Der pädagogische Umgang mit Sterben, Tod und ... AWS

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen. Nationalbibliografie; detaillierte ... 2.1 Literatur zum Thema pädagogischer Umgang mit Sterben, Tod und Trauer ...... 11 ..... „Die Pädagogik griff diesen Themenbereich erst auf, als er von anderen wissenschaftlichen. Disziplinen bereits ...
1MB Größe 3 Downloads 84 Ansichten
Claus Maywald

t i m g n a g m U e h c s i g o g a d ä p r e D r e u a r T d n u d o T , n Sterbe Unterrichtung, Beratung und Begleitung

disserta Verlag

Maywald, Claus: Der pädagogische Umgang mit Sterben, Tod und Trauer: Unterrichtung, Beratung und Begleitung, Hamburg, disserta Verlag, 2015 Buch-ISBN: 978-3-95425-278-7 PDF-eBook-ISBN: 978-3-95425-279-4 Druck/Herstellung: disserta Verlag, Hamburg, 2015 Covermotiv: © harryimweb – Fotolia.com

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Bearbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Die Informationen in diesem Werk wurden mit Sorgfalt erarbeitet. Dennoch können Fehler nicht vollständig ausgeschlossen werden und die Diplomica Verlag GmbH, die Autoren oder Übersetzer übernehmen keine juristische Verantwortung oder irgendeine Haftung für evtl. verbliebene fehlerhafte Angaben und deren Folgen. Alle Rechte vorbehalten © disserta Verlag, Imprint der Diplomica Verlag GmbH Hermannstal 119k, 22119 Hamburg http://www.disserta-verlag.de, Hamburg 2015 Printed in Germany

Im Jahre 2011 sind in Deutschland 852.328 Menschen gestorben.1 Darunter 4312 Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre.2 Meine sechsjährige Tochter Lara war eine von ihnen.

1

2

Statistisches Bundesamt, abgerufen unter: https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/Bevoelkerung/Bevoelkerung.html. Statistisches Bundesamt, Tabelle der Verstorbenen nach Alter, abgerufen unter: https://www-genesis.destatis.de/genesis/online/logon?language=de&sequenz=tabelleErgebnis& selectionname=12613-0003.

Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung.....................................................................................................................9 2 Einführung und Eingrenzung .................................................................................. 11 2.1 Literatur zum Thema pädagogischer Umgang mit Sterben, Tod und Trauer ...... 11 2.2 Notwendigkeit von Pädagogik und der pädagogischen Felder im Umgang mit Sterben, Tod und Trauer ...................................................................................... 20 2.3 Pädagogische Felder - ihre Fundierung und Inhalte ............................................ 22 2.3.1 Das Feld der Vermittlung / WISSEN ............................................................. 22 2.3.2 Das Feld der Beratung / ERFAHRUNG ........................................................ 24 2.3.3 Das Feld der Begleitung / AUSHALTEN ...................................................... 25 3 Zusammenstellung .................................................................................................... 26 3.1 Zweites Inhaltsverzeichnis ................................................................................... 26 4 Ausarbeitung ............................................................................................................. 27 4.1 Gesellschaftliche und historische Themenbreite in Bezug auf Sterben, Tod und Trauer ............................................................................................................ 27 4.1.1 Die Themenbreite als Chance der Pädagogik ................................................. 30 4.2 Bisher pädagogisch affine Bereiche im Thema Sterben, Tod und Trauer ........... 30 4.2.1 Death Education ............................................................................................. 30 4.2.2 Thanatagogik/Sterbeerziehung ....................................................................... 35 4.2.3 Trauerberatung ............................................................................................... 38 4.2.4 Friedhofspädagogik ........................................................................................ 39 4.2.5 USTT (Unterricht Sterben Trauer Tod) .......................................................... 41 4.2.6 UBB/STT und Friedhofspädagogik als Leitbegriffe für den pädagogischen Umgang mit Sterben, Tod und Trauer ............................................................ 43 4.3 Geschichtlicher Umgang mit Sterben, Tod und Trauer und die daraus resultierende Begründung von Pädagogik ........................................................... 45 4.3.1 Sterben, Tod und Trauer „früher“ .................................................................. 46 4.3.1.1 „Der gezähmte Tod“ ............................................................................... 48 4.3.1.2 „Der eigene Tod“ .................................................................................... 49 4.3.1.3 „Der nahe und der lange Tod“ ................................................................ 52 4.3.1.4 „Der Tod des Anderen“........................................................................... 53 4.3.1.5 „Der ins Gegenteil verkehrte Tod“ ......................................................... 55 4.3.1.6 Antikes Friedhofs- und Bestattungswesen .............................................. 58 4.3.1.7 Frühchristliches Friedhofs- und Bestattungswesen ................................ 60 4.3.1.8 Mittelalterliches Friedhofs- und Bestattungswesen ................................ 62 4.3.1.9 Die Konfessionalisierung des Friedhofs in der frühen Neuzeit .............. 64 4.3.1.10 Die Enteignung der kirchlichen Friedhöfe in der Neuzeit ...................... 67 4.3.1.11 Die Säkularisierung des Friedhofs im 20. Jahrhundert ........................... 69 4.3.2 Sterben, Tod und Trauer „heute“.................................................................... 72 4.3.3 Die Begründung und die Ziele pädagogischer Arbeit aus dem geschichtlichen Umgang ................................................................................ 76 4.4 Pädagogische Felder............................................................................................. 89

4.4.1 Die Selbstreflexion und Offenheit des Lehrenden, Beratenden oder Begleiters . 89 4.4.2 Das Feld der Vermittlung ............................................................................... 92 4.4.2.1 Vermittlung / WISSEN ........................................................................... 92 4.4.2.2 Der Lehrberuf.......................................................................................... 93 4.4.2.3 Der Unterricht ......................................................................................... 96 4.4.2.3.1 Planung des Unterrichts ................................................................... 97 4.4.2.3.2 Lernziele der Unterrichtung........................................................... 106 4.4.2.3.3 Lernprozess und Sprachkompetenz ............................................... 112 4.4.2.3.4 Methoden und Unterrichtsformen ................................................. 119 4.4.2.3.5 Teilnehmer und Betroffenheit ....................................................... 127 4.4.2.4 Zusammenfassung................................................................................. 133 4.4.3 Das Feld der Beratung .................................................................................. 136 4.4.3.1 Beratung / ERFAHRUNG .................................................................... 136 4.4.3.2 Allgemeines Beratungswissen .............................................................. 136 4.4.3.2.1 Beratung - Definition, Einordnung und Abgrenzung .................... 136 4.4.3.2.2 Gesellschaftliche Rahmenbedingungen von Beratung .................. 140 4.4.3.2.3 Ziel von Beratung .......................................................................... 143 4.4.3.2.4 Methoden der Beratung ................................................................. 144 4.4.3.2.5 Der Berater .................................................................................... 147 4.4.3.2.6 Der Beratungsprozess .................................................................... 148 4.4.3.2.7 Pädagogik und Beratung ................................................................ 149 4.4.3.3 Handlungsspezifisches Wissen ............................................................. 151 4.4.3.3.1 Trauerberatung............................................................................... 151 4.4.3.3.2 Inhalte von handlungsspezifischem Wissen .................................. 155 4.4.3.4 Zusammenfassung................................................................................. 156 4.4.4 Das Feld der Begleitung ............................................................................... 161 4.4.4.1 Begleitung / AUSHALTEN .................................................................. 161 4.4.4.2 Die Todes- und Trauererfahrung und ihre allgemein menschlichen Konsequenzen ....................................................................................... 162 4.4.4.3 Der Trauerweg / Die Wegentscheidung ................................................ 165 4.4.4.4 Die Arten der Begleitung ...................................................................... 166 4.4.4.4.1 Die konsolatorisch-verstehende Begleitung .................................. 167 4.4.4.4.2 Die stimulierend-provokative Begleitung ..................................... 168 4.4.4.4.3 Die reflektierend-verstehende Begleitung ..................................... 168 4.4.4.4.4 Die evaluierend-nachgehende Begleitung ..................................... 169 4.4.4.4.5 Die eisagogisch-hinführende Begleitung....................................... 170 4.4.4.5 Der Begleiter ......................................................................................... 170 4.4.4.6 Der Pädagoge als Begleiter / die Pädagogik als Begleitung ................. 171 4.4.4.7 Zusammenfassung................................................................................. 173 5 Zusammenfassung .................................................................................................. 175 5.1 Pädagogik im Umgang mit Sterben, Tod und Trauer Thesenhafte Zusammenfassung .............................................................................................. 175 6 Literaturverzeichnis ............................................................................................... 180 6.1 Wissenschaftliche Literatur ................................................................................ 181 6.2 Nicht-wissenschaftliche Literatur ...................................................................... 190 6.3 Sonstige Medien ................................................................................................. 196

1 Einleitung Die vorliegende Studie ist von ihrer Entstehung und Ausführung her die Darstellung eines „Annäherungsprozesses“. In diesem Prozess will ich mir Klarheit darüber verschaffen, welche Aufgaben die Pädagogik im Bereich von Sterben, Tod und Trauer besitzt und wie sie diese zu erfüllen hat. Dabei dokumentiert die Studie die einzelnen Etappen und Auseinandersetzungen. Sie ist eine erste Fundierung, kein fertiges Konzept. Begonnen hat das Unternehmen mit einer Art „Missverständnis“. Als Pädagoge war ich immer auf der Suche nach Literatur in diesem Fachgebiet, landete aber regelmäßig vor den Regalreihen der Psychologie und anderer Wissenschaften. Ebenso erwiesen sich in der Regel solch pädagogisch anmutende Begriffe wie Thanatagogik, Friedhofspädagogik, Death Education usw., die kurz vorzustellen sind, als pädagogische Sackgassen, handelt es sich doch wesentlich um als Pädagogik deklarierte Psychologie. So musste ich einsehen, dass Ausarbeitungen zum Thema im Bereich der Pädagogik nicht direkt, sondern nur über Umwege zu erlangen waren. Aufbauend auf das, was mir im Lauf der Recherche von der Pädagogik zum Thema bekannt wurde, konnten dann drei Felder bestimmt werden, welche für das Vorhaben relevant und damit zu bearbeiten waren. Die gefundenen Bereiche Vermittlung, Beratung und Begleitung werden in ihrem allgemeinen Charakter dargestellt, um darauf aufbauend zu der jeweiligen Schwerpunktsetzung im Bereich von Sterben, Tod und Trauer zu gelangen. Daneben war es wichtig, mein Selbstverständnis als Pädagoge in diesem Bereich durch eine historische und eine philosophisch-pädagogische Argumentation zu stärken. Damit sind das allgemeine und das spezielle Ziel der Studie umrissen. Ich will dem eigenen Selbstverständnis und Handeln als Pädagoge im Bereich von Sterben, Tod und Trauer sowohl Begründung, Rechtfertigung als auch Kontur verleihen, um die Pädagogik als eine der Professionen zu sehen, die selbstverständlich, neben und auf Augenhöhe mit der Psychologie dort tätig ist. Denn die Pädagogik organisiert nicht das Wartezimmer der Psychotherapeuten und Psychologen - die Pädagogen haben ihre eigene Sprechstunde. Was sie darin treiben, versucht diese Studie näher zu beschreiben. Dieses Unterfangen darf gerne auch als „molekularer“ Beitrag dafür angesehen werden, auf dem Gebiet von Sterben, Tod und Trauer, insbesondere der Trauerbegleitung, das

9

Feld der Pädagogik3 gegenüber der Psychologie etwas klarer in Position zu bringen. Die bis heute eindeutig psychologische Inanspruchnahme eines sowohl historisch ableitbaren, philosophisch begründbaren und praktisch bearbeiteten Tätigkeitsfeldes der Pädagogik führt meines Erachtens durch die Psychologisierung gerade im Bereich der Trauer zu einer gewissen Fehlverortung von ihr und ihren Folgen. Denn die Trauer ist nicht pathologischer Natur, sie ist keine Krankheit. Sie ist eine menschliche Ressource, die in der Regel eine menschliche Begleitung, eine Beratung oder - auch mit etwas mehr innerem Abstand - Vermittlung benötigt. In den meisten Fällen muss dies nicht einmal eine professionelle Hilfe sein - hier reichen in vielen Fällen die noch in unserer Gesellschaft vorhandenen allgemein-menschlichen Kompetenzen aus. Wird dennoch professionelle Hilfe benötigt, dann bringt die Pädagogik die besten Voraussetzungen dafür mit, da sie über alle notwendigen und passenden Ressourcen verfügt.

3

10

Der Begriff des Feldes ebenso wie der Kampf um die Autonomie der Felder ist hier nach den Vorstellungen Bourdieus gefasst worden (vgl. Forneck/Wrana 2005, S. 89ff.).

2 Einführung und Eingrenzung 2.1 Literatur zum Thema pädagogischer Umgang mit Sterben, Tod und Trauer Die Recherche nach dem Thema Sterben, Tod und Trauer führt in den verschiedenen Disziplinen wie Psychologie, Medizin, Geschichte, Kulturgeschichte, Volkskunde, Rechtswissenschaft, Theologie, Philosophie oder Soziologie den Suchenden vor ganze Bücherregale - nur die dazu erhoffte „imaginäre Bibliothek der Pädagogik“ 4 macht eine Ausnahme.5 Das wundert umso mehr, da diese Disziplin als „professionelle Lebensbegleitung“ (Gudjons 2008, S. 26) bei vielen anderen wichtigen Themen des Lebens wie zum Beispiel in der Sexual- oder Medienpädagogik sehr präsent ist. Bei Sterben, Tod und Trauer ist die Pädagogik - was den deutschsprachigen Raum angeht - recht still geblieben. Die Disziplin hat sich dem Thema immer wieder einmal angenommen, im Prinzip das Feld aber Anderen, insbesondere der Psychologie, überlassen. Umgekehrt formuliert spricht man in vielen anderen Disziplinen von Erziehung, Pädagogik und Unterrichtung, ohne aus der Pädagogik selbst zu sein.6 Die Literaturrecherche zu der vorliegenden Studie erfolgte im ersten Schritt im KVK (Karlsruher Virtueller Katalog), im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek sowie im Katalog der Spezialbibliothek des Museums für Sepulkralkultur in Kassel. Dabei hatte die Recherche unter den Schlagworten bzw. den Schlagwortkombinationen wie Pädagogik und Tod, Erwachsenenbildung und Sterben, Erziehung und Tod etc. kaum zu nennenswerten Ergebnissen geführt. Der allerdings dort gefundene Begriff der „Friedhofspädagogik“ (Wolf, 2011) war für das Thema ein erster Gewinn - hat aber in der Folge nicht zu weiteren Hinweisen geführt. Im direkten Kontakt mit der Bibliothek in 4

5

6

„Die Pädagogik griff diesen Themenbereich erst auf, als er von anderen wissenschaftlichen Disziplinen bereits intensiv bearbeitet worden war.“ (Brommer 1989, S. 72.) Bei diesen Veröffentlichungen handelte es sich größtenteils um allgemeine Überlegungen zur Notwendigkeit einer pädagogischen Behandlung des Themas, um didaktische Überlegungen oder um Unterrichtsmodelle. Dieser Stand aus dem Jahre 1988 entspricht der auch in dieser Studie durch die Auflistung der diesbezüglichen Literatur belegten Feststellung, dass sich die Pädagogik erst ab Ende der 1990iger Jahre kontinuierlich dem Thema angenommen hat. Im Teilbereich „Kinderhospiz“ findet sich 2011 die Aussage „Zu der Arbeit von Pädagogen in stationären Kinderhospizen gibt es bisher jedoch keine Literatur“ (Mader 2011, S. 4) und: „Den Pädagogen wird also offenbar eine wichtige Rolle in der stationären Kinderhospizarbeit zugeschrieben. Dennoch existieren bisher keine ausführlichen Beschreibungen zu ihrem Berufsfeld.“ (Mader 2011, S. 14). Siehe dazu Kapitel 4.2. Death Education, Sterbeerziehung, Thanatagogik sowie USTT sind vorwiegend im Bereich der Psychologie verortet.

11

Kassel kristallisierte sich dann der amerikanische Begriff der „Death Education“ als zweiter für das Thema relevante heraus. Er führte zu einer reichen Trefferquote. Der Erfolg mit diesem Begriff war im weiteren Verlauf allerdings so „umfassend“7, dass der Rat eines Spezialisten auf diesem Feld vonnöten war, um die Recherche über gegebenenfalls andere Begriffe oder Begriffskombinationen wieder einengen zu können. Der Psychologe Prof. Dr. Wittkowski von der Universität Würzburg verwies mich dankenswerter Weise auf die entsprechende aktuelle amerikanische Literatur und die sich darin befindlichen Anmerkungen und Literaturverweise. Damit bekam der Begriff der „Death Education“ eine klare Kontur. Der dritte Begriff, der das Thema charakterisieren sollte, ist direkt von Prof. Wittkowski geprägt worden. Er umschreibt das gesuchte Feld mit dem Begriff der USTT (Unterrichtung über Sterben, Tod und Trauer) (Wittkowski 2012, S. 111-123). Der vierte Begriff fand sich im Lauf der Recherche im Bereich der Beratung. Hier ist der Begriff der „Trauerberatung“ als Beratungsfeld in der Pädagogik verankert (vgl. Nestmann/Engel/Sickendiek 2007, S. 1139-1149). Ein weiterer Fund war der Begriff „Thanatagogik“ (Petzold/Huck 1984, S. 501-576) der durch seine Zusammensetzung der „Death Education“ ähnelt und auch direkt Bezug dazu nimmt. Als Eindeutschung von Thanatagogik findet sich parallel dazu noch der Begriff der „Sterbeerziehung“. Mit diesen fünf Begriffen (Friedhofspädagogik, Death Education, USTT, Trauerberatung und Thanatagogik/Sterbeerziehung) ausgestattet, nahm die Literatursuche einen neuen Anlauf. Bezeichnenderweise führten die Begriffe aber in den meisten Fällen immer noch aus dem rein pädagogischen Feld heraus oder zumindest in Zwischenbereiche von Pädagogik und einem anderen Feld - in der Regel in das Feld der Psychologie. Für diesen Zustand bezeichnend ist die Tatsache, dass im ersten Kapitel des interdisziplinären Handbuchs „Sterben und Tod“ aus dem Jahre 2010 die Sicht der Geschichts- und Religionswissenschaft, der Philosophie, Medizin, Psychologie und Soziologie zum dem Thema aufgezeigt wird, aber nicht die der Pädagogik (Wittwer/Schäfer/Frewer 2010). Das hat im übrigen Tradition: in dem über 600 Seiten starken Buch über Theorie und Praxis der Thanatotherapie aus dem Jahre 1984 wird ebenfalls die Pädagogik als Wissenschaft charakterisiert, die bis dato keinen wesentlichen Beitrag zum Thema geleistet hatte.8

7

8

12

Sowohl in Google Scholar, in Google Books und in Google Web waren die Treffermengen sechsoder mehrstellig. „Die wichtigsten Beiträge zur Thanatologie kommen aus den klinischen Fächern Medizin […] und der

So müssen sich Pädagogen/Innen noch heute über weite Strecken den Zugang zum Thema über die wissenschaftliche Literatur anderer Disziplinen verschaffen. Erst daraus können die für die Pädagogik wichtigen Arbeitsfelder zusammengestellt werden. Darüber hinaus sollten meiner Meinung nach in der Forschung auch eine Vielzahl von weiteren Quellen erschlossen werden: Erlebnisberichte Betroffener, sowie die in Gedichten, Romanen und Erzählungen, aber auch in Karikaturen, in den Selbstdarstellungen verschiedenster Institutionen oder in der Kinder- und Jugendliteratur ausgedrückten Erfahrungen. In dieser Phase der Annäherung an das Thema wurde deutlich, an wie vielen gesellschaftlich relevanten Stellen Diskussionen um Leben und Tod geführt werden. Sie lassen sich mit Begriffen wie Hirntod, lebensverlängernde Maßnahmen, Patientenverfügung, Sterbehilfe, Hospiz und Palliativmedizin, Abtreibung, Euthanasie, Selbstmord und Todesstrafe - um nur einige wichtige und aktuelle zu nennen - umreißen (vgl. Wittwer/Schäfer/Frewer 2010). Da im Lauf der Recherche immer wieder Bücher und Artikel auftauchten, welche genau das gesuchte Spannungsfeld von Pädagogik, Sterben, Tod und Trauer behandelten, wurde die Trefferquote der Gesamtrecherche schließlich so hoch, dass das Thema wieder in das Feld der Pädagogik zurückzuführen war. Das hieß, nach den „Umwegen“ einer Annäherung - ohne dies negativ, sondern im Gegenteil nur zustimmend als Bereicherung zu werten - war die Möglichkeit geschaffen, das Thema für die Pädagogik auf einer breiten und interdisziplinären Basis stehend erfassen und bearbeiten zu können. Konkret hat sich diese Vorgehensweise in der Literaturliste dieser Studie niedergeschlagen. Sie ist in die Bereiche der „wissenschaftlichen“ und der „nichtwissenschaftlichen“ Literatur unterteilt. Zusätzlich werden die jeweilig zugehörigen Fachgebiete genannt und die Literatur damit sichtbar mit ihrem Fachgebiet verortet. Die Schlagwörter befinden sich neben der Signatur des eigenen Handapparats. Bei der gelegentlichen Heranziehung von nichtwissenschaftlichen Werken liegt in der Folge dann keine argumentative, sondern eine illustrative Intention zugrunde, was sich

Pflegeforschung, den sozialwissenschaftlichen Fächern Psychologie, Soziologie und Ethnologie sowie den humanistischen Fächern der Philosophie, Theologie und Geschichte.“ (Spiegel-Rösing/Petzold 1984, S. 12)

13

aus dem hohen Gehalt an reflektiertem Eigenerleben der z.B. unmittelbar Betroffenen rechtfertigen lässt.9 Für den deutschsprachigen Raum finden sich folgende Werke und Artikel, die das Thema von Sterben, Tod und Trauer als Aufgabe für die Pädagogik sehen - im Lauf der Zeit werden sicherlich noch einige dazukommen - die Liste hat nicht den Anspruch auf Vollständigkeit, reicht aber für den gewünschten Zweck aus. Es sind dies in zeitlicher Reihenfolge: vor 1945: - Starke, G.W.E. (1794): Über Verhütung und Milderung der Todesfurcht durch Erziehung. In: Deutsche Monatsschrift. 1790-1800. 1. Bd. S. 41-5510 von 1970 bis 1980: Bloching, Karl-Heinz (1973): Tod, Mainz. Aus der Reihe: Projekte zur theologischen Erwachsenenbildung11

-

von 1981 bis 1990: - Petzold, Hilarion und Huck, Karin (1984): Death Education, Thanatagogik – Modelle und Konzepte. In: Spiegel-Rösing, Ina und Petzold, Hilarion (Hrsg): Die Begleitung Sterbender. Theorie und Praxis der Thanatotherapie. Ein Handbuch. Paderborn, S. 501-57612 - Brommer, Jürgen (1989): Sterben und Tod als Lernbereich der Erwachsenenbildung. Europäische Hochschulschriften, Reihe 11, Pädagogik Bd. 376. Frankfurt/M.13 - Hummer, Hubert (1989): Sterben lernen? Der Tod als Thema der Erwachsenenbildung. In: Sterben, Tod, Trauer. Linz, S. 7-2814 9

10

11

12

13

14

In dieser Studie ist die Anzahl der Zitate aus der nichtwissenschaftlichen Literatur sehr überschaubar geblieben. Der Verfasser vertritt die Ansicht, dass das tradierte „erschreckende“ Bild vom Tod durch Erziehung gemildert werden kann, indem die „richtige“ Vorstellung vom Tod in Form von beruhigenden Begriffen und Gedanken durch die Erziehungspersonen den zu Erziehenden nahe gelegt wird. Als Beispiel hierfür dienen Bilder aus der Natur. [Theorie] [Begründung] [Methode] Der Verfasser macht Arbeitsvorschläge zum Thema Tod und Sterben für die Durchführung von Seminaren in der Erwachsenenbildung. Dabei gliedert er das Thema nach vier verschiedenen thematischen Einheiten: medizinisch, philosophisch, literarisch und christlich. Ziel seiner Seminare soll sein, zu einem vertieften Verständnis von Tod und Sterben zu gelangen. Den Seminarteilnehmern soll geholfen werden, ihre jeweils eigene Antwort darauf zu finden. [Konzept] [Material] Nach einer kurzen historischen Zusammenfassung der bisherigen pädagogischen Bemühungen im Bereich von Sterben und Tod begründet der Verfasser zuerst die Notwendigkeit dieser Erziehung. Danach erfolgt eine Übersicht und Analyse bestehender oder einzurichtender amerikanischer und deutscher Fortbildungsprogramme zum Thema. Dabei werden sowohl das dahinter stehende Menschenbild konkretisiert, als auch Ziele und verwendbare Methoden vorgestellt. [Begründung] [Konzept] [Methode] Der Verfasser versucht die Notwendigkeit organisierter Lernprozesse zum Thema Sterben und Tod mit philosophischen, psychologischen, soziologischen und pädagogischen Argumentationssträngen zu begründen. Das Lernen in diesem Bereich wird - vom symbolischen Interaktionismus ausgehend lerntheoretisch untermauert; aus verschiedenen anderen Lerntheorien werden Einzelaspekte in diesem Prozess herausgearbeitet. Zusammen mit einer Auswertung verschiedener Seminare analysiert der Verfasser zum Schluss das Lehr- und Lerngeschehen im Thema, zeigt didaktische Konsequenzen auf und wertet aus. Insgesamt soll mit diesem Buch eine Antwort auf die Kernfrage gegeben werden: „Wie können Menschen mehr Autonomie und Kompetenz gegenüber Sterben und Tod erreichen?“ [Begründung] [Theorie] [Konzept]

von 1991 bis 2000: - Hinker, Wolfgang und Metelmann, Volker (1992): Ein Kinderlachen verstummt. Stuttgart15 - Karusseit, Karl-Heinz (1994): Konfrontation der Sozialpädagogik mit Sterben und Tod. Frankfurt/M16 - Deutsche Leukämie-Forschungshilfe (Hrsg) (1998): Was tun! Ein Leitfaden für krebskranke Jugendliche und ihre Freunde. Bonn17 - Student, Christoph (1998): Trauer über den Tod eines Kindes. Hilfen für verwaiste Eltern. Bad Krotzingen18 von 2001 bis 2010: - Freese, Susanne (2001): Umgang mit Tod und Sterben als pädagogische Herausforderung. Reihe Ethik in der Praxis, Hrsg Hans-Martin Sass, Bd.9. Münster19 - Deutsche Leukämie-Forschungshilfe (Hrsg) (2005): Pfeifer, Renate und Wiemann, Claudia: Wenn ein Schüler Krebs hat. Ein Leitfaden für Lehrer. Bonn20 14

15

16

17

18

19

20

Vor dem Hintergrund der gegenwärtigen (1989) Verleugnung von Sterben und Tod und der daraus folgenden Isolation der Individuen, die immer mehr ohne jenseitsbezogene Sinngebung alleingelassen und voller Angst vor dem Tod stehen, plädiert der Verfasser für die Unterrichtung des Themas im Rahmen der Erwachsenenbildung. Denn eine Erwachsenenbildung, die Emanzipation und Unterstützung der Menschen für die Lebensbewältigung zum Programm hat, muss sich dem Thema annehmen. Drei Ansatzpunkte werden dafür konstatiert: ein Bewusstsein vom menschenwürdigen Sterben schaffen, Einfordern von Rechten und Bedürfnissen sowie berufsbegleitende Maßnahmen. Gleichzeitig werden Argumente aufgegriffen, die vor einer Pädagogisierung und Therapeutisierung des Sterbens warnen. [Begründung] [Theorie] Die Verfasser wollen die Fragen, welche Eltern beim Tod eines Kindes bedrängen, aufnehmen und vor christlichem Hintergrund beantworten. Zwischen Trost spenden und Rat geben bewegen sich die Inhalte von Trauerreaktionen und Gefühlen in der Trauer, insbesondere dem Schuldgefühl und dem Gefühl der Befreiung. [Ratgeber] Der Verfasser sieht aufgrund gesellschaftlicher Entwicklungen im Bereich von Sterben und Tod, aber auch von Drogenmissbrauch und Aids etc. die Notwendigkeit einer Auseinandersetzung der Sozialpädagogik mit dem Thema Sterben und Tod. Sie soll zu einer sozialpädagogisch verstandenen Sterbebegleitung oder „Sterbesolidarität“ führen. Beides soll in das theoretische Selbstverständnis der Sozialpädagogik integriert werden. Dabei macht der Verfasser deutlich, dass sich ein sozialpädagogisch verantworteter Umgang dabei nicht durch Erfahrungswissen absichern lässt, sondern auf Grundhaltungen fußen muss. [Begründung] Der Leitfaden für krebskranke Jugendliche und ihre Freunde ist sowohl Ratgeber als auch Arbeitsbuch für die Zielgruppe. Er enthält als Ratgeber viele Informationen, um mit der Situation „Krebs“ klar zu kommen - Sachinformationen zur Krankheit und Behandlung sowie Informationen zum Umgang mit der Situation im Krankenhaus, in der Schule oder in einer Beziehung. In seinem Bereich als Arbeitsbuch findet sich neben Kochrezepten (Chemotherapie und Essen!) viel Unterhaltsames. [Ratgeber] [Arbeitsbuch] Die Broschüre will betroffenen Eltern konkrete Hilfestellung leisten und Informationen darüber geben, wie mit dieser Situation umgegangen werden kann. Dabei geht es sowohl um das Thema der auftreten- den Gefühle und Gedanken der Eltern als auch um die Art des Umgangs der Kinder im allgemeinen und der Geschwisterkinder im besonderen. [Ratgeber] Die Verfasserin hat die pädagogische Betrachtung des Umgangs mit Sterben und Tod zum Ziel. Dafür will sie neue Wege eines angstfreien Umgangs mit dem Tod aufzeigen. Ausgehend von der Situation der heutigen Sterbebegleitung und einem historischen Exkurs auf den traditionellen Umgang mit dem Tod geht sie weiter zur Vorstellung neuer Ansätze im Umgang mit Sterben, Tod und Trauer. Eine Unterrichtsplanung zum Thema im schulischen Kontext sowie für Krankenpflegeschüler beendet die Darlegung. [Begründung] [Konzept] [Material] Die Verfasser haben einen Ratgeber für Lehrer verfasst, in deren Klasse sich ein krebskranker Schüler befindet. Der Text ist in die Bereiche medizinische Information, Auswirkungen der Krankheit und Behandlung, Schule und Unterricht während der Therapie, Rückkehr in die Schule, Thema Krebs im Unterricht, Geschwister krebskranker Kinder und Tod eines Schülers gegliedert. Das vorrangige Ziel der Broschur ist, den erkrankten Schülern durch Aufklärung der Lehrer die Reintegration in die Schule zu erleichtern. [Ratgeber]

15

- Brathuhn, Sylvia (2006): Trauer und Selbstwerdung. Eine philosophischpädagogische Grundlegung des Phänomens Trauer. Würzburg21 - Nestmann, Frank, Engel, Frank und Sickendiek, Ursel (Hrsg) (2007): Das Handbuch der Beratung, Bd. 1 und 2. Tübingen22 - Ministerium für Kultus, Jugend und Sport BW (Hrsg) (2008): Vom Umgang mit Trauer in der Schule. Baden-Baden23 - Schroeter-Rupieper, Mechthild (2009): Für immer anders. Das Hausbuch für Familien in Zeiten der Trauer und des Abschieds. Ostfildern24 - Tausch-Flammer, D. und Bickel, L. (2009): Wenn Kinder nach dem Sterben fragen. Ein Begleitbuch für Kinder, Eltern und Erzieher. Freiburg/Br.25 - Gruschwitz, Melanie (2009): Yoga als ein Konzept zur Trauerbewältigung in der Erwachsenenbildung. Diplomarbeit, Johannes Gutenberg Universität Mainz, Fachbereich Sozialwissenschaften, Medien und Sport. Pädagogisches Institut26

21

22

23

24

25

26

16

Dadurch, dass die [normale/C.M.] Trauer den Menschen zur Wandlung und Selbsterkenntnis zwingt, wird die Trauer zum „spezifischen Modus“ im Prozess der Selbst-Werdung. Dieser Prozess kann aber nicht mit sich alleine, sondern nur durch ein Gegenüber, durch einen Begleiter gelingen. Diese Begleitung ist pädagogische Aufgabe. Insofern verfolgt und beantwortet das Buch die beiden Fragen: „Inwiefern berührt die Trauer den Prozess der Selbst-Werdung?“ und: „Wie beziehungsweise was kann Begleitung dazu beitragen, dass dieser Selbst-Werdungsprozess des Trauernden gelingt?“ [Begründung] [Theorie] [Begleitung] Ausgangspunkt im Handbuch ist die Behauptung, dass Sterben und Tod aus dem Alltag verbannt sind und daher Unterstützungsangebote für die Zeit der Trauer notwendig geworden sind. Diese Hinterbliebenenberatung erfolgt in unterschiedlichsten Settings und für unterschiedlichste Problemlagen. Daneben hat die Trauerberatung aber auch mit Menschen zu tun, die in den verschiedensten Berufsfeldern Hinterbliebenen begegnen. Der Trauerberatung werden vier Funktionen oder Rollen zugesprochen: eine präventive Rolle, eine entwicklungs- und wachstumsfördernde Funktion, eine heilende Rolle sowie eine kommunikationsfördernde und Unterstützungsfunktion. Zum Schluss werden die Anforderungen für die Profession der Trauerberatung sowie der aktuelle Stand der Trauerberatung in Deutschland dargestellt. [Beratung] [Begründung] Der Ratgeber für Lehrkräfte und Erzieher/Innen hat die Zielsetzung, die Auseinandersetzung mit dem Thema Tod und Trauer zu fördern und Mut zu machen, sich dem Thema zu stellen. Dazu werden die Trauerreaktionen und das Trauerverhalten von Kindern und Jugendlichen erklärt, werden Vorschläge gemacht, wie man im Todesfall und danach agieren sollte, wie man mit trauernden Kindern und Jugendlichen umgehen könnten und wie mit Schuldgefühlen umzugehen sei. [Ratgeber] Die Verfasserin hat einen Ratgeber zum Thema Trauer, Abschied und Tod für die ganze Familie verfasst. Die Hilfestellungen und Anleitungen sollen Erwachsene, Eltern und Pädagogen dazu befähigen, Kinder bei diesen Themen besser zu verstehen, zu begleiten und zu unterstützen. Die Abschnitte behandeln die Begegnung mit dem Tod, Traueranlässe, Trauerreaktionen, Leben mit der Trauer und Neuorientierung. [Ratgeber] [Arbeitsbuch] Das zweiteilig aufgebaute Begleitbuch besitzt einen Teil für Erwachsene, explizit auch für Lehrer und Erzieher, und einen Teil für Kinder und Jugendliche. Ausgehend von der konstatierten Schwierigkeit, sich mit Sterben und Tod auseinander zu setzen sowie der vorhandenen Ignoranz des Themas in der Schule, wollen die Verfasser zeigen, wie man Kinder beim Thema praktisch begleiten kann. Sie hoffen darüber hinaus zu einer vertieften „Sinngebung“ im Leben, einer „Kultur des MiteinanderLebens“ und der „Achtung vor dem Leben“ anzuregen. Die Begriffe wie Eigenreflexion, Anregungen zur Begleitung, Todeskonzepte bei Kindern, Anregungen für Gespräche sowie praktische Vorschläge stehen für die wichtigen Kapitel des Buches. [Ratgeber] [Arbeitsbuch] [Vorschlag] Die Verfasserin stellt Yoga als eine Methode im Rahmen von Seminaren zur Erwachsenenbildung dar, in denen durch Selbsterfahrung in der jeweiligen Lebenssituation Handlungskompetenzen entwickelt und Ressourcen erweckt werden können. An diesen Punkten wird der Bezug zu Trauer, Trauerarbeit und Trauerbegleitung hergestellt. Die Autorin stellt die Frage, was die Erwachsenenbildung bereitstellen kann, um die Trauer nach dem Tod eines geliebten Menschen aufzufangen. Dabei kommt sie zu der Erkenntnis, dass sich Bildung im Lernprozess der (nichtpathologischen) Trauer einstellt. Yoga wird dann zu einem Angebot in der Gesundheitsbildung, das in Trauersituationen zur Trauerbewältigung eingesetzt werden kann. [Methode]

- Hospizbewegung Düren-Jülich e.V. (Hrsg) (2010): Hospiz macht Schule. Wuppertal27 - Deutsche Leukämie-Forschungshilfe und Bode, Gerlinde (Hrsg) (2010): Mein Kind hat Krebs. Ein Ratgeber für Eltern krebskranker Kinder. Bonn28 von 2011 bis Heute - Franz, Margit (2011): Tabuthema Trauerarbeit. München29 - Schwendemann, Wilhelm und Stahlmann, Matthias (2011): Ethik für das Leben, Sterben - Sterbehilfe - Umgang mit dem Tod. Stuttgart30 - Warning, Sophie (2011): Krankheit - Sterben - Trauer. Ludwigsburg31 - Wolf, Michael (2011): Friedhofspädagogik. Wien32

27

28

29

30

31

32

Das Buch will Arbeitsmaterialien und Konzepte für den Schulunterricht an der Grundschule zur Verfügung stellen. Die im Vorwort angesprochenen Kinder und Jugendlichen (Grundschule?) sollen an das Thema „Hospiz“ bzw. an Sterben und Tod herangeführt werden. Die Arbeit wird dabei als präventiv gesehen; durch die Beschäftigung mit dem Thema - auch ohne akuten Sterbe- oder Todesfall - soll den Kindern die Möglichkeit gegeben werden, sich dem Thema Tod und Trauer anzunähern. Dies soll Ängste verhindern und eine neue Sterbens- und Lebenskultur begründen – zur Grundlage für eine humanere Gesellschaft werden. Aufgebaut ist der Text in die Einheiten „Vorstellung über Tod bei Kindern“, Begleitung von Kindern, Projektvorstellung, Kurs- oder Arbeitsplan sowie Materialsammlung. [Konzept] [Material] Der Ratgeber wurde für Eltern geschrieben, deren Kind an Krebs erkrankt ist. Denn „wenn Eltern ausreichend informiert sind, können sie sich besser auf ihre Kinder einstellen und ihnen bei der Bewältigung ihrer Probleme behilflich sein.“ Nach den Informationen über die Krankheit, über diagnostische Maßnahmen und über die Therapie geht es um den psychischen Umgang mit der Krankheit und innerhalb der Familie. Abschließend wird der Trauerfall angesprochen. [Ratgeber] Das Buch möchte Erzieher/Innen dazu ermutigen, dem Thema Sterben, Trauer und leidvolle Situationen nicht länger auszuweichen, sonders sie als pädagogische Herausforderung anzunehmen. Das Buch ist in die Teile „Selbsterfahrung“ für Erzieher/Innen, in „Theorie“ und in einen „praktischen Teil“ gegliedert. Während bei der „Selbsterfahrung“ die Reflexion zum Thema Sterben und Tod im Mittelpunkt steht, versucht die „Theorie“, den gesellschaftlichen Kontext und die entwicklungspsycho- logischen Grundlagen darzustellen. Der „praktische Teil“ stellt zuerst die Arbeit mit den trauernden Eltern, dann die Arbeit mit der Trauer im Beziehungsfeld von Pädagoge/in, Eltern und Kind dar. Zum Schluss wird eine Projektarbeit zum „Umgang mit Abschied, Verlust und Tod“ vorgestellt. [Konzept] [Theorie] Das Buch bietet Arbeitsmaterialien zum Thema Sterben, Sterbehilfe und Umgang mit dem Tod für Schule und Ausbildung. Nach einer Einführung in das Thema aus medizinischer und religiöser Sicht werden die Kapitel Begegnung mit dem Tod, Sterben und Sterbephasen, Sterbebegleitung und Sterbehilfe, Patientenautonomie und Patientenverfügung, Sterben im Hospiz und „Aufbruch in ein neues Leben“ angeboten. [Material] Zur Unterstützung und Information für Betroffene und professionell in diesem Bereiche Arbeitende hat die Verfasserin Informationen und Hintergründe zum Thema Sterben, Tod und Trauer zusammengestellt. Das auch als Begleitungshandbuch titulierte Werk hat eine Einteilung in Hospizkunde, Begleitung sterbender Menschen und ihrer Angehörigen, Trauerfall, Bestattung und Trauerfeier, die Trauer- zeit und spezifische Gruppen von Trauernden vorgenommen. Die Wichtigkeit des Handbuchs ergibt sich für die Verfasserin daraus, dass die Beschäftigung mit dem Sterben, Tod und Trauer zwar zugenommen habe, die Verdrängung des Todes aber eher nicht. Von daher ergebe sich der besondere Informations- und Unterstützungsbedarf. [Ratgeber] Ausgehend von der Behauptung, dass uns heute die Vertrautheit mit dem Tod abhandengekommen ist, versucht der im christlichen Glauben fest verankerte Verfasser, den Menschen durch seine Friedhofspädagogik wieder stark zu machen. Die Betrachtung und Auseinandersetzung mit der Vergänglichkeit und der christlichen Tradition, wie in Kirche und Friedhof sichtbar dargestellt und geboten, soll zu einer neuen „Lebensvergewisserung“, zu einem „sinnerfüllten Leben vor dem Tod“ führen. Die Schritte seiner Darlegung gehen dabei von der „Aufarbeitung der Kirchenpädagogik und ihrer Methodik“, der Darstellung des Wandels in der Friedhof- und Bestattungskultur zur Friedhofspädagogik über. Hier folgt nach der theoretischen Reflexion die Darstellung der Praxis und Didaktik. [Theorie] [Konzept] [Vorschlag]

17

- Eckardt, Jo (2011): Wohnst du jetzt im Himmel? Ein Abschieds- und Erinnerungsbuch für trauernde Kinder. Gütersloh33 - Wittkowski, Joachim (2012): Sterben für alle? In: Schäfer, Daniel/Müller-Buch, Christof und Frewer, Andreas (Hrsg): Perspektiven zum Sterben. Stuttgart, S. 185-19034 - Wittkowski, Joachim (2012): Ars moriendi durch Erziehung? Zur Unterrichtung über Sterben, Tod und Trauer. In: Schäfer, Daniel/Müller-Buch, Christof und Frewer, Andreas (Hrsg): Perspektiven zum Sterben. Stuttgart35 Signifikant erscheint mir (nicht nur, aber auch) aufgrund der Liste, dass die Pädagogik und nicht die Psychologie! - das Thema erst ab Ende der 1990er Jahre für sich entdeckte. Dies bedeutet allerdings nicht, dass es vorher keine Seminare oder Programme zu Sterben, Tod und Trauer gegeben hat. Besonders in den USA sind seit Anfang der 60er Jahre große Anstrengungen unternommen worden, die „Sterbeerziehung“ auf allen Bereichen - universitär, berufsbezogen oder schulisch - zu etablieren (vgl. Huck/Petzold 1984, S. 501ff.). Weniger gut ist dies in der BRD gelungen. Hier wird Mitte der achtziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts die defizitäre Entwicklung konstatiert36 und vorhandene Veranstaltungen als unsystematisch und auf das Ergebnis von Einzelinitiativen zurückgeführt (vgl. Huck/Petzold 1984, S. 504). Im Bereich von Schule hat sich dieser Mangel in Deutschland anscheinend bis in das beginnende 21. Jahrhundert fortgesetzt.37

33

34

35

36

37

18

Das Abschieds- und Erinnerungsbuch für trauernde Kinder ist als Arbeitsbuch konzipiert, um sowohl durch die Trauer der Kinder zu führen als auch das Geschehen durch Reflexion besser zu verarbeiten. Ein „Brief“ mit Ratschlägen für Eltern, Verwandte oder Freunde zum Umgang mit dem Thema und dem Buch ist beigefügt. [Material] [Ratgeber] In dem Artikel setzt sich der Verfasser kritisch mit der Sterbepädagogik auseinander, insbesondere mit der dort oft implizierten Annahme einer allgemeinen Verbesserung der Lebensbedingungen oder der Optimierung von Lebensqualität durch die pädagogische Arbeit mit Sterben, Tod und Trauer. Neben der Frage nach dem Bedarf und dem Bedürfnis nach dieser Pädagogik verweist er auf den Verdacht einer ideologischen Einfärbung aufgrund eines konstatierten pauschalen Heilsversprechens dementsprechender Angebote. [Begründung] [Theorie] Der Artikel bezeichnet unter USTT (Unterricht Sterben, Tod und Trauer) „alle erzieherischen Maßnahmen und Erfahrungen mit Bezug zu Sterben, Tod und Trauern, durch die ein Lernender in irgendeiner Weise ein Verständnis davon erhält, was es mit diesen Vorgängen bzw. Sachverhalten auf sich hat.“ (ebd. S. 64) Dazu werden die Kernthemen, Dimensionen, Ziele und Nutzen von USTT aufgeführt sowie die Arten der Unterrichtung, der Stand der deutschsprachigen Veranstaltungen und die Wirkungsweise angerissen. Zum Schluss erfolgt eine kritische Reflexion von USTT in der Zielsetzung, das Bewusstsein der Endlichkeit zu intensivieren. [Begründung] [Theorie] 1987 wurde in einem Modellversuch an der Universität Essen die erste deutsche Trauerberatungsstelle eingerichtet. Sie wurde Anfang der 1990er Jahre aus finanziellen Gründen wieder eingestellt. 1997 wurde an der Universität Regensburg am Lehrstuhl für Pastoraltheologie das Projekt Trauerforschung/ Trauerbegleitung eingerichtet (vgl. Huck/Petzold 1984, S. 1147f.). Hier muss eingeräumt werden, dass ein einigermaßen vollständiger Überblick über die Vermittlung des Themas in Form von Seminaren, Unterricht und Weiterbildungsveranstaltungen in Deutschland von den 60er Jahren bis heute nicht gegeben werden kann. Das Urteil über diese Entwicklung leitet sich von Veröffentlichungen wie z.B. „Hospizbewegung Düren-Jülich e.V. (Hrsg.) (2010): Hospiz macht Schule, Wuppertal“ ab.