktober begander Stiftung zufolge jedes dritte auf 50 Millionen und damit auf gen wird. Er soll auf die weltweite Mädchen mit 18 Jahren verhei- das Doppelte. Benachteiligung von Mädchen ratet. Zehn Prozent sind sogar hinweisen. (0171/10.10.12) jünger als 15 Jahre. Bis zum Jahr Auch die Bildungschancen von 2020 steige die Zahl der Ehe- Mädchen seien deutlich schlech- epd lnb mas mig

ßerdem an, dass ihr Beruf nicht mit ihrem Familienleben vereinbar sei.

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Vor dem Hintergrund des sich verschärfenden Fachkräftemangels empfahl das Zentrum für Qualität in der Pflege in seiner Mitteilung eine bessere Vorsorgestrategie: Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung und Prävention werden immer wichtiger, um die vorhanden Potenziale der professionell Pflegenden gezielt zu stärken und diese gesellschaftlich hochrelevante Berufsgruppe langfristig im Beruf zu halten, sagte Ralf Suhr, Vorstandsvorsitzender des Zentrums für Qualität in der Pflege.

Die Lutherdekade steht unter dem Motto Luther 2017 - 500 Jahre Reformation und rückt Jahr für Jahr zentrale Einsichten des Reformators Martin Luther in den Mittelpunkt. In diesem Jahr wird etwa besonders die Bedeutung der Reformation für die Musik beleuchtet, 2013 steht das Thema Reformation und Toleranz im Mittelpunkt. Die folgenden Jahre stehen unter den Themen Politik, Bild und Bibel sowie die eine Welt. Die Theologin Margot Käßmann wirbt als Lutherbotschafterin für das Jubiläum. (0068/ 10.10.12) epd lnb sel mir

Diese Belastungen haben laut der Stiftung Auswirkungen auf den Gesundheitszustand: Jede fünfte Pflegekraft klage täglich über Rückenschmerzen. Zudem arbeite jede vierte Pflegekraft mit Schmerzen im Schulter- und Nackenbereich weiter. Mehr als epd pc fu ein Drittel der Befragten gab au-

Ausgabe: test1

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March 5, 2013, Dortmund

Arbeitnehmerkammer: Berufskrankheiten leichter anerkennen Die Bremer Arbeitnehmerkammer hat das Anerkennungsverfahren für Berufskrankheiten kritisiert und Erleichterungen gefordert. Im Land Bremen würden jährlich mehr als tausend Fälle mit Verdacht auf eine Berufskrankheit angezeigt, aber mit 360 weit weniger als die Hälfte anerkannt, sagte Kammerreferentin Barbara Reuhl am Mittwoch bei einer Arbeitsschutzkonferenz. Den Nachweis, dass ihre Erkrankung berufsbedingt sei, müssten die Betroffenen selbst erbringen. In vielen Fällen scheitert das Verfahren genau daran, sagte Reuhl. Ohne fachkundige Unterstützung hätten viele kranke Arbeitnehmer kaum Chancen auf eine Anerkennung, fügte sie hinzu. Das gelte, obwohl den Berufsgenossenschaften die Zusammenhänge zwischen Arbeitsbedingungen und Erkrankungsrisiken bekannt seien. Sie hätten eine Ermittlungspflicht bei Verdacht auf eine Berufskrankheit. Aus diesen Daten könnten die Krankenkassen dann Hinweise ableiten, ob Versicherte möglicherweise berufsbedingt erkrankt seien. Die Arbeitnehmerkammer fordert neben einem erleichterten Anerkennungsverfahren zudem mehr Prävention, um Berufskrankheiten von vornherein zu vermeiden. Unsere Gesellschaft kann es sich nicht leisten, dass immer weniger Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gesund bis zur Rente arbeiten können - hier ist auch die Politik gefordert, sagte Reuhl,

Ein Autofasten verändert laut einer aktuellen Studie das Mobilitätsverhalten der Teilnehmer auch über die Aktion hinaus. In der Untersuchung gaben mehr als 50 Prozent der Teilnehmer an, dass sie auch nach dem Ende der Fastenaktion im Alltag häufiger öffentliche Verkehrsmittel nutzen würden, wie die Evangelische Kirche im Rheinland am Freitag in Düsseldorf mitteilte. Außerdem würden sie viel bewusster Auto fahren. Rund vier Prozent hätten ihr Auto sogar abgeschafft.

die eine Beratungsstelle unter dem Dach der Kammer leitet. Diese Stelle wurde im vergangenen Jahr eingerichtet, weil Betroffene bis dahin oft erfolglos versucht hatten, eine Anerkennung durchzukämpfen. So seien allein in Bremen nachweislich mehr als 5.000 Menschen durch den beruflichen Kontakt mit Asbestfasern an Asbestose, Lungen- oder Kehlkopfkrebs erkrankt, hieß es. Davon hätten lediglich 2.600 eine Entschädigung erhalten. Der Beweis, dass die Krankheit wirklich beruflich bedingt ist, ist nach Angaben des Beraters Rolf Spalek schwierig zu führen. Gesundheitliche Schäden zeigten sich oft erst viele Jahre später. Dazu komme, dass Unterlagen über die Belastung am Arbeitsplatz einer vor vielen Jahren ausgeführten Tätigkeit oft nicht mehr vorlägen. Deshalb dürften die Gesundheitsakten eines Betriebes auch dann nicht vernichtet werden, wenn die Firma pleitegehe.

Paderborn Fernsehgottesdienst erinnert an NS-Opfer In einem ZDFFernsehgottesdienst hat die Paderborner Superintendentin Anke Schröder zu Toleranz und Versöhnung aufgerufen. Anlässlich des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus am Sonntag sagte die evangelische Theologin, die Vergangenheit sei nicht vergessen. Das gelte sowohl für das Leid der Opfer als auch für die Schuld der Täter.

dem Gottesdienst, der von der Wewelsburg bei Paderborn übertragen wurde. Gerade als Deutsche sind wir aufgerufen, Freiheit und Menschenwürde als kostbares Gut zu begreifen, mahnte die Theologin. Die Wewelsburg sollte während des Nationalsozialismus zu einem ideologischen Zentrum der SS ausgebaut werden. KZHäftlinge aus dem nahe gelegenen Konzentrationslager Niederhagen wurden in den Mauern der Wewelsburg auf brutale Weise zu Bauarbeiten gezwungen. Heute sind in der Burg ein Museum sowie die Erinnerungs- und Gedenkstätte Wewelsburg untergebracht.

Jesus eröffne die Möglichkeit, dem Leben eine andere Richtung zu geben, sagte Schröder. So könnten Überlebende die Hand zur Versöhnung reichen, so übernähmen Nachkommen der Täter die Verantwortung, für Freiheit und Demokratie einzutreten, sagte die Superintendentin in epd lwd jup

Politiker und Religionsvertreter haben den am Mittwoch von der Bundesregierung gebilligten Entwurf für ein Beschneidungsgesetz begrüßt. Niedersachsens Justizminister Bernd Busemann (CDU) sagte in Hannover, die Entscheidung des Kabinetts schaffe Rechtssicherheit für Juden und Muslime. Die Beschneidung von Jungen werde so auch in Zukunft unter Einhaltung medizinisch-fachlicher Regeln möglich sein: Ich glaube, hier haben wir ein Ergebnis, mit dem alle gut leben können. Aus Sicht der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) stellt der Entwurf klar, dass die Entscheidung jüdischer und muslimischer Eltern zur Beschneidung eines Sohnes Teil der elterlichen Sorge ist. Die angestrebte gesetzliche Regelung entspreche der jahrzehntelangen Rechtspraxis in der Bundesrepublik, sagte der Präsident des EKDKirchenamtes in Hannover, Hans Ulrich Anke. Der Gesetzesvorschlag berücksichtige, dass es zur elterlichen Sorge gehöre, ein Kind in das religiöse Leben der Familie hinein zu nehmen. Zugleich ziehe er die notwendigen

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Autofasten wirkt nachhaltig

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Die kostenlose Beratung der Arbeitnehmerkammer wird befristet bis Ende des Jahres mit EUGeldern gefördert. Sie wird wissenschaftlich begleitet und soll helfen, eine Datenbank aufzubauen. Zudem entwickelt sie ein Konzept, um Berufskrankheiten zu vermeiden. Betriebe sollen beim Arbeits- und Gesundheitsschutz unterstützt werden. (0188 /10.10.12) epd lnb sel mig

Kirche und Minister begrüßen Beschluss zur Beschneidung

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Hilfswerke prangern Diskriminierung von Mädchen an Hilfsorganisationen haben zum ersten internationalen Mädchentag an diesem Donnerstag darauf aufmerksam gemacht, dass Mädchen in vielen Ländern und Gesellschaften diskriminiert und vernachlässigt werden. Mädchen würden bei der Versorgung mit Nahrung und Medizin benachteiligt, und Millionen weiblicher Föten würden noch immer gezielt abgetrieben, berichtete das Kinderhilfswerk terre des hommes am Mittwoch in Osnabrück.

nicht einmal einen Abschalttermin. Dabei sorgten diese beiden Anlagen dafür, dass weltweit Atomkraftwerke betrieben werden könnten und hochgefährlicher Müll produziert werde, für den es kein Endlager gebe.

Gebeine des Patrons in der Stadt aufzubahren. Im Jahr 1405 brachte ein Abt Reliqiuen von einer Pilgerfahrt von Rom nach Freiburg. Seit 1506 bewahrt die Kathedrale St. Nikolaus einige der Gebeine auf - auf Geheiß des Papstes. Und dort sollen sie auch für immer bleiben - so sagen es die Domherren. Niemals werden wir die Reliquien des heiligen Nikolaus hergeben, stellt der Propst Claude Ducarroz klar. Die Gebeine gehören der Kirche und dem Freiburger Volk, sie haben für uns eine enorme religiöse, historische und kulturelle Bedeutung. Von einem Diebstahl der Gebeine vor fast 1.000 Jahren will der Propst nichts wissen. Die Reliquien hätten sich immer in christlichen Händen befunden.

epd lbw rks

Rockmusical über Luther

Interesse. Geplant sind auch feiert Premiere faire andere Blumensorten wie Nelken, Schleierkraut oder Weih- Die Bremer evangelische Junachtssterne. gendkirche Garten Eden 2.0 feiert an diesem Freitag mit einem Weltweit werden nach Angaben selbst produzierten Rockmusical von TransFair auf 50 Plantagen zum Reformator Martin Luther unter fairen Bedingungen Blu- (1483-1546) Premiere. In einer men gezüchtet. Die meisten fai- 45-minütigen Szenencollage unren Blumen auf dem deutschen ter dem Titel Luther setzt über Markt stammten aus Kenia und gehe es um den Wunsch nach Äthiopien. Der deutsche Verein Veränderungen, Protest und ZivilTransFair entstand 1992 mit dem courage, erläuterte am Mittwoch Ziel, benachteiligten Kleinbauern die Leiterin der Jugendkirche, und Arbeitern in Entwicklungs- Almut Schmidt: Der Name Luländern zu besseren Einkünften ther wird in dem Musical nicht zu verhelfen. Der Verein handelt genannt, aber man spürt seine selbst nicht mit Produkten, son- Kraft. dern vergibt ein Siegel, wenn Kriterien wie Gesundheitsschutz Das Musical ist Teil der Lutherdekade, die seit 2008 auf eingehalten werden. das Reformationsjubiläum 2017 epd lwd fu vorbereitet. Dann erinnert die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) an den 500. Jahrestag des legendären Thesenanschlags Martin Luthers an der Schlosskirche in Wittenberg. Das Ereignis markiert den Beginn der Reformation. Weltweit gibt es heute rund 400 Millionen Protestanten, die in der Reformation ihre geistlichen und konfessionellen Wurzeln sehen.

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Das 1163 gegründete Zisterzienserkloster Loccum ist heute evangelisches Predigerseminar, Tagungs- und Veranstaltungsort. Es feiert im kommenden Jahr sein 850-jähriges Bestehen. Das Tor steht offen – das Herz noch mehr, heißt es in der Einladung von Abt Horst Hirschler, dem Bildunterschrift: Informationen zu Inhalt, Fotograf und Urheberrechten. Text früheren Landesbischof in Han- Die Bevölkerung soll eingelullt zu Testzwecken erstellt. werden mit dem Hinweis, der nover. (0204/10.10.12) Atomausstieg sei beschlossene Insgesamt hatten rund 90.000 sucht. 15 Paare wurden kirchlich Vor einem Jahr wurde es zum Sache, erklärten die DemonsBesucher das Himmelszelt be- getraut und zwölf Kinder getauft. Ende der Landesgartenschau ab- epd lnb lnh mig tranten aus Osnabrück. Doch für die zwei deutschen Uranfabriken in Lingen und Gronau gebe es

Imposant ragt die Kathedrale St. Nikolaus über den mittelalterlichen Kern der Stadt Freiburg. Das Gotteshaus bildet den optischen und spirituellen Mittelpunkt der ehrwürdigen Schweizer Bischofsstadt. Und in den Gemäuern von St. Nikolaus findet sich eine wahre Schatzkammer: Gemälde, Skulpturen und Glasarbeiten, Gold und Silber. Doch jetzt ist ein Streit um einen Teil der Kostbarkeiten entbrannt: ein Streit um Gebeine des heiligen Nikolaus von Myra. Sie ruhen seit dem Spätmittelalter in Freiburg, dessen Schutzpatron der legendenumwobene Nikolaus ist. Heute ist die silberne Arm-Reliquie in der St.-MichaelKapelle der Kathedrale zu bestaunen.

Bildunterschrift: Informationen zu Inhalt, Fotograf und Urheberrechten. Text zu Testzwecken erstellt.

Die Ausstellung im Rathaus zeigt Andreas-Kirche gefeiert. (8134/ vom 15. Oktober bis zum 23. 08.10.12) November die Geschichte von Soldaten aus dem Raum Hildes- epd lnb cmo mir heim. Der Gottesdienst zur Eröffnung wird um 14 Uhr in der St.-

Faire Rosen erreichen Marktanteil von 20 Prozent

Studie:

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Himmelszelt von Landesgartenschau zieht ins Kloster

Nach dem deutschen Angriff auf die Stadt wurden 1942 mehr als 230.000 Soldaten der Wehrmacht und ihrer Verbündeten durch die Rote Armee eingekesBeleg dafür, dass der Gottes- selt. Mehr als 100.000 Soldaten glaube bei sehr vielen Men- der Wehrmacht kehrten nicht aus schen nach wie vor tief veran- der Kriegsgefangenschaft zurück. kert sei. Die lange Zeit vorherrschende Meinung, der Modernisierungsprozess sei identisch mit fortschreitender Säkularisierung und Glaubensauflösung, hat sich nicht bestätigt, sagte er. Fürst bedauert, dass bei den Themen, In Deutschland sind 2012 so mit denen sich die Kirche der Be- viele fair gehandelte Rosen verfragung zufolge stärker beschäf- kauft worden wie noch nie. Mit tigen sollte, die Ökumene weit einem Plus von über 200 Prozent gegenüber dem Vorjahr erreichhinten rangiere. ten die Fairtrade-Rosen einen Andererseits wünschten sich fast Marktanteil von knapp 20 Pro90 Prozent ein engeres Mitein- zent, erklärte die Initiative Transander von kirchlichen und nicht- Fair, die ein Siegel für fairen Hankirchlichen Akteuren in der Ge- del vergibt, am Mittwoch in Köln. sellschaft. Die Kirche müsse sich Damit sei Deutschland weltweit noch stärker in Diskussionen und Marktführer im Absatz von fair Prozesse einmischen als Anwäl- gehandelten Rosen. tin für ein Mehr an Humanität und Menschenwürde. Eine weitere Die meisten Fairtrade-Rosen Folgerung des Bischofs: Seel- werden nach wie vor in Susorgeeinheiten dürfen nicht zu permärkten vertrieben, erklärte anonymen Großorganisationen TransFair-Geschäftsführer Dieter werden, weil sonst die Entfrem- Overath. Rund 95 Prozent der dung von Mitgliedern und da- 260 Millionen verkauften Rosen mit ihre Austrittsbereitschaft ver- habe im vorigen Jahr der Lebensmitteleinzelhandel verkauft. Aber stärkt würde. auch im Fachhandel wachse das Für die Gesamtstudie wurden zwischen März und Juni vergangenen Jahres 3.176 Katholiken und 1.055 Nichtkatholiken befragt.

Pflegekräfte trotz hoher Belastung zufrieden und motiviert

Wochenspiegel Ausgabe: test1

Mit einer Ausstellung und einem ökumenischen Gottesdienst am 15. Oktober wird in Hildesheim an die Schlacht um Stalingrad vor 70 Jahren erinnert. Besonders die Kirche müsse die Erinnerung wachhalten, damit ein solches Ereignis nicht noch einmal passiert, sagte der evangelische Superintendent Helmut Aßmann am Montag in Hildesheim. Die Schlacht um das sowjetische Stalingrad und heutige Wolgograd gilt als eine der größten des Zweiten Weltkrieges, sie forderte mehr als 700.000 Todesopfer.

Bildunterschrift: Informationen zu Inhalt, Fotograf und Urheberrechten. Text zu Testzwecken erstellt.

verneinen dies. Doch stimmen 87 Prozent der Aussage ganz oder eher zu, dass die Kirche weiterhin offensiv mit dem Thema Missbrauch umgehen solle.

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Ausstellung erinnert an Schlacht um Stalingrad

Grenzen für den Schutz des Kin- das Kölner Urteil rückblickend als des. juristischen Fehler. Es ist vermutlich ein Fehlurteil eines UntergeMit dem Gesetzentwurf aus dem richtes, das nicht korrigiert werBundesjustizministerium im Auf- den konnte, weil keine Rechtstrag des Bundestages reagiert mittel eingelegt werden konnten, die Politik auf ein Urteil des sagte er bei einer Diskussion Kölner Landgerichts. Die kleine der Leibniz-Universität Hannover. Strafkammer des Gerichts hatte Eine religiöse Beschneidung sei Ende Juni die Beschneidung ei- nicht als Körperverletzung anzunes muslimischen Jungen als sehen, weil die Eltern stellvertreKörperverletzung gewertet und tend für das Kind ihre Einwillidamit für Rechtsunsicherheit bei gung gäben. Das sei inzwischen Juden und Muslimen gesorgt. In juristischer Konsens. beiden Religionen gehört die Entfernung der Vorhaut bei Jungen Für den Zentralrat der Juden in zur Tradition. Deutschland sagte der niedersächsische Verbandsvorsitzende Nach dem Gesetzentwurf bleibt Michael Fürst, das Kölner Urteil Beschneidung in Deutschland er- habe eine hysterische Debatte laubt. Voraussetzung ist, dass die mit antisemitischen Zügen entRegeln der ärztlichen Kunst ein- facht. Aus einem winzigkleinen gehalten werden. Eltern müssen Stückchen Haut wurde ein riesisich außerdem über die Risiken ges Problem. In keinem Land der des Eingriffs aufklären lassen. Welt sei die religiöse BeschneiDer Entwurf macht die religiöse dung verboten. Nur in DeutschMotivation nicht zur Bedingung. land meinten einige, dies ändern Trotzdem wird die besondere jü- zu müssen. Selbst im Dritten dische Praxis berücksichtigt, wo- Reich gab es kein Verbot der nach der Eingriff häufig von ei- Beschneidung. Fürst und Waldnem Beschneider vorgenommen hoff begrüßten den Gesetzentwird. wurf des Bundesjustizministeriums. (0168/10.10.12) Der Berliner Staatsrechtler Professor Christian Waldhoff wertete epd lnb mig

Klima-Schutz-Aktion Autofasten rufen die beiden großen Kirchen im Südwesten Deutschlands sowie in Luxemburg auf.

In den vergangenen 15 Jahren beteiligten sich fast 20.000 Menschen in der Fastenzeit am Verzicht aufs Autofahren und der Suche nach alternativen Mobilitätsformen. Die nächste Aktion findet zwischen dem 25. Februar und dem 24. März statt. Träger der Aktion Autofasten sind die Bistümer Trier, Mainz und Speyer, der Diözesanrat der Katholiken im Bistum Aachen, die evangeliFür die Evaluation des Saar- schen Kirchen im Rheinland, in brücker sozialwissenschaftlichen Hessen-Nassau und in der Pfalz iSPO-Instituts wurden rund 725 sowie die Katholische Kirche im Teilnehmer der Fastenaktion aus Großherzogtum Luxemburg. den Jahren 2010 bis 2012 befragt. Die Ergebnisse wurden am epd lwd fu Freitag in Trier vorgestellt. Zu der

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Kirchen erteilen christlichem Zionismus Absage Die evangelischen Kirchen in Deutschland grenzen sich vom christlichen Zionismus ab. Dessen Lehren und Praxis verschärften den israelischpalästinensischen Konflikt und widersprächen dem biblischen Gebot der Versöhnung und der Feindesliebe, wird in dem Text Gelobtes Land? kritisiert, der am Mittwoch in Hannover veröffentlicht wurde. Darin wird christlich-zionistischen Positionen, die etwa in der Einwanderung der Juden nach Israel ein Zeichen für die baldige Erfüllung biblischer Bildunterschrift: Informationen zu Inhalt, Fotograf und Urheberrechten. Text Prophezeiungen sehen, auch zu Testzwecken erstellt. aus theologischer Sicht widersprochen. der Rückkehr aller Juden aus der friedliche Zukunft aller Bewohner Diaspora in das Land Israel und des Landes der Bibel verbinden Der christliche Zionismus ba- in die Wiederherstellung Israels. können. siere auf einer Engführung bib- Seine Anhänger befürworten die lischer Aussagen, argumentieren israelische Siedlungstätigkeit in Der Text skizziert die Kirchendie evangelischen Kirchen. Er den besetzten Gebieten und leh- geschichte des Heiligen Landes konstruiere endzeitliche Abläufe, nen deren Rückgabe ab. Sie se- und die aktuellen Situation von für die es nur bedingt biblische hen darin ein Zeichen für den Christen und Kirchen in der ReQuellen gebe. In dem Text wird Beginn der Endzeit und die Wie- gion. Christen in den besetzten zudem kritisiert, nach christlich- derkehr des Messias. Einflussrei- Gebieten litten unter Isolierung zionistischen Vorstellungen hät- che Anhänger hat er vor allem und eingeschränkter Bewegungsten Nichtjuden kein Lebensrecht unter christlichen Fundamentalis- freiheit. Als Folge seien viele in Israel und dürften nur als Land- ten in den Vereinigten Staaten, Christen aus der Region ausgeund Rechtlose dort wohnen. Das in Deutschland werden christlich- wandert. verletzt den biblischen Wert der zionistische Positionen nur von Gerechtigkeit und grundlegende wenigen Gruppierungen vertre- Die Schrift bekräftigt den KonMenschenrechte. ten. sens über die verbleibende Verbundenheit der Christen mit IsAuch werde dem Judentum kein Die Orientierungshilfe wurde im rael als dem erstberufenen Volk eigener Wert zugestanden. Dies Auftrag der Evangelischen Kir- Gottes und bejaht das Existenzsei im Kern judenfeindlich und che in Deutschland (EKD), der recht des Staates Israel. Die widerspreche den Grundsätzen Union Evangelischer Kirchen in Orientierungshilfe knüpft an früdes christlich-jüdischen Dialogs, der EKD, sowie der Vereinigten here EKD-Studien zum Thema heißt es. Überdies sei christlicher Evangelisch-Lutherischen Kirche Christen und Juden sowie die Zionismus, weil er das Existenz- Deutschlands erarbeitet. Sie sei Studie Kirche und Israel der recht der Kirchen in der Nahost- ein Beitrag zu einer Neube- Gemeinschaft Evangelischer KirRegion verneine, unökumenisch. stimmung des Verhältnisses von chen in Europa an. In den Christen und Juden, heißt es im meisten evangelischen LandesDer christliche Zionismus hat Vorwort. Ebenso trägt sie zur kirchen in Deutschland nimmt die seine Ursprünge in der pro- unerlässlichen Frage bei, wie Verfassung ausdrücklich auf das testantischen Erweckungsbewe- die evangelischen Kirchen ihre Verhältnis von Kirche und Judengung des 19. Jahrhunderts. Er Solidarität mit dem Staat Israel tum Bezug. (0067/10.10.12) propagiert die Vorstellung, das mit dem Engagement für eine gegenwärtige Zeitalter münde in selbstbestimmte, gerechte und epd lnb bas mir

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Test 10: Verstärkung guter Mutationsoperatoren extrem

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Verbesserung Zielfunktion Verbesserung Mittelwert Zielfunktion Laufzeit (Sekunden) Gültig erzeugte Nachkommen Ungültig erzeugte Nachkommen

Gültiges Kind aus ungültigem Elternteil



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Bestes Ergebniss Test 10

Wochenspiegel Ausgabe: test1

Wochenspiegel

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In Deutschland sind 2012 so viele fair gehandelte Rosen verkauft worden wie noch nie. Mit einem Plus von über 200 Prozent gegenüber dem Vorjahr erreichten die Fairtrade-Rosen einen Marktanteil von knapp 20 Prozent, erklärte die Initiative TransFair, die ein Siegel für fairen Handel vergibt, am Mittwoch in Köln. Damit sei Deutschland weltweit Marktführer im Absatz von fair gehandelten Rosen.

Interesse. Geplant sind auch faire andere Blumensorten wie Politiker und Religionsvertreter Nelken, Schleierkraut oder Weih- haben den am Mittwoch von nachtssterne. der Bundesregierung gebilligten Entwurf für ein BeschneiWeltweit werden nach Angaben dungsgesetz begrüßt. Niedervon TransFair auf 50 Plantagen sachsens Justizminister Bernd unter fairen Bedingungen Blu- Busemann (CDU) sagte in Hanmen gezüchtet. Die meisten fai- nover, die Entscheidung des Karen Blumen auf dem deutschen binetts schaffe Rechtssicherheit Markt stammten aus Kenia und für Juden und Muslime. Die BeÄthiopien. Der deutsche Verein schneidung von Jungen werde TransFair entstand 1992 mit dem so auch in Zukunft unter EinhalZiel, benachteiligten Kleinbauern tung medizinisch-fachlicher ReDie meisten Fairtrade-Rosen und Arbeitern in Entwicklungs- geln möglich sein: Ich glaube, werden nach wie vor in Su- ländern zu besseren Einkünften hier haben wir ein Ergebnis, mit permärkten vertrieben, erklärte zu verhelfen. Der Verein handelt dem alle gut leben können. TransFair-Geschäftsführer Dieter selbst nicht mit Produkten, sonOverath. Rund 95 Prozent der dern vergibt ein Siegel, wenn Aus Sicht der Evangelischen Kir260 Millionen verkauften Rosen Kriterien wie Gesundheitsschutz che in Deutschland (EKD) stellt habe im vorigen Jahr der Lebens- eingehalten werden. der Entwurf klar, dass die Entmitteleinzelhandel verkauft. Aber scheidung jüdischer und musauch im Fachhandel wachse das epd lwd fu limischer Eltern zur Beschneidung eines Sohnes Teil der elterlichen Sorge ist. Die angestrebte gesetzliche Regelung entspreAutofasten wirkt nachhaltig che der jahrzehntelangen Rechtspraxis in der Bundesrepublik, Ein Autofasten verändert laut Klima-Schutz-Aktion Autofasten sagte der Präsident des EKDeiner aktuellen Studie das Mo- rufen die beiden großen Kirchen Kirchenamtes in Hannover, Hans bilitätsverhalten der Teilnehmer im Südwesten Deutschlands so- Ulrich Anke. Der Gesetzesvorschlag berücksichtige, dass es auch über die Aktion hinaus. In wie in Luxemburg auf. der Untersuchung gaben mehr zur elterlichen Sorge gehöre, ein als 50 Prozent der Teilnehmer In den vergangenen 15 Jahren Kind in das religiöse Leben der an, dass sie auch nach dem beteiligten sich fast 20.000 Men- Familie hinein zu nehmen. ZuEnde der Fastenaktion im All- schen in der Fastenzeit am Ver- gleich ziehe er die notwendigen tag häufiger öffentliche Verkehrs- zicht aufs Autofahren und der mittel nutzen würden, wie die Suche nach alternativen MobiliEvangelische Kirche im Rhein- tätsformen. Die nächste Aktion land am Freitag in Düsseldorf findet zwischen dem 25. Februar mitteilte. Außerdem würden sie und dem 24. März statt. Träger viel bewusster Auto fahren. Rund der Aktion Autofasten sind die vier Prozent hätten ihr Auto sogar Bistümer Trier, Mainz und Speyer, abgeschafft. der Diözesanrat der Katholiken im Bistum Aachen, die evangeliFür die Evaluation des Saar- schen Kirchen im Rheinland, in brücker sozialwissenschaftlichen Hessen-Nassau und in der Pfalz Anne Frank konnte nicht mehr iSPO-Instituts wurden rund 725 sowie die Katholische Kirche im über ihre Leidenszeit im KonTeilnehmer der Fastenaktion aus Großherzogtum Luxemburg. zentrationslager berichten. Sie den Jahren 2010 bis 2012 bewurde nur 15 Jahre alt. Kurz vor fragt. Die Ergebnisse wurden am epd lwd fu Kriegsende starb die junge Jüdin Freitag in Trier vorgestellt. Zu der im KZ Bergen-Belsen an Typhus. Für die Nachwelt verstummte Anne Franks Stimme mit ihrem letzten Tagebucheintrag vom 1. August 1944. Das nach ihrem Tod veröffentlichte Tagebuch, das sie in ihrem Versteck in einem Amsterdamer Hinterhaus bis zu ihrer Verhaftung geführt hatte, wurde zu einem der bekanntesten Zeugnisse aus der Zeit des Holocaust.

Grenzen für den Schutz des Kin- das Kölner Urteil rückblickend als des. juristischen Fehler. Es ist vermutlich ein Fehlurteil eines UntergeMit dem Gesetzentwurf aus dem richtes, das nicht korrigiert werBundesjustizministerium im Auf- den konnte, weil keine Rechtstrag des Bundestages reagiert mittel eingelegt werden konnten, die Politik auf ein Urteil des sagte er bei einer Diskussion Kölner Landgerichts. Die kleine der Leibniz-Universität Hannover. Strafkammer des Gerichts hatte Eine religiöse Beschneidung sei Ende Juni die Beschneidung ei- nicht als Körperverletzung anzunes muslimischen Jungen als sehen, weil die Eltern stellvertreKörperverletzung gewertet und tend für das Kind ihre Einwillidamit für Rechtsunsicherheit bei gung gäben. Das sei inzwischen Juden und Muslimen gesorgt. In juristischer Konsens. beiden Religionen gehört die Entfernung der Vorhaut bei Jungen Für den Zentralrat der Juden in zur Tradition. Deutschland sagte der niedersächsische Verbandsvorsitzende Nach dem Gesetzentwurf bleibt Michael Fürst, das Kölner Urteil Beschneidung in Deutschland er- habe eine hysterische Debatte laubt. Voraussetzung ist, dass die mit antisemitischen Zügen entRegeln der ärztlichen Kunst ein- facht. Aus einem winzigkleinen gehalten werden. Eltern müssen Stückchen Haut wurde ein riesisich außerdem über die Risiken ges Problem. In keinem Land der des Eingriffs aufklären lassen. Welt sei die religiöse BeschneiDer Entwurf macht die religiöse dung verboten. Nur in DeutschMotivation nicht zur Bedingung. land meinten einige, dies ändern Trotzdem wird die besondere jü- zu müssen. Selbst im Dritten dische Praxis berücksichtigt, wo- Reich gab es kein Verbot der nach der Eingriff häufig von ei- Beschneidung. Fürst und Waldnem Beschneider vorgenommen hoff begrüßten den Gesetzentwird. wurf des Bundesjustizministeriums. (0168/10.10.12) Der Berliner Staatsrechtler Professor Christian Waldhoff wertete epd lnb mig

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Stimmen, die verstummen

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Max Mannheimer hat als junger Mann unter anderem das KZ Auschwitz-Birkenau überlebt. Unzählige Male hat er in Klassenzimmern seinen Ärmel hochgekrempelt und den Schülern seine auf dem Unterarm eintätowierte Häftlingsnummer 99728 gezeigt. Der heute 92-Jährige verlor fast seine ganze Familie

Die evangelischen Kirchen in Deutschland grenzen sich vom christlichen Zionismus ab. Dessen Lehren und Praxis verschärften den israelischpalästinensischen Konflikt und widersprächen dem biblischen Gebot der Versöhnung und der Feindesliebe, wird in dem Text Gelobtes Land? kritisiert, der am Mittwoch in Hannover veröffentlicht wurde. Darin wird christlich-zionistischen Positionen, die etwa in der Einwanderung der Juden nach Israel ein Zeichen für die baldige Erfüllung biblischer Prophezeiungen sehen, auch aus theologischer Sicht widersprochen. Der christliche Zionismus basiere auf einer Engführung biblischer Aussagen, argumentieren die evangelischen Kirchen. Er konstruiere endzeitliche Abläufe, für die es nur bedingt biblische Quellen gebe. In dem Text wird zudem kritisiert, nach christlichzionistischen Vorstellungen hätten Nichtjuden kein Lebensrecht in Israel und dürften nur als Landund Rechtlose dort wohnen. Das verletzt den biblischen Wert der Gerechtigkeit und grundlegende Menschenrechte.

Nur noch wenige Zeitzeugen können vom Holocaust berichten

Andere jüdische Verfolgte, die die systematische Vernichtungspolitik der Nationalsozialisten überlebten, konnten nach dem Ende ihres Martyriums ihre Erinnerungen weitergeben. Einige fanden erst Jahrzehnte nach dem Krieg die Kraft, über ihre Lebensgeschichte zu berichten. Es sind Menschen wie Max Mannheimer oder Inge Deutschkron, die auch im hohen Alter noch dazu beitragen, dass die Naziverbrechen nicht in Vergessenheit geraten. Die Erinnerungen dieser Zeitzeugen sind Mahnung und Warnung an die Nachgeborenen.

Gedenkstätten immer wichtiger. Auch für den Präsidenten des Zentralrates der Juden in Deutschland. Dieter Graumann, stellt sich die Frage, wie die Erinnerung an den Holocaust wachgehalten werden kann. Graumann plädiert für vielfältige Formen des Gedenkens. Dazu zählen nach seiner Auffassung feste Gedenktage und Erinnerungsorte. Mir ist ritualisiertes Gedenken lieber als planvolles Vergessen, sagte Graumann in einem Bildunterschrift: Informationen zu Inhalt, Fotograf und Urheberrechten. Text epd-Gespräch. Zudem empfiehlt er Besuche von Jugendlichen zu Testzwecken erstellt. in KZ-Gedenkstätten und in den Gaskammern. Der Mann dem will die Stiftung vor allem eine intensive Beschäftigung mit dem weißen Haar, der in junge Menschen zu Toleranz und mit Einzelschicksalen von München lebt, ist Vorsitzender Zivilcourage ermutigen. Am kom- NS-Opfern an den Schulen. der Lagergemeinschaft Dachau menden Mittwoch (30.1.) wird die und Vizepräsident des Internatio- heute 90-jährige Journalistin und Die Sorge, dass die Shoah nalen Dachau-Komitees. Wenn Buchautorin im Bundestag eine mit dem Verschwinden der Zeiter vom größten Verbrechen der Rede anlässlich des Holocaust- zeugen allmählich in VergesMenschheitsgeschichte erzählt, Gedenktages halten. senheit geraten könnte, teilt dann will er den Jugendlichen Graumann nicht. Der 1950 geauch klar machen, dass es sich Es gibt heute nur noch wenige borene Sohn von Holocaustlohnt, für die Demokratie einzu- Menschen wie Inge Deutschkron Überlebenden sieht vor allem treten. oder Max Mannheimer, die rund die Kinder der NS-Verfolgten, die 70 Jahre nach dem Holocaust Zeitzeugen der zweiten GeneraZu den jüdischen Zeitzeugen, die über ihre Verfolgung in der NS- tion, in der Pflicht, die Erinnein Vorträgen und Lesungen an Zeit erzählen können. In weni- rung lebendig zu halten. Diese die Judenverfolgung erinnern, ge- gen Jahren werden diese Zeit- müssten die Geschichten und hört auch Inge Deutschkron. In zeugen nicht mehr am Leben Emotionen ihrer Eltern weitergeder NS-Zeit entging die junge sein. Der Direktor der Stiftung ben. Auch unsere Kinder und alle Frau der Deportation, weil nicht- Brandenburgische Gedenkstät- weiteren Generationen werden jüdische Freunde sie zusammen ten, Günter Morsch, sieht im all- diese schrecklichen Verbrechen mit ihrer Mutter in Berlin versteck- mählichen Verlöschen der Zeit- bestimmt niemals vergessen, ist ten. Inge Deutschkron hat 2006 zeugenschaft einen großen uner- der Zentralrats-Präsident überin Berlin eine Stiftung gegrün- setzlichen Verlust. Mit dem Ver- zeugt. det, um das Andenken an diese schwinden der Zeitzeugen werstillen Helden wachzuhalten, die den nach Überzeugung des His- epd jup fu unter hohem persönlichen Ein- torikers die materiellen Zeugen satz den Verfolgten halfen. Zu- der NS-Verbrechen wie die KZ-

Insgesamt hatten rund 90.000 Besucher das Himmelszelt besucht. 15 Paare wurden kirchlich getraut und zwölf Kinder getauft. Vor einem Jahr wurde es zum Ende der Landesgartenschau abgebaut. Mit dem Verkaufserlös Bildunterschrift: Informationen zu Inhalt, Fotograf und Urheberrechten. Text sei das Kirchenprojekt mit ei- zu Testzwecken erstellt. nem Etat von rund 500.000 Euro Das 1163 gegründete Zisterzi- sein 850-jähriges Bestehen. Das nover. (0204/10.10.12) jetzt finanziell ausgeglichen ab- enserkloster Loccum ist heute Tor steht offen – das Herz noch geschlossen, sagte Gunnar Ur- evangelisches Predigerseminar, mehr, heißt es in der Einladung epd lnb lnh mig bach, ehemaliger Pastor der Lan- Tagungs- und Veranstaltungsort. von Abt Horst Hirschler, dem desgartenschau. Es feiert im kommenden Jahr früheren Landesbischof in Han-

Streit um Nikolaus

Imposant ragt die Kathedrale St. Nikolaus über den mittelalterlichen Kern der Stadt Freiburg. Das Gotteshaus bildet den optischen und spirituellen Mittelpunkt der ehrwürdigen Schweizer Bischofsstadt. Und in den Gemäuern von St. Nikolaus findet sich eine wahre Schatzkammer: Gemälde, Skulpturen und Glasarbeiten, Gold und Silber. Doch jetzt ist ein Streit um einen Teil der Kostbarkeiten entbrannt: ein Streit um Gebeine des heiligen Nikolaus von Myra. Sie ruhen seit dem Spätmittelalter in Freiburg, dessen Schutzpatron der legendenumwobene Nikolaus ist. Heute ist die silberne Arm-Reliquie in der St.-MichaelKapelle der Kathedrale zu bestaunen. Ausgelöst hat den Zwist der türkische Archäologie-Professor Nevzat Çevik von der AkdenizUniversität in Antalya. Er fordert den Vatikan und das Bistum Lausanne, Genf und Freiburg auf, die Gebeine des heiligen Nikolaus aus der Schweiz und anderen Orten in sein Herkunftsland zurückzugeben - und das ist die heutige Türkei. In Freiburg reagiert man empört auf das Ansinnen, Medien berichten schon von einem aufziehenden Religionskrieg. Nikolaus (geboren etwa 270, gestorben etwa 342) wirkte im 4. Jahrhundert als Bischof von Myra (heute Demre im türkischen Südanatolien). Orthodoxe und katholische Christen schreiben dem überaus populären Heiligen etliche Wundertaten zu. Öl, das aus seinen Gebeinen floss, soll Kranke geheilt haben. Der Überlieferung nach starb Nikolaus an einem 6. Dezember, in Demre steht sein Sarkophag. Seit 1.500 Jahren pilgern Gläubige aus der ganzen Christenheit in den Ort. Der heilige Nikolaus ist auch für die muslimische Welt wichtig. Er hat versucht, das Christentum zu

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Theologe Herbst: Kirchengemeinden müssen Milieugrenzen überschreiten

Das Himmelszelt der schleswig-holsteinischen Landesgartenschau in Norderstedt bei Hamburg steht künftig im niedersächsischen Kloster Loccum. Es soll dort als besonderer Ort für Andachten, Begegnungen, Konzerte und Vorträge genutzt werden, teilte der evangelische Kirchenkreis Hamburg-West am Mittwoch mit. Es sei erfreulich, dass das Himmelszelt in kirchlicher Nutzung bleibe, sagte Propst Karl-Heinrich Melzer. Das Kuppelzelt bestand aus einem Aluminium-Gerüst, das mit Klarsichtfolie bespannt war.

verbreiten, das auch eine Religion Gottes war, betont Professor Çevik. Er will, dass die NikolausGebeine in dem leeren Grab in der Türkei ruhen. Der Professor setzt darauf, dass die türkische Regierung sich seine Forderung zu eigen macht. Bislang aber haben die politisch Verantwortlichen in Ankara noch keinen Anspruch auf die Reliquien erhoben. Die Befürworter einer Rückgabe führen vor allem den Diebstahl der Nikolaus-Gebeine im Jahr 1087 aus der Kirche zu Myra ins Feld: Christliche Seeleute entwendeten die Reliquien und brachten sie in das süditalienische Bari. Die Männer wollten die Schätze vor den muslimischen Sarazenen schützen. Doch wie gelangten einige der Knochen nach Freiburg? Nachdem die Freiburger sich im 12. Jahrhundert unter den Schutz des heiligen Nikolaus gestellt hatten, wurden Stimmen laut, Gebeine des Patrons in der Stadt aufzubahren. Im Jahr 1405 brachte ein Abt Reliqiuen von einer Pilgerfahrt von Rom nach Freiburg. Seit 1506 bewahrt die Kathedrale St. Nikolaus einige der Gebeine auf - auf Geheiß des Papstes.

Der evangelische Theologieprofessor Michael Herbst hat den Kirchengemeinden empfohlen, mit sensiblen Angeboten und regionaler Zusammenarbeit soziale Milieugrenzen zu überschreiten. Stark seien Kirchen und Gemeinden in den traditionsorientierten und bürgerlichen Milieus, sagte der Greifswalder Professor für Praktische Theologie am Freitag auf dem Zukunfts-Kongress des Gnadauer Gemeinschaftsverbandes in Erfurt. Wenig verankert in Kirchengemeinden seien hingegen Menschen mit postmodernem Lebensstil und aus der Unterschicht.

und geistlicher Milieuverengung. Ohne Überschreitung von Milieugrenzen werde das Selbstverständnis einer für alle offenen Kirche nicht erfüllt. Vor diesem Hintergrund empfahl der Theologe eine gesunde Neugier auf Menschen.

Gemeinde und Gemeinschaften sollten durch Spezialisierung, regionale Kooperation und sensible Angebote Anknüpfungspunkte für möglichst viele Milieus schaffen, sagte der Direktor des Instituts zur Erforschung von Evangelisation und Gemeindeentwicklung. Der Präses des Gnadauer Verbandes, Michael Aber je stärker kirchliches Le- Diener, warb dafür, dass die ben sich mit dem Lebensstil der Gemeinschaften sich den veränälteren Milieus identifiziere, de- dernden gesellschaftlichen Besto mehr schaffe dies Schran- dingungen stellen. ken, die Menschen anderer Milieus von Gemeindeleben fern- epd rc fu halte, warnte Herbst vor sozialer

Bei einer ökumenischen Vesper in der Basilika St. Paul vor den Mauern zum Abschluss der Gebetswoche für die Einheit der Christen bezeichnete der Papst die geistliche Einheit als Herz der Ökumene. Der Dialog der Konfessionen werde jedoch keine Ergebnisse bringen, wenn er nicht von konkreten Gesten begleitet

wird, die die Heilung der Erinnerungen und der Beziehungen begünstigen. Grundlage des Gesprächs bleibe der Glauben, ohne den die Ökumene auf Abkommen reduziert werde, denen es im gemeinsamen Interesse beizutreten gelte. Unterschiedliche Auffassungen in Glaubensfragen dürften nicht vernachlässigt werden, sondern müssten mutig in einem Geist der Brüderlichkeit und des gegenseitigen Respekts angegangen werden, mahnte der Papst im Beisein von Vertretern anderer Kirchen.

propagiert die Vorstellung, das gegenwärtige Zeitalter münde in der Rückkehr aller Juden aus der Diaspora in das Land Israel und in die Wiederherstellung Israels. Seine Anhänger befürworten die israelische Siedlungstätigkeit in den besetzten Gebieten und lehnen deren Rückgabe ab. Sie sehen darin ein Zeichen für den Beginn der Endzeit und die Wiederkehr des Messias. Einflussreiche Anhänger hat er vor allem unter christlichen Fundamentalisten in den Vereinigten Staaten, in Deutschland werden christlichzionistische Positionen nur von wenigen Gruppierungen vertreten.

der EKD, sowie der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands erarbeitet. Sie sei ein Beitrag zu einer Neubestimmung des Verhältnisses von Christen und Juden, heißt es im Vorwort. Ebenso trägt sie zur unerlässlichen Frage bei, wie die evangelischen Kirchen ihre Solidarität mit dem Staat Israel mit dem Engagement für eine selbstbestimmte, gerechte und friedliche Zukunft aller Bewohner des Landes der Bibel verbinden können.

Christen aus der Region ausgewandert.

Arbeitnehmerkammer: Berufskrankheiten leichter anerkennen

Ausgabe: test1

die eine Beratungsstelle unter dem Dach der Kammer leitet. Diese Stelle wurde im vergangenen Jahr eingerichtet, weil Betroffene bis dahin oft erfolglos versucht hatten, eine Anerkennung durchzukämpfen. So seien allein in Bremen nachweislich mehr als 5.000 Menschen durch den beruflichen Kontakt mit Asbestfasern an Asbestose, Lungen- oder Kehlkopfkrebs erkrankt, hieß es. Davon hätten lediglich 2.600 eine Entschädigung erhalten. Der Beweis, dass die Krankheit wirklich beruflich bedingt ist, ist nach Angaben des Beraters Rolf Spalek schwierig zu führen. Gesundheitliche Schäden zeigten sich oft erst viele Jahre später. Dazu komme, dass Unterlagen über die Belastung am Arbeitsplatz einer vor vielen Jahren ausgeführten Tätigkeit oft nicht mehr vorlägen. Deshalb dürften die Gesundheitsakten eines Betriebes auch dann nicht vernichtet werden, wenn die Firma pleitegehe. Die kostenlose Beratung der Arbeitnehmerkammer wird befristet bis Ende des Jahres mit EUGeldern gefördert. Sie wird wissenschaftlich begleitet und soll helfen, eine Datenbank aufzubauen. Zudem entwickelt sie ein Konzept, um Berufskrankheiten zu vermeiden. Betriebe sollen beim Arbeits- und Gesundheitsschutz unterstützt werden. (0188 /10.10.12) epd lnb sel mig

March 5, 2013, Dortmund

Der frühere Generalsekretär des Weltkirchenrates, Konrad Raiser, wurde am 25. Januar 75 Jahre alt. Der evangelische Pfarrer stand ein Jahrzehnt an der Spitze des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), der mehr als 340 Kirchen in 110 Ländern umfasst und nach eigenen Angaben rund 560 Millionen Christen repräsentiert. Der evangelische Theologe gilt seit den 1980er Jahren als Vordenker der Ökumene. Der Berliner evangelische Bischof Markus Dröge erklärte am Donnerstag, Raiser habe die weltweite Ökumene gestaltet und geprägt. In beeindruckender wissenschaftlicher Breite habe er sich mit den Fragen der Zeit beschäftigt und diese in die Kirche und die Gesellschaft hineingetragen. Bis heute bringe Raiser sich in den ökumenischen Diskurs ein. Dröge: Sie verdeutlichen in Ihrer

Person, mit Ihrer Theologie und Ihrem Wirken, dass die Kirche nicht an nationalen Grenzen endet. Der 1938 in Magdeburg geborene Raiser studierte Theologie in Tübingen, Bethel, Heidelberg und Zürich. Nach seinem Vikariat in Berlin und Stuttgart studierte er von 1965 bis 1966 Soziologie und Sozialpsychologie an der Harvard Universität. Konrad Raiser ist Autor zahlreicher Aufsätze und Bücher. Er ist verheiratet und hat vier Söhne. Seine Frau Elisabeth war evangelische Präsidentin des ersten Ökumenischen Kirchentages 2003 in Berlin. Beim Weltkirchenrat in Genf war er ab 1969 zunächst Studienreferent der Kommission für Glauben und Kirchenverfassung. 1973 wurde er zum stellvertretenden Generalsekretär er-

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Anti-AtomPaderborn Gruppen Fernsehgottessolidarisch mit dienst erinnert Protesten in an NS-Opfer Lingen

Früherer ÖRK-Generalsekretär Raiser 75 Jahre alt

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nannt. Er nahm 1983 einen Ruf als Professor für Systematische Theologie an die EvangelischTheologischen Fakultät der RuhrUniversität Bochum an. Gleichzeitig war er Direktor des Ökumenischen Instituts dieser Fakultät.

Anti-Atomkraftgruppen fordern erneut die sofortige Stilllegung aller Atomkraftwerke und Atomanlagen in Deutschland. Der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz in Bonn erklärte am Donnerstag seine Solidarität mit dem Protest von 15 Demonstranten von Robin Wood und Anti-Atominitiativen aus Osnabrück und dem Münsterland im niedersächsischen Lingen: Das AKW Lingen II und die UranBrennelementefabrik in Lingen müssen sofort stillgelegt werden.

fiel in eine Periode nachlassender Begeisterung in der ökumenischen Bewegung. Vor allem Spannungen zwischen orthodoxen und protestantischen Kirchen sowie leere Kassen schwächten den Dachverband. Dabei setzte sich Raiser für eine Einbindung Die Bevölkerung soll eingelullt Als erster Deutscher war Rai- der Orthodoxie in den Weltkir- werden mit dem Hinweis, der Atomausstieg sei beschlossene ser 1992 zum Generalsekre- chenrat ein. Sache, erklärten die Demonstär des Ökumenischen Rates tranten aus Osnabrück. Doch für der Kirchen gewählt worden. epd cez rks die zwei deutschen Uranfabriken Seine zehnjährige Amtszeit an in Lingen und Gronau gebe es der Spitze des Weltkirchenrates nicht einmal einen Abschalttermin. Dabei sorgten diese beiden Anlagen dafür, dass weltweit Atomkraftwerke betrieben werden könnten und hochgefährlicher Müll produziert werde, für den es kein Endlager gebe.

Erwartungen von Katholiken in Baden-Württemberg

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Hilfswerke prangern Diskriminierung von Mädchen an

Hilfsorganisationen haben zum ersten internationalen Mädchentag an diesem Donnerstag darauf aufmerksam gemacht, dass Mädchen in vielen Ländern und Gesellschaften diskriminiert und vernachlässigt werden. Mädchen würden bei der Versorgung mit Nahrung und Medizin benachteiligt, und Millionen weiblicher Und dort sollen sie auch für im- Föten würden noch immer gemer bleiben - so sagen es die zielt abgetrieben, berichtete das Domherren. Niemals werden wir Kinderhilfswerk terre des homdie Reliquien des heiligen Niko- mes am Mittwoch in Osnabrück. laus hergeben, stellt der Propst Claude Ducarroz klar. Die Ge- Die Stiftung Weltbevölkerung beine gehören der Kirche und prangerte die zunehmende Verdem Freiburger Volk, sie haben breitung von Kinderehen in Entfür uns eine enorme religiöse, wicklungsländern an. Die Folge historische und kulturelle Bedeu- seien frühe Schwangerschaften tung. Von einem Diebstahl der und ein früher Tod im KindGebeine vor fast 1.000 Jahren bett, weil der Körper der Mädwill der Propst nichts wissen. Die chen noch nicht reif sei, sagte Reliquien hätten sich immer in Geschäftsführerin Renate Bähr. christlichen Händen befunden. Komplikationen bei der Schwangerschaft oder Geburt seien in epd her jup Entwicklungsländern die Haupttodesursachen für Mädchen.

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könnten vorgesehene Pausen oftmals nicht eingehalten werden.

Diese Belastungen haben laut der Stiftung Auswirkungen auf den Gesundheitszustand: Jede fünfte Pflegekraft klage täglich über Rückenschmerzen. Zudem arbeite jede vierte Pflegekraft mit Schmerzen im Schulter- und Nackenbereich weiter. Mehr als ein Drittel der Befragten gab außerdem an, dass ihr Beruf nicht Zudem würden neun von zehn mit ihrem Familienleben vereinPflegekräften ihre Aufgabe als bar sei. wichtigen gesellschaftlichen Beitrag werten und seien in ihrem Vor dem Hintergrund des sich Job hochmotiviert. Nach Anga- verschärfenden Fachkräftemanben der Berliner Stiftung ga- gels empfahl das Zentrum für ben die Teilnehmer in der nicht- Qualität in der Pflege in seirepräsentativen Studie an, dass ner Mitteilung eine bessere Vorsie ihr Fachwissen bei der tägli- sorgestrategie: Maßnahmen der chen Arbeit sehr gut einbringen betrieblichen Gesundheitsfördekönnten. rung und Prävention werden immer wichtiger, um die vorhanden Gleichzeitig berichtet die Studie Potenziale der professionell Pflevon wachsender Belastung: Mehr genden gezielt zu stärken und als die Hälfte der befragten Per- diese gesellschaftlich hochrelesonen gab an, dass sich der vante Berufsgruppe langfristig im Zeitdruck negativ auf die Arbeit Beruf zu halten, sagte Ralf Suhr, auswirke. Über 30 Prozent der Vorstandsvorsitzender des ZenBefragten müssten ihre Arbeit trums für Qualität in der Pflege. sehr oft unterbrechen, um an anderer Stelle einzuspringen. Dabei epd pc fu

Geld kaum Grund für Kirchenaustritt

Ökumene stärkt Glaubwürdigkeit der Kirchen Papst Benedikt XVI. hat die sinkende Bedeutung des Christentums in vielen Ländern als Herausforderung für Kirchen unterschiedlicher Konfession bezeichnet. Die Einheit ist gewissermaßen Voraussetzung für eine immer glaubwürdigere Verkündigung des Glaubens, sagte er am Freitag in Rom.

Pflegekräfte trotz hoher Belastung zufrieden und motiviert Trotz hoher Belastungen sind Pflegekräfte mit ihrer Arbeitssituation meist zufrieden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Universität Bielefeld im Auftrag der Stiftung Zentrum für Qualität in der Pflege, für die 297 Pflegekräfte schriftlich befragt wurden. Wie die Stiftung am Mittwoch in Berlin mitteilte, gehen 65 Prozent der Befragten gerne zur Arbeit.

Wochenspiegel

March 5, 2013, Dortmund

Himmelszelt von Landesgartenschau zieht ins Kloster

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Studie:

Die Schrift bekräftigt den Konsens über die verbleibende Verbundenheit der Christen mit Israel als dem erstberufenen Volk Gottes und bejaht das Existenzrecht des Staates Israel. Die Orientierungshilfe knüpft an früAuch werde dem Judentum kein here EKD-Studien zum Thema eigener Wert zugestanden. Dies Christen und Juden sowie die sei im Kern judenfeindlich und Studie Kirche und Israel der widerspreche den Grundsätzen Gemeinschaft Evangelischer Kirdes christlich-jüdischen Dialogs, chen in Europa an. In den heißt es. Überdies sei christlicher meisten evangelischen LandesZionismus, weil er das ExistenzDer Text skizziert die Kirchen- kirchen in Deutschland nimmt die recht der Kirchen in der Nahostgeschichte des Heiligen Landes Verfassung ausdrücklich auf das Region verneine, unökumenisch. und die aktuellen Situation von Verhältnis von Kirche und Juden- Die Bremer Arbeitnehmerkammer hat das AnerkennungsverChristen und Kirchen in der Re- tum Bezug. (0067/10.10.12) fahren für Berufskrankheiten kriDer christliche Zionismus hat Die Orientierungshilfe wurde im gion. Christen in den besetzten tisiert und Erleichterungen geforseine Ursprünge in der pro- Auftrag der Evangelischen Kir- Gebieten litten unter Isolierung epd lnb bas mir dert. Im Land Bremen würden testantischen Erweckungsbewe- che in Deutschland (EKD), der und eingeschränkter Bewegungsjährlich mehr als tausend Fälle gung des 19. Jahrhunderts. Er Union Evangelischer Kirchen in freiheit. Als Folge seien viele mit Verdacht auf eine Berufskrankheit angezeigt, aber mit 360 weit weniger als die Hälfte anAusstellung erinnert an Schlacht um Stalingrad erkannt, sagte Kammerreferentin Barbara Reuhl am Mittwoch bei einer Arbeitsschutzkonferenz. Mit einer Ausstellung und einem Den Nachweis, dass ihre Erkranökumenischen Gottesdienst am kung berufsbedingt sei, müssten 15. Oktober wird in Hildesheim die Betroffenen selbst erbringen. an die Schlacht um Stalingrad In vielen Fällen scheitert das Vervor 70 Jahren erinnert. Besonfahren genau daran, sagte Reuhl. ders die Kirche müsse die Erinnerung wachhalten, damit ein solOhne fachkundige Unterstützung ches Ereignis nicht noch einmal hätten viele kranke Arbeitnehpassiert, sagte der evangelische mer kaum Chancen auf eine Superintendent Helmut Aßmann Anerkennung, fügte sie hinzu. am Montag in Hildesheim. Die Das gelte, obwohl den BerufsSchlacht um das sowjetische Stagenossenschaften die Zusamlingrad und heutige Wolgograd menhänge zwischen Arbeitsbegilt als eine der größten des dingungen und ErkrankungsrisiZweiten Weltkrieges, sie forderte ken bekannt seien. Sie hätten mehr als 700.000 Todesopfer. eine Ermittlungspflicht bei Verdacht auf eine Berufskrankheit. Nach dem deutschen Angriff auf Aus diesen Daten könnten die die Stadt wurden 1942 mehr Krankenkassen dann Hinweise als 230.000 Soldaten der Wehrableiten, ob Versicherte möglimacht und ihrer Verbündeten cherweise berufsbedingt erkrankt durch die Rote Armee eingekesseien. selt. Mehr als 100.000 Soldaten der Wehrmacht kehrten nicht aus Die Arbeitnehmerkammer fordert der Kriegsgefangenschaft zurück. neben einem erleichterten AnerDie Ausstellung im Rathaus zeigt Bildunterschrift: Informationen zu Inhalt, Fotograf und Urheberrechten. Text kennungsverfahren zudem mehr vom 15. Oktober bis zum 23. zu Testzwecken erstellt. Prävention, um BerufskrankheiNovember die Geschichte von heim. Der Gottesdienst zur Eröff- Andreas-Kirche gefeiert. (8134/ epd lnb cmo mir ten von vornherein zu vermeiden. Soldaten aus dem Raum Hildes- nung wird um 14 Uhr in der St.- 08.10.12) Unsere Gesellschaft kann es sich nicht leisten, dass immer weniger Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gesund bis zur Rente arbeiten können - hier ist auch die Politik gefordert, sagte Reuhl,

Wochenspiegel Ausgabe: test1

March 5, 2013, Dortmund

Kirchen erteilen christlichem Zionismus Absage

Kirche und Minister begrüßen Beschluss zur Beschneidung

Faire Rosen erreichen Marktanteil von 20 Prozent

Ausgabe: test1

ter als die der Jungen, betonte Danuta Sacher von terre des hommes. Weltweit besuchten 75 Millionen Mädchen noch nicht einmal die Grundschule oder zumindest den untersten Jahrgang einer weiterführenden Schule: Die strukturelle Diskriminierung von Mädchen ist ein Skandal. Der Schlüssel für Verbesserungen liege in der Aufklärung der Eltern und der besseren Schulund Berufsausbildung für Mädchen. Wichtig sei auch, ihr Selbstwertgefühl zu stärken. Das hilft ihnen, sich in der Gemeinschaft gegen Zwang und Ausbeutung zur Wehr zu setzen. Der InternaBildunterschrift: Informationen zu Inhalt, Fotograf und Urheberrechten. Text tionale Mädchentag ist ein von den Vereinten Nationen initiierter zu Testzwecken erstellt. Aktionstag, der in diesem Jahr In den Entwicklungsländern ist frauen unter 15 voraussichtlich erstmals am 11. Oktober begander Stiftung zufolge jedes dritte auf 50 Millionen und damit auf gen wird. Er soll auf die weltweite Mädchen mit 18 Jahren verhei- das Doppelte. Benachteiligung von Mädchen ratet. Zehn Prozent sind sogar hinweisen. (0171/10.10.12) jünger als 15 Jahre. Bis zum Jahr Auch die Bildungschancen von 2020 steige die Zahl der Ehe- Mädchen seien deutlich schlech- epd lnb mas mig

Nach Angaben der Atomkraftgegner wird die 1979 in Betrieb genommene Brennelementefabrik Lingen vom französischen Konzern AREVA NP betrieben. Obwohl die Anlage Atomkraftwerke weltweit mit Brennstäben versorge, werde sie in dem sogenannten Atomausstiegsgesetz mit keinem Wort erwähnt, kritisieren sie in einer gemeinsamen Presseerklärung. (1037/ 11.10.12)

Drei von vier Katholiken in der Diözese Rottenburg-Stuttgart haben noch nie ernsthaft über einen Austritt aus ihrer Kirche nachgedacht. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Befragung von 3.176 Katholiken, die am Mittwoch in Stuttgart vorgestellt wurde. Wer über einen Abschied von der Kirche nachdenkt, tut dies der Umfrage zufolge in erster Linie, weil er sich entfremdet fühlt (35 Prozent). Finanzielle Gründe werden nur von 15 Prozent genannt. Die Kirchentreue der Katholiken ist in Baden-Württemberg ähnlich wie die der Protestanten: Eine Untersuchung unter evangelischen Christen hatte im vergangenen Jahr ergeben, dass auch bei ihnen 75 Prozent noch nie über einen Austritt nachgedacht haben. Fast jeder zweite Bildunterschrift: Informationen zu Inhalt, Fotograf und Urheberrechten. Text Protestant betrachtet sich selbst zu Testzwecken erstellt. als engagiertes Kirchenmitglied. den Befragten kontrovers beur- Rund 72 Prozent der Befragten teilt. 52 Prozent sagen, die Kir- stimmten der Aussage ganz oder Großes Interesse äußern Katho- che habe dadurch an Glaubwür- überwiegend zu, dass das Chrisliken der neuen Studie zufolge digkeit gewonnen - 48 Prozent tentum Fundament des westlidaran, dass sich ihre Kirche auch verneinen dies. Doch stimmen chen Wertesystems bleiben wird. künftig in gesellschaftliche Be- 87 Prozent der Aussage ganz 69 Prozent empfehlen der Kirche, lange einmischt. Ganz oben auf oder eher zu, dass die Kirche wei- weniger abgehoben und lebensder Wunschliste steht dabei der terhin offensiv mit dem Thema naher zu kommunizieren. Dass Bereich Soziales, wo 23 Prozent Missbrauch umgehen solle. sie offener kommunizieren und Bedarf für Engagement sehen. ihren Mitgliedern besser zuhören Auch Lebenshilfe und Gesell- Unter den von den Verfassern be- soll, ist ganz oder überwiegend schaftspolitik sind stark gefragt. schriebenen gesellschaftlichen der Wunsch von 79 Prozent. Geringes Interesse besteht da- Gruppen bilden die Gemeinwohlgegen in den Bereichen Sexual- Kommunizierer das Leitmilieu Diözesanbischof Gebhard Fürst lehre und Zölibat, Seelsorge und der katholischen Kirche. Reiner sieht in den Ergebnissen einen Gemeindearbeit. App vom Pragma-Institut (Reut- Beleg dafür, dass der Gotteslingen/Bamberg), das die Befra- glaube bei sehr vielen MenAnlass für die Untersuchung war gung ausführte, nannte diese schen nach wie vor tief veraneine Welle von Kirchenaustrit- Gruppierung auch das Winfried- kert sei. Die lange Zeit vorherrten in der Diözese Rottenburg- Kretschmann-Milieu. Es seien oft schende Meinung, der ModerniStuttgart. Sie verzeichnet seit 22 ältere, sehr engagierte Kirchen- sierungsprozess sei identisch mit Jahren im Durchschnitt 10.650 mitglieder, die sich besonders für fortschreitender Säkularisierung Austritte pro Jahr. Einen Rekord gesellschaftliche Belange interes- und Glaubensauflösung, hat sich gab es 2010 mit 15.650 Aus- sierten. Dagegen habe der kon- nicht bestätigt, sagte er. Fürst tritten nach Bekanntwerden von servative Aktivist, der auch als bedauert, dass bei den Themen, Fällen sexuellen Missbrauchs in extremer Traditionalist beschrie- mit denen sich die Kirche der Beder Kirche. Dass es in der Kirche ben wurde, statistisch gesehen in fragung zufolge stärker beschäfeine unabhängige Kommission der katholischen Kirche eine ver- tigen sollte, die Ökumene weit zu diesem Thema gibt, wird von schwindend geringe Bedeutung. hinten rangiere.

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Andererseits wünschten sich fast 90 Prozent ein engeres Miteinander von kirchlichen und nichtkirchlichen Akteuren in der Gesellschaft. Die Kirche müsse sich noch stärker in Diskussionen und Prozesse einmischen als Anwältin für ein Mehr an Humanität und Menschenwürde. Eine weitere Folgerung des Bischofs: Seelsorgeeinheiten dürfen nicht zu anonymen Großorganisationen werden, weil sonst die Entfremdung von Mitgliedern und damit ihre Austrittsbereitschaft verstärkt würde. Für die Gesamtstudie wurden zwischen März und Juni vergangenen Jahres 3.176 Katholiken und 1.055 Nichtkatholiken befragt. epd lbw rks

In einem ZDFFernsehgottesdienst hat die Paderborner Superintendentin Anke Schröder zu Toleranz und Versöhnung aufgerufen. Anlässlich des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus am Sonntag sagte die evangelische Theologin, die Vergangenheit sei nicht vergessen. Das gelte sowohl für das Leid der Opfer als auch für die Schuld der Täter.

Jesus eröffne die Möglichkeit, dem Leben eine andere Richtung zu geben, sagte Schröder. So könnten Überlebende die Hand zur Versöhnung reichen, so übernähmen Nachkommen der Täter die Verantwortung, für Freiheit und Demokratie einzutreten, sagte die Superintendentin in dem Gottesdienst, der von der Wewelsburg bei Paderborn übertragen wurde. Gerade als Deutsche sind wir aufgerufen, Freiheit und Menschenwürde als kostbares Gut zu begreifen, mahnte die Theologin. Die Wewelsburg sollte während des Nationalsozialismus zu einem ideologischen Zentrum der SS ausgebaut werden. KZHäftlinge aus dem nahe gelegenen Konzentrationslager Niederhagen wurden in den Mauern der Wewelsburg auf brutale Weise zu Bauarbeiten gezwungen. Heute sind in der Burg ein Museum sowie die Erinnerungs- und Gedenkstätte Wewelsburg untergebracht. epd lwd jup

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Wochenspiegel Ausgabe: test2

Paderborn Fernsehgottesdienst erinnert an NS-Opfer In einem ZDFFernsehgottesdienst hat die Paderborner Superintendentin Anke Schröder zu Toleranz und Versöhnung aufgerufen. Anlässlich des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus am Sonntag sagte die evangelische Theologin, die Vergangenheit sei nicht vergessen. Das gelte sowohl für das Leid der Opfer als auch für die Schuld der Täter.

zu geben, sagte Schröder. So könnten Überlebende die Hand zur Versöhnung reichen, so übernähmen Nachkommen der Täter die Verantwortung, für Freiheit und Demokratie einzutreten, sagte die Superintendentin in dem Gottesdienst, der von der Wewelsburg bei Paderborn übertragen wurde. Gerade als Deutsche sind wir aufgerufen, Freiheit und Menschenwürde als kostbares Gut zu begreifen, mahnte die Theologin.

Jesus eröffne die Möglichkeit, dem Leben eine andere Richtung Die Wewelsburg sollte wäh-

rend des Nationalsozialismus zu einem ideologischen Zentrum der SS ausgebaut werden. KZHäftlinge aus dem nahe gelegenen Konzentrationslager Niederhagen wurden in den Mauern der Wewelsburg auf brutale Weise zu Bauarbeiten gezwungen. Heute sind in der Burg ein Museum sowie die Erinnerungs- und Gedenkstätte Wewelsburg untergebracht. epd lwd jup

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Licht-Projektion am Felix-Nussbaum-Haus in Osnabrück Das Osnabrücker FelixNussbaum-Haus präsentiert in diesem Herbst und Winter in den Abendstunden eine Lichtprojektion der Künstlerin Nikola Dicke. Vom 12. Oktober an erscheint bei Einbruch der Dunkelheit auf der Außenwand des turmartigen Gebäudeteils die projizierte Zeichnung eines Vogelkäfigs, teilte das Museum am Mittwoch mit. Hinzu kommen Projektionen von Vögeln, die das Museum zu umfliegen scheinen. Die Installation unter dem Titel inside out wird nach Angaben des Museums bis zum 27. Januar jeweils von 17 bis 24 Uhr zu sehen sein. Die Abfolge von EinBildunterschrift: Informationen zu Inhalt, Fotograf und Urheberrechten. Text zelzeichnungen erscheine dem zu Testzwecken erstellt. Betrachter wie ein Film. Nikola Dicke habe ihre Motive mit Nadeln entstanden. Der Betrachter solle Parallel zur Außen-Installation und Stiften in rußgeschwärzte sich die Zeit nehmen, über Frei- gibt es im Felix-Nussbaum-Haus Glasscheiben geritzt. heit und Gefangenschaft, über eine Ausstellung mit den OriginalSchutz und Gefahr nachzuden- Arbeiten der Künstlerin. Der BeDie in Osnabrück lebende und ken - und damit zugleich über die sucher könne dabei den künstleinternational ausstellende Künst- Bedingungen seiner Wahrneh- rischen Entstehungsprozess verlerin spiele außerdem mit op- mung und Existenz. Der jüdische folgen. Diese Präsentation ist tischen Täuschungen, wodurch Maler Felix Nussbaum wurde nur während der Öffnungszeiten die projizierten Vögel lebendig 1904 in Osnabrück geboren. Die des Museums zu sehen. (0152/ erschienen, hieß es. Die Instal- Nationalsozialisten ermordeten 10.10.12) lation ist nach ihren Angaben ihn 1944 im Vernichtungslager speziell für das Nussbaum-Haus Auschwitz. epd lnb mas mig

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Expertin warnt vor Überforderung am Arbeitsplatz

Ausstellung erinnert an Schlacht um Stalingrad Mit einer Ausstellung und einem ökumenischen Gottesdienst am 15. Oktober wird in Hildesheim an die Schlacht um Stalingrad vor 70 Jahren erinnert. Besonders die Kirche müsse die Erinnerung wachhalten, damit ein solches Ereignis nicht noch einmal passiert, sagte der evangelische Superintendent Helmut Aßmann am Montag in Hildesheim. Die Schlacht um das sowjetische Stalingrad und heutige Wolgograd gilt als eine der größten des Zweiten Weltkrieges, sie forderte mehr als 700.000 Todesopfer.

epd-Gespräch von: Martina Schwager Die Anti-Stress-Trainerin Monika Gruhl hat Unternehmen anlässlich der Woche der seelischen Gesundheit davor gewarnt, ihre Mitarbeiter zu überfordern. Aufgrund von Personalmangel müssten Angestellte in kürzerer Zeit immer komplexere Aufgaben erledigen, sagte Gruhl am Rande einer Veranstaltung im Kloster Wennigsen bei Hannover am Dienstag in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Es reicht nicht mehr aus, ordentlich seine Arbeit zu tun. Die Erwartungen sind riesig. Das führe häufig zu Erschöpfung und Burn-out.

Nach dem deutschen Angriff auf die Stadt wurden 1942 mehr als 230.000 Soldaten der Wehrmacht und ihrer Verbündeten durch die Rote Armee eingekesselt. Mehr als 100.000 Soldaten der Wehrmacht kehrten nicht aus der Kriegsgefangenschaft zurück. Die Ausstellung im Rathaus zeigt Bildunterschrift: Informationen zu Inhalt, Fotograf und Urheberrechten. Text vom 15. Oktober bis zum 23. zu Testzwecken erstellt. November die Geschichte von heim. Der Gottesdienst zur Eröff- Andreas-Kirche gefeiert. (8134/ epd lnb cmo mir Soldaten aus dem Raum Hildes- nung wird um 14 Uhr in der St.- 08.10.12)

Anti-Atom-Gruppen solidarisch mit Protesten in Lingen Anti-Atomkraftgruppen fordern erneut die sofortige Stilllegung aller Atomkraftwerke und Atomanlagen in Deutschland. Der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz in Bonn erklärte am Donnerstag seine Solidarität mit dem Protest von 15 Demonstranten von Robin Wood und Anti-Atominitiativen aus Osnabrück und dem Münsterland im niedersächsischen Lingen: Das AKW Lingen II und die UranBrennelementefabrik in Lingen müssen sofort stillgelegt werden.

Wochenspiegel

March 7, 2013, Dortmund

Die Bevölkerung soll eingelullt werden mit dem Hinweis, der Atomausstieg sei beschlossene Sache, erklärten die Demonstranten aus Osnabrück. Doch für die zwei deutschen Uranfabriken in Lingen und Gronau gebe es nicht einmal einen Abschalttermin. Dabei sorgten diese beiden Anlagen dafür, dass weltweit Atomkraftwerke betrieben werden könnten und hochgefährlicher Müll produziert werde, für den es kein Endlager gebe.

gegner wird die 1979 in Betrieb genommene Brennelementefabrik Lingen vom französischen Konzern AREVA NP betrieben. Obwohl die Anlage Atomkraftwerke weltweit mit Brennstäben versorge, werde sie in dem sogenannten Atomausstiegsgesetz mit keinem Wort erwähnt, kritisieren sie in einer gemeinsamen Presseerklärung. (1037/ 11.10.12)

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epd lnb lwd mig

Nach Angaben der Atomkraft-

resilient ist, kann Krisen überstehen. Mitarbeiter sollten sich mit ihren Stärken entfalten können und zum Beispiel nicht in ihrer Lösungssuche gebremst werden.

Resilienz sei nicht nur Stressbewältigung, sondern umfasse das gesamte Leben, erläuterte Gruhl. Gestärkte Menschen akzeptierten, was sie nachweislich nicht ändern könnten. Sie hätten Zuversicht und Selbstvertrauen. Und sie seien offen für Lösungsmöglichkeiten. Zu ihren Verhaltensstrategien in Krisenfällen gehört neben der Stressbewältigung auch die Suche nach Beziehungen, die ihnen helfen. Diese Die Sozialpädagogin hat 2005 Grundhaltungen und Strategien das sogenannte Resilienzzen- vermittle sie in ihren Trainingsprotrum in Osnabrück gegründet grammen, sagte Gruhl. Resilienz und ein Modell zur Stärkung der ist lernbar bis ins hohe Alter. eigenen Widerstandskraft entwickelt. Resilienz ist laut Gruhl die Zur bundesweiten Woche der Kraftreserve, die der Mensch in seelischen Gesundheit lädt seit Krisenzeiten mobilisieren kann, 2006 jährlich das Aktionsbündum diese Krisen zu überste- nis Seelische Gesundheit unter hen und sogar daran zu wach- Schirmherrschaft des Bundesgesen. Die Trainerin bietet Vorträge, sundheitsministers ein. Zu den Workshops und Seminare sowie mehr als 70 MitgliedsorganisaWeiterbildungen zum Resilienz- tionen zählen die SelbsthilfeverCoach an. Die Nachfrage von- bände der Betroffenen und Anseiten der Unternehmen habe in gehörigen sowie Vertreter aus den vergangenen Jahren stark den Bereichen Psychiatrie, Gezugenommen. sundheitsförderung und Politik. In mehr als 50 Städten und ReManchmal schickten die Firmen gionen sind in diesem Jahr vom zunächst ihre Mitarbeiter, die ler- Welttag der seelischen Gesundnen sollten mit Stress besser heit am 10. Oktober bis zum 21. umzugehen. Viel lieber seien ihr Oktober Aktionen zum Thema aber zuerst die Führungskräfte. psychische Gesundheit geplant. Diese könnten eine Kultur schaf- (9114/09.10.12) fen, die die Mitarbeiter stärkt. Nur ein Unternehmen, das insgesamt epd lnb mas cmo

Ausgabe: test2

March 7, 2013, Dortmund

Faire Rosen erreichen Marktanteil von 20 Prozent In Deutschland sind 2012 so viele fair gehandelte Rosen verkauft worden wie noch nie. Mit einem Plus von über 200 Prozent gegenüber dem Vorjahr erreichten die Fairtrade-Rosen einen Marktanteil von knapp 20 Prozent, erklärte die Initiative TransFair, die ein Siegel für fairen Handel vergibt, am Mittwoch in Köln. Damit sei Deutschland weltweit Marktführer im Absatz von fair gehandelten Rosen.

Das Himmelszelt der schleswig-holsteinischen Landesgartenschau in Norderstedt bei Hamburg steht künftig im niedersächsischen Kloster Loccum. Es soll dort als besonderer Ort für Andachten, Begegnungen, Konzerte und Vorträge genutzt werden, teilte der evangelische Kirchenkreis Hamburg-West am Mittwoch mit. Es sei erfreulich, dass das Himmelszelt in kirchlicher Nutzung bleibe, sagte Propst Karl-Heinrich Melzer. Das Kuppelzelt bestand aus einem Aluminium-Gerüst, das mit Klarsichtfolie bespannt war.

Die meisten Fairtrade-Rosen werden nach wie vor in Supermärkten vertrieben, erklärte TransFair-Geschäftsführer Dieter Overath. Rund 95 Prozent der 260 Millionen verkauften Rosen habe im vorigen Jahr der Lebensmitteleinzelhandel verkauft. Aber auch im Fachhandel wachse das Interesse. Geplant sind auch faire andere Blumensorten wie Nelken, Schleierkraut oder Weihnachtssterne.

Insgesamt hatten rund 90.000 Besucher das Himmelszelt besucht. 15 Paare wurden kirchlich getraut und zwölf Kinder getauft. Vor einem Jahr wurde es zum Ende der Landesgartenschau abgebaut. Mit dem Verkaufserlös Bildunterschrift: Informationen zu Inhalt, Fotograf und Urheberrechten. Text sei das Kirchenprojekt mit ei- zu Testzwecken erstellt. nem Etat von rund 500.000 Euro Das 1163 gegründete Zisterzi- sein 850-jähriges Bestehen. Das nover. (0204/10.10.12) jetzt finanziell ausgeglichen ab- enserkloster Loccum ist heute Tor steht offen – das Herz noch geschlossen, sagte Gunnar Ur- evangelisches Predigerseminar, mehr, heißt es in der Einladung epd lnb lnh mig bach, ehemaliger Pastor der Lan- Tagungs- und Veranstaltungsort. von Abt Horst Hirschler, dem desgartenschau. Es feiert im kommenden Jahr früheren Landesbischof in Han-

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Weltweit werden nach Angaben von TransFair auf 50 Plantagen unter fairen Bedingungen Blumen gezüchtet. Die meisten fairen Blumen auf dem deutschen Markt stammten aus Kenia und Äthiopien. Der deutsche Verein TransFair entstand 1992 mit dem Ziel, benachteiligten Kleinbauern und Arbeitern in Entwicklungsländern zu besseren Einkünften zu verhelfen. Der Verein handelt selbst nicht mit Produkten, sondern vergibt ein Siegel, wenn Kriterien wie Gesundheitsschutz eingehalten werden.

Kirchen erteilen christlichem Zionismus Absage

epd lwd fu

Studie: Pflegekräfte trotz hoher Belastung zufrieden und motiviert Trotz hoher Belastungen sind Pflegekräfte mit ihrer Arbeitssituation meist zufrieden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Universität Bielefeld im Auftrag der Stiftung Zentrum für Qualität in der Pflege, für die 297 Pflegekräfte schriftlich befragt wurden. Wie die Stiftung am Mittwoch in Berlin mitteilte, gehen 65 Prozent der Befragten gerne zur Arbeit. Zudem würden neun von zehn Pflegekräften ihre Aufgabe als wichtigen gesellschaftlichen Beitrag werten und seien in ihrem Job hochmotiviert. Nach Angaben der Berliner Stiftung gaben die Teilnehmer in der nichtrepräsentativen Studie an, dass sie ihr Fachwissen bei der täglichen Arbeit sehr gut einbringen könnten.

Gleichzeitig berichtet die Studie von wachsender Belastung: Mehr als die Hälfte der befragten Personen gab an, dass sich der Zeitdruck negativ auf die Arbeit auswirke. Über 30 Prozent der Befragten müssten ihre Arbeit sehr oft unterbrechen, um an anderer Stelle einzuspringen. Dabei epd pc fu

Die Stiftung Weltbevölkerung prangerte die zunehmende Verbreitung von Kinderehen in Entwicklungsländern an. Die Folge seien frühe Schwangerschaften und ein früher Tod im Kindbett, weil der Körper der Mädchen noch nicht reif sei, sagte Geschäftsführerin Renate Bähr. Komplikationen bei der Schwangerschaft oder Geburt seien in Entwicklungsländern die Haupttodesursachen für Mädchen.

Die Bremer Arbeitnehmerkammer hat das Anerkennungsverfahren für Berufskrankheiten kritisiert und Erleichterungen gefordert. Im Land Bremen würden jährlich mehr als tausend Fälle mit Verdacht auf eine Berufskrankheit angezeigt, aber mit 360 weit weniger als die Hälfte anerkannt, sagte Kammerreferentin Barbara Reuhl am Mittwoch bei einer Arbeitsschutzkonferenz. Den Nachweis, dass ihre Erkrankung berufsbedingt sei, müssten die Betroffenen selbst erbringen. In vielen Fällen scheitert das Verfahren genau daran, sagte Reuhl. Ohne fachkundige Unterstützung hätten viele kranke Arbeitnehmer kaum Chancen auf eine Anerkennung, fügte sie hinzu. Das gelte, obwohl den Berufsgenossenschaften die Zusammenhänge zwischen Arbeitsbedingungen und Erkrankungsrisiken bekannt seien. Sie hätten eine Ermittlungspflicht bei Verdacht auf eine Berufskrankheit. Aus diesen Daten könnten die Krankenkassen dann Hinweise

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Autofasten wirkt nachhaltig

Ein Autofasten verändert laut einer aktuellen Studie das Mobilitätsverhalten der Teilnehmer auch über die Aktion hinaus. In der Untersuchung gaben mehr als 50 Prozent der Teilnehmer an, dass sie auch nach dem Ende der Fastenaktion im Alltag häufiger öffentliche Verkehrsmittel nutzen würden, wie die Evangelische Kirche im Rheinland am Freitag in Düsseldorf Der Schlüssel für Verbesserun- mitteilte. Außerdem würden sie gen liege in der Aufklärung der viel bewusster Auto fahren. Rund Eltern und der besseren Schul- vier Prozent hätten ihr Auto sogar und Berufsausbildung für Mäd- abgeschafft. chen. Wichtig sei auch, ihr Selbstwertgefühl zu stärken. Das hilft Für die Evaluation des Saarihnen, sich in der Gemeinschaft brücker sozialwissenschaftlichen gegen Zwang und Ausbeutung iSPO-Instituts wurden rund 725 zur Wehr zu setzen. Der Interna- Teilnehmer der Fastenaktion aus Bildunterschrift: Informationen zu Inhalt, Fotograf und Urheberrechten. Text tionale Mädchentag ist ein von den Jahren 2010 bis 2012 beden Vereinten Nationen initiierter fragt. Die Ergebnisse wurden am zu Testzwecken erstellt. Aktionstag, der in diesem Jahr Freitag in Trier vorgestellt. Zu der In den Entwicklungsländern ist frauen unter 15 voraussichtlich erstmals am 11. Oktober begander Stiftung zufolge jedes dritte auf 50 Millionen und damit auf gen wird. Er soll auf die weltweite Mädchen mit 18 Jahren verhei- das Doppelte. Benachteiligung von Mädchen ratet. Zehn Prozent sind sogar hinweisen. (0171/10.10.12) jünger als 15 Jahre. Bis zum Jahr Auch die Bildungschancen von 2020 steige die Zahl der Ehe- Mädchen seien deutlich schlech- epd lnb mas mig ter als die der Jungen, betonte Danuta Sacher von terre des hommes. Weltweit besuchten 75 Millionen Mädchen noch nicht einmal die Grundschule oder zumindest den untersten Jahrgang einer weiterführenden Schule: Die strukturelle Diskriminierung von Mädchen ist ein Skandal.

Arbeitnehmerkammer: Berufskrankheiten leichter anerkennen ableiten, ob Versicherte mögli- Der Beweis, dass die Krankheit cherweise berufsbedingt erkrankt wirklich beruflich bedingt ist, ist seien. nach Angaben des Beraters Rolf Spalek schwierig zu führen. GeDie Arbeitnehmerkammer fordert sundheitliche Schäden zeigten neben einem erleichterten Aner- sich oft erst viele Jahre später. kennungsverfahren zudem mehr Dazu komme, dass Unterlagen Prävention, um Berufskrankhei- über die Belastung am Arbeitsten von vornherein zu vermeiden. platz einer vor vielen Jahren ausUnsere Gesellschaft kann es sich geführten Tätigkeit oft nicht mehr nicht leisten, dass immer weniger vorlägen. Deshalb dürften die GeArbeitnehmerinnen und Arbeit- sundheitsakten eines Betriebes nehmer gesund bis zur Rente auch dann nicht vernichtet werarbeiten können - hier ist auch den, wenn die Firma pleitegehe. die Politik gefordert, sagte Reuhl, die eine Beratungsstelle unter Die kostenlose Beratung der Ardem Dach der Kammer leitet. beitnehmerkammer wird befristet bis Ende des Jahres mit EUDiese Stelle wurde im vergange- Geldern gefördert. Sie wird wisnen Jahr eingerichtet, weil Betrof- senschaftlich begleitet und soll fene bis dahin oft erfolglos ver- helfen, eine Datenbank aufzusucht hatten, eine Anerkennung bauen. Zudem entwickelt sie ein durchzukämpfen. So seien allein Konzept, um Berufskrankheiten in Bremen nachweislich mehr zu vermeiden. Betriebe sollen als 5.000 Menschen durch den beim Arbeits- und Gesundheitsberuflichen Kontakt mit Asbestfa- schutz unterstützt werden. (0188 sern an Asbestose, Lungen- oder /10.10.12) Kehlkopfkrebs erkrankt, hieß es. Davon hätten lediglich 2.600 eine epd lnb sel mig Entschädigung erhalten.

Ausgelöst hat den Zwist der türkische Archäologie-Professor Nevzat Çevik von der AkdenizUniversität in Antalya. Er fordert den Vatikan und das Bistum Lausanne, Genf und Freiburg auf, die Gebeine des heiligen Nikolaus aus der Schweiz und anderen Orten in sein Herkunftsland zurückzugeben - und das ist die heutige Türkei. In Freiburg reagiert man empört auf das Ansinnen, Medien berichten schon von einem aufziehenden Religionskrieg.

Nikolaus (geboren etwa 270, gestorben etwa 342) wirkte im 4. Jahrhundert als Bischof von Myra (heute Demre im türkischen Südanatolien). Orthodoxe und katholische Christen schreiben dem überaus populären Heiligen etliche Wundertaten zu. Öl, das aus seinen Gebeinen floss, soll Kranke geheilt haben. Der Überlieferung nach starb Nikolaus an einem 6. Dezember, in Demre steht sein Sarkophag. Seit 1.500 Jahren pilgern Gläubige aus der ganzen Christenheit in den Ort.

betswoche für die Einheit der Christen bezeichnete der Papst die geistliche Einheit als Herz der Ökumene. Der Dialog der Konfessionen werde jedoch keine Ergebnisse bringen, wenn er nicht von konkreten Gesten begleitet wird, die die Heilung der Erinnerungen und der Beziehungen begünstigen. Grundlage des Gesprächs bleibe der Glauben, Bei einer ökumenischen Vesper ohne den die Ökumene auf Abin der Basilika St. Paul vor den kommen reduziert werde, denen Mauern zum Abschluss der Ge- es im gemeinsamen Interesse

beizutreten gelte. Unterschiedliche Auffassungen in Glaubensfragen dürften nicht vernachlässigt werden, sondern müssten mutig in einem Geist der Brüderlichkeit und des gegenseitigen Respekts angegangen werden, mahnte der Papst im Beisein von Vertretern anderer Kirchen. epd bg fu

In den vergangenen 15 Jahren beteiligten sich fast 20.000 Menschen in der Fastenzeit am Verzicht aufs Autofahren und der Suche nach alternativen Mobilitätsformen. Die nächste Aktion findet zwischen dem 25. Februar und dem 24. März statt. Träger der Aktion Autofasten sind die Bistümer Trier, Mainz und Speyer, der Diözesanrat der Katholiken im Bistum Aachen, die evangelischen Kirchen im Rheinland, in Hessen-Nassau und in der Pfalz sowie die Katholische Kirche im Großherzogtum Luxemburg. epd lwd fu

brachten sie in das süditalienische Bari. Die Männer wollten die Schätze vor den muslimischen Sarazenen schützen.

Doch wie gelangten einige der Knochen nach Freiburg? Nachdem die Freiburger sich im 12. Jahrhundert unter den Schutz des heiligen Nikolaus gestellt hatten, wurden Stimmen laut, Gebeine des Patrons in der Stadt aufzubahren. Im Jahr 1405 brachte ein Abt Reliqiuen von einer Pilgerfahrt von Rom nach Freiburg. Seit 1506 bewahrt die Der heilige Nikolaus ist auch für Kathedrale St. Nikolaus einige die muslimische Welt wichtig. Er der Gebeine auf - auf Geheiß des hat versucht, das Christentum zu Papstes. verbreiten, das auch eine Religion Gottes war, betont Professor Und dort sollen sie auch für imÇevik. Er will, dass die Nikolaus- mer bleiben - so sagen es die Gebeine in dem leeren Grab in Domherren. Niemals werden wir der Türkei ruhen. Der Professor die Reliquien des heiligen Nikosetzt darauf, dass die türkische laus hergeben, stellt der Propst Regierung sich seine Forderung Claude Ducarroz klar. Die Gezu eigen macht. Bislang aber beine gehören der Kirche und haben die politisch Verantwort- dem Freiburger Volk, sie haben lichen in Ankara noch keinen für uns eine enorme religiöse, Anspruch auf die Reliquien erho- historische und kulturelle Bedeuben. tung. Von einem Diebstahl der Gebeine vor fast 1.000 Jahren Die Befürworter einer Rückgabe will der Propst nichts wissen. Die führen vor allem den Diebstahl Reliquien hätten sich immer in der Nikolaus-Gebeine im Jahr christlichen Händen befunden. 1087 aus der Kirche zu Myra ins Feld: Christliche Seeleute epd her jup entwendeten die Reliquien und

Ökumene stärkt Glaubwürdigkeit der Kirchen Papst Benedikt XVI. hat die sinkende Bedeutung des Christentums in vielen Ländern als Herausforderung für Kirchen unterschiedlicher Konfession bezeichnet. Die Einheit ist gewissermaßen Voraussetzung für eine immer glaubwürdigere Verkündigung des Glaubens, sagte er am Freitag in Rom.

Klima-Schutz-Aktion Autofasten rufen die beiden großen Kirchen im Südwesten Deutschlands sowie in Luxemburg auf.

Streit um Nikolaus

Imposant ragt die Kathedrale St. Nikolaus über den mittelalterlichen Kern der Stadt Freiburg. Das Gotteshaus bildet den optischen und spirituellen Mittelpunkt der ehrwürdigen Schweizer Bischofsstadt. Und in den Gemäuern von St. Nikolaus findet sich eine wahre Schatzkammer: Gemälde, Skulpturen und Glasarbeiten, Gold und Silber. Doch jetzt ist ein Streit um einen Teil der Kostbarkeiten entbrannt: ein Streit um Gebeine des heiligen Nikolaus von Myra. Sie ruhen seit dem Spätmittelalter in Freiburg, dessen Schutzpatron der legendenumwobene Nikolaus ist. Heute ist die silberne Arm-Reliquie in der St.-MichaelKapelle der Kathedrale zu bestaunen.

Bildunterschrift: Informationen zu Inhalt, Fotograf und Urheberrechten. Text zu Testzwecken erstellt.

propagiert die Vorstellung, das gegenwärtige Zeitalter münde in der Rückkehr aller Juden aus der Diaspora in das Land Israel und in die Wiederherstellung Israels. Seine Anhänger befürworten die israelische Siedlungstätigkeit in den besetzten Gebieten und lehnen deren Rückgabe ab. Sie sehen darin ein Zeichen für den Beginn der Endzeit und die Wiederkehr des Messias. Einflussreiche Anhänger hat er vor allem unter christlichen Fundamentalisten in den Vereinigten Staaten, in Deutschland werden christlichzionistische Positionen nur von wenigen Gruppierungen vertreten.

der EKD, sowie der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands erarbeitet. Sie sei ein Beitrag zu einer Neubestimmung des Verhältnisses von Christen und Juden, heißt es im Vorwort. Ebenso trägt sie zur unerlässlichen Frage bei, wie die evangelischen Kirchen ihre Solidarität mit dem Staat Israel mit dem Engagement für eine selbstbestimmte, gerechte und friedliche Zukunft aller Bewohner des Landes der Bibel verbinden können.

Christen aus der Region ausgewandert. Die Schrift bekräftigt den Konsens über die verbleibende Verbundenheit der Christen mit Israel als dem erstberufenen Volk Gottes und bejaht das Existenzrecht des Staates Israel. Die Orientierungshilfe knüpft an frühere EKD-Studien zum Thema Christen und Juden sowie die Studie Kirche und Israel der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa an. In den meisten evangelischen Landeskirchen in Deutschland nimmt die Verfassung ausdrücklich auf das Verhältnis von Kirche und Judentum Bezug. (0067/10.10.12)

Der Text skizziert die Kirchengeschichte des Heiligen Landes und die aktuellen Situation von Christen und Kirchen in der ReDie Orientierungshilfe wurde im gion. Christen in den besetzten Auftrag der Evangelischen Kir- Gebieten litten unter Isolierung epd lnb bas mir che in Deutschland (EKD), der und eingeschränkter BewegungsUnion Evangelischer Kirchen in freiheit. Als Folge seien viele

Wochenspiegel

March 7, 2013, Dortmund

Hilfswerke prangern Diskriminierung von Mädchen an Hilfsorganisationen haben zum ersten internationalen Mädchentag an diesem Donnerstag darauf aufmerksam gemacht, dass Mädchen in vielen Ländern und Gesellschaften diskriminiert und vernachlässigt werden. Mädchen würden bei der Versorgung mit Nahrung und Medizin benachteiligt, und Millionen weiblicher Föten würden noch immer gezielt abgetrieben, berichtete das Kinderhilfswerk terre des hommes am Mittwoch in Osnabrück.

Die evangelischen Kirchen in Deutschland grenzen sich vom christlichen Zionismus ab. Dessen Lehren und Praxis verschärften den israelischpalästinensischen Konflikt und widersprächen dem biblischen Gebot der Versöhnung und der Feindesliebe, wird in dem Text Gelobtes Land? kritisiert, der am Mittwoch in Hannover veröffentlicht wurde. Darin wird christlich-zionistischen Positionen, die etwa in der Einwanderung der Juden nach Israel ein Zeichen für die baldige Erfüllung biblischer Prophezeiungen sehen, auch aus theologischer Sicht widersprochen.

könnten vorgesehene Pausen oftmals nicht eingehalten werden. Der christliche Zionismus basiere auf einer Engführung bibDiese Belastungen haben laut lischer Aussagen, argumentieren der Stiftung Auswirkungen auf die evangelischen Kirchen. Er den Gesundheitszustand: Jede konstruiere endzeitliche Abläufe, fünfte Pflegekraft klage täglich für die es nur bedingt biblische über Rückenschmerzen. Zudem Quellen gebe. In dem Text wird arbeite jede vierte Pflegekraft zudem kritisiert, nach christlichmit Schmerzen im Schulter- und zionistischen Vorstellungen hätNackenbereich weiter. Mehr als ten Nichtjuden kein Lebensrecht ein Drittel der Befragten gab au- in Israel und dürften nur als Landßerdem an, dass ihr Beruf nicht und Rechtlose dort wohnen. Das mit ihrem Familienleben verein- verletzt den biblischen Wert der bar sei. Gerechtigkeit und grundlegende Menschenrechte. Vor dem Hintergrund des sich verschärfenden Fachkräfteman- Auch werde dem Judentum kein gels empfahl das Zentrum für eigener Wert zugestanden. Dies Qualität in der Pflege in sei- sei im Kern judenfeindlich und ner Mitteilung eine bessere Vor- widerspreche den Grundsätzen sorgestrategie: Maßnahmen der des christlich-jüdischen Dialogs, betrieblichen Gesundheitsförde- heißt es. Überdies sei christlicher rung und Prävention werden im- Zionismus, weil er das Existenzmer wichtiger, um die vorhanden recht der Kirchen in der NahostPotenziale der professionell Pfle- Region verneine, unökumenisch. genden gezielt zu stärken und diese gesellschaftlich hochrele- Der christliche Zionismus hat vante Berufsgruppe langfristig im seine Ursprünge in der proBeruf zu halten, sagte Ralf Suhr, testantischen ErweckungsbeweVorstandsvorsitzender des Zen- gung des 19. Jahrhunderts. Er trums für Qualität in der Pflege.

Wochenspiegel Ausgabe: test2

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Himmelszelt von Landesgartenschau zieht ins Kloster

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March 7, 2013, Dortmund

Geld kaum Grund für Kirchenaustritt Erwartungen von Katholiken in Baden-Württemberg Drei von vier Katholiken in der Diözese Rottenburg-Stuttgart haben noch nie ernsthaft über einen Austritt aus ihrer Kirche nachgedacht. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Befragung von 3.176 Katholiken, die am Mittwoch in Stuttgart vorgestellt wurde. Wer über einen Abschied von der Kirche nachdenkt, tut dies der Umfrage zufolge in erster Linie, weil er sich entfremdet fühlt (35 Prozent). Finanzielle Gründe werden nur von 15 Prozent genannt. Die Kirchentreue der Katholiken ist in Baden-Württemberg ähnlich wie die der Protestanten: Eine Untersuchung unter evangelischen Christen hatte im vergangenen Jahr ergeben, dass auch bei ihnen 75 Prozent noch nie über einen Austritt nachgedacht haben. Fast jeder zweite Bildunterschrift: Informationen zu Inhalt, Fotograf und Urheberrechten. Text Protestant betrachtet sich selbst zu Testzwecken erstellt. als engagiertes Kirchenmitglied. den Befragten kontrovers beur- Rund 72 Prozent der Befragten teilt. 52 Prozent sagen, die Kir- stimmten der Aussage ganz oder Großes Interesse äußern Katho- che habe dadurch an Glaubwür- überwiegend zu, dass das Chrisliken der neuen Studie zufolge digkeit gewonnen - 48 Prozent tentum Fundament des westlidaran, dass sich ihre Kirche auch verneinen dies. Doch stimmen chen Wertesystems bleiben wird. künftig in gesellschaftliche Be- 87 Prozent der Aussage ganz 69 Prozent empfehlen der Kirche, lange einmischt. Ganz oben auf oder eher zu, dass die Kirche wei- weniger abgehoben und lebensder Wunschliste steht dabei der terhin offensiv mit dem Thema naher zu kommunizieren. Dass Bereich Soziales, wo 23 Prozent Missbrauch umgehen solle. sie offener kommunizieren und Bedarf für Engagement sehen. ihren Mitgliedern besser zuhören Auch Lebenshilfe und Gesell- Unter den von den Verfassern be- soll, ist ganz oder überwiegend schaftspolitik sind stark gefragt. schriebenen gesellschaftlichen der Wunsch von 79 Prozent. Geringes Interesse besteht da- Gruppen bilden die Gemeinwohlgegen in den Bereichen Sexual- Kommunizierer das Leitmilieu Diözesanbischof Gebhard Fürst lehre und Zölibat, Seelsorge und der katholischen Kirche. Reiner sieht in den Ergebnissen einen Gemeindearbeit. App vom Pragma-Institut (Reut- Beleg dafür, dass der Gotteslingen/Bamberg), das die Befra- glaube bei sehr vielen MenAnlass für die Untersuchung war gung ausführte, nannte diese schen nach wie vor tief veraneine Welle von Kirchenaustrit- Gruppierung auch das Winfried- kert sei. Die lange Zeit vorherrten in der Diözese Rottenburg- Kretschmann-Milieu. Es seien oft schende Meinung, der ModerniStuttgart. Sie verzeichnet seit 22 ältere, sehr engagierte Kirchen- sierungsprozess sei identisch mit Jahren im Durchschnitt 10.650 mitglieder, die sich besonders für fortschreitender Säkularisierung Austritte pro Jahr. Einen Rekord gesellschaftliche Belange interes- und Glaubensauflösung, hat sich gab es 2010 mit 15.650 Aus- sierten. Dagegen habe der kon- nicht bestätigt, sagte er. Fürst tritten nach Bekanntwerden von servative Aktivist, der auch als bedauert, dass bei den Themen, Fällen sexuellen Missbrauchs in extremer Traditionalist beschrie- mit denen sich die Kirche der Beder Kirche. Dass es in der Kirche ben wurde, statistisch gesehen in fragung zufolge stärker beschäfeine unabhängige Kommission der katholischen Kirche eine ver- tigen sollte, die Ökumene weit zu diesem Thema gibt, wird von schwindend geringe Bedeutung. hinten rangiere.

Rockmusical über Luther feiert Premiere Die Bremer evangelische Jugendkirche Garten Eden 2.0 feiert an diesem Freitag mit einem selbst produzierten Rockmusical zum Reformator Martin Luther (1483-1546) Premiere. In einer 45-minütigen Szenencollage unter dem Titel Luther setzt über gehe es um den Wunsch nach Veränderungen, Protest und Zivilcourage, erläuterte am Mittwoch die Leiterin der Jugendkirche, Almut Schmidt: Der Name Luther wird in dem Musical nicht genannt, aber man spürt seine Kraft. Das Musical ist Teil der Lutherdekade, die seit 2008 auf das Reformationsjubiläum 2017 vorbereitet. Dann erinnert die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) an den 500. Jahrestag des legendären Thesenanschlags Martin Luthers an der Schlosskirche in Wittenberg. Das

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Kirche und Minister begrüßen Beschluss zur Beschneidung Politiker und Religionsvertreter haben den am Mittwoch von der Bundesregierung gebilligten Entwurf für ein Beschneidungsgesetz begrüßt. Niedersachsens Justizminister Bernd Busemann (CDU) sagte in Hannover, die Entscheidung des Kabinetts schaffe Rechtssicherheit für Juden und Muslime. Die Beschneidung von Jungen werde so auch in Zukunft unter Einhaltung medizinisch-fachlicher Regeln möglich sein: Ich glaube, hier haben wir ein Ergebnis, mit dem alle gut leben können. Aus Sicht der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) stellt der Entwurf klar, dass die Entscheidung jüdischer und muslimischer Eltern zur Beschneidung eines Sohnes Teil der elterlichen Sorge ist. Die angestrebte gesetzliche Regelung entspreche der jahrzehntelangen Rechtspraxis in der Bundesrepublik, sagte der Präsident des EKDKirchenamtes in Hannover, Hans Ulrich Anke. Der Gesetzesvorschlag berücksichtige, dass es zur elterlichen Sorge gehöre, ein Kind in das religiöse Leben der Familie hinein zu nehmen. Zugleich ziehe er die notwendigen Grenzen für den Schutz des Kindes.

Andererseits wünschten sich fast 90 Prozent ein engeres Miteinander von kirchlichen und nichtkirchlichen Akteuren in der Gesellschaft. Die Kirche müsse sich noch stärker in Diskussionen und Prozesse einmischen als Anwältin für ein Mehr an Humanität und Menschenwürde. Eine weitere Folgerung des Bischofs: Seelsorgeeinheiten dürfen nicht zu anonymen Großorganisationen werden, weil sonst die Entfremdung von Mitgliedern und damit ihre Austrittsbereitschaft ver- Mit dem Gesetzentwurf aus dem Bundesjustizministerium im Aufstärkt würde. trag des Bundestages reagiert Für die Gesamtstudie wurden die Politik auf ein Urteil des zwischen März und Juni vergan- Kölner Landgerichts. Die kleine genen Jahres 3.176 Katholiken Strafkammer des Gerichts hatte und 1.055 Nichtkatholiken be- Ende Juni die Beschneidung eines muslimischen Jungen als fragt. Körperverletzung gewertet und damit für Rechtsunsicherheit bei epd lbw rks Juden und Muslimen gesorgt. In beiden Religionen gehört die Entfernung der Vorhaut bei Jungen zur Tradition.

Nach dem Gesetzentwurf bleibt Beschneidung in Deutschland erlaubt. Voraussetzung ist, dass die Regeln der ärztlichen Kunst eingehalten werden. Eltern müssen sich außerdem über die Risiken des Eingriffs aufklären lassen. Der Entwurf macht die religiöse Motivation nicht zur Bedingung. Trotzdem wird die besondere jüdische Praxis berücksichtigt, wonach der Eingriff häufig von einem Beschneider vorgenommen wird. Der Berliner Staatsrechtler Professor Christian Waldhoff wertete das Kölner Urteil rückblickend als juristischen Fehler. Es ist vermutlich ein Fehlurteil eines Untergerichtes, das nicht korrigiert werden konnte, weil keine Rechtsmittel eingelegt werden konnten, sagte er bei einer Diskussion der Leibniz-Universität Hannover. Eine religiöse Beschneidung sei nicht als Körperverletzung anzusehen, weil die Eltern stellvertretend für das Kind ihre Einwilligung gäben. Das sei inzwischen juristischer Konsens. Für den Zentralrat der Juden in Deutschland sagte der niedersächsische Verbandsvorsitzende Michael Fürst, das Kölner Urteil habe eine hysterische Debatte mit antisemitischen Zügen entfacht. Aus einem winzigkleinen Stückchen Haut wurde ein riesiges Problem. In keinem Land der Welt sei die religiöse Beschneidung verboten. Nur in Deutschland meinten einige, dies ändern zu müssen. Selbst im Dritten Reich gab es kein Verbot der Beschneidung. Fürst und Waldhoff begrüßten den Gesetzentwurf des Bundesjustizministeriums. (0168/10.10.12) epd lnb mig

Theologe Herbst: Kirchengemeinden müssen überschreiten

Milieugrenzen Ereignis markiert den Beginn der Reformation. Weltweit gibt es heute rund 400 Millionen Protes- Der evangelische Theologieprotanten, die in der Reformation fessor Michael Herbst hat den Kirihre geistlichen und konfessionel- chengemeinden empfohlen, mit len Wurzeln sehen. sensiblen Angeboten und regionaler Zusammenarbeit soziale Die Lutherdekade steht unter Milieugrenzen zu überschreiten. dem Motto Luther 2017 - 500 Stark seien Kirchen und GemeinJahre Reformation und rückt Jahr den in den traditionsorientierten für Jahr zentrale Einsichten des und bürgerlichen Milieus, sagte Reformators Martin Luther in den der Greifswalder Professor für Mittelpunkt. In diesem Jahr wird Praktische Theologie am Freitag etwa besonders die Bedeutung auf dem Zukunfts-Kongress des der Reformation für die Musik be- Gnadauer Gemeinschaftsverbanleuchtet, 2013 steht das Thema des in Erfurt. Wenig verankert Reformation und Toleranz im Mit- in Kirchengemeinden seien hintelpunkt. Die folgenden Jahre ste- gegen Menschen mit postmoderhen unter den Themen Politik, nem Lebensstil und aus der UnBild und Bibel sowie die eine terschicht. Welt. Die Theologin Margot Käßmann wirbt als Lutherbotschaf- Aber je stärker kirchliches Leterin für das Jubiläum. (0068/ ben sich mit dem Lebensstil der 10.10.12) älteren Milieus identifiziere, desto mehr schaffe dies Schranepd lnb sel mir ken, die Menschen anderer Milieus von Gemeindeleben fernhalte, warnte Herbst vor sozialer

und geistlicher Milieuverengung. Ohne Überschreitung von Milieugrenzen werde das Selbstverständnis einer für alle offenen Kirche nicht erfüllt. Vor diesem Hintergrund empfahl der Theologe eine gesunde Neugier auf Menschen. Gemeinde und Gemeinschaften sollten durch Spezialisierung, regionale Kooperation und sensible Angebote Anknüpfungspunkte für möglichst viele Milieus schaffen, sagte der Direktor des Instituts zur Erforschung von Evangelisation und Gemeindeentwicklung. Der Präses des Gnadauer Verbandes, Michael Diener, warb dafür, dass die Gemeinschaften sich den verändernden gesellschaftlichen Bedingungen stellen. epd rc fu

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Test 11: Finale Basiskonfiguration

Anhang B

Nachweis Internetquellen

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ANHANG B. NACHWEIS INTERNETQUELLEN

Nachweis Internetquelle für [BAA]

ANHANG B. NACHWEIS INTERNETQUELLEN

Nachweis Internetquelle für [BG]

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ANHANG B. NACHWEIS INTERNETQUELLEN

Abbildungsverzeichnis 2.1

Beispiel für Bilder im Layout . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

3.1

Beispiel Slicing-Floorplan und Non-Slicing-Floorplan . . . . . . . . . . . . . 18

4.1 4.2

Schematischer Evolutionszyklus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Pareto-Dominanz und Pareto-Front . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31

6.1 6.2 6.3 6.4 6.5 6.6 6.7 6.8 6.9 6.10 6.11

Verarbeitung von Eingabedaten durch ein DocScape-Regelwerk Schematischer Systementwurf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Beispiele für Artikelvarianten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Implementierte Templates . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abstrakte Artikelrepräsentation . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mehrdeutigkeit von Schnittbäumen in polnischer Notation . . . Unterschiede der Kompaktheit Slicing vs. Non-Slicing . . . . . Seitenrepräsentation mittels Dokumentbaum und Zuordnung zu Erzeugung eines gültigen Individuums für die Startpopulation . Anwendung Mutationsoperatoren . . . . . . . . . . . . . . . . . Vorgehen Bottom-Up Bewertung . . . . . . . . . . . . . . . . .

121

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Artikeldaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

6

39 40 41 43 45 52 54 55 58 67 74

122

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

Algorithmenverzeichnis 4.1

Schema evolutionärer Algorithmus ([KBK+ 11, S. 163]) . . . . . . . . . . . . 27

123

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ERKLÄRUNG

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Hiermit versichere ich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig verfasst habe und keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel verwendet sowie Zitate kenntlich gemacht habe. Dortmund, den 11. März 2013

Robert Später

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Datenträger

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