Bürgerschaftliches Engagement im Spiegel der Medien

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Bürgerschaftliches Engagement im Spiegel der Medien Von den Helden des Alltags bis zur gesellschaftspolitischen Diskussion 6. Mai 2009, Landesvertretung Niedersachsen, Berlin

Eine gemeinsame Fachtagung von ARD und Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement (BBE) anlässlich der ARD-Themenwoche 2009

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Impressum Herausgeber: ARD-Generalsekretariat Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement (BBE) Redaktion, Gestaltung: neues handeln GmbH Druck: Oktoberdruck, Berlin Fotos: Frank-Michael Arndt Berlin, im August 2009

Herzlichen Dank für die freundliche Unterstützung an die

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I n h a lt

Inhalt Vorwort Dr. Verena Wiedemann ARD-Generalsekretärin 5 Prof. Dr. Thomas Olk Vorsitzender des Sprecherrats des BBE 7 Keynote Bürgerschaftliches Engagement – Was die Gesellschaft braucht: Anreger, Anstifter, Aufreger Dr. Heribert Prantl, Süddeutsche Zeitung 8 Sechs Thesen zum bürgerschaftlichen Engagement Die Bedeutung des bürgerschaftlichen Engagements für ein Printmedium Stephan Hebel, Frankfurter Rundschau 14 CSR und bürgerschaftliches Engagement – mehr als nur Teil einer Marketingstrategie? Loring Sittler, Generali Zukunftsfonds 16 Was eine Themenwoche zum bürgerschaftlichen Engagement leisten muss und kann Andreas Weiss, ARD 17 Bürgerschaftliches Engagement in der Reportage: Eindrücke und Herausforderungen Gesine Enwaldt, ARD 20 Die Berichterstattung über bürgerschaftliches Engagement ist nicht fundiert genug Sabine Werth, Berliner Tafel 21 Bei der Berichterstattung über bürgerschaftliches Engagement fehlen wichtige Aspekte Viola Seeger, Robert Bosch Stiftung 22 Diskussionsforum 1 Wann berichten Medien über bürgerschaftliches Engagement? Thesengeber: Stephan Hebel, Loring Sittler Kommentatorin: Prof. Bascha Mika, taz | Moderation: Erik Rahn, BBE 23 Diskussionsforum 2 Kann ich durch Programmaktionen, Foren oder Wettbewerbe Resonanz des bürgerschaftlichen Engagements in den Medien fördern? Thesengeber: Andreas Weiss, Viola Seeger Kommentator: Prof. Dr. Thomas Leif, SWR | Moderation: Carola Schaaf-Derichs, Landesfreiwiligenagentur Berlin 27 Diskussionsforum 3 Wie kann die thematische Vielfalt und Tiefe des Themas bürgerschaftliches Engagement mehr Resonanz in den Medien finden? Thesengeber: Sabine Werth, Gesine Enwaldt Kommentator: Prof. Dr. Thomas Olk, BBE | Moderation: Dr. Heiner Widdig, neues handeln 32 Statements der Kommentatoren zu den Diskussionen 35 Abschlussdiskussion 42 Teilnehmerliste 48

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Vorwort

Vorwort

Dr. Verena Wiedemann „Bürgerschaftliches Engagement im Spiegel der Medien“, dies war das Thema einer Fachtagung am 6. Mai 2009 in Berlin, die in diesem Band dokumentiert wird. Die Tagung ging der vierten ARD-Themenwoche voran, mit welcher die ARD vom 10. – 16. Mai das bürgerschaftliche Engagement in den Fokus all ihrer Programme und Angebote stellte – in Radio, Fernsehen und im Internet.

Die ARD-Themenwoche „Ist doch Ehrensache“

Warum hat sich die ARD nach den Themenwochen der Vorjahre zu Krebs, Kindern und Familie sowie zum demografischen Wandel nun dem bürgerschaftlichen Engagement gewidmet? Die Antwort liegt auf der Hand: Weil diese Form von freiwilligem Einsatz der Bürgerinnen und Bürger ein wichtiger und unverzichtbarer Pfeiler unseres gesellschaftlichen Miteinanders ist. Beeindruckende 23 Millionen Menschen in Deutschland engagieren sich. Mit dem Titel „Ist doch Ehrensache“ zeigte die ARD daher in ihrer diesjährigen Themenwoche, was engagierte Menschen für die Gesellschaft leisten. Es ging um Projekte und Aktivitäten und um die Menschen selbst, die sich einsetzen. Und es ging um neue Ideen und Denkanstöße, um die politischen Rahmenbedingungen für das bürgerschaftliche Engagement sowie um Fragen nach der gesellschaftlichen Wertschätzung und der Rolle des Zivilengagements. Die Hörfunk- und Fernsehprogramme der ARD haben das Thema dabei in ganz unterschiedlichen Formaten – in Magazinen, Reportagen, Talkrunden, Unterhaltungssendungen und auch Spielfilmen – aufgegriffen und beleuchtet. Inzwischen liegen die ersten Ergebnisse unserer Medienforschung vor, die die Resonanz der Themenwoche bei unserem

Publikum analysiert hat. Auch in diesem Jahr erreichte die Schwerpunktwoche erneut einen Großteil (52 Prozent) der Bevölkerung. Besonders im Hörfunk mit einer Reichweite von 53 Prozent sowie in den DritDr. Verena Wiedemann, ARD-Generalsekretärin ten Programmen der ARD haben Beiträge zum bürgerschaftlichen Engagement mit regionalen Informationen und regionalem Bezug einen guten Zuspruch erfahren. Auch die qualitative Befragung hat zu interessanten Ergebnissen geführt: So beurteilten beispielsweise 91 Prozent der Befragten positiv, dass das Thema in die öffentliche Diskussion gebracht wurde. 92 Prozent waren der Ansicht, die vielen ehrenamtlichen Mitarbeiter hätten endlich einmal die Aufmerksamkeit erhalten, die sie verdienten. Insgesamt gaben 76 Prozent der Befragten an, ihnen sei nach dieser Woche deutlicher geworden, wie sehr freiwilliges Engagement unser Gemeinwesen bereichert. Allerdings waren auch 28 Prozent der Nutzer der Ansicht, wir hätten das bürgerschaftliche Engagement zu positiv dargestellt. 48 Prozent bemängelten sogar, das Spannungsverhältnis zwischen Engagement und Sozialstaat sei kaum erwähnt worden. Auch über das eigentliche Programm hinaus haben die Menschen anlässlich der Themenwoche Interesse an Angeboten zum bürgerschaftlichen Engagement gezeigt: Allein an dem Aktionstag zur Themenwoche nahmen am 9. Mai bundesweit ca. 500 Projekte, Vereine, Netzwerke und Verbände teil. Hinzu kamen viele Bürgerinnen

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Vo rwort

und Bürger, die anlässlich der Eröffnungsgala im Ersten Deutschen Fernsehen 30.000 Stunden Zeit gespendet haben oder sich an zahlreichen gemeinnützigen Aktionen der Hörfunkwellen beteiligten.

Die Fachtagung „Bürgerschaftliches Engagement im Spiegel der Medien“

Gemeinsam mit dem Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement (BBE) und in Kooperation mit der Robert Bosch Stiftung hat die ARD bei der in diesem Band dokumentierten Fachtagung Vertreter aus Verbänden des bürgerschaftlichen Engagements und Vertreter der Medien eingeladen. In den gemeinsamen Diskussionen

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wurden gegenseitige Erwartungen und unterschiedliche Einschätzungen ausgetauscht sowie Erfolge und Herausforderungen der bisherigen Erfahrungen benannt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer analysierten und hinterfragten auch Kriterien zur journalistischen Verwertbarkeit der Debatte rund um das bürgerschaftliche Engagement. Wir danken unseren Partnern, dem BBE sowie der Robert Bosch Stiftung, für die gelungene Kooperation und allen Teilnehmern am 6. Mai für die engagierte und offene Diskussion. Unser Dank gilt auch dem Bevollmächtigten des Landes Niedersachsen, der uns großzügig die schönen Räumlichkeiten der Landesvertretung in Berlin für den Workshop zur Verfügung gestellt hat. Wir hoffen, dass die Tagung ein kleiner, aber nachhaltiger Baustein in einem weiterhin notwendigen Austausch der Engagierten mit unseren Kollegen aus Print, Hörfunk und Fernsehen sein konnte. Diese Dokumentation soll einem erweiterten Kreis von Interessierten die Diskussionen der Fachtagung verfügbar machen. Dr. Ve re na Wi e dema n n i st se it 2006 AR D-Ge n e ra l­ se kretäri n

Vorwort

Vorwort

Prof. Dr. Thomas Olk Mit Freude haben wir zur Kenntnis genommen, dass die ARD ihre diesjährige Themenwoche dem bürgerschaftlichen Engagement widmet. Da wir selbst seit Jahren versuchen, das Thema in seiner ganzen Vielschichtigkeit immer wieder publik zu machen, war uns von vornherein klar: Dies ist kein einfaches Anliegen, zumal wenn es sich nicht nur in der Aneinanderreihung schöner Beispiele erschöpfen soll. Aus Sicht des Bundesnetzwerks Bürgerschaftliches Engagement (BBE) war es aber an der Zeit, dieses gesellschaftliche Phänomen von möglichst vielen Seiten zu beleuchten, seine Vielfalt und seine Potenziale aufzuzeigen, dabei auch kritische Fragen nicht auszusparen. Von Beginn an haben wir deshalb das Vorhaben mit unseren Möglichkeiten vor allem fachlich-inhaltlich unterstützt. Es ist der ARD gelungen, das bürgerschaftliche Engagement stärker in das allgemeine Bewusstsein zu heben. Die unglaubliche Fülle der Angebote in den verschiedenen Programmen war jedenfalls beeindruckend. Sie hat sicher viele Menschen erreicht, die bisher mit dem Thema kaum Berührungspunkte hatten. Genau dies ist der Verdienst der Themenwoche, die nach meiner Meinung den öffentlich-rechtlichen Auftrag der ARD geradezu vorbildlich umgesetzt hat. Es lag deshalb nahe, auch eine gemeinsame Veranstaltung durchzuführen, die – gewissermaßen als fachliches Vorprogramm – genau das thematisieren sollte, was das Spannungsfeld in der medialen Wahrnehmung ist: „Bürgerschaftliches Engagement im Spiegel der Medien: Von den Helden des Alltags bis zur gesellschaftspolitischen Diskussion“. Gerade der letztgenannte Aspekt, der Diskurs über die politische Dimension des Engagements, kommt nach unserer Ansicht oft zu kurz. Es wurde durch die engagierten und kompetenten Beiträge der Teilnehmenden der Tagung bald

deutlich, dass die Handlungslogiken der beiden Sektoren grundsätzlich unterschiedlich sind. Nicht alle Missverständnisse und unrealistischen Erwartungshaltungen auf beiden Seiten konnten im Prof. Dr. Thomas Olk, Vorsitzender des BBE-Sprecherrats ersten Schritt ausgeräumt werden. Wichtig scheint mir aber vor allem, dass wir mit dieser Fachtagung die Debatte zwischen den Medienvertretern einerseits und den Akteuren der Bürgergesellschaft andererseits eröffnet haben. Das BBE versteht die in dieser Dokumentation versammelten Beiträge, für die ich allen Autorinnen und Autoren herzlich danke, als Anstoß, diese Auseinandersetzung fortzusetzen. Bürgerschaftliches Engagement braucht Öffentlichkeit, gerne auch kritische Begleitung, sonst besteht die Gefahr, dass es gesellschaftlich nicht genug beleuchtet und von der Politik vernachlässigt wird. Soviel ist den an der Diskussion interessierten Beteiligten jetzt schon klar: Das bürgerschaftliche Engagement ist keineswegs ein „Sonntagsthema“, sondern berührt – wohlverstanden – fast alle gesellschaftlich relevanten Fragen unserer Zeit. Das macht uns zuversichtlich, dass es weiterhin ganz weit oben auf der Agenda der Medien bleiben wird, auch jenseits von Themenwochen. Bei unseren Partnern, der ARD und der Robert Bosch Stiftung, möchte ich mich herzlich für die gute Zusammenarbeit und die Unterstützung bedanken. Prof. Dr. Thomas Olk ist Vorsitze n de r des B B E-Sp rec h e rrats u n d l e h rt a n de r M a rt i n-Lut h e rUn ive rsität Hal l e /  Wit t e n be rg

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Keynote Dr. Heribert Prantl

Bürgerschaftliches Engagement – Was die Gesellschaft braucht: Anreger, Anstifter, Aufreger staffeltauglich. Das muss uns nun nicht so sehr wundern. Die Edlen, Hilfreichen und Guten haben erzählerisch noch nie so viel hergegeben wie die Spinner, Paradiesvögel oder Schurken. Das hat noch jeder große Medienschaffende seit Euripides oder Shakespeare gewusst. Und die ehrenamtlich arbeitenden Menschen sehen auch nicht model- oder sonst zeitgeistmäßig aus.

Dr. Heribert Prantl, Süddeutsche Zeitung

Wenn RTL für Deutschland den Superstar sucht, dann wird nicht der Gemeinwohl-Sepp aus Pfaffenhausen ins Studio eingeladen. Auch nicht der Schuldnerberater aus Stuttgart. Und nicht die Frau aus Uelzen, die seit 15 Jahren ins Gefängnis geht, um dort Häftlinge zu betreuen. Die sieben Damen von der Arbeiterwohlfahrt in Essen, die regelmäßig in der Mehrzweckhalle den Altennachmittag organisieren, sind dort auch nicht willkommen. Die potenziellen und designierten Superstars heißen anders, Daniel Küblböck oder so, und sie müssen staffeltauglich sein. Geschichten mit oder Geschichten über gute Menschen sind nur beschränkt medien- oder

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Weil das so ist, ist es um die Präsenz des bürgerschaftlichen Engagements in den Print-Medien wie folgt bestellt: Die Arbeit wird überwiegend im Lokalteil gewürdigt; wenn es ganz besonders gut läuft für das bürgerschaftliche Engagement, dann strengt sich der Regionalteil vor Weihnachten an und produziert eine Serie unter dem wirklich schönen Titel „die Unbezahlbaren“. In den politischen Teilen dagegen werden eher die Skandale abgehandelt, da findet sich der Chef des Landessportverbands, der angeblich Spesen falsch abgerechnet hat, und da findet sich natürlich der Spendenskandal bei Unicef. Das ist auch in Ordnung so. Es wäre ja noch

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schöner, wenn der gute Zweck die Mittel heiligen und wenn die Berichterstattung über Skandale bei der Wohlfahrt und ihren Vereinen besonders barmherzig sein müsste. In den Boulevard-Medien werden vor allem die Promis gecovert, die sich mit Wohltätigkeit und Charity ihre Publicity erkaufen. Man muss sich über solche extrovertierte Wohltätigkeit nicht unbedingt erheben. Das, was große Firmen machen, ist nichts anderes, wenn sie schnell mal Geld locker machen für Kinder in Afrika und der Vorstandsvorsitzende dafür einen „Bambi“ erhält. Das sind Versuche einer Imagekorrektur, Reputation schafft man sich damit noch nicht. Es gibt halt zum einen PR-Wohltätige, denen es egal ist, womit sie in die Zeitung kommen, und es gibt zum anderen die vielen anderen, die nicht mit ihren Aktivitäten renommieren. Die kommen natürlich zu kurz in der öffentlichen Aufmerksamkeit, was ihnen aber nichts ausmacht, weil sie nicht deswegen Hausaufgabenbetreuung für ausländische Kinder machen, auf dass der Ressortchef einer Zeitung oder der Chefredakteur des Lokalradios auf die Frage, wo denn in den Zeitungen das Positive bleibt, eine exemplarisch schöne Antwort geben kann.

ablesen, die über Bürgerstiftungen geschrieben und gesendet worden sind. Der größte publizistische Erfolg des bürgerschaftlichen Engagements besteht darin, dass das überhebliche, stets verächtlich gebrauchte Wort „Gutmenschen“ ziemlich verschwunden ist. Es ist, so scheint mir, mit der Finanz- und Wirtschaftskrise gestorben. Auf einmal merken sowohl die publizistischen Vertreter des Marktradikalismus als auch die sogenannten LifestyleJournalisten, wie sehr die Gesellschaft die als „Gutmenschen“ verächtlich Gemachten braucht. Tom Schimmeck hat schon vor zwei Jahren in seiner Auftaktrede zur Mainzer Medientagung sarkastische Kritik an diesem Überheblichkeitsjournalismus (er nennt ihn Pop-Journalismus) geübt. „Betrieben wird er meistens von Söhnen und Töchtern aus gutem Hause, die Freude an Markenprodukten und an der narzisstischen Umkreisung ihres eigenen Bauchnabels haben. Sie unterscheiden streng zwischen ‚in‘ und ‚out‘. Ersteres sind in der Regel sie selber, letzteres alle anderen, insbesondere ‚Prolls‘, ‚Alt-68er‘ und all das irgendwie albern engagierte Volk. Politisch endet der Pop-Journalist nach allerlei Pirouetten verlässlich und sehr pragmatisch irgendwo zwischen Guido Westerwelle und Roland Koch. Sein Feind ist der ‚Gutmensch‘ im schlecht sitzenden Anzug. ‚Gutmensch‘ ist überhaupt eines seiner liebsten Schimpfwörter. Weil er nämliche jede Art von Haltung zutiefst verachtet.“

Wenn Vertreter des Ehrenamts eine neue „Anerkennungskultur“ fordern, dann meinen sie damit sicherlich auch eine bessere öffentliche Präsenz – nicht aus Eitelkeit, sondern um so effektiver um Nachwuchs werben zu können. Gar so schlecht, finde ich, ist aber die öffentliche Präsenz gar nicht. Über die „Tafeln“ zum Beispiel ist Lassen wir an dieser Stelle das Parteipolitische landauf landab unglaublich viel berichtet worbeiseite. Das herablassende Gerede über die den. Der größte Medien-Erfolg des bürgerschaft- „Gutmenschen“ hatte vor ein paar Jahren das lichen Engagements in jüngerer Zeit aber lässt zuvor übliche Gelächter und Gekicher über die sich nicht an den vielen Zeilen und den Minuten ehrenamtlichen Wichtigtuer abgelöst. Natürlich

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hat es die Wichtigtuer gegeben, es mag sie auch heute noch geben. Aber mir ist im Zweifel ein Wichtigtuer, der sich ehrenamtlich engagiert, lieber als ein Nichtstuer, der dumm und snobistisch daherredet. Es geht, wenn wir vom Ehrenamt, vom bürgerschaftlichen Engagement reden, um Haltung. Haltung ist etwas, das einer Gesellschaft Halt gibt. Wenn wir von der Renaissance des Ehrenamts reden, dann steht dahinter die Renaissance dessen, was wir Haltung nennen. Nicht alles, was sich ehrenamtlich tut, ist „Haltung“. Manches ist einfach schick geworden. Ich weiß: Es ist schick geworden in besseren Kreisen, bei Rotary und im Lions Club, von der Gründung seiner Stiftung zu reden. Vielleicht hat der Finanz-Kapitalismus auf der einen Seite einen Gemeinwohl-Kapitalismus auf der anderen provoziert. Aber das wäre doch wirklich nicht schlecht – wenn es nicht die Tendenz des Staats gäbe, sich darauf zu verlassen, dass das, was er als Sozialstaat leisten müsste, von privaten Initiativen geleistet wird. Dieses Dilemma ist durchaus präsent in der öffentlichen Diskussion; es ist nämlich talkshowtauglich. In den vergangenen zehn Jahren haben sich alle möglichen Verbände und Initiativen bemüht, eine Alternative zum Begriff des Ehrenamts zu finden. Wettbewerbe wurden ausgeschrieben – zum Beispiel vom Deutschen Caritasverband. Unter anderem war dort als neues Wort der „Vergelts-Gott-Manager“ vorgeschlagen worden. Zumindest außerhalb Bayerns klingt das wie „Grüß-Gott-August“, denn außerhalb von Rosenheim und Forstinnig sagt kein Mensch mehr „Vergelt’s Gott“. Rettung kam damals, das ist zehn Jahre her, von einer Kölner Agentur für Kommunikation, die für den Ehrenamtlichen das Wort „Aktivbürger“ fand. Der Bürger, so soll wohl damit gesagt werden, verhält sich zum Aktivbürger wie die Kohle zur Aktivkohle. Das eine, also der Bürger respektive die Kohle, steht

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für Trägheit und gefesselte Energie. Aktivbürger und Aktivkohle dagegen sind etwas Schäumendes, Reinigendes, wie man es von Aktiv-Tabs und Megaperls kennt. Und was aktiv ist, das taugt zur Gebissreinigung grad so gut wie zur Gesellschaftshygiene. Sie merken schon, ich halte wenig von Wortakrobatik. An neuen Wortfindungen liegt es nicht, wenn das ehrenamtliche Engagement wieder Glanz gewinnt. Spätestens die Krise hat die Erkenntnis gefördert, dass all das, was mit den angeblich altbackenen Wörtern „Ehrenamt“ oder mit dem etwas sperrigen, aber modischeren „bürgerschaftlichen Engagement“ erfasst wird Wertschöpfung ist für das Gemeinwohl – genau das ist der Wert des Bürgerengagements. Jede Zeit lässt sich in einem Wort zusammenfassen. Wenn man im Kaiserreich jemand erledigen wollte, sagte man: Er ist ein Feigling. Im Adenauer-Deutschland sagte man: Er ist ein Kommunist. Heute heißt es: Er ist halt ein Politiker. Oder, noch schlimmer: Er ist ein Manager. Noch mehr als die Politik gilt die Wirtschaft heute als ein Netzwerk der Selbstbedienung, Manager gelten als Prototypen der Gier. Sie kennen das alles aus den vergangenen Monaten zur Genüge. Hinter der gewaltigen Kritik an Politikern und Managern, hinter Empörung und Aufschrei, auch hinter dem Geraune von sozialen Unruhen steht eine Sehnsucht, die Sehnsucht nach Vorbildern, nach Werten, nach Halt. Innere Sicherheit ist ja nicht nur ein Gefühl, das mit Paragrafen, Polizei, Online-Durchsuchungen und sonstigen neuen Gesetzen zu tun hat. Innere Sicherheit ist das Ergebnis eines Grundvertrauens in das Führungspersonal eines Landes. Große Konzerne, die bisher ausschließlich auf Gewinn geachtet haben, versuchen neuerdings, sich ein Wertegerüst zu geben – weil sie erkennen, dass Werte auch einen ökonomischen Wert haben können. Meist ist es aber so, dass irgendeine Unternehmensberatung sich etwas ausdenkt und das

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Konzept dann schnell wieder in der Schublade verschwindet, nach dem Motto: „Gedacht, gelesen, gelacht, gelocht.“ Stellen wir uns die Grundsatzfrage: Wie viel Moral braucht die Politik, wie viel Moral braucht die Wirtschaft? Das sind schwierige Fragen. Würde einem die Frage gestellt: Wie viel Sauerstoff braucht der Mensch, dann täte man sich leichter. Da schaut man ins Lexikon und stellt fest: „Der Mensch kann Gasgemische, die weniger als 7 Prozent Sauerstoff enthalten, nicht längere Zeit ohne Schädigungen einatmen.“ Oder „Um das tierische und pflanzliche Leben zu erhalten, muss ein Gewässer einen Mindestgehalt an Sauerstoff aufweisen, für Fische etwa 4 Milligramm pro Liter.“ Nun wäre es schön, wenn man in einem „Lexikon für Politik und Gesellschaft“ Ähnliches finden könnte, etwa wie folgt: „Ein Land kann eine Politik, die weniger als 7 Prozent Moral enthält, nicht längere Zeit ohne Schädigung ertragen.“ Oder: „Um ein Land und seine Wirtschaft gesund zu erhalten, muss die Wirtschaft einen Mindestgehalt an Moral aufweisen, in Deutschland etwa 4 Milligramm am Tag.“ Da schmunzelt man. Für Moral gibt es, wie jeder weiß, anders als für Sauerstoff, keine chemische Formel, man weiß nicht einmal so genau, was das ist, „Moral“. Mit dem Sauerstoff hat Moral immerhin gemeinsam, dass sie nicht so richtig greifbar ist. Greifbar aber sind die Folgen, auch die wirtschaftlichen Folgen, von Unmoral.

Aber vielleicht muss man gar nicht nach Moral fragen. Es geht auch einfacher: Was der Sauerstoff in meinem genannten Beispiel für das menschliche, tierische und pflanzliche Leben

ist, das ist das bürgerschaftliche Engagement für eine Gesellschaft. Ohne dieses Engagement lebt sie nicht; und diese Erkenntnis wächst. Bei den ehrenamtlich Tätigen wächst aber auch das Gefühl, vom Staat als nützliche Idioten beansprucht zu werden: Ihnen wird überlassen, was eigentlich der Staat tun müsste. Als vor 17 Jahren der neue Münchner Flughafen eingeweiht wurde, ging der damalige Ministerpräsident Max Streibl mit den Journalisten stolz und beseelt durch die großen Hallen. Alles war blitzblank, weitläufig, weltläufig und edel; am Boden glänzte der polierte Granit, aus den Lautsprechern klangen die Weltsprachen. Sie kennen das ja. Als die Besichtigung nach zwei Stunden zu Ende war, fragte ein Journalist den Ministerpräsidenten, ob er in all dieser Pracht und Herrlichkeit etwas vermisse. Der Ministerpräsident stutzte kurz und sagte dann: „Es ist alles wunderbar, nur: Wenn man hier ankommt, merkt man doch gar nicht, dass man in München ist. Es könnte sich genauso um den neuen Flughafen in Paris oder in Melbourne handeln. Woran soll man denn hier erkennen, dass man in München gelandet ist?“ Ein Kollege schlug ihm daraufhin

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vor, man könne doch die nächste Landebahn „in Brezenform“ errichten. Das Gelächter war groß. Warum erzähle ich Ihnen diese Geschichte, die vermeintlich so gar nichts zu tun hat mit dem Thema, über das wir heute hier reden. Doch wenn man dieser Geschichte nachhört, dann klingt hinter der Lustigkeit der Begebenheit und der vermeintlichen Provinzialität des Politikers etwas sehr Ernsthaftes, Wichtiges, Grundsätzliches: Diese Geschichte führt uns nämlich zu einer Frage, die für eine soziale Demokratie noch viel wichtiger ist als für einen Flughafen – nämlich: Was ist das Besondere, was ist das Erkennungszeichen, das ganz Unverwechselbare, Unverzichtbare, ja Kostbare an einer sozialstaatlichen Gesellschaft? Welches sind die Kennzeichen eines Gemeinwesens, das dem Gemeinwohl verpflichtet ist und verpflichtet bleiben will? Es ist das Engagement seiner Bürgerinnen und Bürger: Erstens das professionelle Engagement der Wohlfahrtsverbände und Stiftungen. Zweitens das ehrenamtliche Engagement von vielen Freiwilligen. Und drittens die gute Zusammenarbeit zwischen den Profis und den Ehrenamtlichen. Aus eins, zwei und drei ergibt sich die Zivilgesellschaft. Beim Punkt drei gibt es die meisten Probleme. Zivilgesellschaft ist das gute, kluge, effektive Zusammenwirken von professionellen, aber nicht kommerziellen Wohlfahrtsverbänden und vielen engagierten ehrenamtlich tätigen Bürgerinnen und Bürgern. Zivilgesellschaft besteht aus den karitativen Verbänden, aus Stiftungen, aus vielen großen und kleinen Bürger­initiativen. Die Zivilgesellschaft beantwortet eine Frage, die in Zeiten von anhaltend schlechten Nachrichten besonders beliebt ist: Wo bleibt eigentlich das Positive? Es gibt dieses Positive – nämlich Zehntausende sozialer und gesellschaftspolitischer Initiativen, die dort ansetzen, wo es der Staat nicht oder

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nicht mehr tut: Sie machen Kultur; sie finanzieren, was der Staat nicht mehr finanziert; sie kümmern sich, viel persönlicher, als dies die beste staatliche Jobagentur kann, um Ausbildungsplätze für Jugendliche; sie leisten Hausaufgabenhilfe für ausländische Kinder; sie begleiten türkische Eltern zur Klassenversammlung; sie kriechen unter den Teppich, den Hartz IV über die neuen Armen der Gesellschaft gebreitet hat; sie tischen ihnen etwas zu essen auf; mehr als 800 Tafeln gibt es mittlerweile in Deutschland, an denen gespendete Lebensmittel serviert werden; wenn es ganz gut geht, kümmern sich die sozialen Initiativen darum, dass die Menschen in der Armut nicht nur auskommen, sondern auch darum, dass sie aus der Armut wieder fortkommen. Das ist nicht nur positiv, das ist wunderbar. Die Ehrenamtlichen sind die Unbezahlbaren dieser Gesellschaft. Wer die Projekte der Stiftungen und Bürgervereine studiert, der entdeckt einen Reichtum an Ideen und Engagement, der die vielzitierten Nachtgedanken Heinrich Heines vertreibt. Nein, man ist nicht um den Schlaf gebracht, wenn man in der Nacht an Deutschland denkt. Die Zivilgesellschaft erstreckt sich über ein breites Spektrum, viel breiter, als es die Volksparteien in ihren besten Zeiten hatten. Sie reicht von Attac bis zur Milliardärsstiftung. Ihre Arbeit ist Wertschöpfung für das Gemeinwohl. Die These vom galoppierenden Hedonismus dieser Gesellschaft stimmt nicht; sie beschreibt jedenfalls nur einen Teil der Wirklichkeit. Es gibt eine starke Gegenbewegung, es gibt eine Renaissance dessen, was man früher Ehrenamt nannte, es gibt eine neue Kultur der Stiftungen. Das ist das Positive. Es gibt aber auch die schon bemerkte zunehmende Tendenz des Staats, sich darauf zu verlassen, dass das, was er als Sozialstaat leisten müsste, von privaten Initiativen geleistet wird. Das ist das Negative. Das private Engagement der Bürger ist kein Ersatz für den Sozialstaat,

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schon deswegen nicht, weil die Wirtschaftskrise Öffentlichkeit viel zu sehr im Abstrakten und auf die Privaten als Spenden- und FinanzieDunklen. Die Sozialarbeit scheint in eine Blackrungskrise durchschlägt. Die Arbeit von Bürgerbox abgeschoben zu sein, in eine anonyme Orstiftungen, Vereinen und Bürgerinitiativen und ganisation, von der man in der Öffentlichkeit nur Tafeln kann nur eine Ergänzung des Sozialstaats das Label kennt und sein. Der Staat hat seine Pflicht zu erfüllen, prihinter deren Türen vates Engagement ist die Kür. Das Gemeinwohl zu blicken man keibraucht den Sozialstaat – und es braucht die pri- ne Lust hat. Die Arvaten Kümmerer und die Stiftungen und Vereine, beit der Wohlfahrtsdie dieses Kümmern organisieren und begleiten. verbände muss aus Es gibt viele dieser Kümmerer, aber der Staat be- dieser Abstraktheit handelt sie zu oft als nützliche Idioten. Und die wieder herausgegroßen Verbände sehen diese Kümmerer zu oft holt werden. Ein eher als Störer, denn als willkommene Helfer. Weg dahin ist die Wiederbelebung Soziale Arbeit kommt natürlich ohne Profis nicht der ehrenamtlichen aus. Wohlfahrt braucht die Professionalisierung. Arbeit in den proSie ist Ergebnis der Anforderungen, die an einen fessionellen Einrichtungen – die dort natürlich die professionelle Arbeit nicht ersetzen, sondern gewissenhaften Umgang mit Menschen in Not und Krankheit zu stellen sind. Wir brauchen den bereichern soll. Die Renaissance des Ehrenamts könnte die Sozialarbeit wieder zurück in die Einsatz von gut ausgebildeten und ordentlich bezahlten Alten- und Krankenpflegern, von Dro- Mitte der Gesellschaft holen. Die Wohlfahrtsvergentherapeuten, von Familienpsychologen, von bände werden stärker als bisher darüber nachStreetworkern und Erziehern. Doch ihr Arbeitsdenken müssen, das Ehrenamt neu zu würdigen takt ist knapp bemessen, es bleibt ihnen wenig und besser in ihre Arbeit einzubauen. Zeit, sich ausreichend auch um die kleinen Dinge des Lebens ihrer Klientel zu kümmern, die aber Wohlfahrt – das klingt so betulich, ist aber ein für diese von großer Bedeutung sind; die Profis täglicher Kampf. Notwendig ist das Bündnis der haben oft nicht die Zeit, um über die Beratung Ideenreichen, der Geldreichen und der Zeitreiund Behandlung hinaus auch die notwendige chen, der Menschen also, die Ideen, Zeit oder Portion Geduld, Aufmerksamkeit und ZuwenGeld haben. Dieses Bündnis muss, im Wortsinn, dung zu schenken. gestiftet werden. Es kann den Sozialstaat nicht ersetzen, aber bereichern. Dann wird eine leDas, auch das, ist ein Tätigkeitsfeld für das bendige Demokratie entstehen: Demokratie ist Ehrenamt. Auf diesem Terrain, in den Einricheine Gemeinschaft, die Gegenwart und Zukunft tungen der Profis, verdorrt aber das Ehrenamt, miteinander gestaltet. nimmt die ehrenamtliche Arbeit mehr und mehr Dr. He ri be rt Pra nt l l e it et di e Re da kt i on In n e n p ol it i k ab. Auf diesem Feld muss neu geackert und de r Sü ddeutsc h e n Ze itu ng gesät, da muss neu kultiviert und organisiert werden. Wohlfahrtsverbände müssen einer der Orte sein (oder besser gesagt, wieder werden), an dem sich soziales privates Engagement trifft, sammelt und bündelt. Die soziale Arbeit, um die es in den Verbänden geht, bleibt für die

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Se c h s Th es e n z um bü rge r s chaf tlich e n Engageme nt

Stephan Hebel

Die Bedeutung des bürgerschaftlichen Engagements für ein Printmedium

Stephan Hebel, Frankfurter Rundschau

Meine These: Bürgerschaftliches Engagement ist ein furchtbar langweiliges Thema. Vielleicht sogar überhaupt kein Thema. Es sei denn – aber dazu am Ende etwas mehr. Bürgerschaftliches Engagement kommt nicht überraschend, es ist einfach da, jeden Tag. Bürgerschaftliches Engagement macht keine Medienhelden, denn jeder dritte Erwachsene tut es. Bürgerschaftliches Engagement ist nicht schrill, nicht spektakulär, nicht skandalös. Es liefert nur begrenzt erregende Bilder, erst recht für ein Printmedium, dessen Optik vom besonderen Augenblick lebt. Und noch dazu ist es so furchtbar „gut“ – es gibt, auf den ersten Blick zumindest, nichts zu kritisieren. Kurz: Es fehlt alles, was Medien im Kampf um Aufmerksamkeit benötigen: Es ist das Musterbeispiel für ein langweiliges Thema, entsprechend wenig kommt es vor. Ganz so ist es nicht, das Thema nicht und die seriösen Medien auch nicht. Natürlich suchen und finden wir auch die „Helden des Alltags“, über die sich fesselnd schreiben lässt. Und natürlich nehmen wir uns immer noch Zeit und Platz, um genauer hinzuschauen, auch Fragen

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zu stellen, zum Beispiel diejenige nach der Lückenbüßerrolle bürgerschaftlichen Engagements für einen Staat, der seine sozialen Pflichten vernachlässigt. Und hier, im Analytischen, Vertiefenden mögen Printmedien sogar im Vorteil sein. Aber auch im Zeitungsalltag kommt bürgerschaftliches Engagement natürlich vor. Feuerwehr, Fußballverein, Bürgerinitiative – sie sind immer präsent. Aber dann geht es eben um Feuerwehr oder Fußball, nicht ums Ehrenamt an sich. Was sollen wir auch tun? Wir können schlecht der Freiwilligen Feuerwehr nach jedem Brand eine von der Leyensche Lobrede auf das Ehrenamt hinterherwerfen oder eine gesellschaftskritische Abhandlung. Also: Das bürgerschaftliche Engagement ist, auch wenn das paradox klingt, zu allgegenwärtig, um medial präsent, zu massenhaft, um publikumswirksam, zu unumstritten „gut“, um spannend zu sein. Bürgerschaftliches Engagement als solches bietet keinen Anlass zur Berichterstattung. Es „geht“ nur, wenn wir Medien es selbst aus dem Alltag holen, ja: inszenieren. Wir, die FR, haben es vor einem halben Jahr versucht. Wir haben mit unseren Mitteln getan, was die ARD mit ihrer Themenwoche tut: Wir haben engagierte Menschen porträtiert, die sich um den inoffiziellen Titel „Bürger-Meister“ beworben hatten. Wir haben Projekte vorgestellt,

Sec h s Th es e n z u m bü rge r s chaf tlich e n En gag em e nt

Analysen geliefert, alles in einer Sonderausgabe zur „Woche des bürgerschaftlichen Engagements“. Aber die Reaktionen unter Lesern wie Kollegen waren durchwachsen. Ein Kommentar aus der Blattkritik: „Nach dem zehnten Porträt konnte ich die Geschichte vom guten Ehrenamtler nicht mehr sehen.“ Was tun? Meine Bitte an die Förderer des „bürgerschaftlichen Engagements“, an das Bundesnetzwerk und andere: Werden Sie noch konkreter! Dass Sie mit so sperrigen Begriffen arbeiten wie „bürgerschaftliches Engagement“, ist ja nicht Dummheit oder mangelnde Fantasie – es hat eine Menge mit der geradezu medienfeindlichen Abstraktheit des Themas zu tun. (Und offen gesagt, liebe ARD-Vertreter: Ein entzückend altmodischer Begriff wie „Ehrensache“ ändert daran auch nichts.) Mir scheint, das Thema ist so groß und so breit, dass es sich dem gemeinsamen Nenner verweigert. Es ist fassbar zunächst nur im Konkreten. Ich weiß: Gerade das Bundesnetzwerk versucht da eine Menge. Aber ich behaupte: Noch immer sehen Sie manchmal vor lauter Wald die schönsten Bäume nicht. Noch immer droht die große, so schrecklich konsensfähige Botschaft vom Nutzen und Frommen

des „bürgerschaftlichen Engagements“ den Blick auf die Wirklichkeit, die Vielfältigkeit, auch auf die Widersprüchlichkeiten und Fragwürdigkeiten des Themas zu verstellen. Scheuen Sie sich nicht, vor allem Lokalredaktionen mit dem Gelingen und Scheitern bürgerschaftlichen Engagements vor Ort zu versorgen. Und verlassen Sie sich noch mehr als bisher darauf, dass die großen Linien, die gewichtigen gesellschaftlichen Fragen am konkreten Beispiel am besten zu erkennen sind. Ste phan He be l ist Mitgli e d de r Ch e fre daktion be i de r Fran kfu rt e r Ru n dsc hau

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Se c h s Th es e n z um bü rge r s chaf tlich e n Engageme nt

Loring Sittler

CSR und bürgerschaftliches Engagement – mehr als nur Teil einer Marketingstrategie? Unser Ansatz

Loring Sittler, Generali Zukunftsfonds

Worauf kommt es an?

Generell gilt es, die CSR-Ziele [Anmerkung der Redaktion: CSR, Corporate Social Responsibility] an den Grundwerten des Unternehmensleitbildes auszurichten und so auch die CSR zum Bestandteil der Geschäftsstrategie zu machen. Grundlage dafür ist die Tatsache, dass auch Unternehmen von Voraussetzungen leben, die sie nicht selbst schaffen. So gibt auch Generali Deutschland etwas an die Gesellschaft zurück, mit Tradition seit 1825. Dabei erscheint es uns wesentlich, dass das bürgerschaftlich engagierte Unternehmen mehr tut als bloße Wohltätigkeit: So sorgt der Generali Zukunftsfonds im gewählten Themenfeld auch für wissenschaftliche Transparenz, kümmert sich um zuträgliche politische (Förder-)Bedingungen und bewirkt insgesamt durch strategische Maßnahmen im Bereich Förderung und Sponsoring den gewünschten Reputationsgewinn. Die gesellschaftliche Verantwortung des Unternehmens wird also durch glaubwürdiges und nachhaltiges Handeln realisiert. Die Unternehmensziele Freiräume, Sicherheit, Lebensqualität werden „befördert“.

Unser generalisierter Ansatz: Deutliches Profil anlegen und das in den Mittelpunkt stellen. Das heißt: Eine enge Zielgruppe und entsprechende Handlungsebenen sind von vornherein festgelegt. In unserem Fall also bürgerschaftliches Engagement der Älteren und ganzheitlicher Ansatz. Das ganze als Corporate Citizenship Programm mit dem Leitthema „Demografischer Wandel – Unsere gemeinsame Herausforderung“. Der gewaltige Veränderungsprozess für Staat, Wirtschaft und Gesellschaft ist nur gemeinsam zu lösen, nicht mit Mitteln des Sozialstaats und nicht allein mit der bisherigen Struktur seiner Wohlfahrtsverbände.

Lösungswege

Ein möglicher Lösungsansatz für die bevorstehenden Probleme kann insbesondere das Engagement der älteren Mitbürger (Generation 55plus) sein. Sie weisen ein besonders wertvolles Potenzial auf. Unser Ziel ist es, bessere Bedingungen und eine größere Vielfalt der Ansätze herzustellen sowie die Akteure besser zu vernetzen. Auf der politischen Ebene entwickeln wir Lösungsansätze und Ideen für Entscheidungsträger. Der Generali Zukunftsfonds kooperiert mit öffentlichen Institutionen und gesellschaftlichen Verbänden für bessere Rahmenbedingungen. Auf der gesellschaftlichen Ebene fördern wir in vielfältigen Formen Kampagnen, Organisationen, Wettbewerbe, Initiativen und Projekte sowie wissenschaftliche Studien. Mit ausdrücklich vorgesehenen Mitteln für Public Relations wird die öffentliche Diskussion und Wahrnehmung des Themas gefördert und ein Beitrag geleistet zur Stärkung der öffentlichen Anerkennung bürgerschaftlichen Engagements. Lori ng Sittle r ist se it 2008 Proje ktle ite r des Ge n e ra l i Zu ku n ftsfon ds

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Andreas Weiss

Was eine Themenwoche zum bürgerschaftlichen Engagement leisten muss und kann Die Arbeitshypothese, die diesem Fachworkshop zugrunde liegt, lautet: Die Medien bilden das bürgerschaftliche Engagement nicht seiner gesellschaftlichen Bedeutung gemäß ab. Es ist weithin unbekannt, wie viele Menschen sich ehrenamtlich betätigen, wie viel an sozialem Zusammenhalt auf ihren Aktivitäten beruht und welche Defizite entstünden, gäbe es ihren Einsatz nicht. Die Bürger sind sich nicht bewusst, über welchen Schatz an sozialem Kapital sie verfügen, obwohl dieses krisensicherer angelegt ist als auf manchem Bankkonto. Besonders in Zeiten der heraufziehenden Krise könnte es die Perspektive eines zweiten sozialen Netzes eröffnen, in dem nicht Geld, sondern solidarisches Handeln die Menschen auffängt. „Vernetzen statt Verzagen“ könnte für viele die Devise heißen, wenn sie denn besser informiert wären. Das bürgerschaftliche Engagement ist von eminenter Bedeutung für unser Gemeinwesen. Weshalb spielt es dann in den Medien eine so geringe Rolle? Das wäre gemäß der Arbeitshypothese die eigentlich zu stellende Frage. Nun, Journalisten haben professionelle Standards, nach denen sie Informationen für die Veröffentlichung auswählen. Vielfach, so scheint es, dringen aber kaum Informationen aus dem Alltag der Vereine, Projekte und Netzwerke bis in die Redaktionen vor, und wenn, dann sind es kalendarische Vermerke über Versammlungen, Feste und Personalien – Langweiliges eben. Man überlässt die öffentliche Bühne lieber anderen. Ehrenamtlicher Einsatz vollzieht sich meist in aller Stille, es entstehen keine Nachrichtenlagen um ihn – und das ist auch gut so. Das mindert nicht seine Bedeutung. Damit entsteht aber ein Dilemma: Wie kann eine bedeutende gesellschaftliche Kraft in den Medien abgebildet werden,

Andreas Weiss, ARD

die zu Recht stolz darauf ist, vieles zu bewegen, ohne „Nachrichtenlagen“ zu verursachen. Die ARD-Themenwochen zäumen deshalb das Pferd vom Schwanz auf: Ohne weiteren äußeren Anlass setzen sie einmal im Jahr selbst das Thema und schaffen mit dem gesamten Gewicht ihres Senderverbunds eine eigene „Nachrichtenlage“ – ohne die klassischen Ingredienzien „Skandal, Zerwürfnis, Krieg & Katastrophen“. Ziel ist es, einen breiten, intensiven, auch kritischen Diskurs jenseits der üblichen Emotionen anzustoßen. Das gelang in der Vergangenheit recht gut: Die Themenwochen wurden stets von über 50 Prozent der Bevölkerung bewusst wahrgenommen und von über 80 Prozent als sehr gut und aufschlussreich empfunden. Viele Institutionen nutzten regelmäßig die Gelegenheit, sich ebenfalls ins Gespräch zu bringen – der bundesweite Aktionstag am 9. Mai ist auch in diesem Jahr nur ein Auftakt, dem mancherorts weitere Veranstaltungen (über 100 in Augsburg) folgen. Auch die Presse beteiligt sich; sie greift in diesen Wochen verstärkt das Thema auf, berichtet von örtlichen Aktionen und von den Menschen, die sie tragen. Daraus entsteht Gesprächsstoff. Über

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ein Drittel der Menschen in Deutschland redet in diesen Tagen über das Thema – in der Familie, mit Freunden, am Arbeitsplatz. Wenn es uns danach gelingt, die Öffentlichkeit (und auch uns

Medienprofis) über den Tag und die Woche hinaus dem Thema zu öffnen – einem Tabuthema wie Krebs, für die Belange von Kindern, für einen angstfreien Umgang mit dem demografischen Wandel (darum ging es in den vergangenen Themenwochen) oder wie in diesem Jahr der Wahrnehmung des bürgerschaftlichen Engagements –, dann hätten wir unser Ziel erreicht. Dann hätten wir ein Gran „Public Value“ geschaffen. Damit könnte ich nun schließen. Aber ich muss Ihnen nun gestehen, nachdem ich meine Redezeit fast vollständig dem medialen Defizit in Sachen Ehrenamt und seiner Remedur in der Themenwoche gewidmet habe, dass ich meine Ausgangshypothese nicht länger aufrecht erhalte. Seit ich mich mit dieser Themenwoche befasse, entdecke ich in den Programmen der ARD so viele Beiträge, in denen das bürgerschaftliche Engagement eine wesentliche Rolle spielt, wie ich es nicht für möglich gehalten hatte. Immer wieder befassen sich alle Ressorts, von Politik bis Kultur und Ausland mit Menschen, die sich freiwillig für die Gesellschaft einsetzen. Es war mir bisher nur entgangen.

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In den letzten Wochen begegneten mir das Kinderhilfswerk „Arche“, der deutsche Kinderschutzbund, Powerchild, Aktion Mensch, Tafeln in verschiedenen Städten, Stuttgarter Schönheitschirurgen, die kostenfrei notleidende Menschen in Indien operieren, Amnesty International, ein ehemaliger Strafgefangener in Liverpool, der Kinder in Boxkursen vor der Straße bewahrt; Arbeitslose in New York, die selbst Arbeitslose unterstützen; Menschen in ganz Deutschland, die Zeit für die Betreuung behinderter Kinder spenden – zu allen Tageszeiten und in allen Tonarten (auch kritisch) wird freiwilliger Einsatz im Fernsehen der ARD thematisiert. Das ist zwar nur eine subjektive Beobachtung, ich halte sie aber doch für symptomatisch, auch für die anderen auf diesem Workshop vertretenen Medien: Es mangelt gar nicht an der medialen Präsenz, es mangelt an der bewussten Wahrnehmung. Nur, weshalb war mir nie aufgefallen, wie eindrucksvoll und intensiv über die Akteure der Zivilgesellschaft immer wieder in unseren Programmen berichtet wird? Mein vorläufiges Urteil lautet: Ich konzentrierte mich vor allem auf die Story. Sie hat mich gefesselt, empört, erheitert, kalt gelassen, je nachdem. Und der jeweilige Protagonist, die angesprochene Institution, sie waren eben Teil dieser Story. Da gab es beispielsweise diese aufwühlende Geschichte alerter amerikanischer Anwälte, die für die Vertretung ehemaliger Zwangsarbeiter nicht nur Millionenhonorare von der deutschen Entschädigungsstiftung erhielten, sondern zusätzlich ihren mittellosen Mandanten 20 Prozent Erfolgshonorar in Rechnung stellten. Als Zeuge trat in diesem Beitrag der Soziologe Klaus von Münchhausen auf. Er betreute gemeinsam mit einigen ehrenamtlich tätigen ehemaligen Zwangsarbeitern über 4000 Mandanten. Die gegenüber den Anwälten so großzügige Stiftung gewährte den Freiwilligen gerade einmal eine Aufwandsentschädigung von 18 Euro pro Fall. Die geschäftstüchtigen US-Anwälte boten von

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Münchhausen an, seine Mandate aufzukaufen. Der lehnte entrüstet ab. Von Münchhausen setzte sogar privates Spargeld ein, um seinen Auftrag zu erfüllen. Und weil der Staat ihm jede

dass es im Erkenntnis-Raster der Zuschauer, Hörer oder Leser erfasst wird und dort hängen bleibt. Dazu könnten unter Umständen auch die Medien-Macher einen Beitrag leisten – wenn sie den Spotscheinwerfer ihrer professionellen Aufmerksamkeit bei der Umsetzung ihrer Geschichten dezent ein wenig anders justierten. Dann zeichneten sich im gesellschaftlichen Vexierbild vielleicht sogar Konturen ab, die bis dahin unsichtbar blieben. Bin ich zu unbescheiden? An dreas We iss ist Gesamtkoordi nator de r AR D-Th eme nwoc h e

weitere Hilfe verweigerte, ist er heute insolvent, ruiniert. Der Staat berief sich ihm gegenüber auf die „Gebührenordnung, unter die amerikanische Anwaltskanzleien nun einmal nicht fielen“… Wer eine solche Geschichte sieht, den packt einfach nur die kalte Wut. Der speichert sie nicht unter dem Stichwort „Held des Alltags“, sondern unter „Gier und Kaltherzigkeit skrupelloser Anwälte“. Mittlerweile geht’s mir aber anders: Ich habe die Geschichte aufgezeichnet, weil mich dieser Klaus von Münchhausen beeindruckt hat. Weil Menschen wie er das große Gegengewicht zum kollektiven Egotrip der so genannten Eliten bilden, weil Menschen wie er unserer Gesellschaft Würde, Hoffnung und Selbstachtung geben, trotz allem. Seither habe ich viele weitere Beiträge aufgezeichnet mit Protagonisten, vor denen ich den Hut ziehe. Ähnliches sollte die Themenwoche nun mit ihrer geballten Ladung Zivilgesellschaft auch beim breiten Publikum erreichen: Dass die Wahrnehmung des bürgerschaftlichen Engagements in den Medien wie im echten Leben geschärft wird,

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Gesine Enwaldt

Bürgerschaftliches Engagement in der Reportage: Eindrücke und Herausforderungen Herausforderungen

Hajo Friedrichs Satz „Ein guter Journalist macht sich mit keiner Sache gemein, auch nicht mit einer guten“, darf auch beim Thema bürgerschaftliches Engagement nicht außer Acht gelassen werden. Wir wollen uns gemein machen mit der guten Sache. Zugleich muss aber auch Kritik am Ehrenamt möglich sein. Diese Kritik sollte von den freiwillig Engagierten selbst geäußert werden. Wenn wir beispielsweise den Protagonisten eines Beitrags die Kritik an den Gesine Enwaldt, ARD Strukturen des Engagements äußern lassen, dann ist der Beitrag meiner Meinung nach geSelbstdarstellung von Engagierten lungen. Als Beispiel nenne ich den Film „Gut sein Ich habe im Rahmen meiner vielen Recherchen auf Probe – ein Egoist engagiert sich“ (Ausstrahund Reportagen immer ein großartiges bürgerlung: 11. Mai 2009, 20:15 Uhr, ARD), in dem wir schaftliches Engagement bei Selbsthilfegruppen, den Politik-Reporter Sven Kuntze quer durch die Bürgerinitiativen und Vereinen gefunden. Wenn Republik begleitet haben. Er probiert sich in verich aber in meinen Reportagen diese Initiativen schiedenen Projekten ehrenamtlich aus, er lässt kritische Fragen zu und benennt die Probleme und ihr Engagement selbst präsentieren wollte, des freiwilligen Engagements. habe ich mich oft gefragt, warum der Selbstdarstellungsdrang bei den Engagierten so gering Das ist ein Journalismus, der empathisch und ist. So ist es auch nicht verwunderlich, dass diekritisch zugleich ist. Und solchen Journalismus se Szenen in meinen Reportagen im Schneidebrauchen wir bei diesem Thema. raum meist als erstes geschnitten wurden. Die Gesi n e Enwa l dt i st AR D-Fe rnse hj ou rnal i st i n Begründung war immer, dass die Art, wie sich die Engagierten präsentieren und sprechen, fürs Fernsehen ungeeignet ist. Um es auf den Punkt zu bringen, sie ist „unsexy“.


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Sabine Werth

Die Berichterstattung über bürgerschaftliches Engagement ist nicht fundiert genug Die Berichterstattung über bürgerschaftliches Engagement, hier speziell das bei der Berliner Tafel oder auch bei den Tafeln allgemein, zeigt, dass auch der beste Wille nicht immer ausreicht, um fundierte Informationen zu vermitteln. Viele Berichte vermitteln mehr ein Gefühl von der Intention der fragenden Person, als die wirkliche Motivation des / der Engagierten. Speziell die privaten Sender oder die Boulevardpresse sind auf Herz- und Schmerzgeschichten aus. Die Engagierten müssen hier ins Klischee passen. Bei den Öffentlich-Rechtlichen ist der Ansatz seriöser, läuft aber im Ergebnis manchmal auf das Gleiche hinaus. Es gibt „Hochzeiten“ in der Berichterstattung. Ist ein bestimmtes Thema an der einen Stelle interessant dargestellt worden, kommen alle anderen nach. Hier ist es ganz gleich, ob es die Printmedien sind, Radio oder Fernsehen. Gleichzeitig „kratzt“ aber oft die Berichterstattung nur an der Oberfläche. Dadurch, dass die vorgegebenen

Sabine Werth, Berliner Tafel e. V.

Sendezeiten hier meist auch nicht viel Raum lassen, ist das zwar nicht verwunderlich, ärgert aber viele Engagierte, weil die Zeit, die sie für einen Beitrag zusätzlich aufwenden mussten, in keinem Verhältnis zum Beitrag steht. Sa bi n e We rt h i st Vorsitze n de de r Be rl i n e r Tafe l e.V.

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Viola Seeger

Bei der Berichterstattung über bürgerschaftliches Engagement fehlen wichtige Aspekte Meine Thesen beruhen auf den bei uns eingereichten Bewerbungen um den Journalistenpreis bürgerschaftliches Engagement – jetzt im zwölften Jahr für Pressebeiträge und im zweiten für Hörfunk und Fernsehen. Zuerst die gute Nachricht:

Anerkennung für die Engagierten ist und zum Nachmachen anregt. Gleichzeitig aber auch, weil die private Einmischung in öffentliche Angelegenheiten einer öffentlichen und kritischen Begleitung durch die Medien bedarf.

Eine durchweg unkritische Darstellung von Engagement ist für mich ein Zeichen dafür, dass es von Journalisten nicht wirklich ernst genommen wird. Man will Ehrenamt achten und pflegen, aber doch nicht zu hohe Ansprüche daran stelViola Seeger len. Etwa wie ein Sportjournalist, der eine verRobert Bosch Stiftung GmbH patzte Ballannahme eines U-21-Fußballers nicht erwähnt, wohl aber, wenn das einem gestande2007 sagte der Juryvorsitzende Gerd Appenzeller, nen Profi passiert. Redaktionsdirektor, Der Tagesspiegel: Oder kann der Journalist, der über Ehrenamt be„Ich stelle einfach fest, dass die Texte im Lauf der richtet, das nicht so recht einschätzen und freut sich, dass der Ball überhaupt rollt? Jahre viel, viel besser geworden sind, weil das Vi ol a Se ege r i st Proj e kt l e it e ri n des Jou rna l i st e n­ Interesse am Thema größer geworden ist, weil sich jetzt auch Leute damit beschäftigen, die p re i ses de r Robe rt Bosc h St i ftu ng wirklich zu den absoluten Assen in unserem Be1 Von Assen, Redaktionspolitik und gesellschaftlichen Leitbildern. 
 ruf gehören. Und das war vor fünf, sechs Jahren 10 Jahre Journalistenpreis bürgerschaftliches Engagement. Aus: Jour1 nalistenpreis bürgerschaftliches Engagement. Marion-Dönhoff-Fördernoch nicht so.“ preis. Ausgezeichnete Beiträge 2007. Robert Bosch Stiftung (2007). Aber was fehlt? Zwei Punkte fielen mir in den letzten Jahren auf: Migranten kommen oft vor, aber in der Regel als „Gegenstand“ ehrenamtlicher Integrationsbemühungen. Ihr Engagement liegt tatsächlich unter dem Durchschnitt. Das entschuldigt jedoch nicht, dass es in der Berichterstattung eine echte Rarität bildet. Es fehlt die kritische Öffentlichkeit für bürgerschaftliches Engagement. Natürlich schreibt die Robert Bosch Stiftung den Journalistenpreis aus, weil herausragende Berichterstattung

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Diskussionsforum 1

Wann berichten Medien über bürgerschaftliches Engagement? Diskussionsforum mit Stephan Hebel (Frankfurter Rundschau) und Loring Sittler (Generali Zukunftsfonds), Kommentatorin: Prof. Bascha Mika (taz), Moderator: Erik Rahn (BBE) Stephan Hebel leitete die Diskussion mit einem Plädoyer für eine Professionalisierung der Öffentlichkeitsarbeit bei den bürgerschaftlich Engagierten ein. Es dürfe nicht so sein, dass er als Journalist die Nachrichtenlage selbst schaffen müsse (Hebel nennt hier als Beispiel die Beilage der Frankfurter Rundschau zur Woche des bürgerschaftlichen Engagements 2008). Vielmehr sollten sich die Engagierten selbst die aktuelle Nachrichtenlage zunutze machen. Loring Sittler (Generali Zukunftsfonds) unterstrich dies mit der Forderung, dass zehn Prozent des Budgets von Institutionen des zivilgesellschaftlichen Engagements für Öffentlichkeitsarbeit aufgewandt werden sollten, wenn die Institutionen vernünftige Ergebnisse erzielen wollen. In der Partnerschaft mit Unternehmen solle es die Devise der Engagierten sein, strategische Partnerschaften mit Unternehmen einzugehen, diese also langfristig in das Engagement einzubinden. Der Aspekt von Corporate Social Responsibility spielte im weiteren Verlauf der Diskussion allerdings keine Rolle mehr. Das Plädoyer der Professionalisierung machten im Folgenden mehrere Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Diskussionsforum plastisch. Verena Gonsch (NDR Info Radio) merkte an, dass es schwierig sei, wenn die interviewten Engagierten nicht über die notwendige Rhetorik oder auch das Auftreten verfügten, das notwendig sei, damit sie für eine Berichterstattung in Hörfunk oder Fernsehen attraktiv werden. „Gutsein

alleine reicht nicht“, resümierte Verena Gonsch. Diese Position ergänzte Beate Krol (Social Times) um Hinweise auf die oft mangelhafte Qualität von Pressemitteilungen, die schlechte Erreichbarkeit von Ansprechpartnern, fehlende Fakten oder Fotos und zu spät eintreffende Pressemitteilungen. Christiane Richter (Seniorpartner in School e.V.) machte darauf aufmerksam, dass viele Engagierte kein Interesse daran hätten, vor Kamera oder Mikrofon zu treten. Oft sei auch das Diskretionsgebot eine wichtige Hürde beim Kontakt mit Medien. Wo vertrauliche Arbeit stattfände, könne und wolle man als Engagierter mit Medien nicht zusammenarbeiten. Auf diesen Aspekt wurde im Folgenden nicht weiter eingegangen. Die Diskussion blieb nicht bei einer Zustandsbeschreibung stehen. So machten verschiedene Diskussionsteilnehmer Vorschläge, wie sowohl die Medien als auch die freiwillig Engagierten die Situation verbessern könnten. Dabei wurde die Idee von Loring Sittler nicht aufgegriffen, einen Teil des Budgets der Institutionen des bürgerschaftlichen Engagements für Öffentlichkeitsarbeit aufzubringen. Hingegen forderte Beate Krol (Social Times), die Redaktionen selbst sollten sich stattdessen professionalisieren. Sie regte an, darüber nachzudenken, ob es in den Zeitungsredaktionen nicht auch Spezialisten für den Bereich bürgerschaftliches Engagement geben könne, so wie es in jeder Redaktion

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Spezialisten für Sport, für Gesundheitsthemen oder Innenpolitik gibt. In diesem Zusammenhang wies Leoni Heister (Borromäusverein und BBE) darauf hin, dass auch Journalisten, insbesondere Lokaljournalisten, oft nicht über das notwendige Hintergrundwissen verfügten. Beate Krol wies darauf hin, dass Journalisten ihr Know-how heute in Form von Workshops zur PR und Öffentlichkeitsarbeit Unternehmen anböten. Sie schlug vor, dass Journalisten solche Workshops auch NGOs oder Vereinen des bürgerschaftlichen Engagements offerieren sollten, allerdings zu Honoraren, die für solche Institutionen bezahlbar seien. Ein weiteres Thema in der Diskussion war die Art der Berichterstattung über bürgerschaftliches Engagement. Dr. Frank Heuberger (Leitstelle Ehrenamt Staatskanzlei Rheinland-Pfalz) machte auf den Unterschied aufmerksam zwischen der Darstellung freiwilligen Engagements im Einzelnen (also z. B. dem Porträt einer engagierten Person) und der Relevanz des bürgerschaftlichen Engagements für die Entwicklung der Zivilgesellschaft im Allgemeinen. Frank Heuberger war der Meinung, dass die demokratiepolitische Dimension des zivilgesellschaftlichen Engagements bei den Redaktionen noch nicht angekommen sei. Diese These fand breite Zustimmung. Thomas Böhme (Niedersächsische Staatskanzlei) pointierte die Position von Heuberger. Er meinte, dass in der Medienberichterstattung immer wieder dieselben Bereiche abgedeckt würden, aber gerade der gesamtgesellschaftliche Zusammenhang des zivilgesellschaftlichen Engagements zu wenig Beachtung

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finde. Auch Kathrin Kummerow (Engagiert in Deutschland) plädierte für eine Darstellung von bürgerschaftlichem Engagement als einem Querschnittsthema. Leoni Heister (Borromäusverein und BBE) ergänzte hier mit dem Hinweis, dass der gesellschaftspolitische Aspekt des bürgerschaftlichen Engagements oft auch den Engagierten vor Ort selbst nicht klar sei. Diesbezüglich wurde auch kurz die Wahrnehmung des Themas bürgerschaftliches Engagement innerhalb der Redaktionen diskutiert. Verena Gonsch (NDR) war der Meinung, dass das Thema zivilgesellschaftliches Engagement in den Redaktionen oft als unattraktiv wahrgenommen werde. Da es sich um ein grundsätzlich positiv besetztes Thema handele, erlaube sich die Berichterstattung gerade auch in den Porträts von Freiwilligen keine Kritik. Auch daher sei es notwendig, neue Formen der Berichterstattung zu finden. Das habe man im Rahmen der Themenwoche bei NDR Info dann auch umgesetzt, z. B. mit dem Thema Migration und Engagement. Nichtsdestotrotz forderte Gonsch eine Distanz zum Gegenstand auch bei einem grundsätzlich positiv besetzten Thema. Kathrin Kummerow (BBE, Engagiert in Deutschland) wandte ein, dass der beschriebene Ermüdungseffekt, der eintritt, wenn ein Thema in Schwerpunkten wie der ARD-Themenwoche präsentiert werde, auch bei anderen Themen und nicht nur bei der Berichterstattung zum zivilgesellschaftlichen Engagement festzustellen sei. Es käme vielmehr darauf an, die ARD-Themenwoche als einen Impulsgeber zu verstehen für eine weitergehende und auch differenziertere Berichterstattung. Beate Krol (Social Times) ergänzte diesen Punkt, indem sie darauf aufmerksam machte, dass das Thema zivilgesellschaftliches Engagement auf den ersten Blick Medienvertretern vielleicht unattraktiv erscheine. Sie selbst habe als Journalistin anfänglich diese Haltung eingenommen. Je eingehender

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sie sich aber mit dem Thema beschäftigt habe, desto spannender wurden die Themen und ihre Entdeckungen.

sicherstellen, dass dieser Journalist dann auch immer exklusiv berichten kann. Diesem strukturellen Problem könne nur dadurch begegnet werden, dass die Pressearbeit der Organisati-

Stephan Hebel antwortete im Anschluss auf die vorgebrachten Positionen. Er sei grundsätzlich einverstanden damit, den gesellschaftspolitischen Aspekt des bürgerschaftlichen Engagements ins Zentrum der Berichterstattung zu heben. Die Institutionen des bürgerschaftlichen Engagements sollten aber auch diese Perspektive des Engagements an der Aktualität und am Einzelbeispiel festmachen. Die Engagierten sollten den Medien so weit entgegenkommen, dass sie den Aktualitätsdruck nutzen, dem die Medien unterliegen. Berichterstattung müsse aktuell angebunden sein, so funktioniere die Medienlandschaft. Im Einzelfall könne das zum Beispiel bedeuten, dass die Frankfurter Rundschau im Lokalteil über eine Aktion berichte und im überregionalen Teil mit Hinweis auf diese lokale Aktion die grundsätzliche Debatte führe.

onen besser würde und die Engagierten den Medienvertretern Arbeit abnähmen, sie unterstützen und ihnen helfen würden – gerade denen, die sich im Thema nicht auskennen. Hebel schloss mit der Bemerkung, dass es eine Schwierigkeit im redaktionellen Alltag sei, noch nicht im Voraus verarbeitete Informationen in der notwendigen Ruhe und mit dem notwendigen Fachwissen von Null auf aufzuarbeiten, dazu fehle einfach oft die Zeit.

Hebel gab zu, dass die Ausbildung und Spezialisierung von Medienvertretern im Bereich der Gesellschaftspolitik vonnöten sei und auch wünschenswert wäre. Redaktionen seien aber strukturell nicht so ausgestattet, dass sie sich einen Spezialisten für ein solches Thema auch leisten könnten. Selbst wenn es diesen Spezialisten gäbe, könne eine Redaktion nicht

In seinem Schlussbeitrag antwortete Loring Sittler auf die von einem Teilnehmer aus dem Publikum gestellte Frage nach dem Verhältnis zwischen Inszenierung und Inhalten. Er betonte, dass die Inszenierung absolut notwendig sei und PR immer mit dazu gehöre. Sittler nannte hier die Kampagne „Geben gibt“, die vom Bundesverband Deutscher Stiftungen getragen wird (Generali ist einer der Hauptförderer der auf drei Jahre angelegten Kampagne zur Förderung des freiwilligen Engagements). Sittler wies außerdem auf die Medienarbeit zum Generali Engagementatlas hin, mit dessen Veröffentlichung Generali auf seinen Zukunftsfonds erstmalig aufmerksam gemacht hat. Man habe im November 2008 einen hohen fünfstelligen Betrag

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für begleitende Presse- und Medienarbeit ausgegeben. Generali hatte eine PR-Agentur mit der Umsetzung beauftragt. Ziel der PR-Maßnahmen war es, die CSR-Aktivitäten von Generali in der Öffentlichkeit präsent zu machen und gleichzeitig auf die Ergebnisse der Studie hinzuweisen. Diese „Message“ (Sittler) sei aufgrund der Ausgaben für die PR dann aber auch angekommen. Er habe nichts gegen „vernünftigen Journalismus“, man müsse aber aus der von Stephan Hebel beschriebenen Situation, dass den Journalisten die Zeit oder die nötige Spezialisierung fehle, auch Konsequenzen ziehen. „Man muss das Tortenstück so hinlegen, dass es gefressen wird“, fasste Sittler seine Ansicht zusammen.

würden sie sich anderen Dingen zuwenden. Sittler plädierte abschließend für eine größere Kreativität in der Vermittlung der Inhalte des zivilgesellschaftlichen Engagements.

Prof. Bascha Mika (Chefredakteurin der taz) hatte als Kommentatorin für das Abschlussplenum das Wort. Sie kritisierte den von Stephan Hebel vertretenen Standpunkt scharf. Es sei zwar richtig, dass die Redaktionen immer zu wenig Leute, Zeit und Geld haben, aber trotzdem sollten sich die Engagierten nicht von der Presse vorschreiben lassen, wie sie sich zu verhalten hätten. Mika kritisierte diese „mediengerechte Zurichtung der Gesellschaft“. Es sei der Job von Journalisten, dass sie auch von Leuten, die nicht „medienaffin“ seien, das herausholten, was sie Sittlers Meinung nach sollten die Engagierten bewegt und was sie tun. Journalisten sollten ihre möglichen Vorbehalte gegenüber den professionellen Instrumenten der PR ablegen, wenn sich den freiwillig Engagierten mit Empathie sie in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden und Professionalität nähern. Auch Frau Mika wollten. Zusätzlich zu den Einzelaktionen müsse sagte, dass man die Öffentlichkeitsarbeit im auch die gesellschaftspolitische Dimension des Bereich des bürgerschaftlichen Engagements bürgerschaftlichen Engagements in die Öffentverbessern sollte. Als Tipp gab Frau Mika den lichkeit gebracht werden. Auch dies müsse aber, Engagierten den Hinweis, sich an pensionierte so Sittler, inszeniert werden. Als Beispiel nannte Journalisten zu wenden und sie aufzufordern, er ein Symposium des Generali Zukunftsfonds in Öffentlichkeitsarbeit für die Engagierten zu madiesem Sommer mit Bundesfinanzminister Peer chen. Frau Mika beendete die Diskussionsrunde Steinbrück und Bundesinnenminister Wolfgang mit dem nochmaligen Appell an die EngagierSchäuble über die langfristige Dimension des ten, sich nicht einreden zu lassen, die inhaltliche zivilgesellschaftlichen Engagements. „Man muss Arbeit so zu gestalten, dass sie bei den Medien das bürgerschaftliche Engagement verkaufen“, gut ankomme. erklärte Sittler. Er forderte die Institutionen des zivilgesellschaftlichen Engagements auf, die 70 Prozent der erwachsenen Bevölkerung, die sich noch nicht engagieren, anzusprechen und ihnen das freiwillige Engagement als eine wichtige und wegen des demografischen Wandels auch entscheidende Maßnahme anzupreisen. Die 30 Prozent der Bürgergesellschaft, die sich schon engagieren, seien intrinsisch motiviert, für sie brauche man keine Berichterstattung zu machen. Für diejenigen aber, die sich noch nicht engagieren, müsse das zivilgesellschaftliche Engagement attraktiv gemacht werden, sonst

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Diskussionsforum 2

Kann ich durch Programmaktionen, Foren oder Wettbewerbe die Resonanz des bürgerschaftlichen Engagements in den Medien fördern? Diskussionsforum mit Viola Seeger (Robert Bosch Stiftung) und Andreas Weiss (GesamtKoordinator ARD-Themenwoche), Kommentator: Prof. Dr. Thomas Leif (SWR), Moderatorin: Carola Schaaf-Derichs (Landesfreiwilligenagentur Berlin) Carola Schaaf-Derichs eröffnete als Moderatorin das Forum. Sie umriss kurz das Thema der Diskussion: Es solle im Folgenden darum gehen, das Zusammenwirken von bürgerschaftlichem Engagement und der Medienberichterstattung darüber zu fördern. Viola Seeger nahm nochmals Bezug auf ihre Thesen vom Vormittag. Sie konstatierte einerseits die Verbesserung der Beiträge zum bürgerschaftlichen Engagement in den Medien. Seeger bezog sich dabei auf die Beiträge, die für den von der Robert Bosch Stiftung ausgelobten Journalistenpreis eingereicht wurden. Ein größeres Interesse am Thema führte in den letzten Jahren zu einer höheren Qualität der Berichte. Seeger vermisste aber die Darstellung des bürgerschaftlichen Engagements von Migrantinnen und Migranten. Außerdem kritisierte Seeger eine fehlende kritische Öffentlichkeit für das Thema bürgerschaftliches Engagement. Eine überwiegend unkritische Darstellung in den Medien sei die Folge. Dies sei ein Zeichen für ein mangelndes Interesse am Thema seitens der Medien. Seeger forderte die Medienvertreter auf, den Engagierten „auf den Zahn zu fühlen“. Denn nur eine glaubwürdige Berichterstattung führe auch zu Unterstützung bei denen, die sich nicht engagierten. Nach Viola Seegers Ausführungen lud Carola Schaaf-Derichs die Teilnehmerinnen und Teil-

nehmer des Forums zu Stellungnahmen ein. Christian-Thomas Appel (Sponsoren für Hamburg e. V.) regte an, dass neben einzelnen und verstreut gesendeten Beiträgen in den Medien feste Formate entstehen sollten. In solchen Format­ sendungen könne das Thema zivilgesellschaftliches Engagement einen dauerhaft festen Platz im Programm einnehmen und entsprechend besser wirken. Appel verwies als Beispiel auf die Sendung „PRIMA“, die „SfH (Sponsoren für Hamburg) Television“ seit über zwei Jahren für einen Regionalsender produziert. Viola Seeger bestätigte, dass bisher derartige Formate bei der Auszeichnung der Robert-Bosch-Stiftung nicht berücksichtigt würden. Man werde aber darüber nachdenken. Marissa Turaç (Landesjugendring NordrheinWestfalen e. V.) kritisierte zunächst, dass die ARD-Themenwoche mit bekannten Gesichtern Werbung mache, es aber auch wichtig sei, die Akteure zu Wort kommen zu lassen. Das sei wichtig, weil die Freiwilligen insbesondere unter Jugendlichen als Vorbilder wirkten, was wiederum Nachahmungseffekte bei anderen Jugendlichen fördert. Außerdem trat Turaç der Ansicht entgegen, Migrantinnen und Migranten würden sich weniger engagieren. Es sei vielmehr so, dass ihr Engagement weitgehend unsichtbar ist. In diesem Zusammenhang monierte Marissa Turaç auch, dass es nur sehr wenige

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Migrantenvertreter auf der Veranstaltung gäbe. Abschließend merkte sie an, dass es zunehmend wichtiger sei, eine Grenzziehung vorzunehmen zwischen bürgerschaftlichem Engagement auf der einen Seite und den originären Aufgaben des Sozialstaats auf der anderen Seite und forderte eine in diesem Sinne kritischere Berichterstattung der Medien. Sybille Giel (Bayerischer Rundfunk) antwortete auf Marissa Turaç. Sie wies darauf hin, dass die ARDThemenwoche traditionell mit Paten beworben werde (in diesem Jahr Anne-Sophie Mutter, Philipp Lahm und Miroslav Nemec). In den Programmen selbst seien es aber „ganz normale Menschen“ und nicht die Paten, um die es gehe. Giel machte außerdem darauf aufmerksam, dass alle vorhandenen Statistiken zum bürgerschaftlichen Engagement in Deutschland belegten, dass sich Migrantinnen und Migranten weniger engagieren. Giel begrüßte den Journalistenpreis der Robert Bosch Stiftung, weil ein Preis das Interesse von Medienvertretern an einem Thema wecke. Allerdings sollten nicht nur ausführliche Berichte in kleinen Programmen ausgezeichnet werden. Das Thema müsse auch in MainstreamSendungen vorkommen. Deshalb sei es gut, wenn auch ein nur zweiminütiger Beitrag in einem Mainstream-Programm, der nur einmalig gesendet wird, ausgezeichnet würde. Dadurch lasse sich die Basis für die Berichterstattung verbreitern. Prof. Dr. Thomas Leif schaltete sich anschließend in die Diskussion ein. Zunächst kommentierte er die Thesen vom Vormittag. Er widersprach vehement der Forderung von Gesine Enwaldt (ARD),

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die Engagierten müssten medientauglicher werden. Von den freiwillig Engagierten zu verlangen, sie sollten so auftreten, wie es die Medien gerne hätten, bezeichnete Leif als „inneren Zynismus“ der Medien. Leif erklärte, dass es die Aufgabe der Medien sei, über Menschen, die sich engagieren, so zu berichten und so mit ihnen zu arbeiten, dass diese möglichst authentisch wirkten. Sabine Werths Statement (Berliner Tafel) vom Vormittag kommentierte er mit einem Hinweis auf die Funktionsweisen der Medien. Über die Tafeln werde deshalb so stark berichtet, weil sie den Auswahlkriterien und der Funktionslogik der Medien folgen. Diese Mechanismen seien „visuality, farbige Leute, Interaktion und Action“ (Leif). Weiterhin führte Leif aus, dass das Thema bürgerschaftliches Engagement „von fundamentalen Lebenslügen“ ausgehe. Wo von Statistiken gesprochen werde, gehe es in Wirklichkeit um Umfrageforschung. Und in der Umfrageforschung kämen Migrantinnen und Migranten nicht vor. Leif bezeichnete die Zahl von 34 Prozent Engagierten als „angeblich“. Die Daten stimmten nicht und würden optimistisch geschönt, weil der Staat ein hohes Interesse daran habe, Ausfallbürgen für sozialpolitische Aktivitäten zu haben, die staatlicherseits nicht mehr bezahlbar seien. Die Organisationen des bürgerschaftlichen Engagements seien, so Leif, außerdem „Opfer ihrer eigenen Erfolgsinszenierung“. Wenn sich nämlich angeblich ein Drittel der Bevölkerung engagiere und ein weiteres Drittel plane, sich zu engagieren, warum solle man dann noch berichten. Leif folgerte daraus, dass die Medien kritischer berichten könnten und es auch sollten. Sie sollten darüber berichten, dass die Legende der vielen Engagierten nicht stimme. Er vertrat außerdem die Ansicht, dass die Organisationen des bürgerschaftlichen Engagements die Wirklichkeit des Engagements schönredeten.

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„Das BBE und andere verkaufen ehrenamtliches Engagement als Glücksparadies – das ist es aber nicht.“ Leif verwies in diesem Zusammenhang auf die „massiven Spannungen“ zwischen Hauptamtlichen und freiwillig Engagierten, die z. B. eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung in Nordrhein-Westfalen belegt habe. Leif schloss seine Ausführungen mit der These, dass sich die Organisationen des bürgerschaftlichen Engagements nicht über mangelnde Berichterstattung über das Thema wundern dürften. Denn wenn sie in ihrer Öffentlichkeitsarbeit alles täten, was die Nachrichtenfaktoren der Medien unterläuft, gäbe es auch keine Berichterstattung.

Im Vorfeld der Themenwoche seien Journalisten vieler öffentlich-rechtlicher Sender auf Amrhein zugekommen mit der Bitte um Unterstützung bei der Recherche. Zwar habe Amrhein gerne bei der Recherche geholfen. Aber trotzdem bliebe ein Kritikpunkt: Die Journalisten hätten stets nur Interesse an den individuellen Geschichten. Sie hätten kein Interesse an den Hintergründen, also z. B. an den Strukturen, die bürgerschaftliches Engagement erst ermöglichen. Die Journalisten schauten zu stark auf die zugespitzte Story. Amrhein wünschte sich auch mehr Berichterstattung über Hintergrund oder Infrastrukturen.

Uwe Amrhein (Stiftung Bürgermut) erklärte zunächst die Internetseite www.weltbeweger.de, die nach der ARD-Themenwoche online ginge. Die Seite kombiniere ein Wiki mit einem sozialen Netzwerk (wie Facebook oder StudiVZ). Auf der Seite könnten engagierte Bürgerinnen und Bürger künftig ihre Engagement-Geschichten erzählen, und sie könnten sich über diese Seite vernetzen. Zudem biete die Internetseite die Möglichkeit, einen Wissenspool zu schaffen, der z. B. über Journalistenpreise, Auszeichnungen u. v. m. informiert.

Andreas Weiss (Gesamt-Koordinator ARD-Themenwoche) antwortete darauf mit dem Hinweis, dass die Themenwoche einen Rundumblick darstelle und durchaus auch Hintergründe des Engagements beleuchten würde. In der normalen Berichterstattung außerhalb eines Schwerpunkts wie der Themenwoche sei allerdings die Suche nach der interessanten Geschichte der Regelfall. Das hielt Weiss aber auch nicht für das Problem. Bürgerschaftliches Engagement müsse nicht immer explizit dargestellt werden. Es sei vielmehr notwendig, die Wahrnehmung der

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Journalisten für die Vielfalt des bürgerschaftlichen Engagements zu schärfen. Hierfür fehle aber noch das Bewusstsein. Das Spektrum der Berichterstattung sei in Wirklichkeit viel größer, aber es fiele nicht auf. Daher plädierte Weiss zum Ende seines Beitrags dafür, das Gespür für die Reichhaltigkeit des Themas stärker auszubilden. Viola Seeger ging auf die Ausführungen von Andreas Weiss direkt ein. Es gebe aus ihrer Erfahrung mit dem Journalistenpreis durchaus unterschiedliche Beitragsformen. Die Praxis sei da schon viel weiter als die Wahrnehmung mancher Programmverantwortlicher. Marissa Turaç stimmte Prof. Dr. Thomas Leif zu, dass die Erhebungsinstrumente bei den Studien zum bürgerschaftlichen Engagement zweifelhaft seien. Nicht zuletzt sei das deshalb so, weil unter Migranten das Verständnis von bürgerschaftlichem Engagement ein anderes sei als bei Deutschen. Sie führte diesen Gedanken jedoch nicht weiter aus. Turaç wies allerdings auf eine Erhebung des Zentrums für Türkeistudien (2003 / 2004) hin, laut der die Bereitschaft zu bürgerschaftlichem Engagement bei Türkinnen und Türken in Deutschland um die 20 Prozent lag. Christian-Thomas Appel (Sponsoren für Hamburg e. V.) gab Leif ebenfalls recht. Als er die Zahl von 23 Millionen Engagierten das erste Mal hörte, sei er „geschockt“ gewesen. Zahlen seien ihm allerdings egal. Grundsätzlich wollen er und sein Verein Engagement als ideelle Notwendigkeit propagieren. Appel sagte: „Wir müssen dazu kommen, dass die Menschen das Gute

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tun wollen. Es muss einfach selbstverständlich sein.“ Appel machte auch darauf aufmerksam, dass bürgerschaftliches Engagement regional verortet sein sollte, regionale Probleme sichtbar machen und dafür Lösungen anbieten müsse. Didem Yüksel (Türkische Gemeinde in Deutschland / Integration Plus Lotsen) bemerkte, dass ihr in der Berichterstattung der Medien die positiven Vorbilder für Migranten fehlten. Sie nahm danach Bezug auf das Programm der Integrationslotsen. Wenn z. B. ein Journalist einen Lotsen begleiten würde, sei für den Journalisten nicht das freiwillige Engagement des Lotsen interessant, sondern die Problemlage des Hilfebedürftigen, den der Lotse aufsucht. Denn beim Hilfebedürftigen liege die spannendere Geschichte. Den Lotsen fehle die Anerkennung und die Sichtbarkeit, die sie verdienten. Auch Didem Yüksel beklagte, dass zu wenige Migrantenvertreter auf der Veranstaltung seien und warb für eine bessere Vernetzungskultur zwischen Migrantinnen und Migranten und den traditionellen deutschen Organisationen des bürgerschaftlichen Engagements. Carola Schaaf-Derichs stimmte hier zu. Bei einer Veranstaltung wie der heutigen seien nur diejenigen Engagierten sichtbar, die sich auch in übergeordneten Organisationen assoziierten und nicht nur in dem Verein, in dem sie sich engagierten. Christian Hoch (SWR Mainz) stimmte zu, dass die Medien unkritisch über das Thema bürgerschaftliches Engagement berichten würden. Er verdeutlichte dies am Beispiel der Magazinsendung, die er beim SWR betreut. Entweder werde in dem Magazin über ein Thema berichtet, also z. B. das Thema Migration. Dann sei aber der Fokus nicht der freiwillig Engagierte. Oder man porträtiere einen Freiwilligen. Zu porträtieren heiße aber in der Regel, dass sein Engagement zu einer Charaktereigenschaft, zur Facette des Menschen werde. Hoch bezweifelte aber auch, ob Medien über Ehrenamt als solches auf einer

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Metaebene berichten sollten. Er frage sich, ob eine theoretische Diskussion über Sinn und Zweck von freiwilligem Engagement überhaupt in Massenmedien geführt werden müsse. Karin Gruhlke (Netzwerk freiwilliges Engagement Mecklenburg-Vorpommern) äußerte sich skeptisch zu den Erfolgsaussichten der Themenwoche. Sie freue sich zwar über die Themenwoche. Sie glaube aber nicht, dass die Themenwoche zu einer nachhaltig gesteigerten Berichterstattung führen werde. Sie erinnerte an die Norddeutschen Ehrenamtsmessen 2008. Im vergangenen Jahr war die Medienresonanz überwältigend, da die Messen zum ersten Mal stattfanden. In diesem Jahr gab es allerdings gar keine Berichterstattung mehr. Uwe Amrhein beschrieb zum Ende des Diskussionsforums das Spannungsfeld, in dem die Berichterstattung zum zivilgesellschaftlichen Engagement stehe. Es gehe um Verstetigung im Gegensatz zu schlaglichtartigem Darstellen. Die Frage sei, wie man zur Verstetigung in der Berichterstattung komme. Man solle nicht über die Formen diskutieren. Ein Journalist brauche Namen, Schicksale und Geschichten, um ein Thema plastisch zu machen. Die Medien müssten vielmehr darüber nachdenken, wie sie es schaffen könnten, dass die Frage des bürgerschaftlichen Engagements als ständiges Kriterium mitlaufe, in einem Bericht, wo es gar nicht explizit um das Thema geht. Die Aufforderung an den Medienvertreter müsse lauten: „Denk immer Bürgerengagement mit, egal worüber du berichtest.“ Andreas Weiss unterstützte diesen Aspekt. Man müsse in den Redaktionen

die Technik entwickeln, das Thema bürgerschaftliches Engagement in die Recherche miteinzubeziehen.

Carola Schaaf-Derichs schloss die Diskussionsrunde. Sie fasste die Diskussion pointiert zusammen: Es seien nicht die Freiwilligen, die eine Qualifizierung brauchen. Die Frage sei vielmehr, wie man die Journalisten qualifiziere mit dem Ziel, eine Sensibilität und ein tieferes Verständnis für das Thema bürgerschaftliches Engagement zu erzeugen.

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Di s ku s s ion s for e n

Diskussionsforum 3

Wie kann die thematische Vielfalt und Tiefe des Themas bürgerschaftliches Engagement mehr Resonanz in den Medien finden? Diskussionsforum mit Sabine Werth (Berliner Tafel) und Gesine Enwaldt (ARD-Fernsehjournalistin), Kommentator: Prof. Dr. Thomas Olk (Vorsitzender des Sprecherrats des BBE), Moderator: Dr. Heiner Widdig (neues handeln) Zur Eröffnung der Diskussion wurde die These aus dem Plenum aufgenommen, dass sich die Akteure des bürgerschaftlichen Engagements zu wenig mediengerecht inszenierten, dass sie mehr Schulung bräuchten, um sich zu präsentieren. Gesine Enwaldt betonte hierzu, dass die Medien vor allem Akteure erwarten würden, die sich glaubwürdig präsentierten. Doch für viele sei dies ein Problem, viele Engagierte trauten sich nicht vor die Kamera, so dass dies ein deutliches Hemmnis für die Berichterstattung sei. Silke Brauers (Institut für sozialwissenschaftliche Analysen und Beratung), brachte in die Diskussion ein, Aufgabe der Medien sei es, hier die attraktiven Seiten des bürgerschaftlichen Engagements herauszuarbeiten. Es könne allerdings nicht nur um ein quantitatives Mehr an Berichterstattung gehen, sondern es müsse um ein qualitatives Ziel, eine stärker themenorientierte Berichterstattung gehen. Im internationalen Vergleich würden im Ausland zum Beispiel deutlich mehr Reportagen ausgestrahlt. Als Defizit wurde angemerkt, dass zu wenig bekannt sei, wie die Berichte der Medien auf die Rezipienten wirken. Es gebe kaum Erkenntnisse darüber, ob eine Berichterstattung über das Engagement auch zum Engagement motiviere. Sabine Werth differenzierte die Ausgangssituationen vieler Initiativen. Neugründungen müssten oft, vor allem bei der Pressearbeit,

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Hilfestellungen erhalten, hier bestehe ein großer Professionalisierungsbedarf, damit die Medien die thematische Vielfalt aufgreifen könnten. Grundlegende Kenntnisse der Pressearbeit, zum Beispiel für das Verfassen einer mediengerechten Pressemitteilung, seien oft nicht vorhanden. Erfahrene Initiativen sollten vor allem darauf achten, authentische Vertreter zu präsentieren, die sich nicht in rhetorischen Floskeln verlieren würden. Denn authentisch sein heiße auch, die eigene Arbeit kritisch zu hinterfragen. Mehrfach wurde in der Diskussion darauf hingewiesen, dass in den Medienberichten zu sehr die Einzelfälle und Helfer als „Gutmenschen“ im Mittelpunkt stünden, das Spektrum des bürgerschaftlichen Engagements werde dadurch nicht abgebildet und die politischen Implikationen des Engagements kämen dadurch zu kurz. Gesine Enwaldt entgegnete diesen Argumenten, dass auch die Berichterstattung über Engagementthemen den Gesetzen des journalistischen Handwerks unterworfen sei. Mit den Reportagen müssten interessante Geschichten erzählt werden, die Protagonisten müssten als solche funktionieren und so aufgebaut sein, dass der Zuschauer, der Zuhörer nicht wegschalte. Intensiv erörtert wurde die Frage, inwieweit eine kritische Berichterstattung über das bürgerschaftliche Engagement der thematischen Vielfalt und Tiefe förderlich sei. Die journalistische Seite ging eher davon aus, dass die Akteure des Engagements nur positive Berichte erwarten würden. Journalisten würden die Themen eher mit der Motivation aufgreifen, etwas Gutes zu bewirken. Kritische Berichte über ein positives Engagement seien nicht intendiert, es bestehe,

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so Enwaldt, sogar eine gewisse „Beißhemmung“. Dagegen forderten die Beteiligten des Engagements die Medien explizit auf, auch kritisch zu hinterfragen und zu analysieren. Nur so könne eine breitere öffentliche Diskussion über das Engagementthema entstehen. Prof. Dr. Thomas Olk bestärkte diese Position. Die Medien konzentrierten sich nur auf konkrete Projekte, auf die „Helfer“ und die „Helden des Alltags“. Doch bürgerschaftliches Engagement sei sehr viel mehr als die Helfer und die Wohlfahrt, die immer wieder im Fokus der Berichte stünden. Hier habe sich eine Kultur der Reduktion auf den einzelnen Helfer entwickelt. Als positives Gegenbeispiel führte Gesine Enwaldt die Reportage von Sven Kuntze „Gut sein auf Probe“ an, die im Rahmen der ARD-Themenwoche ausgestrahlt werde. Sie schildere, wie hier eine Vielzahl von Projekten recherchiert wurde, jedes auf die Tauglichkeit für eine filmische Präsentation geprüft wurde und dass bewusst auch ein Projekt zum politischen Engagement ausgewählt wurde, selbst wenn hier die Auswahl besonders schwierig gewesen sei. Doch auch für dieses Projekt galt die Regel, dass Geschichten erzählt und ein emotionaler Zugang gefunden werden mussten, der die Zuschauer fesselt. Vor diesem Hintergrund wurde angeregt, dass Medien doch auch neue Formate nutzen sollten. In unterhaltsamer Form könnte zum Beispiel im

Format der Castingshows gezeigt werden, welchen Nutzen Jugendliche bei der Berufsfindung haben, wenn sie sich ehrenamtlich engagieren. So könne am konkreten Fall gezeigt werden, dass Engagement nicht nur anderen, sondern auch einem selbst etwas nutze. Gesine Enwaldt bestärkte diese Ideen, denn die Sender seien immer auf der Suche nach neuen Formaten. Von den Vertreterinnen und Vertretern des bürgerschaftlichen Engagements wurde eingefordert, dass eine größere Vielfalt nur erreicht werden könne, wenn nicht immer über die gleichen typischen Bereiche des Engagements berichtet werde. Als Beispiel, wo spannendes Potenzial liege, wurden die Bereiche Schulen und Unternehmen genannt. Von journalistischer Seite wurde zu bedenken gegeben, dass sich Filmaufnahmen in Schulen bzw. mit Schülern immer sehr aufwändig und schwierig gestalten würden. Zum einen müssten von allen Gefilmten Genehmigungen für die Ausstrahlung eingeholt werden, zum anderen „produzierten“ sich Schülerinnen und Schüler gerne vor der Kamera, so dass gute, informative Interviews schwer zu realisieren seien. Bei Reportagen oder Porträts zu Unternehmen, die sich bürgerschaftlich

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engagierten, bestehe das Problem, dass vor allem die öffentlich-rechtlichen Medien ungern ein einzelnes Unternehmen als Positivbeispiel präsentieren möchten. So betonte auch Verena Wiedemann (ARD), dass es erst recht keine Berichterstattung über Unternehmen gegen Geld geben könne. Die Akteure des Engagements wiesen nochmals darauf hin, das es nicht um eine unkritische, „lobende“ Berichterstattung gehen könne. Sabine Werth hob hervor, dass sie sich explizit zu den Tafeln auch kritische Berichte wünsche. Vor dem Hintergrund der aktuellen medialen Diskussion über die Tafeln merkte sie allerdings an, dass viele Berichte und Beiträge schlecht recherchiert seien. Als Indiz nannte sie, dass sie selbst als Initiatorin der Tafeln im Zusammenhang mit der Diskussion um die Tafeln nicht interviewt und um eine Stellungnahme gebeten wurde. Um den Austausch zwischen Medienvertretern und Akteuren des Engagements zu fördern, wurde gefragt, welche Plattformen hierfür zur Verfügung stehen könnten. Das klassische Hintergrundgespräch wurde dabei als Form empfohlen, die viel zu wenig genutzt werde, aber ohne großen Aufwand zu realisieren und für Journalisten von Interesse sei. Beide Seiten müssten sich nur im Klaren sein, dass das Ziel solcher Gespräche nicht eine unmittelbare Berichterstattung sei, sondern der Informationsaustausch zum Stellenwert der Projekte. Ob und wie eine stärkere thematische Tiefe in den Berichten gelingen kann, wurde kontrovers am Beispiel der Berliner Initiative „Pro Reli“

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diskutiert. Zum einen bestand die Einschätzung, dass dies hier nicht gelungen sei. Im Mittelpunkt der Berichte hätte nur der Verlauf bzw. die Entscheidung des Bürgerbegehrens gestanden und nicht der Aspekt, dass sich hier eine Initiative für eine bildungspolitische Entscheidung engagiert. Andere Teilnehmer hoben hervor, dass gerade dieser Aspekt von den Printmedien aufgenommen wurde und dass die Initiative jenseits der Entscheidung für oder gegen den verbindlichen Religionsunterricht als positives Beispiel des bürgerschaftlichen Engagements und der politischen Partizipation gesehen wurde. Abschließend wies Verena Wiedemann nochmals darauf hin, dass die ARD Themenwoche für viele Journalisten und Redakteure eine wesentliche Motivation sei, sich mit der thematischen Vielfalt und Tiefe des bürgerschaftlichen Engagements zu beschäftigen. Die Themenwoche sei daher ein wichtiger Beitrag zu einem besseren Qualitätsjournalismus. Sie zeige in den Redaktionen eine nachhaltige Wirkung und schaffe mehr Sensibilität für das Thema.

Stat em e nts d e r Kom m e nta­t ore n z u d e n Dis kus s ionsfore n

Statements der Kommenta­toren zu den Diskussionsforen

Statements der Kommenta­toren zu den Diskussionsforen

Kommentare von Prof. Bascha Mika (taz), Prof. Dr. Thomas Leif (SWR) und Prof. Dr. Thomas Olk (BBE) zu den Diskussions­ foren, Moderator: Thomas Nehls (WDR).

sollen in die PR gehen, und die Journalisten im Publikum, auch das natürlich sehr verkürzt, formulieren als ihre Botschaft: Gut sein alleine reicht nicht für die Berichterstattung.

Die folgende Diskussion wird im Wesentlichen im Wortlaut wiedergegeben.

Zusammenfassend kann man sagen, es war insgesamt ein gutes Gespräch, mit guten Analysen von beiden Seiten. Es war trotzdem eine leichte Vorurteilsstruktur zu spüren, auch von beiden Seiten, ich nenne sie jetzt mal Aktivisten und Journalisten, ich finde, so kann man sie ganz gut auseinander halten. Die Vorurteile der Aktivisten: Die Berichterstattung ist nicht hintergründig genug. Die Vorurteile der Journalisten: Es wird in Bezug auf Öffentlichkeitsarbeit

Prof. Bascha Mika zum Diskussionsforum 1:

„Die Arbeitsgruppe ist noch einmal eingestiegen mit einer Kurzfassung von Herrn Hebel und Herrn Sittler, und ich fasse das jetzt noch einmal verkürzt in zwei Sätzen zusammen: Hebel sagt, professionelle Medienarbeit ist keine Schande, und Sittler sagt, zehn Prozent der Ausgaben

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Stat e m e nts d e r Kom m e nta­t ore n z u d e n Di skussi onsfore n

nicht professionell gearbeitet. Die Aktivisten waren dabei durchaus vorsichtig selbstkritisch und haben ihre eigene Profession sehr viel stärker beleuchtet als die Journalisten, die zwar geschildert haben, wo ihre Probleme liegen, aber das sozusagen eher hingenommen haben. Das behaupte ich jetzt einmal. Ein inhaltlicher Schwerpunkt zog sich durch die Diskussion, ohne dass darauf eine Antwort hätte gefunden werden können, nämlich: Wie verbindet man das einzelne Schicksal und das einzelne Engagement mit den demokratietheoretischen Überlegungen, die jedem bürgerschaftlichen Engagement zu Grunde liegen und bei dem man eben auch gesellschaftliche Relevanz deutlich macht. Das war der inhaltliche Punkt. Ich komme nun zur stichwortartigen Beschreibung der Probleme, die die Aktivisten mit der Öffentlichkeitsarbeit haben. Da wurde zum Beispiel genannt, dass das Wissen zwar vorhanden sei, dass es notwendig sei, schon allein wegen der Geldakquise, aber oft sei ja so eine Arbeit auch vertraulich mit denjenigen, um die es da geht. Deswegen könne man nicht ohne Weiteres an die Öffentlichkeit gehen, und es gebe natürlich auch Kamera- und Mikrofonscheue bei denjenigen, die sich engagieren. Es wurde eingeräumt, dass es mangelndes Handwerk gebe, auch von denen, die im Bereich des bürgerschaftlichen Engagements journalistisch arbeiteten. Dass Pressemeldungen viel zu spät kommen, dass keine Fotos vorhanden sind, dass keine verlässlichen Zahlen da sind, alles das, was wir als Journalisten brauchen, damit wir vernünftig arbeiten können. Dann eine Sache, die ich ausgesprochen interessant fand: Es wurde auch als ein Problem darauf hingewiesen, dass man sich doch bei der Wahl seiner Sponsoren genau angucken sollte, wer was macht. Und es wurde ein Beispiel von Danone genannt, die gerade in die öffentliche Kritik geraten sind und eine Woche später mit einer großen Kampagne

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zum bürgerschaftlichen Engagement, bei welcher sie Sponsoren waren, wieder an die Öffentlichkeit gekommen sind. Damit tun sich die Aktivisten keinen Gefallen. Es wurde von ihrer Seite darauf hingewiesen, dass auch auf dem Öffentlichkeitsmarkt – wir als Medienmacher kennen den Begriff der Aufmerksamkeitsökonomie – Konkurrenz und Verdrängung herrschen, was sozusagen die spannendste Aktivität, die spannendste Inszenierung, die spannendste Aktion ist. Und es gab auch den Appell der Aktivisten, man brauche intern mehr Selbstkritik und müsse weg von dem Gefühl kommen, wir seien doch alle toll und machten alles ganz prima. Bei den Journalisten wurden die Forderungen, die Herr Hebel in seinem Vortrag deutlich gemacht hat, an vielen Stellen noch einmal unterstrichen. Die Hilflosigkeit wurde allerdings auch thematisiert und auch ein Stück Selbstkritik der Journalisten, dass eine bestimmte Form der Arbeit geleistet werden müsse durch diejenigen, die aktiv arbeiten, weil die Journalisten gar nicht dazu in der Lage seien, wenn ihnen sozusagen dazu nicht das nötige Material geliefert werde und nicht vorgearbeitet würde. Soweit zum relativ friedlichen Teil, aber es gab natürlich auch den einen oder anderen Konflikt. Genaugenommen einen Konflikt mit Herrn Sittler. Er wurde zwar nicht lautstark und mehrfach öffentlich angegangen, aber es machte sich doch ein gewisser Unmut in verbalen Äußerungen und Ärger breit, als er sagte: „Man muss ein Tortenstück so herrichten, dass es gefressen wird. Das stieß im Publikum auf nicht ungeteilte Sympathie. Dann gab es einen weiteren Konflikt, der sich allerdings auch erst am Schluss auftat und nicht richtig ausgetragen wurde zwischen Herrn Hebel und mir. Denn ich hatte den Eindruck, dass die Journalisten sich doch mit zu viel Arroganz hinstellen und fordern, ohne dabei zu sehen, dass sie eigentlich auch ihren eigenen Job

Stat em e nts d e r Kom m e nta­t ore n z u d e n Dis kus s ionsfore n

machen müssen. Ich finde vieles von dem, was sie verlangen, müssen sie auch selbst leisten: Das heißt, aus Aktivisten auch wirklich etwas herausbekommen, was man journalistisch verwerten kann. Dass man das nicht von den Aktivisten selbst verlangen kann, muss ich „einschränkend“ sagen. Von den Profis in diesem Bereich kann man es selbstverständlich erwarten, damit meine ich von den Verbandsvertretern, von denjenigen, die in großen Organisationen zusammengeschlossen sind und von denen, die Öffentlichkeitsarbeit machen, muss Professionalität verlangt werden, aber nicht von jeder kleinen Gruppe, die sich irgendwo engagiert. Die Profis müssen es lernen, aber nicht alle. Es gab nicht nur Konflikte und nicht nur Problembeschreibungen, sondern auch Lösungsvorschläge. Zum Beispiel, dass Journalisten ehrenamtlich Pressearbeit machen könnten oder es Coaches geben könnte. Ich selbst hatte noch vorgeschlagen, man könnte doch die ganzen Pensionierten der öffentlich-rechtlichen Sender einsammeln – da gibt es genügend, die sich sicherlich gerne engagieren würden. Dann, dass dieses Thema Querschnittsaufgabe werden soll und dass es eine gute Mischung geben müsse, zwischen Inhalt und Inszenierung. Dass man wegkommen müsse von Insellösungen hin zu einer Breite, das geht jetzt aber um die Arbeit, um das bürgerschaftliche Engagement selbst. Dass man eben nicht nur punktuell, sonder eher in die Breite gehen und dabei durchaus Forderungen stellen sollte an die Politik und an die Unternehmen. Dass mehr Know-how auf beiden Seiten erforderlich ist und dass es weniger um PR, sondern um Pressearbeit gehen muss.“

Prof. Dr. Thomas Leif zum Diskussionsforum 2:

„Zuerst muss ich Sie enttäuschen. Das, was Titelthema des Arbeitskreises war, wurde nicht erledigt. Jedenfalls nicht so stringent, wie Sie sich das vorstellen, sondern es war eher eine

allgemeine Debatte. Ich will Ihnen einfach nur vier Essentials vermitteln, neu-deutsch nennt man das ja Nutzwert, ohne den Anspruch zu haben, alles wiederzugeben, was da gesagt worden ist, sonst hätten Sie ja selbst teilnehmen können. Das kommentiere ich im Einzelnen oder spitze es zu, so dass es für Sie dann nachvollziehbar ist. Das erste war ein starkes Plädoyer eines Hanseaten für dauerhafte Formate in der Berichterstattung. Das heißt nicht mehr die Vereinzelungen und Segmentierungen von Einzelsendungen oder von Wochen, sondern durchgehende Formate. Er hat auch mit dem Stichwort Nachhaltigkeit operiert und er glaubt, dass dadurch Gewohnheitsstrukturen der Konsumenten, der Zuschauer, der Zuhörer besser angesprochen werden könnten. Er hat auch ein neues Wort geprägt, was ganz nett ist: Mehrsehkultur, das heißt, mehr Empfindsamkeit zu dem Thema zu organisieren, und das verspricht er sich über die Formate. Das zweite knüpft an Frau Mika an, hochinteressant, eine streitige Diskussion über Professionalisierungsstrukturen im Journalismus. Ein Mensch, der ein hochinteressantes Portal bietet, so eine Mischung aus Wikipedia und Socialnetwork oder Facebook für Ehrenamtliche, regte sich darüber auf, dass die Konsumentengewohnheiten der Journalisten so funktionieren, dass die Dienstleister im Ehrenamt ihnen bitte sofort Protagonisten nennen, den Stoff aufbereiten und auch noch sagen sollen, wann sie am besten drehen können und alles erledigen sollen, aber die Macher im Hintergrund später nicht

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Stat e m e nts d e r Kom m e nta­t ore n z u d e n Di skussi onsfore n

mehr vorkommen oder dann als erstes weggeschnitten werden. Das gab es wiederholt. Also die Konfliktkulisse ist die: Die Verwertungslogik der Medien ist eine andere als die Perspektive,

die mediendemokratische Sichtweise der Akteure selbst. Da gibt es Missverständnisse und, das wäre wahrscheinlich mein Kommentar, eine Aufgabe des BBE und anderer ist, mal diese Medienlogiken und Verwertungslogiken und die Akteurslogik aufzuschreiben und überhaupt mal analytisch zu verdichten. Auch diese leise Klage über den zynischen Konsumentenstil der Medien kam im Subtext immer wieder raus, das fand ich ganz interessant, da gibt es also ein Spannungsfeld. Unfreiwillig wurde das bei den Thesen heute gezeigt, als die Empfehlung da war, die Ehrenamtlichen sollten einen Rhetorikkurs machen, das ist im Grunde ein Wahnsinn. Sollen die Ehrenamtlichen so sein, wie wir sie gerne als Medienproduzenten hätten, das kann ja nicht der Sinn sein. Also, das ist, wenn man es mal medientheoretisch sieht, das Ergebnis einer Mediendemokratie, die am Ende die Regeln für die Bürgergesellschaft vorgibt. Der dritte Themenkreis kristallisierte sich um die Migrantenfrage. Zwei Damen hatten da massiv interveniert und die mangelnde Sichtbarkeit der Migrantenpolitik im Ehrenamt analysiert und auch die mangelnde Beteiligung von Migrantinnen und Migranten hier am Kongress.

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Ihre Position war, dass viel häufiger und viel regelmäßiger Engagement in der Migrantenszene stattfinde. Dass dies aber nicht identisch sei mit unseren Kriterien und Analyserastern des Engagements. Also das, was wir Nachbarschaftshilfe nennen zum Beispiel, was auch unter Ehrenamt laufen könnte, passiert viel häufiger. Dies wäre ein gigantisches Forschungsfeld für all diejenigen, die in diesen Freiwilligensurvey verliebt sind, vielleicht sollte man es einfach mal mit ein paar Fokusgruppen probieren und die Erkenntnis zusammenspeichern. Das vierte Essential kam von einer Dame aus Mecklenburg-Vorpommern, eine sehr plastische Schilderung über Anspruch und Realität des Ehrenamts, wenn staatliche Stellen involviert sind. Im Grunde sollen die Ehrenamtlichen liefern, funktionieren, aber wenn sie mal ein bisschen Geld haben wollen für einen Kaffee oder einen Blumenstrauß, dann hapert es. So ein Alltagsbericht über die Realität, das fand ich ganz interessant sowie den Hinweis von ihr, dass eine Journalistenreisegruppe in Mecklenburg-Vorpommern gigantische Fortschritte und Erfolge gebracht hätte, weil man dort den Journalisten überhaupt mal erklärt hat, was ehrenamtliches Engagement ist. Das wäre erst einmal die selektive Berichterstattung aus dem Forum. Jetzt noch zwei Gedanken meinerseits, als Privatkommentar von mir. Ich glaube, dass es ein grundlegendes Missverständnis gibt bei der ganzen Geschichte, weil das Thema Ehrenamt von Journalisten nicht als journalistisches Thema wahrgenommen wird,

Stat em e nts d e r Kom m e nta­t ore n z u d e n Dis kus s ionsfore n

sondern als good will-Thema. Journalistisches Thema ist es erst dann, wenn es genauso kritisch, kontrovers, zugespitzt wahrgenommen werden kann wie jedes andere Thema, zum Beispiel Finanzmarkt oder sonst was. Woran liegt das? Schuld daran ist im Grunde Herr Professor Olk und sein BBE, weil Sie meiner Ansicht nach Opfer ihrer eigenen Erfolgsinszenierung sind. Wenn es 23 Millionen Engagierte gäbe, an die er, wie ich weiß, selbst nicht glaubt und noch mal ein Drittel der Gesellschaft, die auch engagiert sind, also zwei Drittel Potenzial, dann müssen wir Medien nicht berichten, weil dann ist alles super, ist alles fantastisch. Also erstens diese Falle. Und das Zweite ist, meiner Ansicht nach ertrinken auch die Akteure im Ehrenamtsbereich darin, dass sie eine Konsenssoße um ein eigentliches Konfliktthema gießen. Auch ein Anti-Medienverhalten. Das heißt, die deklarieren Themen, die hoch konfliktiv sind, konsensual, was komisch ist, keiner weiß warum. Ich denke es ist eine Defensivhaltung. Zum Beispiel der Konflikt Ehrenamtliche und Hauptamtliche, das ist in jedem Wohlfahrtsverband ein brennendes Thema. Ich könnte Ihnen zwanzig andere Konflikte nennen, auch aus den Untersuchungen ist viel herauszufiltern. Das heißt, die Akteure der Bürgergesellschaft verhalten sich antizyklisch zu den Verwertungskriterien der Medien. Die Einzigen, die das unterschreiten, sind, wenn McKinsey von Brand Eins mit dem Journalistenpreis ausgezeichnet wird, das wäre dann wieder zyklisch, aber das ist die Ausnahme. Was kann man daraus lernen? Ich würde gerne den Aspekt des Hanseaten zu den Formaten aufgreifen und die Empfehlung: Man müsste diejenigen, die über Programme bestimmen und verantwortlich sind, einen Tag in Klausur bringen in diesen wunderbaren Räumen und fragen, warum in den Fernsehprogrammen und den Medien es regelmäßig in den Formaten mehr Tiersendungen gibt als Sendungen über Menschen und Erziehung, über Kinder und andere Themen, warum die Priorisierung auf Tieren liegt und mit dieser

Regelmäßigkeit. Und die zweite Frage, die man beantworten müsste, ist, warum es vor der Tagesschau noch jeden Tag den Börsenspiegel gibt. Da wäre die Formatidee, die da im Gespräch eben raus kam, dass jeden Tag vor der Tagesschau interessante Menschen gezeigt werden, die sich engagieren, charismatische Figuren, die etwas ausdrücken und die vor der Tagesschau als Symbol präsentiert werden. Dann würde man nicht etwas orientierungslose Journalisten über den Finanzmarkt reden lassen, ohne wirklich ein Erklärung zu haben, warum alles so geworden ist wie es ist.“

Prof. Dr. Thomas Olk zum Diskussionsforum 3:

„Also ein Rezept weiß ich noch nicht, aber wir haben durchaus kontrovers diskutiert, und natürlich kommen in allen Gruppen, das merke ich jetzt, einige Dinge immer wieder vor. Und das mit der Konsenssoße finde ich einen ganz interessanten Hinweis. Eben haben wir gelernt, dass die Engagierten die Konsenssoße über alles gießen, ich glaube, dass hier etwas verwechselt wird. Mein Eindruck ist, dass die Konsenssoße bereits von den Journalisten über ein Thema gegossen wird, das sie nicht genau kennen. Und ich habe das auch in dem Forum kurz angesprochen, ich habe mir auch einmal erlaubt mit­zudiskutieren, aber nur einmal. Und ich habe gesagt, wie unsere Erfahrungen mit den Medien sind. Jetzt habe ich das Thema natürlich völlig zugespitzt und Anwesende sind natürlich nicht gemeint, aber ich sage Ihnen mal, wie es geht. Sie wissen das ja auch: Es gibt die jährliche Woche des bürgerschaftlichen Engagements und wir sollen mal wieder berichten, wir armen Journalisten, wir kommen also zum BBE und das Erste was es gibt ist, wir wollen mal was machen über bürgerschaftliches Engagement. Könnten sie uns mal Adressen zu konkreten Projekten geben, wir bräuchten leidende, aktive Menschen. Also möglichst mit dem Glanz des Engagements auf dem Gesicht, das muss Bilder produzieren.

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Erster Punkt, und zweitens: Das sind alles Helfer, Attac-Leute gibt es nicht, kein Engagement, es gibt nur Helfer. Alles Leute, die Gutmenschen sind. Also Sie sehen schon, das Thema wird gnadenlos runtergefahren auf drei, ich habe sie mal „pawlowsche Reflexe“ genannt. Das Erste ist, es gibt Menschen, die tun etwas an der Basis. Übrigens auch interessant ist: Erst geht man bis zur Basis, bis zur Mutter Theresa, und dann wundert man sich, dass die keine Profimanagerin ihrer eigenen Selbstinszenierung ist. Ist ja auch erstaunlich. Aber egal, das ist ja auch nur ein Nebeneffekt. Zweiter Punkt: Es sind alles Helfer, und dritter Punkt: Es ist immer die Wohlfahrt. Das haben wir ja eben auch in dem Eingangsreferat gesehen, es ist immer die Wohlfahrt, es gibt kein Umweltthema, es gibt nichts anderes, es gibt nur Wohlfahrt. Das ist typisch deutsch, deutsche Engagementkultur heißt immer Wohlfahrt und sie heißt immer Helfer und sie heißt immer Friede, Freude, Eierkuchen und sie heißt immer engagierte Gutmenschen.“ Einwurf: „Kümmerer“ Prof. Dr. Thomas Olk: „Kümmerer, wie es so schön neudeutsch heißt. Ich bin ja Teil dieser Industrie, und zum Teil muss ich ja sagen, reicht es mir so langsam – die Helden des Alltags. Ich muss sagen, ich will keine Helden des Alltags mehr. Es ist genug damit.“ Einwurf: „Alltag reicht.“ Prof. Dr. Thomas Olk: „Alltag reicht, genau. Also, wir wissen ja, was uns die PR-Agenturen raten, was die uns sagen. Es gibt die Ökonomie der Aufmerksamkeit. Und die Ökonomie der Aufmerksamkeit heißt: provozieren! Und das haben wir getan und die Kampagne war erfolgreich, aber da waren keine Helden des Alltags, sondern da waren missverständliche Sprüche. Man geht von dem Schlechtdenken des Rezipienten aus,

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darauf spekuliert man. Man ertappt die Leute dabei, etwas Schlechtes gedacht zu haben, aber es war am Ende doch wieder ein Gutmensch – ah, ein Glück, ein Gutmensch. Egal, also das waren die drei Punkte, und jetzt die Lehre. Was lernen wir daraus? Es gibt zwei Logiken, und das ist eben schon einmal angesprochen worden: Nämlich die Logik der Verwertung im Medienbereich, und die ist Inszenierung von Geschichten, es müssen Bilder produziert werden. Hier ist übrigens das Medium Fernsehen viel härter in der Zuspitzung als Radio oder Printmedien, aber es gibt trotzdem den Zwang, eine Geschichte zu inszenieren. Das Ganze ist also nicht Abbildung von Wirklichkeit, sondern Konstruktion von Wirklichkeit. Das wundert mich jetzt als Sozialwissenschaftler nicht, aber wir müssen das sozusagen berücksichtigen, und die Frage ist immer, was man konstruiert und warum man es konstruiert. Und jetzt ein interessanter Punkt, den fand ich sehr spannend: Die Erwartungshaltung beider Seiten sind völlig different in einem sehr spannenden Punkt – wegen der Konsenssoße sage ich das. Die Journalisten wählen so aus: Es gibt ein Team, das sitzt zusammen und jetzt kommt die Woche des bürgerschaftlichen Engagements näher. Wer berichtet über das bundesweite Engagement? Guckt man sich gegenseitig in die Augen und sagt, du bist doch bei der Feuerwehr, du kannst doch dahin. Es muss wieder der Gutmensch sein, der einen Bezug zum Thema hat, anstatt zu sagen: Wer ist ein guter Journalist, wer kann darüber neutral und scharf, analytisch berichten? Das ist nicht wichtig, sondern: Hast du einen Bezug zum Thema, bist du betroffen? Also es muss auch jemand sein, der damit auch etwas Positives erreichen will. Die Erwartungshaltung, der Bericht über das Engagement soll etwas Positives erreichen. Daraufhin hat die andere Seite, die Gegenseite, die Engagierten gesagt: Wollen wir gar nicht, wir wollen ernst genommen werden. Wir wollen, dass genauso

Stat em e nts d e r Kom m e nta­t ore n z u d e n Dis kus s ionsfore n

über uns berichtet wird, in der gleichen analytischen Schärfe, Genauigkeit und Ernsthaftigkeit, und das heißt dann auch Konflikthaftigkeit, als ob sie jetzt über den Irakkrieg berichten. Also Ir-

akkrieg und Engagement ist insofern einerlei. Es geht um ein Thema, und das soll journalistisch sauber und in die Tiefe hinein analysiert werden. Und eben jetzt kommt das Beispiel der Tafeln: Wenn jetzt die Tafeln in die Diskussion kommen – endlich kommt mal ein Engagement anders in die Diskussion als darüber, dass sie vor Ort aktiv sind und glänzende Augen haben. Und man sagt, das ist etwas gesellschaftspolitisch Problematisches. Ist das überhaupt etwas Gutes, was ist mit dem Sozialstaat? Dann sagte Frau Werth, dann gab es eine Reihe von Berichten von Journalisten, aber sie selber wurde noch nie gefragt, sie wurde noch nie dazu gefragt, was sie dazu sagt, obwohl sie meint, sie wäre die Erfinderin der ganzen Szene. Das ist doch hoch spannend, und hier sieht man, dass die beiden Seiten mit unterschiedlichen Erwartungen aufeinander zugehen und dass es bestimmte Logiken der Berichterstattung gibt und dass es bestimmte Logiken der medialen Aufbereitung gibt, die man natürlich berücksichtigen muss und die man kennen muss. Wir haben ja nicht nur gebeckmessert, sondern wir haben überlegt, wie kann es weitergehen. Es führt kein Weg daran vorbei, dass sich beide Seiten besser aneinander

gewöhnen. Ich finde, dieses Ereignis heute und die ARD-Themenwoche einen sehr guten Start. Wir brauchen natürlich viel mehr Hintergrundgespräche, auch Workshops, die dazu führen, dass wir uns besser kennenlernen. Dass wir eben besser wissen, wie ticken Journalisten und der Medienbereich, aber auch dass umgekehrt die Medien uns ernst nehmen, nicht als Gutmenschen, sondern als ein genauso wichtiges oder unwichtiges kontroverses Thema. Denn das findet genau den Punkt: Ein Thema wird nur dann ernst genommen, wenn es auch kritische Fragen gibt und wenn es auch Widerpart gibt und wenn man auch mal hinter die Kulissen guckt und nicht immer sagt, ja die sind ja zu dumm, um sich ordentlich darzustellen oder zu bescheiden oder zu schüchtern. Das ist wiederum ein Produkt der Tatsache, dass wir uns an die Basis begeben und uns dann wundern, dass das keine Profis der Selbstdarstellung sind.“

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A b s c h lus s d is kus s ion

Abschlussdiskussion

Abschlussdiskussion

In der anschließenden Diskussion stellte Moderator Thomas Nehls die Frage an die Kommentatoren, ob ein engeres Zusammenarbeiten von Medienvertretern und Engagierten, wie es beispielsweise mit der heutigen Veranstaltung geschehen sei, zu den gewünschten Verbesserungen führen könne. Das wurde von Prof. Dr. Thomas Olk bejaht, der gleichzeitig hervorhob, dass eine ordentliche Recherche auf Seiten der Journalisten und auch eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema bürgerschaftliches Engagement richtig seien. Prof. Bascha Mika bekräftigte, dass eine Kritikkultur in einer Demokratie und auch bei den Vertretern des Engagements verankert sein sollte. Unkritische Berichterstattung mache nicht nur das Medium unglaubwürdig, sondern auch die Geschichte, um die es gehe. Prof. Dr. Thomas Leif konstatierte, dass die Anwesenden Zeugen einer kleinen Zeitenwende geworden seien. Es gebe eine rhetorische Änderung und die positive „Aufbauschung“ durch Institutionen, Organisationen und Staatsvertreter nehme allmählich ab. Dahinter zeigten sich die Schwierigkeiten, mit denen das freiwillige Engagement zu kämpfen habe. Probleme des Engagementbereichs lägen, wie beispielsweise bei der Freiwilligen

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Feuerwehr in Hessen, in schwindenden Mitgliederzahlen und fehlendem Nachwuchs. Man komme langsam in der Realität an. Des Weiteren lobte Leif die Tafeln als „professionellstes PR-Instrument, was es im Ehrenamt gibt“. Hieran könne man sehen, wie Journalismus funktioniere und inwiefern Elemente wie Visualisierung, starke Konflikte zwischen Arm und Reich oder Akteure, die sich sonst nicht engagieren, als wichtige Nachrichtenkriterien funktionierten. Anhand der Tafeln könne man lernen, in Bildern zu denken und eine „Story“ zu erzählen. Die Frage einer Journalistin vom Hessischen Rundfunk aus dem Publikum, ob nicht gerade die Einrichtung der Woche des bürgerschaftlichen Engagements oder auch ähnlicher publikums- und medienwirksamer „Wochen“ dem Verhältnis von Medien und Engagierten geschadet habe, richtete sich an Prof. Dr. Thomas Olk. Dieser konnte das nicht bestätigen, sondern eher von einem gegenteiligen, positiven Effekt berichten. Durch die Tatsache der Regelmäßigkeit wurde auf Medienseite eine Erwartbarkeit geschaffen, die dem Anliegen der „Woche des bürgerschaftlichen Engagements“, breit in den Medien präsent zu sein, sehr genutzt habe. Prof. Bascha Mika erläuterte, dass es unterschiedliche Gründe gebe, warum Journalisten kritisch nachfragten, wenn in der Politik von

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Steuererleichterungen für bürgerschaftliches Engagement gesprochen oder freiwilliges Engagement von politischer Seite gefördert werde. Da bis vor kurzem in Deutschland ein neoliberaler und marktradikaler Diskurs geführt worden sei, sei ein gesundes Misstrauen hier angebracht. Es liege einfach der Verdacht nahe, dass die Politik Aufgaben, die sie als Sozialstaat eigentlich übernehmen müsse, auf die Bürger und ihr Engagement abwälzen wolle. Prof. Dr. Thomas Leif widersprach hier, er glaube nicht, dass in Deutschland ein Diskurs über die Verkopplung der Zivilgesellschaft mit mehr Demokratie, mehr Engagement und mehr Partizipation geführt werde. Wenn das so wäre, dann bräuchte jetzt kein Projekt wie das „Nationale Forum für Engagement und Partizipation“ ins Leben gerufen werden. 1 Es gelte eher, eine Gegenkultur zur Postwerbung mit dem Slogan „Unterm Strich zähl’ ich“ zu entwerfen. Diese vorherrschende Ideologie habe verheerende Schäden angerichtet, sie zu überwinden sei eine große Chance. Helmut Röscheisen vom Deutschen Naturschutzring fügte aus dem Publikum an, dass die Diskussion auch die großen Missverhältnisse und die Unehrlichkeit in der Gesellschaft widerspiegle: Auf der einen Seite gebe es Steuerflüchtlinge und Manager mit Millionengewinnen und auf der anderen Seite das Hochjubeln von freiwillig Engagierten und Ehrenämtlern, die 40, 50 oder 60 Jahre unentgeltlich arbeiteten. Er merkte an, dass die Engagierten in den Institutionen im Umweltbereich wohl die politischsten seien. Gleichzeitig würden sie regelmäßig öffentlich nicht beachtet und Beteiligungsrechte systematisch von der Politik beschnitten. Die Wohlfahrtsverbände hätten einen ganz anderen Stand in Deutschland als die

Umweltorganisationen. Es sei bezeichnend, dass die Umweltorganisationen bei der EnquêteKommission im Bundestag keinen Vertreter gehabt haben. Es sei ein großes Problem, Leute zum Mitmachen zu aktivieren. Gleichzeitig verkünde die Kanzlerin geradezu verzweifelt, dass die Zivilgesellschaft die einzigartige Chance habe, die globalen Herausforderungen wie Klimakatastrophe und biologische Vielfaltzerstörung aufzufangen. Diese Diskrepanz solle doch aufgezeigt werden und nicht immer die heile Welt. Dies sei zu Recht hier angeklungen. Konrad Hummel (Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung) warf ebenfalls aus dem Publikum ein, dass eine Normalität der Bürgergesellschaft in der Medienwahrnehmung noch nicht erreicht sei. Während Wirtschaftsthemen vor dem Börsenbericht abgehandelt würden, werde über das Staatsgeschehen dagegen in der Tagesschau berichtet. Genau dazwischen fehle ein zivilgesellschaftlicher Diskurs. Allerdings dürfe es kein gutes oder schlechtes Bürgerengagement geben. Zum Bürgerengagement gehöre eben auch Rechtsradikalismus und Engagement, das eventuell nicht gewollt sei. Das sei eben auch Bürgergesellschaft. Benötigt werde eine normalere, kontroverse Berichterstattung, die manchmal in der Lokalpresse leichter zu finden sei als in nationalen Medien. Hummels Vorschlag ist, zwischen Börsenbericht und Tagesschau eine normale zivilgesellschaftliche Berichterstattung einzufügen. „Fünf Minuten Pro und Kontra, von Attac bis Tafel. Hoffentlich kontrovers diskutiert bis hin zu den Umweltbewegungen. Dann hätten wir einen spannenden zivilgesellschaftlichen Diskurs.“

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Aus dem Publikum meldete sich Ilona Sachs aus einer Arbeitsgruppe des BBE zu Wort. Als ehrenamtliche Leiterin eines Bürgervereins und Lebensgefährtin eines Lokaljournalisten kenne sie

beide Seiten der Diskussion sehr gut und wolle eine Lanze für den „privilegierten“ Mittelstand brechen, dem Journalisten häufig angehörten. In vielen Gesprächen mit Journalisten habe sie dafür plädiert, dass es deren Aufgabe sei, sich für bürgerschaftliches Engagement einzusetzen, damit ein Bewusstsein dafür in der Bevölkerung entstehe. Die „normale“ Bevölkerung, Zuschauer und Hörer von SAT.1 und RTL und ähnlichen Programmen und damit auch die Mehrheit der Mediennutzer, benötige hier eine Übersetzungsleistung, die nur von den Medienmachern übernommen werden könne. Schließlich müsse man die Mehrheit erreichen, um etwas zu bewegen. Leider hat ihr Lebensgefährte schlechte Erfahrungen gemacht, wurde von Vorgesetzten „zurechtgestutzt“ und erlitt Restriktionen als er sich für mehr soziale Themen stark machte. Von einer ähnlich negativen Haltung einer lokalen Tageszeitung gegenüber sozialen Themen erfuhr Frau Sachs auch durch den Bericht einer Kollegin des BBE. Auf die Frage von Moderator Thomas Nehls, ob die Zuschauer von RTL und SAT.1, die ja ebenfalls freiwillig engagiert seien, sich nicht in der Medienberichterstattung wiederfinden wollten,

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antwortete Prof. Dr. Thomas Leif. Er glaube an eine „Unterforderung des Medienkonsumenten“. Man könne Menschen auch damit überzeugen, dass tatsächlich über das berichtet werde, was man vorfinde. Jeder, der sich engagiere, möchte sich auch in den Medien wiederfinden. Das auch zu zeigen könne nicht schwierig sein, sogar ohne Skandale oder ohne „Gutmenschen-Bezug“. Jedes Vereinsmitglied wisse doch schließlich, dass es nicht überall immer positiv zugehe. Viola Seeger von der Robert Bosch Stiftung berichtete aus ihrer Erfahrung mit dem Journalistenpreis.2 Viola Seeger konstatierte, dass es durchaus nicht so sei, dass bürgerschaftliches Engagement ausschließlich ein Thema der öffentlich-rechtlichen Sender sei. Man habe Einsendungen aus allen möglichen Lifestylejournalen erhalten, worüber man selbst auch überrascht gewesen sei. Aber auch beim Fernsehen gebe es dem jeweiligen Medium angemessen sehr gute Beiträge. Im Vorfeld des Preises wurde eine Marktanalyse durchgeführt, die zu dem Ergebnis kam, dass bürgerschaftliches Engagement im Fernsehen, auch bei den Privaten, ein Thema sei. Ausnahme sei der Hörfunk, weil da die privaten Sendeanstalten fast ausschließlich Musik brächten und gar keine eigenen WortProduktionen. Vorstellbar sei hier vielleicht der private Lokalfunk. Aus dem Publikum meldete sich Michael Bürsch (Mitglied des Deutschen Bundestags) zu Wort. Er habe sich lange mit dem Thema beschäftigt, sei bei der Feuerwehr engagiert und bei der Tafel und habe drei Initiativen gegründet. Wenn es

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um Medien und bürgerschaftliches Engagement gehe, gebe es aus seiner Sicht zwei Zugänge. Der eine sei das Zuschauerinteresse. Medien, nicht nur die Öffentlich-Rechtlichen und die Zeitungen, wollen etwas bringen, was das Zuschauerinteresse treffe. Der andere Zugang sei der gesellschaftliche Auftrag, den nicht nur die öffentlich-rechtlichen Medien, sondern auch Zeitungen hätten. Das Zuschauerinteresse sei allerdings überhaupt nicht hinreichend ausgelotet. Er kenne jedenfalls keine Untersuchung darüber, was Mediennutzer tatsächlich wollten. Da gebe es eher das gefühlte Interesse daran, dass es lebendige Bilder sein müssten. Darüber hinaus gebe es auch einen Punkt, den er hier anführen möchte, den auch Herr Prantl in seinem Vortrag nicht erwähnt habe. Das sei das Thema Beteiligung. Prantl habe von Demokratie gesprochen, aber die Gesellschaft sei schon weit darüber hinaus, nur über Kümmerer und über Gemeinwohl zu reden. Beteiligung sei das Thema, was uns zur Demokratie führe. Beispielsweise im öffentlichen Sektor sei eine Beteiligung Ehrenamtlicher überhaupt nicht willkommen. Da könne man deutliche Konflikte zwischen ehrenamtlichen Paten für Obdachlose und den hauptamtlich Beschäftigten erkennen. Das seien aber auch Tatbestände, die durchaus „von Nutzen für die Zuschauer“ wären. Michael Bürsch griff als ein weiteres Thema auf, welches auch in der Enquête-Kommission diskutiert wurde, die Anerkennungskultur. Es gebe eine große Zahl von Menschen in Deutschland, die in der Gesellschaft nicht stattfänden. Eine entsprechende Anerkennungskultur heiße nicht, dass man nach 25 Jahren vielleicht ein Verdienstkreuz bekomme. Eine entsprechende Würdigung bedeute, „man hebt sie heraus, sie spielen eine Rolle“. Das sei eine riesige gesellschaftliche Aufgabe der Medien. Kritik übte er daran, dass das Thema der ARD-Themenwoche bereits so frühzeitig und ohne Beteiligung der gesellschaftlichen Akteure festgelegt worden

sei. Durch den Titel „Ist doch Ehrensache“ werde nur ein Aspekt betont, andere Bereiche wie die gesellschaftliche Dimension, Demokratie oder Partizipation kämen leider nicht vor. Für die nächste Themenwoche wünsche er sich ein frühzeitiges Miteinander verschiedener Akteure gemeinsam mit der ARD bei der Themen- und Titelauswahl. Prof. Bascha Mika warf an der Stelle ein, auch den Aspekt der Geschlechterfrage gerne diskutieren zu wollen. Es gehe neben der Frage der Gewichtung auch um die unterschiedlichen Altersstrukturen. Unabhängig davon, ob gleichviele Männer und Frauen sich engagierten, solle ein Blick darauf geworfen werden, „wer die Ehrennadel erhält“. Die Geschlechterfrage in diesem Zusammenhang sei „genauso finster wie in allen anderen gesellschaftlichen Bereichen auch“. Man könne darüber keine „Einheitssoße kippen“, sondern Frauen benötigten hier im Moment noch eine andere Form der Wahrnehmung als Männer. Astrid Henke (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend) stellte aus dem Publikum eine Frage an Prof. Dr. Thomas Leif. Zum einen erkläre er die Zeit der „positiven Aufbauschung“ von ehrenamtlichem Engagement durch Ministerpräsidenten als beendet und zum anderen stelle er die These auf, die Attraktivität des Ehrenamts nehme ab. Welche Möglichkeiten sehe er da, Menschen wieder zu gewinnen, sich für zivilgesellschaftliches Engagement verstärkt zur Verfügung zu stellen? Leif antwortete darauf, er glaube, dass die neue Rhetorik der Feuerwehr, die erstmals zugibt, dass der Mythos des großen Engagements nicht stimme, dass erstmals eine Organisation dies auch öffentlich kommuniziere, eine Wirkung haben werde auf die Politik. Das bedeute, der Mythos mit diesen Zahlenkolonnen, der jahrelang aufgebaut worden sei, werde

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zusammenbrechen. Bundesfamilienministerin Daraufhin könne man lokalisieren, wo der Staat Ursula von der Leyen habe ja schon im Novemoder auch die Akteure mehr Engagement produber 2008 ein Vakuum an freiwilligem Engagezieren wollten. Hier sei Migration ein zentrales ment in Ostdeutschland konstatiert und da­ Thema. Wenn das umgesetzt werde, bekäme raufhin „wohltuend man ein Wachstum. die Zahlen etwas herunter gedimmt“. Darauf reagierte Prof. Dr. Thomas Olk, der sich Er glaube, man mafreute, dass man endlich auf den Kern der Sache che einen großen komme. Er erwiderte, dass er einige der Analystrategischen Fehler, sen von Herrn Leif teile, dieser aber im Fall des auf den FreiwilliFreiwilligensurveys die Ebenen verwechsele. Der gensurvey und die Freiwilligensurvey messe, wie viele Menschen „Jubelperserstudien“ bei einem Telefoninterview angeben, sich in hereinzufallen, weil irgendeiner Weise zu engagieren. Das beinhalte sie einfach objektiv die Mitgliedschaft im Sportverein wie auch die nicht stimmten.3 Übernahme einer Aufgabe ohne Entgelt. Dabei würden Ergebnisse erzielt, die Deutschland im Einen positiven oberen Mittelfeld des europäischen GesamtkonAnsatz, was man verbessern könne, sehe er in textes einordnen. Das seien keine futuristischen der demokratischen Mitwirkung und Teilhabe. Den Leuten, die sich heute wirklich engagierten, Übertreibungen, sondern ein gutes Abbild. Der Freiwilligensurvey sei daher sehr wohl ein In­ also ihre Zeit opferten in einer hochmobilen Gesellschaft mit vielen Belastungen, müsse man strument der seriösen Dauerberichterstattung über das Engagement in Deutschland. Im Verein Angebot machen. Diese Menschen bekäme man nicht mehr damit abgespeist, dass „irgend- gleich lägen beim Engagement die nordischen Staaten vor Deutschland, nicht nur beim Ausbau wann mal einer vorbeikommt und ihnen auf des Sozialstaats. die Schulter schlägt und sagt: toll“. Man müsse bei der Aversion gegen etablierte politische Prozesse Bürgerinnen und Bürgern konkrete und Und damit komme er auf den anderen Punkt, den man nicht verwechseln dürfe: Einige Ornachvollziehbare Mitwirkungschancen geben. ganisationen hätten Schwierigkeiten, für unDas sollte seiner Ansicht nach die Philosophie attraktive Aufgaben Freiwillige zu finden. Das des nächsten Jahrzehnts sein und müsse politisch gewollt und „durchkommuniziert“ werden. sei etwas ganz anderes. Menschen wollten sich engagieren, aber sie wollten nicht „in die KleiWenn die Leute merkten, dass das, was sie tun, derkammer der Diakonie“. Sie wollten sich auch auch etwas nutzt und sie ernst genommen nicht jahrelang mit „Führungsproblemen eines werden und sie nicht mehr als „Alibimaterial maroden Vereins rumschlagen“. Es sei doch ein der Politik“ gehandelt werden, dann werde Unterschied, wenn Leute gefragt würden, ob sie Ehrenamt und freiwilliges Engagement auch sich in bestimmten Bereichen engagieren oder selbstverständlich akzeptiert. Der erste Schritt dahin sei von Seiten des Ministeriums zu leisten, ob sie gern bei der Kleiderkammer der Diakonie konkret die nächsten Monate tätig sein wollen. indem der Freiwilligensurvey gestoppt und das Dieser Typ von Ehrenamtlichen sterbe aus, und Geld in qualitativ-analytische Untersuchungen das sei auch gut so. Um mit einem weiteren investiert würde, um herauszufinden, wie sich demokratische Teilhabe und demokratische Mit- Vorurteil aufzuräumen, beantworte er auch die Frage, in welchen Bereichen die meisten wirkung positiv auf das Ehrenamt auswirkten.

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Engagierten zu finden seien. Die meisten EngaModerator Thomas Nehls bedankte sich an gierten seien nicht da, wo die sozialen Probleme dieser Stelle bei allen Beteiligten auf der Bühne am größten sind, sondern da, wo der Wohlstand und im Publikum für die rege Teilnahme und am größten ist. Der Freiwilligensurvey zeige übergab das Schlusswort an die ARD-Generalseganz deutlich, dass Engagement ein Wohlkretärin. In ihrem Schlusswort dankte Dr. Verena standsphänomen sei. Das heißt, je besser es den Wiedemann allen Beteiligten und rief die AnweLeuten gehe, desto höher ist der Prozentsatz der senden zu Rückmeldungen zur Themenwoche Engagierten. Die meisten Engagierten sind im auf, bevor sie den Fachtag offiziell beendete. Sportbereich zu finden, das sei in allen Ländern 1 Erläuterung der Redaktion: Über 300 unabhängige Expertinnen und Experten aus Bundesministerien, Bundesländern und Kommunen ähnlich. In Ländern, die weniger Engagierte sowie aus Zivilgesellschaft und Kirchen, Wirtschaft und Wissenschaft haben in zwei Fachkongressen im Mai und Juni 2009 Eckpunkte einer hätten, wie Italien zum Beispiel oder osteuropäengagementpolitischen Agenda erarbeitet. Der Bericht bildet den Auftakt für die Entwicklung einer nationalen Engagementstrategie der ische Länder, gebe es hohe Engagementquoten Bundesregierung. im Gewerkschaftsbereich. Man könne feststel2 Erläuterung der Redaktion: Der „Journalistenpreis bürgerschaftliches Engagement und Marion-Dönhoff-Förderpreis“ der Robert Bosch len, dass Engagement aus den klassischen FelStiftung wird jährlich ausgeschrieben. Ziel des Preises ist es, mehr Öffentlichkeit das freiwillige Engagement von Bürgern in ihrem dern Kirche und Gewerkschaften weiter in Berei- Gemeinwesen für zu schaffen. Ausgezeichnet werden Berichte, Reportagen Kommentare, die beispielhaft darstellen und fragen, wie und che wandere, die mehr mit Freizeit zu tun haben. oder warum Menschen für sich und für andere Verantwortung übernehmen. Der Wettbewerb wendet sich an Journalisten aus den Sparten Print, Wenn also über Engagement gesprochen werde, Hörfunk und Fernsehen. dann werde zu einem ganz großen Teil über 3 Erläuterung der Redaktion: Der im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend von TNS Infratest durchEngagement im unmittelbaren persönlichen geführte Zweite Freiwilligensurvey betrachtet als repräsentative Längsschnittuntersuchung das freiwillige Engagement 1999-2004 im Umfeld geredet. Das habe nichts mit Wohlfahrt Zeitvergleich und beleuchtet die Entwicklung des bürgerschaftlichen und das habe auch nichts mit Sozialstaat zu tun. Engagements in Deutschland. Deswegen sei diese ganze politische Debatte, „wo denn der billige Jakob sei“, auch Unsinn. Auf die Frage, warum es denn immer schwieriger werde, junge Leute für ein Engagement zu gewinnen, solle man sich doch mal fragen, wie die Jugendphase heute aussehe. Aus seiner Erfahrung mit zwei 18- und 19-jährigen Söhnen könne er berichten, dass Jugendliche heute aufgrund der Anforderungen durch Schule und Studium kaum noch Zeit haben. Sie sollen möglichst einfach schnell promovieren oder ihr Abi­ tur machen. Darüber hinaus sei der „Bildungs­ hype“, wie er in der öffentlichen Debatte geführt werde, absolut kontraproduktiv in Hinsicht auf Entwicklung einer Bereitschaft von freiwilligem Engagement in der Jugend. Bildung werde verkürzt auf das Problem, die Wirtschaft nach vorn zu bringen. Das, was freiwilliges Engagement an gesellschaftlich-sozialer Bildung bringe, sei Nebensache und völlig unwichtig.

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Te i l n e h m e r liste

Teilnehmerliste

Teilnehmerliste Diana Ali Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement Uwe Amrhein Stiftung Bürgermut Christian-Thomas Appel Sponsoren für Hamburg e.V. Anke Assig Bundesverband Deutsche Tafel e.V. Hartmut Augustin Berliner Zeitung Joachim Baars Sozialverband Deutschland Tobias Baur BBI GmbH / div. Engagements für gemeinnützige Organisatoren Jürgen Becker Stefanie Beerbaum Sternenfischer Oliver Bendzko neues handeln GmbH Helge Bewernitz Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge e.V. Christiane Biedermann Aktive Bürgerschaft e.V.

Dr. Michael Bürsch MdB Deutscher Bundestag Anne Cebulla Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands Bundesverband e.V. Christina Claußen Pfizer Deutschland GmbH Silvia Darmstädter Deutscher Feuerwehrverband e.V. Jörg Deppe Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement Gesine Enwaldt ARD Jürgen Faust MDR Fernsehen Ingrid Felgenträger Südwestrundfunk BadenBaden Kornelia Folk Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Iris Follak THW-Stabsleitung Tassilo Forchheimer Bayerischer Rundfunk

Christian Blankenburg ARD Programmdirektion

Andrea Frenzel-Heiduk Senat für Arbeit, Gesundheit, Jugend und Soziales des Landes Bremen

Franz-Ludwig Blömker Städte-Netzwerk NRW

Sebastian Gallander Aktion Gemeinsinn e.V.

Rainer Bode LAG Soziokultur in NRW e.V.

Dr. Thomas Gensicke TNS Infratest Sozialforschung

Thomas Bimesdörfer Saarländischer Rundfunk

MR Thomas Böhme Niedersächsische Staatskanzlei

Dr. Andreas Geyer Bayerischer Rundfunk

Melanie Boenig neues handeln GmbH

Sybille Giel Bayerischer Rundfunk

Marianne Bönigk-Schulz MessieSelbsthilfegruppen Deutschland

Verena Gonsch NDR INFO PG Politik und Aktuelles

Dr. Heinz Bongartz Friedrich-Ebert-Stiftung

Judith Gridl Bayerisches Fernsehen

Silke Brauers Institut für sozialwissenschaftliche Analysen und Beratung

Reinhard Grösch Kompetenzzentrum Havelland – Agentur für bürgerschaftliches Engagement

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Te i l n e h m e r l i st e

Amanda Groschke Maecenata Institut Viktoria Großmann ARD Themenwoche Berit Gründler AWO Bundesverband e.V. Karin Gruhlke Netzwerk freiwilliges Engagement Mecklenburg-Vorpommern e.V. Alfred Gutermuth Alfred und Angelika Gutermuth-Stiftung Matthias Harder ARD.ZDF medienakademie Stephan Hebel Frankfurter Rundschau

Tobias Kemnitzer Bundesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen e. V. Heike Kerinnis Rundfunk Berlin-Brandenburg Werner Kerschke Verbund Freiwilligen-Zentren im Deutschen Caritasverband Dr. Jutta Anna Kleber Arbeit durch ManagementPATENMODELL Kathrin Klinkusch NABU Naturschutzbund Deutschland e. V.

Leoni Heister Borromäusverein e. V. und BBE

Kerstin Köster VBG – Ihre gesetzliche Unfallversicherung

Prof. Dr. Astrid Hencke Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Ursula Krickl Deutscher Städte- und Gemeindebund

Nils Herbig MdB-Büro Britta Haßelmann

Beate Krol Journalistenbüro Medienwerker

Dr. Frank W. Heuberger Bundesland RheinlandPfalz – Staatskanzlei –

Norbert Krüger Ford-Werke GmbH und BBE

Wolfgang Hilberer Konrad-Adenauer-Stiftung

Irene Krug Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik e. V.

Peter Hill ZDF Pressestelle Berlin

Petra Küntzel Bayerischer Rundfunk

Christian Hoch Südwestrundfunk Mainz

Peter Kuleßa AWO Bundesverband e. V.

Ingeborg Höhnemann Kompetenzzentrum Havelland – Agentur für bürgerschaftliches Engagement

Kathrin Kummerow Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement

Bernd P. Holst Freiwilligenbörse Hamburg

Ute Kumpf MdB Deutscher Bundestag

Christian Hotz Deutsche Bank AG

Dr. Cornelie Kunkat Bundesverband Deutscher Stiftungen, Kampagne „Geben gibt“

Dr. Konrad Hummel Vhw Stadtentwickung

Melanie Kunz Pfizer Deutschland GmbH

Sönke Jacobs Deutscher Feuerwehrverband e. V.

Sonya Landoulsi-Wegner

Lothar Jennrich-Gügel Parkinson-Hilfe Deutschland e. V.

Frauke Langguth ARD Text

Gabriele Kassenbrock Deutscher Verband Ev. Büchereien e. V.

Volker Langguth-Wasem BAG SELBSTHILFE e. V.

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Te i l n e h m e r liste

Stefanie Lausch Institut für Sozialarbeit u. Sozialpädagogik e. V. Prof. Dr. Thomas Leif Südwestrundfunk Claudia Leitzmann-Glaser Landesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement Bayern Ingo Lierheimer Bayerischer Rundfunk Walter Link Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisatoren e. V. Christoph Linzbach Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Michael Löher Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge e. V. Cornelia Löhlein Hessischer Rundfunk Martina Löw BUND für Umwelt und Naturschutz e. V. Christine Massion Bundesarbeitsgemeinschaft Seniorenbüros e. V. Stefan Meyn Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement

Elena Philipp Aktive Bürgerschaft e.V. Matthias Potocki Deutscher Bundestag Unterausschuss Bürgerschaftliches Engagement Dr. Heribert Prantl Süddeutsche Zeitung Erik Rahn Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement Christiane Richter Seniorpartner in School e. V. Mercedes Riederer Bayerischer Rundfunk Horst Riethausen Volkssolidarität Bundesverband e. V. Dr. Helmut Röscheisen Deutscher Naturschutzring Carolin Runkel Maecenata Institut Ilona Sachs Miteinander – Füreinander 
Förderverein Helmholtzplatz e. V. Carola Schaaf-Derichs Treffpunkt Hilfsbereitschaft, Landesfreiwilligenagentur Berlin

Prof. Bascha Mika taz, die tageszeitung

Dr. Elfriede Schießleder Katholischer Deutscher Frauenbund e. V.

Dr. Thomas Möltgen DiözesanCaritasverband 
für das Erzbistum Köln e. V.

Dietrich Schippel Aktiv in Berlin, Landesnetzwerk Bürgerengagement

Elisabeth Möst Bayerisches Fernsehen

Marion Schmialek Der Regierende Bürgermeister von Berlin

Thomas Nehls Westdeutscher Rundfunk Thomas Neumann Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement Julia Niesert ARD-Generalsekretariat Prof. Dr. Thomas Olk Bundesnetzwerk 
Bürgerschaftliches Engagement

Wilhelm Schmidt Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge e. V. Christian Schreier Maecenata Institut Ralf Schulte NABU Naturschutzbund Deutschland e. V. Bernhard Schulz Stiftung Bürger für Bürger

Andreas Pautzke Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement

Björn Schulz Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement

Frank Peil JUGEND für Europa – Deutsche Agentur JUGEND IN AKTION

Manfred Schulz Messie-Selbsthilfegruppen Deutschland

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Te i l n e h m e r l i st e

Viola Seeger Robert Bosch Stiftung GmbH Christina Seik Katholische SonntagsZeitung 
für das Erzbistum Berlin Veronica Sina Sozialverband Deutschland e. V. Loring Sittler Generali Zukunftsfonds Manfred Spangenberg Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement Joachim Stoltenberg Berliner Morgenpost Prof. Dr. Wendelin Szalai Aktion Gemeinsinn e. V. Katja Timm Westdeutscher Rundfunk Marissa Turac Landesjugendring NRW, Projekt „Ö“ Sönke Vaihinger ARD.de Dagmar Vogt-Janssen Landesagentur Generationendialog Niedersachsen e. V. Gabriele Wahlen Ceno & Die Paten e. V. Andreas Weiss ARD-Themenwoche Sabine Werth Berliner Tafel e.V. Dr. Heiner Widdig neues handeln GmbH Dr. Verena Wiedemann ARD-Generalsekretariat Ute Wiepel Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement Brigitta Wortmann Deutsche BP AG Didem Yüksel Türkische Gemeinde in Deutschland, Projekt Integration Plus Lotsen

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