Die Toten von Fort Point AWS

Ich bin David Connor, Privatdetektiv außer. Dienst und wohnhaft in San Francisco-. Tenderloin. Man sagt, Tenderloin sei das hei- ßeste Pflaster der Stadt. Da ich mich bei der. Aufklärung von Verbrechen oft illegaler Mit- tel bediente und in der Unterwelt ein und aus ging, kann ich dies nur bestätigen. Zudem war ich Leutnant ...
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Thomas Schmidt

Die Toten am Fort Point Thriller

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© 2013 AAVAA Verlag Alle Rechte vorbehalten 1. Auflage 2013 Umschlaggestaltung: AAVAA Verlag Coverbild: Fotolia, 55626939 - Golden Gate Bridge in San Francisco, California, USA© Alexander Demyanenko Printed in Germany Taschenbuch: Großdruck: eBook epub: eBook PDF: Sonderdruck:

ISBN 978-3-8459-1026-0 ISBN 978-3-8459-1027-7 ISBN 978-3-8459-1028-4 ISBN 978-3-8459-1029-1 Mini-Buch ohne ISBN

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Inhalt Einleitung Eigene Daten des Kevin Connor Brückenwache Ein neuer Leichenfund Familienbesuch in Sacramento Ermittlungen in Los Angeles Die Visagistin Kühlhaus Mission-Street Das Domizil des Albert Wilson Ein neuer Anschlag Die Offensive Die 50-Dollarspur Endstation Lafayette

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Einleitung

Ich bin David Connor, Privatdetektiv außer Dienst und wohnhaft in San FranciscoTenderloin. Man sagt, Tenderloin sei das heißeste Pflaster der Stadt. Da ich mich bei der Aufklärung von Verbrechen oft illegaler Mittel bediente und in der Unterwelt ein und aus ging, kann ich dies nur bestätigen. Zudem war ich Leutnant vom San Francisco Police Department und mit komplexen Fällen betraut. Wenn man schutzlos ist und noch dazu die Hosen voll hat, sollte man seine Kohle schnell herausgeben. Zum Beispiel hat ein Drogenabhängiger keine Zeit zu fragen, wie man finanziell gestellt ist - für einen Schuss Heroin könnte er ohne Umschweife einen Mord begehen. Eigentlich ist es die Armut, die eine Gegend zur kriminellen Hochburg macht. An Tötungsverbrechen in althergebrachter Art 5

und Weise ist man gewohnt. Opfer, die man in unserer Stadt neuerdings zum Selbstmord treibt, will man als solche nicht wahrhaben. Es ist schon eine psychologische Meisterleistung, jemanden zum Werkzeug gegen sich selbst zu machen - hier beginnt der perfekte Mord. Es gehört schon etwas dazu, „Hate crimes“ oder Hassverbrechen dieser Art aufzuklären. Meist fehlt das Indiz, also der Fußabdruck oder die Zigarettenkippe, die der Verbrecher am Tatort vergessen haben könnte. Mein jüngerer Bruder Kevin ist seit zwei Wochen spurlose verschwunden. Angeblich hat er sich von der Golden Gate Bridge gestürzt. Es spricht einiges dafür, dass er tot ist. Allerdings hat man seine Leiche bis heute nicht gefunden. Das einzige Foto, welches ich von ihm besaß, habe ich kopiert und einem meiner früheren Kollegen Brian Smith zur Verfügung gestellt. Als ich Kevins Briefkasten leeren wollte, fand ich seinen Führerschein und einen Abschiedsbrief ohne Datum. Wer gibt schon seinen Füh6

rerschein aus den Händen. Vermutlich soll dies ein weiteres Indiz für einen Suizid darstellen. Alle sonstigen Dokumente samt Kreditkarte sind verschwunden. Der Abschiedsbrief hat folgenden Wortlaut: „Ich bin traurig, weil mich meine große Liebe verlassen hat. Den Kampf gegen meine Depressionen habe ich verloren. Mir bleibt nur noch die Brücke. Heute Abend werde ich springen. Vielleicht meldet sich Steven doch noch bei mir und bringt alles wieder ins Lot. Bevor er auftauchte, hatte ich ein angenehmes Leben. Jetzt habe ich Angst vor der Ewigkeit ...“ Ich bin mir nicht sicher, ob jener Text aus Kevins Feder stammt. An seine Handschrift kann ich mich nur aus der Schulzeit erinnern. Später haben wir uns nie Briefe geschrieben. Warum auch - wir wohnten ja nahe beieinander. Das Wichtigste für mich ist die Suche nach Vergleichsschriftproben. Für eine grafologische Untersuchung ist natürlich ein Manuskript notwendig und nicht etwa eine hinge7

worfene Einkaufsnotiz. Nicht einmal diese habe ich bis jetzt gefunden. Und wer ist Steven? Die Person des Vertrauens, die an persönliche Dokumente Kevins und an die Wohnungsschlüssel gelangen konnte? Lange Weile hat es in unserer Kindheit nie gegeben. Wir beschäftigten uns oft mit Goldsucherspielen, manchmal zum Leidwesen unseres Vaters. Irgendwann kam er auf die Idee, eine kleine Goldmünze im Garten hinter dem Haus zu vergraben. Also schufteten wir auf Teufel komm raus, um sie wiederzufinden. Das gepflegte Gartengrundstück glich einer Mondlandschaft. Kevin war der Erste, der die Münze fand. Natürlich durfte er sie behalten. Unser Dad hatte nie etwas davon verlauten lassen, dass es nur dieses eine Exemplar gab. Also gruben wir weiter, bis man uns Einhalt gebot. Fast wöchentlich fuhren wir in Gegend von Grass Valley, um im früheren GoldCountry nach dem begehrten Edelmetall zu suchen. Eigentlich war es Taktik meines Dad, um uns sinnvoll zu beschäftigen, die Natur 8

der Sierra zu genießen und gleichzeitig die Familienbande zu festigen. Dies war auch im Sinne meiner Mutter, denn schließlich waren wir unter Aufsicht. Bis auf kleine Stücke goldhaltigen Quarzes in Nähe längst stillgelegter Goldminen gingen wir leer aus. Es waren vermutlich die Kindheitsjahre, die Kevin eines Tages zum Schatzsucher werden ließen. Falls man ihn ermordet hat, würde ich einen Racheakt gegen mich oder besser gesagt gegen unsere Familie vermuten. Natürlich soll sie mit genanntem Abschiedsbrief auch diffamiert werden. Obwohl Kevin fünf Jahre jünger ist als ich, ist unsere Ähnlichkeit gravierend. Schon deshalb lebe ich gefährlich. Außerdem habe ich einige Zeit als Kopfgeldjäger verbracht. Jetzt habe ich das Nachsehen - ein Leben in Ruhe und Frieden wird mir wohl nie vergönnt sein. Es ist also nicht ausgeschlossen, dass mich auch Haftentlassene irgendwann ausfindig machen und versuchen, mich umzubringen. Die Über-

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sicht, welche der Gangster sich nunmehr auf freiem Fuß befinden, habe ich längst verloren. Obwohl ich mich mit Antidepressiva über Wasser halte, werde ich nicht untätig bleiben. Wie lange ich aber die psychischen Belastungen noch verkraften kann, ist ungewiss.

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Die eigenen Daten des Kevin Connor

Ich fahre Kevins Computer hoch, um zu prüfen, welche Dokumente er gespeichert hat. Es sind mehr als hundert Seiten Text, die ich in meiner Unruhe diagonal überfliege. Diese Methode bringt mich nicht wirklich weiter. Also speichere ich alle Dokumente auf einem Stick für später. Im Ramsch meines Bruders finde ich den Ausdruck einer E-Mail: „Hallo Kevin, ich freue mich auf unser Wiedersehen! San Francisco, 15. 08. 2008, 10.32.“ Der Absender hat keinen Namen genannt. Die E-Mail-Adresse lautet: [email protected]. Wäre das endlich eine heiße Spur? Da ich über kein Passwort verfüge, kann ich das Postfach nicht öffnen – gern hätte ich in Kevins Nachrichten gestöbert. Also werde ich mir einen Hacker besorgen. Dann habe ich begonnen, Kevins Wohnung 11

auf den Kopf zu stellen. Sie befindet sich auf dem Geary Boulevard. Kevin hatte mir für den Fall längerer Abwesenheit einen Zweitschlüssel überlassen. Ich werde vorerst die Miete weiter zahlen und für sonstige Kosten aufkommen. Ich habe mir vorgenommen, zwei Tage pro Woche in Kevins Wohnung zu kampieren, um nach Spuren zu suchen. Da mein Bruder ein Chaos beherrschendes Genie war, wird es lange dauern, bis ich mich zurechtfinde. Kevin befasste sich mit Kunstgegenständen aller Art, wobei gute Gemälde neben russischen Ikonen Vorrang hatten. Er vermied, dies in der Öffentlichkeit publik zu machen. Was mich an ihn erinnert, sind lediglich die Gerüche seiner Seifen und Parfüms und ein Teil seines noch vorhandenen Nachlasses. Ein Großteil seiner Bilder wurde gestohlen. Vermutlich auch die Ikonen. Die hellen Flächen an den Wänden verraten es. Wichtig wären natürlich Nachweise in Form von Fotos oder

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Expertisen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich sie finde. Kevin war hauptberuflicher Handelsvertreter in einer Spedition und deshalb nur selten vor Ort. Von Depressionen ist mir nichts bekannt. Frauenbekanntschaften hat es ständig gegeben, allerdings ohne feste Bindungen. Und nun soll sich Kevin ausgerechnet in der Schwulenszene bewegt haben? Vor drei Wochen war es James Blair, der seinem Leben ein Ende bereitete. Niemand kannte den Grund. Ihm folgte Brian Dreyfuss. Rechtsmedizinisch ist man vom Auftreffen auf die Wasseroberfläche in Bauchlage ausgegangen. Die Leichen wurden in Nähe Fort Point an Land getrieben. Es war wie ein Wunder, dass sie von Haien und Krabben verschont blieben. Nicht alle Brückenspringer sind gestorben. Einige landeten im Rollstuhl. Sie sagten, sie hätten einen Kerzensprung ausführen wollen, um möglichst schmerzfrei im Wasser zu landen. Manche von ihnen haben ihren Ent13

schluss bereut, als sie bereits in der Luft waren. Umkehren kann man nicht, und für siebzig Meter im freien Fall benötigt man nur vier Sekunden. Obwohl ich meinen Job als Detektiv aufgegeben habe, muss ich mit weiteren Repressalien rechnen. Vor zwei Monaten habe ich meine Frau in die ländliche Gegend von Sacramento verfrachtet, und zwar in das San Joaquintal. Dies geschah aus Gründen ihrer Sicherheit. Sie hat gedroht, sich von mir zu trennen, falls ich meinen Job als Detektiv wieder aufnehme. In Rio Linda, dreizehn Meilen von Sacramento entfernt, lebt auch unsere Tochter Elizabeth nebst Ehemann. Die Ehe funktioniert, obwohl sie kinderlos ist - niemand der Partner macht es dem anderen zum Vorwurf. Bestimmt wäre ich in den Augen meiner Enkel ein mieser Großvater. Schließlich habe ich den Großteil meines Lebens im Dienst oder treffender gesagt in der Unterwelt zugebracht. Übrig geblieben sind Todfeindschaften. Natürlich habe ich damit stets hinterm Berg gehalten, um 14

meine Familie nicht zu beunruhigen. Tatsache ist, dass sie jetzt nicht so recht weiß, wie ich meine Tage in San Francisco verbringe. Ich werde erst einmal vor Ort bleiben, um noch verschiedene Telefonate abzuwickeln. Zudem sind kleinere Aufträge offen. Im Moment aber bin ich nicht in der Lage, sie zu erledigen. Vielleicht bitte ich meine Mandanten, sie zu stornieren. Meine Hauptwohnung befindet sich in der Golden Gate Avenue. Aus Gründen eigener Sicherheit habe ich mir eine sogenannte Absteige besorgt. Sie befindet sich in der gleichen Straße, nur fünfzig Häuser weiter. Im Erdgeschoss des Gebäudes befindet sich ein Polizeiposten. Bei Freunden zu wohnen ist, mir zu stressig. Die Behausung meines Bruders als Nebenwohnung zu nutzen empfiehlt sich nicht. Natürlich habe ich noch immer einen heißen Draht zu Sean Carter, Leutnant vom Police Department, ein ehemaliger Kollege. Privat ist er in der California Street wohnhaft. Auch Ryan Smith gehört zu meinen Verbün15