Barrierefreie Kommunikation: Leichte Sprache und

4.2.1 Schritte zur Erstellung eines leicht lesbaren Dokuments. 47. 4.2.2 Zur ... 5. Ausblick – Barrierefreie Teilhabe für Menschen mit Lernschwierig- keiten. 54.
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Linda Winter

Barrierefreie Kommunikation Leichte Sprache und Teilhabe für Menschen mit Lernschwierigkeiten

Winter, Linda: Barrierefreie Kommunikation: Leichte Sprache und Teilhabe für Menschen mit Lernschwierigkeiten, Hamburg, Diplomica Verlag GmbH 2014 Buch-ISBN: 978-3-8428-9298-9 PDF-eBook-ISBN: 978-3-8428-4298-4 Druck/Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2014 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

5

2. Personenkreis „Menschen mit Lernschwierigkeiten“

8

3. Gesellschaftliche Teilhabe und Behinderung

11

3.1 Begriffsklärung „Teilhabe“

11

3.2 Teilhabe für Menschen mit Lernschwierigkeiten – Dabei sein ist nicht alles

12

3.3 Gesellschaftliche Modelle von Behinderung und ihre Auswirkung auf Teilhabe

17

3.4 Gesetze zur Teilhabe

20

3.4.1 Zum Paradigmenwechsel in der Behindertenpolitik

20

3.4.2 Das Behindertengleichstellungsgesetz

22

3.5 Barrierefreie Teilhabe

26

3.5.1 Von der Barrierefreiheit zum „Design für alle“

26

3.5.2 Barrierefreie Information und Kommunikation

29

4. Das Konzept Leichte Sprache

31

4.1 Leichte Sprache in der Theorie

32

4.1.1 Begriffsklärung „Leichte Sprache“

32

4.1.2 Ursprung und Verbreitung

35

4.1.3 Methoden und Regelungen

38

4.1.3.1 Leserfaktor

39

4.1.3.2 Inhalt

39

4.1.3.3 Textgestaltung

40

4.2 Leichte Sprache in der praktischen Umsetzung

47

4.2.1 Schritte zur Erstellung eines leicht lesbaren Dokuments

47

4.2.2 Zur Rolle der Verständniskontrolle durch Menschen mit Lernschwierigkeiten

48

4.2.3 Praxisbeispiel zu Leichter Sprache anhand einer eigenen Übersetzung

50

4.2.4 Reflexion der eigenen Übersetzung

51

4.3 Grenzen und Probleme hinsichtlich Leichter Sprache

5. Ausblick – Barrierefreie Teilhabe für Menschen mit Lernschwierigkeiten 5.1 Leichte Sprache als Recht

53

54 54

5.1.1 Strukturelle Konsequenzen

55

5.1.2 Konsequenzen im Bereich Arbeit

58

5.1.3 Gesellschaftliche Konsequenzen

59

5.2 Welches Rüstzeug benötigen professionelle Mitarbeiter zur Verwirklichung barrierefreier Teilhabe

61

6. Fazit

65

7. Literatur

68

8. Anhang

81

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1:

Das Partizipationsmodell

18

Abbildung 2:

Stoppschild „Leichte Sprache“

37

Abbildung 3:

Symbol „Leichte Sprache“

37

1. Einleitung „Wenn Menschen mit Lernschwierigkeiten1 keine guten [leicht verständlichen] Informationen bekommen, schließt man sie aus. Sie können dann bei vielen Dingen nicht mitmachen. Sie sind dann davon abhängig, dass andere Menschen für sie entscheiden.“ (Inclusion Europe 2009a, 7) Wer in die Geschichte des Personenkreises von Menschen mit Behinderung zurückblickt, dem wird deutlich, dass ihnen lange Zeit das Recht, am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben, abgesprochen wurde – es fand eine Besonderung in sämtlichen Bereichen ihres Lebens (Sonderschulen, Werkstätten, etc.) statt. Heute hat man erkannt: Auch Menschen mit Behinderung können, wollen und sollen gleichberechtigt an der Gesellschaft teilnehmen – das neue Leitparadigma lautet Teilhabe. Doch wie lässt sich Teilhabe, insbesondere in Bezug auf Menschen mit Lernschwierigkeiten, verwirklichen? Eine Lösung bietet das von u.a. Menschen mit Lernschwierigkeiten entwickelte Konzept der Leichten Sprache, das durch die Aufbereitung von Nachrichten, Informationen und Kommunikation in eine zielgruppenorientierte verständliche Form einem Ausschluss entgegenwirken und Teilhabe ermöglichen will. Das Thema „Leichte Sprache“ ist in der deutschen Gesellschaft jedoch weitestgehend unbekannt. Selbst Menschen mit Lese- und Verständnisproblemen (z.B. Menschen mit Lernschwierigkeiten, ältere Menschen, Analphabeten, Menschen mit Migrationshintergrund oder mit einer Hörschädigung), die von einem leichten Sprachgebrauch profitieren könnten, wissen kaum um diese Idee. Mir persönlich begegnete das Konzept Leichte Sprache trotz meines Studiums der Sonder- und Integrationspädagogik mit dem Schwerpunkt „Arbeit mit Menschen mit Lernschwierigkeiten“ nicht im universitären Kontext, sondern erst während eines mehrwöchigen Praktikums bei Mensch zuerst –Netzwerk People First Deutschland e.V. Der Verein ist eine bundesweite Interessenvertretung von und für Menschen mit Lernschwierigkeiten, die für eine Verbesserung der Lebensumstände sowie die Stärkung der Rechte dieser Personengruppe, vor allem deren Recht auf ein selbstbestimmtes Leben, kämpft (vgl. Göthling; Schirbort; Theunissen 2006, 560ff.). Um diese Ziele zu erreichen fordert Mensch zuerst u.a. den Gebrauch einer leichten Sprache in Bezug auf für Betroffene relevante Informationen und Kommunikation. Man sollte meinen, dass insbesondere (sonder-)pädagogische Fachkräfte, die z.B. in ihrem späteren Berufsleben mit der Personengruppe „Menschen mit Lernschwierigkeiten“ in Kontakt treten, das Konzept Leichte Sprache kennen müssten – dem ist jedoch selten so. Dabei ist der Ermöglichung von Teilhabe an Kommunikation und Information, besonders in unserer heutigen Informationsgesellschaft, 1

In sonderpädagogischer Fachliteratur wird dieser Personenkreis zumeist als „Menschen mit geistiger Behinderung“ bezeichnet.

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höchste Priorität einzuräumen. Dies ist vor allem in Anbetracht der Grundannahme, dass Menschen mit Lernschwierigkeiten zur Teilhabe primär auf für sie verständliche Angebote, Informationen und Unterstützung angewiesen sind, von großer Relevanz. Die vorliegende Arbeit verfolgt vor diesem Hintergrund zunächst die Intention, die hinter der Leichten Sprache stehenden Ideen und Regelungen darzustellen und eine Sensibilisierung für das Konzept als Mittel zu mehr Selbstbestimmung und Teilhabe zu erreichen. Das Thema „Leichte Sprache“ bzw. eine theoretische Auseinandersetzung, wie Leichte Sprache verwirklicht sowie umgesetzt werden kann und welche Voraussetzungen hierfür geschaffen werden müssen, findet sich in der sonderpädagogischen sowie in sprachwissenschaftlicher Literatur kaum. Aus diesem Grund wird in der Ausarbeitung zudem – unter (sonder-)pädagogischem Blickwinkel – der Frage nachgegangen, welche Bedingungen unter dem Aspekt „Leichte Sprache“ zu schaffen sind, um Menschen mit Lernschwierigkeiten eine barrierefreie Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen. Selbstbestimmung, Normalisierung, Integration bzw. Inklusion sowie Empowerment und Teilhabe sind zentrale Leitbegriffe und Leitbilder in der gegenwärtigen (sonder-) pädagogischen Diskussionslandschaft, die oftmals in einem engen Zusammenhang stehen und sich gegenseitig bedingen (vgl. Günthner 2009, 142). In diesem Buch wird jedoch lediglich der Leitgedanke der Teilhabe näher betrachtet und behandelt, da eine Darstellung all dieser Leitbegriffe den Rahmen überschreiten würde. Der wichtige Aspekt „grundlegende Bedeutung von Kommunikation für das menschliche Leben“ wird in dieser Arbeit daher ebenfalls nicht explizit ausgearbeitet. Gemäß den bisherigen Ausführungen gliedert sich die Ausarbeitung folgendermaßen: Das zweite Kapitel widmet sich der Begrifflichkeit „Menschen mit Lernschwierigkeiten“, indem im Einzelnen darauf eingegangen und begründet wird, wie es zu dieser Begrifflichkeit kam, welche alternativen Bezeichnungen diesbezüglich in der Literatur zu finden sind, welchen Personenkreis der Terminus umfasst und weshalb in dieser Ausarbeitung auf eben diesen Begriff zurückgegriffen wird. Relevante Aspekte von „Teilhabe“ bestimmen das gesamte dritte Kapitel: Hier wird u.a erläutert, was unter Teilhabe zu verstehen ist (Kapitel 3.1), wie sich Teilhabe in Hinblick auf Menschen mit Lernschwierigkeiten gestaltet (Kapitel 3.2) und welche Bedingungen sich positiv auf die Teilhabe Betroffener auswirken (können) (Kapitel 3.3; 3.4). Die Feststellung, dass Menschen mit Lernschwierigkeiten insbesondere barrierefreie Kommunikation und Informationen – also eine leicht verständliche Sprache – benötigen, um an gesellschaftlichen Prozessen teilhaben zu können (Kapitel 3.5), leitet in das vierte Kapitel „das Konzept Leichte Sprache“ ein. Nach einer theoretischen Darstellung des Konzepts (Kapitel 4.1) werden in Kapitel 4.2 beispielsweise anhand eines eigens angefertigten Dokuments in leichter

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Sprache (Kapitel 4.2.3) praktische Ausgestaltungsmöglichkeiten des Konzepts aufgezeigt. Mögliche Probleme und Grenzen des Leichte Sprache Konzepts sind in Kapitel 4.3 aufgeführt. Das fünfte Kapitel intendiert einen kurzen Ausblick. Auf der Basis, dass Menschen mit Lernschwierigkeiten auch ein gesetzlicher Anspruch bezüglich des Gebrauchs einer leichten Sprache bzw. einer barrierefreien Teilhabe zukommen muss (Kapitel 5.1), folgen Überlegungen bezüglich damit einhergehender struktureller (5.1.1) und gesellschaftlicher (5.1.3) Veränderungen sowie notwendigen Erneuerungen im Bereich Arbeit (5.1.2). Eine Aufführung des, für (sonder-)pädagogische Fachkräfte, relevanten Rüstzeugs im Hinblick auf die Verwirklichung Leichter Sprache und Teilhabe (5.2) schließt das Kapitel fünf ab. Mit dem Fazit (Kapitel 6) wird nochmals zusammenfassend dargestellt, inwiefern Leichte Sprache Menschen mit Lernschwierigkeiten eine barrierefreie „Teilhabe“ und mehr Lebensqualität ermöglicht sowie welche Bedingungen zu schaffen sind, um eine barrierefreie Teilhabe an der Gesellschaft auch für Menschen mit Lernschwierigkeiten zu ermöglichen.

Anmerkung: x

Die Konzepte „Leichte Sprache“ und „Leichte Lesbarkeit“, die in der Literatur häufig zu finden sind, werden im Textverlauf synonym verwendet, da sie überwiegend die gleichen Merkmale aufweisen.

x

In der Literatur findet sich statt des Terminus „Teilhabe“ häufig die Begriffsvariante der „Partizipation“. Eine synonyme Verwendung dieser beiden Begriffe ist unproblematisch (vgl. Pluto 2007, 16) und soll daher ebenfalls im weiteren Verlauf dieses Buchs erfolgen.

x

Wenn im Folgenden das männliche Genus benutzt wird, geschieht dies ausschließlich der besseren Lesbarkeit halber und schließt Personen des weiblichen Geschlechts nicht aus.

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