07 Landesamt für Natur und Umwelt - Themen

Büros und Einzelpersonen weiterzuvermitteln. Summary ...... wie beispielsweise einem virtuellen Kamera- flug durch ...... lagsbuchhandlung, Stuttgart. ROSS ...
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Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein

Jahresbericht 2006/07 Landesamt für Natur und Umwelt

Herausgeber: Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein Hamburger Chaussee 25 24220 Flintbek Tel.: 0 43 47 / 704-0 www.lanu-sh.de

Ansprechpartner: Martin Schmidt, Tel.: 0 43 47 / 704-243

Titelfoto (Dr. Henning Thiessen): Naturbeobachtung im NSG Sehlendorfer Binnensee: Naturerlebnis und -schutz gehen Hand in Hand – im Vordergrund der Echte Eibisch, eine in Schleswig-Holstein stark gefährdete Art, die im Artenschutzprojekt mit dem Landfrauenverband gefördert werden soll

Fotos im Innenteil: Wenn nicht anders angegeben, Autorenschaft LANU

Herstellung: Pirwitz Druck & Design, Kronshagen

November 2007

ISBN: 978-3-937937-19-9

Schriftenreihe LANU SH - Jahresberichte; 11

Die Jahresberichte des LANU ab 1996 finden Sie auch im Internet unter www.lanu-sh.de

Diese Broschüre wurde auf Recyclingpapier hergestellt.

Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der schleswigholsteinischen Landesregierung herausgegeben. Sie darf weder von Parteien noch von Personen, die Wahlwerbung oder Wahlhilfe betreiben, im Wahlkampf zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl darf die Druckschrift nicht in einer Weise verwendet werden, die als Parteinahme der Landesregierung zu Gunsten einzelner Gruppen verstanden werden könnte. Den Parteien ist es gestattet, die Druckschrift zur Unterrichtung ihrer eigenen Mitglieder zu verwenden.

Die Landesregierung im Internet: www.landesregierung.schleswig-holstein.de

Inhalt Vorwort ............................................................................................................................................6 Wolfgang Vogel 10 Jahre LANU – ein Rückblick auf den Tag der offenen Tür am 2. Juli 2006................................7 Britta Maaß

Abfallwirtschaft Siedlungsabfallentsorgung 2006 – Verwertung, Behandlung, Zwischenlagerung .........................13 Uwe Meyer Vereinheitlichung der Jahresübersichten von Abfallentsorgungsanlagen......................................19 Dr. Heiko Gömpel

Naturschutz und Landschaftspflege Klimawandel und Naturschutz - zwischen Aktionismus und Anpassung ......................................25 Thomas Wälter Praktischer Pflanzenartenschutz - mit Kopf, Hand und Herz!........................................................35 Dr. Silke Lütt Ist der Schweinswal in der Ostsee noch zu retten? – Ein Artenhilfsprogramm wird entwickelt ....................................................................................41 Silvia Salomon 2006 in Schleswig-Holstein neu ausgewiesene, erweiterte und veränderte Naturschutzgebiete ........................................................................................................................47 Wolfgang Kruse-Michelsen und Andrea Kühl NSG „Pantener Moorweiher und Umgebung“ – 20 Jahre Naturschutzprojekt – 10 Jahre Schutzgebiet – eine positive Entwicklung ......................................................................61 Martina Kairies Möglichkeiten der Darstellung des Landschaftswandels über Fernerkundung.............................69 Dr. Eberhard Tschach 30 + 3 Jahre Landschaftsplanung und Eingriffsregelung in der oberen Naturschutzbehörde.......................................................................................................................75 Dr. Thomas Holzhüter Neue Planungsgrundlagen für den Schutz von Vögeln und Fledermäusen im Hinblick auf die Windenergienutzung ..........................................................................................................85 Ismene Mertens Die FFH-Verträglichkeitsprüfung für Europäische Schutzgebiete – im Mittelpunkt steht das Gebiet!................................................................................................87 Sabine Thiessen

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Gewässer „WaFIS-Abwasser“ – Datenmanagement in der Wasserwirtschaftsverwaltung des Landes Schleswig-Holstein .....................................................................................................89 Peter Janson und Manfred Spiegel Einführung eines Qualitätsmanagementsystems für Probenahmen und Bestimmungsverfahren (Analytik) im LANU ..................................................................................99 Hella Michelsen Biologische Bewertungsverfahren im Test: Erste Ergebnisse aus dem Fließgewässer-Praxistest zur Umsetzung der WRRL in Schleswig-Holstein .............................105 Johanna Lietz Gewässerstruktur: Kartierung und Bewertung der Fließgewässer in Schleswig-Holstein..........115 Uwe Ahrens Schleswig-Holstein auf dem Weg zu einer schonenden Gewässerunterhaltung........................127 Annegret Holm, Dr. Michael Trepel und Dr. Karin Wolter Monitoring der Fischfauna in Seen: Methodenevaluation, Zusammenarbeit mit gewerblichen Binnenfischern und erste Ergebnisse zur Fischfauna ...........................................133 Dr. Matthias Brunke und Elisabeth Wesseler Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie: Einrichtung des Messnetzes für die Überwachung des chemischen Zustands der Grundwasserkörper in Schleswig-Holstein .........145 Herbert Angermann MAEWEST - Die marine Umwelt der westlichen Ostsee ...........................................................151 Andreas Omlin, Dr. Joachim Voß, Dr. Hans-Christian Reimers und Dr. Thomas Hirschhäuser

Geologie und Boden Geologische 3-D-Modellierung des Untergrundes - Ergebnisse aus dem INTERREG IIIB-Projekt BurVal......................................................................................................159 Wolfgang Scheer, Jens Kröger und Dr. Reinhard Kirsch Vorrat ist der beste Rat – Möglichkeiten der energetischen Nutzung des tieferen Untergrundes von Schleswig-Holstein.........................................................................................171 Claudia Thomsen und Dr. Thomas Liebsch-Dörschner Geotope in Schleswig-Holstein – einmalige Zeugen der Landschafts- und Klimaentwicklung ............................................................................................183 Dr. Alf Grube

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Internes Gleichstellung von Frau und Mann 2006 .....................................................................................191 Brigitte Baumgarth Haushalt 2006 ..............................................................................................................................193 Ernst-Peter Prestin Personal 2006 ..............................................................................................................................195 Christian Lange-Warnholz Veröffentlichungen 2006 ..............................................................................................................197

Anhang Sonstige Veröffentlichungen 2006...............................................................................................203 Veranstaltungen 2006 ..................................................................................................................205 Gremien .......................................................................................................................................209 Organigramm deutsch/englisch ...................................................................................................219 Anreise .........................................................................................................................................221

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Vorwort Liebe Leserinnen und Leser, der Jahresbericht 2006/07 soll Ihnen in der Bandbreite der ausgewählten Themen aufzeigen, wie wir in unserer Arbeit die Grundlagen für den Erhalt unserer schönen Natur in Schleswig-Holstein als einzigartigem Bundesland zwischen den Meeren weiterentwickeln. Natur und Landschaft sind für uns alle im Lande die wesentliche Grundlage - nicht nur für die Lebensqualität, sondern auch für eine stabile wirtschaftliche Entwicklung. Das bedeutet für uns, die Natur in ihrer Vielfalt, Eigenart und Schönheit und damit auch in ihrer Funktionsfähigkeit zu erhalten. Planerische und projektbezogene Arbeiten haben dabei ebenso eine Bedeutung wie die Evaluierung von Prozessen. Veränderungsprozesse im Naturhaushalt sind über die Regionen hinaus zu betrachten. Von daher bekommen über das Land hinausreichende Netzwerke an Bedeutung, in die wir unsere hier im Amt gebündelte Fachkompetenz einbringen und von denen auch wir wiederum profitieren. Beiträge zum Landschafts- und Klimawandel zeigen sowohl Problemstellungen als auch Lösungsansätze auf. Einen ebenso aktuellen Beitrag liefert der Artikel zu den Möglichkeiten der energetischen Nutzung des tieferen Untergrundes, eine Frage, die uns zunehmend beschäftigt. Zentraler Punkt unserer Arbeit bleibt die Umsetzung der europäischen Richtlinien im Gewässerbereich, bei Natura2000 und der Bodenschutzrichtlinie – hier ist in den Beiträgen der Fortschritt nachzuvollziehen.

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Immer wieder zeigt sich in der täglichen Arbeit: der Schutz unserer Natur ist nur zusammen mit vielen anderen im Lande, häufig ehrenamtlich Tätigen, und notwendig auch in Absprache mit Interessenverbänden, nachhaltig umzusetzen. Deshalb unterstützen wir Projekte vor Ort, die von Kooperationspartnerinnen und –partnern durchgeführt werden. Der Beitrag zum praktischen Pflanzenartenschutz – mit Kopf, Hand und Herz - verdeutlicht, was auf die Art - für die Arten - gemeinsam erreicht werden kann. Es wäre schön, wenn der Jahresbericht 2006/07 Ihnen einige Anregungen bietet. Denn unsere Arbeit kann nur dann erfolgreich sein, wenn sie bei Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, eine nachhaltige Akzeptanz findet. Wir würden uns freuen, wenn wir dieses Ziel mit der Berichterstattung erreichen.

Wolfgang Vogel Direktor des Landesamtes für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein

10 Jahre LANU – ein Rückblick auf den Tag der offenen Tür am 2. Juli 2006 ➢ Britta Maaß

Zum 01.01.1996 wurden das Geologische Landesamt, das Landesamt für Wasserhaushalt und Küsten, das Landesamt für Naturschutz und Landschaftspflege, die Staatliche Vogelschutzwarte sowie die Untersuchungsstelle für Umwelttoxikologie zusammengeführt. Das war die Geburtsstunde des Landesamtes für Natur und Umwelt Schleswig-Holstein, kurz LANU, in Flintbek.

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Aus Anlass des 10jährigen Bestehens sollte den Bürgerinnen und Bürgern Gelegenheit gegeben werden, sich über die Arbeit des Amtes zu informieren. Für die Vorbereitung des Tages war die Projektgruppe „10 Jahre LANU“ zuständig, in der die Abteilungen sowie die Gremien mit jeweils einer / einem Beschäftigten vertreten waren. Um das Programm noch abwechslungsreicher zu gestalten, bezogen wir auch die Kooperationspartner

des LANU mit ein. Innerhalb der Projektgruppe gab es jedoch Zweifel, ob von den rund 200 angeschriebenen Vereinen, Verbänden, Behörden und Firmen viele zur Teilnahme bereit wären. Die Rückmeldungen übertrafen dann allerdings unsere Erwartungen bei weitem. Am Schluss waren es 45 Organisationen aus den unterschiedlichsten Sparten, die sich beteiligten!

Für die Terminsetzung war schon fast orakelhafte Weitsicht gefragt. Schließlich gab es im Sommer 2006 eine nicht zu unterschätzende Konkurrenzveranstaltung – die Fußball-WM. Um auf Nummer sicher zu gehen, wählten wir daher den 02.07., da an diesem Tag keine Spiele stattfinden sollten. Und der Beginn wurde natürlich nach dem Motto „Was feiern wir hier?“ auf 10.10 Uhr terminiert. Besonders freute uns, dass die Sonne unserer Einladung gefolgt ist, besser konnte es nicht sein! Im März 2006 gab es ein erstes Treffen mit allen beteiligten Organisationen, um sich kennenzulernen und die Planung sowie die Verteilung der Stände auf dem Gelände vorzustellen. Danach wurde munter organisiert: Farbe, Pfähle, Tischdecken, Musiker, Gewinne, Zelte und die Verpflegung genauso wie auch die

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10 Jahre LANU – ein Rückblick auf den Tag der offenen Tür am 2. Juli 2006

Werbemaßnahmen. Überraschend war für uns immer wieder, wie völlig unkompliziert manche Dinge in der Verwaltung laufen können. So reichte eine Bemerkung, dass sich ein Amphibienfahrzeug des Staatlichen Umweltamtes Schleswig auch sehr gut beim Tag der offenen

Tür machen würde und es kam nur ein trockenes „Jo“ und damit war so gut wie alles geregelt. Denn schließlich musste das Fahrzeug, das beim Amt für ländliche Räume in Husum steht, mit einem Tieflader nach Flintbek gefahren werden.

Auf ähnliche Weise sind wir dann noch an einen Hubsteiger und eine Signaltafel der Straßenmeisterei gekommen. Ebenso war das Thema „Zelte“ ein viel diskutiertes, da wir mehr brauchten, als wir zur Verfügung hatten. Doch auch hier gab es schnelle Abhilfe, da Kolleginnen und Kollegen ihre Partyzelte und der NABU fünf seiner Zelte zur Verfügung stellten. Egal wie ungewöhnlich die Anfrage auch war, es kam entweder sofort oder nach kurzer Rücksprache die Zusage.

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Zentraler Punkt am Tag der offenen Tür war ein wunderbares Zirkuszelt unseres Kollegen Werner Orlowski, das hinter dem LANU-Gebäude seinen Platz fand. Hier begann das

Programm mit der Eröffnung durch Minister Dr. Christian von Boetticher und einer Rede von Ex-Minister Professor Dr. Berndt Heydemann. Ebenfalls im Zirkuszelt traten die LANU-Band „Rockfis“ und die Blue Water Jazz Band auf. Die Projektgruppe musste nur noch eine Möglichkeit finden, die ersten Gäste zeitnah in das Zelt zu lotsen. Hier gab es auch eine musikalische Lösung. Die Dudelsackspieler „ Crown Hunter Pipe´s & Drum´s“ aus Schwartbuck bliesen den Gästen den Marsch. Mit dem Programm wurde den Gästen auch ein Fragebogen ausgehändigt, für dessen Beantwortung ein Besuch vieler Stände notwendig war. Der glückliche Hauptgewinner konnte dann am Abend mit einem Fahrrad vom Gelände radeln!

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10 Jahre LANU – ein Rückblick auf den Tag der offenen Tür am 2. Juli 2006

Die Vorbereitung zum Tag der offenen Tür hat auch gezeigt, wie kreativ der öffentliche Dienst doch sein kann. Kolleginnen und Kollegen gestalteten Poster und Flyer, sägten und malten Holzpilze oder entwarfen Ausmalbögen für die Kinder. Auch im Entwickeln von Alternativen waren wir gefragt, wenn Themen oder Standorte für die Stände immer mal wieder neu gefunden werden mussten. Letztlich hatten nicht nur Klinsis Mannen Glück in den Tagen, sondern auch wir mit bestem Sommerwetter. Es kamen rd. 1.300 Besucherinnen und Besucher, um uns und unsere Kooperationspartner kennenzulernen. Sie konnten sich u. a. über Geothermie, das Pilzmycel, Kompostierung und den Gewässerschutz informieren. Kinder bastelten Solarmobile und Nistkästen, schossen auf eine Torwand, konnten Fossilien aus Sand aussieben oder waren beim Mitmachzirkus dabei – es gab viel zu erleben. Für das leibliche Wohl sorgte die Mannschaft der LANU-Kantine, die sicherstellte, dass alle ausreichend zu essen und zu trinken bekamen. Einen regen Zulauf fand an diesem heißen Tag natürlich auch der Eiswagen.

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Und es gab weitere Highlights: die Gäste konnten gegen ein geringes Entgelt einen Rundflug unternehmen mit dem Hubschrauber, der für uns die Kontrollflüge über der Nordsee im Rahmen des Algenfrüherkennungsprogramms macht oder kostenlos im Korb des Hubsteigers des Landesbetriebes für Straßenverkehr einen luftigen Blick aus 28 m Höhe auf die Gegend werfen. Zu jedem Projektbericht gehört auch ein wenig Statistik. Hier also einige Fakten: Es wurden rd. 6.000 Flyer gedruckt, gefaltet und in und um Kiel verteilt. Am 2.7. gingen 600 Essen über den Tresen. Die Getränke waren so gut wie ausverkauft, genauso der Eisvorrat. Unzählige Liter Kaffee und Tee wurden in der Vorbereitungsphase von den Projektgruppenmitgliedern getrunken. Eine Sandkiste

sowie 250 kg Kies wurden gekauft. Davon gingen 150 kg in die Sandkiste und 100 kg in diverse Kaninchenlöcher auf dem Rasen. Es herrschte am 2.7. eine durchgängig gute Stimmung auf dem Gelände, es machte einfach Spaß – und „nebenbei“ wurden doch eine Menge Inhalte transportiert! Als Rückmeldung von Gästen, Kooperationspartnern sowie Kolleginnen und Kollegen bleibt festzuhalten – es war rundherum gelungen!

➢ Britta Maaß Dezernat 10 – Daten zur Umwelt, Informationstechnik und Öffentlichkeitsarbeit Tel.: 0 43 47 / 704-241 [email protected]

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Siedlungsabfallentsorgung 2006 – Verwertung, Behandlung, Zwischenlagerung ➢ Uwe Meyer

Seit dem 1. Juni 2005 dürfen Siedlungsabfälle nicht mehr ohne vorherige Behandlung auf Deponien abgelagert werden. Diese Vorschrift aus der Abfallablagerungsverordnung des Bundes führt zu erheblichen Veränderungen von Abfallströmen. Verschiedene nationale Studien der letzten zwei Jahre heben die positiven Auswirkungen moderner Abfallwirtschaft auf die Schonung natürlicher Ressourcen, den Klimaschutz und auch den Arbeitsmarkt (Beschäftigungseffekte) hervor. Aber noch ist nicht alles „in trockenen Tüchern“. Sowohl für die operativen Akteure der Abfallwirtschaft, als auch für die mit der Genehmigung und Überwachung von Siedlungsabfallanlagen befassten LANU-Kolleginnen und -Kollegen führen die neuen Anforderungen zu spürbar erhöhten Belastungen.

Schließung von Deponien Die Umsetzung der Abfallablagerungsverordnung führt bundesweit zur Schließung und Abdichtung einer Reihe von Hausmülldeponien. Durch die Abfallbehandlung wird das Aufkommen an Abfällen zur Deponierung (Behandlungsrückstände) nämlich um mindestens Zweidrittel reduziert. In Schleswig-Holstein sind fünf von zehn ehemaligen Hausmülldeponien nicht mehr zur Abfallannahme zugelassen und werden jetzt abschnittsweise abgedichtet. Durch diese Maßnahmen wird einerseits der Eintrag von Niederschlagswasser von der Oberfläche in den Deponiekörper verhindert, andererseits kann kaum noch methanhaltiges Deponiegas emittieren. Wegen der 21-fachen Klimawirksamkeit von Methan gegenüber Kohlendioxid ist dies ein ganz erheblicher Baustein zum Klimaschutz. Die heute zur Ablagerung zugelassenen Abfälle neigen kaum noch zur Deponiegasbildung. Eine Studie im Auftrag des Umweltbundesamtes kommt zu dem Ergebnis, dass ein Fünftel der gesamten bisherigen Minderung von Treibhausgasemissionen in Deutschland allein auf das Deponierungsverbot zurückgeht. Weitere Potenziale werden durch die Ausweitung und Optimierung der stofflichen und energetischen Abfallverwertung bis 2020 erwartet1.

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Allerdings gibt es auch Abfälle, die weder verwertbar noch behandelbar sind und die den zulässigen Organikgehalt überschreiten. Ein Beispiel hierfür sind Abfälle von Brandschäden, die mit Asbest verunreinigt oder nicht trennbar mit Tierkadavern vermischt sind. In derartigen Ausnahmefällen ist die Ablagerung dieser problematischen Abfälle auf Deponien mit Zustimmung des LANU weiterhin zulässig.

Mehr Verwertung Das Behandlungsgebot der Abfallablagerungsverordnung hat zu einer Anhebung des Kostenniveaus für Siedlungsabfälle und gemischte Bau- und Abbruchabfälle geführt. Parallel haben sich – auch bedingt durch den großen Rohstoffbedarf der aufstrebenden Wirtschaftsmacht China – die Rohstoffpreise deutlich erhöht. Dies spiegelt sich in den Erlösen für aus Abfällen gewonnene Sekundärrohstoffe wider. Kurz gesagt: „Sortieren lohnt sich!“. Inzwischen werden daher nicht nur grobe Stücke von Eisenmetallen oder Altholz aus den Mischabfällen ausgelesen. Mit moderner Trenntechnik werden auch die Nichteisenmetalle und verschiedene Kunststoffe für eine stoffliche Verwertung zurückgewonnen. Entsorger berichten davon, dass wieder mehr Ab-

fälle bei den gewerblichen Anfallstellen getrennt nach Abfallarten erfasst werden. Dies ist anerkanntermaßen die beste Gewähr für hohe Verwertungsquoten. Ein kleiner Wermutstropfen bleibt. Die aufbereiteten Sekundärrohstoffe verlassen zu großen Teilen Schleswig-Holstein in Richtung Fernost; nur geringe Anteile werden in der heimischen Industrie zur Herstellung neuer Produkte verwendet. National gewinnt die energetische Verwertung von Ersatzbrennstoffen aus Abfällen rasant an Bedeutung. In Schleswig-Holstein stehen mit der Thermischen Ersatzbrennstoff-Verwertungsanlage TEV Neumünster, dem Zementwerk in Lägerdorf und dem Heizkraftwerk der Stadtwerke Flensburg bereits drei Anlagen zur Verfügung, die die Energie der Abfälle in Strom und kommunale Fernwärme oder Prozesswärme umsetzen. Weitere Industriekraftwerke sind für Glückstadt und Brunsbüttel sowie Hamburg (Kraftwerk Peute) in Planung. In der Regel werden dadurch nicht nur die fossilen Energieressourcen geschont, sondern durch die im Abfall enthaltenen regenerativen Anteile wird auch ein nicht unerheblicher Beitrag zum Klimaschutz geleistet.

Kunststofffolien zur stofflichen Verwertung (Foto: Abfallwirtschaftsgesellschaft Rendsburg-Eckernförde)

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Siedlungsabfallentsorgung 2006 – Verwertung, Behandlung, Zwischenlagerung

Defizit an Behandlungskapazitäten Obwohl die „Deadline“ des Ablagerungsverbotes (31. Mai 2005) seit 1993 in der Technischen Anleitung Siedlungsabfall vorgegeben war, stehen bis heute nicht ausreichend Kapazitäten für alle behandlungsbedürftigen Abfälle zur Verfügung. Beispielsweise lief die MBA Lübeck auch Ende 2006 noch nicht kontinuierlich im bestimmungsgemäßen Volllastbetrieb. Das Defizit besteht aber nach einhelliger Auffassung vor allem für die thermische Behandlung von Resten aus der Sortierung von Sperrmüll, Verpackungen, Gewerbeabfällen und Bau- und Abbruchabfällen sowie heizwertreichen Fraktionen aus mechanisch-biologischen Abfallbehandlungsanlagen (MBA).

Genehmigungsrechtlich eher zweifelhafte Zustände hat das LANU im Rahmen einer landesweiten Inspektion im Herbst 2005 vorgefunden:  An vielen Sortier- und Aufbereitungsanlagen hatte sich ein erheblicher Rückstau weiter zu behandelnder Abfälle angesammelt, der in einigen Fällen die zulässigen Lagermengen überschritt.  Auf dem Gelände der Deponie Neumünster hatten sich die vom LANU auf Basis einer Anzeige für kurze Zeit akzeptierten Flächen zur Bereitstellung heizwertreicher Abfälle für die weitere energetische Verwertung zu einem größeren dauerhaften Lager entwickelt.

Bei einigen Behandlungsanlagen kommt es aufgrund von temporären Spitzenlasten zu ungeplanten Ausfallzeiten. Die genannten Reste aus Sortier- und Aufbereitungsanlagen können dann nicht kontinuierlich abgenommen werden. Abfälle werden deutlich mehr als vor dem Behandlungsgebot zwischen Behandlungsanlagen hin und her transportiert, um alle vorhandenen Kapazitäten zu nutzen. Dennoch kommt es immer wieder zum Rückstau von Abfällen an Sortier- und Aufbereitungsanlagen.

Diese Zustände führten zu wiederholten Anfragen des Landtags sowie der Fach- und der Tagespresse. Die Hausleitung des MLUR lässt sich seit Anfang 2006 in kurzen Abständen berichten. Der Entsorgungsengpass führt insgesamt zu erheblichem Aufwand bei den für die Überwachung des genehmigungskonformen Anlagenbetriebs zuständigen LANU-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter.

Positiv ist zu vermelden, dass die Betreiber von Behandlungsanlagen inzwischen eng zusammen arbeiten, weil jeder die Unterstützung der anderen benötigt.

Zwischenlagerungen Obwohl das LANU und das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (MLUR) seit Mitte 2004 auf die Notwendigkeit von Zwischenlagern aufmerksam machten, ist heute festzustellen, dass der Bedarf auf Betreiberseite deutlich unterschätzt wurde. Genehmigte Zwischenlager standen Ende 2006 an folgenden Standorten zur Verfügung:  Damsdorf/Tensfeld: wird im Wesentlichen für Hausmüll und ähnliche Abfälle in Ausfallzeiten Hamburger MVA genutzt; Befristung bis Ende 2008.  Lübeck-Niemark: verschiedenartige noch in der MBA weiter zu behandelnde Abfälle der Hansestadt Lübeck werden in Ballen oder verdichteten Mieten zwischengelagert; bis Ende April 2007 zu räumen.  Neumünster-Wittorferfeld: Ballenlager für Ersatzbrennstoffe neben der MBA Neumünster, das Revisionszeiten und ungeplante Betriebsausfälle der TEV abpuffern soll.  Eggebek: Ballenlager für aufbereitete Ersatzbrennstoffe aus der Altpapieraufbereitung.

Für einige Standorte wurden Teilräumungen, Annahmestopps und/oder Nachweise über die Entsorgung angeordnet. Da oftmals wirtschaftliche Hintergründe mit ursächlich für die übergroßen Lagerhalden sind, wird den Betreibern häufig auch die Annahme weiterer Abfälle zugestanden (Einnahmen!), wenn gegenüber dem LANU dokumentiert wird, dass mehr Abfälle zur Entsorgung abgegeben werden. Inzwischen hat sich die Situation an den meisten Sortieranlagen bereits entspannt. Hintergrund dürften die verstärkten Verwertungsbemühungen, aber auch neue thermische Anlagen im mittleren Deutschland sein. So richtig wird der Entsorgungsengpass aber erst behoben sein, wenn auch hier im Norden zusätzliche Behandlungs- und Zwischenlagerkapazitäten verfügbar sind.

Ausblick / Planungen Erste Lichtblicke sind auch in Schleswig-Holstein erkennbar:  Die ALTERA in Lägerdorf arbeitet seit Sommer 2006 heizwertreiche Sortierreste ihrer beiden Gesellschafter – Buhck aus Wentorf und M+S-Transporte Bremen-Stuhr zu Ersatzbrennstoffen (EBS) auf. Diese werden anschließend im benachbarten Zementwerk Lägerdorf eingesetzt. Das Zementwerk Lägerdorf hat hierfür seine genehmigten Kapazitäten für den Abfalleinsatz weiter ausgebaut.

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 Die mittelständische Entsorgungsinitiative Schleswig-Holstein (MEISH) betreibt seit November 2006 ebenfalls eine EBS-Aufbereitung. Am Standort des AWZ Flensburg werden Reste aus den Sortieranlagen der Gesellschafter AWZ, Buhck, Gollan und Nordschrott aufbereitet. Seit Dezember 2006 werden erste Abfälle in den Wirbelschichtkesseln des Flensburger Heizkraftwerkes eingesetzt.  Die Firma Brockmann Recycling hat ihre Sortieranlage um Aufbereitungsschritte zur Ersatzbrennstoffherstellung ergänzt. Der

EBS kann direkt der TEV Neumünster zugeführt werden.  Im Herbst 2006 wurden ein größeres Ballenlager für EBS und ein Notfalllager am Standort der Deponie Lübeck-Niemark genehmigt.  Im Januar 2007 legten die SWN Entsorgung für den Standort Neumünster-Wittorferfeld einen zunächst noch unvollständigen Genehmigungsantrag für ein großes Langzeitlager für EBS und heizwertreiche Abfälle vor.

Ersatzbrennstoff-Ballen (Foto: Brockmann Recycling)

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Siedlungsabfallentsorgung 2006 – Verwertung, Behandlung, Zwischenlagerung

Neben diesen so genannten „kalten Abfallentsorgungsanlagen“, für die das LANU zuständig ist, werden auch Planungen für thermische Anlagen vorangebracht:  Für die Erweiterung der MVA Neustadt um 80.000 Mg/a wurde Ende September der Genehmigungsantrag beim Staatlichen Umweltamt Kiel eingereicht.  Für die Erweiterung der MVA Tornesch-Ahrenlohe um 2 x 100.000 Mg/a (in Stufen) fand bereits ein Scoping-Termin statt.  Die Erweiterung der MVA Kiel um 100.000 Mg/a ist beabsichtigt (aber noch nicht beantragt).  Für ein Ersatzbrennstoffkraftwerk in Brunsbüttel (300.000 Mg/a EBS) zur Versorgung von Bayer Industries mit Strom und Industriedampf fand im November 2006 ein Scoping-Termin statt.  Das HKW Glückstadt verfügt bereits über eine Genehmigung zur Errichtung eines EBS-Kessels (155.000 Mg/a).  Die Genehmigung für ein Kraftwerk bei der Norddeutschen Affinerie in Hamburg für 750.000 Mg/a EBS ist beantragt; andere Träger werden voraussichtlich ihre Anlagenerweiterungen von der Umsetzung dieser Großanlage abhängig machen.

Summary Since June 2005 in Germany municipal waste has to be treated before the residues may be disposed on landfills. The necessary measures lead to more recycling and to the higher usage of waste as fuel. The amount of waste for dumping will become less, so that landfills will be closed and sealed. Altogether, the modifications in municipal waste management have great positive effects on the reduction of using natural resources and the emission of gases that are responsible for climate change. At the beginning of 2007 there were still not enough treatment capacities available. As a consequence wastes have to be stored until more treatment capacities are established. The LANU staff competent for the permission and inspection of most of the waste treatment facilities is forced to act more often and quickly, especially since press and politicians have put this unsolved situation on their agenda. But for many sites permissions for additional pre-treatment-capacities, for storage and for the usage of waste as a fuel have already been applied, so that the deficit should be abolished at the latest by the middle of 2009.

1 Öko-Institut/ifeu-Heidelberg: Statusbericht zum Beitrag der Abfallwirt-

Angesichts dieser Planungen werden bereits Stimmen laut, die vor Überkapazitäten warnen. Die Folge wäre ein Preisverfall, der die eingangs geschilderten Verwertungserfolge gefährden könnte. Zunächst bleibt aber festzustellen, dass zusätzliche Kapazitäten zum Abbau des Abfallüberhangs nicht nur geplant, sondern auch errichtet werden müssen.

schaft zum Klimaschutz und weitere Potenziale; August 2005.

➢ Uwe Meyer Dezernat 23 - Obere Abfallentsorgungsbehörde – Siedlungsabfälle Tel.: 0 43 47 / 704 – 620 [email protected]

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Vereinheitlichung der Jahresübersichten von Abfallentsorgungsanlagen ➢ Heiko Gömpel

Das LANU ist als wissenschaftlich-technische Grundlagenbehörde verpflichtet, Daten und Informationen aus dem Abfallbereich zu erheben, auszuwerten, aufzubereiten und im Rahmen von Informations- und Berichtspflichten bereitzustellen. Die Nutzung der Daten erfolgt beispielsweise im Rahmen der Abfallwirtschaftsplanung. Eine Quelle für die erforderlichen Daten aus dem Abfallbereich sind die Jahresübersichten der Abfallentsorgungsanlagen. Die Jahresübersichten stellen eine Zusammenfassung des Betriebstagebuches dar. Sie beinhalten neben den Daten der angenommenen und abgegebenen Abfallmengen unter anderem auch Angaben zum Betriebsablauf und zu Betriebsstörungen. Neben der Funktion als Datenquelle nimmt die Bedeutung der Jahresübersichten als Instrument der Anlagenüberwachung bedingt durch knappe Personalressourcen bei gleichzeitig steigender Zahl an Aufgaben zu, da für Regelüberwachungen vor Ort immer weniger Zeit bleibt. Bisher bestand noch nicht für alle Abfallentsorgungsanlagen die Pflicht zur Vorlage von Jahresübersichten. Zudem waren die Anforderungen an die Jahresübersichten aufgrund unterschiedlicher Genehmigungszeitpunkte und bedingt durch die in der Vergangenheit vorhandene Zuständigkeit verschiedener Behörden nicht einheitlich geregelt, so dass die Lieferung der Daten sehr uneinheitlich erfolgte. Dies soll künftig für alle Abfallentsorgungsanlagen in gleicher Art und Weise geregelt werden. Ein weiterer Aspekt, der im Zuge der Vereinheitlichung der Jahresübersichten eine Rolle spielt, sind die in regelmäßigen Abständen durch die Presse gehenden Schlagworte „Verwaltungsvereinfachung“ oder „Bürokratieabbau“. Die Betriebe beklagen sich vermehrt über den hohen Verwaltungsaufwand aufgrund der ihrer Meinung nach zu hohen Zahl an Rechtsvorschriften, die zu beachten sind. Insbesondere im Bereich der Datenlieferung für statistische Zwecke wird auch seitens der Betreiber von Abfallentsorgungsanlagen immer wieder Kritik laut, die den hohen Arbeitsaufwand hierfür bemängeln. Dies ist insofern berechtigt, da viele deckungsgleiche Daten auch an die statistischen Behörden zu liefern sind. Diese doppelte Datenlieferung an unterschiedliJahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07

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che Behörden führt zu einem erhöhten Aufwand seitens der Betreiber der Abfallentsorgungsanlagen, da die Daten entsprechend der jeweiligen Erhebungssystematik unterschiedlich aufzubereiten sind. Die mehrfache Erhebung gleicher Daten beruhte bisher darauf, dass die statistischen Ämter bei ihren Primärerhebungen nicht auf die Daten anderer Behörden zurückgreifen und ihre erhobenen Daten nur in aggregierter Form, die für die Fachbehörden in der Regel nicht ausreicht, abgeben durften. Mit der Novelle des Umweltstatistikgesetzes (UStatG) vom August 2005 hat sich dies insofern geändert, als die statistischen Behörden jetzt auch Daten anderer Behörden und Stellen nutzen dürfen. Im Rahmen der Erhebung der Daten für die Abfallbilanzen der öffentlich-rechtlichen Entsor-

gungsträger (örE) wird eine Zusammenarbeit mit dem Statistikamt Nord bereits erfolgreich praktiziert. Die Datenabfrage bei den Abfallentsorgungsanlagen soll künftig ebenfalls in Kooperation zwischen dem Statistikamt Nord und dem LANU erfolgen. Voraussetzung hierfür ist zunächst die Angleichung der Erhebungssystematik in der Form, dass beide Behörden die Daten in der für sie erforderlichen Tiefe erhalten. Vor dem Hintergrund der Vereinheitlichung der Anforderungen an die Jahresübersichten sowie der gemeinsamen Erhebung der Daten mit dem Statistikamt Nord hat das LANU für circa 400 Anlagenstandorte nachträgliche Anordnungen erlassen, in denen für alle Anlagen die Inhalte der Betriebstagebücher sowie der daraus zu erstellenden Jahresübersichten festgelegt wurden.

Abbildung 1: Startseite des Internetportals für Jahresübersichten

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Vereinheitlichung der Jahresübersichten von Abfallentsorgungsanlagen

Abbildung 2: Anmeldemaske für den internen Bereich des Internetportals

Betreiberportal – Anwendung für Anlagenbetreiber Zur Unterstützung der Anlagenbetreiber bei der Erstellung der Jahresübersichten wurde ein Internetportal zur Erfassung und Weiterleitung der Jahresübersichten an das LANU entwickelt (Abbildung 1). Das Portal ist unter www.jahresuebersichten.schleswigholstein.de zu erreichen. Es hat einen öffentlich zugänglichen Bereich mit allgemeinen In-

formationen zu den Jahresübersichten und weiteren Informationsangeboten zum Thema Abfall sowie einen internen Bereich, der nur mit entsprechenden Zugangskennungen erreicht werden kann. Bei dem internen Bereich handelt es sich um eine Oracle-Datenbankanwendung mit einer browserbasierten Bedienoberfläche, die nach einer Anmeldung an der Internetdatenbank zur Abbildung 3: Vorgegebene Anlagenstruktur und erforderliche Eingabemasken je nach Anlagentyp

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Abbildung 4: Beispiel einer Eingabemaske für die Jahresübersichten

Laufzeit geladen wird. Installationen auf Clientseite sind nicht erforderlich. Die Stammdaten der Entsorgungsanlagen sowie die Kataloge und Schlüssellisten stammen aus dem Abfallwirtschaftlichen Informationssystem (AWIS). Diese Daten werden täglich zwischen interner AWIS-Datenbank und Internetdatenbank abgeglichen. Um Inkonsistenzen in den Datenbeständen zu vermeiden, erfolgt die Pflege der Stammdaten ausschließlich in AWIS. Die Internetanwendung hat eine eigene Nutzerverwaltung (siehe unten). Für den internen Bereich des Betreiberportals erhält jeder Betreiber speziell für seinen Standort eine eigene Zugangskennung, über die nur er die Daten seiner Anlagen sieht. Die Anmeldung an das System ist aus Sicherheitsgründen dreistufig ausgelegt. Für die Anmeldung ist die Auswahl eines Standortes, die Eingabe einer Benutzerkennung und die Eingabe eines Kennwortes erforderlich (Abbildung 2). Nach erfolgreicher Anmeldung sieht der Anlagenbetreiber die Anlagenstruktur für den Standort bzw. die Anlagen, für die er eine Jahresübersicht abgeben muss. Durch Auswahl einer Anlage werden die erforderlichen Eingabemasken aufgelistet und können nacheinander ausgefüllt werden. Die Zahl der Eingabemasken bzw. die abgefragten Informationen

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sind abhängig von dem jeweiligen Anlagentyp (Abbildung 3). In dieser Maske ist ebenfalls erkennbar, wie weit der Bearbeitungsstand für die jeweilige Anlage fortgeschritten ist, da fertig ausgefüllte Eingabemasken entsprechend gekennzeichnet werden. Die eigentlichen Eingabemasken sind in der Regel so gestaltet, dass sie weitgehend selbsterklärend sind. So sind Pflichtfelder farblich hervorgehoben darstellt (Abbildung 4). Des Weiteren erfolgen Prüfungen während der Eingabe bzw. beim Abspeichern der Eingaben. Dabei wird auf unvollständige oder falsche Eingaben hingewiesen, ein Abspeichern ist trotzdem möglich. Der Abschluss einer Eingabemaske ist allerdings nur nach Korrektur bzw. Ergänzung fehlender Eingaben möglich. Sobald alle Eingabemasken aller Anlagen eines Standortes ausgefüllt und abgeschlossen sind, ist die Jahresübersicht bereit für die Übermittlung an das LANU. Die Übermittlung wird aktiv durch den Anlagenbetreiber über den entsprechenden Menüpunkt angestoßen. Hierbei erfolgt nochmal eine Prüfung, ob alle Masken abgeschlossen wurden. Ist alles korrekt, wird die Jahresübersicht für eine Bearbeitung durch den Anlagenbetreiber gesperrt und automatisch eine Mail an das LANU gesendet.

Vereinheitlichung der Jahresübersichten von Abfallentsorgungsanlagen

Abbildung 5: Administrationsbereich des Betreiberportals

Betreiberportal - Administrationstool Bestandteil des Betreiberportals ist ebenfalls ein Administrationstool. In das Administrationstool integriert ist die Benutzerverwaltung für das Betreiberportal. Darüber hinaus erfolgt hier neben der inhaltlichen Prüfung der abgeschlossenen Jahresübersichten auch die Steuerung des Datentransfers zwischen AWIS und der Portaldatenbank. Zur Prüfung der Eingaben der Jahresübersichten können die von den Anlagenbetreibern abgeschlossenen Jahresübersichten über das Administrationstool aufgerufen und ggfs. geändert oder wieder für den Anlagenbetreiber freigeschaltet werden. Geprüfte Jahresübersichten werden entsprechend gekennzeichnet und in das AWIS übertragen (Abbildung 5).

Summary The State Agency for Nature and Environment of Schleswig-Holstein (LANU) has standardized the data requests in the framework of the annual reports for all waste facilities in Schleswig-Holstein by official order. The goal was to create an optimised data basis for the planning of waste management activities. In addition the annual reporting obligations for the plant operators were simplified, as the data must be delivered only once. The plant operators only have to submit their reports by an Internet application and convey them to the LANU. Due to a cooperation between LANU and the Statistical State Service, these data are used for both, waste management and statistical reporting purposes.

Weiterhin können die einem Anlagentyp zugewiesenen Eingabemasken sowie Hilfefunktionen über das Administrationstool konfiguriert werden. Integriert wurden ebenfalls Log-Funktionen sowie Prüffunktionen bezüglich der Bearbeitungsstände.

➢ Dr. Heiko Gömpel Dezernat 21 - Grundlagen der Stoff- und Abfallwirtschaft Tel.: 0 43 47 / 704 – 641 [email protected]

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07

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Klimawandel und Naturschutz – zwischen Aktionismus und Anpassung ➢ Thomas Wälter

1. Klimawandel – wir sind mitten drin Es ist inzwischen auf der Basis einer sehr breiten Forschung und weltweiten Modellierungsaktivitäten in der wissenschaftlichen Gemeinschaft unstrittig, dass sich unser Klima auf der Erde ändert - ungewöhnlich schnell und zum überwiegenden Teil sind menschliche Aktivitäten dafür ursächlich. Der vierte IPCC-Bericht1 vom Februar 2007 geht – auf einer breiten Basis von Emissionsszenarien und Modellen - von einer Zunahme der Jahresmitteltemperatur in den nächsten 100 Jahren in einer Bandbreite von 1,4 bis 5,8 Grad Celsius aus. Um sich besser vorstellen zu können, was diese Spanne bedeutet: die durchschnittliche Jahresmitteltemperatur der „Weichseleiszeit“ lag in unseren Breiten bei 11oC - also in etwa ebenfalls 4 Grad Unterschied zur heutigen Jahresmitteltemperatur von ca. 15 oC nur fand hierbei die Abkühlung in erheblich längeren Zeiträumen statt! Zusätzlich könnten Methanfreisetzungen aus den erwärmten Ozeanen oder das Auftauen der heutigen Permafrostböden das hoch klimawirksame Methan freisetzen. Solche Effekte können den Klimawandel noch verstärken. Schon in den letzten 80-100 Jahren wurde in Deutschland ein Temperaturanstieg von ca. 0,6 bis 1 Grad konstatiert. Dieser Anstieg führt(e) zur Verstärkung der Klimaextreme, insbesondere regional. Das bedeutet eine Trendverstärkung sowohl in trockenen als auch in feuchten Regionen. Niederschläge werden zukünftig bei uns wohl mehr und mehr in den Wintermonaten fallen und im Sommer im Mittel abnehmen. Zudem zeigen die Projektionen, dass dieser verringerte Niederschlag im Sommer zunehmend in Form von Starkregenereignissen fallen wird. Seit 1978 ist die im Sommer mit Eis bedeckte Fläche des Nordpolarmeeres um 7,4 % pro Jahrzehnt zurückgegangen, das sind insgesamt ca. 20 % in weniger als 30 Jahren. Die Gletscher an Grönlands Küsten fließen schneller ins Meer als noch vor wenigen Jahren. Würden wir keinerlei Klimaschutzmaßnahmen ergreifen, wäre der arktische Ozean gegen Ende unseres Jahrhunderts im Sommer demnach praktisch eisfrei.

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Die Frage ist also nicht mehr, ob ein Klimawandel stattfindet, sondern wie stark dieser ausgeprägt sein wird und wie wir uns darauf einstellen können. Vom Umweltbundesamt beauftragte Regionalmodellierungen (REMO des Max-PlanckInstituts für Meteorologie in Hamburg und WETTREG des CEC Potsdam, beide 2006) ermöglichen mittlerweile hinreichend genaue, regional spezifizierte Projektionen auf Basis eines Rasters von 10 x 10 km. Entsprechend der REMO Studie wird für Schleswig-Holstein eine Erhöhung der Jahresmitteltemperatur bis zum Ende des Jahrhunderts um 2-3 Grad Celsius erwartet. Die Niederschlagsmenge in der Vegetationsperiode wird danach voraussichtlich in Schleswig-Holstein bis zu 25% abnehmen, im Winter jedoch um bis zu 40% zunehmen. Insgesamt wird sich die Vegetationsperiode in Folge des ganzjährigen Temperaturanstieges ausdehnen. Dies bedeutet beispielsweise, dass ein höherer Wasserverbrauch bzw. ein höherer Wasserbedarf der Vegetation einer niedrigeren Wasserverfügbarkeit (insbesondere in der für Pflanzen nutzbaren Vegetationsperiode) gegenüber steht. Neben der Temperatur hat der Wasserhaushalt einer Landschaft – also Niederschlagsmenge und -verteilung, Wasserspeicherung im Boden, Abfluss und Verdunstung – einen großen Einfluss auf das Pflanzenwachstum. Höhere Sommertemperaturen gehen neben dem größeren Wasserbedarf der Vegetation mit erhöhten Verdunstungsraten der Oberflächen einher. Als Folge ist mit einer kontinuierlichen Veränderung der Standortverhältnisse, vor allem hinsichtlich des Gesamtwasserhaushaltes, zu rechnen. Die Ökosysteme werden sich mit ihrem Arteninventar, je nach Empfindlichkeit bzw. ökologischer Toleranz, langsam verändern.

2. Fragestellung Wie sich der Klimawandel mit all seinen ökologischen und sozioökonomischen Facetten in einer gemäßigt humiden-ozeanischen Region wie Schleswig-Holstein auswirkt, ist im Einzelnen nur schwer vorauszusagen. In der Landund Forstwirtschaft wird die Ertragssicherheit durch extreme Wetterereignisse, Schädlingsdruck und Brandgefahr gefährdet, da das Risikopotential erheblich zunehmen wird. Die Wasserwirtschaft wird bereits jetzt auf der einen Seite mit erhöhter Hochwassergefahr und auf der anderen Seite gleichzeitig mit einer Abnahme des sommerlichen Wasserdargebotes konfrontiert.

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Wir verfügen jedoch in Schleswig-Holstein derzeit noch über keine hinreichenden Kenntnisse zu möglichen Folgen von Klimaveränderungen im Bereich der Schutzgüter Arten, Biotope und Ökosysteme. Es sind daher auf der Basis vorliegender aktueller Daten die Auswirkungen des für Schleswig-Holstein prognostizierten Klimawandels auf Lebensräume, Flora und Fauna räumlich differenziert abzuschätzen und geeignete Maßnahmen abzuleiten. Veränderungen des Wasserhaushaltes werden sich naturgemäß besonders auf wasserabhängige Ökosysteme (Gewässer, Moore, Sümpfe und Auen) negativ auswirken, trockene Ökosysteme wie Heiden und Trockenrasen werden im Gegenzug zunehmen. Eine Prognose auf der Grundlage der neuen Regionalstudien ist dringend anzuraten. Hieraus ergibt sich die Frage:

Welche Folgewirkungen hat die Klimaänderung für den Naturschutz, d.h. insbesondere für ausgewählte Ökosysteme und Arten? Antworten auf diese Fragen müssen folgende Anforderungen erfüllen:  Umfassende Darstellung der wahrscheinlichen Wirkungen der für Schleswig-Holstein prognostizierten Klimaänderungen über den Naturhaushalt auf Arten und Ökosysteme.  Zusammenstellung der durch den Klimawandel in Schleswig-Holstein besonders betroffenen und naturschutzfachlich relevanten Ökosysteme und Arten auf Grundlage der vorliegenden Informationen über Vorkommen und klimatische Empfindlichkeit.  Ableitung von möglichen Trends  für die Entwicklung ausgewählter Ökosysteme,  für die Zuwanderung bzw. Zunahme und/oder Ausbreitung wärmeliebender und trockenheitstoleranter Pflanzenund Tierarten,  für den Rückgang bzw. die Abwanderung von ausgewählten Pflanzen- und Tierarten kühlfeuchter Standorte.  Darstellung der Auswirkungen von Klimaänderungen auf die Wasserversorgung wasserabhängiger Lebensräume im Hinblick auf das pflanzenverfügbare Bodenwasser.  Beschreibung wesentlicher landschaftsökologischer Wechselwirkungen mit anderen Ökosystemkompartimenten, vor allem zum Boden, und Ableitung von Aussagen zu künftigen Entwicklungstendenzen.  Gegenüberstellung Klima- und Wasserhaushaltsprognosen / Standortbedingungen

Klimawandel und Naturschutz – zwischen Aktionismus und Anpassung







 

und Lebensansprüche ausgewählter Ökosysteme (unter Nutzung von ökologischen Zeigerwerten der Vegetation) im Hinblick auf ihren Fortbestand und ihre Entwicklung. Zusammenstellung der durch den Klimawandel besonders gefährdeten wasserabhängigen Ökosysteme bzw. Biotoptypen; Interpretation im Hinblick auf zu erwartende Stabilität (Anpassungsvermögen) oder Instabilität (Gefährdung). Ermittlung von Indikator-Eigenschaften der untersuchten wasserabhängigen Ökosysteme und ihrer Lebensgemeinschaften für klimabedingte Standortveränderungen. Prognose wahrscheinlicher Veränderungen der Biotopzonierung in Abhängigkeit von den hydrologischen bzw. geohydraulischen Bedingungen (graduell neue Ökosystemtypen). Auswirkungen klimabedingter Landnutzungsänderungen, insbesondere der Landund Forstwirtschaft, auf den Naturhaushalt. Ableitung von geeigneten Maßnahmen und Strategien für Naturschutz / Landschaftspflege in Schleswig-Holstein im Hinblick auf die Folgewirkungen von bereits eingetretenen und prognostizierten Klimaveränderungen für den Artenschutz, den Objektund Flächenschutz sowie die Eingriffsregelung. Davon ausgehend sollen umsetzbare Vorschläge für naturschutzfachliche Planungen und Maßnahmen zum Fortbestand und zur Entwicklung insbesondere wasserabhängiger Ökosysteme unterbreitet werden. Die Maßnahmen sollen vor allem für den Objekt- und Flächenschutz einschließlich der Umsetzung von NATURA 2000, für

die Biotopverbundplanung sowie die Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) anwendbar sein.  Wirkungen klimatischer und hydrologischer Veränderungen auf die Betroffenheit ausgewählter Faunengruppen, auf Flora und Vegetation (mittels ökologischer Zeigerwerte), Biotop- und Ökosystemtypen (klimatische Wasserbilanz) sowie Vegetationszonen (mittels ökologischer Klimadiagramme).

3. Ökosysteme und Arten Klimaänderungen werden mittlerweile weltweit als eine der Hauptursachen für das Aussterben von Arten und den Rückgang der Biodiversität angesehen. So sind beispielsweise innerhalb der marinen Ökosysteme bereits heute ca. 10 % der Korallenriffe zerstört und weitere 50 % gefährdet. Kälteempfindliche und feuchtigkeitsliebende Arten werden verschwinden und wärmeliebende Arten einwandern. Gebietsansässige heimische Arten werden durch die Zuwanderung neuer eingeschleppter oder eingebrachter Arten aus anderen Bereichen (Neobiota) einer neuen Konkurrenzsituation unterliegen (Abbildung 1). In der Nordsee verschoben sich die Lebensräume von Zooplanktonarten um bis zu 1.000 km nach Norden. Wärmeliebende Arten wandern in der Nordsee bis zu 250 km pro Jahrzehnt nach Norden. Als Folge des Klimawandels wird nach Expertenmeinung der Verlust von Tier- und Pflanzenarten auf bis zu 30 % geschätzt. Insbesondere spezialisierte Arten mit geringer Standorttoleranz sind gefährdet.

Abbildung 1: Asiatische Marienkäfer werden evtl. künftig einheimische Marienkäferarten zurückdrängen

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Kiebitz

Graugans

Star

Abbildung 2: Auswirkungen des Klimawandels auf Zug und Überwinterung von Vögeln: Kiebitz, Graugans und Star sind Beispiele für Vogelarten, die früher mit der Brut beginnen und z. T. nicht mehr wie früher im Winter in den Süden ziehen.

Ein größerer Ausfall von Populationen einer Art führt zur Verarmung des Genpools und damit wiederum zu verringerter Anpassungsfähigkeit. Sind mehrere Arten betroffen, kann sich das ökologische Systemgefüge destabilisieren, die Produktivität des Ökosystems wird erheblich eingeschränkt. Bei dieser räumlichen und zeitlichen Entmischung bestehender Artengemeinschaften werden weniger mobile Arten besonders in Mitleidenschaft gezogen. Ökosysteme wie Wälder, Gebirgsregionen, Hochmoore aber auch Agrarökosysteme werden von dieser Entwicklung nicht verschont bleiben. Die vom LANU 1996 herausgegebene letzte Rote Liste der Libellenarten beispielsweise deutet darauf hin, dass viele der zuwandernden Arten (Dispersalarten) zum mediterranen Faunenkreis gehören. Möglicherweise werden die stark zurückgehenden sibirischen Arten durch mediterrane Libellenarten abgelöst. Dieses Phänomen der Faunenverschiebung ist eine Folge der Klimaveränderung. Die Klimaveränderungen im Verlauf der letzten 30 Jahre haben bereits deutliche Auswirkungen auf Zug- und Brutverhalten sowie auf Artenzusammensetzung und Verbreitungsgebiete von Vögeln in ganz Deutschland. In Schleswig-Holstein verfrühte sich beispielsweise die Erstankunftszeit vieler Vogelarten im Frühjahr um durchschnittlich 3-5 Tage pro zehn Jahre. Der Wegflug im Spätsommer verzögerte sich bei zahlreichen Arten, nur bei einigen wenigen Arten wurde ein früherer Abflug konstatiert

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(Abbildung 2). Bei einigen der untersuchten Arten wurden als Veränderung gegenüber dem früheren Brutverhalten auch ein früherer Legebeginn und Mehrfachbruten festgestellt, teilweise wurde gleichzeitig auch eine höhere Gelegegröße und ein höherer Schlupferfolg beobachtet. Die Natur kennt keinen statischen Zustand, sie unterliegt einem stetigen Wandel. Der Klimawandel wird jedoch eine zeitlich sehr viel kurzfristigere Anpassung bzw. eine Veränderung der Ökosysteme zur Folge haben. Insbesondere die Arealgrenzen (ökologische Übergangsbereiche) werden eine schnelle Veränderung erkennen lassen und sind daher im Rahmen eines Monitorings besonders zu berücksichtigen. Bei einer Temperaturerhöhung um 1 Grad wird beispielsweise eine Verschiebung der Vegetationszonen um etwa 200-300 km polarwärts bzw. um 200 Höhenmeter angenommen. Neben der oben genannten Modifikation der standörtlichen Bedingungen ist die Reaktion von Ökosystemen auf Klimaveränderungen, wie zuvor erwähnt, ein Wechsel der Verteilung und Zusammensetzung des Inventars von Fauna und Flora. Laut einer Studie des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) zur Klimasensitivität der 91 NATURA 2000 FFH Lebensraumtypen (LRT) sind 40 als gering sensitiv, 36 als mittel sensitiv und 15 als hoch sensitiv eingestuft worden. Ein mittel bis hoch sensitives Beispiel für Schleswig-Holstein könnte, zumindest regional, der Lebensraumtyp 7110 „naturnahe lebende Hochmoore“ sein (Abbildung 3).

Klimawandel und Naturschutz – zwischen Aktionismus und Anpassung

Abbildung 3: Lebensraumtyp 7110 „naturnahe lebende Hochmoore“ – klimasensitiv?

Wir beobachten also eine deutliche Süd- / Nordverschiebung bei Tier und Pflanzenarten, z.T. aber nicht erst seit heute. Ein Beispiel für die Beobachtung von langfristigen Oszillationen ist die Wespenspinne: diese kommt schon länger in Schleswig-Holstein vor, jetzt aber vermehrt – ein Grund dafür könnte allerdings auch die gezieltere Beobachtung in der jüngeren Vergangenheit sein. Andere thermophile Arten, wie z. B. die Smaragd- oder Zauneidechse, profitieren jedoch (noch) nicht von der Temperaturerhöhung. Offensichtlich über-

wiegen hier der Mangel an geeigneten Lebensräumen und spezielle Habitatschäden die Klimakomponente. Eine Steuerung dieses überaus komplexen Naturprozesses bzw. eine Konservierung von Lebensräumen wird in den meisten Fällen nicht oder nur teilweise möglich sein. Unsere Kräfte sollten wir deshalb auf die Schaffung von Entwicklungspotentialen ausrichten. Prophylaxe ist gefragt!

Abbildung 4: Krähenbeere als Beispiel für die Verschiebung der südlichen Artarealgrenze nach Norden

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Bei der projektierten Klimaveränderung kann es ein sinnloser Kampf gegen Windmühlenflügel werden, liebgewordene Lebensräume und Arten zu schützen, für die Schleswig-Holstein am Verbreitungsrand liegt.

Trotzdem ist auch hier kein Aktionismus, sondern ein bundesweit aufeinander abgestimmtes Monitoring im Sinne eines „Frühwarnsystems“ erforderlich. Ein Schwerpunkt der Betrachtung sollte neben den bereits oben erwähnten Arealgrenzen von Ökosystemen also auf der Beobachtung der Ausbreitung wärmeliebender (thermophiler) und dem Rückgang kälteangepasster Arten liegen (Abbildung 4). Die turnusmäßigen Erhebungen in den NATURA 2000 Gebieten sowie die geplante Ökologische Flächenstichprobe (ÖFS) können sich ergänzen und gemeinsam die Grundlage für ein naturschutzorientiertes Klimamonitoring bilden.

4. Maßnahmen und Strategie Um die Selbstorganisationsfähigkeit - und damit auch ein möglichst hohes Maß an Reaktionsfähigkeit der Natur - zu erhalten und zu fördern, ist es gerade jetzt entscheidend, den Biotopverbund zur Vernetzung der Le-

bens- und Wanderungsräume zu verbessern. Die Bedingungen für den bereits beginnenden „Artentransfer“ sind durch die Verbesserung der Vernetzung isolierter Lebensräume zu optimieren. Auch Themen wie verstärkte Neobiotainvasionen oder die indirekten Wirkungen des Klimawandels auf die Biodiversität durch Veränderungen in der Kulturlandschaft (andere wärmeliebende Anbauformen, -sorten, -baumarten u. a.) sowie höhere Winterniederschläge müssen gezielt beobacht werden (u. a. mit Hilfe moderner Methoden der Fernerkundung). Und wahrscheinlich werden wir uns auch mit Fragen zu Sekundärwirkungen des Klimawandels beschäftigen müssen, also z. B.: „Kann eine höhere Durchschnittstemperatur zur Erhöhung der Badetage an Gewässern und damit als Folge verstärkter Frequentierung dieser zu eventuellen negativen Auswirkungen auf das betroffene Ökosystem führen?“

Abbildung 5: Südexponierter Steilhang als „Trittstein“ im lokalen „Wärme“-Biotopverbund

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Klimawandel und Naturschutz – zwischen Aktionismus und Anpassung

Eines liegt schon jetzt auf der Hand: Die Klimaveränderung stellt eine Herausforderung für alle gesellschaftlichen Sektoren dar, so auch für den Natur- und Umweltschutz. Nur übersektoral und interdisziplinär kann dieser Herausforderung nachhaltig begegnet werden.

ten Maßnahmenplanung nach ihrer Zukunftssicherheit bzw. der Effektivität kritisch zu durchleuchten und eventuell zu entrümpeln. Beispielsweise sollte die stetige Aufrechterhaltung bestimmter Sukzessionsstadien nach neuen Kriterien betrachtet werden. Eine Erweiterung unseres Blickfeldes ist jetzt erforderlich.

Die Frage ist nur: „Wie stellt sich der Naturschutz (zunächst einmal sektoral) zu dieser Jahrhundertfrage?“ und „Sind mögliche Folgen des Klimawandels hinreichend bekannt und werden sie ernst genommen?“

Schutzkonzepte müssen unter diesen Rahmenbedingungen dynamischer werden, um Ansprüche zeitnah erfüllen zu können. Diese Dynamik darf selbstverständlich nicht als beliebig heranzuziehende Begründung eigener Interessen dienen, um damit das nicht immer geliebte Kind „Naturschutz“ auszubooten. Klimaschutz und die Folgen des Klimawandels werden umso teurer, je länger wir zögern! Öffentlichkeit und Politik müssen daher sensibilisiert werden, damit sie sich mit Schutz- und Wiederherstellungszielen identifizieren. Dabei müssen wir aufpassen, dass sie nicht das Interesse daran verlieren nach dem Motto „Wir können ja doch nichts ändern!“ – Das würde unsere Handlungsspielräume verringern!

Begrenztes Wissen um die Komplexität von Wirkungszusammenhängen der (menschlich beeinflussten und entwickelten) Ökosysteme führt zur Schwierigkeit der Vorhersage und Bewertung von Veränderungsprozessen in Natur und Umwelt. Die Entwicklung der Systeme in der Vergangenheit ist bei weitem kein verlässlicher Wegweiser für die mögliche Zukunftsentwicklung mehr. Die Bewertung des Vergangenen ist daher im Rahmen aktiver ökologischer Wiederherstellungsprojekte hin zum ursprünglichen Zustand (Renaturierung) kein in jedem Fall geeigneter Indikator für die Zukunft. In diesen Kontext muss auch die Diskussion um den Begriff der „potentiell natürlichen Vegetation (pnV)“ gestellt werden. Es bleibt also eine Schlüsselfrage, wie eine Balance herzustellen ist zwischen dem „Nachbau“ vergangener (ursprünglicher) Strukturen und dem Zulassen einer ungestörten Entwicklung angepasster (und anpassungsfähiger) Systeme. Altbewährtes kann auch weiterhin erfolgreich sein, es sollte jedoch zu unserem Selbstverständnis gehören, ergebnisoffen z. B. Rote Listen auf die Folgen des Klimawandels hin zu prüfen, Handlungskonzepte bis hin zur konkre-

Dogmen, Aktionismus und absolute Handlungsstrategien sind sicher nicht der richtige Weg. Offenheit als notwendige Grundlage für Reaktionsfähigkeit stellt einen Eckpfeiler einer ganzheitlichen Naturschutzstrategie zum Klimawandel dar. Um zu einer allseits tragfähigen Strategie (zur Anpassung an veränderte biophysikalische Bedingungen) zu gelangen, müssen neue Erkenntnisse, wie beschrieben, beschafft und bewertet werden. Nach dem Vorliegen hinreichend belastbarer Prognosen über die Entwicklung von Natur und Landschaft wird die Frage zu klären sein, welche traditionellen Entwicklungsziele im Naturschutz unter Berücksichtigung des Klimawandels geeignet sind und wann eher funktionale und fortentwicklungsgesteuerte Ziele und Maßnahmen notwendig sind. Dabei ist zu berücksichtigen, dass im gesamten Ursachenkomplex der Dynamik des Naturhaushaltes das Klima nur ein Faktor von vielen ist.

Der Klimawandel wird nicht nur der Natur, sondern auch denen, die sich ihren Schutz auf die Fahne geschrieben haben, ein bisher unbekanntes Maß an Flexibilität und Aufgeschlossenheit abfordern.

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Erste Handlungsschwerpunkte bzw. Sofortmaßnahmen des Naturschutzes bezüglich der Folgen des Klimawandels lassen sich heute schon definieren:  Beobachtung durch ein naturschutzorientiertes Klimamonitoring intensivieren und systematisieren (Frühwarnsystem),  Erstellung einer fundierten Prognose für die Entwicklung von Natur und Landschaft,  Stärkung und Spezifizierung des Biotopverbundes zur Vernetzung der Lebensräume (Korridore / Kohärenz / Migration),  Förderung der Reaktionsfähigkeit von Ökosystemen (u. a. durch Nutzung der Selbstorganisationsfähigkeit der Natur, Abbildung 6 als ein Beispiel dafür),  Konsequenter Schutz noch intakter dynamischer Ökosysteme (keine zusätzlichen CO2-Quellen schaffen),  Verbesserung und Wiederherstellung eines intakten Landschaftswasserhaushal-

tes durch: - Optimierung der Wiedervernässung (naturnaher) feuchtigkeitsgeprägter Lebensräume (Niedermoore), - Minimierung weiterer Entwässerung, - Zulassen von hydrodynamischen Vorgängen (Renaturierung),  Förderung naturnaher CO2 Senken, wie z.B. durch Neuwaldbildung (keine Plantagen). Das Thema Klimawandel und der Verlust der biologischen Vielfalt haben auch für die Europäische Union höchste Priorität. EU-Umweltkommissar Stavros Dimas hat im Rahmen der Darstellung der umweltpolitischen Strategie der Kommission zum Klimawandel eindeutig Position bezogen. Bei den Aktivitäten der Europäischen Kommission wird diesem eine zentrale Bedeutung beigemessen.

Abbildung 6: Naturwälder in Schleswig-Holstein - angepasst und anpassungsfähig

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Klimawandel und Naturschutz – zwischen Aktionismus und Anpassung

Sich für den vorausschauenden Schutz der Natur einzusetzen und bei alltäglichen Handlungen auch die Wirkungen auf die Natur zu berücksichtigen, ist weder Luxus noch Selbstzweck, sondern pure Notwendigkeit!

Zusammenfassung Mittlerweile ist es unstrittig, dass wir uns bereits mitten im Klimawandel befinden. Die Frage ist, wie genau dieser regional aussehen wird und wie wir uns – hier speziell im Bereich Naturschutz - darauf einstellen können. Eine Klimafolgenabschätzung für die Schutzgüter „Arten“, „Biotope“ und „Ökosysteme“ ist schwierig, da große Wissenslücken bestehen. Dennoch muss sich der Naturschutz dieser Jahrhundertfrage stellen und damit Entscheidungen auf der Basis der vorliegenden – unvollständigen - Erkenntnisse treffen. Die zu erwartenden Veränderungen von Strategien und Konzepten werden die Handlungsschwerpunkte des Naturschutzes voraussichtlich erheblich beeinflussen. Mögliche Folgen der Klimaänderung für den Naturschutz und erste Handlungsschwerpunkte werden skizziert.

Summary Meanwhile it is an undisputed fact that we are already experiencing a climate change. The question is what the regional impacts will be and how we can adopt to this - especially in

the nature protection context. Due to the immense lack of knowledge an estimation of the impact of climate change on the natural goods „species“, „biotopes“ and „ecosystems“ is difficult. However, Nature Protection has to face this fundamental question and thus has to find decisions even with large gaps of knowledge. The necessary changes in strategies and concepts will considerably influence the main fields of activity of Nature Protection. Possible impacts of climate change and first ideas for focal action are described.

1 IPCC: Intergovernmental Panel on Climate Change – Zwischenstaatlicher Ausschuss für Klimaänderungen, ein gemeinsames Gremium der Weltmetereologieorganisation WMO und dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen UNEP

➢ Thomas Wälter Abteilung 3 – Naturschutz und Landschaftspflege Tel.: 0 43 47 / 704-300 [email protected]

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Praktischer Pflanzenartenschutz – mit Kopf, Hand und Herz! ➢ Silke Lütt

„Bei mir wächst das Wiesenschaumkraut zu Tausenden auf dem Rasen” oder „das Kraut ist tot! Es starb heute früh durch den Rasenmäher des Wohnungsunternehmens!“ Diese und ähnliche Meldungen trafen im Mai 2006 zuhauf im LANU ein. Der Grund dafür war ein landesweit angelaufenes Projekt zur Wiederansiedlung und Förderung des Wiesenschaumkrautes - oder Cardamine pratensis, wie das Wildkraut wissenschaftlich heißt - auf öffentlichen und privaten Rasenflächen. Einen passenden Rahmen dafür bot die „Entente florale“, ein internationaler Wettbewerb der Gartenbauinnung, für den 2006 die Landeshauptstadt Kiel als Bundesteilnehmer sowie die Städte Eckernförde und Lütjenburg als Landesteilnehmer ins Rennen gingen. Die zahlreichen Reaktionen aus der Bevölkerung zeigten, mit diesem botanischen Artenschutzprojekt war es erstmalig gelungen, Artenschutzzielen zu folgen und gleichzeitig eine Pflanze so zum Thema zu machen und in den Köpfen zu verankern, dass Mann und Frau sie auf ihrem eigenen Rasen entdeckten und begannen, sie als etwas Besonderes und Schützenswertes wahrzunehmen. Denn dass dies Not tut, zeigt die Tatsache, dass der Frühjahrsblüher auf der neuen Roten Liste der Farnund Blütenpflanzen von 2006 in die Vorwarnstufe aufgenommen wurde, weil er landesweit rückläufig ist. Die klassische extensive Mähnutzung der Feuchtwiesen ist mittelfristig in Schleswig-Holstein nur noch kleinflächig betriebswirtschaftlich rentabel, so dass die Suche nach Ersatzlebensräumen für diese Pflanze zwangsläufig zu den öffentlichen Grünanlagen und Privatrasen führte. Dort kam die Art zwar durchaus schon vor, konnte durch eine vorzeitige Mahd allerdings nicht zur Blüte kommen. Durch die Aufklärung der Bevölkerung konnte unter Mithilfe der Medien diesem Umstand entgegengewirkt werden, indem auf eine verzögerte Mahd nach der Samenbildung hingewirkt wurde. Dadurch wurde die Art einerseits überhaupt erst wahrgenommen und gleichsam ihr Erlebniswert erhöht, denn sie eignet sich hervorragend zum Blumenpflücken. Gleichsam wird an kindliche emotionale Bindungen appelliert, denn mit dem Wiesenschaumkraut verbinden viele Menschen Kindheitserinnerungen und ein Heimatgefühl, geJahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07

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prägt durch Bilder von einem zarten rosafarbenen Blütenflor, der in der Gesamtschau das so genannte „Schäumen“ der Wiesen bewirkt und die tatsächlich namengebende Herleitung aus den spuckeartigen Nestern der Schaumzikaden-Larve in Vergessenheit geraten lässt. Um diese Erinnerung aufzufrischen oder gar erst neue emotionale Bindungen herzustellen, wurden in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Geobotanik Schleswig-Holstein und Hamburg Exkursionen zum Kennenlernen des Schaumkrautes angeboten, zudem ein Erlebnistag in der Hofgemeinschaft Pries sowie zahlreiche Aktionen zur Wiederansiedlung von Jungpflanzen durchgeführt. Der Botanische Garten der Christian-Albrechts-Universität, die

Grünflächenämter von Kiel, Lütjenburg und Eckernförde, das Umweltamt Lübeck, die Waldorfschulen Kiel und Eckernförde sowie das Marie-Christian-Heim in Kiel-Kroog und die Umweltbildungseinrichtung UIZ (UmweltInfoZentrum) in Eckernförde erwiesen sich dabei als hilfreiche Partner. Ergänzt wurde das Projekt durch einen Versuch zur flächigen Wiederansiedlung des Wiesenschaumkrautes mit Mahdgutübertragung in Zusammenarbeit mit dem Umweltamt Kiel und dem Naturerlebniszentrum Kollhorst. Noch Monate später eroberte das Wiesenschaumkraut durch Grußkarten mit regionalem Saatgut so manches Kräuterbeet und so manchen Vorgarten und fand damit geeignete Ersatzlebensräume im unmittelbaren menschlichen Umfeld.

Kinder der Kieler Waldorfschule beim Wiederansiedeln von Wiesenschaumkraut-Jungpflanzen im Naturerlebniszentrum Kollhorst, Mai 2006

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Praktischer Pflanzenartenschutz – mit Kopf, Hand und Herz!

Das Wiesenschaumkraut kann auch auf Rasenflächen der großen Wohnungsunternehmen blühen, wenn die Rasenmäher ruhen und sich Anwohner, wie hier Frau Maria Beyer, für den Schutz einsetzen, Mai 2006

Während im LANU noch fieberhaft am zeitnahen Versand der Cardamine– Grußkarten gearbeitet wurde, planten die Landfrauen in Aukrug bereits die Aussiedlung der Arnica-Jungpflanzen, die auf Anregung des LANU aus dem Saatgut eines der letzten Vorkommen im Lande im Garten der Landfrauen herangewachsen waren. Mit Hilfe des Naturschutzringes Aukrug war das Saatgut im Vorjahr von einem ortsnahen Vorkommen geerntet und zusammen mit einem geeigneten Keimsubstrat an interessierte Landfrauen verteilt worden. Nach monatelangem Warten waren im Frühsommer von einigen wenigen bis zu Hunderten Arnica-Jungpflanzen herangewachsen, die nun an geeigneten Standorten wieder angesiedelt werden sollten. Die Wahl fiel auf das Gelände der Tönsheider Lungen-Fachklinik, da hier sowohl eine nachhaltige Pflegenutzung als auch eine künstliche Bewässerung in den ersten Wochen nach dem Aussiedeln gewährleistet war. Kurzer-

hand wurde die Aussiedlungs-Aktion mit einer informativen Fahrradtour verbunden, bei der neben dem gärtnerischen Können der Landfrauen so manches Wissenswerte über die Biologie und Heilkraft der Arnica-Pflanze zum Besten gegeben wurde. Ein auf dem Acker oder im eigenen Garten gewonnenes Grundverständnis für die erfolgreiche Anzucht von Pflanzen trug dabei ebenso zum Gelingen des Projektes bei wie Vorversuche von Prof. Uphoff aus Melsdorf bei Kiel, der in jahrelangen Versuchen das optimale Keimsubstrat herausgefunden hatte. Der Einsatz der Aukruger Landfrauen soll in 2007 mit dem Verleih des Gemeinde-Umweltpreises belohnt werden. „Was hat der Klappertopf in seinem hohlen Kopf? Nur wieder Klappertöpfe, ihr Plappertöpfe!“ Mit diesem Spruch von Karl-Heinz Waggerl begann in 2005 nicht etwa die Werbekampagne der deutschen Topfindustrie, sondern ein Projekt zur Förderung des Großen Klappertopfes, einer bundesweit gefährdeten

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Pflanze des Grünlandes. Als Halbparasit kann der Große Klappertopf (Rhinanthus angustifolius) Gräser schwächen und dadurch zurückdrängen und auf diese Weise Raum zur Wiederbesiedlung mit anderen Wildkräutern schaffen. Damit ist die Pflanze selbst ein Wegbereiter für mehr Artenvielfalt. Auf der Grundlage einer landesweiten Kartierung, die in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Geobotanik und Stefanie Cierpka von der Hochschule Anhalt/Bernburg durchgeführt wurde, konnte in einer Öffentlichkeitskampagne unter Mithilfe des NABU Eckernförde auf die interessante Pflanze aufmerksam gemacht und zu Weihnachten 2006 Grußkarten mit regionalem Saatgut versandt werden. Zahlreiche Interessierte machen zurzeit landesweit mit, die Pflanze auf privaten Grünflächen anzusiedeln. Auf großer Fläche verfolgt die Stiftung Naturschutz die grashemmende Wirkung des Klappertopfes, sie hat in 2006 erstmalig auf sechs verschiedenen Flächen im Kreis Schleswig-Flensburg Saatgut vom Schäferhaus ausgebracht.

Mit dem Großen Klappertopf begann in 2005 die Serie botanischer Artenschutzprojekte. Viele weitere Aktionen sollen in den nächsten Jahren folgen, denn die Bilanz der neuen Roten Liste der Farn- und Blütenpflanzen von 2006 zeigt, dass Handeln Not tut. Viele ehedem häufige Pflanzenarten des Grünlandes (wie z.B. auch die Kuckucks-Lichtnelke oder Sumpf-Schafgarbe) oder Arten der Wegränder (wie z. B. der Große Odermennig oder die Gewöhnliche Wiesenflockenblume) sind gefährdet oder im Bestand rückläufig. Zwar ist ein effizienter Biotopschutz immer noch der wichtigste Schutz, die Vergangenheit zeigt aber, dass er allein nicht ausreicht, um den Artenschwund aufzuhalten. Diesem Umstand kann nur durch eine kontrollierte Wiederansiedlung Rechnung getragen werden, zumal sich die Hinweise aus der Wissenschaft und der Naturschutzpraxis häufen, dass sich zwar hier und da die Standortverhältnisse verbessern, die Arten aber infolge räumlicher Isolierung nicht mehr in der Lage sind, sich alleine wiederanzusiedeln.

Aukruger Landfrauen, hier Marie Carstens-Behrens, ziehen Arnika-Jungpflanzen in ihrem Garten vor, um sie dann in der freien Natur auszusiedeln, Juni 2006

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Praktischer Pflanzenartenschutz – mit Kopf, Hand und Herz!

Aukruger Landfrauen besuchen das landesweit größte Arnica-Vorkommen. Hier wurde im Vorjahr eine kleine Menge an Samen für die Anzucht entnommen. Die Jungpflanzen werden auf geeigneten Standorten in der Nähe ausgesiedelt. Hier tauschen sich die Frauen über die Heilwirkungen der Pflanze aus, Juni 2006 (alle Fotos von der Autorin)

Noch ist es für eine Bilanz der botanischen Artenschutzprojekte viel zu früh. Sowohl Effizienz als auch Nachhaltigkeit der Projekte lassen sich erst nach Jahren ermitteln. In einem waren sich allerdings alle Beteiligten, die Lehrer und die Gärtner, wie die Landfrauen, Kinder und Jugendliche einig: Spaß gemacht haben sie, die Projekte!

Summary The Convention of Biological Diversity of Rio de Janeiro in 1992 requires the reintroduction of endangered plant species. Different methods of implementation of Cardamine pratensis, Arnica montana and Rhinanthus angustifolius through the project assistance of children, pupils and engaged people are described.

Gerne würden sie weitere botanische Artenschutzprojekte durchführen. Ein nicht geringer Erfolg! Denn zum praktischen Pflanzenartenschutz gehört einiges: Fachwissen, ein „grüner Daumen“ in der praktischen Umsetzung – aber das Gefühl, die Freude am sinnvollen Handeln darf dabei auch nicht fehlen!

➢ Dr. Silke Lütt Dezernat 31 - Artenschutz, Staatliche Vogelschutzwarte Tel.: 0 43 47 / 704-363 [email protected]

Mehr Infos zu Wiesenschaumkraut, Arnica und zum Klappertopf erhalten Sie bei der Autorin.

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Ist der Schweinswal in der Ostsee noch zu retten? – Ein Artenhilfsprogramm wird entwickelt ➢ Silvia Salomon

„Alle Dinge haben ihren Nutzen und ihren Teil und ihren rechten Platz im Haushalt der Natur“ (Mark Twain) Wale gehören unbestritten zu den faszinierendsten Tierarten unseres Planeten. Der Schweinswal ist als einzige heimische Walart daher eine echte Kostbarkeit in der Bundesrepublik Deutschland und im Lande SchleswigHolstein. Abbildung 1: So „hautnah“ einem Schweinswal zu begegnen, bleibt dem Taucher vorbehalten

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Die Schweinswale in der Ostsee unterscheiden sich genetisch von ihren Verwandten in der Nordsee und gehören heute leider zu den vom Aussterben bedrohten Tierarten (Rote Liste 1; BfN, 19961). Weil er inzwischen so selten vorkommt, ist er auch in der Bevölkerung kaum noch bekannt. Selbst viele Fischer kennen den Schweinswal nicht mehr. Dabei konnte er noch im vergangenen Jahrhundert regelmäßig beobachtet werden. Schweinswale wurden damals oft in der Nähe von Segelschiffen gesehen oder kamen als Fänge auf die Märkte. Insbesondere der ungewollte Beifang von Schweinswalen in Stellnetzen der Fischer stellt eine wesentliche Ursache für den aktuellen Rückgang der Schweinswalbestände dar (vgl. hierzu die Totfundmonitoring - Berichte des Forschungs- und Technologiezentrums Westküste in Büsum). Daneben sind jedoch auch andere menschliche Aktivitäten, wie zum Beispiel die Störung des Lebensraumes durch Schalleinwirkungen, Schiffsverkehr, Verknappung der Beutefische oder die Anreicherung von Schadstoffen in der Nahrungskette für den dramatischen Rückgang der Schweinswalbestände verantwortlich. Mittlerweile hat sich glücklicherweise ein Wertewandel im Bewusstsein vieler Menschen vollzogen, so dass künftig die Chance gegeben ist, wirksame Schutzmaßnahmen einzuleiten. Rechtliche und deklaratorische

Verpflichtungen hierzu bestehen bereits seit vielen Jahren. Mit der Bonner und der Berner Konvention (23.7.1979 und 19.9.1979) einschließlich des dafür eigens verabschiedeten Kleinwalabkommens (ASCOBANS) vom 31.3.1992, des dazugehörigen „Gesetzes zur Erhaltung der Kleinwale in der Nord- und Ostsee“ v. 21.7.1993, ferner der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie 92/43 (Anh. II und IV) vom 21.5.1992 sowie diverser Helcom-Empfehlungen, wie z. B. der Empfehlung 17/2 vom 12. März 1996 zum „Schutz des Schweinswals in der Ostsee“ sowie der Biodiversitätskonvention vom 29.12.1993 etc. existieren bereits verbindliche Verpflichtungen zum wirksamen Schutz und Erhalt der Schweinswalpopulation in der schleswig-holsteinischen Ostsee. Diese nationalen und internationalen Vorgaben sind aber bisher noch nicht ausreichend durch konkrete Schutzmaßnahmen umgesetzt. Zur Bestandssicherung der Schweinswale in der Ostsee sind daher dringend wirksame nationale Schutzmaßnahmen notwendig. Hier sind die Länder Schleswig-Holstein und MecklenburgVorpommern genauso gefordert wie der Bund, in seiner Zuständigkeit für die so genannte Ausschließliche Wirtschaftszone (AWZ). Weil die Schweinswale über große Strecken wandern, sind zu ihrer wirksamen und nachhaltigen Bestandserholung aber auch international abgestimmte Maßnahmen – insbesondere gemeinsam mit Dänemark – erforderlich.

Abbildung 2: Schweinswale ertrinken in Fischernetzen auch in der Ostsee (Foto: Gesellschaft zum Schutz der Meeressäuger GSM)

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Ist der Schweinswal in der Ostsee noch zu retten? – Ein Artenhilfsprogramm wird entwickelt

Abbildung 3: Schweinswalweibchen mit Jungtier in der Ostsee 2005 (Foto: GSM)

In diesem Zusammenhang hat sich das LANU als obere Naturschutzbehörde des Landes Schleswig-Holstein entschlossen, ein Artenhilfsprogramm zur Rettung des Schweinswales in der Ostsee ins Leben zu rufen. Die Fertigstellung dieses Programms für den Schweinswal ist für den Sommer 2007 vorgesehen. Dieses Programm wird konkrete Handlungsempfehlungen und Maßnahmenvorschläge zur Bestandssicherung und insbesondere zur Erholung der Bestände in der Ostsee enthalten. Helfen Sie mit, die Vorkommen der Schweinswale in der Ostsee zu entdecken:

Teilen Sie ihre Beobachtungen über gesichtete Schweinswale der  GSM (Gesellschaft zum Schutz der Meeressäugetiere e.V., Kieler Str. 2, 25451 Quickborn, Tel.: 0 41 06 / 620-601, Fax: 907 oder - insbesondere die Totfunde dem  FTZ (Forschungs- und Technologiezentrum Westküste), Werftstraße 6, 25761 Büsum, Tel.: 0 48 34 / 604-0, Fax: -199 mit. Auf der übernächsten Seite finden Sie einen Meldebogen für Sichtungen von Schweinswalen, den sie sich gerne kopieren können.

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Ist der Schweinswal in der Ostsee noch zu retten? – Ein Artenhilfsprogramm wird entwickelt

Abbildung 4: Schweinswalsichtungen in der Ostsee 2005 (Quelle: BfN)

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Summary The Harbour Porpoise in the Baltic Sea differ genetically from their relatives in the North Sea and they belong regrettably to the animal species, which are now in danger of extinction (List 1 of acute threatened species; German Federal Office for Nature Conservation - Bundesamt für Naturschutz; BfN -1996). Because he appears so rarely or is so seldomly seen, he is as a consequence hardly known to the public. Thereby it was possible to observe him in the last century far more regularly. In particular the unintended by-catch of Harbour Porpoises in gillnets and other fishing gear is fundamentally the main cause for the present regression of the Harbour Porpoise Population. Other human activities alongside the first named reason are responsible for the dramatic reduction of the Harbour Porpoise populations. A wide range of legal and binding agreements already exists which aim at an effective protection and recovery of the Harbour Porpoise Populations in the Baltic Sea of Schleswig-Holstein. These agreements are based on a widespread of national and international Conventions and Directives such as the Flora-FaunaHabitat-Directive as well as the ASCOBANS Small Whale Cetacea Agreement and various other HELCOM-Recommendations. These national and international guidelines are unfortunately not adequate enough to implement the effective measures of protection. In coherence to these conclusions the Upper State Agency for Nature and Environment of Schleswig-Holstein LANU, has decided to work out and establish a conservation action plan and programme for the recovery of the Harbour Porpoises in the Baltic Sea. The completion of this programme has been laid down for summer 2007. Ascertained operating recommendations and suggestions for the future implementing measures aim at protecting the population size and especially want to assure a recovery of the population sizes in the Baltic Sea.

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Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz, Heft 48: Rote Lis-

ten und Artenlisten der Tiere und Pflanzen des deutschen Meeres- und Küstenbereichs der Ostsee; Bundesamt für Naturschutz; Bonn-Bad Godesberg, 1996

➢ Silvia Salomon Dezernat 31 - Artenschutz; Staatliche Vogelschutzwarte Tel.: 0 43 47 / 704-324 [email protected]

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Ist der Schweinswal in der Ostsee noch zu retten? – Ein Artenhilfsprogramm wird entwickelt

2006 in Schleswig-Holstein neu ausgewiesene, erweiterte und veränderte Naturschutzgebiete ➢ Wolfgang Kruse-Michelsen und Andrea Kühl

1. Ein Naturschutzgebiet wächst und wächst und …. Das NSG „Salemer Moor, Schwarze Kuhle, Plötscher See, Garrensee und Ruschensee“, Kreis Herzogtum Lauenburg, wuchs 2006 von rund 438 auf rund 690 ha an. In einem schwierigen und daher länger dauernden Rechtsetzungsverfahren wurde gleichzeitig die Aufnahme der Arten und Lebensräume des Europäischen Naturnetzes NATURA 2000 sowie deren Erhaltungsziele in die Verordnung und die Vergrößerung des Geltungsbereiches um rund 252 ha über das nunmehr „Salemer Moor mit angrenzenden Wäldern und Seen“ genannte NSG durchgeführt. Dieses war bereits die vierte Vergrößerung des ehemals, als „Salemer Moor und Schwarze Kuhle“ (1. Verordnung 1927) unter Schutz gestellten Naturschutzgebietes. Die Erweiterung war nur möglich, weil einerseits der Zweckverband „Schaalsee-Landschaft“ mit Hilfe des Bundes und des Landes umfangreichen Flächenerwerb für Zwecke des Naturschutzes tätigte und andererseits der Kreis Herzogtum Lauenburg im Rahmen des Bundesnaturschutzprojektes „Schaalsee-Landschaft“ eigene Waldflächen für den Naturschutz zur Verfügung stellte. Mit den im Gebiet verbliebenen wenigen Privateigentümern wurden im Rahmen des Rechtsetzungsverfahrens in umfangreichen Gesprächen einvernehmliche Lösungen erarbeitet. Den Kernbereich dieses sehenswerten und besucherfreundlichen Naturschutzgebietes bildet ein weitgehend abflussloses Geländesystem, in das eingebettet Seen, Moore, ungenutzte Wälder, nasse Senken, steile Geländerücken und Hohlformen liegen. Hier sind seltene Pflanzen wie Strandling und Brachsenkraut anzutreffen und es quaken noch in ausreichender Individuenzahl Laub- und Moorfrosch. Der aufmerksame Besucher kann sogar mit etwas Glück sich sonnende Kreuzottern und Ringelnattern entdecken.

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Abbildung 1: Am Nordrand des Moores wurden ehemalige Entwässerungseinrichtungen zurückgebaut. Es entstanden unterschiedlich flache Gewässer, in denen mittlerweile auch die Rotbauchunken wieder rufen (Foto: Martina Kairies)

Die europaweit bedeutsame Vielfalt der Arten in diesem Gebiet führte zur Meldung – und auch Anerkennung – von großen Teilen des Naturschutzgebietes als Gebiet für das Europäische Verbundnetz „NATURA 2000“. Hier lebende seltene Arten wie Kranich, Eisvogel, Mittelspecht, Neuntöter, Rohrdommel, Schwarzspecht, Wespenbussard, Zwergschnäpper, Kammmolch, Rotbauchunke und Große Moosjungfer bestätigen die Wertigkeit des Gebietes für den Erhalt der Artenvielfalt eindrucksvoll. Die ehemaligen Acker- und intensiv genutzten Grünlandflächen des Gebietes wurden zu einer großflächigen Weidelandschaft zusammengelegt und werden von ortsansässigen Betrieben mit Robustrindern beweidet. In der Nähe von Salem und nördlich des Ruschensees kann den Tieren bei der Biotoppflege zugeschaut werden. Auf den einzigen verbliebenen Ackerflächen südlich des Ruschensees wird Biolandbau betrieben.

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Auch in Zukunft wird das Gebiet immer wieder erweitert werden, da der Zweckverband „Schaalsee-Landschaft“ im Rahmen des noch laufenden Bundesnaturschutzprojektes weitere Flächen für Zwecke des Naturschutzes erwerben wird. Interessierte Besucher und Besucherinnen haben hier aufgrund der guten Besucherinformationseinrichtungen die Möglichkeit, viel über Pflanzen und Tiere des Naturschutzgebietes zu erfahren oder aber das Gebiet auf gut ausgeschilderten Wegen zu erwandern, auf Bänken oder einfach mal auf dem frischen Moos am Wegesrand Ruhepausen zu genießen und sogar ihre Zeit für ein erfrischendes Bad im Garrensee zu nutzen. Das Land SchleswigHolstein beabsichtigt, 2008 für das Gebiet ein neues Besucherinformationssystem zu installieren und gibt hierzu ein neues Faltblatt heraus, welches direkt an den Informationstafeln zu entnehmen ist oder in den umliegenden Amtsverwaltungen und Tourist-Infostellen angefordert werden kann.

2006 in Schleswig-Holstein neu ausgewiesene, erweiterte und veränderte Naturschutzgebiete

Abbildung 2: Der Sumpfporst ist eine sehr seltene Pflanze im Gebiet, die nach Roter Liste vom Aussterben bedroht ist (Foto: Martina Kairies)

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Abbildung 3: Die extensive Beweidung am Salemer Moor ist erforderlich zum Erhalt der Artenvielfalt. (Foto: Martina Kairies)

Abbildung 4: Blick vom Uferrundweg auf den Garrensee (Foto: Hans-Joachim Augst)

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2. Vom Übungsplatz von Bundeswehr und Bundesgrenzschutz zum bedeutendsten Naturschutzgebiet südlich Lübecks – oder: Planungssicherheit durch ein Naturschutzgebiet Durch die Ausweisung des Europäischen Vogelschutzgebietes „Grönauer Heide“ und des FFH-Gebietes „Grönauer Heide, Grönauer Moor und Blankenseeniederung“ als Naturschutzgebiet „Grönauer Heide, Grönauer Moor und Blankensee“ erhielten die Hansestadt Lübeck (Ausbau Flughafen Blankensee), die Gemeinden Groß Grönau (Bürgerpark) und Groß Sarau sowie die Bundespolizei (ehem. Bundesgrenzschutz) endlich Planungssicherheit hinsichtlich der Naturschutzbelange für ihre geplanten Projekte. Für die Bundespolizei wird sogar die uneingeschränkte Nutzung im Rahmen des Aufgabenbereiches sichergestellt. Die auch im europäischen Vergleich bedeutsame Artenfülle des unter Schutz gestellten

Bereiches (es handelt sich um drei Kernbereiche, die zu einer Verordnung zusammengefasst wurden) wird durch das vielfache Vorkommen von gefährdeten und vom Aussterben bedrohten Arten untermauert. Allein 5 Pilz- und 9 Flechtenarten, 65 Farn- und Blütenpflanzen, 82 Vogelarten, 11 Amphibien-, 4 Reptilien-, 31 Libellen-, 21 Heuschrecken-, 306 Schmetterlings-, 373 Käfer- und 107 Wasserkäferarten sind im neuen Naturschutzgebiet zu Hause. Stellvertretend seien hier aufgeführt: Glockenheide, Besenheide, Borstgrasrasen, Birkenmoorwälder, Kammmolch, Heidelerche, Mittelspecht und Zauneidechse. Folgende Arten kommen in Schleswig Holstein nur noch in der Grönauer Heide vor: Bei den Schmetterlingen: Mittleres Jungfernkind, Braunes Ordensband und Heidemoor-Bodeneule. Bei den Käfern: Kräftiger Uferrüssler, Dunkler Schilfkäfer, Schlehenstecher und Großer Aaskäfer.

Abbildung 5: Blick vom Europawanderweg E1 auf den Blankensee (Foto: Hans-Joachim Augst)

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Abbildung 6: Die Moorbereiche in der Grönauer Heide tragen zur hohen Artenvielfalt des Gebietes bei. Hier ist der nach FFH-Richtlinie prioritäre Moorbirkenwald zu sehen (Foto: Hans-Joachim Augst)

Insbesondere bei der Grönauer Heide, auch Wulfsdorfer Heide genannt, ist erwiesen, dass seit der Hanse eine kaum unterbrochene extensive Bewirtschaftung (ohne Düngung und Entwässerungsmaßnahmen) stattgefunden hat; der wichtigste Grund für diese, sonst in Schleswig-Holstein auf vergleichbaren Standorten bisher nicht bekannte Artenvielfalt. Das Naturschutzgebiet ist ca. 354 ha groß, verteilt auf die Hansestadt Lübeck mit ca. 263 ha und ca. 91 ha im Kreis Herzogtum Lauenburg. Die Hansestadt erhält damit ihr sechstes NSG und der Kreis Herzogtum Lauenburg verfügt nunmehr über 26 Naturschutzgebiete (Lauenburg gesamt = 5.456 ha, ca. 4,3% der Kreisfläche; Lübeck gesamt = 2.178 ha, ca. 10% der Stadtfläche; Landesdurchschnitt: 2,87%)

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Die Bürgerinnen und Bürger der angrenzenden Stadt- und Gemeindeteile können das Gebiet mit Ausnahme des Kernbereiches (gleichzeitig auch gesperrter Übungsplatz) auf Wegen, z. B. dem Europäischen Fernwanderweg E1, betreten und befahren und damit eine Landschaft mit hohem Erholungs- und Erlebniswert genießen. Die Gemeinde Groß Grönau plant im Nordosten entlang des Gebietes weitere Wanderwege neu einzurichten oder bestehende zu verbinden. Auch für die Grönauer Heide wird in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Groß Grönau, der Hansestadt Lübeck und der Bundespolizeiakademie ein Besucherinformationssystem entwickelt werden. Die Naturschutzgebietsverordnungen sind bei Bedarf beim Autor anzufordern oder im Internet unter http://sh.juris.de/buergerservice.html einzusehen.

2006 in Schleswig-Holstein neu ausgewiesene, erweiterte und veränderte Naturschutzgebiete

3. Naturschutz auf Fehmarn - eine etwas andere Geschichte Auch auf Fehmarn soll ein Naturschutzgebiet ausgewiesen werden. Nachdem das LANU dort den ersten Entwurf vorgestellt hatte, überlegten sich einige der von der zukünftigen Verordnung betroffenen Grundeigentümer eine andere Möglichkeit zur Umsetzung der Ziele des Naturschutzes. Sie gründeten kurzerhand einen Naturschutzverein, erarbeiteten ein Konzept für einen aus ihrer Sicht möglichen freiwilligen Naturschutz und stellten dieses Projekt dem Ministerium, dem LANU und weiteren Entscheidungsträgern vor. Inhalt war die Entwicklung einer extensiven Weidelandschaft durch den Naturschutzverein als Puffer zu den mittlerweile in dem Raum benannten NATURA 2000-Gebieten. Diese Kernflächen können - nach Unterzeichnung einer freiwilligen Vereinbarung für die südlich angrenzende Weidelandschaft - als Naturschutzgebiet ausgewiesen werden.

Abbildung 7:

Da das Konzept überzeugte, wurde das LANU mit der Erarbeitung einer Freiwilligen Vereinbarung beauftragt. Im Laufe der Verhandlungen stellte sich heraus, dass diese Vereinbarung der Beginn zu einer umfassenden naturschutzkonformen (Regional-) Entwicklung des gesamten nordwestlichen Küstenbereiches mit den gleichberechtigten Partnern Naturschutz, Landwirtschaft und Tourismus werden würde, da auch der Kreis Ostholstein und die Stadt Fehmarn in das Projekt mit Ausgleichsgeldern (Kreis) und eigenen Flächen (Stadt) einstiegen. Bei der Abgrenzung der Weidelandschaft zu berücksichtigen war die aktuelle Deichplanung zur Verbesserung des Küstenschutzes in diesem Raum sowie die Möglichkeit einer flexiblen Außengrenze des Projektgebietes, damit die Eigentümer wirklich freiwillig entscheiden können, ob sie sich an dem Projekt beteiligen wollen.

Ausschnitt aus der Lagunenlandschaft der Nördlichen Seeniederung auf Fehmarn mit Weißdünen, Brackröhrichten und Salzwiesen (Foto: Martina Kairies)

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Abbildung 8: Bei der Beweidung der nördlichen Seenniederung schauen alle aufs gleiche Ziel – eine optimale Pflegemaßnahme (Foto: Martina Kairies)

Langfristiges Ziel ist die Wiederherstellung der natürlichen Wasserverhältnisse (insbesondere auch für Amphibien), soweit es mit den Belangen der landwirtschaftlichen Bodennutzung vereinbar ist. So haben Anfang bis Mitte des 20. Jahrhunderts Entwässerungsmaßnahmen zur Absenkung des Wasserstandes auf bis zu -1,50m unter NN geführt. Diese künstliche Absenkung wird zunehmend (im Hinblick auf Kosten-Nutzen-Rechnungen) unrentabel und kann nur noch mit erheblichem finanziellen Aufwand bedingt aufrecht gehalten werden. Es gab also neben dem Wunsch eine Verordnung zu vermeiden, vielfältige Gründe, die zu der im November 2006 von allen Beteiligten unterzeichneten Vereinbarung führten: der

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kommende Deichbau, die wasserwirtschaftlichen Verhältnisse und die Insel als Touristenort, von deren Wiederkommen auch die Landwirte zum Teil abhängig sind. Mittlerweile besitzt der Naturschutzverein eine eigene Robustrinderherde und beweidet damit „seine“ Flächen im Projektgebiet in Sinne der Vereinbarung. Bei fortschreitender zügiger Umsetzung der Projektziele kann in wenigen Jahren eine attraktive, durch Wanderwege erschlossene Weide- und Naturlandschaft entstehen und als Besuchermagnet von der Insel nicht mehr wegzudenken sein. Ein gut gestaltetes Besucherinformationssystem wird zum Wohle der Besucher und der Natur zur Unterstützung des Projektes beitragen.

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4. Naturschutz und Freizeitnutzung – Änderung der Landesverordnung über das NSG „Suhrer See und Umgebung“ Das mit Landesverordnung vom 13. August 2003 ausgewiesene 270 Hektar große Naturschutzgebiet „Suhrer See und Umgebung“ im Kreis Plön wurde bereits im LANU-Jahresbericht 2003 vorgestellt. Zu diesem NSG gehören neben dem Suhrer See auch der Große Madebrökensee und der Kleine Ukleisee. Nach Ausweisung des Naturschutzgebietes kam es zu Protesten seitens der Anlieger des im Eigentum der Stiftung Naturschutz befindlichen Großen Madebrökensees. Diese forderten, das nach der Verordnung verbotene Baden, Rudern und Eislaufen auf diesem See wieder zuzulassen. Bei der erneuten Überprüfung der Landesverordnung wurde es durchaus als vertretbar angesehen, die oben genannten Tätigkeiten zuzulassen, da sie voraussichtlich zu keiner erheblichen oder nachhaltigen Störung oder Beeinträchtigung der Lebensräume des Großen Madebrökensees führen. Dieser kleine See hat nicht die gleiche hohe ornithologische Bedeutung wie der Suhrer See. Störungen auf dem See fallen daher nicht so ins Gewicht. Das Baden und Befahren des Sees mit Ruderbooten stellt eine ruhige Form der Naturnutzung dar. Das Eislaufen kann ohnehin nur an wenigen Tagen im Winter stattfinden. Da nur ein beschränkter Personenkreis diesen See tatsächlich nutzt, werden die hervorgerufenen Störungen als nicht gravierend eingestuft und sind mit dem Schutzzweck des Gebietes vereinbar. In der Abwägung zwischen den Belangen der Seeanlieger und den Anforderungen des Naturschutzes wurde daher zugunsten der Seeanlieger entschieden. Nach Durchführung eines vereinfachten Rechtsetzungsverfahrens (gem. § 53 Abs. 6 Satz 2 und 4 LNatSchG), bei dem die betroffenen Eigentümerinnen und Eigentümer, Nutzungsberechtigten und Gemeinden innerhalb einer angemessenen Frist angehört worden sind, unterzeichnete Minister Dr. Christian von Boetticher am 27. Januar 2006 die Änderungsverordnung, nach der nunmehr das Baden, das Eislaufen und das Befahren des Sees mit kleinen Wasserfahrzeugen ohne Motorkraft auf dem Großen Madebrökensee zulässig ist. Neben den bereits an drei Stellen des Suhrer Sees bestehenden Möglichkeiten zur Badenutzung und zum Eislaufen wird damit am Großen Madebrökensee eine weitere Möglichkeit geschaffen, diesen Freizeitnutzungen umweltverträglich nachzugehen.

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Summary One of these nature protected areas has increased in size through the addition of 252 ha in 2006, another developed area was a former military training ground, another changed a little bit and a newly yet to be restored nature preserved area shall also be elucidated. 1. The existing nature protected area “Salemer Moor with it’s bordering woods and lakes“ has been significantly expanded through the purchase of areas within the framework of the Federal Nature Protection Project (from 438 up to 690 hectare). The immense species variety of rare plants and animals lead to it’s declaration as an european NATURA 2000 area. Visitors can explore this region and enjoy nature along well kept and maintained paths. Aim is to protect and preserve a representative ice age cryal groove system consisting of depressed hollows, steeps, eutrophic and oligotrophic lakes, ponds plus zones of newly formed land with terrestrialization as well as large sedge reeds, bog, beech- and moor-woodlands, moors and extensively used grassland. 2. The nature protected area “Grönauer Heathland, Grönauer Moor and the Lowlands of the Blanken Lake” consists basically of a previously used military training ground. As soon as the military training manoeuvrings had been given up it was possible to secure this area, which is situated in the vicinity of the airport of Lübeck and hence to put it under nature conservation. It is approximately 354 hectares large and the aim of protection is to saveguard and allow the development of a large sized area, closely interconnected, a predominantly nutrient-deficient habitat complex consisting of heathlands, dry grasslands, dry meadows wetland-fields, moor-sections and woodlands. From the view of nature preservation, the species diversity of insect and amphibian fauna is here the main conservation aspect of interest. 3. Even on the only baltic sea island of Schleswig-Holstein Fehmarn a further nature protected area has evolved. Through it’s vicinity to the “bird migratory flight route”, this area has also been declared as a NATURA2000-Region. In order to secure these core sections, the island farmers have developed an extensively used pasture landscape along the outer border of the future nature preserve area. 4. The Suhrer Lake and it’s surroundings is a region of 270 hectares in the district of Plön and has been declared as a nature protected

2006 in Schleswig-Holstein neu ausgewiesene, erweiterte und veränderte Naturschutzgebiete

area since the 13th of August 2003. This region has already been described in the Annual State Agency Report of 2003. The Suhrer Lake, the Large Madebröken Lake as well as the Small Uklei Lake belong to this nature protected area. After having been declared as a nature protected area protests from the riparian users were made against the regulations regarding anthropogenic activities which forbid swimming, paddling and ice skating in and on the Large Madebröken Lake which is the property of the Nature Foundation. The landing stage users postulate that the human activities named above should be re-examined and possibly be permitted again. After a renewed investigation and a reviewing of the regulations regarding the activities on this lake, the Authorities have decided to change it’s content of prohibitions and to allow swimming in the Large Madebröken Lake as well as ice-skating on the lake and to permit paddling with small boats without motors again.

➢ Wolfgang Kruse-Michelsen Dezernat 32 – Flächenhafter Naturschutz Tel.: 0 43 47 / 704-323 [email protected] Andrea Kühl Dezernat 32 – Flächenhafter Naturschutz Tel.: 0 43 47 / 704-321 [email protected]

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NSG „Pantener Moorweiher und Umgebung“ – 20 Jahre Naturschutzprojekt – 10 Jahre Schutzgebiet – eine positive Entwicklung ➢ Martina Kairies

Vor nunmehr 10 Jahren ist ein 147 ha großes Areal um den Pantener Moorweiher, im Kreis Herzogtum Lauenburg, nordwestlich von Mölln, als Naturschutzgebiet ausgewiesen worden. Dies war jedoch nur ein Zwischenschritt für ein seit 20 Jahren laufendes Naturschutzvorhaben, das schließlich 2006 mit der Zerstörung einer letzten Rohrleitung seine erste Abrundung erfahren hat. In den kommenden Jahren wird es maßgeblich darum gehen, die Weiterentwicklung der eingeleiteten Prozesse aktiv zu sichern. Es ist an der Zeit, eine erste Zwischenbilanz zu ziehen, zumal die positiven Auswirkungen auf Arten und Biotope nun bereits deutlich und allgemein zu erkennen sind. Seeadler und Fischadler schauen im Gebiet mittlerweile regelmäßig vorbei, auch die im Tal des Elbe-Lübeck-Kanales vagabundierenden Silberreiher wurden schon im NSG gesichtet. Darüber hinaus bietet das Projekt auch ein gutes Beispiel für andere Naturschutzvorhaben.

Lösungen für vielfältige Ansprüche brauchen Zeit Bereits 10 Jahre vor Ausweisung – die naturschutzfachliche Bedeutung des Gebiets war allerdings schon viel früher bekannt – entstand aus einer ersten Idee, wie verschiedenen Ansprüchen an die Flächen innerhalb der Gemeinde Rechnung getragen werden könnte, ein gemeinsames Projekt von örtlichen Betroffenen, der Stiftung Naturschutz, dem Kreis und Landesbehörden. Die Standortsuche für einen geplanten Kläranlagenbau, die Bereitstellung von Ausgleichsflächen (unter anderem auch aus dem Bodenabbau), die Erfordernisse des Naturschutzes und Ansprüche aus der Landwirtschaft wurden gebündelt. Im Rahmen eines spezifischen Flurbereinigungsverfahrens erfolgte ein umfangreicher Landtausch, der Betriebe mit günstiger zu bewirtschaftenden Flächen versorgen konnte. Schwer nutzbare Bereiche (zu nass, zu mager, zu steil, zu hohe Investitionen für eine moderne Landnutzung…), die zur Regeneration des Wasserhaushaltes erforderlichen Flächen sowie zur Sicherung von naturnahen Lebensräumen nötige Pufferzonen wurden dabei für Naturschutzzwecke angekauft. Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07

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Die Ankaufsflächen (ca. 100 ha) wurden der Stiftung Naturschutz übertragen und zusammen mit öffentlichen Eigentumsflächen (Land, Bund, Gemeinde, ca. 20 ha) und Privatflächen (zum großen Teil als Ausgleichflächen, ca. 27 ha) in das Schutzgebiet einbezogen.

Regeneration des Wasserhaushaltes Das wichtigste Naturschutzziel, die naturnahe Biotopentwicklung der landesweit bedeutsamen Quellen, Sümpfe, Weiher und Nasswiesen, konnte durch den hohen Eigentumsanteil öffentlicher Flächen und der Stiftung Naturschutz optimal realisiert werden. Erst die Arrondierung der Naturschutzflächen erlaubte die notwendigen dauerhaft verändernden Maßnahmen, insbesondere beim vollständigen Rückbau von Entwässerungseinrichtungen. Dass dabei die Zahl der betroffenen Anund Oberlieger erheblich verringert werden konnte, vereinfachte auch die Abarbeitung der

wasserrechtlichen Seite im Rahmen des Flurbereinigungsverfahrens. Das übrige Entwässerungssystem in der Gemeinde wird durch die eingetretene Retentionswirkung des Gebietes deutlich entlastet.

Konzept für die weitere Gebietsentwicklung Der erfolgreiche Abschluss von Erstinstandsetzungsmaßnahmen und die Aufhebung von Auswirkungen ehemals intensiver Nutzungen lassen jetzt die Vielfalt und die Entwicklungsfähigkeit der Flächen als naturnahe, längerfristig erhaltungsfähige Lebensräume sichtbar werden. Gleichzeitig können nun die örtlichen Realisierungschancen naturschutzfachlich geeigneter Methoden besser abgeschätzt werden, um ein längerfristig gültiges Schutz- und Entwicklungskonzept zu erstellen und umzusetzen.

Abbildung 1: Nach stufenweisem Anheben des Wasserstandes hat der zentrale Moorweiher mit seinen ausgedehnten Verlandungszonen wieder seine ursprüngliche Größe erreicht

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NSG „Pantener Moorweiher und Umgebung“ – 20 Jahre Naturschutzprojekt – eine positive Entwicklung

Abbildung 2: Kernflächen des NSG mit Steilhängen und ungestörten Niederungen nach Wiederherstellung ungeregelter Wasserstandsverhältnisse.

Ziel ist es, die standortbedingte Struktur- und Artenvielfalt eines repräsentativen Ausschnittes der Jungmoränenlandschaft im südöstlichen Schleswig-Holstein dauerhaft zu sichern. Dabei sind drei unterschiedliche Teilräume zu beachten:  die offenen und bewaldeten reichen Moränensteilhänge im Westteil,  die Niederungsflächen mit ihren naturnahen Wasserständen,  die Weiterentwicklung der von Schmelzwassersanden gebildeten naturnahen nährstoffarmen Biotope im Ostteil.

Für eine ganze Reihe von Arten stellt dieser Raum im Komplex mit dem Talzug des heutigen Elbe-Lübeck-Kanals einen landesweiten Verbreitungsschwerpunkt dar; für mehrere wärmeliebende Arten verläuft hier die derzeitige nördliche Verbreitungsgrenze in SchleswigHolstein. Aus diesem Grund ist die Bedeutung des Gebietes auch immer im Zusammenhang mit benachbarten regionalen Naturschutzvorhaben zu sehen (wie in unmittelbarer Nähe die Hellmoor-Diekbek-Niederung, das Pirschbachtal und der Lankauer See).

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Eine Übersicht über die wichtigsten Schutz- und Entwicklungsmaßnahmen: Komplex

Erstinstandsetzungsfortlaufende maßnahmen Maßnahmen Moorweiher mit Verlan- Grabeneinstau im Niedermoor bis auf Sukzession dungszonen aus Bruch- Geländeniveau, Zerstörung von Rohrwald, Röhrichten, leitungen zum oberflächlichen, freien Sümpfen Abfluss des Wassers, ohne weitere Gewässerunterhaltung mit freier, jahreszeitlicher Schwankungsbreite der Ausuferung Mineralreiche Hang- und Zerstörung von Flächendrainagen zur Sukzession Quellwälder im Westteil Regeneration der Quellhorizonte, Rückbau von Teichanlagen, Entnahme von Nadelholz Wechselnasse Pionierwälder aus Weiden, Birken, Zitterpappel; in Verbindung mit älteren, teilweise bodensauren Hang- und Quellwäldern, sowie Röhrichten im Ostteil Artenreiches Mineralgrünland auf reicheren und ärmeren Standorten mit hohen Anteilen an Dorngebüschen und Säumen im Übergang zu Nasswiesen Weiher und Verlandungsbereiche im Sanderbereich Nasswiesen im Stecknitztal (Elbe-Lübeck-Kanal) Heiden, Trockenrasen, offene Sandflächen

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Sukzession

Leitarten - Beispiele Rothalstaucher, Graugans, Nahrungsrevier von See- und Fischadler

Hohler Lerchensporn, Hainschwaden, Palustriella (Cratoneuron) commutatum Großer Schillerfalter

Aufgabe der Ackernutzung, vorüberGanzjahresweide mit gehende intensivere Beweidung und Mutterkuhhaltung Mahd zur Abschöpfung von Nährstoffüberschüssen

Neuntöter, Weißbindiges Wiesenvögelchen; Jagdrevier für Fledermäuse

Entnahme von Fischbesatz

Krebsschere, Grüne Mosaikjungfer, Laubfrosch Graugänse, Braunkehlchen, Sumpfdotterblume, Wiesenschaumkraut Blauflügelige Ödlandschrecke, Sandstrohblumen-Eulchen, Zauneidechse, Heidenelke, Genfer Günsel

gelegentliche Entkusselung Streuwiesenmahd und/ oder Nachweide im Herbst Entkusselung, gelegentlich Beweidung, Mahd

NSG „Pantener Moorweiher und Umgebung“ – 20 Jahre Naturschutzprojekt – eine positive Entwicklung

Abbildung 3: Der ungenutzte Quellwald mit hohem Altholzanteil und „Kalktuffquellen“ prägt den Fuß der Steilhänge.

Natura 2000 Mittlerweile wurde der Westteil des NSG auch gegenüber der Europäischen Union als ein Element des europäischen Netzes Natura 2000 benannt. Die zur Sicherung der Lebensraumtypen (Kalktuffquellen und Erlen-EschenAuwälder) aktuell umsetzbaren Maßnahmen wurden im Wesentlichen bereits durchgeführt. Entsprechende Aussagen zum Gebietsmanagement sind Bestandteil des Konzeptes. Dies gilt auch für die Sicherung von Vorkommen der typischen, aber auch seltenen und gefährdeten Arten, darunter auch solche der FFHRichtlinie und der Vogelschutzrichtlinie. Zu beachten sind dabei zusätzlich die intensiven Wechselbeziehungen mit weiteren Flächen des Netzes Natura 2000 in diesem Raum. Gerade an den Vogelarten, die in benachbarten Vogelschutzgebieten brüten und hier ihre Nahrung suchen, wird die Intention eines zusammenhängenden europäischen Schutzgebietssystems deutlich sichtbar.

Regionaler betreuender Verband Schließlich ist auch auf die vorbildliche, engagierte Arbeit des betreuenden Verbandes „Natur Panten e.V.“ hinzuweisen, der 2007 das 10-jährige Bestehen feiert. Seine Mitglieder beobachten und dokumentieren die Gebietsentwicklung, führen Maßnahmen wie Anstau oder Entkusselungen durch, halten Kontakt zur Örtlichkeit, wirken in der Kinder- und Jugendarbeit und tragen dadurch maßgeblich zum Gelingen des Projektes bei. Weitergehende Informationen zur naturschutzfachlichen Bedeutung und Hinweise zum Besuch des Gebiets enthält das 2006 im Rahmen des schleswig-holsteinischen Besucherinformationssystems (BIS) für das Naturschutzgebiet erstellte Faltblatt, das u. a. beim betreuenden Verband und im LANU erhältlich ist.

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Abbildung 4: Nach Abbau der Rohrleitung in 2006 ist der freie Ablauf zwischen den beiden renaturierten Moorweihern wieder hergestellt.

Abbildung 5: Im Ostteil wurden 2006 Entkusselungsarbeiten zur Erhaltung der Heide und der angrenzenden Nasswiesen durchgeführt.

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NSG „Pantener Moorweiher und Umgebung“ – 20 Jahre Naturschutzprojekt – eine positive Entwicklung

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07 67 Abbildung 6: Das NSG „Pantener Moorweiher“: die unterschiedlichen Farben zeigen die Biotoptypen, die Schraffuren die eingeleiteten Maßnahmen

Abbildung 7: Sandflächen und sonnenexponierte Hänge werden aktiv offen gehalten. Sie sind Lebensraum der in Schleswig-Holstein vom Aussterben bedrohten Blauflügeligen Ödlandschrecke. (alle Fotos von der Autorin)

Summary 10 years ago, the „Pantener Moorweiher“ became a nature reserve, but it took almost 20 years to reach the main goals: Drainage trenches and ditches were destroyed to support the regeneration of water regime, especially of springs and their surroundings, due to consolidation of arable land and the purchase of plots by funds of nature conservation. Because of the occurrence of petrifying springs with tufa formation and small residual alluvial forests, it is a proposed site of Community Interest (NATURA 2000).

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A special conception will maintain the further development of typically natural to semi-natural biotopes in this area. During the following years special management measures will be carried out, i.e. continuous grazing of wet and dry meadows throughout the year, partially clearing in some sandy habitats of endangered species and abandoning the use of the centre, especially of forest biotops, springs, ponds and swamps.

➢ Martina Kairies Dezernat 33 – Ökosystemschutz Tel. 0 43 47 / 704-343 [email protected]

NSG „Pantener Moorweiher und Umgebung“ – 20 Jahre Naturschutzprojekt – eine positive Entwicklung

Möglichkeiten der Darstellung des Landschaftswandels über Fernerkundung ➢ Eberhard Tschach

Schon seit über 200 Jahren gibt es detaillierte Dokumentationen von Landschaftselementen sowie von Natur und Landschaft in Form kartographischer Darstellungen in Topographischen Karten (Abbildung 1): - Aus militärischen Erfordernissen entstanden z. B. in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts die ersten landesweit flächendeckenden Karten für das Herzogtum Holstein und für das kurhannoversche Gebiet (weite Teile des heutigen Kreises Herzogtum Lauenburg) im Maßstab 1:25.000 sowie für das Herzogtum Schleswig im Maßstab 1: 57.600, mit einer - gemessen an der Leistungsfähigkeit damaliger geodätischer Geräte - hohen Genauigkeit und Interpretation von Landschaftsbestandteilen. Aus diesen Karten lassen sich die ersten Daten für ein Biotop- und Landschaftsmonitoring ableiten.

Abbildung 1: Topographische Karten aus den Jahren 1790, 1879, 1998

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Die Erfordernis eines einheitlichen Kartenwerkes nach der Gründung des Deutschen Reiches und die damit verbundenen höheren administrativen Anforderungen an eine genauere Darstellung ließen die 1. Königlich-Preußische Landesaufnahme ab 1871 entstehen, ein Kartenwerk, das in Form und Darstellung bis heute in ganz Deutschland beibehalten wurde. In diesen Karten wurden neben den topologischen Daten auch einige Typen des Landschaftsinventars wie u. a. Gewässer, Wald, Moore, Sümpfe, Heiden, Grünland oder Wallhecken dargestellt. Diese Karten dokumentieren den Landschaftswandel sehr eindrucksvoll. Eine wesentliche Erweiterung der Datengrundlage hinsichtlich landschaftsökologischer Gesichtspunkte bildet die landesweite selektive Biotopkartierung (Abbildung 2) ab Mitte der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts. Damit wurde den Naturschutzbehörden ein landschaftsbewertendes Instrument an die Hand gegeben. Die Biotopkartierung wurde eine bedeutsame Entscheidungshilfe zur Durchsetzung der in den Naturschutzgesetzen formulierten Ziele des Naturschutzes und der Landschaftspflege. Eine wichtige ergänzende Grundlage zur Biotopkartierung ist die flächendeckende Biotoptypen- und Nutzungstypen Kartierung, die über die individuelle Auswertung (Interpretation) von Color-Infrarot-(CIR) Luftbildern der Jahre 1988 – 1991 im Maßstab 1:10.000 durchgeführt wurde. Sie ergänzt das Biotopkataster durch eine detaillierte räumliche Abgrenzung und Überprüfungsmöglichkeit der Aktualität der Biotopkartierung. Das Kataster wurde nach einer von der Arbeitsgemeinschaft Naturschutz der Landesämter und –anstalten erarbeiteten Kartieranleitung1 erstellt. Diese ist so

angelegt, dass sie das Zusammenfassen (Aggregation) und Aufgliedern (Segregation) von Biotoptypen zulässt. Entwicklungen von Geographischen Informations- (GIS) und Bildverarbeitungssystemen sowie von sowohl flugzeug- als auch satellitengestützten Aufnahmesensoren ermöglichen Verfahren, die weit über herkömmliche Interpretationsverfahren hinausgehen:  Satellitengestützte Fernerkundungsdaten (mit zukünftig bis zu 0,6 m Bodenauflösung/Bildpunkt) können mit Hilfe von modernen objekt-orientierten Auswerteverfahren zur Aktualisierung von Biotopkartierungen im weitesten Sinne beitragen. Voraussetzung sind zeitnah vor Ort erfasste Informationen (Biotopbeschreibungen, Vegetationskartierungen), welche als „Referenzflächen“ für die semi-automatische Klassifikation dienen. Über multi-saisonale Aufnahmen eines Jahres können Biotopund Landnutzungstypen auch hinsichtlich ihrer Phänologie bzw. ihres Nutzungsmusters charakterisiert werden.  Flugzeuggestützte digital aufgenommene Fernerkundungsdaten (mit bis zu 0,1 m Bodenauflösung/Bildpunkt) können gleichen Auswertungsverfahren unterzogen werden. Die Informationsdichte auf Grund der besonders hohen radiometrischen und geometrischen Auflösung ermöglicht erheblich weiter reichende Auswertungstiefen dieser Bilddaten. Damit ist es möglich, die schon gute Informationslage, die sich aus einer überwachten Klassifikation von Satellitenbilddaten erschließt, erheblich zu steigern. Eine weitere Verbesserung der Datenlage ergibt sich aus einer ergänzenden individuellen Luftbild-Interpretation und aus erforderlichenfalls sich ergebenden Vor-Ort-Kontrollen von nicht eindeutig identifizierbaren Flächen.

Abbildung 2: Biotopkartierung

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Möglichkeiten der Darstellung des Landschaftswandels über Fernerkundung

Abbildung 3: CIR-Luftbild gestützte Biotoptypen- und Nutzungstypenkartierung (1989)

Digital aufgenommene Fernerkundungsdaten werden auch verwendet, um Art und Umfang von Veränderungen von Natur und Landschaft, Landschaftsinventar und Infrastruktur usw. innerhalb bestimmter Zeiträume darzustellen. Dies geschieht zum einen durch Vergleiche der Informationen von Bildpunkten (Pixeln) sowie von Auswertungen: moderne Bildverarbeitungssysteme können mit Hilfe von Verfahren zur Veränderungsindikation (change detection) Bilddaten verschiedener Aufnahmezeiten miteinander vergleichen und auf Grund der Intensitätsunterschiede auch mögliche Veränderungen anzeigen. Dieses Verfahren wurde in dem MoBio-Projekt2 entwickelt und erprobt. Das Verfahren kann z. B. bei Aktualisierungen von Fernerkundungsdaten-Auswertungen wie der CIR-Luftbild gestützten Biotoptypen- und Nutzungstypenkartierung angewendet werden: - Meist werden multitemporale und multisaisonale Satellitenbilddaten miteinander verglichen. Flächen/Räume, für die „Change Detection“ Veränderungen signalisiert, werden maskiert und einer detaillierten Auswertung über digitale Luftbilddaten unterzogen. Über entsprechende GIS-Routinen erfolgt dann eine Aktualisierung z. B. der Biotoptypen- und Nutzungstypenkartierung. - Der Vergleich der Ergebnisse früherer Biotoptypen- und Nutzungstypenkartierungen

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(Landbedeckungs- und Landnutzungskartierungen) zeigt dann Art und Umfang des Landschaftswandels auf einer Karte. Durch Überlagern von Karten der verschiedenen Kartierungen oder dieser mit einem aktuellen Luft- oder Satellitenbild verdeutlicht den Landschaftswandel. Digitale Kataster ermöglichen aber neben einer Visualisierung auch, und das ist besonders wichtig, statistische Erhebungen und Vergleiche. Damit wird der rein optische Vergleich noch erheblich verstärkt. Derartige Vorhaben beschränken sich nicht nur auf die regionale Ebene. Nationale, europäische und internationale Initiativen weisen in dieselbe Richtung, nur in anderen Maßstäben. Internationale Protokolle, z. B. UN Convention on Biological Diversity (CBD) 1992, Pan-European Biological and Landscape Diversity Strategy (1994), Kyoto Protocol (1994), Maastricht Declaration ‘Conserving Europe’s Natural Heritage’ (1993), European Community Biodiversity Strategy (1998) sowie Berichtspflichten, z. B. die nach FFH-Richtlinie3 oder das BundLänder-Abkommen zum Datentausch geben die Handlungsgrundlage.

Seitens der Europäischen Union und der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA) wird die Initiative „GMES“4 mit einigen Service Elementen (GSE) vorangetrieben, die durch begleitende, EU-geförderte Forschungsprojekte, wie z. B. dem GMES-Projekt Geoland ergänzt wer-

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Abbildung 4: Luftbildinterpretation und Monitoring

den. Während die GSE’s - z. B. GSE Forest oder GSE Land Pilot Services - in verschiedenen europäischen Regionen erprobt wurden, soll nun innerhalb des Folge Projektes Geoland2 ein hochauflösender Land Monitoring Service (LMCS) operationalisiert werden. Es ist davon auszugehen, dass dieser LMCS zusammen mit nationalen GMES Initiativen in Zukunft ab ca. 2014 das herkömmliche CORINE LAND COVER LANDUSE COVER ablösen werden. Da auch auf nationaler und regionaler Ebene ein aktueller Bedarf an detaillierteren Daten allerdings nur mittlerer Auflösung – besteht, wurden parallel zu GMES nationale Initiativen eingerichtet. Für Deutschland ist es u. a. landseitig „DeCover“ sowie seeseitig „DeMarines“. Auf regionaler Ebene besteht eine landesweite Biotoptypen- und Nutzungstypenkartierung, deren Aktualisierung geplant ist. Folgerichtig wird zur Harmonisierung der Daten/-strukturen seitens der Europäischen Union eine „Richtlinie zur Schaffung einer Geodateninfrastruktur in der Europäischen Gemeinschaft (INSPIRE5) erarbeitet, um einen einheitlichen Geodatenpool und damit auch EU-ein-

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heitliche/kompatible Datenbankstrukturen zu schaffen und damit eine Basis für einen Datenaustausch zu begründen. Damit wird die Möglichkeit erschlossen, auch grenzübergreifend Daten über Natur und Landschaft zu erhalten, ein entsprechendes Flächenmonitoring vornehmen und damit den Landschaftswandel dokumentieren zu können. Die für die Auswertung von Fernerkundungsdaten erforderlichen Referenzflächen (insbesondere zur Kalibrierung und Validierung zu Zwecken der Interpretation) sollten als Dauerflächen eingerichtet werden. Ihre Auswahl ergibt sich aus dem Erfordernis, die unterschiedlichen Biotoptypen in den verschiedenen Naturräumen des Landes abzubilden. Denkbar ist die Verwendung des Rasters von Dauerprobeflächen der „Ökologischen Flächenstichprobe“6 und/oder von „LUCAS“7 (Abbildung 7), deren Ziel es ist, ein deutschland- bzw. EUweites terrestrisches Stichprobenverfahren einzurichten, um dauerhaft den Wandel in der Kulturlandschaft zu dokumentieren und so Entscheidungshilfen für zahlreiche Politikbereiche zu geben.

Möglichkeiten der Darstellung des Landschaftswandels über Fernerkundung

Abbildung 5 : Fernerkundungsdaten und Darstellungsmaßstäbe für verschiedene Landbedeckungskartierungen

Abbildung 6 : Referenzflächen zur Unterstützung der Fernerkundungsdatenauswertung

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Abbildung 7: 3-D-Modell durch Überlagerung eines digital erzeugten Luftbildes mit einem zeitgleich digital erzeugten Oberflächenmodell (HRSC-Ax-Bildflug 2001)

Die Entwicklung geht aber noch einen Schritt weiter: Die Überlagerung von digitalen Fernerkundungs- und Katasterdaten auf digitale Höhenmodelle ermöglicht auch dreidimensionale Darstellungen. Diese gestatten es, z. B. Eingriffsvorhaben, wie die Errichtung von Windkraftanlagen, zu simulieren und somit Veränderungen des Landschaftsbildes zu visualisieren. Auf die gleiche Art und Weise können auch Strukturen aus alten Karten in das Modell eingearbeitet oder vorhandene, das Landschaftsbild prägende Strukturen entfernt werden. So ließe sich der Landschaftswandel über Jahrhunderte bis in eine mögliche Zukunft aufzeigen.

Summary Modern Software for GIS- and image processing as well as digital satellite and airborne multitemporal and multiseasonal images are allowing detailed mappings which demonstrate landscape change by maps and statistics. Linked with high resolution digital elevation models formidable 3-D-models can be generated.

1 Systematik der Biotoptypen- und Nutzungstypenkartierung (Kartieranleitung), Landschaftspflege und Naturschutz, 45 [Neuauflage 73], Bundesamt für Naturschutz, 2002, Bonn 2 Monitoring of Changes in Biotope and Land Use Inventory in Denmark and Schleswig-Holstein by means of Satellite Image Analysis and GIS Technology (MoBio), Contract No.: ENV4-CT96-0367 3 FFH -Richtlinie (92/43/EEC) 4 Global Monitoring for Environment and Security

Zusammenfassung Moderne GIS- und Bildbearbeitungsverfahren sowie digitale satelliten- und flugzeuggestützte multitemporale und multisaisonale Bilddaten ermöglichen detaillierte Darstellungen des Landschaftswandels in Karten und Statistiken. In Verbindung mit hochauflösenden digitalen Geländemodellen lassen sich eindrucksvolle 3D-Modelle erstellen.

5 Infrastructure for Spatial Information in the European Community (INSPIRE) 6 Die ökologische Flächenstichprobe ist Teil der „Umweltökonomischen Gesamtrechnung”, ein gemeinsames Projekt des Bundesamtes für Naturschutz und des Statistischen Bundesamtes 7 „LUCAS” (Land Use / Cover Area Frame Statistical Survey)

➢ Dr. Eberhard Tschach Dezernat 33 – Ökosystemschutz Tel.: 0 43 47 / 704-350 [email protected]

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Möglichkeiten der Darstellung des Landschaftswandels über Fernerkundung

30 + 3 Jahre Landschaftsplanung und Eingriffsregelung in der oberen Naturschutzbehörde Zwei moderne Instrumente des Naturschutzes im Wandel haben Geburtstag

➢ Thomas Holzhüter

Schleswig-Holstein war mehrfach Vorreiter in der bundesdeutschen Naturschutzgesetzgebung. Es hat Instrumente des „modernen Naturschutzes“, die Landschaftsplanung auf verschiedenen Ebenen und die Eingriffs-/Ausgleichsregelung bereits 1973 im ersten Landschaftspflegegesetz eingeführt - noch bevor 1976 der entsprechende bundesrechtliche Rahmen durch das Bundesnaturschutzgesetz geschaffen wurde und die anderen Bundesländer nachzogen.  Wie wirken sich diese noch immer bestehenden und inhaltlich weiterentwickelten rechtlichen Instrumente auf die naturschutzfachliche Arbeit der oberen Naturschutzbehörde aus?  Welche Vernetzungen mit anderen Arbeitsgebieten gibt es?  Welche Perspektiven haben diese Instrumente? Diesen drei Fragen soll im Folgenden nachgegangen werden. Zuvor steht aber die Frage: Auf welchen rechtlichen Grundlagen ist das LANU bei Fragen von Landschaftsplanung und Eingriffsregelung tätig? Angesiedelt sind diese Aufgaben im Dezernat 34 – Landschaftsplanung; Eingriffsregelung; Kartographie in der Abteilung 3 – Naturschutz und Landschaftspflege. Das LANU ist hier kein Träger öffentlicher Belange für typische Einzelfälle. Es erarbeitet auch nach § 45b LNatSchG fachliche Planungs- und Entscheidungshilfen und nach näherer Weisung durch die oberste Naturschutzbehörde, das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (MLUR) Fachbeiträge und Stellungnahmen. Daher liegt ein besonderer Fokus nicht nur auf dem Bearbeiten von Großvorhaben oder schwierigen Einzelfällen, sondern auch auf dem Entwickeln von landesweiten Metho-

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den und Standards. Ferner ist es guter Brauch, Kolleginnen und Kollegen anderer Abteilungen innerhalb des LANU bei ihren Genehmigungsverfahren, beispielsweise Grundwasserentnahmen oder abfallrechtlichen Genehmigungen, zu unterstützen.

Landschaftsplanung – DIE Fachplanung des Naturschutzes: Als landesweit tätige Fachbehörde liegt der Schwerpunkt der Aktivitäten in der überörtlichen Landschaftsplanung, also dem Landschaftsprogramm und der Landschaftsrahmenplanung. Anfang bis Mitte der 80er Jahre wurden für eine erste Aufstellung der Landschaftsrahmenpläne entsprechend den schleswig-holsteinischen Planungsräumen Beiträge für das federführende Umweltministerium erarbeitet. Für die Fortschreibung bzw. Neuauf-

stellung der Landschaftsrahmenpläne wurden ab Mitte der 90er Jahre Projektgruppen gegründet, die abteilungs- und umweltmedienübergreifend die für die überörtliche Landschaftsplanung relevanten Aspekte in Fachbeiträgen und Karten für das federführende Ministerium dargestellt haben. So gelang es, die Aspekte des Boden- und Wasserschutzes wesentlich umfassender und präziser als bisher einzubringen. Für die zweite Runde der Landschaftsrahmenpläne wurde die Kartographie erstmals auf der Basis GIS-gestützter Daten erstellt. Ferner wurden für die örtliche Landschaftsplanung auf Ebene der Gemeinden in vielfältiger Weise die im LANU bzw. in den Vorgängerbehörden vorhandenen Daten bereitgestellt und Beratungen im Einzelfall geleistet.

Die Landschaftsplanung und ihre Aufgaben: Landschaftsplanung hat die Aufgabe, die Erfordernisse und Maßnahmen zur Verwirklichung der Ziele des Naturschutzes auf Landes-, Regional- und Gemeindeebene zu ermitteln und darzustellen (§ 4 Abs. 1 LNatSchG). Sie dient der Verwirklichung der Ziele des Naturschutzes und soll Angaben enthalten über:  den vorhandenen und zu erwartenden Zustand von Natur und Landschaft  die für den Raum konkretisierten Ziele und Grundsätze des Naturschutzes und der Landschaftspflege  danach die Beurteilung des Ist-Zustandes einschließlich der sich daraus ergebenden Konflikte  die Erfordernisse und Maßnahmen für den Naturschutz und im Zusammenhang mit Eingriffsvorhaben. Die Betrachtungen beziehen sich auf den Naturhaushalt mit den Umweltmedien Boden, Wasser, Luft/Klima, Tiere, Pflanzen sowie das Landschaftsbild, die Erholungsfunktionen von Natur und Landschaft und historische Kulturlandschaften. (siehe auch im Umweltbericht: http://www.umwelt.schleswig-holstein.de/servlet/is/23057/)

Für naturschutzfachliche Fragestellungen im engeren Sinne innerhalb der Landschaftsplanung ist die landesweite Biotopkartierung eine wesentliche Quelle. Ihre generalisierten Ergebnisse gingen vielfach in der Biotopverbundplanung auf. Sie enthält zwei Maßstabsebenen, die im Landschaftsprogramm (landesweite Ebene) und im Landschaftsrahmenplan (regionale Ebene) dargestellt, öffentlich im Rahmen der Verfahren abgestimmt und weitgehend in die Raumordnung übernommen wurden. Weitere auch in der überörtlichen Landschaftsplanung dargestellte Ergebnisse sind Vorschläge für die Ausweisung von Naturschutz- und Landschaftsschutzgebieten. Andere Themen der überörtlichen Landschaftsplanung, wie die Elemente der Histori-

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schen Kulturlandschaften, konnten bisher nur teilweise eingebracht werden. Sie sind daher von besonderem Interesse für eine Fortschreibung. So ist geplant, Erkenntnisse aus einem laufenden Projekt mit dem Landesamt für Denkmalschutz und der Deutschen Bundesstiftung Umwelt zum Thema Alleen für die überörtliche Landschaftsplanung zu verwenden. Auf die Bedeutung GIS-gestützter Daten wurde bereits hingewiesen. Der Austausch und die Vernetzung vorhandener Daten der verschiedenen Institutionen und Akteure werden in Zukunft aus Gründen der schnellen Reaktion auf Anfragen, der Sicherung der fachlichen Qualität der Aussagen und der Kosteneinsparung an Bedeutung zunehmen. Daher beschäf-

30 + 3 Jahre Landschaftsplanung und Eingriffsregelung in der oberen Naturschutzbehörde

tigt sich ein laufendes Projekt im Dezernat 34 gemeinsam mit dem IT-Dezernat im LANU mit der digitalen Landschaftsplanung. Ziel ist es unter anderem, den Gemeinden und Ämtern die für die örtliche Landschaftsplanung verfügbaren aktuellen Daten und Bewertungen möglichst kurzfristig zugänglich zu machen. Um die bundesweiten Diskussionen zum Thema Landschaftsplanung nach Schleswig-Holstein zu bringen, werden Fortbildungsveranstaltungen gemeinsam mit der Umweltakademie angeboten. Die im April 2007 In-Kraft-getretene neue Fassung des Landesnaturschutzgesetzes sieht verschiedene Veränderungen gegenüber der alten Fassung vor. So sollen die Ebene der Landschaftsrahmenplanung, die gemeindliche Pflicht zur Aufstellung von Landschaftsplänen und auch Grünordnungspläne entfallen; das erst 1993 eingeführte Landschaftsprogramm aber bestehen bleiben. Vor dem Hintergrund der Diskussion um die Föderalismusreform und eines möglichen Umweltgesetzbuches steigt die Bedeutung eu-

roparechtlicher Vorschriften auch für diesen Bereich. Allgemein bekannt ist die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP), die auf der Projektebene bereits seit 1985 mit Inkrafttreten der Richtlinie 85/337/EWG des Rates vom 27. Juni 1985 über die Umweltverträglichkeitsprüfung bei bestimmten öffentlichen und privaten Projekten ein Befassen mit umweltmedienübergreifenden Fragestellungen erfordert. Sie wurde 2001 ergänzt durch die Richtlinie 2001/42/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 27. Juni 2001 über die Prüfung der Umweltauswirkungen bestimmter Pläne und Programme für die Strategische Umweltprüfung (SUP), die derzeit in SchleswigHolstein umgesetzt wird. Zu den dort zu bearbeitenden Plänen und Projekten zählen beispielsweise die kommunalen Bauleitplanungen oder die Produkte der Landesplanung. Insofern erfolgt - mit verschobenen Schwerpunkten - weiterhin eine umweltmedienübergreifende Berücksichtigung der Belange von Natur und Landschaft auf kommunaler Ebene. Dies wird auch zukünftig durch das LANU mit Daten, Methoden und Bewertungen unterstützt.

Schutzgüter und Geltungsbereich des Gesetzes über die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVPG): Zweck ist, bei bestimmten öffentlichen und privaten Vorhaben (Projekten) zur Umweltvorsorge  die Auswirkungen auf die Umwelt zu ermitteln, zu bewerten und zu beschreiben,  die Öffentlichkeit einzubeziehen,  die Ergebnisse so früh wie möglich bei allen behördlichen Zulassungsentscheidungen zu berücksichtigen. Die UVP umfasst die unmittelbaren und mittelbaren Auswirkungen eines Vorhabens auf  Menschen, Tiere und Pflanzen,  Boden, Wasser, Luft, Klima und Landschaft,  Kulturgüter und sonstige Sachgüter sowie  Wechselwirkungen zwischen den vorgenannten Schutzgütern. Die Strategische Umweltprüfung SUP tritt bei wichtigen umweltbedeutsamen Planungsverfahren an die Stelle der UVP und ergänzt diese inhaltlich um die Aspekte von Planungsalternativen, Überwachungsmaßnahmen der sich ergebenden erheblichen Umweltauswirkungen und stärkere Beteiligungsrechte.

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Naturschutzrechtliche Eingriffsregelung – keine Angst vor der Kompensation Auch die seit 1973 praktizierte Eingriffs-/Ausgleichsregelung befindet sich in einem beständigen Wandel, ohne dass ihre typische Entscheidungskaskade (Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft bei Vorhaben vermeiden – minimieren – ausgleichen – ersetzen – Ausgleichszahlung) wesentlich geändert wurde. So ist mit der neuen Fassung des LNatSchG seit April 2007 der 1993 eingeführte „Positivkatalog“ des § 7 Abs. 2 LNatSchG wieder abgeschafft worden. Die Abteilung Naturschutz und Landschaftspflege im LANU ist traditionell mit der Erarbeitung von Beiträgen und Stellungnahmen für das MLUR befasst. Das Dezernat 34 bearbeitet überwiegend atypische und/oder besonders schwerwiegende Einzelvorhaben, wie zum Beispiel der Bau von Bundesstraßen und Autobahnen, der Bau von Hochspannungsleitungen oder die Elbvertiefungen. Darüber hinaus werden bei entsprechenden Anfragen auch die unteren Naturschutzbehörden der Kreise und kreisfreien Städten sowie Planungsbüros bei naturschutzfachlichen Grundsatzfragen zur Eingriffsregelung unterstützt. Hier stehen Vorhaben wie der Kies- und Sandabbau oder die Planung von Windkraftanlagen im Vordergrund. Frühere Arbeitsschwerpunkte wie Flurbereinigungsverfahren und Klärwerkspla-

nungen haben heute nur noch eine geringe Bedeutung. Bei vielen Anfragen geht es entsprechend des Vermeidungsgebotes um eine naturschutzverträgliche Trassen- oder Standortwahl. Für die Beantwortung solcher Fragen auch in einem frühen Planungsstadium wird ähnlich wie bei der Landschaftsplanung zunächst auf den großen, allerdings landesweit nicht in jedem Fall flächendeckenden bzw. aktuellen Datenbestand zurückgegriffen. Hierzu zählen weiterhin die flächendeckende Biotopkartierung, die zunehmend digital und georeferenziert vorliegenden Luftbilder einschließlich ihrer Interpretationen nach verschiedenen Schlüsseln sowie die umfangreichen Fundpunkte zu einzelnen Tierund Pflanzenarten. Bei Vorhaben im marinen Bereich gibt es enge Zusammenarbeiten mit dem Dezernat 46 - Küstengewässer und dem Landesamt für den Nationalpark SchleswigHolsteinisches Wattenmeer. Auf der Basis der im LANU vorhandenen Daten und ggf. weiterer, im Regelfall vom Vorhabenträger in Auftrag gegebener Untersuchungen, werden gutachterliche Stellungnahmen für die einzelnen Vorhaben verfasst. Zielrichtung ist jedes Mal die Frage, ob die gesetzlichen Vorgaben zur Eingriffsregelung eingehalten sind und wenn nicht, durch welche zusätzlichen Maßnahmen dies erreicht werden kann.

Abbildung 1: Landschaftsbild, Fledermäuse und Vögel können durch den Betrieb von Windkraftanlagen beeinträchtigt werden.

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30 + 3 Jahre Landschaftsplanung und Eingriffsregelung in der oberen Naturschutzbehörde

Abbildung 2: Landschaftsplanung und Eingriffs-Ausgleichsregelung ergänzen sich vielfach. Wo die Ortsumgehung der B 76 bei Preetz das Schwentine-Tal – Schwerpunktbereich des Schutzgebiets- und Biotopverbundsystems gemäß Landschaftsrahmenplan und gemeldetes Natura 2000 Gebiet – kreuzt, wird die Straße auf einer Talbrücke und nicht auf einem Damm geführt.

Die Strategien der Eingriffs-/Ausgleichsregelung Im Mittelpunkt der Eingriffsregelung stehen Prognosen von Abläufen und Entwicklungen im Naturhaushalt und Landschaftsbild unter Beachtung der räumlichen, funktionalen und zeitlichen Dimensionen, die darlegen:  ob und in welchem Umfang mit Beeinträchtigungen zur rechnen ist,  ob und in welchem Umfang Vorkehrungen zur Vermeidung der Eingriffsfolgen möglich sind,  ob und in welchem Umfang der Eingriff ausgleichbar oder ersetzbar ist,  ob die vorgesehenen Kompensationsmaßnahmen ausreichend sind.

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Der Vollzug der Eingriffsregelung erfolgt in einer gesetzlich vorgegebenen Abfolge: Verfahrensschritte

Prüfschritte

Darstellung und Prognose der von dem

Sind erhebliche Beeinträchtigungen der Leistungsfähigkeit des

Vorhaben ausgehenden Wirkungen auf

Naturhaushalts, des Landschaftsbildes oder des Erholungswertes

Natur und Landschaft; begründen und

der Landschaft zu erwarten beziehungsweise handelt es sich um

beschreiben des Vorhabens

ein Vorhaben gemäß Positivliste?

Abgrenzen des Untersuchungsraumes;

Wurden der notwendige Untersuchungsraum und die anzuwenden-

festlegen der Untersuchungsmethodik;

de Methodik angemessen bestimmt? Entstehen erhebliche Beein-

Bestandserfassung und Bestands-

trächtigungen?

bewertung; ermitteln der erheblichen Beeinträchtigungen Ermitteln möglicher Vermeidungs-

Wurden alle erheblichen Beeinträchtigungen vermieden? Wenn ja,

maßnahmen

dann keine weiteren Schritte bis auf die spätere Kontrolle erforderlich.



NEIN

ja

Ermitteln möglicher Ausgleichsmaß-

Werden alle nicht vermeidbaren Beeinträchtigungen ausgeglichen?

nahmen

Wenn ja, keine weiteren Schritte bis auf die spätere Kontrolle erforderlich.



NEIN

ja

Gegenüberstellen und gewichten der

Gehen die Belange des Naturschutzes und Landschaftspflege vor?

Belange des Naturschutzes und der

Wenn ja, kann das Vorhaben nicht weitergeführt werden

Landschaftspflege einerseits und der anderen Belange der Allgemeinheit andererseits.



Ermitteln möglicher Ersatzmaßnahmen

NEIN

ja

Werden alle nicht ausgleichbaren Beeinträchtigungen ersetzt? Wenn ja, sind keine weiteren Schritte bis auf die spätere Kontrolle erforderlich.



Ermitteln einer Ausgleichszahlung

NEIN

Ist die Durchführung von Kompensationsmaßnahmen nach der Art des Eingriffs nicht möglich, ökologisch nicht sinnvoll oder kann sie tatsächlich oder rechtlich nicht durchgeführt werden?

Nachweisen der Ausführung und des

Wurden die notwendigen Vermeidungs-, Verminderungs -, Aus-

Erfolges von Vermeidungs-, Verminde-

gleichs- und Ersatzmaßnahmen ausgeführt und waren sie erfolg-

rungs-, Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen. reich?

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30 + 3 Jahre Landschaftsplanung und Eingriffsregelung in der oberen Naturschutzbehörde

ja

Vorhabensträger / Eingriffsverursacher Planungsbüro

Eingriff-Ausgleich-Bilanzierung Landschaftspflegerischer Begleitplan, Grünordnungsplan

Stellungnahme /

Naturschutzbehörde

Zulassungs- bzw. Genehmigungsbescheid / Gemeindebeschluss

Genehmigungsbehörde / Zulassungsbehörde / Kommune

Landschaftspflegerische Ausführungsplanung

Ausführung

Vorhabensträger / Eingriffsverursacher Ausführender Betrieb Abbildung 3: Allgemeine Beteiligungsstruktur bei Eingriffsvorhaben

Die in den Einzelberatungen gesammelten Erfahrungen werden für die Erarbeitung allgemeiner Standards und Bewertungsmethoden weiterverwendet. So wird derzeit gemeinsam mit Vertretern der Kreise und kreisfreien Städte eine Arbeitshilfe für die Durchführung von FFH-Verträglichkeitsprüfungen erarbeitet. Sie kommt insbesondere den unteren Naturschutzbehörden sowie AntragstellerInnen zugute und entlastet das LANU von entsprechenden Anfragen. Zusätzlich werden Fortbildungsveranstaltungen gemeinsam mit der Akademie für Natur und Umwelt angeboten, bei denen der Erfahrungsaustausch aller Beteiligten großen Raum einnimmt.

Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt der letzten Jahre in diesem Zusammenhang war der 2004 vom Wirtschafts- und Umweltministerium gemeinsam verabschiedete Orientierungsrahmen Straßenbau. Er bedarf ebenso wie das Vorläuferverfahren aus dem Jahr 1985 verschiedentlich der gemeinsamen Interpretation mit dem Landesbetrieb für Straßenbau und Verkehr. Weitere Bewertungsverfahren, die sich derzeit in der Entwurfsphase befinden, befassen sich mit Küstenschutzbauwerken oder dem Abbau von Mittelspannungsleitungen.

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Durch die gesellschaftliche Entwicklung kommt es regelmäßig zu neuen, landschaftsverändernden Entwicklungen und neuen Eingriffstypen. Dazu zählen beispielsweise die Nutzungen von Wind– und Solarenergie oder von Biomasse. Hierzu werden fachliche Kriterienvorschläge für eine natur- und landschaftsverträgliche Standortwahl erarbeitet und an neue Erkenntnisse angepasst. So wurden 2006 Berichte für eine naturschutzkonforme Planung von Solarfarmen und über aktuelle Erkenntnisse zum Thema Vögel, Fledermäuse und Windenergie für das MLUR erstellt. Im Zusammenhang mit der Umsetzung der EUWasserrahmenrichtlinie hat ein Mitarbeiter bei den „Empfehlungen zum Bau von Sohlgleiten in Schleswig-Holstein“ mitgewirkt. Im Landesnaturschutzgesetz (LNatSchG), wie auch in verschiedenen Fachgesetzen, so dem Flurbereinigungsgesetz, dem Fernstraßengesetz etc., ist vorgesehen, die Aspekte der Eingriffsregelung in einem Landschaftspflegerischen Begleitplan darzustellen. Wiederum durch Entwicklungen auf europäischer Ebene reicht dieses eine Dokument zur Abarbeitung aller Naturschutzaspekte heute nicht mehr

aus. Auf die UVP- und die SUP-Richtlinien wurde bereits hingewiesen. Aus der FFHRichtlinie und der EU-Vogelschutzrichtlinie ergibt sich unter bestimmten Voraussetzungen die Pflicht zur Durchführung einer FFH-Verträglichkeitsprüfung oder einer speziellen Artenschutzbetrachtung. Insgesamt ist es seit Bestehen der Eingriffsregelung zu einer Vervielfachung der zu sichtenden Unterlagen und der zu berücksichtigenden rechtlichen und fachlichen Grundlagen gekommen. Dabei kann es vorteilhaft sein, früh und neben den gesetzlichen Beteiligungsverfahren das LANU z. B. zur Klärung von Untersuchungsräumen und –methoden sowie der zu betrachtenden Artengruppen einzubeziehen. Gleiches gilt für die Suche nach geeigneten Kompensationsflächen und Einzelfragen der Aufwertung oder Pflege von Flächen sowie im Zusammenhang mit Fragen zum Ökokonto. Dies erfordert zusätzliche Arbeiten, zumal viele Detailfragen mit den Fachleuten anderer Dezernate abgestimmt werden müssen. Andererseits hat es sich gezeigt, dass mögliche Fehlentwicklungen im Interesse aller so frühzeitiger erkannt werden.

Abbildung 4: Wertvolle Nasswiesen, Kleingewässer und strukturreiche Gehölzsäume auf einer Ökokonto-Fläche

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30 + 3 Jahre Landschaftsplanung und Eingriffsregelung in der oberen Naturschutzbehörde

Ausblick Auch beim Instrument der Eingriffs-/Ausgleichsregelung erfahren – ähnlich wie bei der Landschaftsplanung – die nationalen Bestimmungen zunehmend eine Ergänzung durch die europäische Gesetzgebung. So bedient sich die FFH-Verträglichkeitsprüfung im Zusammenhang mit Natura 2000-Gebieten einer sehr ähnlichen Entscheidungskaskade. Ähnliches gilt für die immer bedeutsamer werdenden Belange des europäischen Artenschutzes. So entsteht der Eindruck, dass die Ideen aus Schleswig-Holstein nach 30+3 Jahren einen Siegeszug bis in die europäischen Institutionen angetreten haben. In jedem Fall geht es dabei um die Bewahrung und um die Sicherung unseres Naturerbes für die nachfolgenden Generationen. Und es zeichnen sich weitere neue Aufgaben ab: - Wie wirken sich die drängenden Fragen und Umsetzungsstrategien zum Klimaschutz in der Fläche aus? - Welche Rolle wird zukünftig beispielsweise die Ausbringung gentechnisch veränderter Organismen spielen? - Wie lassen sich in Zeiten abnehmender gesetzlicher Mindeststandards die naturschutzfachlich und landschaftspflegerisch weiterhin sinnvollen Qualitätsanforderungen an Planungen kooperativ vermitteln? Eines steht zumindest fest: auch in Zukunft werden die in 30+3 Jahren gut gestimmten Instrumente des Naturschutzes und der Landschaftspflege ein zuverlässiger Bestandteil einer modernen Umweltsicherung sein und Lebensqualität sichern helfen.

Summary In the past, the legislation of the nature conservation law of Schleswig-Holstein was a prototype in Germany. Thirty-three years ago, landscape planning and the Impact Regulation according to the Nature Conservation Regulation were obligatory by law. The State Agency for nature and environment LANU was involved in many aspects in finding answers for functional questions of nature conservation on the fundamental basis of this law. The aim is to supply other nature conservation administrations, planning agencies and

public authorities with general information and to give statements for environmental impacts. LANU is the leading authority in collecting data about the distribution of species, assessments of the data and it develops assessment procedures for impacts in nature. The results of habitat-mapping, fauna-data, the habitat network, the red-data endangered species books and suggestions for nature and landscape reserves are examples of such data. These working-materials are used to support the Ministry in compiling landscape framework plans and the landscape programme. Both are also the environmental basics in spatial planning. For the integrated maps, LANU uses advanced GIS-technology (GIS = Geoinformationsystem). Other projects deal with digital information for local landscape plans and the historical cultural landscape. The Impact Regulation according to the Nature Conservation Regulation makes permits for environment harming impacts necessary. It comprises the steps in avoiding and minimizing environmental impacts and of compensating or substituting damaged ecological functions. In statements for the Ministry and other authorities, LANU gives notes how to optimize environmental damaging plans like highwaybuilding, power-lines, diggings and windmills. Other activities deal with finding and optimizing environmentally valuable compensation measures. In recent years, the environmental law has come under the influence of the European Community. Assessment pursuants of the Habitats Directive and of the Birds Directive are a new and important field of activities with services for other authorities and private planning companies. Other european regulations concerning nature are the Environmental Impact Assessment and the Strategic Environmental Assessment.

➢ Dr. Thomas Holzhüter Dezernat 34 - Landschaftsplanung; Eingriffsregelung; Kartographie Tel.: 0 43 47 / 704-337 [email protected]

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07

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Neue Planungsgrundlagen für den Schutz von Vögeln und Fledermäusen im Hinblick auf die Windenergienutzung ➢ Ismene Mertens

Das Landesamt für Natur und Umwelt (LANU) hat 2006 ein fachliches Konzept für den Bereich der Vögel (Avifauna) entwickelt, das für zukünftige Windkraftplanungen in SchleswigHolstein eine Entscheidungshilfe sein soll. Dieses Konzept soll noch um den Bereich „Schutz der Fledermäuse“ ergänzt werden. Im Oktober 2006 hat das Michael-Otto-Institut im Auftrage des LANU eine Studie „Auswirkung des `Repowering´ von Windkraftanlagen auf Vögel und Fledermäuse“ fertig gestellt. Neue Literatur und Studien wurden ausgewertet, mit dem Ziel, die Auswirkungen der neuen Generation von Windkraftanlagen auf Vögel und Fledermäuse besser beurteilen zu können. Methode und Auswertung orientieren sich an der vom Bundesamt für Naturschutz unterstützten Literaturstudie „Auswirkungen regenerativer Energiegewinnung auf die biologische Vielfalt am Beispiel der Vögel und der Fledermäuse“ (HÖTKER et al., 2004; http://bergenhusen.nabu.de/bericht/ VoegelRegEnergien.pdf). Das dort bereits ausgewertete Material wurde in die Studie mit einbezogen. Grundsätzlich neue Ergebnisse haben sich nicht ergeben, allerdings ergaben sich einige Konkretisierungen: Naturschutzfachlich wird sowohl für Neuplanungen als auch für das Repowering (Ersatz alter durch moderne Anlagen) angestrebt, die Windenergie außerhalb von bedeutsamen Lebensräumen und Zugkorridoren für Vögel und Fledermäuse auszubauen. Das Repowering von Windkraftanlagen könnte im Sinne einer „Flurbereinigung“ zu einer positiven Neuplanung von Windkraftstandorten genutzt werden, wenn Windparks und Einzelanlagen aus kritisch bewerteten Bereichen in eher unproblematische Bereiche verlegt würden.

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Windkraftanlagen sollten möglichst nicht in der Nähe bedeutsamer Lebensräume oder in Zugkorridoren von Vögeln und Fledermäusen errichtet werden

Für Vögel werden insbesondere Standorte in Gewässer- und Küstennähe sowie Flugkonzentrationskorridore als kritisch beurteilt. Im Konzept des LANU werden neben einer Gebietskulisse für bestimmte Vogelarten das Freihalten der Brutplätze, der Nahrungshabitate und der dazwischen liegenden Flugwege vorgeschlagen. Die zu untersuchenden Vogelarten und Abstandsempfehlungen zu den Habitaten wurden zwischen den Vogelschutzwarten der Länder abgestimmt. Für Fledermäuse sollen bedeutende Lebensräume zunächst auf der Grundlage der vorhandenen lückigen Datengrundlage benannt werden. Es werden bekannte bedeutende Lebensräume und -stätten benannt sowie potentiell bedeutsame Biotoptypen und –komplexe beschrieben. Außerdem werden standardisierte Empfehlungen für Fledermausuntersuchungen im Rahmen von Windkraftplanungen formuliert und Angaben gemacht, unter welchen Voraussetzungen die Windenergienutzung ein besonderes Risiko für Fledermäuse darstellen kann.

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Summary The State Agency for Nature and Environment in Schleswig-Holstein (LANU) has surveyed and mapped important and significant bird habitats, in which wind farms become a serious hazardous threat for birds. Furthermore the State Agency recommends for certain large bird species and birds of prey specific undisturbed surroundings so that they are able to breed, brood and hatch out their young and for flights to their feeding grounds. Sensitive species in regard to wind farms are also bats, whose significant habitats in Schleswig-Holstein are now being examined and mapped according to the required surveying standards.

➢ Ismene Mertens Dezernat 34 – Landschaftsplanung; Eingriffsregelung; Kartographie Tel.: 0 43 47 / 704-351 [email protected]

Planungsgrundlagen zum Schutz von Vögeln und Fledermäusen im Hinblick auf die Windenergienutzung

Die FFH-Verträglichkeitsprüfung für Europäische Schutzgebiete – Im Mittelpunkt steht das Gebiet! ➢ Sabine Thiessen

Den nach der Fauna-Flora-Habitat (FFH) -Richtlinie geschützten Gebieten sowie den EU-Vogelschutzgebieten steht ein besonderes Schutzregime zur Seite, das den dauerhaften Schutz der Arten und Lebensräume gewährleisten sowie die Kohärenz, also die Stimmigkeit der Gebietskulisse sichern soll – und doch gleichzeitig Vorhaben im Nahbereich dieser Gebiete oder direkt in ihnen nicht von vornherein ausschließt. Mit der FFH-Verträglichkeitsprüfung, in Artikel 6 Absätze 3 und 4 der FFH-Richtlinie, haben die EU-Mitgliedsstaaten ein Verfahren eingeführt, welches sich von zwei anderen Prüfinstrumenten der Umweltvorsorge und der Optimierung von Vorhaben vor allem in einem Punkt recht deutlich unterscheidet: Während Eingriffsregelung und Umweltverträglichkeitsprüfung nämlich „vom Projekt“ und seinen allgemeinen Aus-

Einblicke in die Vielfalt eines Europäischen Schutzgebietes in Schleswig-Holstein: Das Naturschutzgebiet „Kleiner Binnensee und angrenzende Salzwiesen an der Hohwachter Bucht“ (Foto: Heiko Grell)

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wirkungen auf die Umwelt und die Menschen flächendeckend prüfen, untersucht die FFH-Verträglichkeitsprüfung mit Blick „vom Gebiet“ und damit aus der Sicht der betroffenen Arten und Lebensräume. Die FFH-Verträglichkeitsprüfung fragt also: Werden Lebensräume aus Anhang I, werden Arten aus Anhang II der FFH- Richtlinie, werden Vogelarten und deren Lebensräume aus Anhang I sowie Zugvögel nach Artikel 4 Absatz 2 der Vogelschutzrichtlinie möglicherweise erheblich beeinträchtigt? Als einem Instrument des Gebietsmanagements kommt der FFH-Verträglichkeitsprüfung auch die Aufgabe zu, durch ihren integrativen Ansatz die Zulassung von Plänen und Projekten so zu gestalten, dass die geschützten Arten und Lebensraumtypen auch weiterhin in ihrem „Erhaltungszustand“ im Sinne Artikel 1 der FFH-Richtlinie verbleiben. Die Integrität des Gebietes ist zu wahren. Zwar finden sich in allen drei Prüfverfahren der Umweltvorsorge noch weitere Unterschiede, wie etwa bei den Rechtsfolgen, dem Anwendungsbereich oder in den zu betrachtenden Schutzgütern. Dennoch stellt sich gerade die Gebietssicht als besonderes Unterscheidungsmerkmal „im Eingangsbereich“ des Prüfverfahrens dar. Im Rahmen der FFH-Verträglichkeitsprüfung wird unter Berücksichtigung aller maßgeblichen Informationen über Arten und Lebensraumtypen die Möglichkeit erheblicher Beeinträchtigungen durch ein Vorhaben überprüft. Die für das Gebiet aufgestellten Erhaltungsziele spielen dabei eine wichtige Rolle; sie sind das „Herzstück“ jedes FFH-Prüfverfahrens, der wichtigste Prüfmaßstab, an dem sich die Verträglichkeit oder Unverträglichkeit von Plänen und Projekten entscheidet. „Aus Gebietssicht“ fundiert aufgestellt, beinhalten sie die Grundzüge dessen, was an Maßnahmen und Maßgaben erforderlich ist, damit ein Gebiet von gemeinschaftlicher Bedeutung seinen Erhaltungszustand, in dem es gemeldet wurde, behält – oder was erforderlich ist, diesen wieder zu verbessern: Wiederherstellungsmöglichkeiten sind also zu beachten. Welche Informationen sind erforderlich, um für das jeweilige Schutzgebiet einen Maßstab für die Verträglichkeit aufzustellen? Neben der aktuellen Bezeichnung des Gebietes sowie den genauen Abgrenzungen sind es:  Die für alle FFH-Gebiete und EU-Vogelschutzgebiete landesweit vorliegenden Erhaltungsziele  Der Schutzzweck, soweit ein Naturschutzgebiet ausgewiesen ist  Die Lebensräume aus Anhang I der FFHRichtlinie  Die charakteristischen Arten der Lebensräume aus Anhang I der FFH-Richtlinie  Die Arten aus Anhang II der FFH-Richtlinie 88

 Die Vogelarten und deren Lebensräume aus Anhang I, Zugvögel nach Artikel 4 Absatz 2 der Vogelschutz-Richtlinie, bei Betroffenheit eines EU-Vogelschutz-Gebietes  Die arten- und lebensraumbezogenen Angaben im Standarddatenbogen  Die Managementpläne/Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen  Die Daten aus den Grundlagenerfassungen der FFH-Gebiete und geeignete zusätzliche Informationen  Die landesbezogenen Arbeitshilfen wie Kartieranleitungen und Steckbriefe  Die funktionalen Beziehungen der Arten und Lebensräume untereinander und zu anderen Natura 2000-Gebieten  Die Vorbelastungen, die sich unter Umständen in einem ungünstigen Erhaltungszustand der Arten und Lebensräume widerspiegeln. Es bedarf eines guten Überblicks, insgesamt und „en detail“, damit im Rahmen der FFH-Verträglichkeitsprüfung die „Gebietsverträglichkeit“ eines Projektes oder Planes geprüft werden kann. Die Gebiete im Netz NATURA 2000 müssen „gut versorgt“ sein: alle vorliegenden und erforderlichen Informationen sind in das Prüfverfahren einzustellen. Die eingangs erwähnte „Gebietssicht“ ist hierbei die zentrale Voraussetzung. Diese spezielle Sicht versuchen die zuständigen Kolleginnen und Kollegen der Abteilung Naturschutz und Landschaftspflege im LANU bei Beratungen von Kommunen und Zulassungsbehörden, Büros und Einzelpersonen weiterzuvermitteln.

Summary For the Natura 2000 sites a special protection system exists which differs from the other instruments regarding environmental care and conservation. With the appropriate assessment of plans and projects significantly affecting Natura 2000 sites, a view considered “from the point of the site” is needed to convert the assessment required in Article 6 (3) and (4) of the Habitats Directive (Council Directive 92/43/EEC on the conservation of natural habitats and of wild fauna and flora). Therefore adequate information is required, such as the conservation objectives of the site, the Natura 2000 standard data forms for the site, site´s management plans, the conservation status of the site, key attributes of any Annex I habitats or Annex II species on the site and key structural as well as functional relationships that create and maintain the site´s integrity.

➢ Sabine Thiessen Dezernat 34 – Landschaftsplanung; Eingriffsregelung; Kartographie Tel.: 0 43 47 / 704-340 [email protected]

Die FFH-Verträglichkeitsprüfung für Europäische Schutzgebiete – Im Mittelpunkt steht das Gebiet!

„WaFIS-Abwasser“ – Datenmanagement in der Wasserwirtschaftsverwaltung des Landes Schleswig-Holstein ➢ Peter Janson und Manfred Spiegel

1. Einleitung Die ständig zunehmenden Mengen an spezifischen Fachdaten und die Ansprüche an die weitere Verarbeitung bedingen eine Vielfalt entsprechender Fachinformationssysteme. Dieser Notwendigkeit trug das Land Schleswig-Holstein frühzeitig Rechnung und begann Anfang der 90er Jahre mit der Entwicklung eines Wasserwirtschaftlichen FachInformationsSystems Schleswig-Holstein – WaFIS-SH. Das WaFIS-SH ist aufgaben- und anwendungsmodular aufgebaut. Die im Rahmen dieses Artikels betrachteten WaFIS-Abwassermodule werden als Client-Server- oder auch als WindowsTerminal-Server (WTS)-Anwendung betrieben und sind Bestandteil des K3-Umwelt-Softwareproduktes der Firma KISTERS AG aus Aachen, welches auf die besonderen schleswig-holsteinischen Verhältnisse angepasst wird. Das Fachinformationssystem WaFIS-SH dient der gesamten (kommunalen und staatlichen) Wasserwirtschaftsverwaltung in Schleswig-Holstein als Werkzeug zur Erfüllung von Grundlagenermittlungs-, Planungs- und Vollzugsaufgaben sowie zur Gewinnung, Aufbereitung, Verwaltung, Auswertung, Verbreitung bzw. Veröffentlichung von Daten wasserwirtschaftlicher Objekte (z. B. Gewässer, Gebiete, Anlagen, Messstellen usw.) mit folgenden Zielen:  Unterstützung der Aufgabenerledigung,  Verbesserung der Informationsgrundlagen,  Mehrfachnutzung derselben Informationen,  Rationalisierung der Verwaltungsabläufe,  Verbesserung des Informationsaustausches zwischen den Wasserbehörden,  Erfüllung von Berichtspflichten gegenüber der Öffentlichkeit, dem Bund, der EU und den sonstigen nationalen, internationalen und supranationalen Gremien.

2. Beteiligte und Datenströme Beteiligt an der Entwicklung und Umsetzung sind sowohl die oberste Wasserbehörde (Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume - MLUR) und die Obere Wasserbehörde (Landesamt für Natur und Umwelt - LANU) als auch die unteren Wasserbehörden (Staatliche Umweltämter, Kreise und kreisfreie Städte). Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07

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Abbildung 1: Digitaler Datenfluss im WaFIS-Abwasser

Die einzelnen Anwendungen wurden und werden so entwickelt, dass sie sowohl die Belange der Fachverwaltung des Landes, als auch die der Unteren Wasserbehörden berücksichtigen. Eine eng verzahnte Zusammenarbeit erlaubt die gemeinsame Nutzung des gesamten Datenbestandes. Hierbei sind die Zuständigkeiten klar verteilt. Die jeweils zuständige Dienststelle besitzt alle Rechte, Daten zu erfassen und zu pflegen (z. B. für ein Wasserrecht). Alle anderen Dienststellen können im Rahmen der Zuständigkeit lesend auf diese Daten zugreifen und sie somit für ihre Aufgabenerledigung nutzen.

3. Struktur WaFIS-SH / K3-Umwelt K3-Umwelt besteht aus einer Familie von Grundlagen- und nicht nur wasserwirtschaftlichen Fachmodulen, sondern auch weiteren Umweltanwendungen. Jedes Fachmodul ist auch für sich gesehen alleine voll funktionsfähig. Gemeinsame Basis und Verbindungsstelle aller Fachanwendungen ist das zentrale Grundsystem von K3-Umwelt. Hier werden alle bereichsübergreifenden Daten wie Anschriften, Standort-, Betriebsinformationen und Messstellen zentral verwaltet.

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Weitere Bestandteile des K3-Umwelt-Grundsystems sind die Benutzerverwaltung, ein Nachrichten- und Terminverwaltungssystem und die systemeinheitlichen Kataloge. Schnittstellen zu Bürokommunikations- und Geoinformationssystemen werden genutzt. Der gesamte Analyseprozess zum Auffinden, Filtern, Analysieren und Aufbereiten von Informationen bis zur Berichterstellung erfolgt dabei mit Hilfe des Softwareproduktes Cadenza der disy Informationssysteme GmbH, Karlsruhe.

3.1

Komponenten des Grundsystems

3.1.1 Benutzerverwaltung Registrierung der Benutzer, Vergabe von Zugangsberechtigungen zu den einzelnen Fachanwendungen und sonstige Systemeinstellungen (z. B. Vorbelegung von Aktenzeichen).

3.1.2

Vorgangsverwaltung / Wiedervorlage Dokumentation von Vorgängen und ihre automatische oder manuelle Verfolgung. Ablage und Verwaltung von beliebigen Dokumenten. Wiedervorlagesystem, das in den einzelnen Fachverfahren eingetragene Wiedervorlagen überwacht und die Mitarbeiter automatisch benachrichtigt.

„WaFIS-Abwasser“ – Datenmanagement in der Wasserwirtschaftsverwaltung Schleswig-Holstein

Abbildung 2: K3-Umwelt-Grundsystem / Fachanwendungen

3.1.3 Schlüssellistenverwaltung Verwaltung und Pflege zentraler Schlüsselkataloge. Im Rahmen der Systemadministration können Berechtigungen für die Bearbeitung von Katalogen gesondert vergeben werden.

3.1.5

Import / Export / Bürokommunikation MS-Word, Excel und variable Serienbrieffunktionalität.

3.1.6 3.1.4 Adress- und Standortverwaltung Zentrale Bearbeitung aller Adress- und Standortinformationen für eine lückenlose und übergreifende Verwaltung innerhalb des Landes Schleswig-Holstein mit z. B. Standortadresse, geographischen Angaben (u. a. Gemarkung, Flur, Flurstück) und Koordinaten. Möglichkeit der Anzeige von allen umweltrelevanten Vorgängen zu einem Standort (verfahrensübergreifende Abfrage).

Auswertefunktionalitäten und Reporterstellung Zentral und fachübergreifend durch die Integration von Cadenza.

3.1.7 Zentrale Messstellenverwaltung Standardisierter Import und Export von Messwerten, Erfassung von Güte- und Mengendaten, variable Parameterlisten und graphische Aufbereitung. Abbildung 3: Beispiel-Maske Zentrales Messstellenmodul (Überwachungsdaten Direkteinleiter)

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3.1.8 Schnittstelle Berichtswesen Neben den fest installierten Berichtsfunktionen verfügt WaFIS über eine Schnittstelle zum Auswertetool Cadenza. Die Kisters AG als Partner der Kooperationsvereinbarung Umweltanwendungen hat gemeinsam mit der disy Informationssysteme GmbH auf der Basis von CADENZA ein neues und variables Konzept zur umfassenden Auswertung der K3UMWELT-Fachdaten erarbeitet. Durch die Erweiterung der vormals auf den Ressortbereich des MLUR beschränkten Nutzungsrechte auf die Kreise und kreisfreien Städte steht damit ein landesweit einheitliches Auswertetool im Bereich der Umweltverwaltung zur Verfügung.

3.1.9

Schnittstelle Geoinformationssysteme Auswertungen von umweltrelevanten Daten mit Hilfe von Geoinformationssystemen in thematischen Karten sind ein wichtiger Bestandteil eines Umweltinformationssystems. Sie helfen komplexe Tatbestände übersichtlich darzustellen und Konfliktsituationen zu erkennen. Eine bidirektionale Daten- und Kommunikationsschnittstelle bildet die Grundlage für eine einfache Integration des GIS in den täglichen Arbeitsablauf. Die offene Schnittstellenstruktur ermöglicht die Anbindung beliebiger GIS-Systeme (u. a. ArcGis, MapInfo, GisEy). In K3-Umwelt sind derzeit standardmäßig Schnittstellen zu SICAD/SD®, zum GIS-Studio für ESRI®-Datenformate und zu ArcView® bereitgestellt.

Abbildung 4: Beispiel GISSchnittstelle

Probenahme auf der Kläranlage Aussacker – rechts der Probenahmeschacht im Ablauf der Anlage.

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WaFIS-Abwasser“ – Datenmanagement in der Wasserwirtschaftsverwaltung Schleswig-Holstein

Für die Beurteilung der Reinigungsleistung einer Abwasserbehandlungsanlage sind regelmäßige Probenahmen notwendig. Die Analyseergebnisse der Proben werden im WAFIS erfasst und stehen anschließend den Anwendern für verschiedenste Fragestellungen zur Verfügung. Die auf dem Foto dargestellte Probenahme wurde im Rahmen eines Sonderuntersuchungsprogramms „Prioritäre Stoffe in Kommunalen Kläranlagen“ durch Mitarbeiter des LANU durchgeführt.

3.2 Abwasser-Fachmodule Die Fachmodule dienen der Verwaltung aller Stammdaten und Informationen zu den möglichen Anlagenelementen:  Anfallstellen  Behandlungsanlagen (Vorklärung, Nachreinigung)  Kontrollstellen  Einleitungsstellen.

Nicht alle Anlagenteile stehen in jedem Fachmodul zu Verfügung. Alle Fachmodule sind nach demselben Schema aufgebaut und erhöhen damit die Effizienz der Bearbeitung, da eine Umgewöhnung bei der Bedienung der Masken nicht notwendig ist. Landesweit betrachtet liegen folgende Datenmengengerüste bei den Wasserbehörden vor:

Tabelle 1: Anzahl der Datensätze in den Fachmodulen WaFIS-Abwasser

Fachmodul

Anzahl

Kleinkläranlagen

58.000

Niederschlagswasser

13.500

Direkteinleiter

11.100

Wasserrechte

10.000

Abwasserabgabe

10.000 (2.000 Bescheide pro Jahr neu dazu)

3.2.1 Wasserrechte Das Modul Wasserrechte dient den zuständigen Wasserbehörden im Zusammenhang mit den Fachmodulen (Direkteinleiter, Niederschlagswassereinleiter und Kleinkläranlagen) als Unterstützung bei der digitalen Erfassung bzw. Erteilung von Wasserrechten (Erlaubnis-

sen, Bewilligungen, Genehmigungen usw.) sowie dem Führen des Wasserbuches. Als zentrale Moduleinheit beschränkt es sich nicht nur auf den Bereich Abwasser, sondern steht fachübergreifend auch für den Bereich der Grundwasserüberwachung zur Verfügung.

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Abbildung 5: Beispiel-Maske Wasserrechtsmodul (Details)

Zur Verfügung stehende Funktionen:  Einrichtung und Pflege von Wasserrechten im Zuständigkeitsbereich (hier werden alle rechtsrelevanten Daten erfasst, z. B. Aktenzeichen, Rechtstitel, Befristungsdatum, Rechtsinhaber, Rechtsverhältnis, Nutzungsort, Überwachungsparameter, Überwachungswerte, Verfahrensstand)  Erstellung von Erlaubnisbescheiden bzw. Bewilligungsbescheiden  Einrichtung des Wasserbuches  Ausdruck des Wasserbuchblattes eines Wasserrechtes  Reporterstellung (Auswertung der vorhandenen Rechte)  Auskunfts- und Berichtsfunktion.

3.2.2 Direkteinleiter Die Anwendung “Direkteinleiter” dient zur Verwaltung und Überwachung von Direkteinleiterdaten. Mit diesem Modul können die Stammdaten der Anlagen, die abwasserabgaberelevanten Daten, die Überwachungsdaten sowie weitere Ergebnisse der behördlichen Überwachung (Verwaltungsvorgänge, Vermerke) erfasst werden. Zusätzlich werden Überwachungsfunktionen (z. B. auf Grenzwertüberschreitung) angeboten. Die Anwendung unterstützt in erster Linie die Unteren Wasserbehörden bei der Gewässeraufsicht. Zur Verfügung stehende Funktionen:  Auflistung der gewünschten Anlage/n in einer zentralen Auswahlmaske. Der Inhalt der Liste kann gedruckt, an eine Serienbrieffunktion übergeben oder in einer Karte dargestellt werden. 94

 Einrichtung und Pflege von Stammdaten für Direkteinleiter, z. B. Name, Aktenzeichen, Planungsdaten, Standortinformationen, Adressen für Betreiber, Eigentümer und Betriebsort, technische Daten, Einleitungsstellen, Kontrollstellen, Netzdaten.  Bescheiderstellung für die Erstattung der im Rahmen der Beprobung angefallenen Kosten.  Eingabe und Pflege von Ergebnissen der Selbstüberwachung.  Eingabe und Pflege von Daten der behördlichen Überwachung.  Einleitungsmengen des Direkteinleiters erfassen und auswerten.  Analysedaten für Direkteinleiter erfassen, auswerten und sie grafisch und tabellarisch darstellen.  Parameter- und Vergleichslisten zur Erfassung und Ansicht von Analysedaten konfigurieren.

3.2.3 Niederschlagswasser Das Modul “Niederschlagswasser” dient zur Verwaltung und Überwachung von Daten zur Einleitung von Niederschlagswasser. Mit ihm können die Stammdaten der Anlagen sowie Ergebnisse der behördlichen Überwachung (Verwaltungsvorgänge, Vermerke) erfasst werden. Das Modul unterstützt in Schleswig-Holstein in erster Linie die Unteren Wasserbehörden bei ihren Aufgaben. Zur Verfügung stehende Funktionen:  Auflistung der gewünschten Einleitungsstellen von Niederschlagswasser über variable

WaFIS-Abwasser“ – Datenmanagement in der Wasserwirtschaftsverwaltung Schleswig-Holstein

Abbildung 6: Beispiel-Maske Direkteinleiter (Fließschema/Kopfdaten)

Filtermöglichkeiten in einer zentralen Auswahlmaske. Der Inhalt der Liste kann exportiert, gedruckt oder in einer Karte im angeschlossenen GIS-System dargestellt werden.  Einrichtung und Pflege von Stammdaten für Einleitungsstellen von Niederschlagswasser, z. B. Name, Aktenzeichen, Informationen zur Einleitungsstelle (mit GIS-Kopplung) und andere allgemeine Daten, Adressen für Betreiber und Eigentümer und technische Daten.  Eingabe und Pflege von Daten zu Herstellungsfristen und Genehmigungsdaten sowie eine allgemeine Wiedervorlagefunktion.

 Versendung von Serienbriefen an eine beliebige Anzahl von Adressaten/Anlagen (z. B. Eigentümer oder Betreiber).  Festlegung von Dokumentvorlagen, die in der Anwendung “Niederschlagswasser” zur Erstellung von Dokumenten genutzt werden können.  Für das Einzugsgebiet werden Informationen zu Netz, Mengen und Flächen sowie jahresweise abgaberelevante Daten und Informationen zu verrechnungsfähigen Aufwendungen abgelegt. Diese Daten werden auch zur Abwasserabgabenberechnung herangezogen. Abbildung 7: Beispiel-Maske Niederschlagseinleiter (Fließschema/Kopfdaten)

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Abbildung 8: Beispiel-Maske Kleinkläranlagen (Allgemein)

 Von den Stammdaten einer Einleitungsstelle von Niederschlagswasser kann jederzeit zu den zugehörigen Bescheid-Informationen verzweigt werden (Anwendung “Wasserrechte”).

3.2.4 Kleinkläranlagen Das Modul “Kleinkläranlagen” dient zur Erfassung, Verwaltung und Überwachung von Daten für Kleinkläranlagen, von den AnlagenStammdaten bis zu den Ergebnissen der behördlichen Überwachung (Vermerke, Verwaltungsvorgänge). Das Modul unterstützt dabei in erster Linie die Unteren Wasserbehörden sowie Kommunen bei ihren umfänglichen wasserrechtlichen Aufgaben. Zur Verfügung stehende Funktionen:  Auflistung der gewünschte/n Anlage/n über zahlreiche, variable Filtermöglichkeiten in einer zentralen Auswahlmaske. Der Inhalt der Liste kann exportiert, gedruckt oder in einer Karte im angeschlossenen GIS-System dargestellt werden.  Einrichtung und Pflege von Stammdaten für Kleinkläranlagen, z. B. Name, Aktenzeichen und andere allgemeine Daten sowie Standortinformationen (mit GIS-Kopplung), Adressen für Eigentümer, Betreiber und Anlagenadresse, technische Daten, Kontrollen.  Eingabe und Pflege von Daten der behördlichen Überwachung, von Wartungsvorgän-

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gen und Schlammabfuhren sowie beliebige, allgemeine Vorgänge.  Versendung von Serienbriefen an eine beliebige Anzahl von Adressaten/Anlagen (z. B. Eigentümer von Kleinkläranlagen).  Festlegung von Dokumentvorlagen, die in der Anwendung “Kleinkläranlagen” zur Erstellung von Dokumenten genutzt werden können.

3.2.5 Abwasserabgabe Bei der Berechnung der Abwasserabgabe differenziert das Abgabemodul zwischen der Schmutzwasserabgabe, der Niederschlagswasserabgabe und der Kleineinleiterabgabe. Für Kleineinleiter kann die Berechnung mit oder ohne direkte Anbindung zum Fachmodul erfolgen. Für die Erstellung eines Abwasserabgabebescheides kommuniziert das Abgabemodul mit den Fachmodulen Wasserrecht und Direkteinleiter bzw. Niederschlagswasser. Über definierte Kriterien - z. B. Veranlagungsjahr, Gemeinde - lässt sich der Sachbearbeiter die Daten der potenziell abgabepflichtigen Einleiter zur Berechnung anzeigen und ergänzt diese um weitere Berechnungsgrundlagen - z. B. Erklärungen, Vorbelastungsabzüge bzw. Verrechnungen. Durch die automatische Berechnungsmöglichkeit ist ein landesweit einheitlicher Vollzug der Abgabenerhebung gegeben.

WaFIS-Abwasser“ – Datenmanagement in der Wasserwirtschaftsverwaltung Schleswig-Holstein

Abbildung 9: Beispiel-Maske Abwasserabgabe/ Schmutzwasser (Bescheidwerte)

Jährlich werden mit diesem Modul mehr als 1.500 Abwasserabgabe-Bescheide durch die Unteren Wasserbehörden digital erzeugt. Es ist also für den Abgabepflichtigen egal, welche Behörde seinen Bescheid fertigt, da dieser überall in Schleswig-Holstein immer gleich berechnet und erstellt wird. Zur Verfügung stehende Funktionen:  Auflistung der Abgabepflichtigen über zahlreiche, variable Filtermöglichkeiten in einer zentralen Auswahlmaske.  Generierung von Kassenzeichen und Exportdateien zur Ansteuerung des SAP/R3 Systems im Bereich der kassentechnischen Abwicklung.  Automatische Erstellung von vorläufigen (Vorauszahlung) bzw. endgültigen (Schlusszahlung) Bescheiden über Serienbrieffunktion.  Berücksichtigung der Parameter TOC und CSB filtriert.  Beachtung der Temperaturbedingung für den Parameter Stickstoff, ges. als Summe NH4-N + NO2-N + NO3-N.

4. Fazit und Ausblick WaFIS-Abwasser dient der gesamten Wasserwirtschaftsverwaltung Schleswig-Holstein als Werkzeug zur Gewinnung, Aufbereitung, Verwaltung, Auswertung und Verbreitung bzw. Veröffentlichung von abwasserfachlichen Da-

ten. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sind alle abwasserabgabepflichtigen Einleitungen mit dem entsprechenden Datenumfang im Fachinformationssystem erfasst. Dieser Datenbestand ermöglicht auch die Erfüllung von EUBerichtspflichten (z. B. Lagebericht nach Kommunalabwasserrichtlinie [1]) und die Bereitstellung von Grundlagendaten zur Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie [2]. Im nächsten Entwicklungsschritt wird zur Erfassung der über 58.000 Kleinkläranlagen in Schleswig-Holstein die Möglichkeit geschaffen, die bei der Wartung zukünftig ohnehin digital zu erfassenden Daten für eine automatisierte Datenerfassung zu nutzen. Im Modul soll es zu diesem Zweck eine neue Importschnittstelle geben, mit der sowohl Stammdaten als auch die eigentlichen Wartungsdaten verarbeitet werden können. Das System soll in der Lage sein, dabei komplett neue Stammdatensätze anzulegen, es soll aber auch möglich sein, Wartungsdaten auf Basis bereits erfasster Kleinkläranlagen-Datensätze fortzuschreiben. Laufend wird auch die Anwenderfreundlichkeit verbessert, z. B. derzeit dadurch, dass separate Erfassungsmasken eingerichtet werden – somit müssen bei der Erfassung von einfachen Sachverhalten nicht alle Masken einzeln aufgerufen werden.

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Im Rahmen der E-Government-Initiative der Landesregierung Schleswig-Holstein soll auf Basis der Windows-Terminal-Server-Plattform zunächst für die Berechnung und Festsetzung der Abwasser- und auch der Grundwasserabgabe eine direkte Einbindung der Bürger über das Internet geschaffen werden. Der Abgabepflichtige soll in die Lage versetzt werden, seiner geforderten gesetzlichen Erklärung digital nachkommen zu können und auf Basis dieser von ihm eingegebenen Daten auch eine Berechnung der Abgabenhöhe zu bekommen.

Zusammenfassung Als Werkzeug für die Verarbeitung von wasserwirtschaftlichen Mengendaten, insbesondere auch Abwasserdaten, steht den kommunalen und staatlichen Wasserbehörden in Schleswig-Holstein durchgängig die digitale Fachanwendung WaFIS-Abwasser zur Verfügung, die den Ansprüchen eines zeitgemäßen Datenmanagements gerecht wird. Neben der üblichen Datenverarbeitung werden den Nutzern automatisierte Funktionalitäten, wie die Berechnung und Festsetzung der Abwasserabgabe, die Generierung von wasserrechtlichen Zulassungsbescheiden, die Führung eines digitalen Wasserbuches, digitaler Import von Analysendaten aus der behördlichen und Selbst-Überwachung und die Erfüllung von umfangreichen Berichtspflichten angeboten. Schlagwörter: Wasserwirtschaft, Abwasser, Daten, Programm, Software, Datenbank, Schnittstelle, Fachanwendung, Wasserrahmenrichtlinie

Summary The specialised digital WaFIS-Wastewater system is a tool for the processing of great amounts of water management data and has been available to the municipal and govern-

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mental water authorities in Schleswig-Holstein. This software satisfies the demand of modern data management. In addition to the normal data processing, the users are given automated functions such as the calculation and determination of the waste water fee, the generation of official notifications of water regulations, maintaining a digital water rights register, digital input of analytic data from monitoring and the fulfilment of the obligations to issue reports. Key words: water management, waste water, data, programme, software, data base, interface, special application, Water Framework Directive

Literatur [1] Richtlinie 91/271/EWG des Rates vom 21. Mai 1991 über die Behandlung von kommunalem Abwasser, Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften Nr. L 135 vom 30.05.1991 [2] Richtlinie 2000/60/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 23. Oktober 2000 zur Schaffung eines Ordnungsrahmens für Maßnahmen der Gemeinschaft im Bereich der Wasserpolitik (WRRL), Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften Nr. L 327/1 vom 22. Dezember 2000

➢ Peter Janson Dezernat 40 – Technischer Gewässerschutz Tel.: 0 43 47 / 704-471 [email protected] ➢ Manfred Spiegel Dezernat 40 – Technischer Gewässerschutz Tel.: 0 43 47 / 704-460 [email protected]

WaFIS-Abwasser“ – Datenmanagement in der Wasserwirtschaftsverwaltung Schleswig-Holstein

Einführung eines Qualitätsmanagementsystems für Probenahmen und Bestimmungsverfahren (Analytik) im LANU ➢ Hella Michelsen

Die Abteilung Gewässer im LANU muss für die Monitoringaufgaben im Rahmen des Bund/Länder-Messprogramms für die Überwachung der Meeresumwelt (BLMP) und der Umsetzung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) ein Qualitätsmanagementsystem auf der Grundlage der DIN EN ISO/IEC 17025 „Allgemeine Anforderungen an die Kompetenz von Prüf- und Kalibrierlaboratorien“ betreiben und dies auch belegen können. Gemäß einem Beschluss der ARGE BLMP vom 30.01.06 ist für die beteiligten Labore bzw. Institutionen eine Akkreditierung erforderlich.

Beschluss der ARGE BLMP (Auszug): Die ARGE BLMP Nord- und Ostsee beschließt die verbindliche Einführung eines Qualitätsmanagementsystems auf Grundlage der DIN EN ISO/IEC 17025 für alle am BLMP beteiligten Labore. Die Labore sollen sich ihre Kompetenz sowie den Kompetenzerhalt im Rahmen einer Akkreditierung für die BLMP-relevanten Parameter in einem angemessenen Zeitrahmen durch eine offiziell zugelassene Akkreditierungsstelle bestätigen lassen. Dafür wird vorgeschlagen, -

2006/2007 als Vorbereitungsphase zu nutzen. Danach wird ein verbindlicher Zeitrahmen für die Akkreditierungsphase festgelegt.

-

ab 31.12.2010 sollen nur noch akkreditierte Einrichtungen für Untersuchungen im Rahmen des BLMP zugelassen werden.

Die ARGE BLMP Nord- und Ostsee bittet die zuständigen Stellen des Bundes und der Länder, die entsprechenden Vorbereitungen zu treffen.

Die Akkreditierung hat für die Beteiligten bis spätestens 2009 zu erfolgen. Die Qualitätssicherungsstelle für das BLMP im Umweltbundesamt (UBA) hat in diesem Zusammenhang eine koordinierende Funktion für die Beteiligten übernommen. Die Mess- und Prüfverfahren, die vom LANU eingesetzt werden, müssen den aktuellen und allgemein üblichen vereinbarten Anforderungen der obigen Norm entsprechen, damit die LANU-Untersuchungsergebnisse auch künftig bei den internationalen Datenbanken (z. B. bei MUDAB, ICES, WHO/GEMS)1 akzeptiert werden.

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Probenahme an der Binneneider

Die meisten chemisch-physikalischen Laboruntersuchungen der vom LANU entnommenen Proben zu den Matrices Wasser, Sediment, Schwebstoff und Biota werden im Laborbereich für Umweltanalytik des Landeslabores Schleswig-Holstein in Neumünster durchgeführt. Das Landeslabor ist mit den Bereichen der Lebensmittel- und Veterinäruntersuchungen bereits akkreditiert, der Bereich für Umweltuntersuchungen wurde im Sommer 2007 in die Akkreditierung einbezogen. Mit der Probenahme und mit den Messungen, die unmittelbar vor Ort durchzuführen sind, der Analytik im Schiffslabor des MS ‚Haithabu’ und den Bestimmungsverfahren und Messungen im Biolabor des LANU werden wichtige Anteile dieser Untersuchungen vom LANU selbst durchgeführt. Die Abbildungen zeigen beispielhaft einige dieser Bereiche. Die Probenahmen des LANU umfassen vorrangig die Bereiche Wasser, Sediment / Schwebstoff und Biota (Muscheln) bei Fließgewässern und Ästuaren, Seen, Küstengewässern und Grundwasser. Hieraus ergibt sich auch der betroffene Personenkreis des LANU, der bei der Akkreditierung einbezogen werden muss und entsprechend am Qualitätsmanagementsystem beteiligt ist. Ganz wichtige Punkte beim Qualitätsmanagementsystem sind die fachliche Kompetenz des Personals, die Umgebungsbedingungen, die Prüfverfahren mit den eingesetzten Prüf-

100

mitteln und deren Überwachung und die Probenahme. Diese sind in der QM-Akkreditierungsnorm im Kapitel 4 in den ‚Anforderungen an das Management’ und im Kapitel 5 in den ‚Technischen Anforderungen’ zum Qualitätsmanagementsystem beschrieben. Die Probenahme ist als eigener Punkt in Kap. 5.7 neben einer Reihe von weiteren Anforderungen genannt. Für einige Probenahmebereiche einschließlich der zugehörigen „Vor-Ort-Messungen“ sind mittlerweile Verfahrensanweisungen mit den SOP (Standard Operating Procedures) erstellt und in Kraft gesetzt. SOP liegen für folgende Bereiche nach derzeitigem Stand vor:  Fließgewässer,  Schwebstoffgewinnung mit Zentrifuge,  Niederschlagswasser,  Küstengewässer (einschließlich Sediment und Biota). Für die Probenahme aus Seen ist die SOP noch in Bearbeitung, für die Probenahme aus Grundwasser ist sie neu zu erstellen. Die SOP für die Bestimmungsverfahren für Nährstoffe im Schiffslabor und für Chlorophyll (mariner und limnischer Bereich) im Biolabor sind weitgehend fertig gestellt. Eventuell erforderliche weitere Verfahrensanweisungen sind noch zu prüfen, die vorhandenen SOP sind weiterhin anzuwenden und fortan in einem Kontrollsystem (interne Audits) zu überprüfen und nach Bedarf fortzuschreiben.

Einführung eines Qualitätsmanagementsystems für Probenahmen und Bestimmungsverfahren

Die vom LANU eingesetzten Messgeräte sind ebenfalls einem geeigneten Kontrollsystem (Prüfmittelkontrolle) zu unterwerfen, um die Richtigkeit der Messungen sicherzustellen. Natürlich wurden auch bisher die verwendeten Geräte für ihren Einsatz geprüft, gewartet und kalibriert. Bei einem Qualitätsmanagementsystem ist es aber wichtig, diese Maßnahmen auch „akribisch“ und nachvollziehbar zu dokumentieren und dabei auch eine Mindestlagerzeit für diese Dokumentation und die Art und den Ort der Dokumentation (Papierform und/oder elektronisch) festzulegen.

Bei den meisten Untersuchungs- oder Monitoringprogrammen wird für die angewendeten Messverfahren inzwischen auch die Angabe der Messunsicherheit des Verfahrens als weitgehend übliche Zusatzangabe zu einem Untersuchungsergebnis gefordert. Diese Information kann beispielsweise aus der statistischen Auswertung mit Hilfe von AQS2 -Kontrollkarten eines Messverfahrens oder aus Ringversuchen gewonnen werden. Ringversuche werden für den Schwerpunkt der Untersuchungsverfahren, die im LANU vorgenommen werden, leider außerordentlich selten angeboten. Probenahme im Küstengewässer von der HAITHABU aus mit Kranzwasserschöpfer und CTD-Sonde

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101

Für den Bereich der Probenahme gibt es bisher routinemäßig keine Ringversuche. Hier können aber Vergleichsmessungen mit anderen Institutionen vereinbart werden, bereits erfolgt ist eine gemeinsame Probenahme mit mehreren Schiffen auf der Ostsee. Ringversuche beispielsweise für die Untersuchung auf Nährstoffe im Meerwasser erfolgen vorwiegend auf europäischer Ebene mit QS- Programmen wie „QUASIMEME3 Laboratory Performance Studies“, an denen sich das LANU regelmäßig mit Erfolg beteiligt. Schließlich sind künftig auch die Untersuchungsergebnisse auf das internationale Einheitensystem im Messwesen (SI-Einheiten) zurückzuführen.

Bei der Einbeziehung von biologischen Untersuchungen in das System wird derzeit vielfach noch „Neuland“ betreten, dennoch werden eine Reihe von Prinzipien der Qualitätssicherung übertragbar sein. Das Vorgehen im Qualitätsmanagementsystem ist grundsätzlich ähnlich wie beim Umweltmanagementsystem, allerdings sind die fachlichen Anforderungen und die Zielrichtung unterschiedlich. Das Layout bei den QM- Standardarbeitsanweisungen ist an das schon länger im LANU praktizierte Verfahren des Umweltmananagementsystems nach EMAS angelehnt.

Sauerstoffbestimmung (Kontrollproben) im Schiffslabor

102

Einführung eines Qualitätsmanagementsystems für Probenahmen und Bestimmungsverfahren

„Vor-Ort-Messungen“ im Rahmen der Makrozoobenthos-Beprobung – also der Bestimmung der im Boden lebenden Tiere

Summary For different monitoring programs (National Marine Monitoring Programme (BLMP), Water Framework Directive (WRRL/WFD): Directive 2000/60 EC) LANU implements a quality management system – according to: “General requirements for the competence of testing and calibration laboratories (ISO/IEC 17025: 2005)”. This international standard specifies the general requirements for the competence to carry out tests and/or calibrations, including sampling. It covers testing and calibration performed using standard methods, non-standard methods, and laboratory-developed methods. The implementation for hydrographic and chemical measurements is advanced, whereas a strict quality management system for biological measurements is at the beginning.

1 MUDAB: Meeresumweltdatenbank, ICES: International Council for Exploration of the Sea, WHO/GEMS: World Health Organization/Global Environmental Monitoring System 2 AQS: Analytische Qualitätssicherung 3 Das Akronym „QUASIMEME“ steht für das EU-Projekt: „Quality Assurance of Information for Marine Environmental Monitoring in Europe“.

➢ Hella Michelsen Dezernat 41 – Fließgewässerökologie Tel.: 0 43 47 / 704-493 [email protected]

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Biologische Bewertungsverfahren im Test: Erste Ergebnisse aus dem Fließgewässer-Praxistest zur Umsetzung der WRRL in Schleswig-Holstein ➢ Johanna Lietz

Einleitung Die EG-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) bietet einen Ordnungsrahmen zum Schutz der Gewässer. Nach Artikel 4, WRRL, sollen alle Oberflächenwasserkörper geschützt, verbessert und saniert werden, um bis spätestens 2015 einen guten Zustand zu erreichen. Nach einer ersten Gefährdungsabschätzung des Landes werden die Gewässer in SchleswigHolstein in zwei Kategorien eingeteilt: guter ökologischer Zustand wahrscheinlich (2% der Fließgewässer-Wasserkörper) und guter ökologischer Zustand gefährdet (98% der Fließgewässer-Wasserkörper). Weiterhin forderte Artikel 8 der WRRL die Mitgliedstaaten auf, bis Ende 2006 Programme zur Überwachung des Zustandes der Gewässer aufzustellen. In Schleswig-Holstein ist ein Monitoring-Konzept erarbeitet worden, zu dem die Validierung der Gefährdungsabschätzung im Praxistest gehört. In diesem Praxistest wird das FließgewässerMonitoring seit 2005 getestet. Dabei werden die neuen Untersuchungsmethoden geprüft, die Ergebnisse mit denen bislang genutzter Untersuchungs- und Bewertungsverfahren verglichen und die Gefährdungsabschätzung des Landes überprüft. Es werden Gefährdungsursachen analysiert und es wird geprüft, ob Ergebnisse repräsentativ und auf andere Wasserkörper übertragbar sind.

Das Konzept Der Praxistest wurde im LANU konzipiert und in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (MLUR) über den Landesverband der Wasserund Bodenverbände abgewickelt. Im Praxistest wurden über drei Jahre verteilt aus jeder der drei Flussgebietseinheiten Untersuchungsgebiete gewählt. Sie entsprechen den Teileinzugsgebieten der WRRL (Abbildung 1). Anhand von Kriterien wie Gewässertyp, Wiederbesiedlungspotentialen oder organischer Belastung werden ca. ein Drittel der Wasserkörper jedes Gebietes zur Untersuchung ausgewählt.

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106 Biologische Bewertungsverfahren im Test: Fließgewässer-Praxistest zur Umsetzung der WRRL in S-H Abbildung 1: Konzept des Praxistests 2005 bis 2007: aus den jeweiligen Teileinzugsgebieten wurden Wasserkörper zur Validierung nach verschiedenen Kriterien ausgewählt, an denen die einzelnen Qualitätskomponenten untersucht werden

Die Untersuchungen wurden an externe FachArbeitsgemeinschaften vergeben, die sich aufgrund der komplexen Aufgabenstellung aus verschiedenen Fachbüros zusammensetzten. Um ein möglichst breites Spektrum an Auswertungs- und Interpretationsmöglichkeiten zu erhalten, wurden die Aufträge losweise an verschiedene Arbeitsgemeinschaften vergeben. An den zu untersuchenden Wasserkörpern erfolgt zunächst die Auswahl von repräsentativen Probestellen zur detaillierten Erfassung der einzelnen Qualitätskomponenten (Makrophyten/Phytobenthos, Makrozoobenthos und Fische). Die Auswahl erfolgt anhand einer vorab durchgeführten Strukturkartierung, in der einheitliche Gewässerabschnitte hinsichtlich ihrer Strukturen im Gewässer, am Ufer und an Land aufgenommen und bewertet werden (vgl. den folgenden Artikel von Uwe Ahrens in diesem Heft). Für die eigentliche Probestelle wird ein Abschnitt basierend auf den Ergebnissen der Strukturkartierung ausgewählt, welcher den Zustand des Wasserkörpers repräsentativ beschreibt. An diesen repräsentativen Probestellen werden die biologischen Qualitätskomponenten erhoben. Bei großen Wasserkörpern werden auch mehrere Probestellen pro Wasserkörper untersucht, um die Bandbreite der Bewertungen innerhalb eines Wasserkörpers zu erfassen und die Abgrenzung der einzelnen Wasserkörper zu überprüfen. Neben der Auswertung der einzelnen Qualitätskomponenten werden in einer Gesamtauswertung die Ergebnisse u. a. unter folgenden Gesichtspunkten aus fachlicher Sicht zusammengefasst:  Vergleich der Ergebnisse der einzelnen Qualitätskomponenten  Vergleich der Ergebnisse innerhalb eines Wasserkörpers  Erreichbarkeit des guten ökologischen Zustandes und  Schutz- und Maßnahmenprogramm.

Die Untersuchungs- und Bewertungsverfahren Die Methoden zur Ermittlung des ökologischen Zustands wurden neu entwickelt und befinden sich zurzeit in der Testphase. Für die Qualitätskomponente Makrophyten/Phytobenthos wurde das „Phylib“-Verfahren von SCHAUMBURG et al. (2006) entwickelt. Es werden die Makrophyten, die Kieselalgen (Diatomeen) und das übrige Phytobenthos (sonstige Aufwuchsalgen) untersucht. Nicht in allen Gewässern kommen alle Teilkomponenten vor, so werden z. B. in einem beschatteten Waldbach lediglich die Diatomeen untersucht. Die Gesamtbewertung der Vegetation ergibt sich

aus dem arithmetischen Mittelwert der Einzelergebnisse der drei Teilkomponenten (Makrophyten, Kieselalgen, übriges Phytobenthos). Um die Ergebnisse zur Bewertung der Makrophyten besser einordnen zu können, wird im Praxistest zudem das von STUHR und JÖDICKE (2003) entwickelte Verfahren angewendet und mit dem „Phylib“-Verfahren verglichen. Die Ergebnisse lassen Rückschlüsse auf den Trophiezustand (Diatomeenindiziert) sowie die strukturelle Degradation des Gewässers (Wasserpflanzen als Strukturelement) zu. Zusätzlich sind Degradationen durch Versauerung oder Versalzung indizierbar. Für das Makrozoobenthos wird das „Perlodes“-Verfahren nach MEIER et al. (2006) angewendet. Es werden anhand einer substratspezifischen Beprobung der Gewässersohle verschiedene Metrics wie z. B. die Anzahl der Köcherfliegen-Arten oder die Abundanz von Indikatorarten (Fauna-Index) ermittelt. Aus den berechneten Metrics wird die Bewertung der Module Saprobie und allgemeine Degradation abgeleitet. Aus diesen beiden Modulen wird anschließend das Gesamtergebnis berechnet. Das Ergebnis lässt Rückschlüsse auf die organische Belastung, Strukturvielfalt und Strömungsvariabilität zu. Für die Fische liegt das Verfahren nach DIEKMANN et al. (2005) vor. Die fischbiologischen Untersuchungen werden zumeist mittels Elektrobefischung durchgeführt. Die Ergebnisse werden mit einer an die Einzugsgebiete angepassten Referenzbiozönose verglichen und bewertet. Das Ergebnis lässt Rückschlüsse auf die Durchgängigkeit des Gewässers, aber auch auf die strukturelle Qualität zu. Schlussendlich ergibt sich die Gesamtbewertung des ökologischen Zustands nach WRRL aus dem schwächsten Glied der Lebensgemeinschaft (höchster Wert aller Einzelbewertungen). Im Praxistest werden diese Methoden getestet, die Bewertungen mit denen aus älteren Untersuchungen verglichen und von den Fachgutachtern auf Plausibilität geprüft.

Die Ergebnisse Die Beteiligung verschiedener Fachbüros am Praxistest hat sich bewährt. Die unterschiedlichen Vorgehensweisen der einzelnen Büros ergänzen sich und liefern neue Ideen und Ansatzpunkte für die weitere Planung des Monitorings. Auch die Kooperation mit dem Landesverband der Wasser- und Bodenverbände hat sich als sehr sinnvoll erwiesen und viele Absprachen mit den Anliegern vor Ort erleichtert.

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Die Auswahl der Stationen anhand der Strukturkartierung hat sich im Prinzip bewährt, birgt aber noch einige Unsicherheiten. Im ersten Untersuchungsjahr wurde die Strukturkartierung von dem gleichen Büro durchgeführt, das auch die anschließende biologische Untersuchung machte. Zurzeit führen die Strukturkartierung überwiegend andere Büros durch als die biologischen Aufnahmen. Nur dadurch konnten die zeitlich sehr engen Vorgaben der WRRL erfüllt werden. Es fehlen den Biologen dann allerdings mitunter eigene detaillierte Kenntnisse des gesamten Wasserkörpers. Die Einordnung der Ergebnisse an einzelnen Probestellen und die Übertragbarkeit auf den gesamten Wasserkörper werden so erschwert. Für die Einschätzung der biologischen Bewertungssysteme soll hier beispielhaft das Makrozoobenthos beschrieben werden. Das Verfahren unterscheidet sich im Hinblick auf die Beprobung und die Auswertung erheblich von dem bisher genutzten Verfahren (HOLM 1989). Für die kiesgeprägten Bäche scheint das neue System den ökologischen Zustand des Makrozoobenthos gut zu beschreiben, die Bewertungsergebnisse stimmen hier mit der gutachterlichen Einschätzung und den bisherigen Ergebnissen überein. Für die Niederungsbäche

und die sandgeprägten Bäche werden einige Stationen mit dem jetzigen Rechenmodul sehr viel besser eingestuft, als dies mit dem bislang genutzten der Fall wäre. Hier besteht noch Klärungsbedarf. Inzwischen liegen die Untersuchungsergebnisse für die Jahre 2005 und 2006 vor. Bislang wurden an insgesamt 102 Wasserkörpern 158 Stationen untersucht. Innerhalb der Qualitätskomponenten werden nur einzelne Stationen als sehr gut bewertet (vgl. Abbildung 2). Bereits im guten ökologischen Zustand befinden sich 10% der untersuchten Stationen für Fische, 20% für Makrozoobenthos und 25% für Makrophyten/Phytobenthos. Es gibt allerdings nur wenige Überschneidungen der für die Einzelkomponenten als gut eingestuften Stationen, so dass in der Gesamtbewertung, für die das schwächste Glied der Lebensgemeinschaft ausschlaggebend ist, bislang nur ein Gewässer mit zwei Stationen insgesamt als gut bewertet werden kann. Die Einstufung im Zuge der Gefährdungsabschätzung war demnach noch etwas zu optimistisch, aber die Bewertung der Einzelkomponenten gibt Aufschluss darüber, mit welchen Maßnahmen der ökologische Zustand effektiv verbessert werden kann.

Anz ahl der Probestellen

160 nicht bewertet

140

schlecht

120

unbefriedigend

100

mäßig

80

gut

60

sehr gut

40 20 Ph M yt ak ob ro en ph th yt os en /P Sa h yt pr ob ob en ie th M D os a eg kr oz ra da oo tio be n nt M ho ak s ro zo ob Ö ZK en th M os ak ro zo ob en th os Ö ZK Fi sc he Ö ZK G es am t

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D

M ak

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0

Abbildung 2: Es liegen Ergebnisse zu 158 untersuchten Stationen vor. Dargestellt sind die Ergebnisse der einzelnen Teilkomponenten und Module nach den genannten Methoden und die Gesamtbewertung; (ÖZK = Ökologische Zustandsklassen)

108

Biologische Bewertungsverfahren im Test: Fließgewässer-Praxistest zur Umsetzung der WRRL in S-H

Es zeigt sich, dass die Gewässergüte - gemessen am leitbildorientierten Saprobienindex Makrozoobenthos - an 2/3 der Gewässer mit gut bewertet wird. Das bedeutet aber auch, dass an 1/3 der Gewässer des Landes immer noch Handlungsbedarf im Hinblick auf die Gewässergüte besteht.

tung für den überwiegenden Teil des Wasserkörpers gilt. Eine Übertragung der Ergebnisse auf andere nicht untersuchte Wasserkörper ist zurzeit noch schwierig. Die untersuchten Stationen wurden nach Typ, Belastung und Strukturparametern gruppiert. Die Streuung innerhalb der Gruppen ist aber bislang so groß, dass eine Übertragung nicht möglich scheint.

Bei sehr großen Wasserkörpern wurden mehrere Stationen untersucht, die zum Teil auch unterschiedliche Ergebnisse aufweisen. Da die einzelnen Wasserkörper anhand der Typen festgelegt wurden und vor dem Einstufungsprozess nicht anhand der Belastungssituation weiter geteilt worden sind, ist dies nicht weiter verwunderlich. Eine weitere Teilung von Wasserkörpern ist dann sinnvoll, wenn z. B. ein längerer Abschnitt des Wasserkörpers schon als „gut“ eingestuft wird. Hier sind dann „nur noch“ Maßnahmen erforderlich, die eine Verschlechterung verhindern. Weiterhin wurden Wasserkörper von den Vor-Ort-Arbeitsgruppen geteilt, wenn einzelne Abschnitte als „erheblich verändert“, andere als „natürlich“ eingestuft wurden. Für die übrigen Fälle muss eine Entscheidung getroffen werden, welche Bewer-

Die Umsetzung am Beispiel des Wasserkörpers Jevenau/Brammer Au/ Kattbek (we_09) Die Jevenau im Bearbeitungsgebiet Wehrau/Haaler Au mit den Nebengewässern Bokeler Au, Brammer Au und Kattbeker Au bildet einen großen Wasserkörper von 40 km Länge. Die Jevenau fließt als sandgeprägter Bach durch die Niedere Geest. Das Einzugsgebiet ist landwirtschaftlich geprägt. Die Jevenau wurde 2006 an fünf Stationen untersucht, von denen vier als repräsentativ und eine als „Potenzialstation“ eingeschätzt wurden (JÖDICKE 2007). Die Struktur wurde mit mäßig bis unbefriedigend bewertet (Tabelle 1).

Tabelle 1: Strukturgüte und Ökologische Zustandsklassen (ÖZK); dargestellt sind die Einzelergebnisse am Wasserkörper we_9 (Jevenau und Nebengewässer)

Gewässer-Name

Typ

Struktur

ÖZK M/P

ÖZK MZB

ÖZK Fische

ÖZK Gesamt

we_9

Bokeler Au

14

4

3

4

3

4

we_9

Brammerau

14

4

3

2

3

3

we_9

Ka ttbeker Au

14

3

3

2

3

3

we_9

Jevenau

14

3

3

2

3

3

we_9

Jevenau

14

4

3

2

3

3

WK

Der schlechteste Wert bestimmt die Gesamtbewertung (worst case)

Der Steckbrief (Abbildung 3) zeigt die Ergebnisse an der Kattbeker Au, einem kleinen Bach mit mäßigen Strukturparametern, Ufergehölzen und einem relativ naturnahen Gewässerverlauf. Für Makrophyten/Phytobenthos wurden ausschließlich die Diatomeen untersucht und mit mäßig bewertet. Dies zeigt eine trophische Belastung

an. Das Makrozoobenthos wird als gut eingestuft, auch die Gewässergüte ist gut. Die Fischfauna wird mit mäßig bewertet, da die vorkommenden Arten nicht in ausreichender Zahl zu finden sind oder überwiegend aus Besatzmaßnahmen stammen. Insgesamt wird diese Station als mäßig bewertet.

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Validierung Biologie 2006 („Praxistest 2“) FGE Elbe - Gesamtbe wertung Qualitätskomponenten

Strukturmerkmale

Bestandsmerkmale

Bewertung 3 2 3

3 Anmerkungen

Abbildung 3: Steckbrief zur untersuchten Station an der Kattbeker Au (JÖDICKE 2007)

110

Biologische Bewertungsverfahren im Test: Fließgewässer-Praxistest zur Umsetzung der WRRL in S-H

Die Untersuchung ergab für Makrophyten/Phytobenthos in allen an der Jevenau untersuchten Stationen einen mäßigen ökologischen Zustand, für das Makrozoobenthos in einem Fall einen unbefriedigenden Zustand und auch für die Fische einen durchgehend mäßigen Zustand (Tabelle 1). Im Detail zeigt sich bei der unbefriedigenden Bewertung des Makrozoobenthos an der Bokeler Au, dass möglicher-

weise eine organische Belastung vorliegt, denn die Gewässergüte wird hier nur mit mäßig bewertet. Insgesamt ergibt sich für den ökologischen Zustand des Wasserkörpers eine mäßige Bewertung (Abbildung 4). Eine Teilung des Wasserkörpers scheint nicht sinnvoll, da alle Gewässer eine vergleichbare Struktur und ähnliche Landnutzung aufweisen.

Abbildung 4: Lage und Bewertung der an der Jevenau untersuchten Stationen

Ausblick Der Praxistest wird Ende 2007 auslaufen und in das meldepflichtige Monitoringprogramm des Landes übergehen. Dieses Programm muss der EU 2007 vorgelegt werden. Es setzt sich aus der überblicksweisen Überwachung (Ermittlung des Gewässerzustandes durch ein repräsentatives Messnetz, Ermittlung von Trends) und der operativen Überwachung (Zustand der Wasserkörper, Grundlage und Erfolgskontrolle von Maßnahmen) zusammen. Das Konzept zur Überwachung der Gewässer in den Flussgebietseinheiten Schleswig-Holsteins wurde 2006 in einem Methodenhandbuch zusammengestellt (MLUR 2006). Für die überblicksweise Überwachung wurden für Schleswig-Holstein 14 Messstellen in Fließgewässern ausgewählt, die entweder einen bedeutsamen Abfluss haben oder sich be-

reits im guten ökologischen Zustand befinden. Da sich im Praxistest herausgestellt hat, dass für einige als gut eingestufte Gewässer noch Handlungsbedarf besteht, um den guten Zustand für alle Qualitätskomponenten zu erreichen, werden hier möglicherweise Stationen aus dem überblicksweisen in das operative Monitoring übernommen werden. Die bis Ende 2007 untersuchten Stationen können für das operative Monitoring genutzt werden. Voraussichtlich werden ab 2008 im operativen Monitoring nicht mehr alle Qualitätskomponenten an allen Stationen untersucht. Hier wird eine typ- und belastungsspezifische Auswahl stattfinden. Die Untersuchungen werden sich an den Gewässern konzentrieren, an denen der gute ökologische Zustand zumindest für einzelne Komponenten erreichbar ist. Hier sollen die Untersuchungen

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07

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die zielführenden Maßnahmen begleiten und über ihre Effizienz Auskunft geben, um die Gewässer in den nächsten Jahren in den guten ökologischen Zustand zu bringen.

Zusammenfassung Die Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) fordert ihre EU-Mitgliedstaaten auf, die Gewässer in einen „guten ökologischen Zustand“ zu bringen und diesen anhand der biologischen Qualitätskomponenten (QK) zu überwachen. Für die Überwachung und Bewertung der Fließgewässer wurden in Deutschland eigens Methoden entwickelt, die auch in Schleswig-Holstein über drei Jahre hinweg (2005 bis 2007) in verschiedenen Gewässertypen getestet werden. Diese Praxistests beinhalten die Auswahl repräsentativer Probestellen anhand einer Strukturkartierung, die Erfassung und Bewertung der QK Makrophyten/Phytobenthos, Makrozoobenthos und Fische, die Gesamtbewertung der Station, die Übertragbarkeit auf den gesamten Wasserkörper und darüber hinaus, die Plausibilität der Ergebnisse im Vergleich mit bisher genutzten Verfahren und Maßnahmen, um den „guten ökologischen Zustand“ zu erreichen. Es zeigt sich, dass die Verfahren mittlerweile praktikabel sind und in den meisten Fällen auch zu plausiblen Ergebnissen führen. Die Ergebnisse an den bislang 158 untersuchten Stationen zeigen, dass sich 10% bis 25% der Stationen für die einzelnen QK bereits im guten ökologischen Zustand befinden, dass es aber nur wenige Überschneidungen gibt. Nur ein Gewässerabschnitt befindet sich nach derzeitigem Kenntnisstand bereits für alle QK im guten ökologischen Zustand. Die Bewertung der Einzelkomponenten gibt Aufschluss darüber, mit welchen Maßnahmen der ökologische Zustand effektiv verbessert werden kann. Am konkreten Beispiel der Jevenau wird erläutert, wie man von der Strukturkartierung über die Auswahl der Probestelle zu einer Gesamtbewertung des Wasserkörpers gelangt. Der Praxistest wird Ende 2007 in das offizielle und meldepflichtige Monitoring des Landes übergehen. Dieses wird die Einhaltung des Verschlechterungsverbotes überwachen, zielführende Maßnahmen begleiten und deren Effizienz belegen, um die Gewässer in einen guten ökologischen Zustand zu bringen.

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Summary The European Commission Water Framework Directive (EC-WFD) aims at maintaining and improving the aquatic environment in the Community. Running water systems have to be developed into a good ecological status, which has to be monitored by the “Quality Elements” (QE) phytoplankton, aquatic flora, benthic invertebrate fauna and fish fauna. Germany has developed its own methods to measure and evaluate the single QE. In SchleswigHolstein we are testing these new methods over a time of three years in different types of running water. The test includes several procedures which have to be evaluated as there are:  the choice of representative sampling sites using a survey of structure analysis,  the sampling and assessment of the different QE macrophytes/phytobenthos, benthic invertebrate fauna and fish fauna,  the resulting evaluation of the site,  the transfer of that result to the whole waterbody . It is also tested if the results with the new methods are comparable to former evaluations. Moreover measures are proposed to reach the good ecological status. The test shows that the new methods are practicable and mostly show convenient results. We investigated 158 sites and determinated 10% to 25% of the sites to be already in a good ecological status for single QE. There is only few overlapping between the single QE, only one river section is already in a good ecological status for all QE. The example of the Jevenau illustrates the procedure starting from the survey of structure to the actual sampling site and finally to the evaluation of the whole water body. The test will turn into the official and reportable monitoring programme of the country. This programme will control the prohibition of degradation and go along with restauration measures to meet the good ecological status of our waters in some years.

Biologische Bewertungsverfahren im Test: Fließgewässer-Praxistest zur Umsetzung der WRRL in S-H

Literatur AHRENS, U. (2007): Gewässerstruktur: Kartierung und Bewertung der Fließgewässer in Schleswig-Holstein, Jahresbericht 2006/07 des Landesamtes für Natur und Umwelt Schleswig-Holstein, S. 115-126. DIEKMANN, M., DUSSLING, U. & R. BERG (2005): Handbuch zum fischbasierten Bewertungssystem für Fließgewässer (FIBS). Hinweise zur Anwendung. Fischereiforschungsstelle Baden-Württemberg, 71 S. HOLM, A. (1989): Ökologischer Bewertungsrahmen Fließgewässer für die Naturräume Geest und östliches Hügelland in Schleswig-Holstein.- Landesamt für Naturschutz und Landschaftspflege des Landes Schleswig-Holstein, 46 S, Kiel. JÖDICKE, K. (2007): Validierung der Gefährdungsabschätzung Biologie nach WRRL in 2006 („Praxistest Monitoring“), Band A: Einführung und Gesamtauswertung, Gutachten im Auftrag des Landesverbandes der Wasser- und Bodenverbände Schleswig-Holstein, 63 S. + Anhang. MEIER, C., P. HAASE, P. ROLAUFFS, K. SCHINDEHÜTTE, F. SCHÖLL, A. SUNDERMANN & D. HERING (2006): Methodisches Handbuch Fließgewässerbewertung. Handbuch zur Untersuchung und Bewertung von Fließgewässern auf der Basis des Makrozoobenthos vor dem Hintergrund der EG-Wasserrah-

menrichtlinie. Stand Mai 2006 – pdf-Dokument, 79 S. + Anhang, www.fließgewaesserbewertung.de . MLUR (MINISTERIUM

LANDWIRTSCHAFT, UMRÄUME) (2006): Konzept zur Überwachung der Gewässer in den Flussgebietseinheiten Schleswig-Holsteins. Methodenhandbuch Teil – Fließgewässer, 67 S. FÜR

WELT UND LÄNDLICHE

SCHAUMBURG, J., SCHRANZ, C., STELZER, D., HOFMANN, G., GUTOWSKI, A. & FOERSTER, J. (2006): Handlungsanweisung für die ökologische Bewertung von Fließgewässern zur Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie: Makrophyten und Phytobenthos. Stand Januar 2006. Bayerisches Landesamt für Wasserwirtschaft, 1-113. STUHR, J. & K. JÖDICKE (2003): Makrophyten in Fließgewässern –Typisierung der Fließgewässervegetation Schleswig-Holsteins als Grundlage für eine ökologische Zustandsbewertung gemäß WRRL.- Unveröff. Gutachten im Auftrag des Landesamtes für Natur und Umwelt des Landes SchleswigHolstein.

➢ Johanna Lietz Dezernat 41 – Fließgewässerökologie Tel.: 0 43 47 / 704-446 [email protected]

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Gewässerstruktur: Kartierung und Bewertung der Fließgewässer in Schleswig-Holstein ➢ Uwe Ahrens

Die EG-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) wurde im Jahre 2000 veröffentlicht. Sie unterstützt seitdem unser Ziel, die Fließgewässer in einen guten Zustand zu bringen. Der Maßstab für den guten ökologischen Gewässerzustand gemäß EG-Wasserrahmenrichtlinie ist die gewässertypische Gewässerbesiedlung mit Fauna und Flora. Dieser gute ökologische Zustand kann nur erreicht werden, wenn die biologischen Qualitätselemente (wirbellose Tiere, Fische und Wasserpflanzen) „gut“ sind. Voraussetzung dafür sind eine gute Wasserbeschaffenheit und eine gute Gewässerstruktur.

Abbildung 1: Weitgehend intakter („Guter“) Abschnitt der Kremper Au, lue_01_b, Typ 16 kiesgeprägter Tieflandbach

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Nachdem die Abwasserreinigung in den letzten zwei Jahrzehnten deutlich verbessert wurde, ist die schlechte Gewässerstruktur als Hauptursache für die schlechte Besiedlung zunehmend in den Vordergrund getreten. Um die landschaftsentwässernde Funktion, das Wasser schadlos und möglichst schnell abzuführen, erfüllen zu können, wurden die meisten Fließgewässer in Schleswig-Holstein über viele Jahrzehnte ausgebaut. Durch eine gezielte Gewässerunterhaltung wurde und wird die Funktionsfähigkeit dieser so genannten „Vorfluter“ gesichert. Der Ausbau und die intensive Unterhaltung führten jedoch zu einer Verschlechterung des „Lebensraums Fließgewässer“ für Tiere und Pflanzen (siehe „Faunistisch-ökologische Bewertung der Fließgewässer in Schleswig-Holstein, LANU, 1998).

Strukturkartierverfahren Um diese hydromorphologischen Defizite der Fließgewässer zu ermitteln, entwickelte und veröffentlichte die Länderarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA) zwischen 2000 und 2002 zwei Verfahren als Empfehlung zur Gewässerstrukturkartierung in der Bundesrepublik Deutschland, das „Übersichtsverfahren“ und das „Vor-Ort-Verfahren“. Für das „Übersichtsverfahren“ der LAWA (Gewässerstrukturkartierung in der BRD, Übersichtsverfahren, 2002) wird das Gewässer vor-

ab in Kilometer-Abschnitte eingeteilt und anschließend werden neun Parameter durch eine Fernerkundung anhand von Karten und Luftbildern erhoben und bewertet. Beim „Vor-Ort-Verfahren“ der LAWA (Gewässerstrukturkartierung in der BRD, Verfahren für kleine und mittelgroße Fließgewässer, Empfehlung, 2000) wird das Gewässer in der Regel in Hundert-Meter-Abschnitte eingeteilt und durch Begehung kartiert. Dabei werden 27 Parameter erhoben und bewertet. Beide Verfahren wurden in Schleswig-Holstein getestet. Die Testergebnisse des „Vor-Ort-Verfahrens“ für die Alster sind dem Jahresbericht des LANU 2001 (Seite 103 ff; Ahrens 2001) zu entnehmen. Die Ergebnisse für die Gewässer in Schleswig-Holstein, die nach dem „Übersichtsverfahren“ kartiert wurden, sind in dem „Gewässergüteatlas der BRD – Gewässerstruktur in der BRD 2001“ der LAWA veröffentlicht worden. Der Methodenvergleich hat ergeben, dass die Defizite der Gewässerstruktur sich in der Regel nicht ausschließlich über die Fernerkundung ermitteln lassen. Für Schleswig-Holstein wurde 2005 durch das LANU ein Verfahren eingeführt, das sowohl die Fernerkundung als auch die Vor-Ort-Kartierung nutzt und den WRRL- und LAWA-Anforderungen gerecht wird.

Abbildung 2: Bundesgewässerstrukturgütekarte: Ausschnitt Schleswig-Holstein Gesamtbewertung

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Gewässerstruktur: Kartierung und Bewertung der Fließgewässer in Schleswig-Holstein

Grundlage für eine flächendeckende Strukturkartierung, die den Anforderungen an die Berichtspflichten gerecht wird, ist das ebenfalls neu aufgebaute Digitale Anlagenverzeichnis (DAV), welches das vollständige Verbandsgewässernetz sowie die dort befindlichen Anlagen beinhaltet. In Schleswig-Holstein wurde bis Mitte 2004 aus den meist analogen Verbandskarten das DAV für alle Gewässer (ca. 32.000 km) erstellt, in dem nicht nur die Gewässerlinien, sondern auch alle gewässerrelevanten Bauwerke (ca. 140.000) erfasst wurden. Das Linienthema des DAV wurde im Jahre 2004 um das Digitale Strukturverzeichnis

(DSV) erweitert, in dem die oben genannten LAWA-Verfahren möglichst übernommen wurden. Das EU-berichtspflichtige Gewässernetz, das so genannte reduzierte Gewässernetz mit Gewässern mit einer Fläche des oberirdischen Einzugsgebietes (Aeo) von mehr als 10 km2, umfasst in Schleswig-Holstein etwa 6.600 km und etwa 13.500 Bauwerke. Dieses Gewässernetz wurde in acht Gewässertypen und derzeit knapp 600 Wasserkörper eingeteilt (siehe auch Jahresbericht des LANU 2003; Seite 77 ff; Annegret Holm, Johanna Lietz). Abbildung 3: Screenshot DAVEingabemaske – hier von der Kremper Au (s. Abbildung 1)

Typ 14 15 16 17 19 20 21 22

Definitionen der Fließgewässertypen des norddeutschen Tieflandes sandgeprägter Tieflandbach sand- und lehmgeprägter Tieflandfluss ab etwa 100 km2 Aeo kiesgeprägter Tieflandbach kiesgeprägter Tieflandfluss ab etwa 100 km2 Aeo kleines Niederungsfließgewässer sandgeprägte Ströme mit einer Breite ab etwa 300 m seeausflussgeprägte Fließgewässer Marschengewässer

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117

Abbildung 4: Darstellung Abschnittsbildung Wasserkörper og_19 Kükelühner Mühlenau

Fernerkundung und Abschnittsbildung Vor der Vor-Ort-Kartierung werden die Gewässer mit Hilfe der Informationen aus digitalen Karten und Luftbildern in gleichförmige Abschnitte von in der Regel mindestens 100 Meter Länge eingeteilt. Diesen Arbeitsschritt übernimmt die Verbandsebene, die in diesem Zuge gleichzeitig die vorhandenen Daten im DAV überprüfen kann. Die über die Fernerkundung gebildeten gleichförmigen Abschnitte haben gleiche Gewässereigenschaften bei Gewässertyp, Wasserkörper, Laufkrümmung, Uferbewuchs, Randstreifen und angrenzender Flächennutzung. Die durchschnittliche Abschnittslänge beträgt bisher etwa 300 Meter, so dass die zu bearbeitenden Datensätze im

118

Vergleich zum LAWA-Vor-Ort-Verfahren nur noch ein Drittel umfassen.

Strukturkartierung vor Ort Externe Büros führen im Anschluss die VorOrt-Kartierung mit Hilfe eines Pen-PCs durch, auf dem alle Informationen aus dem DAV, aus der Abschnittsbildung und die erforderlichen Karten zur Verfügung stehen. Die Fließgewässer werden abgegangen und die Strukturdaten für die gleichförmigen Abschnitte werden über eine komfortable Eingabemaske in die Datenbank eingegeben und mit einem Foto dokumentiert, welches mit der Datenbank verknüpft wird.

Gewässerstruktur: Kartierung und Bewertung der Fließgewässer in Schleswig-Holstein

Abbildung 5: Screenshot DSVEingabemaske Fernerkundung

Etwa 2.200 km des berichtspflichtigen Gewässernetzes wurden bereits entsprechend kartiert und ca. weitere 800 km sind 2007 in Bearbeitung. Für die großen Flüsse und die Marschengewässer ist nur die Abschnittsbildung per Fernerkundung vorgesehen. Die flächendeckende Strukturkartierung des übrigen berichtspflichtigen Gewässernetzes ist bis 2009 vorgesehen. Die erhobenen Daten gehen nach der Bearbeitung zurück an die Verbände.

An jedem Gewässerabschnitt werden bei der Begehung 32 Einzelparameter erhoben. Die Definitionen für die Kartieranleitung wurden, wenn möglich, von der LAWA übernommen (Gewässerstrukturkartierung in der BRD, Verfahren für kleine und mittelgroße Fließgewässer, Empfehlung, 2000). Die DSV-Datenblätter, die dazu dienen, die für einen Abschnitt erhobenen Strukturdaten analog auszudrucken, eignen sich auch für eine analoge Kartierung und geben einen guten Überblick über die Definitionen der Einzelparameter. Abbildung 6: Kartierung vor Ort mit Hilfe eines Pen-PC

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119

120

Gewässerstruktur: Kartierung und Bewertung der Fließgewässer in Schleswig-Holstein

DSV-Uferdaten Uferverbau

li

re

Besondere Uferstrukturen

li

re

Besond. Uferbelastungen

li

re

Leitbildgerecht. Bewuchs

li

re

Krümmungserosion

Zustand Uferverbau

li

Böschungsneigung

re

DSV-Sohldaten Art Sohlverbau

Anzahl Querbänke

Zustand Sohlverbau

Sohl/-Wasservegetation

Art subm. Makrophyten Dom. Substrat Querbänke

Art bes. Sohlstrukturen Substrat (5%-Stufen)

Anzahl Längsbänke Belastungen Sohle

Dom. Substrat Längsbänke

Substratdiversität

Bemerkungen

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Bewertung der Struktur Die Bewertung der Einzelparameter wird zuerst in funktionalen Einheiten, danach in Hauptparameter und zum Schluss in den Bereichen Sohle, Ufer und Land arithmetisch zusammengefasst. Die Gesamtbewertung entspricht dem arithmetischen Mittel der Haupt-

parameter, so dass eine Wichtung der Bereiche Sohle (3), Ufer (2) und Land (1) erfolgt. Die Bewertung erfolgt in fünf Stufen und wird gegenwärtig noch justiert. Dafür werden hauptsächlich die Rückmeldungen der Vor-OrtKartiererInnen genutzt.

Tabelle 1: Einzelparameter

Strukturkartierung / Digitales Strukturverzeichnis (DSV) Einzelparameter

Bemerkungen

1

Laufkrümmung

Fernerkundung

2

Längsbänke

3

Bes. Laufstrukturen

4

Krümmungserosion

5

Profiltiefe

6+7

Uferverbau r/l

inkl. Zustand

8

Querbänke

typspezifisch

9

Strömungsdiversität

10

Tiefenvarianz

typspezifisch

11

Substratzusammensetzung

typspezifisch

Fernerkundung

Autom. Substratdiversität

typspezifisch

12

Bes. Sohlstrukturen

typspezifisch

13

Sohlverbau

inkl. Zustand

s. o. 5

Profiltiefe

s. o.

14

Breitenerosion

typspezifisch

15

Breitenvarianz

typspezifisch

16

Profiltyp

17 + 18

Funktionale Einheit

Krümmung

Beweglichkeit

Laufentwicklung

Längsprofil

Längsprofil

Art und Verteilung der Substrate Sohlverbau

typspezifisch

Sohlenstruktur

Sohle

Profiltiefe Breitenentwicklung Profilform

Uferbewuchs r/l

Hauptparameter Bereich

Querprofil

typischer Bewuchs

19 + 20 s. o.

Bes. Uferstrukturen r/l

typische Ufer

Uferverbau r/l

s. o.

Gewässerrandstreifen r/l

Fernerkundung

Gewässerrandstreifen

Flächennutzung r/l

Fernerkundung

Vorland

25

Rückstau

Mallus

26

Belastungen der Sohle

Mallus

Bes. Uferbelastungen r/l

Mallus

6+7 21 + 22 23 + 24

27 + 28 29 + 30 31 + 32

122

Uferverbau

Uferstruktur

Ufer

Gewässerumfeld

Land

Schädl. Umfeldstrukturen r/l Mallus, Fernerkundung Sonst. Umfeldstrukturen r/l

Mallus, Fernerkundung

Gewässerstruktur: Kartierung und Bewertung der Fließgewässer in Schleswig-Holstein

Nach der Kartierung können die Abschnitte beziehungsweise Wasserkörper oder ganze Gewässer für einzelne Fragestellungen typspezifisch bewertet werden, zum Beispiel für die Festlegung von repräsentativen Probestellen, für die Ermittlung von Defiziten, für die Erstellung einer Gewässerstrukturgütekarte oder für die Maßnahmenplanung im Rahmen des

Bewirtschaftungsplanes. Die Strukturdefizite werden bereits bei der zusammenfassenden Bewertung von Sohle, Ufer und Land deutlich. Die 5-stufige Bewertung der Bereiche Sohle, Ufer, Land und Gesamt wird als farbige Linie entlang der Gewässerläufe von links nach rechts in Fließrichtung angeordnet.

Abbildung 7: Kartenausschnitt der Bewertung des Wasserkörpers og_19 Kükelühner Mühlenau, Typ 16 kiesgeprägter Tieflandbach

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Abbildung 8: Zu jedem kartierten Gewässerabschnitt gibt es in der Regel ein mit der Datenbank verknüpftes Foto – hier der in der Karte in Abbildung 7 gezeigte Teil der Kükelühner Mühlenau, der Abschnitt_014_og_19; (alle Fotos vom Autor)

Es können aber auch die Hauptparameter, die funktionalen Einheiten oder die Einzelparameter farbig dargestellt werden. Für die Maßnahmenplanung müssen die Defizite der Einzelparameter betrachtet werden. Am Beispiel des derzeitigen Standes der typspezifischen Substratbewertung wird deutlich,

124

wie unterschiedlich die einzelnen Gewässertypen bewertet werden: die folgende Tabelle 2 ist von unten nach oben zu lesen, dass bedeutet: erst wenn der Totholzanteil bei Typ 16 gleich oder größer 5 % der Substratfläche einnimmt, ist die Bewertung der Substratzusammensetzung gut oder besser.

Gewässerstruktur: Kartierung und Bewertung der Fließgewässer in Schleswig-Holstein

Tabelle 2: Vorläufiges Bewertungssystem für die typspezifische Substratzusammensetzung

16

17

Totholz >=

Totholz >=

Totholz >=

Totholz >=

10%

5%

10%

5%

Kies- + Stein2

gut

ODER Detritus > 40%

Totholz >=

anteil >= 10%

Totholz >= 5

Steinanteil >

Detritus =
= 90%

>= 90%

>= 90%



< 10%

Stand 5. Juli 06

Die Durchgängigkeit von Bauwerken in den Fließgewässern wird hier nicht bewertet, weil sie nicht einzelne Abschnitte, sondern Teile von oder ganze Gewässersysteme betreffen kann. Die Bauwerke sind im Digitalen Anlagenverzeichnis enthalten, aber noch nicht alle auf ihre Durchgängigkeit hin überprüft worden. Die EU verlangt, die Gewässerstrukturen alle sechs Jahre neu zu erfassen. Dieses wird dort vollzogen, wo Maßnahmen und Entwicklungen zu einer deutlichen Änderung der Gewässerstruktur geführt haben. Die Gewässerentwicklung erfordert nach der erfolgreichen Her-

stellung der Rahmenbedingungen sogar bei entwicklungsfreudigen Fließgewässern meistens längere Zeiträume, um den guten Zustand bei den Gewässerstrukturen zu erreichen. Somit ist es für die meisten Fließgewässer kaum möglich, den guten Zustand bis zum von der EU vorgegebenen Jahr 2015 zu erreichen. Aber wir sind ziemlich zuversichtlich, damit die richtigen Weichen gestellt zu haben und wie heißt es doch so treffend wie bekannt zugleich: „der Weg ist das Ziel“ (ein über 2.000 Jahre alter fernöstlicher Spruch)! Weitere Informationen hierzu gibt es unter (www.wasser.sh).

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Kurzfassung Es wird ein Verfahren zur Strukturkartierung und –bewertung für die in Schleswig-Holstein vorkommenden Fließgewässertypen beschrieben. Die Gewässer werden zuerst am PC mit Hilfe von Daten aus Karten und Luftbildern in homogene Abschnitte eingeteilt. Danach werden vor Ort weitere Daten zur Gewässersohle, zum Gewässerufer und zum direkten Gewässerumfeld erhoben. Die Bewertung der erhobenen Strukturdaten erfolgt typspezifisch und zeigt die Abweichung des aktuellen Gewässerzustandes vom natürlichen. Die Bewertung der Gewässerabschnitte dient der Ermittlung von Struktur-Defiziten und somit von erforderlichen Verbesserungsmaßnahmen sowie der Festlegung von biologischen Probestellen.

Summary A procedure is presented to map and evaluate the morphological conditions of river water bodies for the indicators river depth and width variation, structure and substrate of the river bed and structure of the riparian zone. The first step is a differentiation of the river course in so called homogenous segments with the aid of GIS maps and aerial photographs. Afterwards special parameters are mapped in detail in the field. The evaluation is related to the different river types and its state at natural conditions without the anthropogenic influence. Afterwards special measures can be developed in order to improve the ecological state of the water body.

➢ Uwe Ahrens Dezernat 41 – Fließgewässerökologie Tel.: 0 43 47 / 704-488 [email protected]

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Gewässerstruktur: Kartierung und Bewertung der Fließgewässer in Schleswig-Holstein

Schleswig-Holstein auf dem Weg zu einer schonenden Gewässerunterhaltung ➢ Annegret Holm, Michael Trepel und Karin Wolter Nach den bisher vorliegenden Ergebnissen der Untersuchungen nach Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) sind nur wenige Fließgewässer in Schleswig-Holstein nach den dort gestellten Anforderungen abschnittsweise in einem guten ökologischen Zustand. Die überwiegende Zahl erreicht diesen Zustand nicht (siehe u.a. Jahresbericht 2004 und die in diesem Heft voranstehenden zwei Artikel). Darüber hinaus wurden mehr als 50 % aller Wasserkörper durch die Arbeitsgruppen der 34 Bearbeitungsgebiete als „erheblich verändert“ eingestuft. Dies bedeutet, dass die so eingestuften Gewässer den guten ökologischen Zustand nach Ansicht der Arbeitsgruppen nicht erreichen können, da die hierfür notwendigen Maßnahmen bestehende Nutzungen beeinträchtigen würden. Für diese Wasserkörper gilt es nun, das maximal mögliche Sanierungspotenzial festzulegen. Damit sind alle den jetzigen Zustand verbessernden Maßnahmen, die die Nutzung nicht beeinträchtigen, umzusetzen.

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07

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Entsprechend den Hinweisen zur Fließgewässerregeneration (www.wasser.sh), die für die Arbeitsgruppen eines der Grundlagenpapiere für den Einstufungsprozess waren, handelt es sich dabei überwiegend um die abschnittsweise Wiederherstellung von typspezifischen Strukturen. Hiermit können die Wasserkörper insgesamt aufgewertet werden. Für den Bereich der Sohle ist in den Hinweisen zur Fließgewässerregeneration bereits auf die Verringerung der Intensität der Gewässerunterhaltung hingewiesen worden, um die Laufentwicklung und die Strukturvielfalt zu verbessern. So kann zum Beispiel durch eine Pflanzenmahd, die nur in einem Teil des Abflussquerschnittes erfolgt, eine schlängelnde Abflussrinne erzeugt werden (Stromstrichmahd). Hierdurch werden schon innerhalb des vorhandenen Gewässerbettes verschiedene

Strömungsbedingungen geschaffen. Durch das Belassen von Pflanzen, Totholz und gegebenenfalls den gezielten Einbau von Störstellen, z.B. den Einbau von Strömungslenkern, kann der Prozess gezielt weiter entwickelt werden. Je nach Talraumbreite, Entwicklungsfreudigkeit des Gewässers in Abhängigkeit von Abfluss, den anstehenden Böden und Gefälle und den Restriktionen ist der Umfang der Maßnahme anzupassen. Das Beispiel zeigt die beginnende Krümmungserosion an einem Abschnitt der Radesforder Au, die (mittelfristig) zu einer Änderung der Laufentwicklung führt. In Abhängigkeit von Gewässertyp, Gefälle und Talraum sind entsprechend den derzeitigen Nutzungen moderate Maßnahmen im Zuge der Gewässerunterhaltung möglich, die langfristig zumindest in einigen Abschnitten des jeweiligen Wasserkörpers strukturverbessernde Entwicklungen unterstützen.

Abbildung 1: Stromstrichmahd in der Radesforder Au (Foto S. 127: A. Holm; oben: A. Bruens, BBS)

128

Schleswig-Holstein auf dem Weg zu einer schonenden Gewässerunterhaltung

Weitgehend natürlich

Entwicklung der Gewässer

Zulassen der eigendynamischen Entwicklung, ggf. Einstellen der Unterhaltung

5

Kontrollierte eigendynamische Entwicklung, punktuelle 4 Unterhaltung / Einstellen der Unterhaltung Gewässerrandstreifen, Ufergehölze mindestens einseitig, Reduzierte Unterhaltung

3

Weiter Entwicklungsraum

Ausgebauter Zustand, Kaum Gehölze, 2 Veränderte Unterhaltung

Randstreifen / Enger Entwicklungsraum Ausgebauter Zustand, Keine Gehölze 1 Regelunterhaltung

Weitgehend naturfern

Zeit

Abbildung 2: Diagramm zur zeitlichen Entwicklung der Gewässer

Um für die naturschonende Gewässerunterhaltung bei den unterhaltungspflichtigen Verbänden zu werben, wurden von der Arbeitsgruppe „Regeneration der Fließgewässer“ Kriterien zusammengetragen, nach denen Fließgewässer bislang in Schleswig-Holstein unterhalten werden. Diese sollen zu einer Beschäftigung mit der Art und dem Umfang notwendiger Unterhaltungsmaßnahmen anregen bzw. diese unterstützen. Dabei wird die rechtliche Notwendigkeit, den Abfluss des normalerweise dem Gewässer zufließenden Wassers sicherzustellen, nicht in Frage gestellt. Hierzu gehört auch, dass Dräns funktionstüchtig bleiben und erhebliche Hindernisse entfernt werden. Aber es ist auch auf die Verpflichtung, Lebensraum für Tiere und Pflanzen sicherzustellen beziehungsweise zu entwickeln, hinzuweisen. Die Berücksichtigung der geschützten Arten ist eine weitere Fragestellung, die das LANU mit den zuständigen Wasser- und Naturschutzbehörden noch klären wird. Die ökologischen Forderungen können erheblich besser wahrgenommen werden, wenn die die Unterhaltung durchführenden Personen einen entsprechenden Blick für die ökologischen Zusammenhän-

ge bekommen. Hierzu soll es Schulungsangebote für Lohnunternehmer geben, die wahrscheinlich über den Landesverband der Wasser- und Bodenverbände angeboten werden. Neben dem Nachweis über die Teilnahme an entsprechenden Schulungen sollten weitere Kriterien vor einer Auftragsvergabe bzw. der eigenverantwortlichen Durchführung durch den Verband geprüft werden. Hierzu gehört der flexible Einsatz des Lohnunternehmers, um sicherzustellen, dass bei „Gefahr im Verzug“ schneller gehandelt werden kann. Weiterhin wird damit die zum Teil vorauseilende Unterhaltungsmaßnahme, die gegebenenfalls überhaupt nicht erforderlich ist und der Entwicklung des Gewässers entgegensteht, entbehrlich. Auch die jeweilige Eignung der Geräte, die unter anderem dem Gewässertyp und dem umgebenden Wasserstand angepasst sein müssen, können Kriterien bei einer Ausschreibung sein. Ferner muss sicher gestellt werden – und das ist eine Aufgabe des LANU - dass alle geschützten Gebiete und soweit bekannt auch das Vorkommen geschützter Arten im und entlang des Gewässers in Karten gekennzeichnet sind.

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Die Arbeitsgruppe hat einige Beispiele aus den verschiedenen Naturräumen des Landes zusammengetragen, die jeweils zeigen, bei welchen Voraussetzungen die Unterhaltung weitgehend eingestellt werden konnte, welche Voraussetzungen dazu führten, nur noch im Einzelfall gezielt zu unterhalten und welche Gewässer weiterhin bei welchen Voraussetzungen regelmäßig der Unterhaltung bedürfen.

Die folgenden Beispiele aus der Flussgebietseinheit Eider stehen stellvertretend für eine größere Präsentation, die vom LANU bezogen werden kann. Sie soll andere Verbände anregen, die bisherige Unterhaltungspraxis zu überdenken, ihre Gewässer entsprechend den drei Kategorien einzuteilen und sukzessive zu entwickeln.

 Wallsbek unterhalb Wallsbüll  Flussgebietseinheit Eider  Bearbeitungsgebiet Bongsieler Kanal  Wasserkörper bo_1  Typ 14, sandgeprägter Bach  Einzugsgebiet rd. 2.600 ha  ausgebaut  keine Unterhaltung auf rd. 4,4 km Länge seit über 20 Jahren zwischen Wallsbüll und Schafflund Kriterien für die Einstellung der Unterhaltung: ➣ enger Talraum ➣ wg. ausreichendem Gefälle akzeptabler Rückstau bachaufwärts ➣ keine landwirtschaftliche Nutzung betroffener Aueflächen (➔ Forst- u. Sukzessionsflächen) ➣ keine Zuflüsse in dem betroffenen Abschnitt Abbildung 3: Beispiel Wallsbek - aufgrund der Randbedingungen erfolgt zurzeit keine Unterhaltung

 Rodau  Flussgebietseinheit Eider  Bearbeitungsgebiet Bongsieler Kanal  Wasserkörper bo_2  Typ 14, sandgeprägter Bach  Einzugsgebiet rd. 5.500 ha  ausgebaut  nach Bedarf Entkrautung der Sohle und Beseitigung von Abflusshindernissen in Handarbeit (jährlich)  keine Böschungsmahd Kriterien für die Art der Unterhaltung: ➣ ausreichendes Sohlgefälle und Gewässerprofil ➣ streckenweise vermehrter Krautwuchs wg. fehlenden Ufergehölzen ➣ gewässernahe Niederungsflächen z. T. mit Dränagen ➣ intensiv genutzte landwirtschaftliche Flächen Abbildung 4: Beispiel Rodau - bedarfsweise Unterhaltung ist erforderlich

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Schleswig-Holstein auf dem Weg zu einer schonenden Gewässerunterhaltung

 Arlau nördlich Olderup  Flussgebietseinheit Eider  Bearbeitungsgebiet Arlau  Wasserkörper ar_2  Typ 19, kleines Niederungsfließgewässer  Einzugsgebiet rd. 10.000 ha  ausgebaut  wechselseitige Böschungsmahd (2-jährig, Mähkorb), vierjährige Sohlmahd (Mähkorb)

Kriterien für die Art der Unterhaltung: ➣ ausreichendes Sohlgefälle und Gewässerprofil ➣ Krautwuchs wg. fehlenden Ufergehölzen ➣ gewässernahe Niederungsflächen z. T. mit Dränagen ➣ intensiv genutzte landwirtschaftliche Flächen Abbildung 5: Beispiel Arlau - hier ist es zurzeit erforderlich, weiterhin regelmäßig zu unterhalten

Schonende Gewässerunterhaltung Im Folgenden sind einige Regeln für die schonende Gewässerunterhaltung aufgeführt:  vor jeder Aktivität im Gewässer ist kritisch zu prüfen, an welchen Abschnitten welche Arbeiten überhaupt notwendig sind. Dem mit der Unterhaltung Beauftragten ist eine Karte mit der genauen Arbeitsbeschreibung zu übergeben,  möglichst große und zusammenhängende Teilbereiche des Gewässers sind nicht bzw. nur punktuell zu unterhalten,  besonders empfindliche Gewässerbereiche insbesondere Gewässersohle und unmittelbarer Uferbereich sollten nicht unterhalten werden,  Grundräumungen sollten, wenn überhaupt, erst dann durchgeführt werden, wenn nachgewiesen ist, dass zum Beispiel der zur Aufhöhung der Sohle führende Sandtransport die Entwässerung des Umlandes verhindert,  Reduzierung der Böschungsmahd auf ein Minimum. Im wassernahen Bereich sollte die Mahd unterbleiben, das Mähgut sollte immer außerhalb des Gewässerprofils abgelegt werden (Böschungsentwicklung bei Verzicht auf die Mahd beobachten: wird sie instabil? Führt Eisgang zu Pflanzenabbruch und Verstopfung von Durchlässen?)

 Beschränkung der Gehölzpflege auf ein Minimum. Falls doch ein Gehölzschnitt erforderlich ist, sollte dieser abschnitts- bzw. gruppenweise erfolgen. Lange schattenfreie Strecken sind zu vermeiden,  Totholz möglichst im Gewässer belassen,  Uferabbrüche, Sand- und Kiesbänke im Gewässer belassen bzw. zulassen  Anlage von Uferrandstreifen als Voraussetzung für die eigendynamische Entwicklungsmöglichkeit des Gewässers und die Extensivierung der Unterhaltung,  Pflanzenmahd bzw. Krauten des Gewässers nur soweit es zur Erhaltung der Abflussleistung zwingend notwendig ist, wenn möglich mit Abstandshalter (10-30 cm über der Bachsohle); Beschränkung auf die Mitte des Gewässers, wenn möglich schlängelnden Abflussquerschnitt schaffen, um eine Strömungsdiversität zu erreichen (Stromstrichmahd),  Berücksichtigung der Laichzeit der Fische,  Schonen naturnaher Strukturen, die sich das Gewässer bereits selbst wieder geschaffen hat.

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Erfolgskontrolle Der Einfluss der Unterhaltungsart und –intensität auf den ökologischen Zustand der Gewässerorganismen wurde 2006 in einem Gutachten (STILLER 2006) untersucht. Hierzu wurde an 100 Fließgewässerabschnitten in SchleswigHolstein die Makrophyten-Vegetation nach dem im sogenannten „PHYLIB“- Projekt (Makrophyten und Phytobenthos für eine leitbildbezogene Bewertung) vom Bayerischen Landesamt entwickelten Bewertungsverfahren nach den Vorgaben der Wasserrahmenrichtlinie aufgenommen und bewertet; zudem wurden Unterhaltungsart, -umfang und –intensität mit einem Fragebogen erhoben, den die betreuenden Verbände ausfüllten. Um den Datenbestand für statistische Auswertungen zu vergrößern, wurden die Makrophyten-Daten aus den Praxistestuntersuchungen 2005 hinzugezogen (LIETZ 2007) und an diesen Gewässerabschnitten ebenfalls die Unterhaltungsintensität erhoben. Die Rücklaufquote von 100 % der abgegebenen Fragebögen zeigt das große Interesse der Wasser- und Bodenverbände an dieser Thematik. Die Untersuchungsergebnisse belegen, dass die Art und Intensität der Gewässerunterhaltung die Qualität der Makrophytenbestände maßgeblich beeinflusst. Die Auswertung zeigt zudem klar, dass Makrophytenbestände sensibel auf Eingriffe in die Sohle reagieren. Von 41 Probestellen, an denen die Gewässersohle bei Unterhaltungsmaßnahmen nicht berührt wurde, war die Makrophytenvegetation an etwa zweidrittel der Probestellen in einem sehr guten oder guten ökologischen Zustand. An den 51 Probenstellen, an denen die Gewässersohle dagegen in vollem Umfang angetastet wird, sind nur knapp einviertel der Bestände in einem sehr guten oder guten Zustand, knapp die Hälfte der Probestellen wurde dagegen als unbefriedigend oder schlecht bewertet. Ein ähnliches Bild zeigt sich beim Einfluss der Häufigkeit der Gewässerunterhaltung bei Sohleingriffen auf die Qualität der Makrophytenvegetation (Abbildung 6). Die Ergebnisse bestätigen: je seltener die Unterhaltungsmaßnahmen die Sohle antasten, desto häufiger befindet sich die Makrophyten-Vegetation in einem guten oder sehr guten Zustand.

Die Ergebnisse dieser Studie belegen damit im Sinne einer Erfolgskontrolle, dass durch eine seltene und die Gewässersohle schonende Unterhaltung der ökologische Zustand der Fließgewässervegetation verbessert werden kann. Allerdings wird bei einer Veränderung der Unterhaltungspraxis die Gewässervegetation nicht schlagartig ihre ökologische Zustandsklasse verändern, da die in Zukunft schonend unterhaltenen Gewässerabschnitte erst durch die typspezifischen Arten besiedelt werden müssen.

Summary An important measure for regenerating running water systems is a reduction of river maintenance. Several examples demonstrate that the maintenance can be reduced or phased out in relation to the natural condition of the surrounding area and its land uses. Macrophyte investigations indicate that the intensity of maintenance work has strong effects on the ecological state of the vegetation.

Literatur LIETZ, Johanna (2007): Biologische Bewertungsverfahren im Test: Erste Ergebnisse aus dem Fließgewässer-Praxistest zur Umsetzung der WRRL in Schleswig-Holstein, Jahresbericht 2006/07 des Landesamtes für Natur und Umwelt Schleswig-Holstein, S. 105 - 113. STILLER, Gabriele (2006): Einfluss der Gewässerunterhaltung auf die Zusammensetzung und Vielfalt der Fließgewässervegetation in Schleswig-Holstein. Endbericht im Auftrag des Landesamtes für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein. 52 Seiten.

alle: Dezernat 41 – Fließgewässerökologie ➢ Annegret Holm Tel.: 0 43 47 / 704-484 [email protected] ➢ Dr. Michael Trepel Tel.: 0 43 47 / 704-445 [email protected] ➢ Dr. Karin Wolter Tel.: 0 43 47 / 704-487 [email protected]

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Schleswig-Holstein auf dem Weg zu einer schonenden Gewässerunterhaltung

Monitoring der Fischfauna in Seen: Methodenevaluation, Zusammenarbeit mit gewerblichen Binnenfischern und erste Ergebnisse zur Fischfauna ➢ Matthias Brunke und Elisabeth Wesseler

Der ökologische Zustand von Seen größer 50 ha ist nach Vorgaben der EU-Wasserrahmenrichtlinie (EU-WRRL) unter anderem auch durch die Fischfauna zu beurteilen. In Vorbereitung für ein Monitoring der Fischfauna der größeren Seen des Landes Schleswig-Holstein für die Bewirtschaftungszeiträume ab 2007 wurden fischbiologische Erhebungen von gewerblichen Binnenfischern durchgeführt und von freiberuflichen Fischbiologen begleitet. Das LANU hat hierzu Verträge mit 9 Binnenfischern abgeschlossen, die insgesamt 17 größere Seen bewirtschaften. Im Rahmen des Projektes stellen die Fischer zudem Informationen zu Besatz- und Fangstatistiken zur Verfügung. Ihre historischen Unterlagen zum Fangaufwand und zu den Fanggeräten (z. B. Reusen, Zugnetz) sowie zur Entwicklung der Artenzusammensetzung des Fischbestandes reichen bei manchen Seen, z. B. beim Kellersee bei Malente, bis in das vorletzte Jahrhundert zurück. Im Zeitraum von 1998 bis 2003 wurden durch den Landessportfischereiverband im Rahmen des Seenfischartenkatasters auch viele kleinere Seen befischt (HARTMANN & SPRATTE 2006). Die erhobenen Daten und Kooperationen dienen als Basis für ein späteres Monitoring der Fischfauna gemäß EU-WRRL. Die hierzu erforderlichen Bewertungsverfahren für Seen des norddeutschen Tieflandes werden im Rahmen eines Verbundprojektes der Länder erarbeitet, in das die gewonnenen Daten einfließen. Zentrale Punkte der Bewertung der Fischfauna sind die Artenzusammensetzung, Abundanzverhältnisse (Besiedelungsdichten) und Altersstruktur. Methodische Fragestellungen zum Monitoring wurden in einem Kooperationsprojekt mit dem Landessportfischereiverband untersucht (PURPS et al. 2006). Für das fischbiologische Monitoring lassen sich prinzipiell eine Reihe von Methoden anwenden und auch kombinieren, z. B. verschiedene Arten von Reusen,

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Stell- und Zugnetzen. Jedoch ist nicht nur eine Entscheidung bzgl. der Auswahl der Methoden bzw. Methodenkombinationen erforderlich, sondern auch eine Beurteilung, mit welchem zeitlichen und räumlichen Einsatz und Anzahl an Wiederholungen jede einzelne Methode eingesetzt werden sollte, um repräsentative Ergebnisse kosteneffizient zu erhalten.

Zusammenarbeit mit gewerblichen Binnenfischern Da die Untersuchung von Fischen in größeren Seen sehr aufwändig ist, haben das Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein und neun Binnenfischer bei den Untersuchungen auf 17 Seen zusammengearbeitet. Herzstück der Kooperation

zwischen Land und Binnenfischern ist die Auswertung von Zugnetzfängen, die die Fischer im Eigeninteresse durchführen. Die gefangenen Fische oder – bei großen Fängen eine Stichprobe werden von einem Fischereibiologen im Auftrag des Landesamtes einzeln vermessen und gewogen. Anschließend können die Fische vermarktet oder, wenn sie zu klein sind, wieder in den See zurückgesetzt werden. Die Auswertungen der Zugnetzfänge lassen Rückschlüsse auf die Alterszusammensetzung und den Ernährungszustand des Fischbestandes zu und damit auf die Lebensbedingungen im See. In Zeiten enger Haushaltsbudgets werden mit dieser Kooperation Synergieeffekte erzielt, die sowohl im Interesse der beteiligten Binnenfischer als auch des Landes sind.

Abbildung 1: Die Kooperation zwischen den Fischern und dem Land ist auch für die Medien interessant (Foto E. Wesseler)

134

Monitoring der Fischfauna in Seen: Methodenevaluation und erste Ergebnisse

Abbildung 2: Exemplarischer Fang einer Zugnetzbefischung auf dem Großen Eutiner See (Foto E. Wesseler)

Abbildung 3. Plötze als Steckfisch in einer Sommerwade, dem Zugnetz (Foto T. Böttger)

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07

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Methoden Zur Evaluation der Methodenkombinationen wurden (a) am Westensee erhobene Daten aus Zugnetz-, Stellnetz- und Reusenbefischungen und (b) ein im Rahmen eines Bundesforschungsprojektes am Schaalsee erhobener, umfangreicher Datensatz aus Zugnetz- und Uferbefischungen sowie Nordic-Multimaschennetzen ausgewertet (PURPS et al. 2006).

sich um eine quantitative Methode, so dass die so gewonnenen Daten die Fischdichten (Abundanzen) und Dominanzstruktur in einem See gut widerspiegeln. Einige Fischarten und juvenile Stadien haben jedoch ihren Verbreitungsschwerpunkt in den Uferbereichen oder können schlecht mit Zugnetzen erfasst werden. Daher unterstützen elektrische Uferbefischungen die Zugnetzbefischungen. Die mit Uferbefischungen gewonnenen Daten können die Artenlisten komplettieren und Informationen zur Alterstruktur, insbesondere zur Reproduktion einzelner Arten liefern. Bei den Uferbefischungen wurden verschiedene natürliche und anthropogene Habitate, wie z. B. Uferröhricht, Ufergehölz, steinige Uferzonen oder Badestellen, selektiv erfasst (Abbildung 5). Je nach See wurden 5 bis 9 Uferbefischungen durchgeführt, um eine repräsentative Anzahl an Habitaten zu befischen.

Bei den Befischungen im Rahmen des Kooperationsprojektes mit den Berufsfischern wurden das Freiwasser mittels Zugnetzbefischungen (Wadenfischerei, BÖTTGER 2006a,b) und die Ufer mittels Elektrofischerei (STAAS et al. 2006) erfasst (Tabelle 1). Die Netzlängen der eingesetzten Zugnetze betrugen zwischen 200 und 700 m, mit ihnen wurden Seeflächen zwischen 7 und 40 ha befischt (Abbildung 4). Je nach See wurden 2 bis 4 Netzzüge durchgeführt, um eine repräsentative Fläche zu befischen. Bei der Zugnetzfischerei handelt es

Tabelle 1: Anzahl der Netzzüge (2005, 2006) und Uferbefischungen (2006) in den untersuchten Seen (Böttger 2006a,b; Staas et al. 2006)

See

Netzzüge (2005)

Netzzüge (2006)

Uferbefischungen (2006)

Barkauer See

2

-

6

Bordesholmer See

2

2

6

Bothkamper See

2

2

9

Dieksee

2

4

8

Großer Binnensee

-

4

8

Großer Eutiner See

3

3

8

Großer Plöner See

3

10

9

Großer Pönitzer See

2

-

7

Hemmelsdorfer See

2

3

9

Kellersee

3

6

9

Kleiner Plöner See

-

6

9

Postsee

-

4

9

Selenter See

-

6

9

Sibbersdorfer See

2

1

6

Süseler See

2

2

5

Vierersee

-

2

8

Wardersee

2

4

9

136

Monitoring der Fischfauna in Seen: Methodenevaluation und erste Ergebnisse

Abbildung 4: Position und Fläche von Zugnetzbefischungen und Seenbeckengestalt am Beispiel des Kellersees (BÖTTGER 2006b)

Abbildung 5: Räumliche Verteilung der Strecken von elektrischen Uferbefischungen und Seenbeckengestalt am Beispiel des Kellersees. (STAAS et al. 2006)

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07

137

Ergebnisse

Kombination verschiedener Befischungsmethoden Von den 27 für die Referenzzönose des Schaalsees genannten Arten (MEHNER et al. 2004) wurden mit den eingesetzten Fanggeräten 19 nachgewiesen (Tabelle 2). Die meisten Arten wurden mit dem Zugnetz (16) gefangen, gefolgt von dem benthischen Nordic-

Stellnetz (15) und der Elektrofischerei (13). Der Fangerfolg des pelagischen Nordic-Netzes war gering (7). Auch die Frequenzen der Arten waren im Zugnetz am höchsten, dort wurden fünf Arten in jedem Hol gefangen. Das wurde für keine der Arten in den anderen Fanggeräten erreicht. Moderlieschen und Steinbeißer wurden nur mit der Elektrofischerei nachgewiesen, der Zander trat allein in einem Zugnetzfang auf (PURPS et al. 2006).

Tabelle 2: Frequenz (%) der Fischarten in den Fanggeräten im Schaalsee. Hellblau unterlegt = nur in einem Fanggerät nachgewiesen

Referenzartenliste Aal

Elektrofischerei

Zugnetz

Nordic benthisch

Nordic pelagisch

19 Stationen

12 Züge

61 Stationen

23 Stationen

68

100

Brasse

100

8

Dreist. Stichling

37

42

22

28

Flussbarsch

68

67

51

6

92

2

Güster Hecht

21

92

2

Kaulbarsch

32

100

82

Kleine Maräne

92

22

Maräne

25

2

61

Moderlieschen

21

Neunst. Stichling

21

Plötze

5

100

43

28

Quappe

47

17

37

6

Rotfeder

16

100

4

Schleie

42

33

2

Steinbeißer

32 92

53

94

58

6

6

15

7

Stint Ukelei

5

Zander

2

8

Aland Bachforelle Döbel Elritze Gründling Karausche Rapfen Schlammpeitzger Wels Summe Arten: 28

138

13

16

Monitoring der Fischfauna in Seen: Methodenevaluation und erste Ergebnisse

mit jeweils dem gesamten Datensatz sowie mit einem methodenspezifisch reduzierten Datensatz gearbeitet. Bei reduzierten Datensätzen wurden die methodenspezifisch seltenen, eher zufällig gefangenen Arten entfernt, um ein sinnvolleres und stabileres Ergebnis zu erhalten. Als Folge gehen die Kurven der kumulativen Artenzahl um einige Probenzahlen eher in den flacheren Bereich über.

Um den Aufwand abzuschätzen, der für den Nachweis einer bestimmten Zahl von Arten eingesetzt werden muss, wurde eine so genannte ’Species-Area Analyse’ durchgeführt. Als Ergebnis dieser statistischen Analyse liegt ein Diagramm vor, das darstellt, wie die Anzahl der Arten mit jeder zusätzlichen Probe kumuliert (Abbildung 6). Um den effizienten Aufwand zu bestimmen, der bei einer möglichst geringen Zahl von Proben die meisten Arten liefert, wird der Bereich in der Abbildung gewählt, in dem die Kurve abflacht und kaum noch weitere Arten hinzugefangen werden. Für diese Auswahl gibt es jedoch keine unabhängigen Kriterien. Bei der Auswertung wurde

Die Auswertung für den Schaalsee zeigt, dass bei der Zugnetzfischerei der Aufwand auf eine Zahl von vier Zügen mit Reduzierung und bis zu sechs Zügen für die unreduzierte Liste eingegrenzt werden kann. Für die Elektrofischerei erscheint eine Anzahl von bis zu zehn Uferbefischungen sinnvoll. Im Fall der starken Reduzierung der Artenzahl auf zwei bei dem pelagischen Stellnetz wird sogar schon nach vier Proben keine weitere Zunahme der Anzahl der Arten erreicht (Abbildung 6). Die Zugnetzbefischung lieferte die höchsten Artennachweise, gefolgt von den Uferbefischungen. Die Stellnetze erwiesen sich als nur wenig effektiv, um Arten nachzuweisen.

Anzahl der Arten [N]

Mit den angewendeten Methodenkombinationen wurden im Westensee bis auf Karausche und Steinbeißer nahezu alle Arten der Referenzzönose gefangen. Die meisten Arten wurden von den Reusen erfasst, dort konnten 14 der 16 Arten der Referenzzönose nachgewiesen werden. Die Zugnetzfänge erbrachten zwölf Fischarten, mit den Stellnetzkombinationen wurden elf Arten gefangen.

Abbildung 6: Kumulative Artenzahl für die im Schaalsee mit Elektrofischerei, Nordic-Multimaschennetzen und Zugnetz durchgeführten Hols. r = um jeweils selten gefangene Arten reduziert, p = pelagisch.

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139

Erste Ergebnisse der Befischungen Häufigste Fischarten Bei den Befischungen der 17 Seen in Kooperation mit den Berufsfischern wurden insgesamt 30 Arten nachgewiesen. Ausschließlich mit Zugnetzen wurden die Große und Kleine Maräne, Forelle, Stint und Zander gefangen. Hingegen wurden Bitterling, Blaubandbärbling, Hasel und Moderlieschen nur durch Uferbefischungen nachgewiesen (Tabelle 3).

In der Gesamtbetrachtung aller Gewässer und Hols zählen Flussbarsch, Plötze, Hecht und Brassen zu den häufigsten Fischarten, da sie in über 90% der Hols festgestellt wurden. Die größten Dichten erreichen jedoch nur zwei Arten, Plötze und Brassen, die zusammen insgesamt zwischen ca. 60 bis 95% der gefangenen Individuen stellen. Bei den Uferbefischungen tragen noch Flussbarsch und Rotfeder mit zusammen bis zu 30% zur Besiedlungsdichte bei.

Tabelle 3: Mit Zugnetz- und Uferbefischungen nachgewiesene Arten in den 2005 und 2006 untersuchten 17 Seen

Art

Netzzüge

Uferbefischungen

Aal

x

x

Aland

x

x

Bitterling

x

Blaubandbärbling

x

Brassen

x

x

Dreist. Stichling

x

x

Flussbarsch

x

x

Forelle

x

Giebel

x

Große Maräne

x

Gründling

x

x

Güster

x

x

Hasel

x

Hecht

x

x

Karausche

x

x

Karpfen

x

x

Kaulbarsch

x

x

Kleine Maräne

x

Moderlieschen

x

Neunst. Stichling

x

x

Plötze

x

x

Quappe

x

x

Rotfeder

x

x

Schlei

x

x

Sonnenbarsch

x

x

Steinbeißer

x

x

Stint

x

Ukelei

x

x

Wels

x

x

Zander

x

Alterstruktur Aus den Individualvermessungen der Fische lässt sich die Altersstruktur für die Populationen der Arten eines Gewässers über Diagramme zur Längenhäufigkeitsverteilung darstellen. Damit können dann Rückschlüsse auf die selbstständige Reproduktion der Art in dem

140

x

Gewässer gezogen werden. Bei sich reproduzierenden Arten zeigt die Längenhäufigkeitsverteilung in der Regel mehrere Alterskohorten, auch mit juvenilen Stadien (Abbildung 7a). Bei Arten, die besetzt werden, fehlen in der Regel die juvenilen Stadien (Abbildung 7b).

Monitoring der Fischfauna in Seen: Methodenevaluation und erste Ergebnisse

Abbildung 7: Längenhäufigkeitsverteilung der Quappe aus Uferbefischungen (a) und der Großen Maräne aus Netzzügen (b) am Beispiel des Kellersees.

Typische Fischartengemeinschaften Obwohl Brassen und Plötzen die höchsten Dichten in den Seen stellen, lassen sich die Seen in verschiedene Fischartengemeinschaften je nach dem Vorkommen charakteristischer Arten gruppieren. Diese charakteristischen Arten müssen nicht zwingend die höchsten Dichten aufweisen, sondern zeigen durch ihr Vorkommen bestimmte Habitateigenschaften des Sees an. Für eine solche Gruppenbildung werden statistische Verfahren wie Clusteranalysen und Ordinationen angewendet. Diese Gruppenbildungen sind für die fischbiologische Typisierung der Seen erforderlich, da die Bewertung auch typbezogen er-

folgen muss. Eine fischbiologische Typisierung der Seen muss nicht notwendigerweise deckungsgleich zu hydrologischen und morphologischen Typisierungen sein. Beispielhaft werden mit den 2006 erhobenen Zugnetzdaten die Gruppierungen mittels einer Hauptkomponentenanalyse (Ordination) dargestellt (Abbildung 8). Mit diesem statistischen Verfahren können die wesentlichen ökologischen Gradienten entdeckt sowie auch Gruppierungen durchgeführt werden. Es dient der Datenexploration und erleichtert die Analyse komplexer, so genannter multivariater Datensätze.

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141

In den untersuchten Seen lassen sich vier charakteristische Gruppen unterscheiden: Brassen und Kaulbarsch (Großer Binnensee, Wardersee, Hemmelsdorfer und Bothkamper See), Flussbarsch und Kleine Maräne (Selenter See), Zander und Plötze (Kleiner Plöner See), Große Maräne (Kellersee, Dieksee, Vierersee, Bordesholmer See). Die restlichen Seen lassen sich nicht zuordnen, da die Zusammensetzung der einzelnen Hols zu unterschiedlich war oder die Dominanz der Plötze eine charakteristische Zuordnung verhindert. Anzumerken ist, dass die taxonomische Ein-

ordnung der Großen Maräne zurzeit unklar ist. Diese Gruppen spiegeln jedoch nicht zwangsläufig die natürlichen fischbiologischen Seentypen wider, sondern auch die Bewirtschaftungspraxis. Beispielsweise handelt es sich bei dem polytrophen Bordesholmer See nicht um einen Maränensee. Eine fischbiologisch gültige Typisierung für die Seen des norddeutschen Tieflands und ein daran angepasstes Bewertungsverfahren werden in einem laufenden Verbundprojekt der Bundesländer derzeit entwickelt.

Abbildung 8: Statistische Analyse (Ordination) der Befischungsdaten von Netzzügen an 15 Seen in Schleswig-Holstein in 2006 (n = 59). Linke Seite: Ordinationsdiagramm der Probenscores, rechte Seite: Ordinationsdiagramm der Fischarten (loadings). Obere Reihe: Faktoren 1 und 2, untere Reihe: Faktoren 1 und 3

142

Monitoring der Fischfauna in Seen: Methodenevaluation und erste Ergebnisse

Zusammenfassung 1. Im Rahmen von Kooperationen zwischen dem Landesamt für Natur und Umwelt und dem Landessportfischereiverband sowie den gewerblichen Binnenfischern wurden Vorarbeiten für das folgende Monitoring der Fischfauna aufgrund der EU-Wasserrahmenrichtlinie (EU-WRRL) zwischen 2004 und 2006 durchgeführt. Zum einen wurden dabei Untersuchungen und Auswertungen zu methodischen Fragestellungen bearbeitet. Zum anderen wurden grundlegende Datensätze zur Fischfauna in 17 Seen mittels Zugnetzen und Uferbefischungen erhoben. Die Ergebnisse dienen zur Entwicklung kosteneffizienter Methoden für die Erhebung repräsentativer Daten, die zu Bewertungen des ökologischen Zustandes von Seen gemäß der EU-WRRL herangezogen werden können. 2. Eine Methodenkombination aus Zugnetzund Uferbefischungen ist sinnvoll, um die Artenzusammensetzung möglichst vollständig zu erfassen. Zugnetzbefischungen liefern geeignete Daten von Fischdichten. Uferbefischungen vervollständigen die Artenliste und liefern Informationen zur Reproduktion vieler Arten, die für die Bewertung der Altersstruktur wichtig sind. 3. Zwei bis vier Zugnetzbefischungen erwiesen sich als kosteneffiziente Lösung, um möglichst repräsentative Daten für die meisten Seen zu erhalten. In Großseen kann es jedoch erforderlich sein, die Anzahl der Zugnetzbefischungen zu erhöhen. Im Allgemeinen ergänzen 6 bis maximal 10 Uferbefischungen die durch die Zugnetzbefischungen erhaltenen Informationen bzgl. des Fischartenspektrums und der Altersstruktur. Die Angaben der Berufsfischer komplettieren das Artenspektrum auch um seltenere Arten. 4. Eine fischbiologische Seentypisierung und ein Bewertungsverfahren werden aktuell in einem Verbundprojekt für das norddeutsche Tiefland entwickelt. Fischbiologisch werden derzeit die untersuchten Seen durch die Bestände von Brassen, Kaulbarsch, Plötze, Flussbarsch sowie Große

und Kleine Maräne charakterisiert. Diese Gruppeneinteilungen folgen nur teilweise den natürlichen Typen, insofern sie durch eine Bewirtschaftung überprägt sein können.

Summary 1. Preparatory work for the monitoring of fish according to the EC Water Framework Directive (WFD) has been conducted within the framework of cooperation between the State Agency for Nature and Environment (LANU) and both associations of professional fishers and anglers between 2004 and 2006. First, investigations and analyses concerning methodological questions had been addressed. Second, fishery data had been surveyed in 17 lakes by using trawl nets and shoreline electrofishing. 2. The fish species composition of lakes can best be obtained by combining trawl nets and shoreline electrofishing. The densities of pelagic fish are represented by trawl net fishing. Shore line electrofishing completes the species list recorded by trawl net fishing and provides information about reproductive success of many fish species, which is important for the assessment of the age structure. 3. A replication of 2 up to 4 trawl net fishing samples for most lakes is a cost-efficient approach to obtain representative data. However, in large lakes it may be necessary to increase the number of samples. In general, 6 to 10 shoreline electrofishing samples are sufficient to supplement information concerning the species stock and age structure. The data of professional fishers complete the species stock by rare species. 4. At present, a fishbiological typology of lakes and an assessment system for lowland lakes is under development within a framework of a joint project of several states. The investigated lakes were characterized by the dominance of bream, roach, perch and ruffe and the occurrences of two coregonid whitefish species.

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07

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Literatur BÖTTGER T. (2006a): Erprobung eines Monitorings der Fischfauna gemäß der EU-WRRL mittels Wadenfischerei in 12 Seen Schleswig-Holsteins in Zusammenarbeit mit den Binnenfischern. Gutachten im Auftrag des Landesamtes für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein. BÖTTGER T. (2006b): Fischereibiologische Begleitung und Qualitätssicherung der Vorarbeiten von gewerblichen Binnenfischern für ein WRRL-Monitoring 2006 in 15 Seen Schleswig-Holsteins. Gutachten im Auftrag des Landesamtes für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein. HARTMANN U., SPRATTE S. (2006): Süßwasserfische, zehnfüßige Krebse und Großmuscheln in Schleswig-Holstein. Lebensraum Seen und Weiher. Landessportfischerverband. Hrsg.: Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein. 175 S. MEHNER T., DIEKMANN M., GARCIA X-F., BRÄMICK U., LEMCKE R. (2004): Ökologische Bewertung von Seen anhand der Fischfauna. Berichte des IGB 21:202 PURPS M., NEUKAMM R., BRUNKE M. (2006): Pilotprojekt zur Entwicklung eines geeigneten Verfahrens zur Erhebung, Aufbereitung

144

und Auswertung fischereifachlicher Daten zur Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie in Schleswig-Holstein. Abschlussbericht. Im Auftrag des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Landwirtschaft des Landes Schleswig Holstein. 198 S. STAAS S., ROCHOL F., SCHARBERT A. (2006): Vorbereitung eines Monitorings der Fischfauna der größeren Seen des Landes SchleswigHolsteins gemäß EU-WRRL - begleitende Elektrobefischungen. Gutachten im Auftrag des Landesamtes für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein.

Danksagung Wir danken den teilnehmenden Berufsfischern für ihre Kooperationsbereitschaft sowie für die Bereitstellung von Fangprotokollen und historischen Fangaufzeichnungen.

➢ Dr. Matthias Brunke Dezernat 41 – Fließgewässerökologie Tel.: 0 43 47 / 704-473 [email protected] ➢ Elisabeth Wesseler Dezernat 43 – Seen Tel.: 0 43 47 / 704-427 [email protected]

Monitoring der Fischfauna in Seen: Methodenevaluation und erste Ergebnisse

Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie: Einrichtung des Messnetzes für die Überwachung des chemischen Zustands der Grundwasserkörper in Schleswig-Holstein ➢ Herbert Angermann

Die EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) fordert für die Überwachung des Grundwassers ein Messnetz, dass mit einer ausreichenden Anzahl repräsentativer Messstellen flächendeckend Auskunft über den Zustand des Grundwassers gibt. Dieses Monitoring-Messnetz musste nach den Vorgaben der Richtlinie bis Ende des Jahres 2006 eingerichtet und anwendungsbereit sein.

Grundwasserkörper In den bisherigen Grundwasserbeschaffenheitsmessnetzen wurden in Schleswig-Holstein zur Bewertung hydrogeologische Einheiten oder - für das oberflächennahe Grundwasser - die naturräumliche Gliederung des Landes herangezogen. In der Wasserrahmenrichtlinie dagegen sind als Bewertungseinheiten die Einzugsgebiete oder Teilgebiete der Gewässer vorgesehen. Zur Beurteilung des Zustandes des Grundwassers gibt die WRRL den Begriff Grundwasserkörper vor und legt das Hauptaugenmerk auf den obersten Grundwasserleiter, denn in diesem sind am ehesten Einflüsse von der Erdoberfläche erkennbar. Ausgehend davon, dass das oberflächennahe Grundwasser über große Bereiche in Verbindung mit dem Oberflächenwasser steht und vielerorts auch in den Gewässern wieder austritt, wurden - nach einem Erprobungslauf im Stör-Einzugsgebiet - die Grundwasserkörper in ihrer Fläche an die Einzugsgebiete der Oberflächengewässer angepasst. Zusätzliche Gliederungseinheiten bildeten die Verbreitung der Deckschichten und auch weiterhin die Grenzen der Naturräume in Schleswig Holstein. Der zu überwachende Grundwasserkörper als oberer Grundwasserleiter ist definiert als das erste Grundwasservorkommen mit einer Mindestmächtigkeit von 10 m bei einem freien Grundwasserleiter bzw. 5 m bei einem abgedeckten, gespannten Grundwasserleiter. Bereiche, in denen bis zu einer Tiefe von 50 m unter Gelände kein solcher Grundwasserleiter erbohrt wurde, sind als Weißflächen (kein oberer Grundwasserleiter vorhanden) gekennzeichnet.

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145

Eine weitere wichtige Planungsgrundlage für den Zuschnitt der Grundwasserkörper und auch die darauf folgende Gefährdungsabschätzung bildete die in der Abteilung Geologie und Boden im LANU entstandene Karte der Schutzwirkung der Deckschichten, in der die den oberen Grundwasserleiter überdeckenden Schichten mit Schutzwirkung, wie Geschiebemergel, Ton, Schluff oder Klei in drei Stufen (ungünstig: < 5 m, mittel: 5-10 m und günstig: >10 m) in der Fläche dargestellt sind.

In den drei Haupteinzugsgebieten in Schleswig-Holstein Elbe, Nordsee, Ostsee (jetzt neu nach WRRL Flussgebietseinheiten Elbe, Eider und Schlei/Trave) wurden insgesamt 60 Grundwasserkörper ausgewiesen, die dann später, nach der Validierung der Gefährdungseinschätzung, zu 53 Grundwasserkörpern zusammengeführt wurden (s. Tabelle 1 und Abbildung 1). Für die chemischen Messnetze wurden innerhalb der Flussgebietseinheiten Grundwasserkörper mit gleicher Beschaffenheit und Belastung zu Grundwasserkörpergruppen (Tabelle 1, Spalten 2 und 5) zusammengefasst.

Abbildung 1: Grundwasserkörper in SchleswigHolstein und angrenzenden Teilen Hamburgs und Mecklenburg-Vorpommerns

146

EU-WRRL: Messnetz für die Überwachung des chemischen Zustands der Grundwasserkörper

Tabelle 1: Grundwasserkörper und Grundwasserkörpergruppen in Schleswig-Holstein

Flussgebietseinheit Eider

El05

-

NOK Marschen

El08

-

Stör

Ei03 Ei-a Föhr Geest

El10

-

Stör Marschen und Niederungen

Ei05

Amrum

El11

-

Krückau Marschen Nord

Ei02

Sylt Marschen

El12

-

Bille Niederungen (HH)

Ei04

Föhr Marschen

El13

-

Krückau Altmoränengeest Nord

Ei06

Nordmarsch-Langeness

El14

-

Bille Altmoränengeest Mitte

Ei07 Ei-b Hooge

El15

-

Bille Altmoränengeest Süd

Ei08

Pellworm

El16

-

Alster östl. Hügelland Nord

Ei09

Nordfriesische Marsch

El17

-

Bille östl. Hügelland Mitte

Ei10

Nördliches Eiderstedt

El19

-

Elbe Lübeck Kanal-Geest

Ei01

Sylt Geest

Ei11

-

Arlau/Bongsieler Kanal Geest

SU1

-

Boize/Schaale West (M-V)

Ei12

-

Eider/Treene östl. Hügelland Ost

SU2

-

Schaale Ost (M-V)

Ei13

-

Eider/Treene östl. Hügelland West

Ei14

-

Eider/Treene Geest

ST01

Ei15

-

Eider/Treene Marschen und Niederungen

ST02

Stapelholm

ST04

Ei16

Flussgebietseinheit Schlei/Trave

Ei17 Ei-c Erfder Geest

ST03

Ei18

Nördl. Dithmarscher Geest

ST05

Ei20

-

Miele Marschen

ST06

Ei21

-

Miele Altmoränengeest

ST07

Ei22

-

Gotteskoog Marschen

ST08

Ei23

-

Gotteskoog Altmoränengeest

ST09

Flussgebietseinheit Elbe

ST12

NOK östl. Hügelland Nordost

ST11

NOK östl. Hügelland Südost

ST15

El01 El02

El-a

El03

-

NOK östl. Hügelland West

ST17

El04

-

NOK Geest

ST16

Gefährdungseinschätzung Ausschlaggebend für die Dichte des Messnetzes in den Grundwasserkörpern war die Gefährdungseinschätzung. Diese wurde vor den Planungen für das Messnetz bereits im Jahre 2003 durchgeführt. Anhand der Verteilung und Mächtigkeit der Deckschichten sowie weiterer Daten zur Landnutzung (CORINE Land Cover) und zur Viehbesatzdichte wurde festgelegt, ob ein Grundwasserkörper als gefährdet anzusehen ist, die Ziele der Wasserrahmenrichtlinie zu erreichen. Die entscheidende Größe hierbei waren die Deckschichten. Mit kleinen Abwei-

ST-a ST-b ST-c ST-d ST-f -

Flensburg Vorgeest Flensburg östl. Hügelland Ost Angeln östl. Hügelland West Angeln östl. Hügelland Ost Dänischer Wohld östl. Hügelland Stadt Kiel östl. Hügelland Kossau/ Oldenburger Graben Fehmarn Schwentine Unterlauf Schwentine Oberlauf Schwentine Mittellauf Trave West Trave östl. Hügelland Ost Trave östl. Hügelland Mitte

chungen ergab sich, dass die Grundwasserkörper unter den sehr guten Deckschichten des östlichen Hügellands und unter den Kleischichten der Marschen an der Westküste und in den Elbmarschen als ungefährdet eingestuft werden konnten. In den eher sandigen Bereichen der Geest und der Vorgeest führte die Gefährdungseinschätzung dazu, dass dort der überwiegende Teil der Grundwasserkörper als gefährdet eingestuft wurde. Das gleiche gilt für die Geestkerne der Nordfriesischen Inseln.

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Abbildung 2: Ergebnis der Gefährdungsabschätzung der Grundwasserkörper

Messnetzplanung Die Anzahl der Messstellen in einem Grundwasserkörper richtet sich nach seiner Größe und der Gefährdungseinschätzung. Bei nicht gefährdeten Grundwasserkörpern mit in der Regel günstiger Schutzwirkung der Deckschichten wurde ein vergleichsweise dünnes Messnetz ohne Berücksichtigung der Landnutzung im Umfeld der Messstellen geplant. Diese Messstellen sind zum großen Teil vorhanden und gehören zum Grundwasserstandsmessnetz des Landes oder zu einem der bisherigen Grundwasserbeschaffenheitsmessnetze. Sie verteilen sich gleichmäßig über die Grundwasserkörper und repräsentieren jeweils eine Fläche von 150 bis 200 km2. In Anbetracht der Notwendigkeit einer operativen Überwachung in den als gefährdet eingestuften Grundwasserkörpern ist die Messnetzdichte bei diesen Grundwasserkörpern vergleichsweise hoch angesetzt. Die Messstellen repräsentieren hier jeweils eine Fläche von 50 bis 75 km2. Da sich die Verteilung der Deckschichtenarten in der jeweiligen Anzahl an Messstellen widerspiegeln sollte, wurden für die Grundwasserkörper zunächst die prozentualen Flächenanteile mit günstigen, mittleren und ungünstigen Deckschichten ermittelt. 148

Weiter wurden die Flächenanteile für Bebauung, Wald, Acker- und Grünland aus den CORINE Land Cover-Daten ermittelt. Aus diesen Angaben errechnete sich dann, wie viele Messstellen insgesamt und für jede Nutzungsart in dem Grundwasserkörper vorhanden sein sollen. Am Beispiel des Grundwasserkörpers El04 Nord-Ostsee-Kanal Geest (831 km2 groß, Flächennutzung: 26% Acker, 57% Grünland, 10% Forst, 4% Siedlung. Deckschichten: 13% günstig, 35% mittel, 52% ungünstig) wird die Vorgehensweise näher erläutert. Bei der hier erforderlichen größten Messnetzdichte ergaben sich für diesen Grundwasserkörper 17 Messstellen. Nach der Verteilung der Flächennutzung sollten 4 Messstellen mit überwiegend Ackerland im Umfeld, 10 mit Grünland, 2 im Wald und eine in einer Ortslage sein. Von diesen Messstellen sollte nach der Schutzwirkung der Deckschichten die Hälfte im Bereich ungünstiger Schutzwirkung angeordnet werden. Die andere Hälfte der Messstellen sollte etwa im Verhältnis zwei Drittel zu ein Drittel im Bereich mittlerer und günstiger Schutzwirkung angeordnet werden.

EU-WRRL: Messnetz für die Überwachung des chemischen Zustands der Grundwasserkörper

Der nächste Schritt war der Abgleich mit den vorhandenen Messstellen - nicht nur der Landesmessnetze, sondern auch zum Beispiel den Messnetzen der Wasserwerksbetreiber. Für jeden Grundwasserkörper wurden alle technisch geeigneten Messstellen, die im oberen Hauptgrundwasserleiter verfiltert sind, selektiert und für diese die überwiegende Art der Landnutzung im 500 m-Umkreis ermittelt. Bei geeigneten Messstellen erfolgte dann noch der Abgleich, ob sie in das Verteilungsmuster der Deckschichten passten.

Bei El04 konnten bei der „Durchforstung“ der Messstellenbestände 9 geeignete Messstellen aus verschiedenen Messnetzen und Untersuchungsprogrammen gefunden werden. Dazu kamen 2 Messstellen der Wasserwerke Hohenwestedt und Nortorf (s. Tabelle 2). Für 6 Grünland-Planungspunkte je mit zur Hälfte ungünstigen und mittleren Deckschichten gab es keine passenden Messstellen.

Tabelle 2: Messnetzplanung El04

MESSSTELLE Flächenanteil Grünland in El04: JEVENSTEDT SÜD TENSBÜTTEL OST F1 WW Bargstedt (Nortorf) M5 HOLSTENNIENDORF neu KATENSTEDT neu WARRINGHOLZ WH1 F1 KLÜSKOPPEL neu LIESB ÜTTEL neu STAFSTEDT neu OSTERSTEDT neu Flächenanteil Acker in El04: ALBERSDORF BRAHMKAMP F1 BRICKELN KUHLENBERG WW Hohenwestedt AB 3 F1 WENNBÜTTEL NORD F1 Flächenanteil Wald in El04: BURG RAMSBERG LÜTJENWESTEDT F1 Flächenanteil Siedlung in El04: SCHACHT-AUDORF RÜTGERSSTR F1

Neubau zusätzlicher Messstellen Das neue chemische Messnetz im oberen Grundwasserleiter umfasst in Schleswig-Holstein 216 Messstellen für die überblicksweise Überwachung. Davon werden in den 24 als gefährdet eingestuften Grundwasserkörpern 161 Messstellen ebenfalls für das operative Messnetz benutzt. Fast 80 % konnten aus den vorhandenen Messstellen des Landes, der Wasserwerksbetreiber sowie der Kreise und kreisfreien Städte ausgewählt werden. Aufgrund der sehr detaillierten Anforderungen hinsichtlich der Flächennutzung im Um-

EDV-NR 57% 6601 2631 6711 8500 6643 8393 6642 6646 6644 6645 26% 2617 2478 6712 2633 10% 2651 6040 4% 6400

DECKSCHICHT

NUTZUNG

ungünstig ungünstig ungünstig ungünstig ungünstig mittel mittel mittel mittel günstig

Grünland Grünland Grünland Grünland Grünland Grünland Grünland Grünland Grünland Grünland

ungünstig ungünstig mittel günstig

Acker Acker Acker Acker

ungünstig mittel

Wald Wald

mittel

Siedlung

feld der Messstellen und auch der Schutzwirkung der Deckschichten mussten an 45 Standorten neue Messstellen eingerichtet werden. Es fehlten in vielen Fällen Grünlandmessstellen mit ungünstiger oder mittlerer Schutzwirkung der Deckschichten. Diese überwiegend sehr flachen Messstellen wurden im Herbst 2005 im Trockenbohrverfahren eingerichtet. In einigen Fällen mussten Bohrungen an einem anderen Standort wiederholt werden, da die vorgefundene Deckschichtsituation nicht der erwarteten entsprach. Ende 2005 wurde das komplette Messnetz erstmalig beprobt.

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Bohrung für den neubau der Messstelle ST11/04 Passop bei Dersau am Großen Plöner See, um die Grundwasserbeschaffenheit im Bereich der Grünlandflächen zu ermitteln

Nach einer zweiten Beprobung im Frühjahr 2006 und der Auswertung der Untersuchungsergebnisse erfolgte die Überprüfung, ob sich der nach der Gefährdungseinschätzung festgelegte Zustand der Grundwasserkörper durch die Untersuchungsergebnisse bestätigt hat (Validierung). In fast allen Fällen hat sich die Gefährdungseinschätzung bestätigt. Drei kleinere Grundwasserkörper im Raum Flensburg und in Kiel konnten als „in gutem Zustand“

150

umgestuft werden und einige Grundwasserkörper wurden zusammengelegt.

➢ Herbert Angermann Dezernat 44 – Grundwasserhydrologie; Grundwasserschutz Tel.: 0 43 47 / 704-466 [email protected]

EU-WRRL: Messnetz für die Überwachung des chemischen Zustands der Grundwasserkörper

MAEWEST – Die marine Umwelt der westlichen Ostsee ➢ Andreas Omlin, Joachim Voß Hans-Christian Reimers und Thomas Hirschhäuser

Zusammenfassung Das INTERREG III-A Projekt „Die marine Umwelt der westlichen Ostsee“ (MAEWEST: Marine Environment of the Western Baltic Sea) dient der Schaffung IT-gestützter Werkzeuge für ein verbessertes Umweltmanagement in der westlichen Ostsee. Neben einem operationellen Modell, das den aktuellen Zustand der Ostsee bestmöglich reproduziert und auch vorhersagt, wurden mehrere Szenarienmodelle entwickelt, mit deren Hilfe die Auswirkungen geplanter Maßnahmen auf Wasserqualität, Eutrophierungszustand und Sauerstoffgehalt simuliert werden können. Das INTERREG III-A-Programm ist eine EUGemeinschaftsinitiative, welche die grenzübergreifende Zusammenarbeit von Regionen fördert. Im Bereich von Schleswig-Holstein und Dänemark nutzen die drei Regionen Schleswig / Sønderjylland, K.E.R.N. / Fyn und Ostholstein-Lübeck / Storstrøm die finanzielle Unterstützung der EU zur Verbesserung ihrer jeweiligen Kooperation (Abbildung 1). Im Projekt MAEWEST geht die Zusammenarbeit sogar noch einen Schritt weiter, da alle drei Programmregionen zu gleichen Teilen an diesem Vorhaben beteiligt sind. Die drei dänischen Regionen werden im Projekt durch die jeweiligen Fachabteilungen ihrer Amtsverwaltungen vertreten. Das LANU ist für alle drei schleswigholsteinischen Regionen verantwortlich und somit einziger deutscher Projektpartner.

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Abbildung 1: INTERREG-Regionen und Projektpartner

Ganz im Sinne der Idee des INTERREG-Programms wird die westliche Ostsee im Projekt MAEWEST über die territorialen Grenzen hinaus als ein Ganzes betrachtet. Um Vorgänge wie Eutrophierung, Sauerstoffschwund oder Algenblüte räumlich zu erfassen, zu beschreiben und zu prognostizieren, werden - als Hauptziel von MAEWEST - Computermodelle entwickelt, die den realen, hydrographischen und chemischen Zustand des Meeresgebietes so gut wie möglich abbilden. Eine wesentliche Vorraussetzung dieses Vorhabens ist, dass der reale Zustand zumindest an ausgewählten Stellen bekannt ist, damit die Modelle hieran kalibriert werden können. Hierfür war eine ausreichende Datenerhebung notwendig, zu der einerseits das chemische und biologische Monitoring des LANU beitrug, für die andererseits aber auch eine Vielzahl gesonderter Beprobungen durchzuführen waren. Vergleichbare Überwachungen der marinen Umwelt wurden auch von den dänischen Partnern in ihren jeweiligen Amtsbezirken getätigt.

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Zusammen mit weiteren verfügbaren Datenbeständen, wie z. B. Messungen von Pegeln und Bojen, wurden alle diese Daten im Projekt zusammengeführt, um als Stützstellen der Modelle zu fungieren. Einen ganz wesentlichen Beitrag der Projektpartner stellen die Abflussmessungen aller einmündenden Fließgewässer dar. Die hierbei ermittelten Werte über Abflussmengen sowie Stickstoff- und Phosphorfrachten werden als landseitige Stoffeinträge in die Modelle eingespeist. Ebenso finden meteorologische Größen wie Niederschläge, Wind oder Sonneneinstrahlung (Tageslänge, Grad der Bewölkung) ihren Eingang in das Modell. Die Computermodelle wurden von DHI water & environment aus Dänemark auf Basis der MIKE Software-Familie erstellt. Sie bestehen aus einem operationellen Modell (für die gesamte Region) und mehreren Szenarien-Modellen (für die gesamte Region sowie für vier lokale Gebiete).

MAEWEST – Die marine Umwelt der westlichen Ostsee

Das operationelle Modell Die Visualisierung von Messdaten und Modellergebnissen zur Erforschung der Ausdehnung und Geschichte von Wassermassen sind das Hauptziel des operationellen Modells. Es umfasst als regionales Modell die gesamte westliche Ostsee, die weiße Umrandung in Abbildung 2 zeigt seine Ausdehnung. Es hat eine horizontale Auflösung von 1.852 m (1 sm) – 617 m im Kleinen Belt (1/3 sm) - und eine vertikale Auflösung von 1 m. Entsprechend stellen diese Werte die Kantenlängen der einzelnen Segmente dar, durch die der gesamte Modellraum als Rechteckgitter nachgebildet wird. Je-

des einzelne Segment enthält als Eigenschaft zeitlich veränderliche Werte für die relevanten Parameter, wie z. B. Sauerstoff- oder Salzgehalt. Über mathematische Funktionen werden die Austauschprozesse zwischen den Segmenten beschrieben. Über die offenen Randsegmente an der nördlichen und östlichen Grenze werden die Ein- bzw. Ausströmungen aus dem Kategatt und der zentralen Ostsee als zweidimensionale Funktionen in das Modell integriert. Austauschprozesse mit den Sedimenten werden in den untersten Segmenten und meteorologische Einflüsse an der Wasseroberfläche berücksichtigt.

Abbildung 2: Ausdehnung des operationellen Modells (weiße Umrandung)

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Für die Kalibrierung wurden an zehn Positionen (Abbildung 2, PROF) zahlreiche Vertikalprofile für die Parameter Temperatur (T), Salzgehalt (S), gelöster Sauerstoff (DO), Stickstoff (N), Phosphor (P), Chlorophyll und Primärproduktion verwendet. An fünf der zehn Positionen standen zusätzlich Messbojen (Abbildung 2, BUOY) zur Verfügung, die permanente Aufzeichnungen für T und S lieferten. Diverse Pegel und die verfügbaren Daten aus dem Standard-Monitoring gingen ebenfalls ein. Zusätz-

lich wurden als gesonderte Messkampagne im April und September 2005 große Längsprofile (Abbildung 2, rote gestrichelte Linien) gefahren, entlang derer zahlreiche Vertikalprofile für die Parameter T, S und DO aufgenommen wurden. Und schließlich wurde noch eine Messkampagne zur Sedimentbeprobung durchgeführt (Abbildung 3), um die Austauschprozesse zwischen Wassersäule und Sedimenten zu bewerten.

Abbildung 3: Einsatz des ’Minimuc’ zur Sedimentbeprobung

Das operationelle Modell wird auf einem Server bei DHI water & environment unter der Internetadresse http://www.maewest.dhi.dk betrieben und ist dort für alle Interessierten frei zugänglich. Das Modell errechnet seit Juni 2005 mehrmals täglich für jedes Segment den aktuellen Zustand für:  Salzgehalt  Temperatur  Sauerstoff  Stickstoff  Phosphor  Chlorophyll

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und gibt diese animiert für das Wasser an der Meeresoberfläche oder das Bodenwasser aus (Abbildung 4). Darüber hinaus werden an der Meeresoberfläche  Wasserstände  Meeresströmungen  Windgeschwindigkeiten  Luftdrücke ebenfalls zeitlich animiert dargestellt.

MAEWEST – Die marine Umwelt der westlichen Ostsee

Abbildung 4: Modellergebnis vom 01.08.2006, 12:00 Uhr, für den Sauerstoffgehalt (DO) einen Meter über dem Meeresboden

Die Zeiträume für die gewünschte Ausgabe können frei gewählt werden. Es stehen dabei sowohl die Berechnungen der Vergangenheit zur Verfügung, als auch eine Vorhersage für die nächsten drei Tage. Durch den Modellraum laufen mehrere große Längsprofile (transects), entlang derer die Modellergebnisse als Querschnitte ausgegeben werden können; auch hier erfolgt dies animiert mit der Auswahlmöglichkeit für den gewünschten Zeitraum und Parameter. Und schließlich können für acht ausgewählte Stationen die Modellberechnungen als Zeitreihen betrachtet werden. Im schleswig-holsteinischen Küstengewässer umfasst dieses Angebot die Stationen Kleverberg (Ausgang der Kieler Förde), Fehmarn Belt und Lübecker Bucht. Neben den Modellergebnissen liefert die Internetpräsenz für 19 Stationen auch reale Messwerte, z. B. vom Leuchtturm Kiel und anderen MARNET-Stationen. Als eine weitere Funktionalität werden die Modellergebnisse und die Messwerte als Zeitreihen in einem Diagramm dargestellt, um die Realitätstreue der Modellberechnungen im Sinne einer Qualitätssicherung darzulegen. Der Informationsgehalt des operationellen Modells ist also sehr umfassend und kann die MitarbeiterInnen des Dezernats für Küstengewässer bei der täglichen Arbeit unterstützen. So kann vor einer Messfahrt mit MS Haithabu die Situation in der Ostsee analysiert und die Fahrtplanung gegebenenfalls optimiert werden. Steht beispielsweise für die erste Ausfahrtswoche das nördliche Küstengewässer der Ostsee auf dem Programm, gemäß Modell zeichnet sich jedoch eine außergewöhnliche Situation in der Lübecker Bucht ab,

so kann zeitnah reagiert werden, indem als Erstes der südliche Bereich angefahren wird. Eine weitere direkte Anwendung des operationellen Modells ist im Bereich der Algenüberwachung gegeben. Wird beispielsweise innerhalb der Kieler Förde ein verstärktes Auftreten von Mikroalgen detektiert, so kann MAEWEST Informationen darüber liefern, ob auch außerhalb der Förde eine solche Konzentration zu erwarten ist. Denn dieses Phänomen ist unmittelbar mit einer Steigerung des Chlorophyllgehalts verknüpft und dieser ist einer der im Modell zur Verfügung stehenden Parameter. Über die Visualisierung der zurückliegenden Wassermassenbewegungen, angezeigt durch Salzgehalt und Temperatur, kann MAEWEST bei der Einschätzung der Genese und Ausdehnung von Algenpopulationen unterstützen. Und schließlich kann die Dreitageprognose genutzt werden, um sich ein Bild von der zu erwartenden Entwicklung zu verschaffen. Das dem operationellen Modell zugrunde liegende regionale Modell steht den Partnern zusätzlich auch direkt in der Software ’MIKE 3’ zur Verfügung. Im LANU soll auf dieses Programm zukünftig über das Netz zugegriffen werden können, allerdings nicht durch mehrere Benutzer gleichzeitig, da aus Kostengründen nur eine Lizenz erworben wurde. Die LANU-Instanz ermöglicht dann den Zugriff auf den vollen Funktionsumfang der MIKE-Software. So können beispielsweise beliebige Querschnitte aus dem Modell extrahiert oder Zeitreihen für jede Position erstellt werden.

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Die Szenarienmodelle Die MIKE-Software ermöglicht es, das Modell auf verschiedene Art und Weise zu variieren. Es kann die Topographie des Meeresbodens (Bathymetrie) verändert, es können Quellen oder Senken eingebaut und es können die physikalischen Funktionen, welche die Abbauprozesse in den Segmenten und die Austauschprozesse zwischen den Segmenten beschreiben, angepasst werden. Diese Funktionalitäten bilden die Grundlage für die Modellierung von Szenarien. Hierfür steht nicht nur das regionale Modell zur Verfügung. Zusätzlich wurden im Projekt vier lokale Modelle, eines für jeden Projektpartner, entwickelt (Abbildung 5): auf deutscher Seite für die Kieler Förde und auf dänischer Seite für die Flensburger

Förde (Sønderjylland), das südfynische Inselmeer („Dänische Südsee“, Fyn) und die Smålands-Gewässer (Storstrøm). Die lokalen Modelle weisen eine dreifach höhere horizontale Auflösung (617 m) als das regionale Modell auf, um die kleinräumigen, örtlichen Strukturen adäquat abbilden zu können. Die vertikale Auflösung beträgt ebenfalls 1 m. Für die Kalibrierung wurden in den vier Gebieten monatlich Profile für die Parameter S, T und DO von dem jeweils zuständigen Partner gefahren. Da das lokale Modell der Flensburger Förde natürlich auch für Schleswig-Holstein von Interesse ist, wurden dort auch von deutscher Seite Messungen durchgeführt.

Abbildung 5: Szenarienmodelle, regionales Modell (weiße Umrandung) und vier lokale Modelle (rote Umrandungen)

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MAEWEST – Die marine Umwelt der westlichen Ostsee

Szenarienmodelle können die Auswirkungen von Veränderungen beteiligter Parameter darstellen:  Die extreme Variation von Parametern kann zeigen, ob diese überhaupt von Relevanz sind oder aber auch das maximal Erreichbare darlegen.  Für geplante Maßnahmen lassen sich deren Erfolg, Teilerfolg oder die Wirkungslosigkeit abschätzen.  Für das Modellierungsgebiet können die für Maßnahmen am besten geeigneten Bereiche herausgearbeitet werden.  Es kann quantifiziert werden, in welcher Größenordnung sich Maßnahmen bewegen müssen, um in absehbarer Zeit einen merklichen Erfolg zu erzielen. Damit helfen die Szenarienergebnisse sowohl bei der Abschätzung der benötigten Mittel als auch bei der Optimierung ihres Einsatzes. Die Möglichkeiten für die Anwendung der Szenarienmodelle sind sehr vielfältig. Eine praxisnahe Fragestellung für das lokale Modell der Kieler Förde wäre, wie sich die Situation in diesem Gewässer darstellen würde, wenn die Frachten der Schwentine um ein bestimmtes Quantum reduziert werden könnten. Analog ließe sich mit dem regionalen Modell überprüfen, was eine Senkung aller landseitigen Einträge bewirken würde. Eine weitere sehr konkrete lokale Anwendung wäre die Modellierung der Folgen für den Temperatur- und Sauerstoffhaushalt bei einer angenommenen Verdopplung der Kühlwassereinleitung des Kieler Kraftwerks. Denkbar wäre auch die Überprüfung der Auswirkungen von Veränderungen in der Bathymetrie, etwa durch massive Ausbaggerungen oder durch sehr große Baumaßnahmen direkt an der Küste. Die Szenarienmodelle für die Küstengewässer lassen sich mit Szenarien aus dem Hinterland verknüpfen. Die Nährstoffmodellierung eines Einzuggebietes oder die Modellierung eines Fließgewässers findet so in MAEWEST die geeignete Plattform für eine logische Fortführung.

Das sehr erfolgreich verlaufene Projekt MAEWEST endete nach einer Laufzeit von drei Jahren im April 2007. Als Ergebnis hat es mit den Modellen wertvolle Werkzeuge für das Umweltmanagement hervorgebracht und stark zur Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen den Umweltbehörden der Anrainerländer der westlichen Ostsee beigetragen. Es wurden bereits erste Perspektiven für weitere Anwendungen und die Weiterentwicklung der Modelle sowie für die zukünftige Zusammenarbeit entwickelt. Die Fortsetzung des Projekts auf Basis des geknüpften Netzwerkes wird deshalb von allen Beteiligten angestrebt.

Summary The INTERREG-III-A-project MAEWEST, Marine Environment of the Western Baltic Sea, provides IT-based tools for an advanced management of the environment of the western Baltic Sea. As well as being an operational model, which reproduces and predicts the actual state at the best, several scenario models were developed in order to simulate the impact of planned measures on water quality, state of eutrophication and oxygen content.

Die ersten 3 Autoren: Dezernat 46 – Küstengewässer ➢ Andreas Omlin Tel.: 0 43 47 / 704-413 [email protected] ➢ Dr. Joachim Voß Tel.: 0 43 47 / 704-443 [email protected] ➢ Dr. Hans-Christian Reimers Tel.: 0 43 47 / 704-436 [email protected] ➢ Dr. Thomas Hirschhäuser Dezernat 42 – Hydrologie und Morphologie der Fließ- u. Küstengewässer; Geographische Informationssysteme Tel.: 0 43 47 / 704-486 [email protected]

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Geologische 3-D-Modellierung des Untergrundes – Ergebnisse aus dem INTERREG IIIB-Projekt BurVal ➢ Wolfgang Scheer, Jens Kröger und Reinhard Kirsch

Als Mitinitiator und Partner wirkte das Landesamt für Natur und Umwelt (LANU) SchleswigHolstein von 2004 bis 2006 in dem von der EU geförderten, dänisch-niederländisch-deutschen INTERREG IIIB Projekt BurVal mit. Ziel des Projektes war die Erkundung der geologischen Zusammenhänge in tiefen eiszeitlichen Rinnensystemen, die international als buried valleys bezeichnet werden. In sechs Pilotgebieten waren innovative hydrogeologische und geophysikalische Methoden im Hinblick auf präzise Arbeitsergebnisse sowie Kosteneffizienz einzusetzen und ihre Nutzbarkeit für Fragen der Grundwassergewinnung und des Grundwasserschutzes zu optimieren. Die Ergebnisse wurden mit Hilfe 3-dimensionaler geologischer Modelle ausgewertet und visualisiert. Das hier beschriebene Modell der Ellerbeker Rinne wurde von den geologischen Landesdiensten der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) Hamburg (vormals BUG) und dem LANU gemeinsam entwickelt. Nähere Informationen zum Projekt können auf der Homepage http://www.burval.org eingesehen werden.

Abbildung 1: Übersicht der sechs Projektgebiete und der neun Projektpartner

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Eiszeitliche Rinnen (Buried Valleys) Die in den sechs Pilotgebieten untersuchten eiszeitlichen Rinnen wurden im Verlauf der Kaltzeiten des Quartärs von Gletschereis und Schmelzwässern canyonartig bis mehrere hundert Meter tief in den Untergrund eingeschnitten. Den Erosionsphasen folgten im kurzen zeitlichen Abstand Sedimentationsphasen,

in denen die großräumigen Hohlformen vom Schutt der Gletscher wieder „begraben“ wurden, so dass sie heute an der Geländeoberfläche nicht mehr erkennbar sind. Im Hinblick auf die Grundwasserbewegung und als Grundwasserspeicher haben die eiszeitlichen Rinnen eine herausragende Bedeutung. Abbildung 2 gibt einen Überblick der Verbreitung solcher Strukturen in Schleswig-Holstein.

Das Projektgebiet Ellerbeker Rinne Das Projektgebiet der Ellerbeker Rinne liegt an der westlichen Landesgrenze zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein. Durch vorangegangene Untersuchungen waren hier bereits zahlreiche hydrogeologische Informationen vorhanden, die zur Eichung und Bewertung

der eingesetzten geophysikalischen Verfahren herangezogen werden konnten. Auf Grund ihrer Dimension, ihres internen Aufbaus sowie ihrer hydraulischen Anbindung an die umgebenden jungtertiären Grundwasserleiter ist die Ellerbeker Rinne aus hydrogeologischer Sicht zudem wasserwirtschaftlich und wissenschaftlich interessant.

Abbildung 2.: Verbreitung eiszeitlicher Rinnen in Schleswig-Holstein

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Geologische 3-D-Modellierung des Untergrundes – Ergebnisse aus dem INTERREG IIIB-Projekt BurVal

Abbildung 3: Lage des Untersuchungsgebietes Ellerbeker Rinne

Abbildung 4: Geologischer Aufbau im Projektgebiet Ellerbeker Rinne

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Die Schnittdarstellung in Abbildung 4 zeigt den Aufbau der im Projekt untersuchten geologischen Schichtfolge: Im Bereich Elmshorn und Quickborn fallen die aus großer Tiefe aufgestiegenen Salz-, Gips- und Tongesteine des Perm (>200 Mio. Jahre alt) auf. Sie haben die Lagerungsverhältnisse der Ablagerungen des Tertiärs (dargestellte Schichtfolge ca. 50 – 5 Mio. Jahre alt) stark beeinflusst: Als tiefste untersuchte Tertiärschicht ist der Untere Glimmerton abgebildet, der von den für die Trinkwasserversorgung genutzten Braunkohlensanden (BKS) überlagert wird. Durch den Hamburger Ton werden die Braunkohlensande in die Unteren BKS und die Oberen BKS unterglie-

dert. Letztere werden vom Oberen Glimmerton flächenhaft abgedeckt. Das jüngste tertiäre Schichtglied sind die regional verbreiteten marinen Glimmerfeinsande. Die vorgenannte, relativ gleichförmige tertiäre Schichtfolge wird von sehr heterogen aufgebauten Sedimenten des Quartärs, vorherrschend eiszeitliche Geschiebemergel, Sande und Kiese, sowie Tone und Schluffe, überlagert. Im Verlauf der Ellerbeker Rinne haben sich die eiszeitlichen Ablagerungen tief in die oben genannten tertiären Tone und Sande eingeschnitten.

Abbildung 5: Karte der Tiefenlage der Quartärbasis bezogen auf NN, Verlauf der Ellerbeker Rinne

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Geologische 3-D-Modellierung des Untergrundes – Ergebnisse aus dem INTERREG IIIB-Projekt BurVal

Die Rinne erstreckt sich aus dem Stadtgebiet von Hamburg in Richtung Nordwesten bis über Barmstedt hinaus über eine Länge von über 40 Kilometern (Abbildung 5). Ihre mittlere Breite beträgt zwei bis drei Kilometer. Dabei erreicht sie in weiten Teilen Tiefen von 300 bis 400 Metern unter NN, lokal ist sie sogar deutlich über 400 Metern tief. Die Sande innerhalb der Rinne stellen einen regional bedeutenden Grundwasserleiter dar, der an den Rinnenflanken mit den umgebenden tertiären Wasserleitern hydraulisch verbunden ist.

Die Erkundung des Untergrundes – Entwicklung einer geologischen Modellvorstellung Zum Verständnis der Untergrundverhältnisse muss zunächst ein grobes, dreidimensionales

Strukturmodell entworfen werden. Einen direkten, aber nur lokal sehr begrenzten Einblick in die Tiefe bekommt man durch die Auswertung von Aufschlussbohrungen (Abbildung 6). Der Schritt hin zu einem dreidimensionalen Modell erfolgt über die zweidimensionale Darstellung in Schnittkonstruktionen (Abbildung 7), in denen die Informationen aus mehreren Bohrungen korreliert werden, das heißt: wiederkehrende Schichten werden identifiziert und verbunden. Aus mehreren Einzelschnitten lässt sich ein Schnittraster (Abbildung 8) erstellen, aus dem ein räumliches Bild des Untergrundes entsteht. Aus diesem können dann Themenkarten wie beispielsweise Tiefenlinienkarten einzelner Schichten konstruiert werden.

Abbildung 6: Auswertung einer Aufschlussbohrung: links die Bohrsäule mit der Beschreibung der erbohrten Schichten und einer stratigraphischen Einordnung, rechts die Diagramme der geophysikalischen Bohrlochmessungen

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Abbildung 7: Korrelation von Bohrungen und Erstellung eines geologischen Schnittes

Abbildung 8: Schnittraster und beispielhaft eine daraus abgeleitete Themenkarte zu Verbreitung, Tiefenlage und Mächtigkeit einer geologischen Schicht

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Geologische 3-D-Modellierung des Untergrundes – Ergebnisse aus dem INTERREG IIIB-Projekt BurVal

Geophysikalische Erkundung des Untergrundes Ergänzend zu Bohrungen liefern geophysikalische Messungen von der Erdoberfläche oder vom Helikopter aus einen Einblick in die Tiefe. Diese Techniken liefern flächenhafte Informationen und schließen so die Bereiche zwischen den Aufschlussbohrungen mit Daten.

Von den zur Verfügung stehenden geophysikalischen Verfahren hat sich im Projekt BurVal besonders der Einsatz von Seismik, Geoelektrik, Elektromagnetik und Gravimetrie bewährt. Zwei Beispiele von Messverfahren, deren Daten für die Optimierung des digitalen geologischen 3-D-Modells genutzt wurden, sind in den Abbildungen 9 und 10 dargestellt.

Abbildung 9: Aeroelektromagnetik, Messsystem SkyTEM, Helikopter mit Messapparatur Farbkodierung: rot, gelb, orange – überwiegend sandige Schichten (hoher elektrischer Widerstand); blau und grün – überwiegend tonige, schluffige Schichten (geringer elektrischer Widerstand)

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Abbildung 9 zeigt das von einem Helikopter geschleppte Elektromagnetik-System SkyTEM, eine Entwicklung der Universität Aarhus, mit dem die Verteilung des elektrischen Widerstands des Untergrundes bestimmt wird. Aus der wiederum können Rückschlüsse auf die räumliche Verteilung von grundwasserleitenden und –geringleitenden Sedimenten gezogen werden. Das in der Abbildung dargestellte Diagramm zeigt für ein etwa fünf Kilometer langes Messprofil den Schichtaufbau bis in eine Tiefe von 280 Metern unter Gelän-

de. Deutlich sind im zentralen Teil des Profils die grundwasserführenden Sande der Ellerbeker Rinne als rot bis orange markierte Bereiche mit hohen elektrischen Widerständen zu erkennen. Die blau eingefärbten Partien mit niedrigen elektrischen Widerständen zeigen die Verbreitung von Tonen. Außerhalb der Rinne sind es die tertiären Tone des Oberen und Unteren Glimmertons, in der Rinne ist es der so genannte Lauenburger Ton, der die Rinnenwasserleiter als schützende Deckschicht überlagert.

Abbildung 10: Seismische Messungen, oben: Vibrator als seismische Quelle zur Erzeugung von Erschütterungswellen; unten: seismisches Profils durch die Ellerbeker Rinne, farbig abgesetzt sind die tertiären Gesteine

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Geologische 3-D-Modellierung des Untergrundes – Ergebnisse aus dem INTERREG IIIB-Projekt BurVal

weitere Anwendungen des 3-D-Modells

Aufbau des geologischen 3-D-Modells (Spezialsoftware)

Von der analogen geologischen Modellvorstellung zum digitalen geologischen 3-D-Modell Die geologischen Verhältnisse im Untergrund können analog nur zweidimensional in Profilzeichnungen und thematischen Karten dargestellt werden. Besonders wenn komplexe geologische Strukturen verstanden, abgebildet und bewertet werden sollen, ergeben sich teilweise große Schwierigkeiten. Digitale geologische 3-D-Modelle, wie sie im Projekt BurVal eingesetzt wurden, bieten die Möglichkeit, die Geometrien der verschiedenen Schichten des Untergrundes detailliert im Rechner zu konstruieren und abzubilden. Weiterhin besteht ein großer Vorteil darin, dass die Gesteinseigenschaften der Schichtkörper in den Modellen dreidimensional dargestellt und mit statistischen Verfahren weiter bearbeitet werden können.

Gesteinseigenschaften

Andere

Geophysikalische Daten

Auf dem Markt stehen hierzu zahlreiche Softwarelösungen zur Verfügung, die sich in ihrer Leistungsfähigkeit und Anwenderfreundlichkeit stark unterscheiden. Im Rahmen des Projekts BurVal wurde die Software Gocad eingesetzt.

Karten

Profile

Bohrdaten

Verbreitung und Formatierung der Basisdaten

Der Einsatz seismischer Messungen hat eine lange Tradition in der Untersuchung des tiefen Untergrundes zur Kohlenwasserstoff-Exploration. Neuere technische Entwicklungen ermöglichen zusätzlich die seismische Erkundung flacherer Untergrundstrukturen, so dass dieses Verfahren auch im Bereich der Hydro- und Ingenieurgeologie angewandt wird. So konnte die Geometrie der Ellerbeker Rinne durch seismische Messungen bedeutend genauer bestimmt werden. Abbildung 10 zeigt einen 2.800 Meter langen und 600 Meter tiefen seismischen Profilschnitt durch die Ellerbeker Rinne, aus dem die Tiefenlage und der komplexe interne Aufbau erkennbar sind. Eingeschnitten ist die Rinne in tertiäre Sedimente, bei denen es sich um Tone (blau = Oberer Glimmerton und Hamburger Ton, grün = Unterer Glimmerton und ältere Tone) und Sande (gelb = Obere und Untere Braunkohlensande) handelt. Die seismischen Messungen wurden vom Institut für Geowissenschaftliche Gemeinschaftsaufgaben (GGA) in Hannover durchgeführt.

Abbildung 11: Flussdiagramm zum Aufbau eines geologischen 3-DModells

Datenkontrolle, Datenhomogenisierung und Überführung in programmkompatible Datenformate

Datenimport und weitere Datenkontrolle

3-D Oberflächenmodell

3-D Körpermodell

Export in spezielle 4/5-D Modelle zur Berechnung der zeitlichen und räumlichen Entwicklung bestimmter Parameter (z. B. GW-Modelle, Geothermische Modelle

Datenexport (Karten, Schnitte)

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Aufbau des digitalen geologischen 3-D-Modells Die Konstruktion des geologischen 3-D-Modells erfolgt in mehreren Schritten (Abbildung 11). Es können Daten unterschiedlichster Art importiert werden, die zunächst jedoch kontrolliert, homogenisiert und in Formate überführt werden müssen, die von der eingesetz-

ten Software verarbeitet werden können. Zudem ist es sinnvoll, den Daten je nach ihrer Verlässlichkeit eine Wertigkeit zuzuordnen, die später bei der Modellierung beachtet werden sollte. Nachdem die Grunddaten modellgerecht aufbereitet wurden, können sie für die Berechnung eines ersten groben Flächenmodells importiert werden (Abbildung 12).

Abbildung 12: Import der Basisdaten aus Bohrprofilen,Schnittzeichnungen, Strukturkarten und seismischen Profilen

Abbildung 13: Erzeugen des Modellrasters einer Fläche

Dazu werden die vorbereiteten Basisdaten genutzt, um die Grenzflächen der zu modellierenden geologischen Schichten zu erzeugen. Das Modell entwirft hierzu ein Raster, das die für die Berechnung der Fläche bestimmten Punkte räumlich verbindet. In weiteren Schritten kann dieses Raster an die Datenstruktur angepasst und gegebenenfalls verdichtet werden (Abbildung 13). Fehlerhafte Daten können in diesem Stadium leicht erkannt, überprüft und gegebenenfalls entfernt werden. Zur anschließenden Berechnung der Fläche kann festgelegt werden, welche Rasterknoten als Fixpunkte gesetzt werden sollen und für welche eine mehr oder weniger große Abweichung zugelassen wird. Dadurch kann, ent-

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sprechend der vorher definierten Wertigkeit, bestimmt werden, dass ausgewählte Punkte, deren Daten als zuverlässig angesehen werden, nach der Interpolation weiter exakt in den berechneten Flächen liegen. In weiteren Arbeitsschritten können zusätzliche Daten in das Modell importiert und verarbeitet werden. Abbildung 14 zeigt Beispiele, wie geophysikalische Daten genutzt wurden, um die Geometrie der Rinne zu korrigieren und die aktualisierten Flächen neu zu berechnen. Es ist ein bedeutender Vorteil der digitalen geologischen Modelle, dass sich auch nach Fertigstellung des Modells jederzeit neue Daten zur Aktualisierung ohne großen Aufwand einfügen lassen.

Geologische 3-D-Modellierung des Untergrundes – Ergebnisse aus dem INTERREG IIIB-Projekt BurVal

Abbildung 14: Verarbeitung seismischer Profile (links) und elektromagnetischer SkyTEM Daten (rechts) im Modell

Abbildung 15: Geologisches Modell der Ellerbeker Rinne mit Detaildarstellung

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Die Abbildung 15 gibt einen räumlichen Eindruck von der Dimension der Ellerbeker Rinne, die bis über 400 Meter tief in die umgebenden tertiären Schichten eingebettet ist. Die in der Rinne vorhandenen Grundwasserleiter bilden zusammen mit den tertiären Oberen und Unteren Braunkohlensanden einen großräumigen, hydraulisch zusammenhängenden Grundwasserspeicher, der für die Trinkwasserversorgung der Region eine wichtige Rolle spielt. Basierend auf den zuvor berechneten Flächen können in sich geschlossene Körper der einzelnen Schichten des Modells erstellt werden, so dass der komplette dreidimensionale Raum mit Daten belegt werden kann. Werte für unterschiedliche Parameter, wie die hydraulischen Gesteinsdurchlässigkeiten, den Porenraum, geophysikalische oder geochemische Gesteinsparameter können so in ihrer räumlichen Verteilung innerhalb der Gesteinskörper zugeordnet und mit Hilfe von statistischen Verfahren weiter bearbeitet werden.

Weitere Nutzung und Präsentation digitaler geologischer 3-D-Modelle Der große Vorteil der digitalen Modellierung liegt in der Möglichkeit, Daten unterschiedlichster Art zu importieren und für den Aufbau eines in sich konsistenten Schichtenmodells zu verarbeiten. Hierbei können selbst komplexe geologische Verhältnisse abgebildet und auch für Nichtfachleute anschaulich präsentiert werden. Die Form der möglichen Präsentation reicht vom Ausdruck von Schnitten und Karten bis hin zur automatisierten Animation, wie beispielsweise einem virtuellen Kameraflug durch den Untergrund oder dem Ausdruck mit modernen 3-D-Druckern in realen „begreifbaren“ 3-D-Modellen. Je nach Bedarf können die Geometrien sowie die Parameterbelegung der digitalen geologischen Modelle in andere Programme exportiert und weiterverarbeitet werden. So finden beispielsweise die Schichtdaten des Modells Ellerbeker Rinne zukünftig eine praktische Anwendung in einem Grundwasserströmungsmodell, das für die Bewirtschaftung und für das Wasserrechtsverfahren eines großen Wasserwerkes erstellt wird.

170

Das 3-D-Modell der Ellerbeker Rinne selbst wird zukünftig seitens der BSU und des LANU weiter gepflegt und um Flächen in Hamburg und Schleswig-Holstein erweitert werden. Die Ergebnisse des Projekts BurVal sind in dem Handbuch „Groundwater Resources in Buried Valleys – a Challenge for Geosciences“ (BURVAL WORKING GROUP 2006) beschrieben.

Summary During the years 2004 to 2006 LANU was one of nine international partners in the Project BurVal, which was funded by the INTERREG IIIB Programme of the EU. The aim of the project BurVal was to develop tools for the investigation of buried valleys under the aspect of groundwater supply and groundwater protection. Within the frame of the project innovative hydrogeological and geophysical methods had been applied and optimized in six pilot areas. For visualisation and verification the results have been integrated into digital geological 3D-Models. Further information about the project can be seen on http://www.burval.org.

Literatur BURVAL WORKING GROUP (2006): Groundwater resources in buried valleys, Project Report, Hannover Homepage: www.burval.org

➢ Wolfgang Scheer Dezernat 51 – Geologie Tel.: 0 43 47 / 704-525 [email protected] ➢ Jens Kröger Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt Geologisches Landesamt Billstraße 84, 20539 Hamburg Tel.: 040 / 42 845 – 26 89 [email protected] ➢ Dr. Reinhard Kirsch Dezernat 54 – Ingenieurgeologie; Energierohstoffe; Geopotenziale des tieferen Untergrundes Tel: 0 43 47 / 704-534 [email protected]

Geologische 3-D-Modellierung des Untergrundes – Ergebnisse aus dem INTERREG IIIB-Projekt BurVal

Vorrat ist der beste Rat – Möglichkeiten der energetischen Nutzung des tieferen Untergrundes von Schleswig-Holstein ➢ Claudia Thomsen und Thomas Liebsch-Dörschner

Zukünftige Energiegewinnung und Energienutzung können sich nicht alleine auf die Bereitstellung fossiler Energieträger und deren Umwandlung in Strom, Wärme und Bewegungsenergie beschränken, da die Vorräte an fossilen Rohstoffen weltweit begrenzt sind. Zunehmend werden daher – nicht nur aus dem wichtigen Aspekt des Klimaschutzes heraus alternative Energieformen wie Erdwärme, Biomasse, Solar- und Windenergie die fossilen Energieträger ersetzen müssen. Der zunehmende Einsatz von stark witterungsabhängigen und somit nicht steuerbaren Stromerzeugungstechnologien wie Windkraftund Solaranlagen, saisonale und tageszeitliche Bedarfsschwankungen (Strom, Erdöl/Erdgas, Wärme) sowie Preisdifferenzen zwischen den vergleichsweise günstigen Grundlastenergien und den teuren Spitzenlastenergien (Strom, Erdgas) machen flexible Speichertechnologien erforderlich. Die Speicherung von Energie wird daher zukünftig als ein zentrales Thema für eine verantwortungsvolle Energiepolitik zu behandeln sein. Im geologischen Untergrund in Schleswig-Holstein sind neben den natürlichen Energieressourcen wie Erdöl auch Ressourcen an Wärmeenergie vorhanden, die mit Hilfe geothermischer Verfahren gewonnen werden können. Das Bereitstellen von strategischen Energieressourcen durch Speicherung von Energieträgern in geologisch geeigneten Strukturen ist eine Option, die zukünftig im Zusammenhang mit der Diskussion um Klimaschutz und Klimawandel ergriffen werden muss. Die dazu notwendigen Potenziale sind in Schleswig-Holstein vorhanden.

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07

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1. Natürliche geologische Energieressourcen (Geologische Energievorräte)

1.1. Erdöl Vor 150 Jahren wurde in Schleswig-Holstein Erdöl entdeckt, das man zunächst für Beleuchtungszwecke und für das Schmieren der Wagen verwendete. Erst als moderne Erkundungsmethoden, insbesondere die Anwendung geophysikalischer Verfahren, neue Erkenntnisse über den geologischen Aufbau des Untergrundes Schleswig-Holsteins brachten,

Produktion (t)

2500000

konnte im Jahr 1935 mit der Bohrung `Holstein 2´ die erste regelmäßige Erdölförderung beginnen. Die in den Folgejahren intensivierte Suche mit geophysikalischen Methoden und zahlreichen Bohrungen führte zur wirtschaftlichen Erschließung des Feldes Heide und später zur Förderung im Ostholsteintrog - mit den Feldern Boostedt, Plön Ost, Schwedeneck und Schwedeneck-See. Mit der Entdeckung des Erdölfeldes Mittelplate ist das größte deutsche Erdölfeld entwickelt worden, das als einziges noch in Schleswig-Holstein aktiv ist (Abbildung 1).

Erdöl- und Erdölgasförderung in Schleswig-Holstein 1990-2005

2000000 1500000 1000000 500000

04 20

02 20

00 20

98 19

96 19

94 19

92 19

19

90

0

Produktionsjahr Abbildung 1: Erdöl- und Erdölgasförderung in Schleswig-Holstein. Quelle: Berichte des NLfB, Hannover, von 1991-2006

1.1.1. Reserven, Ressourcen Das Erdölfeld Mittelplate (Abbildung 2), am südlichen Rand des Nationalparks Wattenmeer gelegen, führt in mehreren Sandschich-

172

ten in 2.000 bis 3.000 Metern Tiefe weit über 100 Millionen Tonnen Erdöl. Davon sind bisher etwa 15 Millionen Tonnen gefördert worden.

Vorrat ist der beste Rat – Möglichkeiten der energetischen Nutzung des tieferen Untergrundes von S-H

Abbildung 2: Erdölförderplattform Mittelplate im schleswig-holsteinischen Wattenmeer (Quelle: RWE Dea)

Als wirtschaftlich noch gewinnbare Reserven (Abbildung 3) gelten Anfang 2006 etwa 30 Millionen Tonnen, als zusätzliche Ressourcen sind nach dem jetzigen Stand fast 8 Millionen Tonnen wahrscheinlich. Da die übrigen inländi-

schen Lagerstätten weitgehend ausgefördert und erschöpft sind, ist Mittelplate mit 61% Anteil an der deutschen Erdölproduktion das wichtigste Erdölfeld Deutschlands.

Erdölreserven in Schleswig-Holstein

05

03

.0 1. 20

01

.0 1. 20

01 01

.0 1. 20

99 01

97

.0 1. 19

01

.0 1. 19

95 01

01

.0 1. 19

93

Erdölreserven, wahrscheinlich Erdölreserven, sicher

.0 1. 19

01

01

.0 1. 19

91

Mio t

45 40 35 30 25 20 15 10 5 0

Reserve zum Abbildung 3: Erdölreserven in Schleswig-Holstein, Quelle: Berichte des NLfB, Hannover, von 1991-2006

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Bei den Reserven handelt es sich um jene Energiemengen, die sicher nachgewiesen und mit den heutigen technischen Möglichkeiten wirtschaftlich abbaubar sind. Ressourcen sind Energiemengen, die entweder geologisch nachgewiesen, aber derzeit nicht wirtschaftlich förderbar sind oder Mengen, die nicht nachgewiesen sind.

1.2. Erdwärme Die im tieferen Untergrund in Form von Wärme gespeicherte Energie wird vielerorts schon in geothermischen Heizanlagen mit Hilfe von hydrothermalen Tiefbrunnensystemen gewonnen. Der Einsatz hydrothermaler Tiefbrunnensysteme ist an tiefgelegene Grundwasserleiter gebunden. Das im Gesteinsverband bzw. in dessen Porenräumen vorhandene Wasser hat die gleiche Temperatur wie das umgebende Gestein. Dieses heiße Porenwasser wird mittels Tiefbrunnen an die Oberfläche gefördert. Somit ist das Wasser nicht nur Speichermedium, sondern auch gleichzeitig das Transportmedium für den Wärmetransport aus der Tiefe an die Erdoberfläche. Die Wärme der an die Oberfläche geförderten Tiefenwässer wird dort über Wärmetauscher in geothermischen Heizanlagen einem oberirdischen Heißwasserkreislauf zugeführt. Das abgekühlte Wasser wird in der Regel über eine zweite Bohrung (Injektionsbohrung) in ca. 1-2 km Entfernung vom Entnahmebrunnen wieder in den wasserführenden Horizont eingeleitet (Dublettenbetrieb). Dieses ist erforderlich, da die Tiefenwässer im Allgemeinen einen hohen Salzgehalt aufweisen und daher aus Gründen des Umweltschutzes wieder in den Untergrund zurückgeleitet werden müssen. Darüber hinaus ist eine Wiedereinleitung auch aus hydraulischen Gründen unbedingt erforderlich, um den Lagerstättendruck aufrecht zu erhalten. Für eine effiziente Nutzung von Tiefbrunnensystemen im Dublettenbetrieb zur Förderung von Thermalwasser sind große Volumenströme von 50 bis über 100 m3/h erforderlich. Darüber hinaus muss eine stabile Förderung und Reinjektion über einen wirtschaftlich vertretbaren Zeitraum hin gewährleistet sein. Somit ergeben sich erhebliche Anforderungen an einen für die Geothermie nutzbaren, wassererfüllten Gesteinshorizont.

174

Aufgrund der geologischen Entwicklungsgeschichte Schleswig-Holsteins können im tieferen Untergrund nur poröse Sandsteine den Anforderungen als potentielle geothermische Nutzhorizonte entsprechen.

1.2.1. Ressourcen, Regionalstudie Im Auftrag des Wirtschaftsministeriums wurde im Jahr 2006 für die Kreise RendsburgEckernförde, Plön und die Städte Kiel, Neumünster (K.E.R.N.-Region) das hydrothermal nutzbare Wärme-Potenzial in Sandsteinen des Rhät und des Dogger (Tabelle 1) aus den vorhandenen Bohrungsdaten ermittelt und beschrieben. Hierbei wurde zwischen dem geologischen und dem technischen Potenzial (Ressource), das mögliche Anlagekomponenten (Geometriefaktor, Förder- und Reinjektionstemperaturen usw.) berücksichtigt, unterschieden (Tabelle 2). Das größte Abnehmerpotenzial an Wärme ist dort zu erwarten, wo die Bevölkerungsdichte hoch ist. Diese Wärmesenken sind im Raum Kiel (2.000 Einwohner/qkm) und Neumünster (1.100 Einwohner/qkm), aber auch in Rendsburg, Eckernförde und anderen größeren Städten zu finden. Durch Vergleich der Wärmesenken mit dem geologischen Wärmeangebot ergibt sich für die Städte Kiel, Neumünster und Eckernförde eine positive Angebots-Abnehmerstruktur. Die Nutzung der hochsalinaren Thermalwässer (Sole) zu balneologischen Zwecken parallel zur geothermischen Nutzung kann für die oben genannten Städte ebenfalls eine zusätzliche Option im Bereich Tourismus bzw. Erholung sein.

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Tabelle 1: Stratigraphische Übersicht

Alter in Mio. Jahren 0,01 2

Formation

Abteilung

Quartär

Holozän Pleistozän Pliozän Miozän Oligozän Eozän Paläozän Dan Maastricht Campan Santon Coniac Turon Cenoman

Jungtertiär 23 35

Tertiär Alttertiär

65 OberKreide Kreide 97 145 155 178 208

Jura

Stufe

UnterKreide Malm / Wealden Dogger Lias

Dogger ß + y Rhät Schilfsandstein

Keuper 231 Muschelkalk 240

Oberer M‘kalk Mittlerer M‘kalk Unterer M‘kalk Oberer Buntsandstein

Röt

Trias Buntsandstein

Mittlerer Buntsandstein

Unterer Buntsandstein

250 Perm

Zechstein

Mölln Friesland Ohre Aller Leine Staßfurt Werra

256 Rotliegendes 280

Tabelle 2:

Solling-Folge Hardegsen-Folge Detfurth-Folge Volpriehausen-F. Quickborn-F.

OberRotliegendes UnterRotliegendes

Geologisches und technisches Wärme-Potenzial im Rhät- und Doggersandstein; *: 5,05E+18J = 5,05 x 1018 J

Geologisches Potenzial

Technisches Potenzial

Rhätsandstein

5,05E+18 J*

1,15E+18 J

Doggersandstein

9,42E+18 J

2,42E+18 J

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Abbildung 4: Verbreitung des Dogger-Gamma Sandsteins (technisches Potenzial) in der K.E.R.N.Region

Abbildung 5: Verbreitung des Rhätsandsteins (technisches Potenzial) in der K.E.R.N.Region

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2. Strategische Energieressourcen in geologischen Formationen (Vorräte) Die Anlage von Energievorräten in eigens dafür geschaffenen oder natürlichen Speichern dient nicht nur der Versorgungssicherheit, sondern kann auch die Preisentwicklung und die Effizienz technischer Anlagen (z.B. Wärmekraftwerke) verbessern helfen. Der Speichereinsatz kann aus folgenden Gründen erfolgen:  Deckung von saisonalen und tageszeitlichen Bedarfsspitzen (Entkopplung von Angebot und Nachfrage),  Kostengesichtspunkte (schwankende saisonale Energiepreise),  Bezugsoptimierung,  Verminderung von Verlusten (Überschusswärme, Strom aus Windenergieanlagen).

2.1. Salzkavernen Durch Aussolen der solfähigen Bestandteile einer Salzstruktur werden zylindrische Kavernen von 20 bis 80 m Durchmesser und mehreren hundert Metern Länge geschaffen. Der maximale und minimale Speicherdruck werden durch das mechanische Materialverhalten des Salzes bestimmt und sind mathematisch und experimentell genau bestimmbar. In Schleswig-Holstein wurde mit dem Bau von Salzkavernen bereits 1963 begonnen. Bis heute gibt es hier 12 Einzelkavernen, eine weitere wird zurzeit in Kiel-Rönne ausgesolt (Abbildung 6). Der geologische Untergrund von SchleswigHolstein ist geprägt durch das Auftreten von lang gestreckten und mehrere Kilometer breiten Salzstrukturen – so genannten Salzmauern, die durch halokinetische und halotektonische Vorgänge in wirtschaftlich erreichbare Tiefen aufgestiegen sind. Die Salzmauern bestehen in der Regel im Kern aus den Salinaren des älteren Rotliegend und im Randbereich aus den Salinaren des jüngeren Zechstein (Doppelsalinare). Die Salinare unterscheiden sich aufgrund der unterschiedlichen geologischen Rahmenbedingungen (Paläogeografie), die zur Ausscheidung der verschiedenen Evaporite (i. w .S Salinare) führte, in ihrem Schichtaufbau und damit in ihrem Solverhalten voneinander.

Abbildung 6: Bohrturm in KielRönne (Foto: C. Thomsen)

So ist aufgrund der bisherigen Kavernenbauerfahrungen in Schleswig-Holstein davon auszugehen, dass die Zechsteinsalinar-Ummantelung durch das Auftreten von schwer solbaren Anhydritbänken und leichtlöslichen Kali-Flözen soltechnisch schwer zu kontrollieren ist. Eine Abwägung des technischen Speicherpotenzials kann aufgrund der soltechnischen Unwägbarkeiten und wegen der Ausbildung von Überhängen im Randbereich der Salzmauern nur für die zentralen Rotliegendsalinare vorgenommen werden. Der Kavernenbau von Heide und Kiel-Rönne belegt eine grundsätzliche Eignung der Rotliegendsalinare zum Kavernenbau. Allerdings sind aufgrund der Salzaufstiegsbewegungen die Zechsteinsalinare randlich in die Rotliegendsalinare eingefaltet worden, so dass eine scharfe Abgrenzung beider Bereiche – auch mit geophysikalischen Methoden – im Vorwege nicht möglich ist.

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2.1.1. Druckluftspeicher, Ressourcen, Regionalstudie Ziel eines Druckluftspeicher – Kraftwerkes (CAES = Compressed Air Energy Storage) ist einerseits die Speicherung von Überschuss-Energie (Strom), erzeugt in Schwachlastzeiten und andererseits die zeitversetzte Produktion in Zeiten erhöhter Nachfrage als Spitzenlastenergie: In konventionellen Gaskraftwerken wird dazu Verbrennungsluft verdichtet und expandiert in Gasturbinen, die wiederum einen Generator antreiben. In CAES-Kraftwerken erfolgt eine räumliche Trennung des Kompressors von der Expansionsturbine. Der Kompressor wird z. B. mit Strom aus Windenergie in Schwachlast-Zeiten gespeist. Bei der Verdichtung auf etwa 60 bar erwärmt sich die Luft sehr stark (etwa 400°C) und muss vor der Versenkung im Salzstock auf etwa 40°C abgekühlt werden. Umgekehrt ist die gespeicherte und komprimierte Luft vor Einleitung in die Brennkammer der Turbine mit Erdgas zu erhitzen. Dort expandiert sie und treibt den Generator an. Dies führt zu Energie-

verlusten. Der Wirkungsgrad moderner CAESAnlagen, bei der die Luftvorwärmung mit Abgas erfolgt, beträgt ca. 55%. Ein besonderes Merkmal ist die hohe Flexibilität dieser Anlagen (bereits nach ca. 3 min. kann 50% und nach 11 min. die volle Leistung der Anlage zur Verfügung gestellt werden).

Unter dem Vorbehalt der gebirgsmechanischen Sicherheit und der Solbarkeit der Salinarstruktur lässt sich für ein Kavernenfeld mit gleich großen Kavernen (hier: 80m Durchmes-

ser, Abstand 400m) die Anzahl der theoretisch möglichen Kavernen in der K.E.R.N.-Region grob abschätzen (Tabelle 3).

Das CAES-Kraftwerk Huntorf wurde 1978 in Norddeutschland als erstes dieser Art errichtet. In Schleswig-Holstein sind bisher noch keine CAES-Kraftwerke errichtet worden. Da Druckluft-Speicherkavernen nicht tiefer als 1.000 m (Kavernendach) liegen sollten, wurden – unter Berücksichtigung einer ausreichenden Kavernenabdeckung – die Salzstrukturbereiche in Schleswig-Holstein bis maximal 800 m Tiefe betrachtet. Im Rahmen der Regionalstudie für die K.E.R.N.-Region konnte das geologische und technische Potenzial zur Erstellung von Druckluftspeicherkavernen anhand des vorhandenen Datenmaterials ermittelt und beschrieben werden (Abbildung 7).

Abbildung 7: Technisches Potenzial für die Anlage von Druckluftspeichern in der K.E.R.N.-Region

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Vorrat ist der beste Rat – Möglichkeiten der energetischen Nutzung des tieferen Untergrundes von S-H

Tabelle 3: Geologisches und technisches Speicherpotenzial für Druckluft in der K.E.R.N.-Region. Angegeben ist die Anzahl theoretisch möglicher Speicherkavernen; *: die Zahl möglicher Kavernen innerhalb des Rotliegendkerns wurde nur abgeschätzt, da die Zechsteinummantelung nicht genau zu erfassen ist.

Anwendung Druckluftspeicher

Anzahl Kavernen (theoretisch) Geologisches Potenzial

Technisches Potenzial*

rd. 900

rd. 700

2.1.2. Erdgasspeicher, Ressourcen, Regionalstudie Im Vergleich zu den Porengasspeichern sind bei Erdgas-Kavernenspeichern in Salzstrukturen deutlich höhere Entnahmeraten realisierbar, welche im Bereich von 50.000 bis 1,5 Mio. m3(Vn)/h liegen. Die Kavernenbetriebe sind daher ideal für das „Peak-Shaving“, d. h. die Anpassung an kurzfristige Verbrauchsschwankungen, geeignet.

In Deutschland bestehen Erfahrungen im Bau von Erdgas-Kavernen in Tiefenlagen zwischen 500 m und bis zu 1.500 m (Oberkante Kaverne). Daraus ergibt sich, unter Berücksichtigung einer ausreichenden Kavernenabdeckung, für eine Vorerkundung potenziell geeigneter Salzstrukturen eine Maximaltiefe für die Salzstrukturen von 1.300 m (Abbildung 8).

Abbildung 8: Technisches Potenzial für die Anlage von Erdgasspeichern in der K.E.R.N.-Region

Für die Regionalstudie wurden anhand der vorliegenden Daten das geologische und tech-

nische Potenzial zur Anlage von Kavernen (80 m Durchmesser, Abstand 400 m) ermittelt.

Tabelle 4: Geologisches und technisches Speicherpotenzial für Erdgas in der K.E.R.N.-Region. Angegeben ist die Anzahl theoretisch möglicher Speicherkavernen; *: die Zahl möglicher Kavernen innerhalb des Rotliegendkerns wurde nur abgeschätzt, da die Zechsteinummantelung nicht genau zu erfassen ist.

Anwendung Erdgasspeicher

Anzahl Kavernen (theoretisch) Geologisches Potenzial

Technisches Potenzial*

rd. 2.300

rd. 1.500

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2.2. Porenspeicher Im Gegensatz zu Speicherkavernen wird bei Porenspeichern der natürliche, wassergefüllte Porenraum im Sandstein (Grundwasserleiter) zu Speicherzwecken genutzt.

2.2.1. Wärmespeicher, Ressourcen, Regionalstudie Zur zeitlichen Entkopplung von Überschussund Bedarfssituationen bei der Wärmeversorgung ist es möglich, Überschusswärme z. B. aus Heizkraftwerken (im Sommerbetrieb) in den Untergrund einzulagern, bis diese Wärme mit einem geothermischen Anteil wieder bei Bedarf (im Winterbetrieb) dem Heizkreislauf zugeführt wird. Dabei ist das salzhaltige Wasser der tiefen Grundwasserleiter das Speichermedium. Über einen Zwischenkreislauf wird die aus der kalten Bohrung des Aquiferspeichers geförderte Thermalsole obertägig erwärmt und mit dieser Temperatur dann in die warme Bohrung injiziert.

untertägigen Gesteinsspeicher auftreten oder es zu Ausfällungen im Übertagesystem kommt. Untersuchungen zur Zusammensetzung des originären Fluids, des chemisch veränderten Fluids und des Speichergesteins sowie vergleichende Modellierungen ergaben für die Einspeicherung der Abwärme eine Grenztemperatur von 80°C. Bei der Einspeisung von erwärmtem Grundwasser und bei der Rückgewinnung der eingespeicherten Wärme gelten die gleichen Anforderungen an den Grundwasserleiter wie bei der herkömmlichen hydrothermalen Nutzung. Damit die Wärmeeinspeisung in tiefen Horizonten möglichst effizient ist, spielt neben den Gesteinsparametern auch die mögliche Temperaturdifferenz zwischen ursprünglicher Temperatur und maximaler Speichertemperatur eine große Rolle. Geht man von einer minimalen Temperaturdifferenz von etwa 30°C aus, sollte der Grundwasserleiter maximal 50°C und somit eine maximale Einlagerungstiefe von rund 1.300 m haben.

Es muss sichergestellt sein, dass durch das erwärmte Fluid keine irreversiblen Schäden im Abbildung 9: Technisches Potenzial zur Wärmespeicherung im Rhätsandstein, K.E.R.N.-Region.

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Vorrat ist der beste Rat – Möglichkeiten der energetischen Nutzung des tieferen Untergrundes von S-H

Für die Regionalstudie wurden in der K.E.R.N.Region die geologischen Daten in Hinblick auf eine Wärmespeicherung ausgewertet und beschrieben. Aufgrund der Anordnung der Brunnensysteme kann das geologische Wärme-

speicherpotenzial von insgesamt 3,61E+17J nicht vollständig genutzt werden. Somit reduziert sich die technisch nutzbare Speichermenge im Untergrund auf 1,19E+17J.

Tabelle 5: Geologisches und technisches Speicherpotenzial für Wärme im Rhätsandstein, K.E.R.N.-Region.

Fläche

Speichermenge

techn.

m2

J

J

1,62E+08

3,61E+17

1,19E+17

Speichermenge

Summary Energy is one of the key issues for the economical and ecological development in the future. Vanishing resources of fossil energy must be replaced by renewable energy. Additionally, storage of energy will become more and more important to meet the challenges of seasonal demand for energy, non-dispatchable production of renewable energy, and fluctuating marked prices for fossil energy. In this article the potential of the underground of Schleswig-Holstein for extraction and storage of energy is shown. Energy extraction from natural resources includes raw oil, especially from the location Mittelplate, and geothermal energy for heating purposes. Energy can be stored in salt caverns and in the pore space of deep groundwater reservoirs as strategically resource. The storage of natural gas and oil in salt caverns is quite common, examples in Schleswig-Holstein are Kiel-Rönne and Heide. Excess energy from wind power can be stored as compressed air in salt caverns.

Literatur LANDESAMT FÜR NATUR UND UMWELT (2004): Geothermie in Schleswig-Holstein – Ein Baustein für den Klimaschutz, 110 Seiten, Flintbek LANDESAMT FÜR NATUR UND UMWELT (2006): Potenzialanalyse zur wirtschaftlichen Nutzung des tieferen Untergrundes in der ehemaligen K.E.R.N.-Region – Abschlussbericht, unveröff., 150 S., Flintbek

beide AutorInnen: Dezernat 54 - Ingenieurgeologie; Energierohstoffe; Geopotential des tieferen Untergrundes ➢ Claudia Thomsen Tel.: 0 43 47 / 704-563 [email protected] ➢ Dr. Thomas Liebsch-Dörschner Tel.: 0 43 47 / 704-559 [email protected]

The increasing amount of installed wind power in Schleswig-Holstein leads to increasing demand for storage capability to balance the fluctuating production of electricity by wind power and the customers demand. Seasonal excess heat, e.g. from waste combustion, can also be stored in the underground by injecting hot water in deep aquifers and then used by district heating systems in the cold season. Maps showing the areas for potential energy storage and heat extraction in the K.E.R.N. region are presented.

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Geotope in Schleswig-Holstein – einmalige Zeugen der Landschafts- und Klimaentwicklung ➢ Alf Grube

1. Einleitung Verschiedentlich sind geologische Schichten mit einem Buch verglichen worden, in dem sich die Einzelheiten zur Entstehungsgeschichte des Planeten, der Landschaften und der Lebewesen ablesen lassen. Diese Informationen können für die moderne Gesellschaft und angewandte Fragen, wie die des Klimawandels, von großer Relevanz sein. Schleswig-Holstein besitzt aufgrund seiner Entstehungsgeschichte eine beeindruckend vielfältige Landschaft und Geologie. Im Folgenden sollen beispielhaft wertvolle Geotope des Landes Schleswig-Holstein vorgestellt werden, die in besonderer Weise Zeugnis von der Landschafts- und Klimageschichte des Landes ablegen. Dabei werden bevorzugt Ergebnisse der aktuellen geologisch-bodenkundlichen Landesaufnahme präsentiert, bei der regelmäßig wichtige, klimageschichtlich relevante Objekte neu erfasst werden.

2. Begriffserläuterung Der Begriff Geodiversität beschreibt die existierende Vielfalt von Gesteinen, Sedimenten, Fossilien, Mineralien, Landschaften und Böden. Er schließt die natürlichen Faktoren, die zu deren Bildung führt, ein (vgl. GRAY 2004). In Schleswig-Holstein, das während der vergangenen Jahrtausende geprägt wurde durch ausgedehnte Inlandvereisungen, GletscherSchmelzwässer, durch periglaziale Überformung wie Frost-bedingte Sedimentdurchmischung (Kryoturbation) und Bodenfließen, durch die Aktivitäten von fließendem Wasser und Wind, durch Formungsprozesse im Bereich der Bäche und Flüsse sowie an den Küsten, ist diese Mannigfaltigkeit an Ablagerungen und Formen besonders groß. Die für Norddeutschland charakteristischen Salzstöcke haben Gesteine des Braunkohlezeitalters (65 Mio. bis 2,3 Mio. Jahre vor Heute), des Erdmittelalters (250 bis 65 Mio. Jahre vor Heute) und sogar des Erdaltertums (älter als 250 Mio. Jahre vor Heute) an die Erdoberfläche verfrachtet. Diese Vielfalt der unbelebten Natur gilt es in Form von typischen Ausschnitten langfristig für unsere Nachfahren zu sichern.

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„Geotop“ ist der inzwischen gebräuchliche Begriff für geologisch-geomorphologisch schutzwürdige Objekte, wie z. B. glazialmorphologische Formen und erdgeschichtliche Aufschlüsse. Er ersetzt ältere Begriffe wie GeoSchOb (aus Geowissenschaftlicher Sicht Schutzwürdige Objekte). Die gesetzlichen Grundlagen vernachlässigen leider bisher den geowissenschaftlichen Bereich. Im Landesnaturschutzgesetz des Landes Schleswig-Holstein heißt es in § 1, Absatz 2, Nr. 19: „Landschaften oder Landschaftsteile mit erdgeschichtlich bedeutsamen geologischen und geomorphologischen Erscheinungsformen sind zu erhalten.“ Leider fehlt bisher, wie in fast allen Landesnaturschutzgesetzen der Bundesrepublik sowie dem entsprechenden Bundesgesetz auch, der Begriff „Geotop“ und damit eine Repräsentation entsprechender Geowissenschaftlicher Schutzziele.

3.

Geotope – einige Fragen

3.1. Geotopschutz – wozu? Geotope sind aus wissenschaftlichen, pädagogischen und ökonomischen Gründen heraus von großer Bedeutung für unsere Gesellschaft. In der Vergangenheit sind wesentliche wissenschaftliche Erkenntnisse an verschiedenen geologischen Aufschlüssen und Landschaftsbestandteilen gewonnen worden, anhand derer eine Rekonstruktion der Erd- und Lebensgeschichte unseres Planeten möglich war. Neue wissenschaftliche Methoden, wie z. B. spezielle radiometrische Altersdatierungen, Detail-Untersuchungen von Sedimentkörpern mittels Geo-Radar, tomographische Verfahren und Laserscanning haben große Bedeutung für die Umweltforschung und bei der Lösung relevanter Umweltprobleme. Aus pädagogischer Sicht sind besonders Geotope des Eiszeitalters lehrreiche Beispiele für das Werden von Landschaften und andauernde Veränderungen, die die Oberfläche unseres Planeten prägen. In der Öffentlichkeit wird die unbelebte Natur viel zu häufig als statisch bzw. unveränderlich dargestellt. Dynamische Veränderungen der Erdoberfläche und der anstehenden Gesteine bzw. Böden sind speziell auch für eine geoökologische Betrachtungsweise zu berücksichtigen, die ja die Verflechtung von geogenen und biogenen Strukturen und Prozessen zum Inhalt hat. Die Einbeziehung von geologisch-geomorphologischhydrologischen Prozessen (natürliche Erosion und flächenhafte Abtragung, chemische Veränderungen der Sedimente usw.) ist für eine vollständige Beschreibung und Erläuterung von Ökosystemen unumgänglich.

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Die nicht unerhebliche (potenzielle) wirtschaftliche Bedeutung von Geotopen, z.B. durch touristische Nutzungen soll hier nicht unerwähnt bleiben. Erwähnenswert in diesem Zusammenhang ist, dass im letzten Jahr drei so genannten Geotopen in Schleswig-Holstein eine besondere Auszeichnung zuteil wurde. Der „Kalkgrube Lieth bei Elmshorn“, der Insel „Helgoland“ sowie dem „Morsum-Kliff auf Sylt“ wurde das Prädikat „Nationaler Geotop“ durch die Akademie der Geowissenschaften zu Hannover verliehen (LOOK & FELDMANN 2007). Bundesweit waren dabei 77 Geotope als „außergewöhnliche und allgemein zugängliche Naturschönheiten zwischen Küsten und Alpen“ prämiert worden (diese sind auch im Internet im Naturpilot Schleswig-Holstein zu finden: www.naturpilot-sh.de ).

3.2 Wie ist der Stand des Geotopschutzes in Schleswig-Holstein? Die fachbehördlichen Aufgaben des Geotopschutzes werden vom Geologischen Dienst im LANU wahrgenommen. Hierzu zählen die Kartierung, Erfassung und die Bewertung von Geotopen. Geotop-Erhebungen stützen sich auf die publizierte Literatur und das Kartenmaterial sowie unveröffentlichte Gutachten, Diplomarbeiten und Exkursionsführer. Zudem werden Informationen im Gelände oder per Luftbild erhoben. In Schleswig-Holstein wurde die letzte Übersicht zu Geotopen von ROSS et al. (1990) veröffentlicht, seither werden diese Daten digital vorgehalten. Eine Arbeitsgruppe innerhalb der Geologischen Dienste hat inzwischen eine Grundlage zur Kartierung, digitalen Erfassung und Archivierung von Daten zu schutzwürdigen Geotopen geschaffen (ADHOC-AG GEOTOPSCHUTZ 1996), die auch hier Anwendung findet. Bis heute sind mehrere hundert Geotope in Schleswig-Holstein erfasst worden, von denen viele einen gewissen Schutzstatus genießen. Das sich hier abzeichnende, im Allgemeinen positive Bild, relativiert sich, wenn man sich verdeutlicht, dass manche der bestehenden Schutzkategorien eine Beeinträchtigung oder Zerstörung von Geotopen nicht ausschließen. Erwartungsgemäß sind Nutzungskonflikte mit verschiedenen Bereichen z.B. in Landschaftsschutzgebieten vorhanden: mit Straßen- und Wohnungsbau, Ver- und Entsorgung, Rohstoffgewinnung und Forstwirtschaft, um einige Beispiele zu nennen. Im Allgemeinen sind viele Geotope in ihrer Integrität gefährdet. Die Erhebungen von Geotopen in SchleswigHolstein dauern an. Ziel ist die Erfassung eines möglichst repräsentativen Ausschnittes des vorhandenen Formenschatzes.

Geotope in Schleswig-Holstein – einmalige Zeugen der Landschafts- und Klimaentwicklung

3.3 Wie sieht die praktische Umsetzung des Geotopschutzes aus? In unserer intensiv durch den Menschen genutzten Landschaft sind während der letzten Jahrzehnte zahlreiche Geotope verloren gegangen. Hierbei sei vielleicht in besonderer Weise auf die Gletscherschmelzwasser-Strukturen hingewiesen. Diese gut sortierten KiesSande (Oser, Kames) sind vielfach durch Sandentnahmen zu Bauzwecken zerstört worden. Zahlreiche wertvolle Aufschlüsse wurden mit Müll verfüllt. Ein grundlegendes Problem bei der Unterschutzstellung von Geotopen bzw. Aufschlüssen in quartären Lockergesteinen ist deren langfristiger Erhalt. Naturgemäß sind künstliche Aufschlüsse in diesen Ablagerungen nach wenigen Jahren verschüttet und/ oder überwachsen und damit nicht mehr zugänglich. Nur eine kleine Anzahl von Auf-

schlüssen hat sich während der letzten Jahrzehnte nicht wesentlich verändert. In vielen Fällen ist jedoch ein erheblicher Verfall von Lockergesteins-Aufschlüssen festzustellen (Abbildung 1). Dieses führt zu einem unerwünschten Verlust der Zugänglichkeit für Schulbildung, Forschung und Lehre. Zudem können Probleme der Legitimation der Schutzwürdigkeit entstehen. Mögliche Gegenmaßnahmen sind vorwiegend technischer Natur. Eine anwendbare Methode zur angenähert dreidimensionalen dauerhaften Dokumentation ist die Erstellung von Lackfilmen. Diese sind jedoch sehr teuer in der Erstellung und können immer nur einen begrenzten Ausschnitt einer Schichtfolge abbilden (Abbildung 5).

Mai 2005

Juli 2006

September 2007

Abbildung 1: Der Verfall eines Schurfes in der Liether Kalkgrube im Laufe der Zeit verdeutlicht die Notwendigkeit der Pflege von schutzwürdigen Geotopen. Speziell in den Wintermonaten beim Wechsel von Tauen und Gefrieren sowie bei Starkregen-Ereignissen wird viel Material verlagert.

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185

4.

Beispiele für Landschafts- und Klimaentwicklung – Überblick Die flächendeckenden eiszeitlichen und nacheiszeitlichen Ablagerungen in Schleswig-Holstein werden örtlich von sehr viel älteren Ablagerungen durchstoßen. Hierzu gehören die Aufschlüsse von Ablagerungen des Erdaltertums, des Erdmittelalters sowie des jüngeren Känozoikums (Tertiär, bis ca. 2,3 Mio. Jahre vor heute). Diese Ablagerungen bzw. die enthaltene Flora und Fauna zeigen eine faszinierende Veränderung der Welt hinsichtlich des Klimas und der geologischen Bildungen. Tropisch-heiße Wüsten und Küstenregionen wechselten sich mit Meeresbecken sowie tropischen Dschungeln und Deltas ab. Viele dieser teilweise weltweit einzigartigen Bereiche sind heute als Geotope gesichert, z.B. die Aufschlüsse in Lieth/Elmshorn, der Gipsberg von Segeberg, die Kreidegruben in Lägerdorf und der Buntsandstein-Felsen von Helgoland.

Zu den bedeutenden Klima-Archiven zählen vor allem die Moore und die fossilen See-Ablagerungen (Mudden), die die Vegetations- und Klimageschichte der jüngeren Erdgeschichte Schleswig-Holsteins in einmaliger Weise beinhalten. In ihnen sind auch besondere Geschehnisse, wie z. B. ausgedehnte Brände, erhalten geblieben. Mittels verschiedener Methoden lassen sich aber Ereignisse auch zeitlich sehr genau bestimmen. Holz lässt sich jahrgenau mittels Baumringzählungen datieren, die europäische Eichen-Standardchronologie (Hohenheimer Jahrringkalender) reicht im Norddeutschen Bereich bereits bis ca. 12.000 Jahre vor Heute zurück (BECKER 1993). Zählungen von eisnah oder unter dem Eis gebildeten Jahresschichtungen, so genannten Warven, ermöglichen eine Altersbestimmung glazigener Becken. Entsprechende Schichtungen von Kiesel-Algen (Diatomeen) als warmzeitliche Bildungen haben eine Bestimmung der Dauer vorhergehender Warmzeiten geliefert. So wurde für Niedersachsen die Dauer der HolsteinWarmzeit nach MÜLLER mit ca. 15.000 Jahren und die der Eem-Warmzeit mit ca. 10.000 Jahren angegeben. Geologische Aufschlüsse in Schleswig-Holstein haben einen bedeutenden Beitrag zur erdgeschichtlichen Untergliederung des Norddeutschen Raumes geliefert. So wurden hier einmalige Erkenntnisse hinsichtlich der Klimaentwicklung im frühen Eiszeitalter gewonnen. Die Interpretation älterer geologischer Struktu-

186

ren, z.B. Saale-kaltzeitlicher Stauchungsstrukturen, ermöglicht eine Abschätzung der Abtragungsleistung während der Glazial- und Periglazial-Zeiten. Auch die feinere Aufgliederung der Weichsel-Kaltzeit in Interstadiale (Odderade-, Keller-Interstadial), ein Nachweis des Klimawandels innerhalb der einzelnen Kaltzeiten, ist in Schleswig-Holstein unterlegt worden. Jüngst mehren sich Untersuchungsergebnisse, die einen bisher unbekannten mittelweichselkaltzeitlichen Eisvorstoß andeuten, der ca. 25.000 Jahre vor der Hauptvereisungsphase stattgefunden haben dürfte. Die Kenntnis vergangener Klimate ist grundlegend für das Verständnis heutiger Prozesse des Klimawandels und auch zur Berücksichtigung entsprechenden Wissens bei der Prognose und Modellierung zukünftiger klimatischer Entwicklungen bzw. Zustände. Andererseits ermöglichen heutige Ablagerungsräume bzw. -prozesse detaillierte Studien, so genannte aktuo-geologische Untersuchungen, die für die Interpretation vergangener Ablagerungsräume von großer Relevanz sind. Bereits der berühmte englische Naturforscher und Geologe Charles LYELL (1797 - 1875) formulierte: „The Present is the Key to the Past!“. Mit dem Nationalpark Wattenmeer hat SchleswigHolstein Anteil an einem der größten derartigen Systeme weltweit.

Einfluss von Salzstöcken auf die heutige Landschaft Bewegungen von Salzen im Untergrund gehören zu den wesentlichen „erdinneren“ geologischen Prozessen in Norddeutschland. Im Perm und in der Trias wurden bis über 1.000 Meter mächtige Salzlagerstätten gebildet, die mit wachsender Sedimentbedeckung im Meso- und Känozoikum zur Mobilität neigen. Die Salze fließen zu Salz-Kissen, -Diapiren und –Mauern zusammen, teilweise beeinflusst durch tektonische Einwirkung. Durch diese Salinartektonik dringen auch meso- und känozoische Gesteinskörper mit auf. Diese „Aufbeulung“ hat an verschiedenen Orten SchleswigHolsteins zu großräumigeren Veränderungen an der Erdoberfläche geführt. Zudem treten durch die unterirdische Ablösung von älteren Gesteinen durch das Grundwasser örtlich Sackungen und Erdfall-Bildungen auf, wie z. B. auf den Strukturen Elmshorn (vgl. Abbildung 2), Krempe-Lägerdorf (vgl. Abbildung 3), Osterby, Peissen, Quickborn und Segeberg.

Geotope in Schleswig-Holstein – einmalige Zeugen der Landschafts- und Klimaentwicklung

Abbildung 2: Oberfläche des Salzstockes Elmshorn mit so genanntem Hebungskranz aus Perm-Ablagerungen (Grundlage: ca. 4.000 Bohrungen). Diese Gesteine sind weniger erosionsanfällig, die Hochlagen pausen sich auf das heutige Landschaftsbild durch bzw. bestimmen das heutige Oberflächenbild. Der sich durchpausende „Ringwall“ bewirkt auch, dass die Oberflächenentwässerung (Ekholter Au) nicht - wie zu erwarten - auf kürzester Strecke nach Westen hin zum Elbtal erfolgt, sondern genau entgegengesetzt verläuft.

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187

Abbildung 3: Vermutlich auf unterirdische Lösung von Kalkgesteinen und resultierenden Einsturz von Hohlräumen zurückgehende „Knickenkuhle“ bei Münsterdorf (Naturdenkmal). Das Alter der 15 Meter tiefen rundlichen Einbruchstruktur (vgl. zwei Personen im Bild in blauen Jacken – rote Pfeile) ist unbekannt. In den letzten Jahren brachen benachbart mehrere kleinere Hohlformen ein (rechts; Fotos 2005/06).

Tiefreichende Sediment-Überformung während des „Frostzeitalters“ Während der letzten Vereisung in Norddeutschland (Weichsel-Kaltzeit) lag das Gebiet um Elmshorn-Barmstedt im so genannten periglaziären Bereich, der den bis zu einer gedachten Linie von Segeberg – Kayhude - Rahlstedt vorrückenden Gletschern vorgelagert war. Hier befand sich ein vegetationsarmer, weitgehend baumfreier Bereich, in dem Wind und Wasser den Boden bearbeiten und verlagern konnten. Der Bodenfrost konnte den Boden zum einen „wie mit einem Mixer verkneten“, zum anderen durch die extreme Kälte auch regelrecht aufreißen lassen. Vom Sand geschliffene Windkanter, Flug- und Dünensande sowie Frostmusterböden und Frostkeile sind Ausdruck derartiger Prozesse. Das in der Abbildung 4 gezeigte Beispiel einer Eislinsen-Einbruchstruktur nahe Bokel ist ein zunächst temporärer Aufschluss bzw. Geotop, der bei Feldarbeiten im Jahre 2005/2006 entdeckt wurde. Hier sind in kleinen Toteis-Senken Ablagerungen der EemWarmzeit (115.000 bis 105.000 Jahre vor Heute; Datierung: Dr. habil. H. USINGER, 2007) in Form von bis zu 1 Meter mächtigen Torfen aufgeschlossen. Diese werden überlagert von feinkörnigen Sedimenten, in denen mehrere kurzfristige Wärmeschwankungen der WeichselKaltzeit in Form von dünnen humosen Bändern enthalten sind (Abbildung 4 links). Benachbart waren diese humosen Ablagerungen periglazial stark zerbrochen und verstellt (Abbildung 4 rechts). Derartige Aufschlüsse, die im Rahmen von Tief-, Straßenbau- oder Rohstoffgewinnungsmaßnahmen entstehen, enthalten oft wertvolle geowissenschaftliche bzw. klimageschichtlich relevante Informationen. Leider können sie nur in Ausnahmefällen dauerhaft geschützt werden. Diese Geotope müssen ausreichend dokumentiert werden. Erfreulicherweise läuft auf Initiative der Abteilung 5 des LANU 188

derzeit für das oben genannte Objekt ein Verfahren für eine Unterschutzstellung als Naturdenkmal. Hingegen sind drei große fossile Eiskeile bei Lieth in einem Naturschutzgebiet gelegen, so dass hier (nur) dem natürlichen Verfall entgegen zu wirken ist. Alle drei Eiskeile verlaufen parallel zueinander und zeigen in den nicht durch Kryoturbation (Durchmischung des oberflächennahen Untergrundes durch Gefrieren und Wiederauftauen) massiv beeinflussten zwei Dritteln in unterschiedlichem Maße eine „mehrphasige“ Verfüllung durch parallele, senkrecht stehende Sedimentlagen an. Die die Eiskeile füllenden Sedimente sind grundsätzlich von der Korngröße, ihrer Struktur, Mächtigkeit der einzelnen Abschnitte, den Sedimentfarben usw. her unterschiedlich. Die flächenhafte Verbreitung der „Eiskeil-Netze“ kann anhand der sich auf der freigelegten Abbausohle fortsetzenden Risse nachgewiesen werden.

Summary Schleswig-Holstein comprises a great diversity of geological and geomorphological forms. It possesses a widespread representative set of glacigenic structures. The protection of earth science sites (Geotops) is an important task with pertinent importance for modern society, e.g. aspects of climate change. Examples of valuable Geotops are illustrated.

Literatur AD-HOC-AG GEOTOPSCHUTZ (1996): Arbeitsanleitung Geotopschutz in Deutschland - Leitfaden der Geologischen Dienste der Länder der Bundesrepublik Deutschland.- Angew. Landschaftsökologie 10: 1-105.

Geotope in Schleswig-Holstein – einmalige Zeugen der Landschafts- und Klimaentwicklung

Abbildung 4: Eem-Interglazial-Torfe mit darüber liegenden weichselkaltzeitlichen Interstadial-Ablagerungen bei Bokel (Foto 2007). Unten: Detailphoto periglaziär zerbrochener Ablagerungen (Foto 2006), verstellt durch den Aufbau und den Zerfall einer großen Eislinse während der Weichsel-Kaltzeit. Das Zwei-Eurostück verdeutlicht den Maßstab.

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07

189

Abbildung 5: Teil eines Eiskeiles aus dem Westteil der Liether Kalkgrube (Lackfilm). Neben der „mehrphasigen“ Verfüllung zeigt sich eine „zackige“ Gestalt, die auf die besondere Struktur und Zusammensetzung des durchschlagenen Materials zurückzuführen ist (Foto 2007, alle Fotos im Artikel vom Autor).

BECKER, B. (1993): An 11,000-year German oak and pine dendrochronology for radiocarbon calibration.- Radiocarbon 35: 201-213. GRAY, M. (2004): Geodiversity - valuing and conserving abiotic nature. John Wiley & Sons: 434 S. GRUBE, A. (1994): The National Park system in Germany.- In: D. O’Halloran, C. Green, M. Harley, M. Stanley & J. Knill [Hrsg.]. Geological and Landscape Conservation.- Geological Society London, Spec. Publ., 175-180, London. GRUBE, A. (1996-2000): Geotopschutz in Schleswig-Holstein – Untersuchungen im Kreise Stormarn.- Die Heimat 103 (9/10): 190-216; (11/12): 244-251; 105 (7/8): 146-165; 107 (9/10). 190

LOOK, E.-R. & FELDMANN, L. (2007): Faszination Geologie. Die bedeutendsten Geotope Deutschlands.- 2. Aufl., Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart. ROSS, P.-H. (1990): Geowissenschaftlich schützenswerte Objekte (GeoschOb) in SchleswigHolstein 1:250 000.- Unter Mitarbeit von Liebsch-Dörschner, Th., Picard, K. & Lange, W.; Geologisches Landesamt Schleswig-Holstein [Hrsg.], Kiel, mit Erläuterungen.

➢ Dr. Alf Grube Dezernat 51 - Geologie Tel.: 0 43 47 / 704-542 Email: [email protected]

Geotope in Schleswig-Holstein – einmalige Zeugen der Landschafts- und Klimaentwicklung

Gleichstellung von Frau und Mann 2006 ➢ Brigitte Baumgarth

Girls Day Am 27. April 2006 fand zum sechsten Mal der bundesweite Zukunftstag für Mädchen statt. Das Landesamt für Natur und Umwelt beteiligte sich wieder an dieser Aktion. Der Girls Day soll Mädchen motivieren, auch frauenuntypische Berufe zu ergreifen. Den Schülerinnen bot sich die Gelegenheit, einen Einblick in die Praxis verschiedenster Bereiche der Arbeitswelt zu nehmen. Das LANU bot aus seinen vielfältigen Aufgabenbereichen beispielsweise folgende Themen zum Anschauen und Mitmachen für 26 Schülerinnen an:  Was fließt denn unter unseren Füßen? – Dem Grundwasser auf der Spur (Dr. Frank Steinmann und Thomas Olderog)  Schadstoffbelastung von Böden und ihre Untersuchung – das Berufsbild Geowissenschaftlerin (Hans-Kurt Siem und Marion Jagusch)  Papageien & Co: Tierartenschutz erklärt! (Arne Drews)  Abflussmessungen am Bordesholmer See (Rolf Hildebrand und Hubert Pupacz)  EDV + Umweltdatenrecherche im Internet (Dirk Görtzen)  Algen zum Angucken und Anfassen – und was sie über die Meeresqualität aussagen (Dr. Rolf Karez)

Girls Day 2006 im LANU

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07

191

Das „Alltagsgeschäft“ der Gleichstellungsbeauftragten Als Gleichstellungsbeauftragte im LANU waren wir an insgesamt 170 Einzelvorgängen beteiligt. Sie teilen sich auf in:  4 Prozent Einstellungen beziehungsweise Weiterbeschäftigungen  9 Prozent Beendigungen von Arbeitsverhältnissen und Versetzungen  31 Prozent Veränderungen der Arbeitszeit inklusive Vorgänge zum Thema Heimarbeit, Wochenstundenreduzierungen und Altersteilzeit  32 Prozent Aufgabenwechsel und Geschäftsverteilungsplanänderungen  6 Prozent tarifliche Höhergruppierungen, Beförderungen und Fallgruppenänderungen  8 Prozent Mutterschutz, Elternzeit und Sonderurlaub  10 Prozent diverse Einzelvorgänge, die sich nicht zusammenfassen lassen. Im Jahr 2006 sind zwei Männer eingestellt worden. Der Frauenanteil der Bewerbungen lag bei 0 Prozent. Die bereitgestellten Fortbildungsmittel wurden im Sinne von Gender Mainstreaming eingesetzt. Sie ermöglichten es, im Oktober ein Seminar „Optimierung der Zusammenarbeit zwischen Frauen und Männern in Arbeits- und Projektteams“ für sechs Frauen und sechs Männer und im November ein Seminar für Führungskräfte mit dem Titel “Frauen und Männer richtig führen und gerecht beurteilen“ ebenfalls für vier Frauen und sieben Männer durchzuführen.

192

Gleichstellung von Frau und Mann 2006

Summary In April the State Agency for Nature and Environment (LANU) participated in the sixt national Future Day for girls. Twenty six schoolgirls took the opportunity to have a look at LANU and to test interesting application areas. The Equal Opportunities Officer participated in 170 single-activities. Two men have been hired. In terms of Gender Mainstreaming two workshops had been carried out: „Optimizing teamwork between women and men in daily work and projects“ and „The correct guidance of women and men and the equitable judgement of them”.

➢ Brigitte Baumgarth Gleichstellungsbeauftragte Tel.: 0 43 47 / 704–160 [email protected]

Haushalt 2006 ➢ Ernst – Peter Prestin

Das Landesamt für Natur und Umwelt (LANU) hatte im Jahr 2006 insgesamt Ausgaben in Höhe von 5,29 Mio €. Die Ausgaben bestanden aus sächlichen Verwaltungsausgaben (5,08 Mio €) und Investitionen (0,21 Mio €). Demgegenüber standen Einnahmen in Höhe von 1,1 Mio €. Sie wurden durch das Verwaltungshandeln erzielt, z. B. durch Gebühren, Bußgelder, Teilnehmerbeiträge, Erlöse von Karten und Veröffentlichungen sowie durch besondere Zuwendungen, beispielsweise der Europäischen Union. Das LANU bewirtschaftet in erheblichem Umfang (2,92 Mio €) Mittel aus zweckgebundenen Einnahmen  der Abwasserabgabe (2,39 Mio €) für Maßnahmen zur Verbesserung und Erhaltung der Gewässergüte,  der Grundwasserabgabe (0,33 Mio €) für Maßnahmen zur Verbesserung des Grundwasserschutzes und der Grundwasserbewirtschaftung und  der Oberflächenwasserabgabe (0,20 Mio €) zum Schutz und zur Verbesserung der oberirdischen Gewässer, zur Verbesserung aquatischer Ökosysteme und zur Förderung der nachhaltigen Wassernutzung.

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07

193

Diese Abgaben werden zentral beim Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (MLUR) bewirtschaftet und zum genannten Teil dem LANU zur Erledigung seiner Aufgaben in den jeweiligen Bereichen zugewiesen. Andere zweckgebundene Sondermittel sind Zuschüsse und Förderungen des Bundes sowie anderer Institutionen.

Summary The overall budget of the State Agency for Nature and Environment (LANU) consisted of 5.29 Mio Euro of expenses. In detail the money was spent for materials (5.08 Mio Euro) and investive costs (0.21 Mio Euro). The income was 1.1 Mio Euro, mainly from fees, fines, sales of maps and brochures, but also by special fundings. Another source are the fees for sewage water treatment or the usage of groundwater and water from rivers and lakes.

Ernst – Peter Prestin Dezernat 11 – Haushalt, Personal Tel.: 0 43 47 / 704 – 140 [email protected]

194

Haushalt 2006

Personal 2006 ➢ Christian Lange-Warnholz

Das Landesamt für Natur und Umwelt (LANU) verfügte zum Ende des Jahres 2006 über insgesamt 257 Stellen. Durch Teilzeitbeschäftigungen und Abordnungen waren im LANU 268 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (99 Frauen und 169 Männer) beschäftigt. Der Schwerbehindertenanteil betrug 8,6 Prozent (9 Frauen und 14 Männer). Die Aufteilung der Stellen und die Anzahl der Beschäftigten nach Fachrichtungen ergeben sich aus den folgenden Tabellen und Diagrammen. Beschäftigungsmöglichkeiten

Summe

Besetzbare Planstellen und Stellen laut Haushalt 2006

257

Vertretungs- und Aushilfskräfte

2

Abordnungen

10

Summe

269

männlich

weiblich

Summe

Frauenanteil in %

Anzahl SB

SB in %

höherer Dienst

76

29

105

27,60 %

9

8,57 %

gehobener Dienst

61

27

88

31,80 %

4

4,55 %

mittlerer Dienst

32

43

75

57,30 %

10

13,33 %

Gesamt

169

99

268

36,94 %

23

8,58 %

Beamte

53

10

63

15,87 %

4

6,35 %

Angestellte

108

88

196

44,89 %

18

9,18 %

Arbeiter

8

1

9

11,11 %

1

11,11 %

Gesamt

169

99

268

36,94 %

23

8,58 %

120

80

Anzahl der Beschäftigten des LANU (SB = Schwerbehinderte Menschen)

Anzahl der Beschäftigten nach Laufbahnen

105 100

Besetzbare Stellen/ Beschäftigungsmöglichkeiten

88 76

75 61

60

43 40

29

27

32

20 0

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07

195

Anzahl der Beschäftigten nach Status

268 196 169 108

99

88

63

53 10

Beamte

Anzahl der Beschäftigten nach Fachrichtungen

Fachrichtungen (HS)

8 Angestellte

1

9

Arbeiter

Summe

Summe

Fachrichtungen (FH/Sonst.)

Geologie

20

Technischer Gesundheitsschutz

6

Biologie

33

Bauingenieurwesen

12

Agrarwissenschaften

11

Landespflege

9

Informatik

3

Verwaltung

9

Geographie

9

Informatik

2

Jura

3

Elektrotechnik

3

Landespflege

2

FH Sonstige

32

Chemie

4

FH gesamt

73

Bauingenieurswesen

6

Techniker

49

Technischer Umweltschutz

3

Mittl. Allg. Verw. Dienst

6

Sonstige

11

Sonstige

35

HS gesamt:

105

Gesamt:

268

34 %

39 %

27 % Summary At the end of 2006 LANU had 257 workplaces. Because of the opportunities for part time employment there were 268 employees, 99 women and 169 men. 9 women and 14 men were handicapped (8.6 %). The diagram shows the members of employees in accordance with their educational expertise.

196

Summe

Personal 2006

➢ Christian Lange-Warnholz Dezernat 11 – Haushalt, Personal Tel.: 0 43 47 / 704 – 145 [email protected]

Veröffentlichungen 2006 ➢ Britta Maaß

Auch 2006 gab es – neben dem Jahresbericht zum 10-jährigen Jubiläum - wieder eine Reihe von Veröffentlichungen aus den verschiedenen Fachbereichen des LANU.

Jahresbericht 2005 – 10 Jahre Landesamt für Natur und Umwelt Der Jahresbericht 2005 gibt einen Rückblick auf das in 10 Jahren gemeinsamer Arbeit seit Amtsgründung am 1. Januar 1996 Erreichte und einen Ausblick auf die zukünftigen Anforderungen. Der Bericht ist, anders als die vorhergehenden Jahresberichte, mehr auf eine Gesamtschau, als auf die vertiefte fachliche Darstellung einzelner Themenbereiche ausgerichtet. Dieses bietet die Chance, Anspruch und Wirklichkeit mit etwas Abstand zum Alltagsgeschäft darzustellen und die Arbeit des Landesamtes in einem fachlichen und zeitlichen Kontext zu betrachten. (kostenlos)

Die Abfallbilanz 2004 Zum achten Mal in Folge wird eine umfassende und detaillierte Übersicht über die abfallwirtschaftliche Situation in den Kreisen und kreisfreien Städten Schleswig-Holsteins gegeben. Die Abfallbilanz 2004 vermittelt einen Überblick über Aufkommen und Verbleib der wichtigsten Abfallarten in den Kommunen. Das umfangreiche Datenmaterial ermöglicht Vergleiche zwischen den 15 Gebietskörperschaften, zeigt Trends auf und spiegelt die abfallwirtschaftliche Situation im Lande wider. Die Daten dienen als wichtige Entscheidungshilfe für abfallwirtschaftliche Maßnahmen. (kostenlos)

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07

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Rote Listen der Farn- und Blütenpflanzen sowie Brombeeren Diese zweibändige Veröffentlichung ist mit vielen Fotos ansprechend gestaltet und hebt sich dadurch schon äußerlich von der alten Roten Liste von 1990 ab; die Brombeeren werden in einem eigenen Band behandelt. Die relativ aufwändige Vorgehensweise war notwendig geworden, weil Schleswig-Holstein als erstes Bundesland den 2005 herausgegebenen Empfehlungen des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) ge-

folgt ist, ein neues Kriteriensystem der Gefährdung einzuführen. Der Vorteil des neuen Systems liegt darin, dass die Vergabe der Gefährdungskategorien transparent und damit nachvollziehbarer wird. Zur Datengrundlage haben viele ehrenamtliche Botanikerinnen und Botaniker des Landes beigetragen. Ein weiteres Novum ist eine Liste der Pflanzenarten mit internationaler und nationaler Verantwortung sowie eine Liste der unbeständigen Arten (Neophyten). (Preis für beide Bände zusammen: 5 €)

BIS-Faltblätter Im Rahmen des Besucherinformationssystems (BIS) für die Naturschutzgebiete in

Schleswig-Holstein wurden nachstehend aufgeführte Faltblätter neu bzw. in 2. Auflage herausgegeben (kostenlos):

Kreis Dithmarschen - Dithmarscher Eidervorland mit Watt (2. Aufl.) - Delver Koog (2. Aufl.) - Dellstedter Birkwildmoor

Kreis Ostholstein - Kasseedorfer Teiche und Umgebung

Kreis Herzogtum Lauenburg - Besenhorster Sandberge und Elbsandwiesen Kreis Nordfriesland - Ahrenviölfelder Westermoor (2. Aufl.) - Grüne Insel mit Eiderwatt (2. Aufl.)

198

Veröffentlichungen 2006

Kreis Plön - Dannauer See und Umgebung Kreis Schleswig-Flensburg - Tetenhusener Moor (2. Aufl.)

Verbreitungsatlas der Moose in SchleswigHolstein und Hamburg Bei dem Moosatlas für Schleswig-Holstein und Hamburg handelt es sich um ein umfangreiches Übersichtswerk mit Kartenmaterial und zahlreichen Fotos. Die Autoren mit den Herausgebern Florian Schulz und Jürgen Dengler bündeln das in den beiden Bundesländern über zwei Jahrzehnte – in zumeist ehrenamtlicher Arbeit unter dem Dach der AG Geobotanik - zusammengetragene Wissen zu den Moosen. Der Atlas besteht aus drei Teilen: In einem „Allgemeinen Teil“ wird das Untersuchungsgebiet vorgestellt, es werden wichtige Mooslebensräume beschrieben und die Gefährdung sowie der Schutz der Moose dargestellt. Ergänzt wird dieser Teil unter anderem durch Angaben zur Geschichte der Bryofloristik und zur Methodik der Kartierung. In einem „Speziellen Teil“ werden alle nachgewiesenen 598 Moossippen in ihrer Verbreitung, ihren Standortansprüchen und ihrer Ge-

fährdung mit Text, Verbreitungskarte und gegebenenfalls Foto in alphabetischer Reihenfolge beschrieben. Der Atlas endet mit einem umfassenden „Verzeichnisteil“, der u. a. eine Tabelle aller Sippen und ihrer Rote-Liste-Einstufungen, eine Übersicht der Pflanzengesellschaften und Moossynusien sowie ein Glossar umfasst. (Preis: 24,50 €)

Atlas der Eintags-, Stein und Köcherfliegen Schleswig-Holsteins Mit dem „Verbreitungsatlas der Eintags-, Stein und Köcherfliegen“ können erstmals die historische und die aktuelle Verbreitung der im Land vorkommenden Arten dieser an Gewässer gebundenen Insekten dargelegt werden. Der Atlas ist eine Fortführung der seit Ende der 1980er Jahre durchgeführten intensiven Gewässerkartierung des Landesamtes für Natur und Umwelt. Die umfangreichen Daten sind damit jetzt auch öffentlich verfügbar und können weiter genutzt werden. Die Auswahl und Zusammenfassung dieser drei im Süßwasser lebenden Insektenordnungen Eintags-, Stein- und Köcherfliegen liegt in ihrer zentralen Bedeutung für die Gewässerbewertung begründet. Aufgrund ihrer spezifischen Ansprüche an Gewässerstrukturen und Wasserqualität besitzen sie einen hohen Indikatorwert. Der vorliegende Atlas soll qualifizierte Arbeitsgrundlagen anbieten, und zwar besonders im Hinblick auf die Interpretation langfristiger Bestandsbeobachtungen (Monitoring) und auf das Wiederbesiedlungspotential bedeutender Indikatorarten. Letzteres wird eine zentrale Rolle in

der Planung von Renaturierungs- und Restaurierungsmaßnahmen einnehmen, da das angestrebte Ziel, das Erreichen eines „verbesserten ökologischen Zustandes im Sinne der EUWRRL“, letztendlich einzig durch eine lokale Zuwanderung und Ansiedlung eben dieser Arten erreicht werden kann. Die vorliegenden Verbreitungskarten können somit auch Anhaltspunkte dafür liefern, in welchen Gewässersystemen geplante Maßnahmen Erfolg versprechend sein werden. (Preis: 17,50 €)

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07

199

Berichte über Zustand und Belastung von Seen an der Nordund Ostseeküste sowie von Seen der Schwentine

,

Mit dem Bericht werden die Ergebnisse neuer Seenuntersuchungen im Küstenraum der Nord- und Ostsee sowie der von der Schwentine durchflossenen Seen veröffentlicht. Neben den Daten zur Wasserqualität und den Lebensgemeinschaften der Seen und ihrer Ufer werden die Bedeutung verschiedener menschlicher Einflüsse auf die Seen ermittelt und Hinweise auf Belastungsschwerpunkte gegeben. Für jedes Gewässer wurden individuell Entlastungsempfehlungen entwickelt, die helfen sollen, zu einem möglichst naturnahen – dem guten ökologischen Zustand zu gelangen. (Die Seen der Schwentine - Preis 10,20 €; Die küstennahen Seen der Nord- und Ostsee – Preis 8,50 €)

Seenbericht „Pinnsee“ Das LANU schließt die Reihe der als Broschüre herausgegebenen Seenberichte mit dem Bericht zum Pinnsee mit ausführlichen Ergebnissen zu seinem Zustand und seiner Entwicklung in den letzten zehn Jahren ab. In Zukunft werden diese Ergebnisse ausschließlich im Internet in verkürzter Form aktuell bereit gehalten. Der 0,08 km2 große Pinnsee liegt östlich von Mölln und gehört zur Ratzeburger Seenplatte; er hat weder Zu- noch Abfluss und wird ausschließlich über den Regen, diffusen Oberflächenabfluss und vermutlich über das Grundwasser gespeist. Als einer der wenigen Seen im norddeutschen Raum und einziger in Schleswig-Holstein galt er schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts als versauerungsgefährdet, so dass es umfangreiche Daten zu seiner Entwicklung gibt. Er ist zudem als einer von nur zwei Seen Deutschlands in einem internationalen Monitoringprogramm für versauerte Gewässer durch Luftschadstoffe enthalten.

200

Veröffentlichungen 2006

Das Einzugsgebiet liegt überwiegend im Nadelwald. Zudem ist der Pinnsee aufgrund des geologischen Untergrundes kalkarm und daher durch Versauerung gefährdet. Die chemischen und physikalischen Untersuchungen der letzten Jahre zeigen jedoch, dass sich die Situation im Pinnsee wieder bessert. (Preis: 7,80 €)

Gewässerbeobachtung – Zahlentafel 2002/2003 Der Bericht ist eine Fortschreibung der seit mehr als 30 Jahren herausgegebenen Zahlentafeln mit den Messdaten des Jahres 2002 und 2003. Er umfasst die Gewässerbeobachtung der Fließgewässer (Band 1), der Seen, der Küstengewässer und des Grundwassers sowie die Niederschlagsdeposition in Schleswig-Holstein (Band 2) im Hinblick auf die Gewässerbeschaffenheit mit den Schwerpunkten Nähr- und Schadstoffe. Die Untersuchungen dienen der langfristigen Beobachtung und Überwachung der Gewässerzustände. Sie schaffen darüber hinaus auch Planungsgrundlagen für wasserwirtschaftliche Maßnahmen. (Preis je Band: 5,10 €)

Geothermie in Schleswig-Holstein Aufgrund der großen Nachfrage wurde die Broschüre neu aufgelegt. Sie informiert über die geologischen Voraussetzungen zur Nutzung von Erdwärme in Schleswig-Holstein, die Anwendungsmöglichkeiten von Wärme- und Kältespeicherung anhand von praktischen Beispielen auch bei unseren Nachbarn in Mecklenburg-Vorpommern, Dänemark und Schweden sowie die rechtlichen Aspekte und die Fördermöglichkeiten. (kostenlos)

Leitfaden für oberflächennahe Erdwärmeanlagen Schleswig-Holstein Auf Grund sehr starker Nachfrage nach Informationen hat das LANU einen kurzen und allgemein verständlichen Leitfaden (42 Seiten) für oberflächennahe Erdwärmeanlagen herausgegeben. Die Inhalte umfassen Erläuterungen zur Technik, zur Dimensionierung, zur Qualitätssicherung und zu rechtlichen Aspekten sowie Genehmigungswegen und Fördermöglichkeiten. (kostenlos) Zeitgleich wurde in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Wissenschaft, Wirtschaft und Verkehr des Landes Schleswig-Holstein, der Innovationsstiftung SH, der Wirtschaftsförderung und Technologietransfer SH GmbH und dem Fachverband der Heizungs- und Sanitärbetriebe eine Internetseite Geothermie Schleswig-Holstein eingerichtet. Unter www.i-sh.org/geothermie können weitere Informationen eingesehen werden.

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07

201

Die Böden Schleswig-Holsteins – Entstehung, Verbreitung, Nutzung, Eigenschaften und Gefährdung Das Verständnis über Entstehung, Verbreitung und Merkmale der Böden und die damit verbundenen Eigenschaften und Funktionen ist wesentliche Grundlage für den Erhalt der Vielfalt der Böden in der schleswig-holsteinischen Landschaft. Zur Unterstützung dieser Zielsetzung soll die Broschüre einen Teilbeitrag leisten. Die Vielfalt und Schönheit der Böden soll dabei ebenso vermittelt werden, wie ihr Bezug zu den Landschaften in Schleswig-Holstein. Die Broschüre versteht sich als Ergänzung zu den Fachdatenbeständen und möchte mit zahlreichen Fotos und Abbildungen den fachlichen Zugang zum Medium Boden erleichtern. Nutzungsmöglichkeiten der Böden werden dabei ebenso angesprochen, wie die Probleme, die sich aus den unterschiedlichen Wirtschaftsformen ergeben. Grundlegende Anregungen zum vorsorgenden Schutz von Böden werden angerissen, dieses Themenfeld geht jedoch weit über den Übersichtscharakter dieser Broschüre hinaus und wird daher nur gestreift. (kostenlos)

Alle Veröffentlichungen können bezogen werden beim: Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein Hamburger Chaussee 25 24220 Flintbek Tel.: 0 43 47 / 704-230, Fax: -702 Email: [email protected] Eine vollständige Übersicht über die Publikationen des LANU mit direkter Bestellmöglichkeit findet sich auch im Internet unter www.lanu-sh.de und dann weiter zu „Service“ und „Bestellservice“.

➢ Britta Maaß Dezernat 10 – Daten zur Umwelt, Informationstechnik und Öffentlichkeitsarbeit Tel.: 0 43 47 / 704-241 [email protected]

202

Veröffentlichungen 2006

Sonstige Veröffentlichungen 2006 Autorln Bahnwart, Mandy; Brunke, Matthias; Voss, Joachim im Rahmen des BERNETAutorenteams Baumgarth, Brigitte Grube, Alf & Wiedenbein, F.W.

Titel How to define, assess and monitor the ecological status of rivers, lakes and coastal waters. Regional Implementation of the EU Water Framework Directive in the Baltic Sea Catchment. Umwelterklärung 2006 des LANU Schleswig-Holstein Geotopschutz - eine wichtige Aufgabe der Geowissenschaften

Grube, Alf & Wohlenberg, H.-J. Grube, Alf & Wohlenberg, H.-J.

Die Kalkgrube Lieth bei Elmshorn - Teil 2: Geologie Salzstock im Buch der Erdgeschichte – Die Kalkgrube Lieth bei Elmshorn

Grube, Alf, Suckow, A., Calibration of a three dimensional Struckmeyer, K., numerical flow and transport model with Rogge, A. & Babinka, S. isotope hydrological ages: besides deeper insight into the hydrological system also a way around legal cases? Holzhüter, Thomas & Verbleibt dem Mäusebussard (Buteo buteo) Grünkorn, Thomas noch Lebensraum? Siedlungsdichte, Habitatwahl und Reproduktion unter dem Einfluss des Landschaftswandels durch Windkraftanlagen und Grünlandumbruch in Schleswig-Holstein Karez, Rolf im Rahmen Eutrophication-induced changes in benthic des Autorenteams algae affect the behaviour and fitness of the marine amphipod Gammarus locusta Kirsch, Reinhard; Petrophysical properties of permeable and Scheer, Wolfgang and low-permeable rocks BurVal Working Group Kirsch, Reinhard

Kirsch, Reinhard & Ernstson, Kord

Petrophysical properties of permeable and low-permeable rocks Electromagnetic methods – frequency domain – ground based techniques Groundwater quality – saltwater intrusions Geophysical characterization of aquifers Groundwater protection: vulnerability of aquifers Groundwater protection: mapping of contaminations Geoelectrical methods

Aquifer structures: fracture zones and caves

Erschienen in BERNET CATCH (2006): BERNET CATCH Theme Report, Work Package 1. BERNET c/o Fyn County, 256 pp., www.bernet.org www.lanu-sh.de EGMA-News, Jg. 2006, H. 1: 4-8 (Reprint aus: Die Geowissenschaften 8: 215-219) Natur und Wissen 2 (1): 19-20, Hamburg LOOK, E.-R. & FELDMANN, L. (2006): Faszination Geologie. Die bedeutendsten Geotope Deutschlands.- 2. Aufl., Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart, S. 8-9. European Geosciences Union General Assembly 2006 Vienna, Austria, 02 – 07 April 2006

Naturschutz und Landschaftsplanung 2006 (38), S. 153 - 157

Aquatic Botany 84, 199-209

BURVAL WORKING GROUP (ed): Groundwater Resources in Buried Valleys – a Challenge for Geosciences, Hannover: 254 - 262 Groundwater Geophysics – a tool for Hydrogeology. Springer, Heidelberg: 1 - 22 170 - 176 423 - 438 439 – 457 461 - 471 473 - 487 Groundwater Geophysics – a tool for Hydrogeology. Springer, Heidelberg: 85 – 117 Groundwater Geophysics – a tool for Hydrogeology. Springer, Heidelberg: 395 - 422

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07

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Autorln Kirsch, Reinhard & Hinsby, Klaus

Titel Aquifer vulnerability

Knief, Wilfried

Graureiher

Knief, Wilfried; Petersen-Andresen, Walther; Ekelöf, Olaf; Ivens, Claus Knief, Wilfried im Rahmen des Autorenteams Petenati, Thorkild & Voß, Joachim Pfeiffer, Manuela; Baltes, Guido; Hiemcke, Ramon & Reimers, Hans-Christian Reimers, Hans-Christian; Lehfeldt, R.; Simmering, F. & Sellerhoff, F. Reimers, H.-C. & Sellerhoff, F.

Bestand, Verbreitung und Schutz der Trauerseeschwalbe (Chlidonias niger) in Schleswig-Holstein Das Kriteriensystem der nächsten Roten Liste der Brutvögel Deutschlands

Ber. Vogelschutz 42: 137-140

Fischsterben im Tiefenwasser der Ostsee

Naturschutzblätter 01/2006: 48-50

Geodatenmanagement für die EGWasserrahmenrichtlinie

TRAUB, K.-P. & KOHLUS, J. (Hrsg.): GIS im Küstenzonenmanagement. Herbert Wichmann Verlag, Heidelberg, pp.161-169 German Coastal Engineering Research Council - GCERC newsletter, 6th year Edition, 2/2006, p. 4 - 5, Hamburg

The use of metadata in coastal engineering and the protection of coastal waters

Sediment classification

Reimers, Hans-Christian im Rahmen des Autorenteams

NOKIS - Nord- und Ostsee KüstenInformationsSystem Netzwerk der Metadaten

Scheer, Wolfgang; Kirsch, Reinhard; Kröger, Jens & Zahrt, Martin Schneberger, Stefan; Görtzen, Dirk & Rammert, Uwe

Ellerbeker Rinne

Trepel, Michael

Schleswig-Holstein Provides Environmental Data for the German Geo Data Infrastructure and Offers a Public Available Gazetteer Modellanwendungen bei der skalenübergreifenden Planung, Umsetzung und Erfolgskontrolle von Umweltprogrammen - am Beispiel des Niedermoorprogramms Schleswig-Holsteins Restoration ecology of river valleys (Editorial)

Trepel, Michael; Jensen, Kai; Merritt, David & Rosenthal, Gerd Trepel, Michael; Spatial heterogenity of water pathways in Kieckbusch, Jan-Jakob & degenerated riverine peatlands Schrautzer, Joachim

204

Erschienen in BURVAL WORKING GROUP (ed): Groundwater Resources in Buried Valleys – a Challenge for Geosciences, Hannover: 149 – 155 Jahresbericht 2006, Jagd und Artenschutz, MLUR Vogelwelt 126: 195-201

Sonstige Veröffentlichungen 2006

KFKI aktuell - News of the German Coastal Engineering Research Council, 6 (1) 2006, pp 5-6 TRAUB, K.-P. & KOHLUS, J. (Hrsg.): GIS im Küstenzonenmanagement. Herbert Wichmann Verlag, Heidelberg, pp.150-160 BURVAL WORKING GROUP (ed): Groundwater Resources in Buried Valleys – a Challenge for Geosciences, Hannover: 205 - 226 Managing Environmental Knowledge, 20th International Conference on Informatics for Environmental Protection, Shaker Verlag, Graz, Austria: pp 453-456 Habilitationsschrift, CAU Kiel

Basic and Applied Ecology, 7: 383-387.

Basic and Applied Ecology, 7: 388-397.

Veranstaltungen 2006 Datum

Inhalt

Leitung/Referentin

16. Januar

„Gemeinschaftlicher Wiesenvogelschutz“: Wie geht es weiter?, Meggerdorf

Julia Jacobsen

19. Januar

„Arnica montana – eine schützenswerte Pflanze“ - Aukruger Landfrauenverband

Dr. Silke Lütt

20. Januar

Expertentreffen der Botanikerinnen und Botaniker der Landes Schleswig-Holstein

Dr. Silke Lütt

6. Februar

Weltfeuchtgebietstag: Zukunft der Moorböden in Schleswig-Holstein; Vortrag: Das Niedermoorprogramm in Schleswig-Holstein

Dr. Michael Trepel Dr. Silke Lütt

22. Februar

Ingenieurgeologische Probleme in Schleswig-Holstein

Dr. Thomas Liebsch-Dörschner

23. Februar

Lokale Bündnisse für Naturschutz

Thomas Wälter Sönke Beckmann

1./2. März

NOKIS++ Workshop Hannover

Dr. Hans-Christian Reimers, Johannes Müller, Andreas Omlin

7. März

Geophysikalische Erkundung von Erdfällen 66. Jahrestagung der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft, Bremen

Dr. Reinhard Kirsch Markus Janik Stefan Reiß

7./8. März

NNA-Seminar: Die Wasserrahmenrichtlinie und Feuchtgebiete; Vortrag: Das Niedermoorprogramm in Schleswig-Holstein - ein Beitrag zur Umsetzung der WRRL

Dr. Michael Trepel

14. März

Klausurtagung für Führungskräfte

Wolfgang Vogel

14. März

NOKIS & Cadenza Infotag in Mecklenburg-Vorpommern

Dr. Hans-Christian Reimers

21. März

Weideagentur Schleswig-Holstein

Thomas Wälter Sönke Beckmann Uwe Dierking

24. März

30. Betreuertagung Naturschutzgebiete

Andrea Kühl Thomas Wälter

6. April

BERNET CATCH Conference, Gl. Avernæs, Dänemark: Classification and Assessment of the Quality of Surface Waters - experiences from BERNET CATCH - challenges for the future

Dr. Joachim Voß

12. April

„Boden in der Umweltpädagogik / Möglichkeiten eines Bodenerlebnispfades“ - Workshop

Jörn-Hinrich Frank T. Jacobi

24. April

Exkursion im Rahmen des BIRD-Interreg Projektes zum Oldenburger Graben - Projektgebiet Gruber Wiesen; Gruppe von Schweden aus dem Gebiet „Lake Hornborga“

Beate Lezius Uwe Dierking

27. April

Girlsday

Brigitte Baumgarth, Sabine Thiessen und viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

27. April

Einsatz von Flugzeug- und Satellitengestützten Fernerkundungsdaten in der Umweltverwaltung

Dr. Eberhard Tschach

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07

205

Datum

Inhalt

Leitung/Referentin

1. Mai

Regionaltag Friedrichstadt: Flusslandschaft Eider-Teene-Sorge

Julia Jacobsen Beate Lezius Michael Mielke

4. Mai

Vogelkundliche Wanderung durch die „Mangrovenwälder“ des Schwabstedter Westerkoogpolders

Julia Jacobsen Michael Mielke

6. Mai

Eröffnung des Bodenerlebnispfades und Saisonbeginn des Lehrpfades Kulturlandschaft Bothkamp Hof-Siek

Dezernat 52 – Boden Bürgerverein Barkauer Land

8. Mai

„Unter unseren Füßen“ - Einweihung des Bodenerlebnispfades im Landesbetrieb Erlebniswald Trappenkamp

Dezernat 52 - Boden ErlebnisWald Trappenkamp

10. Mai

„Besonders geschützte Pflanzenarten“ – Ausbildung der Kräuterfrauen durch die Umweltakademie

Dr. Silke Lütt

10. Mai

Von Küste zu Küste – Über die Zusammenhänge von Geologie, Böden und Vegetation

Dr. Marek Filipinski Bernd Burbaum

17. Mai

Führung der Naturschutzbeauftragten des Kreises Segeberg über den Bodenerlebnispfad Trappenkamp

Anne Benett-Sturies (ErlebnisWald Trappenkamp) Jörn-Hinrich Frank

20.Mai

Fahrradexkursion durch das NSG Hohner See und angrenzende Moore

Julia Jacobsen

27.Mai

Exkursion durch das NSG Delver Koog

Beate Lezius

8. Juni

Tagung Norddeutscher Geologen in Halle/Saale; Vortrag: Kames-Sedimentation im südlichen Holstein

Dr. Alf Grube

13. Juni

Aktuelle Umsetzungsschritte der Wasserrahmenrichtlinie

Elisabeth Wesseler Dr. Karin Wolter

14. Juni

BWK-Veranstaltung: „Sachverständige gemäß § 18 Bundesbodenschutzgesetz“, Vorträge (u.a.): - Sachgebiet Erfassung - Sachgebiet Gefährdungsabschätzung Pfad Boden-Mensch

Dr. Verena Brill (Moderation) Dr. Ulrike Ströh-Neben Dr. Andreas Zeddel

15. Juni

Rechtsfragen des Landesdatenschutzgesetzes

Meike Sander Holger Brocks, ULD

28. Juni

WRRL-Infotag; ALR Husum

Dr. Hans-Christian Reimers

2. Juli

10 Jahre LANU – Aktionstag

Viele LANU-MitarbeiterInnen

4. Juli

Bewertung von Gewässern für die WRRL anhand der Unterwasservegetation (Makrophyten) mit Exkursion und Bestimmungsübungen

Ulrike Hamann

25. Juli

Erläuterungen von Fach- und Grundlagenwissen zum Bereich Boden sowie Präsentationsmöglichkeiten im Rahmen von Gruppenführungen auf dem Bodenerlebnispfad Hof Siek

Hans-Kurt Siem

19. August

Fahrradexkursion durch das Dörplinger Moor und das Tielenau Tal

Julia Jacobsen Michael Mielke

22. – 25. August

5th European Conference on Ecological Restoration; Vortrag: Is peatland rehabilitation a cost-effective measure for water quality improvement?

Dr. Michael Trepel

206

Veranstaltungen 2006

Datum

Inhalt

Leitung/Referentin

29. August

Strategien zum Erhalt historischer Obstwiesen in Schleswig-Holstein

Ulrich Mehl

31. August

Rechtsfragen des Landesdatenschutzgesetzes

Meike Sander Holger Brocks, ULD

5. September

Untersuchung des Bodens nach deutschem Bodenschutzrecht

Hans-Kurt Siem

6. September

Anforderungen an Modelle für die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie; Vortrag: Können Modellanwendungen die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie unterstützen?

Dr. Michael Trepel

7. September

NordBau-Kongress 2006 – Die neue Selbstüberwachungsverordnung Schleswig-Holstein

Peter Janson

11./12. September

Workshop on Remote Sensing of Intertidal Flats; Geesthacht

Dr. Hans-Christian Reimers

13. September

„Naturschutz für die Landwirtschaft“: Erfahrungen mit der landwirtschaftlichen Beratungspraxis im Naturschutz

Julia Jacobsen

14. September

Regeneration von Seen und stehenden Gewässern – BWK Bundeskongress Husum

Dr. Mandy Bahnwart Ulrike Hamann Gudrun Plambeck Elisabeth Wesseler

14. September

Entwicklung der Abfallwirtschaft – BWK Bundeskongress Husum

Peter-Manfred Poos

16. September

Naturkundlich geführter Wanderritt durch die Flusslandschaft Eider-Treene-Sorge/ Hartshoper Moor

Beate Lezius Julia Jacobsen

19. September

Gewässerunterhaltung in Schleswig-Holstein

Dr. Karin Wolter Anne Holm Dr. Michael Trepel

22. September

Naturschutztag Schleswig-Holstein 2006 – Naturschutz und Klimawandel

Thomas Wälter

27./28. September

Klausurtagung für Führungskräfte

Wolfgang Vogel

5. Oktober

Innovative Konzepte im Ausgleichsmanagement – mit einer Exkursion zu den Wildpferden und Heckrindern im Eidertal

Dr. Thomas Holzhüter

9.-12. Oktober

Exkursion zum BIRD Interreg Projekt

Julia Jacobsen, Beate Lezius, Michael Mielke, Sönke Beckmann, Uwe Dierking

10. Oktober

Vorstellung des Jubiläumsprojektes des Landfrauenverbandes „Wiederansiedlung von 60 Wildpflanzenarten“, Frauenforschungsinstitut, Kiel

Dr. Silke Lütt

11. Oktober

„Das neue Programm zur Entwicklung des ländlichen Raumes – Möglichkeiten und Perspektiven für den Naturschutz in Schleswig-Holstein 2007 – 2013“: Anforderungen an Lokale Bündnisse zur Umsetzung von Naturschutzzielen

Julia Jacobsen

25./26. Oktober DWA Wasser- und Bodentage; Vortrag: Nährstoffeinträge in Fließgewässer beurteilen und verringern

Dr. Michael Trepel

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07

207

Datum

Inhalt

Leitung/Referentin

1. November

KFKI-Statusseminar: Metadaten im Küstengewässerschutz

Dr. Hans-Christian Reimers

2. November

Monitoring zum flächendeckenden Gewässerschutz in der Landwirtschaft

Dr. Frank Steinmann

13. November

Neue Ziele für den Binnenhochwasserschutz in Schleswig-Holstein

Dr. Thomas Hirschhäuser

14. November

Vorstellung des Jubiläumsprojektes des Landfrauenverbandes „Wiederansiedlung von 60 Wildpflanzenarten“, Stadthalle Neumünster

Dr. Silke Lütt

16. November

18. Abfalltagung – Neues aus Abfallrecht und Abfallwirtschaft

Peter-Manfred Poos

21. November

Faunistisch-ökologische Arbeitsgemeinschaft SchleswigHolstein, Vortrag: Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie zwischen Bestandsaufnahme und Bewirtschaftungsplan

Dr. Michael Trepel

28. November

Life Baltcoast - Projekt

Dr. Silke Lütt Britta Küper (Stiftung Naturschutz)

29. November

Symposium – Geoinformation für die Küstenzone; HCU Hamburg

Dr. Hans-Christian Reimers

29./30. November

Abschlusskonferenz INTERREG-Projekt BurVal im Geo-Zentrum Wolfgang Scheer Hannover, Vorträge: a) Buried valleys – importance for the water supply. b) From the sixties to the BurVal –3-D-Geomodel: Investigation programmes of the Ellerbeker Rinne

6. Dezember

NEA GIG Benthostreffen B, NL, D im RIKZ, Den Haag: Adjustment of the AMBI-Classification Tool to the Schleswig-Holstein Coastal Waters (North Sea)

Interne Veranstaltungen (für Mitarbeiter/-innen des LANU): Externe Veranstaltungen (mit auswärtigen Teilnehmern): Kooperationsveranstaltungen mit der Akademie für Natur und Umwelt Schleswig-Holstein:

208

Veranstaltungen 2006

Dr. Karin Heyer Dr. Joachim Voß

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006

Gremien Name Dr. G. Agster

R. Albrecht

Dr. M. Bahnwart Dr. N. Bädjer

G. Baltes

B. Baumgarth J. Beller E. Bornhöft

Fachausschüsse/Arbeitsgruppen Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches e.V. (DVGW), Arbeitsgruppe Grundwasserversalzung Direktorenkreis der staatlichen geologischen Dienste Bund/ Länder Ausschuss Bodenforschung (DK BLAÄBO): Ad-hoc-Arbeitsgruppe „Fachinformationssysteme (FIS) Hydrogeologie“ Länderarbeitsgemeinschaft Naturschutz-Arbeitskreis Artenschutzrecht Beirat des Bundesamtes für Naturschutz zu Fragen des Washingtoner Artenschutzübereinkommens Beirat der Seehundstation Friedrichskoog Arbeitsgruppe Hydrobiologie des deutschen Elbe-Abschnitts

209

Arbeitsgruppe ‘Bodenbelastungen auf WurfscheibenSchießplätzen‘ im FB I Umwelt (Abfall, Boden, Wasser) des Normenausschusses Wasserwesen (NAW) im DIN Internationale IKSE-Expertengruppe Data der AG „Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie im Einzugsgebiet der Elbe“ (WFD) - Sprecher der deutschen Delegation Arbeitsgruppe Daten des Koordinierungsrates der Flussgebietsgemeinschaft Elbe - Vertretung von SchleswigHolstein Bund/Länder Arbeitskreis Umweltmanagement nach EMAS in Umweltbehörden Naturschutz und Wald Bund-/Länder-Arbeitsgemeinschaft Bodenschutz (LABO): Ständiger Ausschuss 2 „Informationsgrundlagen“ Direktorenkreis der staatlichen geologischen Dienste; Bund/Länder Ausschuss Bodenforschung (DK / BL Geo): Ad-hoc-Arbeitsgruppe „Steuerungsgruppe Bodeninformationssysteme“ Direktorenkreis der staatlichen geologischen Dienste Bund/Länder Ausschuß Bodenforschung (DK BLGeo): Ad-hoc-Arbeitsgruppen „Fachinformationssysteme (FIS) Rohstoffe“ und „Rohstoffe“

Ziel/Zweck Erarbeitung von Grundlagen und Konzepten zur Grundwasserversalzung Erstellung der Informationsgrundlagen eines „FIS Hydrogeologie“

Koordinierung der Länder in Bezug auf Fragen des Artenschutzes Ländervertreter für gutachterliche Begleitung zum Washingtoner Artenschutzübereinkommen Beratung der Seehundstation Friedrichskoog Abstimmung der hydrobiologischen Untersuchungsverfahren im deutschen Abschnitt der Elbe im Rahmen des ARGE Elbe- und IKSE-Messprogramms Entwicklung fachlicher Grundlagen zur Minimierung von Bodenbelastungen auf Schießplätzen Zeitgerechte Koordinierung der sich aus der Umsetzung der EUWasserrahmenrichtlinie ergebenden Aufgaben im internationalen Einzugsgebiet der Elbe im Bereich des Datenmanagements und der Kartographie Zeitgerechte Koordinierung der sich aus der Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie ergebenden Aufgaben im deutschen Teil des Einzugsgebietes der Elbe im Bereich des Datenmanagements und der Kartographie Informationsaustausch und Erarbeitung von einheitlichen Standards Schaffung von Naturschutzgebieten Länderübergreifende Informationsgrundlagen zum Bodenschutz Länderübergreifende Koordinierung Bodeninformationssystem (Geowissenschaftliche Grundlagen)

Fachliche Koordinierung und Zusammenarbeit im Bereich der Sicherung oberflächennaher mineralischer Primärrohstoffe

210

Name

Dr. V. Brill

Gremien

Dr. M. Brunke

Fachausschüsse/Arbeitsgruppen Bund/Länder-Arbeitskreis Umweltinformationssysteme: „AG UGIS“ (AG Umwelt-Geoinformationssysteme) Arbeitskreis Abfall und Bodenschutz, Schleswig-Holsteinischer Landkreistag, Städtetag Schleswig-Holstein Erfahrungsaustausch Altlasten der Landesämter/ Landesanstalten für Umwelt einschl. Österreich, Schweiz und UBA Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (ATV-DVWK) Arbeitsgruppe WW-3.5 „Ökohydraulik“ Deutsche Gesellschaft für Limnologie (DGL), Arbeitskreis „Lebensraum Grundwasser“ Ad-hoc-AG Durchgängigkeit/Fische der FGG Elbe

B. Burbaum

E. Bußmann Dr. S. Christensen

Direktorenkreis der staatlichen geologischen Dienste BundLänder-Ausschuss Bodenforschung (DK BLA-GEO): Ad-hoc Arbeitsgemeinschaft „Boden“ Arbeitskreis der Altlastensanierungsgesellschaften Leibniz-Institut für Geowissenschaftliche Gemeinschaftsaufgaben Direktorenkreis der staatlichen geologischen Dienste Bund/Länder Ausschuss Bodenforschung (BLA Bodenforschung) als Vertreter des Ministeriums für Wirtschaft, Technologie und Verkehr Akademie für Raumforschung und Landesplanung (ARL) Landesarbeitsgruppe Nord

A. Drews M. Fiedler

Transnational Ecological Network Project, Vertreter für Schleswig-Holstein Länderarbeitsgemeinschaft Abfall (LAGA): Ad-hocArbeitsgruppe „Vollzugshilfe - Fachkundelehrgänge“ Interreg IIIb-Projekt „Baltic Haz Control“

H. Fleßner

Bund-/Länderarbeitsgruppe „Wassersicherstellung“

Ziel/Zweck Geodatenmanagement Umweltinformationsysteme Abstimmung im Hinblick auf einheitliche Regelungen im Altlastenbereich Fachliche Beratungen, länderübergreifende Abstimmung zu Fachfragen der Altlastenbearbeitung Verfahren und Ansätze zur Beurteilung von Wechselwirkungen zwischen Gewässermorphologie und Abflussregime sowie deren Auswirkungen auf die Gewässerbiozönosen Förderung der ökologischen Grundwasserforschung und des Grundwasserschutzes, einschließlich der Quellen und des hyporheischen Interstitials Länderübergreifende Zusammenstellung der fischbiologischen Vorranggewässer im Einzugsgebiet der Elbe Fortschreibung der Bodenkundlichen Kartieranleitung, Bereitstellung von bodenkundlichen Auswertungsmethoden, Erstellung länderübergreifender Kartenwerke (Bodenübersichtskarte 1:200.000) Informationsaustausch zur Sanierung von Altlasten Wissenschaftlicher Beirat Fachliche Beratungen, bundesweite Abstimmung in geowissenschaftlichen Fachfragen Fachliche Beratungen

Darstellung des Instrumentariums von Raumordnung und Landesplanung zur Rohstoffsicherung in den Ländern Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein Planung eines europäischen Biotopverbundes Novellierung der Vollzugshilfe, Erarbeitung von Verbesserungsvorschlägen zum geltenden Recht, Bearbeitung von Vollzugsproblemen Entwicklung und Implementierung von Instrumenten zur Abfallstromüberwachung im Ostseeraum, Stärkung der Zusammenarbeit im Bereich gefährliche Abfälle Durchführung des Wassersicherstellungsgesetzes

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07

Name J. Gemperlein

Fachausschüsse/Arbeitsgruppen Arbeitsgemeinschaft Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe der Elbe-Anliegerländer (Länder-AG) Arbeitsgemeinschaft der Schutzgebietsverwaltungen des Biosphärenreservates (BR) Flusslandschaft Elbe

S. Glaubitz B. Morning

Grenzüberschreitende Zusammenarbeit Sønderjylland Schleswig-Holstein

J. Göbel

Bund/Länder-Messprogramm (BLMP), Arbeitsgruppe Qualitätssicherung Biologischer Arbeitskreis HELCOM Phytoplankton Expert Group (international)

Dr. H. Gömpel

Länderarbeitsgruppe GADSYS (Gemeinsame Abfall DVSysteme)

D. Görtzen

Dr. K. Gürs

U. Hamann

A. Heyen R. Hiemcke

Länderarbeitsgemeinschaft Abfall (LAGA): Ad-hoc Arbeitsgruppe Eudin Datenschnittstelle eGovernment-Initiative „Schleswig-Holstein online“ von Land und Kommunen: Projektgruppe Digitaler Atlas Schleswig-Holstein Regionalkomitees für Neogene und Paläogene Stratigraphie der Anrainerstaaten des Nordseebeckens Regionale Stratigraphie von Deutschland, Subkommission Tertiär Fachbeirat „Makrophyten / Diatomeen“ der Länderarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA): Unterausschuss „Biologische Bewertung Fließgewässer und Interkalibrierung nach EU-WRRL“ AG Synopse (Arbeitsgruppe des Kuratoriums für Forschung im Küsteningenieurwesen, KFKI) Internationale IKSE-Expertengruppe Data der AG „Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie im Einzugsgebiet der Elbe“ (WFD) - Leitung Arbeitsgruppe Daten des Koordinierungsrates der Flussgebietsgemeinschaft Elbe - Leitung

Ziel/Zweck Länderübergreifende Abstimmung über Schutz und Entwicklung im Biosphärenreservat Fachlicher Austausch und Erarbeitung von Empfehlungen der Schutzgebietsverwaltungen (in SH wahrgenommen durch das LANU) der 5 am BR Flusslandschaft Elbe beteiligten Bundesländer zum Schutz und zur Entwicklung des BR Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen den in Schleswig-Holstein und in Sønderjylland im Bereich der grenzüberschreitenden Verbringung agierenden Behörden Planung und Umsetzung der biologischen Qualitätssicherung in den Programmen Qualitätssicherung von Phytoplanktonanalyse- und Bestimmungsmethoden (Taxonomie) Länderübergreifende Zusammenarbeit bei der Erstellung, dem Betrieb und der Weiterentwicklung von DV-Systemen der Abfallwirtschaft, insbesondere dem Abfallüberwachungssystem ASYS Definition einer Datenschnittstelle für den Datenaustausch im Rahmen der grenzüberschreitenden Abfallverbringung Erarbeitung eines Feinkonzeptes unter besonderer Berücksichtigung des Digitalen Agrar- und Umweltatlas Schleswig-Holstein Festlegung gültiger stratigraphischer Tabellen und Stratotypen Synopsis neuer stratigraphischer Ergebnisse im Tertiär Einbindung der Bundesländer in die Erprobung des WRRL-Bewertungsverfahrens für die Qualitätskomponente Makrophyten / Phytobenthos

Synoptische Vermessungen der Küstengewässer

211

Zeitgerechte Koordinierung der sich aus der Umsetzung der EUWasserrahmenrichtlinie ergebenden Aufgaben im internationalen Einzugsgebiet der Elbe im Bereich des Datenmanagements und der Kartographie Zeitgerechte Koordinierung der sich aus der Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie ergebenden Aufgaben im deutschen Teil des Einzugsgebietes der Elbe im Bereich des Datenmanagements und der Kartographie

212

Name

V. Hildebrandt Gremien

B. Holler-Gronow

A. Holm

Dr. H. Holthusen

Dr. T. Holzhüter P. Janson

H. Jessen Dr. C. Kabel-Windloff Dr. R. Karez

Dr. H. Kaufhold

Dr. R. Kirsch

Fachausschüsse/Arbeitsgruppen Facharbeitsgruppe GIS der Europäischen Kommission Abteilung „DG Environment“ – Mitglied der deutschen Delegation Umsetzung der Fauna- Flora- Habitat- (FFH)- und Vogelschutzrichtlinie Arbeitsgemeinschaft Meereskundlicher Bibliotheken (AMB); European Association of Aquatic Sciences Libraries and Information Centres (EURASLIC) Länderarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA): Arbeitskreis „Biologische Bewertung Fließgewässer und Interkalibrierung nach EU-WRRL“ Arbeitsgemeinschaft „Grundwasserversalzung“ bei der DVGW-Forschungsstelle an der Technischen Universität Hamburg- Harburg Arbeitsgruppe „Eingriff“ des Arbeitskreises Naturschutz des Landkreistages Bund-/Länder-Arbeitskreis „Abwasser aus Werften“ Deutsches Institut für Normung e.V.(DIN), Normenausschuss Wasserwesen, Kläranlagen (NAW V 36) Tagung der Verwaltungsleiter der Bundes- und Landesanstalten und -ämter Arbeitskreis der Altlastensanierungsgesellschaften Bund-/Ländermessprogramm (BLMP) AG EUWasserrahmenrichtlinie (WRRL): Leiter der Unterarbeitsgruppe Makrophyten Deutscher Delegierter in der Baltic Geographic Intercalibration Group (GIG) Direktorenkreis der staatlichen geologischen Dienste; Bund/Länder Ausschuss Bodenforschung (DK / BLA Geo): Ad-hoc-Arbeitsgruppe „Geologie“ Direktorenkreis der staatlichen geologischen Dienste Bund/Länder Ausschuss Bodenforschung (DK BLA Geo): Arbeitsgruppe „Oberflächennahe Geothermie“ Arbeitskreis Umwelt- und Ingenieurgeophysik der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft (DGG)

Ziel/Zweck Entwicklung des Fachinformationssystems Wasser (WISE) auf europäischer Ebene unter Berücksichtigung der „INSPIRE“ Vorgaben Fachliche Zusammenarbeit und Koordinierung Informationsaustausch; Vermittlung neuer fachwissenschaftlicher Ergebnisse; Teilnahme an einem beschleunigten Leihverkehr Erstellung von Bewertungssystemen für verschiedene Qualitätskomponenten und Begleitung der Interkalibrierung Erarbeitung von Grundlagen und Konzepten zum Themenbereich Grundwasserversalzung Mitarbeit; Beratung der Unteren Naturschutzbehörden Festlegung des Standes der Technik nach § 7a WHG Festlegung von allgemein anerkannten Regeln der Technik im Abwasserbereich Erfahrungsaustausch und Koordinierung Informationsaustausch zur Sanierung von Altlasten fachliche Umsetzung der WRRL hinsichtlich dieser Qualitätskomponente in den Küsten- und Übergangsgewässern der Nord- und Ostsee WRRL-Interkalibrierung in der Ostsee Beratende Funktion für Fragen der geowissenschaftlichen Datengewinnung, speicherung und -auswertung. Länderübergreifende Abstimmung der Geologischen Landesaufnahme, Methodenvereinheitlichung Erfahrungsaustausch zur Potentialermittlung, Bestimmung Thermischer Untergrundparameter, Koordinierung von Planungskarten Erfahrungsaustausch, Durchführung von Veranstaltungen, Beratung des Vorstands der DGG

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006

Name Dr. W. Knief

Dr. S. Lütt

H. Michelsen

Dr. B. Nommensen

Dr. R. Otto

T. Petenati

Fachausschüsse/Arbeitsgruppen Länder-Arbeitsgemeinschaft der staatlichen Vogelschutzwarten Arbeitskreis „Seevogelschutz“ Deutscher Rat für Vogelschutz Arbeitskreis der Deutschen Gesellschaft zur Torfnutzung „Moornutzung und Landschaftspflege“ Arbeitskreis Moore der Reinholdt-Tüxen-Gesellschaft Begleitarbeitskreis Niedermoorprogramm Bund/Länder-Messprogramm (BLMP), Arbeitsgruppe Qualitätssicherung Chemischer Arbeitskreis Bund/Länder–AG: „Physikalische und chemische Analysenund Messverfahren zu § 7a WHG und AbwAG“ Direktorenkreis der staatlichen geologischen Dienste Bund/Länder Ausschuss Bodenforschung (DK BLAGEO): Ad-hoc-Arbeitsgruppe „Hydrogeologie“ Deutscher Verband für Wasserwirtschaft und Kulturbau e.V.(DVWK), Fachausschuss „Grundwassererkundung“, Ansprechpartner Länderarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA) Deutsch-dänische Arbeitsgruppe Flensburger Förde Bund/Länder-Messprogramm (BLMP) Arbeitsgruppe Nordsee

G. Plambeck Dr. U. Rammert

Dr. H.C. Reimers

Dr. P. Sänger-von-Oepen

213

W. Scheer

Ziel/Zweck Abstimmung in wesentlichen Fragen des Vogelschutzes Durchführung von Küstenvogel-Bestandserfassungen und Veröffentlichung der Ergebnisse Informationsaustausch zwischen staatlichem und ehrenamtlichem Vogelschutz Fachliche Zusammenarbeit und Informationsaustausch Fachliche Zusammenarbeit und Informationsaustausch Fachliche Begleitung der Niedermooruntersuchungen, Umsetzung Niedermoorprogramm Abstimmung der Analysenverfahren und Qualitätssicherung für das Messprogramm Anpassung der in der Abwasserverordnung genannten Analyseverfahren und der für die Liste der prioritären Stoffe der WRRL Erarbeitung länderübergreifender Empfehlungen und Konzepte für die angewandte Hydrogeologie Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse aus dem Bereich Hydrologie/ Hydrogeologie, Regelwerke für den wasserwirtschaftlichen Praktiker Organisation und Durchführung der Monitoringprogramme für die Flensburger Förde Planung, Organisation und Umsetzung des gemeinsamen Messprogramms der Fachdienststellen des Bundes und der Länder in den deutschen Seegebieten Entwicklung eines Bewertungssystems für stehende Gewässer

Länderarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA): Unterausschuss „Bewertung stehender Gewässer“ - Leitung Länderarbeitsgemeinschaft „Bioindikation/ Wirkungsermittlung“ Setzen von Standards für den Bau und Betrieb von immissionsökologischen Messnetzen; Erarbeitung von Grundlagen und Methoden für Messungen und Bewertungen bei terrestrischen Bioindikatororganismen Deutsches „Trilaterales Monitoring- und Assessmentprogramm Nationale Facharbeitsgruppe zum TMAP Wattenmeer“ (TMAP) Expertengruppe (DTEG) Bund/Länder-Messprogramm (BLMP) Arbeitsgruppe Koordinierung und Harmonisierung der Umsetzung der EU WasserrahmenWasserrahmenrichtlinie richtlinie im deutschen Küstenbereich Direktorenkreis der staatlichen geologischen Dienste Technische und Gebühren-relevante Rahmenbedingungen beim Vertrieb geoBund/Länder Ausschuss Bodenforschung (DK BLA GEO): wissenschaftlicher Fachdaten: Status Quo und Vorschläge zur länderüberPersonenkreis Geoinformationswirtschaft greifend weitergehenden Vereinheitlichung Lenkungsgruppe südwestliches Holstein Koordination der wasserwirtschaftlichen Vorplanung im Ballungsraum Hamburg

214

Name M. Schmidt

Fachausschüsse/Arbeitsgruppen Länderinitiative Kernindikatoren AK Klimafolgen beim UBA

Gremien

Dr. F. Schulz

Länderarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA): Unterausschuss Stoffe: Relevante Einträge, Auswirkungen und Qualitätsziele Ad-hoc-Arbeitsgruppe „Quellen und Transport von Schadstoffen in der Elbe“

H.-K. Siem

Dr. F. Steinmann

drs. K. Stoepker

J.-U. Thaysen

DWA-Arbeitsgruppe HW-2.1 „Messnetze zur Erfassung der Wasserbeschaffenheit“ Bund-/Länder Arbeitsgemeinschaft Bodenschutz (LABO): Arbeitskreis 4 „Bodenbelastungen“, Ad-hoc-Arbeitsgruppe „Referenz-/ Hintergrundwerte für Böden“ Länderarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA) in der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V. (ATV-DVWK), Fachausschuss 7, Bodenschutz, Boden- und Grundwasserverunreinigung Arbeitsgruppe 7.1 „Schneller Stofftransport in Böden“ des Fachausschuss Gewässer und Boden 7 der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V. (ATV-DVWK) Altlastenausschuss der Bund-/Länder-Arbeitsgemeinschaft Bodenschutz (LABO): Unterausschuss Sickerwasserprognose Arbeitsgruppe „Sickerwasserprognose“ der Bund/LänderArbeitsgemeinschaft Bodenforschung Altlastenausschuss der Bund-/Länder-Arbeitsgemeinschaft Bodenschutz (LABO): Unterausschuss Sickerwasserprognose Kommunikationsforum „Grundwassermodellierung“ der Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Bodenforschung (BLA GEO) Arbeitsgruppe „Instrumente zur Sickerwasserprognose“, Bund der Ingenieure der Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft und Kulturbau (BWK) e.V. Gesprächskreis 69 (Industrie und Behördenvertreter) „ Abwasser aus der Herstellung von Druck- und graphischen Erzeugnissen, Reproduktionsanstalten“

Ziel/Zweck Schaffung und Weiterentwicklung eines ländereinheitlichen Umweltkernindikatorensatzes Information und Abstimmung der Klimafolgenforschung und eventueller Anpassungsmaßnahmen auf den Klimawandel zwischen Bund und Ländern Strategie zur Bestandsaufnahme diffuser Stoffeinträge, Stellungnahmen zu Stoffdatenblättern und Qualitätszielen und Erarbeitung von Qualitätszielen von Stoffen zur WRRL Fachliche Unterstützung der AG OW der FGG Elbe, Empfehlungen zum Schadstoffmonitoring, Vorschläge für Bewirtschaftungspläne FG Elbe; Vorschläge zu Maßnahmenprogrammen der internationalen FGG Elbe Erarbeitung eines DWA-Strategiepapiers zum Themenbereich „Monitoring von Oberflächengewässern“ Erarbeitung bundeslandbezogener Boden-Hintergrundwerte als Vergleichsgrößen Bearbeitung aktueller Fachfragen und Umsetzung des Expertenwissen in ATV-DVWK Merkblättern

Erstellen eines Merkblattes zur Abschätzung des Schnellen Stofftransportes im Boden anhand der Bodenansprache im Feld

Erarbeitung Arbeitshilfe Sickerwasserprognose bei orientierenden Untersuchungen Erarbeitung von länderübergreifenden Kriterien für die Durchführung von Sickerwasserprognosen im Rahmen des Bundesbodenschutzgesetzes Erarbeitung Arbeitshilfe Sickerwasserprognose bei Detailuntersuchungen Länderübergreifender Austausch der Modellanwender, Einrichtung und Nutzung von Austauschmöglichkeiten zu Modellanwendungen. Erarbeitung Merkblatt für die Verwendung von mathematischen Modellen als Instrumente zur Sickerwasserprognose Verordnung über Anforderungen an das Einleiten von Abwasser in Gewässer (Abwasserverordnung-AbwV), Erarbeitung der fachlichen Grundlagen für Anforderungen an das Einleiten von Abwasser nach dem Stand der Technik

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07

Name Dr. H. Thiessen

S. Thiessen C. Thomsen

Dr. M. Trepel

Fachausschüsse/Arbeitsgruppen Beirat bei der Kalkberg GmbH Bad Segeberg Wissenschaftlicher Beirat der „Stiftung Oldenburger Wall“ Arbeitskreis Naturerlebnisräume in Schleswig-Holstein Bund-/Länder-Arbeitsgemeinschaft „Erfahrungsaustausch zur fachlichen Handhabung der FFH-Verträglichkeitsprüfung“ Direktorenkreis der staatlichen geologischen Dienste Bund/Länder Ausschuss Bodenforschung (DK BLAGEO): Arbeitskreis Tiefengeothermie Kohlenwasserstoff-Verbund Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V. (DWA), Fachausschuss 6, Bodennutzung und Wirkungen auf Grundwasser Deutsche Gesellschaft für Moor- und Torfkunde Ad-hoc-AG Nährstoffe der FGG Elbe - Leitung

Dr. E. Tschach

Integrated Project Geoland

„Spatial Indicators for European Nature Conservation (SPIN)“ – EU-Verbundprojekt, 5. Rahmenprogramm (Projektleitung: Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V.) „Earth Observation for Natura 2000 (EON2000+)“ – EUVerbundprojekt, 5. Rahmenprogramm (Projektleitung: Infoterra – Remote Sensing Company, UK) EU/ESA-Initiative: „Global Monitoring for Environment and Security (GMES)“ (Deutsches Projektmanagement: Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V.) GMES-Service-Element (GSE-) Forest Monitoring W. Vogel

215

Fachtagung der Präsidenten und Leiter der Landesanstalten für Umwelt und der Landesumweltämter K E R N: Technologieregion Kiel, Eckernförde, Rendsburg, Neumünster

Ziel/Zweck Abstimmung von Maßnahmen zum Schutz und zur Nutzung des Kalkberges Beratung der Stiftung Austausch von Informationen und Beratung Gegenseitige Information v.a. über Länderstandards; Zuarbeit z.B. zu F+EVorhaben Mitarbeit, Erstellung eines digitalen Produktkatalogs im Auftrag des BLA GEO

Länderübergreifender Austausch zur KW-Geologie und anderen Nutzungspotenzialen Länderübergreifende Bearbeitung aktueller Fachfragen und Umsetzung des Expertenwissens in DWA Merkblätter und Stellungnahmen Sektionsvorsitzender Naturschutz und Raumordnung; Organisation und Durchführung von Fachveranstaltungen zu aktuellen Fragen Länderübergreifende Bilanzierung von Nährstoffeinträgen in die Elbe und Möglichkeiten ihrer Verringerung als Grundlage für den Bewirtschaftungsplan Entwicklung eines Monitoringsystems im Hinblick auf EU-Richtlinien und andere Konventionen im Raum Eiderstedt und Eider-Treene-Sorge-Gebiet mit dem Ziel der Entwicklung einheitlicher Klassifikationsschlüssel Erarbeitung eines Fernerkundungsunterstützten, GIS-gestützten Informationssystems zum Monitoring von naturschutzrelevanten Flächen in der EU System zu Erfassung und Monitoring von Natura 2000-Biotopen

Integration von Satellitenfernerkundungs- und operationellen Verfahren zur Optimierung der Information und der Gewinnungsprozesse Landesweite Erfassung von Waldtypen in den Maßstäben 1:50.000 und Biodiversitätskartierung im Kreis Herzogtum Lauenburg im Maßstab 1:10.000 Bundesweite Koordination, Kooperation und Erfahrungsaustausch der Präsidenten und Leiter Förderung der Regionalen Nachhaltigkeit

216

Name Dr. J. Voß

Gremien T. Wälter Dr. K. Wolter

W. Wolters

Fachausschüsse/Arbeitsgruppen Bund/Länder-Messprogramm (BLMP): Arbeitsgruppe Ostsee (Vorsitz) und ARGE BLMP Bund/Länder-Messprogramm (BLMP): Arbeitsgruppe Wasserrahmenrichtlinie Arbeitsgruppe „Sensitivitätskartierung“ der Bund/KüstenländerVereinbarung über die Bekämpfung von Meeresverschmutzungen Monitoring and Assessment Group (HELCOM MONAS) der Helsinki-Kommission zum Schutze der Meeresumwelt des Ostseegebiets EU-Projekt BERNET CATCH: WP1 Classification and Assessment (Vorsitz) und Steering Group Gesprächskreis des Bund-Länder-Ausschusses Nord- und Ostsee (BLANO) zu „Meeres- und Küstennaturschutz“

Ziel/Zweck Planung, Organisation und Umsetzung des gemeinsamen Messprogramms des Bundes und der Länder in den deutschen Meeresgebieten Koordinierung und Harmonisierung der Umsetzung der EU Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) im deutschen Küstenbereich Planung und fachliche Begleitung der Sensitivitätskartierung Ostsee Erarbeitung fachlicher Grundlagen über den Zustand der Ostsee

Verbesserung des Eutrophierungsmanagements durch regionale Maßnahmen, Umsetzung der EU Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) Erarbeitung von Empfehlungen zur nationalen Umsetzung von naturschutzrelevanten Beschlüssen internationaler Meeresschutz-Konventionen, Aufdeckung von Defiziten, Anstöße zu neuen Initiativen, Beratungsgremium Umweltexpertengruppe (UEG) „Folgen von Schadstoffunfällen” Wissenschaftliche Expertengruppe zur Erarbeitung von Konzepten zum Management von Havarien und Unfällen im Meeresbereich zur Beratung des Havariekommandos ECOSTAT AG “A Conceptual Framework for the Assessment Erarbeitung einer übergreifenden Leitlinie zur Bewertung des Eutrophierungsof Eutrophication in European Waters” zustandes für alle Oberflächengewässer im Rahmen der EU WRRL Flussgebietsbeirat Eider Regionales Beteiligungsgremium zum Informationsaustausch und Beratung bei der Umsetzung der EU Wasserrahmenrichtlinie Arbeitsgemeinschaft „Naturschutz der Landesämter und des Erfahrungsaustausch, Verfahrensabgleich, Projektinitiierung Bundesamtes für Naturschutz“ (BfN) Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Erarbeitung von Bewertungsmaßstäben für die Gewässer der Marschen zur Abfall (ATV-DVWK) Arbeitsgruppe GB-1.3 Marschengewässer Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie Beirat der Akademie für Natur und Umwelt S-H Beratung der Akademie für Natur und Umwelt Länderarbeitsgemeinschaft Wasser(LAWA): Erstellung des Teils Grundwasser für den Mitte 2004 an die Kommission gelieUnterausschuss „EU-Nitrat-Bericht 2004“ (Obmann) ferten Bericht der Bundesrepublik Deutschland gemäß EU-Nitratrichtlinie (91/676/EWG)

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07

Name Dr. A. Zeddel

U. Zeltner Dr. H.- D. Zerbe

Fachausschüsse/Arbeitsgruppen Altlastenausschuss der Bund-/Länder-Arbeitsgemeinschaft Bodenschutz (LABO): Unterarbeitsgruppe Schadstoffbewertung Handelskammer Hamburg, Anerkennung/öffentliche Bestellung von Sachverständigen für Bodenschutz und Altlasten, Fachgremium für das Sachgebiet 4 Deutsches Institut für Normung (DIN), Bodenbezogene Normungsvorhaben, DIN 19740; Betreuung des Projekts im Rahmen des Länder-Finanzierungsprogrammes Wasser, Boden und Abfall Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft „Bundesweiter Biotopverbund“ LAGA-Forum „Abfalluntersuchungen“ Arbeitsausschuss NAW I1/UA2 „Entsorgung“ des DIN Fachbereich I Umwelt Beirat des UFOPLAN-Vorhabens „Aufkommen, Verbleib und Qualität mineralischer Abfälle“

Ziel/Zweck Erarbeitung von länderübergreifenden Prüfwerten und Bewertungshilfen bei der Altlastenbearbeitung Zulassung von Sachverständigen nach § 18 BBodSchG und §36 GewO für das Sachgebiet 4 (Gefährdungsabschätzung für den Pfad Boden-Mensch) Erstellung einer Norm zur Bodenbeschaffenheit – Anleitung zur Berücksichtigung von Umweltanforderungen beim Bau von Schießstätten

Festlegung bundesweiter Standards für Planung und Umsetzung von Biotopverbundsystemen gemäß § 3 BNatSchG Fachliche Begleitung der europäischen Normung für die Abfallanalytik Spiegelgremium des CEN TC 308 Fachliche Begleitung des Forschungsvorhabens

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Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07

Organisation des LANU

Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein

Direktor des Landesamtes für Natur und Umwelt Umweltmanagementbeauftragte

Gleichstellungsbeauftragte Gleichstellungsbeauftragte

Abteilung 1

Abteilung 2

Abteilung 3

Abteilung 4

Abteilung 5

Allgemeine Dienste; Integrierter Umweltschutz

Abfall/Immissionen

Naturschutz und Landschaftspflege

Gewässer

Geologie und Boden

Allgemeine Angelegenheiten des Naturschutzes; Naturschutz und ländliche Räume

Technischer Gewässerschutz

Daten zur Umwelt, Informationstechnik und Öffentlichkeitsarbeit

Abfalltechnik Grundlagen der Stoffund Abfallwirtschaft

Haushalt, Personal Recht Innerer Dienst, Organisation, Vergabestelle

Obere Abfallentsorgungsbehörde (Sonderabfälle und Abfalltransporte)

Artenschutz; Staatliche Vogelschutzwarte

Obere Abfallentsorgungsbehörde (Siedlungsabfälle)

Ökosystemschutz

Geowissenschaftliche Grundlagen

Fließgewässerökologie Geologie Hydrologie und Morphologie der Fließ- und Küstengewässer; Geographische Informationssysteme

Boden Altlasten

Flächenhafter Naturschutz Seen Landschaftsplanung; Eingriffsregelung; Kartographie

Grundwasserhydrologie, Grundwasserschutz

Ingenieurgeologie; Energierohstoffe; Geopotenziale des tieferen Untergrundes

Grundwasserbewirtschaftung Küstengewässer

Personalrat Personalrat 219

Stand 31.12.2006

Vertrauensfrau der Schwerbehinderten Vertrauensfrau der Schwerbehinderten

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Organisation of LANU

State Agency for Nature and Environment of the State Schleswig-Holstein

Organigramm

Director of the State Agency for Nature and Environment

Commissioner for environment management

Commissioner for equal rights Gleichstellungsbeauftragte

Department 1

Department 2

Department 3

Department 4

Department 5

General Services; Integrated Environmental Protection

Waste / Emmissions

Nature Protection and Landscape Conservation

Water

Geology and Soil

General Affairs of Nature Protection; Nature Protection and Agriculture

Technical Waterprotection

Geo-scientific Basics

Ecology of Running Water

Geology

Species Protection; Bird Protection Authority

Soil

Extensive Nature Protection

Hydrology and Morphology of Running and Coastal Waters; Geographic Information System

Ecosystem Protection

Lakes

Landscape Management; Impacts; Cartography

Groundwater Hydrology, Groundwater Protection

Environmental Data, Information Technology and Public Information

Waste Engineering Waste Management Basics

Budget; Staff Legal Affairs Internal Services, Organisation, Contracting Services

Waste Disposal and Recovery Authority (hazardous waste and waste Transport) Waste Disposal and Recovery Authority (municipal waste)

Contaminated Sites Engineering Geology; Raw Material; Basement Geology

Groundwater Management Coastal Waters

Staff Council Commisioner for severely handicapped employees State 31.12.2006

Anreise Mit dem Bus Vom Hauptbahnhof Kiel mit der Linie 502 direkt bis zur Haltestelle „LANU“; Abfahrtszeiten: 7.38 und 8.08 Uhr (Ankunft: 8.05 Uhr und 8.35 Uhr). Oder mit der Linie 501 bis zur Haltestelle „Flintbek/Siedlung“ (Abfahrtszeiten: 8.08, 8.28, 8.58 Uhr und 9.28 Uhr, ab 10.03 Uhr alle 30 Minuten). Von dort aus gehen Sie etwa 10 Minuten entlang der Hamburger Chaussee (L 318) zum LANU auf der linken Straßenseite.

Mit dem Zug Von Neumünster oder Kiel mit der Nordostseebahn bis zum Bahnhof Flintbek, von dort etwa 1,6 km Fußweg zum LANU: vom Bahnhof nach Süden auf der Straße Müllershörn zum Eiderkamp, unter der Eisenbahnbrücke durch und diesen hoch bis zur L 318, dort rechts, 200 Meter hinter der Ampel liegt rechts das LANU.

Jahresbericht Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein 2006/07

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Mit dem Auto

Aus Richtung Kiel Vom Westring am Barkauer Kreuz von der B 404 auf die Hamburger Chaussee in Richtung Neumünster abbiegen. Durch Molfsee hindurch. Etwa 1 Kilometer nach der ersten Abfahrt „Flintbek“ liegt das LANU auf der linken Seite. Links vom Eingang befindet sich der Parkplatz.

Aus Richtung Flensburg Von der Autobahn 7 Abfahrt „Bordesholm“ in Richtung Bordesholm/Plön nach links abbiegen. Nach acht Kilometern wieder links auf die Hamburger Chaussee in Richtung Kiel. 200 Meter hinter der Ampel mit der Ortsabfahrt „Flintbek“ liegt das LANU auf der rechten Seite.

Aus Richtung Hamburg Von der Autobahn 7 am „Bordesholmer Dreieck“ auf die Autobahn 215 in Richtung Kiel.

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Anreise

Von dieser bei der ersten Abfahrt „Blumenthal“ abfahren und links Richtung Kiel abbiegen. Nach 500 Metern links auf die Hamburger Chaussee in Richtung Kiel. 200 Meter hinter der Ampel mit der Ortsabfahrt „Flintbek“ liegt das LANU auf der rechten Seite.

Aus Richtung Bad Segeberg Die B 404 von Süden kommend an der Ausfahrt „Flintbek/Preetz“ verlassen und nach links über Klein Barkau und Schönhorst nach Flintbek. An der ersten T-Kreuzung nach links durch den Ort, unter der Bahn hindurch aus Flintbek heraus zur L 318 hinauf. An der Ampel nach rechts abbiegen. Nach 200 Metern liegt das LANU auf der rechten Seite.

Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein Hamburger Chaussee 25 24220 Flintbek Telefon: 0 43 47 / 704 - 0 www.lanu-sh.de [email protected]