Anleitung Joghurttränke

Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Töging a.Inn mit Landwirtschaftsschule. Oktober 2010. Joghurt-Tränke einfach und arbeitszeitsparend. Definition ...
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Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Töging a.Inn mit Landwirtschaftsschule Oktober 2010

Joghurt-Tränke einfach und arbeitszeitsparend

Definition: =

Milch, die durch Zugabe von Joghurtkulturen eine Milchsäuregärung durchmacht. Dabei wird der Milchzucker (Laktose) durch die Joghurtkulturen zu Milchsäure vergoren (Vorverdauung von Laktose). Durch diese natürliche Säuerung auf einen pHWert bis zu 4 dickt die Milch ein und bekommt einen säuerlichen Geschmack. Je länger die Milch steht, desto saurer und haltbarer wird sie. Vorteile: Die Milch braucht nicht mehr erwärmt werden. Sie kann kalt getränkt werden, weil durch die milchsaure Vergärung der Laktose ein Verdauungsschritt vorweggenommen wird, der sonst unter Wärmeeinfluss im Kalb stattfinden muss. schnelle und arbeitszeitsparende Zubereitung der Tränke ermöglicht eine rationelle Kälberaufzucht bei saisonaler Abkalbung - Gruppentränke – Tränkezeiten werden unabhängig von den Melkzeiten Die Milch wird über längeren Zeitraum haltbar durch die konservierende Wirkung von Milchsäure → Vorratstränke → ab 4. Lebenswoche nur noch einmal täglich tränken. Die konservierende Wirkung hält bis zu 3 Monate, d.h. „Stapeln“ der Milch auf Vorrat in Zeiten geringen Bedarfs für Zeiten mit viel Bedarf → Verwertung von Biest- und Kälbermilch Positive Wirkung auf die Darmflora, weil die milchsaure Milch durch den niedrigeren pH-Wert verdauungsfördernd wirkt und die Besiedelung des Darms durch schädliche Keime verhindert. Sehr gut verträglich. Keine tägliche Reinigung mehr, es genügt eine monatliche Grundreinigung der Tränkeeinrichtungen.

Unterschied zur Sauertränke: Die Sauertränke wird erreicht durch eine chemische Säuerung mittels Essig-, Ameisenoder Zitronensäure. Es findet dabei keine Vorverdauung des Milchzuckers statt, da er chemisch nicht verändert wird. Seite 1 von 8

Welche Milch darf verwendet werden: Ja: Konsummilch

Nein: antibiotikahaltige Milch,

Biestmilch Kälbermilch

da diese die Bakterienkulturen zerstört

Wurden Kühe mit Trockensteller behandelt, kann es sein, dass die Biestmilch erst mehrere Tage nach der Kalbung für die Zubereitung von Joghurtränke geeignet ist. Deshalb sicherheitshalber für diese Biestmilch einen extra Stamm ansetzen.

Ziele: Verwertung der gesamten Biest- und Kälbermilch – kein Einsatz von Konsummilch in der Tränke -Vereinfachung der Tränke – Reduktion von Durchfall

Arbeitszeitersparnis Ansetzen des Joghurt-Stamms: 1.

der erste Stamm wird mit der 1. Kalbung im Betrieb angesetzt Besorgen eines 20 l - Eimers 2.

3.

4-

Der ungekühlten, kuhwarmen Milch (Normalmilch oder Biestmilch, keine Hemmstoffmilch) wird in einem abdeckbaren Gefäß Joghurtkultur zugesetzt: auf 10 l Milch ein 500 g Naturjoghurt (aus dem Supermarkt-Regal) Gut aufrühren, zudecken und ca. 15 – 20 h an einen warmen Ort (am Kachelofen, im Bad mit Fußbodenheizung usw.) stehen lassen. Die Temperatur darf dabei nicht unter 20 ° C absinken. Je wärmer es ist, desto rascher erfolgt die milchsaure Gärung und umso stabiler wird das Gemisch. Wichtig: hygienisch arbeiten – es darf kein Schmutz in die Milch kommen, da sonst die natürliche Milchsäuregärung gestört wird.

Die Milch ist nach dieser Prozedur eingedickt und weist den typisch angenehm säuerlichen Joghurtgeruch auf. Der Stamm hat die Konsistenz eines handelsüblichen Trinkjoghurts. Seite 2 von 8

Prinzip der Joghurt-Tränke: Für das Lagern der fertigen Joghurtmilch wird ein größerer Vorratsbehälter benötigt, der mit einem Auslauf versehen ist. Der Auslauf soll so angebracht werden, dass immer ein Mindestanteil von ca. 10 – 20 % als Stamm erhalten bleibt. Frostfrei lagern.

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Joghurtstamm wird vom 20 l-Eimer umgeschüttet in den Vorratsbehälter. Zum Joghurtstamm wird täglich mindestens die zum Tränken benötigte Milch hinzugeschüttet. Die Milch muss kuhwarm sein (ca. 30-35 °C – sonst Nacherwärmen) und mit dem Stamm gut verrührt werden. Bei kleinen Mengen genügt dazu ein großer Kochlöffel bzw. Schneebesen, bei großen Behältern Rührwerk oder Mörtelrührer der Bohrmaschine, um den Vergärungsprozess gleichmäßig in Bewegung zu setzen. Frisch angesetzter Joghurt umgerührt mit Kochlöffel

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gelagerte Joghurtmilch umgerührt mit Schneebesen

Am besten die komplett anfallenden Biestmilch immer hineinschütten, auch wenn sie am Tränketag nicht benötigt wird. Damit schafft man sich für die HaupttränkePhasen einen guten Vorrat. Seite 3 von 8

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Es gilt: 1 l Joghurtstamm reicht für ca. 5 l/Milch zum Impfen Die vorbereitete Tränke bleibt bis zur nächsten Tränkezeit bei mind. 10 °C stehen. Im Winter evtl. an einem wärmeren Ort weg von der Milchkammer lagern, wenn diese Mindesttemperatur dort unterschritten wird oder vor der Verfütterung anwärmen. Vor dem Tränken die Joghurtmilch im Vorratsbehälter gut aufrühren. Auf den Stamm (10 – 20 % - nicht vergessen) wird wieder kuhwarme Milch für die nächste „Malzeit“ aufgeschüttet, gut durchgerührt und ca. 12 h stehen gelassen.

Steuerung des Säuregehalts in der Joghurt-Tränke: Erfolgt über den Anteil an Johgurtstamm, der nach der Tränke im Vorratsbehälter verbleibt für die erneute Herstellung von Joghurttränke und über die Gärungstemperatur. Je höher die Temperatur ist, desto schneller und intensiver erfolgt die Vergärung und desto weiter sinkt der pH-Wert ab. Säuert die Milch zu stark an, kann es passieren, dass die Tiere die Joghurttränke verweigern. Abhilfe ist möglich durch das Verringern des Joghurtstamms und/oder das Beimischen von frischer Milch kurz vor der Tränke.

Haltbarkeit der Joghurt-Tränke: Die Joghurtmilch kann bei optimaler Handhabung einige Monate haltbar sein. Damit ist es möglich, Tränkevorräte anzusammeln in Zeiten geringen Bedarfs für Zeiten hohen Bedarfs (Hauptkalbezeiten). Nicht konsumfähige Milch (außer Hemmstoff-Milch) kann sinnvoll gelagert und verwertet werden. Allerdings wird die bevorratete Joghurtmilch im Laufe der Zeit immer dicker und saurer. Sie muss dann zur Tränke verdünnt werden, damit sie problemlos von den Kälbern angenommen wird. Gestört werden kann die Haltbarkeit durch: + +

Verderb des angesetzten Joghurts z.B. durch Hemmstoff-Milch (Veränderung des Geruchs). Es können sich Hefen bilden und die Joghurtmilch riecht faulig. Alkoholische Gärungen: die Milch kann noch an die Kälber verfüttert werden. Es ist aber unbedingt eine neue Kultur anzusetzen.

Empfehlung:

Aus Sicherheitsgründen alle 4 Wochen einen neuen Joghurtstamm ansetzen.

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Praktischer Einsatz der Joghurttränke im Betrieb 1. bis 3. Lebenstag:

Einzelbox/Iglu

Neugeborene Kälber bekommen die reine Biestmilch ihrer Mütter, wobei nur am ersten Lebenstag nachgewärmt wird. An den beiden Folgetagen unterbleibt die Nacherwärmung.

4. bis 6. Lebenstag: 

 

Einzelbox/Iglu

Die Biestmilch wird mit Joghurtmilch vermischt und die Kälber werden an den sauren Geschmack gewöhnt, wobei nur noch kalt getränkt wird. Wird erst später umgestellt, kann es zu einer Verweigerung der Tränke kommen. Die Kälber werden nach dem Tränken in den ersten Tagen bereits an den Kälberstarter gewöhnt, solange der Saugreflex noch vorhanden ist. Ab dem ca. 7. Lebenstag saufen die Kälber die alleinige Joghurttränke ohne Probleme, wenn sie nicht zu sauer ist (je länger angesetzt, desto saurer, hier evtl. länger verschneiden).

1. bis 12. Lebenswoche:

Gruppenhaltung

Die männlichen und weiblichen Kälber werden unterschiedlich getränkt.

Weibliche Kälber: Ziel ist es, die weiblichen Kälber rationiert zu tränken nach Tränkeplan für Vollmilch und so schnell wie möglich zum Raufutterfresser zu erziehen (frühzeitige Gabe von Rauhfutter) bei freiem Zugang zu frischem Wasser. Eine Begrenzung der Tränkemenge auf 6 l Joghurtmilch/Kalb und Tag ist sinnvoll. Die Tränkedauer reicht vom Frühabsetzen mit 7-8 Wochen bis zur bei Biobetrieben vorgeschriebenen Tränkedauer von 12 Wochen. Bei normaler Tränkezeit von 12 Wochen wird in der Praxis ab der 8. Woche die Tränkemenge bis auf 1 l/Kalb und Tag reduziert.

Männliche Kälber Die männlichen Kälber sollen so schnell wie möglich zunehmen, um mit 4-6 Wochen bei ca. 70-80 kg LG auf dem Markt verkauft zu werden. Deshalb bekommen sie Joghurttränke ad libitum (bis zu 12 l/Kalb und Tag). Während der Wintersaison 09/10 hat sich am guten Zustand der Kälber gezeigt, dass diese hohen Tränkemengen akzeptiert worden sind und für die Vitalität gut waren. Praktische Erfahrungen zeigen, dass die Durchfall-Anfälligkeit der mit Joghurtmilch getränkten Kälber gering ist. Erkrankte Kälber zeigen einen abgemilderten Verlauf der Durchfallerkrankung und eine Ausheilung innerhalb weniger Tage. Die Joghurttränke konnte während der Durchfallerkrankung weiter gefüttert werden und wurde von den Tieren auch aufgenommen. Zusätzlich wurde eine Elektrolytlösung angeboten. Seite 5 von 8

Tränkeverfahren: Üblicherweise werden die Kälber mit Nuckeleimern getränkt. Da dieses Verfahren bei saisonaler Abkalbung sehr arbeitsaufwändig ist, kommen verschiedene Methoden der Sammeltränke zunehmend zur Anwendung. Voraussetzung:

max. 2 Wochen Altersunterschied innerhalb der Gruppe Nur dann ist sichergestellt, dass alle Kälber die Tränke erhalten und jüngere Tiere nicht von älteren verdrängt werden. Außerdem ist ein gemeinsames Abtränken dann möglich.

Fass als Gruppentränke

Verwendet wird ein Plastikfass, in dem im oberen Drittel die Saugnuckel angebracht sind. Von den Saugnuckeln weg wird ein Schlauch bis zum Grund des Fasses angebracht. Der Schlauch muss den gleichen Durchmesser wie der Saugstutzen haben, damit die Kälber die Milch hochsaugen können. Schlauch und Stutzen werden über ein kleines Steckrohr miteinander verbunden. Sauger mit passenden Schläuchen sind mittlerweile im Handel als Paket erhältlich. Das Fass wird entweder in die Sammelbucht gehängt, am Boden verankert oder an einer Absperrvorrichtung befestigt.

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KG-Rohr als Gruppentränke:

Montageanleitung lt. LfL Grub (Infoblatt „Joghurttränke“ in der Kälberaufzucht): Dazu wird ein 30iger KG-Rohr mit verschlossener Stirnseite verwendet. An der Oberseite des Plastikrohres werden Öffnungen ausgeschnitten. Zu Stabilität belässt man etwa 20 cm breite Stege. An einer Seite werden im Abstand von etwa 40 cm die Nuckel angebracht. Im Inneren des Rohrs reichen kurze Schlauchstücke bis zum tiefsten Punkt der Rohrkrümmung und werden schräg abgeschnitten, damit letzte Tränkereste aufgesaugt werden können. Das gesamte Rohr wird mittels Ketten o.ä. in die Waagrechte gebracht. Zur Tränkemahlzeit kann das Tränkerohr auf Höhe der Kälber abgelassen werden und wird nach dem Tränkevorgang zur Befriedung des Saugreflexes noch ca. 30 Minuten hängen gelassen. Anschließend wird die Vorrichtung wieder außerhalb der Reichweite der Kälber hochgehängt.

Reinigung der Tränkeeinrichtung: Die Reinigung der Tränkeeimer und der Gruppentränken kann beim Einsatz von Joghurttränke auf einen vierwöchigen Turnus reduziert werden. Die Joghurtablagerungen an den Tränkegefäßen führen nicht zu Problemen hinsichtlich der Verträglichkeit der Tränke. In Problembeständen müssen die Tiere einzeln gefüttert werden und die tägliche Reinigung ist unumgänglich. Seite 7 von 8

Joghurtmilch im Laufe der Tränkeperiode:

So sieht die frisch angesetzte Joghurtmilch aus.

So sieht eine auf Vorrat hergerichtete Joghurtmilch aus – also nicht wundern und immer gut durchrühren.

Quellen: +

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Vortrag des Betriebsleiters Michael Schindele zum praktischen Einsatz der Joghurttränke am 28.10.09 beim Arbeitskreis Kurzrasenweide des AELF Töging. Er verarbeitete in seinem Vortrag seine praktischen Erfahrungen auf KRW-Betrieben in Neuseeland und die Anwendung im eigenen Milchviehbetrieb mit Kurzrasenweide. Praktische Erfahrungen verschiedener Kurzrasenweidebetriebe im AK KRW während der Kalbesaison 09/10, insbesondere des Betriebs Folger. Der Betriebsleiter ist hauptberuflich Fütterungstechniker beim LKV Bayern und im Nebenerwerb Landwirt. Er ist sowohl als Betrieb als auch als Fütterungstechniker im Rahmen des Pilotprojekts zur Verbundberatung bei KRW im AK KRW tätig. Mündliche Information von Herrn Siegfried Steinberger von der LfL Grub Infoblatt der LfL Grub zur Joghurttränke vom Oktober 2010 Informationen von der IG Weidemilch (Schweiz)

LOI Claudia Mühlhauser Leiterin des AK KRW I AELF Töging

im Oktober 2010

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