Bathtime Stories - Libreka

„Alles klar, du hast mir gerade den Tag ver- süßt wie der Anblick von Marilyn Monroes saftiger Pussy auf meinem Gesicht, Harry. Hackfresse!“, hustete Matthew ...
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Thomas Buckel

Bathtime Stories Thriller

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© 2016 AAVAA Verlag Alle Rechte vorbehalten 1. Auflage 2016 Umschlaggestaltung: AAVAA Verlag Coverbild: Thomas Buckel Printed in Germany Taschenbuch: Großdruck: eBook epub: eBook PDF: Sonderdruck

ISBN 978-3-8459-2048-1 ISBN 978-3-8459-2049-8 ISBN 978-3-8459-2050-4 ISBN 978-3-8459-2051-1 Mini-Buch ohne ISBN

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Vorwort

Jeder von uns träumt. Träume sind sehr wichtig, da unser Gehirn im Schlaf die über den Tag erlebten Eindrücke verarbeitet mit dem manchmal etwas unangenehmen Nebeneffekt, uns dabei in surreale und kafkaeske Welten zu entführen. Viele dieser Gesichte sind trotz all ihrer Verrücktheit beinahe schön und unterhaltsam... manche sind es wiederum nicht. Wir begegnen Phantomen, Geistern und anderen Wesenheiten, die uns ängstigen, wenn nicht gar nach dem Leben trachten. Was aber all diesen Träumen, den guten wie den schlechten, zueigen ist: Wir wachen auf und wissen, dass es sich eben nur um solche handelt. Doch es gibt Dinge, die uns zurecht auch dann ängstigen, wenn wir wachen. Wenn ein fünfjähriges Mädchen begeistert von seinem kleinen, imaginären Freund erzählt, reagieren wir meist belustigt darauf. 4

Wir tun das als eine Erscheinung, die dieses Alter eben so mit sich bringt, ab. Doch so mancher kommt ein klein wenig ins Grübeln, wenn das Mädchen älter wird und jener Freund nicht verschwindet. Dann fragt man sich, ob es sich wirklich nur um Fantasie handelt oder ob das Kind eine Tür zu einer Welt aufgestoßen hat, die wir nicht begreifen können und wollen... Ja, es existiert noch eine andere Realität, die uns umgibt und sie zeigt sich genau dann, wenn sie es will. Wir erleben Dinge, die uns unerklärlich sind. Wir sehen Erscheinungen und machen Erfahrungen, die uns unmöglich erscheinen. Die nicht sein dürfen, weil wir sie, wie bereits erwähnt, nicht sehen wollen. Ereignisse, die jeglicher Vernunft und sachlicher Erklärung spotten. Die sich in unsere Erinnerungen und in unser Unterbewusstsein einbrennen und immer wiederkehren in Träumen und Halluzinationen. Verdammte Dinge, denen wir nichts entgegenzusetzen haben, weil 5

sie Macht über uns und unseren Verstand gewinnen... Ich selbst habe mich oft und gern mit dem sogenannten „Paranormalen“ beschäftigt. Die folgenden drei Geschichten basieren zum einen Teil auf realen Ereignissen, zum anderen Teil sind sie selbsterschaffen. Wir hören von einem rassistischen, US- amerikanischen Farmer, der vorsätzlich ein SintiMädchen tötet und dafür von dessen Familie mit einem schrecklichen Fluch belegt wird. Die zweite Story handelt von der unberechenbarsten und bösartigsten Kraft, die von Menschen Besitz ergreifen kann, wenn die falschen Umstände zusammenspielen. Lassen Sie sich abschließend von dem furchteinflößenden Poltergeist-Spuk der Schweizer Familie Stierli erzählen, welcher durch diese Erlebnisse die gesamte Existenzgrundlage entzogen wird. 6

Nun werde ich Sie an der Hand nehmen (Sie werden mir noch dafür dankbar sein, das kann ich Ihnen sagen) und Sie auf eine Reise mitnehmen, die uns in die tiefsten Abgründe der menschlichen Seele führt- auf eine Fahrt ins Schwarze!

Neusäß, den 09. September 2015

Thomas Buckel

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ANATHEMA

ERSTE LOSUNG: GRAUSAMKEIT Die Ernte war gut ausgefallen dieses Jahr. Matthew McMillan blickte mit halb zugekniffenen Augen aus der angesprungenen Seitenscheibe seines M715er- Pickups, den er auf der jährlichen Automobilmesse in Spring Hill für lumpige eintausend Dollar erstanden hatte. Ein alter Militärjeep, der offensichtlich in Vietnam oder sonst irgendeinem FitschiDrecksland, wie Matthew zu zitieren pflegte, ein paar Treffer zu viel erwischt hatte, dem Motorengeräusch nach zu urteilen. Die Maschine spotzte, knatterte und mehr als einmal wurden McMillan und sein Erntehelfer, ein widerlicher, nach Bourbon stinkender Kerl namens Ray Snyder grob durchgeschüttelt, als sie über eines der zahlreichen Schlaglöcher 8

holperten, die es auf dieser gottverdammten Straße zuhauf ab. Hopp, Hopp, Hopp... „Verdammte Scheiße!“, fluchte Matthew und betrachtete mit schmerzverzerrtem Gesicht den Inhalt seines Kaffeebechers, der sich soeben über seinen Schoß ergossen hatte. Zornig warf er den Pappbecher aus dem Fenster. „Diesen Scheiß bringt Kathleen nie wieder aus der verdammten Hose! Wie oft habe ich mich schriftlich an den Gouverneur gewandt, dass er sich endlich um die Straße kümmern soll. Allmählich frage ich mich, ob dieser Hurensohn meine Briefe benutzt, um sich den Arsch auszuwischen! Sehe ich so aus, als wenn ich das Geld scheiße, mit dem ich das Porto bezahle?“ Selbst der heruntergekommene Erntehelfer zuckte ein wenig zusammen angesichts seines wutschäumenden Bosses, der in einer Tour fluchte und dabei mit Fäkalausdrücken nicht sparte. Snyder hatte noch nie mitbekommen, wie Matthew mit Kathleen umsprang, seiner ehemaligen Verlobten, wie er 9

sie nannte, wenn er sie ausnahmsweise nicht wie ein Stück Dreck behandelte. Auch den Rest seiner Familie behandelte er nicht eben zimperlich. Ronnie, sein einziger Sohn, hatte neulich unabsichtlich zwei Flaschen BourbonWhiskey zu Boden fallen lassen, von denen eine zerbrochen war. Matthew hatte kein Wort zu ihm gesagt, sondern es ihm mit einem rauen Ledergürtel gegeben, auf sein Gesicht und seinen Rücken, wieder und wieder und wieder. Kurz bevor sich sein tränenbedecktes Antlitz in eine blutige, wabbelige Fleischmasse verwandeln konnte, hörte er auf. Eines musste man Matthew lassen: Er bestrafte seine Familie nur in einem Maß, welches ihre Arbeitsfähigkeit auf der Farm nicht beeinträchtigte. Matthew hatte nur drei nennenswerte Hobbies. Er trank mindestens ebensoviel und so gern wie sein Knecht, schlug seine Frau und seinen Sohn abwechselnd und schimpfte über diese verdammten Nigger und Itzigs, die dem braven amerikanischen Steuerzahler das Geld 10

aus den Taschen saugten wie die Moskitos oder irgendwelche bekifften Hippies auf dem Campus. Hoppel, Hopp, Hoppelhopp... „Wenn ich mir überlege, dass es vor noch nicht einmal hundertundzehn Jahre her ist, als der Bimbo noch auf unseren Feldern und Straßen gebuckelt hat! Ich wünschte, ich wäre in dieser Zeit aufgewachsen. Dann hätte ich meine Jungs auf meine Weise erziehen können, ohne dass sich irgendwelche bescheuerten Moralpisser eingemischt hätten“, sinnierte Matthew und nahm einen tiefen Schluck aus seinem Flachmann. Dann schaltete er das Transistorradio ein, welches zwischen ihm und Snyder lag. Die nervende Stimme von Harry Millhouse, dem Lokalredakteur von Radio Middleton-County erklang verabscheuenswert fröhlich aus dem Gerät. Vietnam. Der Berater für nationale Sicherheit, Henry Kissinger, konnte endlich mit dem kommunistischen Spitzenpolitiker Le Duc Tho eine Über11

einkunft erzielen, die den Frieden in dem seit Jahrzehnten vom Krieg gebeutelten Land sichern soll. Diese sieht unter anderem den Fortbestand des Thieu-Regimes, die Anerkennung der VietcongOrganisation, den Abzug der US-Streitkräfte und die Beendigungen der Angriffe auf nordvietnamesisches Territorium vor. Präsident Richard Nixon steht diesbezüglichen Kompromissen ablehnend gegenüber. „Alles klar, du hast mir gerade den Tag versüßt wie der Anblick von Marilyn Monroes saftiger Pussy auf meinem Gesicht, Harry Hackfresse!“, hustete Matthew, drehte weiter am Regler und schon bald dröhnte Maxwell's Silver Hammer von den Beatles aus den Boxen. „Ich verstehe mein Amerika nicht mehr“, knurrte er und setzte den Flachmann abermals an. Dann bot er ihm seinen Erntehelfer an. „Wenn ich Kissinger wäre, hätte ich mich auf keine Verhandlungen mit den Reisfressern eingelassen. Napalm über die Fitschirotte und eine Nuklearrakete als kostenlose Dreingabe. 12

Dann wäre aufgeräumt mit diesen Schlitzaugen Minuteman, Baby!“ Er lachte und schlug mit den Händen auf das Lenkrad ein. Snyder fiel nach kurzem Zögern in Matthews Lachen ein. „Nimm das, du Schingscheng!“, meckerte dieser und hustete kurz und heftig, so dass ihm der Bourbon-Whiskey tröpfchenweise auf dem Mund spritzte. Der Wagen schlingerte kurz auf die Seite und harter Alkohol verteilte sich in feinen Tröpfchen in der stinkenden, heißen Luft. „Verdammt, die Flasche kostet sechs Dollar!“, fluchte der Farmer und bemühte sich, den Wagen wieder in die richtige Spur zu lenken. „Ist der Eintrittspreis für die Hölle, wenn man den verschwendet. Glaub mir, so gnädig kann unser Herr nicht sein, dass er es uns nachsehen würde, wenn wir auch nur einen Tropfen davon vergeuden. Denk doch mal an die armen Kinder, die verdursten!“ Wieder lachte er bellend. 13

„Wobei ich mir da aber selbst widerspreche, Rayboy“, meinte Matthew weiter. Manchmal nannte er seinen Helfer Rayboy, wenigstens wenn er ein wenig betrunken war. Doch das hatte diesen zahmen, alten Teufel nie wirklich gestört, weil er ja auch sonst die Launen seines Chefs klaglos ertrug. Nur wenn Matthew ihn Gayboy nannte, um ihn zu provozieren (und das kam mit großer Regelmäßigkeit dann vor, wenn er wirklich betrunken war), ging es ihm gegen die Natur- doch es gab ja Fingernägel, die man bis aufs Nagelbett zusammenkauen konnte, bevor man etwas... tat, was einem möglicherweise eine Tracht Prügel oder gar den Rausschmiss einbringen konnte. Hopp, Hopp, Hoppelkoppel... She tells Max to stay when the class has gone away So he waits behind Writing fifthy times... „Vorsicht, Matt!“, schrie Snyder plötzlich auf und bewegte sich plötzlich mit einer Behändigkeit, welche man ihm in seinem Rauschzu14

stand gar nicht mehr zugetraut hätte. „Da ist ein Mädchen auf der Straße!“ Matthew kniff seine Augen noch weiter zusammen als sonst und blinzelte. „Das ist... eine verdammte Zigeunerschlampe!“ Dann drehte er sich zur Seite und blickte seinen Erntehelfer an. Snyders Augen waren angsterfüllt. Er konnte die Entschlossenheit in Matthews Blick sehen. „Soll ich dir etwas zeigen, Ray-Boy-Oh?“ Seine Stimme hörte sich an wie... sie hatte sich ein bisschen wie Charles Mansons Stimme angehört, wie Snyder vier Tage später zu Protokoll geben würde. Nun aber sah er nur das Unvermeidliche. Das Mädchen, vielleicht vier Jahre alt, kam immer näher und näher... „Nein!“, kreischte Snyder. „Matthew McMillan, du beschissener Freak! Dafür kommst du auf den Stuhl, du Idiot! Die werden dich grillen, Mann!“ 15