Die Kunst, Geld zu machen

betriebs wie der Wiener Staatsoper. Um die Geheimhaltung von Homokis Lohn .... tierter Berater. Beat- rix Ruf, die Di rektorin der Zürcher Kunsthal le und desi ...
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Die Kunst, Geld zu machen Kulturleute wettern gerne gegen Kapitalismus und Abzockerlöhne. Die zum Teil üppigen Gehälter von Theater- und Museumsdirektoren hingegen sind für sie kein Thema. Mehr noch: Sie werden strikt geheim gehalten. Höchste Zeit, etwas Licht ins Dunkel zu bringen. Von Rico Bandle desmuseum) bekannt: Andreas Spillmann ver­ diente letztes Jahr 241 863 Franken, dazu erhielt er Vorsorgeleistungen in der Höhe von 43911 Franken. Bei allen anderen bedeutenden Insti­ tutionen blocken die Verantwortlichen ab: Die grossen Theater, Museen und Konzerthäuser halten die Gehälter ihrer Top-Kader geheim, obschon in der Regel mehr als die Hälfte der Einnahmen dieser Betriebe aus Subventionen stammen. Was gibt es zu verbergen? Bringen wir etwas Licht ins Dunkel. Weil von offizieller Seite jegliche Information verwehrt wird, bleibt nichts anderes übrig, als sich auf Angaben von Branchenkennern und ehema­ ligen Amtsträgern zu stützen. Bei den nachfol­ gend genannten Gehältern handelt es sich um ungefähre Werte, die anhand von Dutzenden Gesprächen mit Fachleuten ermittelt wurden. Beginnen wir bei der teuersten Kulturinstitu­ tion des Landes, dem Zürcher Opernhaus. Der stolze Betrieb am Sechseläutenplatz erhält über 80 Millionen Franken aus der Staatskasse jähr­ lich, Tendenz steigend. Der frühere Intendant, Alexander Pereira, erzielte dank einer Beteili­ gung an den Sponsoreneinnahmen ein Jahres­ einkommen von 1,2 Millionen Franken. Damit war er wohl der bestbezahlte Kulturmanager Europas. Bei seinem späteren Job bei den Salz­ burger Festspielen verdiente er nicht einmal die Hälfte davon. Pereiras Nachfolger in Zürich, Andreas Homoki, ist nicht mehr an den Spon­ soreneinnahmen beteiligt. Wie viel verdient er? Markus Notter, Verwaltungsratspräsident des Opernhauses und früherer SP-Regierungsrat, sagt: «Die Bedingungen der heutigen Inten­ danz und Geschäftsleitung sind nicht mit den­ jenigen der Vorgänger-Ära vergleichbar: Sämt­ liche Löhne sind bedeutend tiefer.» «Keine öffentliche Aufgabe»: Zürcher Opernhaus-Intendant Homoki. Für die österreichische Kulturschickeria ist der Termin fast so wichtig wie der Wiener Opern­ ball: Immer Ende Dezember veröffentlicht der staatliche Rechnungshof den Einkommens­ bericht, in dem auch die Direktorengehälter der wichtigsten Kulturbetriebe aufgelistet sind. Anhand jener Zahlen erstellen die Medien je­ weils ein vielbeachtetes Einkommensranking mit den Auf- und Absteigern des Jahres. Auf der jüngsten Rangliste steht der abtretende Inten­ dant der Salzburger Festspiele, Alexander ­Pereira, mit einem Gehalt von ­304 500 Euro an der Spitze, das sind 50 000 Euro weniger als im Vorjahr. Auf Rang zwei und drei folgen die 44

­ irektoren des Albertina-Museums und des D Kunsthistorischen Museums in Wien. Sosehr die Liste voyeuristische Bedürfnisse bedient, sie ist auch staatspolitisch bedeutsam. Die Kulturbetriebe werden zu einem gros­sen Teil von Steuergeldern finanziert, also soll der Steuerzahler auch wissen dürfen, wofür das Geld verwendet wird. Grundsätzlich gilt diese Prämisse auch in der Schweiz. Die Löhne der CEOs von staats­nahen Betrieben wie der SBB, der Post oder der Ruag sind öffentlich. Bei den Kulturbetrieben in der Regel nicht. Von den grossen Institutionen ist nur der Lohn des ­Direktors des Nationalmuseums (vormals Lan­

«Keine Transparenzpflicht» Trotzdem liegt der Lohn Homokis noch immer deutlich über demjenigen von Intendanten an vergleichbaren Häusern. Sein Grundgehalt be­ trägt knapp 300 000 Franken, hinzu kommen Bezüge für seine Regiearbeiten in Zürich und an anderen Häusern. Insgesamt kommt Homo­ ki auf ein Einkommen von 600 000 Franken – damit verdient er mehr als ein Bundesrat und auch mehr als ein Intendant eines Renommier­ betriebs wie der Wiener Staatsoper. Um die Geheimhaltung von Homokis Lohn zu rechtfertigen, greifen die verantwortlichen Behörden in die juristische Trickkiste. Das Opernhaus ist als Aktiengesellschaft eine privatrechtliche Organisation, nach Gesetz ­ Weltwoche Nr. 40.14 Bild: Drama (Imago)

gilt auch eine solche als öffentliches Organ, so­ fern sie mit der Erfüllung einer öffentlichen Auf­gabe betraut ist. «Nach unserer Einschät­ zung ist der Betrieb einer Oper keine öffentli­ che Aufgabe», sagt ein Sprecher des Kantons auf Anfrage der Weltwoche, deshalb bestehe keine Transparenzpflicht. Der Betrieb der Oper ist also keine öffentliche Aufgabe, den­ noch wird sie mit öffentlichen Geldern finan­ ziert – eine eigenwillige Logik. Dass mit Mar­ kus Notter ein Sozialdemokrat an der Spitze einer Unternehmung steht, an dem Spitzen­ sänger über 20 000 Franken pro Vorstellung erhalten, passt zwar zu Zürich, ganz wohl scheint dem Verwaltungsratspräsidenten ­dabei aber nicht zu sein. Er verspricht, das ­Anliegen nach Transparenz an einer nächsten Sitzung des Verwaltungsrates zur Diskussion zu stellen. Der Kanton Basel-Stadt, dem diverse grosse Museen und Theater unterstehen, begründet die Geheimhaltung mit dem Persönlichkeits­ schutz der Direktoren. «Ich darf Ihnen keine Auskunft geben», lautet die klare Durchsage des Leiters der Fachstelle Kultur, Philippe ­Bischof. Auch der Stadt Zürich, die Häuser wie

Andreas Homoki verdient mehr als ein Bundesrat und als der ­Intendant der Wiener Staatsoper. die Tonhalle, das Schauspielhaus oder das Kunsthaus finanziert, scheinen die Spitzen­ gehälter in den Betrieben egal zu sein: «Die Löhne liegen in der Verantwortung der Aufsichtsgre­mien der jeweiligen Institutio­ nen», sagt Peter Haerle, Leiter der Abteilung Kultur. Hat der Steuerzahler nicht das Recht, zu wissen, was die Direktorin des Schauspiel­ hauses verdient? «Der Steuerzahler weiss, wie hoch die Subventionen an das Schauspielhaus sind, über die Kommunikation einzelner Löh­ ne entscheidet der Verwaltungsrat.» Haerle weist darauf hin, dass die Stadt in dem Gremi­ um keine Mehrheit hat, weshalb sie nicht über eine Offenlegung bestimmen könne. Das ist nur halb korrekt. Stadt und Kanton zusammen verfügen sehr wohl über eine Stim­ menmehrheit im Verwaltungsrat, sie finanzie­ ren den Betrieb mit 37 Millionen Franken pro Jahr, was fast achtzig Prozent der Einnahmen des Schauspielhauses entspricht – sie könnten jederzeit eine Herausgabe der Lohndaten ver­ langen, notfalls unter Androhung einer Sub­ ventionskürzung. In der rot-grün dominier­ ten Stadt fehlt dazu indes der Wille. Schämt man sich etwa für die Löhne, die dem Lei­ tungsteam am betont kapitalismuskritischen Schauspielhaus ausbezahlt werden? Vom früheren Direktor Matthias Hartmann ist bekannt, dass er zusätzlich zum Grundlohn von 240 000 Franken eine Erfolgs­ beteiligung erhielt; inklusive seiner Regie-­ Weltwoche Nr. 40.14

ist als ehemaliger Lei­ Gagen kam er auf ei­ ter der Kunstmesse nen Lohn von über Art Basel e­ ine der ein­ 500 000 Franken – ein flussreichsten Persön­ Spitzenwert im euro­ lichkeiten im globalen päischen Theater­ Kunstmarkt und ein betrieb. Seine Nachfol­ entsprechend hochdo­ gerin, Barbara Frey, tierter Berater. Beathatte anfangs wohl rix Ruf, die Di­rektorin ­weniger komfortable der Zürcher Kunsthal­ Bedingungen, kürz­ le und desi­gnierte Lei­ lich allerdings wurde terin des Stedelijk ihr Vertrag verlängert Alexander Pereira. Michael Haefliger. ­Museum in Amster­ und wahrscheinlich dam, kümmert sich nebenher um die private auch verbessert. Inklusive Regie-Gagen dürfte Kunstsammlung von Michael Ringier. Solche auch sie mittlerweile gegen eine halbe Million zum Teil hochlukrativen Zusatzverdienste einnehmen. bergen auch Risiken: Kurator Oliver Wick, Zu den Top-Verdienern der Branche gehört der für die Fondation Beyeler, das Kunsthaus auch Michael Haefliger, der höchst erfolgrei­ Zürich und das Bundesamt für Kultur tätig che Intendant des Lucerne Festival. Er hat das war, hat vor einigen Jahren für ein stolzes traditionsreiche Klassikfestival an die Welt­ ­Honorar von 300 000 Dollar ein Gemälde des spitze gebracht, ein hoher Lohn ist bei ihm amerikanischen Ma­ alles andere als ein ­ lers Mark Rothko als Grund zur Empörung. echt zertifiziert. Das Das Festival steht Bild stellte sich nach­ grösstenteils auf eige­ träglich als Fälschung nen Beinen: Nur vier heraus. Der US-Samm­ Prozent der Einnah­ ler, der das Gemälde men stammen von der aufgrund von Wicks öffentlichen Hand. Expertise für 7,2 Milli­ Zum Vergleich: Das onen Franken erwor­ Zürcher Tonhalle-­ ben hatte, reichte eine Orchester finanziert Klage ein gegen den sich zu gut fünfzig Schweizer. Der Fall ist Prozent von Steuer­ Barbara Frey. Sam Keller. noch hängig. geldern, die grös­seren Ob solche Vermischungen öffentlicher und Theater zu 65 bis 85 Prozent. ­privater Aufträge problematisch sind, wollen Im Museumsbereich hinken die Honorare weder die Kulturinstitutionen noch die Behör­ der Spitzenkräfte jenen im Theater- oder Kon­ den kommentieren. In der Branche gilt allge­ zertbereich hinterher. Christoph Becker, Di­ mein das Credo: Man nimmt zwar ­gerne das rektor des Zürcher Kunsthauses, verdient rund Geld vom Steuerzahler, wer sich in welchem 280 000 Franken im Jahr, der Lohn der Kunst­ Umfang daran schadlos hält, hat aber gefäl­ museumsdirektoren in g ligst niemanden zu interessieren. ­Basel (Bernhard Mendes Bürgi) und Bern (Matthias Frehner) Sie suchen eine professionelle liegt leicht darunter. Immobilienverwaltung ? Der Star der Szene ist Sam Keller von der Fondation Beyeler in Riehen, wahrschein­ ist er der bestver­ Professionellelich Dienstleistungen dienende Museums­ zu fairen Preisen direktor der Schweiz. Matthias Hartmann. Im boomenden Kunst­ bereich ist das grosse Geld indes nicht in den Museen zu holen, son­ dern im Handel. Galeristen wie Iwan Wirth (Hauser und Wirth) oder Auktionatoren wie SIMTRA ­Pierre Koller (Auk­tionshaus Koller) gehören zu den wichtigsten Namen in dieser mil­ lio­ Professionelle Leistungen zu fairen Preisen nenschweren Branche. Verlangen Sie unsere kostenlose Offerte Der anhaltende Boom führt dazu, dass ­Mu­seumsangestellte zuweilen ihr Honorar 044 318 70 70 mit Nebentätigkeiten aufbessern. Sam Keller www.simtra.ch

Bilder: Emanuel Freudiger (Der Sonntag, EQ), Gaetan Bally (Keystone), Helmut Wachter (13 Photo), Roland Schlager (Epa, Keystone)

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