band ii macht und schicksal

Es verstößt gegen das Urheberrecht, dieses Werk weiterzuverkaufen oder zu verschenken! Umschlaggestaltung: Uwe Rainer Kaufmann. Printed in Germany.
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Uwe Rainer Kaufmann

DIE VIER SÄULEN ROMS BAND I DIE SCHÜTZENDE VENUS Roman freie edition © 2011 AAVAA Verlag UG (haftungsbeschränkt) Quickborner Str. 78 – 80, 13439 Berlin Alle Rechte vorbehalten www.aavaa-verlag.de 1. Auflage 2011 eBooks sind nicht übertragbar! Es verstößt gegen das Urheberrecht, dieses Werk weiterzuverkaufen oder zu verschenken! Umschlaggestaltung: Uwe Rainer Kaufmann Printed in Germany ISBN 978-3-86254-363-2

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Dieser Roman wurde bewusst so belassen, wie ihn der Autor geschaffen hat, und spiegelt dessen originale Ausdruckskraft und Fantasie wider. Alle Personen und Namen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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Meinem Vater Helmut, der mich voller Zuversicht ermutigt hat.

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INHALT BAND I UND BAND II BAND I

DIE SCHÜTZENDE VENUS

EINFÜHRUNG KAPITEL I:

Das Abenteuer beginnt

KAPITEL II:

In Gefangenschaft

KAPITEL III:

Jagdinstinkte

PERSONENVERZEICHNIS BAND II

MACHT UND SCHICKSAL

EINFÜHRUNG KAPITEL I:

Macht und Schicksal

KAPITEL II:

Enttäuschungen

KAPITEL III:

Die Liebliche

KAPITEL IV:

Theaterdonner

KAPITEL V:

Das Ampurias-Protokoll

KAPITEL VI:

„Fiat iusticia“

PERSONENVERZEICHNIS

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EINFÜHRUNG PERGAMUM, römische Provinz Asia Zur stockfinsteren Nachtzeit. Ein mulmiges Gefühl kam in ihm auf, als er schnellen Schrittes durch die nur schwach vom Mondlicht und von einigen wenigen Tellerlampen beschienenen Gassen der uralten Königsstadt Pergamon lief, die die Römer nun Pergamum nannten, da sie seit einigen Jahren zur römischen Provinz Asia gezählt wurde. Er hörte seine eigenen Schritte auf dem Pflaster an den steinernen Wänden der Häuser unnatürlich laut widerhallen. Er fröstelte trotz der noch warmen Brise dieser subtropischen Spätsommernacht. Die Finsternis, aber vor allem der Alkohol, den er etwas übermäßig genossen hatte, setzte ihm mächtig zu. Besorgt lugte er nach allen Seiten, zurrte nervös seinen Umhang fester um seinen Leib und beschleunigte seine Schritte. Er war beileibe kein ängstlicher Mann, aber bei allem, was in den letzten Monaten geschehen war, hatte er jeden Grund, Vorsicht walten zu lassen. Seine Feinde waren zahlreich, ja, es wur6

den fast täglich mehr und die Tatsache, dass ihm so gar niemand begegnete, machte es nicht besser. Er schalt sich einen Narren, dass er nicht längst Pergamum verlassen und sich aus dem Staub gemacht hatte, sondern in der kleinen Kneipe, die er am späten Nachmittag betreten hatte, dem Alkohol zu sehr zugesprochen und sich von einem der Gäste leutselig in lange Gespräche hatte verwickeln lassen. Über die hatte er die Zeit vergessen und sich erst gegen Mitternacht auf den Heimweg zu seiner gemütlichen, kleinen Pension am südlichen Stadttor gemacht. Die Unterkunft des Mannes war noch ein gehöriges Stück entfernt und er nur unzureichend mit einem einfachen Gladius1 bewaffnet. Deshalb beschleunigte er noch einmal seine Schritte. Eben bog er um eine im Dunkeln liegende Ecke in eine weitere Gasse, als er heftig mit jemandem zusammenstieß, der knapp hinter der Biegung gestanden hatte. Der Kerl stand wie ein Fels, war mindestens einen Kopf größer und sehr breit-

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Gladius = römisches Kurzschwert, gehört zur Standardbewaffnung der römischen Legionen

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schultrig, so dass unser Mann stolperte und sich nur mit Mühe auf den Beinen halten konnte. „Hoppla, mein Bester“, meinte der Breitschultrige und lachte kurz auf. „Hat’s dich doch fast aufs Pflaster geworfen. Du solltest vorsichtiger sein, wenn du in dunklen Gassen um Häuserecken rennst. Hier wimmelt’ s spät nachts nur so vor Gesindel.“ Dabei zeigte sein höhnisches Lächeln eine Reihe gepflegter, schneeweißer Zähne. „Ich werd’ s beherzigen“, antwortete der Mann, verzog das Gesicht und richtete sich schnell wieder auf, allerdings, für den lachenden Fremden unsichtbar, mit der Rechten am Gladius. „So? Aber vielleicht gehörst du ja selber zu diesem Gesindel.“ Längst lachte der Breitschultrige nicht mehr. „Also entschuldige dich gefälligst für deine unverschämten Rempeleien.“ „Hörst du nicht? Eine Entschuldigung für dein unmögliches Benehmen ist fällig.“ Derjenige, der diese letzten Worte gesprochen hatte, war unmerklich hinter dem Rücken des Mannes aufgetaucht: der nette Gast und Gesprächspartner aus der Kneipe, dessen Gesichtsausdruck und die stechenden Augen nun Bände 8

sprachen. All das war eine abgekartete Sache gewesen, die beiden gehörten offenbar zusammen. Der Breitschultrige holte so unvermittelt aus und setzte dem Heimgänger seine riesige Faust an die Schläfe, dass der Schlag unseren Mann von seinen Füßen riss und hart an die gegenüber liegende Wand schleuderte. Er verlor wertvolle Sekunden. Mit verzweifelter Überwindung versuchte er, die Gewalt über seine Sinne zu behalten und, vor allem, nicht zu Boden zu gehen, denn das wäre unwiderruflich sein Ende gewesen. Beide Räuber, sicher waren sie genau das, zogen hämisch lachend ihre Schwerter. Jeder der Kerle hielt eines in der rechten Faust. Die Lage wurde brenzlig. Fieberhaft überlegte unser Mann, mit welcher Taktik er den Angreifern begegnen könne. Ihm fiel durch den heftigen Schlag, den er so unverhofft kassiert hatte, aber nichts ein. Mist. Er begann zu schwitzen und versuchte, seine Chancen in einem Kampf abzuschätzen. Die Entscheidung wurde ihm schnell abgenommen, denn der Gast aus der Kneipe griff nun als erster 9

an, schlug wechselseitig zur rechten und zur linken Seite auf den einsamen Heimgänger ein, der blitzschnell sein Schwert aus der Scheide gezogen und sich seinen Mantel vom Leib gerissen hatte. Gekonnt parierte dieser mehrfach die mit ungeheurer Wucht geführten Hiebe seines Gegners mit dem Gladius in seiner Rechten, tänzelte beweglich hin und her, wich mit Leichtigkeit aus, veränderte blitzschnell seine Position, drehte sich um seine eigene Achse und verwirrte den anderen mit dem Mantel in der Linken, indem er ihn wieder und wieder zur Ablenkung auch als Schlaginstrument nutzte. Dann griff er selbst beherzt an. Schließlich war ihm bewusst, dass eine reine Abwehrhaltung für ihn schlimm enden konnte. Zumindest einen der Angreifer musste er komplett ausschalten, um überhaupt eine Chance gegen den zweiten zu haben. Unverhofft tat er einen mächtigen Satz, schleuderte seinem Gegner den Mantel, den er geschickt und blitzschnell mit einer Hand gewendelt hatte, in die Beine. 10

Für den Moment war dieser irritiert. Unser Mann brachte den Kerl zu Fall und trat ihn während des Sturzes mit aller Kraft in die Weichteile. Sein Gegner riss die Augen auf, pustete seinen alkoholgeschwängerten, säuerlichen Atem aus den Lungen, ließ sein Schwert fallen und schlug vor Schmerz quiekend wie ein ängstlicher Frischling auf dem harten Pflaster der Gasse auf. Unser Mann hatte eben noch Zeit, dem Kerl einen mächtigen Hieb mit dem Schwertknauf an die Schläfe und ihn damit schachmatt zu setzen, als er aus den Augenwinkeln sah, wie der Breitschultrige, der ihm den Faustschlag versetzt hatte, auf ihn zustürzte und ihn so mächtig anrempelte, dass nichts auf der Welt unseren Mann hätte auf den Beinen halten können. Er stolperte ungeschickt über den bewusstlos daliegenden Kneipengast hinweg, verlor den festen Stand und fiel wie ein Baum zu Boden. Abrollen, um so wieder auf die Füße zu kommen, war einfach unmöglich gewesen. Sofort stand sein breitschultriger Gegner neben ihm und holte zu einem mächtigen finalen Stoß aus. Das war’s, 11

dachte er, ich hab’s verbockt. Seine Gedanken überschlugen sich. Vor seinem geistigen Auge erschienen sein kleiner Sohn, den er nun doch nie wieder sehen sollte … „Halt, Sixtus! Das reicht jetzt! Ihr solltet ihn festhalten, nicht umbringen! Noch nicht!“ Der Römer, der diese Worte mit herrischer, befehlsgewohnter Stimme sprach, trat aus einer dunklen Mauernische ins spärliche Mondlicht. Sofort wich der Breitschultrige, Sixtus genannt, von seinem Opfer zurück und schob sein Schwert zurück in die Scheide. „Hallo Geschäftsfreund, du erinnerst dich doch sicher noch an mich und unsere Verabredung gestern Nacht“, sagte der Römer mit seiner tiefen, sonoren Stimme und dem im Mondschein silbrig glänzenden, in römischer Art gestutzten Kopfhaar. Seinem politischen und gesellschaftlichen Rang entsprechend war er äußerst wertvoll gekleidet und machte in seiner aristokratischen Art sicher Eindruck auf seine Mitmenschen, aber er war bei Weitem nicht so alt, wie sein erbleichtes Haupthaar zu vermitteln schien. Sein Gesicht

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war nahezu faltenlos und unter der Tunika besaß er einen durchtrainierten Körper. „Na ja, von einem kilikischen Piraten darf ich wohl nicht erwarten, dass er sich an Vereinbarungen hält, nicht wahr?“ Er spie dem Mann, der vor ihm am Boden lag, den Vorwurf, ein Freibeuter und Raubmörder zu sein, angewidert entgegen. Der Angesprochene war bis ins Mark erschüttert, versuchte aber, sich das Entsetzen nicht anmerken lassen, das sein Herz wie ein Schraubstock umspannte, als er, den Kloß im Hals mühsam herunterschluckend, realisierte, wer da vor ihm stand. „Du ahnst nicht, wie froh ich bin, dich hier treffen zu dürfen. Was führst du noch gegen mich im Schilde? Sag’s schnell, denn du hast nur noch wenige Augenblicke, die dich von einem schnellen Tod durch das Schwert trennen. Andernfalls…“ „Im Schilde?“, gluckste unser Mann leise, denn er konnte sich vorstellen, was andernfalls mit ihm geschehen würde. „Ich weiß nicht, was du meinst.“ 13

„Oh, ich helfe dir gern auf die Sprünge. Wir beide hatten für unsere beiden Seiten einen Handel zu verabreden und ein Treffen auf dem Burgberg dieser schönen Stadt vereinbart. Für sehr gute, beiderseits lukrative Geschäfte. Aber stattdessen haben mir zwei Fabier mit ein paar Elitesoldaten aufgelauert. Und von dir war weit und breit nichts zu entdecken. Was sagt mir das wohl?“ Der Mann am Boden schwieg beharrlich und sah dem Silberhaarigen fest ins Gesicht, der näher trat und sich nach unten beugte, einen Moment lang mit der Rechten die Kehle des Hilflosen zudrückte und zischte: „Ihr Kilikier hab mich verraten. Erst zahlst du mir jetzt die Zeche dafür, deine Lumpenbande ist später dran.“ Ein kaum sichtbares Handzeichen reichte dem Schläger Sixtus, auf dessen groben Zügen sofort ein feistes Grinsen erschien, zu wissen, was nun unausweichlich folgen würde. Sein Chef war längst wieder mit dem Dunkel der Gassen Pergamums verschmolzen, als Sixtus flüsterte: „So, mein Freund, es ist Zeit. Verabschiede dich von der Welt. Jupiter hat das Urteil über dich gesprochen.“ Und sofort begann Sixtus, mit 14

schweren Fäusten auf unseren Mann einzudreschen, der alle Mühe hatte, bei Bewusstsein, ja, am Leben zu bleiben. Seine schwachen Versuche, Sixtus irgendwie zu entgehen, sich zu wehren, schlugen fehl. Der Schläger traf ihn im Gesicht, seine Kiefer explodierten. Er spürte das dumpfe Knacken der brechenden Kieferknochen, spürte die Schmerzwelle, als Sixtus seine Nase brach und die Fäuste des Schlägers seinen Körper in die Höhe zogen, um seine Brust und seinen Bauch mit schweren Hieben zu traktieren. Er gab sich auf, fühlte nach und nach die brutalen Schläge nicht mehr, bevor er in die apathische Starre eines Halbtoten sank. Seine Gedanken flogen zu seiner Frau und den Söhnen, die tot oder verschollen waren. Er würde nie wieder die Chance haben, sie zu suchen und wiederzusehen. Er bekam durch die dichter werdenden Schleier der Apathie kaum noch mit, was mit ihm passierte – er hörte noch eine zeitlang Sixtus’ angestrengtes Keuchen, bis irgendwann auch das blasseste Licht der Gasse um ihn herum erstarb, so wie er selbst.

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