7. Deutscher Internistentag am 11. September ... - Ärztekammer Berlin

11.09.2014 - Fachkräftemangel in Medizin und Pflege oder Lieferengpässen von. Medikamenten und Impfstoffen, ist in Deutschland Alltag. Von der weichen.
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7. Deutscher Internistentag am 11. September 2014 in Berlin Grußwort von Dr. med. Günther Jonitz, Präsident der Ärztekammer Berlin

Liebe Kolleginnen und Kollegen, herzlich willkommen in Berlin! Wenn sie sich zum 7. Deutschen Internistentag treffen, ist die Umsetzung des GKV-FQWG in vollem Gange. Die Politik, angeführt von einer neuen Führungsmannschaft im BMG, möchte ein neues Zeichen setzen und mit einem neuen Institut Transparenz schaffen. Dies ist aus politischer wie inhaltlicher Sicht logisch, haben doch 25 Jahre Kostendämpfung (seit 1989) vor allem steigende Beitragssätze (von 12,9% auf 15,5%) und jede Menge Versorgungsengpässe gebracht. „Weiche Rationierung“, ob in Form von Fachkräftemangel in Medizin und Pflege oder Lieferengpässen von Medikamenten und Impfstoffen, ist in Deutschland Alltag. Von der weichen Rationierung in Form von Mangel an Zeit für Zuwendung ganz zu schweigen. Der Koalitionsvertrag ist ein Dokument des Scheiterns dieser Kostendämpfungspolitik. Wir Ärztinnen und Ärzte haben gelernt, mit Mängeln zu leben und diese zu kompensieren oder zu beheben. Im klassischen Sinne tun wir das bei gesundheitlichen Mängeln. Auch bei Mängeln im System ist die Überlebensfähigkeit zum Nutzen der Patienten und zum eigenen beruflichen Schaffen enorm. Patienten werden weniger wegen sondern trotz der politischen Vorgaben im internationalen Vergleich gut versorgt. Herzlichen Dank für jeden individuellen oder kollektiven Einsatz! Dass unser Tun von außen hinterfragt wird, sind wir inzwischen gewöhnt. Das IQWiG schaut auf das, was ins System hineinkommt, das IQTiG wird auf das schauen, was im System beim Patienten ankommt. „Mache die Ergebnisse transparent und du bekommst einen Wettlauf der Systeme“ stellte Reinhard Mohn, der Begründer des Bertelsmann-Konzerns fest und damit hat er m. E. recht. Die Probleme in der Medizin liegen darin, dass es a) weltweit kein

Verfahren gibt, um die Qualität der Medizin rechtssicher zu messen und b) die Probleme weniger in der Messung als im Umgang mit den Daten liegen. „Vom Wiegen wird die Sau nicht fett“ heißt es im Westfälischen. Und wohingegen in Deutschland ein Institut quasi auf der grünen Wiese gegründet wird, wird zeitgleich in der Schweiz ein Institut gegründet, das die Aufgabe hat, „bestehende Anstrengungen und Bestrebungen in der Qualitätssicherung zu koordinieren und zu verstärken“. Hier „Gesundheitspolitik mit der Pickelhaube“, in der Schweiz kluges, partizipatives Vorgehen. Ob die künftige Leitung des Institutes, um die heftig gerungen wird, das alles kompensieren kann? Das IQWiG ist der positive Beweis, dass nicht nur in der Medizin, sondern auch in der Beurteilung derselben, vieles von der Führungskraft abhängt. Klug ist, wer sich rechtzeitig auf Diskussionen über Qualität vorbereitet. Es ist eine große standespolitische Chance zeigen zu können, was man für seine Patienten Gutes erreicht hat. „Salus aegroti suprema lex“ hat eine neue methodische Grundlage. Sie will von uns genutzt sein. Die gesundheitspolitische Diskussion gewinnt der, der glaubhaft Anwalt der Patientenversorgung ist. Mit Zahlen, Daten und Fakten können wir punkten. Dann bekommen wir auch den Berg unerledigter Aufgaben wie GOÄ, Weiterbildungsordnung, Telematik etc. abgearbeitet. Gesundheitspolitik braucht „Führung“, vor allem ärztliche. Wer „Qualität“ will, kommt an Ärzten nicht vorbei. Schalten wir um vom „Nein-sagen“ auf „so geht’s!“. In den USA gibt es seit Jahrzehnten viele Daten zu „variations in care“. Der Schlüssel zum Erfolg ist, die Ärztinnen und Ärzte zu erreichen. „Clinical dialogue“ heißt das Programm dort. Das „Peer review“ in Deutschland funktioniert. Curriculum, Leitfaden und Kurse dazu gibt es bei der Bundesärztekammer. Gutes Gelingen und einen angenehmen Aufenthalt in Berlin Ihr

Dr. Günther Jonitz