Aaron!

orientierungslos und unter Schock. Das Dickicht des Waldes zog an mit vorbei bis ich irgendwann an einer Klippe zum Stehen kam. Mein Kopf spielte verrückt.
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Andreas Eichberger

Kingsfall Der Pfad der vier Jahreszeiten Fantasy

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© 2017 AAVAA Verlag Alle Rechte vorbehalten 1. Auflage 2017 Umschlaggestaltung: AAVAA Verlag Coverbild: fotolia: Blue passage Datei: 73056161, Urheber: Ellerslie Printed in Germany Taschenbuch: Großdruck: eBook epub: eBook PDF: Sonderdruck

ISBN 978-3-8459-2386-4 ISBN 978-3-8459-2387-1 ISBN 978-3-8459-2388-8 ISBN 978-3-8459-2389-5 Mini-Buch ohne ISBN

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Prolog: Flammen und Wasser »Flammen und Wasser. Von meinen Kindheitserinnerungen sind diese zwei Elemente die deutlichsten. Ich sehe sie in meinen Träumen nahezu jede Nacht klar vor mir; spüre die Hitze an meinem Körper und fühle das Wasser in meine Lungen steigen, bis ich schweißgebadet aufwache. Warum ich diese Träume habe? Eine gute Frage. Mein Leben begann, wie es sich wohl viele Menschen wünschten: Ich wurde geboren als Sohn eines Königs. Nicht nur der Sohn eines Königs, sondern sein Erstgeborener. Der rechtmäßige Thronfolger der Krone; Stolz der Familie und des Landes. Früh in meinem Leben realisierte ich, was für ein privilegiertes Leben ich führte. Leute jubelten mir zu oder verneigten sich; jeder Besuch, den die Königsfamilie empfing beinhaltet Geschenke für mich und ich genoss früh die Vorzüge von Lehrmeistern, die mir das Kämpfen, Lesen und Schreiben beibrachten. Niemals als 4

Kind die Schmerzen empfinden zu müssen, Familienmitgliedern sterbend vor Hunger oder Krankheit sehen zu müssen; niemals selbst Hungerleiden aushalten zu müssen oder sich sorgen um die Zukunft machen müssen: ein Luxus wie im Märchen. Das Leben in einem Märchen beschreibt diese Zeit wohl am besten und im festen Glauben daran, dass sich dieses Märchen niemals ändern wird, zogen die Jahre ins Land. Doch dann kam die Realität. Politik ist eine interessante Sache. „Mit den richtigen Leuten in den richtigen Positionen das Land zu Wohlstand und Reichtum führen“, so dachte ich zumindest. Doch Politik funktioniert anders in unserem Land. Politik bedeutet Macht, und Macht ist etwas, für das Leute bereit sind zu Töten. Bevor ich das realisieren konnte, fand ich meinen Vater bereits tot auf. Ermordet im Schlaf, mit einem simplen Dolch im Herzen. Bis heute werde ich den überraschten, schmerzverzerrten Ausdruck 5

seines bleichen Gesichtes nicht vergessen. Als ich hinter mir laute Schritte vernahm, rannte ich ohne zu denken los. Raus aus dem Schlafzimmer meines Vaters. Raus aus den Korridoren, überfüllt mit den Leichen von Bediensteten und Rittern. Raus in den Burghof, in dem mir sengende Flammen entgegenschlugen und ich nun erst wahrnahm, dass das ganze Schloss in Flammen stand. „Rettet euch mein Lord!“ Ertönte eine Stimme, röchelnd und irgendwo aus den Flammen stammend. Ich entkam ich aus dem Schloss, ohne von unseren Angreifern verfolgt zu werden. Rannte und rannte, raus aus dem Schloss, hinein in die Stadt, die in hellem Aufruhr war. Überall versammelten sich die Leute, neugierig was gerade passierte. Ich rannte aus der Stadt in den Wald, orientierungslos und unter Schock. Das Dickicht des Waldes zog an mit vorbei bis ich irgendwann an einer Klippe zum Stehen kam. Mein Kopf spielte verrückt. „Was nun? Was ist passiert? Sind alle tot? Wo…“ bevor ich auch nur 6

diesen Gedanken zu Ende denken konnte, spürte ich, wie ein Pfeil sich in meine Schulter bohrte und ich nach vorne taumelnd die Klippe runterfiel. Glück im Unglück: Die Klippe war nicht hoch, die darunterliegenden Stromschnellen des Flusses aber tief. Irgendwie überlebte ich den Sturz. Das nächste was ich fühlte, war eiskaltes Wasser, das in meine Lungen Floß. Panik machte sich in Meinem ganzen Körper breit. Ich versuchte angestrengt, die Wasseroberfläche zu finden. Ich kämpfte, bis alles Schwarz wurde. Meine Gedanken fingen an zu verschwinden, Taubheit machte sich in meinem Körper breit. Die letzten Gefühle wichen aus meinem Körper, und dann…. Wache ich schweißgebadet in meinem Bett auf, mit den Gedanken gerichtet an nur zwei Sachen. Flammen und Wasser«. - Aaron Gale

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Glück oder Schicksal »Aaron.« Die raue Stimme des Gildenmeisters hallte durch die kleine Halle, und er blickte zu dem Zwanzigjährigen, der wieder Mal gedankenversunken an einem kleinen Holztisch Platz genommen hatte. »Aaron!« Der junge Mann hob endlich den Kopf. Die Tische im ihn herum waren weitestgehend leer und er beobachtete den Gildenmeister, der einsam am Tresen stand. »Hmm..?« Er blickte fragend in die Richtung, die letzten Gedanken an seinen immer wiederkehrenden Traum abschüttelnd. »Die neuen Steckbriefe sind da. Und diesmal auch wieder ein Eliteauftrag.« Aaron erhob sich und ging zum Gildenmeister »Wurde auch Zeit! Ich dachte schon, ich sterbe vor Langeweile bei den Aufträgen, die hier sonst so eingehen.« Die anderen Steckbriefe ignorierend, wanderte 8

seine Hand zum Eliteauftrag und Begutachtete diesen. Der Junge wirkte nach außen eher unauffällig gekleidet: eine schlichte, dunkelbraune Lederrüstung, gedacht für agile Kämpfer. Das Haar ebenfalls Dunkelbraun und kurz geschnitten. Einzig das Schwert, das über seine Schulter hing, verriet, dass er kein einfacher Söldner war. Die Scheide des Schwertes war reich verziert und hochwertig hergestellt. Der Griff des Schwertes wies ein kompliziertes Muster auf und rankte sich am Ende in einen verschnörkelten Löwenkopf. »Hm. Eine gefährliche Magierin, die das Dorf und das Land bedroht? Hier mitten im Nirgendwo? Schwer vorstellbar…« Sein Blick ruhte auf dem Steckbrief, während er sprach. »Bist du interessiert an dem Job?« Der Gildenmeister sah ihn an, doch wusste er die Antwort bereits. Aaron hob seinen Blick. »Ja. Ich breche demnächst 9

auf, teil dem Kunden mit, dass ich die Konditionen akzeptiere.« Der Meister holte ein Pergament hervor und breitete auf dem Tisch aus. »Der beschriebene Unterschlupf ist ungefähr einen halben Tag von hier entfernt. Die Gilde stellt dir wie immer ein Pferd und Verpflegung bereit. Komme in einer Stunde wieder und du kannst aufbrechen.« Er zeigte dem jungen Schwertkämpfer die Stelle, an der das Versteck sein soll. Ohne auf die Antwort von Aaron zu warten, kehrte der Gildenmeister ihm den Rücken zu und verschwand in einem kleinen Zimmer hinter dem Tresen. Während es draußen langsam Mittag wurde und sich die Halle begann mit Söldnern zu füllen, verließ Aaron die Halle. »Warum sollte eine Magierin in diesem abgelegenen Teil der Welt sich ein Versteck errichten, ich sollte vorsichtig sein…« Er schlenderte durch die kleine Stadt, in dem er sich befand und machte sich auf zu seinem 10

gemieteten Schlafzimmer in einem Gasthaus, um sich auf die bevorstehende Mission vorzubereiten.

Einige Stunden später Aron stieg von seinem sichtlich erschöpften Pferd und Beachtete die Turmruine, die er gerade erreichte. Ein modriger Geruch von einstiger Zivilisation, getroffen von dem Zahn der Zeit, stieg ihm in die Nase und er beobachtete die von Efeu bedeckten Überreste des Turms. Abgesehen von der linken Seite der Turmspitze, wirkte dieser noch recht intakt. Der Efeu überwucherte Turm bot einen fast schon idyllischen Eindruck der Ruhe und des Friedens, wenn da nicht ein paar verräterische Zeichen gewesen wären, die darauf hinwiesen, dass der bewohnt wurde. 11

Zum einen waren da die verräterisch frischen Fußabdrücke, die zum Eingang des Turms führten. Zum anderen die zwei etwas verräterisch wirkenden Pferde, die vor dem Turm angebunden darauf warteten, gefüttert zu werden. „Zwei Pferde? Im Auftrag wurde betont auf nur eine Magierin hingewiesen, irgendwas stimmt hier nicht.“ Aaron untersuchte vorsichtig die Umgebung um mögliche Fallen und Fluchtwege zu checken, ehe er sich dazu entschloss, auf den Turmeingang zuzugehen. Als er sich langsam der Eingangstür näherte, untersuchte er das Schloss. „Das Schloss wurde magisch verstärkt, niemand ohne Kenntnisse der Magie hätte diese Tür aufbrechen können. Wer immer der zweite Besucher ist, war wohl nicht eingeladen.“ Langsam öffnete er die Tür und warf einen Blick auf das Innere des kleinen Zimmers, oder eher gesagt der Kleinen Eingangshalle, in der er sich nun befand. Das Zimmer wirkte 12

karg und verlassen, keine Anzeichen von gewaltsamen Kämpfen oder Ähnlichem. Während Aaron langsam die Tür mit dem kaputten Schloss hinter sich zuzog, hörte er einen Aufschrei und einen plötzlichen Knall aus den oberen Teilen des Turms. Schnell spähte er sich in dem Zimmer rum, um sicherzugehen, nicht in irgendwelche offensichtlichen Fallen zu laufen, und begann, die Treppen emporzusteigen. Oben angekommen breitete sich eine merkwürdige Szene vor seinen Augen aus. Eine junge Frau lehnte schwer atmend an einem Schrank. An ihrem Bein rannte kontinuierlich Blut runter. Der Blutspur folgend sah Aaron eine klaffende Wunde an ihrem Oberschenkel, offensichtlich verursacht durch einen scharfen Gegenstand wie ein Schwert. Außer Atem hielt sie ihre Hand gegen einen Mann mittleren Alters erhoben, 13

der sich auf der anderen Seite des Raumes aus einem zerbrochenen Bett erhob. Die Haare des Mannes standen in unterschiedliche Richtungen ab, und er schien von etwas ordentlich benommen zu sein. Gerade, als die Szene des Kampfes sich etwas zu beruhigen schien, bemerkte die junge Frau mit aufgerissenen Augen Aaron »Fuck.« Ihr zweiter Arm, vorher geklammert an ihre Wunde, schnellte hoch in Richtung des jungen Abenteurers und Ihre schmerzverzerrte Miene wurde nochmals dunkler. »Wenn du glaubst, ich könnte keinen weiteren Spruch mehr wirken, bist du falsch gewickelt« fauchte sie in Aarons Richtung, doch war ersichtlich, dass sie bluffte. Alleine sich auf den Beinen zu halten und nicht ohnmächtig umzufallen, schien ihr mehr Kraft zu Kosten als alles andere. Aaron hob seine Arme »Mach mal langsam, ich bin gerade erst hier angekommen.« Doch die Miene der jungen Frau veränderte sich kein 14

bisschen. »Allein die Tatsache, DASS du hier angekommen bist, verrät mir, dass du kein Freund bist.« Er hielt kurz inne. »Da ist was Wahres dran.« Musste er sich eingestehen. »Bist du der angeheuerte Söldner? Gut! Töte die Schlampe, sie kann kaum noch stehen!« Der Mann mittleren Alters schien sich wieder gefangen zu haben und versuchte nun erste Schritte auf die junge Frau zu machen. Die Magierin ließ von Aaron ab, und konzentrierte sich wieder auf den Mann, wohl in dem Wissen, sich nicht gegen beide verteidigen zu können. »Hör mir zu, wenn du kein vollkommen schlechter Mensch bist!« Presste sie inzwischen kaum Laut wahrnehmbar über ihre Lippen »Ich weiß nicht, inwieweit du zu denen gehörst, aber solltest du wirklich nur angeheuert sein: Ich bin kein schlechter Mensch! Es gibt einen Grund, warum mich gewisse Leute tot sehen wollen.« Ihre Worte kamen nur noch heißer hervor. 15