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Dirk Ohlerich

DINGO Anderson Agency Kriminalroman

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© 2017 AAVAA Verlag Alle Rechte vorbehalten 1. Auflage 2017 Umschlaggestaltung: AAVAA Verlag Coverbild: Lars Ohlerich Printed in Germany Taschenbuch: Großdruck: eBook epub: eBook PDF: Sonderdruck

ISBN 978-3-8459-2294-2 ISBN 978-3-8459-2295-9 ISBN 978-3-8459-2296-6 ISBN 978-3-8459-2297-3 Mini-Buch ohne ISBN

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Man muss die Tatsachen kennen, bevor man sie verdrehen kann... Mark Twain eig. Samuel Langhorne Clemens amerikan. Schriftsteller u. Satiriker, 1835 – 1910

Vergangenheit ist der Prolog zur Gegenwart! Unbekannt

Drei Menschen können ein Geheimnis bewahren ...wenn zwei von ihnen tot sind! Benjamin Franklin, amerikanischer Schriftsteller und Staatsmann, 1706 – 1790 4

RÜCKBLICK 1 Ein Dezembertag, Vormittags, 'Dingo –Station', irgendwo im Nichts der 'Northern Territories'( Australien). Es war nicht leicht für Randolph C. Fenwick, hier draußen in der Halbwüste des Outbacks einen Weihnachtsbaum zu besorgen. Aber er meisterte auch dieses, wie schon einiges zuvor, das die allgemein sich ausbreitende Weihnachtsvorfreude zu torpedieren drohte. Randy, wie er sich gerne von Freunden und Verwandten nennen ließ, hatte die Station erst vor einem halben Jahr von seinen Eltern übernommen und kämpfte immer noch darum, diese in den Griff zu bekommen und in die Gewinnzone zu führen. Seine Eltern hatten vor gut zwölf Jahren einen ersten Versuch auf dem Gebiet der Viehzucht gestartet und waren jämmerlich gescheitert, weil sein 5

Vater und dessen Frau als Quereinsteiger im Farmbetrieb große Probleme bekamen. Dann kam sein Vater auf die Ideen die abgelegene Station ein zweites Standbein zu stellen. Das sollte ein neu eingeführtes Tourismussegment bringen, wie sein Vater der Familie es immer wieder gerne vollmundig und ausufernd erklärte. Diesen Wortlaut hatte ihm der Berater seiner Bank bei dem Finanzierungsgespräch aufgeschwatzt. Nur war es so, dass er und seine Frau nicht die Richtigen für so einen zusätzlichen Geschäftszweig waren, sie waren es ja auch nicht für den Ranchbetrieb. Fenwick Senior war so ganz und gar nicht der Typ für einen Dienstleistungsbetrieb, seine natürliche Arroganz stand ihm da gewaltig im Wege. Und jemanden von außerhalb für die Touristenbetreuung einzustellen kam für ihn sowieso nicht in Frage. Bloß keinen zusätzlichen Kostenfaktor! 6

Also trockneten die großen Pläne in der gnadenlosen Wüstensonne ganz schnell wieder ein. Halbherzig vermieteten sie ein paar kleine Hütten, ein lukratives Geschäft wurde es bei weitem nicht. Eher schlecht und recht wurstelten die alten Fenwicks noch ein paar Jahre vor sich hin bis sie irgendwann entnervt das Handtuch warfen und die ganze Station ihrem Sohn und seiner Familie in die Hand drückten. Enttäuscht von dem Leben und den geplatzten Träumen hier draußen, dauerte es kaum zwei Jahre bis Lionel und Anna Fenwick in kurzen Abständen starben. Verbittert und missverstanden bis zu ihrem Tod. Fenwick Junior sah nachdenklich in die Glut des Nachmittags hinaus, die rötliche Sonne hatte sich hinter ein paar dunkle Wolken zurückgezogen und strebte in ihrem Schutz dem Horizont entgegen. Ein Stück vom Haupthaus entfernt hatten sie die beiden Alten begraben, auf einem kleinen Hügel, beschirmt von einem knorrigen Eukalyptusbaum. Er seufzte. 7

Wenn es nur damals besser gelaufen wäre, er und seine Familie hatten es mit Sicherheit heute leichter gehabt. Sie hatten nach der Übernahme von der 'Dingo –Station' wieder einmal bei Null angefangen und hofften das die alte Geschichte über die Gründe der damaligen Pleite längst vergessen und mit den damaligen Hauptpersonen begraben worden waren. Und niemand, wirklich niemand, sie wieder ausgraben würde, die Gründe. Das wäre das endgültige Aus für die Träume von einer prosperierenden Einnahmequelle hier draußen im Niemandsland. Als seine Eltern gestorben waren, starteten Fenwick und seine Frau einen zweiten Versuch an dem großen Geld des sich entwickelnden Tourismus hier draußen, teilzuhaben. Fenwick kündigte seinen Bürojob bei einer Bank in 'Alice Springs' und stürzte sich optimistisch kopfüber in das Abenteuer Tourismus und Ranchbetrieb. 8

Seine Frau Sheela Catarina, Sheela, wie sie es lieber hörte, teilte seinen Zweckoptimismus nicht. Und die drei Kinder der Beiden, zwei Mädchen und ein Junge, interessierte die ganze Sache schon gar nicht...noch nicht. Ihnen ging es darum genug Platz und Gelegenheiten zum Spielen zu haben, ansonsten waren ihnen alle derzeitigen und künftigen Probleme der Fenwicks herzlich egal. Die Viehzucht, lange Zeit eine einigermaßen sichere Einnahmequelle der alten Fenwicks, fuhr die nächste Generation drastisch zurück, es verblieb nur noch eine kleine Rinderherde als folkloristisches Beiwerk für das neue Konzept. Sheela Fenwick sah das nicht so gerne, aber sie schwieg. „Hoffentlich war das kein Fehler, Randy!“, ließ sie an den Tagen, an denen der Haussegen wieder einmal schief hing, deutlich hören. Fenwick seufzte erneut und öffnete die Heckklappe des Trucks, der im Leerlauf vor sich hin tuckerte und schleppte dann den kleinen, staubigen Euka9

lyptusbaum von der Ladefläche auf das Haupthaus zu, bei dem zwei seiner Kinder dabei waren, Girlanden aus buntem Bändern, Papier und Silberfolie vom Haus zu dem nahegelegen Carport zu spannen. „Nicht zu niedrig!“, schnauzte er den blonden Robert an, „Sonst bleibt da jemand von den Gästen daran hängen. Das wollt ihr doch nicht, oder?“ Robert murmelte etwas vor sich hin. Nur seine Schwester verstand ihn und kicherte. „Was war das?“, fragte Fenwick mit gerunzelter Stirn. „Nichts Dad!“, versicherte der Junge stotternd, „Garnichts.“ „Ist nicht wahr, Dad!“, krähte die kleinere Isabel, „Er hat...“ Sie stockte und warf einen unsicheren Blick zu ihrem Bruder. „Was hat er? Ich höre!“, Fenwicks Mine verfinsterte sich. „Er hat gesagt...hat gesagt...sind doch alles Arschlöcher, diese Leute! So etwas sagt man doch nicht, 10

oder Dad?“, stotterte das Mädchen eifrig mit glänzenden Augen. „Verdammte Petze!“, zischte der Junge und warf seiner Schwester böse Blicke zu. „Ich will so etwas nicht wieder hören, Robert! Nicht mal im Spaß! Haben wir uns verstanden?“, Fenwick starrte sein Sohn böse an. „Ja Dad. Tut mir Leid.“ Der schmächtige Mann nickte und schleppte seinen Baum in Richtung Haus. „Ach übrigen, wo ist Rhonda abgeblieben?“ Die Geschwister sahen sich an und zuckten im Gleichklang die Schultern. Fenwick nickte grimmig. „Mm. Hätte ich mir auch denken können. Wenn Ihr Eure Schwester seht, schickt sie zu mir. Alles klar?“ Isabel bejahte und steckte ihrem Bruder höhnisch die Zunge heraus, flüchtete dann als er ihr nachsetzte. Fenwick seufzte zum dritten Mal und schüttelte den Kopf. 11

Der leichte, heiße Wind ließ die Rolle mit den farbigen Stoffbändern von dem kleinen Hocker rollen und über den Hof taumeln um dann im Gestrüpp aus 'Spinnifex –Büschen am Zaun zum Rinderpferch zu landen. Dort verfingen sich die Stoffstreifen in den Spitzen der Blätter. Fenwick sah im Hof vor dem Haupthaus den staubigen Bus in der Glast der grellen Sonne stehen der am Vortag eine neue Reisegruppe herbei gekarrt hatte. Der klapprige Wagen kam von 'Ayers Rock 'oder 'wie es jetzt immer öfter hieß, von 'Uluru'. So nannten die Aborigines den riesigen, rötlichen Felsen. Er war in einer Tagesfahrt über das andere Touristik –Highlight, dem 'Kings Canyon' zur 'Dingo –Station gekommen. Fenwick kannte den Fahrer der Gruppe gut, ein in die bereitgehaltene Hand gesteckter kleiner Obulus dann und wann brachte ihn dazu, seine Gäste für ein oder zwei Nächte bei den Fenwicks zu 'parken'. 12

Randy schüttelte seufzend den Kopf als er sich den dürren Baum neben dem Hauseingang lehnte, da waren heute wieder einmal ein oder zwei Scheine fällig. Limey, der Fahrer wurde immer gieriger. Bald würde er einen weiteren Zehner erwarten und bekommen müssen. Die Gäste hielten sich im Moment in dem großen Raum im Haupthaus auf wie ihm das permanente Stimmengemurmel sagte, das durch das offene Fenster auf den Hof drang. Geschirrklappern aus der Küche und das Knarren von Tischen und Stühlen aus dem Raum zeigte den Hochbetrieb den seine Frau Sandra und die beiden jungen Aboriginefrauen aus der nahen Siedlung, zu bewältigen hatten. Das reguläre Küchenpersonal reichte an diesen Tagen nicht mehr aus. Die kommenden Feiertage warfen ihre Schatten voraus, es würde noch hektisch werden für die Fenwicks. Dabei war es keine Hilfe, dass ihre dem Teenager -Alter entwachsene, andere Tochter sich wieder einmal aus dem Staub gemacht hatte. Das 13

passierte immer, wenn vermehrt Arbeit auf der Station 'drohte'. Fenwick sah sich um. Von Rhonda war weit und breit nichts zu sehen. Auch bei den Stimmen, die aus der Küche im Seitentrakt drangen, war ihre nicht dabei. Fenwick knurrte. Das Mädchen hatte nur ihre Spinnereien im Kopf. Für die Familie blieb da keine Zeit. Und das die Jackaroos um sie herumtanzten, machte die Sache nicht leichter. ***

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ERSTES KAPITEL DER ANRUF Der Anruf erreichte uns in Venedig als unser Gondoliere gerade mit seinem Kahn in einen kleinen Seitenkanal abbog, um den Menschenmassen auszuweichen, die trotz des Dauerregens die Stadt im Wasser bevölkerten. Wasser von oben und von unten! Wasser von überall! Es fehlte die Sonne um die uralten, baufälligen Gebäude auf beiden Seiten der Kanäle schöner zu malen als sie wirklich waren. In dem grauen Herbstwetter sahen die Lagunenstadt so aus wie ihr Zustand war: miserabel bis katastrophal! Nur wenige Häuser und Paläste hatten wenigstens eine Teilrenovierung durchgemacht und überlebt. Einen Tupfer pflanzliches Grün war kaum auszu15