Aquascapes - Lesejury

ckern, bepflanzen, wird das Auge den Bezie hungslinien immer wieder folgen. Lassen Sie zwischen dominanten Steinen oder. Hölzern einen freien Raum im ...
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Wolfgang Dengler

• gestalten • einrichten • pflegen

Aquascapes



Wolfgang Dengler

Aquascapes gestalten, einrichten, pflegen 126 Farbfotos 12 Zeichnungen

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Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Aquascaping – Der neue große Aquarientrend  4

Die schönsten Aquascapes zum Selber­einrichten  13

Gestaltungsschulen und Wettbewerbe  4 

Kleine Baumwiese  15

Einrichtungs- und Gestaltungsregeln  6

Am Waldrand  21

So gestalten Sie eine faszinierend schöne Aquarienlandschaft  11

Felsenschlucht 25 Alte Bäume  29 Weg zum See  33 Drachenfelsen 37 Waldlichtung 41 Savannenbaum 45 Rote Felsen  49 In den Hochalpen  53 Afrika 57 Schilf am See  61

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 3

Kapitel 4

Einrichtung und Pflege  63

Service 

Ein Landschaftsaquarium gestalten 64

Literatur 121 Internetadressen 122 Bildquellen 122 Register 124

Welche Technik brauche ich ?  65 Das Hardscape  78 Mikroflora und -fauna  81 Wasser 84 Die Pflanzen  87 Die Hauptnährstoffe der Aquarienpflanzen  94 Tiere im Aquascape  108 Ungeliebte Nützlinge – die Algen  111 Auf einen Blick: die Einrichtung des Aquascapes  119

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Aquascaping – Der neue große Aquarientrend Die Wortschöpfung setzt sich aus Aqua = Wasser und (Land)scape = Landschaft zusammen. Aqua­ scaping bedeutet somit das Gestalten entweder naturgetreuer Landschaften oder auch reiner Fan­ tasiewelten unter Wasser. Dieser neue Trend der Aquariengestaltung wurde vom japanischen Aquarianer und Naturfotograf Takashi Amano be­ gründet. Seine bis in das letzte Detail wunderbar ästhetisch gestalteten Schauaquarien, deren Ge­ staltungselemente der japanischen Gartenkunst entspringen, wurden zahllosen Aquascapern zum Vorbild für eigene Ideen. Die Landschaft kann eine Unter- oder Überwas­ serlandschaft sein, ein beliebiger Ausschnitt einer Gegend irgendwo auf der Erde, oder ein Bild in der eigenen Phantasie. Man könnte einen breiten Flusslauf mit großen runden Steinen bauen oder den Uferbereich eines schilfbewachsenen Sees nachbilden. Jede Landschaft kann im Kleinen dar­ gestellt werden, ein Wald, eine mit niedrigen, grasartigen Pflanzen bewachsene Wiese, eine Felsformation im Gebirge. Vielleicht auf einem Spaziergang entdeckte Details wie eine moosbe­ wachsene Baumwurzel oder ein bewachsener Stein, der aus einem kleinen Bach herausragt, mögen Ideengeber sein. Besonders faszinierend für den Betrachter ist es, wenn die Elemente gekonnt vermischt sind und etwa eine nachgebildete Küstenlandschaft so wirkt, als würde sie im Hintergrund in Meer und Horizont übergehen. Dann ist die Sinnestäu­

schung gelungen, denn das Ganze befindet sich ja schon unter Wasser. Die Ruhe und Harmonie, die von einem Aqua­ scape ausgehen, erinnern sehr an die Bilder der

Hemianthus callitrichoides cuba kann auf vielerlei Weise bei der Gestaltung verwendet werden. In diesem Scape bildet es das Grün der Baumkronen.

japanischen Tempel- und der Zen-Gärten. Und von dort kamen auch die ersten Inspirationen zu dieser Aquariengestaltung. Inzwischen ist sie zu einer Form der Kunst geworden. Sie „malt“ leben­ dige Bilder, die sich verändern und daher ständig neu erschaffen.

Gestaltungsschulen und Wettbewerbe

Es gibt große internationale Aquascaping-Foto­ wettbewerbe, bei denen unglaublich naturgetreue Landschaftsnachbildungen unter Wasser gezeigt werden, und es ist ein frappierender Anblick, wenn etwa im Hochgebirge zwischen den Felsen ein Schwarm Fische seine Bahnen zieht. Ein Aquascape wird oft auch als Naturaquarium bezeichnet. Gemeint ist damit, dass es nach dem Vorbild einer Landschaft in der Natur gestaltet wurde. Natürlicher als andere Aquarien ist es nicht, es braucht die gleiche Technik, also Be­ leuchtung, Heizung oder Filter, um funktionieren zu können.

Rechte Seite: Die Ruhe und Harmonie, die von einem gelungenen Aquascape ausgehen, erinnern sehr an Bilder japanischer Tempel- und Zen-Gärten, und von dort kamen auch die ersten Inspirationen dieser neuen ‚Aquarienkunst‘.

Gestaltungsschulen und Wettbewerbe

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Aquascaping – Der neue große Aquarientrend

Aquascaping ist pflanzenbezogene Aquarienge­ staltung. Davor gab es die Holländische Pflanzen­ aquaristik, bei der für Wettbewerbe strikte Regeln galten. So mussten Pflanzen in Gruppen von ge­ nau definierter Größe gesetzt werden. Der Aufbau ging meist terrassenförmig ansteigend nach hin­ ten, die Bepflanzung war ebenfalls vorn niedriger und hinten höher. Eine schöne Tiefenwirkung wurde zum Beispiel durch eine ‚Straße‘, eine von vorne schräg nach hinten verlaufende auffällige Pflanzengruppe erzeugt. Die Auswahl an Vordergrundpflanzen war zu damaliger Zeit begrenzt. Vor allem die sehr nied­ rigen, teppichartig wachsenden Pflänzchen wie Hemianthus callitrichoides cuba, das Zwerg-Perl­ kraut, (HCC) oder Glossostigma elatinoides, das Australische Zungenblatt, waren in der Aquaristik noch nicht ‚angekommen‘. Genau diese sind es aber, die die oft erstaunlichen Effekte der interna­ tionalen Spitzen-Aquascapes hervorrufen.

1 – Der Goldene Schnitt

Teilungslinien des Goldenen Schnitts. Vor allem die Schnittpunkte sind gute Stellen für Wurzeln, Steine und andere markante Objekte des Hardscapes.

Einrichtungs- und Gestaltungsregeln

Im Aquascaping gibt es keine starren Vorgaben bezüglich der Anordnung des Hardscapes, der Steine und Wurzeln also, oder der Platzierung der einzelnen Pflanzengruppen. Es existieren aller­ dings sehr hilfreiche Einrichtungs- und Gestal­ tungsregeln. Einige davon sind bekannt, andere werden recht selten angewandt. Die wirkungs­ vollsten Gestaltungsregeln sind: 1. Der Goldene Schnitt 2. Die Insel oder der Hügel 3. Die Dreiergruppe 4. Der Weg oder zwei Berge und ein Tal 5. Die Harmonischen Linien oder Beziehungslinien 6. Der freie Raum

Der Goldene Schnitt ist nicht nur im Aquascaping eine sehr bekannte Gestaltungsregel, schon früh wurde er in Malerei und Architektur eingesetzt. Dem Goldenen Schnitt zugrunde liegt die Teilung einer Strecke im Verhältnis von rund 1/3 zu 2/3 (ge­ naues Verhältnis der Proportionen: 61,8 % zu 38,2 %). Dieses Teilungsverhältnis lässt sich auf mehrere Linien im Aquarium, längs, quer oder diagonal anlegen. Dadurch entstehen verschiedene Berei­ che, wobei sich der kleinere zum größeren so ver­ hält, wie der größere zum gesamten. Wichtige

Setzen Sie dominierende Steine oder Wurzeln nie genau auf eine Mittellinie, denn dies wirkt langweilig und künstlich. Der Blick des Betrachters kann dann nicht wie in einem interessant eingerichteten Becken wandern. Die ungünstigste Stelle überhaupt ist der Punkt, an dem sich die beiden Mittellinien treffen.

Blickpunkte für den Betrachter werden nicht be­ liebig irgendwo im Raum, sondern bevorzugt auf den Teilungslinien des Goldenen Schnitts ange­ bracht. In der Mitte des Aquariums sollte freier Platz sein, an dem kein dominierendes Hardscape und nur niedrig wachsende Pflanzen stehen. Die Mitte bietet einen weiten, offenen Schwimmraum für die Aquarienfische. Sehr gute Stellen für Hardscape, solitäre Pflanzengruppen, auffällige Gewächse und überhaupt jeden Blickfang, sind die Kreuzungs­ punkte der vier Linien des Goldenen Schnitts.

Einrichtungs- und Gestaltungsregeln

Alle vier roten Felsen befinden sich auf den Kreuzungspunkten des Goldenen Schnitts.

Möchten Sie zum Beispiel ein Iwagumi – eine Felsenlandschaft – einrichten, könnten diese vier Kreuzungspunkte oder drei davon die Standorte für hohe Berge sein. Dazwischen würde sich ein kleines Tal, ein Weg oder ein Bach gut einfügen. Hier wäre dann darauf zu achten, dass Tal, Weg oder Bach etwas seitlich oder diagonal verlau­ fen. Gut zu wissen Alle Gestaltungsregeln sind Hinweise und Vorschläge, manchmal bringen auch die Abweichungen davon sehr gute Ergebnisse.

2 – Die Insel oder der Hügel

3 – Die Dreiergruppe

Die Insel besteht meist aus einem Steinmassiv oder einer dominierenden Wurzelgestaltung, etwas hinter der Mitte des Beckens angebracht. Höher wachsende Pflanzen sind direkt auf der Insel zu finden, darum herum höchstens niedrige Bodendecker, Kies, Sand oder ganz kleines Hardscape.

Die Dreiergruppe kann aus einem großen Stein, einer bestimmenden Wurzel, auffallenden Pflanzengruppe oder hervorstechenden Solitärpflanze bestehen. Um diesen zentralen Punkt werden zwei weitere kleinere Akzente gesetzt, sodass ein Dreieck entsteht, bei dem der höchste Punkt stets hinten liegt.

Auch eine große Wurzel auf der einen Seite und eine hohe Pflanzengruppe auf der anderen wären denkbar, beide Blickfänge platziert auf den zwei hinteren Kreuzungspunkten. Die vorderen Kreu­ zungspunkte könnten durch etwas niedrigere Pflanzengruppierungen betont werden. Die Insel- oder Hügelgestaltung eignet sich ganz hervorragend für eher kubische und hohe Aquarien. Bei der Einrichtung nach dieser Vorlage sollte der höchste Punkt der Insel nicht den Kreu­ zungspunkt der Längen- und Breitenmittellinien des Beckens bilden. Dies würde genau der geome­

trischen Mitte entsprechen. Platzieren Sie den do­ minierenden Punkt eher etwas weiter hinten (2/3-Verhältnis), so entsteht vorn etwas mehr freier Raum. Auch bei der Dreiergruppe sollte keines der Gestaltungselemente direkt auf dem Kreuzungs­ punkt der Mittellinien stehen, am wenigsten das erste, dominierende Element. Mit der ‚Dreier­ gruppe‘ lassen sich interessante Aquascapes ge­ stalten, vor allem, weil sie sich sehr gut mit der Gestaltungsregel ‚Der freie Raum‘ kombinieren lässt.

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Aquascaping – Der neue große Aquarientrend

Einrichtungs- und Gestaltungsregeln

4 – Der Weg oder Zwei Berge und ein Tal

5 – Die Harmonischen Linien oder Beziehungslinien (auch Sichtlinien)

6 – Der freie Raum

Aquascapes nach dieser Gestaltungsregel sind ziemlich weit verbreitet.

Lassen Sie die Augen in der Unterwasserlandschaft wandern. Sie erreichen dies, indem Sie gleiche oder ähnliche Gestaltungsmerkmale so anordnen, dass sie auf einer gedachten, meist halbkreisförmigen Linie liegen.

Der freie Raum symbolisiert das Prinzip von Fülle und Leere. Dieses Gestaltungskonzept lässt sich unter anderem sehr gut mit den Harmonischen Linien oder Beziehungslinien verbinden.

Mit der Weg- oder Zwei Berge und ein Tal-­ Gestaltungsregel lassen sich sehr ansprechende Landschaften zaubern. Meist werden die zwei Berge durch Steine dargestellt, es können aber auch zwei passende Wurzelhölzer verwendet wer­ den. Es kann sich bei den die Harmonischen Linien markierenden Objekten um Steine, Wurzelholz, schöne Solitärpflanzen oder auch um ganze Grup­ pen von Pflanzen handeln. Wichtig ist nur, dass alle Gestaltungselemente von gleicher Art sind: etwa wie in der Skizze fünf gleiche Steine, fünf

gleichartige Wurzeln oder fünfmal die gleiche oder sehr ähnliche Pflanzenart. Wenn Sie den Rest des Aquascapes, am besten mit Bodende­ ckern, bepflanzen, wird das Auge den Bezie­ hungslinien immer wieder folgen. Lassen Sie zwischen dominanten Steinen oder Hölzern einen freien Raum im Mittenbereich, der höchstens mit Wurzelstückchen oder kleinen Stei­ nen bestückt wird. Hier sollen auch nur sehr nied­ rig bleibende Pflanzen wachsen.

Linke Seite: Eine klassische Dreiergruppe in diesem Aquascape eröffnet dem Betrachter einen Blick ‚über den Horizont‘.

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Aquascaping – Der neue große Aquarientrend

So gestalten Sie eine faszinierend schöne Aquarienlandschaft

Standort des Aquascapes

Weitere hilfreiche Regeln Der zentrale Punkt oder Fokuspunkt Dieser ist nicht der geometrisch zentrale Punkt des Beckens, sondern vielmehr der wichtigste Blickfang, das bestimmende Element der Gesamtgestaltung. Der  zentrale Punkt kann ein Stein, eine Wurzel oder eine ganz außergewöhnliche Pflanzengruppe sein. Er wird oft auf einer 2/3-Kreuzungslinie des Goldenen Schnitts platziert. Die ungerade Anzahl Verwenden Sie 3, 5, 7 oder eine andere ungerade Anzahl an Elementen. Der Gesamteindruck wird auf diese Weise harmonischer. Diese Regel hat besonders für dominante, große Steine Gültigkeit.

Wie machen es die guten Aquascaper ? Betrachten Sie die Bilder von den Spitzenaquas­ capes, die bei den Wettbewerben vordere Plätze einnehmen. Finden Sie heraus, welche Details oder Gestaltungselemente die Faszination dieser Kunstwerke ausmachen. Nutzen Sie sie, um ei­ gene Ideen zu verwirklichen. Denken Sie aber auch daran, dass die Wettbewerbsscapes für die Fotoaufnahme genau auf den Punkt getrimmt und alle im Alltagsbetrieb ganz oder teilweise sicht­ bare Technik wie Filter, Heizer, Thermometer, CO2-Eingabegerät, CO2-Dauertest und so weiter entfernt werden.

Linke Seite: Beispiel für die Anwendung der Gestaltungsregel der harmonischen Linien.

Mischen Sie nicht zu viel Hardscape Nehmen Sie möglichst nur eine Art von Gestein oder Wurzelsorte. In der Natur wird es selten eine Landschaft mit mehreren verschiedenen Gesteinen auf enge­rem Raum geben. Hölzer verschiedener Sorten und Herkunftsgebiete wirken schnell zusammengewürfelt und disharmonisch. Lernen Sie von der Natur Was macht eine schöne Landschaft aus ? Warum sind ein Tal, ein Bachlauf oder genau dieses Waldstück so außergewöhnlich ? Finden Sie es heraus und ver­suchen Sie, diese Wirkung auch im Aquarium zu er­zielen.

So gestalten Sie eine faszinierend schöne Aquarienlandschaft Das Wichtigste zuerst • Betrachten Sie die Gestaltungsregeln als Pla­ nungshilfen, lassen Sie aber Ihrer eigenen Krea­ tivität bei der Einrichtung freien Lauf. • Die Gestaltung, Bepflanzung, die Pflege und das Beobachten sollen vor allem Spaß machen. Das fertige Ergebnis wird oft von der Planung abwei­ chen, muss aber nicht weniger gelungen sein. • Im weiteren Verlauf ist es die immerwährende Veränderlichkeit in diesem künstlich geschaffe­ nen und doch nach natürlichen Regeln funktio­ nierenden kleinen Lebensraum, die viel Freude und Einsichten in Zusammenhänge und Abläufe der Natur bringt.

Sie wollen Ihr Aquarium gut sehen und beobach­ ten können und Ihr Werk genießen. Ein Aquarium hat Gewicht, besonders wenn es vollständig aus­ gestattet ist. Der Standort muss also von der Sta­ tik her geeignet sein. Der Standort sollte nicht zu hell, das heißt, direkte Sonneneinstrahlung mög­ lichst vermeiden, und im Sommer nicht zu heiß sein. Das Becken muss außerdem stabil stehen. Zwi­ schen Bodenscheibe und Unterlage, etwa einem Schrank, sollte um Unebenheiten auszugleichen, eine Matte, dicke Wellpappe oder Ähnliches ange­ bracht werden. In gefülltem Zustand darf das Aquarium nicht mehr bewegt werden ! Das Aqua­ rium sollte leicht zugänglich sein, denken Sie an Pflegearbeiten und Wasserwechsel !

Machen Sie einen Einrichtungs- und Gestaltungsplan Fertigen Sie zwei Skizzen an. In die erste zeich­ nen Sie die technischen Geräte ein. Planen Sie alle technischen Geräte so, dass sie stets leicht zu­ gänglich sind, versuchen Sie aber, die Technik hinter Hardscape oder Pflanzengruppen zumin­ dest teilweise zu verstecken. Die zweite Skizze stellt alle Wurzeln, Steinauf­ bauten und die Bepflanzung dar: • Bestimmen Sie, wo freie Flächen belassen wer­ den sollen. • Suchen Sie in Fachliteratur oder aus Ihren eige­ nen Erfahrungen die für dieses Scape passen­ den Pflanzen heraus. Bedenken Sie dabei immer Endgröße und Wuchsgeschwindigkeit. • Achten Sie darauf, dass Bodendecker und nied­ rig bleibende Vordergrundpflanzen später nicht

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