Die Stunde Null
- wie alles begann DIE CESCHICHTE DES VdK BAYERN
ATCANN TN DER STUNDE NULL,
NAMLICH NACH DER KAPITULATION DES DEUTSCHEN RE]CHESAM 8. MAI I945. DERVOIY NS REGII'4E BEGONNENE ZWEITE WELTKRIEG ENDETE M]T EINER KATASTROPHE: DIE SIÄDTE LAGEN IN SCHUTT UND ASCHE, DER HUNGER PRAGTE DIE GESICHTER AUSGEI.,lERGELTE GESTALTEN IN ALTEN WTHR
I"lACHTSUNIFORIYEN ZOGEN DURCH DIE LANDE, FLÜCHTLINGE STRÖMTEN IN DAS LAND,
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Wer sollte sich um die hungernden Witwen und Waisen, um die schwerstkriegsbeschädigten Männer in Rollstühlen, mit Krücken in- und außerhalb der Lazarette kümmernl Es gab keine Versorgung, denn die Amerikaner, zu deren Besatzungsgebiet Bayern gehörte, hatten alle Rentenzahlungen mit einem
Federstrich beseitigt, das Wort,,Kriegsbeschädigter" durfte nicht mehr in den Mund genommen werden. Und für einen Polizeihund wendete der Staat noch im Jahre 1947 mehr Geld auf als für eine Kriegswitwe. Schon 1945 gab es in allenTeilen des Landes beherzte Männer und Frauen, die die Not der rechtlos gewordenen Kriegsopfer beseitigen wollten und deshalb nach Wegen suchten, einen Zusammenschluss zu einer Organisation zu bewerkstelligen oder zumindest örtliche Betreuungsstellen einzurichten. ERSTE BETREUUNGSSTELLE IN ROSENHEIM Noch ohne Genehmigung der Militdrregierung begann im Juni
1945 in Rosenheim der spätere VdK-Präsident und Lan-
Bereits im September '1945 wurde eine ,,Groß-Hilfsaktion" im Stadt- und Landkreis Rosenheim als Haussammlung gestartet, die den stattlichen Betrag von 154.675,04 Reichsmark und viele Sachspenden erbrachte. Die Durchführung dieser Sammlung oblag der Kriegsopferberatungsstelle, die genaue Abrechnung musste der Militärregierung vorgelegt werden. Über den Umgang der damaligen Betreuungstätigkeit Sibt ein lnterview Aufschluss, das am 'l 'l. Januar 1946 im ,,Oberbayerischen Volksblatt" erschien. Unter der Überschrift ..Bayerns erste Beratungsstelle für Kriegsopfer" legte Karl Weishäupl eine Bilanz des bisherigen Wirkens der Kriegsopferberatungsstelle vor:,,Beraten wurden bisher allein etwa 2.000 Kriegsopfer. 122 Kriegsversehrte erhielten orthopädische Hilfsmittel, 84 Bein- und Armprothesen, 70 Schwerkriegsbeschädigten konnten mit Hilfe des Arbeitsamtes Arbeitsplätze zugewiesen werden,220 Gesuche aller Art wurden erledigt, 170 Ausweise für Schwerkriegsbeschädigte wurden nach Einholung der Unterlagen ausgestellt und 15 Kriegsversehrte bereits damals auf einen anderen Beruf umgelernt."
desvorsitzende KarlWeishäupl mit der Beratunt und Betreu-
ung der Kriegsopfer. lm Juli 1945 wurde diese erste ,,Betreuungsstelle für Kriegsopfer in Bayern" von der Militärregierung genehmigt. Damals schon mit dabei: der langiährige VdK-Landesschatzmeister Willi Hofmann.
KLEIDUNGSSTUCKE. KOHLE UND BRENNHOLZ DieVersorgung mitWäsche und Kleidungsstücken, fi nanzielle Unterstützung im Gesamtbetrag von 24.606,30 Reichsmark und viele Sonderleistunten wie Weihnachtsgaben oder Sonder-
zuteilunten von Kohle und Brennholz und die Hilfe
in
WohnungsangeleSenheiten für 37 Kriegsopfer waren in dieser ersten Bilanz enthalten. Auf Weishäupls Wunsch liste in diesem lnterview stand neben der Bitte um weitere ,,hochherzige Unterstützung" durch die Bevölkerung auch:,,Die Zusammenfassung aller Kriegsopfer im Lande Bayern zu einem Landesverband, eine Notwendigkeit zurVertretung der lnteressen all dieser Opfer, nicht nur in einem begrenzten Gebiet, sondern im ganzen Land."
Schon im Sommer 1945 begann Hans Huber, Gründungsmitglied desVdK und langjähriger Landesgeschäftsfüh rer, seine individuelle Betreuungstätigkeit in München. lm August l945 nahm er beim Bayerischen Roten Kreuz seine Tätigkeit auf. ,,Umfassende Betreuung, Beratung und lnteressenvertretung der Versehrten, lnvaliden und Hinterbliebenen in der Stadt und im Landkreis München" waren das Aufgabengebiet des
HANS HUBER VERHAFTET Eines Tages - im Herbst 1945 - beobachtete die Militärregierung die Schlange ausgemergelter Gestalten vor seinem Büro. Sie verhafteten Hans Huber kurzerhand. Misstrauisch fragte der zuständige Offizier, dem er vorgeführt wurde, was hier vor sich gehe. Offenbar hatte dieAnsammlung vieler Männer in alten Wehrmachtsuniformen, die nur notdürftig zu Trachtenanzügen umtearbeitet waren, das Misstrauen der Besatzungsmacht wachgerufen. Nach der notwendigen Aufklärung konnte er sofort in seine Dienststelle zurückkehren und die,,Rentenauszahlungen" fortsetzen. LAZARETT BEGANN DiE BETREUUNC ,,Begonnen hat die Betreuungsarbeit bereits im Lazarett in BERE1TS ]I"1
München", berichtete Karl Ritzer, ebenfalls einer der
damals 32-Jährigen, selbst schwerkriegsbeschädigten Sachbear-
verstorbenen VdK-Gründungsmitglieder und lan§ähriger stellvertretender Landesgeschäftsführer desVdK Bayern. Er suchte
beiters und späteren Abteilungsleiters im Roten Kreuz.
sofort Verbindung mit Gleichtesinnten und erfuhr deren
Nahezu 20.000 Kriegsopfer, darunter viele Witwen, Waisen und Eltern, hat Hans Huber in der Zeit seines Wirkens innerhalb des Roten Kreuzes registriert und über 37.000 Beratungen und Betreuungen mit einem kleinen Stab von Mitarbeitern durchgeführt. Die Schwerstbeschädigten mit Prothesen und Krücken standen vor seiner Dienststelle Schlange.Aus Mitteln des Roten Kreuzes und aus Sammlungen, die Hans Huber orSanisierte, wurden,,Renten" und Beihilfen ausbezahlt.
Namen vor allem von den Lazaretrirzten. Hans Huber,August Mooseder, Paul Röhrig, KarlWeishäupl, diese Namen der späteren VdK-Gründer tauchen dabei schon im Sommer 1945 auf. Die individuelle Betreuungstädtkeit war damals zweifellos das wichtigste Anliegen überhaupt, um die ärgste Not der Kriegsopfer zu beseitiSen. Dazu bedurfte es aber auch der Wederherstellung gesetzlicher Grundlagen. Daran maßgeblich mittewirkt hat Karl RiEer zusammen mit Paul Röhrit, die beide ab 5. Juni 1946 im Arbeitsausschuss des Bayerischen
Arbeitsministeriums schon an einem Entwurf
IN IRIYANCTLUNCVON RAUI,lEN FANDEN DIE ERSTEN
BERATUNGSSTUNDEN DES VdK MANCH}.IAL SOGAR IM FREIEN STATT. UNSER B LD ZEIGT EINEVdK I'IINWL STAFFL IN CARI1IS'H PARTFNKiR'-HEN.
des
Schwerbeschädigtengesetzes mitarbeiteten. Schon bis Ende '1945 war es in Gesprächen mit der l'1ilitärregierung gelungen, die völlige Einstellung der Rentenzahlungen wieder aufzuheben und wenigstens Mindestleistungen zu erwirken. Vorläufig waren also die
Bestrebungen darauf gerichtet,
im
Rahmen
des
Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) die Kriegsopfer zu betreuen und die verschiedenen Beratungsstellen, die im
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Lande entstanden, einzugliedern.Vom Präsidium des BRK
wurde jedenfalls der Kriegsopferberatungsstelle Rosenheim nach vorausgegangenen Verhandlungen am 18. Oktober 1945 offiziell die Eingliederung in das BRK bestätigr und mit der Leitung der,,Abteilung Kriegsopfer" (später ,,Für Versehrte und lnvaliden") in Rosenheim Karl Weishäupl beauftragt.Vom BRK-Präsidium wurde ihm zu diesem Zeitpunkt auch der Aufrrat zum Aufbau der Nebenstellen in einem größeren Gebiet übertragen.Von Mitte März 1946 bis Ende des Jahres war Weishäupl im
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Dienste des BRK in Oberbayern damit beschäfrigt,
überall ,,Abteilungen für Versehrte und lnvaliden" zu errichten.Auch aus einer Denkschrift von Franz Fackler, der nach der Gründung des VdK Bayern stellvertretender Landesvorsitzender wurde, geht hervor, dass die Betreuung
der Kriegsopfer durch das Bayerische
Rote Kreuz noch Anfang 1946 als die bestmögliche Lösung angesehen wurde. Fackler schrieb: ,,Die gegenwärtigen Verhältnisse lassen eine Zusammenfassunt in eigenen Organisationen nicht zu. Es wäre auch sicher
nicht glücklich, wenn die alten Kriegsbeschädigtenverbände aus der
Wenige Tage nach der Zulassung, nämlich am 4. Dezember 1946. fand im Hause der Landesvers ic h e ru ngsa n sta lt
Zeit vor 1933 mit ihren
gegenseititen Konkurrenzkämpfen und manchmal auch un-
Oberbayern die Grün-
fruchtbarem Radikalismus wieder in der alten
Form erstehen würden." So blieb es zunächst bei Denkschrif-
ten, Eingaben
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und
zahlreichen Gesprächen, was die Gründung
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einer eigenen Orga-
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rde Max
Peschel
zum Landesvorsitzenden und KarlWeishäupl zum Landesgeschäftsführer bestellt. DIE W]EGE DES VdK STAND IN BAYERN
nisation betraf. Allen
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Bemühungen, einen Verband zu gründen, stand die Miiirdrregierung vorläufig jedoch ablehnend
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verbleibenden Jahres
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ZULASSUNGSSCHREIBEN VOM
'1946 fanden die ersten
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tausend Mitglieder den Weg zu dem Verband-
.1946 Max Peschel, der bereits am 1.Juli 1945 in
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einer Denkschrift
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Gründung ging wie ein Lauffeuer durch die Lande.ln den ersten wenigen Wochen des noch
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dungsversammlung statt. Auf der Gründungsversammlung
Nach der Gründung des
die Staatsregierung die
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unvorstellbare Not und Rechdosigkeit der Kriegs-
opfer gegeißelt hatte, forderte die Staatsregierung auf,,,ungesäumt das Erforderliche zur Behebung dieser Verhältnisse in derVersorgung der Kriegsopfer einzuleiten". In allen Teilen des Landes Bayern wurde 1945/46 versucht, auf örtlicher Basis die Kriegsopfer zu betreuen und den Zusammenschluss in einer Organisation zu erreichen. Sowohl das Arbeitsministerium als auch das lnnenministerium wurden angeschrieben und um Zulassung gebeten. Das zuständige Staatsministerium des lnnern erteilte dann am 29. November '1946 dem,,Verband der Körperbehinderten,Arbeitsinvaliden und deren Hinterbliebenen in Bayern e.V" die zulassung in
einem an KarlWeishäupl gerichteten Schreiben.
ersten Ortsverbands in Penzberg, woYon eine Postkarte an die Landesgeschäfustelle berichtete, begann die Aufbauarbeit im tanzen Lande.
Die Zulassung desVdK Bayern war auch lnitialzündung für die Gründung desVdK in den anderen Bundesländern. Diese erste Aufbauphase desVerbands wurde mit der Gründung desVdK Deutschland als Dachorganisation der Landesverbände im Jahr 1950 abgeschlossen. DerVdK ist also in Bayern entstanden. Dass der VdK Bayern damals wie heute der mit Abstand größte Landesverband innerhalb des VdK Deutschland ist, hat also auch etwas mit der Gründungsgeschichte des Verbands zu tun. r
Der Landesvorsitzende m ersten,,Nachrichtenblatt" Noch vielen Mühen, noch Überwinn ni gfoch e r S chw ie r i gkeiten
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und Hemmungen ist es möglich geworden, mit diesem Nochrkhtenbloft ein notwendries Hr'lfsmittel frir den Aufbou, den Ausbou und
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unseres Verbondes zu r Verf)gung zu stellen. Unsere
Mitfeder und
sondere unsere Verbon
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d sfu nktlon ö r e
werden dos Erscheinen freudig begrüßen. UnserVerbond hot in den wenigen Monoten seines Bestehens
IN DER ERSTEN AUSGABE DE5 FRÜHEREN VdK VERBANDSORGANS
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.,WILLE UND WEG"
ERSCHIEN IM FEBRUAR T948 FOLGENDER LEITARTIKEL
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DES DAIYALIGEN
LANDESVORSITZENDEN
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eine beispieliose Entwicklung genom-
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men.Wir zöhlen bereix 150.000 lvlitglieder. Dieser oußerordentlich er-
freuliche Aufstieg des VdK legt der Verbondsleiung glekhzei g Pflkhten ouf, die sie mit oller Energie zu erfilien bestrebt ist, wozu ouch der
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,,Wille undWeg" ein willkommener Helfer sein wid.Wi wßsen, doss eine Orgonisotion nicht nur on sich die Hilfe leisten konn, die ihre Mitglieder mit Recht erworte\ sondern, doss die Orgonisotion nu dos Mittel ist, um den Verbondszweck zu erreichen.
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Der Zweck desVerbondes der Körperbeschädigten, Soziolrentner und Hinterbliebenen ist, die Forderung
zu vettrcten, doss ol,en Körperbeschödigten ohne Rücksicht ouf die Ursoche ihres Schodens jenes
Moß on Hilfe zukommg ouf dos der E)nzelne noch dem Grod seiner Körperbehinderung einen berechigten Anspruch gegenüber seinen gesunden Mitmenschen erheben konn. Dieses berechtrgte Verlongen der öffentlichkeit gegenüber mit besonderem Nochdruck
Beeintöchtigten, bei den durch dos hohe Alter Gebeugten und bei den Hinterbliebenen,
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totz oller Not Glücklichen, die
noch im Besitz ihrer
yollen Arbeitskroft, ihrer Gesundheit und domit des wertvollsten 6utes sind Unsere Erfolge bei der Durchsetzung unsererVerbonds-
zu verteten, ist eine der wichtigsten und
ziele
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wi{tu snd
Aufgoben
dieses wollen holten noch
Blotles.
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Rücksicht und 6erechtigkeit wir wisse4 doss unser ormes Voterlond ous ollenWunden blutet und nur beftjhigt ist,
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weiterhin beweisen können, !a/ie wichtig und notwendig unsereVerbonds-
DAS NACHRICHTENBLATT DER
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uns zu der Annohme, doss wir
EESCHADIqTEN, SO ZIALRENTN€R, UND HINTERßLIEBENEN tN EAYERN
orbeit ist: dorüber Aufulörung zu schof-
DER (OPF DER ERSTI N AUSGABE VON
,,WILLE UND WEG",
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DER ERSTEN VERBANOSZEITUNG DESVdK BAYERN.
digste dern ünzelnen
zu skhem, ober dos zum Leben Unentbehrliche werden wir mit oller Zöhigkeit und Unerbittlichkeit fodern. Wir wollen die Offentlichkeit dorouf oufmerksom mochen, doss die Not, dos Eiend, die Sorge ft)r die Fomilie bei den in ihrer Arbeitskroft schwer
Erreichte noch
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zu gestolten, wird ebenso eine Aufgobe von ,,Wille undWe{, sein, wie unseren somer
Einfluss ouf dos deutsche yolk ouszudehnen im Sinne von lohonn Wolfgong von Goethes Mohnung:
.Edel sei der Mensch, hilfreich und gut!,,
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