Angel Eyes

rer Klasse, die einen Porsche fuhren, weil sie ihn von ihren Eltern geschenkt bekommen hatten. Mein Vater war auch nicht arm, aber für mich spielte Geld bisher ...
349KB Größe 7 Downloads 1057 Ansichten
Stefanie Heggenberger

Angel Eyes Fantasy

2

© 2014 AAVAA Verlag Alle Rechte vorbehalten 1. Auflage 2014 Umschlaggestaltung: AAVAA Verlag Coverbild: Stefanie Heggenberger Printed in Germany

AAVAA print+design Taschenbuch: Großdruck: eBook epub: eBook PDF: Sonderdruck:

ISBN 978-3-8459-1287-5 ISBN 978-3-8459-1288-2 ISBN 978-3-8459-1289-9 ISBN 978-3-8459-1290-5 Mini-Buch ohne ISBN

AAVAA Verlag, Hohen Neuendorf, bei Berlin www.aavaa-verlag.com eBooks sind nicht übertragbar! Es verstößt gegen das Urheberrecht, dieses Werk weiterzuverkaufen oder zu verschenken! Alle Personen und Namen innerhalb dieses eBooks sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

3

Ich widme dieses Buch all jenen Menschen, deren Schutzengel den Kampf gegen die Bruderschaft verloren hat und die somit viel zu früh aus ihrem Leben gerissen wurden.

4

PROLOG

Was ist passiert? Wo bin ich? Diese Fragen gingen Thomas durch den Kopf, als er die Augen öffnete. Offensichtlich war er bewusstlos gewesen. Er ließ seinen Blick zu den Fackeln an der Wand schweifen, die den fensterlosen Raum ein wenig erhellten. Sein Kopf schmerzte. Er musste einen Schlag abbekommen haben. Als er eine Hand hob, um seinen Schädel nach Verletzungen abzutasten, stellte er fest, dass er mit Handschellen gefesselt war. Diese saßen verdammt eng, denn an seinen Handgelenken zeichneten sich dunkelrote Striemen ab. Saß er im Gefängnis? War er in eine Schlägerei hineingeraten? In letzter Zeit hatte er oftmals den Pub im Dorf aufgesucht. Die Männer dort gerieten häufig in hitzige Diskussionen. Also nicht so abwegig, dass 5

ihm die Hand ausgerutscht war. Er hatte zwar noch nie eine Haftanstalt besichtigt, dennoch erinnerte ihn dieser Bau an ein Verlies im Mittelalter. Es roch auch so, wie er sich das immer vorgestellt hatte. Plötzlich vernahm er dumpfe Schritte. „Ah, wie ich sehe, bist du wach“, bemerkte ein Mann, der unvermittelt vor der Zelle stand. Er trug eine Art Mönchskutte. „Was ist passiert? Warum bin ich hier und warum bin ich gefesselt?“, sprudelte es aus Thomas heraus. „Nicht so stürmisch! Eine Frage nach der anderen. Du wurdest auserwählt.“ Die Stimme des Fremden, die Thomas bekannt vorkam, klang jedoch nicht so, als sei dies ein gutes Zeichen. „Wofür wurde ich auserwählt?“ „Das, mein Lieber, wird dir unser Anführer selbst erklären. Keine Sorge, wir begeben uns gleich zu ihm.“ Der Mönch nahm einen monströsen Schlüssel, sperrte das Gitter auf und befreite Thomas von seinen Handfesseln. 6

„Folge mir!“, forderte der seltsame Mann und winkte ihn mit einer Handbewegung herbei. Da Thomas nicht wusste, wo sich ein anderer Ausgang befand und ihm die Situation nicht geheuer schien, ging er gehorsam mit. Nachdem die beiden durch einen langen, schmalen Gang gegangen waren, erreichten sie eine Treppe, die nach oben führte. Mit jeder Stufe wurde die Luft frischer und angenehmer, obwohl noch kein Tageslicht zu sehen war. Auf dem Weg begegneten ihnen weitere dieser seltsamen Mönche. Sie hatten die Kapuze ins Gesicht gezogen, sodass Thomas keines ihrer Konterfeis erkennen konnte. Zumal hier ähnliche Lichtverhältnisse wie unten herrschten, da auch an diesem Ort nur alle paar Meter eine Fackel an der Wand hing. Sie gelangten in einen spartanisch eingerichteten Raum, in dem bloß ein Teppich als spärliche Dekoration diente. Thomas und sein Begleiter standen vor einer imposanten Flügeltür. Zwei Männer öffneten sie und gaben so den Blick auf einen gigantischen Saal frei. 7

„Tretet ein.“ Eine männliche Stimme hallte durch den ganzen Raum und alle folgten strikt der Anweisung. Thomas hatte ein mulmiges Gefühl, tat jedoch ebenfalls, was man von ihm verlangte. Je näher er der Person kam, der offensichtlich jeder in diesem Gebäude hörig war, umso mehr konnte er erkennen. „Wie ich sehe, ist ein weiteres meiner Schäfchen erwacht und nun Teil dieses Ordens.“ Es folgte ein hämisches Grinsen. „Da haben Sie Recht. Dennoch verstehe ich das alles nicht. Wo bin ich hier gelandet?“ „Gefällt es dir bei uns nicht? Ich habe dir ein neues und nicht zu vergessen viel besseres Leben geschenkt. Wäre da nicht ein wenig Dankbarkeit angemessen?“ Unterwürfig nickte Thomas ihm zu. „Du bist fortan einer der Gefallenen und das ist eine Ehre. Wir müssen uns darum kümmern, dass unsere Feinde unterdrückt werden. Möglicherweise wirst du mir noch sehr nützlich sein und natürlich gebührend belohnt. In der Zwischenzeit wird dir in diesem kleinen Anwesen ein Zimmer 8

zugeteilt, wo du dich aufhalten kannst. Die anderen Brüder werden dir das Regelwerk zukommen lassen und dich über alle Gegebenheiten aufklären, die für dich wichtig sind.“ „Aber …“ „Niemand unterbricht den Anführer. Du darfst nur sprechen, wenn er dir das Wort erteilt“, verbesserte ihn einer der Mönche augenblicklich. „Ihr dürft gehen“, forderte das Oberhaupt alle auf, den Saal zu verlassen.

9

Nancy

Fünf Jahre später, an einem anderen Ort und weit weg von diesen Geschehnissen. Mittlerweile besuchte ich die zehnte Klasse einer Highschool in Miami Beach, Florida, und wieder einmal ging ich übermüdet in die Schule. Die Sonne schien schon am frühen Morgen mit voller Kraft, was hier jedoch nichts Besonderes war. Als ich die Haustür öffnete, sah ich meine beste Freundin Gaby, die in ihrem Auto auf mich wartete. Sie ließ die Scheibe ihres nagelneuen BMW herunter und strahlte mich an. Gaby war wunderschön, ihre langen dunkelbraunen Haare fielen glatt über ihre Schultern. Um ihre blauen Augen beneidete ich sie jeden Tag. Meine Augenfarbe, die ich von meinem Vater hatte, war eine 10

Mischung aus Grün und Grau, was mir nicht besonders gefiel, da es so düster wirkte. „Hey Nancy, schlecht geschlafen? Du hast so dunkle Ringe unter deinen Augen. Gar nicht schön“, trällerte sie in ihrer morgendlichen Höchststimmung. „Ja, ich war so aufgeregt wegen unseres Mathetests heute und konnte beim bloßen Gedanken daran nicht einschlafen“, log ich. Dass ich wie jede Nacht heimlich spazieren gegangen war, musste schließlich keiner wissen. Nicht einmal meine beste Freundin. Gaby war zwar eine der liebenswürdigsten Personen, die ich kannte, abgesehen von Brooke, der neuen Lebensgefährtin meines Vaters, aber Gaby konnte auch ein ziemliches Plappermaul sein. Ich stieg zu ihr in den Wagen, in dem noch der Geruch des Neuen lag. Ich beneidete sie auch um dieses Prachtstück, denn Autos waren meine Leidenschaft. Eigentlich interessierte mich alles, was man nicht mit den Merkmalen eines typischen Mädchens in Verbindung brachte. Ich wollte anders sein, aber 11

niemand schien mich zu verstehen. Gabys Lieblingsbeschäftigung war es, den Jungs mit ihrer Schönheit den Kopf zu verdrehen. Jedoch unterschied sie sich in einem Punkt von gewöhnlichen Mädchen: Sie hatte ein großes Herz und war keinesfalls abgehoben oder arrogant. „Ich war gestern mit Neil, dem Kellner aus dem Steakhaus, im Kino. Weißt du, wen ich meine?“ Dabei richtete sie ihren Blick lächelnd auf die Straße. „Ja, das ist doch der, von dem du mir vor zwei Tagen so vorgeschwärmt hast, oder?“ Meine Frage war berechtigt, denn bei Gabys Männerverschleiß konnte man leicht durcheinander kommen. In dieser Hinsicht verstand ich sie nicht. Sie verabredete sich ungefähr jede Woche mit einem anderen Jungen, um dann herauszufinden, dass er doch nicht der Richtige für sie war. Sie hatte absolut kein Gespür für Männer und für mich war das ein Indiz dafür, dass sie zu krampfhaft versuchte, jemanden zu finden. 12

Ich dagegen hatte es gar nicht eilig, einen Freund zu bekommen. Alles würde damit enden, dass er mich verletzt und ich todunglücklich wäre, anstatt das pure Glück erlebt zu haben. Ich sah es ja bei Gaby. Deswegen ließ ich auch jeden Kerl, der sich für mich interessierte oder mich gar zum Kaffeetrinken einladen wollte, abblitzen. Das wiederum verstand Gaby nicht. Wir waren also im Grunde genommen komplett verschieden. „Hörst du mir überhaupt zu?“ Gaby riss mich abrupt aus meinen Gedanken. „Sorry, ich bin noch nicht ganz wach.“ Dabei versuchte ich, meine Stimme so schläfrig wie möglich klingen zu lassen. Mir fiel auf, dass es mir auch nicht schwerfiel. Es schien mir zu gelingen, denn Gaby gab es auf, mir weiter von ihrem Date zu berichten. Der Mathe Test sollte gleich in der ersten Stunde geschrieben werden, was mich ein wenig beunruhigte. In meiner Verfassung würde es nicht so leicht sein, die Prüfung zu bestehen. Wir parkten auf dem Schülerparkplatz, der fast komplett 13

besetzt war. Gabys neuer BMW war keine Seltenheit. Schließlich wohnten hier die reichen Kinder erfolgreicher Manager, Musikproduzenten oder Chirurgen. In einem modernen Gebäude – ein Kunstwerk zeitgenössischer Architektur – war die Schule untergebracht. Die großen, hellen Glasfronten gefielen mir am besten. Müde trottete ich der aufgedrehten Gaby ins Klassenzimmer hinterher. Dort war ich nicht die Einzige, die kurz davor stand, einzuschlafen, da manche offensichtlich die Nacht durchgepaukt hatten. Als der Test vor mir lag, verflogen meine Zweifel. Ich war wie immer bereits nach zwanzig Minuten fertig und überließ mich meinen Gedanken. Ich wollte mir im nächsten Jahr ein Auto kaufen. Es sollte kein neues schickes Auto sein. Lieber ein älteres Modell, das ich nach meinen Vorstellungen umfrisieren könnte. Das würde jedoch eine Menge Geld verschlingen und dafür reichte mein bescheidenes Taschengeld nicht aus. Mein Vater war zwar nicht geizig, 14

dennoch wollte ich ihn nicht um Geld bitten. Ich hatte schon immer den Wunsch, selbstständig zu sein. Nicht so wie einige aus unserer Klasse, die einen Porsche fuhren, weil sie ihn von ihren Eltern geschenkt bekommen hatten. Mein Vater war auch nicht arm, aber für mich spielte Geld bisher keine wichtige Rolle. Für mich waren Zuverlässigkeit und Ehrlichkeit von größerer Bedeutung. Ich musste mir nur einen Job suchen. Ich erinnerte mich daran, dass an der Tankstelle eine Aushilfe gesucht wird. Ich könnte Gaby bitten, mich nach der Schule dort abzusetzen.

15