BKW investiert in den Langfristbetrieb des ... AWS

Die BKW arbeitet seit März intensiv daran, diesen Anforderungen aus den Verfügungen nachzukommen. Per 30. Juni sind wir aufgefordert, den deterministischen Nachweis für die Bewältigung eines 10 000-jährlichen Hochwassers zuhanden des ENSI zu erbringen. Wir werden die- sen Nachweis einreichen. Dem können ...
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Es gilt das gesprochene Wort

BKW investiert in den Langfristbetrieb des Kernkraftwerks Mühleberg

Referat von Kurt Rohrbach, Vorsitzender der Unternehmensleitung, anlässlich der Medienkonferenz vom 29. Juni 2011

Sehr geehrte Damen und Herren Ich begrüsse Sie zur heutigen Medienkonferenz der BKW FMB Energie AG (BKW). Wie Sie bereits aus unserer Medienmitteilung wissen, haben wir uns entschlossen, im Kernkraftwerk Mühleberg (KKM) den Reaktor heute Abend, rund fünf Wochen vor Beginn der ordentlichen Jahresrevision, herunter zu fahren und das Kraftwerk anschliessend vom Netz zu nehmen. Dank dieser betrieblichen Massnahme können wir Umbaumassnahmen vornehmen. Damit wollen wir die neuesten Sicherheitsanforderungen im Bereich der Kühlwasserversorgung im Fall eines extremen Hochwassers erfüllen. Seit dem Erdbeben und dem nachfolgenden Tsunami in Japan sind bereits mehr als drei Monate vergangen. Wir verfügen immer noch nicht über vollständige Informationen rund um die Ereignisse im Kernkraftwerk Fukushima Daiichi. Dennoch haben die für die Schweiz zuständige Behörde, das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI und die Kernkraftbetreiberinnen in der Schweiz bereits erste Schlüsse und Lehren aus den Vorfällen in Japan gezogen. Das ENSI hat seit dem 11. März insgesamt vier Verfügungen erlassen, um die Sicherheit der Kernenergieanlagen in der Schweiz zu erhöhen. Die BKW arbeitet seit März intensiv daran, diesen Anforderungen aus den Verfügungen nachzukommen. Per 30. Juni sind wir aufgefordert, den deterministischen Nachweis für die Bewältigung eines 10 000-jährlichen Hochwassers zuhanden des ENSI zu erbringen. Wir werden diesen Nachweis einreichen. Dem können wir grundsätzlich auch entsprechen. Das allein genügt uns jedoch nicht. Zu diesem Nachweis gehören nämlich auch die Erarbeitung von auf Extremsituationen ausgelegte Hochwasserszenarien und Angaben zur Geschiebesituation in der Aare im Falle eines solchen Hochwassers. Neue Berechnungen, die nun im Rahmen dieses Nachweises gemacht wurden, haben keine eindeutigen Resultate erbracht. Deshalb hat die BKW in Zusammenarbeit mit der ETH Zürich zusätzliche Modellierungen vornehmen lassen. Diese zeigen nun, dass nicht ausgeschlossen werden kann, dass Geschiebe,

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welches ein extremes Hochwasser mitbringen kann, die Kühlwasserversorgung des SUSAN-Notstandsystems verstopfen kann. Wir haben bereits an unserer Jahresmedienkonferenz vom 17. März betont, dass wir die Stromproduktion in Mühleberg unterbrechen, sobald wir zu neuen Erkenntnissen kommen, die unseren Versorgungsauftrag in den Hintergrund rücken lassen. Safety first gilt auch hier. Solche Erkenntnisse liegen uns nun vor. Deshalb haben wir gemäss unserem Sicherheitsverständnis entschieden, als betriebliche Massnahme die Leistung des KKM ab heute Abend zurückzufahren und die Anlage dann vom Netz zu nehmen. So können wir die Zeit bis zur ordentlichen Jahresrevision, die am 7. August beginnt, nutzen, um die notwendigen Massnahmen umzusetzen. Mein Kollege, Herr Hermann Ineichen, wird Ihnen im Anschluss an mein Referat genauere Angaben dazu machen. In die baulichen Massnahmen, die wir in den nächsten Wochen um setzen, investiert die BKW rund 10 Millionen CHF. Sie sind für uns ein erster wichtiger Schritt, um die nach Fukushima erhöhten Anforderungen an das KKM zu erfüllen. Das Ziel ist, die Stromproduktion im KKM nach der ordentlichen Jahresrevision wieder aufzunehmen. Die BKW ist bestrebt, das KKM sicher zu betreiben, bis das Ende seiner Betriebsdauer ab 2020 absehbar wird. Nach heutigem Wissensstand ist der Langfristbetrieb technisch machbar und für die BKW auch bei Zusatzinvestitionen wirtschaftlich. Deshalb investieren auch wir in die erwähnten Sofortmassnahmen. Wir haben bis heute für Nachrüstungen, die wir in Mühleberg getätigt haben, deutlich mehr investiert, als dass uns der Bau der Anlage gekostet hat. All diese Nachrüstungen haben zum Ziel, steigenden S icherheitsanforderungen zu entsprechen oder sie zu übertreffen. Neben den eigentlichen Investitionskosten betragen die wirtschaftlichen Einbussen durch

den

verlängerten

Produktionsunterbruch

für

die

Unternehmung

rund

20 Millionen CHF. Wegen der bereits früher bekannt gegebenen Kürzung der Kosten im Netzbetrieb, der Abschreibung der Projektkosten für die Ersatzkernkraftwerke und des nun länger dauernden Produktionsunterbruchs des KKM wird die Einschätzung des BKW-Ergebnisses 2011 schwierig. Der bisherige Ausblick kann deshalb nicht mehr bestätigt werden. Seit den Ereignissen in Fukushima hat sich kaum ein Land so intensiv mit den Vor- und Nachteilen der Kernenergie beschäftigt wie die Schweiz. Bundesrat und Nationalrat haben sich gegen den Neubau von Kernkraftwerken ausgesprochen. Entscheidend dabei war vor allem die Wahrnehmung von Sicherheit und Risiken. Sicherheit ist eine Frage der Kultur und der Haltung. Zu einer Sicherheitskultur gehört die Bereitschaft, sich permanent zu verbessern. Als Betreiberin des KKM hat die BKW aus neuestem Wissen der

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Forschung und der globalen Nuklearindustrie stets ihre Schlüsse gezogen und diese umgesetzt. Und dies nicht erst seit Fukushima, sondern seit dem Bau der Anlage. Darin reiht sich auch der Entscheid ein, die Anlage für die diesjährige Revision früher vom Netz zu nehmen. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und gebe das Wort weiter an Hermann Ine ichen.