1 Tour du Mont Blanc Einmal rundherum vom 23.08. bis 29.08.2015 1 ...

Duschen und WC nach Männlein und Weiblein getrennt. Elektrischer Strom und Heizung. Großer Schuh-und Klamottentrockenraum. Wermutstropfen waren die ...
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1 Tour du Mont Blanc Einmal rundherum vom 23.08. bis 29.08.2015 1.Tag: Sonntag: Les Houches -> Refuge de Miage (Frankreich)

Unsere Gruppe traf sich um 12:00 Uhr an der Talstation der Seilbahn Les Houches/Bellevue (991 m). Es war lustig, wie wir nach und nach eintrafen und uns miteinander bekanntmachten: Drei Pärchen, zwei Freunde, Vater und Sohn und zwei Alleinreisende sowie der Bergführer. (Auf dem Foto fehlen Vater und Sohn und der Bergführer.) Nach einer Einweisung fuhren wir mit der Seilbahn zur Bergstation Bellevue (1790 m). Von da ging es entgegen dem Uhrzeigersinn um das Mont Blanc Massiv Richtung Col de Tricot. Erst ging es ein Stück bergab zur Talstation der Zahnradbahn, die die Bergsteiger zur Bergstation Nid d'Aigle (2372 m) bringt, von wo sie zur Refuge Tête Rousse (3167 m) oder weiter zur Refuge du Goûter (3835 m) steigen können. Von da können erfahrene und konditionsstarke Alpinisten auf den Mont Blanc (4810 m) steigen. Wir aber folgten erstmal weiter abwärts auf lehmigen Wegen. Da es in der Nacht geregnet hatte und auch jetzt wieder leichter Regen einsetzte, war es ziemlich rutschig. Aber wir waren ganz zufrieden, denn das Wetter hätte auch schlimmer sein können. Schließlich gingen wir gemächlich an die 300 Höhenmeter Richtung Col de Tricot nach oben. Trotz der tiefhängenden Wolken konnten wir sowohl

die neue Hütte Goûter als auch die alte Hütte für die Besteigung des Mont Blanc sehen. Der Regen wurde stärker und auf dem Col de Tricot (2120 m) wehte ein starker kalter Wind. So gingen wir trotz der schönen Aussicht ins Tal schnell wieder steil nach unten. Unten stellte sich die Refuge de Miage (1560 m) als Ansammlung von malerisch im Tal angeordneten Gebäuden heraus. Wir bekamen eine urige Hütte ganz für uns allein. Sie hatte keinen Strom, und um in unser Matratzenlager zu gelangen, mussten wir über eine enge Treppe nach oben klettern. Ab jetzt gehörten Stirnlampe und Hüttenschlafsack zu unseren unverzichtbaren Ausrüstungsgegenständen. Aber uns gefiel es. Zumal über dem Hof uns eine warme und kostenlose Dusche empfing. Auch das Abendbrot mit anschließendem Schnäppi war super. Sorgen machten wir uns um unseren zähen Bergführer, weil er Probleme mit seinem Knie hatte. 2. Tag: Montag: Wanderung zum Chalet Nant Borrant (Frankreich)

Die Nacht über hatte es wieder geregnet. Wir sind am Morgen aus dem schönen Tal mit Blick auf den Dom de Miage zügig nach oben zum Chalet du Truc (1650 m) gestiegen. Da es oben wieder sehr stark regnete, gönnten wir uns eine Pause mit Kräutertee (l´infusion) in der warmen Gaststube. Der Kräutertee tat richtig gut. Danach wanderten wir runter in Richtung Les Contamines. Ab und zu kam sogar kein Regen vom Himmel. Schließlich, an einer Weggabelung entschieden wir uns, trotz

2 des ekligen Wetters und der schlechten Sicht, nicht nach Les Contamines herunterzusteigen, sondern den geplanten Weg Richtung Tré-laTête-Hütte zu steigen. Sogar durch die vielen Wolken und den Dunst konnten wir erahnen, dass links von uns normalerweise Gipfel vom Mont Blanc Massiv zu sehen sein mussten und rechts von uns ein liebliches Tal. Beeindruckend war, wie mächtig steil es da nach unten ging. Heute am zweiten Tag unserer Wanderwoche hatte unsere Gruppe auch ihren Rhythmus gefunden. Die nicht so Schnellen gingen hinterm umsichtigen Bergführer und lernten durch Beobachten und Nachahmen effektives Gehen. Die schnellen Wilden liefen am Ende der Schlange als Lumpensammler. Im letzten Drittel des Tages galoppierten sie dann wieder glücklich voraus. Überhaupt geht die ganze Gruppe sehr angenehm miteinander um und macht das Beste aus dem nassen Wetter. Auf der Tré-laTête-Hütte (1970 m) wurde gegessen und getrunken. Von da ging es steil eine Art Schlucht mit vielen nassen Steinen und Wurzeln nach unten. Wir überquerten auch wilde Wasserfälle, ehe es zum Schluss auf der Zielgeraden nochmal kurz nach oben ging. Da regnete es aber schon wieder längst ziemlich stark. Die Anregung von der Oase, einen Regenschirm mitzunehmen, wurde von den meisten dankbar aufgegriffen. Denn die Luft war zu warm für Regenjacke und Regenhose. So konnten wir im T-Shirt wandern und wurden weder inwändig noch äußerlich nass. Das ist das Gute an diesem Wandergebiet: Da wir Sommer haben und wir uns relativ südlich befinden, ist es wirklich warm. Auf jeden Fall auf den Höhen, auf denen wir gestern und heute waren. Aber obwohl die Wanderung mit zwei von fünf Schwierigkeitsgraden klassifiziert ist, sollte man als Teilnehmer bedenken, dass neben dem ganzen Wanderspaß es doch anstrengend ist, jeden Tag in einem Stück um die 1000 Höhenmeter hoch und auch wieder runterzusteigen. Hier sind die Alpen eben schroffer als anderswo. Das Chalet Nant Borrant (1459 m) war total ausgebucht. Auch viele Kinder, sogar aus New York City, genossen das besondere Flair dieser Unterkunft. Es gab wieder warme Duschen und Hausschuhe für alle, sowie saubere Doppelstockbetten in 10-er Zimmern. Und welch Luxus: elektrisches Licht.

3. Tag: Dienstag: Wanderung zum Chalet les Mottets (Frankreich)

Heute Morgen gab es in unserem Zimmer ein lustiges Bild, wie alle im Raum Zähne putzten und sich dabei im Reigen drehten, damit jeder mal an das Waschbecken herankam. Der Tag begann draußen eiskalt mit 10 Grad, aber im Laufe des Tages verwöhnte uns die Sonne über alle Maßen. Wir starteten etwas sehr flott bis zum Chalet de la Balme (1706 m). Ab dem Chalet übernahm wieder der Bergführer die Spitze, was der Gruppe den notwendigen Fluss gab. So genossen wir einen steilen, aber schönen Weg auf den Col du Bonhomme (2329 m). Dort gönnten wir uns eine Pause mit Umziehen, Trinken und Fotografieren. Auf diesem Col bot sich uns nämlich ein atemberaubender Blick auf die nahen und fernen Berggipfel und verwunschenen Täler. Sodann gingen wir zum Teil über Felsbänder hoch zum Pass Col de la Croix du Bonhomme (2479 m). Auf dem Weg dorthin erblickten wir rechts einen Stausee. Am Pass entschied sich unsere Gruppe nach einer intensiven demokratischen Diskussion, dass die Mehrheit zum Refuge du Col de la Croix du Bonhomme (2433 m) runtergeht, um da Mittag zu essen. Während dessen stiegen unsere schnellen Wilden auf den Tête Nord du Four (2756 m) auf. Auf dem Weg zum Col du Four trafen wir uns dann alle wieder und stiegen auf diesen gemeinsam auf (2665 m). Davor und danach bewegten wir uns auf Felsbändern aus

3 Schiefer, wobei für diesen Tag angemerkt werden muss, dass die Kennzeichnung des optimalen Wanderweges verbesserungsbedürftig ist. Aber der Blick war phänomenal. Wir konnten sehr gut im Hintergrund auf der linken Seite den Mont Blanc und im Vordergrund andere beeindruckende Gipfel des Mont Blanc Massivs, wie den Trè-la-Tête, bewundern. Alle natürlich mit Schnee und Eis bedeckt. Dann ging es sehr steil über die Felsbänder und schließlich Wiesen mit Bächen nach unten nach Ville des Glaciers. Dort kauften unser Geburtstagskind und seine Frau Käse bei einem Milchbauern. Also wanderte 1 kg mehr in den schweren Rucksack. Schließlich erreichten wir auf einem gemütlichen Weg das Chalets les Mottets (1868 m). Dort wohnten u.a. schon viele Spanier. Das Essen und der Waschraum mit warmen Duschen waren gut. Aber das Matratzenlager konnte uns nur zu der Aussage bewegen, dass wir da halt durch müssen; wie ein Kuhstall. Es wurden im Gastraum aber mehr als genug Steckdosen für die Smartphones und Digitalkameras zur Verfügung gestellt. Dafür gab es keinen Mobilempfang. Nach dem Abendessen spielte uns die Chefin des Hauses auf einem Leierkasten französische Chansons vor. Wir waren begeistert und die Japaner staunten und waren sehr begierig zu erforschen, wie dieser Kasten wohl funktioniert. Fast wären sie reingekrochen. Die Nacht war sehr unbequem. Das Matratzenlager im Kuhstall war sehr hart, weil die Matratzen nur aus dünnen Schaumstoffmatten bestanden. Als zu späterer Stunde einer aus unserer Gruppe sein Lager suchte, musste er erstmal erschreckt mit einer Fledermaus kämpfen, die immer wieder sein Gesicht streifte. Zu seiner Erleichterung stellte sich diese Fledermaus aber bald als BH einer Wandergefährtin heraus, den sie zum Trocknen auf die Kette unter dem Dach des Kuhstalls gehängt hatte. Ja, wir hatten so viele kleine Begebenheiten am Rande, die

passieren, wenn Menschen auf engem Raum mit minimalem Komfort leben und sie das alles noch freiwillig machen und dafür sogar Geld geben, weil sie einen Teil der Verantwortung für Ihren Trip doch lieber delegieren. Wer nachts mal raus musste, wurde mit einem für Städter unglaublichen Blick am schwarzen Nachthimmel belohnt: Es ließen sich ganz klar unzählige Sterne bewundern. Sogar die Milchstraße war deutlich zu erkennen.

4. Tag: Mittwoch: Wanderung zur Refugio Elena (Italien) Am Morgen war es wieder kalt. Dazu wehte ein starker Wind. Einigen von uns hatte der steile und stetige Anstieg in der Frühe alles abverlangt. Wer die Kraft übrig hatte, konnte aber den imposanten Anblick nach links auf die Aiguille des Glaciers genießen. Endlich erreichten wir oben auf dem Col de la Seigne (2516 m) die Grenze zu Italien. Ab jetzt hieß es nicht mehr Bonjour, sondern Buon Giorno.

Und wow, ein Blick unvergesslich und nach der Ankündigung von Oase auch der beste Blick auf den Mont Blanc auf dieser Tour. Von da gingen wir ein langgezogenes Tal runter, welches uns nach allen Seiten mit herrlichen Ansichten belohnte. Viele andere Gruppen und auch Familien teilten mit uns diesen schönen Tag. Denn Italien bescherte uns erwartungsgemäß mit Sonne satt. Wir kamen an einer Naturschutzhütte vorbei und beratschlagten unten an der Abzweigung zur Refugio Elisabeta (2258 m), ob wir wirklich schon um halb Zwölf Mittagspause machen

4 wollen. Aber wir entschieden uns schnell, nach oben zu steigen, um Panini zu essen. Danach stiegen wir weiter ab Richtung Lac Combal. An einer Abzweigung ging es rechts wieder steil bergauf. Spätestens dort sind allen die vielen Markierungen auf unserer Route aufgefallen: Unser Trip fiel genau in die Zeit des Ultra Trail du Mont Blanc 2015 (24. August bis 30. August). Die Sportler konnten sich für die Strecken 53 km (3300 Höhenmeter), 101 km, 119 km, 170 km oder 300 km (28 000 Höhenmeter) einschreiben. Sie sind mit leichtem Rucksack, zum Teil mit Stöcken und nachts mit Stirnlampen gerannt. Wir waren sehr beeindruckt und begierig, diesen Athleten zu begegnen. Das Panorama des Mont Blanc Massivs wurde immer atemberaubender und konnte nach längerer Anstrengung auch endlich voll genossen werden, als der Weg ebener wurde. Wir passierten die Alpe Arp Vieille, wo ein Hirte auf einem Dach schlief und wir uns Sorgen um ihn machten, weil es den Anschein hatte, als ob die Sonne dabei war, ihn ordentlich durchzubrutzeln. Ganz oben angekommen, machten wir eine längere Rast und hatten auch mal wieder Mobilfunkverbindung für eventuelle Fälle. Weiter bergab ging es zur Refugio Maison Vieille, wo wegen der Seilbahnen sich viele Menschen tummelten. Wir benutzten einen Sessellift und anschließend eine Kabinenbahn, um Courmayeur zu erreichen. Im Zentrum von Courmayeur fanden wir dann schließlich die Buslinie 5. Der Bus setzte uns nach ca. 45 Minuten in Arnuva, im Aosta-Tal ab (1769 m). Von wegen bequemer Fußweg. Statt der Fahrstraße stiegen unsere schnellen Wilden einen schönen Pfad Richtung Rifugio Elena (2062 m) hoch. So spät am Tag konnten das nicht mehr alle wirklich schätzen. Aber ca. halb acht war die Gruppe dann komplett und am Abendbrottisch versammelt. Die Hütte war vom Komfort her die bisher Beste: Super Doppelstockbetten, die trotz des riesigen, abenteuerlichen Raumes so angeordnet waren, dass ein Hauch Privatsphäre blieb. Duschen und WC nach Männlein und Weiblein getrennt. Elektrischer Strom und Heizung. Großer Schuh-und Klamottentrockenraum. Wermutstropfen waren die Steh-WCs. Das Essen war sehr gut und der Rotwein exzellent. Direkt gegenüber der Terrasse der Refugio

schauten uns wieder die Gletscher vom Monti Blanc Massiv streng an. Außerdem war es die höchst gelegene Hütte unserer Route.

5. Tag: Donnerstag: Wanderung zum Relais d`Arpette (Schweiz) Nach dem Frühstück sind wir gleich hinter der Refugio ganz steil den Berg hochgestiegen. Nach einer ca. eineinhalbstündigen Anstrengung, bei dem einen weniger beim anderen mehr sichtbar, erreichten wir den Gipfel des Grand Col Ferret (2537 m) und damit auch die Grenze zwischen Italien und der Schweiz. Leider hüllte sich der Col mittlerweile in Wolken, so dass wir keine Sicht hatten. Außerdem wehte ein sehr kalter Wind. Also stiegen wir ohne Pause auf der schweizerischen Seite gleich wieder ab. Der

Weg nach Ferret (1700 m) zog sich an wiesenbedeckten Steilhängen entlang. Wir trafen einen Schäfer mit seiner Herde und begegneten anderen Wanderern sowie Mountainbikern. Inzwischen strahlte die Sonne mit voller Kraft, als wir eine Alpe mit zwei Jurten oberhalb von Ferret erreichten. Den Fahrweg runter konnten wir streckenweise über einen steilen Wiesenpfad abkürzen. Wir passierten den Fluss durch Ferret und erreichten mittags die Bushaltestelle, um nach Orsiers und von dort nach Champex-Lac zu fahren. Aber wegen des Ultra-Trail du Mont Blanc fuhr heute kein Bus zwischen Ferret und La Fouly, wie wir nach 40 Minuten feststellten. So liefen wir am Fluss entlang nach La Fouly. Dort organisierte unser Bergführer ein Großraumtaxi nach ChampexLac. Jeweils die Hälfte unserer Gruppe passte in das Taxi rein, sodass die zurückbleibende

5 Hälfte in La Fouly zu Mittag aß und die vorausfahrende in Champex-Lac. Vereint stiegen wir am Nachmittag durch einen verwunschenen Wald und immer an einem Bach entlang zur Relais d´Arpette (1630 m) hoch. Hier bekamen wir in einem Haus zwei Zimmer für uns. Im Haupthaus befanden sich die Duschen. Für den nächsten Tag konnten wir uns Proviant bestellen.

6. Tag: Freitag: Wanderung zum Col de la Forclaz (Schweiz) Wir sind bei schönstem Wetter gestartet. Das Relais d´Arpette liegt wunderbar am Eingang des Tals Arpette. Der Blick über die weite Wiese auf die hohen Berge war traumhaft. Am

Morgen natürlich mit einem ganz anderen Licht als am Abend. Wir wanderten über diese Wiese auf die hohen Berge zu, an dessem Ende uns das Fenêtre d´Arpette erwartete. Dann begann langsam und schließlich immer heftiger der Anstieg. Unser Ziel, die Fenêtre d´Arpette, lag 1000 Höhenmeter über uns und bald konnten wir sie auch sehen. Der Weg schlängelte sich immer steiler den Wiesenhang hoch und ging schließlich in Blockgelände über. Während wir unten kämpften, sahen wir oben schon viele Wanderer im Fenêtre. Einige Boulder umstiegen wir unter Zuhilfenahme der Hände. Da bewährte sich die Gruppe, indem die Stöcke des Hintermannes abgenommen wurden. Beim letzten Steilhang umkreisten uns die Alpendohlen, in der Vorfreude auf die Essenskrumen, die sie eventuell ergattern konnten. Gegen Mittag waren wir schließlich alle auf 2665 m. Wir wurden mit einem tollen

Blick in das Tal Arpette und das nächste Tal belohnt. Auf der Seite wehte allerdings ein scharfer Wind. Nach der Mittagspause begannen wir den sehr steilen, anstrengenden und nicht ungefährlichen Abstieg, zunächst über kleinere Blocksteine als beim Aufstieg. Dann wurde der Weg etwas flacher, aber immer noch technisch anspruchsvoll, sodass wir sagten, dass wir heute keinen Zweier, sondern einen Dreier machten. Einmal hopste einer unserer schnellen Wilden so unglücklich seinen nächsten Schritt, dass er fast abgestürzt wäre. Von da übernahm der Stärkste seinen Rucksack zusätzlich zu seinem eigenen. Von unserem Weg konnten wir sehr gut den Glacier Trient und die Aiguille du Tour (3544 m) bewundern. Als wir etwa die Hälfte des Abstiegs hinter uns hatten, war der Weg über die Moräne abgebrochen und es führte oberhalb des Abbruchs eine wirklich gefährliche Passage weiter. Höhenangst durfte man hier nicht haben. Schließlich erreichten wir aber alle gesund und munter das Chalet du Glacier (1583 m), wo wir eine Imbisspause machten. Unser Unglücksrabe verwöhnte uns alle mit Eis. Danach ging es nur noch eben an alten Bewässerungsläufen entlang bis zum Col de la Forclaz (1526 m), wo wir im Hotel ein 6Bett- und ein 11-Bett-Zimmer bezogen. Am Col de la Forclaz konnten wir endlich diese extremen Läufer des Ultra Trail du Mont Blanc anfeuern. Die ganze Nacht konnten wir die Beifallsrufe der Zuschauer draußen hören. Einige Stunden schliefen sogar zwei Läuferinnen in unserem 11-Bett-Zimmer.

7. Tag: Samstag: zurück nach Les Houches

Am Morgen beim Abstieg vom Col de la Forclaz starteten wir auf derselben Strecke , die die Wettkampfteilnehmer in der Nacht gelaufen sind. Es war uns unbegreiflich, wie man eine so riesige und unwegsame Strecke und dann auch noch im Dunklen

6 rennenderweise zurücklegen kann, ohne sich zu verletzen. Unten in Trient angekommen, nahm unser beinahe Verunfallte den Bus nach Chamonix, was uns sehr leid tat. Von Trient ging es dann steil nach oben Richtung Col de Balme. Wegen dem Wochenende und dem Ultra Trail trafen wir unterwegs viele Wanderer. Auf einer weiten Bergwiese mit einem tollen Rundumblick setzten sich denn unsere und andere Gruppen für eine Pause hin. Denn es sollten die Läufer kommen! Ein waghalsig fliegender Hubschrauber, der das Rennen filmte, scheuchte eine Herde Schafe auf. Dann endlich kam unter dem Beifall der Zuschauer der erste Läufer ins Bild. Er war sehr jung und hatte einen riesigen Vorsprung vor den anderen; jedenfalls war keiner weiter zu sehen. Oben am Col de Balme (2191 m) angekommen, waren wir wieder in Frankreich und es tat uns sehr leid, dass die Wanderwoche schon zu Ende gehen sollte: Die Landschaft war einfach zu phantastisch. Deshalb entschieden wir uns auch, noch eine längere Pause bei der etwas tiefer gelegenen Hütte einzulegen. Wir nutzten sie für ausführliche Fotoshootings und freundschaftliche Gespräche. Auch schafften wir es, etwas zu Essen und zu Trinken zu bekommen. Dieses war ziemlich kompliziert, denn die beiden alten Leutchen waren eigentlich eher dazu geschaffen, ihren Ruhestand zu genießen. Jedenfalls waren Hütte und Küche schon etwas aus der Zeit gefallen und Sonderwünsche bei der Essensbestellung zu äußern, war zwecklos. Das Leben dieses Paares regte uns sehr zum Nachdenken an. Der Weg nach unten war wegen der Aussicht auf das Mont Blanc Massiv sehr schön, aber am Ende doch eher eine Fahrstraße. Deswegen nahm unser Bergführer auch die Seilbahn, um sein Knie zu schonen. In Le Tour (1453 m) stiegen wir dann wieder vereint in den Bus nach Les Houches über Chamonix. Wer es noch nicht so eilig hatte, aus Les Houches wegzukommen, setzte sich zusammen mit unserem Bergführer auf die Terrasse einer Gaststätte in der Nähe unseres ersten Treffpunktes. Wir bedankten uns für seine Fürsorge, Umsichtigkeit und Professionalität, um uns alle gut durch die Berge zu bekommen. Nicht hoch genug kann seine Zähigkeit eingeschätzt werden, mit der er den Schmerzen in seinem Knie begegnete.

Die Woche war ein nachhaltiges Erlebnis. Bis auf die beiden ersten Tage hatten wir sehr schönes Wetter. Die Wege waren steil und verlangten die entsprechende Kondition. Die Wanderung über das Fenêtre d´Arpette darüber hinaus technisch anspruchsvoller. Aber sie stärkte auch den Teamgeist der Gruppe.