Aids im öffentlichen Bewusstsein der Bundesrepublik Deutschland

HIV/STI‐Prävention als Werbebanner, Spots oder in sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter usw. wurden von 58 % wahrgenommen. Gegenwärtig geben 94 % der 16‐ bis 20‐jährigen Jugendlichen an, das Thema HIV sei bei ihnen im Unterricht behandelt worden. 79 % berichten, auch das Thema STI sei in der Schule.
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          AIDS IM ÖFFENTLICHEN  BEWUSSTSEIN DER  BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND    Wissen, Einstellungen und Verhalten zum Schutz vor  HIV/AIDS und anderen sexuell übertragbaren  Infektionen (STI)   

Eine Wiederholungsbefragung der Bundeszentrale  für gesundheitliche Aufklärung, Köln    Kurzbericht / Mai 2017       

 

     

 

              ZITIERWEISE  Von Rüden, U. (2017). AIDS im öffentlichen Bewusstsein der Bundesrepublik Deutschland 2016.  Wissen,  Einstellungen  und  Verhalten  zum  Schutz  vor  HIV/AIDS  und  anderen  sexuell  übertragbaren  Infektionen  (STI).  BZgA‐Forschungsbericht.  Köln:  Bundeszentrale  für  gesundheitliche Aufklärung.  Dieser Bericht wird von der BZgA kostenlos abgegeben. Er ist nicht zum Weiterverkauf durch die  Empfängerin/den Empfänger oder Dritte bestimmt.  Die  Bundeszentrale  für  gesundheitliche  Aufklärung  ist  eine  Fachbehörde  im  Geschäftsbereich  des Bundesministeriums für Gesundheit.  Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung  Referat 2‐25  Maarweg 149‐161  50825 Köln  Tel.: 0221 8992 307  Fax: 0221 8992 300  E‐Mail: [email protected]  http://www.bzga.de/forschung/studien‐untersuchungen/studien/     

 

     

AIDS im öffentlichen Bewusstsein 2016 

INHALT   

STECKBRIEF ZUR UNTERSUCHUNG 2016 



ZUSAMMENFASSUNG 





EINLEITUNG 





ERREICHBARKEIT DER BEVÖLKERUNG MIT  INFORMATIONEN ZU HIV UND SEXUELL  ÜBERTRAGBAREN INFEKTIONEN (STI) 



2.1 

Gesamtreichweiten der multimedialen HIV/STI‐ Aufklärungskampagne  Massenmediale HIV/STI‐Aufklärung  Reichweiten intensiver HIV/STI‐Aufklärung  HIV/STI‐Aufklärung in der Schule 

7  8  11  13 

INFORMIERTHEIT ÜBER SEXUELL ÜBERTRAGBARE  INFEKTIONEN (STI) 

14 

3.1  3.2 

14  15 

2.2  2.3  2.4 





Bekanntheit von STI  Sorge vor sexuell übertragbaren Infektionen (STI) 

SCHUTZ VOR HIV UND STI 

18 

4.1  4.2  4.3 

18  19  20 

Kondomverwendung von 16‐ bis 20‐Jährigen  Kondomverwendung von alleinlebenden 16‐ bis 44‐Jährigen  Kondomverwendung in wechselnden Partnerschaften 

   

 

 

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AIDS im öffentlichen Bewusstsein 2016 

STECKBRIEF ZUR UNTERSUCHUNG 2016    Ziele und Methoden 

 

Projekttitel 

AIDS im öffentlichen Bewusstsein 2016 

Ziele 

Langfristig angelegte Untersuchung von Wissen, Einstellungen  und Verhaltensweisen im Zusammenhang mit HIV (Human  Immunodeficiency Virus) und anderen sexuell übertragbaren  Infektionen (STI) sowie der Veränderungen des Informations‐  und Kommunikationsverhaltens 

Untersuchungsmethodik 

Jährliche Repräsentativbefragungen bei der über 16‐jährigen  Bevölkerung in der Bundesrepublik Deutschland seit 1987, seit  1994 einschließlich der neuen Bundesländer 

Verfahren der  Datenerhebung 

Computergestützte Telefoninterviews (CATI) 

Auswahlverfahren 

Mehrstufige Zufallsstichprobe (nach ADM‐Telefonstichproben‐ System, Zufallsauswahl von Personen im Haushalt); altersmäßig  disproportional geschichteter Stichprobenplan (Bevölkerung ab  16 Jahre: n=3.603; 16‐ bis 44‐Jährige: n=2.405) 

Ausschöpfung 

 

Stichprobengröße 

 

           

Insgesamt    Westdeutschland    Ostdeutschland    Männer    Frauen  16‐ bis 44‐Jährige  Alleinlebende unter  45 Jahre    Männer    Frauen  Migrationshintergrund 







ungewichtet 

ungewichtet 

gewichtet 

3.603  3.116      487  1.726  1.877  2.405  1.139       634     505     652 

100    87    13    48    52    67    32      37    27    18 

100    85    15    49    51    40    20      23    18    16 

 

Befragungszeitraum 

Oktober 2016 bis Dezember 2016 

Interviewprogrammierung,  forsa. Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen  Stichprobenziehung, Daten‐  mbH, Berlin/Dortmund  erhebung, Gewichtung:  Studienplanung,  Datenanalyse und  Berichterstattung: 

 



Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Köln  Referat 2‐25  Dr. Ursula von Rüden 

AIDS im öffentlichen Bewusstsein 2016 

 

 

 

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AIDS im öffentlichen Bewusstsein 2016 

ZUSAMMENFASSUNG/ERGEBNISSE    Im  Jahr  2016  wurden  87  %  der  Bevölkerung  mit  mindestens  einem  der  HIV/STI‐  Aufklärungsmedien der BZgA innerhalb eines Zeitraums von 12 Monaten erreicht. Der Rückgang  der  Nutzung  im  Bereich  einzelner  Medien  konnte  durch  den  Einsatz  weiterer,  insbesondere  digitaler Medien ausgeglichen werden.   Seit  2016  setzt  die  neue  Kampagne  LIEBESLEBEN  mit  Cartoons  auf  Großflächenplakaten  und  Citylights  plakativ  die  Botschaften  "Benutz'  Kondome"  und  "Wenn  was  nicht  stimmt,  geh  zum  Arzt"  in  Szene.  Zum  Zeitpunkt  der  Befragung  im  Herbst  2016  war  diese  Plakatlinie  bereits  bei  fast zwei Dritteln der Bevölkerung (62 %) bekannt. Bei Jüngeren sind die Plakate noch deutlich  bekannter,  bei  den  unter  30‐Jährigen  weiblichen  Befragten  zu  81%  und  bei  den  männlichen  Befragten zu 79 %.  Medien  mit  intensiver  HIV/STI‐Aufklärung  werden  von  der  jüngeren  Bevölkerung  (16‐  bis  20‐ Jährigen)  häufiger  genutzt  als  von  der  Gesamtbevölkerung.  Die  Broschürennutzung  der  Jüngeren ist nur leicht rückläufig und liegt im Jahr 2016 immer noch bei 26 %. Im Internet haben  sich  2016  40  %  der  16‐  bis  20‐Jährigen    über  HIV  und  andere  STI  informiert.  Angebote  zur  HIV/STI‐Prävention als Werbebanner, Spots oder in sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter  usw. wurden von 58 % wahrgenommen.   Gegenwärtig geben 94 % der 16‐ bis 20‐jährigen Jugendlichen an, das Thema HIV sei bei ihnen  im  Unterricht  behandelt  worden.  79  %  berichten,  auch  das  Thema  STI  sei  in  der  Schule  behandelt worden.  Eine grundsätzliche Voraussetzung für die Informiertheit über STI ist deren Bekanntheit. Syphilis  und Gonorrhö sind die am meisten bekannten STI in der Gesamtbevölkerung. Fast die Hälfte der  über  16‐jährigen  Allgemeinbevölkerung  nennt  im  Jahr  2016  Syphilis  (49  %)  und  Gonorrhoe/Tripper  (48  %).  Die  Chlamydien‐Infektion,  welche  in  der  Gesamtbevölkerung  am  weitesten verbreitet ist, ist hingegen wesentlich weniger Menschen bekannt. Erfreulich ist, dass  die  Bekanntheit  von  Chlamydien  in  den  letzten  10  Jahren  von  1  %  auf  heute  14  %  Prozent  gesteigert werden konnte.  Die  Sorge  vor  einer  STI  ist  bei  Befragten  mit  mehreren  Sexualpartnerinnen  und  ‐partnern  deutlich verbreiteter als in der übrigen Bevölkerung. Im Jahr 2016 gaben 40 % in dieser Gruppe  an, sich wegen einer möglichen Infektion mit einer STI gesorgt zu haben. Allerdings haben von  ihnen  lediglich  58  %  einen  Arzt  oder  eine  Ärztin  aufgesucht,  um  eine  mögliche  Infektion  abklären zu lassen.   

 



AIDS im öffentlichen Bewusstsein 2016 

In Bezug auf das Schutzverhalten bei den 16‐ bis 20‐jährigen sexuell Aktiven zeigt sich, dass in  den letzten Jahren vor allem die regelmäßige Kondomverwendung (immer oder häufig) weiter  angestiegen  ist.  Insgesamt  ist  der  Anteil  derer  in  dieser  Gruppe,  die  immer  oder  häufig  Kondome benutzen, auch noch in den letzten Jahren weiter angestiegen und hat sich somit von  34  %  im  Jahr  1988  auf  76  %  im  Jahr  2016  mehr  als  verdoppelt.  Bei  den  16‐  bis  44‐jährigen  alleinlebenden Befragten stieg der Anteil derer, die häufig oder immer Kondome nutzten, von  1988 bis 2016 bei den Frauen von 26 % auf 59 % und bei den Männern von 35% auf 71 % an  und liegt damit bei den Männern auf dem höchsten Stand im gesamten Beobachtungszeitraum.  Bei  den  Frauen  stagniert  der  Anteil  seit  mehreren  Jahren  bei  etwa  60  %.  Insbesondere  die  regelmäßige  Kondomnutzung  bei  Partnerwechseln  ist  angestiegen.  Der  Anteil  derer,  die  Kondome häufig oder immer benutzen, erhöhte sich von 23 % im Jahr 1988 auf 74 % im Jahr  2016, dem bisher höchsten Wert. Der Anteil derer, die auch in wechselnden Partnerschaften nie  Kondome verwenden, sank auf den bislang niedrigsten Wert von 9 %.   

 

 

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AIDS im öffentlichen Bewusstsein 2016 

1 EINLEITUNG    1987  erhielt  die  BZgA  vom  Bundesministerium  für  Gesundheit  den  Auftrag,  eine  nationale  Kampagne zur AIDS‐Prävention zu konzipieren und umzusetzen. Die Kampagne „Gib AIDS keine  Chance“  informierte  die  Bevölkerung  der  Bundesrepublik  Deutschland  seitdem  über  HIV  und  AIDS  und  deren  Infektionsrisiken.  Sie  wurde  in  den  folgenden  drei  Jahrzehnten  zu  einer  der  größten und umfassendsten Kampagne zur gesundheitlichen Aufklärung in Deutschland.  In  den  vergangenen  Jahren  wurden  weitere  sexuell  übertragbare  Infektionen  (STI)  und  neue  Zielgruppen in die Aufklärungskampagne integriert. Die Gesamtkommunikation benötigte daher  einen  zentralen  Absender,  um  die  neuen  Botschaften  und  Themenfelder  zu  kommunizieren.  Nach  fast  30  Jahren  erfolgreicher  Präventionsarbeit  wurde  „Gib  AIDS  keine  Chance“  ab  2016  schrittweise  durch  eine  neue  Dachmarke  ersetzt.  Die  neue  Kampagne  LIEBESLEBEN  knüpft  als  massenkommunikative Kampagne an die Vorgängerkampagne an und setzt auch zukünftig auf  eine  humorvolle  Ansprache  mit  positiver  Handlungsempfehlung.  Sowohl  massen‐  als  auch  personalkommunikative Informationsangebote werden gezielt für unterschiedliche Gruppen der  Bevölkerung bereitgestellt.   Hauptziele  der  integrierten  HIV/STI‐Präventionskampagne  LIEBESLEBEN  sind  die  Verhinderung  der weiteren Verbreitung von HIV und anderen STI sowie die Erzeugung und Stabilisierung eines  gesellschaftlichen  Klimas  gegen  Stigmatisierung  und  Ausgrenzung  von  Menschen  mit  HIV  und  AIDS.   Die  Bundeszentrale  für  gesundheitliche  Aufklärung  untersucht  seit  1987  mit  der  Repräsentativerhebung „AIDS im öffentlichen Bewusstsein“,     

inwieweit  die  Bevölkerung  von  den  verschiedenen  Aufklärungsmaßnahmen  der  Kampagne erreicht wird und die Informationsangebote nutzt,  den Informationsstand in der Bevölkerung zu Infektionsrisiken und Schutzmöglichkeiten  bzgl. HIV und anderer STI sowie  die  Ausprägung  des  Schutzverhaltens  in  der  Bevölkerung  wie  z.B.  die  Nutzung  von  Kondomen in potenziellen sexuellen Risikosituationen. 

  Der  vorliegende  Endbericht  enthält  zentrale  Ergebnisse  der  29.  Untersuchung,  die  Ende  2016  abgeschlossenen wurde.   

 



 

AIDS im öffentlichen Bewusstsein 2016 

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ERREICHBARKEIT DER BEVÖLKERUNG MIT  INFORMATIONEN ZU HIV UND SEXUELL  ÜBERTRAGBAREN INFEKTIONEN (STI) 

  Eine  wesentliche  Voraussetzung  für  die  Wirksamkeit  der  HIV/STI‐Aufklärungskampagne  der  BZgA ist die Erreichbarkeit der Bevölkerung mit Informationen zu HIV und STI. Dies lässt sich an  der Wahrnehmung der multimedialen Kampagne LIEBESLEBEN durch die Bevölkerung messen.   

2.1 Gesamtreichweiten der multimedialen HIV/STI‐ Aufklärungskampagne 

in Prozent einschließlich zusätzlicher Angebote „mach´s mit“ und LIEBESLEBEN‐Plakate, Kino‐Spots, Hörfunk‐Spots, Internet (einschl. sozialer Netzwerke) (2)

Es hatten in den letzten 12 Monaten Kontakt mit TV‐Spots, Anzeigen, Broschüren, Informationsveranstaltungen (1)

93

94

94

91

91

89

89

86 79

79

87 76

89

91

92

91

80

82

83

83

91

91

80

79

92

93

82

82

88

87

80

78

87 75

87

87

87

87

72

70

70

69

1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2016

ab 1999 einschließlich zusätzlicher Angebote (2) BZgA – Repräsentativerhebung „AIDS im öffentlichen Bewusstsein 2016“ BZgA - Repräsentativerhebung „AIDS im öffentlichen Bewusstsein 2013“

 

ABBILDUNG 1:  Gesamtreichweite der HIV/STI‐Aufklärungsmedien  Allgemeinbevölkerung ab 16 Jahre     

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AIDS im öffentlichen Bewusstsein 2016 

Die HIV‐Aufklärungskampagne setzte in der Anfangsphase im Wesentlichen TV‐Spots, Anzeigen,  Broschüren  und  Informationsveranstaltungen  zur  Aufklärung  über  HIV  und  AIDS  ein.  Die  Schaltung  und  Streuung  dieser  vier  Kernmedien  der  Kampagne  waren  so  dicht,  dass  in  den  ersten  Jahren  mehr  als  neun  Zehntel  der  Bevölkerung  innerhalb  eines  Jahres  mit  mindestens  einem Medium erreicht wurden.  Im Jahr 1991 lag die Reichweite bereits bei 93% und blieb die nächsten vier Jahre auf diesem  hohen Niveau. Seit 1996 nahm die Gesamtreichweite dann auf 76 % im Jahr 1998 ab.  Nachdem  die  Daten  der  Studie  “AIDS  im  öffentlichen  Bewusstsein“  diesen  Reichweiten‐ Rückgang  von  Medien  der  HIV‐Aufklärungskampagne  aufzeigten,  wurden  nach  und  nach  weitere  Medien  entwickelt  und  angeboten.  Zusätzlich  kamen  Radio‐  und  Kino‐Spots,  Großflächenplakate  und  das  Internet  zum  Einsatz.  Dadurch  erhöhte  sich  der  Gesamtanteil  derer,  die  mit  der  HIV‐Aufklärung  erreicht  wurden,  wieder.  Trotz  rückläufiger  Reichweiten  einzelner Medien stieg so  die Gesamtreichweite wieder und  lag von 2002 bis  2006 auf einem  stabilen hohen Niveau von über 90 %. Seit 2009 sanken diese Reichweiten auf etwas darunter.  In  den  letzten  Jahren  wurde  die  Kampagne  zu  einer  integrierten  HIV/STI‐Kampagne  unter  der  Absenderschaft  LIEBESLEBEN  ausgebaut  und  arbeitet  verstärkt  auch  mit  STI‐bezogenen  Botschaften. Im Jahr 2016 wurden immer noch 87 % der Bevölkerung mit mindestens einem der  Medien innerhalb eines Zeitraums von 12 Monaten erreicht.      

2.2 Massenmediale HIV/STI‐Aufklärung    Die  Wahrnehmung  der  gezielten  HIV/STI‐Aufklärungsmedien  wird  jährlich  differenziert  nach  Medientyp,  Zeitraum  und  Frequenz  geprüft  Die  Ergebnisse  werden  zu  verschiedenen  Reichweitenindikatoren aufbereitet. So wird z.B. untersucht, wie viele Menschen in den letzten  12 Monaten mit den jeweiligen Medien und Maßnahmen erreicht wurden.  Zunächst  werden  die  Reichweiten  der  massenmedialen  Formen  der  HIV/STI‐Aufklärung  aufgezeigt,  anhand  derer  mit  kurzen  und  prägnante  Botschaften  auf  die  Themen  HIV  und  STI  aufmerksam  gemacht  wird.  Dies  sind  die  Plakate  der  LIEBESLEBEN‐Kampagne,  TV‐  und  Kino‐ Spots, Hörfunk‐Spots und Anzeigen in Zeitungen, Zeitschriften oder Illustrierten.  Seit  2016  setzt  die  Kampagne  unter  der  neuen  Dachmarke  LIEBESLEBEN  mit  Cartoons  auf  Großflächenplakaten  und  Citylights  sowie  auf  Anzeigenmotiven  plakativ  die  Botschaften  "Benutz' Kondome" und "Wenn was nicht stimmt, geh zum Arzt" in Szene. Zum Zeitpunkt  der  Befragung im Herbst 2016 war die Plakatlinie von LIEBESLEBEN bereits dem Anteil von 62 % der 

 



AIDS im öffentlichen Bewusstsein 2016 

Bevölkerung  bekannt.  Dieser  hohe  Wert  ist  wichtig,  um  die  neue  Präventionskampagne  LIEBESLEBEN in der Bevölkerung etablieren zu können.  

100

90

85

87

in Prozent

88 85

84 80

80

76

81 77

80

70

75 69

73

67

69

69 64

65

68 65 60

59

72

70

69

74

70 69 65

60 56

61

62

20

62 55

58

57

35

27 23

25

25

54

46

45

45

32

33

31

20

21

50

50 46 46 36

26

53

59 51

37

36

30 24

67

60

40

28

20

56

34

30

25

68

66

65

64

39

32

31

67

65

53 57

39 33

70

60

57

50

40

75 66

72

60

71

25

24

23

48 39

23 21

22 19

10

0 1991

1992

1993

P lakate

1994*

1995

1996

1997

1998

1999

2000

2001

TV-Spo ts

2002

2003

Kino -Spo ts

BZgA – Repräsentativerhebung „AIDS im öffentlichen Bewusstsein 2016“ BZgA - Repräsentativerhebung „AIDS im öffentlichen Bewusstsein 2013“

2004

2005

2006

2007

2008

2009

Radio -Spo ts

2010

2011

2012

2013

2014

2016

A nzeigen

* ab 1994 einschließlich neue Bundesländer

 

ABBILDUNG 2:  Reichweiten von massenmedialer HIV/STI‐Aufklärung  Allgemeinbevölkerung ab 16 Jahre; in den letzten 12 Monaten     

 

 

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AIDS im öffentlichen Bewusstsein 2016 

Werden  die  Reichweiten  der  Großflächenplakate  und  Citylights  nach  Alter  und  Geschlecht  dargestellt,  so  zeigt  sich,  dass  die  Plakate  bei  den  Jüngeren  noch  deutlich  bekannter  sind,  bei  den unter 30‐Jährigen gleichermaßen hoch bei weiblichen (81%) wie bei männlichen Befragten  (79 %).   

TABELLE 1:  Reichweiten der Plakate nach Alter und Geschlecht    Altersgruppern 

                    Frauen 

Männer 

16‐29 Jahre 

 

81

79 

30‐44 Jahre 

 

70

75 

45‐59 Jahre 

 

60

64 

Über 60 Jahre 

 

40

47 

 

 

 

Auch  an  die  Anzeigen‐Motive  der  LIEBESLEBEN‐Kampagne  erinnern  sich  48  %  der  Gesamtbevölkerung,  etwas  mehr  als  in  den  Vorjahren.  In  der  Rangfolge  der  Massenmedien  folgen  die  TV‐Spots  mit  insgesamt  abnehmender  Reichweite:  Mehr  als  80  %  der  Bevölkerung  kannten zu Beginn der 90er Jahre die Aufklärungsspots der BZgA. im Jahr 2016 können sich 50  % erinnern, in den letzten zwölf Monaten schon einmal einen solchen Spot gesehen zu haben.  Da  die  Spots  den  Fernsehsendern  ohne  Einfluss  auf  die  Ausstrahlung  zur  Verfügung  gestellt  werden,  kann  dieser  Wert  auch  eine  geringere  Schaltung  der  Spots  widerspiegeln,  was  der  allgemein gesunkenen medialen Präsenz der Thematik entsprechen würde. Mit Kino‐Spots wird  seit ihrer Schaltung 1999 etwa ein Viertel bis ein Fünftel der Allgemeinbevölkerung erreicht; im  Jahr 2016 sind es 21 %.   Die  seit  1999  geschalteten  Radio‐Spots  mit  HIV/AIDS‐Aufklärung  werden  nur  in  Teilregionen  Deutschlands und nicht flächendeckend ausgestrahlt. Dennoch haben 39% im Jahr 2016 einen  oder mehrere Hörfunk‐Spots gehört. Dieser Anteil variierte seit 1999 zwischen 30% und 40%.  Innerhalb der massenmedialen HIV/STI‐Aufklärung hatten bis 2008 Plakate mit den klassischen  bunten  Kondom‐Motiven  und  danach  die  Gemüse‐Kondommotive  die  höchsten  Reichweiten  und wurden von mehr als 70 Prozent der über 16‐jährigen Bevölkerung innerhalb der letzten 12  Monate vor der Befragung gesehen. Die Motive, die seit 2009 geschaltet wurden, zeigen Fotos  von Liebesorten, an denen Sex stattgefunden hat oder haben könnte. Diese Plakatlinie wurde in  der  Bevölkerung  weniger  stark  wahrgenommen  als  die  Vorläufer‐Motive.  Im  Jahr  2009  erinnerten  sich  46  %  der  über  16‐jährigen  Bevölkerung,  die  „mach’s  mit“  Plakate  einmal  oder  mehrmals  in  den  letzten  12  Monaten  vor  dem  Befragungszeitpunkt  gesehen  zu  haben.  Nach   

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AIDS im öffentlichen Bewusstsein 2016 

einer Überarbeitung der Plakatlinie – die Fotos wurden übersichtlicher und fokussierten stärker  auf die Botschaft – konnten die Wahrnehmungswerte wieder auf 59 % erhöht werden.  In  der  ab  2012  geschalteten  neuen  Plakatlinie  wurden  erstmals  Menschen  als  Kampagnenmotive  gezeigt.  Aus  der  Kampagne  zur  HIV‐Prävention  wurde  eine  integrierte  Kampagne  zur  Prävention  von  HIV  und  anderen  sexuell  übertragbaren  Infektionen  (STI).  Da  sexuell  übertragbare  Infektionen  nicht  allein  durch  die  Nutzung  von  Kondomen  verhindert  werden  können,  wurde  die  HIV‐Präventionsbotschaft  „Kondome  schützen"  um  die  Botschaft  erweitert,  dass  weiteres  Wissen  zu  STI  in  Bezug  auf  Übertragbarkeit  und  Schutz  ebenfalls  wichtig ist. Diese Plakatlinie erreichte wieder höhere Reichweiten und wurde im Jahr 2014 von  67 % der Allgemeinbevölkerung gesehen. Damit eroberte sich das Plakat als Leitmedium wieder  den ersten Rang.      

2.3 Reichweiten intensiver HIV/STI‐Aufklärung    Angebote  mit  intensiver  HIV/STI‐Aufklärung  umfassen  Broschüren,  Informations‐ veranstaltungen  und  Informationen  aus  dem  Internet.  Anhand  dieser  Medien  ist  es  möglich,  sich  eingehender  und  umfassender  über  HIV/STI  zu  informieren.  Da  die  Beschäftigung  mit  diesen  Medien  einen  aktiven  und  zeitaufwändigeren  Zugang  erfordert,  sind  die  Reichweiten  dieser Medien deutlich geringer als die der massenmedialen HIV/STI‐Aufklärungsmaßnahmen.   Die Nutzung von Broschüren zur Information über HIV und STI durch die Allgemeinbevölkerung  ist über den Gesamtzeitraum betrachtet kontinuierlich zurückgegangen.   Die Information zu HIV und STI über intensivere Medienformen ist insbesondere für die junge  nachwachsende  Bevölkerung  von  Bedeutung.  Zum  einen  deshalb,  weil  junge  Menschen  zunächst  ein  Basiswissen  zu  Infektionsrisiken  und  Schutzmöglichkeiten  erwerben  müssen  und  zum  anderen,  weil  insbesondere  in  Phasen  von  Partnerwechseln  potenziell  höhere  Risiken  für  HIV und andere sexuell übertragbare Infektionen bestehen.  Wie auch die massenmedialen Aufklärungsangebote werden die Medien mit intensiver HIV/STI‐ Aufklärung  von  der  jüngeren  Bevölkerung  (16‐  bis  20‐Jährigen)  häufiger  genutzt  als  von  der  Gesamtbevölkerung. Die Broschürennutzung der Jüngeren ist nur leicht rückläufig und liegt im  Jahr  2016  bei  26  %.  Mit  personal‐kommunikativer  HIV/STI‐Prävention  durch  Vorträge  und  Informationsveranstaltungen innerhalb der letzten zwölf Monate (meist in der Schule) wird seit  1991 etwa ein Drittel dieser für die Prävention relevanten Gruppe erreicht. Im Jahr 2016 liegt  dieser Anteil mit 31 % etwas höher als in den vergangenen Jahren. 40 % der 16‐ bis 20‐Jährigen 

 

11

AIDS im öffentlichen Bewusstsein 2016 

haben  sich  2016  in  den  letzten  zwölf  Monaten  im  Internet  über  HIV  und  STI  informiert.  Der  Trend zur gezielten Nutzung des Internets für Informationen über HIV/STI setzt sich nach einem  steilen Anstieg im ersten Jahrzehnt nach 2000 und einem leichten Rückgang bis 2012 ab dem  Jahr 2013 weiter fort.  

100

in Prozent 90

80

70

58 60

53

51

50

48

47

50

42

43

42

40

40

40

37 40

34

33

32

39 34

34

36

36

35

33

32

31

31 26

20

27

30

31

32

33

32

32

39

34

31

32

32 30

32

28

26

38

39

29

27

40

34

32 34

30

54

30

28 29

31 29 27

28 24

25

31 26

21 10

12

14

16

17

7

4

5

1999

2000

0 1991

1992

1993

1994*

1995

1996

Info rmatio nsveranstaltung

1997

1998

2001

Internet

BZgA Repräsentativerhebung „AIDS im öffentlichen Bewusstsein 2016“ BZgA -–Repräsentativerhebung „AIDS im öffentlichen Bewusstsein 2013“

2002

2003

2004

2005

2006

2007

B ro schüren

2008

2009

2010

2011

2012

2013

2014

2016

So ziale Netzwerke

* ab 1994 einschließlich neue Bundesländer

 

ABBILDUNG 3:  Reichweiten der intensiven HIV/AIDS‐Aufklärung   16‐ bis 20‐Jährige; in den letzten 12 Monaten 

       

  Zusätzlich  wird  seit  2011  gefragt,  ob  im  Internet  Angebote  zur  HIV/STI‐Prävention  als  Werbebanner, Spots oder in sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter usw. gesehen wurden.  Auf den Zeitraum der letzten 12 Monate bezogen gaben hier 58 % der 16‐ bis 20‐Jährigen an, so  mit HIV‐ und STI‐Prävention in Berührung gekommen zu sein. Dieser Anteil liegt über dem Anteil  derer (40 %), die angegeben haben, sich gezielt zum Thema HIV und STI im Internet informiert  zu haben.   

 

12 

AIDS im öffentlichen Bewusstsein 2016 

2.4 HIV/STI‐Aufklärung in der Schule    Für  junge  Menschen  ist  die  Aufklärung  in  der  Schule  eine  wichtige  Quelle  für  Informationen  über HIV und STI. Gegenwärtig geben 94 % der 16‐ bis 20‐jährigen Jugendlichen an, das Thema  HIV  sei  bei  ihnen  im  Unterricht  behandelt  worden.  Auch  in  der  Gruppe  der  heute  16‐  bis  34‐ Jährigen  haben  inzwischen  89  %  während  ihrer  Schulzeit  HIV‐Aufklärung  erhalten.  Dies  macht  deutlich,  dass  fast  alle  jungen  Menschen  in  Deutschland  bereits  in  der  Schule  über  HIV  informiert  werden  und  die  Möglichkeit  erhalten,  sich  ein  Basiswissen  zum  Schutz  vor  HIV  anzueignen.  In Bezug auf andere sexuell übertragbare Infektionen stellt sich die Situation etwas anders dar:  Im Jahr 2016 gaben nur 79 % der 16‐ bis 20‐Jährigen und 77 % der 16‐ bis 34‐Jährigen an, dass  das Thema STI in der Schule behandelt wurde. 

in Prozent Das Thema HIV wurde in der Schule behandelt: 100

88

89

90

92

93

92

93

94

93

91

94

94

83

84

92

93

94

85

85

95

94

94

94

88

89

90

80

70

73

76

78

80

82

90

88

69 60

61 57

50

STI Aufklärung

52 40

43

2013

2014

16- bis 34-Jährige

78 %

77 %

77 %

16- bis 20-Jährige

83 %

81 %

79 %

46

30

2016

20

10

0 1997

1998

1999

2000

2001

2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

2012

2013

2014

2016

BZgA – Repräsentativerhebung „AIDS  im öffentlichen Bewusstsein 2016“ BZgA - Repräsentativerhebung „AIDS im öffentlichen Bewusstsein 2013“

 

ABBILDUNG 4:  HIV und STI‐Aufklärung in der Schule   (STI‐Aufklärung erfragt ab 2013) 

 

 

     

 

 

13

AIDS im öffentlichen Bewusstsein 2016 

3 INFORMIERTHEIT ÜBER SEXUELL ÜBERTRAGBARE  INFEKTIONEN (STI)    HIV‐Prävention und die Aufklärung über Infektionsrisiken und Schutzmöglichkeiten bei anderen  sexuell  übertragbaren  Infektionen  (STI)  stehen  in  einem  engen  Zusammenhang.  In  den  jährlichen  Wiederholungsbefragungen  “AIDS  im  öffentlichen  Bewusstsein“  werden  seit  dem  Jahr  1996  deshalb  auch  Fragen  gestellt,  die  Aufschluss  über  Wissenstand,  Informationsbedarf  und Informationswünsche der Bevölkerung zu STI geben.   

3.1 Bekanntheit von STI 

100

„Einmal abgesehen von HIV/Aids, in Prozent

welche weiteren sexuell übertragbaren Infektionen kennen Sie?“ (ungestützt) 90 80 70

Syphilis

60 50

52 50

49

51 45

52

43

54

Gonorrhöe

54

51

51 44

45

46

48 47

48

50

45

47 46

49 48

Hepatitis Herpes

40

Chlamydien Kondylome

30

TrIchomoniasis

20 17 13

10

10 6 5

0

1

1996

3

2002

12

13

14 8

6

6

6

1

2

3

3

2003

2004

2006

2007

15

13

13

7 4

9

8 7

2008

2011

5

2012

14 12

2013

13 10 10

14 12 12

2014

2016

BZgA – Repräsentativerhebung „AIDS im öffentlichen Bewusstsein 2016“

  Bekanntheit sexuell übertragbare Infektionen  ABBILDUNG 5:  Allgemeinbevölkerung ab 16 Jahre 

 

14 

 

AIDS im öffentlichen Bewusstsein 2016 

Ein zunehmend wichtiges Ziel der Aufklärung im Rahmen der Kampagne „LIEBESLEBEN“ ist es,  ein  hohes  Maß  an  Wissen  über  Infektionsrisiken  und  Schutzmöglichkeiten,  nicht  nur  zu  HIV,  sondern auch zu anderen STI, in der Bevölkerung zu schaffen und zu erhalten.  Die  grundsätzliche  Voraussetzung  für  die  Informiertheit  über  STI  ist  deren  Bekanntheit.  Sie  wurde für sieben STI erfasst. Die ausgewählten STI sind diejenigen mit der höchsten Verbreitung  in  der  Bevölkerung  bzw.  in  Teilgruppen  der  Bevölkerung.  Diese  sind:  Syphilis,  Gonorrhöe/Tripper, Hepatitis, Herpes, Chlamydien, Kondylome/Feigwarzen und Trichomoniasis.  Fast die Hälfte der über 16‐jährigen Allgemeinbevölkerung nennen im Jahr 2016 Syphilis (49 %)  und Gonorrhoe/Tripper (48 %). Die Bekanntheit von Chlamydien ist in den letzten Jahren auf 14  % gestiegen; sie lag vor 10 Jahren noch bei 1 %. Deutlich weniger Befragte geben Hepatitis und  Herpes  an  (jeweils  12  %).  Kondylome  bzw.  Feigwarzen  und  Trichomoniasis  werden  noch  seltener genannt. (6%/1%).       

3.2 Sorge vor sexuell übertragbaren Infektionen (STI)    Bei der ersten Befragung zu dieser Thematik im Jahr 2002 gaben 19 % der 16‐ bis 65‐jährigen  Männer und 15 % der Frauen an, sich bereits einmal oder mehrmals, wegen der Ansteckung mit  sexuell  übertragbaren  Infektionen  gesorgt  zu  haben.  Diese  Anteile  stiegen  auf  29  %  bei  den  Männern und 26 % bei den Frauen im Jahr 2009. Bis 2011 gingen diese Anteile wieder auf 20 %  bei  den  Männern  und  18  %  bei  den  Frauen  zurück  und  liegen  nach  einer  weiteren  Zu‐  und  Abnahme im Jahr 2016 bei 20 % bei den Frauen und 19 % bei den Männern.  Die  Sorge  vor  einer  STI  ist  bei  denjenigen  Befragten  mit  mehreren  Sexualpartnerinnen  und  ‐ partnern  innerhalb  des  letzten  Jahres  deutlich  verbreiteter.  In  dieser  Gruppe  ist  der  Anteil  derer,  die  sich  in  Bezug  auf  STI  gesorgt  haben  von  33  %  im  Jahr  2002  auf  46  %  im  Jahr  2009  angestiegen.  Im  Jahr  2016  gaben  40  %  in  dieser  Gruppe  an,  sich  wegen  einer  möglichen  Infektion mit einer STI gesorgt zu haben. 

 

15

AIDS im öffentlichen Bewusstsein 2016 

100 90

Es haben sich schon einmal oder häufiger Gedanken gemacht, ob sie  sich mit einer STI (nicht HIV) infiziert haben:

in Prozent

80 70 60 50 40

42 33

30 19

36

22

41

46

42

28

29

27

21 21

15

16

16

16

2002

2003

2004

2006

Mehr als 1 Partner/in in den letzten 12 Monaten

24 20

23

26

40

37

36 25

19

48

45

36

20 10

44

22

25 Männer

20

26 22 18

21

22

19

Frauen

0 2007 2008

2009

2010

2011

2012

2013

2014

2016

BZgA – Repräsentativerhebung „AIDS im öffentlichen Bewusstsein 2016“

 

ABBILDUNG 6:  Sorge vor STI     16‐ bis 65‐jährige Allgemeinbevölkerung 

 

 

 

 

       

  Aus  Sorge  vor  einer  STI  suchten  im  Jahr  2002  63  %  der  Frauen  mit  einem  STI‐Verdacht  einen  Arzt oder eine Ärztin auf, im Jahr 2016 waren es 72 %. Bei Männern schwankte der Anteil und  lag mit 51 % im Jahr 2016 auf etwa gleichem Niveau wie im Jahr 2002 (50 %).   Insgesamt zeigt sich, dass die Sorge vor STI bei Personen mit wechselnden Partnerschaften seit  2002 etwas zugenommen hat, dass aber die Inanspruchnahme einer ärztlichen Versorgung sich  nicht  entsprechend  erhöht  hat.  Frauen  holen  bei  einer  STI‐Vermutung  deutlich  häufiger  ärztlichen Rat ein (72 %) als Männer (51 %). Dieses Ergebnis könnte allerdings das allgemeine  Inanspruchnahmeverhalten ärztlicher Behandlung von Frauen und Männern widerspiegeln. Die  Inanspruchnahme  ärztlicher  Versorgung  der  Befragten  mit  mehreren  Sexualpartnern  oder  – partnerinnen  (Frauen  und  Männer  zusammengefasst  wegen  geringer  Fallzahll)  liegt  mit  58  %  auf eher niedrigem Niveau. 

 

16 

AIDS im öffentlichen Bewusstsein 2016 

100

Von denen, die sich in den letzten 5 Jahren Gedanken gemacht  haben, ob sie mit einer STI (nicht HIV) infiziert sind, haben deshalb  einen Arzt aufgesucht:

90

in Prozent 79 75

80

77

74

77

63 59

69 59

52

50

72 Frauen insgesamt

54

60

58

59

61

50

70

66

72 63

60

79 73

70

70

79

56

58

58

56 61

Männer insgesamt

60 54

50

51

48

40

mehr als 1 PartnerIn in den letzten 12 Monaten

30 20 10 0 2002

2004

2006

2007

2008

2009

2010

2011

2012

2013

2014

2016

BZgA – Repräsentativerhebung „AIDS im öffentlichen Bewusstsein 2016“

 

ABBILDUNG 7:  Arztbesuch bei Sorge vor STI   16‐ bis 65‐jährige Allgemeinbevölkerung 

 

 

 

       

 

 

17

AIDS im öffentlichen Bewusstsein 2016 

4 SCHUTZ VOR HIV UND STI    Bei den jüngeren Befragten kommen Partnerwechsel und spontane Sexualkontakte häufiger vor  als  in  der  Gesamtbevölkerung.  Wegen  dieser  größeren  Verbreitung  eines  potenziellen  Risikoverhaltens stellen sie eine wichtige Gruppe für die Prävention dar.  Um  das  Schutzverhalten  präziser  abzubilden,  wurde  als  Indikator  auch  die  Häufigkeit  der  Kondomnutzung mit den Kategorien nie, gelegentlich, häufig und immer erfasst. In dieser Form  wird das Schutzverhalten nicht nur auf einen einzelnen Sexualkontakt bezogen, sondern auf das  allgemeine Schutzverhalten.    

4.1 Kondomverwendung von 16‐ bis 20‐Jährigen  Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung

BZgA

in Prozent

100 immer, häufig, gelegentlich 83

90

86 85

76

59 60

69 63 60 62

50

30

89

69 69 70

67

60

40

87 84 83 84 84 86 86 86 81

79

80 70

87 81 80 81 81 83 80 81

54

41 40 35 45 34 34

32

57 54

62

65 68 61

59

66 67

72 72 70 71

76 72

immer oder häufig

49 47 42 32 31 30

20 21

10

16

19 20 19 18 17 18 19

19 13

nie 16 17 16 16 14

12 11 11 10 13 12

0 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2016 *

* ab 1994 einschließlich neue Bundesländer BZgA -Repräsentativerhebung „AIDS im öffentlichen Bewusstsein 2016“ Repräsentativerhebung „AIDS im öffentlichen Bewusstsein 2013“ BZgA –

 

ABBILDUNG 8:  Kondomverwendung von 16‐ bis 20‐Jährigen     mit Sexualkontakten im letzten Jahr 

 

18 

       

AIDS im öffentlichen Bewusstsein 2016 

Seit 1988 hat die Kondomverwendung besonders in der nachwachsenden Generation, die z.B. in  Phasen der Partnersuche potenziell häufigere Partnerwechsel haben, stark zugenommen.  In den letzten Jahren ist vor allem die regelmäßige Kondomverwendung (immer oder häufig) bei  den  16‐  bis  20‐jährigen  sexuell  Aktiven  weiter  angestiegen.  Insgesamt  ist  der  Anteil  derer  in  dieser  Gruppe,  die  immer  oder  häufig  Kondome  benutzen,  auch  in  den  letzten  Jahren  weiter  angestiegen  und  hat  sich  somit  von  34  %  im  Jahr  1988  auf  76  %  im  Jahr  2016  mehr  als  verdoppelt.   Im Jahr 2016 geben 85 % der 16‐ bis 20‐Jährigen an, immer, häufig oder gelegentlich Kondome  verwendet zu haben. 3 % haben keine Erfahrungen mit Kondomen. Der Anteil Jugendlicher, die  zwar Erfahrungen mit Kondomen haben, sie aber nie verwenden, sank von 41 % im Jahr 1988  sehr schnell auf 16 % im Jahr 1995. Seitdem variiert der Wert gering und liegt 2016 bei 12%.    

4.2 Kondomverwendung von alleinlebenden 16‐ bis 44‐Jährigen 

100

in Prozent Es haben immer oder häufig Kondome verwendet:

90 80 70

58 58 60 50 40

49

47 42 35

38

39

31

40

20

26

30

33

54 48

50

48

52 51

41 44

30 27

51

36

46 47 39

31

21

42

45

63

52 50

59

49

47

61 61

49

52

65 66 66

69 68

61 60 61 60

71

58 59

54 50

43

Männer Frauen

10 0 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2016 *

BZgA – Repräsentativerhebung „AIDS im öffentlichen Bewusstsein 2016“ BZgA - Repräsentativerhebung „AIDS im öffentlichen Bewusstsein 2013“

* ab 1994 einschließlich neue Bundesländer

 

ABBILDUNG 9:  Kondomverwendung von alleinlebenden unter 45‐Jährigen   mit Sexualkontakten im letzten Jahr nach Geschlecht   

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AIDS im öffentlichen Bewusstsein 2016 

Bei den Alleinlebenden im Alter von 16 bis 44 Jahren handelt es sich sowohl um Menschen in  einer Partnerschaft, die nicht mit ihrem Partner oder ihrer Partnerin zusammen leben, als auch  um  Singles.  In  dieser  Gruppe  kommen  Partnerwechsel  und  spontane  Sexualkontakte  mit  Unbekannten  häufiger  vor  als  im  Rest  der  Gesamtbevölkerung.  Wegen  dieser  größeren  Verbreitung  eines  potenziellen  Risikoverhaltens  stellen  sie  eine  wichtige  Gruppe  für  die  Prävention dar.  In den ersten zwanzig Jahren des Beobachtungszeitraums nahm insbesondere die regelmäßige  Kondomnutzung (immer oder häufig) deutlich zu. Von 1988 bis 2016 stieg der Anteil derer, die  häufig oder immer Kondome nutzten, bei den Frauen von 26 % auf 59 % und bei den Männern  von 35 % auf 71 % an und liegt damit bei den Männern auf dem höchsten Stand im gesamten  Beobachtungszeitraum. Bei den Frauen stagniert der Anteil seit mehreren Jahren bei etwa 60%.   

4.3 Kondomverwendung in wechselnden Partnerschaften 

in Prozent immer, häufig, gelegentlich

100 90

81

80 69

70 60

69

84 80

80

56 56

54

60

59 54

53 52

89 89 91

76

63

60

50

52

52

48

50

69 68 66 65 63 64 63

72

74 69

immer oder häufig

45 36

33

30 28

20

79 76 78

86 86 85 86 84 86 83 84

71 72

48

40

83 83

23

33 42 27 26 30

25

nie

22 24 17

10

13

19 21 18 19 17 15 16

23 16 15

15 15 13 14 13 13

10 11

0

9

1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2016 *

* ab 1994 einschließlich neue Bundesländer

BZgA – Repräsentativerhebung „AIDS im öffentlichen Bewusstsein 2016“ BZgA - Repräsentativerhebung „AIDS im öffentlichen Bewusstsein 2013“

ABBILDUNG 10:  Häufigkeit der Kondomverwendung               16‐ bis 65‐Jährige mit mehr als einem Sexualpartner/einer Sexualpartnerin im  letzten Jahr   

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AIDS im öffentlichen Bewusstsein 2016 

Die Präventionskampagne der BZgA spricht auch gezielt Personen an, die nicht monogam leben.  Die  Kondomnutzung  nahm  bei  Befragten,  die  in  den  letzten  12  Monaten  vor  der  Befragung  mehrere  Sexualpartner  oder  –partnerinnen  hatten,  seit  1988,  als  die  Frage  zum  ersten  Mal  gestellt  wurde,  erheblich  zu.  Der  Anteil  derer,  die  immer,  häufig  oder  gelegentlich  Kondome  verwenden, stieg von 54 % im Jahr 1988 auf 91 % im Jahr 2016 an. Dies ist der bislang höchste  Wert seit Befragungsbeginn.  Insbesondere die regelmäßige Kondomnutzung bei Partnerwechseln ist angestiegen. Der Anteil  derer, die Kondome häufig oder immer benutzen, erhöhte sich von 23 % im Jahr 1988 auf 74 %  im  Jahr  2016,  dem  bisher  höchsten  Wert.  Der  Anteil  derer,  die  auch  in  wechselnden  Partnerschaften nie Kondome verwenden, sank auf den bislang niedrigsten Wert von 9 %.  

 

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