Die Saat und der Pflug sollen weg

Nationalrat segnet Kredit ab. Von Daniel Ballmer .... der Abend für Simone so schnell zu. Ende ging, waren wir total ... Jahr unbezahlten Urlaub bekommen.
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b   asel.land. Geldsegen fürs Sportmuseum Nationalrat segnet Kredit ab

 | Dienstag, 27. September 2011 | Seite 29

Die Saat und der Pflug sollen weg

Der Grünliberale Hans Furer will den Landratssaal neu schmücken und erntet Widerstand

Von Daniel Ballmer Münchenstein/Bern. Es bestand wenig

Bilderstreit. Der

Hoffnung. Eigentlich gar keine. Der Bundesrat war klar dagegen. Und bei der Beratung zum Kulturförderungs­ gesetz für die Jahre 2012 bis 2015 hat sich auch die Kulturkommission deutlich dagegen geäussert. Die Chancen standen schlecht, dass das Schweizer Sportmuseum auf dem Münchensteiner Dreispitz-Areal jährlich 150 000 Franken vom Bund erhalten wird. Die Baselbieter Grünen-Nationalrätin Maya Graf wollte dennoch nichts unversucht lassen und hat einen Antrag ihres Basler FDP-Kollegen Peter Malama übernommen. Mit Erfolg: Völlig unerwartet hat die Grosse Kammer dem Sportmuseum das Geld mit 113 zu 44 Stimmen zugesprochen. «Das hätte ich nie gedacht, vor allem nicht so deutlich», zeigt sich Graf erfreut. «Super! Ein Mega-Ergebnis!», freut sich auch Museumsleiter Gregor Dill, der gestern auf der Zuschauertribüne in Bern sass. «Geholfen hat sicher auch die Debatte um die Geschlossenheit der regionalen Parlamentarier», vermutet er. Gestern jedenfalls hätten sie alle für die Region gestimmt. Und gleich nach der Abstimmung hätten ihm Sebastian Frehner (SVP BS), Christian Miesch (SVP BL) und Graf gratuliert. Auch Malama habe sofort ein SMS geschickt.

Die Pfeife von Godi Dienst Der Sport habe im Bundesparlament eben eine grosse Lobby. Da würden sich in allen Fraktionen viele Ratsmitglieder finden, die zustimmen, erklärt Maya Graf. Geholfen hat unter anderem der Zürcher SVP-Nationalrat Jürg Stahl, der auch im Exekutivrat von Swiss Olympic sitzt. Stolz habe er gestern die Schiedsrichterpfeife von Godi Dienst aus der Museumssammlung herumgezeigt, mit welcher im WM-Final von 1966 das berühmte Wembley-Tor gepfiffen worden ist. Noch muss das Sportmuseum aber weitere Hürden nehmen. Denn nun muss auch der Ständerat dem Kredit zustimmen. Der Nationalrat hat gestern aber ein wichtiges Signal an die Kleine Kammer gesendet. «Man geht allgemein davon aus, dass die Sache gegessen ist», zeigt sich Dill optimistisch. Verbleibt der Baselbieter Landrat, der in den kommenden Wochen über einen gleich ­grossen Kredit entscheiden wird, wovon auch Basel-Stadt seinen jährlichen 150 000-Franken-Beitrag abhängig macht. Doch Dill ist auch hier guter Hoffnung: «Das Baselbiet müsste mit ­einem Nein ja alle seine Nationalratsmitglieder desavouieren.»

Grünliberale Hans Furer könnte sich vorstellen, dass ein Bild von Ferdinand Hodler aus der Sammlung des Basler Kunstmuseums anstelle des dreiteiligen Bildes von Otto Plattner künftig den Landratssaal schmücken könnte. 

Foto Daniel Desborough

Von Peter de Marchi Liestal. Einen kotverschmierten Umschlag musste der damalige Birsfelder SP-Landrat Ueli Kaufmann vor 20 Jahren aus seinem Briefkasten fischen. Er hatte gefordert, was keiner vor ihm zu fordern gewagt hat: Das dreiteilige Bild im Landratssaal soll entfernt werden. Otto Plattner und sein Kollege Emilio Müller hatten sie 1932 gemalt, die Bauern, die pflügen und säen, die sitzende Bäuerin mit dem Kind im Arm und dem Znünikorb für die Männer. Das Bild entspreche doch nicht mehr der volkswirtschaftlichen Realität und der gesellschaftlichen Entwicklung im Kanton Baselland, fand Kaufmann. Erübrigt sich fast zu sagen, dass sein Postulat nicht den Hauch einer Chance hatte. 20 Jahre später versucht der Grün­ liberale Landrat Hans Furer erneut, das monumentale Wandbild aus dem Landratssaal zu verbannen. «Hand aufs Herz: Diese in der damaligen Zeit geschaffenen Bilder spiegeln die 20er-Jahre des

20. Jahrhunderts, aber keineswegs die heutige Gesellschaft, auch nicht die Arbeitswelt und schon gar nicht einen starken Kanton Baselland», schreibt Furer in seinem Postulat. So möchte er den Kanton Baselland nicht dargestellt haben, einen Kanton, der im Wesentlichen von einer modernen Industrie und von Dienstleistungen lebe, der sich seit 1932 enorm entwickelt habe. «Blick in die Unendlichkeit» Hans Furer ist Kunstliebhaber, er ist Kassier der Freunde des Kunstmuseums und des Museums für Gegenwartskunst, Sekretär der Stiftung im Obersteg, Geschäftsführer der Stiftung Kunst für den Tropenwald, und es ist mit sein Verdienst, dass heute auf dem Theaterplatz eine Plastik von Richard Serra steht. Das Werk von Plattner und Müller soll nicht übermalt, es soll späteren Generation erhalten bleiben, sagt Furer. Er verlangt aber ein höheres künstlerisches Niveau für den Landratssaal. Warum nicht eine Leihgabe aus dem Kunstmuseum Basel?

Warum nicht Hodlers «Blick in die Unendlichkeit», ein Bild, das in den Keller des Basler Kunstmuseums verbannt wurde. «Baselland hat andere Sorgen» Er verlange also nicht zwingend etwas Modernes oder gar etwas Verrücktes, sagt Furer. Er wolle ein Zeichen setzen, dass der Kanton offen sei für Neues, dass ein neuer und frischer Wind durch den Landratssaal wehe. Furer hat zwar bis heute keine kotverschmierten Umschläge in seinem Briefkasten gefunden. Die Begeisterung für sein Postulat hält sich aber in ebenso engen Grenzen wie damals bei Ueli Kaufmann. Am deutlichsten wird SVPLandrat Georges Thüring: «Ich habe mich aufgeregt.» Das Bild zu entfernen, kommt für ihn nicht infrage. Er spricht von einem schönen Landratssaal und von einem Stück Vergangenheit, das es zu bewahren gelte. Thüring wundert sich zudem, dass Furer in dieser schwierigen finanziellen

Situation des Kantons kein anderes ­Problem hat als das Wandbild im Landratssaal. «Baselland hat derzeit andere Sorgen», sagt auch Christine Gorren­ gourt (CVP), Vizepräsidentin der landrätlichen Bildungs-, Kultur-und Sportkommission. Das grosse Gemälde sei schön, die Farben würden ihr gefallen. Einmal über etwas anderes nachdenken? Warum nicht. In der jetzigen Si­ tuation aber könne man das Geld sinnvoller einsetzen. Von linker Seite kann Furer ebenfalls nicht gross auf Unterstützung hoffen. Auch SP-Landrat Christoph Hänggi, ebenfalls Mitglied der Bildungs-, Kulturund Sportkommission, fragt sich, ob es im Kanton keine brennenderen Probleme zu lösen gelte. «Das Bild war einmal zeitgemäss, man soll auch zu seiner Geschichte stehen können.» Und SP-Parteisekretär Ruedi Brassel sagt, über das Bild lasse sich durchaus streiten, es gelte aber doch, seinen historischen Hintergrund zu respektieren. «Ich schaue nicht ungern drauf.»

Der Chef der Miss-Kandidatin im Dilemma

Für die Arbeitskollegen von Simone Casanova ist der Freundschaftstitel keine Überraschung Von Boris Gygax Allschwil. Sieben Frauen standen noch

auf der Bühne. Und alle hofften auf das letzte Ticket. Dies bekam aber nicht die Allschwiler Kandidatin Simone Casanova, sondern die Tessinerin Giada Cattaneo. Nach gut einer Stunde war die Show für Casanova schon zu Ende, bevor sie überhaupt richtig begonnen hatte. Es blieb ihr die Wahl zur Miss Amitié, zur freundschaftlichsten Kandidatin. Nach der Wahl zeigte sie sich trotzdem nicht enttäuscht: «Ich bin einfach froh, dass die Entscheidung gefallen ist», sagt die 25-Jährige. Dies hat sicher auch damit zu tun, dass die neue Miss Schweiz und Casanova sich sehr gut verstehen. Sie teilten sich in den Vorbereitungscamps das Zimmer. «Alina Buchschacher ist meine engste Freundin unter den Kandidatinnen», so Casanova. Darum sei sie die perfekte Wahl zur Miss Schweiz.

Zurück in den Alltag Zur Miss-Wahl waren über zwanzig Freunde und Verwandte nach Lugano gereist, um Casanova zu unterstützen. Darunter auch Angela Somlo: «Ich hatte auch nicht das Gefühl, dass sie ent-

täuscht war.» In einem Gespräch mit Ex-Miss-Schweiz Kerstin Cook sei Casanova bewusst geworden, was eine Wahl zur Miss Schweiz wirklich bedeuten würde, sagt Somlo, welche die neue Miss Amitié schon von klein auf kennt. «Darum freut sie sich auch, in den Alltag zurückzukehren.» Wertvolle Lebenserfahrung «Ich bin gar nicht enttäuscht», sagt auch Vater Reto. «Sie war unter den letzten zwölf Kandidatinnen, das ist ein Erfolg.» Er fand es sehr interessant, seine Tochter einmal in einem anderen Licht zu sehen. Und den Titel zur MissAmitié wertet er gar nicht als Trostpreis. «Davon kann sie viel mitnehmen: Sie kommt mit ihrer natürlichen Art und Weise bei den Leuten gut an.» Der Event sei für sie eine wertvolle Lebenserfahrung gewesen. Er sei aber auch froh, dass sie ihren beruflichen Weg ohne Unterbruch weiter verfolgen könne. Dies freut auch ihren Chef, Heiko Wilhelm. Dieser musste aber zuerst mit dem Pflegeteam der Wachkomastation der Rehab-Klinik Basel ziemlich leiden. «Wir haben die Wahl alle zusammen vor dem Fernseher auf der Station mitverfolgt.» Bis zum ersten Wahlgang habe

super Stimmung geherrscht. «Als dann der Abend für Simone so schnell zu Ende ging, waren wir total entsetzt», sagt der Stationsleiter. Das Team habe bestimmt «tausend Mal angerufen», und trotzdem hat es nicht gereicht. «Einen Titel haben wir mindestens geholt», sagt Wilhelm lachend. Für ihn sei es keine Überraschung, dass Casanova den Titel Miss Amitié gewann. «Sie ist sehr reflektiert und hat eine grosse Empathie, den Patienten wie auch den Mitarbeitern gegenüber.» Darum sei sie auch sehr beliebt, sagt ihr Chef. Ein Krönchen von der Rehab Für heute Dienstag hat die Station eine Überraschung für Casanova vorbereitet: An ihrem ersten Arbeitstag nach der Wahl schenken sie Casanova ein Rehab-Krönchen, «weil sie für uns die Gewinnerin ist». Für den Stationsleiter war es zuvor keine einfache Situation. «Ich war in einem ethischen Dilemma. Natürlich habe ich ihr von ganzem Herzen gewünscht, dass sie gewinnt.» Aber ein Sieg hätte auch bedeutet, dass er ein Jahr lang auf eine «sehr, sehr wertvolle Mitarbeiterin» hätte ver-

zichten müssen. Der Wunsch nach dem Sieg überwog jedoch, betont Wilhelm. Dabei war schon alles organisiert. Casanova hätte ein Jahr unbezahlten Urlaub bekommen. Jetzt freue er sich aber, seine Mitarbeiterin heute am grossen Willkommens-Apéro wieder zu begrüssen.

Miss Amitié.

Simone Casanova wurde zur beliebtesten MissKandidatin gewählt.  Foto Keystone