Die letzten intakten Waldlandschaften

Am 15. Septem- ber geht Ernst Brugger von der Universität Zürich der. Frage nach, ob sich Investitio- nen in Tropenwälder lohnen. Am 10. November folgt ein.
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Die letzten intakten Waldlandschaften

Nebst den Ozeanen und den Wüsten gelten intakte Wälder als die letzten Refugien der Wildnis. Doch unberührte Waldgebiete gibt es nur noch wenige. Der Mensch ist aber vom Wald abhängig. Dies zeigt sich in der neuen Ausstellung im Papiliorama in Kerzers.

Die Vorbereitungen für die Eröffnung der Ausstellung liefen gestern auf Hochtouren.

Etelka Müller KERZERS

Der Mensch hinter-

lässt seine Spuren, auch in entlegensten Waldgebieten. Unbe-

rührte Wälder gibt es noch in Südamerika, Kanada, im tropischen Asien und Sibirien. In Europa sind sie einzig in Geor-

gien zu finden. Nun widmet

B Ic Aldo Ellena

Vortragsreihe zum Schutz und

«Unberührte Wälder sind mit jenen hierzulande nicht zu vergleichen.»

zum Nutzen der Wälder ergänzt die Ausstellung (siehe

Caspar Bijleveld

des Papilioramas, war gestern noch mitten in den Vorberei-

Direktor Papiliorama

sich eine Ausstellung im Papiliorama in Kerzers mit der provokanten Frage «Eine Welt oh- Papilioramas mit Wissenne Wald?» dem Thema. Dabei schaftlern der Hochschule für handelt es sich um eine Ge- Agrar-, Forst- und Lebensmitmeinschaftsproduktion des telwissenschaften HAFL der Berner Fachhochschule. Eine

Kasten). Baumstarkes Ökosystem Caspar Bijleveld, Direktor

tungsarbeiten für die

Eröff-

nung am Abend. «Wir werden es schaffen», sagt er zuversichtlich und lacht. Wissenschaftler

der HAFL seien an ihn herangetreten mit der Idee, das Thema Wald in einer Ausstellung

im Papiliorama aufzugreifen. georgischen Wälder einzigartig Er war begeistert. «Die Wäl- und deshalb speziell sind. «Under sind der Lebensraum von berührte Wälder sind mit jenen bis zu 90 Prozent der Tier- und hierzulande nicht zu vergleiPflanzenarten, die auf dem chen.» Die Zeiten, in welchen Land leben.» Zudem sei jeder intakte Buchen- und Eichenfünfte Mensch für seinen Le- wälder weite Strecken des Lanbensunterhalt direkt von Wäl- des überdeckten, seien schon lange vorbei. Umso wichtiger dern abhängig. Wälder gelten als grüne Lun- sei es, sich Gedanken über die gen der Welt und bieten Schutz Zukunft zu machen. Denn, wo vor Naturgefahren. «Doch un- Wald wächst, findet auch der geachtet dessen schreitet der Mensch den besten LebensRaubbau an diesem einma- raum, «Wasser, Essen, Schutz ligen Ökosystem voran.» Die und ein ausgewogenes Klima», Gründe dafür: Landhunger ist auf einer Ausstellungstafel und die zunehmende Nut- zu lesen. zung durch den Menschen. Es Und natürlich gäbe es ohne sei wichtig, dass sich die Men- Wälder auch keine Waldproschen die Frage stellen, wie ei- dukte mehr. Deren Vielfalt ist ne Welt ohne Wald aussieht, gross, wie ein Blick auf eine anbetont der Papiliorama-Direk- dere Ausstellungstafel zeigt: tor Bijleveld. Kaugummi, Bücher, Gitarren, Dabei gelte es auch, zwi- Brennholz, Gewürze, Farbstofschen intakten Primärwäldern fe, Medikamente, Weihrauch, und intensiv genutzten Natur- Latex, Pneus und Öle sind wäldern und Plantagen klar zu nur einige der vielfältigen unterscheiden. «Zwar wird die Waldprodukte, mit denen der Waldfläche in den kommen- Mensch tagtäglich zu tun hat. den Jahrhunderten wohl zu- Indirekt werde der Mensch nehmen, weil die Menschen dem Wald in Zukunft auch mit von Waldprodukten abhängig dem Klimawandel stark zusetsind», aber der Nutzen für das zen, ist im Papiliorama in KerÖkosystem einer Plantage oder zers zu erfahren. Muss sich der urbaner Wälder sei mit jenem Mensch nun ernsthafte Sorgen von Primärwäldern in keiner machen, dass der Wald in abArt und Weise zu vergleichen. sehbarer Zukunft verschwindet? «Nein, nicht in den nächsten 300 Jahren oder noch länDer beste Lebensraum

Auf einer Reise in Georgi- ger», steht auf einer Tafel, en sei er durch einen dicht be- «trotz Klimawandel oder mög-

wachsenen Wald gewandert, lichen unvorhersehbaren Er«wie ich vorher noch nie einen eignissen». Waldfähige Gebiegesehen hatte». Er habe sich ge- te werde es auch in Zukunft ge-

wundert, was das denn für ein ben. Doch die entscheidende Wald sei. Erst nach seiner Rück- Frage sei, was der Mensch darkehr in die Schweiz habe er rea- aus macht. lisiert, dass diese unberührten

Programm

Drei Referate zum Wald Das Papiliorama in Kerzers ist im Sommer von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Für die Besichtigung der Ausstellung «Eine Welt ohne Wald?» wird kein zusätzlicher Eintritt erhoben. Die Vortragsreihe mit renommierten Experten wird nach der Ausstellungseröffnung von gestern mit einem Referat von Claude Martin, dem ehemaligen Direktor des WWF International, am 23. Juni fortgesetzt. Am 15. September geht Ernst Brugger von der Universität Zürich der Frage nach, ob sich Investitionen in Tropenwälder lohnen. Am 10. November folgt ein Vortrag von Caspar Bijleveld, Direktor des Papilioramas. Er widmet sich der Frage, wie der Wald unter schwierigen Voraussetzungen geschützt werden kann. Der Eintritt für die Vorträge ist frei. Sie beginnen jeweils um 17.15 Uhr. emu