Crime a Paris

chen zum Gästezimmer. Es lag im dritten. Stock des Hauses, aber zum Glück gab es hier einen Aufzug, sodass die beiden nicht noch die Treppen hinaufsteigen ...
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Anna-Lena Hees

Crime à Paris Roman

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© 2014 AAVAA Verlag Alle Rechte vorbehalten 1. Auflage 2014 Umschlaggestaltung: AAVAA Verlag Coverbild: fotolia, 47609050 - nostalgisches Bild vom Eiffelturm© Christian Müller Printed in Germany

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ISBN 978-3-8459-1371-1 ISBN 978-3-8459-1372-8 ISBN 978-3-8459-1373-5 ISBN 978-3-8459-1374-2 Mini-Buch ohne ISBN

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Inhalt: Ankunft in Paris Jean Paul Zoés Vater Notre-Dame de Paris Was läuft hier falsch? Papa? Glockengeläut Ein Rendez-Vous mit Jean Paul Der Streit Erster Schultag Tour Eiffel Versöhnung Falsche Freunde Einbruch in der Nachbarschaft Den Verbrechern auf der Spur Auf der Suche Die Wahrheit Epilog 4

Ankunft in Paris

Großes Gedränge herrschte an diesem Tag am Pariser Gare de l'Est. Die Menschen eilten umher, manch einer rammte seinen Gegenmann, wenn er nicht aufpasste. Lange Schlangen bildeten sich an den Verkaufsstellen, an denen man die Tickets für die Pariser Métro erwerben konnte. Der TGV, in dem Jasmine nach Paris reiste, um ihren Schüleraustausch bei der wohlhabenden Familie Leclerc zu beginnen, hielt mit quietschenden Rädern im Gleis. Die Passagiere, die dort ausstiegen, drängten einer nach dem anderen aus dem Zug. Jasmine hatte viel Gepäck und fürchtete durch das Gedränge einige Gepäckstücke zu verlieren. Diese Sorge hatte sie aber umsonst, so stellte sie fest, als 5

sie endlich draußen war. Suchend schaute sie sich um. Familie Leclerc hatte einen Chauffeur beauftragt, das Gastmädchen aus Deutschland am Bahnhof abzuholen. Doch in diesen Menschenmassen war er leicht zu übersehen und Jasmine wusste noch nicht einmal, wie der Chauffeur überhaupt aussah. Mit ihrem vielen Gepäck machte sie sich schließlich auf den Weg und lief schnellen Schrittes den Bahnsteig entlang. „Mademoiselle? Pardon?“, sprach schließlich ein fein gekleideter Herr das Mädchen an. Jasmine drehte sich zu ihm und schaute ihm in die Augen. Der Herr hielt ein Schild in seinen Händen, auf dem Jasmine ihren Namen lesen konnte. Sie nickte. Bei dem Herrn handelte es sich um den Chauffeur, den Familie Leclerc beauftragt hatte. „Ich bin Jasmine, die Austauschschülerin von Familie Leclerc“, erklärte sie ihm. „D'accord! Familie Leclerc hat mich gebeten, Sie abzuholen. Folgen Sie mir! Ich kann gerne Ihr Gepäck nehmen!“ Der Chauffeur nahm 6

Jasmines Gepäck und sie ging neben ihm her zum Auto oder vielmehr zu einer prächtigen Limousine. Wow, dachte Jasmine, was diese Familie sich so leisten konnte! Das musste ja eine richtig im Luxus lebende Familie sein. Das Mädchen wusste bereits von einem Informationsschreiben, dass Monsieur Leclerc wie auch seine Frau wohlhabende Leute waren. Die Gastfamilie … hatte ihr das Schreiben einige Wochen vor ihrer Abreise zukommen lassen. Der Chauffeur verstaute Jasmines Gepäck im Kofferraum und das Mädchen setzte sich auf den Beifahrersitz. Schließlich stieg auch der fein gekleidete Herr ein und die Fahrt zum Hause der Familie konnte beginnen. Jasmine schaute aus dem Fenster und beobachtete, wie die großen Gebäude an ihr vorbeizogen. Hier und da sah sie eine Métrostation und las die Namen dieser Stationen. Mit diesen Bahnen fuhr sie während ihres Aufenthaltes hier in Paris sicher oft genug.

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Jasmine war so in Gedanken versunken, dass sie gar nicht merkte, wie der Chauffeur schließlich stoppte. Sie waren an einem großen Pariser Haus angekommen, mitten im Reichenviertel. Vielmehr war es das Arrondissement, in dem die Reichen lebten, und hier waren sie nun im Quartier Saint-Gervais. Die ganz Reichen, was Monsieur und Madame Leclerc trotz ihres hohen Einkommens nicht waren, wohnten auf der Île de la Cité. In diesem Haus, an dem der Chauffeur die Limousine angehalten hatte, lebten Monsieur und Madame Leclerc mit ihrer Tochter Zoé. Hier kam nun Jasmine für die Dauer ihres Schüleraustausches unter. Drei Monate sollte sie in Paris verbringen und so lange zusammen mit Zoé in eine Schule gehen. Nur langsam begriff das Mädchen, dass die beiden angekommen waren. Der Chauffeur war bereits ausgestiegen und hatte Jasmine die Tür geöffnet. „Danke“, murmelte sie leise und stieg schließlich aus. Dann sah sie erst einmal an 8

diesem riesigen Haus hinauf. Da konnte doch unmöglich nur eine Familie leben, dachte sie. Dafür war das Haus viel zu groß. Während sie das Gebäude von unten bis oben eingehend betrachtete, holte der Chauffeur ihr Gepäck aus dem Kofferraum und wandte sich dann an die Austauschschülerin: „Nous sommes arrivés, Mademoiselle. Wir sollten mal nach oben gehen. Madame Leclerc erwartet uns bereits. D'accord?“ Jasmine zuckte kurz zusammen, als der Chauffeur sie vorsichtig am Arm berührte. Sie verstand aber sofort und nahm einen Teil ihres Gepäcks in die Hand, dann folgte sie ihm ins Haus und fand sich in einer großen Empfangshalle wieder. Sie entdeckte eine Putzfrau, die gerade die Fenster wischte. Das Mädchen war zurecht verblüfft. Diese Familie, bei der sie unterkam, musste wirklich solch ein großes Vermögen haben, dass es beinahe unvorstellbar war, wieviel Geld sie hatten. „Mademoiselle Jasmine! Nun kommen Sie doch. Wie lange soll Madame denn noch war9

ten?“, riss der Chauffeur Jasmine aus ihren Gedanken. „Ja! Oui, Monsieur, je viens!“ Sie nickte und ging weiter. Kurz darauf standen sie und der Chauffeur im Wohnsalon der Familie. Der große Raum war sehr modern eingerichtet. Jasmine vermutete beim Anblick der Möbel, dass diese wohl sehr teuer waren. Um den runden Tisch in der Mitte des Salons stand ein schickes Sofa, auf dem eine Frau saß, die Ende dreißig war, und ihre Ankömmlinge wohl schon sehnlichst erwartet hatte. Bei der Frau handelte es sich um Madame Leclerc, die nun ein Buch aus der Hand legte und aufstand. „Dein Name ist Jasmine Berg. Habe ich Recht?“ Jasmine nickte. „Ja, genau. Ich heiße Jasmine Berg.“ „D'accord, Jasmine. Bienvenue à Paris! Ich freue mich, dass du angekommen bist. Tanja wird dir dein Zimmer zeigen.“ Madame Leclerc gab ihrer Gasttochter links und rechts ein Küsschen zur Begrüßung. Dann nahm sie 10

eine kleine Glocke zur Hand und ließ ihre Glockentöne erklingen. „Tanja! Venez, s'ilvous-plaît!“ Kurz darauf erschien ein weiteres Dienstmädchen, bei dem es sich um Tanja handelte. „Ja, bitte schön, Madame, was ist denn?“, fragte sie. „Unser Gast ist angekommen! Zeige ihr bitte das Gästezimmer und nimm ihr das Gepäck ab!“, bat Madame Leclerc das Dienstmädchen Tanja und wies dabei mit der Hand auf Jasmine. Tanja nickte und griff nach Jasmines Gepäck. Die Handtasche und den Rucksack trug Jasmine aber selber und folgte dem Dienstmädchen zum Gästezimmer. Es lag im dritten Stock des Hauses, aber zum Glück gab es hier einen Aufzug, sodass die beiden nicht noch die Treppen hinaufsteigen mussten. „Voilà, Mademoiselle. Hier wären wir. Für die Dauer deines Schüleraustausches wird das dein Zimmer sein“, sagte Tanja, nachdem sie die Tür zum Gästezimmer geöffnet und das 11

Gepäck abgestellt hatte. Jasmine sah sich staunend um. Das Zimmer war liebevoll eingerichtet, zwar ebenfalls mit modernen, teuren Möbeln, aber man konnte sehen, dass Madame und Monsieur Leclerc sich sehr viel Mühe gegeben hatten. Auf dem Bett lagen Handtücher und zusätzlich noch ein kleines Willkommensgeschenk. Jasmine war zutiefst gerührt von diesem Empfang. „Wir haben jetzt kurz nach zwölf. Um ein Uhr kommt die Tochter der Madame aus der Schule, dann wird das Essen aufgetischt“, erklärte Tanja und sah sich kurz um. „OK, dann werde ich zur besagten Zeit zum Essen erscheinen“, gab Jasmine zurück und ließ sich aufs Bett fallen. „Ich würde mich gerne einrichten, deswegen wäre es schön, wenn ich alleine sein könnte.“ „Hm, d'accord! Einverstanden!“ Tanja lächelte knapp und verschwand aus dem Zimmer. Jasmine war froh, dass sie nun alleine sein konnte. Endlich hatte sie Zeit, um richtig in Paris anzukommen. 12

„Jasmine! Komm bitte essen!“, rief Madame Leclerc von unten herauf. Jasmine hatte die ganze Zeit auf dem Bett gelegen und in einer Zeitschrift geblättert, nachdem sie ihre Klamotten in den großen Schrank gelegt hatte, der gegenüber dem Bett stand. Es war ein schwarzer Schrank, an dessen Tür an der Innenseite ein Spiegel angebracht war. Jasmine hatte sich darin ein wenig betrachtet, als sie in den Spiegel sah. Das war praktisch, denn so konnte sie jeden Tag schauen, wie sie ihre Outfits am besten kombinieren konnte. „Jasmine!“, hörte sie noch einmal die Stimme ihrer Gastmutter. Erst dann realisierte sie wirklich, dass sie gerufen wurde. Es gab Mittagessen. „Je viens, Madame“, rief Jasmine zurück und setzte sich auf. Dann schwang sie die Beine vom Bett und stand auf. Wenig später war sie zwei Stockwerke tiefer. Madame Leclerc stand vor der Tür zum Speiseraum und wartete auf die Austauschschüle13

rin. „Endlich! Was brauchst du denn so lange?“ „Pardon, Madame! Ich hatte was gelesen“, antwortete Jasmine knapp und ließ sich von ihrer Gastmutter ins Zimmer führen. Der Tisch war für drei Personen gedeckt. Jasmine wunderte sich ein wenig darüber. Wer aß denn nun mit? „Mein Vater kommt heute Mittag nicht“, sagte ein Mädchen, das Jasmine noch nicht kannte. „Je m'appelle Zoé“, stellte sich das Mädchen schließlich vor und streckte Jasmine die Hand entgegen. Jasmine ergriff Zoés Hand und ließ ein knappes Lächeln erkennen. „Zoé est ma fille“, erklärte Madame Leclerc. „Du wirst es aus dem Informationsschreiben wissen, nicht wahr? Aber nun setz dich doch, Jasmine!“ Jasmine nahm Platz. Sie saß Zoé gegenüber und musterte ihre Gastschwester eingehend. „Wie alt bist du, Zoé?“, fragte sie schließlich. „Ich bin 16 und du?“ „Ich bin 15.“ 14

Die Mädchen lächelten sich ein wenig schüchtern an. Sie merkten dabei aber, dass es Madame Leclerc gefiel, wie sie sich verstanden. Während die beiden Mädchen einander anschauten, wurde das Essen zu Tisch gebracht. Es gab Kartoffeln im Rosmarinmantel, dazu ein zartes Stück Fleisch mit einer hellen Weinschaumsoße, in der ein paar Blätter getrockneter Kräuter aus der Provence herum schwammen. Das aufgetragene Essen duftete köstlich. Jasmine konnte es gar nicht abwarten, endlich davon zu probieren. Aber erst wurde ein Gebet gesprochen. Dazu fassten sich Zoé, ihre Mutter und Jasmine an den Händen, während Madame Leclerc das französische Gebet aufsagte. Diese Familie war etwas eigenartig, fand Jasmine. Es fehlte der Herr des Hauses und dann wurde noch das Gebet gesprochen. Was brachte das bloß? War Familie Leclerc etwa abergläubisch oder an feste Rituale gebunden? Jasmine fand es für solch luxuriöse Familien wie ihre Gastfamilie ziemlich ungewöhnlich, dass man vor dem 15