24.07.2016
Burnout und Depressionen – kann jeden treffen….
Zu Beginn, ein Zitat… „Wirklich, er war unentbehrlich! Überall, wo was geschah zu dem Wohle der Gemeinden, er war tätig, er war da.
Schützenfest, Kasinobälle, Pferderennen, Preisgericht, Liedertafel, Spitzenprobe, ohne ihn da ging es nicht. Ohne ihn war nichts zu machen, keine Stunde hatt er frei. Gestern, als sie ihn begruben, war er – richtig – auch dabei!“ (Wilhelm Busch: Kritik des Herzens, 1874)
1
24.07.2016
Psychische Gesundheit in den Medien
„Sie sind nicht allein“– Entstigmatisierung Anteil an der Bevölkerung
TOP 5 der häufigsten Erkrankungen 11,5
Angststörungen
27 Mio.
5,7
Depressionen
Erkrankte Somatoforme Störungen*
Schlafstörungen
Anpassungs- und Belastungsstörungen
4,0
2,9
2,5
Mio. Erkrankte
Schätzungen zufolge werden psychische Erkrankungen bis 2030 zusammen mit HerzKreislauf-Erkrankungen führende Krankheitsursache in industrialisierten Ländern sein. Quelle: Wittchen et al. (2011), WHO * Körperliche Beschwerden, die nicht auf körperliche Ursachen zurückzuführen sind.
2
24.07.2016
Menschen mittleren Alters leiden besonders Gesamtfälle nach Alter und Geschlecht in %* 16 14 12 10 8 6
4 2 0 0-10 Jahre
11-20 Jahre
21-30 Jahre
31-40 Jahre
41-50 Jahre Frauen
51-60 Jahre
61-70 Jahre
71-80 Jahre
81-90 Jahre
älter
Männer
Die KKH-Allianz hat einen hohen Frauenanteil; mit 70 Prozent liegt der Anteil weiblicher Versicherter mit psychischen Erkrankungen über dem GKV-Schnitt von zwei Dritteln. Quelle: KKH-Allianz *Depressionen, Angststörungen, Belastungs- und Anpassungsstörungen, Schizophrenie
Gründe für AU Tage Arbeitsunfähigkeitstage Psychische Störungen
14,7 %
Muskel- / Skelettsystem
25,2 %
Sonstiges
60,1 %
AU-Tage je 100 Pflichtmitglieder bzw. Anteile in Prozent - Bundesgebiet
Quelle: BKK Gesundheitsreport 2014
3
24.07.2016
Entwicklung der AU wg. psych. Störung
Frauen Männer Durchschnitt
1994
2000
2011
2007
2012
2013
Quelle: BKK Gesundheitsreport 2014 Je 1000 Mitglieder – ohne Rentnerinnen und Rentner
Kosten für die Wirtschaft
Kosten für die Behandlung psychischer Erkrankungen
Indirekte Kosten durch Krankschreibungen
Laut Berechnungen des Statistischen Bundesamtes
Aufgrund psychischer Erkrankungen
28,7 Mrd.
32 Mrd.
14,3 Mrd. 8,2 Mrd.
Ausfall an Bruttowertschöpfung 2013
Produktionsausfallkosten 2013
Quellen: Statistisches Bundesamt; BMAS/BAuA: Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit 2012 und 2013
4
24.07.2016
Arbeitnehmer - Führungskräfte
Arbeiten an Sonn- und Feiertagen
Arbeiten an Samstagen
Arbeiten länger als 40 Stunden
Schlechte Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben
Verzichten häufig auf Pausen 73 % 38 % 26 %
46 %
30 %
Beschäftigte
Führungskräfte
Quelle: BAuA (2013): Stressreport Deutschland 2012
Stress Versuch einer einfachen Formel:
Stress = Situation x individuelle Bewertung
„Nicht die Dinge selbst beunruhigen die Menschen, sondern die Meinungen und die Beurteilungen über die Dinge.” (Epiktet; 50 – 130 n. C.)
5
24.07.2016
„…andauernder Stress…“
Was ist Burnout?
Burnout ist keine Diagnose! Burnout wird von Betroffenen gerne zur Selbstbeschreibung benutzt, weil es als - weniger stigmatisierend und - external verursacht erlebt wird. Motto: „Lieber Burnout statt Depressionen! “
6
24.07.2016
Die drei Burnout-Phasen
Phase 1 – Aktivität
Überaktivität/ Nicht Abschalten Können
„Selbstmedikation“
Erschöpfung nach der Arbeit
Gefühl der Unentbehrlichkeit
Chronischer Zeitmangel
Stimmungsschwankungen Leitsymptom: Ärger
Leitreaktion: Aggression/Kampf
7
24.07.2016
Phase 2 – Rückzug
Vermeidung, um Enttäuschungen zu verhindern
Oft Bewegung im Übermaß („Sportaholic“) oder minimiert
Kontakt zur Mitarbeiter wird minimiert (Verschiebung von „Unterstützung/Hilfe“ zu „Beaufsichtigung“)
Stereotypisierung von Kunden / Kollegen (werden zur „Nummer“)
Reduziertes Engagement (oft auch im Privatbereich)
Widerwillen, täglich zur Arbeit zu gehen
Überziehen von Pausen
Leitsymptom: Angst Leitreaktion: Flucht
Phase 3 – Passivität
Einsamkeit/ kaum mehr persönliche Kontakte
Existentielle Verzweiflung
Gleichgültigkeit/Apathie
Leeregefühl
Evtl. manifeste Suchtproblematik
Vermeidet Herausforderungen und jegliche Anstrengung
Leitsymptom: Isolation
Leitreaktion: Lähmung
8
24.07.2016
Cortisolspiegel
Cortisol und Burnout - Diagnostik
Normalniveau Cortisol
Chronischer Stress
Burnout
Symptome der Depression
Kernsymptome: - gedrückte Stimmung - Interessenverlust, Freudlosigkeit - Verminderter Antrieb, gesteigerte Ermüdbarkeit
9
24.07.2016
Bedeutung der Depression
Behandlungsmöglichkeiten
10
24.07.2016
Prävention
Individuelle Prävention - Work Life Balance - Stressmanagement - Kognitiv unterstützte Verhaltensänderung
Organisatorische Prävention - New Work als Handlungsmaxime - Aufmerksamer Umgang mit ersten Symptomen und Betroffenen
Versorgungssituation mit Defiziten
Lange Wartezeiten auf ambulanten Therapieplatz Therapeutischer Ansatz passt nicht zum Problem des Versicherten Diagnostik erfolgt häufig zu spät => Hausarzt fragt nicht nach Suboptimale Vernetzung der an der Behandlung Beteiligten (Schnittstellenprobleme) „Drehtüreffekt“ durch fehlende Nachsorge nach KH-Aufenthalt (Entlassmanagement) Eingeschränkte bzw. mangelhafte Compliance der Betroffenen Quelle: Robert-Koch-Institut, Deutsche Psychotherapeutenvereinigung, KKH-Allianz
11
24.07.2016
Summary
Die Anzeichen für Burnout sind schleichend und werden oft verdrängt Burnout ist keine Diagnose, sondern Gemengelage von Symptomen Burnout wird „salonfähig“ ist aber nicht desto weniger bedrohlich Der Übergang vom Burnout zur Depression ist fließend Ein Mix von therapeutischen Elementen macht am meisten Sinn Nicht zurück zum alten Habitus, sondern eine Verhaltensänderung ist wichtig Ohne Bearbeitung und alternativen Handlungsmaximen ist die Rückfallquote sehr hoch Burnout und Depression als Chance begreifen etwas fundamental im Verhalten zu ändern Auf die Wartelisten eintragen lassen – auch auf mehrere !!
Markus S. Pfirrmann Dipl.-Wirtschaftsing (KIT), HP für Psychotherapie, Gepr. Psychologischer Berater (VFP) und Burnout – Coach
www.psychotherapie.coach
12