Die dunklen Seiten der Mediävistik - Buch.de

auf, wie die Verfasserin historische Stoffkomplexe in das mystery-Schema in- tegriert. Mit der Vereinnahmung des Mittelalters in einem anderen Genre, dem.
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Bulizek, Herchert, Loleit (Hg.) • Die dunklen Seiten der Mediävistik

Die dunklen Seiten der Mediävistik – mit dieser Thematik wollen die Beiträgerinnen und Beiträger dazu anregen, sich mit Abseitigem, ja vielleicht sogar Abgründigem, Sinistrem, Obskurem, Rätselhaftem, etwas bislang unentdeckt oder unbeachtet Gebliebenem auf dem Gebiet der Mediävistik, der Mittelalter-Forschung und angrenzenden Feldern zu beschäftigen. Zugleich ist der vorliegende Band mit Beiträgen, die sich auch weit jenseits des Mainstreams bewegen, eine Festschrift für Rüdiger Brandt, an dessen vielfältige Forschungsinteressen in den Bereichen Mediengeschichte, Historische Kulturwissenschaft, Literatursoziologie Genderforschung, Lexi­kologie, Niederrheinforschung, Bildungsgeschichte, Rheto­rik, Poetik und Ästhetik die Beiträge anknüpfen.

Herausgegeben von Björn Bulizek, Gaby Herchert & Simone Loleit

Die dunklen Seiten der Mediävistik

ISBN 978-3-942158-72-5

9 783942 158725

Universitätsverlag Rhein-Ruhr

Herausgegeben von

Björn Bulizek, Gaby Herchert & Simone Loleit

Die dunklen Seiten der Mediävistik

Universitätsverlag Rhein-Ruhr, Duisburg

Rüdiger Brandt zum 65. Geburtstag

Gedruckt mit freundlicher Unterstützung der Fakultät für Geisteswissenschaften der Universität Duisburg-Essen.



Umschlaggestaltung

Hermann Cölfen



Titelfoto

Hermann Cölfen

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ISBN

978-3-942158-72-5 (Printausgabe)



ISBN

978-3-942158-73-2 (E-Book)



Satz

Björn Bulizek

Druck und Bindung

FORMAT Druckerei, Jena Printed in Germany

Inhalt

Zur Jubelnacht – eine obskure Einleitung .......................................................... 9 I.

Unterschiedliche Beleuchtungsgrade oder: Vom Wissen zum Nicht-Wissen

Heinz Eickmans Dunkelheit und Düsternis im späten Mittelalter. Lexikalische Felder des Dunklen in der deutsch-lateinischen Lexikografie des 15. Jahrhunderts.......................................................... 15 Nine Miedema vinster, dinster, timber. Wortgeschichtliches zu den ‚dunklen Seiten‘ des Mittelalters................................................. 31 Ulrich Schmitz Stein, Schere, Papier. Die Linguistik ist die dunkle Seite der Mediävistik................................................................... 45 Karl Helmer Poetik und Rhetorik als Universalkünste im 14. und 15. Jahrhundert....... 57 Werner Jung & Andrea Schäfer Möglichkeit und Wirklichkeit. Ein Essay............................................... 69 Andrea Sieber Verdunkeltes Begehren. Überlegungen zumSpannungs­verhältnis von Wissen und Nicht-Wissen in Konrads von Würzburg Partonopier und Meliur.......................................................................... 77 II.

Von Dunkelfeldern und dunklen Figuren

Helmut Tervooren Jakob van Maerlant. Wer ist das? Oder: Die mittelniederländische Literatur und ihre Kenntnis in der deutschen Universitätsgermanistik. Ein Plädoyer für eine engere Zusammenarbeit von Germanisten und Niederlandisten......................................................... 101

Thomas Bein Der dunkel meister................................................................................ 113 Andrea Moshövel Der Hermaphrodit als dunkle Figur bei Notker III. von St. Gallen (um 950-1022) – ein Versuch zu seinen geschlechterdualistischen Implikationen........................................................................................ 131 Sevgi Filiz Grusel oder Erbauung? Jeder wie er mag – oder doch beides in einem? Zwei Leserichtungen des Mirakels ‚Arnt Buschmann‘........ 147 Frauke Thielert „huorensun ald [...] boesenwiht“. Zum Straftatbestand der Beleidigung in spätmittelalterlichen Stadtrechten.......................... 165 Simone Loleit ‚Wie ein Dieb in der Nacht‘ – erhellende Dunkelheit in Kaufringers Märe Die Unschuldige Mörderin und der niederländischen Erzählung Karel ende Elegast...................... 175 III.

Ins Licht gerückt? Das Mittelalter in der Neuzeit

Jochen Vogt Die Fiktionalitätsgrenze verläuft am Klostergarten. Und andere nichtmediävistische Beobachtungen anhand eines kleinen Rosen-, Ketzer-, Liebes- und Detektivromans anno 1143.................... 193 Veronika Burovikhina Die Deutschen kommen. Der Umgang mit der Geschichte des (russischen) Mittelalters im (sowjetischen) Propagandafilm am Beispiel des Feindbildes in Alexander Newski................................ 207 Patrick Voßkamp Pranger 2.0 – über die (neue) Lust an der öffentlichen Schande.......... 225 Björn Bulizek Lug und Trug im Deutschunterricht...................................................... 235 Gaby Herchert Lieber hell oder besser dunkel? Zur argumentativen Verwendung von Mittelalterimaginationen................................................................ 243

Lieber Rüdiger, wir wissen, wie sehr Du es hasst, im Mittelpunkt zu stehen, wie sehr Dir jedes Aufsehen um Deine Person zuwider ist und wie sehr Dir Ehrungen und Danksagungen widerstreben. Aber dieses eine Mal muss es sein! Es ist uns ein Bedürfnis, Dir mit dieser Schrift herzlich zu gratulieren, unserer Verbundenheit mit Dir Ausdruck zu verleihen und Dir Dank zu sagen für Deine Freundschaft, Deine vielfältige Unterstützung, Deine Loyalität und Deinen wunderbaren Humor, mit dem Du Unmut vertreiben, Konflikte entschärfen und Probleme zu lösen vermagst. Nur selten ist das Urteil über einen Menschen so einhellig positiv wie über Dich. Deine Integrität und Dein selbstloser Einsatz für das Wohl des Faches und die Belange einzelner KollegInnen zeichnen Dein Wirken ebenso aus wie Dein stets offenes Ohr für große und kleine Probleme und Deine nahezu grenzenlose Hilfsbereitschaft. Dein profunder fachlicher Rat in allen mediävistischen Belangen ist so geschätzt wie Deine messerscharfe, aber stets hilfreiche und freundliche Kritik. Das Urteil der Studierenden bringt leger zum Ausdruck, was Dich charakterisiert: „Der Brandt weiß alles und ist der Coolste überhaupt“. Wir wünschen Dir bei der Lektüre dieser Festschrift viel Vergnügen und hoffen auf eine lange Zeit weiterer Zusammenarbeit mit Dir, auch wenn die Umstände, die neuere Entwicklungen an der Universität mit sich bringen, sicher geeignet sind, privates Lesevergnügen und Gartenarbeit als vielversprechende Alternative erscheinen zu lassen. Björn Bulizek, Gaby Herchert & Simone Loleit

Zur Jubelnacht – eine obskure Einleitung Es gibt zwei entgegengesetzte Vorurteile über das Mittelalter, die aber nur zwei Seiten einer Münze darstellen. Das erste Vorurteil: Man denkt an Aberglauben, Massenreligiosität, Hexenwahn etc. und konstatiert: ‚Die waren damals ganz schön dämlich.‘ Das zweite Vorurteil: Man denkt an das, was man so aus Romanen, Filmen etc. über das Mittelalter im Kopf hat – Männlein und Weiblein nackt zusammen im Bad, heile Natur, romantische Städtchen etc. – und kommt zu der Ansicht: ‚Die waren damals doch glücklicher.‘ Beides kann schon deshalb nicht stimmen, weil es sich gegenseitig ausschließt.1

‚Die dunklen Seiten der Mediävistik‘ – mit dieser Themenvorgabe wollten wir die Beiträgerinnen und Beiträger dieser Festschrift dazu anregen, sich mit etwas Abseitigem, ja vielleicht sogar Abgründigem, Sinistrem, etwas Obskurem, Rätselhaftem, etwas bislang unentdeckt oder unbeachtet Gebliebenem auf dem Gebiet der Mediävistik, der Mittelalter-Forschung und angrenzenden Feldern zu beschäftigen – und unserem verehrten Jubelprofessor2, Rüdiger Brandt, damit (hoffentlich) die Freude bereiten, dass sich die versammelten Beiträge weitmöglichst jenseits des Mainstreams bewegen. Man stelle sich die Autorinnen und Autoren mit einer Taschenlampe oder einer Kerze ausgestattet vor, wie sie sich diese dunklen Seiten der Mediävistik zu erhellen bemühen. Für diese Expedition auf das dunkle Gelände wurden sie in drei Gruppen eingeteilt. Voran geht Heinz Eickmans, der sich mit nüchternem Blick der Frage zuwendet, „welche Wörter das Deutsche zur Bezeichnung des Dunklen/Düstern/Finstern hat“, und semantische Klarheit gewinnt, indem er sich der deutsch-lateinischen Lexikografie bedient. Dazu passend untersucht Nine Miedema in ihrem gleichfalls lexikologisch ausgerichteten Beitrag, angeregt vom klischeehaften Bild des ‚dunklen‘ Mittelalters, die Bedeutungen von mhd. vinster, dinster und timber und entdeckt dabei u. a. so paradoxe Formulierungen wie den Vers din dinster liehter schin des Sonnenburgers. Als nächstes spürt Ulrich Schmitz mit subtilem Humor der These nach, die Linguistik sei, und dies ganz genau seit 1968, die dunkle Seite der Mediävistik und sieht den 1 2

Rüdiger Brandt: Grundkurs germanistische Mediävistik/Literaturwissenschaft. Eine Einführung. München 1999, S. 53. Analogbildung zum „JUBELLEHRER, m. lehrer, der sein jubiläum feiert: bei überreichung eines silbernen bechers an einen jubellehrer. überschrift eines gedichts bei Wilh. Müller 1,363.“ (DWB 10,2342). Der Professor erhält statt des Bechers eine güldene Festschrift.

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‚arglose Mediävisten‘ am Ende in eine „Hyper-Hölle voll teuflischer Linguistengestalten“ geraten. An dieser Stelle ist es gut, dass Karl Helmer die Führung übernimmt und daran erinnert, dass Vergils Führung im Purgatorium endet und Dante, dort angekommen, von Beatrice ins Paradies geführt wird. Aus den Abgründen des Webs, in dem laut Ulrich Schmitz die Linguisten zunehmend die Oberhand gewinnen, kehren wir zurück in heimatlichere Gefilde der Mediävistik: Poetik und Rhetorik. Doch Karl Helmers Überlegungen zur Renaissance-Poetik erlauben nur eine kurze Verschnaufpause, denn wir erfahren hier – fast scheinen wir zurückkatapultiert ins postmoderne Methodengerangel und in das (inzwischen auch schon zurückliegende) Jahrhundert des linguistic turn – von der Ablösung der Dialektik durch die Sprachkritik im späten Mittelalter und der höchst anti-aristotelischen Stoßrichtung der Universalrhetorik eines Lorenzo Valla. Der Abwendung vom aristotelischen Kurs widmen sich auch Werner Jung und Andrea Schäfer, wenn sie ein spätestens mit Lessing einsetzendes a-mimetisches Modell der Literatur und der Kunst im Allgemeinen beleuchten und dabei auch Isers Formulierung der „Rückenansichten jener Welt“ ins Spiel bringen. Literatur kläre über „Verdeckungen“ auf. Kunst und Literatur beschäftige sich demzufolge mit dem noch nicht Sichtbaren. Das Nicht-Sichtbare ist eine Form des Nicht-Wissen. Das Nicht-Wissen jedoch vorschnell mit dem Dunklen gleichsetzen zu wollen, verleitet zu einem Trugschluss, denn nur auf den ersten Blick wirke Nicht-Wissen „wie eine verdunkelte Kehrseite von Wissen, erweist sich aber bei genauerem Hinsehen als Bedingung der Möglichkeit und als Effekt von Wissen.“ Als narratives Phänomen untersucht Andrea Sieber das Nicht-Wissen an Konrads von Würzburg Feenroman Partonopier und Meliur. Partonopiers Weg führt „durch eine Abfolge unbekannter Orte und Situation immer tiefer in eine unheimliche, aber auch affizierende Atmosphäre des Nicht-Wissens hinein“. Hier wird eine Brücke zum nächsten Arbeitsbereich dieses Bandes gebaut: Die zweite Gruppe begibt sich nämlich in das Terrain des wenig bis gar nicht Erforschten, in die Gefilde des von der Mediävistik nicht oder kaum Beachteten und zu den dunklen Figuren, die es zu erhellen gilt, was auch neue Verdunklungen nach sich zieht. Zunächst betritt Helmut Tervooren unter der Leitfrage: „Wer war Jacob von Maerlant?“ das vielen Altgermanisten und Altgermanistinnen zu wenig vertraute Feld der mittelniederländischen Literatur. Die geographische Nähe zu den Niederlanden bringe es keineswegs automatisch mit sich, dass auch die benachbarte Literatur hinlänglich Beachtung finde. Hier gelte es die zu eng gesteckten altgermanistischen Fachgrenzen zu überschreiten und Kooperationen zur Niederlandistik zu suchen – wie es an der Universität Duisburg-Essen schon gute Tradition ist. Auch Thomas Bein entfernt sich bewusst von den „Glanzlichtern“ der Altgermanistik und nähert sich mit einem close reading

Zur Jubelnacht – eine obskure Einleitung

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einer singulär in der Jenaer Liederhandschrift überlieferten dunklen und bislang wenig beachteten Strophe, in der ein dunkel meister oder dunkelmeister eine obskure Rolle spielt. Ist der dunkelmeister ein Dünkelmeister, der es nicht einmal ins Wörterbuch hätte schaffen dürfen? Andrea Moshövel lotet am Beispiel der in der Forschung bislang wenig beachteten Allegorese des Hermaphroditen in Notkers De nuptiis Philologiae et Mercurii das Ineinanderwirken von Geschlechterdiskursen und Rhetorik aus. Die Erklärungsbedürftigkeit ebenso wie die Negativwertung machen den die Geschlechtergrenzen gefährdenden Hermaphroditen zur dunklen Figur. Notkers Deutungsversuch des Hermaphroditen mittels der Allegorie und der Etymologie erzeugt selbst wiederum obskure Rede. Undurchsichtig und bedrohlich sind auch die Geistererscheinungen des Arnt Buschmann, denen der Beitrag von Sevgi Filiz gewidmet ist. Das Zusammenspiel von erbaulich-religiöser Mirakel- und Grusel erregender Geistererzählung wird in der Forschung mit unterschiedlicher Gewichtung betrachtet; ein Blick auf die Titelholzschnitte der Inkunabeln des ausgehenden 15. und frühen 16. Jhs. zeigt, wie die gruseligen und erbaulichen Elemente von den Buchdruckern auf unterschiedliche Weise zur Vermarktung des Werks eingesetzt wurden. Einem weiteren Dunkelfeld widmet sich Frauke Thielert, die den Straftatbestand der Beleidigung anhand mittelalterlicher Stadtrechte untersucht. Eingang in die Rechtstexte fanden, offensichtlich beliebte, Schimpfwörter wie merhensun oder viertæter. Für ihre Verwendung wurden bestimmte Strafmaße festgesetzt, wobei die Häufigkeit der Verwendung sowie der Ahndung im Dunkel liegt. Auch der Beitrag von Simone Loleit bleibt mit den Figuren der mordenden Gräfin in Heinrich Kaufringers Die unschuldige Mörderin und des diebischen Königs in Karel ende Elegast im Bereich der, allerdings fiktionalen, Verbrechen und stellt die Licht-Dunkel-Dichotomie der Erzählungen in einen geistlichen Deutungshorizont. Der Mittelalterrezeption und dem Phänomen des ‚Mittelalterlichen‘ in der Neuzeit widmet sich die dritte Gruppe der Beiträge. Der historische Roman, insbesondere auch der historische Kriminalroman mit Mittelalter-Setting, erfreut sich seit längerem großer Beliebtheit. Die dunkle Seite der menschlichen Natur als anthropologische Konstante erscheint ebenso wie die Spurensuche zur Aufdeckung des Verbrechens im historischen Gewand. Jochen Vogt untersucht mit The Heretic‘s Apprentice (1989) einen Band aus der Reihe Chronicles of Brother Cadfael (zwischen 1977 und 1994 verfasst) von Ellis Peters und zeigt auf, wie die Verfasserin historische Stoffkomplexe in das mystery-Schema integriert. Mit der Vereinnahmung des Mittelalters in einem anderen Genre, dem Propagandafilm, beschäftigt sich Veronika Burovikhina am Beispiel von Sergej Eisensteins Film Alexander Newski. Das ‚Mittelalter‘ wird, ganz dem propa‑ gandistischen Zweck untergeordnet, zur Kulisse und durch die geschickt kon-

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struierten Parallelen zwischen Vergangenheit und Gegenwart zum Garant für die Glaubwürdigkeit der propagandistischen Aussage. Parallelen zwischen dem Mittelalter und der Jetztzeit zeigt auch der Beitrag von Patrick Voßkamp auf, der das Fortleben des ‚mittelalterlichen‘ Prangers im Web 2.0 untersucht und dabei zu der Frage gelangt: Was ist dunkler: das Mittelalter oder die aktuelle Neuzeit? Schließlich leitet er daraus ein Plädoyer für „mehr Mediävistik (im Unterricht)“ ab, da sich aus einem Vergleich des Vergangenen mit dem Gegenwärtigen vielleicht Erhellendes für die Zukunft gewinnen ließe. Mit mittelalterlicher Literatur im Unterricht und dem damit u. a. verbundenen Ziel historischen Lernens beschäftigt sich auch Björn Bulizek. Er wirft einen Blick auf die doppelbödige Figur des Till Eulenspiegel und beleuchtet die dunklen Seiten dieses in der neuzeitlichen Literatur, insbesondere im Kinder-, Jugend- und Schulbuch, zum lustigen Spaßmacher abgeflachten mittelalterlichen Helden, den es im schulischen Rahmen neu zu entdecken gilt. Last but not least liefert Gaby Herchert einen Überblick über den Wechsel von hellen und dunklen Mittelalterimaginationen und ihren Verwendungsweisen in argumentativen Zusammenhängen, wobei das in der Geschichte der Pädagogik vermittelte Bild vom ‚Mittelalter‘ besondere Leuchtkraft gewinnt.

I. Unterschiedliche Beleuchtungsgrade oder: Vom Wissen zum Nicht-Wissen