Die Zuwanderer müssen unsere Werte annehmen AWS

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SAMSTAG, 7. NOVEMBER 2015 // NR. 258, 71. JG // € 2,50

UNABHÄNGIGE TAGESZEITUNG FÜR ÖSTERREICH STANDPUNKT

Peter Gnaiger

Aufstehen, durchatmen und einfach leben

Anpassungsdruck . . .

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Die Zuwanderer müssen unsere Werte annehmen Unsere Bereitschaft, Flüchtlinge aufzunehmen, braucht den Willen der Zuwanderer, sich an unsere Werte zu halten.

LEITARTIKEL Viktor Hermann

9 015620 031564

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en Zustrom an Flüchtlingen zu bewältigen ist keine leichte Übung. Europas Gesellschaften schaffen das dank vieler Freiwilliger, dank des guten Willens von Bürgerinnen und Bürgern, dank der Tatsache, dass Europa reich ist. Sobald aber Flüchtlinge gültige Asylbescheide in Händen halten, beginnt die nächste, eine weit größere Aufgabe. Die Zuwanderer und die Einheimischen stehen dann vor der Aufgabe, zueinanderzufinden. Aus Asylbewerbern sollen in einem langwierigen Prozess, den wir „Integration“ nennen, Nachbarn werden, Mitschüler, Mitarbeiter und schließlich auch Mitbürger. Dieser Prozess ist für niemanden einfach. Nicht für die Zuwanderer, die in eine für sie fremde Kultur eintauchen müssen, die sie zunächst nicht verstehen, die ihnen nur manchmal freundlich gegenübertritt. Und dieser Prozess ist nicht einfach für die Einheimischen, die Fremde mit Distanz betrachten, manchmal mit einem gewissen Argwohn, weil ihnen Gebräuche und Verhaltensweisen der neuen Nachbarn fremd und ungewohnt sind. Die Hauptlast der Integrationsarbeit muss freilich vor allem bei denen liegen, die zu uns kommen. Sie sollten sich klarmachen, dass sie Freiheit, Unversehrtheit und Sicherheit erhalten, vielleicht sogar ein wirtschaftlich besseres Leben, als sie es bisher hatten. Im Gegenzug sollten sie rasch lernen, auf so manche ihrer erlernten Gewohnheiten und Einstellungen zu verzichten, weil sie nicht in das Umfeld ihres Gastlandes passen.

Die österreichische Gesellschaft kennt die weitgehende Trennung von Staat und Religionsgemeinschaften, von Politik und Glauben. Selbst der gläubigste Katholik, Protestant, Jude oder Muslim hat sich damit abzufinden, dass die Politik nicht von Bibel, Talmud oder Koran geleitet wird, sondern von einer Staatsphilosophie, die sich auf Menschen- und Bürgerrechte stützt, auf die freie Meinungsäußerung und den politischen Wandel durch Wahlen. Zuwanderern ist es zumutbar, das Nebeneinander von verschiedenen Glaubensrichtungen, ja auch des Unglaubens der Atheisten zu

Integration ist keine Einbahnstraße akzeptieren. Toleranz sollte auf dem gesellschaftlichen Lehrplan für alle Zuwanderer stehen. Religion ist Privatsache. Jeder darf erwarten, dass ihn niemand wegen seines Glaubens oder seines Unglaubens auch nur schief anschaut. Österreich verfügt über ein gut funktionierendes System von Zivilund Strafrecht. Dieses System ist imstande, alle rechtlichen Auseinandersetzungen zu klären (auch wenn das lange dauert). Die Schaffung eines parallelen Systems der Scharia-Richter ist nicht nur nicht notwendig, es muss mit allen Mitteln verhindert werden, dass ein solches Parallelrecht entsteht. Zuwanderer haben zu lernen, dass Diskriminierung aufgrund des Geschlechts genauso inakzeptabel ist wie jede andere Ungleichbehandlung von Menschen. Es wird

notwendig sein, unseren neuen Mitbürgern in dieser Republik rasch zu vermitteln, wie wichtig das ist. Jede und jeder verdient Respekt. Ein Vater, der sich weigert, mit der Lehrerin seiner Kinder zu reden, wird rasch lernen müssen, dass er in diesem Unrecht nicht verharren kann. Mädchen und Burschen haben dasselbe Recht auf Ausbildung und Karriere. Auch österreichische Väter des vergangenen Jahrhunderts haben mühsam gelernt, ihren Töchtern diese Chancen nicht zu verwehren. Weshalb also sollte das nicht auch einem Zuwanderer aus dem arabischen Raum, aus Afghanistan oder Tschetschenien möglich sein? Viele jener, die jetzt aus kriegsgeschüttelten und von Gewalt zerstörten Gegenden kommen, werden erst lernen müssen, Konflikte durch Gespräche zu lösen, durch die gewaltfreie Auseinandersetzung mit einem Opponenten, notfalls mithilfe von Anwälten und Gerichten. Für die Gesellschaft, die Fremde aufnimmt, ist die Umstellung nicht ganz so schmerzhaft. Sie braucht lediglich zu lernen, eine fremde Kultur nicht schon deshalb abzulehnen, weil sie „fremd“ ist. Fremde Menschen nicht schon deshalb scheel anzusehen, weil sie mit einem starken Akzent Deutsch sprechen, weil sie anders aussehen und weil sie es noch schwierig finden, sich in unsere Gesellschaft einzufügen. Guten Willen und Lernbereitschaft vorausgesetzt, kann dieser Integrationsprozess durchaus eine Bereicherung für alle werden.

Guten Morgen. Hier sind Sie richtig. Weil Sie beim Lesen der folgenden 67 Zeilen nichts zu befürchten haben. In den vergangenen Monaten wurden ja zahlreiche Studien mit besorgniserregenden Resultaten veröffentlicht. Ihr kleinster gemeinsamer Nenner lautet ungefähr so: Nichts ist so gefährlich wie das Leben. Das kann nicht kommentarlos geschluckt werden. Denn: Das Leben ist schön. Sogar das Wetter ist schön. Was ist das nicht für ein traumhaftes Jahr? Es ist so schön, dass man sich in Österreich noch im November wie in der Provence fühlen darf. Oder gleich wie Gott in Frankreich. Wenn da nur all die grantigen Autofahrer und kurzsichtigen Politiker nicht wären. Obwohl: Keiner kann sagen, ob die Autofahrer in diesem Land deshalb so grantig sind, weil die Politiker so kurzsichtig sind – oder umgekehrt. Aber eines ist auch gewiss: Der gelernte Österreicher ist nicht so mieselsüchtig, wie ihm das oft unterstellt wird. Er gewöhnt sich eher das Lesen ab als eine ungesunde Eigenschaft, die ihm Spaß macht. Und auch unsere Zukunftsängste sind in Wahrheit nur Chancen auf ein besseres Leben. Wenn die Pensionen wirklich unsicher sein sollten? Na und? Dann sorgen wir eben vor, indem wir in haltbare Sachen investieren, die wir auch im Alter gut gebrauchen können. Etwa in Wein, Cognac, gute Bücher, schöne Kleider, in eine geschmackvolle Musiksammlung, edle Möbel und in kubanischen Rum. Kubanischer Rum ist sowieso ein Geheimtipp. Das war noch auf keiner Wirtschaftsseite zu lesen: In Kuba fallen derzeit Zuckerrohrfelder den Spekulanten zum Opfer. Also wird es bald keinen kubanischen Rum mehr geben. Es ist gut möglich, dass die Kubaner mit ihrem seltenen Rum dann einfach die USA kaufen. Sie sehen: Es gibt wirklich keinen Grund, Trübsal zu blasen. Solange wir gesund und bei Verstand sind, sollten wir uns einfach an Marcel Pagnol halten. Er schrieb vor 100 Jahren: „Das Leben ist nicht das Problem – das Leben ist die Lösung.“ Daran hat sich bis heute – bis zum 7. November 2015 – nicht das Geringste geändert. [email protected]

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